Quellen:
-- Chronologie des Verbands Schweizerische Zellstoff-,
Papier- und Kartonindustrie ZPK, Martin Häberli
-- Peter Bichsel; Deutschseminar der
Universität Zürich: Sprachenvielfalt im 16. Jh.
Reiseberichte; Wintersemester WS 1998/99
--
Anke-Usche Clausen und Martin Riedel: Methodisches
Arbeitsbuch Band IV: Schöpferisches Gestalten mit Farben
mit der dazugehörigen Materialkunde. Für alle
Altersstufen. Mellinger-Verlag Stuttgart, 1981
-- Webseiten (jeweils angegeben)
3500
v. Chr.
Verwendung von Papyrus
als Schreibunterlage in Ägypten
[1] aus den Halmen der Papyrusstaude (Cyperus papyrus)
(Clausen / Riedel, S.93).
Papyrus - Papyrusrollen
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x
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Papyrusrolle
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Papyrus ist
ein sehr beständiges, zähes Material. Papyrus besteht
aus dem Mark der Papyrus-Schilfpflanze. Das Mark wird
mit scharfen Messern in schmalen und langen Streifen
herausgeschnitten. Die Streifen werden kreuzweise
übereinandergelegt, so dass sich eine blattförmige
Fläche ergibt. Durch Hämmern [bzw. Pressen] werden die
Streifen aneinandergepresst, und der klebende
Blattsaft verbindet die Markblätter automatisch
miteinander:
"Der Papyrus, ein Werkstoff höchster Dauerhaftigkeit,
bestand aus mit scharfen Messern aus dem Mark der
Papyrus-Schilfpflanze geschnittenen schmalen und
langen Streifen, die, kreuzweise übereinandergelegt,
eine blattförmige Fläche ergaben. Durch Hämmern wurden
die Streifen infolge der klebenden Wirkung des dabei
austretenden Saftes miteinander zu einem Blatt
vereinigt .. die Abmessungen des Schreibblattes waren
durch die Länge der Streifen gegeben. Man klebte
später Blatt an Blatt und schuf auf diese Weise jene
Papyrusrollen, die 'Papyri', aus denen die Bücherei
des Altertums bestanden." (Clausen / Riedel, S.91)
oder es wurde klebriges Wasser hinzugegeben [?]:
"Die von der Haut befreiten Halme wurden [mehrere
Tage] gewässert, flach geklopft, [in gleichmässige,
dünne Streifen geschnitten] und [diese Streifen] dicht
nebeneinander gelegt, hierauf mit klebrigem Wasser
befeuchtet. Dann legte man eine ähnliche Lage sich
berührender Halme quer darauf und presste beide Lagen
fest zusammen. Mehrere solcher Bogen wurden zu Rollen
zusammengeleimt." (Clausen / Riedel, S.93)
Papyrusfabriken
Papyrusfabriken in Alexandrien versorgen Griechenland
und Rom. Die Papyrusstauden wachsen bis heute am
oberen Nil nördlich von Chartum (Clausen / Riedel,
S.93).
Die Papyrusblätter setzten sich weltweit als
Schreibunterlage durch, denn sie waren gegenüber
Tonplatten oder Hölzern leicht, stark, dünn,
dauerhaft, und leicht zu transportieren. Das
Rezept zur Papyrusproduktion war Staatsgeheimnis
und so konnte Ägypten lange ein Monopol auf die
Papyrusproduktion behalten. Der Papyrus wurde
normalerweise nur auf der Seite beschrieben, wo die
Fasern horizontal verlaufen (recto). Auf die andere
Seite mit den senkrecht verlaufenden Fasern (verso)
wurde nur ausnahmsweise geschrieben, oder zumindest
viel später, um alte Papier zu gebrauchen. Es wird
angenommen, dass Papyruspapiere immer zuerst auf der
Recto-Seite beschrieben wurden und erst viel später
auf der Verso-Seite. [2]
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Ebers-Papyrus
(Ausschnitt) in Hieroglyphen mit Heilrezepten
Dieses Papyrus wurde in den
1870er Jahren in Ägypten entdeckt und ist nach
dem Entdecker Georg Ebers (1837-1898) benannt.
Das Ebers-Papyrus (Leipzig 1875) enthält einen
Hieroglyphentext mit über 700 Heilrezepten.
Der Ausschnitt zeigt ein Rezept eines
Asthma-Heilmittels, eine Mischung von
Kräutern, die auf einem Stein erhitzt werden
müssen, und der Asthma-Kranke muss die Dämpfe
einatmen. [3]
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Rind-Papyrus
mit Mathematik aus dem alten Ägypten
Das Rhind-Papyrus ist nach dem
schottischen Ägypten-Forscher A. Henry Rhind
benannt, der das Papyrus im Jahre 1858 in
Luxor erwarb. Es ist ca. 6 Meter lang und 33
cm breit und ist um 1650 v. Chr. vom Schreiber
Ahmes verfasst worden. Ahmes kopierte dabei
ein Dokument, das schon 200 Jahre alt war. Das
Rhind-Papyrus beschreibt 87 mathematische
Aufgaben mit Multiplikationen, Divisionen,
Aufteilungen, Schätzungen, Flächenberechnungen
und Volumenberechnungen, Folgen u.a. Das
Rhind-Papyrus befindet sich heute im British
Museum in London. [4]
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Papyruskultur in Ägypten
Andere Produkte aus Papyrus
Aus Papyrus wurde aber nicht nur Papier gemacht,
sondern auch Seile und Körbe wurden aus Papyrus
hergestellt. Die Wurzeln des Papyrus wurden als
Brennstoff genutzt, und aus dem getrockneten Papyrus
konnte man Matten, Matratzen, Kisten, Tische und
Sandalen herstellen [Handwerk des Flechtens]. [Papyrus
war also ein Material auch für die Korbflechterei].
