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Das Rheinwiesenlager
Remagen
"Amerikanische"
Berichte Nr. 4: Über die Behandlung von Kranken im
Lager Remagen
präsentiert von Michael Palomino (2013)
aus:
Wolfgang Gückelhorn / Kurt Kleemann: Die
Rheinwiesenlager Remagen und Sinzig. Helios-Verlag 2013,
Aachen, helios-verlag@t-online.de;
www.helios-verlag.de; ISBN 978-3-86933-094-5, S.44-46
Wortschatz
PWTE = zeitlich
begrenztes / vorläufiges Kriegsgefangenenlager
[Prisoner of War Temporary Enclosures]
62. Feldhospital in Remagen:
<Einlieferung [und Untersuchung] von kranken
und verwundeten Kriegsgefangenen>
So lautet die Theorie in einem Bericht vom 12. Mai
1945. Mitte Mai waren manche Lager und
Rheinwiesenlager bereits 2 Monate am Laufen und hatten
schon 10.000e Tote produziert, die Leichen wurden in
Belgien neben der Strasse nach Antwerpen in
Massengräber geschüttet oder in Deutschland
herumgefahren und bei ehemaligen deutschen KZs als
jüdische Leichen bezeichnet und so gefilmt und von
Hitchcock dann so zusammengeschnitten, dass man
Deutschland einen Millionenmord an Juden anhängen
konnte. Diese "amerikanischen" Worte klingen gut, aber
die Realität sah dann leider anders aus:
<Am 12. Mai 1945 hat er Oberleutnant Narcissus
Bothereau vom Hauptquartier des "Stockade Hospital"
des POWE Remagen ein Merkblatt verfasst, in dem die
Verfahrensweise mit kranken und verwundeten Gefangenen
festgelegt wurde.
[Das Krankenrevier ist eine ehemalige Lederfabrik
in Remagen-Kripp - Beratung, Diagnose, Überweisung]
"Alle kranken und verwundeten Kriegsgefangenen, die
eine Behandlung oder Beratung durch einen US-Arzt
erfordern, werden zum Krankenrevier des Hauptquartiers
(ehem. Lederfabrik in Kripp) gebracht. Dieses
Krankenrevier selbst ist kein Hospital, es dienst nur
dem Zweck der Beratung, Diagnose und Überweisung.
Kranke und verwundete Gefangene melden sich beim
nächstgelegenen Krankenrevier (im Lager) zur
medizinischen Betreuung und werden von einem deutschen
Militärarzt untersucht.
[Leichte Fälle - schwere Fälle mit Überweisung]
Fälle, die eine Krankenhausbehandlung oder eine
Konsultation erfordern, werden durch den deutschen
Militärarzt zum Krankenrevier des Hauptquartiers
zusammen mit einer kurzen, schriftlichen Notiz
überwiesen, die die Art des Falles, den Grund der
Überweisung schildert, vom Arzt unterschrieben ist und
die Nummer des Krankenreviers und seiner Abteilung
trägt.
Die überwiesenen Fälle werden von deutschen Sanitätern
in Gruppen und mit Passierscheinen für die Wachen
versehen, begleitet. Auch auf dem Rückweg begleiten
die Sanitäter die Gefangenen, falls sie zurück ins
Lager müssen. Alle normalen Fälle werden täglich
zwischen 08 und 16 Uhr in das Krankenrevier des HZ
überwiesen. Bei medizinischer oder operativer
Dringlichkeit geht das auch zu anderen Zeiten.
[Entlausung - Wartezelt - Diagnose von deutschem
Militärarzt - Konsultationszelt - Untersuchung von
einem "US"-Militärarzt - Formular]
Bei Ankunft im HQ-Krankenrevier werden die Patienten
entlaust und warten dann im zugewiesenen Wartezelt.
Dort werden sie von einem deutschen Militärarzt
untersucht, der Art und Schwere jedes Falles
diagnostiziert und die Patienten, bei denen er es
erforderlich hält, in der Reihenfolge ihrer Dringlichkeit
zur weiteren Konsultation oder Krankenhausbehandlung in
das Konsultationszelt überweist.
Dort wird anschliessend jeder Fall von einem
US-Militärarzt untersucht, und wenn die Entscheidung für
eine Krankenhaus-Einlieferung fällt, füllt er ein
PWEMT-Formular aus (Kriegsgefangenen-Notfallversorgung).
Der Arzt unterschreibt es und der Patient wird mit dem
Zettel in ein weiteres Wartezelt geschickt, von wo er
später eingewiesen wird.
