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Krankes Deutschland Teil 3

Meldungen über kranke Deutsche, die andere verarschen, oder die wirklich meinen, sie seien die Könige der Welt

Kranker Bücherwurm "sammelte" 24.000 Bücher - Rotes Kreuz schickt Rechnung an Tote wegen misslungener Wiederbelebung - Aldi-Spanner-Mitarbeiter filmten heimlich Kundinnen im Minirock und mit tiefem Ausschnitt - kriminelle Jung-Grüne und Jusos stehlen Fahnen und Fähnchen während der EM - Verfassungsschutz im Tiefschlaf lässt Mordserie jahrelang zu -- Werbefirma "Unister" ist auch eine Abzock-Firma -- Krawattenzwang für Anwälte bei Prozess wegen "Amtstracht" -- deutsche Studenten können z.T. keine Rechtschreibung und Grammatik mehr -- willkürliche Menschenrechtsverletzungen gegen Ausländer in Sprachenfragen, Beispiel Russland -- Sexfirma "Manwin" mit Milliardeneinnahmen, aber ohne Steuerrechnung -- der deutsche Zoll und ein paar Geigen: Schäuble gibt die Geigen frei, und der Zoll behauptet Steuerausfälle -- Pinkeln löst Festnahme aus -- wenn fast alle Deutschen Auto fahren, reichen die Autobahnen nicht mehr aus -- Berliner Flughafen wird erst 2040 fertig - der Fluch-Hafen -- Geldbusse von 5 Euro für rosa Parkscheibe -- ein geheimer Staatsvertrag von 1949 erpresst Deutschland mit Medienbeherrschung bis 2099, mit Unterwerfungsunterschrift und mit der Pfändung aller Goldreserven

Meldungen

präsentiert von Michael Palomino

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6.3.2012: Krankes Deutschland: Ein kranker Bücherwurm "sammelte" 24.000 Bücher

aus: Welt online: Bibliomanie: Wie Michael F. der Begierde nach 24.000 Büchern erlag; 6.3.2012;
http://www.welt.de/kultur/literarischewelt/article13905707/Wie-Michael-F-der-Begierde-nach-24-000-Buechern-erlag.html

<Ein Ministerialbeamter aus Darmstadt soll Zehntausende Bände aus 70 Bibliotheken entwendet haben. Er las die Bücher nicht – wollte sie nur in seiner Nähe haben.

Von Lucas Wiegelmann

Der Mann, der die Bücher mehr begehrte als alles andere, der für die Bücher seine Existenz aufs Spiel setzte und verlor, er wurde von einem Buch verraten. Von dem alten Band, der auf der ersten Seite die mit weichem Bleistift hineingeschriebene Signatur III 10e 10 trägt, weil er seit Menschengedenken im Raum III der fürstlichen Hofbibliothek zu Bad Arolsen thront, im zehnten Regal.

Wenn das in Leder gebundene und goldgeprägte Buch in Frakturschrift an jenem Tag im August dort gestanden hätte, wo es hingehört, nämlich zwischen den Bänden III 10e 9 und III 10e 11, dann hätte der Fürst vielleicht nie bei der Polizei angerufen, und Michael F.* wäre womöglich weiter auf Beutezug. Aber die seltene Ausgabe von Johann Friedrich Blumenbachs „Handbuch der Naturgeschichte“, im Jahr 1779 in Göttingen erschienen und mit handschriftlichen Notizen des Autors versehen, war weg. So kamen sie dahinter.

Die wenigsten der gestohlenen Bücher hat F. gelesen

Wahrscheinlich hat Michael F. das Buch, das ihn verriet, nie gelesen, obwohl es monatelang bei ihm zu Hause in Darmstadt lag. Die wenigsten der gestohlenen Bücher hat er gelesen. Dafür waren es zu viele: 24.000 Stück. Seit den Neunzigerjahren soll F. sie in allen möglichen Bibliotheken erbeutet haben.

Der 45 Jahre alte Oberregierungsrat des hessischen Wissenschaftsministeriums bevorzugte antike Raritäten. Das älteste Buch ist ein Gesundheitsratgeber von 1565, das Gros stammt aus dem 17. und 18. Jahrhundert. Die Beute soll mehr als eine Million Euro wert sein. Verkauft hat F. allerdings nie. Anscheinend wollte er die Bücher einfach in seiner Nähe haben.

Im Moment glaubt die Polizei, dass etwa sechzig Bibliotheken in ganz Deutschland betroffen sind. Dazu kommen noch zehn weitere Büchereien in der Schweiz, den Niederlanden, Belgien, Polen, Ungarn und Tschechien. Es können aber auch noch mehr werden: Als Michael F. vor knapp zwei Wochen festgenommen wurde, schleppten die Ermittler noch am gleichen Tag kartonweise Bücher aus seinem Haus und fingen an, sie den besitzenden Bibliotheken zuzuordnen. Aber sie sind noch lange nicht fertig. Nebenbei müssen sie ja auch noch die entscheidenden Fragen klären. Wie konnte ein Mann so viele Bücher mitnehmen? Und warum tat er es?

Dass die Polizei überhaupt auf Michael F. aufmerksam wurde, lag an Wittekind Fürst zu Waldeck und Pyrmont. Ein freundlicher Herr mit meliertem kurzem Haar, der in wenigen Tagen 76 Jahre alt wird und der im Profil an den britischen Prinzen Philip in jüngeren Tagen erinnert. Aber vielleicht bildet man sich das auch nur ein, weil der Fürst sehr altem und sehr hohem Adel entstammt. Königin Beatrix von den Niederlanden ist seine Cousine.

Der Fürst lebt auf einem ockergelben Barockschloss im nordhessischen Bad Arolsen, zweieinhalb Autostunden vom Reihenhaus von Michael F. entfernt. Zu dem Anwesen gehört auch eine Hofbibliothek. Alte Folianten drängen sich in Räumen mit alten Holzdielen, Leitern an den Regalwänden und Stuck an der Decke. Es duftet nach altem Papier und vergessenen Geschichten. Ein Traum für jeden, der Bücher liebt.

Das Vorgehen des mutmaßlichen Diebs war nach Einschätzung der Polizei in allen Bibliotheken ähnlich, deshalb muss man sich das, was auf Schloss Arolsen geschah, auch für die rund 70 anderen bisher bekannten Tatorte vorstellen. „Eines Tages im Sommer 2010 stand er plötzlich bei uns im Hof“, erzählt der Fürst. F. habe sich als hoher Beamter vorgestellt und gesagt, dass er im Ministerium auch für Bibliotheken zuständig sei.

Michael F. kam neunmal nach Arolsen

Er habe im Online-Katalog gelesen, dass die Hofbibliothek Bücher zu Gebieten besitze, „die mich persönlich sehr interessieren“. „Ein höflicher Mann“, sagt Fürst zu Waldeck. „Hervorragende Umfangsformen. Sonst wäre er bei uns ja auch nie so weit gekommen.“

In der Folgezeit meldet F. seine Besuche immer per Mail an. Er kommt mit einer silbernen C-Klasse, das Autokennzeichen beginnt mit HEL für Hessische Landesregierung. „Wir wussten nie genau, ob er nun eigentlich dienstlich oder privat hier war“, sagt die Bibliothekarin. „Das gehörte wohl zur Masche.“

Wie es sein kann, dass ein A14-Beamter über Jahre hinweg an normalen Wochentagen mit seinem Dienstwagen Bibliotheken im ganzen Land abklappert und im Ministerium offenbar auch nicht als weniger präsent und produktiv auffällt als seine Kollegen, diese Frage kann das Ministerium derzeit nicht beantworten. Man warte die Ergebnisse der Staatsanwaltschaft ab, heißt es.

Hin und wieder verlässt er wortlos den Lesesaal

F. ist immer gut vorbereitet. Er weiß immer genau, was er sucht. Weil er so gebildet redet und so lustig über das Wetter, über den Karneval oder das Forschungsvorhaben eines Doktoranden plaudern kann, darf er bald auch selber an die Regale treten und sich die alten Bände herausziehen. Eigentlich müssen Besucher draußen im Gang vor der Bibliothek warten, bis man ihnen das gewünschte Buch bringt. F. streift also durch die Räume. Er steigt hier auf eine Leiter, prüft dort einen Einband, setzt sich mit einem Folianten an den kleinen Schreibtisch einen Raum von der Bibliothekarin entfernt und tippt auf seinem Laptop herum.

„Ich habe ihm gesagt, er soll mich einfach fragen, wenn er etwas nicht findet“, erzählt die Bibliothekarin heute. Aber Michael F. fragt nie. Hin und wieder verlässt er wortlos den Lesesaal. Der Zettelkatalog steht auf dem Gang, die Toilette ist im barocken Wachhäuschen im Schlosshof. Manchmal sieht man ihn draußen telefonieren. F.s Aufenthalte können lange dauern, einmal bleibt er sechs Stunden. „Wenn er ging, gab er mir zum Abschied die Hand. Aber erst heute ist mir aufgefallen, dass er mir dabei nie in die Augen sah, immer weg zur Seite, über die Schulter“, sagt die Bibliothekarin.

Neun weitere Bücher fehlten

Der erste Verdacht keimte, als zufällig ein pensionierter Professor im August 2011 das Buch mit der Signatur III 10e 10 einsehen wollte und es nicht an seinem Platz im Regal 10 stand. So etwas kommt in jeder Bibliothek vor. Aber Blumenbachs „Handbuch der Naturgeschichte“ war ein wichtiges Stück. Erst vor Kurzem hatte es die Bibliothekarin noch in der Hand gehabt.

