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Museum der Primärnationen (Nordamerika Native Museum, "Indianermuseum") Zürich
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Prestel-Museumsführer, Text von Denise Daenzer und Tina Wodiunig: Indianermuseum der Stadt Zürich; Prestel-Verlag; München, New York 1996; gefördert durch die Cassinelli-Vogel-Stiftung, Zürich, MIGROS Kulturprozent, Volkart-Stiftung, Winterthur; ISBN 3-7913-1635-4
<Kachinas
["Vermittler zwischen Menschen und Göttern" - wahrscheinlich waren es Ausserirdische bzw. Astronauten]
Ein heute besonders begehrtes Produkt indianischer Handwerkskunst sind die Kachinafiguren der Hopi. Kachinas sind übernatürliche Wesen und können als Vermittler zwischen Menschen und Göttern verstanden werden [wahrscheinlich waren es Ausserirdische bzw. Astronauten, wie sie auch in anderen Kulturen im heutigen Ecuador, Kolumbien oder in Asien erschienen sind]. Als solche leiten sie die Gebete der Indianer um Regen und Fruchtbarkeit an die Götter weiter, andererseits haben sie eine Kontroll- und Wächterfunktion inne und stehen den Menschen bei der Bewältigung ihrer alltäglichen Probleme bei.
[Dies ist genau die These von Erich von Däniken: Ausserirdische kamen als Verbindungsglied zu den Göttern und lehrten die Menschen, tägliche Probleme zu lösen, indem sie den Menschen neue Lösungen wie die Landwirtschaft und die Verwaltung bebrachten].
Kachinas mit Symboltafeln über dem Kopf
Das sogenannte Schmetterlingsmädchen gehört gleichzeitig der kleinen Gruppe der weiblichen Kachinas und der Insekten-Kachinas an. Auf der dritten Mesa wird es in den Kachinatänzen von einem Mann verkörpert, der maskiert und in weiblichem Kostüm auftritt. Auf den beiden anderen Mesas wird es von Frauen dargestellt, die unmaskiert tanzen. Auf der "Tablita" - dem Kopfbrett - sind die Sonne sowie Blüten und Kaulquappen abgebildet. Das Schmetterlingsmädchen symbolisiert Fruchtbarkeit.
Diese Kachina ist die Hopi-Interpretation einer Kachina der Zuñi, die von diesen "Hemishikwe" genannt wird. Sie ist seit den neunziger Jahren des 19. Jahrhunderts bei den Hopi bekannt. Auf der "Tablita" sind am oberen Rand drei Wolkensymbole , links und rechts je zwei stilisierte Maispflanzen und in der Mitte ein Regenbogen dargestellt. Man sieht diese Kachina jeweils erst während der im Frühsommer stattfindenden Zeremonien.
Weitere Beispiele für Kachina-Figuren
Die Figur der Langhaar-Kachina haben die Hopi von den Zuñi übernommen, da sie als eine besonders erfolgreiche Regenmacherin gilt und das Wachstum der Pflanzen fördert. Ihr langes, lose herunterfallendes Haar symbolisiert den fallenden Regen, die Adlerbrustfederchen auf ihrem Kopf die Wolken. Von den Zuñi wird die Langhaar-Kachina "Kokoshi" genannt.
"Hakto", die holztragende Kachina, die als "Yamuhakto" ursprünglich eine Kachina der Zuñi war, wurde von den Hopi schon etwa um 1850 in ihre Zeremonien einbezogen, allerdings nur auf der ersten Mesa. Bei dieser Figur fehlt jedoch das Holzbrett auf dem Kopf, das die "Hakto"-Kachinas normalerweise tragen.
Die Himmelsgott-Kachina der Hopi wird von den religiösen Ältesten in bestimmten "Kiva"-Zeremonien personifiziert. Sie tritt in der "Powamu"-Zeremonie auf und im Frühling auf allen Mesas bei den gemischten Tänzen. Der Himmelsgott kontrolliert die gefährlichen Gewitterherde und Regenschauer. Sotuknangu ist aber auch ein unbezwingbarer Krieger, der trotz seiner zerstörerischen Kräfte von einigen christianisierten Hopi mit Gottvater identifiziert wird. Sein Symbol ist der Morgenstern.
Diese Kachina ist aus den Rio-Grande-Pueblos zu den Hopi gekommen. Nach der Legende handelt es sich um die Verkörperung eines historischen Hopi-Rebellen, der nach dem Pueblo-Aufstand von 1680 in den Dörfern am Rio Grande Schutz vor den Spaniern suchte. Später soll er, versehen mit Nahrungsmitteln, zu seinen Kampfgefährten zurückgekehrt sein.
