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13. Judenverfolgung in der "Sowjetunion" 5.3.1953 (ab Stalins Tod) - 1955

Stalins Tod - neuer politischer Kurs unter Malenkow und Beria - kein Doktorprozess - Amnestien und Strafhalbierungen - Lockerung der Zensur über Birobidschan - Spionage- und Kollaborationsprozesse wegen Verbindungen ins Ausland - Mikhoels rehabilitiert - jiddische Kultur bleibt zerstört - Moskau strebt enge Zusammenarbeit mit den arabischen Staaten gegen den rassistischen Zionismus Israels an - Kampagnen gegen Religion und Zionismus - Prozesse gegen jüdische Kulturschaffende - die Judenverfolgung 1948-1953 wird dem Westen gegenüber geheimgehalten - neue diplomatische Beziehungen "SU"-US-Israel 21.7.1953 - Holocaust wird verschwiegen - 121 resp. 131 Heldenauszeichnungen im 2Wk - Spaltung des "SU"-Judentums in Integration, Antagonismus und Auswanderungswillige - ökonomische Prozesse, Presseangriffe und Diskriminierungen bleiben als Druckmittel zur Integration (Russifizierung) - jiddische Schulen bleiben verboten - Wolgadeutsche und Krim-Tataren bleiben deportiert - antisemitische Kampagnen in Rumänien und CSSR - Birobidschans Juden werden mehrheitlich atheistisch, das jiddische Kulturleben ist minim - Wiederaufnahme der politischen Beziehungen "SU"-US-Israel 1954 - Rabbiner Shlifer und Herzog - noch 100 Synagogen - neue Zeitungen gegen Religionen - die "SU" votiert in der UNO mit Veto für die arabischen Staaten gegen das zionistisch-rassistische US-Israel 22.1.1954 und 29.3.1954 - 609 Juden dürfen auswandern 1954-1956 - Prozesse gegen deutsche Kriegsverbrecher oder Kollaborateure 1954-1959 - Rabbi Shlifer wird Oberrabi der "SU" 1954 - Rabbiner-Appell gegen die Sinai-Invasion jüdisch-zionistischer Truppen März 1955 - Rüstungsgeschäft CSSR-Ägypten - Birobidschan-Zustände werden im Westen nur angedeutet - Dichter Markish rehabilitiert 29.12.1955 - Prozesswelle gegen Zionisten und jüdische Religionsangestellte - Kasztner-Prozess 1955-1958 - Chruschtschows "populärer Antisemitismus" ab 1955 - Zulassen von Infos über Holocaust und jüdisches Heldentum
Volksaufstand in der DDR
                  am 17. Juni 1953, Sowjetpanzer gegen Arbeiter  Chruschtschow 1955 ca.
Volksaufstand in der DDR  am 17. Juni 1953, Sowjetpanzer gegen Arbeiter [3], und Chruschtschow fühlt sich gut dabei (1955 ca.) [7]

von Michael Palomino (2000 / 2005 / 2010)

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aus:
Pinkus, Benjamin: The Soviet Government and the Jews 1948-1967. A documented study.
Ben-Gurion University of the Negev (Beer-Sheva); Cambridge University Press 1984, ISBN 0 521 24713 6


ab 5.3.1953

5. März 1953
UdSSR:  Tod Stalins
-- der Plan eines grossen Schauprozesses gegen jüdische Ärzte wird abgeblasen
-- die geplante Massendeportation von Juden nach Sibirien wird nicht mehr durchgeführt (S.86).

März-Juni 1953
UdSSR: Beria hat höchsten Einfluss
und bestimmt den neuen Kurs zugunsten der jüdischen Kultur in Russland (S.90).

27.3.1953
UdSSR: Amnestiedekret für Inhaftierte und Verurteilte mit Strafen bis 5 Jahren - Strafhalbierungen

Inhaftierte mit Strafen über 5 Jahren bekommen 50 % Straferlass. Pinkus nennt keine Anzahl der freigelassenen Juden. Pinkus behauptet, es sei unmöglich, Zahlen zu nennen:

"Es ist unmöglich, die Anzahl der freigelassenen Juden zu bestimmen, die aus Gefängnissen und Arbeitslagern im Zuge der Amnestie freigelassen wurden." (S.201)

(orig.:
"It is impossible to determine the number of Jews released from prison and forced labor camps in the wake of the amnesty.")

Diejenigen, die 1945-1947 verurteilt wurden, werden freigelassen, diejenigen, die 1948-1950 verurteilt wurden, müssen  noch bis 1955 inhaftiert bleiben (S.201).

ab März 1953
UdSSR: Allmähliche Rücknahme der Zensur über Birobidschan
(S.373)

UdSSR: Spionage- und Kollaborationsprozesse wegen Verbindungen ins Ausland
(S.207)

April 1953
UdSSR:  Neuer Kurs gestützt von Malenkow und Beria
Malenkow und Beria helfen mit, den neuen politischen Kurs der bedingten Restituierung des Judentums in Russland zu festigen (S.90).

UdSSR: Malenkow wird Reformpolitiker
Malenkow ist einer der führenden Leute, die den Politikwechsel gegenüber den Juden in der UdSSR herbeiführen. Malenkow erweist sich als Wendehals. Nach Stalins Tod hört der Antisemitismus auf, Malenkow zu dominieren (S.90).

4.4.1953
UdSSR: Offizieller Amnestieerlass des Innenministeriums für die inhaftierten Ärzte
UdSSR: Das Innenministerium gibt die Unschuld der inhaftierten Ärzte bekannt. Die letzte Stalin-Pression gegen Juden ist beendet (S.200).

Pinkus: Es seien 15 inhaftiere Ärzte, davon 6-7 Juden. Am 13.1.1953 waren es gemäss Tass noch 9 Ärzte, davon 6 Juden (S.511,  Anm. Nr.47).

Eine ganze Generation der jüdisch-stämmigen Intelligenz Russlands ist traumatisiert. Diese Traumatisierung gibt später die Energie zu einer nationalen "Revival"-Reaktion (S.201):

Der Amnestieerlass schildert:

-- Auslöser zur Vorbereitung des Doktorenprozess sei ein Bericht über mehrere Behandlungsmöglichkeiten gewesen

-- Stalin habe dies aufgebauscht und völlig übertrieben gesehen, die Inhaftierungen seien ohne gesetzliche Grundlage geschehen

-- es werden nur 9 Ärzte genannt

-- die Anklagen entbehren jeder Grundlage

-- die Geständnisse waren mit Hilfe unerlaubter und in der UdSSR streng verbotenen Mitteln zustandegekommen (S.220)

-- die Beschuldigten sind alle aus der Haft entlassen worden (S.220-221)

-- die Personen, die die unkorrekte Befragung durchgeführt haben, sind bereits vor Gericht gestellt (S.221).

