15.10.2014:
PR-Agenturen schaffen für die NATO neue
Feindbilder, um Kriege zu ermöglichen
(!!!) - Beispiel Balkan, Serbien, KZs,
gekaufte Journalisten etc.
aus: Neue Rheinische Zeitung online:
Propaganda in militärischen Konflikten, z.B.
während der Balkankriege: PR-Aufträge für
Hass und Tod (15.10.2014); http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=20861
<Von Helmut
Scheben
Helmut Scheben, geboren 1947 in Koblenz,
vor seiner Pensionierung u.a. Redakteur der
Wochenzeitung (WoZ) in Zürich, Redakteur und
Reporter im Schweizer Fernsehen SRF, davon
16 Jahre in der Tagesschau. hat diesen
Beitrag im http://www.journal21.ch/
veröffentlicht.
In militärischen Konflikten werden zunehmend PR-Agenturen
beauftragt, Feindbilder zu konstruieren
und die öffentliche Meinung zu
manipulieren, um ein Defizit an
Legitimation auszugleichen. „Ich muss sagen,
als die Nato 1999 angriff, haben wir
eine Flasche Champagner aufgemacht“. Das sagte
James Harff in einem Interview mit
holländischen Dokumentarfilmern. Harff war
Direktor der Abteilung Global Public Affairs
der amerikanischen PR-Firma Ruder Finn. Die
Firma war eine der ersten, die
Propaganda-Aufträge im Balkankrieg
erhielt, im August 1991 von der
kroatischen Regierung, im Mai 1992 von der
bosnischen Regierung und im Herbst desselben
Jahres von der Führung der Kosovo-Albaner.
[Auftrag: Serben sollen alle Unterdrücker
sein - Tudjman und Ustascha sollen
reingewaschen werden]
In allen Fällen lautete der Auftrag,
die Serben als Unterdrücker und
Aggressoren darzustellen, die Kroaten,
bosnischen Muslime und Kosovo-Albaner als
Opfer. Ziel war auch unter
anderem, die diplomatische Anerkennung der
Unabhängigkeit von Kroatien, Slowenien und
später des Kosovo zu erreichen und die USA zum
Eingreifen auf dem Balkan zu bewegen. Ein
anderer Auftrag lautete, den kroatischen
Präsidenten Franjo Tudjman vom Vorwurf des
Antisemitismus und der Nähe zur rechtsextremen
Organisation Ustascha reinzuwaschen.
"Operation Balkan: Werbung für
Krieg und Tod"
1938 wurde in den USA ein Gesetz
verabschiedet, das ausländische
Propaganda-Aktivitäten (vor allem deutscher
Hitler-Agenten) kontrollieren und
unterbinden sollte. Der Foreign
Agents Registration Act (FARA)
ist meines Wissens bis heute in Kraft. Er
verlangt, dass amerikanische PR-Firmen (aber
auch andere Unternehmen), die einen Auftrag
von ausländischen Staaten oder
Interessengruppen erhalten, dem
Justizministerium offenlegen müssen, welcher
Art ihr Auftrag ist, wie hoch die
Bezahlung ist, wie lange er dauert und so
weiter.
[Gekaufte Journalisten auf dem Balkan, um
Krieg zu schüren]
Das Gesetz erwies sich als hilfreich für
die Autoren Jörg Becker und Mira Beham, die
die Rolle der großen PR-Agenturen in den
Balkankriegen untersuchten. Sie fanden in
den amerikanischen Archiven 157
Halbjahresverträge zwischen Kunden aus dem
damals zerfallenden Jugoslawien und
amerikanischen PR-Agenturen. Ihr Buch
„Operation Balkan: Werbung für Krieg und
Tod“ (Nomos 2008, 2. ergänzte Auflage) räumt
auf mit der Vorstellung, dass Journalisten
und Journalistinnen stets unabhängige und
kritische Berichterstatter sind. Es zeigt
mit erschreckender Deutlichkeit, in welchem
Ausmaß die Ware „Information“ gekauft und
verkauft wird, um die öffentliche
Wahrnehmung im Krieg zu beeinflussen.
