aus: Hans
Läng: Kulturgeschichte der Indianer Nordamerikas; Lamur
Verlag GmbH, Nikolaikirchhof 7, 3400 Göttingen;
Walter-Verlag AG, Olten 1981
Geisteswissenschaftliche
Thesen zur Abstammung der Primärnationen
Parallelen
zwischen Irokesen und Lykiern
In der folgenden Zeit erfinden die "christlichen"
Propagandisten verschiedene Thesen, wie man die Anwesenheit
der Primärnationen in "Amerika" erklären könnte, denn die
rassistisch-"christliche" Kirche will ja zu allem eine
Erklärung erfinden.
Da ist zum Beispiel der Jesuitenpater Joseph François Lafiteau
(geb. 1670 in Bordeax), der 5 Jahre als Missionar unter den
Irokesen-Ureinwohnern im Osten Nord-"Amerikas" verbracht
hat. rgänzt wird das Wissen von Mitteilungen des
Ordensbruders Julien
Garnier, der 60 Jahre als Missionar bei den
Ureinwohnern Kanadas verbracht hat und viele Sprachen
beherrscht, die Sprachen der Huronen sowie fünf Dialekte der
Irokesen, und auch das Algonkin.
Lafiteau gibt dann sein Buch heraus ("Moers des Sauvages
Amériquains, comparées aux moeusr des premiers temps",
deutsch: "Gebräuche der wilden Amerikaner, verglichen mit
den Bräuchen der ersten Zeit"). Die These von Lafiteau ist
ganz klar: Die "Indianer" sollen die verlorenen Stämme
Israels sein bzw. die Ureinwohner "Amerikas" sollen von den
Europäern abstammen.
Er sucht dabei nach Parallelen zwischen den Ureinwohnern und
den Völkern in Europa. Die Irokesen leben in einer
matriarchalen Struktur, so wie die Lykier (urspr. aus Kreta)
in einer matriarchalen Struktur lebten, was von Herodot (485-424 v.Chr.)
in seinem Buch "Histories apodeixis" berichtet wird.
Ausserdem waren gesellschaftliche Strukturen wie bei den
Irokesen im Altertum weit verbreitet. Folglich entwickelt
Lafiteau die Behauptung, dass die Irokesen von den Lykiern
abstammen müssten.
Die These mit der Abstammung der Irokesen von den Griechen
wird dann über 100 Jahre später in weiteren Büchern immer
wieder behauptet:
BUCH: "The leage of the Iroquois" (deutsch: "Die
Irokesenliga") 1851 von Lewis H. Morgan (1818-1881)
BUCH: "Ancient Society" (deutsch: "Die alte Gesellschaft")
1877 von Lewis H. Morgan
BUCH: "Social structure" (deutsch: "Sozialstruktur") 1949
von Peter Murdock (S.12-13, 389)
These der jüdischen
Abstammungen
Gewisse religiöse Kreise behaupten, die Primärnationen
"Amerikas" würden von Juden abstammen, so zum Beispiel der
Rabbiner Menasseh Ben
Israel 1650 in seinem Buch "Esperanza de Israel".
Nach einer Reise nach Süd-"Amerika" im Jahre 1641 berichtet
der spanische Jude Aron
Levi, er habe in den "Indianern" seine "Brüder als
Hebräer" erkannt, und sie hätten ihm ebenfalls Abraham und Isaak als
Stammesväter angegeben (S.15).
Die
Mormonenthese: Gott habe einem Teil von Josephs Nachkommen
zur Strafe die Haut verfärbt
Die Mormonen behaupten später, die "Indianer" seien die
direkten Nachkommen von Joseph und hätten im Jahre 589
v.Chr. von Ägypten her kommend "Amerika" erreicht. Im "Buch
Mormon" wird diese Fahrt dann auch genau beschrieben und
behauptet, der "mitgebrachte Same" sei "ausgebracht" worden
und haben sich prächtig entwickelt. Dabei hätten sich aber
auch Zwistigkeiten ergeben und Nephi, der jüngste Sohn
Lehis, sei dann weitergezogen. Gott habe aber die
Unruhestifter verflucht und ihre Haut verfärbt, und so sei
ein Teil der Nachkommen Josephs zu "Indianern" geworden
(S.15).
Viele
weitere Theorien mit Sprachforschungen verleiten zu Thesen
der Abstammungen aus Europa
Mit Sprachvergleichen werden weitere unzählige Theorien
aufgestellt, woher die Primärnationen in "Amerika" denn nun
stammen würden. In diesem Sinn kann für fast jedes
europäische Land der Nachweis erbracht werden, es habe
"Einwanderer" in "Amerika" bzw. seine "Vorväter" seien als
erste nach dem "amerikanischen" Kontinent gewandert (S.16).