[2]
Amulette aus Papyrus
- Szepter in Papyrusform
Amulette, die Papyruspflanzen darstellten, wurden um
den Hals getragen. Papyrusdarstellungen auf Amuletten
stellten die Kraft der Verjüngung dar, oder der
Wiedergeburt oder erneuertes Leben. Eine andere Art
Amulett waren Schriftstücke aus Papyrus, die den Toten
mit ins Grab gegeben wurden. Gottheiten wurden mit
einem Szepter in Form von Papyruspflanzen dargestellt,
mit einem langen, dünnen Schaft und zuoberst mit einer
Dolde. [7]
Gott Bastet hält ein Papyrusszepter; aus: G.
Wilkinson: The Manners and Customs of the
ancient Egyptians. London 1878. Der
ausgewachsene Papyrus ist normalerweise doppelt
so gross wie ein Mensch. |
Medizinische
Heilmittel aus Papyrus
Papyrus wurde gemäss den gefundenen Dokumenten
(Ebers-Papyrus, Edwin Smith-Papyrus) auch für
medizinische Zwecke verwendet. Getrockneter Papyrus
wurde angewandt, um Fisteln zu behandeln, und als Hilfe
Abszesse zu öffnen. Gebrannte Papyrusasche war ein
ätzendes Heilmittel. Gemäss Dioscorides (78 A.D.)
schrieb, dass die Asche das Ausbreiten von
Mundgeschwüren stoppt. Die Asche wurde aich
bei Augenkrankheiten angewandt. Die Mischung von
Asche mit Wein war ein Schlafmittel. Die Papyruspflanze
war zusammen mit Wasser als Mittel gegen Hautschwielen
bekannt. [7]
Papyrus in Kochrezepten
Herodot erwähnt die Sammlung von Papyrus und die
Herrichtung der Wurzeln als Speise. Die mit Speisestärke
gefüllten Wurzelstöcke wurden wurden roh oder gegrillt
gegessen und schmeckten sogar noch besser, wenn sie in
einem roten, heissen Ofen gebacken wurden. Der
griechische Botaniker Theophrastus (ca. 370-288 v.Chr.)
bezeugte, Papyrus sei eine der besten Speisen. Die
Ägypter kauten Papyrus roh, schluckten den Saft und
spuckten die Reste aus. Der römische Historiker Diodorus
von Sizilien schrieb ca. 60-30 v.Chr., dass Kinder
Eintopfgerichte bekamen mit rohen, gegrillten,
gekochten, oder gebackenen Papyrusstängeln bekamen.
Plinius der Ältere berichtet, dass die Papyruswurzel
eine Bauernspeise war. Er berichtet auch, dass Papyrus
als Kaugummi benutzt wurde, roh oder gekocht. [7]
Papyrusdolden und
Papyrusstäbe in Riten im Alten Ägypten
Grabbilder stellen regelmässig Papyrusdolden Element bei
ägyptischen Festriten und Begräbnissen dar. Gäste halten
die Papyrusdolden bei Festen in ihren Händen, oder
betende Personen halten sie in den Händen während
religiöser Zeremonien. Sklaven tragen Papyrusstäbe als
gebräuchliche Opfergabe an die Götter. Papyrus war auf
dem Altar und im Tempel eine wertvolle Opfergabe. [7]
Papyruselemente in Gräbern
und Tempeln
Die Papyrusdolden sind auch Ornament an Wänden und an
Bildern etc. Auf vielen Grabmalereien sind Papyrusernten
abgebildet, wo Papyrusbündel geschnürt werden. Die
langen Stängel mit ihren Dolden oben drauf waren eine
ideale Dekoration für die Tempel und Gräber. Und die
Papyrusfasern wurden auch benutzt, um andere Blumen zu
befestigen. Das Papyrusmark wurde geschnitzt und
künstlerische Blumen dargestellt. Säulen wurden
ebenfalls in Form von Papyrus dargestellt. Die
Architektur hatte ihre eigene Papyrussäule geschaffen.
[7]
2700 v. Chr.
Älteste Funde
von beschriebenem Pergament (Ägypten)
[1]
Pergament
Pergamente werden aus Häuten junger Ziegen und Lämmer
gewonnen. Die beste Qualität ergibt sich bei der
Verwendung der Häute ungeborener Ziegen und Lämmer.
Pergamente wurde gebraucht, weil die Papyrusproduktion
die Nachfrage nicht decken konnte. Pergament hat
ausserdem eine günstigere, glattere Oberfläche als das
Papyrus. Es wird weiterhin mit Pinsel oder Feder
geschrieben (Clausen / Riedel, S.91).
Pergamentschrift Canzoniere et Trionfi 1469
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Pergament am Rahmen gespannt |
180-50 v. Chr.
China: Früheste Papierfunde
Funde aus der frühen Han-Periode an verschiedenen
Orten in China dokumentieren den Gebrauch von Papier.
[1]
105 v. Chr.
Papiererfindung in
China und Verbreitung von China aus
Tsai Lun
aus Gue Yang in der Provinz Hunan
berichtet dem Kaiser von China Ho Ti über seine
Erfindung des Papiers. Er stellte dieses aus Baumrinde,
Hanf, Lumpen und Fischnetzen her (Häberli).
oder:
"Die eigentliche
Erfindung des Papiers wird traditionell dem Chinesen
und kaiserlichen Beamten T'sai Lun zugeschrieben, der
um 105 nach Chr. aus Textilabfällen und Bast vom
Maulbeerbaum das erste Papier gefertigt haben soll."
[1]
Tsai Lun, Portrait auf einer
chinesischen Tuschzeichnung
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Papierschöpfen
in China, Tuschezeichnung
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Aus dem Rindenbast
(innere Rinde) verschiedener Bäume oder aus Reisstroh
wird ein mit viel Wasser aufgeschlämmter Faserbrei
gewonnen. Durch das Eintauchen engmaschiger
Baumbussiebe wird dann Papier "geschöpft". Der grösste
Teil des Verdünnungswassers tropft durch die Maschen
des kräftig geschüttelten Siebes ab. Der verbleibende,
gleichmässig dicke Faserfilz wird als nasses Blatt
-- auf porösem Stein getrocknet
-- dann an Stricken aufgehängt und an der Luft und an
der sonne fertiggetrocknet
-- dann wird das Papier in klebrigen Pflanzensäften
getränkt, um die Oberfläche des Papiers zu verdichten
und so weit wasserdicht zu machen, so dass
Pinselschrift darauf nicht ausläuft (Clausen / Riedel
S.93).
