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Das Schachspiel der Mächtigen 1919-1945
oder:
Der Höhepunkt im grossen darwinistischen Fressen

Teil 31: Juni und Juli 1944. Chronologie

von Michael Palomino (1995 / 2004 / 2007)

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aus: Valentin Falin: Zweite Front. Die Interessenkonflikte in der Anti-Hitler-Koalition. Droemersche Verlagsanstalt Th. Knaur Nachfolger, München 1995

ergänzende Strukturdaten:
aus dtv-Atlas der Geschichte 1986, Bd. 2


Juni 1944

OSS-DWid: Dulles will endlich Hitler verschwinden sehen
Dulles beauftragt Gisevius, Beck mitzuteilen, dass nun Handlungen erforderlich seien:
"Für weitere Diskussionen ist keine Zeit mehr, jetzt muss gehandelt werden." (S.421)

in: Gisevius, Hans Bernd: To the Bitter End. Boston, 1947, S.49

Poltawa: Deutscher Gegenangriff beschädigt den SU-Stützpunkt bei Poltawa schwer
(S.446-447): 220 Flugzeuge des IV. Fliegerkorps aus Ostpreussen zerstören am Boden 43 "amerikanische" B-17, 15 britische P51-Mustang, "einige Dutzend" sowjetische Flugzeuge, und es verbrennen 450.000 Gallonen Benzin (S.548).

DWid-GB: Canaris informiert GB-Abwehrchef Graham Menzies über die Situation um Hitler und Pläne der Opposition
mit der geplanten Beseitigung des "Führers" (S.391).

Juni-Juli 1944
DWid-S: Trott zu Solz ist mehrfach in Stockholm mit britischen Geheimdienstleuten
(S.400)

Juni-Juli 1944 ca.
PL: Vormarsch der RA und der 1.Polnischen Armee in Ostpolen bis zur Weichsel: 500-600 km unter hohen Verlusten
(S.445)

ab Frühsommer 1944 / ab Juni 1944 ca.
"USA": Veränderungen um Roosevelt  zu seinem Nachteil: die Roosevelt-Administration koppelt sich mehr und mehr von Roosevelt ab
-- das Verhältnis Roosevelt-Hopkins wird von Gerüchten getrübt, Hopkins sei zu wenig "amerikanisch" und gegenüber GB, der SU oder gegenüber China zu nachgiebig

-- v.a. Leahy und Marshall senden polemische Botschaften nach Moskau

-- Roosevelt wird gemäss Falin immer mehr hinergangen, vieles wird ihm wahrscheinlich gar nicht mitgeteilt, um Roosevelts Gesundheit zu schonen

-- Aufteilung der Macht zwischen Ämtern und Institutionen, über Sonderoperationen des OSS ist Roosevelt wahrscheinlich kaum mehr im Bilde (S.476).

[nicht erwähnt:
Der rechtsradikale "US"-Widerstand übernimmt mehr und mehr die Rolle des 3.Reichs gegen die SU].

Anfang Juni 1944
DWid: Oberst Rönne vom AA erhält die Vollmacht zur Kontaktaufnahme mit dem anglo-"amerikanischen" Oberkommando
mit dem Ziel, die Westalliierten so schnell wie möglich bis zur Elbe vorzulassen, "bevor die Russen dort eintreffen" (S.424-425).

in: Irving, David: Hitler und seine Feldherren. Frankfurt / Main 1975, S.587-596,622
in: Braun, Anthony: Deutschland im 2.Weltkrieg. Berlin 1984, Bd.5, S.517

Gemäss Falin ist die Elbe als Grenze zweifelhaft. Die Verschwörer rechnen zu dem Zeitpunkt mit einer stabilen Ostfront an der sowjetisch-polnischen Grenze vom 1.9.1939 (S.546).

4.-15.6.1944
"USA"-PL: Der Chef der polnischen Exilregierung Mikolajczyk ist in den "USA"
(S.443). Dabei erweckt Mikolajczyk bei Roosevelt den Eindruck, es gehe um eine "militärische Aktion der polnischen Untergrundbewegung im Zusammenwirken mit der russischen Armee mit Loyalität zur "USA".

gleichzeitig:
Der Leiter der operativen Abteilung der polnischen Armeeführung, Stanislaw Tatar, verhandelt mit dem stellvertretenden "amerikanischen" Kriegsminister McCloy, mit General McNarney und Admiral Leahy (S.443)

5.6.1944
F, B und NL: Die NS-Truppen der Westfront weisen grosse Mängel auf
-- 58 NS-Divisionen sind in Heeresgruppe B und G gruppiert, mit 70-80% Mannschaftsbestand (S.425)

-- über 20 Divisionen weisen Bestände mit nur älteren Soldaten und mit nicht ausgebildeten 17-jährigen Jugendlichen auf (S.425-426)

-- 33 Divisionen gelten als stationär, da ihnen die Transportmittel fehlen

-- die 9 Panzerdivisionen sollte je 200 Panzer haben, bestehen aber nur aus je 90-120 Panzern

-- insgesamt stehen an der Westfront 526.000 Mann Bodentruppen, 6700 Geschütze und Minenwerfer, 2000 Panzer und Selbstfahrlafetten, 160 Kampfflugzeuge

-- jede Deckung aus der Luft auf der deutschen Seite fehlt

-- die Alliierten haben 61,4mal mehr Flugzeuge zur Verfügung (S.426).

5.6.1944
"Overlord": Erste Meldungen über die Landungsoperationen am Ärmelkanal treffen in Berlin ein
(S.425)

5.6.1944 ca.
GB-PL: GB ist beunruhigt, dass die AK zur Vorhut der RA werden soll - Aktion "Barriere" in Polen
-- die 3. und 4.Stufe der Aktion "Barriere" ist für 25.7. vorgesehen, die 5. und 6. Stufe ab 10.8.1944 (S.443-444).

5.-6.6.1944, Nacht
D gegen "Overlord": Feldmarschall Rundstedt befiehlt zwei Panzerdivisionen der Reserve bei Paris an die Seine-Mündung
(S.425)

6.6.1944, 0-6 Uhr  ca.
"Overlord" D-Day: Landung von "Amerikanern", Briten und Kanadiern in der Normandie
-- Fallschirmspringer werden hinter der Küstenlinie abgesetzt
-- Bombardierungen von Artilleriestellungen, Stäben, NS-Truppenräume, Flugplätze und Verkehrsknotenpunkte
-- die Résistance zerstört deutsche Fernmeldeverbindungen und Stromleitungen und sabotiert den Verkehr auf Strasse und Schiene (S.424).