Beste Beziehungen zu Politik und
Medien
Jörg Becker, Sozialwissenschafter, und
Mira Beham, Publizistin und OSZE-Diplomatin,
betonen, dass ihre Studie alles andere als
komplett ist, denn FARA erfasst weder die
PR-Aufträge der US-Regierung selbst noch
alle anderen Verträge mit international
tätigen PR-Konzernen, die nicht in den USA
ihren Sitz haben. In der von Becker und
Beham aufgestellten Liste finden sich
gleichwohl einige der mächtigsten und
größten der Branche. Zu ihren Managern
gehören Figuren mit besten Beziehungen zu
Politik und Medien: ehemalige Stabs-Chefs im
Weißen Haus, ehemalige Kongressabgeordnete,
ehemalige hochrangige CIA-Beamte,
Pressesprecher, Top-Journalisten und so
weiter.
Dass Regierungen im Krieg die öffentliche
Meinung beeinflussen wollen, ist allerdings
nicht neu. Seit es Zeitungen gibt, versuchen
die Machthaber die Bevölkerung für sich
einzunehmen. PR-Leute waren schon vor 300
Jahren am Werk, allerdings im kleineren
Umfang.
[Die PR-Agentur "Ruder Finn" mit der
Propaganda-Keule gegen Serbien: Nazis,
Säuberung, KZs etc.]
Der Trick mit dem Holocaust
In einem nur teilweise veröffentlichten
Interview für einen niederländischen
Dokumentarfilm (De Zaak Milosevic,
2003), den Jos de Putter realisierte, äußert
sich der PR-Manager James Harff erstaunlich
offen über die Kampagne, die seine Agentur
Ruder Finn 1992 in Gang setzte:
„Die jüdischen Organisationen auf Seiten
der Bosnier ins Spiel zu bringen, war ein
großartiger Bluff. In der öffentlichen
Meinung konnten wir auf einen Schlag die
Serben mit den Nazis gleichsetzen (…) Sofort
stellte sich eine bemerkbare Veränderung des
Sprachgebrauchs in den Medien ein, begleitet
von der Verwendung solcher Begriffe wie
ethnische Säuberung, Konzentrationslager und
so weiter, und all das evoziert einen
Vergleich mit Nazi-Deutschland, Gaskammern
und Auschwitz. Die emotionale Aufladung war
so mächtig, dass es niemand wagte, dem zu
widersprechen, um nicht des Revisionismus
bezichtigt zu werden. Wir hatten ins
Schwarze getroffen.“ (Becker/Beham S.43)
"Stop the Death Camps"
Im August 1992 erscheinen erste Berichte
über Gefangenenlager in Bosnien mit dem
Auschwitz-Vergleich. Drei der größten
jüdischen Organisationen der USA, das
American Jewish Committee, der American
Jewish Congress und die Anti-Defamation
League stellen daraufhin ein Inserat in die
New York Times mit dem Titel „Stop the Death
Camps. An Open Letter to the World Leaders“,
in dem es unter anderem heisst:
„Zu den blutigen Namen von Auschwitz,
Treblinka und anderen Nazi-Todeslagern
müssen nun, so scheint es, die Namen
Omarska und Brcko hinzugefügt werden. Ist es
möglich, dass fünfzig Jahre nach dem
Holocaust die Nationen der Welt, unsere
eingeschlossen, passiv dastehen und nichts
tun und vorgeben, hilflos zu sein? (… ) Wir
müssen klarmachen, dass wir jeden
notwendigen Schritt tun werden, inklusive
den der Gewaltanwendung, um diesem Wahnsinn
und dem Blutvergießen ein Ende zu machen.“
(NYT, 5. August 1992)
[Die TV-Manipulation: Zweiter Weltkrieg=Serbien]
Die Gleichsetzung der Serben mit Hitler
führt zu dem kalkulierten Ergebnis. Bilder
aus dem Zweiten Weltkrieg dominieren bald
die Wahrnehmung des Balkan-Konfliktes in
westlichen Medien. Eine umfangreiche
französische Studie zeigt, dass die
Holocaust-Metaphorik (z.B. der Gebrauch des
Wortes „purification ethnique“) in Le
Monde im Monat August 1992 - also nach
Einsetzen der PR-Kampagne von Ruder Finn
- plötzlich um das Zehnfache in die
Höhe schnellte.
