[Adenauer/Bitter sagen
1,4 Millionen Vermisste + fast 300.000
Zivilpersonen + mehr tote Vertriebene + Tote
zwischen Mai 1945 und Oktober 1946]
Neben der im Text angegebenen Gesamtzahl der Toten gab
es nach Mai 1945 gewiss noch weitere Tote in
Deutschland, darunter auch Gefangene, die nicht in die
Adenauer/Bitter-Studie eingingen, in der 1,4 Millionen
Vermisste aufgeführt waren, dazu fast 300.000
Zivilpersonen. Auch unter den Vertriebenen gab es
wahrscheinlich mehr als die offiziell genannten 2,1
Millionen Toten. Viele Deutsche starben auch während
der ersten eineinhalb Jahre der Besatzungszeit, also
zwischen Mai 1945 und Oktober 1946.
[1 bis 4,5 Millionen Nicht-Vertriebene]
Bei der Zahl von 1,4 Millionen vermissten Gefangenen
stützte sich die Adenauer-Regierung auf die
Nachforschungen des von Dr. Margarethe Bitter
geleiteten "Ausschusses für Kriegsgefangenenfragen",
der 1948 seine Tätigkeit aufnahm. Dr. Bitter erklärte
dem Autor 1991 in München, dass ihre Umfrage etwa 94
Prozent aller Familien in den drei westlichen
Besatzungszonen sowie etwa 30 Prozent der 19 Millionen
Einwohner der Sowjetzone erfasste. Der Historiker
Rüdiger Overmans hat geschrieben, dass aus der
Sowjetzone überhaupt niemand antwortete. Beide waren
sich darin einig, dass von den Bewohnern der
besetzten, ehemaligen Ostgebiete, wo mindestens eine
Million, vielleicht aber auch bis zu 4,5 Millionen
Deutsche der Vertreibung entgingen, niemand befragt
wurde. Eine unbekannte Zahl von Kriegsgefangenen, die
von den nicht erfassten Familien vermisst wurden,
fehlt also in der Aufstellung.
Der Autor fand in Moskau Belege dafür, dass von den
1,7 Millionen, die laut Overmans vermisst waren, nur
1,4 Millionen Soldaten waren. Bei den übrigen handelte
es sich danach um Angehörige paramilitärischer
Einheiten, unter anderem Flakhelfer, Kradmelder von
Nazi-Organisationen usw. Über dieses paramilitärische
Personal wurde in den KGB-Akten sorgfältig Buch
[S.262] geführt. Ihre Zahl betrug etwa 270.000, von
denen rund 66.000 in Gefangenschaft umkamen, die
übrigen heimkehrten. Diese Zahlen sind daher für die
Zahl vermisster Soldaten irrelevant. Somit ergeben
sich als Basiswert für die erwiesenermassen vermissten
Soldaten die durch die unvollständige Umfrage
erfassten 1,4 Millionen, die sich durch proportionale
Zurechnung der nicht erfassten Vermissten und unter
Berücksichtigung der Diskrepanzen zwischen Overmans
und Bitter auf 1,7-1,9 Millionen Vermisste summieren.
Diesen sind noch die 66.000 toten paramilitärischen
Gefangenen hinzuzurechnen, was eine Gesamtzahl von
1,8-2 Millionen ergibt. Die wahre Gesamtzahl der in
Gefangenschaft umgekommenen Angehörigen militärischer
und paramilitärischer deutscher Einheiten liegt also
zwischen 1.800.000 und 2.000.000.
[Todesfälle bei Italienern, Ungarn und
Österreichern]
Neben den hier genannten Deutschen gab es auch
Hunderttausende andere Europäer, darunter viele
Italiener, Ungarn und Österreicher, die in den Lagern
der Sowjets und der Westmächte umkamen. Allein die
Sowjets verzeichneten in dieser Gruppe rund 160.000
Tote [S.263].
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