6.4.1953
UdSSR: Die Prawda rehabilitiert S. Mikhoels
und plötzlich soll er ein "Mann des Volkes" sein, obwohl er unter Stalin noch als "Verbündeter der "USA" und der verhafteten Ärzte galt. Die Vergangenheitsbewältigung und die Prozesse gegen die  schuldigen Mitläufer finden nicht statt (S.200).

Auch Soschtschenko wird rehabilitiert und wieder in den Schriftstellerverband aufgenommen. Zwei Jahre vor seinem Tod (1958) erscheint im Jahre 1956 ein Auswahlband mit seinen Werken [web01].

Auch David Bergelson wird rehabilitiert. 1961 kommt in der "Sowjetunion" eine Sonderausgabe seiner Werke heraus [web02].

Hofsteins Werke erscheinen 1958 in russischer Übersetzung [web03].

Alle in der "Nacht der ermordeten Dichter" umgebrachten Dichter werden posthum rehabilitiert [web03].

ab April 1953
UdSSR: Rückkehr der jiddischen Repräsentanten aus den Konzentrationslagern
Sie sind gebrochen und entmutigt. Der kommunistisch-jüdische Traum, eine jiddisch-jüdische Kultur zu erhalten, ist zerstört (S.21).

UdSSR-Israel: Mehrmonatige sowjetisch-israelische Verhandlungen zur Normalisierung von Kontakten
zwischen beiden Staaten (S.237).

Die Verhandlungen in Bulgarien führen der israelische Gesandte Dr.Ben Zion Rasin (Razin) und der sowjetische Botschafter in Bulgarien, M.Bodrow (S.519,  Anm. Nr.32).

Aussenpolitik: Die UdSSR beendet die Vermittlerrolle zwischen den arabischen Staaten und Israel

Die "sowjetische" Aussenpolitik setzt sich ein neues Hauptziel, die Verbesserung der Beziehungen zwischen der UdSSR und den arabischen Staaten, ohne Vermittlerrolle, wobei die Hoffnungen vor allem auf Ägypten liegen, das eine neutrale Politik verfolgen solle. Ägypten soll zum Sprungbrett der sowjetischen Politik in weiteren arabischen Staaten werden. Parallel dazu zeigt die UdSSR dem zionistisch geleiteten  Israel noch Gesten des "guten Willens" (S.237).

[Die UNO stellt (bis heute, 2010) nie die Forderung, dass der rassistische Zionismus mit seinem Ziel eines Jüdischen Reichs gegen die Araber verboten wird. Die "USA" legt bei Beschlüssen, die die Zionisten zu Korrekturen zwingen würden, immer ihr Veto ein. Das heisst: Die Zionisten regieren nicht nur in Jerusalem, sondern auch in Washington, gemäss meinen Beobachtungen speziell im "US"-Justizministerium. Das heisst: Die Bevölkerung der "USA" wird vom Zionismus missbraucht, und sie merkt es nicht].

UdSSR: Konzentration der Propaganda gegen die jüdische Religion und den Zionismus
Der Vorwurf des bürgerlichen Nationalismus entfällt fast ganz (S.151).

UdSSR: Andauernde Prozesse gegen jüdische Kulturschaffende
Auch nach dem Tod Stalins dauern die antisemitischen Prozesse mit Ziel der Ausrottung der jüdischen Kultur an (S.194).

Die minimierte jiddische Kultur
Es erscheint nur noch eine jiddische Zeitung, der "Birobidshaner shtern" (S.496,  Anm. Nr.29). Die jiddische Kultur wird nur noch von einer Hand voll Sänger ausgeübt, ansonsten ist die jüdisch-jiddische Kulturtätigkeit vernichtet. Jüdischer, bürgerlicher Nationalismus ist kaum noch vorhanden (S.151).

16.4.1953
UdSSR: Wischinski (Vyshinsky) weicht der Frage nach Diskriminierung der Juden Russlands aus

Andrei Wyschinski,
                      Portrait
Andrei Wyschinski, Portrait [1]
Andrei Wyschinski (1883-1954), Generalstaatsanwalt, Aussenminister der "Sowjetunion" 1949-1953, war in einer zaristischen Beamtenfamilie erzogen worden, war ab 1903 bei den Menschewiki der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei, studierte Rechtswissenschaften in Kiew, wurde wissenschaftlicher Mitarbeiter und Doktorand bei der Kiewer Universität für Rechtswissenschaften, wo er studiert hatte, wurde dann wegen seiner politischen Ansichten aber von der zaristischen Polizei aus der Stadt verwiesen. 1917 war er bei der Revolution in Moskau einer der Leiter der zaristischen Miliz und unterschrieb unter der Kerenski-Regierung den Haftbefehl gegen Lenin und Sinowjew. 1920 in die KP eingetreten wurde er bald ein Vertrauter Stalins, den er bereits von einem Gefängnisaufenthalt kannte. Es folgte eine Karriere als Dozent und Rechtshistoriker. Von 1925 bis 1928 war er Rektor der Moskauer Staatsuniversität, dann bis 1931 Mitglied des Kollegiums des Volkskommissariats für das Bildungswesen, dann bis 1933 Staatsanwalt und stellvertretender Volkskommissar der Russischen Sozialistischen Föderativen Sowjetrepublik (RSFSR), ab 1933 stellvertretender Staatsanwalt der "Sowjetunion", 1935-1939 Generalstaatsanwalt, der "SU". Er war einer der Hetzer-Anwälte und Chefankläger bei den politischen Prozessen 1936-1938 mit Rhetorik, Grobheit und Beleidigungen gegenüber den Angeklagten. Somit war er ein wesentlicher, juristischer Handlanger Stalins bei dessen Säuberungen. 1937 bis 1941 war er Leiter des Rechtsinstituts der Akademie der Wissenschaften. Er meinte, "dass alles Recht Ausdruck des Willens der herrschenden Klasse sei". Sachliche Beweise brauche es nicht, wenn Geständnisse vorliegen würden. Folter war für Wyschinski irrelevant [und die Medienmanipulation scheinbar auch]. Seine Karriere ging weiter als Mitglied im Zentralkomitee ab 1939, stellvertretender Vorsitzender des Rats der Volkskommissare, 1940 Erster Stellvertreter des Volkskommissars für die äusseren Angelegenheiten (Aussenminister) Molotows. Ab Juni 1940 wurde er nach Lettland entsandt, die Sowjetisierung durchzuführen. Nach 1945 war er Teilnehmer am Nürnberger Prozess, 1946 wurde er stellvertretender Aussenminister, am 4.3.1949 Aussenminister als Nachfolger Molotows bis 1953. Er starb 1954 in New York als ständiger, "sowjetischer" Vertreter bei der UNO. Seine fast 200 Publikationen rechtfertigen jegliche politische Repression und erhielt 4 Leninorden und 1947 den Stalin-Preis [web04]. [Er war also einer der juristischen Terroristen des Stalinismus].