Das Regal 10 in Raum III war das Regal, für das sich Michael F. bei jedem seiner Besuche besonders zu interessieren schien. Viele naturwissenschaftliche Traktate lagern dort, Naturgeschichte, Mineralogie, Geophysik. Aber konnte der Herr vom Ministerium mit den hervorragenden Umgangsformen mit dem Verlust etwas zu tun haben? Ein alberner Gedanke. Die Bibliothekarin machte trotzdem eine Inventur des Regals 10.

Es fand sich, dass außer dem „Handbuch der Naturgeschichte“ noch 23 weitere Bücher aus dem Regal fehlten. Als Michael F. nach Monaten wiederkam, Bücher aus Regal 10 las und wieder abreiste, zählte die Bibliothekarin erneut nach. Neun weitere Bücher fehlten.

Am Leib und im Auto hat er 53 Bücher

Beim nächsten Besuch von Michael F., es ist der Dienstagvormittag vor knapp zwei Wochen, ist eine Polizeikamera auf seinen Arbeitsplatz gerichtet. Fünf Ermittler sind versteckt im ersten Stock der Bibliothek und beobachten auf ihrem Bildschirm, wie F. Buch um Buch in seine Laptoptasche, seinen Lederkoffer, eine Jutetasche oder unter seinen Pulli gleiten lässt und mehrfach nach draußen geht. Wenn er ein Buch aus dem Regal nimmt, schiebt er die übrigen Bände zusammen, damit keine Lücke zu sehen ist.

Als sich F. um kurz vor zwei Uhr verabschiedet, die Manteltaschen vollgestopft mit Büchern, warten draußen schon die Fahnder und nehmen ihn fest. Am Leib und im Auto hat er insgesamt 53 Bücher. Bei der ersten Vernehmung noch auf dem Schloss soll er eingeräumt haben, dass er möglicherweise noch 30 weitere gestohlene Bücher in seinem Haus aufbewahre. Auf der Autofahrt zurück nach Darmstadt sagt er den Polizisten: Es könnten auch mehr sein.

Vergleichbar mit einer Kleinstadtbibliothek

Das Wohnhaus der Familie F. in Darmstadt gehört zu einer Reihe gleich aussehender schmaler Reihenhäuser. Es unterscheidet sich vom weißen Haus rechts und vom weißen Haus links daneben nur dadurch, dass ein Fahrrad davorsteht und eine welke Hecke. Das Zuhause eines hessischen Beamten. In diesem kleinen Haus lebte Michael F. mit seiner Frau, seinen beiden Kindern und den Büchern. Mit einem Bücherbestand, der vom Umfang her vergleichbar war mit einer Kleinstadtbibliothek.

Es waren so viele Bände, dass das kleine Haus niemals genug Regale dafür hätte aufnehmen können. Deshalb legte F. sie überallhin, wo Platz war. Sie stapelten sich an den Wänden, im Flur, im Wohnzimmer, im Obergeschoss. Ein Ermittler sagt heute: „Es war nicht unbedingt eine fachgerechte Aufbewahrung.“

In der Woche nach der Festnahme ist hinter der Haustür ein Vorhang zugezogen, auch das Fenster zur Straße ist verhangen. Nach dem Klingeln dauert es lange, bis sich der Vorhang einen Spalt zur Seite schiebt und eine Frau dahinter hervorlugt. Frau F. „Er sagt nichts“, sagt sie. „Es wäre zu früh.“ Sie möchte auch nicht darüber reden, welche Gründe ihr Mann gehabt haben könnte. War es die Liebe zu den Büchern? Sie sagt nur knapp: „Wer weiß.“ Vielleicht weiß sie es selber nicht.

Der Lebenslauf eines Hochbegabten

Wann verfiel Michael F. den Büchern? Während seiner drei Studiengänge, Biologie, Maschinenbau, Geologie? Bei seiner Promotion (magna cum laude) in Geowissenschaften? Er forschte in Tübingen, in Halle, in Bristol, gab einen Sammelband über Bionik heraus, leitete das Biotechnik-Zentrum an der TU Darmstadt und landete 2005 im Wiesbadener Wissenschaftsministerium.

Der Lebenslauf eines Hochbegabten. In der Polizeisprache heißt F. jetzt immer „der tatverdächtige Wissenschaftler“. Der Bibliothekarin der Hofbibliothek sagte F. einmal: „Ich bin vielseitig interessiert. Und wenn ich mich eine Weile mit einem Thema beschäftigt habe, muss ich wieder was anderes machen.“

2006 zog F. für die SPD ins Darmstädter Stadtparlament ein. Bei seiner Kandidatur veröffentlichte er einen Fragebogen von sich. Darin gibt er als Lieblingsbeschäftigung „Fossilien suchen, lesen und Sport treiben“ an. Auf die Frage „Welches Buch lesen Sie gerade?“ sagt er: „Robert Huxley: Die großen Naturforscher“. Als Buchtipp nennt er die Bibel. Das Buch der vielen Bücher.

Das SPD-Stadtverordnetenmandat legte er nieder

Sein Stadtverordneten-Mandat hat F. nach seiner Festnahme zurückgegeben. Das Ministerium hat ihn suspendiert. Sollte F. verurteilt werden, drohen ihm bis zu zehn Jahre Haft, so schreibt es das Strafgesetzbuch für besonders schwere Fälle von Diebstahl vor. Ein besonders schwerer Fall liegt vor, wenn „der Täter eine Sache von Bedeutung für Wissenschaft, Kunst oder Geschichte oder für die technische Entwicklung stiehlt, die sich in einer allgemein zugänglichen Sammlung befindet“. Das deutsche Strafrecht ist ziemlich streng, wenn es um Bibliotheken geht.

Oder ist Michael F. am Ende gar nicht schuldfähig? Eine Frau, die mit F. im Bürgerverein ist, sagt: „Er ist so ein lieber, herzlicher Mensch. Ich hätte ihm mein letztes Geld anvertraut. Ich glaube, es ist eine Krankheit.“ Eine Genossin aus F.s SPD-Ortsverband sagt: „Wir haben uns ja auch alle erst schlau gemacht. Es gibt wohl so was wie Bibliomanie.“

Nach Erkenntnis der Medizin können Bücher krank machen. Die Sucht erzeugen, Buchrücken um sich zu haben. Das einchlägige Lexikon „Literatur und Medizin“ nennt als Symptome für „die bibliomanische Suchterkrankung“ : Verlust der rationalen Kontrolle über die benötigte und realistisch nutzbare Menge an Büchern. Verzicht auf Nahrungsaufnahme und Schlaf. Beschaffungskriminalität.

Das Logo ist eine Art Krokodil

Psychiatrieprofessor Volker Faust schreibt: „In manchen Formen von Bibliomanie werden auch bestimmte Sammlungskriterien verfolgt, das heißt Bücher nach bestimmten Formaten, Materialien, Epochen, Gegenständen, Druckorten, Vorbesitzern.“ Es gibt Menschen, die kommen den Büchern zu nah, und die Bücher rächen sich, indem sie ihnen den Verstand rauben.

Es wird noch lange dauern, bis alle Fragen des Falls geklärt sind. Auch für den Fürsten zu Waldeck. Wie viele Bücher ihm gestohlen wurden, ist noch offen. Er verlässt sich auf die Ermittler, mit denen er sehr zufrieden ist. Einige wenige Bände hat die Polizei ihm schon zurückgegeben. Sie zeigen, wie Michael F. mit seiner Beute verfuhr, zu Hause, wo er sie endlich in Ruhe anfassen konnte.

Die Bleistiftsignaturen vorne sind ausradiert. Die Stempel der Waldeckschen Hofbibliothek hat er mit dem Hinweis „Ausgeschieden“ übergestempelt, handschriftlich seinen Namen mit Kugelschreiber eingetragen und noch einen eigenen Stempel hineingedrückt: „Bibliothek Michael F. Natur – Theologie – Philosophie“. Das Logo ist eine Art Krokodil. Die Spuren lassen sich nicht entfernen, ohne die kostbaren Bände zu beschädigen. Michael F. hat dafür gesorgt, dass sein Name nie mehr von den Büchern getrennt wird.

* Name geändert>

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n-tv online,
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Krankes Deutschland 23.4.2012: Rotes Kreuz schickt Rechnung an eine Tote - für erfolglosen Wiederbelebungsversuch

aus: n-tv online: Unfälle: DRK schickt Toter Rechnung für erfolglose Wiederbelebung
http://www.n-tv.de/ticker/DRK-schickt-Toter-Rechnung-fuer-erfolglose-Wiederbelebung-article6094461.html

<Mainz (dpa) - Der Rettungsdienst des Deutschen Roten Kreuzes hat einem tödlich verletzten Unfallopfer eine Rechnung für die erfolglose Wiederbelebung geschickt. Ein Sprecher des DRK-Rettungsdienstes Rheinhessen-Nahe bestätigte einen Bericht der «Allgemeinen Zeitung». Die 28-Jährige war am Ostersonntag zusammen mit drei anderen Menschen bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Ihre Mutter habe die Rechnung in Höhe von 187,80 Euro im Briefkasten gefunden, berichtete die Zeitung. Der DRK-Rettungsdienst bedauerte den Vorfall.

