[1. Welthungerhilfe der
"USA" und Kanadas ab 1945 - Rest-Deutschland
wird ausgeschlossen]
Erst kommt das Fressen, dann
kommt die Moral. Bertold Brech (Die
Dreigroschenoper).
[Die
kriminellen Westalliierten organisieren eine
Welthungerhilfe - Kanada (Mackenzie King und
Robertson) und "USA" (Truman und Hoover)]
Wir wenden uns jetzt von Verbrechern ab und
Menschen eines anderen Schlages zu, wenn sei auch
den gleichen Nationen entstammten. Es waren dies
die Retter, die im Gefolge des Krieges kamen, um
anderen zu helfen.
Der Sommer 1945 brachte zwei ausserordentliche
Ereignisse mit sich, abgesehen von den
Atombombenabwürfen über Hiroshima und Nagasaki.
Das eine war der alliierte Rachefeldzug gegen alle
Deutschen, ungeachtet ihrer Schuld, und das andere
die Organisation der grössten Barmherzigkeitstat
aller Zeiten. Über die ganze Welt verteilt gab es,
wie schon immer und auch heute noch, im Jahr 1945
Gebiete, in denen Lebensmittelknappheit herrschte,
doch 1945 unternahmen zum ersten Mal in der
Geschichte der Menschheit einige Nationen den
Versuch, gegen den Hunger auf der Welt anzugehen.
Es war ein einzigartiges Unternehmen, wie es die
Welt bis dahin nicht gekannt hatte. Dies war das
eigentlich Neue, nicht der Hunger in einzelnen
Gegenden, den es ja immer schon gab und geben
wird. An der Sitze dieser Bemühung standen die
Vereinigten Staaten und Kanada, unterstützt von
Australien und Argentinien.
[Man muss es klar sehen: Zuerst hatten
"amerikanische" Banken das Dritte Reich
aufgerüstet. Dann hatten die Angelsachsen-Mächte
und Bibel-Rassisten der "USA" und Englands
aufgerüstet und dann wacker den Krieg in Europa um
2 Jahre verlängert und dabei Deutschland zerstört
und ein riesiges "Armageddon" verursacht, und nun
durften sich die "Angelsachsen" auch noch als
"Retter" aufspielen].
Die Welthungerhilfe lag im Frühjahr 1945 in den
Händen einiger Männer in Ottawa und Washington. Es
waren dies der Premierminister von Kanada,
Mackenzie King, sein wichtigster Helfer, Norman
Robertson, sowie in den Vereinigten Staaten
Präsident [S.153] Truman und ein Mann ohne Amt,
Expräsident Herbert Hoover.
[1945: Truman sucht Hoover für Hungerhilfe in Europa
und in Deutschland - Trumans Pressesekretär
Steve Early und die gesamte Regierung blockiert
Hungerhilfe für Deutschland]
Im Frühjahr 1945 hielt sich Hoover auf Distanz zu
den zahlreichen Verantwortlichen in Washington,
die Deutschland aushungern wollten. Deshalb wandte
sich Truman an ihn. Er stand über den Rächern.
Hoover appellierte an die grosse Mehrheit der
anständigen, gemässigten Amerikaner, die sich mit
keinem Geringeren begnügt hätte. Jede Hilfsaktion
unter seiner Leitung versprach Glaubwürdigkeit und
Erfolg. Jeder andere hätte mit einem Handikap
begonnen: nicht Herbert Hoover zu sein. Wie vorher
schon einmal [1919 nach dem Ersten Weltkrieg] war
Hoover das Gewissen des Westens.
Harry Truman teilte Herbert Hoovers grosszügige
Absicht, die Hungernden zu füttern, mochten es
auch ehemalige Feinde sein. Im Mai 1945 sahen sich
beide von den widerstreitenden Kräften der
Washingtoner Politik hin und her gezerrt. Truman
war auf Hoovers Weisheit und Erfahrung [aus den
Jahren 1919-1923] angewiesen, weil der Hunger
Verbündete wie Feinde in Europa gleichermassen
bedrohte, doch war es für den Demokraten Truman
schwierig, sich an Hoover zu wenden, denn dieser
war nicht nur ein prominenter Vertreter der
republikanischen Gegenpartei, sondern stand auch
politisch im Aus. Roosevelt hatte ihn ins Abseits
gestellt - eine Politik, die unter Pressesekretär
Steve Early, den Truman von Roosevelt übernommen
hatte, in Kraft blieb. Steve Early und Roosevelt
standen in so scharfem Gegensatz zu Hoovers
Bemühungen, den hungernden Belgiern und Polen
Hilfe zu bringen, dass Early einmal von seinem
Telefon im Weissen Haus aus Norman Davis, dem
Präsidenten des Amerikanischen Roten Kreuzes, die
Anweisung erteilte: Halten Sie den Burschen Hoover
auf. Wir wollen nicht, dass er irgendwas
erreicht."
1) Attorney General William D. Mitchell an Hoover,
auf Seite F12 eines gedruckten Manuskripts von
Hoover, in dem er über die Hilfsaktionen von
1939/40 und danach berichtet; In: FEC [Famine
Emergency Committee] Papers, HA [Hoover Archives]
Hoover war bei weitem der erfahrenste Mensch auf
der Welt, wenn es um internationale Hungerhilfe
ging, doch in den alliierten Planungen für die
Nachkriegs-Hilfsaktionen hatte man ihm überhaupt
keine Rolle zugedacht. Die Briten hatten mit der
Planung im September 1941 begonnen; Amerikaner,
Sowjets, Kanadier und [S.154] Chinesen wurden
später mit einbezogen. Es war der chinesische
Delegierte auf der Interalliierten
Ausschusssitzung in Washington im Dezember 1942,
der darum bat, Hoover für einige schwierige
Abstimmungsprozeduren zu Rate zu ziehen, doch war
die Roosevelt-Administration von derartigen
Vorbehalten gegen Hoover erfüllt, dass sie den
Antrag ablehnte.
