aus: Valentin Falin:
Zweite Front. Die Interessenkonflikte in der
Anti-Hitler-Koalition. Droemersche Verlagsanstalt Th.
Knaur Nachfolger, München 1995
ergänzende Strukturdaten:
aus dtv-Atlas der Geschichte 1986, Bd. 2
1945
3.Reich:
Bau des neuen, unterirdischen Hitler-Hauptquartiers
"Olga" durch Tausende Kriegsgefangene
(S.499).
Stalin
über die Angelsachsen: GB und die "USA" hatten
getrennte Strategien und getrennte Interessen
Deswegen
lehnt Stalin 1945 den Begriff "anglo-amerikanischer"
Imperialismus ab (S.526-527).
Marshall
klagt die Nachlässigkeit der Demokratien gegenüber den
NS-Mächten an
Marshall
über die Situation von Mai 1942 über die Diskussionen
zur 2.Front:
-- Deutschland
und Japan hätten fast die Weltherrschaft errungen
-- GB und die
"USA" hätten es fast dazu kommen lassen, und das sei
kein ehrenwertes Zeichen (S.536)
in: General
Marshall's Report. The Winning of the War in Europe and
the Pacific. Washington 1945, S.64
ab Anfang 1945
"USA"-GB: Propaganda gegen die SU nimmt zu - Ziel: neue Einkreisung der SU
-- es wächst die
Angst vor einem SU-Vormarsch bis Mitteleuropa als
"tödliche Gefahr für die freie Welt"
-- GB und die
"USA" fordern eine neue Front gegen die SU "so weit im
Osten Europas wie möglich" (S.460)
in: Churchill,
Bd. VI, 2, S.135
plus:
Die rechten
Gruppen in den "Demokratien" schalten vom Kriegsziel
"dauerhafter Frieden" zu einem neuen Kriegsziel, zur
erneuten Einkreisung der SU um (S.460).
Die
"USA" will die Zerstörung der SU
aber
nicht so, wie Stalin 1937-1938 sie vollzogen hat
(S.104).
plus:
Atombombe
"USA"-D: Die Operation
"Alcos" zur Atomspionage wird nun eindeutig gegen die SU gerichtet
-- deutsche
Atomfachleute werden "ausfindig" gemacht, interniert
oder unverzüglich in die "USA" gebracht
-- Labors,
Materialien und Dokumente werden sichergestellt, die die
SU gebrauchen könnte (S.450).
plus:
Hitler pokert immer noch zwischen Ost und West
-- Hitler meint
weiter, mit den Westalliierten pokern zu können
-- Hitler
behauptet immer noch, es gäbe zu einem starken
Deutschland als Gegengewicht zur SU keine Alternative
-- die weiterhin
intakten Wirtschafts- und Finanzbeziehungen mit dem
Westen sind Hitler Beweis dafür
-- Hitler glaubt
nicht, dass die "USA" und GB ihren Hauptverbündeten
gegen die SU an die SU verraten könnten und die SU die
Grossmacht in Europa werden würde
-- Hitler hofft
auf den Aufstieg rechter Gruppen in den "USA" und in GB,
wenn die SU deutschen Boden betritt (S.461).
Januar
1945
D: Poker um einen Waffenstillstand für 100 Tage mit GB und
"USA"
-- Keitel-Telegramm
an Eisenhower und Montgomery mit Vorschlag für einen
Waffenstillstand für 100 Tage
-- um die RA
zwischen Weichsel und Oder vernichtend zu besiegen
-- Montgomery
will die Idee unterstützen, wenn F, B, NL und Luxemburg
von den Westalliierten kampflos besetzt werden können
-- das OKW pokert
aber auch, verlangt, den Status Quo im Westen
beizubehalten, und wenn die Wehrmacht keinen Sieg gegen
die RA erringt, sollen GB- und "US"-Truppen durch
Deutschland an die Ostfront helfen kommen
-- insgesamt
kommt es von beiden Seiten zu 7 Telegrammen
-- die SU hört
aber mit, und schnell ist die Munkelei wieder verflogen
(S.459)
in: Rosanow,
German: Konez "Tretjeworeicha". Moskau 1985, S.109-110
[nicht erwähnt:
Hitler hat durch
die Ardennenoffensive das Gegenteil erreicht, was er
wollte, nämlich statt Respekt vor Deutschland die
Zwangssolidarisierung der Westalliierten mit Stalin].
