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Der Sandschaden der "Zivilisation"

Wie die der Sand zu Ende geht - Sandgewinnung  vom Meeresboden zerstört alles - Sandgewinnung vom Erdboden zerstört alles - Mai 2017: Sandstrand ist plötzlich wieder da - Kambodscha verbietet Export von Sand wegen Umweltschäden --

Meldungen

präsentiert von Michael Palomino

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21.4.2014: Geplanter Sandabbau am Meeresboden - katastrophale Folgen

aus: gmx-Nachrichten: Die Umweltzeitbombe Sand - Dokumentation zeigt grausame Ausmaße; 21.4.2014; 

weiter lesen: http://www.gmx.net/themen/wissen/klima/90b7ry6-umweltzeitbombe-sand-dokumentation-zeigt-grausame-ausmasse#.A1000146
http://www.gmx.net/themen/wissen/klima/90b7ry6-umweltzeitbombe-sand-dokumentation-zeigt-grausame-ausmasse#.focus.Sand%20ist%20eine%20tickende%20Bombe.691.1280

<Sand ist mehr als eine Urlaubskulisse am Strand. Er steckt im Handy, im Wein, im Haarspray. Weltweit wird er als Baustoff gebraucht. Da Wüstensand nicht für Beton taugt, gerät der Meeresboden ins Visier.

Berlin (dpa) - Sand ist in alle Ritzen unseres Alltags eingedrungen. Man verarbeitet ihn zu Glas. Aus Sand wird aber auch Siliciumdioxid gewonnen. Das ist eine chemische Verbindung, die in Weinen enthalten ist, aber auch eine wichtige Rolle bei der Herstellung von vielen Alltagsprodukten spielt: Wasch- und Reinigungsmittel, Papier, getrocknete Lebensmittel, Haarspray, Zahnpasta, Kosmetika und und und.

"Ich bezeichne den Sand gern als den unbekannten Helden unserer Zeit; denn er ist in unserem Alltag allgegenwärtig, ohne dass wir uns dessen wirklich bewusstwerden", sagt Geologe Michael Welland in der faszinierenden Arte-Dokumentation "Sand - Die neue Umweltzeitbombe" am Dienstag um 20.15 Uhr. Der Film zeigt, wie abhängig wir schon sind und was für eine Ökokatastrophe durch weltweiten Sand-Raubbau droht.


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Stoffe im Sand sind wichtig für die Industrie

"Im Sand sind wichtige Minerale enthalten - wie Silicium, Thorium, Titan und Uran", sagt die britische Umweltexpertin Kiran Pereira in dem Film. "Denken Sie nur an Computer und Elektronik. Ohne hochwertigen Sand könnten überhaupt keine Chips hergestellt werden."

Doch nicht nur die Informationsgesellschaft ist auf Sand gebaut. "Wer von einem Ort zum anderen reist, denkt nicht daran, wie viel Sand in unseren Verkehrsmitteln steckt", schildert Pereira. Zum Beispiel in einem Flugzeug - vom Kunststoff über den Leichtmetall-Rumpf, die Triebwerke und die Farben bis hin zu den Reifen. "Das ist wie mit der Luft, die wir atmen. Wir denken nicht an sie. Aber ohne sie könnten wir nicht leben", fasst Pereira zusammen. Und das hat Folgen.


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Denn das unverzichtbare Material ist bedroht, vor allem durch den weltweiten Bauboom. Stahlbeton besteht zu einem Drittel aus Zement und zu zwei Dritteln aus Sand. Es sei nur als Größenordnung erwähnt: In einem Einfamilienhaus werden 200 Tonnen Sand verbaut. Nun könnte man meinen, in der Sahara gebe es ja Sand genug. Wüstensand ist aber zu glatt und daher nicht zur Betonproduktion geeignet. Deshalb haben Baukonzerne lange Zeit Sand aus Flussbetten oder Kiesgruben abgebaut. Da dieser Vorrat aber langsam zur Neige geht, hat die Bauwirtschaft den Meeresboden ins Visier genommen - eine ökologische Zeitbombe.

Die Schattenseiten des Sands

Der Dokumentarfilm des Franzosen Denis Delestrac zeigt Schauplätze rund um den Globus. In Marokko befeuert der Tourismus den illegalen Sandabbau und führt unweigerlich zum Verschwinden ganzer Strände. Singapur importiert ungeachtet aller Verbote weiterhin Sand aus den Nachbarländern. In Indonesien verschwinden ganze Inseln wegen des illegalen Abbaus. In Dubai haben Protz-Bauten die eigenen Ressourcen aufgezehrt, nun wird Sand aus Australien importiert. In Indien kontrolliert die Mafia die Bauwirtschaft, während die eigene Bevölkerung weiter in Slums hausen muss. In Florida werden Strände aufgefüllt, die zu neun Zehntel weggespült waren. In Frankreich kämpft die Bevölkerung gegen Konzerne, die sich Standorte in Küstennähe sichern, um in Schutzgebieten den Meeresboden abzubauen.

"Der Dokumentarfilm erläutert die Zusammenhänge und Hintergründe einer verheerenden Wertschöpfungskette und fördert mit Unterstützung von Wissenschaftlern und Nichtregierungsorganisationen eine beispiellose menschliche, soziale und ökologische Katastrophe zutage", fasst Arte zusammen. Wer diesen Film gesehen hat, denkt bei diesem Thema in Zukunft nicht mehr nur an Strand und Urlaub.>

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Schweizer Fernsehen online, Logo

Warnung der UNO 28.8.2014: Der Sandschaden wird offensichtlich - Massnahmen und Alternativen sind gefragt

aus: Schweizer Fernsehen online: «Sie haben den Strand einfach aufgeladen und mitgenommen»; 28.8.2014;
http://www.srf.ch/wissen/sand-das-neue-gold/sie-haben-den-strand-einfach-aufgeladen-und-mitgenommen

Zur Person:

Pascal Peduzzi (45) ist Umweltwissenschaftler und leitet die Global Change and Vulnerability Unit im Umweltprogramm der Vereinten Nationen. Die Aufgabe des gebürtigen Genfers: Effekte von Umweltschäden früh erkennen und vor den Folgen warnen.

Der Artikel:

<Corinna Daus

Der Bauboom in Asien und erodierende Strände kurbeln die Nachfrage nach Sand stetig an. Ein profitables Geschäft – doch für Mensch und Umwelt hat es verheerende Folgen. Die Politik muss handeln, fordert der Schweizer Umweltwissenschaftler Pascal Peduzzi in einem Uno-Bericht. Aber wie? Ein Interview.

SRF: Pascal Peduzzi, Sie haben Ihren Bericht über den Raubbau am Sand als Warnung für die Vereinten Nationen geschrieben – wie ist die Lage?

Pascal Peduzzi: Es kommt darauf an, wo. In Europa haben wir eine ziemlich gute Gesetzgebung, was den Sandabbau betrifft. In Afrika und Asien ist das ganz anders – dort geschehen ziemlich viele illegale Aktivitäten.

Was passiert dort genau?

In Afrika ist der Diebstahl von Sand ein grosses Problem. Sand ist kostenlos, jeder kann an den Strand gehen, Sand nehmen und ihn verkaufen. Natürlich ist das vielerorts illegal, aber für Menschen, die nichts haben, ist das eine Möglichkeit, ein wenig Geld zu verdienen. Auch in Indien gibt es tausende Orte, an denen Menschen Sand von den Stränden oder Küsten klauen. Es haben sich inzwischen richtiggehend mafiöse Strukturen gebildet.