Nun, dieser seit Jahrzehnten mit allen Wassern gewaschene Justizlügner Wyschinski wird in New York gegenüber Journalisten sicher nicht zugeben, dass es in der "Sowjetunion" nach 1945 eine Judenverfolgung gab:

Auf israelisch-jüdische Anfragen zu den Judenverfolgungen in der "SU" antwortet der russische Aussenminister Andrei Wischinski (S.50), Israel wolle nur die Atmosphäre vergiften (S.54).

Ergänzung:
17.6.1953
Volksaufstand in der DDR gegen Misswirtschaft, zu hohe Arbeitsnormen und Mangelzustände durch die SED - Verschärfung des Nachfolgekampfes in Moskau

Volksaufstand in der
                      DDR am 17. Juni 1953, Karte
Volksaufstand in der DDR  am 17. Juni 1953, Karte [2]
Volksaufstand in der
                        DDR am 17. Juni 1953, Sowjetpanzer gegen
                        Arbeiter
Volksaufstand in der DDR  am 17. Juni 1953, Sowjetpanzer gegen Arbeiter [3]

Der Volksaufstand mit Streiks, Demonstrationen, Protesten und Forderungen ist ein Signal für ganz Osteuropa, sich gegen kommunistische Misswirtschaft mit einseitigen Prioritäten zu wehren. Die Koordinierung am Vortag ergibt am 17.6.1953 koordinierte Demonstrationszüge in weit über 500 Ortschaften und Städten. Vereinzelt werden Gefängnisse gestürmt und Gefangene befreit. In Berlin werden auch Brände gelegt und Polizisten zum Teil schwer verletzt. Ein Stasi-Spitzel (Hagedorn) wird gelyncht, andere Stasi-Mitarbeiter in Hundezwinger eingesperrt oder anders gedemütigt. Entscheidend ist dabei der westliche Berlin-Radiosender RIAS. Ministerpräsident Grotewohl verkündet um 14 Uhr die Rücknahme der neuen Arbeiternormen und schiebt den Aufstand "Provokateuren und faschistischen Agenten" aus dem Ausland in die Schuhe. Schlussendlich beenden russische Panzer und das "Kriegsrecht" den Aufstand. Das Kriegsrecht wird erst am 11. Juli 1953 aufgehoben. 6000 "Provokateure" werden verhaftet. Angriffe auf das Militär unterbleiben, dafür schiesst nun die Polizei und das "sowjetische" Militär auf die Demonstranten bei 34 Toten. Nach Todesurteilen erfolgen 7 Hinrichtungen. An brutalen Haftbedingungen sterben 4 Personen und 4 bringen sich um. 5 Leute der DDR-Sicherheitsorgane werden getötet. 1 Demonstrant wird Opfer und stirbt an einer verirrten Polizeikugel. Die "Sowjet-Justiz" hält blutige Standgerichte ab und lässt 19 Aufständische standrechtlich erschiessen und schickt 100e weitere in den Gulag nach Sibirien. Der Aufstand verschärft den Nachfolgekampf in Moskau um die Nachfolge Stalins [web05].

21.7.1953
UdSSR-Israel: Wiederherstellung der sowjetisch-israelischen diplomatischen Beziehungen
(S.237)

1953-1955 ca.
UdSSR: Weitere Schweigepolitik zum Hitler-Holocaust
Die Ereignisse des Holocaust [Massenerschiessungen, Massentod in KZs, Bunkerbau, Deportationen] werden in der "SU" weiterhin verschwiegen [um den Nationalismus der Juden und die Heldenverehrung der Opfer zu unterbinden].

Und: Die Juden werden nicht als eigenes Volk gezählt (S.423), obwohl sie [gemäss Pinkus] 121 Heldenauszeichnungen erhalten haben und damit hinter Russen, Ukrainern, Belorussen und Tataren an fünfter Stelle stehen (S.424). Gemäss Sovetish Heymland 5/1970 sind es 131 jüdische Helden der UdSSR (S.559,  Anm. Nr.15).

[Nun, Judentum ist eine Religion und keine Nation. Deswegen sollte man Juden auch nicht als eigenes Volk zählen, sondern als freie Religionsangehörige mit einem religiösen Zentrum. Die Juden in der "Sowjetunion" sind nun in einer Zwischentwicklung]:

ab 1953
UdSSR: Die Juden sind weder volle Juden noch volle Russen - Spaltung der Juden
Die Juden in der UdSSR dürfen weder volle Juden noch volle Russen sein. Sie sind eine legalisierte  Minderheit mit legalisierter Minderwertigkeit. Die Gesellschaft ist integrativ und diskriminierend zugleich. Das Judentum in Russland spaltet sich:

-- ein Teil begibt sich in völlige Integration [und bezeichnet sich bei Volkszählungen und Registrierungen nicht mehr als Jude]
-- ein Grossteil lebt im Antagonismus zwischen alter Tradition und Kommunismus weiter [und bezeichnet sich von Fall zu Fall als Jude oder Russe]
-- ein Teil will auswandern, z.T. nach Israel, z.T. nach England, Kanada, "USA" oder Australien, wovon einige sich anpassen, andere aber traditionelle Juden bleiben wollen (S.6).

UdSSR: Ökonomische Prozesse als Einschüchterungstaktik
Es dominieren als Einschüchterung des Volkes ökonomische Prozesse, die bisher meist eine klare politische Richtung hatten, jetzt aber nicht mehr.
Die Medienberichterstattung über die Prozesse nimmt ab, und auch die Verbindung der Prozesse mit Antisemitismus wird reduziert, verschwindet aber nicht komplett (S.221).

Attacken gegen das Judentum, gegen den Zionismus und gegen Israel
Die Attacken werden zu permanenten Handlungen der Nach-Stalin-Zeit. Es ist eine Politik, die Juden zur Integration ins kommunistische System zu zwingen sucht [mit dem Ziel der "Russifizierung" und der völligen Aufgabe der jüdischen Identität]. Es kommt dabei aber auch zur Gegenreaktion und zur Extremisierung unter den Juden selbst. Diejenigen, die sich von der kommunistischen Ideologie trennen, ermuntern andere, ihnen zu einer "jüdischen Identität" zu folgen (S.5).

