
Film "Broken Dreams" [1]
Film: Broken Dreams: USA: "Krise einer
Supermacht - Die Story über die Kapitalismusverlierer"
"Broken Dreams". Amerikas Mittelschicht kämpft ums
Überleben.
6 Monate aus dem Leben von Familien, die im Auto
leben - hier ist "Obama Care" live!
Ein Film von Philippe Levasseur.
Hauptaussagen:
Überall an der Westküste der "USA" gibt es
mittlerweile diese Parkplätze für Familien, die in
ihren Autos übernachten (4min. 34sek.).
Mittlerweile werden zwar wieder mehr Jobs in Amerika
geschaffen, doch die lindern die Armut nicht. Drei von
fünf neuen Stellen entstehen im Niedriglohnsektor. Und
von den geringen Löhnen können sich Familienväter wie
Larry noch nicht einmal eine vernünftige Wohnung
leisten.(20min.14sek.)
Terry bewarb sich auf alle möglichen Stellen. Erst
nach einem Jahr fand er eine Teilzeitstelle. Er
arbeitet für 8 Dollar die Stunde. Da kein Geld mehr
für Benzin und Versicherung übrigbleibt, hat er sein
Auto verkauft und fährt mit dem Bus zur Arbeit.
(25min.0sek.)
Kinderarmut ist - in der immer noch grössten
Wirtschaftsmacht der Welt - ein weit verbreitetes
Phänomen. Mehr als ein Fünftel aller Kinder in den
"USA" lebt in Armut (26min.26sek.).
San Diego: Ex-Hotelangestellte Ember und Martin
in Kalifornien und Kentucky - der Autoparkplatz
Szene: Ember fährt mit zwei Kindern im Auto auf einen
"Übernachtungsparkplatz". Am Ende geht auf dem bewachten
Parkplatz das Flutlicht aus.
Sprecher: <Ember ist spät dran. Sie muss sich beeilen,
um auf dem Parkplatz unterzukommen. Ein Parkplatz für
Leute, die kein zu Hause mehr haben. 3 Millionen Menschen
sind jedes Jahr obdachlos in den "USA" (25sek.).
Ember ist also kein Einzelfall. Nachdem sie ihren Job
verloren hat, ist das Auto das einzige, was von ihrem
früheren Leben geblieben ist (39sek.). Verzweifelt kämpft
sie um einen Neuanfang. Manchmal grübelt sie die ganze
Nacht, kommt vor Sorgen kaum in den Schlaf, und fühlt sich
am nächsten Morgen wie gerädert.
Wir begleiten Ember und zwei weitere Familien 6 Monate
lang bei ihrem verzweifelten Versuch, wieder auf die Beine
zu kommen (1min. 3sek.).>
Ember, 21 (1min. 22sek.), lebt in San Diego mit Baby, 2
Töchter, eine 3 Jahre alt, eine 1 Jahr alt.

Ember am Strand von San Diego [2]

Ember mit Töchtern am Strand von San Diego [3]
<Seit vier Monaten leben wir hier im Auto (1min.
33sek.). Ember und ihr Mann Daniel Carter haben früher in
einem Hotel in Las Vegas gearbeitet. Beide haben einen
College-Abschluss und hatten sich schnell hochgearbeitet.
Ihre Aussichten, weiter aufzusteigen, schienen gut. Doch
dann ging das Hotel Pleite. Beide verloren ihre Arbeit.
Als ihr Erspartes aufgebraucht war, verloren sie ihr Haus
und zogen nach Kalifornien, denn dort gebe es mehr
Notunterkünfte als anderswo, erzählten ihnen Freunde
(2min. 3sek.). Doch als sie in San Diego ankamen, waren
schon alle Notunterkünfte voll. Den Umzug hätten sie sich
sparen können. So blieb ihnen nur das Auto als neues
Zuhause (2min.15sek.).>
Ember: <Wir hatten keine andere Wahl unterzukommen. Und
ich wollte, dass wir zusammenbleiben. Ich dachte ja, dass
es nicht lange dauern würde, höchstens zwei Monate.>
(2min. 36sek.)
Sprecher: <Ihre Hoffnung erfüllte sich nicht. Es
dauerte viele Monate, bis Daniel, Embes' Mann, über eine
Zeitungsannonce einen Job als Tagelöhner auf einer Farm
fand. Aber dafür musste er ans andere Ende Amerikas
fahren.> (2min. 55sek.)
Embes: <Daniel arbeitet jetzt in Kentucky. Er hat hier
einfach keine Arbeit gefunden. Er wird Geld schicken, wenn
sie ihn bezahlen und versuchen, für eine Wohnung zu
sparen.> (3min. 15sek.)

Embers Auto, ein roter Combi [4]
Sprecher: <Jeden Tag muss sich Ember aufs Neue
motivieren. Mit ihrem altersschwachen Wagen klappert sie
die Hotels und Cafés rund um San Diego auf der Suche nach
Jobs ab, und hofft, dass ihr Auto dabei nicht
liegenbleibt.> (3min.29sek.)