Die Kachinas bildeten schon vor der Ankunft der Weissen das Zentrum des zeremoniellen Lebens in den Pueblos. Nach Auffassung der Hopi lebten sie früher in Gemeinschaft mit den Indianern. Als Folge eines von den Menschen begangenen Fehlers verliessen sie jedoch deren Dörfer und zogen in die San-Francisco-Berge in der Nähe von Flagstaff. Doch kehren die Kachinas seither zwischen Wintersonnenwende und Mitte Juli in die Pueblos zurück. In dieser Zeit finden die meisten Kachinatänze statt, entweder auf öffentlichen Plätzen oder in den geheimen Versammlungsräumen der Kultgesellschaften, der "Kivas". Während der Zeremonien ergreifen die Kachinas Besitz von den sie darstellenden maskierten Männern, wobei sie ihren Geist in die tanzenden Indianer einfliessen lassen, so dass diese selbst zu Kachinas werden.
[Anfertigung von Kachina-Puppen mit Wurzelholz und Naturfarben]
Die Kachinapuppen - von den Hopi "tihu" genannt - wurden ursprünglich von den Männern in den Pausen zwischen den Zeremonien geschnitzt und bemalt. Dazu verwendeten sie das getrocknete Wurzelholz der amerikanischen Pappel und Farben, die sie aus pflanzlichen oder mineralischen Substanzen herstellten. Während der Zeremonien schenkten die Tänzer die fertigen Puppen den Kindern, allerdings nicht zum Spielen, sondern als Gegenstände für eine Art von Anschauungsunterricht: Mit Hilfe der farbigen Holzpuppen lernten die Kinder von klein auf die Kachinas und ihre Bedeutung kennen. Die Kachinapuppen - in den meisten Dörfern auch Fruchtbarkeitssymbole - wurden im Haus an die Wand oder an einen Dachbalken gehängt und waren im Alltag der Pueblos allgegenwärtig.
Heute gibt es etwa 250 verschiedene Kachinatypen. Ihre Anzahl variiert jedoch von Dorf zu Dorf und verändert sich zudem immer wieder, da stets neue Kachinas dazukommen und alte verlorengehen.
[Chief Kachinas (sehr heilig) und kleinere Kachinas (weniger heilig)]
Grundsätzlich werden zwei Gruppen von Kachinas unterschieden: die grossen "Chief Kachinas", die bestimmten Clans zugeordnet sind und als besonders heilig gelten, sowie die kleineren Kachinas, die geringere Bedeutung haben. Die "Chief Kachinas" weisen unverkennbare Merkmale auf, die nicht verändert werden dürfen, sofern sie nicht für kommerzielle Zwecke angefertigt werden (S.35).
Die Kachinas der zweiten, weit grösseren Gruppe haben vielfältigere Ausdrucksformen und sind mit Ohren, Schnäbeln, Schnauzen usw. ausgeschmückt, da es für sie im Gegensatz zu den "Chief Kachinas" keine festen Gestaltungsregeln gibt. Darstellen können diese Kachinas
-- Angehörige anderer Dörfer oder Volksgruppen,
-- Geister von Verstorbenen oder sogar
-- christliche Heiligenfiguren.
[Kategorien der Kachina-Puppen]
Aufgrund ihrer Funktion lassen sie sich in verschiedene Kategorien einteilen, von denen die wichtigsten folgende sind:
-- Wächter-Kachinas, die den Ablauf der Zeremonien kontrollieren und auch als Polizisten und Soldaten tätig sind;
-- Menschenfresser-Kachinas (Abb. 8), die den Indianern dabei helfen, ihre Kinder zu disziplinieren;
Die Chaveyo-Kachina der Hopi ist eine der disziplinierenden Kachinas. Sie gehört gleichzeitig der Gruppe der Chief-Kachinas und der Menschenfresser-Kachinas an. Während der Frühjahrszeremonien kann sie in allen Pueblos auftreten, wo sie stets für Unruhe sorgt. Kinder wie Erwachsene, die das Jahr hindurch negativ auffielen, müssen damit rechnen, von ihr ausgeschimpft zu werden.
