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China. Meldungen (Teil 2)
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Meldungen

präsentiert von Michael Palomino

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20 minuten
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14.6.2011: <Eine Milliarde Dollar: China pumpt Geld nach Weissrussland>

China kauft Europa weiter auf.

aus: 20 minuten online; 14.6.2011;
http://www.20min.ch/news/ausland/story/13176867

<Zur Unterstützung von Projekten haben chinesische Banken über eine Milliarde Dollar für Weissrussland bereit gestellt. Das Geld soll in die Infrastruktur und die Industrie fliessen.

China wird dem klammen Weissrussland bei der Finanzierung von Industrie- und Infrastrukturprojekten unter die Arme greifen. Chinesische Banken würden dem Land mehr als eine Milliarde Dollar zur Verfügung stellen, sagte der weissrussische Vize-Ministerpräsident Anatoli Tozik am Dienstag.

Die chinesische Eximbank und die ICBC würden unter anderem den Strassenbau sowie den Bau einer Zellulose-Fabrik finanzieren. Derzeit werde darüber diskutiert, ob Weissrussland das Darlehen durch den Export von Zellulose zurückzahlen könnte, sagte Tozik.

Weissrussland befindet sich in ernsten wirtschaftlichen Schwierigkeiten. Erst im Mai musste das Land seine Währung Rubel um mehr als ein Drittel abwerten. Russland hat dem Nachbarn einen Kredit über umgerechnet rund zwei Milliarden Euro gegeben. Die Regierung in Minsk strebt an, das Haushaltsdefizit zu halbieren. Sie will Staatseigentum verkaufen, um neue Hilfen zu erhalten und bemüht sich um Milliardenkredite des Internationalen Währungsfonds.

(sda)>

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n-tv online,
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14.6.2011: Inflation in China bleibt bei über 5% - Naturereignisse und Zinserhöhungen

Wenn beim Wirtschaftswachstum die Natur nicht berücksichtigt wird, dann gehen die Preise für Nahrungsmittel plötzlich durch die Decke - so in China.

aus: n-tv online: Wirtschaft: Notenbank reagiert: Chinas Preise galoppieren davon; 14.6.2011;

<China bekommt seine Inflation nicht in den Griff - trotz massiver und fortgesetzter Bremsmanöver der Notenbank. Im Mai klettert die jährliche Teuerungsrate auf 5,5 Prozent, nach 5,3 und 5,4 Prozent in den beiden Vormonaten.

Trotz Preiskontrollen und Zinserhöhungen bekommt China die Inflation nicht in den Griff. Die Teuerungsrate erreichte im Mai mit 5,5 Prozent den höchsten Stand seit knapp drei Jahren. Vor allem Lebensmittel kosteten deutlich mehr. "Der Inflationsdruck bleibt hoch", sagte der Sprecher des Statistikamtes, Sheng Laiyun, in Peking.

Experten sagen für Juni sogar eine Sechs vor dem Komma voraus. Das von der Regierung angestrebte Inflationsziel von vier Prozent rückt damit in weite Ferne. Die Notenbank reagierte umgehend, indem sie Geld aus dem Wirtschaftskreislauf zog.

Größter Preistreiber waren Lebensmittel, die durchschnittlich 11,7 Prozent mehr kosteten als ein Jahr zuvor. Allein Schweinefleisch verteuerte sich um 40 Prozent. Auch für viele Grundnahrungsmittel mussten die Chinesen tief in ihre Taschen greifen, zumal eine Dürre in wichtigen Anbaugebieten das Angebot verknappte. Das traf Hunderte Millionen Arme, die den größten Teil ihres Geldes fürs tägliche Essen ausgeben. Aus Furcht vor Unruhen hat die Regierung bereits im vergangenen Jahr Preiskontrollen eingeführt und das Horten von Lebensmitteln untersagt. Auch viele Rohstoffe wurden deutlich teurer.

"Ziemlich hartnäckig"

Experten zufolge trifft aber auch die Regierung eine Mitschuld an den kräftig steigenden Preisen, weil sie während der Finanzkrise Hunderte Milliarden in die Wirtschaft pumpte, um einen Abschwung zu verhindern. Die Zentralbank versucht nun, einen Teil dieses Geldes wieder einzusammeln: Sie hob zum sechsten Mal in diesem Jahr die Mindestreserveanforderungen für die Banken an. Die Kreditinstitute müssen nun 21,5 statt bislang 21 Prozent ihrer Einlagen bei der Notenbank hinterlegen - so viel wie nie zuvor. "Das zielt darauf ab, die Inflation einzudämmen", sagte Ökonom Du Zhenzheng von Bohai Securities in Peking.

Außerdem dürfte die Zentralbank noch in diesem Monat ihren Leitzins anheben - zum sechsten Mal seit Oktober. Dadurch werden Kredite für Konsum und Investitionen teurer, was die Nachfrage und damit auch den Preisanstieg dämpfen kann. "Die Inflation ist ziemlich hartnäckig, während das Wachstum robust ist", sagte Analyst Wei Yao von der Societe General. "Die können den Leitzins jederzeit anheben."

"Wirtschaft kühlt sich schrittweise ab"

Trotz der Zinserhöhungen wächst die Wirtschaft stark, wenn auch merklich langsamer als 2010. Die Industrieproduktion legte im Mai um 13,3 Prozent zu. Das war das kleinste Wachstum seit November. Der Einzelhandelsumsatz stieg mit 16,9 Prozent einen Tick langsamer als erwartet, während die Anlageinvestitionen mit 25,8 Prozent überraschend kräftig zulegten. "Chinas Wirtschaftswachstum kühlt sich schrittweise ab", sagte Xu Gao von der China Everbrigth Securities. "Die Notenbank wird in diesem Monat nochmals die Zinsen anheben, für den Rest des Jahres aber stillhalten."

In den kommenden Monaten dürfte die Inflation hoch bleiben. Die Erzeuger von Nahrungsmitteln, Energie und anderen gewerblichen Produkten schraubten ihre Preise im Mai um durchschnittlich 6,8 Prozent und damit deutlich stärker als erwartet an. Die Erzeugerpreise geben einen frühen Hinweis auf die Entwicklung der Lebenshaltungskosten, weil der Handel höhere Kosten zumindest teilweise an seine Kunden weitergibt. Experten der Denkfabrik Chinese Acadamy of Social Sciences rechnen im Juni mit einer Inflationsrate von mehr als sechs Prozent.

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Basler Zeitung
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22.6.2011: <Ai Weiwei nach Haftentlassung wieder zu Hause>

aus: Basler Zeitung online; 22.6.2011;
http://bazonline.ch/ausland/asien-und-ozeanien/Ai-Weiwei-nach-Haftentlassung-wieder-zu-Hause/story/18816921

<Nach knapp drei Monaten in Haft ist der chinesische Künstler und Regierungskritiker Ai Weiwei gegen Kaution aus der Haft entlassen worden. Es gehe ihm gut. Er soll ein Geständnis abgelegt haben.

Die Inhaftierung von Ai Weiwei war Teil einer landesweiten Repressionswelle gegen Dissidenten und kritische Intellektuelle, mit der die Behörden Proteste nach Art der Volksaufstände in Nordafrika zu verhindern suchen.

Ai wurde 1957 in Peking geboren. Er studierte an der Filmakademie in Peking und lebte mehrere Jahre in den USA. In unzähligen Dokumentarfilmen zeigt sich sein politischer Aktivismus, wo er Menschenrechte thematisiert. Zuletzt avancierte der Künstler auch zum Blogger und nutzte Twitter - wie andere chinesische Aktivisten -, um Missbräuche der Polizei und Behörden anzuprangern. (sda)

Ai Weiweis Freilassung sei erfolgt, nachdem er ein Geständnis wegen Steuerhinterziehung abgelegt habe und weil er chronisch krank sei, berichtete die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua. Ai habe seine «Vergehen zugegeben» und damit eine «gute Haltung» bewiesen. Er sei zur Steuernachzahlung bereit.

Sein Gesundheitszustand sei gut, teilte Ai selber mit. Der bekannte Regimekritiker bedankte sich bei Reportern, die heute vor seinem Studio warteten, für deren Unterstützung. Er erklärte aber, unter den Bedingungen seiner Freilassung könne er sich nicht weiter dazu äussern.

Grosse Anteilnahme

Der international renommierte Künstler war am 3. April festgenommen und seitdem an einem unbekannten Ort festgehalten worden. Die Festnahme von Ai war international scharf kritisiert worden. Mehr als 100'000 Menschen unterzeichneten eine Petition für seine Freilassung, die vom New Yorker Guggenheim-Museum initiert worden war. Knapp drei Monate lang liess sich die chinesische Regierung aber nicht dazu bewegen, den Künstler freizulassen.

Vier Tage nach Ai Weiweis Inhaftierung hatte das chinesische Aussenministerium mitgeteilt, gegen ihn werde wegen Wirtschaftsvergehen ermittelt. Sein Fall habe nichts mit Menschenrechten oder der Redefreiheit zu tun, hiess es damals. Ais Familie wirft Peking hingegen vor, den Künstler wegen seiner Menschenrechtsaktivitäten und seiner Kritik an der Regierung unter Druck zu setzen.

Vorwurf Steuerhinterziehung

Mitte April berichtete die der Regierung in Peking nahestehende Zeitung «Wen Wei Po», Ai werde Steuerhinterziehung und Vernichtung von Buchhaltungsbelegen vorgeworfen. Nach Angaben der in Hongkong ansässigen Zeitung soll Ai grosse Summen hinterzogen und Papiere vernichtet haben, die als Beweismaterial gegen ihn hätten verwendet werden können.

Über angebliche Steuerdelikte, die Ai begangen haben soll, berichtete im Mai auch die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua. Unter Berufung auf Ermittler meldet Xinhua, der von Ai geführten Firma Beijing Fake Cultural Development werde Steuerhinterziehung im grossen Stil vorgeworfen. Das Unternehmen habe zudem absichtlich Teile ihrer Buchführungsunterlagen vernichtet.

Vorwurf Ehebruch und Pornographie

Die Zeitung «Wen Wei Po» hatte auch berichtet, neben den Steuervergehen werde Ai Weiwei Ehebruch und die Verbreitung von Pornografie im Internet vorgeworfen. Ai habe einen Sohn, der nicht von seiner Ehefrau stammt. In dem Artikel heisst es weiter, der Künstler arbeite inzwischen mit den Behörden zusammen.

Chinesische Behörden haben in der Vergangenheit wiederholt versucht, Kritiker zum Schweigen zu bringen, indem sie ihnen Steuervergehen oder Wirtschaftsstraftaten vorwarfen. (jak, rub/sda, dapd>

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Financial
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22.6.2011: Der "US"-Staatsanleihen in Dollar sind in China kein Thema mehr

aus: Financial Times Deutschland online: US-Staatsanleihen: China wendet sich von Dollar-Papieren ab; 22.6.2011;
http://www.ftd.de/politik/international/:us-staatsanleihen-china-wendet-sich-von-dollar-papieren-ab/60068099.html

<Die Volksrepublik macht ihre Drohung wahr und lässt amerikanische Staatsanleihen zunehmend links liegen. Der Schwenk ist die Quittung für die wuchernde Verschuldung der USA. Alternativ parkt Peking seine Devisenreserven offenbar lieber in Europa oder Asien.

von André Kühnlenz, Frankfurt

Die Volksrepublik hat zu Beginn des Jahres erstmals ihre Käufe amerikanischer Staatsanleihen deutlich reduziert. Aus Schätzungen der britischen Bank Standard Chartered geht hervor, dass China der US-Regierung in den ersten vier Monaten 2011 nur noch 46 Mrd. Dollar lieh. In der gleichen Zeit seien aber die Devisenreserven des Landes um rund 200 Mrd. Dollar auf mehr als 3000 Mrd. Dollar gewachsen. Die Chinesen legten somit gut 150 Mrd. Dollar oder drei Viertel der neuen Devisenreserven in anderen Wertpapieren an. "Die Lücke ist neu und groß", schreibt Stephen Green, China-Chefvolkswirt von Standard Chartered.

Das nachlassende Interesse der Chinesen ist ein Schlag für den Dollar als wichtigste Reservewährung. Erstmals machen die Chinesen ihre Drohung wahr, sich eine Alternative zu Dollar-Papieren zu suchen, um ihre gewaltigen Devisenreserven sicher zu parken. Seit Jahren äußert sich die Führung Chinas besorgt über die ausufernde Staatsverschuldung in den USA. Zudem kritisiert sie die Rolle des Greenback als wichtigste Reservewährung: Diese habe mit zu den globalen Ungleichgewichten geführt und sei auch ein Grund für die Finanzkrise gewesen, heißt es aus Peking.

Die Ökonomen von Standard Chartered berücksichtigten, dass die Chinesen viele US-Staatsanleihen über Händler in London oder Hongkong kaufen. Dies führt regelmäßig dazu, dass das US-Finanzministerium zunächst zu geringe Bestände für die Volksrepublik ausweist. Die Zahlen werden aber nur einmal im Jahr korrigiert. Diese Verzerrung hatte in der Vergangenheit bereits öfter dazu geführt, dass Beobachter einen Kursschwenk Chinas irrtümlich zu früh ausgerufen hatten. Nun scheint sich jedoch der lang erwartete Wechsel in der Devisenpolitik Pekings zu bestätigen. So ermittelten die Ökonomen, dass die Chinesen in den jeweils ersten vier Monaten des Jahres seit 2007 mindestens die Hälfte und oft deutlich mehr ihrer neuen Reserven in US-Staatpapieren angelegt hatten. Dieses Jahr war es nur noch ein Viertel.

Im Gegenzug dürften die Chinesen Staatsanleihen aus Europa und Asien erworben haben, vermuten die Bankvolkswirte. So bieten Papiere mit einer Laufzeit von einem Jahr im Euro-Raum seit Jahresanfang deutlich höhere Renditen als in den USA. Auch sei die Volksrepublik ein wichtiger Käufer von Anleihen des europäischen Rettungsschirms gewesen. "Die chinesische Regierung hat bereits eine Serie aktiver Maßnahmen eingeleitet, um den gemeinsamen Handel und die wirtschaftliche Zusammenarbeit anzuschieben - etwa durch den Kauf von Euro-Anleihen", sagte der Sprecher des Außenministeriums, Hong Lei, am Dienstag in Peking. Das Land sei bereit, den europäischen Ländern auch künftig zu helfen.>

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n-tv online,
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13.7.2011: <Informationschef über Menschenrechte: China räumt Unterdrückung ein>

aus: n-tv online; 13.7.2011;
http://www.n-tv.de/politik/China-raeumt-Unterdrueckung-ein-article3803941.html

<In ungewöhnlich offenen Worten hat China eingeräumt, seinen Bürgern in absehbarer Zeit keine vollen Menschenrechte gewährleisten zu können. Die Volksrepublik habe in dieser Beziehung noch einen langen Weg vor sich, erklärte der Informationschef des Staatsrates Wang Chen in einem Beitrag für die Zeitung "China Daily". Soziale Probleme seien einer der Gründe, warum China die international eingeforderten Rechte derzeit nicht sicherstellen könne, erklärte er. Auch die ungleiche Verteilung des Reichtums, die hohe Inflation, steigende Wohnungspreise in Städten oder der Zugang zu Bildungschancen seien Hindernisse.

China weist Kritik an der Lage der Menschenrechte üblicherweise harsch zurück und bewertet die Schaffung von Wirtschaftswachstum als wichtiger. Im Gegensatz zu den öffentlichen Beteuerungen der Führung ging der Staat gerade in den vergangenen Monaten besonders hart gegen Regimekritiker vor - offenbar auch um zu verhindern, dass der Funke der Revolten in Arabien überspringt. International kritisiert wurde jüngst die Festnahme des Künstlers Ai Weiwei, der zunächst ohne Angabe von Gründen tagelang festgehalten wurde.

In der Volksrepublik wächst die Schere zwischen Arm und Reich. In der Bevölkerung stoßen jedoch auch die grassierende Korruption und illegale Landnahmen auf Unmut.

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Welt online,
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14.7.2011: Chinas neues Sprachlexikon mit neuen Wörtern und Bedeutungen

aus: Welt online: Kommunistisches Lexikon: Wie sich Pekings Sprachhüter die Welt zurechtdrehen; 14.7.2011;
http://www.welt.de/politik/ausland/article13487145/Wie-sich-Pekings-Sprachhueter-die-Welt-zurechtdrehen.html

<Autor: Johnny Erling

Die neueste Ausgabe von Chinas wichtigstem Sprachlexikon zeigt, wo sich das Land verändert hat – und wo nicht. Erstmals mit dabei: TV-Shows und Haargel.

"Super Girl"-TV-Show in China: Neue Wörter müssen mindestens ein Jahrzehnt im Volksmund verbreitet sein, bevor sie es in das Lexikon schaffen . In der aktuellen Ausgabe sind das unter anderem: "TV-Show", "Haargel" und "Taxis".

[Das Wort "Bai Bai"]

Das aus dem Englischen übernommene „Bye-bye“ für „Tschüss“ ist eines der beliebtesten ausländischen Lehnworte in China. Bis Anfang Juli gab es jedoch noch keine vereinheitlichte chinesische Schreibweise für den internationalen Abschiedsgruß. Pekings Sprachhüter einigten sich nun, das Wortpaar „Bai Bai“ in ihre Neuausgabe des wichtigsten Sprachlexikons des Landes aufzunehmen.

Aber sie gingen noch einen Schritt weiter: Sie passten die Aussprache der lautähnlichen Zeichen dem englischen „Bye-bye“ noch stärker an. Im Hochchinesischen gibt es vier Töne, das Schriftzeichen „Bai“ wird im vierten Ton gesprochen. Weil es zu hart klang, erfanden die Sprachforscher ein weiteres „Bai“ – im neuen Wörterbuch steht nun „Bai Bai“ im zweiten Ton.

Flexible Integration neuer Ausdrucksweisen

Das Beispiel zeigt die Flexibilität, mit der Sprachwissenschaftler helfen, neue Ausdrucksweisen und Begriffe in der immer internationaler werdenden volksrepublikanischen Gesellschaft ins Chinesische zu integrieren. Acht Jahre arbeiteten Dutzende Linguisten aus der Akademie für Sozialwissenschaften und Redakteure des Pekinger Verlags Commercial Press an der elften Ausgabe des „Xinhua Zidian“, des „Wörterbuch des Neuen China“.

Nun ist das einflussreichste Sprachlexikon Chinas mit einer Startauflage von vier Millionen Exemplaren erschienen. Jedes Schulkind seit Gründung der Volksrepublik ist mit dem heute mehr als 700 Seiten umfassenden Taschenlexikon aufgewachsen. Mit einer Gesamtauflage von mehr als 400 Millionen Exemplaren ist es nach der Bibel eines der vier weltweit meistverkauften Bücher.

In ihm spiegeln sich seit seinem erstmaligen Erscheinen im Jahr 1953 auch die sozialen, politischen und wirtschaftlichen Veränderungen der chinesischen Gesellschaft und Politik.

Begriffe werden auf den Kopf gestellt oder getilgt

Im neuen Wörterbuch werden alle Begriffe auf den Kopf gestellt oder getilgt, die nicht mehr in die heutige Zeit passen, aus der der Gedanke an den Klassenkampf verschwunden ist. So lautete etwa der Beispielsatz für die Anwendung des Pronomens „Zanmen“ (Wir allesamt) in der Ausgabe von 2004: „Wir Armen haben allesamt unser Dorf revolutioniert.“

Sieben Jahre später heißt es dort an gleicher Stelle: „Wir sind allesamt in unserem Dorf reich geworden.“ Auch das Wort für Sklave (Nu) bekommt eine neue, moderne Anwendung, die es in der chinesischen Alltagssprache schon längst hat. Unter „Fang-Nu“ oder „Che-Nu“ versteht das Wörterbuch „Wohnsklaven“ und „Autosklaven“ im heutigen China, die sich mit ihren Wohn- oder Autokrediten so verschuldet haben, dass sie zu Abzahlungssklaven wurden.

Überholte Begriffe wie „Meiyou“ (Öl für Petroleumlampen) oder „Hezuoshe“ (landwirtschaftliche Genossenschaft) sind für die Ausgabe 2011 entsorgt worden. Neu aufgenommen wurden Begriffe wie „Harmonie“, „Medien“, „Volkswohl“ oder „Wanderarbeiter“.

Tierschutz spielt erstmals eine Rolle

Erstmals spielt Tierschutz in einem chinesischen Wörterbuch eine Rolle. Bei bedrohten Tierarten lassen die Verfasser diesmal bewusst alle einst über diese Tiere gemachten Angaben weg, ob sie für den Menschen mit Fleisch, Lebertran, Fell oder Elfenbein nützlich sind.

Das gilt in der Neuausgabe etwa für Wale, Füchse, Nashörner oder Elefanten. Neue Lehnwörter müssen mindestens ein Jahrzehnt im Volksmund verbreitet sein, bevor sie Aufnahme finden. „Di-Shi“ schafft es für die im chinesischen Straßenverkehr allgegenwärtigen Taxis, „Zhe Li“ für das in Frisuren geschmierte Gel, oder „Xiu“ für TV-Shows.

