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retour / indietro / atrás / back zurück /
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Nachkriegszeit in
Deutschland mit Hunger, Vergewaltigung und Massenmord
durch die Alliierten 1945-1950
James Bacque: Verschwiegene Schuld. Die
alliierte Besatzungspolitik in Deutschland nach 1945
Kapitel 3: Urlaub in der Hölle
Kapitel 3b: KGB-Archive stimmen - 423.168 deutsche
Todesopfer in der SU von insgesamt 1,7 Millionen
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Die alliierte Besatzungspolitik in Deutschland nach
1945. Buchdeckel James Bacque: Verschwiegene Schuld. Die alliierte
Besatzungspolitik in Deutschland nach 1945.
Buchdeckel"
James Bacque: Verschwiegene Schuld. Die alliierte
Besatzungspolitik in Deutschland nach 1945. Buchdeckel
Präsentation von Michael
Palomino (2013)
[Die KGB-Archive in Moskau - jeder
Gefangene hat eine eigene Akte - die
Geheimarchive der Sowjetunion lügen nicht]
Das KGB produzierte Millionen Seiten detaillierter
Aufzeichnungen über diese Menschen, von der
Gefangennahme bis zur Entlassung oder zum Tod. Die
Dokumente werden alle noch in einem hohen,
düsteren Gebäude in Moskau aufbewahrt, dem
Zentralen Staats-Sonderarchiv (ZSSA). So geheim,
dass ein anderes Gebäude davorgebaut wurde, und
nur sehr wenigen Wissenschaftlern und
Apparatschiks zugänglich, enthält das ZSSA
Millionen und Abermillionen Dokumente, in denen
alles aufgezeichnet ist, was sich in den
Kriegsgefangenenlagern an Bedeutsamem zutrug. Nach
dem Fall der Sowjetmacht wurden die ZSSA-Archive
unter dem neuen demokratischen Regime zugänglich
gemacht, und ich besuchte sie 1992. Ich durfte die
düsteren Gänge auf und ab gehen, nach Belieben
jede Schachtel aus den Regalen nehmen, ihren
Inhalt mit Hilfe meines kanadischen [S.81]
Dolmetschers lesen, Dokumente fotokopieren, was
ich auch tat, und die Fotokopien mit nach Kanada
nehmen, wo ich jetzt jede Menge davon aufbewahre.
Ich fand für Stalin bestimmte Geschenke von den
Gefangenen, die hofften, schneller nach Hause zu
kommen, wenn sie vor ihrem Peiniger katzbuckelten.
Es gab Seidenbanner mit schmeichelhaften Versen an
den grossen antifaschistischen Helden, mit Rot und
Gold bestickt, mit feinen Schnitzereien verzierte
Mahagonikästchen, Gemälde, wunderschöne
Einlegearbeiten, Malblöcke voller Zeichnungen,
Schriftrollen. Auf einem Regal, so wurde
gemunkelt, bewahren die Sowjets Hitlers Gebiss
auf. Und vor allem gibt es die phantastisch
detaillierten Aufzeichnungen über
Gefangenenschicksale.
Über jeden Gefangenen wurde eine persönliche Akte
geführt, in der seine Einheit, sein Name, seine
Erkennungsnummer, das Datum seiner Gefangennahme,
seine Krankengeschichte, Lebensdaten und
Vorstrafen verzeichnet waren. Eine Akte enthielt
das Röntgenbild eines gebrochenen Knochens, der
1946 auf der Krankenstation gerichtet wurde. Die
Akte eines österreichischen Gefangenen, des
berühmten Verhaltensforschers Konrad Lorenz, ist
besonders dick. Sie umfasst Beschreibungen von
einigen der wissenschaftlichen Arbeiten, die er im
Lager durchführen konnte. Im Durchschnitt sind die
Akten 20 Seiten stark, manche erreichen aber auch
über 200 Seiten.
In diesem Archiv ist auch der Beweis für bestimmte
Verbrechen zu finden, die von den Westmächten nach
Beginn ihrer Kooperation mit Stalin im Jahre 1941
begangen wurden. Es gibt vom Westen begangene
Verbrechen, die sogar jetzt noch von den
Regierungen Frankreichs, Grossbritanniens, der USA
und wahrscheinlich auch Kanadas vertuscht werden,
was ohne die Hilfe gewisser Fernsehproduzenten,
Akademiker, Archivare, Verlagsleiter und
Schriftsteller kaum möglich wäre.
Da es für ein klares Verständnis der
Doppelzüngikgeit westlicher Staatslenker zum Teil
auch auf die Zuverlässigkeit gewisser [S.82]
Dokumente in den sowjetischen Archiven ankommt,
wäre zunächst einmal die sowjetische Version
wichtiger -Ereignisse mit dem zu vergleichen, was
man im Westen darüber weiss bzw. zu wissen glaubt.
Natürlich wird man im Westen sofort fragen: "Wie
kann man sowjetischen Aufzeichnungen glauben, wo
doch jedermann weiss, dass das Sowjetsystem vor
allem auf Massenbetrug gründete?" Doch gerade aus
diesem Grund sind die sowjetischen Archive so
verlässlich: Gelogen wurde ausserhalb der Archive.
Sowjetische Archive konnten getrost die Wahrheit
verzeichnen, weil sie äusserst geheim und nur den
obersten Vertretern des Regimes zugänglich waren.
So galt hier bereits das seltsame, kurze Zeit
später von George Orwell auf das Jahr "1984"
projizierte Paradoxon: Was man wusste, war nicht
die Wahrheit, und die Wahrheit kannte man nicht.
Dieses Paradoxon war auch i Westen keineswegs
unbekannt: zur Zeit von Watergate, der
Bombardierung Kambodschas, der französischen
Greueltaten in Indochina und Afrika, der Aktionen
der britischen Polizei in Irland oder der
Waffenverkäufe an den Irak in den achtziger
Jahren, der kanadischen Mittäterschaft an den
US-Kriegsverbrechen in Vietnam usw.
Viele der im ZSSA [Zentrales Staats-Sonderarchiv,
Moskau] verwahrten GULAG-Statistiken spiegeln
einerseits schreckliche Leiden, andererseits aber
auch eine zwar seltsam anmutende, aber erträgliche
Gefängnisgesellschaft wider, deren grösstes
Problem die Gefangenschaft an sich darstellte, wie
es auch in westlichen Gefängnissen nicht viel
anders ist.