6.6.1944, 6 Uhr
OKW befiehlt Rundstedt, die 2 Panzerdivisionen zu stoppen
weil noch kein Schwerpunkt der Landung der Westalliierten feststehe und Hitler noch nichts beschlossen habe (S.425).

6.6.1944, 6-10 Uhr  ca.
D-Day: Landung mit Landungsschiffen
-- die deutsche Seite hat die Landung erwartet und der Widerstand hat es entsprechend organisiert
-- Rommel ist nicht im Befehlsstand
-- Dollmann, Befehlshaber der 17.Armee, und General Dietrich, sind auch nicht im Befehlsstand
-- die Kommandanten der verschiedenen deutschen Truppenteile müssen auf eigenes Gutdünken hin handeln (S.424).

-- die grossen NS-Verteidigungsstellungen werden einfach umgangen
-- am Ort der tatsächlichen Landung sind die Pläne für die Befestigungsarbeiten erst zu 18% ausgeführt, an der Kanalküste dagegen zu 68% (S.426).

6.6.1944, 14:30 Uhr
D: Rundstedt erhält die Genehmigung der Verlegung der Panzerdivisionen an die Seine
-- nun ist es gemäss Falin zu spät
-- die anglo-"amerikanische" Luftwaffe beherrscht ungeteilt den Luftraum, 10.535 Einsätze
-- die Wehrmacht kann am Tag keine grossen Operationen mehr unternehmen,
-- die deutsche Luftwaffe fliegt nur 319 Einsätze, nur 12 im Landungsraum der Invasionstruppen, die deutsche Marine macht gar nichts

-- die Kommunikationslinien nach Berlin sind gekappt
-- die deutschen Leute im Generalstab tun so, wie wenn sie nicht mehr komplizierte Operationen planen könnten, aber an der Ostfront werden gleichzeitig beste Verteidigungstaktiken realisiert (S.425).

6.6.1944, 12 Uhr  ca.
DWid-Attentat: Tresckow fordert das Attentat, auch wenn es nicht gelingt
-- Tresckow-Mitteilung an Stauffenberg via Lehndorff:

"Das Attentat muss erfolgen. Sollte es nicht gelingen, so muss trotzdem in Berlin gehandelt werden. Denn es kommt nicht mehr auf den praktischen Zweck an, sondern darauf, dass die deutsche Widerstandsbewegung vor der Welt und der Geschichte den entscheidenden Wurf gewagt hat." (S.427)

DWid: Tresckow besteht darauf, die Westfront aufzureissen
-- Tresckow empfiehlt Stauffenberg, den Stabschef von Feldmarschall Rommel, General Speidel, entsprechend zu überzeugen (S.427)

in: Hammerstein, Kunrat von: Spähtrupp. Stuttgart, 1963, S.252
in: Ritter, Gerhard: Carl Goerdeler und die deutsche Widerstandsbewegung. München 1964, S.415-416, 530
in: Zeller, Eberhard: Oberst Claus Graf Stauffenberg. Paderborn 1994, S.218

-- Hansen und Stauffenberg treten in Kontakt mit Eisenhower und Marshall, die Gestapo hört mit
-- Stauffenberg setzt auf direkte Absprache mit Eisenhower und Marshall ohne deutsche Politiker dazwischen, er setzt auf direkte Kontakte der Militärs. Ger Kontakt ist von Geheimdiensten und Militärs in Spanien vereinbart worden. Otto John vom englischen Geheimdienst übermittelt die deutschen Militärinformationen direkt an Eisenhower (S.427).

in: Zeller, Eberhard: Oberst Claus Graf Stauffenberg. Paderborn 1994, S.223
in: Ritter, Gerhard: Carl Goerdeler und die deutsche Widerstandsbewegung. München 1964, S.419,530

6.-12.6.1944
"Overlord": Landung von 15 vollwertigen alliierten Divisionen
-- die Westalliierten Truppen stehen 9 deutschen Divisionen gegenüber
-- die deutschen Truppen haben durch alliierten Bombardierungen aus der Luft und von Schiffen aus bereits grosse Verluste erlitten
-- französische Partisanen binden grosse deutsche Kräfte (S.426).

6.-12.6.1944
"Overlord": Normandie-Landung: 326.000 Mann
(S.524)

in: Schenk, Peter: Landung in England, Berlin 1987, S.404-410 (S.524)

6.6.-Herbst 1944
Ratlose Alliierte: Es besteht kein gemeinsamer Plan zur Besetzung Deutschlands
Die "US"-Vertreter beschleunigen eine Lösung dieser Frage nicht (S.438).

ab 6.6.1944
GB will die Landung in Südfrankreich Operation "Anvil" verhindern
und sie von der Entwicklung von "Overlord" abhängig machen. Bei einer Auflösung der Westfront würde "Anvil" entfallen. Churchill plant gleichzeitig eine Landung in Jugoslawien in Istrien, wenn die SU den Vormarsch im Süden verstärkt, um der RA den Zugang zum Mittelmeer zu verunmöglichen (S.434).

Churchill fordert allgemein "politische Ergebnisse" der Operationen (S.435).

ab 6.6.1944
GB-PL: Warschau-Aufstand steht immer auf der Tagesordnung der Churchill-Regierung
(S.443)

10.-15.6.1944
GB-"USA": Weitere Planung für die Besetzung Frankreichs
-- inoffizielle Erörterungen der "amerikanisch"-britischen Stabschefs in London
-- Erörterung von 2 Varianten:

1. Ausbau des Landungsraumes

oder
2. Rückzug der Truppen bei vermehrtem Wehrmacht-Widerstand oder bei einem Wehrmacht-Gegenschlag.

Gemäss Falin wäre den GB-"US"-Stäben jeder Vorwand für eine Abreise in Richtung Insel recht gewesen.