Wolken über San Diego [5]
Obdachlose in Unterführungen und unter Brücken in den
"USA", Beispiel San Diego, Sea Street
Sprecher: <Bei ihren Fahrten kommt sie bei denen
vorbei, die alles verloren haben, den Obdachlosen. Sie
kann zusehen, wie es immer mehr werden (3min. 47sek.).
Embes: <Das ist die Sea Street. Unter der Brücke leben
jede Menge Obdachlose. Amerika hat sich verändert. Wir
hatten immer Obdachlose, einige, die keine Arbeit hatten.
Aber das, das ist erschreckend, sagt sie. Und deswegen
wird sie alles tun, um nicht eines Tages auch hier zu
landen.

San Diego, Seestrasse (Sea Street), Brücken mit
Obdachlosen [6]

Obdachlose unter den Brücken der Meerstrasse (Sea
Street) [7]
Doch da mittlerweile immer mehr gut ausgebildete
Amerikaner ihre Arbeit verlieren, schwinden ihre eigenen
Chancen auf einen Job.> (4min.18sek.)
Ein eingegitterter "Parkplatz" für Familien, die in
Autos übernachten - mit Wärterin Nancy
Sprecher: <Seit mehr als einem Jahr bewacht eine Gruppe
von Helfern diesen Parkplatz auf dem Gelände einer
Kirchengemeinde.
Überall an der Westküste der "USA"
gibt es mittlerweile diese Parkplätze für Familien,
die in ihren Autos übernachten (4min. 34sek.).
Nancy ist eine der freiwilligen Helferinnen. Sie verbringt
zwei Nächte pro Woche auf dem Parkplatz. Der rasante
Verfall der "amerikanischen" Gesellschaft macht auch ihr
Sorgen (4min.48sek.).

Nancy, Parkplatzbewacherin [8]
Nancy: <Wir hatten schon eine Krankenschwester hier.
Wir hatten einen Lehrer, und eine Zahnhygienikerin. Das
waren Leute, die vorher gutes Geld verdient haben. Einige
hier sind zum ersten Mal auf der Strasse. Unser Platz ist
absolut voll. Wir sehen zu, dass wir das Beste daraus
machen.> (5min.10sek.)

Nancy, Parkplatzbewacherin auf Parkplatz mit Autos,
Ember parkt ein [9]
Sprecher: <Ember kommt hierher, weil sie sich hier
sicher fühlt. Ein paar Mal musste sie mit ihren Töchtern
an der Strasse übernachten. Sie fühlte sich wie Freiwild
und hatte Angst, von der Polizei aufgegriffen zu werden,
denn das Übernachten im Auto ist in San Diego strafbar. Ab
6 Uhr abends sind die Helfer auf dem Parkplatz. Ausserdem
gibt es hier Toiletten und eine Waschgelegenheit. Alles,
was sie und ihre kleine Familie noch besitzen, stapelt
sich im Wagen (5min.41sek.).
Jeden Tag muss sie das Auto ausräumen, um überhaupt Platz
zum Schlafen zu haben. Die Kleinen wissen nicht, was los
ist. Sie müssen einfach nur spielen und verstehen nicht,
dass ihr klappriges Auto mittlerweile ihr einziges Zuhause
ist (6min.2sek.).
Ursprünglich war der Parkplatz für 20 Autos gedacht. Aber
mittlerweile stehen hier 30 Wagen eng nebeneinander. Am
nächsten Morgen um 6 müssen alle den Platz wieder räumen.
Die meisten machen sich dann auf Arbeitssuche
(6min.24sek.). Nancy hat immer ein offenes Ohr für die
Menschen. Dieser Mann war Betriebswirt und hat im
Hotel-Management gearbeitet (6min.36sek.).

Hotel-Manager lebt im Auto auf dem Parkplatz [10]
Hotelmanager: <Das ist mein Büro auf Rädern. Die
Realität ... ist ganz langsam. Es ist Wahnsinn. Ich habe
kein Zuhause mehr. Die Eltern leben noch, aber ganz
woanders. Und meine Freunde? Manchmal kann ich bei ihnen
duschen. Aber ich fühle mich in ihrer Schuld, wenn ich
jeden Tag hingehe. Es fällt schwer, jeden Tag betteln zu
müssen, nur um sich waschen zu dürfen (7min.5sek.). Ich
arbeite, seitdem ich 14 bin. In ein paar Monaten werde ich
52. Um in Rente zu gehen, bin ich zu jung. Ich müsste bis
70 arbeiten, wenn ich überhaupt je wieder einen Job finde.
Es gibt so viele, denen es so geht wie mir. Ich frag mich,
warum die Regierung das Problem nicht angeht.>
(7min.20sek.)

Schlafauto [11]
Sprecher über einen Mann mit einem weissen Land Rover:
<Seinen Namen will der Mann uns nicht sagen. Amerika,
das Land der "unbegrenzten Möglichkeiten", habe ihm und
all den anderen, die hier Schutz für die Nacht suchen, die
"kalte Schulter" gezeigt. Geld vom Staat habe hier keiner
je bekommen. Die Bürde für das eigene Scheitern müsse im
Land der "unbegrenzten Möglichkeiten" jeder alleine
tragen, meint er.> (7min. 48sek.)
<Keiner, der hier verzweifelt versucht, sich ein wenig
Privatsphäre für die Nacht zu schaffen, hat je geglaubt,
jemals auf der Strasse zu enden. Auch Ember versucht, sich
und die Mädchen vor den Blicken da draussen zu schützen.
Sie verbarrikadiert sich im Auto, erklärt sie uns, um
wenigstens ein bisschen für sich zu sein (8min.16sek.).
Sie zeigt uns ihre kleine Höhle, die sie für sich und ihre
Kinder gebaut hat.> (8min. 34sek.)