-- Clown-Kachinas, die in den Pausen zwischen den Zeremonien für Unterhaltung sorgen, gleichzeitig aber auch die Leute belehren und blossstellen;
-- Läufer-Kachinas (Abb. 6), die Männer zu Wettläufen herausfordern;
Die Rassel-Kachina der Hopi gehört zur Gruppe der Läufer-Kachinas. Sie wird Rassel-Kachina genannt, weil ihr Kopf den Kürbisrasseln ähnelt, die während der Powamu- und Niman-Zeremonien an die Kinder verteilt werden. Auf den Schläfen sind Sonnenmotive zu erkennen. Die Kachina hält während der Zeremonien in jeder Hand eine Yuccarute, mit der sie die Läufer schlägt, wenn diese im Wettlauf gegen sie verloren haben.
-- Indianer-Kachinas (Abb. 4), die benachbarte Ethnien repräsentieren;
Dies ist die alte Version einer Kachina, welche die Nachbarn der Hopi, die Navajo, darstellt und zum letztenmal 1914 im Dorf Mishongnovi in Erscheinung trat. Sie singt während der Reihentänze in der Navajo-Sprache. Auf der linken und der rechten Kopfseite trägt sie Büschel aus Federn und Hopi-Baumwolle. Die neue Form unterscheidet sich von der alten dadurch, dass das Gesicht von einer vertikal verlaufenden, schwarzen Linie in eine grüne und eine rostrote Hälfte geteilt wird.
-- und schliesslich jene vielfältigen Kachinagruppen, welche die Pflanzen- und Tierwelt (Abb. 10) verkörpern.
Die Bergschaf-Kachina der Hopi, die zur Gruppe der Tier-Kachinas gehört, erscheint hauptsächlich in den Reihentänzen. Wie alle anderen pflanzenfressenden Wesen verfügt sie über die Fähigkeit, Krämpfe zu heilen und Regen zu bringen.
Die ältesten der bekanntgewordenen Kachinapuppen wurden in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gesammelt und sind sehr einfach gestaltet. Aus einem einzigen Stück Holz gefertigt, wurden sie nur mit sparsamen Details versehen. Dieser Kachinatyp wird auch heute noch in den östlichen Pueblos am Rio Grande hergestellt.
[Verkauf von Kachina-Puppen ab 1890 - erste abstehende Arme]
Um 1890 wurden die ersten Kachinas von Händlern an Sammler weiterverkauft, und schon um die Jahrhundertwende begann die Produktion der ersten Figuren für kommerzielle Zwecke. Die damals hergestellten Kachinas sind, mit zwei geraden Beinen, grundsätzlich immer noch statisch in ihrer Form, weisen aber zuweilen schon zwei vom Körper abstehende Arme auf. Bis in die dreissiger Jahre blieben sie aber Liebhaberstücke und wurden meistens noch billig verkauft. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg stieg die Nachfrage und führte in den sechziger und siebziger Jahren zu einem regelrechten Kachinaboom. Heute gehören die Figuren, insbesondere ihre frühen, elementaren Formen, zu den am teuersten gehandelten Kunstobjekten aus Nordamerika.
[Tourismus und Kunsthandwerk mit angepassten, "realistischen" Kachina-Puppen]
Die Form der Kachinapuppen wurde in den letzten Jahren [in den 1990er Jahren] immer dynamischer und realistischer [bzw. die Form der ausserirdischen Astronauten wurde nicht begriffen und willkürlich den Menschen angepasst]. Am populärsten sind gegenwärtig die "Action Dolls", die in einer Tanzpose verharren und so den realen Kachinatänzern ähnlich sehen. Sie stehen auf einem Sockel, auf dem der Name der Figur und des Kachinaschnitzers zu lesen sind. Frühere Schnitzer haben ihre Arbeiten nicht signiert. Ihre Aufmerksamkeit galt vor allem der Ausgestaltung und Bemalung des Kachinagesichts. Im übrigen wurden die Puppen nur spärlich mit Federchen, Bast, Stoff oder anderen Materialien versehen, ausser bei den Zuñi, die ihren Kachinapuppen schon in früherer Zeit Stoffkleidchen anzogen.
Die modernen Kachinafiguren werden immer aufwändiger ausstaffiert, und selbst vor der Kreation von Prinzessinnen- und Mickeymaus-Kachinas wird nicht zurückgeschreckt. Im Zuge der Kommerzialisierung werden die Puppen mehr und mehr industriell produziert und lediglich noch von Hand bemalt, damit sie sich als indianisches Kunsthandwerk verkaufen lassen.
Neben diesen für den Tourismus bestimmten Serienfiguren gibt es aber auch heute noch die klassischen, von Hand geschnitzten Kachinapuppen, die während der Zeremonien an die Kinder verschenkt werden und ihre magische Bedeutung nicht verloren haben (S.36).
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