Erich von Däniken:
Zeichen für die Ewigkeit - die Botschaft von Nasca
1. Nasca liegt am
Highway
1.2. Drunter und drüber
Manche Nasca-Linien kommen sternförmig auf einem
Hügel an (S.45) |
von: Erich von Däniken:
Zeichen für die Ewigkeit - die Botschaft von Nasca;
Goldmann-Verlag ohne Jahr [1996 ca.]; ISBN: 3-442-15033-7
präsentiert von Michael
Palomino (2011)
[Zuerst waren die
geometrischen Formen - und erst später die Pisten drüber]
Unter all den hier
erwähnten Pisten spannt sich ein verwirrendes Netz von
geometrischen Formen. Ich hebe das Wörtchen unter hervor, weil hier
belegt werden kann, dass ZUERST die geometrischen Formen
angelegt wurden und erst SPÄTER die Pisten (Bild Nr. 12). Muss
ich noch erwähnen, dass auch auf diese Pisten mehrere der
schnurgeraden, schmalen und kilometerlangen Linien zulaufen?
Nasca-Linie, eine Piste liegt über einer Figur (S.32)
[Fehlendes Kartenmaterial]
Bedauerlicherweise existieren nur sehr eingegrenzte und
äusserst unvollkommene Karten über das Nasca-Gebiet. Deren
beste im Massstab 1:10.000, herausgegeben vom Instituto
Geografico Nacional, zeigt einen beeindruckenden Ausschnitt
des Ingeniotals und der "Pampa de Jumana". Auf ihr sind viele
Pisten, gerade Linien und Scharrzeichnungen massstabgerecht
und auch in der korrekten Nord-Süd-Ausrichtung wiedergegeben.
Und doch deckt diese Karte gerade mal ein Viertel der
vorhandenen Strukturen ab. Im Herbst 1995 gelang es mir, aus
einem Flugzeug 1000 hervorragende Aufnahmen zu machen. Heute
suche ich ihre Pendants vergeblich im zur Verfügung stehenden
Kartenmaterial. Sicher gibt es Gelände- oder Strassenkarten.
Auf diesen fehlen jedoch die Rätsel um Nasca. Ich erkundigte
mich bei der peruanischen Luftwaffe und bei den Piloten,
welche die Touristen über das Gelände fliegen. Auch nur
halbwegs vollständige Karten mit den Bodenmarkierungen
existieren nicht [denn die peruanische Mentalität will nie
präzise sein, und Peruaner können auch kaum oder gar nicht
Kartenlesen]. "Wie auch?" spottete der Chefpilot Eduardo. "Es
vergeht kaum ein Tag, an dem wir nicht etwas Neues entdecken!"
[Das ist eine gute "Begründung", die Präzision und das
Kartenlesen abzulehnen. Hauptsache, es kommen Touristen und
Geld ins Land. Über Wissenschaftler machen sich die Peruaner
meistens nur lustig, das war nicht nur bei Frau Reiche so, die
von den primitiven Peruanern als "Wüstenhexe" bezeichnet
wurde].
[Neue Fotos von Däniken mit
Linien und Pisten]
Aus dem Flugzeug, dessen Tür ausgehängt war, glückte es mir,
zwei kontroverse Szenerien zu fotografieren: eine klar
erkennbare Piste, schätzungsweise 70 Meter breit und 800 Meter
lang. An einem abfallenden Hang rechts der Piste eine Spirale
und dann, wie mit dem Seziermesser in die Haut geritzt, ein
breites Zickzackmuster. Diese Zickzacklinie verläuft, auch für
Blinde (S.31)
erfühlbar, UNTER der Piste hindurch (Bilder 13 + 14). Demnach
war zunächst das geometrische Muster angelegt worden, erst
später folgte die Piste.
Nasca und Palpa, eine Piste wurde über eine Zickzacklinie
gelegt (S.34)
Nasca und Palpa, eine Piste wurde über eine Zickzacklinie
gelegt, Detail (S.34)
Auf dem zweiten Foto ist genau das Gegenteil zu sehen: die
klar erkennbare Piste, die von einem Zickzackmuster überquert
wird (Bild Nr. 15).
Linien von Nasca und Palpa, eine Zickzacklinie überquert
eine Piste (S.35)
Diesmal sind die Zickzackverbindungen enger gezogen als auf
dem ersten Bild. War jetzt zuerst die Piste da und wurde dann
mit dem Muster überdeckt? Dabei bin ich mir nicht einmal
sicher, ob die Zickzacklinien ursprünglich nicht doch UNTER
der Piste lagen und dann durch die jahrtausendelange
Verwitterung an die Oberfläche gedrückt wurden. Auch frage ich
mich mehr und mehr, was die Zickzacklinien eigentlich sollten.
Wozu dient irgendeine Ornamentik, wenn später ein breites Band
darübergeklatscht wird, das zwei Drittel der Darstellung
wieder verdeckt? Oder handelte es sich nie und nimmer um
Ornamentik? Verbirgt sich hinter den Zickzacklinien vielleicht
eine längst vergessene Technologie? Etwas, das wir heute
"Induktionsschleifen" nennen?
Die Frage ist ketzerisch, sie bohrt in einer Wunde, die nicht
berührt werden soll. Und doch sprechen die Bilder für sich.
[Die Raumschiffe der Ausserirdischen fliegen auch oft in
Zickzacklinien. Die Bewohner der Region Nasca haben dies
teilweise selbst gesehen. Die Flugbahn von Ufo-Raumschiffen
sind also oft Spiralen und Zickzacklinien im Wechsel. Dies
wird aber von Däniken aber leider nie erwähnt].
Und doch sprechen die Bilder für sich. Die breiten
Zickzacklinien UNTER der Piste sind nämlich lediglich
ebenfalls nur Teile des Verwirrspiels. Vier schmale Linien
begleiten die Piste auf der linken Seite, daneben liegt noch
eine Spirale aus fünf konzentrischen Kreisen. Rechts davon
ziehen sich sechs dünne, gerade Linien, die schliesslich UNTER
der Piste verschwinden. Wozu benötigte irgendwer irgendwann
breite Zickzacklinien und filigranschmale Streifen UNTER einer
Piste? Sollte das eine Markierung sein? Eine Schrift? Eine
irgendwie geartete Botschaft? Für wen, nachdem doch eine Piste
darübergelegt worden war?