[Beispiel Katyn-Massaker: In den
KGB-Akten steht die Wahrheit]
Welchem Objektivitätstest können wir die
Richtigkeit dieser Statistiken unterziehen? Der
eindrucksvollste Beweis für die Richtigkeit der
NKWD-Akten ist die Geschichte der Dokumente zum
Katyn-Massaker. Im Jahre 1940 schlachtete die Rote
Armee viele tausend polnische Offiziere ab, die
während des sowjetischen Angriffs auf Polen 1939
gefangengenommen worden waren. Dieses Massaker
wurde natürlich vor der lokalen Bevölkerung und
vor anderen Armee- und NKWD-Einheiten
geheimgehalten [S.83]. Routinemässig wurde eine
Akte über das Gemetzel angelegt und nach Moskau
geschickt. Nachdem die Deutschen in Russland
einmarschiert waren, wurden die überlebenden Polen
Russlands Verbündete. Aus dem Gefängnis entlassen,
um eine polnische Armee aufstellen zu helfen, die
gegen die Deutschen kämpfen sollte, traf sich der
polnische General Anders in Moskau mit Stalin. Er
wusste nicht, was mit den vermissten Offizieren
geschehen war, und forderte Stalin von Angesicht
zu Angesicht auf, sie freizugeben. Stalin tat, als
wüsste er von nichts. Anders gab sich damit nicht
zufrieden und schickte einen seiner Stabsoffiziere
los, um die gesamte UdSSR nach den verschollenen
Männern abzusuchen.
34) Wladyslaw Anders: An Army in Exile
Konkrete Hinweise fand man nicht, nur vage
beunruhigende Gerüchte. Zuerst glauben die Polen,
etwa 3000 Offiziere seien hingerichtet worden;
später hegten sie den Verdacht, dass es viel mehr
waren, eventuell sogar 15.000.
Nachdem die Deutschen die Gegend um Katyn
eingenommen und einige der Massengräber entdeckt
hatten, führten sie eine Untersuchung durch, die
ergab, dass die Sowjets die Täter waren. Als die
polnische Exilregierung in London das
Internationale Rote Kreuz um Ermittlungen bat,
brachen die Sowjets die diplomatischen Beziehungen
zu den Polen ab. Später eroberten die Sowjets
Katyn zurück und setzten einen eigenen Ausschuss
ein, der sie für unschuldig und die Deutschen für
schuldig an dem Massaker befand. Doch die für die
Täterschaft der Sowjets sprechenden deutschen
Beweise waren so erdrückend, dass sowohl Churchill
wie auch Roosevelt die Sache aus politischer
Rücksichtnahme unter den Teppich kehrten.
Churchill teilte Roosevelt mit, dass das
Verbrechen von den Russen begangen worden sei, und
riet ihm, diese Information geheimzuhalten. Ein
amerikanischer Freund Präsident Roosevelts,
Botschafter Earle, legte dem Präsidenten Beweise
vor, die gegen die Sowjets sprachen, doch auf
Churchills Rat hin verbot ihm der Präsident, damit
an die Öffentlichkeit zu gehen.
35) Louis Fitzgibbon: "Katyn", S. 183
Dabei war das Massaker von Katyn an Polen, also an
Verbündeten des Westens begangen worden. Um [S.84]
die polnische Bevölkerung zu verteidigen, waren
Grossbritannien und Frankreich überhaupt erst in
den Krieg gegen Hitler eingetreten.
Im Verlauf der Nürnberger Kriegsverbrecherprozesse
von 1945/46 brachten die Sowjets eine so absurde
Anklage gegen die Deutschen vor, gegründet auf
ungeschickte Zeugen, die ihren auswendig gelernten
Text herausstotterten, und auf plumpe
Beweisfälschungen, dass Amerikaner und Briten sie
überreden konnten, die Anklage zurückzuziehen.
Fünfzig Jahre lang logen und betrogen die Sowjets,
stellten sich unwissend, schoben die Schuld
scheinheilig auf andere, beleidigten Freunde,
schufen sich neue Feinde, ermordeten diejenigen,
die die Wahrheit sagten, und verloren ihr Gesicht,
während die Welt darüber diskutierte, wer denn nun
tatsächlich die Gefangenen von Katyn auf dem
Gewissen hat. Und ebenfalls fünfzig Jahre lang lag
das NKWD-Dokument, in dem die Todesstrafe für die
Gefangenen von Katyn angeordnet worden war, auf
dem Regal in den Archiven von Moskau, zusammen mit
Briefen und Aktennotizen, in denen die
anschliessende Vertuschungsaktion befohlen wurde.
36) Protokolle des Politbüros, 5. März 1940, Akte
Nr. P.13/144, Archiv des Präsidenten der
Russischen Föderation. Mit Dank an Dmitrij
Wokogonow, den der Autor im Mai 1992 in Moskau
interviewen durfte.
In demselben Archiv befanden sich auch Unterlagen,
aus denen hervorging, dass Molotow, Kaganowitsch
und Stalin in den Jahren 1937 und 1938 die
Hinrichtung von 38.679 Armeeoffizieren, Dichtern,
Schriftstellern und Apparatschiks befohlen hatten.
37) F-2, Op. I, D. 259, Archiv des Präsidenten der
Russischen Föderation. Mit Dank an Dmitrij
Wolkogonow.
Hätten die Sowjets jemals Dokumente fälschen
wollen, so hätten sie da anfangen müssen. Doch sie
bleiben, wie und wo sie waren; sie bleiben
unversehrt, zutreffend, erdrückend.
[1944-1945: Die Briten liefern Russen an Stalin
aus - die britische Regierung bekämpft
Historiker Tolstoy - in den KGB-Akten steht die
Wahrheit]
Ein Kriegsverbrechen, bei dem die Briten Hand in
Hand mit den Sowjets arbeiteten, wurde 1945 und
noch lange danach von beiden Mächten verheimlicht.
Die britische Regierung und Lord Aldington
streiten es sogar jetzt noch ab. Im Frühjahr 1945
lieferten die Briten Tausende Gefangene russischer
Nationalität einschliesslich Frauen und Kindern in
dem vollen Bewusstsein an die Sowjets aus, dass
diese die Anführer erschiessen und den Rest ins
Arbeitslager stecken würden. Es handelte sich um
russische [S.85] Volksangehörige, die als
Verbündete der Briten im russischen Bürgerkrieg
gegen die Sowjets gekämpft hatten. Sie waren aus
ihrer Heimat geflohen, bevor die Sowjets sie am
Ende des Krieges festnehmen konnten, waren also
niemals Sowjetbürger gewesen. Über ganz Europa
verteilt, hatten sie sich seit Juni 1941 den
Deutschen angeschlossen, um Stalin zu stürzen. Zu
ihnen stiessen dann weitere Russen, Ukrainer und
Kosaken, die in der UdSSR geblieben waren, nachdem
die Kommunisten den Bürgerkrieg gewonnen hatten.
Es waren Menschen, die niemals die
Sowjetherrschaft anerkannt hatten. Sobald Hitler
in Russland einmarschierte, liefen sie zu den
Deutschen über, weil sie in Hitler den Befreier
von der Sowjettyrannei sahen.
Viele dieser Menschen standen juristisch nicht
unter Stalins Herrschaft, und moralisch schon gar
nicht. Doch die Briten lieferten sie dennoch aus.