Falin:
"Wenn das OKW zu diesem Zeitpunkt eine kleine Ardennenoffensive gestartet oder zumindest die Verteidigung stabilisiert hätte, wie es in Italien bei gleichem Kräfteverhältnis der Fall gewesen war, dann hätten die Alliierten zurück in Richtung britische Inseln segeln [dampfen] können." (S.427)

in: Matloff, Maurice: Ot Kasablanki do "Overlorda". Moskau 1964, S.521

gleichzeitig:
Das OKW ist an der Westfront absolut passiv
-- das OKW unternimmt nicht viel
-- wahrscheinlich ist die Goerdeler-Gruppe nicht die einzige, die ein Ende des Krieges herbeisehnt, es herrscht gemäss Falin "Indolenz [Gleichgültigkeit] und Unentschlossenheit" auf höchster Ebene

-- Hauptziel: die Ostfront soll Osteuropa vor dem Kommunismus schützen, und der Krieg soll schnell beendet sein

-- manche Kommandeure handeln energisch und liefern sich mit den alliierten Truppen lokale Auseinandersetzungen (S.427).

Die "lokalen Auseinandersetzungen" sind Grabenkämpfe 3 Monate lang.

ab 21.6.1944 ca.
PL: Diskussion, ob der Warschauer Aufstand durchgeführt werden soll oder nicht
-- die polnischen Generäle sind gespalten
-- General Sosnkowski will die Absprache mit der SU
-- General Bor-Komorowski will gegen die SU agieren mit Zentrum Warschau, um den politischen Willen gegen die SU klar öffentlich zu zeigen
- Bor-Komorowski hat dabei die Unterstützung von Mikolajczyks Vertreter in Warschau, Jankowski

->> der Warschauer Aufstand verkommt zu einer aussichtslosen politischen Demonstration (S.444).

Forderungen der polnischen Aufstands-Generäle an GB - GB behauptet, es sei alles nicht durchführbar
-- unmittelbar vor dem Aufstand sollen 1300 GB-Flugeinsätze geflogen werden
-- Verlegung einer Brigade polnischer Fallschirmspringer aus Italien nach Polen etc.

->> GB lehnt alle Forderungen als undurchführbar ab, auf politischer Ebene durch Eden, auf militärischer Ebene durch Ismay
->> Mikolajczyk informiert  General Bor-Komorowski aber nicht, dass GB weitere Aktionen ablehnt (S.444).

Gleichzeitig lehnen die "USA" jede Verantwortung für den Warschauer Aufstand ab. General Eaker empfiehlt, die polnischen Vertreter sollten sich an Stalin wenden (S.445).

ab 22.6.1944
"USA"-SU: Die "amerikanische" Haltung will weiter die SU kämpfen sehen
und die "USA" soll den Sieg kampflos davontragen, mit Auflösung der Westfront durch die deutsche Generalität. Ein neues Dreiertreffen mit Stalin wird auch nicht anberaumt (S.438).

29.6.1944
DWid-Hitler: Rundstedt und Rommel melden Hitler die "Sachlage"
(S.429-430):
-- keine Verteidigung des Westens möglich mangels Kräften
-- der Krieg ist als verloren zu betrachten
->> Hitler reagiert anders: Hitler lässt Rundstedt als Oberkommandierenden der Westfront wegen Defätismus entlassen (S.430).

Ende Juni 1944
"Overlord": Insgesamt sind 875.000 Mann in der Normandie gelandet - aber kein Angriff
-- es werden 23 Flugfelder angelegt
-- in Richtung Süden und Süd-Osten liegt der Weg praktisch frei (S.426).

Das stimmt nicht, denn die Grabenkämpfe in der Normandie dauern 3 Monate lang.

Juli 1944

Sommer 1944
OSS-DWid: Dulles verspricht den Verschwörern, es werde im Falle einer Beck-Goerdeler-Regierung keine bedingungslose Kapitulation gefordert werden
(S.423), eventuell werde es eine Anerkennung geben. Aber: Roosevelt weiss von diesen Versprechen nichts und hat sie auch nicht aufgetragen. Dulles politisiert völlig ohne Mandat (S.546).

in: Schmädeke, Jürgen / Steinbach, Peter (Hrsg): Widerspruch gegen den Nationalsozialismus, München/Zürich 1985, S.1048

Dulles würde im Falle eines erfolgreichen Attentats die Forderung der "bedingungslosen Kapitulation" unterlaufen (S.423).

Gleichzeitig ist geplant, keinen Befehl zur generellen Feuereinstellung herauszugeben, damit die Westfront sich langsam auflöst, die Ostfront aber weiterkämpft, um der SU weiter zu schaden, mit dem vorgeschobenen Grund, dass die Struktur für einen zentralen Befehl nicht mehr vorhanden sei (S.423-424).

Sommer 1944
Die "US"-Planungsorgane wissen immer noch nicht,
-- wie die Nachkriegsordnung in Europa aussehen soll
-- ob überhaupt eine Zusammenarbeit mit GB bestehen bleibt (S.404).

in: Matloff, Maurice: Ot Kasablanki do "Overlorda". Moskau 1964, S.54

ab Sommer 1944
RA-Vormarsch wird für Churchill bedrohlich
(S.434)

in: Matloff, Maurice: Ot Kasablanki do "Overlorda". Moskau 1964, S.527

ab Mitte 1944 ca.
Roosevelt will die Gleichberechtigung der SU, um im Frieden mit dem Wirtschaftspotential der "USA" gegen die SU zu glänzen
(S.404), aber viele um Roosevelt und Churchill verachten die SU weiterhin, nur Roosevelt nicht. Roosevelt meint, bei respektvoller Beziehung würden die SU-Machthaber kooperativer und nachgiebiger (S.405).

Juli 1944
"Overlord" macht Pause und wartet auf das Attentat
-- die Alliierten halten für einige Wochen inne und beschränken sich auf Aktionen von lokaler Bedeutung
-- es fehlt gemäss Falin an Erfahrung in grossen Landkriegsoperationen (S.426)
-- es treten viele Mängel beim Zusammenwirken der Waffengattungen auf
-- es kommt oft zu Reibungen zwischen nationalen Gruppen [Iren, Engländer etc.]
-- die Bevölkerung der zu befreienden Länder wird eher gefährdet als die Soldaten sich selbst.