Quelle: n-tv.de / dpa>

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Financial Times
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Hessen 29.4.2012: <"Spiegel"-Bericht: Aldi-Mitarbeiter filmen heimlich Kundinnen> - beim Minirock geht die Überwachungskamera "näher ran" - perverse Spanner-Kultur bei Aldi

aus: Financial Times Deutschland online; 29.4.2012;
http://www.ftd.de/unternehmen/handel-dienstleister/:spiegel-bericht-aldi-mitarbeiter-filmen-heimlich-kundinnen/70029460.html

<Wer als Frau etwas leichter bekleidet in hessische Aldi-Läden geht, sollte aufpassen: Laut "Spiegel" gehen Filialleiter bei Käuferinen in kurzen Röcken oder Tops mit den Überwachungskameras gerne näher ran und tauschen ihre Filme auf CD aus. Auch von EC-Terminals liegen heikle Bilder vor.

In hessischen Aldi-Filialen sollen Kundinnen in kurzen Röcken oder mit ausgeschnittenen Tops heimlich gefilmt worden sein. Das berichtet der "Spiegel". Filialleiter hätten sich einen Spaß daraus gemacht, mit Überwachungskameras heranzuzoomen und die Videos hinterher auf CD auszutauschen, berichtet das Magazin. Aldi Süd teilte am Sonntag der Nachrichtenagentur DPA mit, sollten Überwachungskameras wie in dem Bericht geschildert genutzt worden sein, sei dies "eindeutig missbräuchlich und rechtswidrig".

"Dies wird von uns keinesfalls geduldet und zieht entsprechende disziplinarische sowie gegebenenfalls strafrechtliche Maßnahmen nach sich", so eine Aldi-Sprecherin mit. Sie sagte allerdings zugleich: "Die vom Spiegel geschilderten Aufnahmen sowie die Existenz entsprechender DVDs sind uns nicht bekannt."

Dem Nachrichtenmagazin liegen Bilder von EC-Terminals vor, an denen Kunden mit Karte zahlen. Sie ließen sich so weit heranzoomen, dass jede Zahl erkennbar werde. Aldi Süd wies das zurück. "In unserem gemeinsam mit dem Landesbeauftragten für Datenschutz und Informationsfreiheit in Nordrhein-Westfalen (LDI) sowie unserem unabhängigen, externen Datenschutzbeauftragten entwickelten Videoüberwachungskonzept für Filialen ist eindeutig festgelegt, dass Bereiche, in denen PIN-Eingaben stattfinden, keinesfalls einsehbar sind."

Dem "Spiegel"-Bericht zufolge sollen außerdem Detektive in Verdachtsfällen beauftragt worden sein, zusätzliche mobile Minikameraanlagen zu installieren. Aldi Süd teilte dazu mit, mobile Kameras dürften nicht durch Detektive eingesetzt werden. Das Unternehmen installiere sie "in Ausnahmefällen", und dann würden Mitarbeiter und Kunden durch Schilder darüber informiert.

Überwachung im Zentrallager

Ein weiterer Vorwurf des "Spiegel": Aldi Süd soll in Zentrallagern auch eigene Mitarbeiter sowie die von Speditionen überwachen. Der Datenschutzbeauftragte des Bundes, Peter Schaar, sagte dem Blatt dazu: "Wenn etwa Diebstähle durch offene Maßnahmen verhindert oder aufgeklärt werden können, ist eine heimliche Überwachung jedenfalls unzulässig."

Aldi Süd bestätigte, es könne "in wenigen Ausnahmefällen" vorkommen, dass Mitarbeiter aufgrund eines konkreten Verdachts videoüberwacht werden. "Dieses ist jedoch nur nach Einhaltung strikter Vorgaben möglich und Bedarf einer individuellen Prüfung und der ausdrücklichen Freigabe durch unseren Datenschutzbeauftragten.">

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Der Standard
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Hessen 30.4.2012: Herangezoomt bei Aldi

aus: Der Standard online: Der Standard online: Überwachungskamera: "Spiegel": Aldi-Mitarbeiter filmten heimlich Kundinnen; 30.4.2012;
http://derstandard.at/1334796554432/Ueberwachungskamera-Spiegel-Aldi-Mitarbeiter-filmten-heimlich-Kundinnen

<Sexistische Aufnahmen sollen auf CD gebrannt worden sein.

In Filialen des Discount-Riesen Aldi Süd haben Manager nach "Spiegel"-Informationen heimlich Kundinnen beim Einkauf gefilmt. Filialleiter hätten vor allem Frauen in kurzen Röcken oder mit ausgeschnittenen Tops gefilmt, sobald sie sich über Kühltheken beugten oder vor Regalen bückten. Dann hätten die Aldi-Mitarbeiter sie mit der Kamera herangezoomt, berichtete das Magazin unter Berufung auf ihm vorliegende Bilder. Danach seien die Filme auf CD gebrannt und untereinander ausgetauscht worden. Die Vorfälle ereigneten sich demnach in Frankfurt am Main, Dieburg und anderen hessischen Filialen.

"Fehlverhalten eines einzelnen Mitarbeiters"

Aldi Süd äußerte sich gegenüber dem "Spiegel" nicht konkret zu dem Fall. In einer Stellungnahme an das Magazin schrieb der Discounter aber, dass "das Fehlverhalten eines einzelnen Mitarbeiters nicht ausgeschlossen" werden könne. "Sollte ein missbräuchlicher Umgang den Vorgesetzten bekannt werden, wird ein solches Vorgehen umgehend untersucht, unterbunden und zieht entsprechende disziplinarische Konsequenzen nach sich", zitierte der "Spiegel" aus der Aldi-Stellungnahme. (APA, 30.4.2012)>

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Welt online,
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17.6.2012: Krankes Deutschland während der EM in Polen und in der Ukraine: Kriminelle Jung-Grüne und Jusos stehlen Fahnen und Fähnchen mit dem Argument "Nationalismus"

aus: Welt online: Deutscher Selbsthass: Antideutsche erklären dem Patriotismus den Krieg; 17.6.2012;
http://www.welt.de/kultur/article106607169/Antideutsche-erklaeren-dem-Patriotismus-den-Krieg.html

<Grüne Jugend und Antifa kämpfen während der EM gegen jede Form schwarz-rot-goldener Folklore. Und sind dabei so humorlos, arrogant und bürokratisch, wie es nur wir Deutschen sein können.

Von Ulf Poschardt

Der Humor steht rechts, lautete eine Weisheit besonders ernster Marxisten noch in den Achtzigerjahren. Gemeint war das Lachen über Verhältnisse, die, was Entfremdung, Ausbeutung und Imperialismus betraf, bitterernst waren. Dieses Erbe trägt die Linke in Gestalt ihrer anti-deutschen Truppe voran, der zu WM- und EM-Zeiten hohe Aufmerksamkeit garantiert ist.

Seit dem Durchbruch einer vergleichsweise neurosefreien Form des Patriotismus im Verlauf des Sommermärchens 2006 kämpfen die Antideutschen gegen jede Form schwarz-rot-goldener Folklore. Sie rupfen Banner von Autos, klauen Fahnen von Häusern, ziehen angetrunkenen Fans gern auch mal Schal oder Mütze ab. In bester deutscher Tradition haben sie auch ein Punktesystem entwickelt, das allen Aktivisten erklärt, wie viel ihre jeweiligen Aktionen auf dem Gesinnungskonto bringen.

"Patriotismus? Nein Danke!"

Die Jugend der Besserverdiener-Partei "Die Grünen" versteht sich als Teil des antideutschen Aufstandes. Der Online-Shop der GJ bietet "Aufkleber gegen Patriotismus im Stil der 'Atomkraft– Nein Danke!’ – Serie". Der Text heißt demnach: "Patriotismus? Nein Danke!" Damit auch die letzten Schmunzler bei dessen Anblick verschwinden, hat die Grüne Jugend einen in die eigene Seriosität vernarrten Text auf ihre Homepage gestellt.

Darin wird der EM-Jubel in direkten Zusammenhang mit dem Turnvater Jahn, dem Ersten Weltkrieg, der Shoa und auch der zeitgenössischen Homophobie gebracht. Formuliert ist das erregte Ganze im Jargon des Politologie-Strebers, der die ethische Exzellenz der Grünen ins Reich der historischen Gewissheiten ausdehnen will.

Im Unterton klingt die Selbstgewissheit des Bürgerskindes durch, das den einfachen Leuten von der Straße, den Menschen in ihren Opels, Kias und Peugeots deutlich machen will, dass sie in ihrer patriotischen guten Laune eigentlich Wegbereiter des Nationalismus oder gar eines aufziehenden Vierten Reiches seien.

Verachtung für den Pöbel

Abseits jedweder politischen Einschätzung sind die antideutschen Manifeste, Aufkleber und Flugblätter bis in die Lieblosigkeit der Vermittlung ein Zeichen linker Borniertheit und Arroganz. Die seit Lenins Zeiten nie mehr verschwundene Verachtung für den Pöbel durch die revolutionäre Avantgarde findet hier ihre zeitgemäße Entsprechung.

Grüne wie Antifa bemühen sich, jenen ein schlechtes Gewissen einzureden, die sich nach Jahrzehnten deutschen Selbsthasses zum ersten Mal ein wenig entspannt fühlen, wenn sie auf ihr Land blicken. Der Jargon und Gestus, mit dem doziert wird, könnte deutscher nicht sein. Seit dieser Woche kursieren auf Facebook jene Wimpel der Aktivisten, die an Stelle der schwarz-rot-goldenen Stoffstückchen an Autodächern angebracht werden.