Das Ganze spielte sich unter herzerschütterndem
Wehklagen und derart groteskem Protest ab, dass
die britischen Soldaten sehr bald rebellisch
wurden und ihre Offiziere schon fürchteten, sie
würden die Gefangenen nicht ausliefern können.
38) Nikolai Tolstoy: The Minister and the
Massacres; Nikolai Tolstoy: Die Verratenen von
Jalta; Elfrieda und Peter Dyck: Up from the
Rubble.
All dies wurde zum Entsetzen hoher britischer
Regierungsbeamter vor einigen Jahren in mehreren
Büchern und einem Aufsatz des bekannten britischen
Schriftstellers Count Nikolai Tolstoy enthüllt.
Umgehend machten sie Front gegen den Autor, der
behauptet, sie hätten Meineide geleistet oder dazu
angestiftet und illegal Dokumente konfisziert, um
einem gewissen Lord Aldington bei einem
Verleumdungsverfahren gegen Tolstoy behilflich zu
sein.
Tolstoy und ein
paar andere westliche Forscher fanden ihre
Bestätigung, als Gorbatschow und Jelzin viele der
sowjetischen Archive endlich freigaben. Mit der
Öffnung der Archive der Roten Armee konnten
wichtige Einzelheiten enthüllt werden, die
Bristols Vorwürfe belegten. Er flog nach Moskau
und fand dort Beweise "von zentraler Bedeutung"
für seinen Vorwurf, Lord Aldington, vormals
Brigadier Toby Low, habe 1945 als britischer
[S.86] Offizier viele tausend russische
Emigranten, die an Hitlers Seite den Kommunismus
bekämpft hatten, an die Sowjets ausgeliefert.
39) Im Gespräch mit dem Autor. Nähere Einzelheiten
in: Tolstoy: The Minister and the Massacres.
[Deutsche Kriegsgefangene 1945: Die falschen
Anschuldigung an die Sowjets - die Wahrheit in
den KGB-Akten - Massenmörder Eisenhower und De
Gaulle werden enttarnt]
Die sowjetischen Sterberegister werfen auch ein
helles, klares Licht auf das Schicksal der 1,4
Millionen vermissten deutschen Kriegsgefangenen,
mit dem sich im Auftrag der Bundesregierung ein
"Ausschuss für Kriegsgefangenenfragen" unter der
Leitung von Dr. Margarethe Bitter beschäftigt hat.
Die Fürsprecher von Eisenhower und de Gaulle
führen an, die von Dr. Bitter und ihren
Ausschusskollegen für die Adenauer-Regierung
erarbeitete Studie zeigte, dass die meisten der
vermissten Kriegsgefangenen zuletzt an der
Ostfront gesehen wurden und in sowjetischen Lagern
umkamen.
Ich habe Dr. Margarethe Bitter interviewt, und sie
erklärte mir, dass diese Darstellung nicht den
Tatsachen entspreche. "Wir wussten nicht, wo sich
die vermissten Kriegsgefangenen befanden", sagte
sie mir, und das gleich zweimal: zunächst am
Telefon auf Französisch und dann noch einmal
persönlich auf Englisch im Beisein meiner Frau,
als wir Dr. Bitter im Juni 1991 besuchten.
40) Telefonische und persönliche Interviews mit
Dr. Margarethe Bitter, 1991. Tonbänder und
Transkripte beim Autor. Dr. Bitter begründete im
Jahr 1947 den Ausschuss für
Kriegsgefangenenfragen, der im Auftrag von drei
Ländern Nachforschungen über das Schicksal
deutscher Kriegsgefangener anstellte. Als der
Ausschuss 1950 in die Zuständigkeit der
Bundesregierung überging, setzte Dr. Bitter
gleichwohl ihre Tätigkeit fort. Der Bericht der
Bundesregierung wurde auch den Vereinten Nationen
in New York unterbreitet (siehe Bibliographie, B.
Archivmaterial). Ein Exemplar erhielt der Autor
von Dr. Margarethe Bitter. Es trägt den Titel:
"German Prisoners of War and Missing Members of
the Wehrmacht (Second World War)", Part 1, Volume
1. Third revised and completed Edition, 30. Juni
1953 (es gab zwei weiter Bände).
Die Fürsprecher von Eisenhower und de Gaulle haben
die Daten, die der Ausschuss erarbeitet hat,
falsch interpretiert. Sie möchten gern zeigen,
dass es in den Lagern des Westens kein
Massensterben gab und dass fast sämtliche
vermissten 1,4 Millionen deutschen
Kriegsgefangenen der Bitterschen Studie in
sowjetischen Lagern umkamen. Diejenigen, die
Eisenhower und de Gaulle einen Heiligenschein
bescheren wollten, blieben bei dieser Absicht
stehen; sie brachten kein Licht in die
tatsächlichen Geschehnisse.
41) Zum Beispiel Arthur L. Smith, einer der
Hauptverfechter der "Im Osten umgekommen"-Theorie;
In: Die "vermisste Million". Zum Schicksal
deutscher Kriegsgefangener nach dem Zweiten
Weltkrieg". München 1992. Einem Vertreter des
Volksbund deutsche Kriegsgräberfürsorge (VdK)
zufolge leistet dieses Buch jedoch "keinen
relevanten Forschungsbeitrag". Brief an Lotte
Börgmann in Rheinberg, Juli 1994. Ein weiterer
Fachmann, Prof. Stefan Karner von der Universität
Graz, schätzt, dass vielleicht 800.000 der
vermissten Deutschen auf dem Weg zwischen der
Gefangennahme an der Front und der Ankunft im
Sammellager verschwanden. - "Die Schätzung von
mindestens 800.000 vor der Registrierung
verstorbener deutscher Kriegsgefangener basiert
auf Erfahrungen mit der von mir durchgeführten
Erhebung österreichischer, luxemburgischer,
Südtiroler und französischer Kriegsgefangener".
[Das steht in folgendem Artikel]: "Die Sowjetische
Hauptverwaltung für Kriegsgefangene und
Internierte; ein Zwischenbericht"; In:
Vierteljahreshefte für Zeitgeschichte, 42. Jg.,
Heft 3, Juli 1994, S. 449; vgl. auch Anhang 2
Es war das altbekannte Kalte-Krieg-Spiel,
den Sowjets alles in die Schuhe zu schieben, doch
das funktioniert jetzt nicht mehr, nachdem die
KGB-Archive geöffnet worden sind. Deshalb äussern
die Verteidiger des Westens Zweifel an der
Richtigkeit der KGB-Akten. Nun heisst es, die Rote
Armee habe ihre Gefangenen nicht bereits an der
Front gezählt, sondern erst [S.87] in den
rückwärtigen Lagern. Dies aber bedeute, dass die
vermissten deutschen Kriegsgefangenen, die ihrer
Meinung nach an der Ostfront verlorengingen, von
den Sowjets gar nicht als Kriegsgefangene
registriert wurden. Viele sollen auf dem Weg von
der Front zu den rückwärtigen
Kiegsgefangenenlagern entkommen oder umgekommen
sein. Eine weitere Annahme geht davon aus, dass
die Amerikaner in Wirklichkeit weniger Gefangene
machten, als in den amerikanischen Büchern
verzeichnet sind. Je weniger Gefangene die
Amerikaner machten, desto weniger können bei ihnen
umgekommen sein.