Falin:
"Um eigene Verluste so gering wie möglich zu halten, vermied man jedes Risiko, ohne die Bevölkerung der zu befreienden Länder zu schonen." (S.427)

-- es werden Luftangriffe gegen die französische Bevölkerung geflogen, statt durch die desorganisierte, löchrige Westfront durchzumarschieren (S.546).

in: Sekretnaja perepiska, Bd.2, S.104-107

Es herrscht bei den Westalliierten Truppen absolute operative Passivität
-- dabei weiss der Eisenhower-Stab von der NS-Desorganisation an der Westfront
-- alle spekulieren auf das angekündigte Hitler-Attentat zur Beseitigung von Hitler und tun nichts, trotz aller strategischen Vorteil

-- die Westalliierten warten den optimalen Vorteil ab, kampflos als Befreier in Deutschland einzumarschieren (S.427).


Die Angaben von Falin, dass sich die Alliierten passiv verhalten hätten stimmen nicht, sondern die Grabenkämpfe in der Normandie dauern 3 Monate lang und fügen den Alliierten schmerzhafte Verluste zu:

3.8.2010: <Das Martyrium der Normandie>

aus: Tagesanzeiger online: Das Martyrium der Normandie; 3.8.2010;
http://www.tagesanzeiger.ch/kultur/buecher/Das-Martyrium-der-Normandie/story/22913122

<Von Christof Münger. Aktualisiert um 04:00 Uhr

Der britische Historiker Antony Beevor erzählt die dramatische Geschichte der alliierten Landung des 6. Juni 1944 neu. Drei Monate später war Paris befreit. Den Preis dafür bezahlten die Menschen in der Normandie.

Amerikanische Soldaten setzten am 6. Juni 1944 zur normannischen Küste über. Dort erwartete sie deutsches Maschinengewehrfeuer.

Oberst Charles D. Canham, Kommandant des 116. Infanterieregiments der US-Armee, beschönigte nichts. «Schaut euch den Nebenmann zur Rechten und den zur Linken an. Nach der ersten Woche in der Normandie wird nur noch einer von euch am Leben sein», sagte der Offizier zu seinen Soldaten. Das war kurz vor dem D-Day, dem 6. Juni 1944.

Die grösste Flotte der Welt

Die grösste Flotte, die die Welt je gesehen hat, brach an jenem Tag zur Invasion in der Normandie auf, insgesamt 5500 Schiffe mit 130'000 Soldaten an Bord. «Es war, als ob eine riesige Stadt mit Hochhäusern aus dem Meer auftauchte», schrieb später ein deutscher Obergefreiter, überwältigt vom Anblick, der sich ihm im Morgengrauen von ­seinem Bunker aus bot.

Ziel von Canhams 116. Infanterieregiment war Omaha Beach, ein sechseinhalb Kilometer langer Küstenstreifen. Das Omaha-Kapitel in Antony Beevors neuem Buch «D-Day: Die Schlacht um die Normandie» ist eine beinahe literarische Version der Eröffnungsszene im amerikanischen Kriegsfilm «Der Soldat James Ryan». Der Horror ist derselbe, der Text gleich intensiv. Zwar hatte die US-Luftwaffe zuvor 13'000 Bomben abgeworfen, aber nicht eine einzige fiel auf die deutschen Stellungen und Minenfelder. Sie schlugen hinter den Dünen ein, weil die Besatzungen der Flugzeuge einige Sekunden gezögert hatten, bevor sie die Bomben ausklinkten – sie wollten die Landungsboote nicht treffen. Als dann die Klappen der Landungsboote aufgingen, ratterten die deutschen Maschinengewehre los. «Die Männer fielen aus dem Boot wie Maiskolben vom Fliessband», schrieb ein Unteroffizier aus Wisconsin.

Führt die Männer von diesem verdammten Strand runter!

Antony Beevor hat für seine Geschichte der Invasion in über 30 Archiven in den USA, Grossbritannien, Frankreich und Deutschland recherchiert. Er sichtete neues Quellenmaterial, darunter auch Briefe und Tagebücher von Soldaten. Es sind unmittelbare Zeugnisse vom Schrecken des Kriegs, sie enthalten aber auch Beispiele von Mut, etwa jenes von Charles Canham, jenem US-Oberst, der seinen Männern prophezeit hatte, zwei Drittel von ihnen würden fallen. Bereits angeschossen, erhob er sich am Omaha Beach und brüllte die Offiziere an: «Zum Teufel noch mal, führen Sie die Männer von diesem verdammten Strand runter!»

Nirgends war der deutsche Widerstand grösser als hier. 1500 Amerikaner kamen am Omaha Beach ums Leben. Trotzdem gelang es den Invasionstruppen, am Ende des «längsten Tages» den Strand hinter sich zu lassen und in die Normandie vorzustossen. Anders als der berühmte Film von 1962 und das Buch von Cornelius Ryan vermuten lassen, war der Krieg aber noch lange nicht gewonnen. Im Gegenteil: Die folgenden Kämpfe sollten die Verluste der Alliierten am D-Day rückblickend als gering erscheinen lassen.

Der D-Day war nur der Auftakt

Richtig ist daher, dass Beevor den D-Day nicht isoliert darstellt, sondern als Auftaktschlacht in einem Feldzug, der den Alliierten den strategischen Sieg erst mit der Befreiung von Paris am 26. August 1944 einbrachte. Viel Mühe und Einfallsreichtum habe man in die Pläne zur Eroberung der Küste investiert, schreibt er. «Über die unmittelbare Nachfolgephase war dagegen erheblich weniger nachgedacht worden», kritisiert der ehemalige britische Offizier.

Was nun folgte, war ein zermürbender Stellungskrieg. Dabei kam es immer wieder zu Pattsituationen, die an den Ersten Weltkrieg erinnerten. Das Problem waren die hohen Hecken und tiefen Hohlwege der «Bocage», welche den deutschen Verteidigern Deckung boten. Diese Hecken umgaben jedes kleine Feld, wucherten über Wällen, standen an jeder Strasse und konnten nicht einmal von Panzern durchbrochen werden. General Omar Bradley, der Befehlshaber der US-Truppen in Frankreich, bezeichnete die normannische Bocage als «das verdammteste Land, das ich je gesehen habe». Die Alliierten erlitten im Grabenkrieg der Normandie herbe Verluste. Sie verloren 225'000 Mann, die deutschen Streitkräfte 440'000 (davon 200'000 Gefangene).

14 Millionen Soldaten sterben

Gleichzeitig, also vom Juni bis Ende August 1944, habe es an der Ostfront weniger Tote gegeben, schreibt Beevor und kommt zum Schluss, dass «die Schlacht in der Normandie vergleichbar war mit der Ostfront». Dieses Urteil überrascht, zumal von jemandem, der auch Bücher über die Schlachten von Stalingrad und Berlin geschrieben hat.