Die meisten neuen Begriffe stammen aus dem Internet, wo das Wörterbuch mit dem realen Tempo, mit dem fast eine halbe Milliarde Chinesen heute online gegangen sind, nicht Schritt halten kann. Viele Begriffe, die schon zum Massensprachgebrauch gehören, müssen nun auf die nächste Ausgabe warten, von „Weibo“ (Mikroblog) bis „Xia Zai“ (herunterladen).

Wörter wie Firewall oder Proxyserver, mit denen sich die Zensur überspringen lässt, sind von Vornherein tabuisiert.

"Xinhua Zidian" springt über viele Schatten

Dennoch springt das neue „Xinhua Zidian“ über viele Schatten. Seit der Rückkehr Hongkongs und der Entspannung mit Taiwan holt es die dort beibehaltene traditionelle Schreibweise von Schriftzeichen nun wieder nach China zurück. In der Volksrepublik wurde die geschriebene Sprache seit 1949 radikal vereinfacht.

Im neuen Wörterbuch mit seinen 13.000 Begriffen sind 1500 Zeichen auch in alter Schreibweise neu aufgenommen worden. „Das hilft unserem Kulturaustausch“, zitiert die Nachrichtenagentur Xinhua Zhou Hongbo, in dessen Verlag Commercial Press das Wörterbuch erscheint.

Nur eine Handvoll Zeichnungen finden sich auf den mehr als 700 Seiten. Eine Illustration ist aber über alle elf Ausgaben des „Xinhua Zidian“ seit 1953 gleich geblieben. Unter dem Stichwort „Yi Fu“ (Kleidung) wird die auf Republikgründer Sun Yatsen zurückgehende Jacke mit Hose abgebildet. Einst wurde diese Bekleidung unter dem Namen Mao-Anzug weltbekannt.

Obwohl kaum jemand heute noch die altmodische Kluft trägt, ist sie das Einzige, was von Mao durch alle Zeiten in dem Wörterbuch unverändert stehenblieb.>

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20 minuten
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19.7.2011: <Korruption in China: Zwei Vize-Bürgermeister hingerichtet> - sie kassierte zweistellige Dollar-Millionenbeträge bei der Vergabe von Bauprojekten: in Hangzhou 30 Millionen Dollar - in Suzhou 17 Millionen Dollar

aus: 20 minuten online; 19.7.2011;
http://www.20min.ch/news/ausland/story/17942396

<China geht weiter streng gegen die grassierende Korruption vor. Zwei Vize-Bürgermeister von Millionenmetropolen mussten für ihre Verfehlungen büssen.

In China sind am Dienstag die früheren stellvertretenden Bürgermeister zweier Millionenstädte wegen der Annahme von Schmiergeldern hingerichtet worden. Beide hätten Dollar-Beträge in zweistelliger Millionenhöhe kassiert, berichteten staatliche Medien.

Xu Maiyong aus der boomenden Metropole Hangzhou habe sein Amt bei der Projektvergabe missbraucht und bestimmten Unternehmen und Personen Begünstigungen sowie Steuererleichterungen verschafft. Damit habe er umgerechnet rund 30 Millionen Dollar an die Seite geschafft.

Jiang Renjie, Ex-Vize des Rathauses von Suzhou im Osten der Volksrepublik, habe ebenfalls Bestechungsgelder angenommen, darunter allein rund 17 Millionen Dollar bei Bau-Aufträgen. Chinas Kommunistische Partei hat angekündigt, entschieden gegen Korruption vorzugehen. Kritiker der Regierung geben allerdings zu bedenken, dass es an einer unabhängigen Justiz mangelt.

(sda)>

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Spiegel
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21.7.2011: Chinas Zug-Politik mit dem neuen Schnellzug von Peking nach Shanghai: Stromausfälle, günstige Nachtzüge gestrichen

aus: Spiegel online: Chinas neuer Schnellzug: Störfall im Harmonie-Express; 21.7.2011;
http://www.spiegel.de/reise/staedte/0,1518,775346,00.html

<Von Xifan Yang

Erst bejubelt, jetzt umstritten - Chinas neuer Superschnellzug zwischen Peking und Shanghai kämpft mit technischen Problemen, das Image der Harmonie-Linie ist angekratzt. Für Ärger sorgt außerdem, dass billigere Verbindungen gestrichen wurden.

Die Putztruppe hat gerade die Zugspitze poliert und blicken zufrieden auf das glänzende Material. Die meisten Fahrgäste sind schon eingestiegen. Nur Familie Zhou steht noch am Gleis, um schnell ein Erinnerungsfoto zu machen. "Das gibt's nur in China", sagt Herr Zhou und winkt seine Familie vor die Lok, seine Tochter reckt Zeige- und Mittelfinger zum Victory-Zeichen in die Höhe. Ein schwüler Vormittag am Bahnhof Shanghai-Hongqiao, gleich wird der neue Hochgeschwindigkeitszug vom Typ CRH380A abfahren. Und Familie Zhou für einen Kurzurlaub nach Peking bringen.

China hat die längste Meeresbrücke , den schnellsten Computer und die größten Dollar-Reserven der Welt. Nun hat es mit der jüngst in Betrieb genommenen Verbindung zwischen Peking und Shanghai auch die längste Strecke für Hochgeschwindigkeitszüge - und damit einen Superlativ mehr, für den es sich feiert.

Dass auch das Servicepersonal eine besonders gute Figur macht, ist kein Zufall. Wie das Casting zu "China's Next Top-Schaffnerin" muss das Bewerbungsverfahren für die begehrten Stellen ausgesehen haben. Aus 5000 Zugbegleiterinnen hat die staatliche Eisenbahnbehörde die vorzeigbarsten Kandidatinnen ausgesucht. Die Kriterien: glatte Haut, Körpergröße zwischen 1,65 Meter und 1,70 Meter. Sie dürfen nicht mehr als 60 Kilogramm wiegen und nicht älter als 28 Jahre sein. Natürlich sind sie alle "sehr, sehr stolz" auf ihren neuen Job. Schließlich geht es hier um ein nationales Prestigeprojekt.

1300 Kilometer in weniger als fünf Stunden. Erwartungen von Verkehrsplanern zufolge werden bis zu 80 Millionen Passagiere pro Jahr die Strecke nutzen. Die neue Schnellverbindung zwischen Chinas Hauptstadt und der wichtigsten Wirtschaftsmetropole des Landes soll die Konjunktur weiter beleben. Zeitungen bejubelten die Eröffnung der "Linie der Harmonie", wie der Schnellzug auch genannt wird, als "geschichtsträchtiges Ereignis", im staatlichen Fernsehen stimmten aufgekratzte Passagiere Loblieder auf die Innovationskraft Chinas an.

Doch nur wenige Wochen später ist die Begeisterung verflogen: Bereits dreimal innerhalb weniger Tage wurde der Schnellzug von peinlichen Pannen heimgesucht. Stromausfälle brachten Dutzende Züge zum Erliegen, am letzten Mittwoch mussten Passagiere stundenlang ausharren und schließlich in einen Ersatzzug umsteigen.

Die Eisenbahnbehörde gibt "schlechtem Wetter" und "unerwarteten technischen Fehlfunktionen" die Schuld, doch inzwischen mehren sich die kritischen Stimmen. Wurde die Strecke überhastet in Betrieb genommen, damit die Partei pünktlich zu ihrem 90. Geburtstag etwas zu feiern hat? Und hatte nicht ein namhafter Eisenbahnexperte im Vorfeld vor Sicherheitsrisiken gewarnt? Nicht zuletzt hatte im Februar der Eisenbahnminister wegen Korruptionsverdacht seinen Posten verloren. Die Behörden bemühen sich verzweifelt, das PR-Desaster schönzureden, und die staatliche Nachrichtenagentur mahnt die Öffentlichkeit zu mehr "Geduld und Toleranz".

Landschaftskino und Plumpsklo

"Liebe Passagiere, halten Sie sich fest, während wir beschleunigen", sagt eine freundliche Stimme durch, als der Zug Shanghai verlässt. In weniger als zehn Minuten hat er 315 km/h erreicht. Man spürt sie nicht und hört sie kaum, der Zug schnurrt fast geräuschlos durch die Gegend. Nur der Blick aus dem Fenster macht die hohe Geschwindigkeit bemerkbar.

Die Fahrt gleicht einer Zeitreise durch die vergangenen 30 Jahre chinesischer Geschichte, es ist Landschaftskino im Fast-Forward-Modus: Durch Hochhausdschungel aus Stahl, Glas und Beton, Baustellen des Größenwahns, vorbei an Fabriken, deren Schornsteine pechschwarzen Rauch ausspucken. Dann rauscht der Zug vorbei an Vorortslums, der Himmel klart auf, Blau lugt hinter den Wolken hervor. Bauern bestellen mit der Hand Reisfelder, wenige Meter neben der Bahntrasse grasen Schafherden. Manch ein Hirte bleibt stehen und starrt den CRH380A an wie ein Ufo.

Drinnen im Zug sitzt die neue Mittelklasse des Landes. Männer in modisch geschnittenen Anzügen erstellen Excel-Tabellen auf ihren Laptops, ein Junge spielt "Angry Birds" auf seinem iPad, während er getrocknete Fische knabbert. Seine Großmutter streicht neugierig über die blaugepolsterten Sessel. "So sauber hier", sagt die kleine Frau im geblümten Baumwollhemd. "Kein Vergleich zu den Provinzzügen, wo die Leute ihre Hühner mit ins Abteil nehmen."

Wer in China schon öfter mit der Bahn durchs Land gereist ist, wird den Komfort der Hochgeschwindigkeitszüge schätzen. Keine Schaffner, die versuchen, einem lauthals Zahnbürsten und Socken anzudrehen, niemand spuckt unbekümmert Sonnenblumenkerne und Knochenreste auf den Boden. Wer aufs Klo will, muss sich nach wie vor mit einer Hocktoilette arrangieren, aber immerhin - eine Seltenheit bei der chinesischen Bahn - ist sie in betretbarem Zustand.

Schweinefleisch aus der Mikrowelle

Die Innenausstattung des CRH380A entspricht dem deutschen ICE-Standard, nur bietet die chinesische Version mehr Beinfreiheit in der zweiten Klasse. An die chinesischen Rumpelzüge der alten Generation erinnern lediglich Durchsagen wie "Passen Sie auf, dass Sie sich und Ihre Mitreisenden nicht mit heißem Teewasser verbrühen!" und "Gehen Sie während der Zwischenstopps nicht auf den Bahnsteigen spazieren".

Gegen Mittag ist die Hälfte der Strecke zurückgelegt, das Bordbistro füllt sich. Noch hat die chinesische Bahn kein Alfons-Schuhbeck-Pendant verpflichtet, der für das Menü verantwortlich zeichnet. Nur ein in Plastik abgepacktes Mikrowellengericht ist im Angebot: Reis mit Kohl und einem winzigen Stück Fleisch, das im Mund eher an Gummi als an Schwein erinnert. "Wie Flugzeugessen, nur dass man dafür draufzahlen muss", seufzt einer, während er seine Stäbchen auspackt.

In der ersten Liga spielt die "Linie der Harmonie" kulinarisch noch nicht mit, preislich gesehen dagegen schon. Viermal so viel wie auf der Straße kostet hier eine kleine Flasche Wasser, und auch die Ticketpreise sind für chinesische Verhältnisse teuer: Für einen Platz in der zweiten Klasse zahlen Reisende umgerechnet knapp 60 Euro, in der teuersten Klasse kostet das Ticket 190 Euro. Dort sitzt der Passagier in drehbaren Ledersesseln mit eigenem Touchscreen-Fernseher, und, mit etwas Glück, direkt hinter dem Lokführer.

Wohlhabende Fahrgäste

Der Schnellzug sollte zur direkten Konkurrenz für das Flugzeug werden. Chinesische Inlandsflüge sind für Verspätungen berüchtigt, vor allem Berufspendler setzten darum Hoffnung in die neue Bahn als eine zuverlässigere Alternative. Airlines hatten bereits angekündigt, ihre Preise dauerhaft zu senken, um einem Passagierschwund auf der meistfrequentierten Strecke des Landes vorzubeugen.

Doch nach den Pannen der letzten Tage können sie erst mal beruhigt sein: Viele Passagiere sind verärgert über das dilettantische Fehlermanagement der Eisenbahnbehörde. Auf der Mikroblogging-Plattform Weibo schreiben viele Nutzer, das Flugzeug sei dem Zug doch vorzuziehen.

Ohnehin können sich nicht alle an der neuen Hochgeschwindigkeitsbahn erfreuen. Die Mehrheit der Bevölkerung - einfache Angestellte, Arbeiter und Bauern - kann sich die Tickets nicht leisten. Die günstigeren Nachtzüge auf der Strecke wurden ersatzlos gestrichen. Übrig geblieben sind nur Bummelzüge, sie brauchen 21 Stunden für die Route.

Und so stiftet die "Linie der Harmonie" unter den Bahnreisenden womöglich genau das Gegenteil: Die wohlhabende Mittelschicht rast mit modernster Technik davon , der Rest der Bevölkerung wird sich wohl oder übel in die alte Rostbahn quetschen müssen, die in Zukunft noch überfüllter sein wird.

Am Bahnhof von Peking sagt ein Taxifahrer: "Der Schnellzug ist für mich ein Rückschritt. Ich kann zwar jetzt mehr Kunden zum Bahnhof bringen. Nur selbst für ein paar Tage nach Shanghai fahren - das kann ich mir jetzt nicht mehr leisten."

Korrekturhinweis: In einer früheren Version dieses Artikels hieß es, Komponenten des Zuges CRH380A seien von Siemens gebaut worden. Das ist nicht richtig. Vielmehr baut Siemens in China Hochgeschwindigkeitszüge mit der Bezeichnung CRH3.>

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Financial
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27.8.2011: <Meinungsfreiheit: Chinas Journalisten zermürben Zensoren> - immer mehr Journalisten schreiben, und der Premier Wen Jiabao lässt es zu

aus: Financial Times Deutschland online; 27.8.2011;
http://www.ftd.de/politik/international/:meinungsfreiheit-chinas-journalisten-zermuerben-zensoren/60094556.html?page=2

<Immer mehr Medienmacher im Reich der Mitte widersetzen sich den Vorgaben des Propagandabüros. Dabei hilft ihnen das Internet - und der chinesische Premier Wen Jiabao. von Christiane Kühl, Peking

[Das Zugunglück mit 40 Toten konnte nicht zensiert werden]

Es gelang Chinas Zensoren erst nach sechs Tagen, die Medien zum Schweigen zu bringen. Nachdem Ende Juli nahe Wenzhou zwei Züge verunglückt und dabei 40 Menschen ums Leben gekommen waren, hatten sich Chinas Reporter ins Zeug gelegt: Technische Mängel der Hochgeschwindigkeitszüge, Missmanagement bei der Bergung von Opfern, die hastige Beseitigung von Beweismaterial - alles kam ans Licht.

Getrieben von den Enthüllungen verdonnerte Peking die Medien schließlich, nur noch Berichte der amtlichen Nachrichtenagentur Xinhua zu verwenden. Bei Missachtung drohten hohe Strafen. Peking hielt das für nötig, weil Journalisten die Befehle der Zensoren einfach ignoriert hatten: Selbst Staatsmedien wie die "Volkszeitung" oder der Sender CCTV hatten sich über Anweisungen hinweggesetzt, nichts zu hinterfragen und vor allem keine eigenen Reporter an den Unfallort zu schicken.

[Der Zensurapparat funktioniert nicht mehr einheitlich - die Partei zensiert scharf, die Regierung weniger]

Chinas Journalisten nutzen heutzutage jede Lücke in der Zensur, die sich auftut. Das zeigte der Unfall deutlich. Pekings Reaktion auf die Unfallberichte offenbarte jedoch noch etwas anderes: eine Spaltung im Zensurapparat selbst. "Es gibt die Politik der Regierung und die der Partei", sagt Zhan Jiang, Journalistikprofessor an der Pekinger Universität für Auslandsstudien. Generell sei die Partei deutlich konservativer, allen voran das von ihr kontrollierte Propagandabüro. "Die Regierung unter Ministerpräsident Wen Jiabao ist dagegen relativ offen." Und das hilft Redaktionen, ihren Spielraum vorsichtig auszuweiten.

[Die "Verordnung zu Transparenz" von 2008]

2008 hatte Wen eine "Verordnung zu Transparenz von Regierungsinformationen" durchgedrückt. Sie verlangt von den Behörden, wichtige Informationen für Journalisten offenzulegen. "Dank dieser Verordnung wäre es für die Behörden in Wenzhou illegal gewesen, den Medien Informationen vorzuenthalten", sagt Zhan. Also gaben sie sie heraus. Die Verordnung sei die Basis für die gestiegenen Freiräume der Journalisten, sagt Zhan. Wen habe damals gewusst, dass er die Propagandazaren der Partei nicht kontrollieren kann: "Also regulierte er das, worüber er die Macht hat - den Regierungsapparat."

Die Verordnung traf 2008 auf eine Branche, die sich ohnehin zunehmend aus der Umklammerung von Partei und Zensur zu lösen versuchte. Gab es zu Beginn der Reformära 1979 in ganz China gerade mal 69 Zeitungen, sind es heute rund 2000; hinzu kommen noch mehr als 9000 Magazine. Der Wettbewerb um die Leser führe zu mehr Professionalität und damit auch einem neuen Selbstverständnis der Redakteure, sagt David Bandurski vom China Media Project an der Universität Hongkong.

[Teil 2: Die Willkür in China lässt viele investigative Reporter in ruhigere Positionen versetzen]

Inzwischen gibt es in China sogar investigative Reporter, sagt Zhang Zhian, Professor am Institut für Kommunikation und Design der Sun-Yat-sen-Universität in Guangzhou: 300 Reporter bei Zeitungen und Zeitschriften sowie 100 bis 150 beim Fernsehen. 40 Prozent von ihnen lassen sich laut Zhang allerdings nach wenigen Jahren auf ruhigere Posten versetzen. "Druck und Stress sind vielen zu groß." Denn das Hickhack um die Zensur bedeutet einerseits zwar, dass Reporter Grauzonen nutzen können. Aber es kann auch immer plötzlich Gegenwind geben: So wurden in der Vergangenheit immer wieder missliebige Chefredakteure geschasst, offenherzige Beilagen oder ganze Zeitungen eingestellt.

[Tabus: System, Militär, Religion]

"Wer genau liest, merkt schon, dass anders geschrieben wird", sagt eine Redakteurin einer Schanghaier Tageszeitung, die ihren Namen nicht nennen will. "Doch die roten Linien sind noch die gleichen." Tabu sind etwa Systemkritik, das Militär oder Religionsthemen.

[Internetportale "Sina" oder "Sohu" und Mikroblogs "Weibo" etc.]

Das Internet untergräbt jedoch seit Jahren die Macht der Zensur. Portale wie Sina oder Sohu ermöglichen eine blitzschnelle, landesweite Verbreitung von Berichten, die früher lokalen Zensoren zum Opfer gefallen wären. Dazu öffnen soziale Netzwerke und vor allem die "Weibo" genannten Mikroblogs neue Kommunikationskanäle. "Dort können Journalisten miteinander und mit Meinungsführern wie Anwälten, Akademikern oder Aktivisten Kontakt aufnehmen", sagt Bandurski.

[Das Internet ist vom Informationsbüro der Regierung - und nicht von der Partei]

Laut dem China Internet Network Information Center nutzen inzwischen etwa 195 Millionen User die Weibos. Neuigkeiten wie das Zugunglück sind sofort im Netz zu erfahren. Natürlich werden auch die Mikroblogs zensiert, sagt Zhan Jiang - aber eben nicht verboten. "Die Propagandabüros der Partei können das Internet nicht direkt kontrollieren. Es untersteht dem Informationsbüro des Staatsrats und damit der Regierung." Und die hält bisher still.>

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n-tv online,
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20.9.2011: Journalist muss Berichte über krebserregendes Speiseöl mit dem Tod bezahlen

aus: n-tv online: Chinese berichtete über Skandalthema: Kritischer Journalist erstochen; 20.9.2011;
http://www.n-tv.de/panorama/Kritischer-Journalist-erstochen-article4343521.html

<In China ist ein Journalist getötet worden, der über einen Skandal mit krebserregendem Speise-Öl berichtet hatte. Wie die staatliche Zeitung "Zhengzhou Evening News" berichtete, wurde Li Xiang in der Nacht nach einem Karaoke-Abend mit Freunden auf dem Heimweg mit zehn Messerstichen ermordet. Da sein Laptop seit der Tat verschwunden sei, gehe die Polizei von einem Raubmord aus. Die Ermittler schlössen aber auch andere Motive nicht aus.

Chinesische Blogger sahen einen Zusammenhang zwischen Lis Tod und seiner Arbeit für den Fernsehsender in Luoyang in der zentralchinesischen Provinz Henan. Der 30-Jährige hatte mehrfach über einen neuen Lebensmittelskandal berichtet, bei dem tonnenweise Speiseöl illegal aus bereits benutztem Fett produziert wurde, das aus Abflüssen stammte. Wegen Verkaufs des krebserregenden Produkts wurden in jüngster Zeit 32 Menschen festgenommen.