[Deutscher Kriegsgefangene: Overmans und
Ambrose reduzieren die Menge für die "USA" auf
1/10 der Realität - Maschke und die KGB-Akten]
Der deutsche Historiker Rüdiger Overmans hat zu
belegen versucht, dass die Amerikaner viel weniger
Gefangene machten, als sie selbst von sich
behaupteten. In einem von dem amerikanischen
Militärhistoriker Stephen E. Ambrose - einem
glühenden Fürsprecher Eisenhowers -
herausgegebenen Buch schreibt Overmans, die
Amerikaner hätten bis Anfang 1945 lediglich
300.000 Gefangene gemacht, doch er gibt dafür
keine quelle der US Army an.
42) Stephen E. Ambrose und Günther Bischof
(Hrsg.): Eisenhower and the German Prisoners:
Facts against Falsehood"; Baton Rouge; London 1992
Die wichtigste Quelle der US Army, der Theater
Provost Marshal General (Oberbefehlshaber
der Militärpolizei auf dem Kriegsschauplatz),
berichtete, dass mit Stichtag 27. Dezember 1944
die 12th Army Group und die 6th Army Group
zusammen seit dem 6. Juni 1944 auf dem
Europa-Feldzug über 400.000 deutsche Gefangene
gemacht hatten, dazu noch 229.000 in Tunesien.
43) Report of Combined Chiefs of Staff; March
1945; JCS STRAT MCF UB 223 US4, Part 1, 42-45
Microfilm 12, University of Ottawa, von Richard
Wiggers freundlicherweise zur Verfügung gestellt.
Die offizielle amerikanische Gesamtzahl ist damit
mehr als doppelt so hoch wie die von Overmans
genannte Zahl.
Zwar ist Major Overmans aufgrund seiner
herausragenden Stellung beim historischen Dienst
der Bundeswehr zugleich offizieller Sprecher der
Bundesregierung zu diesem Thema, doch stehen seine
undokumentierten Aussagen über amerikanische
Gefangennahmen in klarem Widerspruch zur
wichtigsten Quelle für Dokumentationen über die
US-Armee. Ebenso klar ist, dass die Sowjets
während eines Grossteils des Krieges mehr
Gefangene in ihre rückwärtigen (MWD)-Lager
verbrachten, als die Deutschen verloren zu haben
glaubten [S.88].
Dies geht aus der wichtigsten Quelle hervor, auf
die sich Overmans und Ambrose stützen, nämlich aus
dem von Erich Maschke Anfang der siebziger Jahre
im Auftrag der Bundesregierung als abschliessendes
statistisches Kompendium herausgegebenen
fünfzehnbändigen Werk "Zur Geschichte der
deutschen Kriegsgefangenen des Zweiten
Weltkrieges". Maschke zufolge befanden sich Ende
1944 noch 559.142 deutsche Kriegsgefangene lebend
in sowjetischer Hand. Des weiteren schätzte er,
dass bis Ende April 1945 von allen bis dahin
eingebrachten Kriegsgefangenen etwa 549.000
umgekommen waren. Zählt man die beiden Zahlen
zusammen, so sieht man, dass die Sowjets nach
Maschke bis Ende 1944 höchstens 1.108.000 deutsche
Kriegsgefangene gemacht haben konnten, während die
sowjetischen Akten zu diesem Zeitpunkt 1.340.000
gefangene Deutsche verzeichneten.
44) Nach G.F. Kriwoschejew (Hrsg.): "Grif
sekretnostij snjat", betrug Ende 1944 die
Gesamtzahl faschistischer Kriegsgefangener
1.836.996. Zum Kriegsende stellten die Deutschen
etwa 73 Prozent der Gesamtzahl der von den Sowjets
eingebrachten Kriegsgefangenen der Achsenmächte
(Bulanow-Bericht). Der deutsche Anteil an den
1.836.996 Kriegsgefangenen betrug somit etwa
1.340.000. Siehe auch Maschke, Band XV, S.194 und
224.
Und natürlich waren nicht alle von Maschke
angegebenen 549.000 Toten bereits Ende 1944
umgekommen. Um die Unmöglichkeit der Schätzungen
Maschkes zu verdeutlichen, genügt es, wenn wir für
Ende 1944 von 300.000 umgekommenen, deutschen
Kriegsgefangenen ausgehen. So stehen Ende 1944 den
859.000 deutschen Kriegsgefangenen in der
Sowjetunion bei Maschke die 1.340.000
tatsächlichen deutschen Kriegsgefangenen
gegenüber, wie von den Sowjets angegeben.
[KGB-Akten sind präziser als das Tagebuch des
OKW - zivile Deutsche füllen die Lücken
geflohener, deutscher Soldaten - Sippenhaft im
Gulag - telefonische Kontrolle - auf den
"sowjetischen" Transporten blieb die Anzahl
gleich]
Sehr viel wichtiger für die Geschichtsschreibung
ist es, die Vermisstenzahlen im Tagebuch des OKW
mit den tatsächlichen, sowjetischen Zahlen zu
vergleichen. Das OKW verzeichnete am 31. Januar
1945 eine Gesamtzahl von 1.018.365 Vermissten an
der Ostfront; wie wir jedoch sahen, hatten die
Sowjets bereits einen ganzen Monat zuvor schon
1.340.000 deutsche Kriegsgefangene registriert.
Mit Sicherheit sind die sowjetischen Angaben
zuverlässiger als das Kriegstagebuch des OKW. Für
andere Zeitabschnitte des Krieges im Osten gilt
Entsprechendes: Die Sowjets verzeichneten durchweg
mehr Gefangennahmen, als das OKW Vermisste
meldete.
45) Martin K. Sorge: "The Other Price of Hitler's
War", S.63. Zur Vermisstenzahl am 31. März 1945
(1.281.285) siehe auch Percy Ernst Schramm
(Hrsg.): Kriegstagebuch des Oberkommandos der
Wehrmacht, Band IV, S.1515
Dies beweist, dass es keine grösseren Zahlen von
unregistrierten Gefangenen gegeben haben kann. Und
da es [S.89] praktisch keine unregistrierten
Gefangenen gab, kann es logischerweise auch keine
Todesfälle von unregistrierten Gefangenen gegeben
haben.