Wer sind die Auftraggeber?

Niemand befiehlt, Sand zu stehlen. Es gibt einfach die enorme Nachfrage der Bauunternehmer, sei es nach Sand, um Beton herzustellen, oder um Strände aufzuschütten. Und es gibt Menschen, die liefern. Ein Fall aus Indien war in der Presse. Dort hat ein Polizist versucht, die Menschen davon abzuhalten, Sand zu stehlen – er wurde erschossen. In Jamaika wurde mir von einem Strand erzählt, der über Nacht geklaut wurde. Da kam eine LKW-Kolonne und hat einfach den Strand eines kleinen Fischerdorfs aufgeladen und mitgenommen, weil er für die Strandaufschüttung einer grossen Hotelanlage gebraucht wurde. Oft stammt der Sand aber auch aus ganz legalen Quellen, aus Steinbrüchen zum Beispiel. Oder in den USA kommen immer öfter grosse Schwimmbagger zum Einsatz, die tonnenweise Sand aus dem Ozean absaugen.

Derzeit durchkämmen tausend solcher Schwimmbagger die Ozeane – je nach Grösse können sie bis zu 400'000 Tonnen Sand aufnehmen. Kann jeder einfach ein solches Schiff kaufen und Sand vom Meeresgrund nehmen?

Das ist total legal. In England kann man Konzessionen kaufen, um den Sand abzusaugen. In anderen Ländern braucht es noch nicht einmal das. In den USA reicht ein Führerschein für das Boot, dann kann man aufs Meer fahren und Sand absaugen. Dort gibt es keine Mafia, es gibt nur eine Industrie. Mit riesigen Auswirkungen auf die Umwelt – aber es ist legal.

Sind die Umwelteinflüsse heute schon spürbar?

Auf dem Meeresgrund sitzen die Sedimente, die Nahrungsgrundlage vieler Fische sind. Die werden mit dem Sand vom Meeresgrund abgesaugt. Das hat enorme Auswirkungen auf die Fischbestände – und auf die Fischer. Wenn der Sand erst einmal weg ist, braucht es Jahrzehnte, wenn nicht Jahrtausende, bevor die Fauna wieder zurück ist – je nachdem, wo der Sand entnommen wird. Und das ist kein Zukunftsszenario, das passiert bereits.

« Für viele Menschen ist es einfach Sand: Das ist das Problem. »

Ihre Aufgabe ist es, den Politikern das Ausmass der Lage vor Augen zu führen. Haben Sie Erfolg?

Die Politiker sind sich dieses Problems nicht bewusst. Bisher kam der meiste Sand vom Land, aus Steinbrüchen und Flüssen. Aber der Sandabbau beeinflusste den Wasserstand in den Flüssen, plötzlich gab es mehr Überschwemmungen und Trockenperioden. Sand wurde rarer, die Regulationen strikter, und Meeressand war eine Lösung. Er hat eine angenehme Seite: Niemand sieht, was auf dem Meeresgrund los ist. Also denkt man, es gäbe keine Auswirkungen. Für viele Menschen ist es einfach Sand: Das ist das Problem.

Am deutlichsten sieht man die Auswirkungen ja am Verschwinden der Strände, oder?

Für das Verschwinden der Strände gibt es verschiedene Gründe. Einer könnte der Klimawandel sein: Der Meeresspiegel steigt, wir haben dynamischere Wellen, deshalb erodieren die Strände. Aber oft verschwinden sie einfach, weil wir so nahe am Meer bauen, dass sich der Strand bei hohem Wellengang nicht mehr zurückziehen kann – dann wird er weggespült. In Miami und vielen anderen Orten pumpen sie deswegen Sand aus dem Meer und erneuern damit die Strände. Das hält dann für ein paar Jahre. Aber wenn wir mit Schwimmbaggern Sand vom Meeresboden absaugen, entsteht ein Loch. Dann fliesst der Sand, der mühsam auf den Strand geschafft wurde, irgendwann doch wieder zurück ins Meer. Das ist ein hochprofitables Geschäft. Die Unternehmen in diesem Markt haben eine lebenslange Auftragsgarantie. Das Modell funktioniert in Regionen, wo man es sich leisten kann, die Strände immer wieder aufzuschütten.

Was ist in anderen Regionen?

Ich bin in ein Projekt in Jamaika involviert. Dort wollte die Regierung wissen, warum der Strand verschwindet. Nach einer Studie war klar, dass der Klimawandel gerade mal neun Prozent des Problems ausmacht. 91 Prozent der Erosion kamen, weil am Strand gebaut worden war. Sie hatten die Korallen getötet und das Seegras entfernt – Touristen mögen kein Seegras am Strand. Aber die Korallenriffe haben den Strand vor den Wellen geschützt, und die Algen haben ihm Halt gegeben. Nun wird dort Seegras neu angebaut, aber etwas weiter entfernt vom Touristenstrand.

« Ein wirklich dringendes Problem, das wir nicht haben kommen sehen. »

Das Thema steht auf kaum einer politischen Agenda, das Business ist hochprofitabel – wie waren die Reaktionen auf Ihren Uno-Bericht?

Die Industrie hat ihn, so gut es ging, ignoriert. Doch viele Menschen waren sehr überrascht, auch in der Politik. Die Regierungen sind schon mit Klimawandel, Artenschwund, Luftverschmutzung und anderen Problemen beschäftigt, Sand ist nun ein weiteres Thema, mit dem sie sich wahrscheinlich nicht unbedingt befassen wollen. Aber dies ist ein wirklich dringendes Problem, das wir nicht haben kommen sehen.

Was also muss geschehen, damit wir es in den Griff bekommen können?

Uns geht es zurzeit vor allem darum, das Problem ins Bewusstsein der Politiker zu bekommen und vor den Folgen des Sandabbaus zu warnen. Wenn wir sie überzeugt haben, können wir anfangen, über Gesetze und Regulierungen zu sprechen. Und wir müssen die Bevölkerung aufklären. Die Industrie wird nicht von selbst reagieren. Aber wenn es Gesetze gibt und die Bevölkerung nur noch zertifizierten Sand nutzt, so wie es mit FSC-Holz jetzt schon geschieht, dann kann sich etwas ändern.

Gibt es auch schon Ansätze für konkrete Lösungen?

Die grosse Nachfrage nach Sand besteht ja, weil wir so viel mit Beton bauen. Aber wir könnten zum Beispiel die Asche unserer Müllverbrennung nutzen, um den Sand bei der Betonherstellung zu ersetzen. Das würde funktionieren und zudem noch unser Müllproblem lösen. Wir könnten aber auch anders bauen. Wir müssten zum Beispiel die Anzahl von Strassen überdenken, die wir bauen. In der Schweiz haben wir ausserdem viel Holz, das wir nutzen könnten.

Man liest seit einigen Jahren von Stränden aus Glas, das verkleinert ganz ähnliche Eigenschaften wie Sand hat. Eine Lösung?

Das wird oft vorgeschlagen, aber es überzeugt mich nicht. Wir müssen Glas recyclen, um daraus Glas zu machen. Dann müssen wir nicht weiteren Sand für die Glasproduktion abbauen. Glas in einen Strand zu recyclen, löst meiner Meinung nach das Problem nicht.

Ohne Sand kein Beton, und momentan ist Sand der billigste Werkstoff, um zu bauen. Solange das so bleibt, bleibt also das Problem bestehen?