Die Benachteiligung und Diskriminierung der jüdischen Vereinigung "Bund" geht weiter
(S.2)

UdSSR: Polnische, ungarische und deutsche Schulen werden erlaubt, jiddische Schulen nicht - keine Restitution der Wolgadeutschen - und der Krim-Tataren-Republiken
In der Nach-Stalin-Zeit werden für verschiedene Nationen eigene Schulen eingerichtet:

-- Einrichtung polnischer Schulen in Litauen
-- Einrichtung polnischer und ungarischer Schulen in der Ukraine
-- Einrichtung deutscher Schulen in Kasachstan und in anderen Republiken [für die dorthin deportierten Wolgadeutschen]
-- aber jiddische Schulen werden kaum mehr geduldet (S.524,  Anm. Nr.14).

Ebenso werden Radiosendungen und Theatergruppen in den verschiedenen Nationalitätensprachen geduldet (S.3).

Es sind dies einige Gesten des guten Willens, aber kaum mehr als symbolisch Gesten, weil sonst der ganze kommunistische Zentralismus gefährdet würde.
Die Republiken der Wolgadeutschen und der Krim-Tataren werden nicht wieder eingerichtet.
Zum Teil haben die sowjetischen Führer selbst eine antisemitische Einstellung.
Gleichzeitig wächst unter den russischen Juden ein grosses Nationalbewusstsein heran (S.4) [das natürlich auf einem romantisierten Zionismus fusst, ohne den Rassismus und die Vertreibung der Palästinenser zu erwähnen].

UdSSR: Nachlassende Judenverfolgung

Es werden weiter Bedingungen gelockert:

-- es kommt zu Haftentlassung für Doktoren
-- jüdische Posten werden teilweise restituiert (S.88)
-- der Terror lässt nach
-- Verwandten-Kontakten ins Ausland werden zugelassen
-- die antisemitische Propaganda in Artikeln und Radiosendungen wird eingestellt
-- die jüdische Religion wird höher gewertet
-- Informationen über die Juden in Russland werden beschränkt zugelassen (S.89).

Gleichzeitig sind Stalins Berater in einen Machtkampf um die Nachfolge verwickelt (S.89).

Rumänien und CSSR: Antijüdische Kampagnen
Diese Kampagne wird wahrscheinlich unabhängig vom Zentralkomitee in Moskau durchgeführt (S.89).

Birobidschan: Kein Versuch von zweisprachigen russisch-jiddischen Schulen
Die Mehrheit der Juden wählt, atheistisch zu sein [und geht in russische Schulen] (S.374).
 
Birobidschan: Kaum noch jiddisches Kulturleben
Es gibt kein festes Theater mehr, kein Museum der jüdischen Kunst, keine geistige Aktivität, nur eine begrenzt arbeitende jiddische Zeitung. 8% der Bücher in Birobidschan-Stadt sind in Jiddisch. Manchmal kommt es zu zufälligen, kulturellen Gastbesuchen. Die jüdische Beteiligung an der Verwaltung ist prozentual gemäss dem Bevölkerungsanteil geregelt (S.374). Bei Wahlen sind ca. 10% Juden vertreten (S.547,  Anm. Nr.22).

Die jiddischen Kulturträger trauen sich zu keinem kulturellen Leben mehr. Es wird kaum noch neue Literatur in Jiddisch publiziert (S.525,  Anm. Nr.36).

Birobidschan: Keine Abschaffung der "jüdisch-autonomen Republik"
Die autonome jüdische Region Birobidschan wird jedoch nicht abgeschafft, obwohl nur noch Reste der jiddischen Kultur übrig sind. Es handelt sich um eine politisch-taktische Massnahme (S.370).

1954
Russland-Israel: Wiederaufnahme der diplomatischen Beziehungen
(S.5)

UdSSR: Rabbi Shlifer kann den Oberrabbiner Israels, Herzog, nach Russland einladen
(S.311)

UdSSR: Von 1103 Synagogen im Jahr 1926 sind gemäss Rabbiner Shlifer noch 100 übrig
(S.316)

Anfang 1954-1957
UdSSR: Die Regierung ist im Nachfolgekampf und demonstriert Religionsfreiheit
startet aber gleichzeitig ab dem 7.7.1954 durch Geheimbeschluss des Zentralkomitees neue Zeitungen, die gegen die Religionen gerichtet sind (S.311).

UdSSR: Die Anzahl der offenen Synagogen steigt wieder an
(S.316)

1.1.1954
Israel: Beginn des Kasztner-Prozesses
[web07]

22.1.1954
UNO: Die UdSSR benutzt das Vetorecht gegen Israel zur Unterstützung der arabischen Staaten
so dass sich die Beziehungen zwischen der UdSSR und Israel  wieder abkühlen (S.238).

25.2.1954
In Ägypten wird Gamal Abdel Nasser neuer Präsident
[web06]

[Die Wahl Nassers hat weitreichende Folgen für den gesamten Nahen Osten, denn Nasser ist ein Grossmaul und Aufschneider und meint, die Welt mit Provokationen beim Suezkanal und gegen Israel in einen neuen Krieg stürzen zu können. Es ist keine positive Energie, die von Nasser ausgeht].

17.3.1954
Israel: Arabischer Überfall auf einen Bus
Bei einem Überfall bewaffneter Araber auf einen Autobus werden in der Wüste Negev (Israel) elf Israelis getötet.
[web09]

[Diese Wüste bis Eilat ist von den Zionisten nur aus strategischen Gründen besetzt, um die muslimische Welt zwischen Asien und Afrika zu spalten, und entsprechend verüben muslimische Terrorgruppen dort Anschläge].



