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Museum der Primärnationen (Nordamerika Native Museum, "Indianermuseum") Zürich
7. Federschmuck als Auszeichnung für "Heldentaten" im Kampf
Haube mit aufrechtem Federkranz der Blackfoot-Primärnation (Abb. 7)
präsentiert von Michael Palomino (2012)
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Prestel-Museumsführer, Text von Denise Daenzer und Tina Wodiunig: Indianermuseum der Stadt Zürich; Prestel-Verlag; München, New York 1996; gefördert durch die Cassinelli-Vogel-Stiftung, Zürich, MIGROS Kulturprozent, Volkart-Stiftung, Winterthur; ISBN 3-7913-1635-4
<Federschmuck
Der Kiel ist mit einem Hartlederband kaschiert, das mit Vogelquill (gefärbte Federkiele) umwickelt ist. Die Feder wird oben und unten mit Flaumfedern umrahmt.
Die Falkenfedern sind in einen roten Flanellbeutel eingenäht und mit diesem an einem geschliffenen Steingriff befestigt.
Die Kiele der Adlerfedern werden von einer Ledermanschette gehalten und mit rotem Wickelquill kaschiert.
Solche Fächer wurden von den Frauen gerne bei ihren Tänzen benutzt. Die Federn dienten dabei vor allem als Schmuck und hatten nicht wie bei den Männern den Charakter von Auszeichnungen.
In diesem Futteral aus rohem Leder wurden Kriegsschmuckfedern aufbewahrt. Ausserdem wurde das Futteral zusammen mit dem Kriegsschild auch neben das Tipi gestellt, um dieses und seine Bewohner zu schützen.
[Federn des Goldadlers bzw. Steinadlers]
Es gibt wahrscheinlich kaum ein anderes Motiv, das so zum Sinnbild - und auch zum Klischee - des mutigen Indianers wurde, wie der Häuptling im gefiederten Kopfschmuck. Dabei war diese mit den Federn des Gold- und Steinadlers besetzte Haube, die den hervorragenden Kämpfer und Krieger auszeichnete, keineswegs bei allen indianischen Kulturen Nordamerikas verbreitet und in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts auch auf den Plains und in den Prärien eher selten anzutreffen.
[Verdienste und Heldentaten im Kampf berechtigen zum Federschmuck - Verzierungen mit Fellen oder Aufmalen bestimmter Symbole]
Das Recht, sich mit Adlerfedern zu schmücken, stand nur jenen Männern zu, die sich durch aussergewöhnliche Taten ausweisen konnten. Die erfolgreiche Leitung eines kriegerischen Einsatzes, das Erbeuten eines Schildes, eines Pfeilbogens oder Pferdes, die Rettung eines verwundeten Gefährten aus dem Kampfgetümmel, das Skalpieren eines Gegners - aber auch die blosse Berührung eines Feindes oder eines feindlichen Tipis -, das alles waren Zeugnisse für die Überlegenheit und die Tapferkeit der indianischen Männer. Die Leistungen mussten belegt, bewiesen und öffentlich dokumentiert werden.
Ein gesammelter Verdienstpunkt wurde als "Coup", als Schlag bezeichnet - was ursprünglich nur das Berühren eines Widersachers mit der Hand oder mit einem Stock bedeutete, später aber auch als allgemeine Bezeichnung für eine Kriegs- oder Muttat gebräuchlich war. Für jeden erfolgreichen Coup gab es eine Auszeichnung, einen "Orden". So verzierte zum Beispiel ein Crow-Indianer nach der Erbeutung eines Gewehrs seine Kleidung mit Hermelinfellen. Ein Assiniboin, dem es gelungen war, ein Pferd seiner Gegner zu entführen, bemalte seine Leggins unterhalb der Knie mit Hufsymbolen. Und wenn er im Winter erfolgreich war, bestand die Auszeichnung aus einem Wieselfell, mit dem er den Arm seines Hemdes schmückte. Weit verbreitet war auch der Besatz von Hemden und Leggins mit Skalphaaren. Bei den Teton-Indianern durfte sich der erste, der einen Coup auf einen besiegten Feind ausführte, eine Adlerfeder am Hinterkopf in senkrechter Richtung aufstecken. Wer den zweiten Coup setzte, durfte seine Feder nach links neigen, während sie beim dritten Mal horizontal befestigt wurde.