Tatsächlich belegen die vielen Toten in nur knapp drei Monaten, dass in Frankreich erbittert gekämpft wurde. Allerdings hat Beevor seine Angaben zu den militärischen Verlusten nicht in die Gesamtbilanz des Zweiten Weltkriegs eingeordnet. Sein Berufskollege Christian Hartmann vom Münchner Institut für Zeitgeschichte lieferte auf Anfrage folgende Zahlen nach: Insgesamt starben 14 Millionen Soldaten der Roten Armee, 6 Millionen Angehörige der deutschen Streitkräfte sowie 344'000 Briten (inklusive Truppen aus dem Commonwealth) und 292'000 Amerikaner (50'000 davon im Pazifik).

Ein Schlachtengemälde

Unbeantwortet lässt Beevor auch die Frage, wo der Zweite Weltkrieg letztlich entschieden wurde. In der Normandie oder an der Ostfront? «Die Sowjetunion hat viel länger Krieg geführt und einen sehr viel höheren Blutzoll gezahlt», sagt Hartmann. «Im Osten kam es zu Schlachten mit sechsstelligen Opferzahlen, an die sich heute niemand mehr erinnert.» Deshalb sei Deutschland wohl im Osten besiegt worden. Die Invasion in der Normandie sei allerdings wichtig gewesen für die Nachkriegsordnung: «Es war der Beginn der Rückeroberung Europas durch den Westen.»

Solche Überlegungen fehlen in «D-Day». Allerdings steht ein Historiker immer vor der Wahl, ob er mehr analysieren oder mehr darstellen soll. Und der begabte Erzähler Antony Beevor – er hat auch vier Romane geschrieben – hat sich für ein Schlachtengemälde entschieden. Ein eindrückliches dazu: Es zeigt den Verlauf der Kämpfe aus alliierter und deutscher Sicht, unterbrochen durch prägnante Kurzporträts der Generäle und Details aus dem Leben der Soldaten, wie sie schliefen, was sie assen und wie sie versuchten, ihre Angst zu überwinden.

Die Ratten frassen an den unbestatteten Leichen

Besonders verdienstvoll ist, dass Bee-vor in seinem lesenswerten Buch auch das Leiden der Franzosen zeigt, deren Heimat nun von Freunden angegriffen wurde. Für viele bedeutete die «Libération», die Befreiung, alles zu verlieren. Vor allem für die Einwohner von Caen: Britische Bomber verwandelten die Stadt in ein Ruinenfeld – und schufen für die deutschen Verteidiger ein ideales Umfeld. Die Zahl der Einwohner schrumpfte von 60'000 auf 17'000, Caen wurde zum «düsteren Totenhaus», wie Beevor schreibt: «Die Ratten frassen sich fett an den unbestatteten Leichen, und streunende Hunde suchten nach menschlichen Gliedmassen, die aus den Trümmern ragten.»

Die Truppen von Feldmarschall Bernhard Montgomery brachten die Stadt erst am 19. Juli unter Kontrolle. Für Bee-vor war die «unsägliche Arroganz» des höchsten britischen Generals verantwortlich dafür, dass Caen dieses «grausame Martyrium» durchmachen musste: «Die Normandie sollte zum Opferlamm für die Befreiung Frankreichs werden.» In Zahlen ausgedrückt: 35'000 französische Zivilisten starben unmittelbar vor und nach der Invasion, alleine am D-Day waren es 3000.

Skeptischer Empfang

Die Bevölkerung in der Normandie empfing die Alliierten denn auch skeptisch. Die bekannten Bilder mit jubelnden Franzosen stammen nicht von dort, sondern aus der Bretagne oder Paris. Auch liefen die Franzosen zunächst nicht in Scharen zu den Befreiern über. Denn damit hatten sie keine gute Erfahrung gemacht: Nach der fehlgeschlagenen Landung in Dieppe 1942 hatte die SS die Bewohner der Normandie brutal bestraft, weil sie versucht hatten, den Alliierten zu helfen.

Im Landesinnern hingegen sprengte die Résistance Brücken und Schienen. Die Widerstandsbewegung diente nicht nur der französischen Polithygiene, sondern war strategisch wichtig: Im Burgund und in ganz Ostfrankreich bis zur deutschen Grenze standen die Eisenbahnzüge mit dem deutschen Nachschub still. Und jene, die noch weiterfuhren, leiteten die französischen Eisenbahner um. Die Normandie war vom übrigen Frankreich abgeschnitten.

Die Amerikaner liessen den Franzosen den Vortritt

So verzögerte sich zum Beispiel der Vormarsch der SS-Panzerdivision «Das Reich» in die Normandie um mehr als zwei Wochen. Den Preis dafür zahlten die Bewohner von Oradour-sur-Glane. Die SS brannte das Dorf nieder und massakrierte 642 Menschen. Keiner von ihnen hatte etwas mit der Résistance zu tun. Bis die von Hitler vergötterten Panzerdivisionen jedoch im Kampfgebiet eintrafen, hatten sich die Alliierten festgesetzt. Der Ausbruch aus der Normandie gelang am 17. August. Nun lieferten sich General George S. Pattons 3. US-Armee und die 2. französische Panzerdivision von General Philippe Leclerc ein Wettrennen nach Paris, wobei die Franzosen nicht davor zurückschreckten, Treibstoff aus US-Depots zu stehlen. Die Amerikaner liessen jedoch – wenn auch widerwillig – den Franzosen den Vortritt. Der alliierte Oberbefehlshaber Dwight D. Eisenhower hatte General de Gaulle versprochen, dass französische Truppen als Erste in Paris einziehen sollten.

Leclercs Panzersoldaten machten noch einmal halt in Rambouillet. Sie reinigten ihre Waffen und rasierten sich für den Empfang, der ihnen bevorstand. Einzelne deutsche Widerstandsnester leisteten noch Gegenwehr. Doch die Befreiung von Paris wurde zum französischen Triumph, das normannische Martyrium belohnt. Wie Beevor zu Recht anmerkt, hatten die Franzosen allerdings gar schnell vergessen, dass Leclercs 2. Panzerdivision ohne amerikanische Hilfe nie in Paris eingetroffen wäre.

