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Das Schachspiel der Mächtigen 1919-1945
oder:
Der Höhepunkt im grossen darwinistischen Fressen

Teil 33: Januar bis März 1945. Chronologie

von Michael Palomino (1995 / 2004 / 2007)

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aus: Valentin Falin: Zweite Front. Die Interessenkonflikte in der Anti-Hitler-Koalition. Droemersche Verlagsanstalt Th. Knaur Nachfolger, München 1995

ergänzende Strukturdaten:
aus dtv-Atlas der Geschichte 1986, Bd. 2


1945

3.Reich: Bau des neuen, unterirdischen Hitler-Hauptquartiers "Olga" durch Tausende Kriegsgefangene
(S.499).

Stalin über die Angelsachsen: GB und die "USA" hatten getrennte Strategien und getrennte Interessen
Deswegen lehnt Stalin 1945 den Begriff "anglo-amerikanischer" Imperialismus ab (S.526-527).

Marshall klagt die Nachlässigkeit der Demokratien gegenüber den NS-Mächten an
Marshall über die Situation von Mai 1942 über die Diskussionen zur 2.Front:
-- Deutschland und Japan hätten fast die Weltherrschaft errungen
-- GB und die "USA" hätten es fast dazu kommen lassen, und das sei kein ehrenwertes Zeichen (S.536)

in: General Marshall's Report. The Winning of the War in Europe and the Pacific. Washington 1945, S.64

ab Anfang 1945
"USA"-GB: Propaganda gegen die SU nimmt zu - Ziel: neue Einkreisung der SU
-- es wächst die Angst vor einem SU-Vormarsch bis Mitteleuropa als "tödliche Gefahr für die freie Welt"
-- GB und die "USA" fordern eine neue Front gegen die SU "so weit im Osten Europas wie möglich" (S.460)

in: Churchill, Bd. VI, 2, S.135

plus:
Die rechten Gruppen in den "Demokratien" schalten vom Kriegsziel "dauerhafter Frieden" zu einem neuen Kriegsziel, zur erneuten Einkreisung der SU um (S.460).

Die "USA" will die Zerstörung der SU
aber nicht so, wie Stalin 1937-1938 sie vollzogen hat (S.104).

plus:
Atombombe "USA"-D: Die Operation "Alcos" zur Atomspionage wird nun eindeutig gegen die SU gerichtet
-- deutsche Atomfachleute werden "ausfindig" gemacht, interniert oder unverzüglich in die "USA" gebracht
-- Labors, Materialien und Dokumente werden sichergestellt, die die SU gebrauchen könnte (S.450).

plus:
Hitler pokert immer noch zwischen Ost und West
-- Hitler meint weiter, mit den Westalliierten pokern zu können

-- Hitler behauptet immer noch, es gäbe zu einem starken Deutschland als Gegengewicht zur SU keine Alternative

-- die weiterhin intakten Wirtschafts- und Finanzbeziehungen mit dem Westen sind Hitler Beweis dafür

-- Hitler glaubt nicht, dass die "USA" und GB ihren Hauptverbündeten gegen die SU an die SU verraten könnten und die SU die Grossmacht in Europa werden würde

-- Hitler hofft auf den Aufstieg rechter Gruppen in den "USA" und in GB, wenn die SU deutschen Boden betritt (S.461).



Januar 1945

D: Poker um einen Waffenstillstand für 100 Tage mit GB und "USA"
-- Keitel-Telegramm an Eisenhower und Montgomery mit Vorschlag für einen Waffenstillstand für 100 Tage

-- um die RA zwischen Weichsel und Oder vernichtend zu besiegen

-- Montgomery will die Idee unterstützen, wenn F, B, NL und Luxemburg von den Westalliierten kampflos besetzt werden können

-- das OKW pokert aber auch, verlangt, den Status Quo im Westen beizubehalten, und wenn die Wehrmacht keinen Sieg gegen die RA erringt, sollen GB- und "US"-Truppen durch Deutschland an die Ostfront helfen kommen

-- insgesamt kommt es von beiden Seiten zu 7 Telegrammen

-- die SU hört aber mit, und schnell ist die Munkelei wieder verflogen (S.459)

in: Rosanow, German: Konez "Tretjeworeicha". Moskau 1985, S.109-110

[nicht erwähnt:
Hitler hat durch die Ardennenoffensive das Gegenteil erreicht, was er wollte, nämlich statt Respekt vor Deutschland die Zwangssolidarisierung der Westalliierten mit Stalin].