Es gibt Alternativen, aber die sind sehr teuer. Es ist billiger, ein Gebäude abzureissen und den Müll zu entsorgen als das Material aufzubereiten und weiterzuverwenden. Manchmal wird der Bauschutt schon für den Strassenbau genutzt, das ist ein Anfang. Solange Sand aber so billig ist wie derzeit, wird nichts passieren. Da müssten Regulierungen her, die vorschreiben, wie viel Sand abgebaut werden darf. Auch Steuern würden helfen.

Sandentnahme in Europa

In Europa ist die Sandentnahme keinen internationalen Regeln unterworfen, weil der Abbau auf nationalem Territorium stattfindet: Entweder wird er direkt am Strand abgebaut oder vom Meeresgrund abgesaugt. Da dies meist in einer Tiefe unter 50 Metern stattfindet, also in relativer Küstennähe, handelt es sich noch um nationale Gewässer.

Kommentar: BAMBUS
Zuerst einmal muss Beton viel teurer sein als bisher, wenn der Sand knapp wird. Ausserdem muss man mehr mit Bambus bauen und weniger Beton verwenden, bis man auf 0% Beton kommt. Es gibt keine andere Lösung. Bambus ist auch erdbebensicher. Das heisst: Es muss ein Gütesiegel her für sandfreies Bauen.

Michael Palomino, 28.8.2014

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Netzfrauen online, Logo

Westlich von Köln 15.9.2014: Für den Sand-Abbau soll der Buschbeller Wald zerstört werden

aus: Netzfrauen online: EILT! Sand-Abbau stoppen – Lebensraum Wald retten; 15.9.2014;
http://netzfrauen.org/2014/09/15/eilt-sand-abbau-stoppen-wald-retten/

Meine Kinder lieben ihn, den Buschbeller Wald. Und mein Dackel auch. Über am Wegrand liegende Bäumen und Steine balancieren sie alle gern. Er ist Ziel von Familienausflügen mit meinen Eltern, die ganz in der Nähe wohnen.

140 Jahre alte Eichen und Buchen sind dort zu sehen und wenn der Dackel mal nicht kläfft, entdeckt man seltene Vogelarten. Auch Feuersalamander soll es dort geben. Danach suchen dann die Großeltern mit den Kids, wenn die nervigen Eltern nicht dabei sind und das quirlige Dackeltier.

Doch nun soll der Buschbeller Wald weichen. Für einen Rohstoff, der uns ebenfalls vor allem aus unserer Kindheit bekannt ist. Hätten wir jemals gedacht, dass wir eines Tages entscheiden müssten, das eine Wunder der Natur gegen das andere einzutauschen? Aus wirtschaftlichen Gründen?

Es geht um Sand – und um viel Geld!

Dass Sand ein Milliardenmarkt ist, berichtete Netzfrauen-Gastautor Andreas Müller-Alwart erst kürzlich in seinem Artikel „Auf Sand gebaut“.

„Flüsse, Seen, Meere – alles wird leergebaggert. In einem mittelgroßen Haus befinden sich rund 200 Tonnen Sand. Wenn Sie das nächste Mal 900 Kilometer auf einer Autobahn zu Ihrem Lieblingsstrand an die Costa-wo-es-so-schön-ist donnern, rechnen Sie mal mit: 30.000 Tonnen Sand stecken in jedem Kilometer Autobahn. Im Irrwitz menschlicher Energieerzeugung, einem Atomkraftwerk, werden rund 12 Millionen Tonnen verbaut – lächerliche 400 Kilometer Autobahn. 40 Milliarden Tonnen soll der jährliche Bedarf an Bausand betragen und 15 Milliarden Euro sollen der Natur entnommen werden – Jahr für Jahr. So ganz genau weiß das niemand, denn Sie können sich vorstellen, dass ein Milliardenmarkt bei rarer werdenden Ressourcen natürlich die Sandmafia anzieht wie reife Zwetschgen die Wespen.“

Nun also auch noch der Wald…

„Der Wald ist Sauerstofflieferant, Luftbefeuchter, Windbrecher, Feinstaubfilter – was die Stäube und die Feinstäube der A4 und dem Quarzsandtagebau angeht. Er ist Naherholungsgebiet hier für die Anwohner…”, sagt Tanja Keßels vom BUND in einem Beitrag der „Aktuellen Stunde

Und hier ist es nicht irgendein Wald. Es ist einer der letzten Altwälder rund um Köln. Wegen seiner biologischen Vielfalt hätte der Wald nach den Meldekriterien der Europäischen Gemeinschaft als Flora-Fauna-Habitat-Schutzgebiet gemeldet werden müssen. Hätte – wären da nicht die Quarzsandvorkommen unter dem Wald – und jene, die die großen Gewinne wittern.

Die laut Schätzungen des BUND gut 84 Hektar Wald werden von mindestens zehn Fledermausarten genutzt und sind Heimat von Schwarz- und Mittelspecht, der Waldohreule, des Waldkauzes und des Uhus. Auch Feuersalamander und Springfrösche sind hier zu finden, neben einer Vielzahl weiterer streng geschützter Tier- und Pflanzenarten, die auf Altwälder angewiesen sind. Einige Arten sind bei einer Artenschutzprüfung in 2012 und der Umweltverträglichkeitsprüfung für den Abbau einfach außer Acht gelassen worden, wodurch die Quarzwerke GmbH Frechen jahrzehntelang ihren Raubbau betreiben konnte.

Seltener Wald

Wir berichteten bereits in unserem Artikel „Unter unserem Himmel – Energie aus dem Wald – Ausverkauf des deutschen Waldes“, dass in Deutschland – z.B. im Bayrischen Staatsforst – Holz gefällt und containerweise exportiert wird. Das statistische Bundesamt erfasste die Ausfuhren von Buchenrohholz nach China und meldete gut 330.000 Tonnen für das Jahr 2012. Für diese Menge muss etwa ein Areal von 2.400 Fußballfeldern Buchenwald kahl geschlagen werden. Und das nur, weil China seine eigenen Wälder zu stark gerodet hat. Als die ökologischen Folgen spürbar wurden, wurde das Abholzen gestoppt. Seither werden gigantische Mengen von Bäumen aus aller Welt importiert, um den Holzhunger – vor allem für die Bauindustrie – zu stillen. Extra deshalb wurden auch die Importbestimmungen gelockert.

Nicht erst die Geschichte des Buschbeller Waldes zeigt, dass Politik und Wirtschaft auch hierzulande nur allzu häufig die Bereitschaft zeigen, den Gewinn von Projekten vor die daraus entstehenden ökologischen Konsequenzen zu setzen. Dass der Waldanteil im Rhein-Erft-Kreis nur noch 11 Prozent (weniger als die Hälfte des Landesdurchschnitts) beträgt, ist genau dieser Art Raubbau zu verdanken, den nicht nur die Quarzwerke sondern auch die ehemalige Rheinbraun – heute RWE Power – betrieb und nach wie vor betreibt.

Wundersame Vermehrung

Die Quarzwerke GmbH Frechen antwortete auf eine Petition von „Rettet den Regenwald e.V.“ in dem Tenor, dass die Rodung der Natur einen Profit bringen werde.

„Der Sandabbau schreite im Jahr um lediglich 5 Meter voran. Für jeden Hektar gerodeten Wald würden drei Hektar aufgeforstet. Die Renaturierung geschehe auf „höchstem Niveau“. Die Renaturierung sei erfolgreich, viele seltene Arten wie Orchidee und Falter siedelten sich an, in der Sandgrube lebten sogar Kreuz- und Wechselköten. Altwaldarten wie Salamander kehrten zurück.“

Die Firma betont, dass am Ende des Abbaus aus 110 Hektar Wald 240 Hektar Wald werden. Dazu kämen 60 Hektar Biotop- und Sukzessionsflächen.