Embers kleine Höhle im Auto [12]
Ember zu den Kindern: <Morgen werd' ich mit euch in den
Park gehen.> Aber jetzt will Ember nur noch ins Bett
und verabschiedet sich von Nancy. "Good night." - "Good
night". (9min.1sek.)
Ember: <Irgendwann werden wir ein Haus haben. Sie wird
in einem richtigen Bett in ihrem eigenen Zimmer schlafen.
Denn ganz will sie den Traum von einer besseren Zukunft
nicht aufgeben, auch wenn ihr manchmal die Kraft fehlt, um
auch nur eine Bewerbung zu schreiben (9min.35sek.). Die
kann sie mittlerweile schon gar nicht mehr zählen. Immer
wieder abgewiesen zu werden macht sie mutlos. Ihr bleibt
nur noch die Hoffnung auf Daniels neue Stelle (9min.
47sek.).
Embers Mann Daniel in Kentucky - Tagelöhner-Arbeit auf
einer Pferdefarm
Sprecher: <Embers Mann Daniel hat es nach Kentucky
verschlagen (10min.1sek.)

Landarbeit in Kentucky [13]
auf die grünen Weiden, mehr als 3000 Kilometer entfernt
von San Diego. Dort arbeitet er als Tagelöhner.>
(10min.12sek.)
Sprecher und Daniel: "Schreibst du viele SMS?" - "Ja, es
ist sehr einsam hier draussen. SMS schreiben ist die
einzige Ablenkung. Ich schicke den Kindern immer Fotos von
Pferden." (10min.30sek.)
Sprecher: <Bis vor wenigen Jahren war Kentucky eine
Hochburg der Pferdezucht. Aber die wirtschaftliche Krise
hat auch die Farmer hart getroffen. Die meisten kämpfen
mittlerweile ums Überleben. Jobs sind auch hier rar.>
(10min.40sek.)

Landarbeiter Daniel mit einem Holzstamm [14]
<Daniel war daher froh, überhaupt eine Arbeit gefunden
zu haben. Also repariert er Zäune, rupft stundenlang
Unkraut, oder tut, was man sonst von ihm verlangt. Als
Tagelöhner ist er ständig auf Abruf. Oft weiss er erst
abends, ob er am nächsten Tag arbeiten wird. Denn sein
Chef ruft ihn nur dann an, wenn er für den nächsten Tag
Arbeit hat. (11min.14sek.)
Aber er hält grosse Stücke auf den Jungen: "Er ist ein
guter Arbeiter. Er ist sein Geld Wert, obwohl er so jung
ist. Ich weiss nicht, wie viel Unkraut er schon gerupft
hat. Ich wünschte, ich hätte 4, 5 von seinem Kaliber. Die
ganze Zeit redet er nur von seinen kleinen Mädls. Was ist,
wenn er wieder geht? Ich mach' ihm deshalb keinen Vorwurf.
Die Familie ist das Wichtigste. Alles andere kommt
danach.> (11min.56sek.)

Der Pferdefarm-Chef in Kentucky [15]
Daniel: "Heute morgen hatte ich 3 SMS von meinen Kindern.
Es ist die Hölle, so weit weg von ihnen zu sein. Ich
schufte einfach, so viel ich kann. Aber es war fast noch
härter für mich, mit ihnen in Kalifornien zu sein - ohne
Arbeit, nur dazusitzen und nichts tun zu können."
(12min.24sek.)
Daniel Carter auf der Pferdefarm in einem Wohnwagen
Sprecher: <Hier ist Daniel untergebracht, das Quartier
für die Farmarbeiter. Hier können sie kostenlos wohnen,
solange sie auf der Farm arbeiten (12min.41sek.)

Kentucky: Wohnwagen für 2 Farmarbeiter und ein Hund [16]
"Schicke Hütte, nicht? Das ist Chris' Bett, das ist meins.
Da ist eine Dusche. Top, was? 'Haben wir selbst gebaut." -
Telefonat mit Ember.
Sprecher: <Wie jeden Abend ruft Daniel Ember und die
Kinder an. Dieses Mal hat er gute Neuigkeiten. Die will er
vor allem auch seiner Tochter KTM mitteilen die ihn sehr
vermisst (13min.30sek.). Schon bald - verspricht er seiner
Tochter, wird er für ein paar Tage nach San Diego kommen
können und sie endlich wieder in den Arm nehmen.>
(13min.45sek.)
"Ich muss stark sein für die Kinder, ihr Held sein. Es tut
gut, für sie arbeiten zu können, egal was, also fresse ich
eben Unkraut, pflege Pferde, repariere Zäune - egal. Ich
würde auch Hundekacke aufheben, wenn's sein müsste. Es ist
ein Segen, dass ich arbeiten kann. Eine Menge Leute finden
gar keinen Job." - Sprecher: "Und dein Stolz?" - Martin:
"Das mit dem Stolz, das kannst du vergessen. ... das Wort
noch mal, muss es nachher mal googlen. Nein, im Ernst: Du
musst immer brav nicken und immer schön "Ja Sir" sagen,
und immer so tun als ob." (14min.50sek.)