Januar 1945 / vor der Konferenz von Jalta
Die Kontakte der Westalliierten zum NS-Regime werden stärker
-- GB und "USA" pflegen gleichzeitig Kontakte zu deutschen Geheimdienststellen
-- Churchill sieht die Fragen über ein Nachkriegseuropa völlig offen
-- Churchill spricht von den "drei grossen Verbündeten", die "für den künftigen Frieden" verantwortlich seien (S.475).

in: Churchill, Bd. VI, 1, S.380

-- Churchill will z.T. feste Abmachungen neu verhandeln und einige verwerfen (S.475).

Januar und Februar 1945
D: Poker der Himmler-Emissäre bei den Westalliierten
-- mit Schweiz und Schweden als Vermittlung
-- direkter Kontakt zwischen Himmler und dem Ex-Präsidenten der Schweiz, Musy (S.484)

Januar-Mai 1945
GB-D: Geheimkontakte häufen sich
-- Vorschläge für einen "ehrenhaften Frieden" z.T. nach Hitlers Diktat
-- Pläne von Reichsministern und prominenten NS-Funktionären der NSDAP (S.471).

ab Januar 1945
D: Hitler verunmöglicht jeden Westfrieden, indem er weiter an der Macht festhält
So können die Westmächte immer angeben, die Tyrannei sei noch nicht gestürzt. Dies ist aber das minimale Kriegsziel (S.473).

gleichzeitig:
Falin bewertet Himmler als "feige". Wäre er aktiver gewesen, hätten die Westmächte ihn kontaktiert (S.473).

in: Schellenberg, Walter: Memoiren, Köln, 1956, S.351-360

3.1.1945
Westfront-Ostfront: Ardennenoffensive wird durch RA-Vorbereitungen gebremst
-- Hitler lässt die VI. SS-Panzerarmee und das 47.Panzerkorps in die Reserve zurücknehmen
-- die VI. SS-Panzerarmee war die Hauptstosskraft der Ardennenoffensive (S.458).

5.-30.1.1945 ca.
Westfront-Ostfront: Insgesamt werden  ca. 1/3 der Wehrmacht-Kräfte der Westfront an die Ostfront abgezogen
(S.458)
-- die Wehrmacht installiert über 300 Batterien schwere Flak-Geschütze gegen die SU-Panzer
-- Berlin, Leipzig, Dresden und andere Grossstädte bleiben ohne Luftverteidigung, denn alle Abfangjäger werden als Feldfliegerkräfte in Ostpreussen und Schlesien eingesetzt (S.458).

6.1.1945
Ardennenoffensive: Churchill bittet bei Stalin um Bekanntgabe der SU-Taktik
denn gleichzeitig steht die Ostfront still
(S.457)

in: Die unheilige Allianz. Stalins Briefwechsel mit Churchill 1941-1945. Reinbek, 1964, S.349

und die Westalliierten verdächtigen Stalin, die Ardennenoffensive zu begünstigen (S.456-457). Plötzlich will Churchill, dass Stalin möglichst schnell an der Ostfront vorankommt. Damit verlässt Churchill seine vorherige Taktik und Strategie, den SU-Vormarsch auf alle Fälle zu verzögern (S.458).

7.1.1945
Ardennenoffensive: Stalin gibt Vorbereitungen für die Ostfront bekannt
-- die Vorbereitungen an der Oder werden beschleunigt

-- spätestens in der zweiten Januarhälfte wird umfangreich am gesamten Mittelabschnitt der Front angegriffen

-- Stalin empfiehlt den Westalliierten, sich auf die Luftwaffe zu verlassen, denn dies sei ja gemäss den Westmächten eine effektive 2.Front gewesen (S.458).

in: Die unheilige Allianz. Stalins Briefwechsel mit Churchill 1941-1945. Reinbek, 1964, S.349

Nun befürwortet auch Eisenhower ein schnelles Vorrücken der Ostfront nach Europa, bewertet Stalins Schreiben als "ermutigend".

in: The Papers of Dwight Eisenhower. The War Years. Baltimore 1970, Vol.4, S.2412