Also weder Botschaft noch Ornamentik, sondern schlicht ein
Spiel der Zeit? Begann irgendeine Generation, die noch nicht
auf die spleenige Idee kam, pistenartige Linien in die Wüste
zu zaubern, zuerst mal mit geometrischen Zeichen? Nicht
ahnend, dass (p.33)
später Stammesbrüder die schönen Zeichen durch eine Piste
verdecken würden? In diesem Falle hätten die späteren
"Pistenbauer" die Zeichen ihrer Vorfahren nicht ernst
genommen. Sie haben sie teilweise mit der Piste überdeckt.
Diese Theorie befriedigt auch nicht. Es war doch weiss Gott
Platz genug vorhanden, um die Piste woanders anzulegen.
Weshalb musste die Piste ausgerechnet AUF die geometrischen
Linien gekratzt, gepappt, geschmiert werden? Was war an dieser
Position so wichtig?
[Pisten über anderen Pisten]
Diese Art von Gedankenspielereien ergibt aber auch aus einem
anderen Grund keinen Sinn: Es existieren nämlich auch Pisten
ÜBER den Pisten. Wie bitte?
Beleg hierfür ist eine Aufnahme während des Anflugs auf zwei
Pisten, die nicht im ebenen Gelände der Wüstenfläche liegen,
sondern auf einer abgeflachten Hügelkuppe [auf einem
"geköpften" Berg] im Gebiet von Palpa (Bild Nr. 16).
Linien von Nasca und Palpa, Piste liegt auf Piste auf einem
"geköpften" Berg (S.16)
Beide Pisten beginnen fast am selben Punkt, doch spreizen sie
sich in einem Winkel von 45 Grad. Ähnlich wie beim Anflug auf
einen Flughafen liegen VOR dem Pistenanfang (S.35)
neun schmale Linien, anzusehen wie Landemarkierungen. (Für den
Betrachter: Die mittlere, hellere Linie ist nicht mitgezählt,
weil sie vermutlich in neuerer Zeit durch ein Fahrzeug
entstand). [Vor der Unterschutzstellung der Nasca-Linien haben
Autos die Linien zum Teil verunstaltet, und die Linien in der
Nachbarregion von Palpa sind bis heute nicht geschützt].
Deutlich ist UNTER der rechten Piste eine ältere, viel
breitere und grössere zu erkennen. Ich schätze diese
darunterliegende Piste auf 80 Meter Breite und 1,3 Kilometer
Länge. Demnach wurde Piste auf Piste gelegt, wobei die frühere
Piste weit grössere Ausmasse aufwies.
Eine weitere Aufnahme zeigt dieselben Pisten aus einer anderen
Perspektive (Bild Nr. 17).
Linien von Nasca und Palpa, Pisten sind sternförmig angelegt
(S.36)
Diesmal lässt sich das "Drumherum" sehr genau ausmachen: ganz
rechts die neuere Piste, darunter die ältere, breitere. ÜBER
der älteren Piste verläuft kurz ein geometrisches Muster.
Dieses wiederum bleibt aber UNTER der neueren Piste. Aus der
optischen Beurteilung ergibt sich folgender Zeitablauf: alte
Piste - geometrisches Muster - neue Piste.
[Die Pistenbauer und die
Altersbestimmung mit einem Holzpflock - wo ist das
Prozessionszentrum?]
Mit Sicherheit lässt sich daraus schliessen, dass sich die
"Epoche der Pistenbauer" über eine lange Periode hingezogen
haben muss. Wie lange? Die Archäologie spricht von einer
Kultur, die etwa ab 500 nach Christus tätig war. Dieses Datum
basiert auf einem Holzpflock, der inmitten eines Steinhaufens
gefunden wurde. C14-Analysen ergaben ein Alter von 525 nach
Christus (mit einer Schwankung von 80 Jahren). Darauf würde
ich mich nicht allzusehr verlassen. Der Himmel mag wissen, wer
im sechsten Jahrhundert unserer Zeitrechnung einen Holzpflock
in den Steinhaufen setzte, als die Pisten längst vorhanden
waren. Wie alt, bitte?
Maria Reiche attestiert, der Spuk müsse sich "über Hunderte
von Jahren"
(Fussnote 4: Reiche, Maria:
Geheimnis der Wüste. Stuttgart ohne Jahr [1968])
hinweg hingezogen haben. Peruanische Autoren reden gar von
4000 Jahren, als mit der ältesten Piste begonnen worden sei.
(Fussnote 10: Gomez, Marcela:
El Misterio de la Pampa [Das Geheimnis der Pampa-Ebene]; In:
Magazin "Aboard"; Aero Peru, Februar 1992)
Niemand weiss, was stimmt. Die spärlichen Datierungen, die
vorgenommen wurden, sind widersprüchlich und allesamt
angreifbar. Wer garantiert uns, dass ein Feuerchen, aus dessen
Holzkohlenreste heute C14-Analysen erstellt werden, nicht viel
jünger ist als die Pisten? Bei der Menge von Menschen (S.37),
die irgendwann Jahr für Jahr in der Pampa arbeiteten, die
Steine wegtrugen und Schnüre auslegten, müsste es von
ehemaligen Feuerstellen eigentlich wimmeln. Und von
Nahrungsresten oder Kleiderfetzen. Nichts davon ist da. Als ob
sich die Pampa-Indios in Luft aufgelöst hätten. Nirgendwo
steht ein imposantes Grabmal herum, das zu Ehren des
Oberpriesters oder obersten Geometers errichtet wurde. Kein
Heiligtum, kein Tempel verkündet die frohe Botschaft der
Stammesfürsten. Keine Inschrift weist auf die Spur des
legendären Volkes hin, das sich in der Ebene von Nasca
verewigte. Es sei denn, das Liniengewirr selbst ist die
gesuchte Botschaft.