AFP>


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20 minuten
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9.10.2011: Chinas Gesellschaft spaltet sich immer mehr zwischen Arm und Reich - China ist alles andere als eine "Harmonie"

aus: 20 minuten online: <Schwieriger Machtwechsel: Soziale Kluft bedroht Chinas "Harmonie"; 9.10.2011;
http://www.20min.ch/news/ausland/story/Soziale-Kluft-bedroht-Chinas--Harmonie--16810392

<von Peter G. Achten, infosperber.ch
- Chinas Kommunisten werden sich am Parteikongress 2012 selbst feiern. Doch es gibt Grund zur Sorge: Die soziale Ungleichheit wächst rasant.

Das mächtig aufstrebende China hatte in den letzten Jahren einiges zu feiern. Nach 200 Jahren der «Erniedrigung und Demütigung» wurden die Feste patriotisch, zuweilen nationalistisch oder gar chauvinistisch gefeiert. Es begann mit den Olympischen Spielen 2008 in Peking – natürlich die besten Spiele je – gefolgt 2009 vom 60. Jahrestag der Gründung der Volksrepublik. Dann die Weltausstellung 2010 in Shanghai – selbstredend auch hier die beste je – und schliesslich 2011 der 100. Jahrestag der Revolution von 1911.

Die Chinesinnen und Chinesen sind mächtig stolz auf den Wiederaufstieg, mit Betonung auf «wieder». Endlich, so die historisch akkurate parteiliche Propaganda, ist China wieder dort, wo es schon einmal war und im Grunde genommen auch hingehört. Marxismus, Leninismus und Mao Dsedong sind zwar noch gut für Sonntagsreden, aber längst passé. Wie in kaiserlichen Zeiten wird die Überlegenheit der chinesischen Kultur gefeiert.

Geregelter Machtwechsel

Auch im kommenden Jahr wird weiter gefeiert. Aber es wird kein Schaulaufen für die Welt. Es geht um die Macht. Der alle fünf Jahre stattfindende Parteikongress der KP überstrahlt alles. Programmgemäss werden Staats- und Parteichef Hu Jintao und Premier Wen Jiabao nach zehn Jahren an der Spitze abgelöst. Nachfolger werden mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit die Prinzlinge – Söhne oder Enkel hoher und höchster Parteiveteranen – Xi Jingping, derzeit Vize-Staatschef, und Li Kejiang, erster Vizeregierungschef.

In die chinesische Machtzentrale – dem Ständigen Ausschuss des Politbüros – wird auch Bo Xilai Einzug halten. Bo, auch er ein Prinzling, war jahrelang Bürgermeister der Modell-Stadt Dalian, dann Handelsminister in der Zentralregierung. Als Bürgermeister in Chongqing, der grössten Stadt der Welt, hat sich Bo nun mit Kampagnen gegen das organisierte Verbrechen und einem nostalgischen Mao-Revival für allerhöchste Ämter empfohlen.

Feiern - aber besteht Grund dazu?

Das Parteifest ist die Mutter aller Feste. Nichts darf schief gehen. Das Land und die chinesische Gesellschaft müssen sich, wie am letzten Kongress als Parteilinie festgelegt, in konfuzianischer «Harmonie» befinden. Die Wirtschaft wächst zwar noch immer, wenn auch leicht gebremst. Die grösste Sorge der roten Mandarine freilich ist die wachsende Kluft zwischen Arm und Reich, Stadt und Land sowie Korruption von oben bis unten.

Diese Probleme werden weder durch den Markt noch durch Social Engineering gelöst werden. Es braucht vielmehr Strukturreformen und mehr Transparenz. Davon allerdings ist trotz vielen schönen Worten, vor allem von Premierminister Wen Jiabao, bislang noch wenig bis nichts im Alltag festzumachen.

Kluft zwischen Arm und Reich wächst

Bis zum Parteitag bleibt noch ein Jahr. In der Parteizentrale Zhongnanhai im Zentrum Pekings wird fieberhaft gearbeitet und nachgedacht. Kein Wunder, der Gini-Koeffizient ist mittlerweile auf 0,49 gestiegen – sozial eine explosive Zahl. Der Massstab, vom italienischen Ökonomen Corrado Gini in den 50er Jahren anhand verschiedener Kriterien entwickelt, fängt mit absoluter Gleichheit (0) an und endet bei absoluter Ungleichheit (1).

Nach Ansicht von Ökonomen ist ab einem Wert von 0,4 die von den chinesischen Kommunisten immer wieder beschworene «soziale Stabilität» bedroht. Zu Maos Zeiten, als alle gleich arm waren, betrug der Koeffizient 0,24; niemand will natürlich zu jenen Zeiten zurück. Aber 0,49 sind für die Gesellschaft ebenso bedrohlich wie die desaströsen Kampagnen des «Grossen Vorsitzenden», darunter der «Grosse Sprung nach vorn» in den 50er Jahren mit 45 Millionen Toten und die «Grosse Proletarische Kulturrevolution» von 1966 bis 1976.

Reformen hatten ein anderes Ziel

Die Schweiz kann sich trotz Boni und exorbitanten Spitzengehältern mit einem Gini-Koeffizienten von 0,33 durchaus sehen lassen. Wohlstand ist mit anderen Worten in der Schweiz gerechter verteilt als im «sozialistischen» China. Bereits vor Jahrzehnten schrieb der Übervater des chinesischen Wirtschaftswunders, Deng Xiaoping, den Wirtschaftsplanern ins Stammbuch: «Wenn die Reform zu einer Polarisierung der Einkommens- und Vermögensverteilung führt, dann bedeutete dies das Scheitern der Reform.»

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Welt online,
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14.10.2011: Auch China steht vor dem Zusammenbruch - wegen dem Schattenbankenwesen

aus: Welt online: Schattenbanken: China taumelt dem grossen Finanz-Crash entgegen; 14.10.2011;
http://www.welt.de/finanzen/article13661139/China-taumelt-dem-grossen-Finanz-Crash-entgegen.html

<Autor: Frank Stocker

Ein illegales Schattenbankensystem hält Chinas Fabriken am Laufen. Nun scheint es zusammenzubrechen. Die Folgen könnten dramatisch sein.

Sie flüchten. Über Nacht. Plötzlich sind die Unternehmer weg, ihre Fabrik bleibt zurück und die Arbeiter stehen vor verschlossenen Toren. Massenhaft ereignet sich dies seit einigen Wochen in der Stadt Wenzhou, rund 350 Kilometer südlich von Shanghai gelegen. Im August und September allein 40 Mal. Der Grund für die Flucht: Die Unternehmer können ihre Kredite nicht mehr bezahlen.

Eine Fabrik in Wenzhou. Reihenweise sterben die Produktionsbetriebe.

Das wäre normalerweise ein Anlass für Scham oder Wut, aber nicht für ein Untertauchen. Doch die Firmeninhaber stehen bei privaten Kreditgebern in der Kreide, die ihr Geld über illegale Untergrundbanken verleihen. Diese spinnen sich in einem riesigen Netz durchs ganze Land – allein in Wenzhou sollen sie Kredite im Volumen von 120 Mrd. Yuan (rund 13,6 Mrd. Euro) vergeben haben. Und dieses System bricht dieser Tage zusammen. Da gleichzeitig auch das offizielle Bankenwesen Chinas in heftigen Turbulenzen steckt, könnte dies in einem Schneeballeffekt zu einer Finanzkrise in dem Land führen, die solche Ausmaße hätte, dass das Griechenland-Problem im Vergleich dazu ein Sonntagsspaziergang gewesen wäre. Die Regierung hat daher in den vergangenen Tagen hektische Maßnahmen ergriffen – ob sie helfen, darf bezweifelt werden.

Es begann alles mit dem Verschwinden von Wang Xiaodong, ein bekannter Unternehmer aus Wenzhou, der eine Wagniskapitalfirma besaß. Er soll sich über das Netz der Untergrundbanken rund 1,2 Mrd. Yuan (360 Mio. Euro) geliehen haben. Mitte Juli tauchte er unter, da er seine Kredite nicht mehr bedienen konnte – und seither gehen in einem Dominoeffekt reihenweise andere Unternehmen in der Stadt Pleite. Denn einer Umfrage der Zentralbank zufolge sind rund 60 Prozent der Firmen und Privathaushalte Wenzhous in das System der privaten Kreditvergabe verwickelt.

Sie legen ihr Geld dort an, weil sie damit wesentlich höhere Zinsen verdienen können. Bei den offiziellen Geschäftsbanken sind diese gesetzlich festgelegt und im Vergleich zur hohen Inflationsrate sehr gering. Die Untergrundbanken verlangen von den Kreditnehmern dagegen Zinsen von bis zu 60 Prozent. Manchmal leihen sich Firmen auch Geld von offiziellen Banken und verleihen es dann zu höheren Zinsen illegal weiter, teilweise sind sogar staatliche Funktionäre in das Geschäft verwickelt.

Regierung beschränkt seit Monaten die Kreditvergabe

Viele kleine und mittlere Unternehmen sind jedoch auf diese Kredite angewiesen. Denn von den offiziellen Geschäftsbanken erhalten sie oft kein Geld mehr. Diese müssen sich seit einigen Monaten auf Geheiß der Regierung bei der Vergabe neuer Kredite drastisch beschränken. Auf diese Weise soll die Inflation – im September lag sie bei 6,1 Prozent – eingedämmt werden. Große Firmen kommen zwar weiter an Geld, sei es aufgrund ihrer Beziehungen, oder weil sie es sich an den Börsen besorgen. Die Kleinunternehmer dagegen, die in Wenzhou besonders stark vertreten sind, sind in der Kreditklemme gefangen und müssen auf die teuren Untergrundbanken zurückgreifen. Nun bricht dieses System zusammen und Millionen Chinesen drohen heftige Verluste.

Doch damit nicht genug. Auch die offiziellen Geschäftsbanken stehen unter Druck. Seit Monaten stehen sie im Verdacht, mit riesigen Summen an faulen Krediten zu kämpfen. Grund ist, dass sie 2009 Hunderte von Großprojekten der Regionalregierungen finanziert hatten. Diese Projekte waren entscheidend dafür, dass China die Finanzkrise so schnell hinter sich ließ. Doch die Verbindlichkeiten daraus belaufen sich nach offiziellen Angaben auf 10,7 Billionen Yuan (1,2 Billionen Euro), davon werden etwa 40 Prozent in diesem Jahr fällig. Viele der regionalen oder kommunalen Schuldner dürften jedoch kaum in der Lage sein, das Geld zurückzuzahlen. Das würde zu riesigen Löchern in den Bilanzen der großen Banken führen.

Preise für Immobilien brechen zusammen

Und schließlich droht dieser Tage auch noch die Immobilienblase zu platzen. In 16 von 70 Städten fielen die Preise für neue Wohnungen im August gegenüber Juli. Deshalb haben sich viele Immobilienentwickler in den vergangenen Monaten schon darauf verlegt, in Gewerbeflächen zu investieren – mit der Folge, dass dort inzwischen auch ein Überangebot herrscht und die Renditen, die mit solchen Immobilien zu erzielen sind, immer weiter gesunken sind.

Gleichzeitig versucht die Regierung zudem seit fast zwei Jahren, die Preisexplosion am Immobilienmarkt unter Kontrolle zu bringen, indem sie die Kreditvergabe einschränkt. Das führt aber nur dazu, dass sich Immobilienentwickler und –käufer andere Geldquellen suchen – auch und gerade die Schattenbanken. So hatte auch der flüchtige Wang Xiaodong den Großteil seines Geldes in Immobilienprojekte investiert. Die stagnierenden Preise brachen ihm das Genick. Das wiederum lässt das System der Untergrundbanken zusammenbrechen, was dann in einem Teufelskreis wieder auf den Immobilienmarkt zurückschlägt.

Die Pleite eines einzelnen Unternehmers aus Wenzhou droht damit also das ganze Land in die Tiefe zu reißen. Doch sein Bankrott war letztlich nur die Folge der Tatsache, dass ein ganzes Land spekulierte. Gerade am Immobilienmarkt wurden zuletzt Wohnungen fast nur noch in der Erwartung gekauft, sie wenig später teurer weiterverkaufen zu können. Damit ist nun Schluss.

Doch damit droht auch das Wachstumsmodell Chinas in Bedrängnis zu geraten. Folglich reagiert die Regierung nun hektisch. Seit Anfang der Woche kauft ein Staatsfonds Bankaktien auf, um die offiziellen Institute zu stützen. Am Mittwoch kündigte Peking zudem an, einerseits gegen die Untergrundbanken vorgehen zu wollen, andererseits aber den kleinen und mittleren Firmen den Zugang zu offiziellen Krediten zu erleichtern. „Große Aufmerksamkeit ist notwendig“, erklärte der Staatsrat dazu. Das wird niemand bestreiten.>


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Basler
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14.10.2011: Fleischgift: China muss Mais importieren, um den Fleischkonsum zu befriedigen

aus: Basler Zeitung online: Chinas Fleischhunger leert die Mais-Silos; 14.10.2011;
http://bazonline.ch/ausland/asien-und-ozeanien/Chinas-Fleischhunger-leert-die-MaisSilos/story/27989564

<Früher zählte China zu den grössten Maisexporteuren der Welt. Heute kauft das Land tonnenweise Getreide ein und verfüttert es Tieren – mit verheerenden Folgen für die Weltwirtschaft.

China wächst und hat Hunger. Einst selbst einer der grössten Maisexporteure kauft Peking nun in einem noch nie da gewesenen Geschäft 900'000 Tonnen Mais in den USA ein. Denn mittlerweile tut sich das Reich der Mitte schwer, mit der wachsenden Getreidenachfrage Schritt zu halten.

Der wachsende Wohlstand treibt die Nachfrage nach Fleisch an – und Mais ist das Hauptfuttermittel. Gestern kündigte das US-Landwirtschaftsministerium das Maisgeschäft an, das durchgeführt wird, obwohl China in diesem Jahr eine Rekordernte erwartet. Im vergangenen Jahr wurden in China laut Ministerium etwa 160 Millionen Tonnen Mais verbraucht.

Die Reserven schrumpfen

Der Maisimport sei notwendig, um die schwindenden Maisreserven aufzufüllen, sagt Hanver Li, Vorstandsvorsitzender des Marktforschungsunternehmens «Ja Intelligence». «Chinas Ernte ist gestiegen, aber das wird gerade mal die inländische Nachfrage befriedigen, während die Reserven schrumpfen. Deshalb muss China Mais importieren, um seine Vorräte aufzufüllen», sagt er.

«Langfristig sollte das einen ziemlich grossen Einfluss auf die weltweiten Preise für Mais haben», sagt Li. An der Warenterminbörse in Chicago legte der Maispreis in den vergangenen zwei Jahren um 70 Prozent zu, auch wenn nach den Rekordernten im Juni keine neuen Preisrekorde aufgestellt wurden.

Jährlicher Import von 15 Millionen Tonnen vorhergesagt

Li schätzt, dass China in den kommenden zwölf Monaten zwischen sieben und zehn Millionen Tonnen Mais importieren wird. Bis 2015 rechnet er mit einer jährlichen Einfuhr von 15 Millionen Tonnen. Lis Vorhersage deckt sich mit der Schätzung des US-Getreiderats, der für das Anfang Oktober begonnene Jahr eine Maiseinfuhr Chinas zwischen fünf und zehn Millionen Tonnen vorhersagt.

Das US-Landwirtschaftsministerium geht in einer diese Woche veröffentlichten Einschätzung allerdings von einer deutlich niedrigeren Importmenge Chinas aus. Zwischen September dieses Jahres und August 2012 werde China wahrscheinlich zwei Millionen Tonnen Mais einführen, schätzt das Ministerium.

Seit zwei Jahren exportiert China nicht mehr

In den 90er Jahren war China noch einer der weltweit grössten Maisexporteure. Ab 2003 sanken die Exportraten und lagen 2009 bei null. Im vergangenen Jahr war China erstmals Nettoimporteur. In China werden rund 70 Prozent des Maises an Tiere verfüttert. Aus dem Rest werden Alkohol, Stärke oder andere Industrieprodukte hergestellt. Nur ein kleiner Teil wird direkt als Nahrung verzehrt. (miw/sda)>

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Merian
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15.10.2011: Chinesische Mafia: Untergrundkämpfer werden zu einem weltweiten Verbrechernetz - als Gegenwehr gegen die Kolonialmacht England

aus: merian.de: China: Im Zeichen des Drachen; 15.10.2011;
http://www.merian.de/reiseziele/artikel/a-766482.html

Von Michael Weiland

Die Triaden gelten als chinesische Mafia, sie sind für ihre Kälte und Brutalität berüchtigt. Im Lauf eines Jahrhunderts bauten die einstigen Untergrundkämpfer ein weltweit agierendes Verbrechernetz auf - schuld daran ist die ehemalige Kolonialmacht Großbritannien, die in Fernost Drogen verkaufen wollte.

"La famiglia"? So unangebracht es bei der italienischen Mafia ist, so wenig ist man versucht, ihr chinesisches Pendant - die Triaden - romantisch zu verklären. Die Banden, nach der kommunistischen Revolution vor allem in Shanghai und Hongkong aktiv, sind für ihre Kälte und Brutalität berüchtigt - nirgends ein chinesischer Tony Soprano, der lässig mit seiner Therapeutin plaudert. Das organisierte Verbrechen in China ist auch, weil es stets einen gewissen Ruch von Magie und Mystik mit sich herumträgt, besonders und bewusst furchteinflößend. Die Geschäfte im Zeichen des Drachen verzeihen weder Fehler noch Verrat.

Chinas Triaden: Das Syndikat

Der Ursprung der Triaden lässt sich über viele Jahrhunderte zurückverfolgen: Bereits im 17. Jahrhundert sollen Widerständler sich zu Geheimbünden zusammengetan haben, um die Qing-Dynastie zu bekämpfen. Die wurde von den meisten Chinesen als Unterdrückung erachtet - die Regierenden waren Mandschu, die Bevölkerung allerdings größtenteils Han-Chinesen.

Der ethnische Gegensatz führte zu Gewalt sowie einer gefährlichen Untergrundgesellschaft, die allerdings noch kaum die Eigenschaften organisierter Kriminalität besaß. Viel eher waren die Banden terroristische Zellen. Noch heute birgt der Kampf gegen die Qing-Dynastie Stoff für identitätsstiftende Geschichten, die man sich in den vielen Bruderschaften erzählt. So gehören zur Mythologie der Triaden jene "fünf Älteren", die als einzige einen Klosterbrand überlebten und gegen die Mandschu kämpften. Die Triaden verehren sie wie Heilige.

Der Aufstieg der Triaden zu einem weltweit operierenden Kartell von Verbrecherbanden wurde allerdings erst durch Einmischung von außerhalb ermöglicht. Im 18. Jahrhundert machten sich die Briten das Netzwerk der Organisation zunutze, um Drogen ins Land zu bringen. Obwohl Opium damals bereits in China verboten war, wurde das Rauschmittel dennoch landläufig benutzt - und die Briten benötigten Abnehmer für den Stoff, den sie in ihren indischen Kolonien anbauten.

Europäische Boote schmuggelten also Rauschgift gegen Silber ins Land, im Untergrund wurde es verteilt. Die Briten gaben der organisierten Kriminalität nicht bloß Starthilfe, sondern auch ihren Namen: Der Begriff "Triade" rührt von den dreieckigen Emblemen, die manche Bruderschaften als Erkennungszeichen führen. Mit dem Drogenhandel bauten die Triaden ihre Macht und ihren Reichtum aus. Der Geist war aus der Flasche.

Den Einfluss der Triaden in China brach erst die kommunistische Revolution: Nachdem die kommunistische Partei 1949 die Macht erlangte, verloren die kriminellen Allianzen an Boden. Den fanden sie an den Rändern des Reiches: Hongkong, damals britische Kolonie, wurde zum Hauptsitz der Triaden und ist es bis heute geblieben. Gruppen wie Sun Yee On, 14K, die Vereinigte Wo und Dutzende weitere operieren hier, im typischen Halbwelt- und Untergrundgeschehen: Prostitution, Schmuggel, Glücksspiel, Schutzgelderpressung, Fälschungen und Menschenhandel, die üblichen Disziplinen organisierter Kriminalität, ob in Sizilien, Hamburg oder Shanghai. Etwa 80.000 Mann stark sollen die Triaden in Hongkong insgesamt sein.


2. Teil: Unappetitliche Blutsschwüre

Von Michael Weiland
aus: http://www.merian.de/reiseziele/artikel/a-766482-2.html

Mystizismus und die chinesische Zahlenlehre des I Ching spielen eine große Rolle in den Ritualen und im Aufbau der Hierarchien - die weit loser geknüpft sind als in den strengen Strukturen der Mafia und nur in den obersten Etagen ähnlich rigide sind. Kleinere Aktivitäten von Triadenmitgliedern werden kaum von ganz oben gesteuert. Und nicht jeder, der in einer Triade Mitglied ist, nimmt an kriminellen Handlungen teil, man schätzt, das nur etwa ein Zehntel aktiv ist. Der Rest genießt den Schutz der Organisation.