8.1.1945
Churchill fordert gegenüber Roosevelt eine harte Linie gegen die SU
weil das bevorstehende Kriegsende enttäuschender zu werden droht als das Kriegsende 1918-1919

"Für den Moment sieht es fast so aus, als ob das Ende dieses Krieges enttäuschender ausfallen wird als das letzte Kriegsende." (S.470)

in: Churchill, Bd. VI., 1, S.390

Churchill fordert von Stalin gleichzeitig die Verstärkung der Ostfront als Hilfe für die Westalliierten
(S.551)

9.1.1945
GB-SU: Churchill bedankt sich bei Stalin und wünscht Stalin sogar "Glück" im Kampf

Churchill:
"Ich bin Ihnen für Ihre aufregende Botschaft ausserordentlich dankbar. Ich habe sie General Eisenhower zu seiner ganz persönlichen Kenntnisnahme übersandt. Möge viel Glück Ihr nobles Unterfangen begleiten!" (S.458)

in: Die unheilige Allianz. Stalins Briefwechsel mit Churchill 1941-1945. Reinbek, 1964, S.350

[Ein schlimmerer Verrat Osteuropas an den Kommunismus ist nicht vorstellbar].

15.1.1945
Ostfront: Hitler befielt, die Ostfront mit über 40 Divisionen zu verstärken zur Verhinderung des Zusammenbruchs
(S.458)

Lugano OSS-D: Bericht von Wolff an Hitler über das Waffenstillstandsprojekt in Norditalien zum Zweck, die "unnatürliche" Anti-Hitler-Koalition zu sprengen
so dass endlich wieder Kapitalismus gegen Kommunismus steht (S.478).

19.1.1945
Ostfront: Die VI. [SS-?]-Panzerarmee wird an den Balaton kommandiert
zuvor treibende Kraft der Ardennenoffensive (S.458).

Ribbentrop-Memo für "ehrenhaften Frieden": Warnung vor Selbstmord der Westalliierten
von Hitler diktiert (S.471), eventuell unter Einfluss von Goerdeler (S.472):

-- die Westalliierten begehen "Selbstmord", wenn sie Deutschland weiter schwächen: "Eine weitere Schwächung Deutschlands wäre für Briten und Amerikaner Selbstmord"

-- Vorschlag eines neuen Kräftegleichgewichts: "Deutschland, Europa und Grossbritannien gegen die starke Sowjetunion"

-- Ribbentrop  und Hitler meinen, man könne Japan für den Kampf gegen die SU gewinnen, falls man Japan aus dem Krieg ausscheiden lässt (S.472).

25.1.1945 ca. / vor 30.1.1945
D: Friedensplan für einen Westfrieden von Albert Speer: "Generalplan für 1945"
-- Auflösung der Westfront
-- kein Zusammenbruch des Reichs
-- Ansprüche auf Österreich, Ungarn und ein Teil von Jugoslawien
-- Handel mit der SU für Rohstoffe (S.471)

in: Rosanow, German Leonjewitsch: Konez "Tretjewo reicha". Moskau, 1985, S.127-128

27.1.1945
D: Guderian an Hitler: Der Krieg sei verloren - Hitler droht mit Sippenhaft
Hitler droht, alle Leute, die von verlorenem Krieg sprechen, als Landesverräter und mit Sippenhaft zu bestrafen:
"Wer in Zukunft einem anderen gegenüber behauptet, dass der Krieg verloren ist, wird als Landesverräter behandelt, mit allen Folgen für ihn und seine Familie. Ich werde ohne Rücksicht auf Rang und Ansehen durchgreifen." (S.471)

in: Speer, Albert: Erinnerungen, Frankfurt/Main 1969, S.430-431

30.1.1945
D: Denkschrift von Speer an Hitler mit dem Nachweis, dass der Krieg absolut aussichtslos ist
-- der Vorstoss Speers ist ein sehr mutiger Schritt nach Hitlers Drohung vom 27.1.1945
-- der Krieg ist verloren, weil Oberschlesien verloren ist, das für die Rüstung essentiell wichtig sei:

"Nach dem Verlust von Oberschlesien wird die deutsche Rüstung nicht mehr in der Lage sein, auch nur im entferntesten die Bedürfnisse der Front an Munition, Waffen und Panzern zu decken"

-- man müsse jetzt an die Menschen denken (S.471).

in: Speer, Albert: Erinnerungen. Frankfurt/Main 1969, S.431

Speer verteilt die Denkschrift an 300 Grossunternehmer, damit diese selbst aktiv werden (S.471).