Sie sehen aus, als wären sie 1984 in der DDR gedruckt worden. Das Layout mutet albanisch, die Sprache urdeutsch an. Kein Oberlehrer in einem noch so verstaubten bayerischen Gymnasium würde ähnlich überheblich, seine Schüler eines Besseren belehren. "Egal aus welcher Motivation sie (sic!) diese Fahne angebracht haben, sie produziert in jedem Fall Nationalismus."

Deutsche haben internationales Bedürfnis entwickelt

Diese Unterstellung wird dann langatmig ausgeführt, um am Ende im nahezu jovialen Ton des nun etwas erleichterten Blockwartes zu mahnen: "Bitte sparen sie (sic!) das Geld, uns die Arbeit und der Natur den Müll und ersetzen sie die Fahne nicht wieder durch eine Neue." Mit schwingt auch, dass der Getadelte und Bestohlene unter Beobachtung steht. Er ist verwarnt und vorgewarnt. Wer wissen will, wie bevormundend linkes Denken in seiner Essenz sein will, sollte auf den antideutschen Blogs flanieren.

Nirgendwo auf der Welt kommt die radikale und (im Fall der Grünen Jugend) die etablierten Linke auf eine derart gesittete Form freundlosen Unsinns. Unfreiwillig komisch wirkt der ebenso selbstherrliche wie pathosgetriebene Versuch, dem kindlichen Abenteuer in Großstädten Patriotisches zu stibitzen, um es dann heimlich irgendwo zu verbrennen.

Fern jeder Dialektik wird im heiteren Treiben der Deutschen und zunehmend sich irgendwie deutsch fühlender Migranten ein politischer Essentialismus identifiziert, der so archaisch nirgendwo mehr existiert. Die Deutschen haben mit der Enttabuisierung der Nationalfarben und der Hymne weniger ein nationales Bedürfnis entwickelt, sondern ein internationales.

Keine Spur von Chauvinismus

Damit sind wir, die Deutschen, endlich Teil einer Völkergemeinschaft geworden, deren gemeinsamer Nenner ein irgendwie geartetes, im besten Falle unverdrehtes Verhältnis zu sich selbst ist. Die politische Rechte jedenfalls konnte davon nicht profitieren. Das hatte auch einen guten Grund.

Es war ein multikulturelles, weltoffenes Deutschland, dass sich da 2006 entdeckte, und dieses bunte Land hatte wenig Neigung, längst verschollenen Chauvinismus neu für sich zu entdecken, sondern war vor allem stolz darauf, dass sich die Welt in Berlin und den anderen deutschen Städten sicher und wohl fühlen konnte. Der globalisierte Patriotismus mit seinem Party-Hedonismus benutzt nationale Identitäten als Zeichen, nicht als Wesen.

Wer sich Tag für Tag den Rummel an auch schmerzhaften Orten der Erinnerung wie dem Checkpoint Charlie oder dem Brandenburger Tor ansieht, wird darin eher ein uneigentliches, spielerisches Interesse an der eigenen Geschichte festmachen, als den Versuch, hier zum Kern der Nation vorzudringen.

Integration per Farbstrich

Holocaust-Mahnmal wie Jüdisches Museum gehören zu diesen nationalen Identitätsetüden dazu. Nur in der Konfrontation mit der Schuld bekommt die Suche nach einer zeitgemäßen nationalen Identität einen wirklich gravitätischen Unterton.

Die Antifa wie die Grüne Jugend sind die Letzten, die in Zeiten popmoderner fluider Identität an die Fahne glauben. Stars ’n’ Stripes und Union Jack sind längst Marken geworden: etwas, zu dem man sich kurzfristig mit dem Kauf eines T-Shirts bekennt und eben nicht via Geburt oder Pass erwirbt. Exakt jenen warenhaften Charakter der Nationalmaskerade nutzen junge Migranten für sich.

Die Integration in die Mehrheitsgesellschaft ist mit ein paar Farbstrichen auf den Wangen und einem Aufkleber auf dem 3er-BMW-Cabrio de facto vollzogen. Wer auf dem Ku’damm dieser Tage beobachtet, wer und wie fröhlich da über deutsche Siege jubelt, wird darin kaum Altdeutsches, gar "Arisches" finden können. Im Jubel bildet sich ab, wie sehr sich Deutschland verändert hat, wie radikal – und wie absurd – jene Verweise auf Turnvater Jahn oder die Schlacht von Verdun ist.

Mitleid für Ultraprotestanten

Pflichtbewusst hat die Junge Union in Gestalt ihrer beiden Vorsitzenden gegen den Irrsinn gewettert. Es sei zu begrüßen, "dass die Menschen in Deutschland ihrem Nationalgefühl Ausdruck verleihen, insbesondere in Bezug auf die Unterstützung der deutschen Mannschaft". Dazu gehöre "insbesondere die Verwendung unserer Nationalfarben". Es ist dieselbe humorlose Sprache der Anti-Fa.

Der rührend konservative Philipp Mißfelder und die Ökospießer der Jungen Grünen sind sich näher, als es beiden Seiten wohl lieb ist. Als Blumfeld, Deutschlands kluge Popband, ihre antideutsche Melancholie 2006 ins Mikrofon jammerten, waren sie sicher: Es geht wieder los. Sie, die Deutschen, sängen ihr Lied "unschuldig wie einst ihre Ahnen". Die anti-deutsche Paranoia hatte eine Mobilmachung prophezeit, von der auch sechs Jahre später nichts zu spüren ist.

"Und draußen, da wehen die Fähnchen im Wind / Doch andere werden sie hissen / Ich sitze im Zug mit Mutter und Kind / Alleine mit meinem Gewissen". Spätestens hier hat man Mitleid mit diesen Ultraprotestanten. Beruhigt Euch, möchte man ihnen zurufen, es gibt nichts deutscheres als euch.>


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n-tv
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Krankes Deutschland 22.6.2012: Verfassungsschutz im Tiefschlaf: <Neonazi-Ausschuss in Sachsen:
"Ermittler können nicht denken"> - und das NSU-Terrortrio konnte jahrelang unbehelligt Morde verüben

aus: n-tv online; 22.6.2012;
http://www.n-tv.de/politik/Ermittler-koennen-nicht-denken-article6566491.html

<In ihrem Bekennervideo spielt der rosarote Panther eine entscheidende Rolle. Es wirft bis heute Rätsel auf.

Jahrelang mordet das NSU-Terrortrio unbehelligt in Deutschland. Der sächsische Neonazi-Untersuchungsausschuss macht auch die hiesigen Behörden dafür verantwortlich. Der Vorsitzende macht seinem Ärger nun mit drastischen Worten Luft.

Sachsens Parlamentarische Kontrollkommission (PKK) hat dem sächsischen Verfassungsschutz erhebliche Defizite bei der Fahndung nach dem Neonazi-Trio Nationalsozialistischer Untergrund (NSU) bescheinigt. "Ich muss von einem Verfassungsschützer verlangen können, dass er selbstständig denkt", sagte PKK-Vorsitzender Günther Schneider von der CDU.

In dem Abschlussbericht der Kommission wird mehrfach eine mangelhafte Zusammenarbeit mit dem Thüringer Verfassungsschutz kritisiert. Erkenntnisse seien nicht systematisch ausgewertet und keine weitergehenden Informationen selbstständig eingeholt worden. Die Kommission konnte laut Schneider nicht klären, weshalb das nicht geschah. Die Mitarbeiter "hätten ein Stück mehr nachdenken und einsteigen müssen".

Schneider zufolge hätten Sachsens Verfassungsschützer etwa erkennen müssen, dass es keine hinreichende Koordination der Arbeit mit den Thüringer Kollegen bei der Fahndung nach dem Neonazi-Trio gab. "Das ist ein schwerer Fehler gewesen."

Dem NSU-Terrortrio Uwe Böhnhardt, Uwe Mundlos und Beate Zschäpe aus Jena werden unter anderem Morde an neun Kleinunternehmern türkischer und griechischer Herkunft sowie an einer Polizistin vorgeworfen. Die Rechtsterroristen lebten jahrelang unerkannt in Zwickau.

Innenminister Markus Ulbig von der CDU sagte: "Mein Eindruck, dass die Zusammenarbeit der Sicherheitsbehörden verbessert werden muss, wurde auch von der PKK geteilt." Sachsen habe auch gemeinsam mit dem Bund und anderen Ländern bereits Verbesserungen angeschoben.

Quelle: n-tv.de>

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Die Werbefirma "Unister" in Leipzig und seine Abzock-Praktiken zur Kapitalanhäufung:

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4.7.2012: Werbefirma "Unister" ist auch eine Abzock-Firma: Illegale Servicepauschale - aufgezwungene Reiseversicherungen - erfundene Preise, die dann "um 70% reduziert" sind etc. etc.

aus: Welt online: Die Machenschaften des Abzock-Imperiums Unister; 4.7.2012;
http://www.welt.de/wirtschaft/webwelt/article107707228/Die-Machenschaften-des-Abzock-Imperiums-Unister.html

<Für die Portale von Unister werben Prominente wie Reiner Calmund und Michael Ballack. Doch nun deckt Computer Bild auf: Die Firma zockt Tausende Deutsche mit skrupellosen Methoden ab.

Von Hans von der Burchard

Tatort Leipzig, Barfußgässchen 11: Hier, in attraktiver Altstadtlage neben Cafés und Springbrunnen, liegt der Hauptsitz von Unister. Während vor dem schicken Jugendstilgebäude Reisegruppen entlangschlendern, werden hinter der Fassade Millionen verdient – mit Trickserei, Täuschung und teilweise rechtswidrigen Mitteln.