46) Wie kam es dazu, dass die Sowjets mehr
Gefangennahmen registrierten als das OKW an
Heeresangehörigen als vermisst meldete? Zum
geringeren Teil erklärt sich der Unterschied durch
kleinere Verluste bei Luftwaffe und Kriegsmarine,
die sich seit Kriegsbeginn 1939 bis Januar 1945 an
allen Fronten auf 256.000 summierten (Sorge: The
Other Price of Hitler's War, S.63). Da die meisten
Verluste von Marine und Luftwaffe im Westen
verzeichnet wurden, lag der Anteil der Ostfront an
diesen Gefangenen wahrscheinlich unter 50.000. Bei
dem grösseren Rest dürfte es sich um Männer
handeln, die vom OKW als gefallen eingeschätzt
wurden, in Wahrheit jedoch lebend in
Gefangenschaft geraten waren.
Was hingegen die Westfront betrifft, so geben die
Amerikaner, angefangen bei Major General Milton A.
Reckord bis hin zu Oberst Philip Lauben, selbst
zu, dass sie über den Verlust von Zehntausenden
deutscher Kriegsgefangener nicht nur während des
Transports, sondern sogar während des Aufenthalts
in festen Lagern keine Rechenschaft ablegen
können. Auf einem Bahntransport gingen über 20
Prozent der Gefangenen verloren. Bei der Übernahme
eines amerikanischen Lagers durch die Franzosen
fehlten - Lauben zufolge - plötzlich 105.000
Gefangene von den 275.000, die von den
amerikanischen Bewachern zuvor gemeldet worden
waren.
47) Eine vollständige Beschreibung der massiven
Irrtümer, die bei der Berechnung der
Gefangenenzahlen begangen wurden, findet sich in
meinem früheren Buch "Der geplante Tod", speziell
in den Aussagen von Colonel Philip A. Lauben und
Milton A. Reckord sowie Capitain Julien von der
französischen Armee.
Die generelle
Richtigkeit der sowjetischen Aufzeichnungen über
Gefangennahmen wird im einzelnen durch den Bericht
des Panzer-Regimentskommandeurs Oberst Hans von
Luck bestätigt, eines Kollegen und Freundes von
Stephen E. Ambrose. Von Luck wurde im April 1945
bei Berlin mitsamt seiner Einheit von den Sowjets
gefangengenommen. Er wurde beauftragt, in seiner
Truppe für Disziplin und Ordnung zu sorgen, und
marschierte mit ihr ins Hinterland, Richtung
Dresden. Unterwegs entkamen einige der deutschen
Soldaten, doch wie von Luck berichtete,
"drohte man mir mit Erschiessung,
falls weitere Gefangene fliehen sollten. Was
aber noch schlimmer war, man holte aus den
naheliegenden Dörfern wahllos männliche
Zivilisten, damit die Zahl wieder stimmte ...
Ich wusste leider nicht, dass die Zahl der
abzuliefernden Gefangenen genau festgelegt war."
48) Hans von Luck: Gefangener meiner Zeit. Ein
Stück Weges mit Rommel; mit einer Einleitung von
Stephen E. Ambrose, Herford 1991, S.281
Die russische Praxis war, die Zahlen vom
Armee-Lager an das rückwärtige Sammellager des
NKWD im voraus telefonisch durchzugeben, was von
Luck natürlich nicht wissen konnte. Auch Hary G.
Braun, der bei der Kriegsmarine gedient hatte,
beobachtete diese Praxis. Braun war von den
Sowjets im Sommer 1945 bei Wittenberge
gefangengenommen worden. Auf dem Marsch ins
Hinterland konnte er mit einem Kameraden
entwischen und flüchtete durch die Wälder, wobei
er nicht wusste,
"ob die Russen mit Spürhunden kommen
würden, um uns zu jagen. Erst später erfuhren
wir, wie einfach die Soldaten der Roten Armee
solche Probleme lösten. Sie gingen einfach zur
nächsten Ortschaft, nahmen sich die erstbesten
warmen Körper und lieferten die genaue Anzahl
Gefangene ab, mit der man sie auf den Weg
geschickt hatte."
49) Harry G. Braun: Von Inseln, Schiffen und
Abenteuern; Herford 1994, S.96
Dass bei den Sowjets zwischen Gefangennahme und
erster Dokumentierung Hunderttausende von
Gefangenen dahinstarben und dies die Erklärung für
den Verbleib eines Grossteils der vermissten
Kriegsgefangenen sei, gehört also offensichtlich
ins Reich der Phantasie.
50) siehe Anmerkung 38: Nikolai Tolstoy: The Minister and
the Massacres; Nikolai Tolstoy: Die Verratenen
von Jalta; Elfrieda und Peter Dyck: Up from
the Rubble.
Dennoch wird diese Theorie bis zum heutigen
Tage von namhaften Historikern vertreten, die
allerdings offen zugeben, dass ihnen dafür
keinerlei dokumentarische Belege vorliegen.
51) Karner: "Die Sowjetische
Hauptverwaltung für Kriegsgefangene und
Internierte; ein Zwischenbericht"; In:
Vierteljahreshefte für Zeitgeschichte, 42.
Jg., Heft 3, Juli 1994, S. 449; Im Oktober
1994 hörte ich auch die von Prof. Brian Loring
Villa von der University of Ottawa vertretene
These, der mir erklärte, dass er keine
dokumentarischen Belege dafür vorlegen könne.
[Geraubte, deutsche Zivilisten von
1945: Vermutete Todesrate 50% - KGB-Akten
sagen wieder die Wahrheit: Reale Todesrate
20%]
Einen weiteren Beweis für die Zuverlässigkeit
der KGB-Akten stellen die Aufzeichnungen über
das Schicksal der deutschen Zivilisten dar,
die 1945 abtransportiert und als
Zwangsarbeiter in den GULAG geschafft wurden,
um ihren Beitrag zu den Reparationen zu
leisten. Während des Kalten Krieges wollte die
deutsche Bundesregierung den Berichten der
Sowjetregierung zu diesem Thema einfach keinen
Glauben schenken. Deshalb nahm
sie unter vielen Mühen eine statistische Erhebung
der betroffenen Familien vor und veröffentlichte
die Ergebnisse in einem mehrbändigen Werk mit dem
Titel "Dokumentation der Vertreibung der Deutschen
aus Ost-Mitteleuropa".
52) Theodor Schieder (Bearb.): Dokumentation der
Vertreibung der Deutschen aus Ost-Mitteleuropa;
Band I-V, hrsg. vom Bundesministerium für
Vertriebene, Flüchtlinge und Kriegsgeschädigte;
Bonn [1953-]1961; auch als Taschenbuchausgabe,
München 1984
Darin kam sie zu dem Schluss, die Sowjets hätten
etwa 218.000 "deutsche Zivilpersonen aus den
Gebieten ostwärts von Oder und Neisse" als [S.91]
Zwangsarbeiter "nach Russland verschleppt".