2) Hoover: An American Epic, Vol. IV, S.84
[Trumans handschriftliche Einladung an Hoover]
Auch das State Department [Aussenministerium] war
gegen Hoover eingestellt. Diese Konstellation
machte es Truman so schwer, an Hoover
heranzukommen, dass sich die Vorverhandlungen im
Frühjahr 1945, in denen er durch Vermittlung von
Roosevelts Kriegsminister Henry L. Stimson und
anderen Hoovers Beistand zu gewinnen suchte, über
Wochen hinzogen. Denn beide Hauptakteure zierten
sich: Truman wollte, dass Hoover seine Dienste
öffentlich anbot, weil er sich scheute, den ersten
Schritt zu machen, indem er ihn einlud. Hoover
wiederum benötigte die öffentliche Einladung des
Präsidenten, um nach deren Annahme um so
effektiver arbeiten zu können, denn es würde den
widerstrebenden Demokraten zeigen, dass er nicht
auf ein Amt erpicht, sondern dem Ruf des
Vaterlandes gefolgt war, als es seiner Dienste
bedurfte. So viele Berater wurden hinzugezogen,
dass Truman schliesslich auf eine ganz schlichte
Methode verfiel: Er schrieb mit eigener Hand einen
Brief, den er selbst in die Post gab und in dem er
Hoover einlud zu kommen. Damit war das Eis
gebrochen. Hoover nahm dankend an und kam
schliesslich im Mai 1945 zu einem Treffen mit
Truman ins Weisse Haus nach Washington.
[Truman will Deutschland von der
Nahrungsmittelhilfe ausschliessen - die
Gründung der UNRRA - nur beschränkte Tätigkeit]
Truman bat Hoover zu verschiedenen Problemen um
Rat, jedoch hauptsächlich in der Frage von
Lebensmittelhilfen für das Ausland, allerdings
unter Ausschluss Deutschlands. Zu jener Zeit
standen die besetzten Länder ausschliesslich in
der Zuständigkeit der Besatzungsarmeen. Sämtliche
Diskussionen der Westalliierten über Hilfsaktionen
hatten bisher nur ein mageres Resultat erbracht -
die Gründung der United Nations Relief and
Rehabilitation Administration (UNRRA). Hoover
konnte darüber nur hohnlachen, denn sie stand
unter machtpolitischen Einflüssen [S.155]; eigene
Autorität besass sie nicht. Er erklärte Truman,
sie sei "ausserstande, die grösseren
Wirtschaftsprobleme Europas anzupacken."
3) Hoover: An American Epic, Vol. IV, S.106
Es dürfte Truman schockiert haben, von seinem
Experten zu hören, dass [die] UNRRA höchst
ineffizient sei. Als UNRRA 1947 in Europa
ausgedient hatte, hatte es eine Lieferung von rund
24 Millionen Tonnen Lebensmitteln und Ausrüstung
im Wert von etwa 2,9 Milliarden US-Dollar
verwaltet und dazu noch beträchtliche Gehälter
ausgezahlt, während die von Hoover verwaltete,
amerikanische Hilfsaktion während des Ersten
Weltkrieges und danach fast die doppelte Menge an
Lebensmitteln und Ausrüstung zur Verfügung
stellte, die mehr als das Doppelte dessen, was
UNRRA schickte, wert war. Und sämtliche
Führungskräfte der American Relief Administration
unter Hoover waren ehrenamtlich tätig.
4) Hoover: An American Epic, Vol. IV, S.87
[Gespräche Truman-Hoover ab Mai 1945 - UNRRA
liefert vor allem in kommunistische Staaten -
Start der Welthungerhilfe erst ab 1946]
[Im Mai 1945 ist der Massenmord Eisenhowers in den
Rheinwiesenlagern schon voll im Gang. Man sieht,
Eisenhower ist schneller als die Politik. Das
Kalkül des schnellen Massenmords geht auf. Wie
viel Extra-Prämie Eisenhower von den Zionisten
Baruch und Morgenthau für diesen Massenmord an
Deutschen erhalten hat, kann nur vermutet
werden...].
Als Truman mit Hoover im Mai 1945 zusammentraf,
rüstete [die] UNRRA gerade zu [ihrer]
Höchstleistung auf, die sich dennoch im Frühjahr
1946 noch immer auf weniger als 20 Prozent der
Welthungergebiete erstreckte. Und die meisten
Lebensmittel gingen in von Kommunisten
kontrollierte Gebiete. Deutschland fiel ganz
heraus, und auf Westeuropa entfiel nur ein relativ
geringer Anteil der Gesamthilfe.
5) Hoover: An American Epic, Vol. IV, S.116
Als Truman Anfang 1946 ein zweites Mal Hilfe
brauchte, ging ihm Hoover auch diesmal wieder zur
Hand. Er bereitete die geplante Welthungerhilfe
vor, indem er anhand von Unterlagen, die in
Washington vorlagen, die Welternährungslage
prüfte. Aus diesen Unterlagen ging hervor, dass
beträchtlich mehr Nahrung zur Verfügung stand, als
die Regierung bislang angenommen hatte [oder
zugegeben hatte]: Kriegsminister Robert Patterson
zufolge betrug der Rückgang gegenüber der
Vorkriegszeit nur etwa neun Prozent pro Kopf der
Weltbevölkerung. Eine Differenz von nur einem
Prozent, auf die Weltbevölkerung bezogen, hätte
ausgereicht, um für annähernd 50 Millionen
Menschen die Hungerrationen von etwa [S.156] 1200
Kalorien pro Tag auf ein Überlebensniveau von rund
2000 cpd anzuheben.
6) Der Berechnung liegt eine Schätzung der
Weltbevölkerung auf rund zwei Milliarden Menschen
1939 zugrunde. (Dies ist bewusst niedrig geschätzt
und bedeutet, dass mit einer höheren
Weltbevölkerungszahl auch die hier angeführte, pro
Kopf in der Nachkriegszeit verfügbare
Nahrungsmenge anstiege). Ein Prozent der für 2
Milliarden Menschen ausreichenden Nahrungsmenge
entspricht der gesamten Nahrungsmenge, die für 20
Millionen Menschen notwendig wäre. Die in der
Vorkriegszeit hinreichende Nahrungsmenge wurde vom
Autor auf 2000 cpd, die Fehlmenge bei den
Deutschen auf 800 cpd (2000 ./. 12000) angesetzt.