Abzocke im Internet gibt es zwar schon länger, doch das Ausmaß dieses Skandals überschattet alles bisher Dagewesene. Auch wenn den Namen Unister kaum einer kennt, sind die Online-Angebote dieser Firma wohl jedem schon einmal begegnet: Dazu gehören etwa die Flugbuchungsseiten Fluege.de, Flug24.de und Billigfluege.de, die Online-Reisebüros Ab-in-den-Urlaub.de, Travel24.com und Reisen.de, das Service-Portal Preisvergleich.de oder die Dating-Seite Partnersuche.de – um nur einige der bekanntesten zu nennen. Beteiligt ist die Leipziger Firma aber noch an vielen weiteren namhaften Internet-Portalen.

Abzocker im Visier

In seiner Selbstdarstellung gibt sich Unister gern als Vorzeige-Unternehmen aus dem Osten, das in nur zehn Jahren vom Start-up zum Millionen-Konzern heranwuchs. Die wahre Geschichte dieser Firma ist dagegen schockierend: Über drei Monate hat Computer Bild vor Ort in Leipzig recherchiert, mit Insidern gesprochen und vertrauliche Dokumente gesichtet.

Das Ergebnis offenbart, wie Unister im Internet mit scheinbarer Seriosität und falschen Werbeversprechen auf Kundenfang geht – und den Verbrauchern dann auf dreisteste Weise das Geld aus den Taschen zieht: mit frei erfundenen Preisreduzierungen, heimlich aufgeschlagenen Service-Geldern, Klick-Fallen bei Urlaubsbuchungen und weitererer Schwindelei. Es ist ein Millionen-Geschäft – und ganz Deutschland wird abgezockt.

Schein von Seriosität?

Mit einem aufwendigen Werbeaufgebot in TV und Internet hat Unister seine Marken bekannt gemacht: Ex-Nationalspieler Michael Ballack empfiehlt Buchungen bei Ab-in-den-Urlaub.de, TV-Moderatorin Sonya Kraus verspricht Top-Schnäppchen auf Travel24.com, und Fußball-Funktionär Reiner Calmund lobt mit rheinischem Frohmut Fluege.de: "Da findest du sicher den billigsten Flug."

Unister setzt darauf, dass viele Verbraucher den Empfehlungen der prominenten Werbe-Ikonen vertrauen. Zusätzlich machen Kundenmeinungen auf Bewertungsseiten im Netz einen guten Eindruck: Stets schmückt ein Durchschnitt von vier bis fünf Sternen die Unister-Portale – und wird auch so in der Google- Suche angezeigt. Ein Empfehlungs-Siegel von Verbraucherschutz.de verheißt ebenfalls Seriosität.

Doch was kein Kunde ahnen kann: Viele der Bewertungen sind getürkt, das Verbraucherschutz-Siegel ist eingekauft.

Das System Unister

Die Verbraucher haben es schwer, bei Unister durchzublicken: Das Unternehmen vermarket seine Online-Portale nicht einheitlich unter einem Namen, sondern mithilfe eines nebulösen Geflechts von elf unterschiedlichen Gesellschaften (GmbH). Zwar sind die verschiedenen Gesellschaften handelsrechtlich einem einzelnen Konzern – der Unister Holding – untergeordnet, für Außenstehende ist dies aber kaum zu erkennen.

Nur der Blick ins Impressum offenbart, dass die unterschiedlichen Gesellschaften auf die gleichen Adressen verweisen: das Barfußgässchen 11 in Leipzig oder die Bouchéstraße 12 in Berlin, den Hauptstadt-Sitz von Unister. Neuerdings perfektioniert das Unternehmen sein Versteckspiel aber auch hier: Im Impressum von Billigfluege.de steht die Liechtensteiner AdRom Holding, ein enger Geschäftspartner von Unister. Erst ein Blick ins Handelsregister offenbart, dass der wahre Inhaber die Unister Holding ist.

Trotz dieser Verschleierungen sind die Unister-Gesellschaften bestens vernetzt – nur soll es keiner merken. Beispiel: Wer eine Pauschalreise bei Ab-in-den-Urlaub.de sucht, erhält für seinen Reisewunsch prompt zwei Vergleichsangebote von Reisen.de und Travel24.com – ohne Hinweis darauf, dass diese zum Unister Imperium gehören. Der Kunde merkt also gar nicht, dass er die Preise vom selben Unternehmen vergleicht. Vergleiche mit direkten Mitbewerbern vermeidet Unister dagegen.

Den Vogel schießt die Unister-Nachrichtenseite News.de ab, von der man eigentlich journalistische Unabhängigkeit erwarten sollte: Sie wirbt mit ihrem "Reisevergleich", der "die großen Reiseportale auf einen Klick" vergleichen soll – tatsächlich aber nur Angebote aus dem Hause Unister berücksichtigt.

Der Drahtzieher: Thomas Wagner

Viele Namen, viele Gesellschaften – doch dahinter steckt derselbe Mann: Geschäftsführer Thomas Wagner. 2002, noch im BWL-Studium, gründete er Unister, das zunächst als Internetplattform für Studenten gedacht ist. Das Campus-Netzwerk scheitert zwar, doch Wagner entdeckt neue Geschäftsfelder in der Internetwelt: Ab 2005 beginnt er, Versicherungen und Kredite auf Provisionsbasis zu vermitteln. Unister wächst rasant, schon bald gehören auch Flüge und Urlaubsreisen mit zum Unternehmens-Portfolio.

Doch Wagner will mehr. Die Provisionen beim Flugticket- oder Versicherungsverkauf werfen ihm nicht genug Umsatz ab. Der Aufstieg von Unister zu einem der größten deutschen Internet-Unternehmen – er wird schon bald durch schmutzige Geschäftspraktiken mitfinanziert. Wagner selbst bereitet das keine Probleme.

"Ihm fehlen komplett die ethischen Maßstäbe", sagt ein hochrangiger Ex-Angestellter zu Computer Bild. "Er erkennt mit absolut traumwandlerischer Sicherheit, wenn es im Netz eine neue Möglichkeit gibt, Geld zu verdienen – egal, wie die Leute über den Tisch gezogen werden."

So lebt Wagner

Auf den ersten Blick wirkt Thomas Wagner immer noch wie ein Student: Statt Anzug trägt der 34-Jährige Jeans und Daunenjacke.

Aufgewachsen im Dessauer Plattenbau, gibt sich der Millionen-Abzocker aberwitzig sparsam: Weil er zur Uni-Mensa keinen Zutritt mehr hat, isst Wagner mittags gerne in der Leipziger Rathauskantine - für 3,60 Euro. Mit seiner Freundin soll er für 600 Euro zur Miete wohnen. Nur bei Autos ist Wagner nicht knauserig: Er fährt Porsche.

Insider packen aus

Im Schutz der Anonymität haben nun eine ganze Reihe von ehemaligen Unister-Angestellten, vom Callcenter-Agenten bis zum Manager, gegegenüber Computer Bild über Thomas Wagner und seine Machenschaften ausgepackt. Die unabhängig voneinander gemachten Aussagen bestätigen sich gegenseitig und sind durch interne Firmen-E-Mails belegbar, sodass hier keineswegs einzelne rachsüchtig Ex-Mitarbeiter eine Schmutzkampagne fahren.

Sicherheitshalber wollen viele der Männer und Frauen ihre Namen hier nicht abgedruckt sehen.

"Die wichtigen Entscheidungen werden immer direkt von Thomas Wagner getroffen", sagt ein ehemaliger kaufmännischer Mitarbeiter. "Selbst Manager sind mehr oder weniger Strohmänner." Ähnliches berichtet auch ein ehemaliger Teamleiter, der viel mit dem Unister-Geschäftsführer zusammengearbeitet hat: "Wagner entscheidet. Es gibt eigentlich nichts im Unternehmen, was er nicht weiß." Widerspruch werde dabei nicht geduldet.

Millionen-Geschäft

Wagner weiß: Die Abzock-Methoden, die hier weiter unten beschrieben werden, spülen gigantische Geldmengen in seine Firmenkasse.

Ein Beispiel vom Ausmaß gibt die illegale Service-Pauschale bei Flugbuchungen: Laut Informationen von Ex-Mitarbeitern verkauft Unister pro Tag rund 7000 Flugtickets. Multipliziert mit der Pauschale, die mit 20 bis 30 Euro pro Ticket heimlich im letzten Buchungsschritt aufgeschlagen wird, ergibt das einen täglichen Extra-Umsatz zwischen 140.000 und 210.000 Euro! Kaum zu glauben: Aufs Jahr gerechnet sind so bis zu 76 Millionen Euro drin.

Betrug am Kunden

Für Computer Bild ist dies ein eindeutiger Betrug am Kunden! Denn die Service-Pauschale verstößt gegen eine EU-Verordnung vom November 2008, nach der bei Flugbuchungen alle Extrakosten von Anfang an sichtbar sein müssen. Diese Regelung ist auch in Deutschland verbindlich. Das OLG Dresden urteilte dazu im August 2011: "Der zu zahlende Endpreis" müsse stets ausgewiesen werden, und "alle anwendbaren Zuschläge und Entgelte, die vorhersehbar sind, einschließen."

Nicht der einzige Rechtsverstoß von Unister: Das Urteil der Dresdener Richter legt ebenfalls fest, dass eine bei Fluege.de automatisch vorausgewählte Reiseversicherung nicht zulässig ist. Auch bei vielen anderen Abzock-Fallen, etwa in den Online-Reisebüros, bewegt sich Unister auf äußerst dünnem Eis – Kunden haben gute Chancen, die ungewollt aufgebrummten Kosten juristisch erfolgreich anzufechten.

