Kr. Schweiz 3.6.2019:
NWO-Programm: Alle spionieren alle aus -
mit GPS-Tracker Find my iPhone und
Mini-Tracker - Spionage-Kriminalität ist
das Programm:
«Nichts zu
verbergen»: Schweizer
tracken den Partner per GPS
https://www.20min.ch/schweiz/news/story/Schweizer-orten-den-Partner-per-GPS-22190869
<Als Beweis für den
Seitensprung oder weil man «nichts zu
verbergen hat»: Die GPS-Überwachung ist
verbreitet. Dies sei nicht sinnvoll,
sagt eine Paarberaterin.
Anja Graf (42) ist Unternehmerin in der
Immobilienbranche und seit einigen Wochen
Jurymitglied in der TV-Show «Die Höhle der
Löwen Schweiz». Seit rund zwei Jahren ist
die vierfache Mutter mit dem Rumänen Alex
Enache (25) verlobt. Wie sie in der
Sendung «Lifestyle» von TeleZüri zugibt,
ist sie eifersüchtig – und oft auf Reisen.
Daher habe sie einen Location-Tracker
auf seinem Smartphone installiert, damit
sie stets sehen könne, wo er sich befinde.
«Er weiss das, und es ist für ihn okay»,
sagt Graf.
Auch einige 20-Minuten-Leser wissen zu
jeder Zeit, wo sich ihr Partner
befindet. «Ich kontrolliere gelegentlich
meinen Freund, um zu schauen, wo er ist
und was er treibt», sagt etwa die
24-jährige Aurora. Und auch Sandra (33)
verfolgt ihren Freund via Tracking-App.
«Hauptsächlich deshalb, weil ich mir so
Anrufe und Whatsapps wie ‹wann bist du
zu Hause?› oder ‹wo bist du?› sparen
kann.»
«Ich traue niemandem»
Für Patricia (35) spielt die
Vertrauensfrage eine wichtige Rolle:
«Ich wurde nur verarscht und belogen.
Ich traue niemandem mehr, ohne dass er
sich das über lange Zeit verdient hat.»
Und für Tom ist klar: «Ich habe sowieso
nichts zu verheimlichen.»
Einige Paare erlauben sich gegenseitig,
auf Tracking-Apps zuzugreifen. Joey (26)
und seine Freundin (24) benutzen etwa
die Funktion Find my iPhone.
«Die Erlaubnis entstand durch Vertrauen.
Es ist uns einfach nicht angenehm, falls
mal wirklich ein Ernstfall eintrifft.»
Andere hingegen orten den Partner ohne
dessen Wissen. Michèle etwa installierte
eine Ortungs-App ohne das Wissen ihres
Freundes auf dessen Handy, «nicht um ihn
zu kontrollieren, sondern um sicher zu
sehen, wo er war».
Auch physische Tracker sind beliebt
Neben Apps sind auch physische Tracker
beliebt, um den Partner zu überwachen,
bestätigt Guido Honegger von der Firma Tracker.ch.
«Die Verkäufe von kleinen Trackern, die
in die Handtasche gelegt oder ans Auto
geheftet werden, ist in den letzten
Jahren rasant gestiegen.» Letztes Jahr
habe er geschätzt 1500 solcher Mini-Tracker
verkauft.
Die Kunden machten meist auch keinen
Hehl aus der Absicht ihres Kaufes, sagt
Honegger. In vielen Fällen wisse der
Partner nichts vom Einsatz des Trackers.
«Es geht oft darum, Beweise für den
Seitensprung zu sammeln.» Mehr als auf
den Datenschutz hinweisen könne man da
leider nicht, sagt Honegger. Aufgrund
dieser Bedenken hat Honegger auch schon
daran gedacht, jene Tracker, die sich
gezielt für die Überwachung des Partners
eignen, aus dem Sortiment zu nehmen.
Eifersucht ist grösser als früher
Doch warum überwachen sich Paare und
warum geben sie sogar teils freiwillig
ihren Standort preis? «Beziehungen sind
nicht mehr in Stein gemeisselt. Bei
Paaren kann durch die digitalen Optionen
und die leichte Verfügbarkeit, jemand
Neues kennenzulernen, die Angst
aufkommen, das Gegenüber könnte einen
‹noch besseren Partner› finden», sagt
Belinda Daniele, Paarberaterin im
BeratungsRaum 7. Dies könne zur Folge
haben, dass Paare schneller misstrauisch
würden. Besonders betreffe es Menschen
mit wenig Bindungssicherheit. «Manche
Partner wollen ihren Partner dann wegen
ihrer Angst durch Überwachung und
Kontrolle im Griff haben.»
Für Jugendkulturforscher Philipp Ikrath
ist die Preisgabe des GPS-Standorts des
Partners ein Phänomen des Zeitgeistes:
«Transparenz gilt ja heute als etwas
absolut Erstrebenswertes. Wer
Geheimnisse hat, ist verdächtig,
wer alles von sich preisgibt, hat
hingegen scheinbar nichts zu verbergen»,
sagte er zum deutschen Magazin «Ze.tt».
Kontrolle ist nicht gleich Liebe
Aber auch in gegenseitigem Einvernehmen
benutzte Tracker sind laut Daniele keine
sinnvolle Lösung, um am Vertrauen zu
arbeiten. «Sie verhindern eine echte
Auseinandersetzung, sowohl innerhalb der
Beziehung als auch mit sich selbst im
Umgang mit Ängsten, Eifersucht oder
Selbstwert», hält sie fest. Zudem sei es
auch gut, wenn jeder seinen eigenen Raum
habe und nicht über jede Minute
Rechenschaft ablegen müsse. «In einer
Beziehung braucht es sowohl Erregung als
auch Vertrauen. Wenn man weiss, dass der
Partner auch noch seine eigene Zeit und
seinen Raum hat, bleibt er auch für den
anderen spannend. Das macht einen Teil
der Attraktivität aus.»
Daniele rät von Trackern ab. «Das
Gegenteil von Liebe ist Kontrolle.» Wer
seinem Partner nicht vertraue, solle das
Misstrauen offenlegen und mit dem
Partner besprechen. «Vielleicht muss das
Paar an der Kommunikation arbeiten und
sich besser absprechen. Möglich ist
auch, dass jemand mehr Anerkennung,
Nähe, Komplimente oder Wertschätzung
braucht, um Vertrauen aufbauen zu
können.»
(dk/bz/pam)>
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