Der Zusatz von
Leinenlumpen und Baumwolllumpen (klein geschnittene,
abgenutzte Kleider) wird lange vorbereitet: Die
kleinen Leinen- und Baumwollfetzen werden feucht an
warmen Orten gelagert, so dass die Fasern eine Art
Gärung durchmachen und geschmeidiger werden. Papier
allein aus Lumpen ist auch möglich: Man stampft die
"gefaulten" Lumpen mit Wasser zu Faserbreit, aus dem
man nach entsprechender Verdünnung Papierblätter
schöpft (Clausen / Riedel, S.93).
Papierfabriken in China bestehen aus einfachen Hütten
mit Holzbottichen. Alles ist Handarbeit chinesischer
Mädchen [die billiger bezahlt sind als Buben]. Sie
waschen den gelblichen Holzbrei, den sie in
Baumwolltüchern durchs Wasser schwenken (Clausen /
Riedel S.94).
1. – 14. Jh.
Die Papiermacherkunst
wird überliefert und fasst Fuss in Japan, im Mittleren
Osten, in Ägypten und ab dem 11. Jahrhundert in
Spanien und Italien. Alle Papiere werden aus Hanf,
Flachs, Baumwolle (Hadern), Chinaschilf und generell
aus Stoffresten hergestellt (handgeschöpft) (Häberli).
610
Einführung der Papiermacherei in Japan
[1]
Papierkultur in Asien
[Aus Papier werden in Asien auch andere Gegenstände
hergestellt wie Fächer, Lampen etc.].
In Japan wird die Kunst des Papierfaltens (Papierfaltkunst
"Origami") entwickelt, um Spielzeuge oder nützliche
Gegenstände herzustellen. [9]
Papierfaltkunst "Origami": Seelöwe |
Papierfaltkunst "Origami": Schiff |
Papierfaltkunst "Origami": Schiff mit
Faltanleitung |
Papierfaltkunst "Origami": Fliegender Schwan |
751
Die Araber erlangen
durch Chinesische Kriegsgefangene Kenntnis von der
Kunst des Papiermachens
"In der Mitte des 8.
Jahrhunderts führten die Chinesen mit den Arabern
Krieg und wurden im Gebiet von Turkestan entscheidend
geschlagen. Unter den chinesischen Kriegsgefangenen
befanden sich auch Papiermacher. So kam
die Kunst des Papierschöpfens zu den Arabern." [1]
Der Islam vernichtet die Papyrusbibliotheken der
griechischen und römischen Kultur und führt die
Papierherstellung aus China ein. Im arabischen Raum
fehlen aber die Pflanzen, die in China zur
Papierherstellung dienen. Man ergänzt durch mehr
Leinenlumpen und Baumwolllumpen (Clausen / Riedel,
S.93). Der Gärungsprozess wird durch ein neues
rascheres Kochen mit Alkalien beschleunigt (Clausen /
Riedel, S.93-94).
Verbreitung
der Papierherstellung im gesamten muslimischen Raum
(Bichsel)
[Die arabische Kultur benutzt das Papier aber nur zum
Schreiben. Die Papiergegenstände aus Asien werden
nicht übernommen].
794
Errichtung von
Papiermühlen in Bagdad
[1]
Karte des Islam um 900 n.Chr. |
10. Jh.
Ägypten: Das chinesische Papier löst das Papyruspapier
ab
Die Papyrusproduktion wird in Ägypten aufgegeben, da sich
das chinesische Papier durchsetzt wegen höherer
Dauerhaftigkeit und leichterer Produktionsmethode, die
überall möglich ist. Das Wissen um die alte
Papyrusproduktion geht verloren. [2]
1109
Italien: Ältestes Dokument aus Papier (Archiv
Palermo)
[1]
1110
Papierherstellung in
Marokko
[1]
1144
Erste Papiermühle in
Spanien erwähnt (Xativa /
San Felipe bei Valencia)
(SP)
Auf den Eroberungsstreifzügen durch
Nordafrika und Spanien brachten die Araber das
Papiermachen auch in das südliche Europa. Die
Papiermühle von Xativa bei Valencia ist die älteste,
europäische, dokumentarisch nachweisbare Papiermühle
in Europa. [1]
1268
Papierherstellung in
Italien (Fabriano) bezeugt
[1]
1270
Erstes Leinen- und Hanfpapier in Frankreich bezeugt
[1]
1282
Ältestes Wasserzeichen bezeugt
[1]
1294
Einführung der tierischen Leimung in Fabriano bei
Ancona (Italien)
[1]
[in Mittelitalien zwischen Bologna und Rom]
ab 14. Jh.
Verbreitung der
Papierherstellung von Spanien aus in Europa –
italienische Erfindung der "Papiermühle" mit Mühlrad
Papier ist von Arabien
bis Spanien verbreitet und wird von Spanien aus in
ganz Europa verbreitet. In Italien wird die
Wasserstampfe und die Leimung erfunden, ebenso das
Wasserzeichen (Bichsel).
Die italienischen Papiermacher verwendeten
erstmals zum Zerfasern der Hadern durch Wasserkraft
bewegte, mehr hämmerige Stampfwerke, die durch ein
grosses Wasserrad (Mühlrad) angetrieben wurde; dadurch
bürgerte sich der Namen Papiermühle (Papermill) ein. [1]
Standard bei der Papierherstellung: Fasern von
Nadelhölzern und Zutaten - Siebherstellung
Bei der Papierherstellung bildet sich ein Standard
heraus. Es werden in der Hauptsache Fasern der
Nadelhölzer und verwendet, die auch Lignin enthalten,
das als "Kittstoff" dient, gleichzeitig aber auch das
Papier vergilben lässt. Die Fasern und das Lignum
werden zu einem Brei aufgelöst, und der Brei wird zur
"Fibrillierung" einer "Mahlung" unterzogen. Der Brei
kommt auf ein Sieb, gepresst, und das Papier dann zum
Trocknen gelegt. Die Papierchemie macht in der Folge
Anstrengungen, das Lignin zu ersetzen, so dass das
Papier weniger vergilbt (Clausen / Riedel, S.91).