[Krankenakte - TB-Verdacht - Typhus-Verdacht -
Beobachtung und Quarantäne]
Im HQ-Zelt wird eine Krankenakte angelegt und der Patient
dann ins Hospital eingeliefert. Wenn es gewünscht wird,
einen Fall zur Beoabachtung festzuhalten, kann der Patient
zu diesem Zweck im Wartezelt verbleiben, ausser bei
Tuberkuloseverdacht. In diesem Diagnosefall wird er in
einem gesonderten Zelt untergebracht. Kein Fall ist länger
als 48 Stunden für eine solche Observation zurückzuhalten.
Falls Typhusverdacht besteht, muss der deutsche Arzt, der
den Fall zuerst sieht, sofort den Patienten isolieren,
entlausen und den unmittelbaren Lebensbereich des
Gefangenen mit Quarantäne belegen. Ein geeignetes
Quarantänezeichen ist sofort aufzustellen und die genaue
Stelle ist zu notieren. Die Namen der Kontaktpersonen sind
zu ermitteln, diese sind zu entlausen und über die
Quarantäne zu informieren. Ein Kriegsgefangener wird als
Posten aufgestellt, um die Quarantäne durchzusetzen. Der
deutsche Arzt bringt den Patienten sofort zum
HQ-[Hauptquartier]-Krankenrevier [S.44] zusammen mit einer
Notiz über den genauen Lebensbereich des Patienten und
einer Namensliste der unmittelbaren Kontaktpersonen. Dann
wird der Patient sofort einem US-Militärarzt vorgeführt,
von diesem sofort untersucht und zwar ausserhalb
der Zelte, oder falls es regnet, in dem Zelt, das für die
Untersuchung von höchst ansteckenden Fällen vorgesehen
ist. Alle damit befassten Personen sind darüber zu
informieren, dass Typhus eine sehr ansteckende Krankheit
ist. Andere Krankheitsfälle sind nicht in derselben
Ambulanz zu transportieren.
[Tote und "Todesursache festgestellt"]
Gefangene, die innerhalb des Lagers sterben, sind zum
HQ-Krankenrevier zu bringen, damit dort die Todesursache
festgestellt wird und ein EMT (emergency medical
treatment) ausgefüllt wird. Ein Bericht über die Umstände
des Todes und die vermutliche Todeursache sollten den
Toten begleiten, wenn er zum HQ-Krankenrevier gebracht
wird. Nach Ausfüllen des EMT wird die Leiche damit in die
Leichenhalle überführt."
Quelle: Headquarters 62nd Field Hospital, APO 513, US
Army, Report of Medical Activities, 62nd Fld Hosp, dtd 1
Sep 1945.> [S.45]
Aus dem Jahresbericht des Divisionsarztes der
106. Infanterie-Division
[Massenlager Remagen ohne jede Hygiene]
In der letzten Aprildekade [von 1945] kam die Division
nach Deutschland. Vorauskommandos bereiteten den neuen
Auftrag an die Division vor: Bewachung von
Kriegsgefangenen. Am Monatsende wurden vier grosse
Gefangenenlager fest eingerichtet und durch uns betreiben.
Wir planten die ärztliche Versorgung von 100.000
Gefangenen. Unser Personal leistet dann ausgezeichnete
Arbeit. Die Hygiene ist das grösste Problem in den PWTEs
(zeitlich begrenzte Gefangenenlagr9. Das wird für die
Pioniere zu einer grossen Aufgabe.
Im Mai waren die Sanitätseinheiten der Division von
Büderich im Norden bis nach Heilbronn im Süden eingesetzt.
Sonderkommandos versorgten die Apotheken, Krankenreviere
und Feldhospitale mit allen Gütern, die angefordert
wurden. Die Pflege der kranken und verwundeten Gefangenen
war die Hauptaufgabe. Dazu kamen Transporte, Ernährung,
Schutz und Hygienekontrollen bei den Betroffenen.
In den Lagern wurden 168.000 meist kranke oder verwundete
Personen mit Läusen infiziert. Weil diese eng
zusammengepfercht waren, entstand kein angenehmer Anblick.
[Ruhr mit viel Durchfall]
In jeder Anlage wurden 1000 bis 4000 Fälle von Ruhr
festgestellt und deshalb hatten viele mehrmals täglich
Stuhlgang, was den Dienst unseres Sanitätspersonals nicht
gerade bequem machte. Die Einteilung und der Bau der
Anlagen schien nur langsam voranzukommen und die
Wasserversorgung war bestenfalls unzulänglich oder gering.
