Erich von Däniken:
Zeichen für die Ewigkeit - die Botschaft von Nasca
4. Was geschah in
Nasca? [Thesen über Nasca]
von: Erich von Däniken:
Zeichen für die Ewigkeit - die Botschaft von Nasca;
Goldmann-Verlag ohne Jahr [1996 ca.]; ISBN: 3-442-15033-7
präsentiert von Michael
Palomino (2011)
4. Was geschah in Nasca?
[Thesen über Nasca]
Der Unterschied zwischen Gott und den
Historikern besteht vor allem darin, dass Gott die
Vergangenheit nicht mehr ändern kann.
Samuel Butler, 1835-1902
Im roten Gestell meines Büros, direkt im Blickwinkel, stapeln
sich 102 Bücher, Magazine und Broschüren über Nasca. Ich habe
sie alle durchgeackert, mit farbigen Markierungen versehen und
handschriftliche Bemerkungen an den Rand gekritzelt. Nasca
ohne Ende! Theorien noch und noch! Wobei so mancher Autor nur
vom anderen eine Meinung übernimmt und dem Fachmann rasch klar
wird, dass der betreffende Schreiberling nie in Nasca gewesen
sein kann. Es sei denn, er opferte seine kostbare Zeit für
einen kurzen Touristentrip. Die Wissenschaft, die es
eigentlich wissen müsste, kann ebenfalls nichts Gesichertes
über Nasca vorweisen. Obwohl bei der Lektüre der im selben
Strickmuster verfassten wissenschaftlichen Publikationen die
Vermutung aufkommt, als sei der Fall längstens abgehakt.
[Datierungen mit Flechten,
Pilzen und Bakterien]
Endlich - so lese ich im Wissenschaftsmagazin "Nature" - sei
die Datierung geklärt.
(Fussnote 39: Warwick, Bray:
Under the skin of Nasca [Nasca unter die Haut gesehen]. In:
[Zeitschrift] Nature, Ausgabe 358, 2. Juli 1992)
Wie? In der Hitze bildet sich um die Steinchen eine Patina
(hauchdünne Schicht), die auch Manganoxide, Eisenspuren und
Tonmineralien enthält. Unter
dem Stein hingegen entwickeln sich Flechten, Pilze und
Cyanobakterien, also organische Materie. Jetzt muss man nur
Steine finden, die noch von den ehemaligen Erschaffern der
Nasca-Linien vom ursprünglichen Standort entfernt worden
waren, und kann dann mit der C14-Methode die organischen
Spuren darunter datieren (S.111).
Denn die Flechten und Pilze bilden sich ja nicht in der
glühenden Hitze, sondern lediglich an der Schattenseite des
Steins. Nun wimmelt es an den Pistenrändern von Nasca von
Steinen, die - so die wissenschaftliche Annahme - von den
Erbauern weggetragen worden sein müssen. Seither blieben sie
unberührt an ihrem neuen Standort und ermöglichten somit das
Wachstum von Flechten und Pilzen. Man sammelte also neun Steine vom Rand
einer Nasca-Linie oder -Piste. Die Datierung ergab ein Alter
von 190 vor bis 600 nach Christus. Die "Neue Zürcher Zeitung"
ergänzte:
<Auf diese Weise wurden
Werte erhalten, die mit der rein stilistischen Datierung der
Nasca-Keramik ziemlich genau übereinstimmen.>
(Fussnote 40): Das Alter der Nasca-Scharrbilder. In: Neue
Zürcher Zeitung, 2. September 1992)
Diese Methode mag ja was für sich haben. Doch mit welcher
Sicherheit lässt sich denn behaupten, dass die neun
untersuchten Steinchen tatsächlich von den ehemaligen Erbauern
weggetragen wurden und ihren Standort seither nie mehr
geändert haben? Vielleicht gab es vor 1800 Jahren schon
vorinkaische Touristen, die über die Pampa schlenderten und
mit ihren Sandalen Steinchen vom Rand der Linien zu einer
anderen Stelle bugsierten. Wobei gegen das ermittelte Alter
wenig einzuwenden ist - nur: Betrifft dies auch die erste und
älteste aller Pisten?
[Frau Reiche meint, hier sei
eine Beziehung zu den Sternbildern - Dr. Aveni zieht eine
Parallele zwischen Nasca-Linien und Cusco-Linien]
Professor Dr. Anthony Aveni, Anthropologe und Astronom von der
US-amerikanischen Colgate University, weiss genau, was in
Nasca geschah:
<We now know the identity
of the line markers> (<Wir kennen jetzt die Identität
der Linienhersteller>),
schreibt er, um dann zuerst einmal Maria Reiches Überlegungen
in Frage zu stellen.
(Fussnote 41: Aveni, Anthony
F., and Silverman, Helaine: Between the Lines. Reading the
Nazca Markings as Rituals Writ Large [Zwischen den
Nasca-Linien. Interpretation der Nasca-Zeichen als
Ritualzeichen]. In: [Zeitschrift] The Sciences, [Hg.] The
New York Academy of Sciences, Juli / August 1991)
Frau Reiche habe mehrere der grossen Tierfiguren als
Sternenkarten identifiziert. Zum Beispiel den Affen mit den
Hauptsternen der Sternbilder Löwe und Grosser Bär, die Spinne
mit dem Orion. Aber Reiches Vorschläge würden, so Professor
Aveni, zu wenig über das Volk aussagen, das die Figuren
anlegte. Dieses Volk findet Professor Aveni im heutigen Cusco.
Dort, hoch in den Anden, existiert tatsächlich auch ein
vorinkaisches Liniensystem. Die lokalen Indios um Cusco nennen
es "ceques". Es handelt sich dabei um ein Netz von sichtbaren
UND unsichtbaren Linien, die strahlenförmig auf Cusco
zulaufen. Das "ceque-System" um Cusco wird mit dem Kalender,
dem Wasser und den Berggöttern in Verbindung gebracht, und
heute noch finden jährliche Zeremonien AUF bestimmten Linien
statt. Dies überträgt Aveni auf Nasca: Er meint, es bestünden
geometrische Verbindungen zwischen den Linien einerseits und
unterirdischen Wasserläufen andererseits. Wie heute bei den
Ceques oberhalb von Cusco hätten auch die Nasca-Indios ihre
Rituale und Linien zu Ehren des Wassers vollzogen.
Dann fragt Aveni, ob die Linien von Nasca sowohl als rituelle
Ziellinien als auch als eine Art von Strassen benutzt worden
seien. Gemeint sind Strassen für Zeremonien und Plätze für
rituelle Tänze. Und Aveni schlägt sogar vor, vielleicht hätten
die Linien und geometrischen Figuren in Nasca jeweils ein
Gebiet von ehrfurchtsvoller Arbeit markiert. Erst jetzt, so
Aveni, könne man mit Sicherheit bestätigen: Das Nasca-Volk
erschuf die Nasca-Linien.
Toll! Wer denn sonst? Nach dieser Lesart hätten sich
Indiostämme um Nasca bestimmte Gebiete ausgesucht, um dort
ihre Zeremonialtänze aufzuführen. Die geraden, schmalen Linien
zeigten auf das heilige unter- und überirdische Wasser, und
geometrische Figuren entstanden im gläubigen Eifer zu Ehren
irgendwelcher Gottheiten.