"Mindestens 100.000 bis 125.000" sollten dabei
umgekommen sein.
53) Theodor
Schieder (Bearb.): Dokumentation der
Vertreibung der Deutschen aus
Ost-Mitteleuropa; Band I/I, S. 83E, 87E
Als jedoch, wie bereits gesehen, die
MWD/NKWD/KGB-Archive über die Kriegsgefangenen
einsehbar wurden, zeigten die sowjetischen
Unterlagen, dass in dieser Kategorie 271.672
Menschen deportiert worden waren, von denen
66.481 ums Leben kamen.
54) Galizkij: "Deutsche Kriegsgefangene"; und:
Kaschirin: "Sprawka"
Hier handelte es sich um eine weiter vom Westen
vermutete und in den sowjetischen Archiven korrekt
verzeichnete Greueltat. Anhand der deutschen und
sowjetischen Quellen erhalten wir also den
authentischen Beweis, dass die sowjetischen
Aufzeichnungen zumindest zum Thema dieser
deutschen Kriegsgefangenen zuverlässig sind.
[Mit Hilfe der KGB-Akten wurden 50.000
deutsche und 62.000 japanische Gefangene
gefunden - Übersetzungsarbeiten]
Das Russische Rote Kreuz hat im Verlauf der
letzten zwanzig Jahre eine halbe Million Anträge
deutscher Familien bearbeitet, das Schicksal ihrer
Angehörigen aufzuklären, von denen sie annahmen,
dass sie in die Sowjetunion gebracht worden waren.
Mit Hilfe der KGB-Akten waren die Russen in der
Lage, 50.000 Gefangene aufzuspüren und über ihr
Schicksal Rechenschaft abzulegen. Die Japaner
erhielten in ähnlicher Weise Gewissheit über den
Verbleib von 62.000 ihrer gefangenen Landsleute.
Seit 1991 sind deutsche forscher in den
ZSSA-Archiven tätig, die Akten von Millionen
Kriegsgefangenen aus dem Russischen ins Deutsche
übersetzen.
55) Interviews mit zwei deutschen Forschern im
ZSSA, Moskau 1992, und mit Frau W. Fatjuchina vom
Russischen Roten Kreuz.
In amerikanischen, französischen, kanadischen,
schweizerischen oder britischen Archiven sind
solche Informationen nicht zugänglich.
[Japanische Kriegsgefangene aus der Mandschurei
- die KGB-Akten stimmen wieder]
Dokumente über das Schicksal von rund 640.000
japanischen Kriegsgefangenen, die im August 1945
in der Mandschurei von der roten Armee gemacht
wurden, haben eine besondere Relevanz hinsichtlich
des Schicksals der deutschen Kriegsgefangenen in
Händen der Westmächte, denn hier ergibt sich eine
weitere Chance, die generelle Richtigkeit der
KGB-Akten über die Kriegsgefangenen nachzuweisen
[S.92].
Da die Japaner im gleichen MWD-Lagersystem unter
den gleichen Bedingungen und ab August 1945
oftmals in denselben Lagern wie deutsche und
andere europäische Gefangene gehalten wurden, muss
das Schicksal der Japaner ab August 1945 eine
starke Ähnlichkeit mit dem der Deutschen und
anderer Europäer aufweisen. Das Schicksal der
japanischen Kriegsgefangenen ist von den Japanern
selbst recherchiert worden, so dass es uns möglich
ist, eine definitive Antwort auf die Frage zu
geben, ob die sowjetischen Angaben in dieser
Beziehung zutreffend sind.
[Verbleib von deutschen und japanischen
Kriegsgefangenen - Anschuldigungen an die SU -
die KGB-Akten sagen die Wahrheit: 62.000]
Etwa zwei Jahre nach Kriegsende begannen deutsche
und japanische Familien bei den Besatzungsmächten
anzufragen, wann ihre vermissten männlichen
Mitglieder zurückkehren würden. Über zwei
Millionen Deutsche befanden sich noch in
Gefangenschaft, so glaubte man wenigstens,
zusammen mit mehr als einer Million Japanern,
Italienern, Ungarn, Rumänen und anderen
Verbündeten der Achsenmächte. Westliche
Regierungschefs, Historiker, Journalisten und
Botschafter behaupteten, fast wie Millionen
europäische Kriegsgefangene seien in sowjetischen
Lagern umgekommen. Diese Behauptung wurde bei der
UNO verbreitet und ging durch alle Medien. Die
US-Militärregierung in Japan, das
US-Aussenministerium, die Regierungen von Japan,
Grossbritannien und Australien warfen den Sowjets
ausserdem vor, zwischen 1945 und 1950 eine Million
oder mehr japanische Kriegsgefangene zur
Zwangsarbeit verpflichtet zu haben. Sie
beschuldigten die Sowjets, das Schicksal dieser
Kriegsgefangenen zu verschleiern, weil sie
Zwangsarbeiter seien oder auch als Zwangssoldaten
in die Rote Armee gepresst worden seien, um gegen
die demokratischen Staaten Krieg zu führen.
Japaner und Amerikaner sprachen bei verschiedenen
Gelegenheiten vo 300.000 bis 500.000 "vermissten"
Kriegsgefangenen oder solchen "mit ungeklärtem
Verbleib" in sowjetischen Lagern, wobei sie
unverhohlen darauf hindeuteten, dass die meisten
von ihnen bereits tot sein müssten.
Dies stritten die Sowjets energisch ab. Ihren
Angaben zufolge [S.93] waren lediglich 10.627
Gefangene gestorben.
56) William Nimmo: Behind a Curtain of Silence,
S.96
Dann schossen die Sowjets mit der Beschuldigung
zurück, in amerikanischen, britischen und
australischen Lagern seien rund 100.000 Japaner
ums Leben gekommen. die Japaner legten der UNO
daraufhin eine Liste über 253.000 "bekanntermassen
Tote" vor, worauf Jakob Malik, der sowjetische
UN-Botschafter, die Japaner an den Pranger
stellte. Mächtige Demonstrationszüge sammelten
sich in Tokio, und General Mac Arthur, der
amerikanische Militärkommandeur, sagte, die
vermissten Kriegsgefangenen seien "die
ernsthafteste Sorge", die er jemals in den Jahren
seiner Herrschaft in Japan gehabt habe.
57) William
Nimmo: Behind a Curtain of Silence, S.95
Ebenso wie sie die Öffentlichkeit im Fall
Katyn jahrelang belogen hatten, hüteten die
Sowjets auch diesmal ihr Geheimnis und
verbreiteten Lügen über die tatsächliche Zahl
der in ihren Lagern umgekommenen Japaner. So
gaben sie 1950 an, etwa 3500 japanische
Gefangene seien umgekommen, während sie diese
Zahl einige Jahre später nach oben
korrigierten, nämlich auf etwa 30.000.