Die Siebherstellung bringt es mit sich, dass eine
Seite des Papiers das Muster des Siebes hat. Das
Papier hat also eine Oberseite und eine Siebseite. Im
Sieb sind jeweils die Siegel angebracht, die im Papier
auf der rauhen Blattunterseite (Siebseite,
Widerdruckseite) dann auch erkennbar sind. Die
Blattoberseite (Schondruckseite) ist glatt, aber nie
ganz eben (Clausen / Riedel, S.92).
1326
Jan der Turs von
Rauhenegg gründet in Leesdorf bei Baden [südlich von
Wien] eine Papiermühle
[1]
1348
Papiermühle in Troyes
[1]
1354
Papiermühle in Essones bei Paris
[1]
1390/91
Gründung der ersten Papiermühle in Deutschland in
Nürnberg unter Ulman Stromer
Im Jahr 1390 / 91
gründet
Ulman Stromer in der Gleissmühle in
Nürnberg die erste Papiermühle in
Deutschland.
(Häberli)
15. / 16. Jh.
Überall in Europa
entstehen Papiermühlen. Papier wird zu dieser Zeit
hauptsächlich von Goldschmieden und Apothekern (!)
vertrieben, weil es so wertvoll ist (Häberli).
1411
Im Jahr 1411 entsteht in
Marly, heutiger Kanton
Freiburg, die erste Papiermühle der Schweiz
(Häberli)
1428
NL: Erste Papiermühle
in Gennep
Im Jahr 1428 erteilt Herzog
Adolf von Cleve dem Kaufmann
Wilhelm Boye in
Nijmegen, das Recht zur Erbauung einer Papiermühle in
Gennep. Es handelt sich um die erste Papiermühle in
den Niederlanden.
(Häberli)
1432
Erste Papiermühle auf dem Gebiet der heutigen
Schweiz in Belfaux (Marly) bei Freiburg
[1]
[Es scheinen für Marly 1411 oder 1432 zu existieren].
1440
Papiermühle vor dem Riehentor in Basel (CH)
[1]
Erfindung des Buchdrucks durch Gutenberg
1436 bis 1444
unternimmt
Gutenberg verschiedene Druckversuche in Strassburg.
1444/46 macht der Goldschmied
Prokop Waldvogel aus
Prag, Bürger von Luzern, in
Avignon Druckversuche. 1450 schliesst Gutenberg mit
dem Mainzer Bürger
Fust einen Vertrag zur Herstellung einer gedruckten
Bibel ab (Häberli).
[Gutenberg hiess gar
nicht Gutenberg, sondern Johannes Gensfleisch. Gemäss
neuester Forschung hatte Gutenberg viele Vorläufer und
Gensfleisch ist somit nicht der Erfinder des
Buchdrucks, sondern er setzt die verschiedenen
Erfindungen so zusammen, dass sie den Buchdruck als
Blocksatz. Er erfindet die Leerzeichen, so dass man
nicht mehr verschiedene Schriften gebrauchen muss, um
einen Blocksatz zu verwirklichen. Scheinbar ist
Gutenberg auch ein Freimaurer, sonst hätte er nicht
einen falschen Namen erhalten und wäre nicht als
Erfinder des Buchdrucks präsentiert worden].
Johannes Gutenberg alias Gensfleisch
|
Johann Gutenberg, Portrait und Statue
|
Schriftsatz
von Gutenberg |
Gutenberg, Druckwerkstatt |
Gutenbergpresse |
1446
Erstes Werk im Buchdruck (bewegliche Lettern und
Handpresse) durch Johannes Gensfleisch zum Gutenberg
[1]
1448
Papiermühle zu St. Alban in Basel
[1]
Papiermühle
Basel
im St. Alban-Tal ("Dalbeloch") |
1460
Papiermühle zu Thal und in
Worblaufen, in der Nähe von Bern
[1]
1469
Papiermühle an der Traisen
bei St. Pölten
[1]
Papier schöpfen (hinten) und gautschen
(vorne): Abwechselnd werden Filzblätter und
Papierblätter aufeinandergelegt und dann
gepresst, damit der Filz möglichst viel
Feuchtigkeit aufsaugt. |
1472
Papiermühle auf dem Wert in Zürich
[1]
1477
Papiermühle in Serrieres bei Neuenburg
[1]
1490
Erste Papiermühle in England
[1]
1495
Im Jahr wird John Tate der Jüngere aus Hertfordshire als
erster Besitzer einer englischen Papiermühle erwähnt.
(Häberli)
1498
Papiermühle in Wiener Neustadt
[1]
1517
Papiermühle bei Graz
[1]
1520
Papiermühle in Braunau am Inn
[1]
Die Verfeinerung von Zellstoffen
1680
In Holland werden erstmals Malgeschirre zur Verfeinerung
des Faserstoffs (sog. Holländer) verwendet.
(Häberli)
1684
Im Jahr 1684 beschäftigt Edward Lloyd sich mit dem
Versuch, Papier aus Asbest herzustellen.