2000 x 20 Millionen cpd entsprechen somit 800 cpd
für 50 Millionen Menschen.
Hoover bestätigte dies in seinem Bericht im
Frühjahr 1946, als er nach einer weltweiten
Bestandsaufnahme erklärte, durch die von ihm
vorgeschlagene Methode "würde die Lücke zwischen
der aktuellen Versorgung und den
Minimalbedürfnissen in den Hungergebieten zu über
90 Prozent geschlossen."
7) Hoover: An American Epic, Vol. IV, S.177
[Lebensmittel waren immer genügend vorhanden -
Hoover meint, die öffentliche Meinung sei für
Lebensmittelhilfe]
Aus den Patterson-Akten geht schlüssig hervor,
dass in US-Kabinettssitzungen während einer
ernsthaften Krise Anfang 1946 die bestinformierten
Amerikaner, darunter Präsident Truman, urteilten,
es habe seit Beendigung des Zweiten Weltkriegs in
Europa immer ausreichend Lebensmittel gegeben,
um alle zu ernähren, selbst die
Deutschen. Das Problem, mit dem es Patterson
immer und immer wieder zu tun bekam, war nicht die
Lebensmittelknappheit, sondern das, was er selbst
als das Problem der "Prioritäten" bezeichnete.
8) Patterson Papers, passim [überall], LC [Library
of Congress, Washington]. Zu einer kurzen
Zusammenfassung der Lage, aus der hervorgeht, dass
auch andere mit Patterson übereinstimmten, siehe
Office of Foreign Agricultural Relations, Report,
Oktober 1946; Zitiert in: John C. Campbell: "The
United States in World Affairs 1945-1947", S.323.
Im Frühjahr 1946 setzte Hoover die Politik fort,
die er im Ersten Weltkrieg und danach so
erfolgreich angewandt hatte, indem er an die
freiwillige Grosszügigkeit der Amerikaner
appellierte, denn er glaubte leidenschaftlich an
die Vereinigten Staaten von Amerika. Er war
überzeugt, dass die öffentliche Meinung im Lande
unter normalen Umständen von gutem Willen geprägt
war. Niemals sah er die Aufgabe einer Regierung
darin, den Leuten zu sagen, was sie denken
sollten; vielmehr musste die Regierung kooperativ
das tun, was der einzelne nicht so gut leisten
konnte.*
* Daraus könnte man die logische Folgerung ziehen,
dass alles, was gegen den öffentlichen Willen
vorgetragen wurde, nicht dem guten Willen
entsprach und deshalb geheimgehalten werden
musste.
[1919: Hoover mit Sammlungen für Belgienhilfe
und Polenhilfe - 1946: Appell an Nächstenliebe
im Radio - Staatsmänner blockieren - Millionen
Hungern - Preisprobleme und Eisenbahnprobleme
mit Güterwagen]
Im Ersten Weltkrieg sammelte Hoover Geld für die
Belgienhilfe sowohl durch private Spenden als auch
durch Annahme der akkumulierten Ersparnisse des
belgischen Volkes. Nach dem Krieg fegte er durch
die gesamten Vereinigten Staaten und verkaufte
1000-Dollar Wohltätigkeitsessen für die Polenhilfe
[S.157]. Offen kritisierte er John Kenneth
Galbraith und Präsident Franklin D. Roosevelt
dafür, dass sie während des Zweiten Weltkriegs
gesetzliche Preiskontrollen einführten, denn im
Ersten Weltkrieg hatte er es mit freiwilligen
Preiskontrollen gehalten, welche die Inflation auf
einem niedrigeren Niveau hielten als die
Zwangsmassnahme während des Zweiten Weltkriegs.
Die öffentliche Meinung und der öffentliche Wille
bedeuteten ihm alles: Sie konnten kaum irren. So
wandte er sich jedenfalls, wenn er Hilfe für einen
grossen, gemeinnützigen Zweck benötigte, an die
jedermann angeborene Nächstenliebe. Und er wurde
vom einfachen Mann nie enttäuscht, nur von
Staatsmännern.
Im März 1946 richtete Hoover über den Rundfunk
einen Appell an das amerikanische Volk, kurz bevor
er im Flugzeug zu einer Weltreise aufbrach, die
ihn mit 38 Staatschefs zusammenbringen wollte, um
mit ihnen Wege zu finden, die Hungernden auf der
Welt zu sättigen. Hoover beschrieb in seiner
Rundfunkrede den Amerikanern die Situation und
schloss mit den Worten:
"Ich kann nur an Ihr Mitleid und Ihre
Gnade appellieren. Ich weiss, die Herzen des
amerikanischen Volkes werden darauf mit
Wohlwollen und ... Barmherzigkeit antworten.
Wollen Sie nicht einen unsichtbaren Gast an ihre
Tafel bitten?"
9) Herbert Hoover: Addresses Upon The American
Road.
Hoovers Zusammenfassung der Lage Anfang 1946 war
kurz und bündig:
"Unter dem Strich ergaben unsere
Berechnungen, dass annähernd 313 Millionen
Menschen mit dem Problem konfrontiert waren,
etwa 1,4 Milliarden hungernde Menschen in
'Defizit'-Ländern mit ausländischen, d.h.
importierten, Lebensmitteln zu versorgen."
[S.158]
Die grössten Überschussländer, die für das Defizit
aufkommen sollten, waren Kanada, die Vereinigten
Staaten, Australien und Argentinien. Für die
kommenden Monate klaffte eine Lücke zwischen einem
voraussichtlichen zusätzlichen Bedarf von 26
Millionen Tonnen Getreide und einer offenbaren
Lieferkapazität von 15 Millionen Tonnen. Wenn die
Statistiken recht hatten, würden bald 800
Millionen Menschen hungern, die meisten davon
sterben.