Vater Martin im Wohnwagen [17]
Disney Land in Orlando (Florida): Larry Dotsen
als Angestellter wohnt mit seiner Familie im Motel
Sprecher: <Wir fahren nach Disney Land in
Orlando, Florida, eine der mächtigen Traumfabriken
Amerikas. Täglich strömen Touristen aus aller Welt in
diesen Vergnügungspark und geben in ein paar Stunden
mehrere 100 Dollar aus - unerschwinglich für diese
Menschen, die in dieser Glitzerwelt arbeiten. Larry Dotson
spürt hier jeden Tag aufs Neue, wie weit er sich von
seinem früheren, unbeschwerten Leben entfernt hat.
(15min.13sek.)

Larry Dotsen als Kontrolleur bei Disney Land [18]
Sprecher: "Was gefällt Ihnen an dieser Arbeit?" - Dotsen:
"Dass ich mit Leuten rede und Spass habe." - Sprecher:
"Abends sind Sie müde, oder?" - Dotsen: "Schon. Zumindest
meine Füsse sind müde." (15min.40sek.)

Larry Dotsen stellt sich vor [19]
Dotsen: "Mein Name ist Larry Dotsen von Disney World. Ich
bin 52 und lebe mit Frau und Kindern in einem Hotelzimmer
in Kissiney, Florida. Ich habe 5 Kinder." (15min.53sek.)
Sprecher: <Abends wird Larry, zusammen mit anderen
Disney-Angestellten, mit dem Bus in die tristen
Vorort-Behausungen gebracht. Die meisten, die hier
arbeiten, haben schon bessere Zeiten erlebt, auch Larry,
wie er uns berichtet.> (16min.9sek.)
Larry Dotsen: "Ich hatte verschiedene Stellen im
Einzelhandel. Aber die Jobs sind alle weg. Die Firmen gibt
es nicht mehr. Die Arbeitsplätze waren nie sicher."
Sprecher: <Noch vor 2 Jahren hat Larry Dotsen im
Kundendienst einer grossen Firma gearbeitet. Nachdem er
seinen Job verlor, wurde kurz darauf sein Haus
zwangsversteigert, denn er hatte keine Rücklagen, und das
Haus war noch nicht abgezahlt. Jetzt lebt er, wie viele
andere hier, in einem der trostlosen Motels, entlang des
Highways nach Disney World.> (16min.48sek.)
Larry Dotsen: "Das Zimmer kostet 149 Dollar die Woche. Ich
kriege 228 raus, also bleiben noch 70 Dollar für
Lebensmittel, Kleidung und alles, was man so braucht."
(17min. 10sek.)
Sprecher: <Larry lädt uns ein, sein Zuhause und seine
Familie kennenzulernen.> - Zimmer Nr. 406
Larry Dotsen: "Das ist unser Wohnzimmer, Schlafzimmer und
Esszimmer. Und hier haben wir zwei Betten und einen
Einbauschrank." (17min. 40sek.)
Sprecher: <In diesem Raum leben die vier Dotsens mit
dem, was ihnen nach dem Verlust ihres Hauses geblieben
ist.>
Dotsen: "Mein Sohn, der derzeit arbeitet, und meine
Tochter, die noch zur Schule geht, leben bei uns. Es ist
eng, und wir gehen uns auf die Nerven. Und wir wissen
nicht, wenn wir hier je wieder rauskommen. (18min.5sek.)
Es hängt davon ab, ob wir etwas sparen können für die
Monatsmiete und für die Kaution." (18min.18sek.)
Sprecher: <Larrys ältere drei Kinder sind schon
ausgezogen. Aber auch sie haben kaum genug zum Leben und
können der Familie finanziell nicht unter die Arme
greifen. Dennoch geben Larry und seine Frau ihre Hoffnung
nicht auf, es irgendwann wieder nach oben zu schaffen.
Wann immer er die Chance hat, sucht er im Internet nach
einem besseren Job. Doch ausgerechnet heute funktioniert
es nicht. Larry ist frustriert - und nicht nur
darüber.> (18min.57sek.)
Dotsen: "Ich habe mit 740 Dollar bei Disney angefangen und
bin jetzt nach 2 1/2 Jahren bei 820. Das ist nicht toll,
aber so läuft es eben [überall]." (19min.11sek.)

Larry Dotsen mit Frau am Internet [20]
Motelangestellte Shirley: Familien im Motel - teilweise
Wuchermieten - und die Industrie zahlt nur Mindestlöhne
Sprecher: <In den billigen Motels rund um Disney World
leben 900 Familien. Früher wurden die Zimmer von Touristen
gebucht. Aber mittlerweile wohnen hier Menschen, die die
Miete in ihren Wohnungen nicht mehr zahlen können. Manche
Motel-Manager nutzen die Lage mit Wuchermieten aus. Und so
will keiner von denen mit uns reden. Hier ist Shirley,
eine, die sich um die Menschen kümmert.> (19min.44sek.)
Shirley: "Selbst hier im Hotel können die Leute kaum noch
ihre Miete zahlen. So, wie die Wirtschaft im Moment ist,
zahlen die Firmen ja gerade mal den Mindestlohn. Das ist
nicht einfach." (19min.58sek.)