(Häberli)
1690
Erste Papiermühle in Nord-"Amerika" bei Germantown
(Pennsilvania) errichtet
[1]
1698
Papierherstellung in Norwegen
[1]
um 1700 ca. ?
|
James Bruce,
Portrait
|
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Tintenfestes
Papier durch tierische Leimlösung
Die Papierchemie entdeckt, dass Papier durch Tauchen in
tierische Leimlösungen tintenfest gemacht werden kann
(Clausen / Riedel, S.94)
18. Jh.
Papyrus-Revival: Erste
Forschung des schottischen Forschers James Bruce im
Sudan mit Papyruspflanzen
[2]
Beobachtung von Wespen:
Papier aus Pflanzenfasern von Holz
1719
Papierforschung mit
Wespennestern
|
René Antoine
Réaumur, Portrait
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Im Jahr 1719 macht
der französische Forscher und Zoologe René Antoine Réaumur
darauf aufmerksam, dass Wespen ihre Nester aus einer
papierähnlichen Substanz auf der Basis von Holz
herstellen:
<Die amerikanischen Wespen bilden ein sehr feines
Papier, ähnlich dem unsrigen. Sie lehren uns, dass es
möglich ist, Papier aus Pflanzenfasern herzustellen,
ohne Hadern oder Leinen zu gebrauchen; sie scheinen uns
geradezu aufzufordern zu versuchen, ebenfalls ein feines
und gutes Papier aus gewissen Hölzern herzustellen. Wenn
wir Holzarten ähnlich denen besässen, welche die
amerikanischen Wespen zu ihrer Papierherstellung
benutzen, so könnten wird das weisseste Papier
herstellen.> (Häberli)
1720
|
Franz Ernst Brückmann,
Portrait
|
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Deutschland: Erfindung
des mechanischen Hadernschneiders
[2]
1727
Brückmann spricht von
Asbestpapier
Im Jahr 1727 veröffentlicht Franz Ernst Brückmann, Arzt und
Naturforscher aus Braunschweig seine "Historia
naturalis", in der er vom Asbestpapier spricht. Vier
Exemplare des Werkes sind auf Asbestpapier gedruckt.
(Häberli)
1765
Schäffer: Papier aus
pflanzlichen Stoffen
Jacob Christian Schäffer,
Geistlicher und Botaniker in Regensburg,
veröffentlicht sein erstes Werk über die Herstellung von
Papier aus pflanzlichen Stoffen (Häberli).
Jacob Christian Schäffer, Portrait
|
Justus Claproth, Portrait
|
|
1774
Erfindung der Produktion
von Altpapier
1774 legt Justus
Claproth mit seiner Schrift "Eine Erfindung,
aus gedrucktem Papier wiederum neues Papier zu machen"
die Grundlagen für die Altpapierverwertung (Häberli).
1774
Entdeckung des Chlors als Bleichmittel
[2]
Die Erfindung der
Papierschöpfmaschine: Papier am Laufband - Leimmangel
1798
Frankreich: Erfindung der
Langsiebpapiermaschine (Nicolas-Louis Robert)
[2]
1799
Patentierung der
Langsiebpapiermaschine
[2]
1799
Die vorbereitenden
Erfindungen und die erste Papiermaschine
Im Jahr 1799 stellt Louis
Nicolas Robert (geb. 1761 in Paris) in der
Papierfabrik Diderot
in Essonnes die
erste Maschine zur Herstellung langer Papierbahnen her.
Das Fabrikationsprinzip ist simpel: Aus einer Wanne,
welche mit der Papiermasse gefüllt ist, wird durch ein
Rundsieb aus Metallfäden die Papiermasse abgenommen. Das
Papier kann bereits auf dem löchrigen Sieb teilweise
entwässert werden. Das Endlosblatt wird dann an einen
Presszylinder übergeben (Häberli).
Das System produziert in der Folge eine hohe Nachfrage
nach Leim und einen allgemeinen Leimmangel (Bichsel).
Louis
Nicolas
Roberts Langsiebpapiermaschine |
Louis Nicolas Roberts, Portrait |
1800
Im Jahr 1800 verkauft Louis
Robert seine patentierte Erfindung einer
Papiermaschine dem berühmten Buchdrucker
Didot in Paris (Häberli).
1803 – 06
Donkins erste
Papiermaschine
|
Bryan Donkin,
Portrait
|
|
Didot und
sein englischer Schwager
John Gamble erhalten zusätzlich ein englisches Patent
und treten ihre Rechte an die beiden Londoner
Papierhändler Henry
und Sealy Fourdrinier
ab. Die englische Maschinenfabrik Hall in Dartford, Kent, baut unter
Anleitung von Bryan
Donkin die ersten Papiermaschinen (Häberli).
Erfindung des Trockenzylinders
1821
T.B. Crompton aus Manchester erfindet
den Trockenzylinder mit Filz und eine
Querschneidevorrichtung für Papier (Häberli).
Die Papiermaschine mit
Trockenzylinder
Papiermaschinen legen den Faserbrei auf ein
rollendes Gitterband auf. Der Papierbrei wird an
saugenden Walzen gepresst und Schritt für Schritt wird
so dem Brei die Feuchtigkeit entzogen: "Der auf dem
wandernden Sieb so transportierte Papierbrei gibt dabei
- (an saugende Walzen usw.) Schritt für Schritt seine
Feuchtigkeit ab. Die Fasern, die an sich das Bestreben
haben, sich in der Laufrichtung des Siebes zu lagern,
werden durch ein seitliches Schütteln des Siebes mehr
oder weniger miteinander verfilzt." Am Ende kommt die
Gautschpresse und der Papierbrei ist zu einer
endlosen Papierbahn geworden. Die Papierbahn wird
um viele dampfbeheizte Trockenzylineder herumgeführt,
und am Ende wird das nun trockene Papier auf Rollen
aufgerollt (Clausen / Riedel, S.91)
Die Papiere quellen je nach Längsorientierung der Fasern
unterschiedlich. Somit wird die Ermittlung der
Faserrichtung bei Formatpapieren durch verschiedene
Faserproben für deren Verarbeitung von grundlegender
Bedeutung:
-- Streifenprobe (überwiegende Lagerung der Fasern in
Laufrichtung)
-- Fingernagelprobe
-- Probe durch einseitiges Anfeuchten (Fasern quellen
stärker in Längsrichtung)
-- Einreissprobe (Probe durch Feuchten zweier Kanten)
-- Falzprobe (glattes oder welliges Falzen)
-- Rillprobe (lange Seite zur Länsrichtung
-- Ritzprobe (Längsseite quer zur Laufrichtung der
Fasern) (Clausen / Riedel, S.92).
ab 1821
Rohstoffprobleme bei der
rasch wachsenden Papierproduktion
Die Einzelheiten:
-- der Papierbedarf wächst viel schneller als die
Bevölkerungszahl
-- die Unterwäsche aus Baumwolle setzt sich gegen die
Unterwäsche aus Leinen durch, so dass Leinenlumpen knapp
.