[Das "Witzige" daran ist, dass diese Abstammungsvergleiche
meistens richtig sind und seit dem Jahre 2000 immer mehr
auch die Einwanderung von Europa her bestätigt wird. Die
Einwanderung nach "Amerika" hat also keineswegs nur über die
Beringstrasse und über das heutige Alaska stattgefunden. Und
durch die Berücksichtigung der Einwanderung über den
Atlantik ergibt sich die Konfrontation und teilweise auch
die rassistische Vermischung mit den frühen Kulturen aus dem
asiatischen Raum].
Kultureller
Einfluss Mittel-"Amerikas" auf Nord-"Amerika"
Die europäischen Forscher stellen fest, dass die
mittel-"amerikanischen" Hochkulturen eine starke
Ausstrahlung auf die Völker des nord-"amerikanischen" Südens
gehabt haben müssen.
Kultureller
Einfluss aus Asien auf "Amerika"
An einem "Internationalen Amerikanistenkongress" in New York
1949 wollen österreichische und "amerikanische"
Wissenschaftler den Nachweis erbringen, dass Asiens Kulturen
Einfluss auf die "amerikanischen" Hochkulturen gehabt
hätten. Die Argumente sind wohl da, aber die Zeitdifferenz
lässt diese Thesen immer wieder scheitern, denn die
chinesische Kultur ist rund 500 Jahre früher (S.16-18).
Psychologe
C.G. Jung meint: Kulturelle Gemeinsamkeiten sollen
psychologische "Urbilder" sein
C.G. Jung (1875-1961) spricht bei Symbolen, die in fast
allen Kulturen zeitversetzt vorkommen, von "archaischen
Überresten", von "Archetypen" oder "Urbildern": Symbole sind
z.B. das Sonnenrad, Blitzschlange, Himmelsschlange,
Lebensbaum, Auge, Pfeil etc.
Jung meint, diese Elemente seien im "kollektiven
Unterbewusstseins" der Menschen allgemein und immer
vorhanden, denn dies seien Strukturelemente des
psychologischen Wesens des Menschen, die den "Archetypus"
darstellen würden. Die Menschen hätten also eine "angeborene
Tendenz, solche bewussten Motivbilder zu formen".
Es brauche also gar keine gegenseitige Beeinflussung der
einzelnen Hochkulturen, um eine Hochkultur hervorzubringen,
sondern sie entwickle sich immer wieder von selbst.
Das Buch von Jung zu diesem Thema heisst "Der Mensch und
seine Symbole", Olten 1968 (S.19).
Die Frage der Schiffe ist
gelöst
Die Ethnologen argumentierten bis in die 1980er Jahre, eine
Atlantiküberquerung sei für Europäer früher nicht möglich
gewesen. Bis zum 15. Jh. wurden in Europa nur zwei
Schiffstypen gebaut: die Rudergaleere und das Segelschiff.
Ab dem 15. Jh. entwickelten die Spanier und portugiesen die
Karavelle, ein leichtes und breites Schiff mit der
Möglichkeit, auch gegen den Wind zu segeln. Erst mit der
Karavelle ist es möglich, vom Ufer weg zu segeln. Somit
ergibt sich die Frage, wie denn die Joseph-Brüder der
Mormonen den Atlantik überquert haben sollen, wenn es gar
keine Schiffe gab, die vom Ufer weg segeln konnten (S.16).
Columbus selbst wusste nichts von einem Kontinent "Amerika"
und meinte, die Erde sei viel kleiner und überwand ohne sein
Wissen 6000 km Seestrecke - dank der Karavelle (S.16) [und
dank dem Wissen um die Meeresströmungen].
[Nun war aber zur Zeit der Eiszeit der Meeresspiegel um 50
Meter tiefer und die Distanz nach "Amerika" viel kürzer als
heute. Und es wurde in den 2000er Jahren bewiesen, dass man
sogar mit einem Schiff aus Schilf den Atlantik überqueren
kann, wenn man von den Meeresströmungen weiss. Die
Einwanderung von Europa her ist also absolut möglich und
wahrscheinlich].
Und es stellt sich neu
die Frage nach einem "Atlantis"
[Der Anstieg des Meeresspiegels um 50 Meter nach der letzten
Eiszeit hatte zur Folge, dass einige Zivilisationen
regelrecht "untergingen", wo das Land nicht höher als 50
Meter war].
Herodot
spricht von einem Berg "Atlas" und von Bewohnern
"Atlanten"
Das von Herodot in seinem Geschichtswerk von 454 v.Chr.
behauptete "Atlantis" wird ebenfalls neu gesucht. Dabei
teilen die Alexandriner dieses Geschichtswerk in 9 Bücher
ein und benennen die einzelnen Bücher nach den Namen der 9
Musen. Im vierten Buch "Melpomene" wird dabei über einen
Berg "Atlas" berichtet, der eine "Säule des Himmels" sei,
und die Menschen dieser Gegend würden "Atlanten" heissen.
"Die sollen ncihts lebendiges essen und keine Träume haben"
(Herodot, Übersetzung von Friedrich Lange, Leipzig, 1885).