Februar 1945

Oder-Offensive der RA zur Entlastung der Westalliierten von der Ardennenoffensive
Die beschleunigte Oder-Offensive als Hilfe für die Westalliierten wird in den westlichen Publikationen völlig verschwiegen oder der Zusammenhang zur Ardennenoffensive und Oderoffensive nicht hergestellt, oder der SU-Vormarsch wird als Spaziergang dargestellt (S.459).

in: Sekretnaja perepiska, Bd.2, S.121

All die Manöver, Spekulationen und Hilferufe von Churchill und Roosevelt an Stalin hinter den Kulissen werden verschwiegen (S.459).

GB: Die Wolff-Verhandlungen bekommen in GB den Codename "Crossword" ["Kreuzworträtsel"]
(S.482)
in den "USA" das Codewort "Sonnenaufgang"
Die SU hört aber mit (S.483).

D-CH: Zweites Treffen Himmler-Musy in mit Abmachung über Judentransporte
-- Treffen in Wildbad [zwischen Baden-Baden und Stuttgart]
-- alle zwei Wochen soll ein Judentransport von 1200-1300 Juden aus den KZs in die Schweiz gehen mit Absicht des Weitertransports in die "USA"
-- Musy will Judentransporte in die "USA" durchsetzen mit Verweis auf den politischen Wandel in Deutschland:

"Das zweite Treffen im Februar 1945 in Wildbad führte zu der Übereinkunft, dass alle zwei Wochen ein Transport von 1200 bis 1300 Juden aus den Konzentrationslagern nach der Schweiz verbracht werden sollte (von wo man sie nach den "USA" weiterbefördern wollte). Musy erklärte sich bereit, in Washington und London "auf den damit angebahnten politischen Wandel Deutschlands" hinzuweisen." (S.484)

in: Schellenberg, Walter: Memoiren, Köln, 1956, S.351

Hitler lässt nur einen Judentransport in die Schweiz zu
Insgesamt wird aber nur ein einziger Judentransport in die Schweiz realisiert, denn Hitler greift ein uns die Aktion wird abgeblasen (S.484). Zusätzlich drängen Kaltenbrunner und Ribbentrop Hitler zum Befehl, alle deutschen Fluchthelfer, die jüdische, britische oder "amerikanische" Kriegsgefangene zur Flucht verhelfen, sofort hinzurichten (S.484).

Februar-April 1945
Lugano hat Folgen: Die deutschen Truppen in Italien erwarten den Waffenstillstand und kämpfen nicht mehr
->> nach Italien werden keine Munitions- und Treibstofflieferungen mehr getätigt
->> die italienischen Truppen müssen nicht mehr "aufgefüllt" werden
->> die Ostfront erhält alle vorhandenen Kräfte zugeführt, die sonst auch nach Italien geflossen wären
->> aus dem Mittelmeerraum werden sogar 3 Divisionen abgezogen und an die Ostfront verlegt (S.482).

Februar 1945 ca. / kurz vor dem Ende des Krieges
Hitler erklärt, der direkte Sturm auf Moskau war der entscheidende Fehler in der KriegstaktikHitler: der Sturm auf Moskau, Operation "Taifun", die von den Generälen gegen ihn durchgesetzt worden sei, habe das 3.Reich in die Katastrophe geführt (S.473).

[nicht erwähnt:
Gelegenheit zum Friedensschluss mit Stalin hatte Hitler ab 1941 4 Jahre lang].

ab Februar 1945 ca.
Churchill spricht nur noch vom Kommunismus, nicht mehr von Hitler
(S.470-741)

in: Moran, Charles: Winston Churchill: The Struggle for Survival 1940-1965. London 1966, S.173

4.-11.2.1945
Konferenz der "Grossen Drei" in Jalta auf der Krim
(S.470,550)
-- die Dokumente der EKK werden alle verabschiedet, gelten somit alle als Abkommen auf höchster Ebene

-- Aufforderung an Frankreich, der Krim-Konferenz beizutreten und sich den Kapitulationsbedingungen anzuschliessen

-- Roosevelt stimmt der Einladung Frankreichs nur widerwillig zu und sorgt für lange Fristen bis zum 1.5.1945 (S.470)

[mit der Spekulation, dass dann der Krieg und die Aufteilung Deutschlands schon erfolgt sein werden?]