«Sank you, sank you!»

Für die US-Soldaten, welche den D-Day und die Schlacht um die Normandie überstanden hatten, «ging der Spass ebenfalls los», als sie mit ihren Panzern vor Notre Dame anhielten. Die Menge habe immer wieder gerufen: «Sank you, sank you! Vive l’Amérique!», schrieb ein amerikanischer Panzersoldat nach Hause. Und beseelt vom Glück, noch am Leben zu sein, fuhr er begeistert fort: «Dann krabbelten französische Mädchen, eines hübscher als das andere, auf uns herum und brachten uns Blumen.» (Tages-Anzeiger)>


OSS-DWid: Allan Dulles geht von einem Attentat bis Ende Juli 1944 aus
(S.431)

GB-PL: GB mischt in PL mit und unterstützt die Vorbereitung zum Warschauer Aufstand
in der Hoffnung, dass nach einem erfolgreichen Attentat auf Hitler die "US"-GB-Truppen schnell bis PL vorstossen könnten. Wichtige Archive zu diesem Zusammenhang sind bis heute [1995] geschlossen (S.441).

ab Juli 1944
D: Deutsche Industrielle fordern von der NS-Führung, den Krieg im Westen einzustellen
(S.461)

1.7.1944
DWid-Attentat: Stauffenberg wird Stabschef des Ersatzheeres und 1.Stellvertreter des Kommandeurs, Erich Fromm
und hat so Zutritt zu den Operativberatungen bei Hitler (S.430).

Die Verkettung:
Rommel und Kluge fordern auch die Beseitigung von Göring und Himmler
Rommel und Kluge fordern, dass mit Hitler auch Göring und Himmler beseitigt werden, um Komplikationen bei der Luftwaffe und bei der Waffen-SS nach dem Attentat zu vermeiden (S.430-431).

Churchill-Spekulationen an Roosevelt: Werbung für eine Landung in Jugoslawien
-- wenn Österreich kommunistisch besetzt wird, werden GB und die "USA" dafür die politische Verantwortung tragen müssen
-- Churchill betont eine Landung in Istrien und Triest
-- Churchill: Stalin wird es freuen, wenn GB- und "amerikanische" Truppen sich in Frankreich gegen die NS-Truppen aufreiben und die RA Ost-, Mittel- und Südeuropa besetzen kann (S.435).

in: Sekretnaja perepiska, Bd.2, S.161-162

Roosevelt lehnt Churchills Argumente als "ausgeklügelt" und "unlogisch" ab und beharrt auf schnellste Realisierung von Operation "Anvil" in Südfrankreich, wie es in Teheran vereinbart wurde (S.435).

in: Sekretnaja perepiska, Bd.2, S.163-164

7.7.1944
Westfront: Hitler setzt General Kluge als Oberkommandierenden der Westfront ein
(S.430)

9.7.1944DWid-Westfront: Denkschrift (von Cäsar von Hofacker?) an Rommel mit der Empfehlung, den Krieg auf eigene Faust zu beenden
-- Hofacker ist vertrauter Mitarbeiter von Stülpnagel und Vetter von Stauffenberg
-- Rommel erklärt Hofacker, die Westfront werde noch "maximal 14 Tage bis 3 Wochen" halten
-- Hofacker verspricht weitere Berichte über die Staatsstreichpläne bis 15.7.1944 (S.430).

9.-15.7.1944
DWid-Westfront: Rommel unternimmt praktische Vorbereitungen zur Beendigung des Krieges
-- Testung einer Funkverbindung zu den alliierten Stäben
-- Sondierung der Stimmung unter den Frontgeneralen u.a. (S.430).

11.7.1944
DWid-Attentat: Stauffenberg trifft Hitler in Berchtesgaden mit seinem Sprengsatz, aber Himmler fehlt
Also führt Stauffenberg das Attentat nicht aus und plant das nächste für den 15.7. (S.430).

12.7.1944
DWid-Westfront: Rommel-Botschaft an Kluge mit Appell an eine "ultimative" Botschaft an Hitler
und bei Widerstand von Hitler solle Kluge selbst handeln (S.430)

gleicher Tag:
Rommel schickt an Stülpnagel eine Botschaft, er werden zum Handeln bereit sein, wenn Kluge erneut schwanke (S.430).

gleichzeitig:
Bei Beck und Goerdeler kommen neue Zweifel auf, dass es für ein Attentat bereits zu spät sei. Vielleicht ist es besser, ohne Attentat eigenmächtig die Westfront zu öffnen und die anglo-"amerikansiche" Besetzung bis zur Linie Königsberg-Prag-Wien-Budapest zuzulassen (S.430).

in: Ritter, Gerhard: Carl Goerdeler und die deutsche Widerstandsbewegung. München 1964, S.419-420, 530

Aber: Stauffenberg handelt nach seiner "inneren Stimme" und beachtet die Überlegungen von Beck und Goerdeler nicht mehr (S.430).

12.+15.7.1944
Dulles informiert das Weisse Haus über das geplante Attentat

in: Heideking/Mauch (Hrsg.): USA und deutscher Widerstand, Tübingen 1993, S.81-82
in: Schmädeke, Jürgen / Steinbach, Peter (Hrsg): Widerspruch gegen den Nationalsozialismus, München/Zürich 1985, S.1048

-- gleichzeitig argwöhnen Dulles und andere, Stauffenberg wolle Europa der SU preisgeben (S.421)
-- Stauffenberg kann mit dem Sektierertum der Beck-Goerdeler-Gruppe nichts anfangen, Falin nennt sie "Greise"
-- Dulles behauptet gleich, Stauffenberg unterhalte eine Zusammenarbeit zur "kommunistischen Untergrundbewegung" (S.422), "Nationalkomitee Freies Deutschland" (S.421)

in: Dulles, Allan: Verschwörung in Deutschland. Kassel 1949, S.217-218, 222, 224

-- Stauffenberg meint z.B. provokativ, "Barbarossa" sei der Anfang vom Ende gewesen, und konfrontiert damit die Beck-Goerdeler-Gruppe, die weiter gegen die SU kämpfen will (S.422)

in: Zeller, Eberhard: Oberst Claus Graf Stauffenberg. Paderborn 1994, S.88

plus:
-- Stauffenberg hat Kontakte zum ehemaligen Militärattaché in Moskau, General Köstring, auch ein Gegner des Russlandfeldzugs
-- Stauffenberg hat zusammen mit dem Kreisauer Kreis Kontakte zu Sozialisten, Gewerkschaftern und sogar zu Kommunisten
-- dies ist für die Beck-Goerdeler-Gruppe Verrat und verstösst gegen die Maxime eines "deutschen Offiziers"
-- und Gisevius intrigiert gegen Stauffenberg mit (S.422).