Aus 110 mach 240? Wow! Mit den Profiten des Unternehmens funktioniert dies bestimmt problemlos, wenn deren Pläne umgesetzt werden. Ob der Wald aber in ähnlicher Weise profitieren wird, ganz abgesehen von den vielen Tieren, die bei einer Rodung ihr Leben lassen müssen, wagen wir zu bezweifeln.

Petition

„Rettet den Regenwald e.V.“ hat eine Petition an die Generaldirektion Umwelt der EU-Kommission, den Landrat Michael Kreuzberg, den Landesumweltminister Johannes Remmel und die Quarzwerke verfasst:

Sehr geehrter Generaldirektor Karl Falkenberg,
sehr geehrter Landrat Michael Kreuzberg,
sehr geehrter Umweltminister Johannes Remmel,
sehr geehrte Geschäftsleitung der Quarzwerke GmbH,
 

der Buschbeller Wald soll gerodet werden, damit Sand abgebaut werden kann. Bei dem Gebiet handelt es sich jedoch um einen der letzten Altwälder im Rhein-Erft-Kreis. Viele geschützte Arten wie Pirol, Mittelspecht und Feuersalamander leben dort. Wegen seiner Artenvielfalt könnte der Buschbeller Wald unter dem Schutz der EU-Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie stehen.
 

Trotzdem hat die Firma Quarzwerke GmbH beantragt, den Wald für den Abbau von Sand zu roden. Bei der Umweltverträglichkeitsprüfung und der Artenschutzprüfung wurden jedoch viele Pflanzen- und Tierarten wie Fledermäuse nicht berücksichtigt.

Weltweit ist Sand der am häufigsten abgebaute Rohstoff. Auf den Sand vom Buschbeller Wald zu verzichten, fiele wirtschaftlich nicht ins Gewicht und würde einen Naturschatz erhalten.
 
Bitte räumen Sie der Natur einen höheren Stellenwert ein als dem Rohstoffabbau und erhalten Sie den Buschbeller Wald.
 

Freundliche Grüße

Bereits am morgigen Dienstag, 16.09.2014 sollen die Unterschriften übergeben werden. Bitte beteiligen auch Sie sich umgehend an der Petition von „Rettet den Regenwald e.V.“ und informieren Sie Ihre Kontakte.

Der Schutz unser aller Umwelt muss Vorrang haben vor dem Gewinnstreben einzelner Unternehmen!

Netzfrau Andrea Wlazik>

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Irland 9.5.2017: Sandstrand ist plötzlich wieder da
Irisches Dorf jubelt: Verschwundener Sandstrand nach 33 Jahren wieder da
http://www.krone.at/viral/verschwundener-sandstrand-nach-33-jahren-wieder-da-irisches-dorf-jubelt-story-568506

[Ich denke, das ist ein Streich der Ausserirdischen. Denn Sandspiele gab es schon in Nasca in Peru].

09.05.2017, 21:16

Die Bewohner der Ortschaft Dooagh auf der kleinen irischen Insel Achill können ihr Glück kaum fassen: Ein Sandstrand, der vor 33 Jahren von mehreren Stürmen weggespült worden war, ist quasi wieder zurückgekehrt. Wie das örtliche Tourismusbüro mitteilte, sind über die Osterfeiertage an der Küste der Gemeinde Hunderttausende Tonnen Sand angespült worden.

Dooagh hatte zuletzt im Jahr 1984 einen Sandstrand und war damals ein beliebter Ferienort mit mehreren Hotels. Bei mehreren Stürmen wurde der Sand aber weggewaschen, zurück blieben nur Felsen. In der Folge mussten mehrere Hotels und Restaurants schließen, weil keine Touristen mehr kamen.

Insel kann sich vor Besuchern kaum retten

Inzwischen könne sich die über eine Brücke mit dem Festland verbundene Insel mit ihren etwa 2500 Einwohnern kaum vor Besuchern retten, sagte eine Sprecherin des örtlichen Tourismusbüros am Dienstag. "Wir hoffen, dass der Strand dauerhaft bleibt, garantieren können wir das aber nicht."

Eiland war einst Rückzugsort von Heinrich Böll

Die Insel Achill im Westen von Irland war einst Rückzugsort des deutschen Literaturnobelpreisträgers Heinrich Böll (1917- 1985), der dort einmal im Jahr ein kleines Ferienhaus bezog. Teile seines 1957 veröffentlichten "Irischen Tagebuchs" sind dort entstanden. Das Haus dient heute als Rückzugsort für Künstler und ist eine Touristenattraktion.>

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16.7.2017: Kambodscha verbietet Export von Sand für Beton wegen Umweltschäden
Sieg für Umweltgruppen – Kambodscha verbietet Sandexporte – Cambodia bans sand exports to Singapore after pressure from environmental groups
https://netzfrauen.org/2017/07/15/cambodia/

<Kambodscha hat aus Gründen des Umweltschutzes alle Sandexporte verboten und beendet damit offiziell den Verkauf von Sand an Singapur nach einem vorübergehenden Stopp.

Das Ministerium für Bergbau und Energie teilte am 11. Juli mit, dass der größte Teil des Sandes von Kambodscha an den Stadtstaat geliefert worden war. Umweltgruppen haben Druck auf die Regierung ausgeübt, damit diese den Handel stoppt. Ihr Argument: Das Ausgraben und Abtransportieren von Sand haben das Ökosystem der Küsten und der benachbarten Gebiete schwer geschädigt.

[Wer mit Beton bauen will, braucht Sand]

Der Sand wird knapp – der Hunger nach ihm immer größer – mit verheerenden Folgen für Mensch und Umwelt. Darüber haben wir Netzfrauen schon oft berichtet. Nach Wasser ist Sand der meistgenutzte Rohstoff weltweit. Sand ist der kostbarste Rohstoff der Erde. Sauberes Wasser ist in armen Ländern knapp. Durch Landgrabbing wird Land knapp und die saubere Luft sucht man in Megastädten vergebens. Doch wer denkt schon daran, dass der Sand knapp wird? Sogar die United Nations (UN) haben gerade eine Ausschreibung von einer Lieferung von Sand und Zuschlagstoffen an 10 Städte im Südsudan für die Mission der Vereinten Nationen im Südsudan ausgegeben. Deutsche Konzerne können sich hier melden. Erstaunlich, zumal dort ein schrecklicher Bürgerkrieg herrscht.

Auch für den Wiederaufbau einer Polizeistation im irakischen Gouvernement  Anbaar Governorate, finanziert durch das United Nations Development Programme (UNDP), wird Sand gesucht. Sand braucht auch die Asiatische Entwicklungsbank / Asian Development Bank für die Durchführung von Hochwasser-, Erosions- und Uferschutzmaßnahmen entlang des Flusses Xedon. Dies sind nur einige wenige Projekte aus Februar 2017, bei denen Sand gebraucht wird. Sie denken doch sicher, dass im Irak ausreichend davon vorhanden sein sollte, doch Wüstensand ist – man mag es kaum glauben – nicht zur Betonverarbeitung geeignet. Deshalb haben Baukonzerne bislang Sand aus Flussbetten oder Kiesgruben abgebaut. Doch dieser Vorrat geht langsam zur Neige und so hat die Bauwirtschaft den Meeresboden ins Visier genommen. Lesen Sie hier: The Price of sand – Illegaler Sandabbau in Indien – Uganda und Sansibar haben keinen Sand mehr – Wer denkt schon daran, dass der Sand knapp wird?