Durch sorgfältige Befragung heimkehrender
Gefangener über viele Jahre hinweg kamen die
Japaner bis 1960 schrittweise zu dem Ergebnis,
dass nicht Millionen von Soldaten in der
Mandschurei gefangengenommen worden waren, wie
Briten, Amerikaner und Australier zuvor
angegeben hatten, sondern lediglich rund
640.000 Mann von der Kwantung-Armee. Auch
stellten sie fest, dass von diesen 640.000
etwa 62.000 Mann umgekommen waren.
58) William Nimmo an den Autor, Januar 1993
Im gleichen Zeitraum führte das KGB sehr
genaue Aufzeichnungen über die Zahl der
Gefangenen, ihren Gesundheitszustand und ihre
Arbeitsleistung sowie Einzelheiten über Tod
oder Entlassung. Nach Glasnost fanden die
Russen die Sterbeurkunden und Personalakten
der Gefangenen. Die Zahl der dort
verzeichneten Sterbefälle belief sich auf etwa
62.000. Sowohl der Parteivorsitzende Michail
Gorbatschow 1991 als auch Präsident Jelzin
1994 übermittelten der japanischen Regierung
die Zahl von 62.000 zusammen mit einer
Entschuldigung, und Jelzin [S.94] überreichte
eine Namensliste der Umgekommenen.
Die Liste samt dazugehöriger Erklärung wurde von
den Japanern dankend entgegengenommen.
59) MWD-Bericht von 1950 im Archiv der
Oktoberrevolution, Moskau. Öffentlich zitiert von
Boris Jelzin und Michail Gorbatschow aufgrund der
ihnen vorgelegten Forschungsergebnisse von Alexej
Krititschenko, Abteilungsleiter am Institut für
Weltwirtschaft und internationale Beziehungen der
Akademie der Wissenschaften der UdSSR.
Während die Propaganda-Raketen vierzig Jahre lang
die Welt umschwirrten, lagerten die jeweiligen
Akten unberührt in den Archiven Moskaus, Tokios
und wahrscheinlich auch Washingtons. Und das
Erstaunliche dabei ist, ass all diese Akten in der
Zahl von 62.000 übereinstimmen.
Und vierzig Jahre lang hat das niemand gesagt.
[Deutsche Kriegsgefangene in Russland -
insgesamt fehlen 1,7 Millionen Tote - 423.168
auf russischer Seite - der Rest fällt auf die
Westalliierten]
Kapitän zur See W.P. Galizkij aus Moskau hat über
15 Jahre in vielen Archiven der UdSSR und
Russlands herumgestöbert, nicht nur in der
Hauptstadt, sondern auch weit davon entfernt, um
seine Diplomarbeit über die deutschen
Kriegsgefangenen zu schreiben. Er zog aus seinen
Nachforschungen den Schluss, dass zwischen dem 22.
Juni 1941 und dem 9. September 1945 2.389.560
deutsche Soldaten gefangengenommen wurden. Von
diesen starben, den NKWD-Akten in Moskau zufolge,
356.687.
60) Kaschirin: "Sprawka"; Und: Bulanow-Bericht
Des weiteren wurden 271.672 Zivilisten, sogenannte
"internirowannije" (Internierte), registriert, von
denen 66.481 umkamen. Somit starben 423.168
Deutsche, die übrigen wurden entlassen.
61) Interview mit W.P. Galizkij, Moskau, Mai 1993.
Andere Berichte in den Archiven, namentlich die
von Bulanow und Kruglow, nennen andere Zahlen.
Bulanow berichtet von 356.687 Toten im Zeitraum
"1941 bis 1945", eine Ungenauigkeit der Datierung,
die Zweifel an seiner Vertrauenswürdigkeit
aufkommen lässt (Bericht des Leiters der Abteilung
Gefängnisse des NKWD, datiert vom 28. April 1956,
im ZSSA [Zentrales Staats-Sonderarchiv, Moskau]).
Bulanow könnte jedoch recht haben, denn andere
MWD-Zahlen zeigen, dass sich der grösste Teil der
Todesfälle unter den Gefangenen vor Ende 1945
ereignete. Das heisst, es ist durchaus denkbar,
dass die restlichen 94.000 Todesfälle zwischen
1945 und dem Ende der Kriegsgefangenschaft um 1952
eintraten. Dies entspräche einer
Nachkriegs-Sterberate von insgesamt etwa 10
Prozent, was der Sterberate unter den japanischen
Kriegsgefangenen im gleichen Zeitraum sehr
nahekommt.
Der Kruglow-Bericht zum Stichtag 30. Dezember 1945
nennt keine direkte Sterbeziffer, sondern
lediglich "Entlassen und weitere Abgänge
1.127.269" mit einer Anmerkung, dass die Zahl der
Entlassenen 950.514 betrug. Dies würde bedeuten,
dass bis zum 30. Dezember 1945 lediglich 176.755
Gefangene umgekommen waren, eine völlig
unglaubhafte Zahl. Kruglows Angabe von 2.685.469
europäischen Kriegsgefangenen zum Stichtag 1. Juli
1945 ist so weit von Stalins eigenen Angaben von
3,5 Millionen zum Stichtag 25. Mai 1945 entfernt,
dass ihr kaum Glauben zu schenken ist.
Andrej Kaschirin, Militärhistoriker der Russischen
Armee, kam ebenfalls zu dem Ergebnis, dass diese
Zahlen aus dem ZSSA-Archiv [Moskau] generell
zutreffend sind. Auch er kommt auf eine Gesamtzahl
von 423.168 Toten.
62) Kaschirin: "Sprawka".
Von dieser Zahl wird im vorliegenden Buch
ausgegangen.
63) Das andere, massgebliche Buch - G.F.
Kriwoschejew (Hrsg.), "Grif sekretnostij snjat" -
setzt die Zahl der Toten mit 450.600 an. Der
Unterschied, etwa 27.000, entspricht 1,9 Prozent
der insgesamt umstrittenen Toten.
Zieht man die 423.168 in sowjetischen
Kriegsgefangenenlagern umgekommenen Deutschen von
der Gesamtzahl von 1,7 Millionen vermissten
Gefangenen *
* Etwa 1,4 Millionen Vermisste wurden in der
unvollständigen, von Dr. M. Bitter ins Leben
gerufenen Untersuchung festgestellt. Darin waren
zwar die meisten Wehrmachtsangehörigen erfasst,
deren Familien im Westen lebten, doch nur etwa 50
Prozent von denen, die in der Ostzone beheimatet
waren. Wahrscheinlich gab [S.95] es dort -
gemessen an der Bevölkerungszahl - etwa 300.000
weitere Vermisste, von denen der Ausschuss nichts
erfuhr. Dazu kommen fast noch einmal 300.000
zivile Gefangene und Angehörige paramilitärischer
Organisationen. Vergleiche Anhang 3 [S.96].
ab, so kommt man zu dem [S.95] Ergebnis,
dass die übrigen rund 1.250.000 Personen
ausserhalb dieser Lager umgekommen sein müssen.