In der Kabinettssitzung vom 29. März 1946, auf der
Truman Landwirtschaftsminister Clinton Anderson
und Kriegsminister Robert Patterson das
Ernährungsproblem besprachen, wurde festgestellt:
"... das eigentliche Problem sei der
Preis. Es sei für die Farmer heutzutage
profitabler, ihr Getreide an die Tiere zu
verfüttern, als es als Getreide zu verkaufen.
die Farmer hielten ihr Getreide in Erwartung
einer Preiserhöhung zurück."
10) Aufzeichnungen von Kriegsminister Robert
Patterson nach der Kabinettssitzung am 29. März
1946, Patterson Papers, LC [Library of Congress,
Washington]
Truman hob die Preiskontrolle auf, damit
amerikanische Getreidefarmer einen freien
Marktpreis erzielten, den sich nur die reicheren
Nationen leisten konnten, die keinen Hunger zu
leiden hatten. Im weiteren Verlauf des Jahres
lösten die Amerikaner auch das Problem des
Schienentransports, durch das sich die
Auslandslieferungen fahrlässigerweise immer wieder
verzögert hatten. In hitzigem Ton schrieb
Patterson an den Präsidenten:
"Ich bin beeindruckt von der Tatsache,
dass ... der Anteil der Waggons, die jetzt für
Getreide eingesetzt werden, gegenüber dem
letzten Jahr um 15 Prozent gefallen ist. Die
Duldung eines solchen Zustands erscheint mir
unentschuldbar für diese Regierung angesichts
des imminenten Hungers, der die Bevölkerungen
der von uns besetzten Gebiete bedroht."
11) Patterson an Truman, 20. November 1946,
Patterson Papers, LC [Library of Congress,
Washington]
In seiner umfangreichen Korrespondenz zu diesem
Thema bezieht sich Patterson ständig auf den
Mangel an Priorität, die [S.159] falsche Zuteilung
von Güterwagenkapazitäten und so weiter, nicht
jedoch auf Produktionsengpässe. So richtete er,
wie wir bereits sahen, am 13. Juni 1947 ein
dringliches Schreiben an Aussenminister George
Marshall, in dem er bemängelte, dass die Besetzung
Deutschlands "keinerlei Aussicht auf Erfolg" habe,
wenn die Hungerbedingungen in Deutschland
anhielten. Er habe "diesen Zustand vorausgesehen
und wiederholt darauf gedrängt", den hungernden
Deutschen Lebensmittel zu liefern.
12) Siehe Anmerkung 84 des vorausgehenden
Kapitels: Heinrich von Treitschke: Deutsche
Geschichte im 19. Jahrhundert, Band I, S.5, Berlin
1879; Zitiert bei: Stolper: Die deutsche
Wirklichkeit, s.265
Die amerikanische Preispolitik stellte ein grosses
Problem für Kanada dar, wie Premierminister King
in einer Dringlichkeitssitzung des Kabinetts in
Ottawa im September 1946 ausführte:
"Die Vereinigten Staaten lassen zu,
dass der Preis des Weizens, der an England
verkauft werden soll, von einem Dollar fünfzig
auf zwei Dollar steigt. Sollten wir dies
ebenfalls tun, ... so würde innerhalb kürzester
Frist die Preisgrenze überschritten, was eine
beschleunigte Inflation nach sich zöge."
13) Mackenzie King Diaries, 14. September 1945,
Mikrofilm, MG [Military Governor
(US-Militärgouverneur) 26 J13, S.878, NAC
[National Archives of Canada, Ottawa]
Kanada betrieb immer noch
Lebensmittelrationierungen und Preiskontrollen und
verschenkte grosszügig Weizen oder verkaufte ihn
unter Marktwert an jene, die ihn am dringendsten
benötigten.
14) Der kanadische Preis lag um 30 Prozent unter
dem aktuellen Marktpreis von 1946. Für 1947 wurde
vorausgesagt, dass der Preis pro Bushel (0,03524
cbm) auf 2,25 Dollar ansteigen würde - 50 Prozent
mehr, als was Kanada Grossbritannien in Rechnung
stellte. Aus J.E. Farquharson: The Western Allies
and the Politics of Food, S.103-104
[Kanada rationiert auch im Jahre 1946 noch,
obwohl es das gar nicht müsste]
Norman Robertson, Kings politischer Chefberater,
gab diesem im Februar 1946 zu bedenken:
"Obwohl der Krieg seit fast sechs
Monaten zu Ende ist, wirtschaften unsere
Lebensmittelindustrie und die kanadischen
Verbraucher immer noch auf Kriegszeitenbasis. So
rationierten wir Fleisch, als andere [d.h. die
USA] die Kontrollen aufhoben. Wir haben unseren
Reiskonsum halbiert. Bereits im vergangenen Jahr
reduzierten wir unsren Butter- und
Zuckerverbrauch und haben vor einigen Tagen
unsere Butterrationen noch einmal drastisch
herabgesetzt. Wir haben unsre Verpflichtungen
stets getreulich erfüllt. Wir sind das einzige
Land in der Welt, das dies tut. [Denn] das
kanadische Volk wird gern [S.160] neue
Bemühungen auf sich nehmen, um mitzuhelfen,
einem weltweiten Mangel zu begegnen, und wird
von der Regierung Rat und Anleitung erwarten,
wie diese Bemühungen am effektivsten eingesetzt
werden können."
15) Norman Robertson an Mackenzie King, 17.
Februar 1946, C188701-3, Mackenzie King Papers,
NAC [Natonal Archives of Canada, Ottawa]
Die Amerikaner, die im Herbst 1945 versprochen
hatten, 225 Millionen Tonnen nach Übersee zu
verschiffen, hatten ihr selbstgestecktes Ziel im
Juni 1946 bei weitem überschritten.