Angestellte Shirley erklärt [21]
Sprecher: <
Mittlerweile werden zwar wieder mehr
Jobs in Amerika geschaffen, doch die lindern die Armut
nicht. Drei von fünf neuen Stellen entstehen im
Niedriglohnsektor. Und von den geringen Löhnen können
sich Familienväter wie Larry noch nicht einmal eine
vernünftige Wohnung leisten.>
(20min.14sek.)
Angestellte Shirley läuft im Korridor: "In diesem Zimmer
wohnen Larry und seine Familie seit 1 1/2 Jahren.
Mittlerweile ist es ihr Zuhause." [Etwas weiter im
Korridor]: "Diese Familie ist seit zwei Jahren hier. [Und
nochmals etwas weiter]: Hier wohnt ein Mann seit 1 1/2
Jahren. [Noch etwas weiter]: Hier eine Familie seit 1 1/2
Jahren. Das Motel ist ausgebucht (20min.35sek.). Die "USA"
soll eines der reichsten Länder der Welt sein, nicht? Es
ist doch eine Schande, dass wir so viele obdachlose
Menschen haben. Hier in der Gegend ist das in den letzten
zwei, drei Jahren weit verbreitet, überall. Man kann es
nicht mehr verbergen. Und nicht nur Familien. Auch ältere
Leute wissen nicht mehr wohin. Alte Leute laufen den
ganzen Tag auf der Strasse rum und wissen nicht wohin
(21min.12sek.).

Motelangestellte Shirley erklärt auf dem Balkon [22]
In einem Zimmer wohnt eine von ihnen. Sie kann nirgends
hin." (21min.15sek.)
Sprecher: <Shirley hat sie aus Mitleid bei sich
aufgenommen. Da war die Frau zahlender Gast im Hotel.>
(21min.25sek.)
"Es kümmert keinen, wenn sie auf der Strasse schlafen
muss."
Frau: "Es ist so heiss und tagsüber bin ich rumgelaufen.
Ich hab versucht, im Schatten zu bleiben. Manchmal findet
man keinen Schattenplatz." (21min.40sek.)

Frau, die herumspaziert [23]
Angestellte Shirley: "Das kann jedem so gehen. Ich habe
als Feldarbeiterin gearbeitet und dann als Verkäuferin.
Ich hab' meinen Weg gefunden, aber es hat gedauert. Jetzt
bin ich 53 und habe keine Altersvorsorge. Also werd' ich
wahrscheinlich auch mal so enden wie diese Frau. Sie hat
hart gearbeitet, und was bleibt ihr? Gar nichts."
(22min.7sek.)
Sprecher: <Die Abendnachrichten bringen auch keine
Hoffnung. Trotz leicht ansteigender Konjunktur sinkt die
Arbeitslosigkeit kaum. Eine Ratingagentur hat den "USA"
bereits vor einem Jahr die Top-Note aberkannt. Unter den
1-Sterne-Häusern ist Shirleys Motel besonders gefragt,
denn die Miete beträgt nur 600 Dollar im Monat. Die
meisten ihrer Mieter stammen aus der Mittelklasse. Viele
schämen sich, über den eigenen, sozialen Abstieg zu
sprechen, so wie Terry, der auch in Shirleys Motel lebt
(22min.42sek.).
Disney World in Orlando (Florida): Familie von
Terry im Motel
Sprecher: <Erst nach langem Zögern erklärt er sich
bereit, über seine Situation zu sprechen.>
Sprecher: "Hätten Sie gedacht, dass Sie mal auf einer
Wiese Golf spielen würden?" - Terry: "So kann ich doch in
Ruhe an meinem Schwung arbeiten." (22min.57sek.)

Vater Terry mit 4 Kindern spielt Golf [24]

Vater Terry, Portrait [25]
"Früher habe ich in Salt Lake City im berühmten Hilton
Valley County gespielt. Ich heisse Terry und bin 42 Jahre
alt. Ich arbeitete als Berater für eine grosse
Hotelanlage. Seit mehr als 2 Jahren lebe ich mit meiner
Familie in diesem Hotel." (23min.25sek.)
Sprecher: <Terry und seine Frau haben alles, was sie
nicht unbedingt zum Leben brauchen, verkaufen müssen. Ist
es überhaupt möglich, unter diesen beengten Bedingungen
ein normales Leben zu führen?> (23min. 39sek.)
Frau von Terry: "Hier ist gar nichts normal, gar nichts."
(23min.44sek.)

Vater Terry mit seiner Familie und mit dem Hotel im
Hintergrund [26]
Sprecher: <Bevor Terry und seine Familie im Hotel
landeten, hatten sie ihr anderes, normales Leben, wie
Terry es nennt. Er war Vertriebsleiter in der
Autoindustrie, verdiente sehr gut, bis sein Arbeitsplatz
wegrationalisiert wurde.> (24min.0sek.)
Sprecher an Terry: "Fühlen Sie sich immer noch zur
Mittelklasse gehörig?" - Terry: "Ich weiss gar nicht, ob
es in Amerika noch Klassen gibt. Als der Markt
zusammenbrach und die Menschen herausfanden, dass ihre
Häuser nicht so viel Wert waren, wie sie dachten, und wir
unsere Jobs verloren, da ging uns auch jedes Gefühl von
Sicherheit und Stabilität verloren." (24min.20sek.)
Sprecher: <Terrys normales Leben endete abrupt. Nach
seiner Kündigung konnte die Familie die Kreditraten für
das Eigenheim nicht mehr bezahlen, und bald gehörte es der
Bank. Der Familie blieb nur noch die Möglichkeit, in ein
billiges Motel zu ziehen (24min.40sek.).
Terry
bewarb sich auf alle möglichen Stellen. Erst nach
einem Jahr fand er eine Teilzeitstelle. Er arbeitet
für 8 Dollar die Stunde. Da kein Geld mehr für Benzin
und Versicherung übrigbleibt, hat er sein Auto
verkauft und fährt mit dem Bus zur Arbeit.>
(25min.0sek.)
Terry: "Ich hab' beide Seiten der Medaille gesehen. Wir
hatten ein Boot zum Wasserskifahren. Im Winter fuhren wir
Ski, sind in Urlaub gefahren - und so bis zum Abwinken.
Unser Leben war, wie man sich es in den 1950er Jahren in
Amerika erträumte: Der weisse Jäger..., Mama und Papa. Als
wir aufwuchsen, war es normal, seine Arbeit das ganze
Leben zu haben, sich zur Ruhe zu setzen, und dann
kümmerten sich die anderen um einen.