Kambodscha verbietet Sandexporte - [illegale Sandexporte]

Umweltgruppen beklagen in Kambodscha, dass in den vergangenen Monaten trotz des vorübergehenden Stopps Sand illegal exportiert wurde. Zuvor hatte es im Mai 2009 ein Teilverbot für bestimmte Arten von Sand gegeben.

Mr Meng, Sprecher des Ministeriums, reagierte auf die Sorgen der Umweltschützer und sagte, das Ministerium stimme ihrer Aussage zu, dass Sandabbau in großem Umfang wirklich umweltschädlich sei. „Sie haben Recht mit ihren Sorgen. Darum hat das Ministerium entschieden, Sandexporte und den Sandabbau in großem Stil zu verbieten“, sagte er Reuters.

Singapur sei der Top-Abnehmer für Sand gewesen bis zum vorübergehenden Stopp m vergangenen Jahr. Seitdem habe es seit 2007 circa 16 Millionen Tonnen Sand importiert.

Skepsis hinsichtlich der Umsetzung [des Verbots]

Sand wird abgetragen … können wir sicher sein, dass Sand nicht exportiert wird?

Das sagt Mrs Lim Kimsor, eine Aktivistin der Gruppe „Mother Nature“, zu der Frage, ob das Sandexportverbot richtig umgesetzt wird.

Vielfältige Quellen

Wir verteilen unser Risiko durch nachgelegene und weiter entfernte Abbaustandorte.

Das sagt Kenneth Loo, zuständig für die Vertragsabschlüsse [mit den Sandanbietern]. Im zufolge streuen Baufirmen in Singapur ihre Bezugsorte – von Vietnam über Myanmar nach China.

Die Handelsdaten der UN, die im vergangenen Jahr veröffentlicht wurden, zeigen [jedoch], dass Singapur seit 2007 72 Millionen Tonnen Sand aus Kambodscha bezogen hatte.

Unklar ist der Grund für diesen Unterschied bei den genannten Exportmengen aus Kambodscha seit 2007 [16 Millionen – 72 Millionen]. Jedoch hat diese Diskrepanz zu Anschuldigungen geführt, dass sich [wohl] kambodschanische Politiker an diesem Handel bereichert haben. Die Botschaft Singapurs in Phnom Penh stand kurzfristig nicht für eine Stellungnahme für Reuters zur Verfügung.

Einige Umweltgruppen bleiben skeptisch, ob das Verbot richtig umgesetzt wird. „Sand wird weiter abgebaut … können wir sicher sein, dass er nicht exportiert wird?“, fragt Mrs Lim Kimsor, Aktivistin der Gruppe „Mother Nature“.

Das Ministerium für nationale Entwicklung Singapurs (MND) reagierte nicht auf Anfragen der Straits Times gestern Abend [11. 7.].

Im Januar hatte es jedoch mitgeteilt, dass Singapur seit vergangenem November in Übereinstimmung mit dem Stopp keinen Sand mehr aus Kambodscha importiert habe. Es wies Vorwürfe zurück, illegal Sand aus dem Land exportiert zu haben, und verwies auf „strenge Kontrollen“, die für den legalen Sandhandel sorgen würden und die örtliche Umweltauflagen berücksichtigten.

Das MND sagte ferner, die Regierung billige keineswegs den Sandschmuggel oder die Fälschung von Exportpapieren – was ihr die kambodschanischen Umweltgruppen vorwerfen.

Früher bezog Singapur den Löwenanteil seines Sands aus Indonesien, bis Letzteres Anfang 2007 abrupt alle Sandexporte nach Singapur aus Gründen des Umweltschutzes verbot.

Das führte zu einer „Sandkrise“: Die Bauaktivitäten kamen fast zum vollkommenen Stillstand und die Sandpreise verdreifachten sich. Ab da streuten die singapurischen Baufirmen ihre Sandbezugsquellen, die sich nun in Vietnam, Myanmar und China befanden. Kenneth Loo, zuständig für die Vertragsabschlüsse [mit den Sandanbietern], teilte der Straits Times mit, dass diese Streuung den Einbruch durch das kambodschanische Verbot auffangen könnte.

Er fügte hinzu, dass die Auswirkung des Verbots davon abhängen würde, wie viel Kambodscha selbst an Sand brauchen würde – Darüber gibt es noch keine Daten.

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Netzfrauen
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18.5.2018: Sandschürfen am Meeresboden bei Neuseeland bewilligt - Proteste
Neuseeland: Vereinbarung Abbau von Eisensand in Taranaki missachtet Interessen der Māori – Taranaki iron sand seabed mining consent reduced Māori interest to lip service, court told
https://netzfrauen.org/2018/05/18/newzealand/

Fototext: Ngati Ruanui protestiert gegen den Antrag von Trans-Tasman Resources für die Zustimmung zur Tiefseeförderung von Eisensand.

Der Artikel:

<Jetzt doch! Neuseeland hat etwas, was die Welt braucht, und das befindet sich tief im Meer. Der Wettlauf um die Ressourcen im Meer ist entbrannt und trotz der vielen Risiken hat man die weltweit erste Genehmigung für Meeresbergbau erteilt. Das Bergbauunternehmen Trans-Tasman Resources (TTR) will 50 Millionen Tonnen Sand pro Jahr vom Meeresboden absaugen und 10 Prozent nach Asien exportieren. Schon einmal wurde der Abbau von Rohstoffen vor Neuseelands Küsten erfolgreich verhindert, denn es gibt bislang kaum Regeln für den Bergbau in den Ozeanen und nicht nur das, was macht ein Ableger des US-Rüstungskonzerns Lockheed Martin in fremden Gewässern? In Neuseeland protestieren die Māori, da ihre Interessen nicht berücksichtigt wurden. Doch nicht nur der Meeresgrund ist betroffen, in Neuseeland werden ganze Berge abgebaut und verschifft, ob Sand oder Holz. Den Hunger der Welt nach diesen Rohstoffen soll Neuseeland stillen.

Die Attraktivität des Meeresbodens vor Neuseeland

In Neuseeland wurde 2014 erfolgreich Trans-Tasman-Resources daran gehindert,  die rund 30 Kilometer vor der neuseeländischen Küste Eisenerz abzubauen. Eine Bergbaulizenz lag bereits vor. Erst Anfang des Jahres 2018 hat die Manhattan Corporation die Übernahme von Trans-Tasman Resources (TTR) unterzeichnet. Das Bergbauunternehmen Trans-Tasman Resources (TTR) will 50 Millionen Tonnen Sand pro Jahr vom Meeresboden absaugen und 10 Prozent nach Asien exportieren, so die aktuellen Nachrichten. 

Laut:Trans-Tasman Ressources:

„Unsere Mission ist es, das Potenzial der riesigen und einzigartigen Eisen-Sand-Ressource Neuseelands durch die Entwicklung eines erstklassigen, profitablen und verantwortungsvollen Unternehmens für die Eisenerz-Förderung zu erschließen. Unsere Vision ist es, bis 2025 das weltweit führende Unternehmen für Eisensand zu sein.“

Bereits 2013 gab es weltweite Empörung, nachdem UK Seabed Resources, eine Tochtergesellschaft des britischen Arms von Lockheed Martin, seine Pläne für eine große Prospektion im Pazifik bekant gab.