Die Serben - Verteidiger der
Juden - [intellektuelle Diskussion gegen
PR-Kriegspropaganda wird kaum beachtet]
Harsche Proteste aus Kreisen jüdischer
Intellektueller und Wissenschafter sind die
Folge. Nobelpreisträger Elie Wiesel und
andere wehren sich gegen die Banalisierung
und den Missbrauch des Holocaust-Begriffes.
Viele weisen darauf hin, dass es wohl kein
Volk auf dem Balkan gegeben habe, welches so
hohe Verluste im Kampf gegen die deutschen
Besatzer erlitten habe wie die Serben, und
dass kein Volk die jüdischen Mitbürger so
geschützt und verteidigt habe wie die
Serben. Doch diese Diskussion wird in der
Öffentlichkeit kaum zur Kenntnis genommen.
[Weitere PR-Agenturen für NATO-Kriege:
The Washington Group, Jefferson
Waterman International, Hill&Knowlton
etc. - die Brutkastenlüge von
Hill&Knowlton gegen Saddam Hussein,
und Amnesty kopiert]
Neben Ruder Finn waren mehrere
Dutzend andere PR-Agenturen unter Vertrag,
darunter weltweit führende wie The
Washington Group, Jefferson Waterman
International oder Hill & Knowlton.
Letztere ist im ersten Golfkrieg mit der
erlogenen „Brutkasten-Story“
zu trauriger Berühmtheit gelangt. Ein
15-jähriges Mädchen mit dem angeblichen
Namen „Nayirah“ erklärte vor einem
Menschenrechts-Arbeitskreis des
US-Kongresses, sie habe in einem Spital in
Kuwait gesehen wie irakische Soldaten den
Säuglingen die Schläuche aus den Brutkästen
zogen, um sie sterben zu lassen. Die Story
war eine Lüge, erfunden von der PR-Firma.
Eine Vertreterin von Amnesty International
war bei dem Hearing anwesend. Amnesty
International bestätigte den Tod von mehr
als 300 Kindern. Später musste Amnesty
einräumen, keine Beweise für diese Aussage
gehabt zu haben.
Der Nato-Krieg gegen Serbien: Ein
PR-Erfolg - [Hetzer Scharping gegen
Serbien mit Erfindungen - gefälschter
"Hufeisenplan"]
Hochrangige westliche Politiker wie Tony
Blair drängten im Laufe der Balkan-Konflikte
mehr und mehr auf eine militärische
Intervention, wobei stets der Vergleich mit
dem Zweiten Weltkrieg als Begründung dient.
Im März 1999 schließlich greift eine Allianz
von Nato-Staaten ohne völkerrechtliche
Legitimation die Bundessrepublik
Jugoslawien an, von der nur noch Serbien und
Montenegro übrig geblieben sind. Als direkte
Begründung für die Luftangriffe wird eine
„humanitäre Katastrophe“ im Kosovo
angegeben.
Der deutsche Verteidigungsminister Rudolf
Scharping führt im Vorfeld des
Angriffs eine geradezu groteske Hetzkampagne
gegen die Serben. Scharping spricht
von „serbischer SS“, von einem
„Schlachthaus“ und kolportiert
„zuverlässige Informationen“, denen
zufolge die Serben „mit den
abgeschnittenen Köpfen ihrer Opfer
Fußball spielen.“
Scharping legte am 8. April 1999 als
Schlüssel-Dokument den „Hufeisenplan“ vor,
ein serbischer Plan, der angeblich die
Ausrottung und Vertreibung der
Kosovo-Albaner vorsah.