Bus in Orlando (Florida) mit Fahrrädern vorne dran [27]
Die Zeiten sind vorbei." (25min.45sek.)
Sprecher: <Eine schwere Zeit, vor allem auch für die
Kinder. 1800 wachsen in den Hotels rund um Disney World
herum auf. Der Schulbus hat extra seine Route geändert, um
die neuen Kinder mitzunehmen. Sie werden die Disney Motel
Kids an der Schule genannt.

Orlando (Florida), Schulbus für die Disney Motel Kids
[28]
Und sie wechseln häufig die Schule, wenn die finanzielle
Situation der Eltern sich noch mehr verschlechtert und die
Familie in eine noch billigere Unterkunft ziehen muss
(26min.11sek.).
Kinderarmut ist - in der immer noch
grössten Wirtschaftsmacht der Welt - ein weit
verbreitetes Phänomen. Mehr als ein Fünftel aller
Kinder in den "USA" lebt in Armut
(26min.26sek.). Terrys Kinder hatten grosse
Schwierigkeiten, mit dem neuen Leben zurechtzukommen.>
(26min. 35sek.)
Mutter der Familie von Terry: "Zuerst haben die Kinder
sich geschämt, weil wir in einem Hotel leben. Aber dann
haben wir gemerkt, dass auch andere im Hotel leben müssen.
Zumindest hier in der Gegend ist das ziemlich normal."
(26min. 55sek.)
Sprecher: <Der älteste Sohn Ryan hat das durchgemacht,
was viele Motel-Kids erleben. Als seine Eltern das Haus
verloren und ständig von Hotel zu Hotel zogen, musste Ryan
eine Zeitlang in einer Pflegefamilie leben. Die Eltern
standen unter enormem Druck. Schliesslich entzogen die
Behörden ihnen die drei ältesten Kinder, weil sie
wirtschaftlich nicht in der Lage seien, alle zu
versorgen.> (27min.18sek.)
Sohn Ryan: "Ich tue alles, damit es für sie nicht zu hart
ist. Ich bin ja schliesslich der grosse Bruder." -
Sprecher: "Ist das nicht zu viel für dich?" - Sohn Ryan:
"Schon, aber wer soll es sonst machen? Meine Mutter oder
meine Schwester? Ich bin der grosse Bruder, und wenn mein
Papa arbeitet, bin ich "der Mann" im Haus. Also muss ich
hald allerhand übernehmen: Die Tiere füttern, den Abwasch
machen, lauter so Sachen. Dabei hat man viel Zeit zum
Nachdenken." - Sprecher: "Und wovon träumst du?" - Sohn
Ryan: "Ich habe Albträume. ich träume meistens davon, wie
sie mich in die Pflegefamilie gebracht haben. Ich habe
Angst, dass der ganze Stress dazu führt, dass meine Mama
und mein Papa die Nerven verlieren und sie uns wieder
wegholen. Ich will aber nicht nochmal von meiner Familie
getrennt sein. Wenn hier alle zusammenspielen, das macht
mich glücklich." - Sprecher: "Na dann los!" - "Spielen
meinst du? " (26min.26sek.)
Sprecher: <Alle Eltern hier leben in der Angst, dass
man ihre Kinder in Pflegefamilien unterbringt. Hilfe
können sie nicht erwarten. Kein der Familien, die wir
kennengelernt haben, hat finanzielle Unterstützung vom
Staat bekommen. Also haben sie sich selbst
durchgeschlagen. Wir haben in den 6 Monaten, die wir hier
mit den Familien verbracht haben, nur eine
Sozialarbeiterin angetroffen, die für 1800 Kinder
zuständig war. [Nun kommt Terrys Familie ins Bild]. Vom
Staat erwartet Terry nichts (28min.59sek.). Aber er und
seine Frau sind schon dankbar dafür, die ganze Familie
wieder zusammenzuhaben. "Wir wollen nicht klagen", meint
er (29min.10sek.).
Vater Terry: "Abends danke ich Gott, dass es uns gut
geht." - Mutter der Familie Terry: "Wir haben mal ein paar
Nächte im Auto verbracht. Das war nicht lustig." - Vater
Terry: "Nein. Oklahoma im Winter, das war ganz schön
kalt." - Sprecher: "Sind Sie sicher, dass das nie wieder
passiert?" - "Nein, davor ist man nie sicher. Von den
letzten 7 Familien, die hier ausgezogen sind, ist eine in
ein Haus gezogen, aber sie konnten es nur 3 Monate halten.
Jetzt leben sie im Auto (29min.50sek.). Die
Obdachlosenunterkünfte sind immer voll. Und im Sommer
schliessen viele. Es gibt in Amerika kein Sicherheitsnetz
für Arme. Es heisst zwar, dass es das gibt, aber das
stimmt nicht." (30min.15sek.)
San Diego: Ember auf Jobsuche - aber ohne
Babysitter
Sprecher: <Im fernen San Diego ist Ember immer noch auf
Jobsuche. Weil sie kein Geld für einen Babysitter hat,
muss sie die beiden Töchter immer mitnehmen.>
Mutter Ember zur dreijährigen Tochter: "Mami muss den
Bewerbungsbogen ausfüllen, da darfst du nicht durch das
ganze Hotel rennen. Dann nehmen sie mich nicht. Katy, du
musst jetzt lieb sein. Ich versuche hier, Arbeit zu
kriegen. Verstanden?" (31min.4sek.)
Sprecher: <Ember hat von einer Bekannten den Tip
bekommen, dass dieses Hotel Jobs zu vergeben hat. Und
tatsächlich rät ihr der freundliche Rezeptionist, oben ins
Büro zu gehen und dort die nötigen Formulare auszufüllen
(31min.18sek.). Um nicht aufzufallen, versucht sie, die
Mädchen ruhigzuhalten. Doch die haben ihren eigenen
Kopf.> (31min.45sek.)
Mutter zu Baby: Cassidy, come here. Cassidy, stop.
(31min.51sek.)