Bis 2021 hat Deutschland in dem Lizenzgebiet zwischen Hawaii und Mexiko mit der Größe von Niedersachsen und Schleswig-Holstein das exklusive Recht zur Erkundung von Manganvorkommen.

Dabei besteht die große Herausforderung nicht zuletzt darin zu verhindern, dass die Erntemaschinen den weichen Meeresboden zu einer Sedimentfahne aufwirbeln, die viele Kilometer weit treibt und beim Absinken empfindliche Lebewesen unter sich begraben könnte. Deshalb sollen die Maschinen grundsätzlich so gebaut sein, dass nur wenig Sediment aufsteigt – so verlangt es die Internationale Meeresbodenbehörde ISA (International Seabed Authority) .

Zwar wurde das Chatham-Rock-Phosphat-Projekt, welches ebenfalls auf dem Meeresgrund stattfinden sollte, abgelehnt, dem Taranaki-Eisengewinnungsprojekt von Trans-Tasman Resources, das ursprünglich abgelehnt wurde, jetzt grünes Licht erteilt. Umweltgruppen kündigten sofort die Absicht an, die Entscheidung vor dem High Court anzufechten. Gruppen wie Forest & Bird und Kiwis Against Seabed Mining konnten argumentieren, dass zu wenig über Meeresbodenhabitate und Sedimentwolken im Meer bekannt ist, um die Auswirkungen auf die Umwelt richtig einschätzen zu können.

INFOBOX

Das Meer wird zur Rohstoffquelle

Um den Energiehunger zu stillen, wird rund ein Drittel der weltweiten Erdgas- und Erdölmengen im Meer gewonnen. Dieser Anteil wird sich in den kommenden Jahrzehnten noch erhöhen, denn die ozeanischen Lagerstätten bergen noch enorme Vorräte. Allerdings müssen die Konzerne in immer größere Meerestiefen vordringen, weil viele Gas- und Ölfelder im Flachwasser bereits weitgehend ausgebeutet sind.

Die Gier nach Rohstoffen hat längst den Meeresboden erreicht. Diamanten, Kies und Sand fördert man bereits seit Jahrzehnten aus küstennahen Gewässern. Um den wachsenden Bedarf an Metallen zu decken, sollen künftig Erze in Form von Manganknollen, Kobaltkrusten und Massivsulfiden in bis zu 4000 Meter Tiefe abgebaut werden.

Experten warnen vor Umweltrisiken bei Abbau.

Ein Abbau sei immer mit Risiken und Umweltbelastungen verbunden, darüber müsse diskutiert werden, betonte der Kieler Ozeanograph Prof. Dr. Martin Visbeck. So sind sich Wissenschaftler darin einig, dass der Abbau von Manganknollen einen erheblichen Eingriff in den Lebensraum Meer darstellt. Der Lärm und die Vibrationen, die bei Abbau, Herauspumpen und Reinigen der Knollen entstehen, könnten Delfine und Wale stören. Ferner würden im durchpflügten Bereich alle Tiere sterben, die nicht schnell genug fliehen könnten, etwa Würmer, Schnecken und Seegurken.

Siehe: Die Gier macht auch nicht vor den Weltmeeren halt – das Meer wird zur Rohstoffquelle – doch niemanden interessiert es!

Neuseeland: Vereinbarung Abbau von Eisensand in Taranaki missachtet Interessen der Māori

Die Ngati Ruanui iwi protestieren vor dem Parlament gegen den Plan der Trans-Tasman Resources, Eisensand vor der Küste von Taranaki abzubauen

Einem Gericht wurde mitgeteilt, dass bei der Entscheidung, Eisensand aus dem Meeresgrund vor der Küste von Taranaki zu fördern, Māori-Interessen nicht angemessen berücksichtigt worden sind.

Sie suchten den Obersten Gerichtshof in Wellington am Montag auf in dem Versuch, die Umwelt-Erlaubnis für das [o. g.] Projekt zu Fall zu bringen.

Laut Francis Cooke, QC, Anwalt für die Interessen von Māori und von Fischern, sei dies weltweit die erste Erlaubnis für Tiefseeförderung von Eisensand.

Der Entscheidungsprozess hatte die Environmental Protection Authority, deren Komitee darüber zu befinden hatte, gespalten, sodass das Ergebnis allein von der Stimme des Vorsitzenden abhing.

Laut Cooke hatte die Mehrheitsentscheidung die sonst stark eingehaltene Maxime, die Interessen der Māori, insbesondere die Verträge von Waitangi, zu berücksichtigen, stark verblassen lassen.

Man kann sagen, dass es nur noch Lippenbekenntnisse waren, sagt er.

Die höchste Konzentration an Schwebstoffen käme in der Nähe der Küste des Distrikts Ngāti Ruanui vor. Man gehe davon aus, dass Fische diesen Bereich meiden, denn [der Abbau] wirke sich gravierend auf das Leben am Meeresboden innerhalb von 2 km rund um die Abbauzone herum und innerhalb einer 15-km-Zone mittelschwer aus.

[…]

Immerhin beschrieb das Komitee, das seine Zustimmung [zum Abbau] gegeben hatte, einige der Auswirkungen des Abbaus durch Trans-Tasman Resources als möglicherweise katastrophal, so Cooke.

Die Firma soll [bereits] 80 Millionen $ für die Vorbereitung des Abbaus ausgegeben haben.

Das entscheidungsbefugte Komitee hält die Auswirkungen des Abbaus nach seiner Beendigung für lang anhaltend, jedoch nicht für permanent.

Cooke zufolge scheint das Komitee nach einer Richtlinie vorzugehen, die eine Schädigung der Umwelt erlaube unter der Voraussetzung, dass diese sich [vollständig davon] erhole. Es [das Komitee] habe das Gesetz missverstanden und falsch interpretiert. Das Komitee habe niemals die Richtlinie benannt, nach der es die Umweltauswirkungen beurteile.

[…]

Im August hatte das Komitee Trans-Tasman Resources eine 35 Jahre andauernde Erlaubnis gegeben, jährlich bis zu 50 Millionen Tonnen Eisensand in der South Taranaki Bight zu fördern.

Ein ferngesteuerter Schwimmbagger wird aus Tiefen von 20 bis 42 Metern Sand saugen, und zwar von 8000 Tonnen stündlich, die einem Schiff mit weiterverarbeitender Technologie zugeführt werden. Dieser Vorgang wird für ein Gebiet 22 bis 36 km außerhalb der Küste von Patea festgelegt.

[…]

Etwa 10 Prozent des [aufgesaugten] Materials könne zu Eisenerzkonzentrat verarbeitet werden. Der Rest würde wieder dem Meeresgrund zugeführt. Man erwarte, dass ein großer Teil des Eisenerzkonzentrats zur Stahlerzeugung nach China transportiert werde.

Taraniki iwi Ngāti Ruanui, die Treuhänder von Te kaahui o Rauru zusammen mit Greenpeace, Kiwis Against Seabed Mining, die Royal Forest and Bird Protection Society, das Taranaki-Whanganui Conservation Board, Cloudy Bay Clams, Die Vereinigung kommerzieller Fischer, die Southern Inshore Fisheries Management Group, die Talley’s Group und Te Ohu Kai Moana Trustee Ltd. haben gegen die Entscheidung der Behörde Berufung eingelegt.

Auch in Australien sollte mit dem Raubbau des Meeresgrundes begonnen werden und zwar am  Golf von Carpentaria  doch dieses konnte durch ein  Moratorium, das auslaufen sollte, nun bis 2021 verhindert werden. Grund: Die Risiken!