So wird laufend weiter geforscht, wie andere Rohstoffe
zur Papierherstellung genutzt werden können. Es werden
Versuche gemacht, neue Papiere herzustellen. Dr. Jakob
Christian Schäffer unternimmt Versuche der
Papierherstellung
-- aus Rinde, aus Blättern und Nadeln verschiedener
Holzarten
-- aus Gras, Moos, Torf
-- aus Sägespänen
-- aus Wespennestern etc.
Der Weber und Mechaniker I.G. Keller zu Krippen in
Sachsen unternimmt - von Schäffer unbeeinflusst -
Versuche der Papierherstellung mit einem Holzschleifer.
Er entwickelt die Kunst, aus dem Stamm weicher Hölzer
durch nasses Schleifen an einem Schleifstein Papierstoff
zu gewinnen (Clausen / Riedel S.94).
1836
Erste Papiermaschine in der Schweiz an der
Siehl
Im Jahr 1836 kauft die Zürcher Mechanische Papierfabrik
an der Sihl die erste Papiermaschine von der englischen
Maschinenfabrik Bryan
Donkin & Co. (Häberli)
1841
Papiermaschinen von Escher
Wyss
Im Jahr 1841 baut die Maschinenfabrik Escher Wyss
Papiermaschinen und sucht einen geeigneten Standort in
der Schweiz (Häberli).
1843/44
Schleifstein, Holz und
Wasser: Holzbrei
|
Friedrich
Gottlob Keller, Portrait |
|
1843/44 gelingt es
dem sächsischen Webermeister Friedrich Gottlob Keller aus Hainichen,
mit Hilfe eines Schleifsteins unter Zusatz von Wasser,
aus Holz einen Brei herzustellen, der zur
Papierherstellung geeignet ist (Holzschliff) (Häberli).
1854
Stroh, Natronlauge,
Dampfdruck: Natronlauge
1854 gelingt es dem Franzosen M.A.C. Mellier aus Paris, Stroh mittels
Natronlauge und unter Dampfdruck aufzuschlüsseln und
Zellstoff zu gewinnen (Häberli).
1859-62
Papierfabrik Biberist
1859-62 erhält Escher
Wyss von der Regierung des Kantons Solothurn
die Konzession für den Bau des Emme-Kanals in Biberist. 1862 wird
die Papierfabrik Biberist gegründet, welche 1865 mit
zwei Papiermaschinen den Betrieb aufnimmt (Häberli).
1863
Im Jahr 1863 meldet B.C.
Tilgham das Patent für die Zellstoffherstellung
mit Kalziumbisulfit an (Häberli).
1872
Holz und Magnesiumbisulfit
als Kochsäure: Sulfitzellstoff - Zellulose
1872 gelingt es dem schwedischen Ingenieur C.D.Ekman aus Bergvik unter
Verwendung von Magnesiumbisulfit als Kochsäure
Sulfitzellstoff aus Holz herzustellen. Der Chemiker Alexander Mitscherlich
aus Münden
entwickelt das Kalziumbisulfitverfahren. Unter Druck und
durch Kochen werden die Inkrusten des Holzes (Lignin und
Hemicellulosen) aufgelöst und die Zellulosefasern
freigelegt (Häberli).
Weniger Vergilbung: Die
Papierchemie kann die Ligninbestandteile herauslösen -
"holzfreies" Papier
Die Papiere werden ausschliesslich aus Holzzellulose
hergestellt. Es sind holzschlifffreie Papiere, die
keinerlei "verholzte Bestandteile" mehr aufweisen
(Clausen / Riedel, S.91).
1881
Im Jahr 1881 stellt die schweizerische Holzstoff-Fabrik
Attisholz den
ersten Versuchskocher für die Zellstoffherstellung auf
(Häberli).
1884
Im Jahr 1884 entwickelt der Ingenieur C.F. Dahl
mittels Natriumsulfat das Verfahren zur Herstellung von
Sulfatzellstoff (Häberli).
1888
Gebleichter Zellstoff
Ab 1888 wird in Attisholz industriell gebleichter
Zellstoff produziert (Häberli).
1899
Gründung des Vereins der
Schweizerischen Papier- und Papierstoff-Fabrikanten
(Häberli)
1902
Zollschutz für schweizer
Papier
1902 wird der Schweizer Papierindustrie mit der Revision
des Zollgesetzes der langersehnte Einfuhrschutz gewährt
(Häberli).
1908
Kartellbildung in der
schweizer Papierindustrie
1908 wird mit den allgemeinen Verkaufsbedingungen
schweizerischer Papierfabriken und der gleichzeitigen
Festlegung von Minimalpreisen der Grundstein für das
lange Jahre haltende Kartell gelegt (Häberli).
20. Jh.
Es etablieren sich 3
Hauptarten von Papier
a) Haderpapiere
aus 100 % Hadern, d.h. aus Leinen- oder Baumwolllumpen
(auch Ramiefasern). Es sind teuerste Feinpapiere
b) "Holzfreie" Papiere / holzschlifffreie Papiere /
Papiere ohne verholzte Fasern
aus ungebleichten oder gebleichten Zellstoffen oder aus
Mischung von Holzzellstoffen oder mit Hadern
c) "Holzhaltige" Papiere / holzschliffhaltige Papiere
mit verholzten Fasern
Die Aufnahme der Druckfarben wird erleichtert, die
Undurchsichtigkeit wird erhöht (Clausen / Riedel, S.92).