Ember beim Formularausfüllen [29]
Sprecher: <Ember kann sich kaum auf das Formular
konzentrieren. Immer wieder geht sie die Fragen von vorne
durch. Aber nie dauert es lange, und sie muss wieder
eingreifen, der kleinen hinterher, die noch nicht
verstehen kann, dass ihre Mutter sich konzentrieren
muss.> (32min.33sek.)
Ember: "Das reicht. Ich kann nicht mehr." (32min.40sek.)
Sprecher: <Völlig frustriert gibt Ember auf. Formulare
ausfüllen mit zwei unruhigen Kindern ist zu viel für sie
(32min.52sek.). Es ist nicht das erste Mal, dass sie wegen
der Kinder die Nerven verliert. Ohne ausgefüllte
Bewerbungsunterlagen ist ein Gespräch mit dem
Personalmanager gar nicht erst möglich. Mit jeder Woche
wird ihre Situation aussichtsloser. Auch, wenn sie
eigentlich wütend auf die Kinder ist, weiss sie, wie sehr
auch sie unter Druck stehen.> (33min.20sek.)
Ember: "Den ganzen Tag raus aus dem Auto. Sie sind
glücklich, wenn sie draussen spielen können. Wenn sie
wieder ins Auto steigen müssen, ist es schrecklich für
sie." (33min.28sek.)
Sprecher: <Bald wird es auch schon wieder dunkel. Und
dann muss man sich wieder auf den Weg machen, um früh
genug am Parkplatz zu sein, damit ihr dort keiner den
Platz streitig macht.> (33min.49sek.)
Daniel in Kentucky kommt auf Besuch
Sprecher: <Währenddessen hat Daniel [in einem Bus
unterwegs von Kentucky nach San Diego] endlich etwas Geld
zurücklegen können, um seine Familie zu besuchen. Die
Busfahrt, mehr als 3000 km quer durch Amerika, zieht sich.
Seine Gedanken kreisen um seine Familie (34min.35sek.).
[Ankunft in San Diego]: Endlich, nach mehr als zwei Tagen
ist es geschafft. Jetzt sind es nur noch wenige
Häuserblocks bis zum Parkplatz (34min.50sek.)..