[Frau Prof. Silverman meint,
die Nasca-Zeichen seien Clan-Zeichen]
Frau Professor Helaine Silverman, die Koautorin des
Aveni-Artikels, hatte bereits in einer eigenen
wissenschaftlichen Veröffentlichung erkannt, die
Scharrzeichnungen auf der Ebene von Nasca seien die
Stammeszeichen der verschiedenen Indioclans.
(Fussnote13: Reiche, Maria:
Contribuciones a la Geometría y Astronomía en el antiguo
Perú [Beiträge zur Geometrie und Astronomie im alten Peru];
Lima 1993)
Ich habe grundsätzlich gar nichts gegen eine solche
Betrachtungsweise, nur muss dann die Frage erlaubt sein, wie
denn eigentlich die diversen Indiogemeinschaften ihre eigenen
Stammeszeichen und diejenigen der Konkurrenzfamilien
überblickten? Schliesslich sind sie nur aus der Luft erkennbar
und keineswegs - wie immer wieder zu lesen ist - von
irgendwelchen (S.113)
Bergen aus. Dies betrifft nur die Figuren in der Pampa, nicht
die Pisten und langen Linien.
[Dr. Mason über die
Nasca-Kultur: Farben, Gräber, Langschädel - Langschädel gibt
es auf der ganzen Welt - einige ausserirdische Götter hatten
Langschädel]
Der amerikanische Professor Dr. Aldon Mason, Archäologe mit
Hauptgebiet Südamerika, schreibt seitenlang über Keramiken und
Textilien, die zwischen Paracas und Nasca gefunden wurden. Ein
paar Striche, eine andere Farbe, und schon hat man es mit
einer neuen Stilrichtung zu tun.
<Das Fehlen von Blau und
Grün ist bemerkenswert. Die Motive zerfallen in zwei
Hauptkategorien: naturalistisch-zoomorphe und mythologische
Darstellungen>
(Fussnote 42: Mason, Aldon J.: Das alte Peru. Eine
indianische Hockultur. Zürich 1957)
Man erfährt, dass die Nasca-Gräber flaschenförmig angelegt
worden seien, mit einem oberen Schacht und einer Tiefe von bis
zu fünf Metern. (Bei der
Beschreibung denke ich sofort an Cabreras "Depot" [im Steine-
und Figurenmuseum in Ica]).
<Viele der Nasca-Schädel
zeigen eine Längsdeformation>, notiert Professor Mason.
Diese Feststellung verdient unser Interesse. (Im Museum von
Ica sind zwei dieser Schädel ausgestellt [im Jahre 2010 bei
meinem Besuch im Museum von Ica waren es etwa 8 oder 10
Langschädel]). Seit Jahren frage ich mich, weshalb Menschen
ihren Kleinkindern die Tortur antun, deren noch weiche
Schädelknochen in die Länge zu verformen. Wäre das Phänomen
auf Peru beschränkt, so könnte man es als lokale Absonderheit
abtun. Doch deformierte Schädel fand man in Nordamerika,
Mexiko, Ecuador, Bolivien, Chile, Patagonien, Ozeanien, im
eurasischen Steppengürtel, in Zentral- und Westafrika, in den
Atlasländern, in der Bretagne und selbstverständlich im alten
Ägypten . Und jetzt, wie Professor Mason versichert, auch in
Nasca-Gräbern.
Welche Perversion veranlasste unsere Vorfahren, die zarten
Köpfe ihrer eigenen Kinder in die Länge zu quetschen?
Archäologen reden von einem "Nützlichkeitsdenken" wie etwa dem
Tragen von Stirnbändern, das durch den deformierten Schädel
leichter geworden sei. Ich glaube kein Wort davon. Ein
normaler Kopf mit einer normalen Stirn vermag mit einem
Stirngurt grössere Lasten zu schleppen als ein in die Länge
gezogener Hinterkopf. Auch von einem "Schönheitsideal" wird in
der archäologischen (S.114)
Literatur gesprochen sowie von der "Unterscheidung einer
sozialen Gruppe von aussen". Ich gestatte mir eine andere
Ansicht: Der Mensch war immer ein grosser Imitator. Er
orientierte sich, und zwar bis auf den heutigen Tag, stets an
irgendwelchen Vorbildern - egal in welchem Bereich. Die
Schädeldeformationen sind nichts anderes als die
widernatürliche "Verschönerung" von Menschen. Als das
scheusslichste Beispiel menschlicher Eitelkeit waren sie in
vorgeschichtlicher Zeit derart "international", dass sie
mühelos auf einen gemeinsamen Nenner gebracht werden können.
Aber wer sollte
imitiert werden? Überall auf dem Erdenrund waren die Menschen
den respekteinflössenden Göttern begegnet. Allerorten strebten
imitierende Wichtigtuer danach, diesen Wesen wenigstens
äusserlich zu gleichen. Rasch bedienten sich die Priester des
Tricks, mittels langgezogener Hinterköpfe göttergleich zu
wirken. Damit liessen sich die Mitmenschen prächtig
beeinflussen!
[Untersuchungen an
Langschädeln - vielleicht sind es auch Schädel von
Ausserirdischen - aber Mason bestätigt: Die Nasca-Linien
sind für die Götter]
Deformierte Schädel in Nasca-Gräbern verblüffen mich nicht.
Ich hätte mich gewundert, wenn keine entdeckt worden wären.
Sie passen ins Gesamtbild der Gegend wie die zoomorphen
Figürchen oder die Teppiche mit mystischen Darstellungen.
Wobei mir zwei Neurologen, also medizinische Nerven und
Gehirnspezialisten, noch einen zusätzlichen Gedanken mit auf
den Weg gaben: Es ist ohne weiteres möglich, die weichen
Schädelknochen eines Säuglings Tag für Tag zwischen zwei
Brettern in die Länge zu drücken, bis sie schliesslich den
dippelten oder dreifachen Umfang eines normalen Kopfes
erreichen. Doch das Gehirnvolumen
wächst deshalb um keinen Kubikzentimeter. Die Grösse der
Gehirnmasse bleibt von der Schädeldeformation unbeeinflusst.
Der Rest des Schädels füllt sich lediglich mit Flüssigkeit.
Das Resultat ist entweder nicht überlebensfähig oder ein
sogenannter Wasserkopf.
Bislang wurden weltweit alle deformierten Schädel einfach
katalogisiert. Exakte Untersuchungen auf der Basis einer neuen
(S.115)
Fragestellung fanden nie statt. Alles schien so klar und
selbstverständlich. Wie wäre es, wenn zumindest einige dieser
Schädel gar nicht irdisch sind? Über die Scharrzeichen auf der
Ebene von Nasca meint Professor Aldon Mason:
<Ohne Zweifel wurden sie
für das Auge himmlischer Gottheiten angelegt.>
Endlich mal ein vernünftiger Gedanke!