1915
Schweiz: Verknappung der
Rohstoffe für Papier
Der 1. Weltkrieg hat eine Verknappung der Rohstoffe zur
Folge, insbesondere Holz wird primär zur
Energiegewinnung eingesetzt. Es wird deshalb die HESPA,
Holzeinkaufsstelle schweizerischer Papier- und
Papierstoff-Fabrikaten gegründet (Häberli).
1915
Erfindung des
Rundschneiders
1915 baut die englische Maschinenfabrik Walmsley Ltd. aus Bury
den Rundschneider, der eine bedeutende Steigerung der
Papierherstellung erlaubt (Häberli).
1917
Schweiz: Staatliche
Papierzuteilung
Im Jahr 1917 wird die ganze Papierversorgung der
Kontrolle des Bundes unterstellt. Es werden maximal
zulässige Höchstpreise für die Papiersorten festgelegt
und es besteht ein Lieferzwang an bestimmte Abnehmer
(Häberli).
1918
Schweiz: Gründung der EIKA
wird die EIKA,
Einkaufsstelle der papierverarbeitenden Industrien der
Schweiz, eine Organisation der Abnehmer (Verleger,
Drucker) gegründet. Gleichzeitig erwirbt die EIKA die
Papierfabriken Zwingen
und Netstal
(Häberli).
1919
Schweiz: Gründung der
PAPYRUS
Als Gegenreaktion zur Outsidergruppe EIKA gründen die
Verbandsmitglieder [des Verbands Schweizerische
Zellstoff-, Papier- und Kartonindustrie ZPK] die PAPYRUS,
Verkaufsstelle schweizerischer Papierfabriken. Über
Jahrzehnte erfolgt der Verkauf praktisch aller
Papierfabriken über die PAPYRUS (Häberli).
ab 1929
Als Folge der Wirtschaftskrise gerät die schweizer
Papierindustrie in eine Absatzkrise. 1932 verfügt der
Bundesrat bei gewissen Tarifpositionen
Importbeschränkungen (Häberli).
1936
Schweiz: Der Schweizer Franken wird abgewertet, was
zusätzliche Erleichterungen im Papierexport verschafft
(Häberli).
1939-1945
Die schweizer
Papierindustrie im Zweiten Weltkrieg
Am 7. Oktober 1939 wird im Rahmen der
kriegswirtschaftlichen Massnahmen das Schweizerische
Papiersyndikat gegründet. Im Syndikat sind Hersteller
und Verarbeiter paritätisch vertreten. Die
Genossenschaft kümmert sich um die Beschaffung der Roh-
und Hilfsstoffe, koordiniert die Produktion, legt die
Preise fest und verteilt die Papierkontigente. Präsident
des Syndikates ist unter anderen Ernst Rietmann,
Direktor der Neuen Zürcher Zeitung (NZZ) (Häberli).
Papierkultur
in Europa
Papiermuster in Polen 1950
ab 1950
Schweiz: Aufschwung der
Papierindustrie
Die schweizer Papierindustrie profitiert vom Aufschwung
und steigert Schritt für Schritt ihre Produktion. Sie
fürchtet allerdings den wachsenden Importdruck und setzt
sich gegen die Freihandelsverträge im Rahmen der EFTA
zur Wehr – erfolglos. Die Liberalisierung hat einen
Investitions- und Produktivitätsschub zur Folge
(Häberli).
1962
Papyrus-Revival in Ägypten
unter dem Ingenieur Dr. Hassan Ragab
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Dr. Hassan
Ragab mit Papyrus, 1995 ca.
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Nach langen
Forschungen an Papyruspflanzen mit grossen
Papyrusplantagen etc. gelingt Ragab die neue Herstellung
von Papyrus, so dass die Papyrusherstellung wieder Teil
der ägyptischen Kultur wird. In der Folgezeit etablieren
sich Zentren der Papyrusproduktion in Ägypten und auf
Sizilien. [2]
1968
Papyrus-Revival: Dr. Hassan
Ragab eröffnet ein Papyrus-Institut
genannt Hassan Ragab Papyrus Institute, auch
einfach Papyrus-Museum genannt, am Westufer des
Nil in Kairo. [2]
Prospekt des Papyrusmuseums in Kairo |
In der Folgezeit publiziert Dr. Hassan Ragab neue
grundlegende Literatur über die Papyrusherstellung, z.B.
das Buch "Der Papyrus" ("Le Papyrus"). [7]
ab 1970
Schweiz: Senkung von Zöllen
für Papier zwischen Schweiz und EWG
Der Verband [Verband Schweizerische Zellstoff-, Papier-
und Kartonindustrie ZPK] beschäftigt sich massgeblich
mit Zollfragen. Im Rahmen der Abkommen mit der
Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) werden die
Zölle schrittweise gesenkt. 1980 beträgt der Anteil des
Imports am gesamten inländischen Papier- und
Kartonverbrauch rund 37%. Heute beträgt der Importanteil
rund 62 % (Häberli).
ab 1980
Die Zollfragen werden immer mehr in den Hintergrund
gedrängt. Anstelle dessen befassen sich Verband [Verband
Schweizerische Zellstoff-, Papier- und Kartonindustrie
ZPK] und Mitgliederfirmen verstärkt mit Umweltfragen
(Energiegewinnung, Reinhaltevorschriften für Luft und
Wasser etc.) (Häberli).
1984
Schweiz-EWG: Abschaffung
der Zölle für Papier
(Häberli)
1994
Im Jahr 1994 übernimmt die Geschäftstelle des Verbandes
der Schweizerischen Zellstoff-, Papier- und
Kartonindustrie die Mandate zur Führung der
Geschäftstelle von anderen Verbänden aus der Papierkette
(Papierhandel, Papier- und Kartonverarbeitung). Eine
neue Ära der Interessenbündelung und
Interessenvertretung beginnt (Häberli).
ab 1996
Im Zuge der Internationalisierung der Papierwirtschaft
finden immer mehr schweizer Papierfabriken einen neuen
Besitzer. Heute befinden sich rund zwei Drittel der
grossen Betriebsstätten im Besitz von multinationalen
Konzernen (Häberli).
ab 1998 ca.