29.3.1954
UNO: Erneutes sowjetisches Veto gegen Israel zur Unterstützung der arabischen Staaten
(S.238)

Jordanien: Jüdisch-zionistischer Überfall auf ein Dorf
Bei einem Überfall auf das jordanische Dorf Nahalin töten israelische Soldaten acht Menschen.
[web08]

Juni 1954
Birobidschan: Es ist praktisch keine jüdische Kulturausübung mehr vorhanden

Der Korrespondent der New York Times, Harrison Salisbury, besucht Birobidschan und publiziert darüber in selbiger Zeitung am 21.und 22.Juni 1954 zwei Artikel und schildert die Umstände (S.373):

Harrison
              Evans Salisbury, Portrait
Harrison Evans Salisbury, Portrait [4], er machte für die New York Times eine zensierte Reise nach Birobidschan

-- es war ein völlig kontrollierter und zensierter Besuch

-- Birobidschan hat seine Zentrumsfunktion für die Juden der Welt verloren, Einwanderungsprogramme gibt es keine mehr

-- Strassenschilder sind noch auf jiddisch und Russisch aufgestellt, ansonsten ist kein jüdischer Charakter ersichtlich

-- er schätzt, dass von 200.000 Einwohnern der Provinz 100.000 Juden sind

-- über die Ereignisse von 1948 erzählte ihm niemand etwas, nur Details

-- aus dem jüdisch-jiddischen Theater wurde ein "Young Communist Club" gemacht

-- die Zeitung "Birobidschan" kommt dreimal wöchentlich heraus, aber nur in 1000 Exemplaren (379)

-- das regionale Museum ist vollkommen erneuert, aber alle jüdische Vergangenheit und die jüdischen Sprachen sind verschwiegen ausser dreier alter Ausgaben der Birobidschan-Zeitung in einem Schaukasten

-- einige jiddische Bücher sind in Buchläden erhältlich, aber unter Fremdsprachen eingeordnet

-- als Synagoge dient eine Holzbaracke, der Rabbi Solomon Kaplan ist ein Kantor, 60 Jahre alt, und behauptet, er habe die Synagoge 1947 gegründet und jüdische Versammlungen seien mehr illegal gewesen

-- in die Synagoge kämen nur etwa 50 alte Juden über 60, auch an Festtagen kämen nicht mehr als 60, junge Leute kommen keine

-- das Aussterben der jüdischen Kultur sei vorprogrammiert, die Aufrechterhaltung von Birobidschan sei nur eine Show, der Name "Autonome jüdische Region" diente der russischen Regierung nur noch zu Propagandazwecken

-- jiddisch ist nicht mehr Unterrichtssprache (S.380).


Aug 1954
Birobidschan: Besuch des israelischen Botschafters Dr. S. Eljaschir (Elyashir)
(S.380). Bericht in Jewish Cronicle vom 3.9.1954 (S.547,  Anm. Nr.15).

UdSSR-Israel: Aufnahme der diplomatischen Beziehungen mit Botschaftern
(S.238)

18.9.1954
Ägypten lässt keine jüdischen Schiffe mehr durch den Suezkanal
Nach der Verstaatlichung des Suezkanals scheitert die Passage des Schiffs "Bat Galim" und die ägyptischen Behörden beschlagnahmen das Schiff. Ägypten blockiert auch Schiffe, die israelische Häfen ansteuern [web10].

[Und gleichzeitig ist das gegen die Muslime gerichtete, rassistisch-zionistische Buch "Der Judenstaat" weiterhin die Leitlinie des zionistischen Regimes in Jerusalem...]

10.11.1954
UdSSR: Chruschtschow-Beschluss mit dem Zentralkomitee, die antireligiöse Propaganda abzuschwächen
denn diese sei zu weit gegangen, so dass sogar Beschwerden gegen Polizeiübergriffe möglich wurden (S.311).

8.12.1954
Golanhöhen: Syrische Soldaten nehmen in der Nähe eines syrischen Grenzpostens 5 jüdische Soldaten fest
darunter Uri Ilan [web10].

[Was suchen denn jüdische Soldaten auf dem Golan? Wird da nicht etwas "vorbereitet"?]

1954-1956
UdSSR: Erlaubnis zu einer limitierten Auswanderung von russischen Juden: 609 Personen
(S.238). Die Westpresse berichtet, dass die UdSSR für jeden Juden 3000 US$ verlangt habe, was die UdSSR verneint. Für spätere Auswanderungen wird diese "Idee" des Menschenhandels aber aufgegriffen (S.519,  Anm. Nr.35).

1954-1959
UdSSR: Prozesse gegen deutsche Kriegsverbrecher oder Kollaborateure
Ukrainer, Russen, Belorussen, Litauer, Letten und Esten, die an Massenmorden gegen Juden teilgenommen haben oder gegen die Partisanen Aktionen unternommen haben (S.426).

ab 1954
UdSSR: Rabbi Shlifer wird inoffizieller Oberrabbi der UdSSR
der unter den verschiedenen Synagogen Angelegenheiten "regelt", mit Duldung der sowjetischen Regierung (S.312).

1955
UdSSR: Chruschtschow hat de facto bereits die Position eines Staatsführers der UdSSR
(S.92)

Rehabilitation von Alexander Borschtschagowski

Alexander Borschtschagowski (Aleksandr Borshchagovski) (1913-2006) [web11] war Theaterkritiker und Theaterschriftsteller [web12]. Zwischen 1962 und 1990 schrieb er weitere Theaterstücke und Drehbücher auf Russisch [web13].

Rehabilitation von Schriftsteller Mosche Altman

Nach der Freilassung und Rehabilitierung im Jahre 1955, kehrte zu ihrer Tochter in Czernowitz, wo er lebt bis zu seinem Tod.
Im gleichen Jahr in New York, bearbeitet von Shloyme Bickley, das Buch gewählt Prosa Altman. Im Jahre 1959 in Moskau, eine Sammlung seiner Erzählungen der Kriegsjahre in einem russischen Übersetzung im gleichen Jahr, ganz auf seine Werke Ausgabe von "Yiddishe Shriftn" (Jüdische Zeitung) in Warschau gewidmet. Seit 1961 nahm die Sowjetunion die Veröffentlichung von Werken der sowjetischen jüdischen Schriftsteller in jiddischer Sprache und Altman beginnt mit dem Magazin Sovetish Geimland "(sowjetische Heimat) zu kooperieren. Die nächsten zwei Jahrzehnte in dieser Zeitschrift erscheinen spielen "Moniz, Gedichte, Essays, Kurzgeschichten, Essays, Übersetzungen der russischen und der Weltliteratur (A. Ostrowski, Leonid Leonow, Moliere, etc.). Im Jahr 1980, der Moskauer Verlag "sowjetischen Schriftstellers" kommen nur zwei Bände ausgewählter Prosaist, das Magazin Sovetish Geimland "posthum veröffentlichten seinem Stück" Iftoh-Spire "(Play Iftaha) im Jahr 1988. Moishe Altman blieb einer der besten Stilisten des modernen jiddischen Prosa, dessen Name eng mit der Zeit ihrer grössten Blüte verbunden.
Er starb 1981 in Tschernowitz [web14].

Rehabilitation von Leyb Strongin

Leyb Strongin (1896-1968) war Publizist und Herausgeber, u.a. des jiddischen Emes-Verlags. Er wurde 1955 nach dem Tode Stalins aus dem Exil entlassen [web15].