Die Kult-Litanei - [Thesen zu den Nasca-Linien mit
Unmöglichkeiten]
[Däniken wird nicht ernst
genommen]
Nur grosse Verlagshäuser können es sich leisten, regelmässig
opulent gestaltete Bilderbücher herauszugeben. Das
Zielpublikum ist vorwiegend die jugendliche Leserschaft. Sie
erfährt in einem der Bildbände über die Linien von Nasca,
manche Autoren - damit bin ich gemeint! - würden diese
Ausserirdischen zuschreiben. Doch zur Unterstützung einer
solchen Hypothese
<müsste man sich schon
über bestimmte Tatsachen hinwegsetzen> und annehmen,
höhere Intelligenzen hätten sich <mit
Lichtgeschwindigkeit fortbewegt und die Wüste von Nasca als
Raumflughafen> benutzt.
(Fussnote 43: Waisbard, Simone: Nasca - Zeichen in der
Wüste. In: Die letzten Geheimnisse unserer Welt. Stuttgart
1977)
[Däniken wird falsch zitiert]
Dies ist der alte Unsinn, der mehr als die Hälfte der
Wissenschafstliteratur infiziert. Einer übernimmt vom anderen:
Pingpong. Erstens: Um interstellare Raumfahrt zu betreiben,
benötigt man keine Lichtgeschwindigkeit, auch nicht die Hälfte
oder ein Zehntel davon. es funktioniert auch mit einem oder
zwei Prozent der Lichtgeschwindigkeit. Und dies halten
Fachleute in einer nahen Zukunft für durchaus realistisch.
(Fussnote 44: Forward, Robert
L.: Ad Astra! In: Journal of the British Interplanetary
Society [Journal der britischen interplanetarischen
Gesellschaft], Band 49, Seiten 23-32, 1996)
(Fussnote 45: Matloff, Gregory L.: Robosloth - A slow
interstellar Thin-Film Robot [Robosloth - ein langsamer
Kleinfilmroboter zwischen den Sternen]. In: Journal of the
British Interplanetary Society, Band 49, Seiten 33-36, 1996)
Und zweitens: Nirgendwo und nirgendwann habe ich behauptet,
die Wüste von Nasca sei ein "Raumflughafen" gewesen [sondern
Däniken schrieb, die Nasca-Linien bringen einem auf die Idee,
es könnte
ein Raumflughafen gewesen sein, ein wichtiger Unterschied].
[Irreale Kalendertheorien,
Regenwasser-Theorien, Seevögel-Theorien]
Weiter schreibt die Archäologin Simone Waisbard, die meisten
peruanischen Fachleute stimmten darin überein, "dass die
Zeichnungen von Nasca ein astronomischer Kalender sind"
(S.116).
(Fussnote 43: Waisbard,
Simone: Nasca - Zeichen in der Wüste. In: Die letzten
Geheimnisse unserer Welt. Stuttgart 1977)
Uff! Die Menschen von Nasca hätten einen harten Kampf ums
Dasein geführt, und um diesen Kampf zu bestehen, hätten sie
grosse Bewässerungsanlagen errichtet. Die allgemeine Ansicht
gehe dahin, "dass das riesige Bilderbuch von Nasca dazu
diente, die zu erwartenden Niederschlagsmengen zu bestimmen".
Noch heute würden viele Bauern in den Sternen das
"Herabströmen von Wasser" lesen. Und schliesslich noch dies:
Die Nasca-Indianer hätten vermutlich "aus dem Flug der
Seevögel", die den Nasca-Zeichnungen ähnelten, das Wetter
vorausgesagt.
Wie so manches, das in der Wissenschaftsküche gegart wurde,
klingen solche Überlegungen eigentlich recht vernünftig. Sie
sind es nur nicht. Seit wann lässt sich an den Sternen
ablesen, wie hoch eine erhoffte Niederschlagsmenge sein wird?
Zudem regnet es in Nasca ohnehin nie, das war auch vor
Jahrtausenden nicht der Fall. Wäre dies anders, so gäbe es
heute keine Bodenzeichnungen mehr.
Um den Kampf ums Dasein zu gewinnen, hätten die Menschen ihre
unterirdischen Wasserleitungen angelegt. Sicher stimmt es,
dass die Nasca-Indios Wasser zum Überleben benötigten. Doch
weshalb liessen sie sich überhaupt erst in diesem ausgedörrten
Gebiet nieder? Und letztlich: "Seevögel"ähneln hinten und
vorne nicht den Nasca-Zeichnungen. Es bereitet grosse Mühe zu
verstehen, weshalb unsere Jugend in wunderbaren Bildbänden mit
derartigen Torheiten infiziert wird.
Auch die ewig widergekauten Kalendertheorien, von denen es in
der archäologischen Literatur nur so wimmelt, unterstellen
unseren Altvordern, sie seien besonders doof gewesen. Dies
gilt für die Vorfahren in Nasca, Stonehenge oder anderswo in
der weiten Welt. Die Jahreszeiten waren für Steinzeitmenschen
das Alltäglichste und Banalste ihres Lebens. Alljährlich wurde
es Frühling, Sommer, Herbst und Winter, und dies war auch
schon zu Vaters und Grossvaters Zeiten so. Gerade
prähistorische Menschen wie Jäger und Sammler erkannten die
Jahreszeiten in (S.117)
der Natur. Es ist kein priesterliches Geheimwissen nötig, um
wahrzunehmen, wann der Boden weich wird, wann bestimmte Käfer
kriechen oder wann die ersten Gräser und Pflanzen spriessen.
Ohne jeden Sternenzauber sahen die Steinzeitmenschen, wann die
Beeren reif waren und wann bestimmte Früchte. Natürlich lässt
sich aus Gestirnkonstellationen, die Jahr für Jahr zur
gleichen Zeit am Firmament erscheinen, ablesen, wann es
Frühling wird. Nur lebensnotwendig ist dies überhaupt nicht.
[Irreale Phantasien über
Landwirtschaft in der Wüste]
Und wozu könnten die Pisten und trapezähnlichen Flächen
gedient haben?
<Waren es Pferche für die
heiligen Tiere, die man den Göttern opferte? Ackerparzellen,
die an die Filtergalerien angeschlossen waren? Sternwarten?
Oder Plätze,auf denen sich die Stämme bei rituellen Festen
versammelten?>
(Fussnote 43: Waisbard, Simone: Nasca - Zeichen in der
Wüste. In: Die letzten Geheimnisse unserer Welt. Stuttgart
1977)
Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt, Hauptsache, man
bleibt auf dem Boden der Vernunft. Wären die Trapezflächen
"Pferche für Tiere" gewesen, so hätten sie eingezäunt werden
müssen. Davon ist keine Spur erkennbar. Genausowenig kommen
Ackerparzellen in Frage. Gerade WEIL nichts wuchs, sind die
Trapez- und Pistenflächen überhaupt erst sichtbar. Und die
Plätze für rituelle Feste würden wir auch heute noch leicht
erkennen: an den Fuss- oder Sandalenspuren der einstigen
Tänzer.
Und immer wieder möchte ich einen Gedanken wie einen roten
Faden durch alle Nasca-Überlegungen ziehen: Falls es um
rituelle Tänze und ähnliches ging - weshalb gerade dort? Warum
um alles in der Welt in diesem ausgetrockneten Glutgebiet?
Schliesslich erklären alle diese "vernünftigen Lösungen" rein
gar nichts über die Zickzacklinien UNTER bestimmten Pisten.
Sie ignorieren die Figuren an den Bergwänden und begründen
nicht, weshalb ganze Bergkuppen nivelliert ["geköpft"] werden
mussten, um einer Piste - so breit wie eine vierspurige
Autobahn - Platz zu machen. Die so sachlich klingenden,
wissenschaftlichen Interpretationen begnügen sich mit
Stückwerk.
[Nasca-Linien als heilige
"Pfade" oder als Opfer für die Wassergötter]
Im wissenschaftlichen "Weltatlas der alten Kulturen" erfährt
der verdutzte Leser, manche der Nasca-Linien könnten Pfade
gewesen (S.118)
sein, "die sakrale Bedeutung hatten und bei bestimmten Riten
abgeschritten wurden". Vorrangig aber seien die Linien
"wahrscheinlich als Opfer für die Ahnen oder für Himmels- und
Berggötter gedacht, die auch das Wasser spendeten, das man für
den Feldbau so dringend brauchte."
(Fussnote 46: Coe, Michael D.
(Herausgeber): Die Nasca-Scharrbilder. München 1986)
In der bodenständigen Wissenswchaftsliteratur darf über Nasca
alles gesagt werden, nur das nicht, was sich den Augen
präsentiert. Da werden geradezu groteske gedankliche Klimmzüge
vollbracht, um die Welt in Ordnung zu halten. Die Nasca-Indios
müssten nach diesen Denkschemata besondere Tölpel gewesen
sein. Deshalb zum x-ten Mal: Im Wüsten- und Berggebiet von
Nasca gab es keinen
"Feldbau". Ackerbau wurde - und wird auch heute -
ausschliesslich in jenen Tälern betrieben, die von den Anden
mit Wasser versorgt werden. In welchem Umfang noch zusätzliche
Flächen mittels der unterirdischen Wasserleitungen begrünt
wurden, wissen wir nicht. Doch hätten jene zusätzlichen
Grünareale ohnehin nichts mit den Pisten, Linien und Figuren
von Nasca zu tun. Diese haben ja gerade nur deshalb die
Jahrtausende überlebt, WEIL nichts grünte und blühte. [Die
peruanische Regierung wollte in den 1950er Jahren dann die
Nasca-Ebene bewässern und landwirtschaftlich nutzen, was von
Frau Maria Reiche verhindert wurde].
[Geometrische
Interpretationen der Nasca-Figuren]
Mit einem völlig anderen Denkansatz versucht Albrecht Kottmann
das Nasca-Rätsel zu knacken. Er unterteilt die Figuren in
verschiedene Masseinheiten. Beispiel:
<Das Bild (des Vogels) ist
286 Meter lang. Wenn man die Länge in 22 Teile zerlegt,
entfallen drei auf den Körper, fünf Teile auf den zackigen
Hals, zwei Teile auf den Rest des Halses samt Kopf und
schliesslich zwölf Teile auf den überlangen Schnabel. Die
Länge zwischen Schwanzfeder und Schnabelansatz verhält sich
zur Länge des Schnabels wie 5:6.>
Kottmann vermutet hinter den geometrischen Zeichnungen eine
<Zeichenschrift, bei der
dieselben Worte einmal mit Riesenlettern, ein andermal mit
winzig kleinen Buchstaben geschrieben sind.>
(Fussnote 47: Kottmann, Albrecht: Uralte Verbindungen
zwischen Mittelmeer und Amerika. Gleiche Masseinheiten
beidseits des Atlantiks. Stuttgart 1988)
Vielleicht lässt sich mit Mathematik ein Teil der Nasca-Fragen
aufhellen. Ich mag das nicht beurteilen. Nur erklärt mir die
Aufteilung (S.119)
der Figuren in Unterabschnitte erneut nichts über die Pisten
und die Zickzacklinien darunter.
[Hadinghams These mit
Nasca-Zeichen mit Drogen und "Trance" - und Verehrung von
Berggöttern]
Nasca-Töne der eher sachlichen Art produziert der Brite Evan
Hadingham. Nichtsdestotrotz schlägt er vor, kräftig
Pflanzendrogen ("powerful plant hallucinogens") könnten die
Ursache für das Treiben der Nasca-Indios gewesen sein.
(Fussnote 48: Hadingham,
Evan: Lines to the Mountain Gods [Linien zu den
Berggöttern]. London 1987)
Die machen die Kuh auch nicht satt. Mit einem
drogenvernebelten Schädel löst man keine geometrischen
Probleme. Hadingham meint sogar, der Gedanke, mit den Linien
seien Berggötter verehrt worden, sei wohl der einzige
Schlüssel zum Nasca-Rätsel. Wie ich noch darlegen werde, sind
auch die Berggötter völlig unschuldig am Phänomen von Nasca.
Akademische Geister
[Die These von W.H. Isbell
mit der "Beschäftigungstherapie" gegen Nachwuchs]
Wer nun hofft, damit seien die wesentlichen Theorien um Nasca
abgehakt, darf sich noch ein bisschen weiter amüsieren. Der
Anthropologe William H. Isbell von der New Yorker
Staatsuniversität löste alle Nasca-Probleme mit einem Wort:
Beschäftigungstherapie! Die Indios hätten, schlug Isbell vor,
keine Vorratslager besessen, um Feldfrüchte einzulagern.
Deshalb habe in den guten Erntejahren die Gefahr bestanden,
dass die Bevölkerung sich unmässig vermehrte und in Jahren
schlechter Ernte am Hungertuch nagte. Was tun?
<Die Lösung des Problems
bestand darin, ein gemeinsames Interesse der Bevölkerung an
zeremoniellen Arbeiten zu erhalten, die genügend Energie
verzehrten, um wirtschaftliche Überschüsse regelmässig
abzuschöpfen.>
Es sei, [so] doziert der New Yorker Gelehrte, völlig belanglos
gewesen, ob die Indios das Werk ihrer Beschäftigungstherapie
selbst hätten betrachten können oder nicht. Es war eben nur
Arbeitsbeschaffung, um "auf diese Weise die Bevölkerungszahl
zu regulieren" (S.120).
(Fussnote 49: Isbell, William
H.: Die Bodenzeichnungen Altperus. In: [Zeitschrift]
Spektrum der Wissenschaft, Dezember 1978)
Vermutlich sind "Kalorienpriester", das müssen wohl die mit
den überproportionierten Schädeln gewesen sein, mit Tabellen
herumgerannt.
Die diversen Gelehrtenmeinungen machen sich selbst Konkurrenz.
Mal haben die Indios unterirdische Wasserstrassen angelegt, um
mehr Felder berieseln zu können, dann hopsten sie auf den
Trapezflächen herum, opferten den Berggöttern, mampften Drogen
oder praktizierten mittels Beschäftigungstherapie eine
gezielte Geburtenkontrolle. Es scheint nichts zu hirnrissig,
um nicht ernsthaft in die Diskussion gebracht zu werden.
Nichts?
[These von Kulten an Orten
mit Fata-Morgana - und Kampf gegen Däniken]
Helmut Tributsch, Professor für Physikalische Chemie an der
Freien Universität Berlin, löste das Nasca-Rätsel mit einem
globalen Rundumschlag. Er meint, die grossen,
vorgeschichtlichen Kultstätten seien "immer an Orten errichtet
worden, an denen Luftspiegelungen besonders häufig auftreten".
(Fussnote 50: Tributsch,
Helmut: Das Rätsel der Götter - Fata Morgana. Frankfurt /
Main 1983)
Als Beispiele dienen dem Herrn Professor die Menhirfelder in
der Bretagne, Stonehenge in England, Olmeken-Heiligtümer am
Golf von Mexiko, die Pyramiden Ägyptens und - eben! - Nasca.
Was hat die Menschen zu ihren rätselhaften Werken angetrieben?
Fata Morganas!
Am Himmel tun sich, nach Professor Tributschs Ansicht,
"farbenprächtige Schauspiele" auf. Weit entfernte Inseln,
Wälder, Bauwerke und Seen spiegeln sich am Firmament. Diese
Fata-Morgana-Kultstätten mussten natürlich gross sein, um
überhaupt reflektiert zu werden. Auch die Nasca-Indios
bestaunten diese Luftspiegelungen, und weil sie "am Himmel" zu
erblicken waren, wurden sie für die Indios der Pampa zum
"Jenseits". Dies gilt laut "Ansicht" von Herrn Professor
Tributsch auch für die Nasca-Linien.
Nach diesen Erkenntnissen verpasst mir der Berliner Gelehrte
auch noch eine Ohrfeige:
<Däniken behauptet
schlicht und einfach, die riesigen Pisten in der Wüste von
Nasca-Palpa wären von Astronauten anderer Planeten als
Landebahnen ausgelegt worden.>
Dabei habe es mich nicht gestört (S.121),
<dass die Astronauten, die
auf ihrer Reise den weiten Raum durchquert haben müssten,
sich schlecht auf Tragflächenflugzeuge verlassen
konnten.>
(Fussnote 50: Tributsch, Helmut: Das Rätsel der Götter -
Fata Morgana. Frankfurt / Main 1983)
Was soll man dazu noch sagen? Wieder ein Wissenschaftler, der
Däniken nicht gelesen haben kann. Denn hätte er es, könnte er
nicht einen solchen Unsinn verzapfen. Zum einen steht bei mir
nirgendwo, Ausserirdische hätten in Nasca "Landebahnen
ausgelegt" [sondern es wird immer von der Idee gesprochen, die
der Platz vermittle], und zum anderen, die armen ETs hätten
sich gar auf "Tragflächenflugzeuge verlassen".
[Die alten Flugzeuge
"Vimanas" in der Götterzeit - Flugzeuge und das
Mutterraumschiff]
Zur Gedächtnisauffrischung dies: In den heiligen Schriften des
alten Indien wimmelt es von Himmelsfahrzeugen
unterschiedlicher Bauart. Man nannte sie "Vimanas", und sie
sind nicht nur en gros, sondern auch im Detail beschrieben
worden.
(Fussnote 16: Gentes, Lutz:
Die Wirklichkeit der Götter. Raumfahrt im frühen Indien.
München / Essen 1996)
(Fussnote 51: Kanjilal, Dileep Kumar: Vimana in Ancient
India (Aeroplanes or Flying Machines in Ancient India)
[Vimana im alten Indien (Flugzeuge oder Flugmaschinen im
alten Indien]; Übersetzt von Julia Zimmermann. Bonn 1991)
Kein einziges dieser Fluggeräte überbrückte die interstellaren
Distanzen mit "Tragflächenflugzeugen". Zu ihren irdischen
Erkundungsflügen starteten alle ausnahmslos aus dem Hangar
eines Mutterraumschiffs.
[Keine Fata Morganas in
Nasca]
Unabhängig von der Falschinterpretation des Gelehrten kann ich
mit Fata Morganas in Nasca nichts anfangen. Für
Luftspiegelungen ist das Vorhandensein von Wasser unabdingbar.
Auf der Ebene von Nasca gab es keins. Zudem: Welche Art von
Fata Morgana soll denn den unbedarften Nasca-Indios Pisten und
verwirrende geometrische Figuren zugeblinzelt haben? Ich
weilte oft und lange in Nasca - zu jeder Tageszeit. Ich habe
in dem riesigen Gebiet noch nie auch nur den Schimmer einer
Fata Morgana ausgemacht. Und alle Piloten, die ich befragte,
ebenfalls nicht.
[These von Prof. Henri
Stierlin über Webereien und Webewerkstatt: kilometerlange
Fäden sollen auf kilometerlangen Linien ausgelegt worden
sein]
Hat vielleicht mein Landsmann, der schweizer Professor Henri
Stierlin, den Ariadnefaden gefunden, der aus dem
Rätsellabyrinth von Nasca führt? Stierlin deutet die
Nasca-Linien als "verbliebene Spuren gigantischer Webeketten".
(Fussnote 52: Stierlin,
Henri: Nazca, la clef du mystère [Nasca, der Schlüssel des
Rätsels]. Paris 1982)
Diese erstaunliche Annahme basiert auf der Tatsache, dass die
Nasca-Indianer hervorragende Weber gewesen sind.
Nasca-Webereien in zauberhaften Farben wurden in unzähligen
Gräbern und Kavernen der gesamten Region gefunden. Viele
dieser Textilien haben keinen (S.122)
Saum und bestehen tatsächlich aus EINEM EINZIGEN Faden, der
kilometerlang sein kann. Eine dieser prächtigen Webereien
wurde in einer Höhle bei Paracas entdeckt. Sie ist 28 Meter
lang, sechs Meter breit und besteht aus Fäden von insgesamt 50
Kilometern.
Stierlins Überlegung geht davon aus, die vorkolumbischen
Indios hätten weder das Rad noch die Drehscheibe gekannt,
folglich auch keine Schlauchhaspeln oder Achsen für ein
Spinnrad. Wie, fragt der praktische Schweizer, wurden die
schier endlosen Fäden ausgelegt, um das mehrfarbige Gespinst
nicht heillos zu verwirren und zu verknoten? In Nasca scheint
die Antwort auf der flachen Hand zu liegen: Die Fäden wurden
auf der Ebene ausgelegt, und davon zeugen - so Stierlin -
heute noch die langen und geordneten Linien. Sie wären also
die Überbleibsel einer gigantischen Webewerkstatt.
Ich versuche mir das praktisch vorzustellen: Tausende von
Indios schlurfen im Gänsemarsch auf einer schnurgeraden Linien
hintereinander her. In den Händen halten sie farbige Fäden,
die auf Kommando in den trockenen Dreck gelegt, wieder
aufgenommen und weitergereicht werden. Die emsigen Weber und
Weberinnen müssen das Muster ihrer Arbeit wohl im Kopf gehabt
haben, denn Papier- oder Papyrusvorlagen existierten nicht.
Nun entstehen gewobene Textilien immer aus zwei Bahnen, die
Fäden müssen sich schliesslich im Knotenpunkt kreuzen. Zu den
Menschenkolonnen in Längsrichtung gesellten sich diejenigen
der Querrichtung. Die Fäden unterschiedlicher Farben wurden
nun im Singsang hin und her gezogen, denn das Muster verlangte
dauernden Farbwechsel. Und an den Punkten, an denen sich 40
Linien begegneten, kam es zu einem fürchterlichen Fadensalat.
Wo bleiben eigentlich die Trampelpfade der fleissigen
Webertruppe? Wo sind die Schleifspuren, die vom Abtransport
der fertigen Textilien herrühren? Und wie erklärt Stierlins
Theorie die vielen Zeichnungen an den Berghängen? Wie die bis
zu 23 Kilometer langen, wie mit dem Lineal gezogenen Linien,
die (S.123)
über Berg und Tal verlaufen? Wie die Zickzack- und anderen
Linien UNTER den Pisten?
Ich halte es für ausgezeichnet, wenn sich so viele Gehirne
über das Nasca-Rätsel zermartern. Jede neue Idee ist durchaus
begrüssenswert - bloss sollte sie nicht dauernd als
"wissenschaftliche Lösung" etikettiert werden.
[These von Dr. Zelko über die
Nasca-Linien mit Strukturen des Titicaca-Sees]
Auch hinter dem ehemaligen Eisernen Vorhang raubte das
Nasca-Rätsel den Wissenschaftlern die verdiente Ruhe. Dr.
Zoltan Zelko, ein Mathematiker aus Budapest, grübelte
jahrelang, wie man dem Phänomen auf die Schliche kommen
könnte. Endlich - heureka! - der erlösende Geistesblitz:
<Die Linien entsprechen
der 800 Kilometer langen und 100 Kilometer breiten Landkarte
der Gegend des Titicacasees!"
(Fussnote 53: Ist das Liniensystem in der Nasca-Ebene eine
Landkarte? In: Vorarlberger Nachrichten, 16. Mai 1981,
Bregenz)
Bruderherz, wie kommt man nun darauf?
Um den Titicacasee liegen rund 40 Ruinen aus Inka- und
Vorinkazeit. Verbände man diese Ruinen mit bestimmten
Erhöhungen im Titicacabecken per Linienziehung, dann käme das
Nasca-System heraus. Wirklich? In diesem Liniennetz erkennt
Zoltan Zelko ein Nachrichtenübermittlungssystem:
<Nachrichten konnten durch
Lichtsignale gegeben werden, mittels reflektierender Gold-
oder Silberplatten, nachts durch Feuersignale. Vermutlich
waren diese Signale in der Felsenwelt notwendig, um die im
Tal Arbeitenden zu lenken und vor etwaigen Angriffen warnen
zu können.>
(Fussnote 53: Ist das Liniensystem in der Nasca-Ebene eine
Landkarte? In: Vorarlberger Nachrichten, 16. Mai 1981,
Bregenz)
So weit,so schlecht. Zwischen dem Titicacasee und der Ebene
von Nasca ragen gewaltige Bergketten mit Fünf- und
Sechstausendern in den Himmel. Die Signale aus der dünnen Luft
des Titicacasees kämen nicht weit. Auch angebliche Angreifer,
welche die Nasca-Indios bedroht hätten, waren für die Stämme
hoch oben am Titicacasee nie und nimmer auszumachen. Das
bolivianische [und peruanische] Gewässer liegt auf knapp 4000
Meter Höhe, von Nasca aus gesehen hinter den Anden am Ende der
Welt.
[Die These von S. Waxmann:
Nasca-Linien sollen einen Kulturatlas darstellen]
Noch etwas abgehobener als Dr. Zelko sieht Siegfried Waxmann
das Liniengewirr von Nasca. Er erblickt darin einen
"Kulturatlas der Menschheitsgeschichte" (S.124).
(Fussnote 54: Waxmann,
Siegfried: Unsere Lehrmeister aus dem Kosmos. Ebersbach
1982)
Wer Haare hat, zieht daran neue Lösungsvorschläge herbei.
[Die These der
ausserirdischen Intelligenz]
Wolf Galicki aus Kanada erkennt im Nasca-Liniensalat eindeutig
"Signale einer ausserirdischen Intelligenz". Ach ja, und "nur
aus dieser Betrachtungsweise können wir die immense Planung
und die unfassbare Arbeitsleistung verstehen."
(Fussnote 55: Galicki, Wolf: The Nazca Desert "Chart" [Die
Wüstenkarte von Nasca]. Denman Island, B.C., 1978)
Ein vorgeschichtliches
Olympia? - [die These von Georg A. von Breunig und H. von
Ditfurth über einen vorinkaischen Sportplatz]
Da kehre ich augenblicklich zur Erde zurück. Fest mit den
Beinen auf den Boden steht auch der Münchener Patentanwalt
Georg A. von Breunig. Er sieht in den Scharrbildern einen
vorinkaischen Sportplatz. Zu Ehren besonderer Götter oder
anlässlich ritueller Wettkämpfe hätten Indioläufer die Figuren
und Linien abspurten müssen.
(Fussnote 56: Breunig, Georg
A. von: Nazca: A pre-Columbian Olympic Site? [Nasca, eine
gigantische Olympiastätte?] In: Interciencia, Band 5, Nr. 4,
1980)
(Fussnote 57: Breunig, Georg A. von: Nazca, A gigantic
Sports Arena? A new Approach for explaining the Origin of
the Desert Markings in the Basin of Rio Grande in Southern
Peru [Nasca, eine gigantische Sportstätte? Eine neuer
Versuch, den Ursprung der Wüstenzeichen im Flussbett des Rio
Grande in Süd-Peru zu erklären]. Universität von Northern
Colorado, Anthropologisches Museum, ohne Jahresangabe)
Diese Idee - warum nicht? - versuchte der deutsche
Fernsehprofessor Hoimar von Ditfurth via Bildschirm zu
untermauern und anschliessend in einem seriösen Magazin zu
verewigen.
(Fussnote 58: Ditfurth,
Hoimar von: Warum der Mensch zum Renner wurde. In:
[Monatszeitschrift] Geo, Nr. 12, Dezember 1981)
Wenn Athleten Kurven durchlaufen, so Ditfurth, müssten dort
mehr Steine und Sand angehäuft sein als auf den Geraden. De
facto brachten Messungen vor Ort das gewünschte Resultat - in
zwei Kurven.
Die hypothetischen Läufer wären auf der über 1000
Quadratkilometer weiten Ebene den weitsichtigsten Augen
entschwunden, den Zuschauern nicht mal in der Winzigkeit von
Ameisen erkennbar. Zudem hätte kein Kampfrichter feststellen
können, um welche Figur der Sportsmann gerade seine Runde
drehte, denn die Figuren sind ja nur aus der Luft zu erkennen.
Ach ja, und das Trinkwasser für die ausgelaugten Läufer und
die schlappen Zuschauer stammte aus den Zapfstellen der
unterirdischen Puquios. Nun, nichts ist letztlich unmöglich,
auch die Ideen des Herrn von Breunig nicht - bloss erklären
auch sie nichts über die Pisten im Gebirge oder die Muster
UNTER den Pisten. Zudem ist im Fernsehen, als von Breunigs
Hypothese vorgestellt wurde (S.125),
geschummelt worden. Viele der Nasca-Figuren - ich komme noch
darauf zurück - kleben an den Berghängen. Man KANN sie gar
nicht abspurten! Diese grossen Bilder wurden dem Publikum
glatt unterschlagen. Sie zu zeigen wäre fatal gewesen. Eine
Theorie wäre gekippt.
[Die Theorie von Maria Reiche
über einen astronomischen Kalenders wird vom Computer nicht
bestätigt]
Und was ist aus Maria Reiches Kalendertheorie geworden? Gerald
Hawkins, Professor für Astronomie am Smithsonian Astrophysical
Observatory in Cambridge, Massachusetts, reiste mit einigen
Mitarbeitern nach Nasca. Im Gepäck hatte die Forschergruppe
neueste Vermessungsgeräte und einen Computer,in dem alle
wichtigen Sterngruppierungen gespeichert waren. Das
Computerprogramm enthielt auch eine Zeitachse, auf welcher
sich die Standorte der Gestirnskonstellationen für die letzten
6900 Jahre abrufen liessen. Nach mehrwöchigen
Vermessungsarbeiten im Gelände von Nasca druckte der Computer
niederschmetternde Antworten aus.Professor Hawkins:
<Nein, die Nasca-Linien
sind nicht auf die Gestirne ausgerichtet ... Enttäuscht
mussten wir die Theorie eines astronomischen Kalenders
aufgeben.>
(Fussnote 59: Hawkins, Gerald H.: Die Bodenzeichnungen
Altperus; In: Spektrum der Wissenschaft, Dezember 1978)
Trotz dieser wissenschaftlichen Klarstellung taucht in der
Literatur immer noch die Behauptung auf, es sei erwiesen, dass
die Linien und Scharrzeichnungen von Nasca insgesamt einen
gigantischen astronomischen Kalender ergeben würden.
Zweifellos ist es für Frau Reiche enttäuschend, ihre ein Leben
lang verfochtene Theorie durch einen Computer zerstört zu
sehen. Immerhin bleibt es ihre epochale Leistung, Nasca
vermessen und katalogisiert zu haben.
Dieses Nasca scheint sich jeder Logik zu entziehen. Theorie um
Theorie wird gekippt. Gab es denn nichts, was alle überzeugte?
[Die Heissluftballon-Theorien
und Inka-Theorien von Jim Woodmann]
Der Amerikaner Jim Woodmann schlug einen praktischen Weg ein.
Er liess sich aus feiner, peruanischer Baumwolle einen
dreieckigen Heissluftballon zusammennähen. Das Luftfahrtgerät
wurde "Kondor" [ein peruanischer, riesiger Adler in den Anden]
getauft. Aymara-Indianer vom fernen Titicacasee (S.126)
flochten eine Gondel aus leichtem Schilfrohr, 2,50 Meter lang
und 1,50 Meter hoch. In der Nähe von Cahuachi, der ehemaligen
Hauptstadt der Nasca-Indianer [und der Ort der verschütteten
Nasca-Pyramiden], war die erste Testfahrt geplant. Ein Feuer
wurde entfacht und die heisse Luft in den Ballon geleitet. Jim
Woodmann und Julian Nott kletterten in die Gondel. Langsam
erhob sich der "Kondor", doch dann kippte die Gondel, und die
beiden Ballonfahrer fielen heraus. Vom Gewicht der beiden
Männer befreit, machte der Ballon einen Sprung und tänzelte
leicht wie ein Kinderballon in lichte Höhen. Nach einigen
Kilometern landete der "Kondor" irgendwo auf dem
Wüstenplateau.
(Fussnote 60: Woodmann, Jim:
Nazca. München 1977)
Der ungesteuerte Ballonflug brachte Jim Woodmann auf einen
neuen Gedanken: In Peru scheint nahezu jeden Tag die Sonne,
und im Gebiet von Nasca ist es besonders heiss. Wie wäre es,
wenn ein schwarzer Ballon aus sehr leichtem Material sich im
Laufe des Tages selbst aufheizen würde' Vielleicht bestatteten
die Inka ihre Toten auf diese luftige Weise, oder ihre
Herrscher gondelten durch die Lüfte und bestaunten aus der
Vogelperspektive die Scharrzeichnungen.
So naheliegend die Ideen von Jim Woodmann auch waren, sie
erklären das Rätsel Nasca nicht. Zum einen geht es gar nicht
um die Inka, die "Söhne der Sonne". Die Nasca-Pisten sind viel
älter. Zum anderen wissen wir nicht, ob irgendwelche Stämme
die Ballonfahrt beherrschten. Wenn in Nasca, wieso denn nicht
auch anderswo? Und weshalb sollte eine derart praktische
Erfindung wie die Ballonfahrt in Vergessenheit geraten? Die
späteren Inka betrieben mit Sicherheit keine Heissluftballone.
Selbst die Idee, die Nasca-Indios hätten den Leichnam eines
verstorbenen Herrschers in einem Heissluftballon "der Sonne
entgegengeschickt", hilft nicht weiter. Schliesslich landete
der Ballon wieder irgendwo, oder der Ballonkorb zerschellte im
Gebirge. Und der ganze, schöne Flugzauber war dahin.
Zudem: Seit wann benötigt man zum Start oder zur Landung eines
Heissluftballons Pisten? Und auch die Ballontheorie sagt
nichts über die Zickzacklinien (S.127)
UNTER den Pisten aus. Sie verrät ebenfalls nicht, mit welchen
vermessungstechnischen Mitteln die Nasca-Leute ihre riesigen
Figuren entstehen liessen.
Praktiker am Werk - [wie sollen Menschen die
Nasca-Linien erstellt haben?]
[Der Versuch von Josué
Lancho, eine Nasca-Linie selbst herzustellen]
Im Jahre 1977 startete der in Nasca ansässige Archäologe Josué
Lancho einen Versuch. Eigentlich stammte die Idee von einem
Journalisten des britischen Rundfunk- und Fernsehsenders BBC.
Wäre es möglich, auch heute eine Nasca-Linie mit bescheidenen
Mitteln herzustellen? Es galt, dies zu demonstrieren. Josué
Lancho bat 30 junge Indios um Hilfe. Unter Verwendung von drei
Holzpfosten und Schnüren gelang es binnen weniger Tage, eine
gerade, schmale Linie von 150 Meter Länge aus der Pampa zu
kratzen.
(Fussnote 61: Morrison, Tony:
Das Geheimnis der Linien von Nasca. Basel und Stuttgart
1987)
Nun, gerade Linien stellten kein Vermessungsproblem dar, und
de facto sind auf der Wüstenfläche von Nasca auch vereinzelt
Überreste von Holzpflöcken gefunden worden. Professor Anthony
Aveni und einige Freiwillige der Organisation "Earthwatch"
versuchten es deshalb mit der ersten Rundung einer Spirale.
Mit Händen und Füssen wurden die Steinchen der Oberfläche
weggekratzt und zu Häufchen zusammengetragen. Für die Krümmung
wurden ganz einfach Schnüre ausgelegt, mehr oder weniger nach
Augenmass. Das Resultat ist eine kleine, nicht gerade perfekte
Rundung von etwa drei Meter Durchmesser.
Beide Experimente belegen, dass sich schmale Linien, also diejenigen, die im
besten Falle einen Meter breit sind, eigentlich recht leicht
nachmachen lassen. Doch wie verhält es sich mit den grossen
Figuren - der Spinne, dem Affen, dem Kolibri? Was ist mit den
breiten und kilometerlangen Pisten und Trapezen?
[Die Abraumfrage - Prof.
Reppchen von der TU Dresden meint 10.000 m3]
An der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Dresden,
Fachbereich Vermessungswesen und Kartographie, wird zur Zeit
[um 1996] ein phänomenales Projekt bearbeitet. Federführend
sind die Professoren Gunter Reppchen und Bernd Teichert. Man
möchte nichts anderes, als alle Figuren und Linien der Ebene
von Nasca in einem grossräumigen, digitalen Geländemodell
festzuhalten. Dresden ist schliesslich die Geburtsstadt von
Maria Reiche, und da ist es nur recht, wenn deren Lebenswerk
von der lokalen Universität weitergeführt wird.
Nach einem Kolloquiumsvortrag an der Zürcher Eidgenössischen
Technischen Hochschule am 10. Oktober 1996 kam auch die Frage
nach dem "Abraum" zur Sprache. Wie viele Kubikmeter Steine
sind von den Nasca-Indios weggeräumt worden? Professor
Reppchen meinte dazu, es müssten wohl 10.000 Kubikmeter
gewesen sein. Ich schätze weit mehr, weil es in der
Nasca-Region neben den Pisten auch noch Berggipfel gibt, die
einst kupiert ["geköpft"] wurden, um einer Piste Platz zu
machen. Angesichts eines solchen Szenarios sind die beiden
winzigen Experimente, die in Nasca durchgeführt wurden, recht
belanglos.
[Däniken wird falsch zitiert - Beispiele]
Die 102 Bücher, Broschüren und Artikel, die mir als
Quellenmaterial über Nasca zur Verfügung stehen, strotzen vor
Wiederholungen, Enten und auch absichtlichen Verdrehungen und
Bösartigkeiten. Sie alle zu erwähnen ist nicht nur langweilig,
sondern auch eine Zumutung. Was hilft es MEINEM Leser zu
erfahren, dass ein Hochschullehrer SEINEN Lesern berichtet,
ich hätte in meinem ersten Buch "Erinnerungen an die Zukunft"
nicht mal die beiden Franzosen Louis Pauwels und Jacques
Bergier als Quelle genannt?
(Fussnote 62: Feder, Kenneth L.: Frauds, Myths and Mysteries.
Science and Pseudoscience in Archaeology [Betrügereien, Mythen
und Rätsel. Wissenschaft und Pseudowissenschaft in der
Archäologie]. Central Connecticut State University, ohne
Jahresangabe)
Natürlich stimmt die Aussage nicht. Oder die Zeichnungen von
Nasca seien nicht mit "ausserirdischen Lasern in den harten
Fels gebrannt" und ebensowenig mit einer "rätselhaften
Substanz von einer anderen Welt gepflastert" worden? Wie ich -
angeblich - meine Leser glauben machen will. Dies ist genauso
unsinnig und in meinen Büchern so wenig enthalten wie
folgendes:
<Nach von Dänikens bevorzugter Hypothese haben wir die
Existenz von intelligentem, ausserirdischem Leben anzunehmen
(S.129)
(unbewiesen), dann zu unterstellen, diese Ausserirdischen
hätten in einer fernen Vergangenheit die Erde besucht
(unbewiesen und höchst unwahrscheinlich), und schliesslich
auch noch anzunehmen, diese Ausserirdischen hätten es nötig
gehabt, höchst seltsame Flugpisten zu bauen (sehr schwer zu
verdauen). Und dann, zu ihrem zusätzlichen Vergnügen,
instruierten sie die lokalen Indios, riesige Darstellungen von
Vögeln, Spinnen, Affen und Schlangen in den Boden zu
ziehen.>
(Fussnote 62: Feder, Kenneth
L.: Frauds, Myths and Mysteries. Science and Pseudoscience
in Archaeology. Central Connecticut State University, ohne
Jahresangabe)
Dies ist der Tenor, mit dem die Jugend und die Medien durch
die wissenschaftliche Literatur aufgeklärt werden sollen. Es
lohnt sich keine Erwiderung. Aus ähnlichem Garn werden auch
wissenschaftliche Fernsehsendungen gewoben, weltweit
verbreitet und mit speziellen Hinweisen unter die Jugend und
in die Schulen gebracht. Ich mag mich mit diesen Verdrehungen
nicht mehr befassen. Doch wie gelingt eine Änderung der
Denkrichtung? Wohl nur mit beweiskräftigen Bildern und
überzeugenden Argumenten!
Eine Behauptung ist eine unbewiesene Annahme. Ich stelle
folgende Behauptungen auf:
1. In den Bergen von Nasca gibt es ein grosses Viereck aus
weggescharrtem Bodenmaterial, in dem zwei Kreise angelegt
worden sind. die Kreise wiederum bergen zwei
übereinandergelegte Rechtecke und im Zentrum einen
Strahlenkranz aus Linien.
2. Dieses rätselhafte Bild ist mit zwei zusätzlichen,
geometrischen Gebilden verbunden: Rechts und links, schräg
nach hinten geneigt, folgen erneut Kreise mit geometrischen
Unterabteilungen. Man stelle sich einen gigantischen Flügel
vor: vorne im Zentrum das Hauptsegment und nach hinten
verschoben die "Schwenkflügel".
3. An einem Berghang der Nasca-Region liegt ein gewaltiges
"Schachbrettmuster", bestehend aus über 1000 Punkten und
Strichen - eine präzise Filigranarbeit (S.130).
4. In den Bergen um Nasca kleben bis zu 40 Meter hohe
Gestalten, die zum Teil erst in neuester Zeit entdeckt worden
sind. Sie tragen "helmartige" Gebilde, oft mit mächtigen,
"antennengleichen" Auswüchsen.
5. Auch in anderen Gebieten der Erde ausserhalb Perus haben
Menschen Scharrzeichnungen angelegt. Zeichen für die Götter.
6. In Chile wurde in einer Höhe von 2400 Metern eine Flugpiste
entdeckt. Sie ist dermassen alt, dass sie während der
vergangenen Jahrtausende von Geländeformationen überdeckt
wurde.
7. Für das Nasca-Gebiet wird man kein einheitliches System
finden .Alles entstand zu verschiedenen Zeiten durch
Indiostämme mit unterschiedlichen Vorstellungen.
Ich möchte im folgenden Kapitel versuchen, die Beweise für
meine Behauptung zu liefern (S.131).