Exodus der Papierindustrie
aus der Schweiz
Die schweizer Papierindustrie löst sich fast gänzlich
auf oder zieht nach Osteuropa, wo die Produktionskosten
nur einen Bruchteil der Kosten in der Schweiz betragen
(Palomino).
11.10.2024: PAPIER AUS HANF ODER BAMBUS: Bücher kann man locker ohne Wald produzieren
von Michael Palomino NIE IMPFEN+IMMER BAR ZAHLEN - 11.10.2024
https://www.facebook.com/michael.palominoale/posts/27127031280273604
Bücher kann man mit Papier aus Hanf oder Bambus herstellen, es braucht nicht unbedingt Bäume dazu. Nur die Industrie hat es noch nicht geschnallt oder will es nicht schnallen.
Hanf-Meldungen und Hanf zur Papierproduktion: http://www.med-etc.com/soz/architektur/baustoff-hanf-001.html
Bambus-Papier: https://www.biofutura.com/de/blog/papier-aus-bambus/
Gruss, Michael Palomino NIE IMPFEN+IMMER BAR
www.med-etc.com
😜💪☃️
12.10.2024: Papierherstellung in Europa ist durch das
Abfallprodukt "Faserholz"
Kommentar von Bernhard Prack
ja, aber für Papier werden, zumindest bei uns in
Mitteleuropa, gar keine Bäume gefällt. Papier wird aus
minderwertigen "Faserholz" erzeugt das in der Waldwirtschaft
als "Abfallprodukt" anfällt und keineswegs extra geschlagen
wird. Natürlich gibt es solche Synergien auch zb bei Hanf,
denn wenn man hier die Pflanze zb wegen der Hanfsamen anbaut
so kann man die Stängelmasse danach durchaus in die
Faserherstellung weitergeben, wo Papier oder Dämmprodukte
daraus gemacht werden können (oder auch unzählige andere
Sachen, Hanf ist sehr vielfältig. Die Frage ist für mich:
Kann ich Hanf oder Bamus da anbauen, wo bei uns der Wald
wächst? (also vorwiegend im Steilhang und auf Flächen die
für Ackerbau nicht geeignet sind?)
Zeitungslügen gibt es, so lange es Zeitungen
gib am 22.10.2024:
300 Jahre Terror: Die Druckerpresse heizte Hexenjagden
und Fehlinformationen in Europa an
Eine
neue Studie geht auf den Zusammenhang zwischen der
Veröffentlichung von Handbüchern zur Hexenverfolgung und
dem Zeitpunkt von Hexenprozessen ein. Die Autoren ziehen
auch Parallelen zur heutigen Verbreitung von Ideen.
https://transition-news.org/300-jahre-terror-die-druckerpresse-heizte-hexenjagden-und-fehlinformationen-in
Quelle:
Study Finds: 300-year terror: How the printing press
fueled witch hunts, misinformation in Europe
- 17. Oktober 2024
Die Erfindung des Buchdrucks im Jahr 1450
veränderte die Kommunikation, indem sie die
schnelle Verbreitung von Büchern und Zeitungen
ermöglichte und die Gesellschaft tiefgreifend
umgestaltete. Eine neue Studie, auf die Study Finds aufmerksam
macht, zeigt, dass die Presse auch eine zentrale Rolle
bei der Massenhysterie und Verfolgung im Zusammenhang
mit der Hexenverfolgung spielte.
«Malleus Maleficarum», ein Handbuch zur
Hexenverfolgung, das erstmals 1487 gedruckt wurde,
erfreute sich demnach in ganz Europa besonderer
Beliebtheit. Seine weite Verbreitung habe detaillierte
Richtlinien für die Identifizierung, Befragung und
Verfolgung von Hexen geliefert, die die nachfolgenden
Hexenprozesse angeheizt hätten.
Vor dem Buchdruck war der Glaube an die Hexerei
laut den Autoren der Studie zwar vorhanden,
blieb aber weitgehend auf kleine, isolierte Kreise wie
Religionsgelehrte oder Inquisitoren beschränkt. Die
Presse habe diese Ideen an die Öffentlichkeit gebracht
und die Angst vor Hexen zu einem weit verbreiteten
Phänomen gemacht.
Die Forscher untersuchten den Zusammenhang
zwischen der Veröffentlichung von Handbüchern zur
Hexenverfolgung und dem Zeitpunkt von
Hexenprozessen in 553 Städten zwischen 1400 und 1679.
Sie fanden einen direkten Zusammenhang: Jede neue
Ausgabe von «Malleus Maleficarum» habe zu einer Zunahme
der Hexenprozesse geführt.
Darüber hinaus zeigt die Studie, wie das
Verhalten der Nachbarstädte Einfluss darauf hatte,
ob eine Stadt Hexenprozesse einführte. Wenn eine Stadt
begann, die in den Handbüchern beschriebenen Praktiken
zu befolgen, hätten andere diese Handlungen bald
nachgeahmt – ein Prozess, der als «ideelle Verbreitung»
bekannt ist. Die Kombination dieser neu verfügbaren
Ideen und des sozialen Einflusses habe das perfekte
Umfeld für die Ausbreitung der Hexenverfolgungen
geschaffen. Das führte dazu, dass etwa 90.000 Menschen
angeklagt wurden, von denen fast die Hälfte im Laufe der
300 Jahre hingerichtet wurde.
Obwohl die Angst vor Hexen die Gesellschaft
nicht mehr beherrscht, weist die Studie
darauf hin, dass ähnliche Prozesse des sozialen Wandels
auch heute noch stattfinden. Die Hauptautorin der
Arbeit, Kerice Doten-Snitker, erklärt:
«Der Prozess der Einführung von Hexenprozessen ist
nicht unähnlich der Art und Weise, wie moderne
Regierungen heute neue Politiken verabschieden. Es
beginnt oft mit einer Veränderung von Ideen, die durch
soziale Netzwerke verstärkt werden. Mit der Zeit
schlagen diese Ideen Wurzeln und verändern das
Verhalten ganzer Gesellschaften.»
Quelle: