Wie die der Sand zu Ende geht - Sandgewinnung
vom Meeresboden zerstört alles - Sandgewinnung vom
Erdboden zerstört alles - Mai 2017: Sandstrand ist
plötzlich wieder da - Kambodscha verbietet Export von
Sand wegen Umweltschäden --
<Sand ist mehr als eine Urlaubskulisse am Strand. Er
steckt im Handy, im Wein, im Haarspray. Weltweit wird er
als Baustoff gebraucht. Da Wüstensand nicht für Beton
taugt, gerät der Meeresboden ins Visier.
Berlin (dpa) - Sand ist in alle Ritzen unseres
Alltags eingedrungen. Man verarbeitet ihn zu Glas. Aus
Sand wird aber auch Siliciumdioxid gewonnen. Das ist
eine chemische Verbindung, die in Weinen enthalten
ist, aber auch eine wichtige Rolle bei der Herstellung
von vielen Alltagsprodukten spielt: Wasch- und
Reinigungsmittel, Papier, getrocknete Lebensmittel,
Haarspray, Zahnpasta, Kosmetika und und und.
"Ich bezeichne den Sand gern als den unbekannten Helden
unserer Zeit; denn er ist in unserem Alltag
allgegenwärtig, ohne dass wir uns dessen wirklich
bewusstwerden", sagt Geologe Michael Welland in der
faszinierenden Arte-Dokumentation "Sand - Die neue
Umweltzeitbombe" am Dienstag um 20.15 Uhr. Der Film
zeigt, wie abhängig wir schon sind und was für eine
Ökokatastrophe durch weltweiten Sand-Raubbau droht.
weiter lesen:
http://www.gmx.net/themen/wissen/klima/90b7ry6-umweltzeitbombe-sand-dokumentation-zeigt-grausame-ausmasse#.A1000146
Stoffe im Sand sind wichtig für die Industrie
"Im Sand sind wichtige Minerale enthalten - wie
Silicium, Thorium, Titan und Uran", sagt die britische
Umweltexpertin Kiran Pereira in dem Film. "Denken Sie
nur an Computer und Elektronik. Ohne hochwertigen Sand
könnten überhaupt keine Chips hergestellt werden."
Doch nicht nur die Informationsgesellschaft ist auf
Sand gebaut. "Wer von einem Ort zum anderen reist, denkt
nicht daran, wie viel Sand in unseren Verkehrsmitteln
steckt", schildert Pereira. Zum Beispiel in einem
Flugzeug - vom Kunststoff über den Leichtmetall-Rumpf,
die Triebwerke und die Farben bis hin zu den Reifen.
"Das ist wie mit der Luft, die wir atmen. Wir denken
nicht an sie. Aber ohne sie könnten wir nicht leben",
fasst Pereira zusammen. Und das hat Folgen.
weiter lesen:
http://www.gmx.net/themen/wissen/klima/90b7ry6-umweltzeitbombe-sand-dokumentation-zeigt-grausame-ausmasse#.A1000146
Denn das unverzichtbare Material ist bedroht, vor allem
durch den weltweiten Bauboom. Stahlbeton besteht zu
einem Drittel aus Zement und zu zwei Dritteln aus Sand.
Es sei nur als Größenordnung erwähnt: In einem
Einfamilienhaus werden 200 Tonnen Sand verbaut. Nun
könnte man meinen, in der Sahara gebe es ja Sand genug.
Wüstensand ist aber zu glatt und daher nicht zur
Betonproduktion geeignet. Deshalb haben Baukonzerne
lange Zeit Sand aus Flussbetten oder Kiesgruben
abgebaut. Da dieser Vorrat aber langsam zur Neige geht,
hat die Bauwirtschaft den Meeresboden ins Visier
genommen - eine ökologische Zeitbombe.
Die Schattenseiten des Sands
Der Dokumentarfilm des Franzosen Denis Delestrac zeigt
Schauplätze rund um den Globus. In Marokko befeuert der
Tourismus den illegalen Sandabbau und führt unweigerlich
zum Verschwinden ganzer Strände. Singapur importiert
ungeachtet aller Verbote weiterhin Sand aus den
Nachbarländern. In Indonesien verschwinden ganze Inseln
wegen des illegalen Abbaus. In Dubai haben Protz-Bauten
die eigenen Ressourcen aufgezehrt, nun wird Sand aus
Australien importiert. In Indien kontrolliert die Mafia
die Bauwirtschaft, während die eigene Bevölkerung weiter
in Slums hausen muss. In Florida werden Strände
aufgefüllt, die zu neun Zehntel weggespült waren. In
Frankreich kämpft die Bevölkerung gegen Konzerne, die
sich Standorte in Küstennähe sichern, um in
Schutzgebieten den Meeresboden abzubauen.
"Der Dokumentarfilm erläutert die Zusammenhänge und
Hintergründe einer verheerenden Wertschöpfungskette und
fördert mit Unterstützung von Wissenschaftlern und
Nichtregierungsorganisationen eine beispiellose
menschliche, soziale und ökologische Katastrophe
zutage", fasst Arte zusammen. Wer diesen Film gesehen
hat, denkt bei diesem Thema in Zukunft nicht mehr nur an
Strand und Urlaub.>
========
Warnung der UNO 28.8.2014: Der Sandschaden
wird offensichtlich - Massnahmen und Alternativen
sind gefragt
aus: Schweizer Fernsehen online: «Sie haben den Strand
einfach aufgeladen und mitgenommen»; 28.8.2014;
http://www.srf.ch/wissen/sand-das-neue-gold/sie-haben-den-strand-einfach-aufgeladen-und-mitgenommen
Zur Person:
Pascal Peduzzi (45) ist Umweltwissenschaftler und leitet
die Global Change and Vulnerability Unit im
Umweltprogramm der Vereinten Nationen. Die Aufgabe des
gebürtigen Genfers: Effekte von Umweltschäden früh
erkennen und vor den Folgen warnen.
Der Artikel:
<Corinna Daus
Der Bauboom in Asien und erodierende Strände kurbeln
die Nachfrage nach Sand stetig an. Ein profitables
Geschäft – doch für Mensch und Umwelt hat es verheerende
Folgen. Die Politik muss handeln, fordert der Schweizer
Umweltwissenschaftler Pascal Peduzzi in einem
Uno-Bericht. Aber wie? Ein Interview.
SRF: Pascal Peduzzi, Sie haben
Ihren Bericht über den Raubbau am Sand als Warnung für
die Vereinten Nationen geschrieben – wie ist die Lage?
Pascal Peduzzi: Es kommt darauf an,
wo. In Europa haben wir eine ziemlich gute Gesetzgebung,
was den Sandabbau betrifft. In Afrika und Asien ist das
ganz anders – dort geschehen ziemlich viele illegale
Aktivitäten.
Was passiert dort genau?
In Afrika ist der Diebstahl von Sand ein grosses
Problem. Sand ist kostenlos, jeder kann an den Strand
gehen, Sand nehmen und ihn verkaufen. Natürlich ist das
vielerorts illegal, aber für Menschen, die nichts haben,
ist das eine Möglichkeit, ein wenig Geld zu verdienen.
Auch in Indien gibt es tausende Orte, an denen Menschen
Sand von den Stränden oder Küsten klauen. Es haben sich
inzwischen richtiggehend mafiöse Strukturen gebildet.
Wer sind die Auftraggeber?
Niemand befiehlt, Sand zu stehlen. Es gibt einfach die
enorme Nachfrage der Bauunternehmer, sei es nach Sand,
um Beton herzustellen, oder um Strände aufzuschütten.
Und es gibt Menschen, die liefern. Ein Fall aus Indien
war in der Presse. Dort hat ein Polizist versucht, die
Menschen davon abzuhalten, Sand zu stehlen – er wurde
erschossen. In Jamaika wurde mir von einem Strand
erzählt, der über Nacht geklaut wurde. Da kam eine
LKW-Kolonne und hat einfach den Strand eines kleinen
Fischerdorfs aufgeladen und mitgenommen, weil er für die
Strandaufschüttung einer grossen Hotelanlage gebraucht
wurde. Oft stammt der Sand aber auch aus ganz legalen
Quellen, aus Steinbrüchen zum Beispiel. Oder in den USA
kommen immer öfter grosse Schwimmbagger zum Einsatz, die
tonnenweise Sand aus dem Ozean absaugen.
Derzeit durchkämmen tausend solcher Schwimmbagger
die Ozeane – je nach Grösse können sie bis zu 400'000
Tonnen Sand aufnehmen. Kann jeder einfach ein solches
Schiff kaufen und Sand vom Meeresgrund nehmen?
Das ist total legal. In England kann man Konzessionen
kaufen, um den Sand abzusaugen. In anderen Ländern
braucht es noch nicht einmal das. In den USA reicht ein
Führerschein für das Boot, dann kann man aufs Meer
fahren und Sand absaugen. Dort gibt es keine Mafia, es
gibt nur eine Industrie. Mit riesigen Auswirkungen auf
die Umwelt – aber es ist legal.
Sind die Umwelteinflüsse heute schon spürbar?
Auf dem Meeresgrund sitzen die Sedimente, die
Nahrungsgrundlage vieler Fische sind. Die werden mit dem
Sand vom Meeresgrund abgesaugt. Das hat enorme
Auswirkungen auf die Fischbestände – und auf die
Fischer. Wenn der Sand erst einmal weg ist, braucht es
Jahrzehnte, wenn nicht Jahrtausende, bevor die Fauna
wieder zurück ist – je nachdem, wo der Sand entnommen
wird. Und das ist kein Zukunftsszenario, das passiert
bereits.
« Für viele
Menschen ist es einfach Sand: Das ist das Problem. »
Ihre Aufgabe ist es, den Politikern das Ausmass der
Lage vor Augen zu führen. Haben Sie Erfolg?
Die Politiker sind sich dieses Problems nicht bewusst.
Bisher kam der meiste Sand vom Land, aus Steinbrüchen
und Flüssen. Aber der Sandabbau beeinflusste den
Wasserstand in den Flüssen, plötzlich gab es mehr
Überschwemmungen und Trockenperioden. Sand wurde rarer,
die Regulationen strikter, und Meeressand war eine
Lösung. Er hat eine angenehme Seite: Niemand sieht, was
auf dem Meeresgrund los ist. Also denkt man, es gäbe
keine Auswirkungen. Für viele Menschen ist es einfach
Sand: Das ist das Problem.
Am deutlichsten sieht man die Auswirkungen ja am
Verschwinden der Strände, oder?
Für das Verschwinden der Strände gibt es verschiedene
Gründe. Einer könnte der Klimawandel sein: Der
Meeresspiegel steigt, wir haben dynamischere Wellen,
deshalb erodieren die Strände. Aber oft verschwinden sie
einfach, weil wir so nahe am Meer bauen, dass sich der
Strand bei hohem Wellengang nicht mehr zurückziehen kann
– dann wird er weggespült. In Miami und vielen anderen
Orten pumpen sie deswegen Sand aus dem Meer und erneuern
damit die Strände. Das hält dann für ein paar Jahre.
Aber wenn wir mit Schwimmbaggern Sand vom Meeresboden
absaugen, entsteht ein Loch. Dann fliesst der Sand, der
mühsam auf den Strand geschafft wurde, irgendwann doch
wieder zurück ins Meer. Das ist ein hochprofitables
Geschäft. Die Unternehmen in diesem Markt haben eine
lebenslange Auftragsgarantie. Das Modell funktioniert in
Regionen, wo man es sich leisten kann, die Strände immer
wieder aufzuschütten.
Was ist in anderen Regionen?
Ich bin in ein Projekt in Jamaika involviert. Dort
wollte die Regierung wissen, warum der Strand
verschwindet. Nach einer Studie war klar, dass der
Klimawandel gerade mal neun Prozent des Problems
ausmacht. 91 Prozent der Erosion kamen, weil am Strand
gebaut worden war. Sie hatten die Korallen getötet und
das Seegras entfernt – Touristen mögen kein Seegras am
Strand. Aber die Korallenriffe haben den Strand vor den
Wellen geschützt, und die Algen haben ihm Halt gegeben.
Nun wird dort Seegras neu angebaut, aber etwas weiter
entfernt vom Touristenstrand.
« Ein wirklich
dringendes Problem, das wir nicht haben kommen sehen.
»
Das Thema steht auf kaum einer politischen Agenda,
das Business ist hochprofitabel – wie waren die
Reaktionen auf Ihren Uno-Bericht?
Die Industrie hat ihn, so gut es ging, ignoriert. Doch
viele Menschen waren sehr überrascht, auch in der
Politik. Die Regierungen sind schon mit Klimawandel,
Artenschwund, Luftverschmutzung und anderen Problemen
beschäftigt, Sand ist nun ein weiteres Thema, mit dem
sie sich wahrscheinlich nicht unbedingt befassen wollen.
Aber dies ist ein wirklich dringendes Problem, das wir
nicht haben kommen sehen.
Was also muss geschehen, damit wir es in den Griff
bekommen können?
Uns geht es zurzeit vor allem darum, das Problem ins
Bewusstsein der Politiker zu bekommen und vor den Folgen
des Sandabbaus zu warnen. Wenn wir sie überzeugt haben,
können wir anfangen, über Gesetze und Regulierungen zu
sprechen. Und wir müssen die Bevölkerung aufklären. Die
Industrie wird nicht von selbst reagieren. Aber wenn es
Gesetze gibt und die Bevölkerung nur noch zertifizierten
Sand nutzt, so wie es mit FSC-Holz jetzt schon
geschieht, dann kann sich etwas ändern.
Gibt es auch schon Ansätze für konkrete Lösungen?
Die grosse Nachfrage nach Sand besteht ja, weil wir so
viel mit Beton bauen. Aber wir könnten zum Beispiel die
Asche unserer Müllverbrennung nutzen, um den Sand bei der
Betonherstellung zu ersetzen. Das würde funktionieren und
zudem noch unser Müllproblem lösen. Wir könnten aber auch
anders bauen. Wir müssten zum Beispiel die Anzahl von
Strassen überdenken, die wir bauen. In der Schweiz haben
wir ausserdem viel Holz, das wir nutzen könnten.
Man liest seit einigen Jahren von Stränden aus Glas,
das verkleinert ganz ähnliche Eigenschaften wie Sand
hat. Eine Lösung?
Das wird oft vorgeschlagen, aber es überzeugt mich
nicht. Wir müssen Glas recyclen, um daraus Glas zu
machen. Dann müssen wir nicht weiteren Sand für die
Glasproduktion abbauen. Glas in einen Strand zu
recyclen, löst meiner Meinung nach das Problem nicht.
Ohne Sand kein Beton, und momentan ist Sand der
billigste Werkstoff, um zu bauen. Solange das so
bleibt, bleibt also das Problem bestehen?
Es gibt Alternativen, aber die sind sehr teuer. Es ist
billiger, ein Gebäude abzureissen und den Müll zu
entsorgen als das Material aufzubereiten und
weiterzuverwenden. Manchmal wird der Bauschutt schon für
den Strassenbau genutzt, das ist ein Anfang. Solange
Sand aber so billig ist wie derzeit, wird nichts
passieren. Da müssten Regulierungen her, die
vorschreiben, wie viel Sand abgebaut werden darf. Auch
Steuern würden helfen.
Sandentnahme in Europa
In Europa ist die Sandentnahme keinen internationalen
Regeln unterworfen, weil der Abbau auf nationalem
Territorium stattfindet: Entweder wird er direkt am
Strand abgebaut oder vom Meeresgrund abgesaugt. Da
dies meist in einer Tiefe unter 50 Metern stattfindet,
also in relativer Küstennähe, handelt es sich noch um
nationale Gewässer.
Kommentar: BAMBUS
Zuerst einmal muss Beton viel teurer sein als bisher,
wenn der Sand knapp wird. Ausserdem muss man mehr mit
Bambus bauen und weniger Beton verwenden, bis man auf 0%
Beton kommt. Es gibt keine andere Lösung. Bambus ist
auch erdbebensicher. Das heisst: Es muss ein Gütesiegel
her für sandfreies Bauen.
Michael Palomino, 28.8.2014
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Westlich von Köln 15.9.2014: Für den
Sand-Abbau soll der Buschbeller Wald zerstört werden
Meine Kinder lieben ihn, den
Buschbeller Wald. Und mein Dackel auch. Über
am Wegrand liegende Bäumen und Steine balancieren sie
alle gern. Er ist Ziel von Familienausflügen mit meinen
Eltern, die ganz in der Nähe wohnen.
140 Jahre alte Eichen und Buchen sind
dort zu sehen und wenn der Dackel mal nicht kläfft,
entdeckt man seltene Vogelarten. Auch Feuersalamander
soll es dort geben. Danach suchen dann die Großeltern
mit den Kids, wenn die nervigen Eltern nicht dabei sind
und das quirlige Dackeltier.
Doch nun soll der Buschbeller
Wald weichen. Für einen Rohstoff, der uns
ebenfalls vor allem aus unserer Kindheit bekannt ist.
Hätten wir jemals gedacht, dass wir eines Tages
entscheiden müssten, das eine Wunder der Natur gegen das
andere einzutauschen? Aus wirtschaftlichen Gründen?
Es geht um Sand – und um viel Geld!
Dass Sand ein Milliardenmarkt ist, berichtete
Netzfrauen-Gastautor Andreas Müller-Alwart erst kürzlich
in seinem Artikel „Auf Sand gebaut“.
„Flüsse, Seen, Meere – alles wird leergebaggert. In
einem mittelgroßen Haus befinden sich rund 200 Tonnen
Sand. Wenn Sie das nächste Mal 900 Kilometer auf einer
Autobahn zu Ihrem Lieblingsstrand an die
Costa-wo-es-so-schön-ist donnern, rechnen Sie mal mit:
30.000 Tonnen Sand stecken in jedem Kilometer
Autobahn. Im Irrwitz menschlicher
Energieerzeugung, einem Atomkraftwerk, werden rund 12
Millionen Tonnen verbaut – lächerliche 400 Kilometer
Autobahn. 40 Milliarden Tonnen soll der jährliche
Bedarf an Bausand betragen und 15 Milliarden Euro
sollen der Natur entnommen werden – Jahr für Jahr. So
ganz genau weiß das niemand, denn Sie können sich
vorstellen, dass ein Milliardenmarkt bei rarer
werdenden Ressourcen natürlich die Sandmafia anzieht
wie reife Zwetschgen die Wespen.“
Nun also auch noch der Wald…
„Der Wald ist Sauerstofflieferant,
Luftbefeuchter, Windbrecher, Feinstaubfilter – was die
Stäube und die Feinstäube der A4 und dem
Quarzsandtagebau angeht. Er ist Naherholungsgebiet hier
für die Anwohner…”, sagt Tanja Keßels vom BUND in einem
Beitrag der „Aktuellen Stunde“
Und hier ist es nicht irgendein Wald. Es ist einer der
letzten Altwälder rund um Köln. Wegen seiner
biologischen Vielfalt hätte der Wald nach den
Meldekriterien der Europäischen Gemeinschaft als Flora-Fauna-Habitat-Schutzgebiet
gemeldet werden müssen. Hätte – wären da nicht die
Quarzsandvorkommen unter dem Wald – und jene, die die
großen Gewinne wittern.
Die laut
Schätzungen des BUND gut 84 Hektar Wald werden von
mindestens zehn Fledermausarten genutzt und sind Heimat
von Schwarz- und Mittelspecht, der Waldohreule, des
Waldkauzes und des Uhus. Auch Feuersalamander und
Springfrösche sind hier zu finden, neben einer Vielzahl
weiterer streng geschützter Tier- und Pflanzenarten, die
auf Altwälder angewiesen sind. Einige Arten sind bei
einer Artenschutzprüfung in 2012 und der
Umweltverträglichkeitsprüfung für den Abbau einfach
außer Acht gelassen worden, wodurch die Quarzwerke GmbH
Frechen jahrzehntelang ihren Raubbau betreiben konnte.
Seltener
Wald
Wir berichteten bereits in unserem Artikel „Unter
unserem Himmel – Energie aus dem Wald – Ausverkauf des
deutschen Waldes“, dass in Deutschland – z.B. im
Bayrischen Staatsforst – Holz gefällt und containerweise
exportiert wird. Das statistische Bundesamt erfasste die
Ausfuhren von Buchenrohholz nach China und meldete
gut 330.000 Tonnen für das Jahr 2012. Für diese Menge
muss etwa ein Areal von 2.400 Fußballfeldern Buchenwald
kahl geschlagen werden. Und das nur, weil China seine
eigenen Wälder zu stark gerodet hat. Als die
ökologischen Folgen spürbar wurden, wurde das Abholzen
gestoppt. Seither werden gigantische Mengen von Bäumen
aus aller Welt importiert, um den Holzhunger – vor allem
für die Bauindustrie – zu stillen. Extra deshalb wurden
auch die Importbestimmungen gelockert.
Nicht erst die Geschichte des Buschbeller Waldes zeigt,
dass Politik und Wirtschaft auch hierzulande nur allzu
häufig die Bereitschaft zeigen, den Gewinn von Projekten
vor die daraus entstehenden ökologischen Konsequenzen zu
setzen. Dass der Waldanteil im Rhein-Erft-Kreis nur noch
11 Prozent (weniger als die Hälfte des
Landesdurchschnitts) beträgt, ist genau dieser Art
Raubbau zu verdanken, den nicht nur die Quarzwerke
sondern auch die ehemalige Rheinbraun – heute RWE Power
– betrieb und nach wie vor betreibt.
Wundersame Vermehrung
Die Quarzwerke GmbH Frechen antwortete
auf eine Petition von „Rettet den Regenwald e.V.“ in dem
Tenor, dass die Rodung der Natur einen Profit bringen
werde.
„Der Sandabbau schreite im Jahr um lediglich 5 Meter
voran. Für jeden Hektar gerodeten Wald würden drei
Hektar aufgeforstet. Die Renaturierung geschehe auf
„höchstem Niveau“. Die Renaturierung sei erfolgreich,
viele seltene Arten wie Orchidee und Falter siedelten
sich an, in der Sandgrube lebten sogar Kreuz- und
Wechselköten. Altwaldarten wie Salamander kehrten
zurück.“
Die Firma betont, dass am Ende des Abbaus aus 110
Hektar Wald 240 Hektar Wald werden. Dazu kämen 60 Hektar
Biotop- und Sukzessionsflächen.
Aus 110 mach 240? Wow! Mit den
Profiten des Unternehmens funktioniert dies bestimmt
problemlos, wenn deren Pläne umgesetzt werden. Ob der
Wald aber in ähnlicher Weise profitieren wird, ganz
abgesehen von den vielen Tieren, die bei einer Rodung
ihr Leben lassen müssen, wagen wir zu bezweifeln.
Sehr geehrter Generaldirektor Karl Falkenberg,
sehr geehrter Landrat Michael Kreuzberg,
sehr geehrter Umweltminister Johannes Remmel,
sehr geehrte Geschäftsleitung der Quarzwerke GmbH,
der Buschbeller Wald soll gerodet werden, damit Sand
abgebaut werden kann. Bei dem Gebiet handelt es sich
jedoch um einen der letzten Altwälder im
Rhein-Erft-Kreis. Viele geschützte Arten wie Pirol,
Mittelspecht und Feuersalamander leben dort. Wegen
seiner Artenvielfalt könnte der Buschbeller Wald unter
dem Schutz der EU-Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie
stehen.
Trotzdem hat die Firma Quarzwerke GmbH beantragt, den
Wald für den Abbau von Sand zu roden. Bei der
Umweltverträglichkeitsprüfung und der
Artenschutzprüfung wurden jedoch viele Pflanzen- und
Tierarten wie Fledermäuse nicht berücksichtigt.
Weltweit ist Sand der am häufigsten abgebaute
Rohstoff. Auf den Sand vom Buschbeller Wald zu
verzichten, fiele wirtschaftlich nicht ins Gewicht und
würde einen Naturschatz erhalten.
Bitte räumen Sie der Natur einen höheren Stellenwert
ein als dem Rohstoffabbau und erhalten Sie den
Buschbeller Wald.
Freundliche Grüße
Bereits am morgigen Dienstag, 16.09.2014 sollen
die Unterschriften übergeben werden. Bitte beteiligen
auch Sie sich umgehend an der Petition von „Rettet den Regenwald
e.V.“ und informieren Sie Ihre Kontakte.
Der Schutz unser aller Umwelt muss Vorrang
haben vor dem Gewinnstreben einzelner Unternehmen!
Irland 9.5.2017: Sandstrand ist plötzlich
wieder da Irisches Dorf jubelt:
Verschwundener Sandstrand nach 33 Jahren wieder da
http://www.krone.at/viral/verschwundener-sandstrand-nach-33-jahren-wieder-da-irisches-dorf-jubelt-story-568506
[Ich denke, das ist
ein Streich der Ausserirdischen. Denn Sandspiele gab
es schon in Nasca in Peru].
09.05.2017, 21:16
Die Bewohner der Ortschaft Dooagh auf der kleinen
irischen Insel Achill können ihr Glück kaum fassen:
Ein Sandstrand, der vor 33 Jahren von mehreren
Stürmen weggespült worden war, ist quasi wieder
zurückgekehrt. Wie das örtliche Tourismusbüro
mitteilte, sind über die Osterfeiertage an der Küste
der Gemeinde Hunderttausende Tonnen Sand angespült
worden.
Dooagh
hatte zuletzt im Jahr 1984 einen Sandstrand und war
damals ein beliebter Ferienort mit mehreren Hotels. Bei
mehreren Stürmen wurde der Sand aber weggewaschen,
zurück blieben nur Felsen. In der Folge mussten mehrere
Hotels und Restaurants schließen, weil keine Touristen
mehr kamen.
Insel kann sich vor Besuchern kaum retten
Inzwischen könne sich die über eine Brücke mit dem
Festland verbundene Insel mit ihren etwa 2500 Einwohnern
kaum vor Besuchern retten, sagte eine Sprecherin des
örtlichen Tourismusbüros am Dienstag. "Wir hoffen, dass
der Strand dauerhaft bleibt, garantieren können wir das
aber nicht."
Eiland war einst Rückzugsort von Heinrich Böll
Die Insel Achill im Westen von Irland war einst
Rückzugsort des deutschen Literaturnobelpreisträgers
Heinrich Böll (1917-1985), der dort einmal im Jahr
ein kleines Ferienhaus bezog. Teile seines 1957
veröffentlichten "Irischen Tagebuchs" sind dort
entstanden. Das Haus dient heute als Rückzugsort für
Künstler und ist eine Touristenattraktion.>
========
16.7.2017: Kambodscha verbietet Export von
Sand für Beton wegen Umweltschäden Sieg für Umweltgruppen – Kambodscha verbietet
Sandexporte – Cambodia bans sand exports to Singapore
after pressure from environmental groups
https://netzfrauen.org/2017/07/15/cambodia/
<Kambodscha hat aus Gründen des Umweltschutzes alle
Sandexporte verboten und beendet damit
offiziell den Verkauf von Sand an Singapur nach
einem vorübergehenden Stopp.
Das Ministerium für Bergbau und Energie teilte am 11.
Juli mit, dass der größte Teil des Sandes von Kambodscha
an den Stadtstaat geliefert worden war. Umweltgruppen
haben Druck auf die Regierung ausgeübt, damit diese den
Handel stoppt. Ihr Argument: Das Ausgraben und
Abtransportieren von Sand haben das Ökosystem der
Küsten und der benachbarten Gebiete schwer
geschädigt.
[Wer mit Beton bauen will, braucht Sand]
Der Sand wird knapp – der Hunger nach ihm immer größer –
mit verheerenden Folgen für Mensch und Umwelt. Darüber
haben wir Netzfrauen schon oft berichtet. Nach
Wasser ist Sand der meistgenutzte Rohstoff
weltweit. Sand ist der kostbarste Rohstoff der
Erde. Sauberes Wasser ist in armen Ländern knapp. Durch
Landgrabbing wird Land knapp und die saubere Luft sucht
man in Megastädten vergebens. Doch wer denkt schon
daran, dass der Sand knapp wird? Sogar die United
Nations (UN) haben gerade eine Ausschreibung von einer
Lieferung von Sand und Zuschlagstoffen an 10 Städte im
Südsudan für die Mission der Vereinten Nationen im
Südsudan ausgegeben. Deutsche Konzerne können sich hier
melden. Erstaunlich, zumal
dort ein schrecklicher Bürgerkrieg herrscht.
Auch für den Wiederaufbau einer Polizeistation im
irakischen Gouvernement Anbaar Governorate,
finanziert durch das United Nations Development
Programme (UNDP), wird Sand gesucht. Sand braucht auch
die Asiatische Entwicklungsbank / Asian Development Bank
für die Durchführung von Hochwasser-, Erosions- und
Uferschutzmaßnahmen entlang des Flusses Xedon. Dies sind
nur einige wenige Projekte aus Februar 2017, bei
denen Sand gebraucht wird. Sie denken doch
sicher, dass im Irak ausreichend davon vorhanden sein
sollte, doch Wüstensand ist – man mag es
kaum glauben – nicht zur Betonverarbeitung geeignet.
Deshalb haben Baukonzerne bislang Sand aus Flussbetten
oder Kiesgruben abgebaut. Doch dieser Vorrat geht
langsam zur Neige und so hat die Bauwirtschaft den
Meeresboden ins Visier genommen. Lesen Sie hier: The Price of sand – Illegaler Sandabbau
in Indien – Uganda und Sansibar haben keinen Sand mehr
– Wer denkt schon daran, dass der Sand knapp wird?
Umweltgruppen beklagen in Kambodscha, dass in den
vergangenen Monaten trotz des vorübergehenden Stopps
Sand illegal exportiert wurde. Zuvor hatte es im Mai
2009 ein Teilverbot für bestimmte Arten von Sand
gegeben.
Mr Meng, Sprecher des Ministeriums, reagierte auf die
Sorgen der Umweltschützer und sagte, das Ministerium
stimme ihrer Aussage zu, dass Sandabbau in großem Umfang
wirklich umweltschädlich sei. „Sie haben Recht mit ihren
Sorgen. Darum hat das Ministerium entschieden,
Sandexporte und den Sandabbau in großem Stil zu
verbieten“, sagte er Reuters.
Singapur sei der Top-Abnehmer für Sand gewesen bis zum
vorübergehenden Stopp m vergangenen Jahr. Seitdem habe
es seit 2007 circa 16 Millionen Tonnen Sand importiert.
Skepsis hinsichtlich der Umsetzung [des Verbots]
Sand wird abgetragen … können wir sicher sein, dass
Sand nicht exportiert wird?
Das sagt Mrs Lim Kimsor, eine Aktivistin der Gruppe
„Mother Nature“, zu der Frage, ob das Sandexportverbot
richtig umgesetzt wird.
Vielfältige Quellen
Wir verteilen unser Risiko durch nachgelegene und
weiter entfernte Abbaustandorte.
Das sagt Kenneth Loo, zuständig für die
Vertragsabschlüsse [mit den Sandanbietern]. Im zufolge
streuen Baufirmen in Singapur ihre Bezugsorte – von
Vietnam über Myanmar nach China.
Die Handelsdaten der UN, die im vergangenen Jahr
veröffentlicht wurden, zeigen [jedoch], dass Singapur
seit 2007 72 Millionen Tonnen Sand aus Kambodscha
bezogen hatte.
Unklar ist der Grund für diesen Unterschied bei den
genannten Exportmengen aus Kambodscha seit 2007 [16
Millionen – 72 Millionen]. Jedoch hat diese Diskrepanz
zu Anschuldigungen geführt, dass sich [wohl]
kambodschanische Politiker an diesem Handel bereichert
haben. Die Botschaft Singapurs in Phnom Penh stand
kurzfristig nicht für eine Stellungnahme für Reuters zur
Verfügung.
Einige Umweltgruppen bleiben skeptisch, ob das Verbot
richtig umgesetzt wird. „Sand wird weiter abgebaut …
können wir sicher sein, dass er nicht exportiert
wird?“, fragt Mrs Lim Kimsor, Aktivistin der Gruppe
„Mother Nature“.
Das Ministerium für nationale Entwicklung Singapurs
(MND) reagierte nicht auf Anfragen der Straits Times
gestern Abend [11. 7.].
Im Januar hatte es jedoch mitgeteilt, dass Singapur
seit vergangenem November in Übereinstimmung mit dem
Stopp keinen Sand mehr aus Kambodscha importiert habe.
Es wies Vorwürfe zurück, illegal Sand aus dem Land
exportiert zu haben, und verwies auf „strenge
Kontrollen“, die für den legalen Sandhandel sorgen
würden und die örtliche Umweltauflagen berücksichtigten.
Das MND sagte ferner, die Regierung billige keineswegs
den Sandschmuggel oder die Fälschung von Exportpapieren
– was ihr die kambodschanischen Umweltgruppen vorwerfen.
Früher bezog Singapur den Löwenanteil seines Sands aus
Indonesien, bis Letzteres Anfang 2007 abrupt alle
Sandexporte nach Singapur aus Gründen des Umweltschutzes
verbot.
Das führte zu einer „Sandkrise“: Die Bauaktivitäten
kamen fast zum vollkommenen Stillstand und die
Sandpreise verdreifachten sich. Ab da streuten die
singapurischen Baufirmen ihre Sandbezugsquellen, die
sich nun in Vietnam, Myanmar und China befanden. Kenneth
Loo, zuständig für die Vertragsabschlüsse [mit den
Sandanbietern], teilte der Straits Times mit, dass diese
Streuung den Einbruch durch das kambodschanische Verbot
auffangen könnte.
Er fügte hinzu, dass die Auswirkung des Verbots davon
abhängen würde, wie viel Kambodscha selbst an Sand
brauchen würde – Darüber gibt es noch keine Daten.
========
18.5.2018: Sandschürfen am Meeresboden
bei Neuseeland bewilligt - Proteste Neuseeland: Vereinbarung Abbau von Eisensand in
Taranaki missachtet Interessen der Māori – Taranaki
iron sand seabed mining consent reduced Māori interest
to lip service, court told
https://netzfrauen.org/2018/05/18/newzealand/
Fototext: Ngati Ruanui protestiert gegen den Antrag von
Trans-Tasman Resources für die Zustimmung zur
Tiefseeförderung von Eisensand.
Der Artikel:
<Jetzt doch! Neuseeland hat etwas, was die
Welt braucht, und das befindet sich tief im
Meer. Der Wettlauf um die Ressourcen im Meer ist
entbrannt und trotz der vielen Risiken hat man die
weltweit erste Genehmigung für Meeresbergbau
erteilt. Das Bergbauunternehmen Trans-Tasman
Resources (TTR) will 50 Millionen Tonnen Sand pro Jahr
vom Meeresboden absaugen und 10 Prozent nach Asien
exportieren. Schon einmal wurde der Abbau von
Rohstoffen vor Neuseelands Küsten erfolgreich
verhindert, denn es gibt bislang kaum Regeln für
den Bergbau in den Ozeanen und nicht nur das, was
macht ein Ableger des US-Rüstungskonzerns Lockheed
Martin in fremden Gewässern? In Neuseeland
protestieren die Māori, da ihre Interessen nicht
berücksichtigt wurden. Doch nicht nur der Meeresgrund
ist betroffen, in Neuseeland werden ganze Berge
abgebaut und verschifft, ob Sand oder Holz. Den Hunger
der Welt nach diesen Rohstoffen soll Neuseeland
stillen.
Die Attraktivität des Meeresbodens vor Neuseeland
In Neuseeland wurde 2014 erfolgreich Trans-Tasman-Resources daran
gehindert, die rund 30 Kilometer vor der
neuseeländischen Küste Eisenerz abzubauen. Eine
Bergbaulizenz lag bereits vor. Erst Anfang des Jahres
2018 hat die Manhattan
Corporation die Übernahme von Trans-Tasman
Resources (TTR) unterzeichnet. Das
Bergbauunternehmen Trans-Tasman Resources (TTR) will 50
Millionen Tonnen Sand pro Jahr vom Meeresboden absaugen
und 10 Prozent nach Asien exportieren, so die
aktuellen Nachrichten.
Laut:Trans-Tasman Ressources:
„Unsere Mission ist es, das Potenzial der riesigen
und einzigartigen Eisen-Sand-Ressource Neuseelands
durch die Entwicklung eines erstklassigen, profitablen
und verantwortungsvollen Unternehmens für die
Eisenerz-Förderung zu erschließen. Unsere Vision
ist es, bis 2025 das weltweit führende Unternehmen für
Eisensand zu sein.“
Bereits 2013 gab es weltweite Empörung, nachdem UK
Seabed Resources, eine Tochtergesellschaft des
britischen Arms von Lockheed Martin, seine Pläne für
eine große Prospektion im Pazifik bekant gab.
Bis 2021 hat Deutschland in dem Lizenzgebiet zwischen
Hawaii und Mexiko mit der Größe von Niedersachsen und
Schleswig-Holstein das exklusive Recht zur Erkundung
von Manganvorkommen.
Dabei besteht die große
Herausforderung nicht zuletzt darin zu verhindern, dass
die Erntemaschinen den weichen Meeresboden zu einer
Sedimentfahne aufwirbeln, die viele Kilometer weit
treibt und beim Absinken empfindliche Lebewesen unter
sich begraben könnte. Deshalb sollen die Maschinen
grundsätzlich so gebaut sein, dass nur wenig Sediment
aufsteigt – so verlangt es die Internationale Meeresbodenbehörde ISA
(International Seabed Authority) .
Zwar wurde das Chatham-Rock-Phosphat-Projekt, welches
ebenfalls auf dem Meeresgrund stattfinden sollte,
abgelehnt, dem Taranaki-Eisengewinnungsprojekt von
Trans-Tasman Resources, das ursprünglich abgelehnt
wurde, jetzt grünes Licht erteilt. Umweltgruppen
kündigten sofort die Absicht an, die Entscheidung vor
dem High Court anzufechten. Gruppen wie Forest
& Bird und Kiwis Against Seabed Mining konnten
argumentieren, dass zu wenig über Meeresbodenhabitate
und Sedimentwolken im Meer bekannt ist, um die
Auswirkungen auf die Umwelt richtig einschätzen zu
können.
INFOBOX
Das Meer wird zur Rohstoffquelle
Um den Energiehunger zu stillen, wird rund ein
Drittel der weltweiten Erdgas- und Erdölmengen im Meer
gewonnen. Dieser Anteil wird sich in den kommenden
Jahrzehnten noch erhöhen, denn die ozeanischen
Lagerstätten bergen noch enorme Vorräte. Allerdings
müssen die Konzerne in immer größere Meerestiefen
vordringen, weil viele Gas- und Ölfelder im
Flachwasser bereits weitgehend ausgebeutet sind.
Die Gier nach Rohstoffen hat längst
den Meeresboden erreicht. Diamanten, Kies und
Sand fördert man bereits seit Jahrzehnten aus
küstennahen Gewässern. Um den wachsenden Bedarf an
Metallen zu decken, sollen künftig Erze in Form von
Manganknollen, Kobaltkrusten und Massivsulfiden in bis
zu 4000 Meter Tiefe abgebaut werden.
Experten warnen vor Umweltrisiken bei Abbau.
Ein Abbau sei immer mit Risiken und Umweltbelastungen
verbunden, darüber müsse diskutiert werden, betonte
der Kieler Ozeanograph Prof.
Dr. Martin Visbeck. So sind sich
Wissenschaftler darin einig, dass der Abbau von
Manganknollen einen erheblichen Eingriff in den
Lebensraum Meer darstellt. Der Lärm und die
Vibrationen, die bei Abbau, Herauspumpen und Reinigen
der Knollen entstehen, könnten Delfine und Wale
stören. Ferner würden im durchpflügten Bereich alle
Tiere sterben, die nicht schnell genug fliehen
könnten, etwa Würmer, Schnecken und Seegurken.
Die Ngati Ruanui iwi protestieren vor dem Parlament
gegen den Plan der Trans-Tasman Resources, Eisensand
vor der Küste von Taranaki abzubauen
Einem Gericht wurde mitgeteilt, dass bei der
Entscheidung, Eisensand aus dem Meeresgrund vor der
Küste von Taranaki zu fördern, Māori-Interessen nicht
angemessen berücksichtigt worden sind.
Sie suchten den Obersten Gerichtshof in Wellington am
Montag auf in dem Versuch, die Umwelt-Erlaubnis für das
[o. g.] Projekt zu Fall zu bringen.
Laut Francis Cooke, QC, Anwalt für die Interessen von
Māori und von Fischern, sei dies weltweit die erste
Erlaubnis für Tiefseeförderung von Eisensand.
Der Entscheidungsprozess hatte die Environmental
Protection Authority, deren Komitee darüber zu befinden
hatte, gespalten, sodass das Ergebnis allein von der
Stimme des Vorsitzenden abhing.
Laut Cooke hatte die Mehrheitsentscheidung die sonst
stark eingehaltene Maxime, die Interessen der Māori,
insbesondere die Verträge von Waitangi, zu
berücksichtigen, stark verblassen lassen.
Man kann sagen, dass es nur noch Lippenbekenntnisse
waren, sagt er.
Die höchste Konzentration an Schwebstoffen käme in der
Nähe der Küste des Distrikts Ngāti Ruanui vor. Man gehe
davon aus, dass Fische diesen Bereich meiden, denn [der
Abbau] wirke sich gravierend auf das Leben am
Meeresboden innerhalb von 2 km rund um die Abbauzone
herum und innerhalb einer 15-km-Zone mittelschwer aus.
[…]
Immerhin beschrieb das Komitee, das seine Zustimmung
[zum Abbau] gegeben hatte, einige der Auswirkungen des
Abbaus durch Trans-Tasman Resources als möglicherweise
katastrophal, so Cooke.
Die Firma soll [bereits] 80 Millionen $ für die
Vorbereitung des Abbaus ausgegeben haben.
Das entscheidungsbefugte Komitee hält die Auswirkungen
des Abbaus nach seiner Beendigung für lang anhaltend,
jedoch nicht für permanent.
Cooke zufolge scheint das Komitee nach einer Richtlinie
vorzugehen, die eine Schädigung der Umwelt erlaube unter
der Voraussetzung, dass diese sich [vollständig davon]
erhole. Es [das Komitee] habe das Gesetz missverstanden
und falsch interpretiert. Das Komitee habe niemals die
Richtlinie benannt, nach der es die Umweltauswirkungen
beurteile.
[…]
Im August hatte das Komitee Trans-Tasman Resources eine
35 Jahre andauernde Erlaubnis gegeben, jährlich bis zu
50 Millionen Tonnen Eisensand in der South Taranaki
Bight zu fördern.
Ein ferngesteuerter Schwimmbagger wird aus Tiefen von
20 bis 42 Metern Sand saugen, und zwar von 8000 Tonnen
stündlich, die einem Schiff mit weiterverarbeitender
Technologie zugeführt werden. Dieser Vorgang wird für
ein Gebiet 22 bis 36 km außerhalb der Küste von Patea
festgelegt.
[…]
Etwa 10 Prozent des [aufgesaugten] Materials könne zu
Eisenerzkonzentrat verarbeitet werden. Der Rest würde
wieder dem Meeresgrund zugeführt. Man erwarte, dass ein
großer Teil des Eisenerzkonzentrats zur Stahlerzeugung
nach China transportiert werde.
Taraniki iwi Ngāti Ruanui, die Treuhänder von Te kaahui
o Rauru zusammen mit Greenpeace, Kiwis Against Seabed
Mining, die Royal Forest and Bird Protection Society,
das Taranaki-Whanganui Conservation Board, Cloudy Bay
Clams, Die Vereinigung kommerzieller Fischer, die
Southern Inshore Fisheries Management Group, die
Talley’s Group und Te Ohu Kai Moana Trustee Ltd. haben
gegen die Entscheidung der Behörde Berufung eingelegt.
abcnews: RT ABCRural: The
Northern Territory Government has quietly extended a
moratorium on seabed mining for another three years,
drawing mixed reaction from stakeholders https://t.co/R8meWRsJhypic.twitter.com/14hTAtuRbK
Auch in Australien sollte mit dem Raubbau des
Meeresgrundes begonnen werden und zwar
am Golf von Carpentaria
doch dieses konnte durch ein Moratorium, das
auslaufen sollte, nun bis 2021 verhindert werden. Grund:
Die Risiken!
Ganze Welt 27.6.2021: Sandraub in
Marokko, Afrika, Indien, Indonesien etc.: Zerstörung
von Stränden+Küsten - Flüsse fliessen schneller -
Seegras verschwindet: Indien: Die tödlichen Arme der Sand-Mafia
https://www.infosperber.ch/umwelt/rohstoffe/indien-die-toedlichen-arme-der-sand-mafia/
-- Dabei verbraucht die
Menschheit doppelt so viel Sand, wie auf natürlichem
Wege durch Erosion wieder entsteht.
-- Sandabbau könne Ökosysteme nachhaltig
schädigen, warnte das Umweltprogramm der Vereinten
Nationen (UNEP)
schon 2014. Das Abgraben sorgt für Erosion
und Versalzung des Grundwassers in Meeresnähe.
Es macht Überschwemmungen auch an Flüssen
wahrscheinlicher, weil ausgebaggerte Flüsse
schneller fliessen, und hat Auswirkungen
auf den Grundwasserspiegel.
-- Der globale Sandklau
Wer Sand stiehlt, gräbt den Anwohnern damit
buchstäblich den Boden unter den Füssen weg.
Sandentnahme senkt den Wasserspiegel von Flüssen
und Seen und lässt ihn an Meeresküsten steigen.
Eine sehenswerte Aufstellung mit Satellitenbildern
aus aller Welt findet sich bei «Reuters».
Aufgewirbelte Sedimente und Lärm beim Abbau machen
Wasserlebewesen das Leben schwer bis unmöglich.
Pflanzen wie Seegras, die die Küste festigen,
gehen verloren. Völlig absurd wird es dann, wenn
Sand, der an einem Strand der Welt abgegraben
wurde, an anderer Stelle dazu verwendet wird, die
Küste zu verstärken.
Der Artikel:
<Daniela
Gschweng / In Teilen der Welt ist Sandabbau ein
gefährliches Geschäftsfeld: Er zerstört die Natur,
verspricht aber hohe Profite.
«Wie Sand am Meer» heisst es. Gemeint ist etwas, was
in scheinbar unendlichen Mengen vorhanden ist. Gerade
für Sand am Meer ist das ein Irrtum. Nach Wasser ist
Meeres- und Flusssand der wichtigste Rohstoff der
Welt. Ohne Sand gäbe es keinen Asphalt und keinen
Beton. Wüstensand ist als Baustoff nicht geeignet,
deshalb importieren sogar Länder wie Saudi-Arabien
Sand.
Sand ist ein einträgliches Geschäft. Jeder Mensch auf
dem Planeten verbraucht pro Tag umgerechnet etwa 18
Kilogramm davon. Um den Hunger der Bauindustrie zu
befriedigen, wird Sand weltweit in grossen Mengen
abgebaut. Umwelt und Bevölkerung werden dabei oft
nicht berücksichtigt, das Gesetz nicht eingehalten.
Ganze Strände und Flussmündungen werden
abtransportiert, oft illegal und manchmal buchstäblich
über Nacht. Das System läuft in einigen Ländern nach
dem Prinzip «wo eine Nachfrage ist, ist auch ein
Angebot» und ist eher kleinteilig organisiert. In
anderen Ländern haben sich kriminelle Strukturen
gebildet. Politiker, Behörden und Polizei werden
hemmungslos bestochen, Gegner eingeschüchtert. Unter
der Sand-Mafia leiden vor allem Marokko, einige
andere afrikanische Länder und Indien.
Ausserhalb des Landes wird darüber selten berichtet,
innerhalb Indiens ist es oft zu gefährlich.
Nur wenige wollen darüber reden
Eine der wenigen Journalisten und Journalistinnen,
die sich des Themas annehmen, ist Sandhya
Ravishankar. Die Freelancerin, die im Chennai im
Bundesstaat Tamil Nadu lebt, ist eine mutige Frau.
2013 publizierte sie den ersten Artikel über
Sanddiebstahl. «Innerhalb von ein oder zwei Stunden
wurde eine Verleumdungsklage gegen die Zeitung
eingereicht», erinnert sie sich. Solche Klagen halten
die meisten Medien davon ab, zu illegalem Sandabbau zu
publizieren. Das Thema sei «eine
Bombe», sagt die Journalistin.
Sechs weitere Artikel Ravishankars wollte niemand
veröffentlichen. Im Januar 2017 erschienen mehrere
Texte in «The
Wire». Seit ihre Telefonnummer in den Sozialen
Medien veröffentlicht wurde, bekommt Ravishankar Mord-
und Vergewaltigungsdrohungen, sie wird von Detektiven
verfolgt und muss sich mit Korruptionsvorwürfen
auseinandersetzen. 2018 sabotierten Unbekannte ihr
Motorrad. Gegen sie sind mehrere Verleumdungsklagen
offen.
Ravishankar habe eine persönliche Abneigung gegen das
Unternehmen, hat eines der Unternehmen, über die sie
geschrieben hat, öffentlich festhalten lassen. In die
Gegend, in der sie recherchiert hat, ist sie nie
zurückgekehrt, weil es zu gefährlich ist.
Wahrscheinlich würde sie dort ohnehin niemanden mehr
finden, der keine Angst hat, sich über Sand zu
äussern.
Sand – ein tödliches Thema
Wer das übertrieben findet, mache sich ein Bild, was
mit anderen geschehen ist, die das sensible Thema
anfassten: Am 1. Juni 2015 wurde der indische
Journalist Jagendra Singh in ein Krankenhaus in
Shahjahanpur im indischen Bundesstaat Uttar Pradesh
eingeliefert. Mehr als 50 Prozent seiner
Körperoberfläche waren verbrannt. «Was war der Grund,
mich zu töten?», fragte er in einem Video, das im
Krankenhaus aufgenommen wurde. «Sie haben Benzin über
mich gegossen. Sie sprangen über die Mauer, um
reinzukommen. Wenn sie es gewollt hätten, hätten sie
mich stattdessen verhaften können».
Sieben Tage später starb der 46-Jährige an seinen
Verletzungen. Ein Suizid, sagte die lokale Polizei,
die nur Stunden vor dem Ereignis bei ihm zuhause war.
Singhs Familie war anderer Meinung. Singh war schon
vorher bedroht und angegriffen worden. «Als er anfing,
gegen den Minister zu schreiben, fing der Ärger an»,
sagt seine Witwe.
Am 27. April 2015 hatte Singh den Lokalpolitiker
Rammurti Singh Verma auf Facebook erstmals illegaler
Machenschaften bezichtigt. Er publizierte einen Text
und Bilder zu illegalem Sandabbau am Fluss Garra.
Verma besteche die Polizei täglich mit 1’000 Rupien
(150 US-Dollar), um dieses Geschäft fortführen zu
können, schrieb er. Angreifer, von denen er vermutete,
dass sie mit Verma in Verbindung standen, brachen ihm
wenig später den Knöchel.
Was vor Singhs Tod wirklich geschehen war, wurde nie
aufgeklärt. Freunde und Familie sind überzeugt, dass
Vermas Anhänger und die Polizei für seinen Tod
verantwortlich sind. Die einzige Augenzeugin
verwickelte sich dermassen in Widersprüche, dass ihre
Angaben nicht zu gebrauchen waren. Singhs Sohn
erstattete erst Anzeige und zog sie dann wieder
zurück. Nach Angaben der Familie wechselten zuvor drei
Millionen Rupien (45’000 Dollar) in bar die Hände.
Seine Tochter Diksha ist damit nicht zufrieden und
kämpft darum, dass Singhs Tod als Mord anerkannt wird.
Rammurti Singh Verma ist im
April 70-jährig gestorben.