Chinas Triaden: Das Syndikat

Für die meisten Triadenmitglieder ist lediglich eine Beziehung wichtig: Die zwischen "Dai-Lo", dem großen Bruder, und "Sai-Lo", dem kleinen Bruder. Der eine gibt Aufträge und Schutz, der andere Loyalität und Geld. Auf unterer Ebene kooperieren auch unterschiedliche Triadenbanden, ohne dass der Führungsapparat darüber unterrichtet werden müsste.

An der Spitze einer Gruppe steht der Drachenkopf, sein Rang hat die Nummer 489. Ihm unterstellt sind drei gleichgestellte Mittler, denen die Ziffer 438 zugeordnet ist: ein Stellvertreter, ein Wächter und ein Weihrauchmeister. Die letzten beiden wirken wie das Gedächtnis der traditionsreichen Banden: Sie sorgen dafür, dass die Rituale der Triaden traditionsgemäß durchgeführt werden. Ein ziemlich unappetitliches Beispiel ist der Initiationsritus. Früher tranken die Anwesenden dabei das Blut des Kandidaten mit Wein gemischt, im Zeitalter von Aids war man zu einer Abkehr gezwungen: Symbolisch wird darum das eigene Blut getrunken.

Obwohl die Triaden sich in einem mitleidlosen kriminellen Geschäft verdingen, gehört der mystizistische Anstrich zum Selbstverständnis, ebenso wie die strikte Opposition zur Regierung. Auch wenn der Aspekt in den vergangenen Jahrhunderten in den Hintergrund gerückt ist, verstehen sich die Triaden doch auch als eine politische Kraft. Von den 36 Schwüren, die ein neues Mitglied ablegen muss, enthält einer auch das Bekenntnis, die Herrschaft der Ming wiederherzustellen, wie es die "fünf Älteren" taten.

Filme wie der Hongkong-Klassiker "Infernal Affairs", das Vorbild für Martin Scorseses Mafia-Thriller "The Departed", zeichnen ein brutales, aber nicht komplett unromantisches Bild der Triaden und der Beziehungen darin. Nun, zu fest kann das Hongkong-Kino auch nicht die Hand beißen, die sie füttert. Drogengewinne, so spricht man nämlich hinter vorgehaltener Hand, landeten allzuoft zu Zwecken der Geldwäsche als Investitionen in der boomenden Filmbranche.>


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Spiegel
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30.10.2011: China ist finanziell ebenfalls am Abgrund - die Schattenbanken taumeln

aus: Spiegel online: Grauer Kreditmarkt: Chinas Schattenbanken taumeln; 30.10.2011;
http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/0,1518,794849,00.html

<Shanghai by night: Die Zahl der Pleiten nimmt zu, Bosse ergreifen die Flucht

Hohe Zinsen, schleppende Konjunktur, kriselnde Banken - Europa und die USA kämpfen mit der Schuldenkrise. Doch selbst das reiche China ist keine Insel der Seligen. Im Gegenteil: Peking versucht derzeit verzweifelt, einen Flächenbrand auf dem Finanzmarkt zu verhindern.

Peking - Die Theorie, ein autoritäres System könnte ein Finanzsystem besser kontrollieren als eine Demokratie, entpuppt sich als Illusion: Ähnlich wie die westliche Welt vor drei Jahren kämpft China mit einer hausgemachten Schuldenkrise, deren Folgen noch kaum absehbar sind. Selbst in den Staatsmedien stellen die Kommentatoren bereits warnende Vergleiche mit der amerikanischen Hypothekenkrise an, die 2008 die globale Finanzkrise ausgelöst hat. Während die Europäer gerade Peking um Milliardeninvestitionen für ihren Euro-Rettungsschirm bitten, sucht die kommunistische Führung selbst nach Lösungen, um die großen Risiken im Finanzsystem und die Gefahren durch ein spürbar langsameres Wachstum bändigen zu können.

Sorgen macht nicht nur ein Berg fauler Kredite, der sich durch das milliardenschwere Konjunkturprogramm aufgetürmt hat, oder die hohen Schulden der einzelnen Provinzen. Die Regierung ist auch alarmiert über die Zahl der Schattenbanken, die seit zwei Jahren explosionsartig und unkontrolliert wächst. Zwischen 10 und 20 Prozent aller neuen Kredite stammen nach Schätzungen aus diesem informellen Kreditmarkt, der jetzt ins Wanken gerät. Es ist ein undurchsichtiges Geflecht von Unternehmen, Investoren, illegalen Geldverleihern und skrupellosen Kredithaien.

Kampf gegen das Reich der Schattenbanken

Regierungschef Wen Jiabao kündigte ein scharfes Vorgehen gegen Zinswucher und illegale Kapitalbeschaffung an. Gleichzeitig müssten die durch Kreditklemme und Kapitalmangel ausgelösten Probleme bekämpft werden, "um eine Ausbreitung der Risiken zu verhindern". Er sicherte kleinen und mittleren Unternehmen Hilfe zu. Für solche Privatfirmen, die von den großen Banken keine Kredite bekommen, bot der graue Markt schon lange effektive Finanzierungshilfen. Dafür zahlen sie auch höhere Zinsen.

Im Schattenreich des Kreditwesens bedienten sich zunehmend aber auch risikobereite Spekulanten oder Unternehmer, die fallende Gewinne in ihrer Produktion mit anderen Geschäften etwa auf dem boomenden Immobilienmarkt oder selbst als Kreditgeber aufpäppeln wollten. Jetzt platzt die Blase: Das Exportwachstum flaut ab. Die ohnehin geringen Gewinnmargen sinken weiter. Die Verluste steigen. Viele Spekulationen auf dem Immobilienmarkt gehen nicht mehr auf. Auch die Aktienbörsen sind seit Jahresanfang um 13 Prozent abgesackt.

Das chinesische Bruttoinlandsprodukt ist im Sommer um 9,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum gewachsen, im Frühjahr 2011 waren es noch 9,5 Prozent. Eine nachlassende Nachfrage aus dem Ausland bremste den Exportweltmeister ebenso wie höhere Zinsen. Die Konjunktur kühlte sich damit bereits das dritte Quartal in Folge ab. Ein schwächeres Wachstum hatte es zuletzt im Frühjahr 2009 mit 8,1 Prozent gegeben, als die weltweite Finanzkrise auf das Boomland durchschlug.

Die Regierung hat aus Angst vor Inflation die Richtlinien für die Kreditvergabe deutlich verschärft. Dadurch aber geht auch dem Graumarkt Liquidität verloren, denn viele Geldverleiher sind ihrerseits auf die Kredite der offiziellen Banken angewiesen. Die Folge: Die Zahl der Pleiten nimmt zu, Bosse ergreifen die Flucht. "Es fühlte sich an wie ein ständiger Ritt auf dem Tiger", schilderte Hu Fulin, Chef des größten chinesischen Brillenglasherstellers Xintai in Wenzhou (Provinz Zhejiang). Er setzte sich im September unter der Last von 1,5 Milliarden Yuan Schulden (166 Millionen Euro) in die USA ab. "Ich hatte jede Nacht Alpträume." Ihm griffen die Banken unter die Arme, so dass Hu Fulin zurückkam.

Rückkehrer werden gefeiert

Chinas Staatsmedien feierten seine Rückkehr als Erfolg für die Bemühungen der Behörden, die Kreditkrise zu bekämpfen und strauchelnden Unternehmern zu helfen. Andere wurden allerdings auch in Handschellen zurückgeholt. Schlagzeilen machte vor allem die Wirtschaftsregion Wenzhou, aber auch Ordos in der Inneren Mongolei. Die Provinzen Shanxi sowie Fujian und Guangdong, die als Motoren der Wirtschaft gelten, sollen mit ähnlichen Problemen zu kämpfen haben.

"Die inhärenten Risiken im Schattenbankensystem sind im Moment groß, weil Wohnungspreise fallen und sich das Wirtschaftswachstum abschwächt", warnte Barclays in einem Bericht, den das "Wall Street Journal" unter dem Titel "Die nächste Subprime?" zitierte. Der Ausfall einiger Projekte könnte eine Welle von Kreditkündigungen auslösen, warnte das Investmenthaus. Gefahr drohe auch durch boomende neue Anlageprodukte, in denen Banken geschickt Kredite in Investitionsmöglichkeiten umwandeln. Damit umgehen sie behördliche Kreditgrenzen. Das Risiko ist meist unklar. "Wenn solche Kredite platzen, werden Einzelpersonen und Unternehmen beträchtliche finanzielle Verluste hinnehmen."

Welcher Funke in China einen Steppenbrand auslösen könnte, weiß niemand. Experten sind sich einig, dass das chinesische Finanzwesen mit seinen Staatsbanken, Kapitalkontrollen, hohen Spareinlagen und der geringen Transparenz anders funktioniert als das Bankensystem im Westen. Eine große Gefahr wäre sicher ein Vertrauensverlust der Sparer. Die Chinesen sind Weltmeister im Sparen. Durch staatlich festgelegte, niedrige Zinsen subventionieren Haushalte schon massiv die Banken, während ihr Geld durch hohe Inflation an Wert verliert.

So fürchtet die kommunistische Führung auch soziale und politische Spannungen. Die Inflation gibt aber wenig Raum für eine Lockerung der Geldpolitik, die ohnehin an Wirkung verliert. Nach Erhebungen der Rating-Agentur Fitch generiert heute jeder Yuan neuer Kredite nur noch halb so viel Wachstum wie vor fünf Jahren. Regierungschef Wen Jiabao kündigte jetzt ein neues "Fein-Tuning" an. Auch prüft das Industrieministerium eine "Stimulus-Politik" für Unternehmen, um auf den globalen Abschwung zu reagieren.

mik/von Andreas Landwehr, dpa>


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Das kann nicht gut gehen:

Der Standard
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31.10.2011: Chinas Rassismus gegen Frauen - Abtreibung weiblicher Föten geht weiter

aus: Der Standard online: China: Fortsetzung der geschlechtsspezifischen Abtreibungen; 31.10.2011;
http://diestandard.at/1319181635734/China-Fortsetzung-der-geschlechtsspezifischen-Abtreibungen

<Die Machthaber halten an der Ein-Kind-Politik fest - Regelung verhinderte Geburt von rund einer halben Milliarde Kindern.

Shanghai - Um das Bevölkerungswachstum unter Kontrolle zu halten, will China an seiner umstrittenen Ein-Kind-Politik festhalten. Ohne diese Politik würden in China schon jetzt rund 1,7 Milliarden Menschen leben, sagte der Direktor der staatlichen Bevölkerungs- und Familienplanungs-Kommission, Li Bin, laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Xinhua vom Sonntag. Derzeit zählt China mehr als 1,3 Milliarden EinwohnerInnen.

Die südchinesische Provinz Guangdong hatte die Regierung in Peking im Juli um eine Lockerung der Regelung gebeten, wonach chinesische Paare nur ein Kind haben dürfen. Der Leiter der regionalen Bevölkerungs- und Familienplanungs-Kommission erklärte nun, mit einer Änderung sei in den kommenden fünf Jahren nicht zu rechnen. Die Ein-Kind-Politik hat seit 1979 laut ExpertInnen die Geburt von rund einer halben Milliarde Kindern verhindert.

Geschlechtsspezifische Abtreibungen

KritikerInnen machen die Regelung jedoch für die Überalterung der chinesischen Gesellschaft verantwortlich, welche das Land vor wirtschaftliche und soziale Probleme stellt. So müssen sich Einzelkinder häufig allein sowohl um ihre alternden Eltern als auch um zwei Großelternpaare kümmern. Die Ein-Kind-Politik steht zudem in der Kritik, zu geschlechtsspezifischen Abtreibungen und gezieltem Aussetzen von neugeborenen Mädchen zu führen.

In China leben 1,3 Milliarden Menschen. Bis 2020 rechnet Peking mit einem Wachstum der Bevölkerung auf 1,45 Milliarden Menschen. Die Vereinten Nationen wollen am Montag die Geburt des siebenmilliardsten Weltbürgers verkünden. (APA)>

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n-tv online,
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1.11.2011: Smog in Peking ist gefährlich - die Ärzte raten, zu Hause zu bleiben und Türen und Fenster zu schliessen

aus: n-tv online: Ärzte: Lieber zuhause bleiben - Smog wird Peking gefährlich; 1.11.2011;
http://www.n-tv.de/panorama/Smog-wird-Peking-gefaehrlich-article4664641.html

<In Chinas Hauptstadt nimmt der Smog derart drastische Ausmaße an, dass Ärzte die Bevölkerung warnen, nicht zu viel draußen unterwegs zu sein. "Wir raten den Menschen, drinnen zu bleiben und am besten Türen und Fenster zu schließen", sagen Umweltaktivisten. Smog kann das Risiko von Schlaganfällen erhöhen und zu Atemproblemen führen.

Anhaltend starker Smog lässt in Peking die Zahl der Patienten mit Atemwegerkrankungen und Schlaganfällen stark ansteigen. Ärzte riefen Kranke, Kinder und ältere Menschen über die Staatsmedien auf, möglichst nicht vor die Tür zu gehen. Grundsätzlich wurde vor Aktivitäten außer Haus gewarnt. Der Index der Luftmessungen der US-Botschaft in der chinesischen Hauptstadt stieg auf einen als "gefährlich" eingestuften Stand. Es wurde vor Notstandsbedingungen gewarnt: "Die gesamte Bevölkerung ist höchstwahrscheinlich betroffen."

"Eigentlich sollten alle Menschen bei solchen Wetterbedingungen von unnötigen Aktivitäten außer Haus absehen", zitierte die "Global Times" Doktor Tong Zhaohui vom bekannten Pekinger Chaoyang Hospital. Zwei Ambulanzdienste berichteten, die Zahl ihrer Patienten mit Atemproblemen sei schon am Wochenende um 13 Prozent beziehungsweise 30 Prozent gestiegen. Schlaganfälle hätten um 14 Prozent zugenommen.

"Wir raten den Menschen, drinnen zu bleiben und am besten Türen und Fenster zu schließen", sagte Wang Qiuxia von der Umweltgruppe Daerwen. "Herbst in Peking war früher klar und frisch. Jetzt ist die Sicht schlecht und die Menschen trauen sich kaum noch zu atmen", stimmte die Zeitung "China Business Times" in den Chor der Klagen ein.

Heizperiode und mehr Verkehr

In Mikroblogs im Internet und selbst in staatlich kontrollierten Zeitungen wuchs die Verärgerung, dass das Pekinger Umweltamt trotz der extremen Bedingungen nur von "leichter Verschmutzung" reden will. Nebeliges Wetter, der Beginn der Heizperiode und der dramatisch gestiegene Straßenverkehr in der 20-Millionen-Metropole haben nach Einschätzung von Experten zu dem gefährlichen Mix in der Luft geführt. Ohnehin zählt Peking schon seit Jahren weltweit zu den Städten mit der schlimmsten Luftverschmutzung.

Nach Angaben von Experten ist die Verbindung zwischen Smogwerten und der Zahl von Schlaganfällen statistisch nachgewiesen und in Versuchen mit Mäusen bestätigt. Diesel-Abgase können zum Beispiel über kleine Entzündungen in der Lunge die Bildung von Blutgerinnseln auslösen, die wiederum zu Herzinfarkten und Schlaganfällen führen können. Andere Forscher haben gezeigt, dass kleine Partikel aus dem Smog auch in den Blutkreislauf gelangen und das Herz direkt schädigen können.

dpa>

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5.11.2011: Sparmassnahme: Leuchtdioden (LED-Lampen) statt Glühbirnen - China denkt um

aus: n-tv online: Leuchtdioden für das Reich der Mitte: Peking verbietet die Glühbirne; 5.11.2011;
http://www.n-tv.de/wirtschaft/Peking-verbietet-die-Gluehbirne-article4698256.html

<Im Wettbewerb mit Europa setzt die Volksrepublik China nun auch beim Energiesparen zum Überholen an: Im kommenden Herbst soll im zentral gesteuerten Riesenreich offenbar ein striktes Glühbirnen-Verbot in Kraft treten. Peking kopiert dabei die Vorgaben der EU bis ins Detail. Zuerst sind die 100-Watt-Birnen dran.

Der rapide anwachsende Energieverbrauch zwingt die Wirtschaftslenker in Peking zunehmend auch zu unpopulären Maßnahmen. Weil der Strombedarf in dem dynamisch wachsenden Schwellenland schneller ansteigt als die Regierung neue Kohle- oder Kernkraftwerke planen kann, setzen die Chinesen nun auf modernere Ideen aus Europa: Einem Zeitungsbericht zufolge setzt China künftig massiv auf Einsparpotenziale und alternative Lichtquellen.

Um den Gebrauch von Leuchtdioden (LED) anzukurbeln, sollen herkömmliche Glühbirnen innerhalb der nächsten fünf Jahre stufenweise verboten werden, berichtete die staatsnahe chinesische Börsenzeitung "Securities Times". Zunächst seien ab Oktober 2012 Glühbirnen mit mehr als 100 Watt von dem Einfuhr- und Verkaufsverbot betroffen, hieß es. Ab 1. Oktober 2016 sollen dann auch Glühbirnen mit mehr als 15 Watt weder nach China importiert noch dort verkauft werden dürfen.

China ist der weltweit größte Hersteller von sowohl herkömmlichen Glühbirnen als auch LED-Leuchtmitteln. Das energiehungrige Land bemühte sich zuletzt verstärkt darum, Energie zu sparen.

Irrweg Energiesparlampe?

Der große Vorteil der LED gegenüber herkömmlichen Lampen ist ihre hohe Energieausbeute. Hinzu kommen geringe Stromaufnahme und lange Lebensdauer. Anfängliche Schwierigkeiten mit Lichtfarbe und Lichtstimmung haben die Hersteller mittlerweile größtenteils überwunden.

Im Gegensatz zu den Chinesen setzt die Europäische Union vor allem auf Energiesparlampen. Pikant wird die Entscheidung aus Peking durch die Eigenheiten europäischer Energiesparlampen. Die Hersteller sind bei der Produktion auf die Verwendung Seltener Erden angewiesen. Den Weltmarktpreis dieser Rohstoffe kann China dank riesiger Vorkommen im eigenen Land direkt beeinflussen.

Exportschlager China-LED?

Herkömmliche Glühbirnen mit hohen Watt-Zahlen sind in Europa bereits seit einigen Jahren verboten. Das Verbot - das in weiten Teilen der Bevölkerung zunächst nicht besonders populär war - wird schrittweise ausgeweitet. Zuletzt traf das EU-Herstellungs- und Vetriebsverbot auch die weit verbreitete 60-Watt-Birne. Der Abverkauf bereits in Umlauf befindlicher Glühbirnen bleibt gestattet.

Auf die zum Teil berechtigten Einwände besorgter Kunden haben die Anbieter mittlerweile reagiert. So finden sich im Handel unter anderem Energiesparlampen mit warmen Lichtfarben, höheren Lichtstärken oder besonderer Gestaltung, so dass sich auch wertvolle Designer-Lampen mit den neuen Lichtquellen nutzen lassen.

mmo/rts>

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Spiegel
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7.11.2011: 10% der Ackerfläche in China ist mit Metallen verseucht, durch verseuchtes Wasser oder durch Abgase: Blei, Cadmium, Zink etc. - Vergiftungserscheinungen bei den ChinesInnen

aus: Spiegel online: Schwermetalle: Chinas Äcker sind stark verseucht; 7.11.2011;
http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/0,1518,796350,00.html

<Chinesischer Reisbauer: "Allein von Januar bis Februar gab es elf Zwischenfälle"

Blei, Cadmium, Zink: Zehn Prozent des Ackerlands in China sind mit Schwermetallen so stark belastet, dass gültige Grenzwerte überschritten werden. Die Schadstoffe stammen aus verseuchtem Wasser oder Abgasen - und führen bei Anwohnern zu Vergiftungserscheinungen.

Peking - Die erschreckenden Zahlen stammen nicht von Regimekritikern, sondern direkt aus dem Pekinger Umweltschutzministerium. Etwa ein Zehntel der landwirtschaftlich genutzten Flächen Chinas sind demnach mit Schwermetallen wie Blei verseucht. Die Belastung liege dabei über den staatlich festgelegten Grenzwerten, sagte der Chefingenieur des Ministeriums, Wan Bentai, der Zeitung "Southern Metropolitan Daily".

Blei und andere Schwermetalle können beim Menschen unter anderem zu Schäden des Nervensystems oder der Nieren führen, insbesondere bei Kindern. Das Umweltministerium hat die Regierung aufgefordert, das Problem so schnell wie möglich in den Griff zu bekommen.

Schwermetalle wie Blei, Zink oder Cadmium gelangen über Abgase und Abwässer in die Umwelt. Die besonders hohe Bleibelastung hängt damit zusammen, dass China der größte Verbraucher dieses Elements ist. 70 Prozent des Metalls gehen in die Batterie-Herstellung.

Die Ansiedlung umweltverschmutzender Industrien vor allem in armen Regionen des Landes hat schwerwiegende Folgen für die Menschen vor Ort. 2009 erkrankten mehr als 300 Kinder an Bleivergiftung, die in der Nähe eines Industriegebiets lebten. Im Blut der Kinder aus der Provinz Shaanxi fanden die Ärzte Bleikonzentrationen, die teilweise mehr als zweifach über den erlaubten Grenzwerten lagen. Die Kinder litten an Müdigkeit, Konzentrationsschwäche und verlangsamten Reaktionen. Sie wohnten allesamt in unmittelbarer Nähe einer Blei- und Zinnschmelze.

Blei aus der Luft, Cadmium im Wasser

Die mitunter tödlichen Folgen von Schwermetallen in der Umwelt zeigten sich auch bei der sogenannten Itai-Itai-Krankheit in Japan. In Minen der Präfektur Toyama wurden Silber, Blei und Kupfer abgebaut, dabei gelangte Cadmium in einen großen Fluss. Mit dem Wasser wurden Reisfelder bewässert - und so vergifteten sich viele Anwohner. Erkannt wurde dies erst vor etwa 60 Jahren. Betroffene litten unter starken Schmerzen, ihre Knochen wurden weich, es kam zu Nierenversagen. Viele Menschen starben.

Auch in Deutschland war mit Blei ein Schwermetall über Jahrzehnte ein großes Umweltproblem. Hauptquelle war der Verkehr. Bleiverbindungen wurden dem Benzin als Anti-Klopfmittel beigemischt. Nach der Einführung des bleifreien Benzins ist die Belastung jedoch deutlich zurückgegangen.

Nach Angaben des Umweltbundesamtes gibt es inzwischen in Deutschland nur noch geringfügige Emissionen durch die metallverarbeitende Industrie und die Verbrennung von fossilen Energieträgern, die in Spuren immer etwas Blei enthalten. Eine Gefährdung durch Blei sei in Deutschland nahezu auszuschließen. Die Konzentrationen lägen in der Regel unter fünf Prozent des europaweit einheitlich geregelten Grenzwertes.

hda/Reuters>

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20 minuten
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7.11.2011: Tibeter mit Selbstverbrennung als Demonstration gegen Chinas Unterdrückungspolitik

aus: 20 minuten online: Demo gegen Unterdrückung: Tibeter zünden sich aus Wut auf China selber an; 7.11.2011;
http://www.20min.ch/news/ausland/story/Tibeter-zuenden-sich-aus-Wut-auf-China-selber-an-12172171

<Mindestens elf junge Menschen aus Tibet haben sich im Reich der Mitte dieses Jahr bereits in Brand gesetzt. Der Dalai Lama macht die Repressionen Pekings für die Verzweiflungstaten verantwortlich.

Der jüngste Fall ereignete sich am letzten Freitag. Die 35-jährige Nonne Palden Choetso aus dem Kloster Geden Choeling in Dawu in der Provinz Sichuan habe sich mit Benzin überschüttet und angezündet, berichtete die Organisation Free Tibet aus London. Sie habe «Lang lebe der Dalai Lama» und «Lasst den Dalai Lama nach Tibet zurückkehren» gerufen. Laut der amtlichen Nachrichtenagentur Xinhua erlag sie ihren Verbrennungen.

Eine weitere Selbstverbrennung konnte am Freitag in der indischen Hauptstadt Neu-Delhi von der Polizei verhindert werden. Ein Exil-Tibeter setzte sich vor der chinesischen Botschaft in Brand. Wie die indische Polizei mitteilte, wurde der 25-Jährige von Sicherheitskräften überwältigt und in ein Spital gebracht. Der Mann erlitt leichte Verletzungen. Beim Löschen des Feuers habe er «Freiheit für Tibet» und «Stoppt das Töten in Tibet» gerufen.

Neun Männer und zwei Frauen

Damit setzte sich eine unheimliche Serie fort, die im März ihren Anfang nahm. Elf junge Tibeter – neun Männer und zwei Frauen – haben sich aus Protest gegen die chinesische Herrschaft und die Unterdrückung der tibetischen Kultur in Brand gesetzt. Mindestens sechs kamen ums Leben, über das Schicksal der anderen ist nichts bekannt. Die meisten Fälle ereigneten sich in Sichuan, wo eine grosse tibetische Minderheit lebt. Für Aufsehen sorgte ein Handy-Video, das den 19-jährigen Mönch Lobsang Konchok zeigen soll, der sich Ende September vor dem Kirti-Kloster in Sichuan angezündet hatte (siehe Video).

Die chinesische Führung in Peking reagierte mit den üblichen Schuldzuweisungen an die Exil-Tibeter und den Dalai Lama. «Gewisse Leute spielen diese extremen Akte der Selbstverstümmelung hoch oder stiften sie an, statt sie zu verurteilen», sagte ein Sprecher des Aussenministeriums. Der Dalai Lama selbst betonte am Montag in Tokio, in Tibet finde «eine Art kultureller Genozid» statt. Aus Verzweiflung darüber würden diese «traurigen Vorfälle» geschehen, sagte das geistige Oberhaupt der Tibeter. Die Exilregierung im indischen Dharamsala erklärte, sie unterstütze diese Form des Protests ausdrücklich nicht, da der Buddhismus Gewalt verbiete.

Repression weiter verstärkt

Seit den letzten Unruhen in Tibet im Frühjahr 2008 haben die chinesischen Behörden die Repression weiter verstärkt. Zahlreiche Tibeter – darunter viele Mönche und Nonnen – wurden verhaftet und in «Umerziehungslager» gesteckt. Auf die Selbstverbrennungen reagierten die Behörden mit der Stationierung weiterer Truppen, Strassensperren, willkürlichen Festnahmen, Hausdurchsuchungen und der zeitweisen Unterbrechung von Internet und Telefon, wie exiltibetische Aktionsgruppen berichteten.

Die tibetische Autorin und Aktivistin Tsering Woeser sagte gegenüber CNN, diese Form des Protests werde anhalten, so lange sich die chinesische Tibet-Politik nicht ändere. «Die internationale Gemeinschaft sollte Druck aufsetzen und China verurteilen», forderte sie. Doch davon ist wenig bis gar nichts zu erkennen. Der Westen hofiert der neuen Wirtschaftsmacht China, für die Anliegen der Tibeter hat es da keinen Platz.

Massenversammlung vor Kloster

Diese setzten auf ihre Art ein Zeichen. Rund 10 000 Tibeter sollen sich am Sonntag beim Kloster in Dawu versammelt haben, vor dem sich die Nonne Palden Choetso angezündet hatte, berichtete die Aktivistengruppe Students for a Free Tibet in New York. Die Tibeter seien aus ganz Sichuan zusammengekommen, obwohl es in der Stadt von chinesischem Sicherheitspersonal wimmle, hiess es weiter. Eine unabhängige Überprüfung dieser Angaben war laut der Nachrichtenagentur AP nicht möglich.

(pbl/sda)>

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Basler Zeitung
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11.11.2011: <Wie China den überhitzten Immobilienmarkt abkühlte> - Zinsen heraufgesetzt, Begrenzung der Vergabe von Darlehen, Spekulation eingeschränkt

aus: Basler Zeitung online; 11.11.2011;
http://bazonline.ch/ausland/asien-und-ozeanien/Wie-China-den-ueberhitzten-Immobilienmarkt-abkuehlte/story/11357658

<Vor kurzem standen die Chinesen Schlange, um eine Wohnung zu ergattern. Die Preise schossen in die Höhe. Dank einer Intervention des Staates ist nun alles anders – für den Bürger wurde es aber nicht besser.

Als vor einem Jahr in der südchinesischen Stadt Sanya Eigentumswohnungen zum Verkauf standen, campierten Dutzende interessierte Käufer auf den Trottoirs: Sie wollten rechtzeitig zur Stelle sein, wenn der Verkauf begann – so stark überhitzt war der Markt damals. Innerhalb eines Jahres ist am gleichen Ort alles anders, wie die «New York Times» berichtet. Die Zelte seien verschwunden, stattdessen seien nun Verkaufsschilder allgegenwärtig. Spekulanten würden zurzeit verzweifelt versuchen, ihre Wohnungen loszuwerden, die sie erst vor kurzem erstanden hätten. Bis zu 28 Prozent billiger sind sie nun auf dem Markt.

Eine der letzten Immobilienblasen der Welt sei nun geplatzt, schreibt die amerikanische Zeitung. Wer ein Haus gekauft hat, hat viel Geld verloren. Viele Chinesen geben die Schuld dem Staat. Denn dieser trägt die Hauptverantwortung für die Entwicklung, hat er doch gezielt eingegriffen, damit die Blase nicht grösser wird. Die Regierung führte eine künstliche Kreditkrise herbei: Sie erhöhte den Zinsfuss, führte Limiten für die Vergabe von Darlehen ein und erschwerte es damit Spekulanten, an Geld heranzukommen. Einige Städte, etwa in der zentralchinesischen Stadt Chongqing, führten eine Immobiliensteuer ein. Andernorts müssen potenzielle Hauskäufer beweisen, dass sie im vergangenen Jahr Einkommenssteuern bezahlt haben.

Neubauten bis zu 20 Prozent billiger

Gemäss einem Bericht des chinesischen Marktbeobachters Soufun Group ist das Geschäft verglichen mit dem Vorjahr um 50 Prozent zurückgegangen. Immobilienfirmen entlassen deshalb reihenweise Personal: Die Geland Real Estate Company in Peking hat einen Fünftel ihrer 250 Niederlassungen in China geschlossen. «Das Geschäft ist nicht gut», sagt Marketingdirektor Yan Bingie gegenüber der «New York Times». «Eine schnelle Erholung ist nicht in Sicht.» Neubauten würden 15 bis 20 Prozent billiger verkauft, sagt ein anderer Immobilienhändler.

Doch wegen der strengen Auflagen der Regierung profitieren davon nur wenige Chinesen: «Vor einem Jahr kamen an einem guten Tag über 100 Leute in unser Büro», sagt Immobilienhändler David Zhang gegenüber der «New York Times». «Heute haben wir drei oder vier Personen pro Tag, aber keiner kauft etwas.» Es scheint, als hätte Chinas Regierung über das Ziel hinausgeschossen. Sie wollte mit ihren Massnahmen unter anderem erreichen, dass Wohnungen erschwinglich werden. Doch erneut leidet der kleine Mann. «Die Regierung müsste uns mehr Aufmerksamkeit schenken und die Hypothekarzinsen senken», sagt ein Chinese, dessen Hypothek ein Jahr nach dem Kauf seines Hauses in die Höhe schoss. Premier Wen Jiabao lässt dies offenbar unbeeindruckt. «Unser Ziel ist es, die Immobilienpreise auf ein vernünftiges Niveau herunterzubringen», bekräftigte er kürzlich das Vorhaben. (miw)>

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15.11.2011: <Kehrseite des Booms: Chinas Millionäre wandern ab>

aus: 20 minuten online; 15.11.2011;
http://www.20min.ch/news/ausland/story/19875524

<Die Volkswirtschaft der Volksrepublik brummt, die Zahl der Vermögenden explodiert. Immer mehr Millionäre zieht es nach Nordamerika. Es locken gute Schulen, frische Luft – und Stabilität.

Das rasante Wirtschaftswachstum in China generiert immer mehr Reiche. 2010 zählte das Land 1,1 Millionen Millionäre, fast 400 000 mehr als im Jahr zuvor. Doch fast die Hälfte dieser Millionäre planen ihre Zukunft offenbar ausserhalb des Landes, in dem sie reich geworden sind. In einer Umfrage der Bank of China und des Businessmagazins Hurun gaben 46 Prozent an, über Auswanderung nachgedacht zu haben. Zu einem ähnlichen Ergebnis waren im Frühling die Chinesische Handelsbank und die Unternehmensberatung Bain gekommen. Demnach ist über ein Viertel der 20 000 Chinesen mit einem Vermögen von über 15 Millionen Dollar bereits ausgewandert, während die Hälfte den Schritt erwägt.

Eine von denen, die sich abgesetzt haben, ist Sherry Wang. «Wenn jemand eine solide finanzielle Grundlage geschaffen hat, will er natürlich irgendwohin ziehen, wo die Lebensqualität besser ist», sagte die vermögende Unternehmerin dem britischen «Guardian». Sie war vor zwei Jahren in die USA ausgewandert, wo sie zwar das chinesische Essen vermisst und bisweilen mit der Alltagskommunikation hadert. Doch das amerikanische Schulsystem mit seinem Fokus auf individuelle Entwicklung gefalle ihrem Sohn besser als das chinesische, wo es nur um Noten gehe. Andere verwiesen neben der Ausbildung ihrer Kinder auf die im Vergleich intakte Umwelt.

Ungewissheit vor Stabsübergabe

Nordamerika bietet ihnen sogenannte Investitionsvisa an. Reiche Ausländer, die sich in Kanada niederlassen wollen, müssen über ein legal erworbenes Vermögen von umgerechnet mindestens 1,4 Millionen Franken verfügen und mindestens 700 000 Franken in die kanadische Wirtschaft investieren. In den USA beträgt diese Summe eine Million oder 500 000 Dollar in einer strukturschwachen Region, verbunden mit der Schaffung von mindestens zehn Arbeitsplätzen.

Hinter vorgehaltener Hand äussern die reichen Auslandchinesen aber noch andere Gründe als die guten Schulen und die gute Luft: Die Angst vor politischer Instabilität. Im Herbst 2012 wird die kommunistische Partei Chinas an ihrem Parteitag die politische Führung des Landes erneuern. Nach zwei fünfjährigen Amtszeiten darf der derzeitige Staatspräsident Hu Jintao nicht mehr antreten. Einige machen sich Sorgen darüber, ob die Stabsübergabe an eine neue Generation reibungslos über die Bühne gehen wird. Wenn nicht, ist es besser, seine Millionen im Trockenen zu haben.

«Nicht anders zu erwarten»

Zu den politischen Unwägbarkeiten gesellt sich die Furcht vor sozialen Unruhen. Die ungenierte Zurschaustellung von Reichtum ist vielen weniger privilegierten Chinesen ein Dorn im Auge. Xia Xueluan, Professor für Soziologie an der Universität von Peking, sagte gegenüber dem «People's Daily», die Reichen hätten viel von der harten Arbeit der Chinesen profitiert. Ihr Vermögen in guten Zeiten aus dem Land zu schaffen, sei moralisch fragwürdig. Andere wie der Autor Fan Zijun finden hingegen, von den Reichen sei kein anderes Verhalten zu erwarten. Die Kluft zwischen arm und reich sei ja gerade Ausdruck ihres fehlenden Verantwortungsbewusstseins.

(kri)>

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16.11.2011: Schulbus in China: schlecht gewartet, total überfüllt, Raser-Chauffeure - der kalkulierte Massenmord

aus: 20 minuten online: Tägliche Horrorfahrt: Chinas Schüler leben gefährlich; 16.11.2011;
http://www.20min.ch/news/ausland/story/Chinas-Schueler-leben-gefaehrlich-25319549

<Die Busse sind häufig schlecht gewartet und heillos überladen, die Fahrer rücksichtslos und unfähig: Der jüngste Unfall mit einem Schulbus, bei dem 20 Kinder starben, ist kein Einzelfall.

Bei einem tragischen Unfall in China sind am Mittwoch 18 Schulkinder ums Leben gekommen. Insgesamt 62 Kinder waren in dem Kleinbus eingepfercht, der für 9 Personen konstruiert wurde. Der Wagen war masslos überfüllt.

Unfälle wie dieser sind in China keine Seltenheit. Erst im September hat die chinesische Polizei in der Provinz Hebei ein Auto gestoppt, in dem 64 Kinder sassen. Die Sitze des Gefährts waren ausgebaut worden, um mehr Platz zu machen. Werden diese überfüllten und manipulierten Wagen in Verkehrsunfälle verstrickt, endet dies nicht selten tödlich. Pro Jahr sterben in China nach offiziellen Angaben rund 70 000 Menschen. Das sind etwa 200 jeden Tag. Die UNO geht aber von einer deutlich höheren Zahl aus.

Chinesen fahren schnell und ohne Rücksicht

Häufig kommt es zu Unfällen, weil die Fahrzeuge schlecht gewartet und der Fahrstil unangemessen sind. Zusammenstösse gehören zum Alltag, weil die Sicherheitsstandards nicht an die rasch wachsende Verkehrsdichte angepasst wurden. Zudem fahren Chinesen mit Vorliebe schnell und rücksichtslos.

An den Regelungen für Schulbusse würde es in China nicht mangeln. Im vergangenen Jahr hat die Regierung diese verschärft. So dürfen die Kinder lediglich auf Einzelsitzen Platz nehmen, Fenster müssen verschlossen sein und es müssen Notausgängen eingebaut sein. Auch dürfen Minibusse nicht als offizielle Fahrzeuge von Schulen eingesetzt werden.

«Gebrauch illegaler Fahrzeuge»

Die Behörden sind sich der Probleme bewusst. Aber: «Das grösste Problem von Chinas Schulbusbetrieben ist nicht der Mangel an Standards, sondern der unverantwortliche Gebrauch illegaler Fahrzeuge», meint Zhang Jie, Manager der Fahrzeugvermietung Peking Wanjiabang gegenüber dem Onlineportal china.org.cn. Die illegalen Busse seien einfach billiger und flexibler.

Die Kritik trifft aber auch die Regierung. Zhang Zhen, Redaktor der populären Zeitung «Dahe Bao», forderte in einem Blog, dass die Regierung Ausgaben für Überseereisen, Autos und Empfänge umschichten solle, um den Schulen in armen Regionen sichere und geräumige Schulbusse zu verschaffen. China investiert bei der Bildung wesentlich mehr in den Stadt-Regionen, als auf dem Land. Deshalb müssen Eltern dort oft tiefer in die Tasche greifen.>

Kommentar

Das geschilderte Verhalten von Buschauffeuren entspricht dem eines normalen korrupten Landes. In Peru ist es nicht viel anders, einfach, dass kaum was nach Europa gemeldet wird, und dass es sich nicht um Kinder, sondern um Erwachsene handelt. Die Regierungen sind durch Minen dermassen reich, dass sie keine strengen Kontrollen wollen, und so wird eben kaum etwas kontrolliert. Meldungen werden schubladisiert, die Polizei wird bestochen, die jungen Chauffeure leben ihren Sportsgeist an der falschen Stelle aus, die Unfälle werden dann als "tragisch" dargestellt, und die Eltern wehren sich nicht...

Michael Palomino, 16.11.2011

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Basler Zeitung
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26.11.2011: Billige Produkte aus China? -  aus dem Konzentrationslager "Laogai" bei Zwangsarbeit mit Schlägen und Vergiftungen

aus: Basler Zeitung online: Das dunkle Geheimnis der Wirtschaftsmacht; 26.11.2011;
http://bazonline.ch/wirtschaft/geld/Das-dunkle-Geheimnis-der-Wirtschaftsmacht/story/26339112

<Arbeiten unter widrigsten Umständen: Screenshot der Dokumentation «Inside the Laogai».

In Straflagern fertigen chinesische Arbeitssklaven Waren für den Export an. Die Gefängnisse werden geheimgehalten. Lediglich ehemalige Insassen und geheime Filmaufnahmen dokumentieren die missliche Situation.

China ist der grösste Exporteur von Waren weltweit. Ein grosser Teil der Waren kommt nach Europa und Amerika. Der Absatz ist riesig, denn die Güter sind in der Regel unschlagbar billig.

Doch China toppt auch einen anderen Rekord: Mit dem Laogai besitzt das Land das grösste Straflager der Welt. Laogai bedeutet auf chinesisch «Reform durch Arbeit». In Laogai sitzen viele Sträflinge, die als politische oder religiöse Dissidenten verurteilt wurden. Einer der berühmtesten ist Liu Xiaobo, der Friedensnobelpreisträger sitzt wegen «Untergrabung der Staatsgewalt».

China tut alles daran, Laogai so weit wie möglich unter Verschluss zu halten. Der Grund: In Laogai fertigen Häftlinge unter den schlechtesten Bedingungen Waren an. Kleidung, Kunsthaare, Spielwaren, Glühbirnen, was auch immer der Kunde wünscht, Laogai liefert es.

Wer sich widersetzte wurde geschlagen

«Al Jazeera» sprach in einem Dokumentarfilm mit Abigail, einer jungen Chinesin, die als Mitglied einer christlichen Freikirche verhaftet wurde und einst ins Laogai eingeliefert wurde. Wie viele Dissidenten wurde sie ohne Gerichtsverhandlung verurteilt. «Mein erster Eindruck von Laogai war, dass es sich nicht um ein Gefängnis handelt, sondern um die Hölle auf Erden», sagt sie. Wenn sie abends von der Fabrikarbeit zurückkehrte, sei ihr Körper eiskalt gewesen. Die Arbeit sei kompliziert und langwierig, 16-stündige Arbeitstage die Regel. Wer abends nicht fertig wurde, sei geschlagen worden.