16) Patterson an Truman, Box 26, FEC [Famine
Emergency Committee] Papers, HA [Hoover Archives]
[Juli 1946: Erfolgsmeldung gegen den Hunger in
der Welt von "US"-Kriegsminister Patterson -
Rest-Deutschland wird diskriminiert - Hoovers
Sammlungen und Massnahmen]
Kriegsminister Patterson war ausserordentlich
erfreut über diese Leistung. Am 8. Juli 1946
schrieb er einen Brief an Truman, in dem er
umriss, was die Vereinigten Staaten unternommen
hatten, um die Leiden in der Welt zu lindern. Es
ist dies ein ausserordentliches Dokument, das
zeigt, wie der Mann, der die grösste
Kriegsmaschinerie befehligte, welche die
Menschheit jemals gekannt hatte, darin schwelgte,
seine enorme Macht zur Speisung der Hungernden
einsetzen zu können [aber den überlebenden
Deutschen gibt er nichts, nicht einmal dem
deutschen Widerstand]. In dem Brief hiess es unter
anderem:
"Es ist mir eine grosse, persönliche
Genugtuung, Ihnen mitteilen zu können, dass ...
wir Mitte dieses Monats die überraschende
Gesamtmenge von 417.000.000 Bushel (1 US-Bushel
=35,24 Liter, 1 m3= ca. 28,4 Bushel, Anm. d.
Übers.) [Weizen] verladen und verschifft haben
werden - 17.000.000 mehr als das, worauf sich
diese Regierung ursprünglich festgelegt hatte.
Dies ist um so bemerkenswerter, als der Bedarf,
der bei dem US-Vertreter im Combined Food Board
vor Jahresfrist angemeldet wurde, 225.000.000
Bushel betrug und es bis zum Spätherbst 1945 bei
dieser Zahl blieb. Hierbei ist sowohl Ihnen für
die Tatkraft zu danken, mit der Sie das
[Kriegs-] Ministerium und seine Bemühungen
unterstützt haben, als auch [anderen
einschliesslich] Herbert Hoover." [S.161]
Besonderen Dank widmete er auch Colonel Monroe
Johnson und Captain Granville Conway, "ohne deren
geschickte Handhabung des Transportproblems wir
unsere Arbeit nicht hätten vollbringen können."
17) Patterson an Truman, 8. Juli 1946, Box 26, FEC [Famine
Emergency Committee] Papers, HA [Hoover
Archives]
Ende 1946 konnte Hoover den "Triumph über die
grösste Hungersnot der Weltgeschichte"
verkünden. [Die Hungersnot und den Massenmord
in Rest-Deutschland erwähnt Hoover nicht].
Hunderte Millionen Menschenleben seien in der
ersten weltweiten Hungerhilfsaktion in der
Geschichte der Menschheit gerettet worden. Nur
Deutschland war davon ausgeschlossen. Für den
Rest der Welt war es eine erstaunliche
Kreative Leistung nach dem vernichtendsten
Krieg, den die Menschheit jemals erlebt hatte
[dank der Kriegsverlängerung durch die
Zionisten, die auf die Atombombe gegen
Deutschland spekulierten].
Wie brachte Hoover das fertig?
Er reiste im Frühjahr 1946 56.000 Kilometer,
besuchte 22 Länder [nur Deutschland nicht],
sorgte für Lebensmittelsammlung und
Verteilung. Er reiste in einem langsamen
Propellerflugzeug; dabei war er 72 Jahre alt.
Er koordinierte die Versorgung, verbesserte
den Transport, borgte von Menschen in Gegenden
mit früher Ernte, um es anderen zu geben, die
das Geborgte zurückgaben, nachdem sie ihre
eigene Ernte eingebracht hatten. Er
appellierte persönlich über Rundfunk und
Presse an Amerikaner und Kanadier, ihren
eigenen Verbrauch an Luxusspeisen zu
reduzieren, er trug dazu bei, Verschwendung zu
meiden, er verbesserte die Preispolitik, er
scheute sich nicht, in Ländern betteln zu
gehen, die es versäumt hatten, ihre
Überschüsse zu melden, er verkleinerte
Notvorräte, und dies alles in enger
Zusammenarbeit mit dem Stab des Präsidenten.
In gemeinsamer Anstrengung verkleinerten
Truman, Anderson, Mackenzie King, Hoover und
Patterson die klaffende Lücke in der
Versorgung der hungernden Menschheit um ein
Beträchtliches.
18) 1946 berichtete Hon. Thomas Jenkins im
US-Kongress, dass Hoover die Versorgungslücke
von geschätzten 11 Millionen Tonnen auf etwa 3
Millionen Tonnen reduziert habe, wobei Hoover
von einer möglichen weiteren Reduzierung auf
1,5 Millionen Tonnen ausgehe.
Am Ende des Jahres war das Defizit zwischen
Bedarf und Produktion beseitigt, obwohl, wie
die Lage in Deutschland und Italien zeigte,
die Produktion nicht unbedingt jeden Bedarf
deckte.
[1946: Hoover in Argentinien und in Kanada]
Dabei hatte Hoover mit seiner
unerschütterlichen Hingabe wesentlich zu dem
Erfolg beigetragen. So setzte er sich zum
Beispiel [S.162] über die starken Bedenken des
State Departments ["US"-Aussenministeriums]
einfach hinweg und flog zu einer Unterredung
mit dem Diktator Juan Perón nach Argentinien.
Er wusste, dass Perón mehr als 1,6 Millionen
Tonnen Überschuss an Lebensmitteln hatte. Er
nahm an Peróns Gala-Essen zur Amtseinführung
teil, denn: "Ich war entschlossen, ... selbst
argentinischen Dreck zu fressen, wenn ich die
1.600.000 Tonnen bekommen konnte."
19) Richard Norton Smith: An Uncommon Man,
S.359
Er frass den Dreck, und Europa bekam die
Lebensmittel [ausser Rest-Deutschland].
Der Premierminister von Kanada, Mackenzie
King, lud Hoover nach Ottawa ein, wo er am
Ende seiner Weltreise im Juni 1946 eine Rede
halten sollte. Hoover war überaus grosszügig
mit seinem Lob für die kanadische Bevölkerung:
"An Kanada geht der Dank von Hunderten von
Millionen Menschen, die durch die
Anstrengungen dieser grossen Nation des
Nordens vor dem Verhungern bewahrt worden
sind." Er beschrieb die Krise und erklärte
sodann, wie sie gemeistert worden war:
"In den zwei Monaten, die seit jenen
Schätzungen vergangen sind, hat die Welt noch
zusätzliche Ergänzungen zu den Weltvorräten
aufgetan. Die lateinamerikanischen Staaten haben
ihre Einfuhrerfordernisse während der
Krisenmonate um ein Beträchtliches
zurückgeschraubt."