[Das Ehrenzeichen der Federhaube - ev. mit Hörnern - ab 1820 ca. - Tausch von Federhauben gegen Perlen, Waffen etc.]
Die schwarzbraunen Spitzen der 40 kostbaren Stossfedern sind mit kleinen Büscheln aus rotgefärbten Pferdehaaren und Flaumfedern besetzt. An den Seiten des perlenbestickten Stirnbandes hängen vier Hermelinfelle und lange weisse Flaumfedern. Das Stirnband zeigt einen Kampf zwischen Adler und Bison.
Die Haube besteht aus einer weissen Lederscheide, die mit rotem Filz verstärkt ist. In der Lederscheide sind 18 Adlerfedern und davor Flaumfedern aufgesteckt. An der Aussenseite des roten Filz sind ausserdem Messingscheibchen und ein Streifen eines weissen Fells aufgenäht.
Die Hörner sind ein Kopfputz einer Gabelantilope. Die Haube ist aus Flanell und Wolfsfell gearbeitet, auf der acht Falkenfedern angebracht sind. Das Stirnband ist mit einer Perlenstickerei und mit Flaumfedern verziert. Die Rückenschleppe ist abhandengekommen.
An der Fellkappe sind zwei Büffelhörner angebracht. Hinter der Fellkappe sind vier aufrecht und schräg gestellte Federn sowie die "Lebensfeder" befestigt. Die Rückenschleppe aus rotem Flanell misst 1,6 m und ist mit 41 Adlerfedern geschmückt. Die Federspitzen sind mit Pferdehaaren verlängert.
An der Spitze aller Ehrenzeichen stand aber die Federhaube. Am charakteristischsten war der gehörnte Kopfschmuck mit der Schleppe, mit dem der legendäre Indianermaler Karl Bodmer dem Mandan-Häuptling Mato-Tope ein glanzvolles Denkmal setzte. Besonders die Hörner von Bisons, Antilopen, Hirschen und Bergschafen waren als Kopfschmuck verbreitet - vor allem auf den Plains und in der Prärie -, wobei die Hornspitzen manchmal durchbohrt und mit gefärbten Haarbüscheln verziert wurden, später auch mit buntem Garn oder mit farbigen Stoffbändern. Die abgebildete Hörnerhaube mit (S.17) Federschleppe (Abb. 4) wurde von einem Oglala-Indianer getragen. Zwar ist die aus Bisonfell gefertiget Pelzkappe einmal beschädigt und später ergänzt worden, doch stammen die kleinen Hörner noch vom ursprünglichen Objekt. Die eindrucksvolle Schleppe mit den 41 Adlerfedern ist 160 cm lang. Vier Federn stecken auf der rückwärtigen Seite der Kappe aufrecht oder schräg hinter der Flaumfeder, der "Lebensfeder". Diese Feder galt als Lebenssymbol - vielleicht weil sich ihr Flaum beim leisesten Luft- oder Atemzug bewegt - und barg jene konzentrierten Kräfte, die den Krieger im Kampf schützen sollten.
Wann und wo die wallenden Hauben im bauschigen Stil - der indianische Federschmuck par excellence - zuerst getragen wurden, lässt sich nicht exakt bestimmen. Man nimmt die Zeitspanne von 1820 bis 1830 an und vermutet als Hauptverbreitungsgebiete die Landschaften um den Oberen Missouri. Bei den Crow- und den Teton-Indianern etwa war diese Form von Federhaube vor allem um 1830 populär. Als Folge eines regen Handels, bei dem die Adlerhauben gegen Perlen, Waffen und andere wertvolle Gegenstände getauscht wurden, fand dieser Kopfschmuck schnelle Verbreitung - bis hin zu den nordöstlichen Waldlandvölkern.