Thomas Wagner lässt das kalt: Im Leipziger Barfußgässchen 11 wird munter weitergemacht.

Wilder Osten?

Doch wieso eigentlich? Wieso kann dieser Mann seit Jahren tricksen, täuschen und abzocken, ohne dass er gestoppt wird? Es drängt sich der unangenehme Verdacht auf, Unister werde in Leipzig mit Samthandschuhen angefasst:

- Bei der Staatsanwaltschaft Leipzig wurde wegen der illegalen Service-Gebühr auf Fluege.de Strafanzeige gegen Thomas Wagner gestellt. Doch nach nur wenigen Wochen stellten die Ermittler das Verfahren ein – mit einer merkwürdig knappen Begründung. "Das sieht sehr abgebügelt aus, als hätte sich die Staatsanwaltschaft nicht ausreichend mit der Strafanzeige beschäftigt", sagt Rechtsanwalt Christian Oberwetter, der seit Jahren in juristischen Fragen als Autor für Computer Bild beratend tätig ist.

"Schließlich geht es hierbei um Millionen von Euro. Und was Fluege.de macht, verstößt ohne Zweifel gegen die EU-Verordnung." Auf Anfrage von Computer Bild rechtfertigt sich die Staatsanwaltschaft recht kurios, es sei "fernliegend", dass sich jeder Kunde durch die Service-Pauschale betrogen fühle. Ein Millionen-Gewinn durch rechtswidriges Verhalten – kein Grund für Ermittlungen, weil nicht jeder Betroffene gleich Betrug schreit?

- In einem anderen Fall brauchte das Landgericht Leipzig über acht Monate, um wegen der rechtswidrigen, auf Fluege.de voreingestellten Reiseversicherung ein Ordnungsgeld zu verhängen. Die peinliche Rechtfertigung des Gerichts: Man benötige seine Zeit. Aber so lange bei einem offensichtlichen Verstoß? Als Computer Bild nachhakte, ging es plötzlich doch ganz schnell: Eine Woche später wurden 75.000 Euro Ordnungsgeld verhängt. Eine Strafe, die Unister angesichts der Abzock-Millionen jedoch aus der Portokasse zahlen dürfte.

- Zu allem Überfluss wird das Abzock Imperium Unister auch noch steuerlich subventioniert: Seit 2008 erhielt das Leipziger Unternehmen über 7,5 Millionen Euro an Fördergeldern von der Sächsischen Aufbaubank. Das Institut erklärte gegenüber Computer Bild lediglich knapp, man könne die Rückforderung der Fördergelder prüfen. Ob dies geschieht, blieb offen.

Vor zwei Jahren kündigte Unister noch großspurig an, in der Leipziger Innenstadt eine neue Firmenzentrale errichten zu wollen – doch obwohl die Baugenehmigung seit April 2011 vorhanden ist, liegt die Baustelle noch immer brach. Womöglich werden die neuen Büros schlichtweg nicht mehr gebraucht.

Keine Stellungnahme

Computer Bild konfrontierte Unister vorab mit Kritikpunkten aus diesem Artikel, doch Unister wollte die einzelnen Fragen der Redaktion nur in einem persönlichen Gespräch beantworten. Dafür war bis Redaktionsschluss allerdings nicht mehr ausreichend Zeit. Völlig absurd: Unister bat, den Artikel vor Veröffentlichung zur "Freigabe" übermittelt zu bekommen. In diesen Tagen steht das zehnjährige Firmenjubiläum von Unister an – eine rauschende Feier dürfte es wohl kaum noch werden. Computer Bild bleibt am Ball.

So trickst und täuscht Unister bei Google

- Falle 1. Dreister Marken-Missbrauch: Auch vor Markenrechtsverletzungen schreckt Unister nicht zurück: Über 80.000 Internetadressen mit Kombinationen aus Hotel- und Ortsnamen kaufte die Firma auf, um damit bei Google auf Kundenfang zu gehen. Betroffen ist etwa das Karibik-Resort "Iberostar Punta Cana".

Der Kunde glaubt aufgrund der Internetadresse, die offizielle Webseite des Hotels gefunden zu haben. Stattdessen bucht er seinen Urlaub aber bei Unister. Erste Hotelketten haben gegen diese eklatante Markenrechtsverletzung erfolgreich geklagt.

- Falle 2. Die Rabatt-Lüge: Mit reißerischen Preisnachlässen bewirbt Unister diverse Hotels bei Google. Doch im Vergleich mit anderen Online-Reisebüros ist der Preis am Ende stets der gleiche. Ein Ex-Unister-Mitarbeiter packt aus: "Diese Anzeigen werden geschaltet, weil Kunden 70-Prozent-Rabatte besonders häufig anklicken. Mit den echten Preisen hat das nichts zu tun."

Das Firmengeflecht von Unister

- Unister GmbH: Hauptzweig der Firma: Dazu gehören die Portale Fluege.de, Ab-in-den-Urlaub.de, Auto.de, Partnersuche.de, Aktienchancen.de, Boersennews.de und Myimmo.de.

- News.de GmbH: Bei der Nachrichtenseite News.de gibt es einen "Reiseberater", der plump nur Unister-Reiseangebote empfiehlt.

- Urlaubstours GmbH: Unister vermittelt nicht nur Reisen, mit dieser Gesellschaft ist die Firma auch selbst als Reiseveranstalter aktiv. Zockt mit extrem hohen Stornokosten ab.

- Travel24.com AG: An der Aktiengesellschaft, zu der die Online-Reisebüros Travel24.com und Lastminute24.com sowie das Flugportal Flug24.de gehören, hält Unister über zwei Drittel der Aktien.

- Aeruni GmbH: An dem Flugticket-Aussteller Aeruni ist Unister zu 50% beteiligt.

- Google: Verdient an den Unister-Anzeigen.

- Verbraucherschutz.de e.V.: Weißwäsche: Der Verein (gehört nicht zur Verbraucherzentrale) empfiehlt gegen Geld Unister als "besonders vertrauenswürdig".

- Sächsische Aufbaubank: Förderte Unister seit 2008 mit über 7,5 Millionen Euro an Subventionen.

- Adrom Holding: Adresshändler und Gewinnspielbetreiber aus Liechtenstein. Enger Geschäftspartner von Unister; hilft bei der Verschleierung von Billigfluege.de.

- Billigfluege.de GmbH: Zu Unister gehört auch Billigfluege.de. Um aber Unabhängigkeit vorzutäuschen, steht im Impressum AdRom.

- Shopping.de GmbH: Gegründet, um das Online-Kaufhaus Shopping.de sowie das Vergleichsportal Preisvergleich.de als scheinbar unabhängige Firmen im Netz zu vermarkten.

- Portalservice GmbH: Das Service-Center für die Unister-Portale: Hier laufen die Beschwerden abgezockter Kunden auf - ob per E-Mail oder Telefon.

- Unister USA LLC.: In den USA leitet Unister mit dieser Gesellschaft Flights24.com. Wegen Abzockmaschen bereits von der US-Transportbehörde zu 30.000 $ Strafe verurteilt.

- Geld.de GmbH: Die Tochter-Gesellschaft von Unister betreibt die Finanz-Portale Geld.de und Kredit.de.

- Reisen.de Service-GmbH: Unister-Tochtergesellschaft in Berlin, betreibt Reisen.de und Holidaytest.de. Bietet Urlaubsreisen an und ist nur scheinbar von Unister unabhängig.

Fluege.de : Abzocke am laufenden Band

1. Auswahl des Fluges: Fluege.de wirbt häufig mit reduzierten Preisen. Doch Recherchen zeigen: Der durchgestrichene alte Preis ist frei erfunden – und der neue Preis nicht günstiger als bei Mitbewerbern.

2. Häufig nutzloses "Flexifly": Nach der Auswahl eines Fluges ist im zweiten Buchungsschritt der "Flexifly"-Umbuchungsservice zum Preis zwischen 5 und 15 Euro pro Person automatisch voreingestellt. Er verspricht "einmalige Flexibilität" – erst im Kleingedruckten steht dann, dass der Service nur bis 200 Euro Umbuchungskosten greift und ohnehin nur bis zur Hälfte der Zeit zwischen Buchung und Flugbeginn gültig ist. Da Umbuchungen meist kurzfristiger notwendig werden, ist der Service daher häufig nutzlos.

3. Abofalle Reiseversicherung: Gezielte Verwirrung! Während bei "Flexifly" das Häkchen entfernt werden muss, um Extrakosten zu vermeiden, ist es beim Reiseschutz genau andersherum: Hier muss der Kunde zum Verzicht selbst einen Haken setzen – obwohl diese Masche bereits seit 2011 verboten ist! Wer die Versicherung nicht abwählt, bekommt gleich ein Reiseschutz-Abo, das sich im Folgejahr automatisch zu deutlich höheren Kosten verlängert.

4. Illegale Service-Pauschale: Im letzten Buchungsschritt wird heimlich eine Service-Pauschale, getarnt als "Gebühren und Mehrwertsteuer", aufgeschlagen. Die Umschreibung gaukelt vor, es handle sich um die Flughafengebühr und die Mehrwertsteuer – obwohl beide längst im Flugpreis enthalten sind. Das Ticket wird so deutlich teurer als anfangs angegeben. Ein klarer Rechtsverstoß!