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Ganze Welt 27.6.2021: Sandraub in Marokko, Afrika, Indien, Indonesien etc.: Zerstörung von Stränden+Küsten - Flüsse fliessen schneller - Seegras verschwindet:
Indien: Die tödlichen Arme der Sand-Mafia
https://www.infosperber.ch/umwelt/rohstoffe/indien-die-toedlichen-arme-der-sand-mafia/

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Dabei verbraucht die Menschheit doppelt so viel Sand, wie auf natürlichem Wege durch Erosion wieder entsteht.

-- Sandabbau könne Ökosysteme nachhaltig schädigen, warnte das Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) schon 2014. Das Abgraben sorgt für Erosion und Versalzung des Grundwassers in Meeresnähe. Es macht Überschwemmungen auch an Flüssen wahrscheinlicher, weil ausgebaggerte Flüsse schneller fliessen, und hat Auswirkungen auf den Grundwasserspiegel.

-- Der globale Sandklau

Wer Sand stiehlt, gräbt den Anwohnern damit buchstäblich den Boden unter den Füssen weg. Sandentnahme senkt den Wasserspiegel von Flüssen und Seen und lässt ihn an Meeresküsten steigen. Eine sehenswerte Aufstellung mit Satellitenbildern aus aller Welt findet sich bei «Reuters». Aufgewirbelte Sedimente und Lärm beim Abbau machen Wasserlebewesen das Leben schwer bis unmöglich. Pflanzen wie Seegras, die die Küste festigen, gehen verloren. Völlig absurd wird es dann, wenn Sand, der an einem Strand der Welt abgegraben wurde, an anderer Stelle dazu verwendet wird, die Küste zu verstärken.


Der Artikel:

<Daniela Gschweng /  In Teilen der Welt ist Sandabbau ein gefährliches Geschäftsfeld: Er zerstört die Natur, verspricht aber hohe Profite.

«Wie Sand am Meer» heisst es. Gemeint ist etwas, was in scheinbar unendlichen Mengen vorhanden ist. Gerade für Sand am Meer ist das ein Irrtum. Nach Wasser ist Meeres- und Flusssand der wichtigste Rohstoff der Welt. Ohne Sand gäbe es keinen Asphalt und keinen Beton. Wüstensand ist als Baustoff nicht geeignet, deshalb importieren sogar Länder wie Saudi-Arabien Sand.

Sand ist ein einträgliches Geschäft. Jeder Mensch auf dem Planeten verbraucht pro Tag umgerechnet etwa 18 Kilogramm davon. Um den Hunger der Bauindustrie zu befriedigen, wird Sand weltweit in grossen Mengen abgebaut. Umwelt und Bevölkerung werden dabei oft nicht berücksichtigt, das Gesetz nicht eingehalten.

Ganze Strände und Flussmündungen werden abtransportiert, oft illegal und manchmal buchstäblich über Nacht. Das System läuft in einigen Ländern nach dem Prinzip «wo eine Nachfrage ist, ist auch ein Angebot» und ist eher kleinteilig organisiert. In anderen Ländern haben sich kriminelle Strukturen gebildet. Politiker, Behörden und Polizei werden hemmungslos bestochen, Gegner eingeschüchtert. Unter der Sand-Mafia leiden vor allem Marokko, einige andere afrikanische Länder und Indien. Ausserhalb des Landes wird darüber selten berichtet, innerhalb Indiens ist es oft zu gefährlich.

Nur wenige wollen darüber reden

Eine der wenigen Journalisten und Journalistinnen, die sich des Themas annehmen, ist Sandhya Ravishankar. Die Freelancerin, die im Chennai im Bundesstaat Tamil Nadu lebt, ist eine mutige Frau. 2013 publizierte sie den ersten Artikel über Sanddiebstahl. «Innerhalb von ein oder zwei Stunden wurde eine Verleumdungsklage gegen die Zeitung eingereicht», erinnert sie sich. Solche Klagen halten die meisten Medien davon ab, zu illegalem Sandabbau zu publizieren. Das Thema sei «eine Bombe», sagt die Journalistin.

Sechs weitere Artikel Ravishankars wollte niemand veröffentlichen. Im Januar 2017 erschienen mehrere Texte in «The Wire». Seit ihre Telefonnummer in den Sozialen Medien veröffentlicht wurde, bekommt Ravishankar Mord- und Vergewaltigungsdrohungen, sie wird von Detektiven verfolgt und muss sich mit Korruptionsvorwürfen auseinandersetzen. 2018 sabotierten Unbekannte ihr Motorrad. Gegen sie sind mehrere Verleumdungsklagen offen.

Ravishankar habe eine persönliche Abneigung gegen das Unternehmen, hat eines der Unternehmen, über die sie geschrieben hat, öffentlich festhalten lassen. In die Gegend, in der sie recherchiert hat, ist sie nie zurückgekehrt, weil es zu gefährlich ist. Wahrscheinlich würde sie dort ohnehin niemanden mehr finden, der keine Angst hat, sich über Sand zu äussern.

Sand – ein tödliches Thema

Wer das übertrieben findet, mache sich ein Bild, was mit anderen geschehen ist, die das sensible Thema anfassten: Am 1. Juni 2015 wurde der indische Journalist Jagendra Singh in ein Krankenhaus in Shahjahanpur im indischen Bundesstaat Uttar Pradesh eingeliefert. Mehr als 50 Prozent seiner Körperoberfläche waren verbrannt. «Was war der Grund, mich zu töten?», fragte er in einem Video, das im Krankenhaus aufgenommen wurde. «Sie haben Benzin über mich gegossen. Sie sprangen über die Mauer, um reinzukommen. Wenn sie es gewollt hätten, hätten sie mich stattdessen verhaften können».

Sieben Tage später starb der 46-Jährige an seinen Verletzungen. Ein Suizid, sagte die lokale Polizei, die nur Stunden vor dem Ereignis bei ihm zuhause war. Singhs Familie war anderer Meinung. Singh war schon vorher bedroht und angegriffen worden. «Als er anfing, gegen den Minister zu schreiben, fing der Ärger an», sagt seine Witwe.

Am 27. April 2015 hatte Singh den Lokalpolitiker Rammurti Singh Verma auf Facebook erstmals illegaler Machenschaften bezichtigt. Er publizierte einen Text und Bilder zu illegalem Sandabbau am Fluss Garra. Verma besteche die Polizei täglich mit 1’000 Rupien (150 US-Dollar), um dieses Geschäft fortführen zu können, schrieb er. Angreifer, von denen er vermutete, dass sie mit Verma in Verbindung standen, brachen ihm wenig später den Knöchel.

Was vor Singhs Tod wirklich geschehen war, wurde nie aufgeklärt. Freunde und Familie sind überzeugt, dass Vermas Anhänger und die Polizei für seinen Tod verantwortlich sind. Die einzige Augenzeugin verwickelte sich dermassen in Widersprüche, dass ihre Angaben nicht zu gebrauchen waren. Singhs Sohn erstattete erst Anzeige und zog sie dann wieder zurück. Nach Angaben der Familie wechselten zuvor drei Millionen Rupien (45’000 Dollar) in bar die Hände. Seine Tochter Diksha ist damit nicht zufrieden und kämpft darum, dass Singhs Tod als Mord anerkannt wird. Rammurti Singh Verma ist im April 70-jährig gestorben.