Januar 1945 / vor
der Konferenz von Jalta
Die Kontakte der Westalliierten zum NS-Regime werden stärker
-- GB und "USA"
pflegen gleichzeitig Kontakte zu deutschen
Geheimdienststellen
-- Churchill
sieht die Fragen über ein Nachkriegseuropa völlig offen
-- Churchill
spricht von den "drei grossen Verbündeten", die "für den
künftigen Frieden" verantwortlich seien (S.475).
in: Churchill,
Bd. VI, 1, S.380
-- Churchill will
z.T. feste Abmachungen neu verhandeln und einige
verwerfen (S.475).
Januar und
Februar 1945
D: Poker der Himmler-Emissäre bei den Westalliierten
-- mit Schweiz und
Schweden als Vermittlung
-- direkter
Kontakt zwischen Himmler und dem Ex-Präsidenten der
Schweiz, Musy (S.484)
Januar-Mai 1945
GB-D:
Geheimkontakte häufen sich
--
Vorschläge für einen "ehrenhaften Frieden" z.T. nach
Hitlers Diktat
-- Pläne von
Reichsministern und prominenten NS-Funktionären der
NSDAP (S.471).
ab Januar 1945
D: Hitler verunmöglicht jeden Westfrieden, indem er weiter an der Macht festhält
So können die
Westmächte immer angeben, die Tyrannei sei noch nicht
gestürzt. Dies ist aber das minimale Kriegsziel (S.473).
gleichzeitig:
Falin bewertet
Himmler als "feige". Wäre er aktiver gewesen, hätten die
Westmächte ihn kontaktiert (S.473).
in: Schellenberg,
Walter: Memoiren, Köln, 1956, S.351-360
3.1.1945
Westfront-Ostfront:
Ardennenoffensive wird durch RA-Vorbereitungen
gebremst
--
Hitler lässt die VI. SS-Panzerarmee und das
47.Panzerkorps in die Reserve zurücknehmen
-- die VI.
SS-Panzerarmee war die Hauptstosskraft der
Ardennenoffensive (S.458).
5.-30.1.1945 ca.
Westfront-Ostfront:
Insgesamt werden ca. 1/3
der Wehrmacht-Kräfte der Westfront an die Ostfront
abgezogen
(S.458)
-- die Wehrmacht
installiert über 300 Batterien schwere Flak-Geschütze
gegen die SU-Panzer
-- Berlin,
Leipzig, Dresden und andere Grossstädte bleiben ohne
Luftverteidigung, denn alle Abfangjäger werden als
Feldfliegerkräfte in Ostpreussen und Schlesien
eingesetzt (S.458).
6.1.1945
Ardennenoffensive: Churchill bittet bei Stalin um Bekanntgabe der SU-Taktik
denn gleichzeitig
steht die Ostfront still
(S.457)
in: Die unheilige
Allianz. Stalins Briefwechsel mit Churchill 1941-1945.
Reinbek, 1964, S.349
und die
Westalliierten verdächtigen Stalin, die
Ardennenoffensive zu begünstigen (S.456-457). Plötzlich
will Churchill, dass Stalin möglichst schnell an der
Ostfront vorankommt. Damit verlässt Churchill seine
vorherige Taktik und Strategie, den SU-Vormarsch auf
alle Fälle zu verzögern (S.458).
7.1.1945
Ardennenoffensive: Stalin gibt Vorbereitungen für die Ostfront bekannt
-- die Vorbereitungen
an der Oder werden beschleunigt
-- spätestens in
der zweiten Januarhälfte wird umfangreich am gesamten
Mittelabschnitt der Front angegriffen
-- Stalin
empfiehlt den Westalliierten, sich auf die Luftwaffe zu
verlassen, denn dies sei ja gemäss den Westmächten eine
effektive 2.Front gewesen (S.458).
in: Die unheilige
Allianz. Stalins Briefwechsel mit Churchill 1941-1945.
Reinbek, 1964, S.349
Nun befürwortet
auch Eisenhower ein schnelles Vorrücken der Ostfront
nach Europa, bewertet Stalins Schreiben als
"ermutigend".
in: The Papers of
Dwight Eisenhower. The War Years. Baltimore 1970, Vol.4,
S.2412
8.1.1945
Churchill fordert gegenüber Roosevelt eine harte Linie gegen die SU
weil das
bevorstehende Kriegsende enttäuschender zu werden droht
als das Kriegsende 1918-1919
"Für den Moment
sieht es fast so aus, als ob das Ende dieses Krieges
enttäuschender ausfallen wird als das letzte
Kriegsende." (S.470)
in: Churchill,
Bd. VI., 1, S.390
Churchill fordert
von Stalin gleichzeitig die Verstärkung der Ostfront als
Hilfe für die Westalliierten
(S.551)
9.1.1945
GB-SU: Churchill bedankt sich bei Stalin und wünscht Stalin sogar
"Glück" im Kampf
Churchill:
"Ich bin Ihnen
für Ihre aufregende Botschaft ausserordentlich dankbar.
Ich habe sie General Eisenhower zu seiner ganz
persönlichen Kenntnisnahme übersandt. Möge viel Glück
Ihr nobles Unterfangen begleiten!" (S.458)
in: Die unheilige
Allianz. Stalins Briefwechsel mit Churchill 1941-1945.
Reinbek, 1964, S.350
[Ein schlimmerer
Verrat Osteuropas an den Kommunismus ist nicht
vorstellbar].
15.1.1945
Ostfront:
Hitler befielt, die Ostfront mit über 40 Divisionen zu
verstärken zur Verhinderung des Zusammenbruchs
(S.458)
Lugano
OSS-D: Bericht von Wolff an Hitler über das
Waffenstillstandsprojekt in Norditalien zum Zweck, die
"unnatürliche" Anti-Hitler-Koalition zu sprengen
so
dass endlich wieder Kapitalismus gegen Kommunismus steht
(S.478).
19.1.1945
Ostfront:
Die VI. [SS-?]-Panzerarmee wird an den Balaton
kommandiert
zuvor
treibende Kraft der Ardennenoffensive (S.458).
Ribbentrop-Memo
für "ehrenhaften Frieden": Warnung vor Selbstmord der
Westalliierten
von
Hitler diktiert (S.471), eventuell unter Einfluss von
Goerdeler (S.472):
-- die
Westalliierten begehen "Selbstmord", wenn sie
Deutschland weiter schwächen: "Eine weitere Schwächung
Deutschlands wäre für Briten und Amerikaner Selbstmord"
-- Vorschlag
eines neuen Kräftegleichgewichts: "Deutschland, Europa
und Grossbritannien gegen die starke Sowjetunion"
-- Ribbentrop und Hitler meinen, man könne
Japan für den Kampf gegen die SU gewinnen, falls man
Japan aus dem Krieg ausscheiden lässt (S.472).
25.1.1945 ca. /
vor 30.1.1945
D:
Friedensplan für einen Westfrieden von Albert Speer:
"Generalplan für 1945"
--
Auflösung der Westfront
-- kein
Zusammenbruch des Reichs
-- Ansprüche auf
Österreich, Ungarn und ein Teil von Jugoslawien
-- Handel mit der
SU für Rohstoffe (S.471)
in: Rosanow,
German Leonjewitsch: Konez "Tretjewo reicha". Moskau,
1985, S.127-128
27.1.1945
D: Guderian an Hitler: Der Krieg sei verloren - Hitler droht mit Sippenhaft
Hitler droht, alle
Leute, die von verlorenem Krieg sprechen, als
Landesverräter und mit Sippenhaft zu bestrafen:
"Wer in Zukunft
einem anderen gegenüber behauptet, dass der Krieg
verloren ist, wird als Landesverräter behandelt, mit
allen Folgen für ihn und seine Familie. Ich werde ohne
Rücksicht auf Rang und Ansehen durchgreifen." (S.471)
in: Speer,
Albert: Erinnerungen, Frankfurt/Main 1969, S.430-431
30.1.1945
D: Denkschrift von Speer an Hitler mit dem Nachweis, dass der Krieg absolut aussichtslos ist
-- der Vorstoss
Speers ist ein sehr mutiger Schritt nach Hitlers Drohung
vom 27.1.1945
-- der Krieg ist
verloren, weil Oberschlesien verloren ist, das für die
Rüstung essentiell wichtig sei:
"Nach dem Verlust
von Oberschlesien wird die deutsche Rüstung nicht mehr
in der Lage sein, auch nur im entferntesten die
Bedürfnisse der Front an Munition, Waffen und Panzern zu
decken"
-- man müsse
jetzt an die Menschen denken (S.471).
in: Speer,
Albert: Erinnerungen. Frankfurt/Main 1969, S.431
Speer verteilt
die Denkschrift an 300 Grossunternehmer, damit diese
selbst aktiv werden (S.471).
Februar
1945
Oder-Offensive
der RA zur Entlastung der Westalliierten von der
Ardennenoffensive
Die
beschleunigte Oder-Offensive als Hilfe für die
Westalliierten wird in den westlichen Publikationen
völlig verschwiegen oder der Zusammenhang zur
Ardennenoffensive und Oderoffensive nicht hergestellt,
oder der SU-Vormarsch wird als Spaziergang dargestellt
(S.459).
in: Sekretnaja
perepiska, Bd.2, S.121
All die Manöver,
Spekulationen und Hilferufe von Churchill und Roosevelt
an Stalin hinter den Kulissen werden verschwiegen
(S.459).
GB:
Die Wolff-Verhandlungen bekommen in GB den Codename
"Crossword" ["Kreuzworträtsel"]
(S.482)
in
den "USA" das Codewort "Sonnenaufgang"
Die
SU hört aber mit (S.483).
D-CH: Zweites Treffen Himmler-Musy in mit Abmachung über Judentransporte
-- Treffen in Wildbad
[zwischen Baden-Baden und Stuttgart]
-- alle zwei
Wochen soll ein Judentransport von 1200-1300 Juden aus
den KZs in die Schweiz gehen mit Absicht des
Weitertransports in die "USA"
-- Musy will
Judentransporte in die "USA" durchsetzen mit Verweis auf
den politischen Wandel in Deutschland:
"Das zweite
Treffen im Februar 1945 in Wildbad führte zu der
Übereinkunft, dass alle zwei Wochen ein Transport von
1200 bis 1300 Juden aus den Konzentrationslagern nach
der Schweiz verbracht werden sollte (von wo man sie nach
den "USA" weiterbefördern wollte). Musy erklärte sich
bereit, in Washington und London "auf den damit
angebahnten politischen Wandel Deutschlands"
hinzuweisen." (S.484)
in: Schellenberg,
Walter: Memoiren, Köln, 1956, S.351
Hitler lässt nur einen Judentransport in die Schweiz zu
Insgesamt wird aber
nur ein einziger Judentransport in die Schweiz
realisiert, denn Hitler greift ein uns die Aktion wird
abgeblasen (S.484). Zusätzlich drängen Kaltenbrunner und
Ribbentrop Hitler zum Befehl, alle deutschen
Fluchthelfer, die jüdische, britische oder
"amerikanische" Kriegsgefangene zur Flucht verhelfen,
sofort hinzurichten (S.484).
Februar-April
1945
Lugano
hat Folgen: Die deutschen Truppen in Italien erwarten
den Waffenstillstand und kämpfen nicht mehr
->>
nach Italien werden keine Munitions- und
Treibstofflieferungen mehr getätigt
->> die
italienischen Truppen müssen nicht mehr "aufgefüllt"
werden
->> die
Ostfront erhält alle vorhandenen Kräfte zugeführt, die
sonst auch nach Italien geflossen wären
->> aus dem
Mittelmeerraum werden sogar 3 Divisionen abgezogen und
an die Ostfront verlegt (S.482).
Februar 1945 ca.
/ kurz vor dem Ende des Krieges
Hitler erklärt, der direkte Sturm auf Moskau war der entscheidende Fehler in der KriegstaktikHitler: der Sturm auf
Moskau, Operation "Taifun", die von den
Generälen gegen ihn durchgesetzt worden sei, habe das
3.Reich in die Katastrophe geführt (S.473).
[nicht erwähnt:
Gelegenheit zum
Friedensschluss mit Stalin hatte Hitler ab 1941 4 Jahre
lang].
ab Februar 1945
ca.
Churchill spricht nur noch vom Kommunismus, nicht mehr von Hitler
(S.470-741)
in: Moran,
Charles: Winston Churchill: The Struggle for Survival
1940-1965. London 1966, S.173
4.-11.2.1945
Konferenz der "Grossen Drei" in Jalta auf der Krim
(S.470,550)
-- die Dokumente
der EKK werden alle verabschiedet, gelten somit alle als
Abkommen auf höchster Ebene
-- Aufforderung
an Frankreich, der Krim-Konferenz beizutreten und sich
den Kapitulationsbedingungen anzuschliessen
-- Roosevelt
stimmt der Einladung Frankreichs nur widerwillig zu und
sorgt für lange Fristen bis zum 1.5.1945 (S.470)
[mit der
Spekulation, dass dann der Krieg und die Aufteilung
Deutschlands schon erfolgt sein werden?]
-- die Konferenz
regelt nach aussen hin die wichtigsten Fragen
-- Roosevelt
richtet sich mehr nach der SU als nach GB, ist für
Churchill ein Rückschlag (S.470).
-- Stalins
Diktator-Manier: Berija ist "unser Himmler"
So stellt Stalin
Churchill und Roosevelt den "Mitarbeiter" Berija vor
(S.513).
Stalin
fragt nach dem Schicksal von Hitler nach der
Kapitulation - neue NS-Regierung würde von Churchill
geduldet
Stalin-Frage
an Churchill und Roosevelt, ob Hitler nach einer
bedingungslosen Kapitulation noch im Amt bleiben darf:
"... Werden die
Alliierten die Hitler-Regierung im Amte belassen, wenn
sie bedingungslos kapituliert?" (S.473)
Churchill: mit
"Kriegsverbrechern" werde er nicht verhandeln (S.473).
aber:
Churchill
schliesst Verhandlungen nicht aus und spricht "nur" noch
von "Kapitulation", das Wort "bedingungslos" ist bei ihm
gestrichen:
Wenn "Hitler oder
Himmler die Kapitulation anbieten ... werden die
Alliierten ihnen antworten, mit ihnen als
Kriegsverbrecher verhandelten sie nicht." (S.473)
in: Krymskaja
konferenzia, S.64, 67
Churchill zeigt
sich gemäss Falin mit Hitler eigentlich doch
verhandlungswillig (S.473-474). Damit ist auf jeden
Falleine andere NS-Regierung möglich. Churchill hatte
1940 noch gefordert, dass für einen Frieden mit
Deutschland alle Kabinettsmitglieder ausgewechselt
werden müssten (S.473, 551).
Die
Intrigen und Spekulationen
--
Churchill kann keine neuen Massstäbe schaffen
-- Churchill handelt nach der These,
der Höhepunkt der Zusammenarbeit in der
Anti-Hitler-Koalition sei überschritten und nun solle
jeder seine Wege gehen, aber Churchill kann sich nicht
durchsetzen
-- Roosevelt will
alle noch ungeregelten Fragen klären, keine neuen
Theorien erfinden wie Churchill
-- Stalin liefert
keine Schwächen, wo Churchill einhaken und mit Roosevelt
gegen Stalin intrigieren könnte
-- Stalin gibt
sich betont sachlich, Roosevelt hat den Eindruck, dass
so ein stabiler Frieden mit Stalin möglich sei (S.475).
5.2.1945
Jalta: Beschluss der Teilung Deutschlands mit den Kapitulationsbedingungen
-- Churchill und
Roosevelt wollen Deutschlandteilen
-- Roosevelt will
eine Grundsatzentscheidung
-- Stalin will
einen Entschluss "im Prinzip"
-- die Teilung
wird in die Kapitulationsbedingungen aufgenommen:
Ergänzung von Artikel 12 (S.468)
in: Krymskaja
konferenzia, S.61-64
Die Ergänzung des
Artikels zur bedingungslosen Kapitulation mit der
Teilung Deutschlands:
"Das Vereinigte
Königreich, die "USA" und die UdSSR werden die oberste
Staatsgewalt gegenüber Deutschland ausüben. Bei ihrer
Wahrnehmung werden sie Massnahmen wie vollständige
Abrüstung, Entmilitarisierung und Teilung Deutschlands
ergreifen, die sie für Frieden und Sicherheit in der
Zukunft als notwendig erachten." (S.550)
plus:
Die
Regierungschefs gründen eine Kommission zur Prüfung der
Modalitäten u.a. mit Eden, Winant und Gussew (S.468).
6.2.1945
Lugano
OSS-D: Hitler billigt das Waffenstillstandsprojekt in
Norditalien
(S.478)
in:
Sowjetsko-amerikanskie otnoschenia, Bd.2, S.332-333,
337-347, 350-352
11.2.1945
Abschluss der Konferenz von Jalta
-- die SU sichert zu,
nach dem Frieden in Europa gegen Japan loszuschlagen
-- praktisch
allen wichtigen Beschlüssen liegen "amerikanische"
Entwürfe zugrunde (S.475)
-- Vereinbarung,
dass der Krieg bis zum endgültigen Sieg durchgezogen
wird
-- Vereinbarung
zum Aufbau eines dauerhaften Friedens (S.476)
-- Churchill kann
kaum mehr intrigieren oder andere Abmachungen
durchsetzen (S.476).
12.1.1945 ca.
Roosevelt
auf der Rückreise von Jalta betont die "Verantwortung"
für "internationale Zusammenarbeit"
Roosevelt
mahnt die Nazis in den "USA", man müsse nun die
Verantwortung für "internationale Zusammenarbeit"
übernehmen, einen "Mittelweg" gebe es nicht, "oder wir
werden die Verantwortung für einen neuen Weltkonflikt
auf uns nehmen müssen." (S.476).
in: The Public
Papers and Addresses of Franklin D.Roosevelt. ed. Samuel
I.Rosenman, New York 1938-1950, Vol. XIII, S.385
"USA": Kontra-Reaktion der rechtsradikalen Nazi-Freunde in den
"USA"
-- Senator Vandenberg plant, das Verhältnis der
"Alliierten" nach Abschluss des Krieges zu "revidieren"
-- Senator Wheeler ruft zum Schutz der westlichen
Zivilisation vor der SU auf
-- die Zeitungen
von Hearst und Patterson
starten Kampagnen, um die SU aus Europa herauszuhalten
(S.476).
in:
Sowjetsko-amerikanskie otnoschenia, Bd.2, S.317-322
19.2.1945
D-S:
Treffen von Graf Bernadotte mit Himmler in
Hohenlychen: Skandinavier-Lager
(S.484);
Übereinkunft:
-- Zusammenfassen
aller gefangenen Dänen und Norweger in einem Lager
-- im April
sollen die dänischen und norwegischen Gefangenen alle
nach DK gebracht werden (S.485).
Diskussion um
Waffenstillstand: Himmler ist immer noch nicht zum
Waffenstillstand bereit und vertut somit seine letzte
Chance (S.485).
in: Schellenberg,
Walter: Memoiren, Köln, 1956, S.352-353
März
1945
Frühjahr 1945
GB,
"USA" und SU bekämpfen sich weiter mit Taktik
-- GB-SU: Churchill
sucht alle möglichen Vorwände, um sich politischen und
militärischen Abmachungen zu entziehen
-- "USA":
Washington strebt nach der Weltherrschaft, egal, was in
Europa passiert [mit Atombombe]
-- SU: Die SU
wird immer stärker und vollzieht erneut eine Offensive
gegen die Wehrmacht, auch wenn die 2.Front nur noch mehr
oder weniger symbolisch vorhanden ist und noch so viel
NS-Truppen an die Ostfront geführt werden (S.474)
-- die
West-Alliierten behaupten, mit Angriffen auf
Verkehrsknotenpunkte in Ost- und Mitteldeutschland wie
die Zerstörung von Dresden solle der Vormarsch der RA
aufgehalten werden, und das NS-Regime hört mit [und
spekuliert auf Rache...] (S.474-475)
in: Irving,
David: Hitler und seine Feldherren. Frankfurt / Main
1975, S.688
März 1945
EKK:
Gussew erhält faktisch die Weisung, die Teilung
Deutschlands nicht mehr zu diskutieren
Stalin
will gemäss Falin eher ein einheitliches Deutschland
analog der Weimarer Republik, v.a. weil Stalin die Pläne
der "USA" nicht akzeptiert. Alle diesbezüglichen
Aussagen liegen im Archiv des sowjetischen
Aussenministeriums, mit Dokumenten über Treffen von
Stalin und anderen mit Mitgliedern der
Litwinow-Kommission (S.469).
Westfront:
Der NS-Widerstand ist gemäss Falin praktisch
eingestellt - stillschweigendes Ende der 2.Front
--
die GB- und "US"-Truppen stürmen in Richtung Osten, um
die RA nicht zu weit vordringen zu lassen (S.483)
-- massenweises
Abwandern von NS-Truppenteilen von der Ostfront in
Richtung Westfront, um in westliche Gefangenschaft zu
kommen (S.483-484)
-- Churchill gibt
den Befehl heraus, Beutewaffen einzusammeln, aber die
NS-Formationen noch nicht aufzulösen für den Fall eines
Krieges gegen die SU in Mitteleuropa (S.484).
1.3.1945
"USA"-SU:
Meldung von SU-Botschafter Gromyko aus Washington über
den SU-Hass
über
die Kampagnen von nazifreundlichen "US"-Senatoren wie
Vandenberg, Wheeler und die SU-feindlichen Zeitungen von
Hearst und Patterson (S.476).
in:
Sowjetsko-amerikanskie otnoschenia, Bd.2, S.317-322
3.3.1945
OSS-D: Das OSS präsentiert Dollmann die Vorbedingungen für ein Ausscheiden Deutschlands aus dem Krieg in Italien
(S.478) [welche?]
8.3.1945
OSS-D:
Dulles erwähnt gegenüber Wolff nicht alle
OSS-Vorbedingungen vom 3.3.1945(S.478) und Dulles
verhandelt über Frieden ohne Mandat von Roosevelt
(S.480), weil Roosevelt krank ist und das
"US"-Oberkommando ohne Führung ist (S.480-481)
in: Smith,
Bradley/Agarossi, Elena: Unternehmen "Sonnenaufgang".
Köln, 1983, S.193
Zusätzlich gibt
Donovan die Informationen des OSS an Roosevelt und
Eisenhower in einer Form weiter,
-- dass Himmler
aus den Verhandlungen rausfällt
-- dass das
Hauptziel die "Einstellung des deutschen Widerstandes in
Norditalien" sein soll (S.478).
Lugano
OSS-D: Verhandlungen über Kapitulation in Italien
Meldung
an das OSS, General Karl Wolff sei mit Dollmann, Zimmer
und einem OKW-Vertreter auf dem Weg nach Lugano zu
Verhandlungen über die Kapitulation in Italien (S.477).
Lugano OSS-D: Minimalprogramm wie in Frankreich schon erprobt
-- geordnete Übergabe
der Macht von deutscher Seite an die "Amerikaner" und an
GB
-- soziale
Revolution verhindern, Zerstörung von Industrieobjekten
verhindern, die die Grosskonzerne in den "USA" und in GB
interessieren
-- linke Kräfte
im "US"-Auftrag mit Hilfe der deutschen Besetzung
unterdrücken (S.481).
Das
Maximalprogramm
-- GB und "USA"
sollen direkt nach Mitteleuropa einmarschieren können
mit Besetzung vieler Gebiete mit bis dahin nicht
definiertem Schicksal in Deutschland und Österreich, die
der SU zugesprochen waren (S.481).
in: Smith, H.R.:
OSS. The Secret History of America's First Central
Intelligence Agency, N.Y. 1972, S.233
Das Vorhaben
widerspricht völlig den Abkommen von Jalta (S.481).
9.3.1945
EKK:
Gründung einer Modalitätenkommission über Grenzziehung
in Deutschland und Beziehungen der Sektoren
(S.468)
Lugano:
OSS-D: Meldung, Wolff sei in Lugano eingetroffen mit
der Bereitschaft, dass die Wehrmacht in Italien aus
dem Krieg ausscheidet
und
es werde eine Erklärung für ganz Deutschland zur
Einstellung des sinnlos gewordenen Krieges vorbereitet
(S.477).
in:
Sowjetsko-amerikanskie otnoschenia, Bd.2, S.327-329
aber Dollmann
verheimlicht Wolff einen Teil der OSS-Vorbedingungen vom
3.3.1945 (S.478).
12.3.1945
Lugano
"USA"-SU: "US"-Botschaft informiert SU-NKID über Wolff
in Lugano
und
es seien rein militärische Verhandlungen ohne
politischen Inhalt. Gemäss Falin ist die ganze
Wolff-Affaire um einen Separatfrieden in Italien ein
klassisches Ablenkungsmanöver gegen die SU (S.477).
Lugano OSS-SU: Ein Teil der Bemühungen um Waffenstillstand in Norditalien kommt ans Licht
Molotow fordert von
Averell Harriman die Anwesenheit von SU-Vertretern an
den Verhandlungen über Norditalien (S.478).
in:
Sowjetsko-amerikanskie otnoschenia, Bd. 2, S.327-329
-- es stellt sich
heraus, GB ist gar nicht über die Verhandlungen in
Norditalien informiert (S.478)
-- einige
"amerikanische" Militärs stimmen einem SU-Vertreter bei
den Verhandlungen zu (S.478-479)
-- andere
"amerikanische" Militärs sind gegen eine SU-Anwesenheit
in Norditalien: Stimson, Harriman, Dean (Chef der
"amerikanischen" Militärmission in der SU), die
OSS-Führer, weil es nicht nur um die Kapitulation der
Heeresgruppe Kesselring geht (S.479).
in:
Sowjetsko-amerikanskie otnoschenia, Bd.2, S.332-333,
337-347, 350-352
15.3.1945
"USA"-SU:
Die "USA" will keinen SU-Vertreter an den
Italien-Verhandlungen
Die
Verhandlungen werden heruntergestuft als "Treffen" zur
Kontaktaufnahme deklariert, wo alle Fragen im
Hauptquartier von Feldmarschall Alexander "erörtert
werden" (S.479).
in:
Sowjetsko-amerikanskie otnoschenia Bd.2, S.331-332
Die Spaltung der Verhandlungen über Oberitalien: Bern und Caserta
-- in Bern wird die
Organisation einer "amerikanisch"-deutschen Koalition
der Oberkommandos fortgeführt
-- die
Kapitulation in Oberitalien wird unter Beisein von
SU-Vertretern in Caserta [bei Neapel] verhandelt (S.479).
in:
Sowjetsko-amerikanskie otnoschenia, Bd.2, S.332-333,
337-347, 350-352
Atombombe
D: Totalzerstörung der Firma "Auer Gesellschaft" mit
Uran-Arbeiten in Oranienburg
bei
Berlin, Zerstörung durch 612 "fliegende Festungen"
(S.450)
Zur Ablenkung
wird zusätzlich das Städtchen Zossen bombardiert mit
einem Stab der Wehrmacht, als Diversionsakt,
abgesprochen zwischen Marshall, Groves und Spaatz, damit
die SU nicht in Oranienburg etwas spezielles vermuten
könnte. Die "US"-Generäle spielen so ihre eigene Politik
(S.451).
in: Gregg, H.:
The Winning Weapon. New York, 1982, S.106
in: Groves,
Leslie: Now It Can Be Told, N.Y. 1962 (ohne Seitenzahl)
16.3.1945
Caserta:
Die Wolff-Affaire wird öffentlich
--
die SU fordert die Einstellung der Verhandlungen, weil
es Separatverhandlungen sind
[was den Abkommen
von Jalta widerspricht]
-- die
Wolff-Verhandlungen werden zur Wolff-Affaire (S.479).
in:
Sowjetsko-amerikanskie otnoschenia, Bd.2, S.332-333,
337-347, 350-352
21.3.1945"USA"-SU: Harriman will die Wolff-Affaire
rechtfertigen - die SU fordert vehement die
Einstellung aller Separatverhandlungen
->>
Roosevelt, Churchill und Stalin polemisieren nun
gegeneinander, sie waren bisher nicht involviert (S.479)
in:
Sowjetsko-amerikanskie otnoschenia, Bd.2, S.332-333,
337-347, 350-352
Die destruktive
Atmosphäre dauert bis April an. Zwischen Roosevelt und
Stalin endet der Kontakt in dieser destruktiven
Atmosphäre (S.479).
26.3.1945
EKK: Gussew an Eden: Die SU fasse den Teilungsartikel nur als Drohung gegenüber D auf
Gussew:
"Die
Sowjetregierung versteht den Beschluss der
Krim-Konferenz über die Teilung Deutschlands nicht als
einen obligatorischen Plan zur Teilung des Landes,
sondern als eine Möglichkeit, auf Deutschland Druck
auszuüben und ihm die Gefährlichkeit zu nehmen, falls
sich andere Mittel als nicht ausreichend erweisen
sollten." (S.468)
in: Krymskaja
konferenzia, S.20-21
und:
EKK: Gussew wendet sich gegen den Einbezug Frankreichs in das Teilungsregime
Gussew will auch,
dass Frankreich vom Teilungsartikel in den
Kapitulationsbedingungen nichts erfährt (S.468).
in: FRUS, 1945,
Vol.3, S.206
31.3.1945
EKK:
neuer britischer Entwurf "Deklaration über die
Niederlage Deutschlands" ohne die Formel der
"bedingungslosen Kapitulation"
->>
SU-Nachfrage von Gussew im Auftrage Molotows, warum die
"bedingungslose Kapitulation" im Text fehlt (S.474).
in:
Sowjetsko-angliskie otnoschenia, Bd.2, S.319, 331-332
Ende März 1945
D:
Himmler erforscht Möglichkeiten, Hitler zu isolieren
(S.485)