-- die Konferenz regelt nach aussen hin die wichtigsten Fragen
-- Roosevelt richtet sich mehr nach der SU als nach GB, ist für Churchill ein Rückschlag (S.470).

-- Stalins Diktator-Manier: Berija ist "unser Himmler"
So stellt Stalin Churchill und Roosevelt den "Mitarbeiter" Berija vor (S.513).

Stalin fragt nach dem Schicksal von Hitler nach der Kapitulation - neue NS-Regierung würde von Churchill geduldet
Stalin-Frage an Churchill und Roosevelt, ob Hitler nach einer bedingungslosen Kapitulation noch im Amt bleiben darf:

"... Werden die Alliierten die Hitler-Regierung im Amte belassen, wenn sie bedingungslos kapituliert?" (S.473)

Churchill: mit "Kriegsverbrechern" werde er nicht verhandeln (S.473).

aber:
Churchill schliesst Verhandlungen nicht aus und spricht "nur" noch von "Kapitulation", das Wort "bedingungslos" ist bei ihm gestrichen:

Wenn "Hitler oder Himmler die Kapitulation anbieten ... werden die Alliierten ihnen antworten, mit ihnen als Kriegsverbrecher verhandelten sie nicht." (S.473)

in: Krymskaja konferenzia, S.64, 67

Churchill zeigt sich gemäss Falin mit Hitler eigentlich doch verhandlungswillig (S.473-474). Damit ist auf jeden Falleine andere NS-Regierung möglich. Churchill hatte 1940 noch gefordert, dass für einen Frieden mit Deutschland alle Kabinettsmitglieder ausgewechselt werden müssten (S.473, 551).

Die Intrigen und Spekulationen
-- Churchill kann keine neuen Massstäbe schaffen


-- Churchill handelt nach der These, der Höhepunkt der Zusammenarbeit in der Anti-Hitler-Koalition sei überschritten und nun solle jeder seine Wege gehen, aber Churchill kann sich nicht durchsetzen

-- Roosevelt will alle noch ungeregelten Fragen klären, keine neuen Theorien erfinden wie Churchill

-- Stalin liefert keine Schwächen, wo Churchill einhaken und mit Roosevelt gegen Stalin intrigieren könnte

-- Stalin gibt sich betont sachlich, Roosevelt hat den Eindruck, dass so ein stabiler Frieden mit Stalin möglich sei (S.475).

5.2.1945
Jalta: Beschluss der Teilung Deutschlands mit den Kapitulationsbedingungen
-- Churchill und Roosevelt wollen Deutschlandteilen
-- Roosevelt will eine Grundsatzentscheidung
-- Stalin will einen Entschluss "im Prinzip"
-- die Teilung wird in die Kapitulationsbedingungen aufgenommen: Ergänzung von Artikel 12 (S.468)

in: Krymskaja konferenzia, S.61-64

Die Ergänzung des Artikels zur bedingungslosen Kapitulation mit der Teilung Deutschlands:

"Das Vereinigte Königreich, die "USA" und die UdSSR werden die oberste Staatsgewalt gegenüber Deutschland ausüben. Bei ihrer Wahrnehmung werden sie Massnahmen wie vollständige Abrüstung, Entmilitarisierung und Teilung Deutschlands ergreifen, die sie für Frieden und Sicherheit in der Zukunft als notwendig erachten." (S.550)

plus:
Die Regierungschefs gründen eine Kommission zur Prüfung der Modalitäten u.a. mit Eden, Winant und Gussew (S.468).

6.2.1945
Lugano OSS-D: Hitler billigt das Waffenstillstandsprojekt in Norditalien
(S.478)

in: Sowjetsko-amerikanskie otnoschenia, Bd.2, S.332-333, 337-347, 350-352

11.2.1945
Abschluss der Konferenz von Jalta
-- die SU sichert zu, nach dem Frieden in Europa gegen Japan loszuschlagen
-- praktisch allen wichtigen Beschlüssen liegen "amerikanische" Entwürfe zugrunde (S.475)
-- Vereinbarung, dass der Krieg bis zum endgültigen Sieg durchgezogen wird
-- Vereinbarung zum Aufbau eines dauerhaften Friedens (S.476)

-- Churchill kann kaum mehr intrigieren oder andere Abmachungen durchsetzen (S.476).