Wenige Wochen nach Jagendra Singh verbrannte der Journalist Sandeep Kathari im Bundesstaat Madhya Pradesh, nachdem Kidnapper ihn angezündet hatten. Am 13. Februar 2016 folgte Karun Misra, Büroleiter der Tageszeitung «Jansandesh Times» in Uttar Pradesh. Er starb auf dem Weg ins Spital, nachdem drei bewaffnete Motorradfahrer auf ihn geschossen hatten. 2018 wurde Sandeep Sharma in Madhya Pradesh auf seinem Motorrad von einem LKW angefahren und starb.  Zuvor hatte er Drohungen erhalten, man würde ihn «unter einem Lastwagen zerquetschen». Alle drei hatten zuvor über illegalen Sandabbau und dessen Verwicklungen berichtet, listet die Organisation «Forbidden Stories» (siehe Kasten) auf. Die Liste lässt sich erweitern. Beispielsweise um Shubham Mani Tripathi (19 Juni 2020) und einige andere, von denen «Reporters Sans Frontières» berichtet.

Forbidden Stories

ist eine 2017 gegründete Non-Profit-Organisation, die sich darum bemüht, die Arbeit von Journalistinnen und Journalisten weiterzuführen, denen die Berufsausübung unmöglich gemacht wurde. Sei es von Staaten, Behörden oder kriminellen Organisationen. Die Idee dahinter: Journalisten zum Schweigen zu bringen, soll sich nicht mehr lohnen. Journalistinnen und Journalisten können ihre Arbeit an «Forbidden Stories» schicken, wenn sie befürchten, dass der Urheber seine Recherchen nicht weiterführen kann. Die Organisation kooperiert mit vielen grossen Medien weltweit, wie dem britischen «Guardian» oder der «Süddeutschen Zeitung» und wird von prominenten Journalisten unterstützt. Jagendra Singhs Geschichte ist Teil der Serie «Green Blood», die sich mit Umweltverbrechen beschäftigt.

Solche Geschichten gibt es auch aus Ländern wie Südafrika und Mexiko. Sand hat alles, was eine Ware wertvoll werden lässt: Jeder braucht sie, es gibt nur eine endliche Menge davon und es gibt sie nicht überall.

Dabei verbraucht die Menschheit doppelt so viel Sand, wie auf natürlichem Wege durch Erosion wieder entsteht. Jährlich werden rund 70 Milliarden Dollar mit Sand umgesetzt. Sanddiebstahl sorgt oftmals für politische Konflikte. So beschuldigt zum Beispiel Indonesien Singapur des Sanddiebstahls. Dutzende Inseln seien deshalb bereits verschwunden.

Sandimportierende Länder
Die grössten Sandimporteure sitzen in Asien, einigen europäischen Ländern und Nordamerika. © Atlas of economic complexity, Harvard University

Sandabbau könne Ökosysteme nachhaltig schädigen, warnte das Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) schon 2014. Das Abgraben sorgt für Erosion und Versalzung des Grundwassers in Meeresnähe. Es macht Überschwemmungen auch an Flüssen wahrscheinlicher, weil ausgebaggerte Flüsse schneller fliessen, und hat Auswirkungen auf den Grundwasserspiegel.

Der globale Sandklau

Wer Sand stiehlt, gräbt den Anwohnern damit buchstäblich den Boden unter den Füssen weg. Sandentnahme senkt den Wasserspiegel von Flüssen und Seen und lässt ihn an Meeresküsten steigen. Eine sehenswerte Aufstellung mit Satellitenbildern aus aller Welt findet sich bei «Reuters». Aufgewirbelte Sedimente und Lärm beim Abbau machen Wasserlebewesen das Leben schwer bis unmöglich. Pflanzen wie Seegras, die die Küste festigen, gehen verloren. Völlig absurd wird es dann, wenn Sand, der an einem Strand der Welt abgegraben wurde, an anderer Stelle dazu verwendet wird, die Küste zu verstärken.

Das Ausbaggern oder Absaugen von Sand vom Meeresboden hat mehrere negative Konsequenzen. © UNEP

Einige Staaten regulieren oder besteuern den Sandabbau – mit unterschiedlichem Erfolg. In Indien hatte die Begrenzung einer vorher frei verfügbaren Ressource dramatische Folgen. Schon 2013 schränkte beispielsweise Tamil Nadu den Abbau ein und kündigte Kontrollen an. Die Branche wanderte zum Teil in die Illegalität. Von 2013 bis 2016 exportierten private Unternehmen mehr als zwei Millionen Tonnen.

Ein anderer Grund ist die Konzentration des Handels auf einige wenige. «85 bis 90 Prozent» des legalen und illegalen Sandabbaus in Tamil Nadu sei in der Hand nur einer Familie, sagt Ravishankar. Auch der globale Handel wird bestimmt von einem halben Dutzend multinationaler Konzerne, darunter Cemex, Heidelberger und Lafarge Holcim.

Kaum Daten zu einer der wichtigsten globalen Ressourcen

Die Daten, die es zum Handel mit Sand gibt, weisen etliche Lücken auf. So hat Singapur in den letzten Jahrzehnten wohl hunderte Millionen Tonnen illegal importiert. In anderen Ländern ist nicht klar, wo Sand abgebaut wird und wo er verwendet wird. Neben den schnellwachsenden Städten Asiens brauchen europäische Länder sowie Nordamerika, vor allem Kanada, viel Sand. Da es kein globales Monitoring gibt, schlägt die UNEP vor, die globale Zementproduktion als Massstab zu verwenden, wo China, Indien und die USA führend sind.

Um weiteren Schaden zu verhindern, ist es wichtig zu wissen, wo Sand herkommt, damit gestohlener Sand gar nicht erst in den Handel gelangt. Wer denkt, dass ein Sandkorn aussieht wie das andere, irrt sich übrigens. Es gibt einige Möglichkeiten, die Herkunft von Sand festzustellen. Forschende in den Niederlanden haben zum Beispiel eine Methode gefunden, die akustische Eigenschaften identifiziert, wenn man ihn in Säure auflöst.

Die UNEP appelliert nicht nur an sandexportierende Länder, sondern auch an die Importeure und Verwender: Sand sei ein knapper Rohstoff und müsse nachhaltig eingesetzt werden. Das heisst: Sand sparen am Bau, in Technologie und Produktion. Inwieweit das möglich ist und welchen Effekt es hat, ist noch unklar. Eine andere Möglichkeit wäre Recycling, vor allem von Glas und Baumaterialien. Dessen Umfang würde aber nicht ausreichen, um die globale Sandbilanz wesentlich zu verschieben.

Mögliche Alternative: Bauen mit Wüstensand

Hilfe bringen könnte auch eine technologische Innovation, die es möglich macht, Wüstensand zum Bauen zu verwenden. Dieser sei zum Bauen ungeeignet, weil er zu rund sei, dachte man bisher. Forschende aus Hannover fanden, das sei falsch. Es liege daran, dass er zu fein sei.

Münchner Ingenieure kamen auf die Idee, Wüstensand noch feiner zu mahlen und danach zu einer Art Pellets zu verkleben, damit sich damit bauen lässt. Andere versuchten, mit bakterieller Hilfe eine Art Ziegel daraus zu machen. Für Länder mit grossen Wüstensandvorkommen könnten sich solche Ansätze lohnen, weil Sand wegen seines Gewichts teuer zu transportieren ist. Wüstensand muss auch nicht wie Meeressand vor der Verwendung entsalzt werden, damit der Bewehrungsstahl nicht rostet.>







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