Wenige Wochen nach Jagendra Singh verbrannte der
Journalist Sandeep
Kathari im Bundesstaat Madhya Pradesh, nachdem
Kidnapper ihn angezündet hatten. Am 13. Februar 2016
folgte Karun
Misra, Büroleiter der Tageszeitung «Jansandesh
Times» in Uttar Pradesh. Er starb auf dem Weg ins
Spital, nachdem drei bewaffnete Motorradfahrer auf ihn
geschossen hatten. 2018 wurde Sandeep
Sharma in Madhya Pradesh auf seinem Motorrad von
einem LKW angefahren und starb. Zuvor hatte er
Drohungen erhalten, man würde ihn «unter einem
Lastwagen zerquetschen». Alle drei hatten zuvor über
illegalen Sandabbau und dessen Verwicklungen
berichtet, listet die Organisation «Forbidden
Stories» (siehe Kasten) auf. Die Liste lässt
sich erweitern. Beispielsweise um Shubham Mani
Tripathi (19 Juni 2020) und einige andere, von denen «Reporters
Sans Frontières» berichtet.
ist eine 2017 gegründete Non-Profit-Organisation,
die sich darum bemüht, die Arbeit von
Journalistinnen und Journalisten weiterzuführen,
denen die Berufsausübung unmöglich gemacht wurde.
Sei es von Staaten, Behörden oder kriminellen
Organisationen. Die Idee dahinter: Journalisten zum
Schweigen zu bringen, soll sich nicht mehr lohnen.
Journalistinnen und Journalisten können ihre Arbeit
an «Forbidden Stories» schicken, wenn sie
befürchten, dass der Urheber seine Recherchen nicht
weiterführen kann. Die Organisation kooperiert mit
vielen grossen Medien weltweit, wie dem britischen
«Guardian» oder der «Süddeutschen Zeitung» und wird
von prominenten Journalisten unterstützt. Jagendra
Singhs Geschichte ist Teil der Serie «Green
Blood», die sich mit Umweltverbrechen
beschäftigt.
Solche Geschichten gibt es auch aus Ländern wie Südafrika
und Mexiko. Sand hat alles, was eine Ware wertvoll
werden lässt: Jeder braucht sie, es gibt nur eine
endliche Menge davon und es gibt sie nicht überall.
Dabei verbraucht die Menschheit doppelt so viel
Sand, wie auf natürlichem Wege durch Erosion
wieder entsteht. Jährlich werden rund 70
Milliarden Dollar mit Sand umgesetzt.
Sanddiebstahl sorgt oftmals für politische Konflikte.
So beschuldigt zum Beispiel Indonesien
Singapur des Sanddiebstahls. Dutzende Inseln seien
deshalb bereits verschwunden.
Sandabbau könne Ökosysteme nachhaltig schädigen,
warnte das Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP)
schon 2014. Das Abgraben sorgt für Erosion und
Versalzung des Grundwassers in Meeresnähe.
Es macht Überschwemmungen auch an Flüssen
wahrscheinlicher, weil ausgebaggerte Flüsse
schneller fliessen, und hat Auswirkungen
auf den Grundwasserspiegel.
Der globale Sandklau
Wer Sand stiehlt, gräbt den Anwohnern damit
buchstäblich den Boden unter den Füssen weg.
Sandentnahme senkt den Wasserspiegel von Flüssen und
Seen und lässt ihn an Meeresküsten steigen. Eine
sehenswerte Aufstellung mit Satellitenbildern aus
aller Welt findet sich bei «Reuters».
Aufgewirbelte Sedimente und Lärm beim Abbau machen
Wasserlebewesen das Leben schwer bis unmöglich.
Pflanzen wie Seegras, die die Küste festigen, gehen
verloren. Völlig absurd wird es dann, wenn Sand, der
an einem Strand der Welt abgegraben wurde, an anderer
Stelle dazu verwendet wird, die Küste zu verstärken.
Einige Staaten regulieren oder besteuern den
Sandabbau – mit unterschiedlichem Erfolg. In Indien
hatte die Begrenzung einer vorher frei verfügbaren
Ressource dramatische Folgen. Schon 2013 schränkte
beispielsweise Tamil Nadu den Abbau ein und kündigte
Kontrollen an. Die Branche wanderte zum Teil in die
Illegalität. Von 2013 bis 2016 exportierten private
Unternehmen mehr als zwei Millionen Tonnen.
Ein anderer Grund ist die Konzentration des Handels
auf einige wenige. «85 bis 90 Prozent» des legalen und
illegalen Sandabbaus in Tamil Nadu sei in der Hand nur
einer Familie, sagt Ravishankar. Auch der globale
Handel wird bestimmt von einem halben Dutzend
multinationaler Konzerne, darunter Cemex, Heidelberger
und Lafarge Holcim.
Kaum Daten zu einer der wichtigsten globalen
Ressourcen
Die Daten, die es zum Handel mit Sand gibt, weisen
etliche Lücken auf. So hat Singapur in den letzten
Jahrzehnten wohl hunderte Millionen Tonnen illegal
importiert. In anderen Ländern ist nicht klar,
wo Sand abgebaut wird und wo er verwendet wird. Neben
den schnellwachsenden Städten Asiens brauchen
europäische Länder sowie Nordamerika, vor allem
Kanada, viel Sand. Da es kein globales Monitoring
gibt, schlägt die UNEP
vor, die globale Zementproduktion als Massstab zu
verwenden, wo China, Indien und die USA führend sind.
Um weiteren Schaden zu verhindern, ist es wichtig zu
wissen, wo Sand herkommt, damit gestohlener Sand gar
nicht erst in den Handel gelangt. Wer denkt, dass ein
Sandkorn aussieht wie das andere, irrt sich übrigens.
Es gibt einige Möglichkeiten, die Herkunft von Sand
festzustellen. Forschende in den Niederlanden haben
zum Beispiel eine Methode gefunden, die akustische
Eigenschaften identifiziert, wenn man ihn in
Säure auflöst.
Die UNEP appelliert nicht nur an sandexportierende
Länder, sondern auch an die Importeure und Verwender:
Sand sei ein knapper Rohstoff und müsse nachhaltig
eingesetzt werden. Das heisst: Sand sparen am Bau, in
Technologie und Produktion. Inwieweit das möglich ist
und welchen Effekt es hat, ist noch unklar. Eine
andere Möglichkeit wäre Recycling, vor allem von Glas
und Baumaterialien. Dessen Umfang würde aber nicht
ausreichen, um die globale Sandbilanz wesentlich zu
verschieben.
Mögliche Alternative: Bauen mit Wüstensand
Hilfe bringen könnte auch eine technologische
Innovation, die es möglich macht, Wüstensand zum Bauen
zu verwenden. Dieser sei zum Bauen ungeeignet, weil er
zu rund sei, dachte man bisher. Forschende aus
Hannover fanden, das sei falsch. Es liege daran, dass
er zu
fein sei.
Münchner Ingenieure kamen auf die Idee,
Wüstensand noch feiner zu mahlen und danach zu einer
Art Pellets zu verkleben, damit sich damit bauen
lässt. Andere versuchten, mit bakterieller Hilfe eine
Art Ziegel daraus zu machen. Für Länder mit
grossen Wüstensandvorkommen könnten sich solche
Ansätze lohnen, weil Sand wegen seines Gewichts teuer
zu transportieren ist. Wüstensand muss auch nicht wie
Meeressand vor der Verwendung entsalzt werden, damit
der Bewehrungsstahl nicht rostet.>
weiter lesen:
http://www.gmx.net/themen/wissen/klima/90b7ry6-umweltzeitbombe-sand-dokumentation-zeigt-grausame-ausmasse#.A1000146