Nachdem sie Ende voriger Woche freigezogen worden ist, zeichnen sich nun die Hintergründe der vorzeitigen Schließung der Flüchtlingsunterkunft Auermühle ab. Nach Informationen unserer Redaktion haben offenbar kriminelle Machenschaften in der Einrichtung dazu geführt, dass die Unterkunft dreieinhalb Monate vor dem ursprünglich vorgesehenen Termin geräumt worden ist. Dem Eindruck, dass die schnelle Schließung allein in sinkenden Flüchtlingszahlen begründet liege, wird hinter vorgehaltener Hand heftig widersprochen.
Mehrere Bewohner sollen an gewerbsmäßigen Diebstählen beteiligt gewesen sein. Vornehmlich soll es um Ladendiebstähle gegangen sein, bei denen wohl vor allem Marken-Sportbekleidung und -Turnschuhe im Fokus gestanden haben. Bei den Tätern soll es sich vor allem um Männer aus Nordafrika handeln, die alleine nach Deutschland eingereist sind, heißt es aus gut informierten Kreisen.
[Durchsuchungen]
Indes sollen neben den Bewohnern
weitere Personen in die Machenschaften
eingeweiht gewesen sein,
beziehungsweise sich daran beteiligt
haben. So sollen viele der Personen,
die dort ein- und ausgegangen sind, zu
den Abnehmern des Diebesguts gehört
haben. Die Vorwürfe, die sich auch
gegen Mitarbeiter der Sicherheitsfirma
richten, die für die Betreuung der
Unterkunft in Schlebusch zuständig
war, führten zu einem größeren
Polizei-Einsatz an der Auermühle.
Bereits vor rund zwei Wochen soll ein
Zug der Bereitschaftspolizei Teile der
Unterkunft durchsucht haben.
[Zeuge: "Sicherheitsleute" sind
die Drahtzieher (!) mit
Sportbekleidung, Turnschuhen,
Drogen]
Ein Pressesprecher der Polizei
bestätigte am Mittwoch auf Anfrage,
dass gegen Bewohner der Unterkunft
sowie Mitarbeiter der Sicherheitsfirma
ermittelt wird. Ausgangspunkt der
Erkenntnisse der Polizei seien die
Angaben eines 22-jährigen Marokkaners,
der vor einigen Monaten nach
Deutschland eingereist ist. Offenbar
um seine Verlegung in eine andere
Unterkunft zu vermeiden, habe er sich
an die Heimleitung gewandt. Der Mann
habe Mitbewohner belastet und
Beschuldigungen gegen Sicherheitsleute
vorgebracht, dass diese die
mutmaßlichen Drahtzieher für die
Ladendiebstähle gewesen seien.
Seine Anschuldigungen habe der 22-Jährige in den Vernehmungen gegenüber der Polizei wiederholt. "Er hat seine Vorwürfe auch dahingehend erweitert, dass es Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz gegeben haben soll", sagte ein Sprecher der Polizei. Gemeinsam mit der Staatsanwaltschaft sei daraufhin die Flüchtlingsunterkunft durchsucht worden. Gefunden wurde mutmaßliches Diebesgut wie Sportbekleidung und Turnschuhe sowie Cannabis. Bei der Droge habe es sich aber nur um eine geringe Menge gehandelt. Die Ermittlungen dauern an. Allerdings sei bereits zuvor gegen Mitarbeiter der Sicherheitsfirma ermittelt worden, ergänzte der Sprecher. Vorgeworfen werde ihnen Hehlerei, Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz sowie Anstiftung zum Ladendiebstahl.[
[Der Zeuge aus Marokko ist
selber wiederholt illegal mit
Diebstählen aufgefallen]
Derweil soll es der 22-jährige
Marokkaner trotz seiner
verhältnismäßig geringen
Aufenthaltsdauer in Deutschland
bereits auf eine stattliche Anzahl an
Vorstrafen gebracht haben. Der
Polizeisprecher berichtet, der Mann
sei "einschlägig polizeibekannt". Nach
Informationen unserer Redaktion soll
er nicht nur in Leverkusen, sondern
auch überregional bei Diebstählen
erwischt worden sein. Zwar sei er dem
Haftrichter vorgeführt, aber wieder
auf freien Fuß gesetzt worden, sagte
der Polizeisprecher. Inzwischen soll
sich der Mann nicht mehr in Leverkusen
aufhalten.
Zuletzt sollen in der Unterkunft in Schlebusch rund 80 Personen gelebt haben, die nach der Schließung an die Görresstraße verlegt worden seien. Ob sich darunter auch mögliche Personen befinden, die an den Diebstählen beteiligt gewesen sein sollen, ist unklar. Die Pressestelle des NRW-Innenministeriums erklärte sich für Auskünfte nicht zuständig und verwies auf die Bezirksregierung in Köln. Dort hieß es am Mittwoch, dass man über die Ermittlungen der Polizei im Bilde sei und kündigte für heute eine Stellungnahme zu den Vorgängen in der Unterkunft an der Auermühle an.