"Beziehungsmakler" - [krimineller
Hetzer Scharping war von PR-"Berater"
Moritz Hunzinger bestochen]
Der Plan wurde später von dem deutschen
Brigadegeneral Heinz Loquai als Fälschung
entlarvt. (Heinz Loquai: Der Kosovo-Konflikt
– Wege in einen vermeidbaren Krieg, Nomos
2000)
Der wohl wichtigste PR-Berater Scharpings
hieß Moritz Hunzinger, in Deutschland damals
ein Platzhirsch der Branche. Der Frankfurter
PR-Mann, der sich selbst als
„Beziehungsmakler“ bezeichnete, verfügte
nach eigenen Angaben über rund 50.000
Adressen, darunter die wichtigsten Minister,
Staatssekretäre, Parteichefs, Chefredakteure
etc. Hunzinger ließ Scharping
mehrmals Geldbeträge in fünfstelliger
Höhe zukommen. Als 2002
herauskommt, dass Scharping zur Zeit des
Kosovo-Krieges über ein Konto Hunzingers in
Höhe von 80.000 Mark verfügte, muss
Scharping den Hut nehmen. Kanzler Schröder
entlässt seinen Verteidigungsminister unter
anderem „wegen Verlust von Ansehen und
Respekt in der Bundeswehr“.
Horrende Flüchtlingszahlen und
Gräuelgeschichten - ["US"-Propaganda ohne
Ende - Kosovo vertreibt Nicht-Kosovaren]
Die PR-Agentur Washington Group
hatte ab 1998 von Ruder Finn die Arbeit für
die Kosovo-Albaner übernommen, also zur
selben Zeit, als die Kämpfe zwischen der
kosovo-albanischen Aufstandsbewegung UCK und
serbischen Einheiten eskalierten. Als eine
ihrer wesentlichen Tätigkeiten beschreibt
die Washington Group das Plazieren von
Berichten und Kommentaren über serbische
Gräueltaten an der kosovo-albanischen
Bevölkerung (Becker/Beham S. 52).
Der amerikanische Verteidigungsminster
Cohen tritt am 18. Mai 1999 vor die Presse
und spricht von bis zu 100.000 Toten, das
US-Aussenminsterium schließt nicht aus, dass
sogar 500.000 vermisste Kosovo-Albaner
getötet worden sein könnten. Die Vereinten
Nationen bezifferten die Toten später
zunächst auf 44.000, dann auf 22.000, um
sich schließlich nach Beendigung des
Kosovo-Krieges auf 11.000 Tote
festzulegen.
Nach dem Rückzug der serbischen
Streitkräfte aus dem Kosovo wurden nach
Angaben des Flüchtlingshilfswerkes UNHCR
rund 210.000 Nicht-Kosovo-Albaner
vertrieben, das heißt Serben, Roma,
Bosniaken, Kroaten und andere. Doch dies
wurde offenbar stillschweigend als
Kollateralschaden verbucht und fand kaum
Beachtung in westlichen Medien.
[Das internationale Embargo gegen Serbien
beruhte fast nur auf Lügen - PR-Firmen
wollen keine serbischen Aufträge]
Die Serbische Kriegspartei unterschätzte
lange den Nutzen von PR-Kampagnen. Sie
verharrte zunächst in einer Art
„Trotzhaltung“ (Becker/Beham), weil sie sich
im Recht glaubte, vergab dann, als es zu
spät war, Aufträge zur Image-Korrektur an
kleinere, meist lokale Agenturen. Die
großen und renommierten PR-Firmen lehnten
dankend ab. Sie konnten es sich nicht
leisten, das totale Wirtschafts- und
Handelsembargo zu durchbrechen, das gegen
das „völkermörderische“ Serbien verhängt
worden waren.
Den Haag unter dem politischem
Druck - [Serbenführer Karadzic forderte
die Säuberung Sarajevos]
Radovan Karadzic, Arzt, Psychiater und
ehemaliger Präsident der abtrünnigen
Republika Srpska in Bosnien-Herzegowina,
sagt, er habe alles getan, um die
Balkan-Kriege zu verhindern. Er habe nie
etwas gegen Muslime gehabt, und er habe
keine Verantwortung für die Massaker, die im
Verlauf des Bosnien-Krieges geschehen seien.