[Hungernde
und sterbenden Kinder - schwere Hungersnot
in Rest-Deutschland]
Doch zugleich warnte er, dass die Kinder
schrecklich würden leiden müssen, auch wenn
sie nicht starben. "Millionen Mütter sehen
ihre Kinder heute vor den eigenen Augen
dahinwelken." Der Beweis waren die jährlichen
Sterblichkeitsraten, die in manchen Städten
200 Promille [20% pro Jahr] erreichten.
Tuberkulosefälle waren zum Beispiel 1946 in
Kiel um 170 Prozent gegenüber dem Vorjahr
angestiegen. Nach Angaben des Kieler
Gesundheitsamtes hatte sich die Zahl der an
Tuberkulose erkrankten Kinder gegenüber 1938
um das Siebenfache erhöht. Hoover rief zu
einer erneuten Anstrengung auf, um die Kinder
zu retten [S.163].
20) Hoover: An American Epic, Vol. IV,
S.219-220. Zur "Übersterblichkeit" und
insbesondere Säuglingssterblichkeit in der
britischen Zone siehe auch Gabriele Stüber:
Der Kampf gegen den Hunger, S.285-286, zur Tbc
S.297
Wie King in seinem Tagebuch festhielt, hatte
Hoover ihm im Vertrauen berichtet, dass er in
manchen Gegenden
"die Berichte über Hungersnöte sehr
übertrieben gefunden habe. Als er sich mit
Fachbeamten zusammensetzte, um mit ihnen die
aktuelle Lage zu besprechen, stellte er fest,
dass diese in manchen Ländern ganz anders
aussah, als die betreffenden Politiker sie
dargestellt hatten."
21) Mackenzie King Diaries, 28. Juni 1946,
Mikrofilm, MG [Military Governor
(US-Militärgouverneur)] J13, S.268, NAC [National
Archives of Canada, Ottawa]
Dies schmälerte freilich nicht die Bedeutung
seiner Arbeit, aber es machte Hoover die Aufgabe
sicher leichter, einerseits, weil viele Menschen
tatsächlich über mehr Nahrungsmittel verfügten,
als man ihm berichtet hatte, andererseits aber
auch, weil die Reichen dann mehr Überschüsse
hatte. Hoovers Bemerkungen bezogen sich allerdings
nicht auf die Lage in Deutschland, die in der Tat
schlimmer war, als aus Presseberichten im
allgemeinen hervorging. Ein Jahr nach Kriegsende
sandte die Kanadische Militärmission in Berlin ein
Telegramm an das Auswärtige Amt in Ottawa, in dem
es hiess, man habe am Morgen mit der britischen
Abteilung für Ernährung und Landwirtschaft
gesprochen und diese habe berichtet, dass über den
Monat Mai hinaus keine Einfuhren mehr geplant
seien. Das Telegramm trug das Datum vom 9. Mai
1946.
22) Gabriele Stüber zitiert aus NAC [National
Archives of Canada] External 8376 K-40, C Cypher
Nr. 55, 9.5.1946; In: Zeitschrift der Gesellschaft
für Kanada-Studien, 6. Jg., No. 2, Band 11, 1986,
S.41
["US"-Kriegsminister Patterson behauptet
"Transportprobleme" und unterschlägt alle Einschränkungen
des Morgenthau-Plans in Deutschland]
Ende 1946 veranlasste Patterson den Präsidenten
abermals, Rat bei Hoover zu suchen. Nach einem
Gespräch mit Hoover im Dezember hielt Patterson
für seine Akten fest [S.164]:
"Ich sagte, ... er sei von grossem
Wert für uns gewesen, als es früher im Jahr
darum gegangen sei, genügend Lebensmittel für
die US-Zone in Deutschland zu beschaffen; wir
hätten auch derzeit wieder schwierig zu lösende
Probleme bei den Lebensmitteln, und zwar
hinsichtlich der Heranschaffung, der
erforderlichen Vorräte zur Aufrechterhaltung
einer 1550-[cpd]-Zuteilung in Deutschland und
Österreich aufgrund von Transportproblemen,
hinsichtlich der Möglichkeit einer Steigerung
der 1550-[cpd]-Zuteilung auf 1800, wobei dies in
erster Linie ein Finanzierungsproblem ist ...
Ich erklärte, wir würden im nächsten Monat den
Kongress um die Gewährung zusätzlicher Mittel
zur Unterstützung des Ernährungsprogramms der
Army in den besetzten Gebieten angehen."
23) Aktennotiz, 22. Dezember 1946, Patterson
Papers, LC [Library of Congress, Washington]
[1947: Hoover erhält "das Recht ... die
Auswirkungen der amerikanischen Politik auf
Deutschland zu untersuchen - das
Aussenministerium blockiert - ein zweideutiges
Mandat ermöglicht die Hoover-Mission]
Als im Januar 1947 Truman zum dritten Mal Hoovers
Hilfe anforderte, war dieser bereit. Er wusste
sehr wohl, dass er damit rechnen musste, mit viel
Verantwortung und wenig Autorität ausgestattet zu
werden. Deshalb lehnte er Trumans erstes Angebot
ab, indem er den Brief des Präsidenten mit der
Forderung nach einem Zusatz zurückgehen liess, der
ihm das Recht verleihen sollte, die Auswirkungen
der amerikanischen Politik auf Deutschland zu
untersuchen. Dies war das erste Mal, dass ein
derartiges Ansinnen an die mächtige Exekutive
gestellt wurde. Truman leitete Hoovers Brief an
das State Department weiter - jenes Ministerium,
das die illegale, geheime und einseitige Kündigung
der Genfer Konvention autorisiert hatte,
24) Bacque: Der geplante Tod, Taschenbuchausgabe,
S.42-64
die in den Vereinigten Staaten Verfassungsrang
besass. Auch vorher schon hatte sich das
Aussenministerium Hoovers Erkundigungen
widersetzt. In den Worten von Steve Early,
Roosevelts Pressesekretär, hiess es nun, vom
Weissen Haus telefonisch ans State Department
übermittelt: "Halten Sie Hoover auf. Wir wollen
nicht, dass er irgendwas erreicht."