31.1.1955
Ägypten und zwei hingerichtete Juden in der Lavon-Affäre
Zwei ägyptische Juden, Moshe Marzouk und Shmuel Azar, werden in Ägypten wegen Spionage und Sabotage für Israel verurteilt und exekutiert. Der Vorgang wird auch als "Lavon-Affäre" bezeichnet. Der israelische Verteidigungsminister Pinhas Lavon muss daraufhin zurücktreten [web18].

28.2.-1.3.1955
Operation Schwarzer Pfeil im Gazastreifen
Die jüdisch-zionistisch-rassistische Armee dringt in den ägyptisch regierten Gazastreifen ein. Die Operation gilt der ägyptischen Armee. Es folgen 38 Tote aus ägyptischer und 8 Tote auf zionistischer Seite, 30 verletzte Ägypter und 13 verletzte Zionisten-Soldaten. Diese jüdisch-zionistische Invasion bewirkt die Aufrüstung Ägyptens mit tschechischen Waffen [web18].

März 1955
UdSSR: Erneuter Appell von Rabbinern aus Buchara gegen die Sinai-Invasion israelischer Truppen
Die Rabbis der georgischen und bucharischen Juden werden gezwungen, einen Appell gegen die englisch-französisch-israelische Aggression zu unterschreiben. Diese Handlung ist für die sowjetische Regierung in Hinsicht auf die sowjetisch-arabischen Beziehungen wichtig (S.313).

27.4.1955
Israel: Die jüdisch-zionistische Armee führt das Uzi-Maschinengewehr ein
[web18]

31.8.1955
Operation Elkayam gegen Polizeikräfte in Khan Yunis
Von Khan Yunis fanden immer wieder Angriffe gegen Herzl-Israel statt. Die zionistisch-rassistische Armee übt Vergeltung und tötet während der "Operation" 72 ägyptische Soldaten. Ägypten konzentriert in der Folgezeit massiv Truppen im Gazastreifen [web18].

Sep 1955
CSSR-Ägypten: Rüstungsgeschäft zur Aufrüstung Ägyptens
-- das Rüstungsgeschäft wird offiziell von der UdSSR unterstützt und legt die Basis für die militärische Kooperation zwischen der UdSSR, Ägypten und Syrien gegen das zionistische Israel

-- gleichzeitig nimmt die innere antizionistische Propaganda in der UdSSR ab

-- parallel dazu werden Zionisten in Russland in Geheimprozessen abgeurteilt und israelische Diplomaten ausgewiesen, denen Kontakte zu sowjetischen Juden vorgeworfen werden können

-- um einen Politikwechsel im Nahen Osten herbeiführen zu können, ist die russische Verbindung zu Syrien und Ägypten aber nicht fest genug (S.239).

Okt 1955
Österreich: Erenburg in Wien schweigt zum Vorwurf der Verratstätigkeit von 1948
Journalist Bernard Turner bekommt keine Antwort. Erenburg ist auf seine verräterische Tätigkeit 1948 nach der  Auflösung des jüdischen antifaschistischen Komitees nicht mehr ansprechbar, wird kreidebleich und wendet sich ab (S.217).

2.11.1955
Zionistische Operation "Vulkan" gegen die ägyptische Besetzung von Nitzana
Ägyptische Truppen haben die jüdisch-zionistische Jugend- und Gemeindesiedlung Nitzana besetzt. Die rassistisch-zionistisch-jüdische Armee Israels startet einen Vergeltungszug und tötet dabei 70 ägyptische Soldaten bei 7 eigenen Todesopfern. 48 ägyptische Soldaten werden gefangengenommen [web18].

11.12.1955
Zionistische Operation "Olivenblätter" ("Olive leaves") gegen Syrien
Nach dauernden syrischen Angriffen auf Fischer auf dem See Genezareth fährt die rassistisch-zionistisch-jüdische Armee einen Vergeltungsangriff gegen syrische Stellungen östlich des See Genezareths. Es werden 50 syrische Soldaten getötet, bei 6 zionistischen Verlusten. 30 syrische Soldaten werden gefangengenommen [web18].

ab Nov / Dez 1955
Birobidschan: Berichte über Birobidschan durch die europäische kommunistische Presse
(S.380), v.a. in den jiddischen Zeitungen Folks-shtime in Warschau und der Nayen Prese in Paris (S.547,  Anm. Nr.16), aber ohne genaue Berichte der Unterdrückung (S.380).

22.12.1955
Zionistische Operation "Saiir"
Die zionistisch-rassistisch-jüdische Armee bombardiert syrische Stellungen an den Hängen der Golanhöhen [web18].

[Der muslimisch-arabische Wunsch, dass die Palästinenser wieder an ihre Orte zurückkehren dürfen, und der Wunsch, dass das zionistisch-rassistische Regime abtritt und durch eine ganzheitlich-jüdische Regierung ersetzt wird, erfüllt sich nicht. Im Gegenteil: Die zionistische Armee wird von den "USA" mit neuestem Material ausgerüstet, und so dreht der Nahostkonflikt eine Endlos-Spirale der Gewalt, so lange der Schurkenstaat "USA" immer sein Veto einlegt und die rassistischen Zionisten schützt. Gleichzeitig wird es für Juden nun auch in Ägypten immer zu leben].

29.12.1955
UdSSR: Rehabilitierung des jiddischen Dichters Perets Markish
(S.266)

1955
Rehabilitierung des JAFK-Sekretärs Losowski
1955 erfolgte Losowskis Rehabilitierung und die Wiederherstellung seiner Parteimitgliedschaft [web16]. 1994 werden Dokumente darüber veröffentlicht, die besagen, dass Chruschtschow alle exekutierten JAFK-Mitglieder posthum rehabilitiert habe und klar festgestellt habe, dass die Prozesse "jegliches Recht gebrochen haben" ("flagrant violations of the law") [web17].

1955-1957
UdSSR: Chruschtschow bleibt antisemitisch eingestellt
beschreibt Juden zum Teil als "Menschen ohne ethnische Wurzeln und Bindungen", ein Ausdruck von 1948 aus der anti-jüdischen Kampagne. Gleichzeitig besetzen Juden wichtige Stellen in liberalen Kreisen, z.B. Ilja Erenburg, Benjamin Kawerin (Venyamin Kaverin) und Margarita Aliger (S.51).