12.1.1945 ca.
Roosevelt auf der Rückreise von Jalta betont die "Verantwortung" für "internationale Zusammenarbeit"
Roosevelt mahnt die Nazis in den "USA", man müsse nun die Verantwortung für "internationale Zusammenarbeit" übernehmen, einen "Mittelweg" gebe es nicht, "oder wir werden die Verantwortung für einen neuen Weltkonflikt auf uns nehmen müssen." (S.476).

in: The Public Papers and Addresses of Franklin D.Roosevelt. ed. Samuel I.Rosenman, New York 1938-1950, Vol. XIII, S.385

"USA": Kontra-Reaktion der rechtsradikalen Nazi-Freunde in den "USA"
-- Senator Vandenberg plant, das Verhältnis der "Alliierten" nach Abschluss des Krieges zu "revidieren"
-- Senator Wheeler ruft zum Schutz der westlichen Zivilisation vor der SU auf
-- die Zeitungen von Hearst und Patterson starten Kampagnen, um die SU aus Europa herauszuhalten (S.476).

in: Sowjetsko-amerikanskie otnoschenia, Bd.2, S.317-322

19.2.1945
D-S: Treffen von Graf Bernadotte mit Himmler in Hohenlychen: Skandinavier-Lager
(S.484); Übereinkunft:
-- Zusammenfassen aller gefangenen Dänen und Norweger in einem Lager
-- im April sollen die dänischen und norwegischen Gefangenen alle nach DK gebracht werden (S.485).

Diskussion um Waffenstillstand: Himmler ist immer noch nicht zum Waffenstillstand bereit und vertut somit seine letzte Chance (S.485).

in: Schellenberg, Walter: Memoiren, Köln, 1956, S.352-353



März 1945

Frühjahr 1945
GB, "USA" und SU bekämpfen sich weiter mit Taktik
-- GB-SU: Churchill sucht alle möglichen Vorwände, um sich politischen und militärischen Abmachungen zu entziehen

-- "USA": Washington strebt nach der Weltherrschaft, egal, was in Europa passiert [mit Atombombe]

-- SU: Die SU wird immer stärker und vollzieht erneut eine Offensive gegen die Wehrmacht, auch wenn die 2.Front nur noch mehr oder weniger symbolisch vorhanden ist und noch so viel NS-Truppen an die Ostfront geführt werden (S.474)

-- die West-Alliierten behaupten, mit Angriffen auf Verkehrsknotenpunkte in Ost- und Mitteldeutschland wie die Zerstörung von Dresden solle der Vormarsch der RA aufgehalten werden, und das NS-Regime hört mit [und spekuliert auf Rache...] (S.474-475)

in: Irving, David: Hitler und seine Feldherren. Frankfurt / Main 1975, S.688

März 1945
EKK: Gussew erhält faktisch die Weisung, die Teilung Deutschlands nicht mehr zu diskutieren
Stalin will gemäss Falin eher ein einheitliches Deutschland analog der Weimarer Republik, v.a. weil Stalin die Pläne der "USA" nicht akzeptiert. Alle diesbezüglichen Aussagen liegen im Archiv des sowjetischen Aussenministeriums, mit Dokumenten über Treffen von Stalin und anderen mit Mitgliedern der Litwinow-Kommission (S.469).

Westfront: Der NS-Widerstand ist gemäss Falin praktisch eingestellt - stillschweigendes Ende der 2.Front
-- die GB- und "US"-Truppen stürmen in Richtung Osten, um die RA nicht zu weit vordringen zu lassen (S.483)

-- massenweises Abwandern von NS-Truppenteilen von der Ostfront in Richtung Westfront, um in westliche Gefangenschaft zu kommen (S.483-484)

-- Churchill gibt den Befehl heraus, Beutewaffen einzusammeln, aber die NS-Formationen noch nicht aufzulösen für den Fall eines Krieges gegen die SU in Mitteleuropa (S.484).