Auch eine anderer Häftling spricht von Gewalt:«Wir wurden nicht bezahlt, wir wurden zur Arbeit gezwungen. Wer sich widersetzte wurde geschlagen, mancher zu Tode geschlagen.» In der Dokumentation «Inside the Laogai» zeigten Reporter erstmals Bilder von Laogai (Screenshot). Der Film berichtet davon, dass Häftlinge ungeschützt mit giftigen Chemikalien hantieren oder in asbestverseuchten Minen arbeiten.

Offiziell ist in den USA der Import von Waren aus Laogai verboten. Der Beitrag von Al Jazeera zeigt jedoch, dass China das Import-Verbot häufig umgehen kann. Viel schlechter als die USA steht jedoch Europa da: Bei uns gibt es noch nicht einmal ein Verbot.>

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Spiegel
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27.11.2011: Sexuelle Aufklärung in China findet erst im Studentenalter statt - aber nur an der Uni - der Rest glaubt weiterhin, dass schmusen Schwangerschaften provoziert

aus: Spiegel online: Stöhnen lernen: Sex-Pflichtkurs für chinesische Studenten; 27.11.2011;
http://www.spiegel.de/unispiegel/heft/0,1518,792531,00.html

<Chinesische Studenten: Pflichtkurs in Erotik und Liebe

"Du wurdest gefunden", antworten chinesische Eltern gern, wenn ihre Kinder fragen, woher sie kämen. Selbst viele Jugendliche wissen wenig über Sex und Liebe. Ein Uni-Pflichtkurs soll das jetzt ändern - und dafür sorgen, dass die Leistungen der Studenten trotz Hormonchaos nicht nachlassen.

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Im prüden China denken noch immer viele Jugendliche, dass man vom Kuscheln schwanger werden kann. Das soll jetzt ein Ende haben. Ab sofort müssen chinesische Studenten einen Pflichkursus in Sex und Liebe belegen. Die Veranstaltung soll unter anderem dabei helfen, dass die jungen Menschen die Signale ihres Körpers besser verstehen und auch im Falle des Verliebtseins leistungsmäßig nicht nachlassen in der Uni.

Nebenbei gibt es praktische Tipps, wie man sich im Bett zu verhalten hat, welche Spielarten der Erotik es gibt und - kein Witz - welche Geräusche man beim Geschlechtsverkehr von sich geben sollte. Die Einführung der Kurse ist auch eine Reaktion darauf, dass die Studierenden erhebliche Wissenslücken beim Thema Sexualität haben. Es wurde in den chinesischen Schulen bis vor einigen Monaten nicht behandelt, und auch chinesische Eltern tun sich traditionell schwer, was die Aufklärung ihrer Sprösslinge angeht. Auf die Frage ihrer Kinder, woher sie kämen, antworten die Erwachsenen gern: "Du wurdest gefunden."

"Die internationale Erfahrung zeigt, dass Kinder, die aufgeklärt wurden, weniger zu sexuellen Experimenten neigen", sagt Sun Yunxiao, stellvertretender Direktor des Chinesischen Jugendforschungszentrums. Der Sex-Kurs ist Bestandteil eines umfangreichen Psychologieprogramms, das der Staat nun an den Unis eingeführt hat. Zu dem Paket gehören auch Veranstaltungen über "Zwischenmenschliche Beziehungen" oder "Bewältigung von Frustrationen".>

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20 minuten
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Peking 5.12.2011: Der Smog ist so stark, dass Piloten keine Sicht mehr haben - 100e Flüge abgesagt

aus: 20 minuten online: Peking verschmutzt: Hunderte Flüge wegen Smog gestrichen; 5.12.2011;
http://www.20min.ch/news/ausland/story/12696772

<Die Luftverschmutzung in Chinas grösster Stadt Peking wird zur Hypothek. Die schlechte Sicht aufgrund des Smogs verunmöglicht nun den Flugverkehr. Dichter Smog hat in Peking am Wochenanfang zu erheblichen Behinderungen im Verkehr gesorgt. Wegen extrem schlechter Sicht wurden hunderte Flüge gestrichen und Autobahnen gesperrt, wie der staatliche Fernsehsender CCTV am Montag berichtete.

Am Sonntag wurden am grössten Flughafen der chinesischen Hauptstadt - dem zweitgrössten Flughafen der Welt - demnach fast 400 Flüge gestrichen. Am Montag seien 132 Inlands- und fünf internationale Flüge abgesagt worden, berichtete der Sender auf seiner Website.

Die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua meldete, die Luftqualität werde möglicherweise ein «gefährliches» Niveau erreichen. Laut der US-Botschaft in Peking, die eigene Messungen zum Smog in der Stadt vornimmt, war dieses Niveau bereits erreicht.

Peking oben auf der Liste

Am Montagmorgen schlossen die Behörden laut CCTV die wichtigsten Autobahnen, die Peking mit anderen Städten Nordchinas verbinden. Im Laufe des Tages wurden jedoch einige Strassenabschnitte wieder freigegeben, weil sich die Sicht verbessert hatte. Fernsehbilder zeigten tausende Passagiere am Flughafen, die vom Schalter-Personal weggeschickt wurden oder auf andere Reisemöglichkeiten warteten.

Internationale Organisationen, darunter die UNO, stufen Peking als eine der Städte mit der grössten Luftverschmutzung weltweit ein. Grund ist vor allem der steigende Verbrauch von Energie, die vor allem durch Kohle erzeugt wird.

Vor den Olympischen Spielen von 2008 hatte die Stadt sich bemüht, die Luftverschmutzung zu reduzieren. Dazu wurden Kohlekraftwerke vorübergehend stillgelegt und eine begrenzte Zahl an Autos auf den Strassen zugelassen.

(sda)>

Kommentar

Eigenartig, dass chinesische Firmen für Sonnenenergie in Deutschland Billigangebote machen, aber in Peking die Menschen weiterhin verkohlt werden. Irgendwie stimmt da bei den Prioritäten etwas nicht.

Michael Palomino, 5.12.2011

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Welt online,
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Wukan (Guangdong) 15.12.2011: Chinesisch-kommunistische Methoden: Das Regime schützt korrupte Funktionäre - das Regime sperrt die Lebensmittelversorgung -ein Toter auf einer Polizeiwache

aus: Welt online: Streit um Enteignungen: Ein ganzes Fischerdorf legt sich mit Peking an; 15.12.2011;
http://www.welt.de/politik/ausland/article13768559/Ein-ganzes-Fischerdorf-legt-sich-mit-Peking-an.html

<Autor: Gillian Wong

Tausende demonstrieren in Wukan gegen örtliche Funktionäre.

Seit Wochen verbarrikadieren sich die Bewohner eines chinesischen Dorfs aus Protest gegen korrupte Funktionäre vor Ort. Jetzt schlägt die Zentralmacht zu.

Die chinesischen Behörden wollen mit aller Härte gegen Proteste in einem südlichen Dorf der Provinz Guangdong vorgehen. Zugleich solle gegen örtliche Funktionäre wegen der Enteignung von Land ermittelt werden, die eine Ursache der Proteste in dem Fischerdorf Wukan sind, teilte der geschäftsführende Bürgermeister der Stadt Shanwei, Wu Zili, nach einer Meldung der Chinesischen Nachrichtenagentur mit.

Demonstranten haben das 20.000 Einwohner zählende Fischerdorf praktisch seit September übernommen, nachdem örtliche Funktionäre entweder vor ihnen die Flucht ergriffen, sich mit dem Geld aus Landverkäufen davongemacht hatten oder entlassen worden waren.

Bei den Protesten wurden Fensterscheiben eingeworfen, es gab Zusammenstöße mit der Polizei. In den folgenden Monaten reichten die Dorfbewohner Petitionen ein und trafen sich mit ranghöheren Kommunalpolitikern.

Keine Lebensmittel erreichen den Ort

Die jüngsten Unruhen begannen vor fünf Tagen, als die Polizei die nach Wukan führenden Straßen absperrte. Auch Lebensmittellieferungen werden nicht durchgelassen, berichteten Dorfbewohner telefonisch.

Am Sonntag erlag ein Mann, der an den Protesten im September teilgenommen haben soll, in Polizeigewahrsam einem Herzinfarkt, berichteten amtliche Medien. Dorfbewohner vermuten, dass Xue Jinbo in der Haft zu Tode geprügelt wurde.

Hintergrund sind explodierende Bodenpreise angesichts der boomenden Wirtschaft insbesondere im Süden des Landes. Streit um Bauland für Industrie- und Wohngebiete ist inzwischen eine der häufigsten Ursachen für Proteste in China.

dapd>

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China-Schweden 19.12.2011: Chinas Autokonzern Youngman lässt Saab fallen - Insolvenz von Saab

aus: 20 minuten online: Keine Hoffnung mehr: Saab ist definitiv am Ende; 19.12.2011;
http://www.20min.ch/finance/news/story/Saab-ist-definitiv-am-Ende-18728201

<Der schwedische Autohersteller Saab gibt auf und geht in Insolvenz. Ein hinter dem Mehrheitseigner stehender Financier ist in Haft.

Die stolze schwedische Automarke Saab steht endgültig vor dem Aus. Das seit neun Monaten mit leeren Kassen und hohen Schulden stillstehende Unternehmen beantragte am Montag selbst die Insolvenz. Als Grund nannte der niederländische Unternehmenschef und Mehrheitseigner Victor Muller den Rückzug des chinesischen Autokonzerns Youngman. Vorausgegangen war die Verweigerung von Produktionslizenzen durch den früheren Saab-Eigner General Motors (GM) in den USA.

Saab kann seinen 3500 Beschäftigten im Stammwerk Trollhättan die seit Ende November fälligen Löhne und Gehälter nicht zahlen. Das Unternehmen gehörte bis Anfang 2010 zu GM und wurde dann vom sehr kleinen niederländischen Sportwagenhersteller Spyker Cars übernommen. Alle Versuche zur Zusammenarbeit mit finanzstärkeren Partnern in Russland sowie China sind seitdem gescheitert.

Financier in Haft

Muller selbst verfügte mit seinem inzwischen zu Swan (Swedish Automobile N.V.) umbenannten Unternehmen über kein nennenswertes Kapital.

Der hinter ihm stehende russische Bankier Wladimir Antonow sitzt seit einigen Wochen in Grossbritannien in Auslieferungshaft. Die Behörden in Litauen werfen ihm die Ausplünderung einer ihm früher gehörende Bank unter anderem zugunsten der Saab-Finanzierung vor.

«Swan erwartet keine Einnahmen aus eigenen Saab-Anteilen und wird diese komplett abschreiben», hiess es nach dem Insolvenzantrag in einer Mitteilung des niederländischen Eigners.

Auch bei GM kein Gewinn

Saab, das 1937 zunächst für den Flugzeugbau gegründet wurde, hat sich mit seinen technisch betont anspruchsvollen, aber auch durchweg hochpreisigen Autos weltweit einen Namen gemacht. Die Schweden schafften aber auch schon unter dem Dach von GM in den letzten zwei Jahrzehnten so gut wie nie den Sprung in die Gewinnzone.

Als kleiner Nischenhersteller mit Produktionszahlen um 100 000 Wagen pro Jahr wurde die GM-Tochter dann im Gefolge der Finanzkrise zum Verkauf gestellt. Während der heimische Konkurrent Volvo nach dem Verkauf durch Ford mit der neuen chinesischen Mutter Geely Erfolg hatte, ging es bei Saab steil bergab.

Nach nur noch 30 000 produzierten Autos 2010 liefen in diesem Jahr ganze 13 000 Wagen in Trollhättan vom Band, ehe im April ganz Schluss war.

Muller konnte durch mehrere Sanierungspläne mit chinesischen Partnern immer wieder Gläubiger hinhalten und die Insolvenz aufschieben. Die dabei versprochenen Soforthilfen sowie langfristigen Milliarden-Investitionen blieben aber stets aus.

(dapd)>

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Provinz Sichuan 26.12.2011: Babymilch mit Krebsgift Aflatoxin durch Schimmelpilze

aus: n-tv online: Panorama: Bei einer der größten MolkereienGift in chinesischer Milch; 26.12.2011;
http://www.n-tv.de/panorama/Gift-in-chinesischer-Milch-article5081086.html

<Schon wieder erschüttert ein Lebensmittelskandal China. Behörden entdecken diesmal krebserregendes Gift in Milch. Angeblich wird noch alles rechtzeitig vernichtet.

Die chinesischen Behörden haben krebserregende Giftstoffe in der Milch eines der größten Molkereibetriebe des Landes gefunden. Die Beamten entdeckten in der Milch der Mengniu Dairy Group hohe Werte von Aflatoxin, einem Gift, das von Schimmelpilzen erzeugt wird, wie die Firma mitteilte.

Das Gift wurde demnach in einer Fabrik in der südwestlichen Provinz Sichuan gefunden. Den Angaben zufolge sind die verseuchten Produkte rechtzeitig vernichtet worden und nicht in den Handel gelangt. Der Verzehr von Aflatoxin kann das Krebsrisiko erhöhen.

Lebensmittelskandale sind in China keine Seltenheit. Im Jahr 2008 starben mindestens sechs Babys nach dem Verzehr von Milch, die mit dem chemischen Produkt Melamin verseucht war. Rund 300.000 Kleinkinder wurden zudem krank. Auch bei Produkten wie Speiseöl und Eiern gab es in der Vergangenheit Lebensmittelskandale. Im September nahmen die chinesischen Behörden 32 Menschen fest, die in den Handel mit Speiseöl involviert waren, das aus Überresten hergestellt wurde.

AFP>

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30.1.2012: <Dreckiges Wasser: China droht Kadmium-Pest> - Cadmium überall, "im Südwesten des Landes kritisch"

aus: 20 minuten online; 30.1.2012;
http://www.20min.ch/news/ausland/story/China-droht-Kadmium-Pest-20795486

<«Es ist jetzt ein kritischer Zeitpunkt, da die Sicherheit des Trinkwassers stromabwärts in Gefahr ist», sagte der Bürgermeister der chinesischen Stadt Hechi.
Ausgetretenes Kadmium droht zurzeit, die Trinkwasserversorgung chinesischer Städte im Südwesten des Landes zu verunreinigen. Chinesische Umweltbehörden verdoppelten deshalb am Montag ihre Anstrengungen zur Eindämmung des Lecks.

Bislang ist nur wenig über die genaue Ursache des Lecks bekannt, das Mitte Januar zunächst durch ein Fischsterben auffiel. Wurde zunächst ein Bergbauunternehmen für die Kontamination verantwortlich gemacht, so teilten die Behörden nun mit, dass es weiterer Untersuchungen bedürfe, um dies zu bestätigen.

In der Millionenmetropole Liuzhou in der Region Guangxi führte die Kontamination bereits dazu, dass sich die Menschen mit Mineralwasser eindeckten, obwohl die Behörden die Kadmiumbelastung des Trinkwassers nach eigenen Angaben auf ein sicheres Niveau senken konnten.

Zudem könne die Stadt Grundwasserreserven nutzen, sollte das Wasser aus örtlichen Flüssen und Reservoirs zu stark vergiftet werden, teilten die Behörden mit. Das in der Herstellung von Batterien verwendete Schwermetall Kadmium ist giftig und kann Krebs verursachen.

Verschmutzter sind häufig staatliche Unternehmen

Aufgrund unzureichender Kontrollen in der Industrie, in der Landwirtschaft sowie bei städtischem Abwasser sind chinesische Flüsse, Seen und Küstengewässer stark verschmutzt. Das Gebiet in der Nähe von Hechi, das stromaufwärts des Flusses Longjiang liegt - und wo das Kadmium als Erstes entdeckt wurde - hat wiederholt von in dem Gebiet tätigen Hütten und Bergbaufirmen verursachte Lecks erlebt.

«Es ist jetzt ein kritischer Zeitpunkt, da die Sicherheit des Trinkwassers stromabwärts in Gefahr ist», sagte der Bürgermeister von Hechi am Montag der amtlichen Nachrichtenagentur Xinhua zufolge. «Wir werden jede mögliche Massnahme ergreifen und unsere Strategien optimieren, um die Kadmiumbelastung zu senken», sagte er.

Das Kadmium hat einen 100 Kilometer langen Abschnitt des Longjiang etwa fünf Mal stärker als die amtlich erlaubten 0,005 Milligramm pro Liter belastet, berichtete Xinhua. Viele Unternehmen, welche die Umwelt verschmutzen, sind staatlich und verfügen über erheblichen politischen Einfluss, was eine Intensivierung von Kontrollen schwierig gestaltet.>

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Spiegel
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3.2.2012: Shanghai will sein Platzproblem lösen: Prämien für Wasserbestattungen - gratis Seebestattung

aus: Spiegel online: Satellitenbild der Woche: Leben und Sterben am Jangtse; 3.2.2012;
http://www.spiegel.de/wissenschaft/weltall/0,1518,813239,00.html

<Shanghai aus dem All: 28 Millionen Menschen - und wenig Platz

Die chinesische Metropole Shanghai hat ein Platzproblem. Aus dem All lässt sich die Größe des Molochs gut erkennen. Die Behörden haben sich nun einen kuriosen Plan ausgedacht, um des Problems Herr zu werden.

Berlin - Wie viele Menschen genau in der chinesischen Metropole Shanghai leben, weiß niemand so recht. Es dürften im gesamten Ballungsraum wohl mehr als 28 Millionen sein - und die boomende Hafenstadt wächst ständig weiter. Und das wiederum sorgt für Platzprobleme in den Straßenschluchten, dicht gedrängt an den Flussufern des Jangtse. Zwar wird ständig mit großem Aufwand weiteres Land trockengelegt, doch das ist längst nicht genug.

Sogar für Friedhöfe wird der Platz knapp. Deswegen zahlen die Behörden von Shanghai seit dem Jahr 2003 eine kurios anmutende Prämie: Wer sich im Wasser bestatten lässt, hat Anspruch auf die Zahlung. Wie eng es tatsächlich in der chinesischen Metropole ist, das lässt sich auf diesem Bild des kommerziellen, in Frankreich gebauten Satelliten "Spot-5" erkennen. Es zeigt den dicht bebauten Großraum der Hafenstadt aus mehr als 800 Kilometern Höhe.

Der in dieser Aufnahme zu sehende Jangtse mündet schließlich ins Ostchinesische Meer. Zu sehen sind auch die Inseln Chongming (oben im Bild) und Changxing (darunter), auf denen vorwiegend Landwirtschaft betrieben wird.

Ein Teil von Changxing bildet das Trinkwasserreservoir Qingcaosha. Dort werden 400 Millionen Kubikmeter Trinkwasser für Shanghai gespeichert. Im Flussabschnitt nahe des Reservoirs haben die Behörden gerade zehntausende von Krabben aussetzen lassen. Die Tiere sollen das Plankton im Wasser fressen und so die Wasserqualität erhöhen. Außerdem sollen sie Fischen als Nahrung dienen, die dann wieder konsumiert werden können.

Aber noch einmal zurück zu den Wasserbestattungen: Die Zeitung "China Daily" berichtet, dass die Prämie dafür gerade kräftig erhöht wurde. Sie sei von umgerechnet gut 20 Dollar im Jahr 2003 auf mittlerweile rund 320 Dollar geklettert. Kinder, die nicht für die Bestattungskosten ihrer Eltern aufkommen könnten, hätten die Möglichkeit, sich bei den Behörden nach einer Gratis-Seebestattung zu erkundigen.

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Provinz Qinghai 17.3.2012: <China: Weitere Selbstverbrennung eines Tibeters> aus Protest gegen das chinesische Regime in Tibet

aus: n-tv online; 17.3.2012;
http://www.n-tv.de/ticker/Weitere-Selbstverbrennung-eines-Tibeters-article5791766.html

<Peking (dpa) - Erneut hat sich ein Tibeter selbst angezündet, um gegen die chinesische Herrschaft zu protestieren. Der 44-jährige Sonam Dhargyal habe sich am Morgen in der Provinz Qinghai mit Brennstoff übergossen und angezündet, berichtete der Sender «Voice of America». Seit einem Jahr haben sich 30 Tibeter in solchen Protestaktionen selbst verbrannt. Mindestens 19 von ihnen sind dabei gestorben. Pekings kommunistische Führung vermutet dahinter eine Verschwörung aus dem Ausland.

Quelle: n-tv.de / dpa>

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Spiegel
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17.3.2012: China baute eine Geisterstadt: New Ordos in der Wüste wartet auf Einwohner

aus: Spiegel online: New Ordos: Chinas gigantische Geisterstadt; 17.3.2012;
http://www.spiegel.de/reise/aktuell/0,1518,821998,00.html

<So sieht es aus, wenn Fortschritt schiefgeht. New Ordos sollte Chinas Dubai werden: eine Metropole in der Wüste. Tatsächlich gibt es dort nun achtspurige Straßen, Wolkenkratzer und luxuriöse Apartments - aber kaum Menschen.