UdSSR: Beginn einer Prozesswelle gegen Zionisten und gegen die jüdischen Religionsangestellten
(S.207), in Moskau, Kiew, Leningrad, Minsk, Riga und anderen Städten (S.512,  Anm. Nr.62),

Nun sind die Prozesse keine grossen Medienanlässe mehr, sondern sind nur noch in der lokalen Presse erwähnt. Der wichtigste Prozess dieser Art ist in Leningrad gegen Petscherski (Pechersky), Dynkin und Kaganow. Es sind führende Mitglieder der religiösen jüdischen Gemeinde, die wegen Kontakten zu "einer Botschaft eines kapitalistischen Staates" angeklagt sind (S.207). Israel wird direkt nicht erwähnt. Die Bestrafungen sind 4-12 Jahre Gefängnis (S.208).

1955-1958
Israel: Gruenwald-Kasztner-Prozess vor dem Obersten Gerichtshof
(S.523,  Anm. Nr.90) in Jerusalem (S.251). [Dieser Prozess wurde in der ganzen Welt verfolgt, und die "Sowjetunion" konnte sich ihren Teil dabei denken, was Zionisten so insgeheim mit der SS getrieben haben]:

Kastner, Portrait
Kastner, Portrait [5], er rettete angeblich nur VIP-Juden, die gut für ihre Rettung bezahlen konnten, aber die SS verlangte diese Zahlung und nicht er, er bestimmte aber die Auswahl

Grünwald am Gericht
                      (zuvorderst)
Grünwald am Gericht (zuvorderst) [6], er verlor bei einem Pogrom in Wien alle Vorderzähne, einen Bruder in Budapest und seinen Sohn 1948, und in einem Flugblatt beschuldigte er Kastner, viele ältere und religiöse ungarische Juden nicht gerettet zu haben.

Malchiel Grünwald (1881-1958), ein Händler, Pogromopfer in Wien, in Jerusalem dann Hotelier und Hobbyjournalist, hatte in Budapest durch die Nazi-Besatzung einen Bruder verloren, und im arabisch-israelischen Krieg hatte er seinen Sohn verloren. In seinem letzten Lebensabschnitt widmete er sich dem Journalismus und brachte quasi wöchentlich ein dreiseitiges Faltblatt mit Meldungen heraus. Eines Tages - im Faltblatt Nr. 51 des Jahre 1952 - waren darin seine Anschuldigungen gegen Kastner zu lesen, die einen Prozess gegen Kastner in Gang brachten mit der Vermutung, Kastner habe zwar in Budapest Juden gerettet, habe sich aber an der Rettung von Juden auch noch bereichert, weil er nur einige 100 VIP-Juden zur Rettung ausgesucht habe, die wohl gut für die Rettung bezahlen konnten, und andere, ältere und religiöse Juden, habe er nicht berücksichtigt, weil diese nichts für die Rettung bezahlen konnten. Ausserdem habe er einen SS-Oberst vor dem Urteil von Nürnberg von 1946 mit einer eidesstattlichen Erklärung quasi "weissgewaschen" [web19].

Kastner, der sich nach seiner Einwanderung ins zionistisch-rassistische Israel "Israel Kastner" nannte [web18], und der Sprecher des Handels- und Industrieministeriums war, wurde nun vom Justizministerium zu einem Verleumdungsprozess gegen Grünwald gedrängt, denn solche Anschuldigungen waren für einen Sprecher eines Ministeriums nicht tragbar [web19].

Bei der Judenrettung durch Kastner handelte es sich um einen Zug mit rund 1600 Juden, wobei ihnen die Fahrt in die Schweiz versprochen wurde, aber sie im Konzentrationslager Bergen-Belsen landeten [web19].
Der Prozess machte internationales Aufsehen und produziert in Israel eine Regierungskrise (S.523,  Anm. Nr.90). Statt der erwarteten 4 Tage dauert der Prozess 2 Jahre [web19].

Es kam heraus, dass Zionisten einen Tauschhandel arrangieren wollten: Es sollten Juden gerettet werden, und die NS-Truppen sollten für den Kampf gegen die UdSSR 1944-1945 Militärmaterial erhalten (S.251). Schlussendlich wurden die 1684 Juden aus Bergen-Belsen gegen Schmuck im Wert von mehreren Millionen Schweizer Franken freigekauft und kamen in Abstimmung mit dem Schweizerischen Israelitischen Gemeindebund ab August 1944 doch noch in die Schweiz. Das Lösegeld war derart hoch, weil der ursprüngliche Plan Himmlers, Juden gegen 10.000 Lastwagen und Winterausrüstung einzutauschen, nicht realisierbar war. Also musste Schmuck her [web20]. [Inwiefern nun Kastners "Auswahl" der Juden eine Rolle spielte, und inwiefern Kastner sich bereichert hat, kann nur abgeschätzt werden. Das weiss nur er selbst].

Dann drehte sich der Prozess gegen Kastner und das Gericht akzeptierte alle Angaben als "Beweise", die gegen Kastner sprachen [web18]. Der Richter gab in seiner Stellungnahme an, Kastner habe "seine Seele dem Teufel verkauft", und habe mit seinen Zeugenaussagen in Nürnberg Nazis vor dem Urteil von Kriegsverbrechen geschützt [web19]. Dabei geht es um SS-Karrieremann Kurt Becher, der 1939-1943 an der Massenerschiessung von Juden in Polen und dann im Russlandfeldzug beteiligt war. Dann war Becher 1944 in Ungarn während der Arisierungen dabei und kaufte einem jüdischen Industriellen Weiss seine Konservenfabrik billig ab bei gleichzeitiger Gewährung der Ausreise der Familie Weiss in die Schweiz. Schliesslich war Berger bei den Verhandlungen der SS in Budapest dabei, wo er mit Kasztner über die Ausreise von Juden gegen Ware verhandelte, wie es Himmler vorschrieb. Schliesslich kamen 1684 Juden frei, aber gegen Schmuck, weil der von der SS geforderte Lastwagenhandel nicht realisierbar war [web20].

Nun kann angenommen werden, dass Kasztner sicher keinen Einfluss auf die zu bezahlende Summe hatte, wohl aber die Auswahl der Juden mitbestimmte, die in die Schweiz reisen durften. Und es kann angenommen werden, dass Kasztner von den Kriegsverbrechen Kurt Bergers in den Jahren 1939 bis 1943 nichts wusste, weil Berger das sicher nicht herumerzählt hat. Deswegen kann angenommen werden, dass Kasztners mit seiner eidesstattlichen Erklärung zu 99,9% keineswegs allfällige Kriegsverbrechen Bergers decken wollte. Das zionistische Gericht wollte dies scheinbar in erster Instanz nicht sehen, sondern hetzte mit dem wütenden Grünwald gegen Kasztner.

ab 1955
UdSSR: Chruschtschows "populärer" Antisemitismus

Chruschtschow 1955 ca. Chruschtschow 1955 ca. [7]

Chruschtschow und seine Ministerien beleidigten die religiösen Juden gnadenlos mit einem "populären" Antijudaismus. Irgendwie war er da schon eine halbe Alkoholleiche, dem der Alkohol das Hirn weggefressen hatte, so wie es bei vielen "sowjetischen" Funktionären der Fall war.