Die Buchungsfalle

Vorsicht bei Ab-in-den-Urlaub.de, Reisen.de und Travel24.com! Die Online-Reisebüros werben mit Versprechen wie "bester Preis garantiert", obendrein gaukeln durchgestrichene Altpreise ein Schnäppchen vor. Dabei sind diese Streichpreise frei erfunden; sie finden sich nirgendwo anders.

Wer dennoch nichtsahnend ein Reiseangebot anklickt, droht, in eine Buchungsfalle zu tappen: Scheinbar unverdächtig wird aufgefordert, Name und Anschrift anzugeben sowie die Geschäftsbedingungen zu bestätigen. Kaum jemand ahnt, an dieser Stelle bereits eine Verpflichtung einzugehen. Wie sollte man auch: Schließlich wurde bislang weder ein Zahlungsweg noch eine Reiseversicherung abgefragt.

In der Erwartung, erst einmal unverbindlich das gesamte Angebot inklusive Zusatzkosten, etwa für die Versicherung, einzuholen, klickt man auf Buchen und weiter! – und schon schnappt die Falle zu: Nun heißt es, die Buchung sei bereits "verbindlich". Die Rechnung flattert prompt ins E-Mail-Postfach.

"Das ist so nicht zulässig, der Kunde wird überrascht", sagt Rechtsanwalt Christian Oberwetter. Die Stornierung der ungewollten Buchung wird aber teuer: In einem Fall verlangte ein Reiseveranstalter unverschämte 70 Prozent des Preises, obwohl die Reise erst in vier Monaten beginnen sollte – "völlig überzogen", so Anwalt Oberwetter. Doch selbst wenn der Reiseveranstalter die Stornierung kostenfrei anbietet, erhebt Unister als Reisevermittler frech 100 Euro Bearbeitungsgebühr.

Die Empfehlung des Anwalts: "In beiden Fällen gilt: Auf keinen Fall zahlen", sagt Oberwetter. Die angeblich verbindliche Buchung sei juristisch anfechtbar.

Miese Beratung

- Falle 1. Abzocke bei Preisvergleich.de: Bis 2011 berechnete Preisvergleich.de bei Abschluss von Stromverträgen eine Service-Pauschale von 50 Euro. Erst nach Protesten der Stromanbieter wurde die Praxis gestoppt. Noch heute lauert bei Preisvergleich.de in vielen Fällen die gleiche Buchungsfalle wie bei anderen Unister-Reiseportalen.

- Falle 2. Fragwürdige Aktien-Tipps: Aktientipps von einem "Team von Börsenexperten" verspricht das Unister-Portal Aktienchancen.de. Doch wer sich in den E-Mail-Verteiler einträgt, bekommt statt Empfehlungen unabhängiger Experten lediglich Werbe-Mails für eher fragwürdige Aktien in sein Postfach.

Betrug bei Partnersuche.de

Fieses Spiel mit einsamen Herzen: Um neue Besucher auf der Dating-Seite Partnersuche.de zum Dabeibleiben – und Abschließen von Abo-Verträgen – zu bewegen, ordnete Thomas Wagner an, mit "Bots", also computergesteuerten Mitglieder-Profilen, rege Beteiligung vorzutäuschen. Tausende Nutzer erhielten gefälschte Flirt-Nachrichten, die sich jedoch erst mit Abo lesen ließen.

Für das Versenden und Beantworten der gefälschten Flirt-Nachrichten waren Unister-Mitarbeiter zuständig. Bis Anfang 2012 lief diese Praxis.

Schwindel mit Siegeln und Bewertungen

- Falle 1. Gekaufte "Verbraucherschützer": Mit der richtigen Verbraucherzentrale hat dieses Siegel nichts zu tun – und das ist auch besser so: "Verbraucherschutz.de" nennt sich ein dubioser Verein aus Lüneburg, der mit seinem Empfehlungssiegel Vertrauen vermitteln soll. Auch zahlreiche Unister-Seiten schmücken sich mit dem fragwürdigen Siegel.

Pikant: Der Verein führt keine Tests durch, die eine unabhängige Empfehlung rechtfertigen. Stattdessen basiert das Siegel im Wesentlichen auf einer Selbstauskunft des Ausgezeichneten. Ein Computer Bild vorliegender geheimer Geschäftsvertrag belegt weiter: Das Einzige, was hier geprüft wird, ist der Zahlungseingang!

Andere Siegel kosten zwar ebenfalls Geld. Allerdings wird generell ein Test finanziert, der über die Siegelvergabe entscheidet. Der Vertrag von Verbraucherschutz.de dagegen liest sich wie eine Werbe-Vereinbarung – im Gegenzug für das Geld verspricht der Verein, auf seiner Webseite "einen ganzseitigen Artikel in der Kategorie Empfehlungen" zu schreiben. Wie wenig unabhängig dieser ausfällt, lässt sich auf Verbraucherschutz.de nachlesen, wo ausgerechnet die Abzock-Seite Fluege.de als "besonders vertrauenswürdig und verbraucherfreundlich" gelobt wird.

- Falle 2. Selbst erstellte Test-Siegel: Eigenlob stinkt? Nicht für Unister: Zahlreiche Internetseiten des Leipziger Unternehmens schmücken sich mit Testsiegeln aus dem eigenen Haus – auffälligerweise stets in der Note "sehr gut". So empfiehlt Preisvergleich.de etwa Ab-in-den-Urlaub.de. Dass beide zur selben Firma gehören, bleibt unerwähnt.

- Falle 3. Gefälschte Kundenbewertungen: Google zeigt in seinen Suchtreffern einen in Sternen angegebenen Schnitt von Kundenbewertungen – und Unister schneidet dabei erstaunlich gut ab. Hintergrund: Das Unternehmen fälscht massenhaft 5-Sterne-Bewertungen, um die teils vernichtenden Kritiken geprellter Verbraucher zu übertünchen. Interne E-Mails belegen, wie Mitarbeiter regelmäßig Bewertungen für die verschiedenen Unister-Portale fälschen. Damit das nicht auffällt, nutzen sie Anonymisierungs-Programme.

Auch abgezockt worden?

Sie wissen mehr zum Fall Unister? Schreiben Sie uns per E-Mail an investigativ@computerbild.de oder bei Facebook unter www.facebook.de/computerbild.

Quelle dieses Artikels: Computer Bild. Mehr zum Thema finden Sie in der Computer Bild, Ausgabe 15/2012.>

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n-tv
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Krankes Deutschland 10.7.2012: Krawattenzwang in Bayern für Anwälte beim Prozess wegen "Amtstracht" - vom BVG auch noch bestätigt!

aus: n-tv online:
Krawattenzwang nicht grundgesetzwidrigAnwalt stolpert über Amtstracht; 10.7.2012;
http://www.n-tv.de/ratgeber/Anwalt-stolpert-ueber-Amtstracht-article6694451.html

<Kläger und Angeklagte dürfen vor Gericht anziehen, was sie wollen. Für Richter, Staats- und Rechtsanwälte hingegen gibt es eine Amtstracht. Und zu der kann auch eine Krawatte gehören. Wenn der Binder fehlt, kann der Prozess auch ohne Anwalt fortgesetzt werden.

Ein Anwalt, der sich weigert, vor Gericht mit einer Krawatte zu erscheinen, kann von der Verhandlung ausgeschlossen werden. Denn er verstößt damit gegen seine Pflicht zum Tragen der vorgeschriebenen Amtstracht. Das hat das Bundesverfassungsgericht in einer unanfechtbaren Entscheidung festgestellt. Der Krawattenzwang behindere ihn nicht in der Ausübung seiner verfassungsmäßigen Grundrechte. (Az. 1 BvR 210/12).

In der bundesweit gültigen Berufsordnung für Rechtsanwälte ist von einer Krawatte nicht die Rede, in Bayern ist der weiße Langbinder aber Pflicht. Der betroffene Rechtsanwalt war dennoch zur Hauptverhandlung vor der Strafkammer in Robe und weißem Hemd, jedoch ohne Krawatte erschienen und wollte diese auch nicht anlegen, nachdem ihn der Vorsitzende Richter zwei Mal dazu aufgefordert hatte. Daraufhin wurde er  des Saales verwiesen und von der weiteren Verhandlung ausgeschlossen.

Zu Recht, wie die Bundesverfassungsrichter befanden. "Denn gewohnheitsrechtlich gehört in Bayern zur Amtstracht nun mal eine Kragenbinde", erklärt Rechtsanwalt Hans-Jürgen Leopold von der Deutschen Anwaltshotline. Eine Grundrechtsverletzung läge nur vor, wenn der Ausschluss von der Verhandlung auf eine generelle Vernachlässigung von Grundrechten hindeuten würde. Davon könne aber keine Rede sein.

Vielmehr hat es der sich "unkonventionell" gebende Anwalt jederzeit selbst in der Hand, ähnliche Maßnahmen künftig abzuwenden, indem er die geforderte Krawatte anlegt. Dies stellt für ihn keine unzumutbare Belastung dar - auch im Hinblick auf die Interessen seiner Mandanten an einem zügigen Prozessverlauf. Seine Berufsausübungsfreiheit jedenfalls wurde außerhalb des Hauptverhandlungstermins, in dem die von ihm selbst provozierte Zurückweisung durch den Vorsitzenden Richter erfolgte, in keiner Weise beschränkt.