Peking - Schuld haben die Kohle und das Gas. Als man im Jahr 2000 südlich von Dongsheng gewaltige Vorkommen entdeckte - Schätzungen zufolge um 15 Prozent der gesamten Kohle und 30 Prozent der gesamten Erdgasreserven Chinas - erweiterte man die Stadtgrenzen, nannte die Stadt auf einmal Ordos und schuf New Ordos, ein Wohnviertel für eine Million Menschen.

Zehn Jahre später leben dort weit weniger als die zunächst angepeilten 300.000 Einwohner, wahrscheinlich sind es nur wenige tausend. Willkommen in der größten Geisterstadt Chinas.

Mit viel Geld und Gigantismus sollte New Ordos ein zweites Dubai werden - mitten in der Steppe, wo der Gelbe Fluss in einem riesigen Bogen durch die Innere Mongolei fließt. Hier ragen nun luxuriöse Wolkenkratzer in den Himmel. Auf einer Hügelspitze thronen Geschäftszentren aus blank geputztem Glas und Stahl. Auf einer großräumigen Plaza steht eine kolossale Statue von Dschingis Khan. Eine Phalanx von Fünf-Sterne-Hotels säumt die breiten Prachtstraßen voller Shopping Malls und Wohnanlagen mit Eigentumswohnungen.

Überall finden sich riesige Parkanlagen, viele mit Sportgeräten ausgerüstet, und ein endlos anmutender See. Überdimensionale Kunstwerke schmücken die Plätze, ein Flughafenterminal erstreckt sich am Rande.

Nur Menschen fehlen in New Ordos. Zwar heißt es offiziell, viele Wohneinheiten in der Stadt seien vermietet oder verkauft, aber tatsächlich leben hier vor allem Angestellte der Verwaltung. Die Behörden haben inzwischen eingeräumt, dass sie zu optimistisch waren, was die Planung der Retortenstadt angeht.

Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version des Artikels hieß es, in New Ordos lebten weniger als 300.000 Einwohner. Das ist korrekt, allerdings liegt die Zahl deutlich niedriger und wurde vor einem Jahr auf weniger als 5000 geschätzt. Wir haben den Text entsprechend angepasst.

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19.3.2012: China will Reformen, damit die Wirtschaft nicht rückwärts geht

aus: Welt online: Konjunktur: Reformen sollen China vor dem Abstieg bewahren; 19.3.2012;
http://www.welt.de/finanzen/article13930823/Reformen-sollen-China-vor-dem-Abstieg-bewahren.html

<Autor: Frank Stocker


Jüngste Daten nähren die Angst vor einer harter Landung der Wirtschaft. Doch Peking stemmt sich mit umfassende Reformen gegen den Trend.

Außerhalb Chinas haben die wenigsten etwas davon mitbekommen. Doch in der vergangenen Woche kam es in Peking zur schwerwiegendsten politischen Erschütterung seit 1989. Bo Xilai, der Parteichef der Millionenmetropole Chongqing wurde über Nacht abgesetzt.

Er galt als einer der potenziellen neuen starken Männer, und er zeichnete sich dadurch aus, dass er alte maoistische Tugenden wieder beleben wollte. Sein Sturz ist ein Hinweis, dass China seinen wirtschaftlichen Kurs der Liberalisierung nicht verlassen wird. Und das ist ein gutes Zeichen.

Doch die übrigen Signale, die Chinas Wirtschaft derzeit aussendet, sind alles andere als beruhigend. Am Wochenende wurde bekannt, dass die Immobilienpreise im Februar erneut gesunken sind, nunmehr den fünften Monat in Folge.

Vergangene Woche hatte das Land, das seit Jahren riesige Handelsüberschüsse erwirtschaftet, mit der Nachricht überrascht, dass es nun im Februar ein Handelsdefizit von 31,5 Milliarden Dollar eingefahren hat. Und erst kurz davor hatte Ministerpräsident Wen Jiabao das Wachstumsziel auf 7,5 Prozent gesenkt.

Stottert der Wachstumsmotor?

Kommt also der Wachstumsmotor, von dem vor allem deutsche Firmen und damit auch deren Aktienkurse profitierten, nun ins Stottern? Immerhin geht inzwischen rund ein Drittel des weltweiten Wirtschaftswachstums auf das Reich der Mitte zurück, und von Deutschlands Exporten gehen mehr als sechs Prozent nach China.

Allein seit 2009 haben die Ausfuhren hiesiger Firmen nach Asien, und dabei vor allem nach China, um 50 Prozent zugelegt. Sollte es in der Region nun zu einer deutlichen Abkühlung kommen, wäre dies ein deutlicher Schlag für die neue Euphorie, die derzeit an den Finanzmärkten herrscht.

Sorge macht vor allem der Immobilienmarkt. Vergleicht man die Entwicklung der Wohnungspreise in China in den vergangenen fünf Jahren mit jenen in den USA zwischen 2002 und 2007, so zeigen sich beängstigende Parallelen. In den USA endete die Phase explodierender Preise mit einem Crash, dessen Folgen bis heute zu spüren sind.

„Neben der schwelenden Euro-Schuldenkrise stellt der chinesische Immobilienmarkt derzeit eine der größten potenziellen Gefahren für die Weltwirtschaft dar“, sagt daher Andreas Busch, Volkswirt beim Anleihenspezialisten Bantleon.

Allerdings gibt es für ihn dennoch wichtige Unterschiede zur USA. Zum einen gibt es in China weiter eine stark steigende Nachfrage nach Wohnraum. Das Problem ist derzeit eher, dass die Preise in einigen Regionen aus dem Ruder gelaufen sind, nicht jedoch flächendeckend.

Maßnahmen gegen Immobilienblase

Zum anderen tut Chinas Regierung etwas gegen das Problem. Mit harten Eigenkapitalanforderungen und restriktiver Kreditvergabe, hat sie eine Abkühlung des Marktes herbeigeführt, eben um die Blase nicht weiter wachsen zu lassen. In den USA wollte man dagegen bis zuletzt nicht wahrhaben, dass es überhaupt eine Blase gab.

Dennoch wird der lahmende Immobilienmarkt natürlich Auswirkungen auf die Wirtschaft haben, insbesondere auf die Baubranche. Diese kommt zudem noch von zweiter Seite unter Druck. Denn auch die Investitionen in die Infrastruktur wachsen nicht mehr so schnell wie in den zurückliegenden Jahren. Vor allem die lokalen Regierungen sind schon hoffnungslos überschuldet, so dass sie nun einen Gang zurückschalten müssen, wenn nicht das ganze Bankensystem in Schieflage geraten soll.

Vor diesem Hintergrund ist es unabdingbar, neue Wachstumskräfte sich entfalten zu lassen. Und dazu wiederum bedarf es politischer Reformen, beispielsweise einer Liberalisierung der Währung und der Zinsen, die bisher staatlich festgelegt sind, einer Förderung des Mittelstandes oder einer Ausweitung der sozialen Absicherung, um das „Angstsparen“ der Bevölkerung einzudämmen und den Konsum zu stimulieren.

Stillstand bis zur Machtübergabe

Das Problem: „Deutliche Schritte werden bis nach der politischen Machtübergabe auf sich warten lassen“, sagt Wei Yao, China-Expertin bei der Société Générale. Denn im Herbst wird eine neue Staats- und Parteiführung gewählt. Bis dahin ist Stillstand angesagt. Das könnte dazu führen, dass die Finanzmärkte in den kommenden Monaten noch mehrmals von negativen Nachrichten aus dem Land überrascht werden. Es wäre nicht das erste Mal, dass Daten aus China die Aktienmärkte erschüttern.

Investoren sollten sich davon aber nicht aus der Ruhe bringen lassen. Denn nicht nur die Absetzung Bo Xilais war ein Signal. Erst Ende Februar hatte die Weltbank eine Studie unter dem Titel „China 2030“ herausgegeben, in der genau die Reformen aufgelistet sind, die das Land jetzt braucht.

Das Besondere: Co-Autor der Studie war der Entwicklungsausschuss des Staatsrates der Volksrepublik. China scheint dieser Tage also entscheidende Richtungsentscheidungen vorzubereiten, die für die gesamte Weltwirtschaft und die Finanzmärkte von großer Tragweite sein werden. Auch wenn die meisten es kaum merken.

Verbinden Sie sich mit dem "Welt Online"-Autor auf Twitter: Frank Stocker schreibt schwerpunktmäßig zu den Themen: Geldanlage, China und Schwellenländer.>

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Der Standard
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19.3.2012: <Eisenbahnbau: 490 Millionen Yuan veruntreut> - Entschädigungsgelder an Bauern wurden eingesteckt statt ausbezahlt

aus: Der Standard online; 19.3.2012;
http://derstandard.at/1331779994215/Eisenbahnbau-490-Millionen-Yuan-veruntreut

<Mit dem Geld sollten wegen dem Bau einer Hochgeschwindigkeitstrecke enteignete Landbesitzer entschädigt werden.

Die Strecke zwischen Shanghai und Peking war am 30. Juni 2011 eröffnet worden.

Peking - In China hat der Rechnungshof einen neuen riesigen Korruptionsfall aufgedeckt. Wie die Behörde am Montag in Peking mitteilte, wurden 490 Millionen Yuan Renminbi (59 Millionen Euro) hinterzogen, die zur Entschädigung von enteigneten Landbesitzern auf der Hochgeschwindigkeits-Strecke Shanghai-Peking bestimmt waren. Der Großteil der Summe sei von Beamten in der Stadt Tianjin (Tientsin) veruntreut worden. In China ist die illegale Enteignung von Land und die mangelnde Zahlung von Entschädigungen eine der größten Quellen sozialer Unruhen.

Projektkosten 217,6 Milliarden Yuan

Die 1318 Kilometer lange Hochgeschwindigkeitsstrecke zwischen der Hauptstadt Peking und der Küstenmetropole Shanghai war am 30. Juni 2011 eröffnet worden. Die Kosten für das Projekt beliefen sich auf insgesamt 217,6 Milliarden Yuan (26 Milliarden Euro). Wie der Rechnungshof nun mitteilte, warteten 656 Lieferanten und 1471 Baumannschaften Ende Mai 2011 noch auf Geld. Die Außenstände summierten sich auf insgesamt 8,25 Milliarden Yuan.

Bei einer Rechnungsprüfung der Bahnstrecke Peking-Shanghai waren bereits im vergangenen Jahr Fehlbeträge von 187 Millionen Yuan entdeckt worden. Seit der Eröffnung der ersten Strecke des Hochgeschwindigkeitsnetzes in China gab es zahlreiche Korruptionsfälle. Anfang 2011 wurde der frühere Eisenbahnminister Liu Zhijun unter dem Vorwurf entlassen, bei der Vergabe von Aufträgen 800 Millionen Yuan in die eigene Tasche gesteckt zu haben. Das chinesische Hochgeschwindigkeitsnetz ist mit 13.000 Kilometer das längste der Welt. (APA, 19.3.2012)>

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Welt online,
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20.3.2012: Kleider aus China enthalten Chemikalien, die nach dem Waschen deutsche Flüsse verschmutzen - es entsteht hormonell wirksames Nonylphenol (NP), hochgiftig für Fische, Schnecken und Muscheln

aus: Welt online: Giftige Textilien: Chemikalien aus China landen in deutschen Flüssen; 20.3.2012;
http://www.welt.de/wissenschaft/umwelt/article13932276/Chemikalien-aus-China-landen-in-deutschen-Fluessen.html

<Gefährlicher Chemikalien-Cocktail aus der Waschmaschine: Einer Greenpeace-Studie zufolge verschmutzen giftige Substanzen aus in Asien hergestellter Kleidung deutsche Gewässer.

Giftige Chemikalien aus importierten Textilien belasten nach einer Greenpeace-Untersuchung auch deutsche Flüsse und Seen. Beim Waschen von in Asien gefertigter Kleidung würden Nonylphenolethoxylate (NPE) freigesetzt, die sich beim Einleiten in Fluss, See oder Meer in die hormonell wirksame Chemikalie Nonylphenol (NP) umwandele.

Zwar gebe es für Menschen keine gesundheitsschädlichen Auswirkungen, sagte der Chemieexperte der Umweltorganisation, Manfred Santen. „Doch für Wasserorganismen wie Fische, Schnecken und Muscheln ist das hochtoxisch.“

In der EU sei die Verwendung von NPE und NP verboten oder stark eingeschränkt. Allerdings gebe es keine Regelungen für den Import von NPE-haltigen Textilien. Der Gesamtverband Textil und Mode in Berlin wollte sich auf Anfrage nicht zu der neuen Untersuchung äußern.

Bereits bei einer Studie im Sommer 2011 hatte Greenpeace in 52 von 78 Produkten NPE festgestellt und darauf aufmerksam gemacht, dass in Herstellerländern wie China nonylphenolhaltiges Abwasser das Trinkwasser von Millionen Menschen belaste.

Nun untersuchten die Experten noch einmal 14 dieser Proben. Sie wollten wissen, wie sich der NPE-Gehalt der Kleidung verändert hat, wenn sie aus der Waschtrommel kommt. Das Ergebnis: In allen Proben verringerte sich die Konzentration der Chemikalien durch das Waschen. Insgesamt entfernte die erste Wäsche in der Hälfte der Stoffproben mehr als 80 Prozent der Nonylphenolethoxylate.

Die Chemikalien gelangten mit dem Waschwasser in die Kanalisation und somit in Kläranlagen, die NPE nicht effektiv filtern könnten, hieß es bei Greenpeace. Die großen Bekleidungsmarken müssten ihre Zulieferer sofort dazu bewegen, solche giftigen Substanzen auszuschließen, forderte Greenpeace.

Mehrere große Modefirmen hätten inzwischen eine Obergrenze für NPE-Rückstände festgelegt. „Das ist zwar schon einmal eine Verbesserung, aber der Wert ist unserer Meinung nach noch immer viel zu hoch“, sagte Greenpeace-Experte Santen.

Mit Chemikalien behandelte oder schadstoffhaltige Kleidung kann auch dem Menschen schaden. Vor dem Kauf kann man diese nur schlecht ausmachen, erläutert Andreas Metzger vom TÜV Rheinland in Köln.

Denn allergische Farb- oder hautreizende Schadstoffe würden nicht durch das Anziehen, sondern erst durch längeres Tragen ihre Wirkung zeigen. Einen Hinweis könne aber oft die Nase geben: „Riecht etwas nicht angemessen, sollte man die Finger davon lassen“, rät Metzger.

Darüber hinaus geben Kennzeichen wie das Europäische Umweltzeichen oder das Tooxproof-Label vom TÜV Rheinland Auskunft, zum Beispiel ob gesetzliche Grenzwerte eingehalten wurden. Und das Label Global Organic Textile Standard (GOTS) zertifiziere Klamotten aus Naturfasern, erläutert Metzger.

Ob Metall an der Kleidung, etwa Knöpfe oder Schnallen, nickelhaltig sind und die Haut von Allergikern reizt, könne ein Nickelreibetest aus der Apotheke zeigen. „Aber das geht nur, wenn der Knopf nicht mit einer Lackschicht überzogen ist.“

dpa/oc>

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Financial
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22.3.2012: Analyse: China braucht neue Reformen - es droht geringes Wachstum

aus: Financial Times Deutschland online: Arbeitskräftemangel: China braucht die nächste Revolution; 22.3.2012;
http://www.ftd.de/politik/konjunktur/:arbeitskraeftemangel-china-braucht-die-naechste-revolution/70012756.html

<Kommentar Die Zeiten rasanten Wachstums sind zu Ende. Ohne drastische Reformen droht der Volksrepublik eine Rezession. von Martin Wolf
Martin Wolf ist FT-Kolumnist.
Für China beginnt der schwierige Übergang zu geringerem Wachstum und einem veränderten Wachstumsmuster. Hinzu kommt, dass es sich um einen politischen wie wirtschaftlichen Übergang handeln dürfte. Der wirtschaftliche Erfolg unter der Regierung der Kommunistischen Partei ist kein Garant für eine vergleichbar erfolgreiche Zukunft.

Der wirtschaftliche Wandel an sich wird schwierig genug sein. China hat die Endphase von dem erreicht, was Volkswirte als "extensives Wachstum" bezeichnen, ein Wachstum durch steigende Zufuhr von Arbeit und Kapital. Nun muss es zu einem "intensiven Wachstum" werden, das durch Verbesserung von Technologie und Fachwissen befeuert wird. Eine Folge wird sein, dass sich Chinas jährliche Wachstumsrate der vergangenen drei Jahrzehnte von durchschnittlich knapp zehn Prozent nicht halten lässt. Erschwert wird dieser Wandel zudem durch den Charakter des Wachstums, vor allem durch die außergewöhnliche Investitionsrate und die große Abhängigkeit von Investitionen als Nachfragequelle.

China hört auf, ein Land des Arbeitskräfteüberschusses zu sein, wie es das Entwicklungsmodell von Nobelpreisträger Arthur Lewis vorsieht. Lewis argumentierte, dass das Subsistenzeinkommen der überschüssigen Arbeitskräfte in der Landwirtschaft eine niedrige Obergrenze für die Löhne im modernen Sektor setzt. Dadurch wird Letzterer äußerst profitabel. Vorausgesetzt, die Gewinne werden wie in China wieder investiert, dann liegt die Wachstumsrate des modernen Sektors und der Wirtschaft auf sehr hohem Niveau. Doch irgendwann werden die Arbeitskräfte in der Landwirtschaft knapper, und der Preis der Arbeitskräfte steigt für den modernen Sektor. Die Gewinne schrumpfen, Ersparnisse und Investitionen fallen, die Volkswirtschaft reift.

Vor 35 Jahren war China eine Volkswirtschaft mit Arbeitskräfteüberschuss, heute nicht mehr. Mitverantwortlich dafür sind das rasante Wachstum und die Urbanisierung. Seit Reformbeginn ist die chinesische Volkswirtschaft real um mehr als das 20-Fache gewachsen, und die Hälfte der Bevölkerung Chinas lebt heute in Städten. Chinas niedrige Geburtenrate bedeutet, dass die Bevölkerung im erwerbstätigen Alter (15 bis 64 Jahre) schon 2015 den Höchststand von 996 Millionen erreichen wird. Cai Fang von der chinesischen Akademie für Sozialwissenschaften zufolge "grassiert der Arbeitskräftemangel, der 2004 in den Küstenregionen ausbrach, inzwischen im ganzen Land. 2011 erlebten Fertigungsunternehmen nie da gewesene und umfassende Schwierigkeiten bei der Anstellung von Arbeitskräften." Fangs Feststellung belegt eindrücklich, dass die Reallöhne steigen und Gewinne schrumpfen werden.

China befindet sich jetzt an dem von Lewis beschriebenen Wendepunkt. Das hat zur Folge, dass bei einem bestimmten Investitionsniveau das Verhältnis von Kapital zu Arbeit schneller steigt und die Renditen schneller fallen. Schon vor dem Lewis'schen Wendepunkt gab es starke Indizien für eine zunehmende Kapitalintensität. Das muss sich ändern. Chinas Wachstum muss von steigender totaler Faktorproduktivität getrieben werden und nicht von einem steigenden Verhältnis von Kapital zu Arbeit. Ersteres führt zu nachhaltigen Renditen, Letzteres zu sinkenden Gewinnen, speziell jetzt, da die Reallöhne rasch ansteigen. Ein Rückgang der Gewinne ist angesichts der Fehlverteilung der Einkommen bis zu einem gewissen Grad wünschenswert. Zu weit getrieben, würde der Rückgang jedoch dem Wachstumspotenzial schaden.

Dass der Übergang zu einem von technischem Fortschritt getriebenen Wachstum so schwer fällt, ist ein Grund dafür, weshalb so viele Länder in die "Middle Income Trap" geraten, in die Falle der mittleren Einkommen. China ist inzwischen ein Land mit mittlerem Einkommen und ist fest entschlossen, bis 2030 ein Land mit hohem Einkommen zu werden. Dazu werden tiefgreifende Reformen notwendig.

Der aktuelle Fünf-Jahres-Plan der Regierung sieht für dieses Jahr 7,5 Prozent Wachstum vor, für den gesamten Zeitraum durchschnittlich sieben Prozent pro Jahr. Eine Verlangsamung erscheint unvermeidbar, und mit langsamerem Wachstum geht auch die Notwendigkeit außergewöhnlicher Investitionsraten zurück.

Um die Investitionsrate, die bei 50 Prozent des Bruttoinlandsprodukts liegt, auf 35 Prozent zu senken, ohne dass es dabei zu einer schweren Rezession kommt, muss der Konsum entsprechend zunehmen. Einfache Mittel, einen derartigen Anstieg auszulösen, besitzt China nicht. Darüber hinaus ist China stark von Investitionen im Baugewerbe abhängig geworden: In den vergangenen 13 Jahren sind die Investitionen im Hausbau um durchschnittlich 26 Prozent pro Jahr gestiegen. Auf diesem Niveau wird sich das Wachstum nicht fortsetzen.