Daniel kommt in San Diego an und telefoniert [30]
Ember und die Kleinen warten dort schon auf ihn. Nancy
[die Parkplatzwärterin] versucht, ihm Mut zu machen. "Ich
glaube, die Mädls haben sich hingelegt." - Endlich kann er
seine Kinder wieder in die Arme nehmen. Für sie hat er all
diese Entbehrungen ertragen. Ember ist überglücklich,
ihren Mann wiederzusehen. Daniel kann es kaum fassen,
welche Fortschritte die beiden Mädchen in der Zwischenzeit
gemacht haben (35min.45sek.). "Sie spricht schon viel
mehr, und sie steht jetzt auch. Und wie war die Jobsuche?"
- "Nicht so gut. Ich hatte ein Bewerbungsgespräch, aber
sie haben nicht angerufen (36min.10sek.).
[Szene im roten Combi-Auto]: Sprecher: <Daniel weiss,
dass Ember ihn eigentlich braucht. Aber er kann sich nur
ein paar Tage leisten, bevor er wieder nach Kentucky
zurückmuss, um zu arbeiten. Doch vorher will er nochmal
zum Strand mit den Kindern, zum "Auftanken"
(36min.30sek.). Mama zu den Kindern: "Papa will mit euch
an den Strand, bevor er wieder nach Kentucky muss." Die
Zeit vergeht wie im Flug. Einige kurze Momente
unbeschwerten Familienlebens müssen für die nächsten
Monate Kraft geben. Daniel und Ember versuchen, die
Schwierigkeiten im Leben von den Kindern fernzuhalten, so
gut es geht. Sie wollen ihnen so viel Normalität wie
möglich mitgeben. Irgenwann, so hoffen sie, wird ihr
persönlicher Albtraum ja auch vorbei sein (37min.12sek.).
Mutter Ember. "Später einmal werden wir es ihnen sagen,
dass wir es schwer hatten, dass wir nach Kalifornien
gegangen sind, dass wir uns noch eine Weile durchkämpfen
müssen, dass wir es am Ende geschafft haben, wieder auf
die richtige Bahn zu kommen. Das hoffe ich jedenfalls. Ich
hoffe, dass es uns gut geht, wenn wir ihnen das erzählen."
(37min.35sek.)
Daniel im Gefängnis - Entlassung - andere Familien
steigen weiter ab
Sprecher: <Einen Monat später erreichten uns gute
Nachrichten von Ember. Sie und die Mädchen haben einen
Platz in einer Unterkunft gefunden. Dort wollen wir sie
noch einmal besuchen, ein letztes Mal. Doch dann kommt
alles ganz anders (37min.52sek.).
Nachrichten: <Ein 39-jähriger Mann starb an den Folgen
eines brutalen Angriffs. Der Tat überführt ist ein Mann
namens Daniel Carter. Er versichert, er habe in Notwehr
gehandelt.>
Sprecher: <Ein brutaler Angriff. Ein Mord. Das passt so
gar nicht zu dem Familienmenschen Daniel Carter, den wir
kennengelernt haben. Daniel sitzt in einem Gefängnis in
Kentucky ein. Er behauptet, der Mann habe ihn eines Nachts
im Wohnwagen mit einem Zaunpfahl angegriffen, und sei
betrunken gewesen und habe ihn töten wollen
(38min.37sek.).

Daniel telefoniert vom Gefängnis aus [31]
Er habe sich mit der Axt gewehrt, um sein eigenes Leben zu
retten (38min.40sek.). Aber es gibt keine Zeugen. Und nun
ist ungewiss, wie die Jury entscheiden wird
(38min.50sek.). Wir besuchen Ember und die Mädchen in San
Diego. Ember fällt es schwer, mit der neuen Situation
klarzukommen. Sie will in Ruhe nachdenken, wie es
weitergehen soll. Eines steht für sie jedoch fest. Jetzt,
da Daniel im Gefängnis ist, muss sie alles geben, um einen
Job zu finden. Die Kleinen ahnen nicht, was mit ihrem
Vater passiert ist. Die letzten Tage in der Notunterkunft
haben ihnen gutgetan. Endlich konnten sie sich in einem
Bett mal richtig ausstrecken (39min.45sek.).
Mama Ember: "Ich will ihre Kindheit bewahren. Sie müssen
auch mal glücklich sein. Ich versuche, mich
zusammenzureissen, bis sie schlafen. Wenn die
wirtschaftliche Situation besser wäre, hätte Daniel einen
solchen Job nicht annehmen müssen. Dann wäre er solchen
Gefahren nicht ausgesetzt gewesen. Und das alles wäre
nicht passiert. Ich dachte, das Leben im Auto wäre der
absolute Tiefpunkt. Aber jetzt ist es noch viel schlimmer.
Daniel sitzt im Gefängnis. Die Kinder und Kainey fragen
ständig nach ihm. Jetzt kann er ja nicht einmal mehr
anrufen. Ich sage ihr, dass er arbeiten ist. Ich erinnere
sie daran, was für ein guter Mann ihr Papa ist, denn er
ist ja jetzt nicht da, um es ihr zu zeigen. Ich wünschte,
andere sähen, was für ein guter Mensch er ist. Wenn man
erst einmal aus der Bahn geraten ist, kann man in
fürchterliche Situationen geraten. Mehr kann ich nicht
dazu sagen." (41min.33sek.)
Sprecher: <Obwohl die letzten Monate kräftezehrend
waren, muss Ember stark sein. "Wir werden uns nicht
unterkriegen lassen", meint sie. Ein halbes Jahr später,
Ende 2012. Larry in Florida hofft noch immer auf eine
Gehaltserhöhung, die es ihm erlauben würde, mit der
Familie endlich aus dem Hotel rauszukommen. Terry und
seine Frau haben fast schon genug gespart, um eine kleine
Wohnung in Orlando zu mieten. In ein paar Monaten wollen
sie umziehen. Sie glauben fest daran, dass sie ihren Weg
nach oben wieder schaffen werden. Und dann gibt es in
Kalifornien in San Diego endlich ein Urteil. Im November
2012 hat eine Jury Daniel Carter vom Vorwurf des Mordes
freigesprochen. Sie haben ihm geglaubt, dass er in Notwehr
gehandelt hat. Er wurde aus dem Gefängnis entlassen und
ist wieder bei seiner Familie. Und obwohl sie schon so oft
enttäuscht worden sind, klammern sich unsere drei Familien
an die Hoffnung, dass es eines Tages wieder bergauf geht.
Doch Hoffnung allein wird den Familien weder etwas zu
Essen, noch ein Dach über dem Kopf bringen. Sie brauchen
Jobs, um zu überleben. Und das wird wohl die schwierigste
Aufgabe für Präsident Obama in seiner zweiten
Amtszeit.> (43min.10sek.)