14.7.1944
DWid-Attentat: Stauffenberg teilt den Mitverschwörern das Attentat für 15.7. mit
->> Olbricht versetzt das Reserveheer in Alarmbereitschaft (S.430).

15.7.1944
DWid-Attentat: Stauffenberg trifft Hitler im HQ, aber Göring und Himmler fehlen
Also führt Stauffenberg das Attentat wieder nicht aus. Der Alarm des Reserveheeres wird als Übung deklariert (S.430).

gleicher Tag:
DWid-Hitler: Rommel-Schreiben an Hitler mit Forderung der "unverzüglichen Schlussfolgerungen"
erreicht Hitler aber erst am 22. oder 23.7. zusammen mit Kluges Brief vom 21.7.1944
(S.431)

Goerdeler drängt Kluge und Rommel dazu, im Westen zu kapitulieren und alle Truppen nach Osten zu verlegen. Zudem soll Hitler vor die Wahl gestellt werden, "diese Rettung mitzumachen oder zurückzutreten." (S.431)

in: Ritter, Gerhard: Carl Goerdeler und die deutsche Widerstandsbewegung. München 1964, S.427-428

Aber mit der SU spricht der DWid nie (S.431).

Mitte Juli 1944
Churchill klagt bei Hopkins, das Problem mit der SU wird nach dem Krieg schlimmer als vor dem Krieg
wenn die Taktik von Teheran beibehalten wird (S.435).

in: Matloff, Maurice: Ot Kasablanki do "Overlorda". Moskau 1964, S.525

ab 15.7.1944
DWid-Attentat: Stauffenberg will nun das Attentat realisieren, egal, wer dabei ist
(S.430)

17.7.1944
DWid: Rommel wird schwer verwundet und geht als Gehilfe der Verschwörung verloren
(S.431-432)

gleichzeitig:
Kluge erweist sich als Hasenfuss und öffnet die Westfront nicht (S.431-432). So ist keine durchgreifende, eigenmächtige Kapitulation mehr möglich (S.432).

19./20.7.1944
OSS weiss vom Attentatsplan, GB erfährt davon erst nach dem Attentat
(S.392).

[20.7.1944, Mittagszeit  ca.
DWid: Attentat auf Hitler mit Taschenbombe misslingt wegen Tischplatte
weil sich Hitler zum Zeitpunkt der Explosion über den grossen Kartentisch beugt und die Tischplatte Hitler schützt].

20.7.1944, 16 Uhr
OSS-DWid: Dulles erhält einen Telefonanruf mit der Nachricht vom Hitler-Attentat
ohne Nachricht, ob es auch erfolgreich war (S.431).

in: Smith, H.R.: OSS. The Secret History of America's First Central Intelligence Agency, N.Y. 1972, S.221

21.7.1944
Warschau-Aufstand: unter Befehl von General Bor-Komorowski - Selbstbestimmung - Selbstverantwortung
-- Bor-Komorowski prophezeit London den Zusammenbruch Deutschlands in "jedem Augenblick"
-- Bor Komorowski will wie General Sosnkowski den Zeitpunkt des Aufstands der Armia Krajowa selbst bestimmen (S.443)

-- das Vereinigte Stabschefskomitee der Westmächte lässt die Selbstbestimmung zu, weist aber gleichzeitig nun auch jede Verantwortung von sich (S.443).

[Der Aufstand wird gegen jede Vernunft durchgeführt, nur weil er "geplant" war, obwohl Hitler das Attentat überlebt hat].

ab 21.7.1944
D: Die Verschwörer werden von der ganzen Wehrmacht und dem ganzen Führungsapparates des Reiches angeprangert
in: Hoffmann, Peter: Widerstand. Staatsstreich. Attentat. Der Kampf gegen Hitler. München 1970, S.541

Die Generale stellen sich auf Hitlers Seite, und im Volk haben die Verschwörer kaum Unterstützung (S.432).


in: Heideking, Jürgen / Mauch, Christof (Hrsg.): USA und deutscher Widerstand. Tübingen, 1993, S.151,779

"USA"-GB: Das Thema des Attentats fehlt in der geheimen Korrespondenz völlig. Churchill bezeichnet den Juli 1944 als "Kampfpause" und erwähnt das Attentat mit 4-5 Worten:

"Während er Kampfpause in der Normandie fand am 20.Juli ein neuerlicher, erfolgloser Attentatsversuch auf Hitler statt." (S.432)

in: Churchill, Bd.VI, 1, S.44

wie wenn keine Koordination zwischen den Westalliierten und dem deutschen Widerstand existiert hätte. Roosevelt schweigt sich zum Thema des Attentats vom 20.7.1944 völlig aus (S.432).

ab 21.7.1944
D: Säuberungswelle im 3.Reich in der Wehrmacht und im Staatsapparat
(S.432)

D: Untersuchung des Attentats
-- Beteiligte sind u.a. Oberst Hansen (der Nachfolger von Canaris) und Oberst Rönne (von "Fremde Heere West")
-- nur zwei Abteilungsleiter der Abwehr sind nicht in die Verschwörung verwickelt: Reinhard Gehlen (von "Fremde Heere Ost") und Kurt Gehrke (Verkehr) (S.424).