Der Übergang zu einer ganz anderen Form des Wirtschaftswachstums könnte China gelingen, das Land weist noch immer sehr viel Potenzial auf. Aber die Hürden, die bei der Anpassung an neue Muster zu nehmen sind, werden sehr hoch sein. Viele Länder mit mittlerem Einkommen sind daran gescheitert. Angesichts der früheren Erfolge ist es aber schwierig, gegen China zu argumentieren. Hauptgrund für diese Zuversicht ist, dass es den obersten politischen Entscheidern in China an solcher Art von Selbstgefälligkeit mangelt.

Quelle: The Financial Times>

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n-tv
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27.2.2012: Chinas Bosse sollen chinesische Autos fahren

aus: n-tv online: Kaufverbot für ausländische AutosBonzen sollen chinesisch fahren
http://www.n-tv.de/wirtschaft/Bonzen-sollen-chinesisch-fahren-article5609521.html

<Chinas Automarkt boomt. Vor allem deutsche Marken stehen dabei hoch im Kurs. Das wurmt Pekings Politiker. Zum Schutz der einheimischen Automobilindustrie sollen die Behörden des Landes nur noch chinesische Marken für ihre Fuhrparks kaufen. Eine Liste mit rund 400 Modellen soll bei der Auswahl helfen.

Deutsche Autos sind in China der Renner. Vor allem die Premiummarken wie Audi, BMW und Porsche sind gefragt. Es geht um das Statussymbol "made in Germany". Der Obrigkeit scheint das aber ein Dorn im Auge zu sein. China will künftig nur noch nationale Automarken als Regierungsautos zulassen. Fahrzeuge von ausländischen Marken wie Audi, BMW oder Mercedes sollen aus dem staatlichen Fuhrpark verschwinden, wie aus einer vorliegenden Kaufliste des Industrieministeriums hervorgeht.

In China wurden 2010 umgerechnet etwa 9,5 Mrd. Euro für staatliche Fahrzeuge ausgegeben, was in der Bevölkerung für Unmut gesorgt hat. Die Behörden erließen im November Richtlinien, um die Ausgaben zu senken. So sollen Wagen nicht mehr als etwa 21.000 Euro kosten und nun auf nationale Automarken wie SAIC oder Dongfeng beschränkt werden.

Auf der Liste sind rund 400 Modelle aufgeführt.  Bis zum 9. März nimmt das Ministerium öffentliche Kommentare zu der Liste an. Als Reaktion stiegen am Montag die Aktienkurse chinesischer Autohersteller.

Allerdings zeigten Industrieinsider zeigten auch Unverständnis für die Pläne. Sie wiesen darauf hin, dass ausländische Autobauer wie Volkswagen oder General Motors ihre Fahrzeuge für den chinesischen Markt schließlich auch in China und mit lokalen Partnern bauten.

Quelle: n-tv.de, bad/dpa/rts>

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20
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1.4.2012: Gelbe Flüsse in China - einer natürlich gelb, und die restlichen stark verseucht

aus: 20 minuten online: Dreckwasser: Im Land der Gelben Flüsse; 1.4.2012;
http://www.20min.ch/wissen/news/story/Im-Land-der-Gelben-Fluesse-19568559

<Wussten Sie, dass China mehr als einen Gelben Fluss hat? Nur handelt es sich bei den anderen nicht um ein natürliches Phänomen. Leider.

Seinen Namen hat der berühmte Gelbe Fluss wegen seiner auffälligen gelbbraunen Farbe. Diese rührt von dem lehmartigen Material, das der Strom mit sich führt.

Doch der Gelbe Fluss ist nicht das einzige chinesische Fliessgewässer mit einer ungewöhnlichen Farbe. Mindestens zwei weitere Flüsse – der Daqu und der Baiyang in der Provinz Zhejiang – sind noch viel bunter. Die Anwohner haben ihnen deshalb scherzhaft die Namen Gelber Fluss und Orangensaft-Fluss gegeben.

Resultat krasser Umweltverschmutzung

Doch zum Scherzen gibts keinen Anlass. Denn beim Baiyang und beim Daqu hat die Verfärbung keine natürlichen Ursachen. Sie ist das Resultat krasser Umweltverschmutzung durch einen Industriepark am Ufer der Flüsse. Mehrere Werke leiten hier tausende Liter ungefiltertes Abwasser ab und belasten das Wasser mit Schwermetallen, vor allem mit Eisen.

Fischer haben es längst aufgegeben, hier ihr Glück zu versuchen. Doch die Bauern wässern ihre Felder immer noch mit Wasser aus diesen Flüssen – und vergiften so ihre Ernte. Laut dem lokalen Umweltschützer Zhang Haiming ist es fünf vor zwölf: «Es sieht zwar schrecklich aus, doch wir könnten die Flüsse noch retten – wenn wir die Verschmutzung sofort stoppen.»

China hat sich den Kampf gegen die Umweltverschmutzung in letzter Zeit auf die Fahne geschrieben. Es bleibt zu hoffen, dass den Worten Taten folgen.

(kmo)>

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Spiegel
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3.4.2012: <Als Lehrerin in China: Mein Alltag in der Lernfabrik> - Mobbing, Mechannisierung, siegen, Predigten, Egoismus - bis zum Selbstmord

aus: Spiegel online; 3.4.2012;
http://www.spiegel.de/schulspiegel/ausland/0,1518,815668,00.html

<Katja Meuß

Sechs Jahre lang unterrichtete Katja Meuß, 61, an einem chinesischen Elite-Gymnasium. Bis zuletzt war sie befremdet: Teamarbeit ist verpönt, gewinnen gefordert und wer Fehler macht, wird ausgelacht. Ein Erfahrungsbericht.

Die deutsche Lehrerin Katja Meuß unterrichtete sechs Jahre lang an der Nankai High School, dem Fixstern der chinesischen Schullandschaft. Der frühere Premierminister Zhou Enlai und der jetzige Premierminister Wen Jiabao lernten an der Eliteschule, Staatspräsident Hu Jintao kürte sie vor zwei Jahren zur richtungsweisenden Schule, die besondere Förderung verdient. 6000 Schüler, 600 Angestellte, 60 Schüler pro Klasse - die deutsche Lehrerin erlebte diesen Ort als Hort der Phantasielosigkeit.

Auch hochrangige Politiker prangern mittlerweile einen Mangel an Kreativität und Erfindergeist in ihrem Land an. Doch die Angst vor Fehlern sitze tief, sagt Meuß. Jeder freue sich, wenn ein anderer patzt und nicht er selbst. Folge: Statt neugierig zu sein und etwas zu riskieren, büffeln sie leicht abprüfbares Wissen. Multiple-Choice-Test auch in Fremdsprachen, Grammatik-Expertise statt Konversation. Die Sechs-Tage-Schule beginnt um 7.25 Uhr und endet meist um 17.15, danach warten Hausaufgaben. Für Inspiration bleibt keine Zeit.


Für den SchulSPIEGEL berichtet Katja Meuß, wie sie den Alltag in der Lernfabrik erlebt hat. Zum Weiterlesen auf die Überschriften klicken...

Frontalunterricht: Wenn Schüler verstummen

Mein Unterrichtsstil unterschied sich deutlich von dem chinesischer Fremdsprachenlehrer. Lebhaft und emotional, vieles demonstrierte ich mit Mimik und Gestik. Wenn ich den Schülern Farben beibrachte und für "Schwarz" auf die schwarzen Haare eines Mitschülers zeigte, lachten alle laut - als ob sie dachten: "Wie gut, dass es mich nicht erwischt hat!" Wenn ich auf mein eigenes T-Shirt deutete, gab es verwirrtes Gekicher oder verlegenes, betroffenes Schweigen. In kreischendes Gelächter brachen die Schüler aus, wenn ich Begriffe für die Körperteile vorsprach und dabei auf meinen Arm, meine Schulter oder den Kopf deutete. Zu körpernah, geradezu gruselig.

Ich hatte den Eindruck, dass ich weniger erreichte als beim Unterrichten in einer deutschen Schule. In der siebten Klasse lasen die meisten Schüler noch laut vor, sprachen laut und meldeten sich im Unterricht. Schon ein Jahr später änderte sich das. Nicht vorübergehend, für eine wohl in aller Welt übliche Phase der Pubertät, sondern nachhaltig. Eine chinesische Kollegin sagte einmal: "Die Schüler verstummen einfach und werden so schrecklich schweigsam."

Die deutsche Lehrerin Katja Meuß unterrichtete sechs Jahre lang an der Nankai High School, dem Fixstern der chinesischen Schullandschaft. Der frühere Premierminister Zhou Enlai und der jetzige Premierminister Wen Jiabao lernten an der Eliteschule, Staatspräsident Hu Jintao kürte sie vor zwei Jahren zur richtungsweisenden Schule, die besondere Förderung verdient. 6000 Schüler, 600 Angestellte, 60 Schüler pro Klasse - die deutsche Lehrerin erlebte diesen Ort als Hort der Phantasielosigkeit.

Auch hochrangige Politiker prangern mittlerweile einen Mangel an Kreativität und Erfindergeist in ihrem Land an. Doch die Angst vor Fehlern sitze tief, sagt Meuß. Jeder freue sich, wenn ein anderer patzt und nicht er selbst. Folge: Statt neugierig zu sein und etwas zu riskieren, büffeln sie leicht abprüfbares Wissen. Multiple-Choice-Test auch in Fremdsprachen, Grammatik-Expertise statt Konversation. Die Sechs-Tage-Schule beginnt um 7.25 Uhr und endet meist um 17.15, danach warten Hausaufgaben. Für Inspiration bleibt keine Zeit.

Teamarbeit: Siegen, egal wie

Partnerarbeit funktionierte reibungslos - solange der Partner der Banknachbar war. Ansonsten waren sie überfordert. Sie waren ausschließlich Frontalunterricht gewöhnt und fassten die Partnerwahl als Spiel auf, bei dem sie lärmen durften. Auch Gruppenarbeit sahen sie lediglich als Möglichkeit, sich auszutoben. Lehrer hingegen, die bei mir hospitierten, fanden es überflüssig, Gruppen neu zusammenzusetzen. Dass man so das Sozialverhalten trainieren kann, hatte in ihrem Verständnis von Unterricht keinen Platz.

Problematisch bei Gruppenarbeiten und Lernspielen fand ich immer wieder das eigenwillige Verständnis von Teamgeist und Ehrlichkeit. Bei Lernspielen beachtete kaum ein Schüler die Regeln. Auch wenn ich einzelne Schüler bat, sie einzuhalten, mogelten sie hartnäckig weiter. Das Ziel hieß stets: Sieger sein - egal mit welchen Mitteln! Für rücksichtsloses und nach westlichem Verständnis unfaires Durchsetzungsvermögen wurden sie von klein auf gelobt. Wer nicht seine Ellbogen gegen Mitstreiter einsetzte, war der Dumme, weil Erfolglose.

Kreativität: Wer Fehler macht, wird ausgelacht

Wenn ich selbständiges Arbeiten und kreatives Denken forderte, hatte ich das Gefühl, gegen eine Wand zu laufen. Die Schüler hatten Angst, eine falsche Antwort zu geben. Phantasie und Vorstellungsvermögen der Schüler waren recht begrenzt. Ich forderte sie auf, zu bestimmten Begriffen frei zu assoziieren, doch es fiel ihnen nichts ein. Außer Schule findet ja nicht viel Inspirierendes statt.

Besonders störte mich ein anerzogener Mangel an Empathie. Viele Schüler von mir lachten Mitschüler, die falsch geantwortet hatten, hemmungslos aus. Oft fing das Gelächter schon an, wenn ich einen schwachen Schüler nur aufrief. Wenn ich ihn für seine Antwort lobte, schaute er mich verständnislos an und wagte nicht, sich zu freuen. Die anderen Schüler allerdings bemerkten gar nicht, dass ich ihn gelobt hatte.

Individualität: Schüler verlieren Namen und bekommen Nummern

Viele Lehrer riefen ihre Schüler mit den Nummern der offiziellen Namensliste auf. Manche Lehrer kannten ihre Schüler auch bis zum Ende des Schuljahres nicht mit Namen. Kein Wunder bei bis zu 60 Schülern pro Klasse und möglicherweise zehn und mehr Parallelklassen. Andersherum begrüßten auch die Schüler ihre Lehrer nur mit: "laoshi hao!". Also: "Guten Tag, Lehrer!", wörtlich: "Lehrer gut".

Meine Schüler als namenloses Stückgut anzusprechen, erschien mir seelenlos. Ich behalf mir mit einem Trick: Zu Schuljahresbeginn schrieb ich bis zu 500 deutsche und englische Namen auf Kärtchen, die die Schüler während des Unterrichts mit Clips an ihrer Kleidung befestigten. Die jüngeren Schüler liebten diese Namensschilder mit deutschen Vornamen und die Individualität, die damit verbunden war. Nur die Achtklässler steckten sich manchmal nur unwillig die Namensschilder an. Individualität hieß eben auch hervortreten aus der Masse, wovor man sich in der Pubertät scheut - egal ob in Europa oder in China.

Inspektion: Wenn Kontrolleure kommen, müssen Schüler gehen

Die Schulverwaltung von Tianjin hatte der Nankai High School einen Inspektionsbesuch angesagt, in sechs Klassen wollen sie hospitieren. Die Lehrer weihten die Schüler in die Unterrichtsinhalte ein und probten vorab. Alle Klassen, die nicht in die Inspektion eingebunden waren, hatten am Sonntag Unterricht und dafür am Montag frei. So herrschte am Montag in den Gängen und Unterrichtsräumen Stille. Die Inspektoren waren mit der Präsentation der Schule und dem Ergebnis des Besuchs selbstverständlich höchst zufrieden.

Über die künstliche Stille wunderte sich niemand. Einerseits sind Inspektionen in China gewöhnlich reine Show-Veranstaltungen, bei denen es darum geht, eine Fassade zu wahren. Andererseits wundert man sich in China grundsätzlich nicht. Das würde Neugier bedeuten, und die ist unerwünscht.

Disziplin: Strafarbeiten und Moralpredigten auch für Eltern

Lehrer schrieben keine Elternbriefe wie wir in Deutschland, Verweise existierten nicht. Dafür hielten die Klassenlehrer während der Studierzeit am Mittag und nach dem offiziellen Unterrichtsschluss am Abend Strafpredigten, die bis zu 30 Minuten dauern konnten. Die Schüler hörten zu, Augen gesenkt, Hände zusammengelegt. Oft schrieben sie im Stehen Strafarbeiten oder Übungsaufgaben ab, das Heft an die Wand gedrückt. Auch das Stehen im Unterricht war als Strafe sehr verbreitet. Oder sie rezitierten vor dem Lehrer lange Passagen eines auswendig gelernten Stoffes.

Eltern werden immer wieder einbestellt und im Lehrerzimmer in ebenso langen Vorträgen belehrt. Andere Lehrer, wartende Eltern und Schüler, alle hörten die unerquicklichen Ansprachen mit. Kollegen erklärten mir, dass die Nankai High School gerade deshalb so hoch angesehen sei, weil sich die Lehrer dort unter anderem mit Strafpredigten um das Wohl der Schüler kümmerten und sie zu wertvollen Menschen erziehen würden.

Gemeinschaft: Jeder ist sich selbst der nächste

Manchmal war ich fassungslos, wie distanziert Lehrer und Schüler einander gegenüber standen. Vier Lehrerinnen aus der Inneren Mongolei reisten mit einer Gruppe von 20 Schülern tausend Kilometer weit nach Tianjin, um sich an der Nankai High School fortzubilden. Alle wohnten im selben Wohnheim wie ich, die Lehrer blieben vier Wochen in Tianjin, die 15-jährigen Schüler sollten hier erst mal ein Jahr lang lernen.

Kurz vor der Abreise der Lehrerinnen unterhielt ich mich mit ihnen. Auf welchem Stockwerk, in welchem Zimmer ihre Schüler untergebracht seien - nein, das wüssten sie nicht. Sie hatten sie in den vier Wochen auch nicht gesehen oder mit ihnen gesprochen, schließlich saßen sie gerade nicht in ihrem Unterricht.

Auch dachte keiner in der Schule daran, mir zu erzählen, dass gerade eine Gruppe von deutschen Schülern und Lehrern in der Nankai High School zu Besuch war. Keiner informierte mich, dass einige meiner Schüler während der Sommerferien zur Partnerschule nach Deutschland fuhren. Zufällig liefen mir zwei deutsche Schüler auf dem riesigen Campus über den Weg und erzählten mir, dass sie für mehrere Monate hier den Unterricht besuchten. Man kreiste nur um sich selbst und schottete sich gedanklich von den anderen ab.

Selbstmord einer Schülerin: Schweigen statt trauern

Eine Zehntklässlerin hatte Selbstmord begangen. Xinyi war zu Hause aus dem 18. Stock gesprungen. Eltern, Schulleitung und Polizei vereinbarten, dass darüber kein Wort verloren wird. Die Schule fürchtete einen beträchtlichen Imageverlust, die Eltern einen Gesichtsverlust. Xinyis Lehrer wussten Bescheid, sprachen aber nur hinter vorgehaltener Hand und im Flüsterton über den Suizid.

Der Platz des Mädchens im Klassenzimmer war leergeräumt. Manche Klassenkameraden munkelten, sie sei an eine andere Schule gewechselt. Die wenigen, die Bescheid wussten, saßen verstört im Klassenzimmer. Man hatte ihnen strikt verboten, über den Vorfall zu sprechen. Sie konnten die Entscheidung ihrer Freundin, einer sehr guten Schülerin, nicht verstehen, sie wussten keine Hintergründe, sie durften auch niemandem ihr Herz ausschütten. Der wahre Grund für die Tat wurde nie aufgeklärt.>

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Basler
                    Zeitung online, Logo

14.3.2012: Die Polizei bekommt in China alle Freiheiten

aus: Basler Zeitung online: China zieht die Repressionsschraube an; 14.3.2012;
http://bazonline.ch/ausland/asien-und-ozeanien/China-zieht-die-Repressionsschraube-an/story/23242437

<In Peking geht der Volkskongress zu Ende. Ohne grosses Aufsehen haben die Abgeordneten ein umstrittenes Gesetz verabschiedet, das Sicherheitsorganen freie Hand gewährt.

Regimekritiker können in China künftig sechs Monate lang an einem unbekannten Ort festgehalten werden. Zum Abschluss seiner Jahrestagung in Peking billigte der Volkskongress ein umstrittenes neues Strafverfahrensrecht.

Das Gesetz gewährt Sicherheitsorganen weitreichende Vollmachten für Festnahmen und Hausarrest. Es wird auch in China kontrovers diskutiert und stiess auf heftige Kritik von internationalen Menschenrechtsgruppen. Ohne grössere Debatte nahmen die Delegierten das kontroverse Strafverfahrensrecht an. 2639 stimmten dafür, 160 dagegen. 57 enthielten sich.

Weniger Zustimmung

Das nicht frei gewählte Parlament hat bislang noch jede Vorlage angenommen, doch war auffällig, dass die Zustimmung für das Strafverfahrensrecht vergleichsweise zurückhaltend war. Im chinesischen Internet war kritisiert worden, dass es nur kurzfristig vorgelegt worden war. Die Zensur unterband aber die Onlinedebatte und strich kritische Beiträge in Mikroblogs.

Rechtsexperten und internationale Menschenrechtsgruppen haben das Gesetz scharf kritisiert. Bei vage definierten politischen Verdächtigungen wie «Gefährdung der Staatssicherheit» oder «Terrorismus» sowie bei «grösseren Bestechungsfällen» erlaubt das Gesetz «häusliche Überwachung» an einem unbestimmten Ort, wenn es für ungehinderte Ermittlungen nötig erscheint. Dem Verdächtigten kann jeder Zugang zu einem Anwalt verweigert werden. Angehörige müssen zwar unterrichtet werden, aber nicht den Aufenthaltsort kennen.

Wirtschaftswachstum bremsen

Die knapp 3000 Delegierten nahmen auch den Rechenschaftsbericht von Regierungschef Wen Jiabao an. Wegen der globalen Wirtschaftskrise wurde die Wachstumsprognose mit 7,5 Prozent auf den niedrigsten Stand seit acht Jahren reduziert. Im vergangenen Jahr hatte die zweitgrösste Volkswirtschaft der Welt noch 9,2 Prozent Wachstum erreicht und damit die Weltkonjunktur angetrieben.

In diesem Jahr war die Zustimmung für den Bericht aber deutlich niedriger als im Vorjahr. 2725 Delegierte stimmten dafür. Doch lag die Zahl der Gegenstimmen mit 90 fast doppelt so hoch wie im Vorjahr. Auch enthielten sich mit 49 Delegierten erkennbar mehr.

Mehr Militärausgaben

Zum Abschluss der zehntägigen Sitzung billigten die Abgeordneten auch den Staatshaushalt und einen Anstieg der Militärausgaben um 11,2 Prozent. Die Verteidigungsausgaben steigen auf 670 Milliarden Yuan (rund 97 Milliarden Franken).

Nach Einschätzung des Stockholmer Friedensforschungsinstituts dürften die tatsächlichen Militärausgaben gut 50 Prozent höher sein, weil Forschungs- und Entwicklungsausgaben sowie die paramilitärische Bewaffnete Polizei (Wujing) von anderen Haushaltsposten abgedeckt werden. (ami/sda)>


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