Die bosnischen Serben hätten sich nur gegen
muslimische Extremisten verteidigt, die
Bosnien nach dem Zerfall Jugoslawiens für
sich beanspruchten.
Der Chef-Ankläger im
Kriegsverbrecher-Prozess in Den Haag ist
anderer Meinung. In seinem Schlussplädoyer
forderte Alan Tieger am vergangenen
29. September lebenslange Gefängnisstrafe
für Karadzic. Der Serbenführer sei die
„treibende Kraft“ hinter „ethnischen
Säuberungen“ und dem Massaker von Srebrenica
gewesen, sagte Tieger. Karadzics Tochter
Sonja sprach aus, was viele Serben denken:
Wenn das Haager Gericht nicht im Auftrag der
Nato handelte, würde er freigesprochen.
Allerdings gibt es handfeste Beweise für
die Schuld Karadzics, so
Tonbandaufzeichnungen, in denen er eine
"Säuberung" Sarajevos fordert. Doch selbst
wenn es Zweifel an der Schuld von Karadzic
gäbe, selbst wenn die vielen Zeugen, die
gegen ihn aussagen, nicht die Wahrheit
gesagt hätten: Der politische Druck, der
auf diesem Gerichtssaal in Den Haag
lastet, ist so kolossal ist, dass eigentlich
ein Freispruch nicht in Frage kommen könnte.
Auf dem Spiel steht nicht weniger als die
Glaubwürdigkeit der Politik der USA und des
mächtigsten Militärbündnisses der Welt.
Diesem Druck kann sich ein Richter nur
schwer entziehen.
Nicht nur PR-Lügen - [Wenn die
Wahrheit kommt, rollen neue Köpfe]
Wenn Karadzic frei gesprochen würde, käme
das gesamte Argumentationsgebäude, das den
Angriffskrieg gegen Serbien und die
Nato-Bombardierungen abdecken soll, ins
Wanken. Mit einem Mal wäre die sorgfältig
fabrizierte Rollenverteilung im Balkankrieg
in Frage gestellt und die Öffentlichkeit
könnte nachdenklich werden.
Doch das wird kaum geschehen. Im Fall der
Balkankriege der neunziger Jahre scheint die
Geschichte geschrieben, die Serben gelten
immer noch als die „Bad Guys“, während
friedliebende Kroaten, Bosniaken und
Kosovaren sich angeblich gegen die
Großmachtansprüche der Serben wehren mussten
und den Schutz der Völkergemeinschaft
benötigten.
[Bosnische Moslems mit internationalen
Einheiten mit Islamisten - kroatische
UCK-Kommandanten - 200.000 Serben
aus Krajina vertrieben]
Zahlreiche wissenschaftliche Studien
haben bewiesen, dass das falsch ist, dass
die Zusammenhänge weitaus komplizierter
waren. Auf Seiten der bosnischen Moslems
kämpften teilweise Internationale Einheiten
fanatisierter Islamisten, die den heutigen
Kopfabschneidern des Islamischen Staates an
Brutalität nicht nachstanden. Von den
Kommandanten der kosovarischen UCK müssten
viele heute hinter Gittern sitzen. Und die
umfangreichste ethnische Vertreibung war
wohl die Vertreibung von rund 200.000 Serben
während der kroatischen Eroberung der
Krajina (die übrigens unter der „Assistance“
des amerikanischen privaten
Miliär-Unternehmens MPRI mit Sitz in
Virginia vonstatten ging).