22.7.1944
OSS: Dulles und Gaevernitz sind niedergeschlagen - absolute Niederlage der "US"-Taktik in Europa
Allgemein hatte man gehofft, mit dem Tod Hitlers könne der Krieg beendet werden. Folgen:
-- nun steht Berlin vor einer Invasion durch die RA
-- die "amerikanische" Politik hat eine absolute Niederlage erlitten (S.431).

in: Smith, H.R.: OSS. The Secret History of America's First Central Intelligence Agency, N.Y. 1972, S.221

Westfront: Eisenhower-Befehl an Montgomery zum Vorrücken "mit allen Kräften"
(S.432)
in: MEMO, Moskau 1984, Nr.7, S.17

ab 22.7.1944
Westfront: Die deutsche Westfront wird ohne jeden Schwung geführt
(S.433)

22. oder 23.7.1944
Hitler erhält das Schreiben von Rommel, er solle "unverzügliche Schlussfolgerungen" aus der Kriegslage ziehen, zusammen mit Kluges Brief
(S.431)

25.7.1944
Westfront: GB-Angriff bei Falaise, kommt bald zum Stillstand
(S.432)

25.7.1944
EKK verabschiedet einen vollen Kapitulationstext
(S.470)

in: FRUS, 1944, Vol.1, S.176,206, 329, 341, 422

25.7.1944 ca.
Warschau: Die RA steht an der Weichsel und vor Warschau
und versucht das Übersetzen nördlich und südlich von Warschau, um Brückenköpfe zu schaffen oder auszubauen (S.445).

25.7.1944 ca.
Verhaftung von Goerdeler
(S.423)

26.7.1944
OSS sperrt die SU weiter aus
Donovan an Bruce:
"Wir werden den Russen auf keinen Fall die BREAKERS-Korrespondenz zeigen." (S.543)
Als "Breakers" gilt im OSS die deutsche Widerstandsgruppe der Konservativen.

[Die SU-Geheimdienste dürften ebenso Informationen geheimgehalten haben].

27.-29.7.1944
Warschau: HQ Moskau plant für die weiteren Operationen um Warschau
-- die Hauptkräfte der 1.Belorussischen Front sind nicht in der Lage, die Weichsel zu überqueren
-- viele Einheiten müssen zurückgezogen und neu formiert werden, oder müssen Pause machen

-- die deutsche Verteidigung an der Weichsel ist tief gestaffelt, die Wehrmacht hat dort 1 Million deutsche Soldaten und Offiziere gegen die RA-Truppen unter Rokossowski zusammengezogen (Vergleich: die ganze Westfront besteht aus 526.000 Mann)

-- die deutsche Wehrmacht bereitet Gegenangriffe vor, die RA muss selbst sogar Verteidigungsstellungen aufbauen
-- die RA leidet an der Weichsel unter Treibstoffmangel und Panzerverlusten (S.445).

29.7.1944
Warschau-Aufstand in Radio Moskau ausgerufen
ist gemäss Falin kaum eine spontane Aktion oder eine isolierte nationale Aktion. Der Befehl zum Aufstand kommt gemäss Falin aus London (S.441).

[Alle Faktoren sprechen aber gegen einen Warschauer Aufstand:
-- Hitler ist noch am Leben
-- die RA ist stärker denn je
-- die Westalliierten werden von deutschen Truppen an der Westfront bekämpft und haben keine Chance, bis Polen vorzudringen].

30.7.1944
Westfront: Grosser Erfolg von "US"-Truppen bei Avranches
bei den englischen Kanal-Inseln (S.432).

31.7.1944
Warschau PL-SU: Mikolajczyk an Molotow: Ankündigung des allgemeinen Aufstands in Warschau
Mikolajczyk schlägt Molotow vor, die SU solle die Flughäfen rund um Warschau bombardieren (S.45).

Ende Juli 1944
Hitler will nur noch Zeit gewinnen, mit der Vorstellung, dadurch die Anti-Hitler-Koalition zu spalten
(S.433)

in: Dopros, Keitelja. In: Wojenno-istoritscheski shurnal, Moskau 1961, Nr.9, S.80-81
in: Smith, Bradley/Agarossi, Elena: Unternehmen "Sonnenaufgang". Köln, 1983, S.86

Hitler ist ganz auf das Verhalten von Washington und London konzentriert und registriert jedes doppelte Spiel (S.433)
[nur sein eigenes nicht].

Südfront: Die NS-Führung diskutiert den Rückzug vom Balkan bis zur Donau
um die westalliierte Besetzung bis zur Donau zuzulassen. Dies wird bis Mai 1945 immer wieder mit westalliierten Geheimdiensten diskutiert (S.433).

in: Smith, Bradley/Agarossi, Elena: Unternehmen "Sonnenaufgang". Köln, 1983, S.84,88

Weitere Motive:
-- dies käme den Vorstellungen Churchills entgegen und würde eine 3.Front bedeuten (S.433)

-- dies käme auch deutschen Zielen entgegen, die alliierten Kräfte zu splitten und die Wehrmacht in F, B und NL zu entlasten

-- das NS-Regime strebt zudem an, die Vereinbarungen von Teheran zu unterlaufen und die SU-Interessen zu beschneiden, mit der eventuellen Ausweitung auf ganz Osteuropa (S.434)

-- Hitler spekuliert, Jugoslawien frei zu geben und die deutschen Truppen zum Schutz von Ölgebieten einzusetzen, denn der Verlust der Ölquellen würde die Stärke der Wehrmacht halbieren (S.434).

Variationen zur 3.Front von Italien her
-- Besuch von General Glaise-Horstenau bei Allan Dulles mit dem Angebot, den anglo-"amerikanischen" Truppen das Tor nach Österreich zu öffnen

-- Sondierung des deutschen Botschaftsrates beim Vatikan, A.von Kassel, über die Verhandlungsbereitschaft von GB, um die völlige Zerstörung Deutschlands abzuwenden, um die "westliche Zivilisation" zu erhalten [mit all ihrem Rassismus]

-- Angebot des deutschen Chefs der Sicherheitspolitik in Italien, General W.Harster: NS-Abzug aus Italien und Verstärkung der Ostfront

-- indirekte Kontakte des deutschen Botschafters beim Vatikan, Ernst von Weizsäcker mit dem ehemaligen "amerikansichen" Botschafter in Berlin, Hugh Wilson, mit Donovan und mit Bischof Spellmann mit Ziel der Kriegsverkürzung (S.547)

in: Smith, Bradley/Agarossi, Elena: Unternehmen "Sonnenaufgang". Köln, 1983, S.86,90-91
in: Weizsäcker, Ernst von: Erinnerungen. München 1954 Weizsäcker

Die 3.Front kommt nicht zustande wegen NS-Poker
-- die NS-Führung fordert aber von den "USA" und von GB auch politische Zugeständnisse
-- das ganze Projekt scheitert, es kommt zu keinem Abkommen (S.434).

Ende Juli-Anfang August 1944
PL-SU: Mikolajczyk in Moskau
(S.445)

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