1.3.1945
"USA"-SU: Meldung von SU-Botschafter Gromyko aus Washington über den SU-Hass
über die Kampagnen von nazifreundlichen "US"-Senatoren wie Vandenberg, Wheeler und die SU-feindlichen Zeitungen von Hearst und Patterson (S.476).

in: Sowjetsko-amerikanskie otnoschenia, Bd.2, S.317-322

3.3.1945
OSS-D: Das OSS präsentiert Dollmann die Vorbedingungen für ein Ausscheiden Deutschlands aus dem Krieg in Italien
(S.478) [welche?]

8.3.1945
OSS-D: Dulles erwähnt gegenüber Wolff nicht alle OSS-Vorbedingungen vom 3.3.1945(S.478) und Dulles verhandelt über Frieden ohne Mandat von Roosevelt (S.480), weil Roosevelt krank ist und das "US"-Oberkommando ohne Führung ist (S.480-481)

in: Smith, Bradley/Agarossi, Elena: Unternehmen "Sonnenaufgang". Köln, 1983, S.193

Zusätzlich gibt Donovan die Informationen des OSS an Roosevelt und Eisenhower in einer Form weiter,
-- dass Himmler aus den Verhandlungen rausfällt
-- dass das Hauptziel die "Einstellung des deutschen Widerstandes in Norditalien" sein soll (S.478).

Lugano OSS-D: Verhandlungen über Kapitulation in Italien
Meldung an das OSS, General Karl Wolff sei mit Dollmann, Zimmer und einem OKW-Vertreter auf dem Weg nach Lugano zu Verhandlungen über die Kapitulation in Italien (S.477).

Lugano OSS-D: Minimalprogramm wie in Frankreich schon erprobt
-- geordnete Übergabe der Macht von deutscher Seite an die "Amerikaner" und an GB
-- soziale Revolution verhindern, Zerstörung von Industrieobjekten verhindern, die die Grosskonzerne in den "USA" und in GB interessieren
-- linke Kräfte im "US"-Auftrag mit Hilfe der deutschen Besetzung unterdrücken (S.481).

Das Maximalprogramm
-- GB und "USA" sollen direkt nach Mitteleuropa einmarschieren können mit Besetzung vieler Gebiete mit bis dahin nicht definiertem Schicksal in Deutschland und Österreich, die der SU zugesprochen waren (S.481).

in: Smith, H.R.: OSS. The Secret History of America's First Central Intelligence Agency, N.Y. 1972, S.233

Das Vorhaben widerspricht völlig den Abkommen von Jalta (S.481).

9.3.1945
EKK: Gründung einer Modalitätenkommission über Grenzziehung in Deutschland und Beziehungen der Sektoren
(S.468)

Lugano: OSS-D: Meldung, Wolff sei in Lugano eingetroffen mit der Bereitschaft, dass die Wehrmacht in Italien aus dem Krieg ausscheidet
und es werde eine Erklärung für ganz Deutschland zur Einstellung des sinnlos gewordenen Krieges vorbereitet (S.477).

in: Sowjetsko-amerikanskie otnoschenia, Bd.2, S.327-329

aber Dollmann verheimlicht Wolff einen Teil der OSS-Vorbedingungen vom 3.3.1945 (S.478).

12.3.1945
Lugano "USA"-SU: "US"-Botschaft informiert SU-NKID über Wolff in Lugano
und es seien rein militärische Verhandlungen ohne politischen Inhalt. Gemäss Falin ist die ganze Wolff-Affaire um einen Separatfrieden in Italien ein klassisches Ablenkungsmanöver gegen die SU (S.477).

Lugano OSS-SU: Ein Teil der Bemühungen um Waffenstillstand in Norditalien kommt ans Licht
Molotow fordert von Averell Harriman die Anwesenheit von SU-Vertretern an den Verhandlungen über Norditalien (S.478).

in: Sowjetsko-amerikanskie otnoschenia, Bd. 2, S.327-329

-- es stellt sich heraus, GB ist gar nicht über die Verhandlungen in Norditalien informiert (S.478)

-- einige "amerikanische" Militärs stimmen einem SU-Vertreter bei den Verhandlungen zu (S.478-479)