[Serbien: Massaker von Srebrenica
- Belagerung von Sarajevo]
Damit soll nicht gesagt sein, dass die
serbische Kriegspartei nur Opfer von
PR-Kampagnen war. Es kann kein Zweifel
bestehen, dass serbische Milizen zahlreiche
schwere Verbrechen in den Balkankriegen
begangen haben. Dass in Srebrenica ein
Massaker stattgefunden hat, wird auch von
der heutigen serbischen Regierung und selbst
von serbischen Hardlinern in Bosnien nicht
geleugnet. Unter der Führung von Ratko
Mladic waren im Juli 1995 8.000 Bosniaken,
vorwiegend Männer und Junge zwischen 13 und
78 Jahren, innerhalb von wenigen Stunden
massakriert worden. Das ist keine PR-Lüge,
das ist Tatsache. Und auch die jahrelange
Belagerung von Sarajevo ist keine Erfindung
von PR-Agenturen.
Propaganda oder Information?
Seit Hitlers „Propagandaministerium“ und
der kommunistischen „Agitprop“
ist das Wort Propaganda anrüchig geworden.
Auch der unheilvolle Begriff „Psychological
Warfare“ bekam spätestens seit dem
Vietnam-Krieg und der Counterinsurgency in
Lateinamerika einen üblen Geruch. Die
PR-Agenturen benutzen lieber Ausdrücke wie
„Überzeugungsarbeit“ oder „International
Communication“und andere politisch korrekte
Wörter. Doch ob man die Sache als Propaganda
oder Information definiert, ist nicht nur
eine Frage von Wahrheit oder Fälschung
sondern – wie Beham und Becker richtig
bemerken – eine Frage politischer Macht.
Der Faktor Macht ist es, der bewirkt,
dass ein weltweit operierender Konzern wie
Hill & Knowlton seine Story tausendfach
verbreiten kann. Und die enge Vernetzung
zwischen PR-Agenturen, Politikern, Militär
und Medien bewirkt die endlose
Multiplikation der Story. Denn die einen
beziehen sich auf die andern, und am
Ende des Kreislaufs kann jeder beweisen,
dass es die Wahrheit sein muss, weil
der andere es gesagt hat.
Und dies gilt besonders in Kriegszeiten,
da die Medien ständig nach neuen
Informationen „von den Fronten“ gieren,
daher keine Zeit, aber auch keine
Möglichkeiten der Überprüfung von
Informationen haben. Gleichzeitig verläuft
der gesamte Nachrichtenfluss in einem engen
Korridor - sozusagen zwischen den
militärischen Sperrgebieten der Zensur.
"Eingebettete Journalisten" - [die "Vierte
Gewalt" ist fast immer gekauft]
Authentische Verkörperung und vorläufig
letzte Station der Perversion des
Journalismus in Kriegszeiten sind die
sogenannten „embedded journalists“,
handverlesene Medienvertreter, die sich vom
Militär „einbetten“ lassen, wobei beide
Seiten – Regierung und Journalisten –
keine Hemmungen haben, in obszöner Offenheit
zu zeigen, dass die vielbeschworene Vierte
Gewalt zur Prostituierten verkommen ist.
Zugegeben, auch "embedded journalists"
haben immer wieder Dinge entdeckt,
beschrieben und veröffentlicht, die dem
Militär und den Regierungen gar nicht
passten. Längst nicht alle eingebetteten
Journalisten sind zu Prostituierten
verkommen.
Kriege werden mit Kriegs-Propaganda
begonnen und mit Kriegs-Propaganda gewonnen.
Oder verloren. Ein Teil der Wahrheit kommt
manchmal ans Licht, wenn der Krieg
vorüber ist. So ging es mit dem
Vietnam-Krieg, dem Afghanistan-Krieg und mit
den beiden Golfkriegen. Die Frage ist,
ob es die Masse der Leute nach Kriegsende
noch interessiert zu erfahren, dass
Regierungen ihrem Volk nicht die ganze
Wahrheit gesagt haben und dass große Medien
Lügen verbreitet haben. Sind wir lernfähig?
Oder wiederholt sich ein paar Jahre später
alles in gleicher Weise: die Kreation
von Feindbildern, die Empörung der
Öffentlichkeit, der Krieg, seine Sieger und
seine Verlierer? (PK)>
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