25) Herbert Hoover, Druckfahnenabzüge in FEC
[Famine Emergency Committee] Papers
(Memoiren-Entwurf?), S. F-12, HA [Hoover Archives]
Wenn bei dem Gedanken, dass der tatkräftige,
aufrechte und mitfühlende Hoover seine Nase in
diese schmutzige Affäre [S.165] stecken könnte, im
State Department ["US"-Aussenministerium] nicht
der absolute Horror ausbrach, müssen die Herren
dort kaltblütiger gewesen sein, als man
vernünftigerweise anzunehmen geneigt ist. Ein
Grund, warum Truman Hoovers Ansinnen zunächst
ablehnte, dürfte darin zu suchen sein, dass das
Aussenministerium ihm dazu riet. Dann jedoch
schickte Truman eine zweideutige Version des
verlangten Mandats an Hoover, doch die genügte
ihm: Er würde das Mandat so weit wie möglich
auslegen. So begann eine Mission, bei der ein Akt
der Gnade fortgesetzt und zugleich ein Verbrechen
untersucht wurde. Hoover brachte Tausende Seiten
von Unterlagen der Army und Militärregierung mit
zurück in die Vereinigten Staaten, die sich auf
die Auswirkungen amerikanischer Politik in
Deutschland bezogen und die alle noch heute in den
Archiven der "Hoover Institution" in Stanford,
Kalifornien, aufbewahrt werden.*
* Sie sind diesem Abschnitt des Buches
zugrundegelegt. Meines Wissens wurden sie niemals
zuvor von einem Autor ausgiebig ausgewertet, um
die Zustände im damaligen Deutschland zu
beschreiben.
[Die Hoover-Mission 1947: Britische Zone und
Ami-Zone bei 28% der Industrieproduktion von
1938 - keine Ölproduktion - Pflug statt Traktor
- Deutschland hatte 1939 81-85% Selbsternährung
- die Ernährung war kein Grund für Krieg]
Hoover und er reisende US-Diplomat Will Clayton
trafen im Januar 1947 zusammen, um die Katastrophe
in der amerikanisch-britischen Bizone Deutschlands
zu diskutieren, wo die Industrieproduktion
zwangsweise auf 28 Prozent der Vorkriegsleistung
(1938) herabgesetzt worden war. Die
Lebensmittelproduktion in Frankreich und
Grossbritannien war im vergangenen Jahr zum Teil
wegen des Wegfalls der deutschen
Industrieproduktion zurückgegangen, und diese
wiederum war zum einen durch die Zerstörung von
deutschen Fabriken und Maschinen verursacht, zum
anderen auch durch die Einschränkung der
Brennstofferzeugung. Gerade die Ölerzeugung war
es, die Henry Morgenthau 1945 unter 500 anderen
verbotenen Produkten hatte unterbinden wollen.
26) Morgenthau Diary, (China), Vol. 2, S.1529 ff.
Nähere Einzelheiten in: Bacque: Der geplante Tod,
S.99-100
Die erzwungene Reduzierung der Ölerzeugung war
besonders schädlich für die Landwirtschaft, denn
die Bauern konnten ihre Traktoren nicht benutzen,
und auch [S.166] andere Maschinen waren in Gefahr.
Die Reduzierung der Kohle bedeutete, dass es sich
viel schwieriger gestaltete, Grundnahrungsmittel
zu den Anlagen zur Weiterverarbeitung und
Konservierung zu transportieren.
1945-46 sorgten sich die westlichen Demokratien um
die Hungersnot in aller Welt, nur nicht in
Deutschland. Danach wurde die Politik der
Feindseligkeit gegenüber Deutschland zum Problem.
Der neun- bis zehnprozentige Rückgang der
weltweiten Nahrungsmittelversorgung hätte, falls
gleichmässig über die Welt verteilt, für
Nordamerika einen Rückgang von dem existierenden
Durchschnittskonsum von 3300 auf 3000 cpd
bedeutet.
27) Patterson an Marshall, 13. Juni 1947,
Patterson Papers, LC [Library of Congress,
Washington]
Da das langfristig gesundheitserhaltende Optimum
für einen aktiven Erwachsenen um 2400 bis 3000
Kalorien pro Tag liegt, je nach Art seiner
Tätigkeit, nach Klima und so weiter, wäre dieser
Durchschnittswert mehr als ausreichend gewesen.
In Deutschland hatte der Vorkriegsverbrauch bei
3000 cpd gelegen, und das Land hatte sich zu 81-85
Prozent selbst versorgt.
28) Stüber: Der Kampf gegen den Hunger, S.26, 53
Es hatte überhaupt keine Notwendigkeit bestanden,
einen Krieg zu führen, um die Versorgung mit
Nahrung sicherzustellen oder, in Hitlers Worten,
"Ackerland für den deutschen Pflug" zu gewinnen.
Dies bestätigte auch die von der US-Armee im
Sommer 1945 durchgeführte Untersuchung. Die Army
fand heraus, dass die Deutschen während des
Krieges niemals unter Lebensmittelknappheit
gelitten hatten und ihre Requisitionen im Ausland
unbedeutend ("minor") gewesen waren [ausser
1944/1945, wo in den NS-besetzten Staaten
Westeuropas alles requiriert wurde, um die
Ostfront zu versorgen].