Platon
spricht von einem untergegangenen Atlantis
Platon (427-347 v.Chr.) berichtet in seinen Büchern
"Timaios" und "Kritias" über Atlantis, indem er gewisse
Personen über "Atlantis" sprechen lässt. Vor allem die Figur
Kritias beschreibt
dem Gegenüber Hermokrates
den schrecklichen Untergang von Atlantis (S.13-14).
Dieser Untergang von Atlantis ist tatsächlich möglich durch
Klimawandel nach der Eiszeit und Ansteigen des
Meeresspiegels um 40 bis 60 Meter. Aber die
rassistisch-"christliche" Kirche forscht nicht nach einem
steigenden Meeresspiegel, der ebenfalls NICHT in der Bibel
erwähnt ist, sondern behauptet,
dass die Bewohner von Atlantis sich nach "Amerika" gerettet
hätten (S.13-14).
Die Frage nach der Insel
"Mu"
Entdecker Colonel James Churchward spricht von einer
Ausdehnung von "Mu" von der Osterinsel bis Karolinen und von
Hawaii bis zu den Cook-Inseln
BUCH von Churchward: "The Lost Continent of Mu - The
Motherland of Man" (deutsch: "Der verlorene Kontinent Mu -
das Mutterland der Menschheit"), N.Y.1926,
mit Karten wie die Menschen nach der Flucht an der Westküste
des "amerikanischen" Kontinents gelandet seien (S.14).
Wissenschaftlich-technische
Untersuchungen zur Abstammung der Primärnationen
Das Schema der Einwanderung aus
Asien: über die Landbrücke der Beringstrasse
Die technischen Wissenschaften bieten folgendes Szenario an,
wie die Primärnationen von Asien her eingewandert sind:
-- in der Eiszeit sei der Meeresspiegel um 50 m tiefer
gelegen und die Beringstrasse sei eine trockene, 500 km
breite Landbrücke gewesen
-- die Ausbreitung der Menschen habe durch die
asiatische Grosswildjagd und Tieraustausch stattgefunden
und auch bei den Tieren hätten Wanderungen stattgefunden:
-- Fuchs, Wolf, Wildpferd und Kamelide seien von "Amerika"
nach Asien gewandert
-- Bison, Elch, Mammut, Karibu und Moschuochsen seien von
Asien nach "Amerika" gewandert.
Erst vor 10.000 Jahren sei die Beringstrasse dann zum
letzten Mal überflutet worden und ist bis heute überflutet
(S.21).
Die Forschung nach dem ersten
Menschen in Amerika
Der Forscher D.R. Black macht eine Untersuchung 40km
südwestlich von Peking und findet in den Kalksteinhöhlen von
Chou-kou-tien Menschen von vor 500'000 - 400'000 Jahren, die
schon das Feuer und die Steinbearbeitung kannten.
Bei Vergleich von Schädeln aus Peking und aus Texas wird
erstaunlicherweise festgestellt, dass die "Peking-Schädel"
und Schädel aus Midland (Texas) im Vergleich: beide ca.
20.000 Jahre alt sind, und dass die Schädel kaum einen
Unterschied zeigen. Beide haben kaum mongolide Merkmale
einer mongolischen Einwanderung.
Wissenschaftler Peter Farb (geb. 1929) stellt die
These auf, dass sich die mongoliden Schädel erst mit der
Umstellung auf kaltes Klima um ca. 15.000 Jahren
entwickelten.
Im Buch von Farb: "Man's rise to Civilization" 1969,
dt. 1971, beschreibt Farb seine These:
"Vermutlich waren die
frühen Chinesen wie die frühen amerikanischen Indianer
Vertreter einer allgemeinem mongoliden Grossrasse, die vom
klassisch-mongoliden Typus des alten Klimas überrannt wurde;
die ältere Rasse überlebte nur, weil einige ihrer Vertreter
in die Neue Welt oder in andere Teile Asiens zogen."
Die Spuren der ersten Einwohner "Amerikas" befinden sich
gemäss der allgemeinen Forschung der 1980er Jahre (Läng) auf
dem Grund des Bering-Meeres, das heute 70 m hoch überflutet
ist (S.26).
Funde und Rätsel
Läng führt folgende Schädelfunde an, die wiederum ein Rätsel
sind:
-- Schädelfund bei Del Mar an der kalifornischen Küste:
Alter ca. 48.000 Jahre
-- Sachfunde und Werkzeuge bei Old Crow im Yukon Territory:
Alter ca. 30.000 Jahre
-- Schädelfund bei Old Crow: Alter ca. 27.000 Jahre
-- Knochenfund mit eingeritzten Zeichnungen: Mexiko: Alter
ca. 22.000 Jahre
-- Speerspitzen in den Höhlen der "Fell's Cave" an der
Magellanstrasse (Südspitze Südamerikas): Alter ca. 11.000
Jahre (24-26).
Wie soll denn der älteste Schädel an die kalifornische Küste
gekommen sein, wenn nördlich davon kaum ältere Schädel zu
finden sind? Die These der alleinigen Einwanderung über die
Magellanstrasse geht nicht auf.
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