[Hier ist Däniken
unvollständig: Das grosse Priesterzentrum, das eventuell zu
den Nasca-Linien gehört, liegt bei den Pyramiden von
Cahuachi, die aber bis heute kaum ausgegraben sind, weil der
Staat Peru kein Geld für die Ausgrabungen zur Verfügung
stellt. Einige Linien zeigen direkt auf die Pyramiden. Die
Verbindung wurde aber durch zwei Schlammlawinen
unterbrochen, die den gesamten Pyramidenkomplex vor ca. 800
Jahren verschütteten und so die Tradition der Verbindungen
zu den Göttern von Nasca unterbrachen. Viele Funde zeigen
Motive der Nasca-Scharrbilder, zu sehen in den Museen, wo
Nasca-Kultur ausgestellt ist].
[Die Pisten- und Linienbauer]
Wie viele Steine müssen insgesamt bewegt worden sein? Man
bedenke: Es existieren über 2000 schmale Linien, von denen
einige drei, fünf, sechs, zehn und über 20 Kilometer lang
sind. Dazwischen Trapezflächen, die an ihrer breitesten Stelle
80 Meter erreichen, sich dann harmonisch verengen, um nach 3,6
Kilometern in einer schmalen Linie auszulaufen. Dazu die
Pisten von 30 bis 110 Meter Breite und Längen von bis zu 1,4
Kilometern. Und schliesslich die Scharrzeichnungen,
[und] die rund 100 Spiralen und geometrischen Figuren. Nicht
zu vergessen die Pisten ÜBER den Pisten, die älteren und
neueren [teilweise auf "geköpften" Bergen].
Beim Studium der Literatur über Nasca entsteht der Eindruck,
der gesamte Arbeitsprozess sei eine Kinderei gewesen, denn die
emsigen Indios hätten nichts weiter tun müssen, als die
Wüstenoberfläche von den kleineren Steinchen zu befreien. Und
alsogleich sei der hellere Untergrund zutage getreten.
<Ein Fusstritt genügt, um
den helleren Boden darunter aufzudecken und eine dauernde
Spur zu hinterlassen.>
(Fussnote 11: Kern, Hermann, und andere mit Bezug auf
Reiche, Maria: Peruanische Erdzeichen; München 1974)
Stimmt nicht und reicht nicht.
[Die Entstehung der Wüste -
der oxidierte Wüstenboden ist oft hart - aber Fahrspuren
sind möglich]
Der Boden der diversen Pampas um Nasca besteht aus
Schwemmland, durchzogen von eisenhaltigen Kieseln, Schiefer,
Kalk und vulkanischem Material. Seit Jahrzehntausenden sind
die Steine an der Oberfläche extremen Temperaturschwankungen
ausgesetzt gewesen. In den Winternächten sinkt die Temperatur
bis auf vier Grad Celsius, die Tageshitze steigt (S.38)
auf 40 Grad. Hitze und Kälte zersprengten die Steine zu
Schotter, vergleichbar dem Belag zwischen den Schwellen von
Bahngleisen. Zudem bringt die Hitze das Gesteinsmaterial an
der Oberfläche zur Oxidation. Es nimmt eine rotbraunen Färbung
an. Beim Zerbersten wird Gesteinsmehl frei, das sich zum Teil
absetzt, zum Teil weggeblasen wird.
Dieser geologische Prozess lässt den Untergrund unberührt.
Werden also die eisenoxidbraunen Steine entfernt, so kommt ein
hellerer Untergrund zum Vorschein. Auf diese Weise entstanden
die Scharrzeichnungen. Man scharrte die Oberflächensteine weg,
und der gelbliche Untergrund trat zutage. Ich selbst habe
dieses Verfahren an mehreren Stellen versucht. Manchmal
klappt's, manchmal nicht. Der Wüstenboden ist oft derart hart,
dass ein "Wegkicken" der Steine mit den Schuhen nicht
weiterhilft. Es entsteht auch keine helle Spur. Andererseits
ist unbestritten, dass Autos und Motorräder, die seit den
fünfziger Jahren die Pampa durchführen, unübersehbare, helle
Furchen hinterliessen. Diese grässlichen Fahrspuren zerstörten
und zerschnitten sehr oft die uralten Bodenmarkierungen. Trotz
dieses gesicherten Tatbestands ist mir einiges unverständlich.
[Die Linien und Scharrbilder
heben sich vom Wüstenboden ab, auch wenn sie nicht
nachgezogen oder gereinigt sind]
Heutzutage ist der
Untergrund der Figuren, Pisten, Linien kaum heller als seine
Umgebung. Alles sieht gleich aus. Es sei denn, es handelt sich
um jene Figuren, deren Konturen von Maria Reiche und anderen
vor Jahren mit Kreidepulver (und ähnlichem) nachgezogen oder
mit Besen mehrmals gereinigt wurden. Daher ist es um so
erstaunlicher, dass sich die gewaltigen Zeichen und Pisten bei
Betrachtung aus dem Flugzeug haarscharf vom Wüstenboden
abheben. Warum eigentlich?
Jeder oberflächliche Nasca-Tourist, der den direkt an der
Strasse aufgestellten Metallturm erklettert [Aussichtsturm],
kann von der Aussichtsplattform aus fünf Linien und die
Umrisse einer Piste besichtigen. Von einem Farbunterschied
zwischen dem Wüstenbraun und den Bodenzeichen ist nichts zu
erkennen. Da ist keine Spur von einem hellgelben Untergrund
feststellbar. Ich habe bei jedem meiner Nasca-Besuche (p.39)
auch Aufnahmen am Boden gemacht. Nur in den seltensten Fällen
wiesen die Pisten und Linien einen irgendwie erkennbaren,
helleren Untergrund auf als die Gesamtfläche. Deshalb wage ich
die ungezogene Frage: Was stimmt hier nicht? Warum zeichnen
sich die Pisten, Linien und Trapezflächen klipp und klar auf
dem rostbraunen Boden ab, wenn doch - heute! - alles aus
DEMSELBEN Braun besteht? (Bilder Nr. 18 + 19).
Nasca-Linie in Braun 01
Nasca-Linie in Braun 02
Weshalb stechen nicht nur die Konturen der Pisten, sondern
auch die GESAMTEN PISTENFLÄCHEN gelblichweiss aus der Pampa
hervor, als ob sie einst mit Gips überzogen gewesen wären,
obschon sie am Boden denselben Farbton aufweisen? Warum um
alles in der Welt heben sich die rund einen Meter breiten
Zickzacklinien unverkennbar und deutlich aus den Pisten ab -
sogar dann, wenn sie UNTER den Pisten liegen? Ist hier ein
anderes Material verwendet worden? Bestanden die Pisten und
Linien ursprünglich nicht nur aus weggeschobenen
Oberflächensteinen, sondern zusätzlich noch aus etwas anderem?
Alles Unsinn? Nichts als überflüssige Spekulation? Nein. Ich
belege es mit handfesten Beweisen.
Niemand kann bestreiten, dass UNTER der auf Seite 34
abgebildeten Piste eine Zickzacklinie verläuft. hätten also -
wie behauptet wird - die Pistenzieher lediglich ihre
oxidierten Steinchen von der Wüstenfläche gekratzt, um den
hellen Untergrund zum Vorschein zu bringen, so wären auch die
Zickzacklinien verschwunden. Um die hellere Kalkfarbe des
Untergrund hervorzuzaubern, müssen schliesslich ALLE Steine
von der Piste weggeräumt werden. Weshalb bleibt dann das
Zickzackmuster unter der Piste übrig? Bestand es eben doch aus
einem zusätzlichen Material? Und hatte das Zickzackmuster
einen ganz anderen Zweck als den, welchen von sich selbst
überzeugte Archäologen in ihrem schlichten Kult-Denken
vermuten?
[Wo ist der Bauschutt der bis
zu 30 cm tiefen Pisten und Linien?]
Von diesen Fragen einmal abgesehen, mussten die Erschaffer der
Botschaft von Nasca mit Sicherheit sehr viel Gesteinsmaterial
zur Seite räumen, denn die Vertiefungen, in denen Linien
(S.40)
und Pisten im Wüstenboden ruhen, betragen auch heute noch bis
zu 30 Zentimeter. Oft lassen sich auch über grössere Distanzen
noch die Geröllanhäufungen auf beiden Seiten von Pisten und
Linien erkennen (Bild Nr. 20).
Nasca-Linien, Piste mit Geröll am Rand (S.42)
Wenn aber um 500 unserer Zeitrechnung mit der Schufterei auf
den Wüstenflächen sowie den umliegenden Hügeln und Bergen
begonnen wurde und sich die Riesenarbeit über Jahrhunderte
hingezogen haben muss, dann landen wir unweigerlich am Beginn
des Inka-Zeitalters um das dreizehnte Jahrhundert. Weshalb nur
setzten die Inka den pompösen Kult ihrer Vorfahren nicht fort?
Wieso wurde mit der Linienzieherei aufgehört?
[Die Frage nach dem Ort - und
wieso wurde der Linienkult bei den Inka nicht
weiterbetrieben, wenn es einen solchen Kult gab?]
Warum wurde die gewaltige Schau, der rätselhafte "Pistenkult"
nur im Gebiet von Nasca und nördlich davon vollzogen? Zwar
stösst man im Küstengebiet von Paracas (Peru) bis hinunter
nach Antofagasta (Chile) immer wieder auf riesige
Scharrzeichnungen an den Berghängen, jedoch Pisten und
kilometerlange Linien, die darauf zuführen, gibt es nur um
Nasca. Maria Reiche meinte:
<Die Schöpfer der Linien wählten diese Gegend aus dem
Wissen heraus, dass ihre Werke weder durch Wind noch Regen
ausgelöscht würden: Der Wind bläst nur Staub und Sand weg, der
sich normalerweise auf die Arbeiten legen würde, und vor
Beginn der Luftverschmutzung gab es praktisch keinen
Regen.>
(Fussnote 11: Kern, Hermann,
und andere mit Bezug auf Reiche, Maria: Peruanische
Erdzeichen; München 1974)
Es gibt auch heute keinen Regen - mit Ausnahme des insgesamt
zehnminütigen Nieselns pro Jahr. Doch wenn die Schöpfer der
Linien das Gebiet "aus dem Wissen heraus" ausgewählt haben,
dass über lange Zeit nichts kaputtging, weshalb hielten sich
denn die Nachfahren nicht daran und kratzten Pisten ÜBER
die Zickzacklinien und Bodenzeichen? Der Kult, wie auch immer
er geartet war, muss schliesslich für die nachfolgenden
Generationen von ebenso enormer Bedeutung gewesen sein, sonst
hätten sie ja keine "Pisten über die Pisten" gelegt. Und
nachdem sich die mühevolle Plackerei eindeutig über viele
Jahrhunderte hingezogen haben muss und - ab dem Jahr 500
gezählt - bis kurz (S.41)
vor Beginn der klassischen Inka-Epoche um 1200 beibehalten
wurde, wieso sagte denn kein Inka etwas darüber? Weshalb
verlor keiner der spanischen Chronisten ein Sterbenswörtchen
über die Kuriosität bei Nasca? Warum merkte auch keiner der
spanischen Soldaten, Priester oder Handelsleute irgend etwas
von diesem gigantischen Bilderbuch in den Wüsten um Nasca?
[Stimmt nicht: Die Linien von Nasca sind bei den spanischen
Kolonialisten erwähnt, aber das wurde von der spanischen Krone
geheimgehalten].
Ich vermute, weil die Bodenzeichnungen um Nasca viel älter
sind als angenommen. Als die spanischen Eroberer eintrafen,
hatten die Indios den "Kult der Pistenmacher" längst vergessen
[bzw. das Kultzentrum der Pyramiden von Cahuachi wurde zweimal
von Schlammlawinen verschüttet und komplett begraben].
Ihre Erinnerung lebte von den Söhnen der Sonne, drehte sich um
Tempel, Befestigungsanlagen, Kalenderheiligtümer, Kriege und
das tägliche Brot. Riesige Markierungen im Boden? Keiner
wusste davon, keiner kümmerte sich darum.
Die Archäologie um das Wunder von Nasca wird viel zu
oberflächlich - und dies im Sinne des Wortes - betrieben. Die
Antworten, mit denen sich der Wissenshungrige zufriedengeben
muss, sind kurzsichtig. Man beschränkt sich auf die üblichen,
abgedroschenen Ideen, geht der Sache nicht auf den Grund.
Scharfsinnige Denker, auch wenn sie nur Fragen aufwerfen, sind
unerwünscht, spezielle Analysen unnötig. Unter dem Zauberwort
"Kult" wird alles katalogisiert, ja zum Wissen erhoben. Ich
wage einige Fragen, weil mir die bisherigen Antworten nicht
genügen.
Ein Katalog unsinniger Fragen
Was bezweckten die Erschaffer der Linien und Pisten? Die
Kalendervariante ist längst vom Tisch, und die angeblich
astronomischen Zusammenhänge von Scharrzeichnungen und
Gestirnskonstellationen erklären, selbst wenn sie zutreffen
würden, nicht den Grund für die Pistenzieherei.
Woher stammen die geometrischen Kenntnisse? Welche Instrumente
kamen zum (S.43)
Einsatz? Welche Vermessungspriester bestimmten die Fixpunkte
und weshalb? In was für Karten übertrugen sie ihre
Berechnungen, auf welches Material ihre Entwürfe, die später
zu den überdimensionierten Scharrzeichnungen heranwachsen
sollten?
Wie war die Arbeit organisiert? Wurde gleichzeitig an mehreren
Stellen geschuftet oder lediglich an einer? Sind ursprünglich
wirklich nur Steinchen vom Wüstenboden weggeschoben worden,
oder gab es noch ein anderes Markierungsmittel? eine Farbe?
Zerbröselte Glimmerstückchen? In Wasser aufgelösten Kalk?
Weshalb verschwinden Zickzacklinien und andere Muster unter
den Pisten nicht, wenn doch nur die Steinchen entfernt werden
mussten, um eine Piste zu erhalten? Diese Muster wären beim
Wegscharren zerstört worden. Sie sind es nicht.
Welchen Sinn hatten die Pisten und Trapezflächen in
unterschiedlichen Längen und Breiten, welche Gewichtigkeit der
Aussage ist ihnen beizumessen? Wozu dienten die bis zu 20
Kilometer langen Linien, die punktgenau auf einige Pisten
zulaufen? Wozu jene, die abrupt auf Bergplateaus enden, sich
auf einer "Sprungschanze" zerteilen?
Gab es eine bestimmte Raumaufteilung? Gab es eine
Planungszeit, oder werkelte jede Gruppe frisch-fröhlich
drauflos? Wer organisierte das Ganze, dirigierte die
Arbeitskolonnen? Wie wurde das Wasser für die Mannschaften in
der glutheissen Wüste herangeschafft? Wenn eine Kolonne
monatelang an einer Trapezfläche von rund drei Kilometer Länge
arbeitet, müssen die Menschen den Arbeitsplatz jeden Abend
verlassen und am nächsten Tag erneut anrücken. Wo blieben ihre
Fuss-, Schuh-, Sandalenspuren? Es gibt nur sehr wenige Fälle,
in denen sich Trampelpfade ausmachen lassen, und die liegen
alle im Gebirge, und unweit davon sieht man auch noch
Besiedlungsspuren. Dann aber liegen gewaltige Pisten völlig
isoliert im Gelände, doch nicht der geringste
Trampelpfad führt darauf zu. Wenn der Wüstenboden
augenblicklich hell wurde, weil ein Schottersteinchen (S.44)
seinen seit Jahrtausenden angestammten Platz verlor, müsste es
von Fusspfaden in der Pampa geradezu wimmeln. Einige hundert
Leute, die zur Arbeit und wieder zurück marschieren, werden ja
wohl auch die Steinchen unter ihren Füssen bewegen. Wo bleibt
die Spur davon? Im Gelände selbst ist gar nichts auszumachen.
Heute haben Motorräder und Autos ihre verheerenden Abdrücke im
Wüstenboden hinterlassen; gelblichweisse Spuren belegen es. Wo
sind die Abdrücke der Erbauer? Auch wenn sie keinerlei Karren
verwendeten, Füsse erden sie doch wohl gehabt haben.
Liegt irgendein Geheimnis unter jenen Hügeln, denen diverse
Linien entgegenstreben? Was verbirgt sich hinter oder unter
denjenigen Punkten im weitläufigen Gelände, auf welche
kilometerlange Strahlenfinger von allen Seiten zukommen? (Bild
Nr. 21)
Manche Nasca-Linien kommen sternförmig auf einem Hügel an
(S.45)
Weshalb werden keine Messungen mit modernen physikalischen
Geräten durchgeführt? Warum kratzt niemand den Untergrund
(S.45)
von einer Piste weg, um an die darunterliegende
Zickzackschicht zu gelangen? Weshalb unterzieht man das
Material keiner chemischen Analyse? [Diese chemischen Analysen
wurden in den 2000er Jahren gemacht].
Vor langer, langer Zeit, so die Lehrmeinung, durchzogen
vereinzelte Wasserläufe die Pampa. Dies ist auch auf den
Luftaufnahmen deutlich zu erkennen. Warum nur versickerten die
Wassermassen beidseitig der bis zu 3,6 Kilometer langen
Trapezflächen und Pisten? Anders formuliert: Weshalb wurden
die Bodenmarkierungen nicht überflutet? (Bilder Nr. 22-26)
Von
Überschwemmung eigenartigerweise verschonte Pisten
oder kaum tangierte Pisten
|
Nasca-Ebene, Pisten liegen im Winkel da, wurden aber
von der Überflutung verschont (S.46) |
Nasca-Ebene, Piste (S.47) |
Nasca-Ebene, Piste mit wenig Verschüttung (01)
(S.47) |
Nasca-Ebene, Piste mit etwas Verschüttung (02)
(S.47) |
Wer nun denkt, die Wasserläufe seien VOR den Bodenzeichnungen
da gewesen und die Linienzieher hätten ihre Pisten erst
hinterher zwischen die Rinnen gelegt, der ist auf dem Holzweg.
Obschon die Wasserfurchen die wirklich langen Pisten nicht
berühren, gibt es immer wieder vereinzelte Stellen, an denen
sie es doch taten. Da muss die Bodenmarkierung VOR dem Wasser
entstanden sein. Dank unserer modernen Datierungsmethoden
liesse sich schnell feststellen, welche von allen Pisten die
älteste, sozusagen die Urpiste (S.46)
war. Man benötigt dazu nur einige Proben diverser Pisten.
Weshalb interessiert das niemanden?
Ja, und worauf beruhte eigentlich der innere Antrieb der
Menschen? Welche Art von Kult spornte sie über Generationen zu
ihrer Arbeitswut an?
Der schnelle, oberflächliche Leser [und die Leserin] mag
einwenden: Warum löst dann Erich von Däniken einige dieser
Fragen nicht selbst? Weshalb kratzt ER keine Piste auf, um an
die darunterliegende Schicht einer Zickzacklinie zu gelangen?
Weshalb gibt ER SELBST dann keine chemische Analyse in
Auftrag? Ich würde es liebend gern tun, wenn ich dürfte!
[Der Schutzbeschluss zur Unantastbarkeit der
Wüstenebene von Nasca in den 1960er Jahren]
[Reifenspuren zerstörten
Linien und Figuren - die Unterschutzstellung]
Nachdem in den sechziger und siebziger Jahren alle möglichen
Hohlköpfe mit ihren Motorfahrzeugen Teile der Bodenzeichnungen
verwüstet hatten, gebot die Regierung von Peru endlich
Einhalt. Es war auch allerhöchste Zeit. Auf Drängen von Maria
Reiche wurde die Pampa von Nasca offiziell zum
"archäologischen Park" erklärt. Grosse Tafeln, unübersehbar an
den Strassen und Zufahrtswegen angebracht, verkünden es: Das
Betreten des Gebiets ist strikt verboten! Wer diese Anordnung
missachtet, wird mit einer Busse von einer Million US-Dollar
belegt und zusätzlich zu einer Haftstrafe von bis zu fünf
Jahren verurteilt (Bild Nr. 27).
Das Verbotsschild, das mit 5 Jahren Gefängnis droht (S.49)
[Die peruanische Regierung war
dabei nicht kulturell interessiert, sonder es
interessierte sie dabei vor allem der touristische Aspekt:
Wenn die Linien zerstört würden, dann kämen keine
Gringo-Touristen mehr, die Geld ins Land bringen].
[Heimliches Betreten der
Nasca-Linien ist nicht möglich]
Ich kann mir etwas Schöneres vorstellen als peruanische
Gefängnisse. Und klammheimlich durch die Wüste zu marschieren
scheitert an der Praxis. Das Gebiet ist riesig, man müsste die
anvisierte Stelle mit einem Fahrzeug ansteuern. Selbst ein
einsamer Fussgänger würde in dem sehr übersichtlichen
Wüstengelände rasch von den kleinen Flugzeugen aufgespürt, die
tagtäglich Touristen über die Scharrzeichnungen fliegen. Die
Piloten sind angewiesen, jedes Fahrzeug, jede Gruppe und jeden
Einzelgänger augenblicklich über Funk zu melden. An
strategischen Stellen, beispielsweise beim Aussichtsturm, sind
Wachen mit Motorrädern postiert. Zwei Mann rasen los und
schnappen sich den Missetäter.
[Bewilligungen gibt es nicht,
weil die peruanische Bürokratie die Forschung blockiert]
Wie wäre es mit einer offiziellen Bewilligung? Zuständig dafür
ist das Peruanische Kulturinstitut in Lima. Dieses hat seine
Unterabteilungen, auch eine Kommission zum Schutz von Nasca.
Gut daran ist, dass Nasca geschützt wird. Schlecht ist, dass
eine offizielle Bewilligung jahrelang hin und her geschoben
wird. Dass der Gesuchsteller unzählige Fragenkataloge
beantworten muss. Dass er selbstverständlich zur herrschenden
Lehrmeinung stehen muss und nichts daran herumdeutelt. Da
bleibt die Frage, wozu man überhaupt noch forschen soll. Dabei
sind die Meinungen durchaus kontrovers, die Lehrmeinung
hingegen hat immer "vernünftig" und phantasielos zu sein.
Immer mit dem gegenwärtigen Denken, der aktuellen Theorie
verhaftet.
["Lehrmeinungen" -
Lehrmeinungen um Nasca: "Familienwappen"]
So verkündete die amerikanische Archäologin Helaine Silverman,
immerhin "Assistant Professor" der Anthropologie, vor 2000
Jahren hätten sich um Nasca diverse Familienclans
zusammengetan, um die Handelswege zu beherrschen. Dabei habe
sich jeder Clan als Familienwappen eine geometrische Figur
zugelegt. Zur Kennzeichnung des beanspruchten Hoheitsgebietes
seien dann die überdimensionierten Bilder in die Steinwüste
gekratzt worden! (S.50)
(Fussnote 12: Silverman,
Helaine: Beyond the Pampa: The Geoglyphs in the Valleys of
Nazca [Hinter der Pampa: Die Geoglyphen im Nasca-Tal]. In:
[Zeitschrift] "National Geographic Research and
Exploration", S. 435-456; 1990)
Voilà! So löst man die Rätsel von Nasca, und die
Wissenschaftspresse verbreitet die Neuigkeit als gesicherte
Erkenntnis. Gegen die "Familienwappen" wäre gar nichts
einzuwenden, wohl aber gegen die angeblichen "Handelswege"
oder das "beanspruchte Hoheitsgebiet". Wo könnte man auf den
Wüstenflächen um Nasca ein "Hoheitsgebiet beanspruchen"? Zudem
liegen die "Familienwappen" oft dicht nebeneinander, sind
unfertig und weisen nie und nimmer auf "beanspruchte
Hoheitsgebiete" hin. Da wuchs kein Grashalm, stand kein Baum
oder Busch, es gab nichts zu ernten und folglich nichts zu
essen. Ich kenne die Schlaumeier, die jetzt sofort
argumentieren, vor 2000 Jahren sei dies eben anders gewesen.
Wirklich? Hätte die Pampa damals in sattem Grün geleuchtet, so
wäre es andersherum unmöglich gewesen, die Steinchen von der
trockenen (!) Oberfläche zu kratzen, um den hellen Untergrund
zutage zu fördern. Entweder - oder. Zudem erklären die
"Familienwappen" rein gar nichts über die Pisten. Und um der
Unlogik dieser "vernünftigen" Erklärungen die Krone
aufzusetzen: Wie sollen die Indiostämme denn ihre
"Familienwappen" begutachtet haben? Sie sind schliesslich nur
aus der Luft erkennbar.
Ist es denn nicht zu schaffen, wissenschaftlich gesicherte
Erkenntnisse über die Geheimnisse von Nasca zu sammeln und
interdisziplinär zu analysieren? Welche Rolle spielt Maria
Reiche, die grosse alte Dame von Nasca?
Was kommt nach Frau Reiche?
[Gebäude und Strassen in Peru
tragen den Namen von Frau Maria Reiche - Preise]
Marie Reiche hat sich redlich alle Verdienste erworben, die in
Peru nur möglich sind [und hat sehr unter den primitiven
Peruanern gelitten, die sie erst dann akzeptierten, als das
Geld der Touristen ins Dorf kam]. Es gibt
Maria-Reiche-Schulen, Maria-Reiche-Strassen (Bild Nr. 28),
Busstation der Maria-Reiche-Gesellschaft, Tafel (S.53)
ein Maria-Reiche-Museum, den Maria-Reiche-Aussichtsturm und
selbst der Flugplatz von Nasca ist der Forscherin gewidmet.
Frau Reiche wurde Ehrenbürgerin (S.51)
von Peru und vom Staatspräsidenten Alberto Fujimori mit der
höchsten Auszeichnung des Staates geehrt, dem "Orden der
Sonne".
[Stiftungen]
Auch in finanzieller Hinsicht stellt sich die Situation heute
weit besser dar als in früheren Jahrzehnten, als Frau Reiche,
allein auf sich gestellt [mit ihrer Schwester], ihre
Forschungen betreiben musste [die Schwester organisierte den
VW-Bus und die Drucklegung des Buchs etc.]. Heute gibt es eine
(oder mehrere?) Stiftung zur Erforschung des Nasca-Rätsels.
Man könnte jederzeit mit der Arbeit beginnen, wären da nicht
persönliche und staatliche Hemmschuhe, die alles blockieren.
[In den 2000er Jahren wurden dann einige chemische Analysen
durchgeführt].
[Stiftungen
-- Schwester Renate]
Frau Doktor Maria Reiche ist inzwischen über 90 Jahre alt
[verstorben 8.6.1998]. Wind und Hitze haben ihre Spuren am
Körper der grossen Forscherin zurückgelassen. Sie ist seit
Jahren blind und fast taub. In früheren Jahrzehnten hielt sie
Abend für Abend einen kurzen Vortrag für die Gäste des Hotels
"Touristas" in Nasca (heute Hotel "Lineas de Nasca" [dasjenige
mit dem Swimming Pool nahe den Busterminals; im Stadtzentrum
ist ein zweites Hotel mit demselben Namen]). Dann traf ihre
Schwester Renate Reiche aus Stuttgart ein, um sie zu
unterstützen. Renate Reiche ist Ärztin. Auch sie blieb
schliesslich in Nasca und übernahm die abendlichen Vorträge
ihrer erkrankten Schwester. Renate Reiche ärgerte sich und
zeigte dies auch in aller Öffentlichkeit, wenn es jemand
wagte, die Theorien ihrer Schwester anzuzweifeln. Im Gegensatz
zur zierlichen Maria war Renate robust gebaut. Sie konnte auch
einiges vertragen. Sie verstarb kürzlich in Lima an einem
Leberleiden [1996 ca.].
Zurück bleibt Maria Reiche, deren Sinne heute altersbedingt
etwas verwirrt sind. So fragte ich mich, weshalb denn derart
viele und interessante Bodenzeichnungen in der Region von
Palpa (nördlich von Nasca, doch immer noch Bestandteil des
gesamten Komplexes) nicht in Maria Reiches dicken Meisterwerk
auftauchen.
(Fussnote 13: Reiche, Maria:
Contribuciones a la Geometría y Astronomía en el antiguo
Perú [Beiträge an die Geometrie und Astronomie im alten
Peru]. Lima 1993)
Die Antwort: Nur ein Teil des 1993 erschienenen Buches stammt
aus Maria Reiches Feder.
[Die Tochter-Adoption von
Anna Cogorno durch Maria Reiche]
Genausowenig verstehen jene Personen, die Maria Reiche etwas
besser kennen, ihren Entschluss, eine Tochter zu adoptieren.
Nicht dass dabei ein armes peruanisches Kind zu einer älteren
Mutter gekommen (S.52)
wäre - nein, es handelt sich um die Adoption einer erwachsenen
Frau. Anna Cogorno heisst die Glückliche, die es wohl
verstand, Maria Reiches Liebe zu wecken. Ich kann nicht
beurteilen, welche Kräfte hier im Spiel sind, aber ich weiss,
dass es auch um Maria Reiches Geld geht.
[Die korrupte, peruanische
Regierung blockiert die Forschung]
Und in der Ebene von Nasca geschieht derweil nichts.
Denjenigen, die etwas tun könnten und möchten, - mich
eingeschlossen -, sind die Hände gebunden. Die
"Reiche-Stiftung" und die Kommission zum Schutze von Nasca
scheinen nicht sonderlich daran interessiert zu sein. Und
neuerdings auch die adoptierte Tochter von Maria Reiche, die
sich geradeso benimmt, als sei die "Reiche-Stiftung" mitsamt
der Ebene von (S.53)
Nasca und allem Drumherum ihr persönliches Eigentum. Wie
sollen ernsthafte Forscher da weiterkommen?
[Es ist zu vermuten, dass
diese Adoption eine nationalistisch-peruanische Aktion war,
weil die korrupte, peruanische Regierung, die nur
Grupo-5-Diskothek, Fussball und Bumsen im Kopf hat, sich
durch die "Ausländer" zu dominiert fühlte. Ausserdem besteht
die Gefahr, dass der Tourismus abnimmt, wenn das Rätsel um
Nasca gelöst würde. Aber in den 2000er Jahren wurden dann
doch ein paar chemische Analysen zugelassen].
[Nasca-Kulturen im Ingeniotal]
Unbestritten ist, dass in den Tälern um Nasca, insbesondere im
Ingeniotal, über einen Zeitraum von Jahrtausenden nacheinander
verschiedene Kulturen lebten. Die Archäologie spricht von
"Nasca 1 bis Nasca 7". Die Überreste von rund 500 Ortschaften
sind bekannt. Ihre Datierungen reichen von 800 vor bis 1400
nach Christus [als die Pyramiden von Cahuachi endgültig
verschüttet wurden und die Inkas kamen]. Das Gebiet um Nasca
war demnach über eine lange Zeit bewohnt, Menschen von "Nasca
1 bis Nasca 7" bevölkerten die Pampa.
[Pisten und Linien im
Ingeniotal]
Auch das heute bewässerte Ingeniotal strotzte einst vor
Pisten, schmalen Linien und Trapezflächen. Ein Blick aus dem
Flugzeug beweist es: Immer wieder bemerkt der Betrachter
schmale Streifen im Gelände, die gerade brachliegen oder nicht
bewässert werden. Dann tauchen sie auf, vereinzelt nur, aber
gerade noch sichtbar: die Linien, die nach 100 Metern wieder
vom Grün verschluckt werden. Die Tatsache sollte uns sehr
erstaunen, tut es aber nicht. Man muss sich nur mal vor Augen
halten, was Jahr für Jahr im Ingeniotal geschieht: Die Felder
werden künstlich bewässert und bebaut. Traktoren fahren durch
das Gelände, ziehen ihre Furchen. Einige Jahre später werden
bestimmte Äcker NICHT bewässert, man lässt sie ruhen. Kaum
sind die Felder ausgetrocknet, tauchen - simsalabim - die
Konturen von irgendwelchen Linien wieder auf. Dies
widerspricht jeder Lehrmeinung, die Pisten seien nur dadurch
entstanden, dass die Schottersteinchen weggekratzt worden
seien, um den helleren Untergrund hervortreten zu lassen.
Übrigens findet man an trockenen Stellen des Ingeniotals noch
diverse Parallellinien und Labyrinthmuster (Bild Nr. 29),
vermutlich nicht mehr lange: Traktoren haben schon einiges
"bereinigt" und setzen ihr Werk emsig fort.
Linien im Ingeniotal (S.54)
[Eigentlich wollte die peruanische Diskotheken-Bums-Regierung
von Peru in den 1950er Jahren auch die Ebene von Nasca
bewässern und landwirtschaftlich nutzen und alle Nasca-Linien
zerstören, was aber von Frau Maria Reiche verhindert wurde].
[Neue Datierungen mittels Tongefässen]
Vor Jahrtausenden benötigten die Menschen Tongefässe, und die
lassen sich datieren. Na also! Ist es nicht auf diese Weise
möglich zu erfahren, wann die Pisten entstanden? (S.55)
Neue Datierungen
Archäologen von der Universität von Illinois in Urbana, USA,
haben die Pisten tatsächlich datiert. Man sagte sich, die
Pistenbauer müssten schliesslich auch Flüssigkeit zu sich
genommen haben, und hie und da sei wohl ein Keramikkrug zu
Boden gefallen. Also nichts wie hin, um nach Keramikresten zu
suchen, die auch prompt gefunden wurden. Immer wieder lagen
zwischen den Steinen Keramikbrösel von zerborstenen Krügen.
Die grosse Datiererei mit über hundert Proben begann - eine
mühsame und zeitaufwändige Arbeit. Entdeckte man auf einer
Piste mehrere Spuren von "Nazca 1", so musste nach dieser
Logik die Piste zur Keramik von "Nazca 1" gehören.
Ärgerlicherweise fanden sich immer wieder Keramiksplitter aus
verschiedenen
Epochen. Was nun? Waren Bewohner von "Nazca 4" über die
vorhandenen Pisten gestolpert und hatten ihre Wasserkrüge
fallen lassen? Oder besassen Bewohner von "Nazca 5" vielleicht
von Vorfahren noch alte Krüge und Schalen, und waren diese beim Marsch durch
die Wüste zersplittert? Ältere Keramik von jüngeren Besuchern?
Jeder hatte genug davon.
[Die Datierung bleibt
unvollständig - und die Tongefässe können aus verschiedenen
Zeiten stammen]
Andererseits konnte etwa ein Viertel der Linien und Pisten auf
diese Weise überhaupt nicht datiert werden, "weil keinerlei
Keramikreste gefunden wurden" oder weil "die Tonscherben
derart erodiert waren, dass sie sich keiner Epoche mehr
zuordnen liessen."
(Fussnote 12: Silverman,
Helaine: Beyond the Pampa: The Geoglyphs in the Valleys of
Nazca [Jenseits der Pampa-Ebene: Die Geoglyphen im
Nasca-Tal]. In: [Zeitschrift] "National Geographic Research
and Exploration", S. 435-456; 1990)
Für meinen Geschmack lässt sich trotz dieser emsigen
Datierungsarbeit wenig beweisen. Die ältesten Pisten mögen
längst existiert haben, bis Nachahmer kamen und das alte Spiel
wiederholten. Nasca wird damals auch ein heiliger Ort gewesen
sein, etwas wie eine Wallfahrtsstätte [mit den Pyramiden von
Cahuachi nebenan!]. Schliesslich war es gewaltig und
einzigartig. Also trotteten während Jahrhunderten immer wieder
Menschen über die Flächen, und da es unerträglich heiss war,
schleppten sie Tonkrüge mit Flüssigkeit mit. Manchmal warfen
müde Wanderer die leeren Gefässe weg, sie hatten nicht (S.56)
mehr Wert als eine heutige Mineralwasserflasche. Jetzt finden
wir die Reste und konstruieren aus ihnen eine gesicherte
Datierung. Ich würde eher meinen, diejenigen Pisten, auf denen
mehr Tonscherben gefunden werden als auf anderen, sind
vermutlich älter, weil im Verlauf von Jahrhunderten mehr
Menschen Gelegenheit hatten, die uralten Pisten zu bestaunen.
Nur erklärt auch all dies nicht, weshalb es bis zu 23
Kilometer lange Linien gibt, weshalb Dreifachlinien auf der
Spitze einer Bergkuppe abrupt enden oder weshalb
Zickzacklinien unter bestimmten Flächen sich nicht auflösten,
obwohl sie von einer Piste überdeckt wurden (S.57).