[Nahrungsmittel kaum vorhanden]
Nahrungsmittel gab es nicht im Überfluss. All das brachte
dem Sanitätsdienst mehr und mehr Arbeit, aber die
grösstmöglichen Bemühungen waren absolut notwendig [S.45].
[Das heisst, Nahrungsmittel waren für deutsche
Kriegsgefangene kaum vorhanden, und es wurden sogar grosse
Hilfslieferungen des Roten Kreuzes in Massen abgelehnt,
ganze Güterzüge wurden zurückgeschickt. Es gab massenweise
Hungertote, die von der "amerikanischen" Seite
verschwiegen werden].
[Das "Sanitätsteam"]
Jede Anlage war von uns mit einem oder mehreren
Sanitätsteams, bestehend aus 3 Ärzten und 12 Sanitätern,
bestückt. Das Sanitätsbataillon wurde personell sehr
belastet, um Teams zu bilden. Deshalb war es nicht überraschend,
dass der Sanitätsdienst immer der erste war, der
sorgfältig organisiert war und funktionierte - und das
innerhalb der ersten 36 Stunden nach Öffnung eines Lagers.
Deutsche Sanitätsoffiziere und Sanitäter wurden aus dem
Heer der Gefangenen heraus- und in unser System
einbezogen. Mit zwei bis drei Ärzten und 12 Sanitätern
bildeten sie die Krankenreviere, die für je ca. 5000
Kriegsgefangene zuständig waren. Ein Revier bestand aus
einer Feldapotheke und einem kleinen 25-Betten-Hospital.
Darüberhinaus wurden spezielle Sanitätszentren
eingerichtet, um die schweren Diarrhöe-Fälle oder andere
besondere Krankheitsfälle zu behandeln.
[Der Befehl vom 7. Mai 1945 zur Verbesserung der
Hygiene - Tausende von Ruhrkranken - Läuse
überall]
Um die mangelhafte Hygiene zu verbessern, wurde am 7. Mai
ein Befehl gegeben. Trotz Hochwasserschäden, schlechter
Drainage, regnerischem Wetter, Mangel an Schaufeln und
Latrinenboxen und trotz der Tausenden von Ruhrkranken, war
dies nur ein Teil der Schwierigkeiten, auf die man stiess.
Läuse und Entlausungen waren an der Tagesordnung.
Während der gesamten Einsatzzeit wurde das
Sanitätspersonal erhöht und die Dienststellen vergrössert.
Neue Lazaretteinheiten wurden eingegliedert, zwei
zusätzliche PWTEs [PWTE = zeitlich begrenztes /
vorläufiges Kriegsgefangenenlager
(Prisoner of War Temporary Enclosures)]
wurden in der Division eingesetzt.
Im Juni [1945] standen im Divisionsbereich 20.357
Krankenbetten in mobilen Anlagen zur Verfügung neben
16.000 Betten in den Krankenhäusern. Fünfzehn der Division
unterstellte Sanitätseinheiten sorgten für deren Betrieb.
Während der zweiten Junihälfte [1945] nahm die
Krankheitsrate in den Kriegsgefangenenlagern durch die
Entlassungen weiter ab. [Falsch: Die Krankheitsrate nahm
zu, weil ab 2. Mai 1945 viele POWs alle Rechte verloren
und nur noch als DEF "Disarmed Enemy Forces" galten und
dadurch fast alle Malzeiten gestrichen wurden und in
vielen Lagern kompletter Hunger herrschte].
Gegen Ende des Monats [Juni 1945] waren sieben Lager
komplett geräumt [und der Massenmord dort
"abgeschlossen"]. Plötzlich trat Typhus in zwei Lagern im
blauen Sektor auf. Untersuchungen ergaben als Ursache, die
Wasserversorgung. Eine relativ hohe Zahl von
Diphtherie-Fällen erforderte verbesserte Isolierung im
Sanitätsbereich.
[10.7.1945: Übergabe des Lagers Remagen an die
Franzosen]
Am 10. Juli 1945 übernahm die 10. Französische Division
den ärztlichen Dienst und die Behandlung in den PWTEs und
den zugehörigen Krankenhäusern."
Quelle. Headquarters 106TH Infantry Division, Office of
the Surgeons, APO 443 U.S.
Army, Annual Report of Medical Department Activities
1945.> [S.46]
Quellen
Fotoquellen
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