-- andere "amerikanische" Militärs sind gegen eine SU-Anwesenheit in Norditalien: Stimson, Harriman, Dean (Chef der "amerikanischen" Militärmission in der SU), die OSS-Führer, weil es nicht nur um die Kapitulation der Heeresgruppe Kesselring geht (S.479).

in: Sowjetsko-amerikanskie otnoschenia, Bd.2, S.332-333, 337-347, 350-352

15.3.1945
"USA"-SU: Die "USA" will keinen SU-Vertreter an den Italien-Verhandlungen
Die Verhandlungen werden heruntergestuft als "Treffen" zur Kontaktaufnahme deklariert, wo alle Fragen im Hauptquartier von Feldmarschall Alexander "erörtert werden" (S.479).

in: Sowjetsko-amerikanskie otnoschenia Bd.2, S.331-332

Die Spaltung der Verhandlungen über Oberitalien: Bern und Caserta
-- in Bern wird die Organisation einer "amerikanisch"-deutschen Koalition der Oberkommandos fortgeführt
-- die Kapitulation in Oberitalien wird unter Beisein von SU-Vertretern in Caserta [bei Neapel] verhandelt (S.479).

in: Sowjetsko-amerikanskie otnoschenia, Bd.2, S.332-333, 337-347, 350-352

Atombombe D: Totalzerstörung der Firma "Auer Gesellschaft" mit Uran-Arbeiten in Oranienburg
bei Berlin, Zerstörung durch 612 "fliegende Festungen" (S.450)
Zur Ablenkung wird zusätzlich das Städtchen Zossen bombardiert mit einem Stab der Wehrmacht, als Diversionsakt, abgesprochen zwischen Marshall, Groves und Spaatz, damit die SU nicht in Oranienburg etwas spezielles vermuten könnte. Die "US"-Generäle spielen so ihre eigene Politik (S.451).

in: Gregg, H.: The Winning Weapon. New York, 1982, S.106
in: Groves, Leslie: Now It Can Be Told, N.Y. 1962 (ohne Seitenzahl)

16.3.1945
Caserta: Die Wolff-Affaire wird öffentlich
-- die SU fordert die Einstellung der Verhandlungen, weil es Separatverhandlungen sind
[was den Abkommen von Jalta widerspricht]
-- die Wolff-Verhandlungen werden zur Wolff-Affaire (S.479).

in: Sowjetsko-amerikanskie otnoschenia, Bd.2, S.332-333, 337-347, 350-352

21.3.1945"USA"-SU: Harriman will die Wolff-Affaire rechtfertigen - die SU fordert vehement die Einstellung aller Separatverhandlungen
->> Roosevelt, Churchill und Stalin polemisieren nun gegeneinander, sie waren bisher nicht involviert (S.479)

in: Sowjetsko-amerikanskie otnoschenia, Bd.2, S.332-333, 337-347, 350-352

Die destruktive Atmosphäre dauert bis April an. Zwischen Roosevelt und Stalin endet der Kontakt in dieser destruktiven Atmosphäre (S.479).

26.3.1945
EKK: Gussew an Eden: Die SU fasse den Teilungsartikel nur als Drohung gegenüber D auf

Gussew:
"Die Sowjetregierung versteht den Beschluss der Krim-Konferenz über die Teilung Deutschlands nicht als einen obligatorischen Plan zur Teilung des Landes, sondern als eine Möglichkeit, auf Deutschland Druck auszuüben und ihm die Gefährlichkeit zu nehmen, falls sich andere Mittel als nicht ausreichend erweisen sollten." (S.468)

in: Krymskaja konferenzia, S.20-21

und:
EKK: Gussew wendet sich gegen den Einbezug Frankreichs in das Teilungsregime
Gussew will auch, dass Frankreich vom Teilungsartikel in den Kapitulationsbedingungen nichts erfährt (S.468).

in: FRUS, 1945, Vol.3, S.206

31.3.1945
EKK: neuer britischer Entwurf "Deklaration über die Niederlage Deutschlands" ohne die Formel der "bedingungslosen Kapitulation"
->> SU-Nachfrage von Gussew im Auftrage Molotows, warum die "bedingungslose Kapitulation" im Text fehlt (S.474).

in: Sowjetsko-angliskie otnoschenia, Bd.2, S.319, 331-332

Ende März 1945
D: Himmler erforscht Möglichkeiten, Hitler zu isolieren
(S.485)
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