Die mitteleuropäische Politik wusste nichts von Chruschtschows Antijudaismus, weil sie kein Russisch verstanden, und weil sie in Chruschtschow einen menschlicheren Charakter sahen, als es Stalin gewesen war.

-- Chruschtschows Antisemitismus ist ein "populärer Antisemitismus" mit Vorurteilen, stereotypen Bildern, die Verdacht, Eifersucht und Feindschaft erregen. Chruschtschow verkörpert aber nicht die Existenzangst, die beim paranoiden Antisemitismus Stalins vorherrschte (S.94). Der "populäre Antisemitismus" umfasst ausserdem

-- das Hervorheben gegnerischer Gewohnheiten

-- die Beleidigung und die Erwähnung von Gewalt in gemeinsamen Wohnungen oder Quartieren, an Arbeitsplätzen, in Parks, öffentlichen Verkehrsmitteln und auf der Strasse

-- Juden werden um Posten benieden oder es wird ihnen vorgeworfen, sie warteten nur auf eine Ausreise nach Israel, sie seien arrogant und verachteten das russische Volk. Der extremste Auswuchs ist der populäre Spruch: "It's a pity Hitler didn't finish you all off" ["Es ist schade, dass Hitler euch nicht alle umgebracht hat"], der unter Chruschtschow in Flugblättern verbreitet wird (S.95).

Der populäre Antisemitismus wird von der Regierung Chruschtschow und durch die Bürokratie gestreut, vor allem gegen religiöse Juden, dagegen nicht gegen "angepasste" Juden (S.487,  Anm. Nr.43).

Chruschtschow ist impulsiv und hitzig
gibt seine Meinung zur "jüdischen Frage" in Russland oft ab (S.92). Chruschtschow hat bereits vor seiner Wahl in allen wichtigen Fragen dominanten Einfluss in der KP (S.90).

UdSSR: Erste Buchpublikationen  mit Informationen über Holocaust und jüdisches Heldentum
in der UdSSR, über den Nürnberger Prozess, oft mit jüdischen Namen, aber ohne die Erwähnung, dass die Betroffenen Juden sind (S.424), über jüdische Generäle, KP und Komsomol, aber zionistische Aufstände werden verschwiegen.

-- es werden relativ viele Publikationen publiziert über die jüdischen Generäle Kreizer, Dragunsky, Vainrub und Kremer

--
es werden relativ viele Publikationen publiziert über die Führer der Untergrund-Organisationen der KP und der Komsomol. Die beteiligten Juden sind aber nicht als Juden erwähnt

-- der Warschauer Aufstand und andere Aufstände unter Führung der Zionisten oder des "Bund" werden weiterhin verschwiegen (S.424).

UdSSR: Schriftsteller, die wieder publizieren dürfen
z.B. Borschtschagowski (Borshchagovsky), Gozenpud, Varshavsky, Kogan, Schklowski (Shklovsky) u.a. (S.498,  Anm. Nr.66).

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Quellen
[web01] http://de.wikipedia.org/wiki/Michail_Michailowitsch_Soschtschenko
[web02] http://de.wikipedia.org/wiki/David_Bergelson
[web03] http://en.wikipedia.org/wiki/David_Hofstein
[web04] http://de.wikipedia.org/wiki/Andrei_Januarjewitsch_Wyschinski
[web05] http://de.wikipedia.org/wiki/17._Juni_1953
[web06] http://de.wikipedia.org/wiki/1954#Januar
[web07] http://en.wikipedia.org/wiki/1954_in_Israel
[web08] http://www.chroniknet.de/daly_de.0.html?datum=29.3.1954&year=1954&month=3&day=29
[web09] http://en.wikipedia.org/wiki/1954_in_Israel; http://www.chroniknet.de/daly_de.0.html?datum=17.3.1954&year=1954&month=3&day=17
[web10] http://en.wikipedia.org/wiki/1954_in_Israel
[web11] http://www.imdb.de/name/nm0097469/
[web12] Clark / Dobrenko / Artizov / Naumov: Soviet culture and power: a history in documents, 1917-1953, S.486;
[web13] http://www.imdb.com/name/nm0097469/
[web14] http://ru.wikipedia.org/wiki/Альтман,_Моисей_Элевич
[web15] Redlich / Anderson / Altman: War, Holocaust and Stalinism: a documented study of the Jewish Anti-Fascist Committee, S. 32;
http://books.google.ch/books?id=iO1u1qjs61IC&pg=PA198&lpg=PA198&dq="L.+Strongin"+"Der+emes"&source=bl&ots=QJwsrscgeh&sig=6CkWaXz619U4jREbkHG-uZidtWE&hl=de&ei=VtUDTc-xH4P6lwemhrXNCQ&sa=X&oi=book_result&ct=result&resnum=2&ved=0CBkQ6AEwAQ#v=onepage&q=Strongin&f=false
[web16] http://de.wikipedia.org/wiki/Solomon_Abramowitsch_Losowski
[web17] http://en.wikipedia.org/wiki/Solomon_Lozovsky
[web18] http://de.wikipedia.org/wiki/Rudolf_Kasztner
[web19] http://en.wikipedia.org/wiki/Malchiel_Gruenwald
[web20] http://de.wikipedia.org/wiki/Kurt_Becher

Fotoquellen
[1] Andrei Wyschinski: http://www.spartacus.schoolnet.co.uk/RUSvyshinsky.htm
[2] Volksaufstand in der DDR vom 17.6.1953, Karte: http://www.hdg.de/lemo/html/DasGeteilteDeutschland/JahreDesAufbausInOstUndWest/ZweiStaatenZweiWege/17Juni1953.html
[3] Volksaufstand in der DDR vom 17.6.1953, Sowjetpanzer gegen Arbeiter: http://sonnenallee.wikispaces.com/Religion+
[4] Harrison Evans Salisbury, Portrait: http://nokohaha.com/?p=7860
[5] Kastner, Portrait: http://azvsas.blogspot.com/2008/09/kasztner-debating-with-zionist.html
[6] Grünwald am Gericht: http://en.wikipedia.org/wiki/Malchiel_Gruenwald
[7] Chruschtschow 1955 ca.: http://www.hdg.de/lemo/html/biografien/ChruschtschowNikitaS/index.html


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