29) Dr. Frank D. Graham und Lt. Col. J.J. Scanlon:
"Economic Preparation and Conduct of War Under the
Nazi Regime", 10. April 1946, Box 20, Patterson
Papers, LC [Library of Congress, Washington]
[Deutsche Historiker können sich bei den "USA"
keinen bösen Willen vorstellen! - und
die kriminellen Alliierten müssen Hilfe leisten,
obwohl das gar nicht notwendig wäre]
Der Ausschluss Deutschlands von der
Welthungerhilfe war, wie man damals glaubte, ganz
allein der Deutschen eigene Schuld. Wie westliche
Historiker wiederholt festgestellt haben: Wenn es
in Deutschland nichts zu essen gab, war dies
gewiss weder die Schuld noch die Absicht der
Alliierten. Das Argument hört sich logisch an:
"Der Krieg war schuld daran, und die Deutschen
hatten den Krieg begonnen, also sollten sie auch
zuerst und am meisten darunter leiden." Unter
schwierigen Umständen, die sie nicht zu
verantworten hatten, gaben die Alliierten den
Deutschen [S.167] grosszügig aus eigenen Mitteln
zu Essen. Dies taten sie auf eigene Kosten - viele
hundert Millionen Dollar pro Jahr, aufgebracht von
Grossbritannien und den USA. Mit den Worten des
Select Committee on Estimates
(Etat-Sonderausschusses) in London: "Es ist
wahrscheinlich ohne Beispiel in der Geschichte,
dass Grossbritannien zwölf Monate nach dem Ende
eines Krieges für den Unterhalt seines
Hauptgegners achtzig Millionen Pfund im Jahr
bezahlt."
30) F.S.V. Donnison: Civil Affairs and Military
Government in North-West Europe, 1944-1946; HMSO
[Her Majesty Stationary Office], S.340
Wahrlich ein rühmliches Ende für einen grotesken
Krieg! Ist dies die Wahrheit?
Einige Tatsachen sprechen für diese Theorie. Viele
unter den Alliierten hatten im Sommer 1945 nicht
die Absicht, die Deutschen massenweise verhungern
zu lassen. Der kanadische Weizenexperte in
Eisenhowers Stab, Lieutenant Colonel A.E. Grasett,
berichtete im Juni 1945 seinen Vorgesetzten bei
SHAEF, dass "der Weizen, der auf dem Wege nach
Deutschland ist, ausreichen dürfte, um eine
Hungersnot (unter der deutschen Zivilbevölkerung)
zu verhindern."
31) A.E. Grasett an Stabschef W.B. Smith, 8. Juni
1945, Smith Papers, Army War College, Carlisle
Barracks, Pennsylvania
[Das Märchen vom weltweiten
Nahrungsmittelmangel, um Deutschland hungern
zu lassen - die Weltproduktion erreicht im
Oktober 1945 90% von 1939, ohne "USA" 88% - 1947
werden fast 97% des Ernährungsstandes von 1939
erreicht]
Viel Weizen wurde als Hilfe für die
Zivilbevölkerung nach Deutschland geschickt. Doch
zahlreiche Leute in einflussreicher Stellung,
angefangen mit Morgenthau, waren entschlossen,
unter dem Vorwand, ein Wiedererstehen deutscher
Macht zu verhindern, das Land einer harten
Bestrafung zu unterziehen. Dies aber liess sich
leichter durchführen, wenn die Öffentlichkeit
glaubte, dass es ab 1946 einen weltweiten
Nahrungsmangel gab.
Die Statistiken der Weltnahrungsmittelproduktion
jedenfalls unterstützen die offizielle Darstellung
nicht. Die Nahrungsmittelerzeugung, gemessen in
Kalorien pro Kopf der Weltbevölkerung, erreichte
im Oktober 1945 nach Angaben der US-Behörde für
landwirtschaftliche Aussenbeziehungen 90 Prozent
des Vorkriegsstandes.
32) John C. Campbell: The United States in World
Affairs, S.323
Ausserhalb der USA lag die Nahrungsmittelerzeugung
pro Kopf der Bevölkerung 1945/46 etwa zwölf
Prozent unter Vorkriegsniveau.
33) The National Food Situation. Broschüre des
Bureau of Agricultural Ceonomics, US Department of
Agriculture, Januar 1946, FEC [Famine Emergency
Committee] Papers, Box 9, HA [Hoover Archives].
Desgleichen: Resümee der Pressekonferenz unter
Leitung von Dr. Fitzgerald, Abteilungsleiter im
US-Landwirtschaftsministerium, in seinem Büro, zu
Einzelheiten der Welternährungslage, 20. Februar
1946; In: FEC Papers, HA [Hoover Archives].
Nach Bedarf verteilt, hätte die verfügbare Nahrung
leicht für alle gereicht, denn der
Vorkriegsdurchschnitt [S.168] war mehr als
ausreichend zur Deckung der menschlichen
Grundbedürfnisse gewesen. 1946/47 war die
Weltnahrungsmittelproduktion bereits wieder um
sieben Prozent angestiegen, das heisst, sie hatte,
insgesamt gesehen, fast den Vorkriegsstand
erreicht.
34) World Food Situation 1946, US Department of
Agriculture, Washington DC, Box 25, FEC [Famine
Emergency Committee] Papers, HA [Hoover Archives]
[Gute Ernten 1946 und 1947 - kein Hunger auf
der Welt - nur Deutschland hungert]
Die nun noch fehlenden drei Prozent waren
hauptsächlich auf das niedrige Produktionsniveau
in Deutschland zurückzuführen. Im übrigen Europa
jedoch war die "Ernte 1946 überraschend gut"
ausgefallen, wie es im "World food Appraisal", dem
UN-Bericht über die Welternährungslage" vom
Dezember 1946 hiess.
35) UN Report, Washington, 26. Dezember 1946,
Kopie in FEC [Famine Emergency Committee] Papers,
HA [Hoover Archives]
Die Weizen- und Roggenernte war um ein Drittel auf
80% des Normalen, die Kartoffelernte um 18 Prozent
und die Zuckerrübenernte um ein Drittel auf 66
Prozent des Vorkriegsstandes gestiegen.
Da in den wichtigsten Produktions- und
Exportländern, Kanada und den USA, die
landwirtschaftliche Erzeugung im Zeitraum 1944-48
weit über Vorkriegsniveau lag, war das kritische
Moment damals wie später die Verfügbarkeit des
nordamerikanischen Überschusses.