Ein Grossteil dieser Gefangenen fand den Tod in
US-amerikanischen und französischen Lagern.
64) Es ist kein Geheimnis, warum die
Westalliierten ihre Greueltaten verheimlichten,
aber ein Rätsel bleibt, wieso die Sowjets ihre
eigenen Zahlen nicht selbst veröffentlichten,
womit sie auf die vom Westen begangenen
Greueltaten hingewiesen und die gegen sie
erhobenen Beschuldigungen grösstenteils entkräftet
hätten. Vielleicht widerstrebte es den Sowjets,
auch nur den Tod von 423.000 Deutschen sowie
weiteren 300.000 Japanern, Polen usw. zuzugeben.
Es bleibt noch viel zu tun in den sowjetischen
Archiven, um die Antwort auf diese und andere
Fragen zu finden.
[KGB-Archive verzeichnen Gefangene aus
25 Ländern über 15 Jahre hinweg - der Westen
verheimlicht alles - die grösste Lüge der
Demokratien seit Menschengedenken]
Alles in allem geben die gewaltigen, sowjetischen
Archive in grosser Genauigkeit das Schicksal von
drei Dienstgrad-Gruppen (Offiziere,
Unteroffiziere, Mannschaften) von Gefangenen aus
25 Ländern über 15 Jahre hinweg wieder. Es handelt
sich um die bei weitem wertvollsten, genauesten
und umfassendsten Dokumente, die jemals irgendwo
auf der Welt über Gefangene des Zweiten Weltkriegs
entdeckt wurden. Wir wissen, dass sie zuverlässig
sind, denn sie fügen sich nahtlos in sämtliche
sonstwie bekannten Beweisstücke ein, erklären
bisher vorhandene Lücken in der westlichen
Geschichtsschreibung, werden von Millionen von
ergänzenden Dokumenten gestützt und von deutschen,
polnischen und japanischen Berichten bestätigt.
Und vor allem: Sie wurden über vierzig Jahre lang
geheimgehalten, weil sich die Sowjetführer vor
ihnen fürchteten. Denn sie glaubten ihnen.
Furchtbare Greueltaten gegen Angehörige vieler
Völker waren darin dokumentiert.
65) Auf die Möglichkeit angesprochen, dass die
NKWD-Aufzeichnungen an irgendeinem Punkt gefälscht
worden sein könnten, erklärte Ludmilla Nosyrewa,
erste Spezialistin für Gefangenenfragen im ZSSA
[Zentralarchiv Moskau], das halte sie nicht für
wahrscheinlich. und Anatolij Prokopenko,
stellvertretender Leiter des Russischen Komitees
für das Archivwesen und politischer Berater
Präsident Jelzins in Fragen der
Archivgesetzgebung, meinte, er glaube nicht, dass
die NKWD-Akten gefälscht worden seien, hielt es
allerdings für möglich, dass bestimmte Einträge -
z.B. in den Sterbeurkunden über die Todesursache -
zuweilen geändert wurden, um den Tod
"natürlicher", also weniger beschämend für die
Sowjets, erscheinen zu lassen.
Da nun hinsichtlich des Wahrheitsgehalts der
sowjetischen Akten kein Zweifel mehr besteht,
ebensowenig hinsichtlich der deutschen Angaben
über die Zahl der Vermissten, kommen wir
unweigerlich zu dem Schluss, dass die 1,4 bzw. 1,7
Millionen vermissten, deutschen Soldaten nicht,
wie bisher behauptet, in sowjetischen Lagern
umkamen, sondern lediglich an die 423.168. Die
übrigen starben grösstenteils in Lagern des
Westens.
Im Gegensatz zu der Akribie, mit der die
sowjetischen Akten [S.96] geführt und archiviert
wurden, wird im Westen eingeräumt, dass die
Archive von verräterischem Material gereinigt
worden sind.
66) Dies wurde von Eddy Reese bestätigt, einem der
dienstältesten Archivare der Modern Military
Records der US NARS [National Archives and Records
Service (USA)] in Washington. Reese zufolge wurden
bald nach Kriegsende, etwa zu der Zeit, als
Eisenhower Stabschef der US-Armee war, "sämtliche
'non-record'-Lagerdokumente vernichtet" (was genau
er damit meinte, erklärte er nicht). Gespräch mit
Colonel Fisher und dem Autor, Washington 1987.
Nirgendwo im Westen existieren persönliche Akten
über irgendwelche Kriegsgefangenen. Die britische
Regierung verweigerte dem Autor dieses Buches die
Einsicht in Dokumente wie den Phillimore Report,
als er Nachforschungen über das Schicksal der
Deutschen in britischen Kriegsgefangenenlagern
anstellen wollte. In den kanadischen Archiven
finden sich Protestschreiben der früheren
österreichischen Kaiserin, in denen sie darüber
Beschwerde führt, dass sich die kanadischen
Soldaten gegenüber den österreichischen Gefangenen
im Lager Aurich wie Nazis aufführten. Es gibt
jedoch keinen Beleg dafür, dass dieser Klage
nachgegangen worden wäre, lediglich ein
routinemässiges Dementi. Wie bereits erwähnt, hat
mir das Internationale Rote Kreuz mehrmals die
Einsicht in die Akten aus dem Zweiten Weltkrieg
verwehrt, drei anderen Autoren hingegen nicht. Das
sind nur einige wenige von zahlreichen Beispielen
dafür, wie über fünfzig Jahre hinweg eine
gewaltige internationale Tatsachenfälschung
aufrechterhalten wurde. Zuweilen haben die
Westalliierten im Einvernehmen mit den Sowjets
gelogen, zuweilen haben sie gelogen, um den Hass
gegen diese zu schüren, zuweilen auch, um ihre
eigenen Verbrechen zu vertuschen. Letzteres tun
sie immer noch.
Der Kalte Krieg ist zu Ende, die Russen rücken
endlich mit der Wahrheit heraus, aber im Westen
hört das Lügen nicht auf. Allein in den letzten
zwei Jahren sind Dutzende von Artikeln,
stundenlange Fernsehdokumentationen sowie zwei
Bücher erschienen, die das Trugbild
aufrechterhalten. Zweifellos haben wir es hier mit
der langlebigsten, grossen Lüge in der Geschichte
der westlichen Demokratien zu tun [zusammen mit
der Lüge über deutsche Konzentrationslager, wo
Hitchcock Fotos von Deutschen aus
Rheinwiesenlagern als Juden ausgegeben hat, um
Deutschland einen Massenmord an Juden in die
Schuhe zu schieben].
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Quellen
Fotoquellen
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