[Federhaube: Adlerfedern für nachweisbare Heldentaten - Gestaltung mit Flaumfedern, Pferdehaaren, Menschenhaaren des Gegners, Fellen, Perlenstickereien]
Die Fertigung der Adlerhauben war mit einigem Aufwand verbunden. Denn bevor die einzelnen Federn zeremoniell präpariert und befestigt werden durften, hatte der künftige Besitzer im Rahmen eines Festmahls, zu dem auch befreundete Krieger eingeladen wurden, die einzelnen Taten nachzuweisen, die ihn dazu berechtigten, diese oder jene Feder zu tragen. Die grosse Zahl von Federn lässt sich dabei auch dadurch erklären, dass einem Kriegsführer auch die Coups seiner Gefolgsleute zugeschrieben werden konnten. Jedenfalls repräsentiert jede der vierzig Adlerfedern unserer Häuptlingshaube (Abb.1) eine Ehrentat, für die ihr ein ganz bestimmter Platz zugewiesen ist. Die Flaumfedern am Ende der schwarzweissen Schwanzfeder sind rötlich gefärbt, ebenso das Pferdehaar, das eine erbeutete männliche Skalplocke symbolisiert. Die seitlichen Hermelinfelle versinnbildlichen die bewunderten Eigenschaften dieses Tiers: seine Wachsamkeit und die Meisterschaft, seinen Verfolgern zu entkommen. Die Motive der Perlenstickereien auf dem Stirnband stehen wahrscheinlich für eine Vision oder für einen Traum des Besitzers und sollen ihm, wenn er in Not ist, Mut und Macht verleihen.
Unser Exemplar zeigt den Kampf zweier Adler mit einem Bisonpaar - ein besonders kraftvolles Bild: Der Adler ist für die Indianer das überlegene Tier der Lüfte und verkörpert die Fähigkeiten des Grossen Geistes und die Verbindung zum Göttlichen, während der Bison als mächtigstes Erdentier ein Symbol für Grossmut, Fleiss und Fruchtbarkeit ist, aber auch als Schutzpatron der erfolgreichen Jäger gilt.
[Federhauben]
Die Hauben mit aufrechtem Federschmuck, die vor allem von den Blackfoot-Indianern getragen wurden, waren besonders begehrte Auszeichnungen. Die Annahme, dass nur wenige Indianer das Privileg hatten, einen solchen Kopfschmuck zu besitzen und zu tragen, gründet auch auf der Tatsache, dass nur vergleichsweise wenige Exemplare dieser Art erhalten geblieben sind.
[Federn des jungen Goldadlers - Adlerfallen]
Als die schönsten und wertvollsten Federn galten jene des Goldadlers, dessen zwölf weisse Schwanzfedern eine schwarze Spitze haben. Doch nur der noch nicht voll ausgewachsene Vogel besitzt das so hoch geschätzte weisse (S.18) Gefieder; sobald er seine volle Grösse erreicht hat, werden die Federn fleckig-braun. Um zu den kostbaren Federn zu kommen, wurde der Goldadler mit einem Fleischköder in eine mit Laub kaschierte Grubenfalle gelockt - eine Form der Jagd, die von den amerikanischen Tierschutzgesetzen auch heute noch als "Kult"-Ausnahme geduldet wird (S.19).
Weitere Gegenstände mit Federn bei den Primärnationen Nord-"Amerikas"
Auf einem dichten Hirschhaarkranz ist eine verzierte Knochenplatte und eine Knochenhülse angebracht, und in der Knochenhülse steckt die Adlerfeder mit einem durch Quill verstärkten Federkiel. An der Federspitze sind eine Flaumfeder und die Rassel einer Klapperschlange angebracht.
Der Schild aus Büffelleder hatte eine Schutzfunktion und diente auch spirituellen Zwecken. Die farbigen Pinselstriche könnten Hagelkörner darstellen, als symbolischer Schutz vor Unwettern.
Mit der Verbreitung der Feuerwaffen war die Schutzfunktion des Schilds dahin, die spirituelle Funktion aber blieb.
Der Schmuck wird am Hinterkopf befestigt und die sieben Federn stehen aufrecht am Hinterkopf des Trägers. Das Mittelstück besteht aus sieben bequillten Rohlederstücken, an dem am Ende ein Pferdeschweif befestigt ist. Solcher Haarbehang wurde für den Tanz am Skalpzopf eines Mannes befestigt.
Die eiserne Spitze der Lanze stammt von einem Degen. Der Schaft ist wie üblich mit Adlerfedern behängt. Die Rosetten mit Federn des wilden Präriehuhns sind für südliche Präriestämme typisch.
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