Rechtsschutzversicherungen im Vergleich

Quelle: n-tv.de, ino>

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Die Verblödung durch Computerspiele und Fernsehen und Handy nimmt immer mehr zu:

Financial
              Times Deutschland online, Logo

26.7.2012: Deutsche Studenten können zum Teil keine Rechtschreibung und Grammatik mehr

aus: Financial Times Deutschland online: Philologen-Umfrage Bei jungen Studenten haperts mit der Rechtschreibung; 26.7.2012;
http://www.ftd.de/wissen/leben/:philologen-umfrage-bei-jungen-studenten-haperts-mit-der-rechtschreibung/70067145.html

<"Wer nämlich mit h schreibt, ist dämlich." Solche Weisheiten ziehen bei jungen Studenten offenbar nicht mehr. Hochschullehrer bemängeln Rechtschreibfehler und Grammatikprobleme - und fordern Univorkurse.

Junge Studenten haben nach Erkenntnissen von Hochschullehrern massive Probleme mit der Rechtschreibung. Auch stießen Professoren in schriftlichen Arbeiten häufig auf Grammatikfehler. Zudem fehlten vielen Erst- und Zweitsemestern die Lesekompetenz sowie die Grundlagen der Satzbaulehre, wie aus einer bislang unveröffentlichten Umfrage unter deutschen Philologie-Professoren hervorgeht.

"Ein Problem ist auch die mangelnde Fähigkeit mancher Studenten, selbstständig zu formulieren und zusammenfassende Texte zu schreiben", sagte Professor Gerhard Wolf von der Universität Bayreuth am Montag in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa. Nur wenige Studenten seien beispielsweise in der Lage, eine Vorlesung mit eigenen Worten angemessen zusammenfassen. "Viele Studenten können kaum noch einen Gedanken im Kern erfassen und Kritik daran üben", sagte Wolf.
"Mit der argumentativen Logik haben es die Studenten immer weniger. Diese Fähigkeiten gehen langsam verloren", fügte der Germanist hinzu, der in Bayreuth deutsche Literatur lehrt. Hier schlage sich anscheinend der schwindende Wortschatz nieder. "Dagegen nimmt die Jargonhaftigkeit zu: Die jungen Studenten verwenden in ihren Arbeiten immer häufiger Begriffe, die sie mal gehört haben, ohne aber zu wissen, was sie eigentlich bedeuten."

Viele Studenten hätten auch Probleme, einer 90-minütigen Vorlesung konzentriert zu folgen. Sie gingen offenbar mit der Haltung in die Vorlesung, "die Fakten stehen doch eh' alle im Internet. Ich muss deshalb in der Vorlesung nicht alles verstehen."

Wolf sieht nicht nur die Schulen gefordert, mehr Wert auf die Sprachkompetenz ihrer Schüler zu legen, sondern auch die Hochschulen. Universitäten sollten überlegen, ob sie für Studienanfänger künftig sogenannte Vorschaltkurse anbieten, in denen Basiswissen vermittelt werde. Wolf räumte allerdings ein, dass dies dem Bestreben vieler Politiker entgegenlaufe, die Studienzeit zu verkürzen.

An der Umfrage hatten sich Professoren an 135 deutschen geisteswissenschaftlichen Fakultäten in 62 deutschen Universitäten beteiligt. Sie war im Jahr 2011 vom Philosophischen Fakultätentag angeregt worden, einem Zusammenschluss von 135 deutschen philologischen Unifakultäten. Die Geisteswissenschaftler an den deutschen Hochschulen verstehen die Umfrage als Beitrag zur Diskussion über neue Bildungsstandards an deutschen Gymnasien, die derzeit von den Kultusministern geführt wird.>

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Stimme Russlands, Logo

Deutschland 31.8.2012: Willkürliche Menschenrechtsverletzungen gegen Russen in Sprachenfragen und Rentenfragen - Bericht des Deutschen Menschenrechtsbundes e.V.

aus: Stimme Russlands: Russische Bürger sind in Deutschland rechtslos; 31.8.2012;
http://german.ruvr.ru/2012_08_31/86829527/

<Das Gespräch mit Garri Mourei führte Arkadij Bejnenson im Rahmen des Projekts "Das Fenster nach Russland".

Das Interview mit dem Chef der Kölner Abteilung des deutschen Menschenrechtsbundes e.V. Garri Mourei nahm ziemlich viel Zeit in Anspruch. Garri ist ein sehr beschäftigter Mann (Sie werden selbst verstehen warum, wenn Sie darüber lesen, unter welchen Bedingungen er arbeiten muss), und als das Gespräch endlich ein Ende nahm, dauerte es noch einige Zeit, um die von ihm erhaltenen Informationen mit denen aus anderen Quellen zu vergleichen.

Dies hing nicht damit zusammen, dass wir unseren Gesprächspartner nicht vertrauen, sondern damit, dass die Fakten, die in diesem Interview angegeben wurden, die, gelinde gesagt, keinen besten Eindruck machen.

[Übersiedlung von Russland nach Deutschland 1992]

- Garri, wie kam es dazu, dass Sie sich für den Bereich Menschenrechte entschieden haben, zudem in Deutschland?

- Ich wurde in Moskau geboren und nach Deutschland kam ich 1992 mit meinen Eltern. Nebenbei gesagt, wenn Sie sich für Schach interessieren, haben Sie vielleicht über Jacob Mourei gehört. Das ist unser Verwandter, mein Onkel.

In Deutschland schloss ich die oberen Klassen eines Gymnasiums ab und dachte wie alle Einwanderer, ich wäre in einem Rechtsstaat angekommen, aber als ich mich eingelebt hatte, sah ich eine seltsame Situation – auch hierzulande ist die Gesellschaft keine rechtliche. Uns schon als Student zeigte ich Interesse für dieses Thema.

Jura ist ein riesengroßes Thema, ich habe mich für das Gebiet Menschenrechte entschieden. Denn dieses Gebiet lag eigentlich brach. Es gibt weder Rivalen noch die, die sich mit dem Thema beschäftigen. Das ist nicht nur auf die finanzielle Seite zurückzuführen. Wenn es möglich wäre, von den Menschenrechtsaktivitäten zu leben, wäre es wunderbar. Aber wir sind keine Ljudmila Alexejewa und haben keine solchen Möglichkeiten.

- Die Wortverbindung „Menschenrechte in Russland“ ist einfach nur ein Totemzeichen für westliche, darunter auch deutsche Medien. Wie sieht die Lage in Deutschland aus?

- In Deutschland sind Menschenrechtsverletzungen ein schwieriges und tabuiertes Thema.

Was die rechtliche Lage in Deutschland betrifft, bin ich der Meinung, dass sie furchtbar schwer ist. Für unsere Mitbürger, wenn sie nicht in der Lage, sich zu verteidigen, kann man die Situation als kritisch bezeichnen. Die Menschen sind sich bewusst, dass ihre Rechte verletzt werden, und haben Angst, darüber zu sprechen.

[Deutsches Justizsystem schmettert viele Klagen ab]

- Ja, aber es gibt internationalen Instanzen, in Russland legt man oft Klagen beim Europäischen Menschenrechtsgerichtshof.

- Ja, das ist möglich. Wenn man genug Kraft, Wunsch und Möglichkeiten hat, dann wird man Erfolg haben. Aber man muss beachten, dass deutsche Gesetze einige der strengsten in Europa sind. Um eine Klage beim Europäischen Menschenrechtsgerichtshof einzureichen, muss man in Russland zwei Instanzen durchgehen – das Kreisgericht und das Stadtgericht. In Deutschland muss man alle Instanzen durchlaufen – vom Amtsgericht bis zum Bundesverfassungsgericht. Und wenn man daran scheitert, wird das Gericht die Angelegenheiten nicht einmal verhandeln und auf solche Weise verliert man das Recht auf wirksamen Rechtsschutz.

Im Gegensatz zu den russischen Medien, die viele im Westen für undemokratisch, und zensiert halten, ist die Zensur in Deutschland genauso stark wie in China. Alles was mit den Menschenrechtsverletzungen in Deutschland zu tun hat, veröffentlichen keine lokalen Medien. Wenn diese Informationen in den westlichen Medien nicht aufgetaucht ist, bleibt das Thema Tabu.

In Deutschland werden wir gefragt, warum wir unsere Ausgaben nicht in den deutschen sondern in den ausländischen Medien veröffentlichen. Ich sage ehrlich, wir würden das mit Spaß tun. Wenn alles nur auf uns käme, würden wir das gerne tun, uns an die internationalen Medien zu wenden.

[Deutsches Verbot, mit Kindern Russisch zu sprechen]

Da ist einer der letzten Fälle. Einwanderer aus Russland, Yuri Medwedew-Bernhardt, wandte sich an uns auf den Suchen nach Gerechtigkeit. Ich werde es nicht sagen, ob er recht hat oder nicht, denn ich will objektiv sein. Ihm wurden vier seine Kinder praktisch weggenommen. Ein jeder Anwalt wird Ihnen sagen, dass dies eine sehr komplizierte Sache ist, die behandelt werden sollte. Aber was uns am stärksten erschüttert hat, ist das Schreiben, in dem ein Beamte mitteilt, dass es Medwedew streng verboten ist, mit den Kindern Russisch zu sprechen.

Mit diesem Brief haben wir und an die deutschen Medien gewendet, aber die Reaktion blieb aus.

[Das Projekt einer Täter-Liste im deutschen Verwaltungsapparat]

Und das ist kein Einzelfall und wir plädieren für die Erstellung einer „Anti-Magnitskij-Liste“ mit den Namen der deutschen Beamten, Politiker, Richter, Staatsanwälte und Polizisten, die die Rechte nicht nur ihrer Mitbürger sondern auch die Rechte der russischen Bürger, die in Deutschland leben, verletzt haben.

- Garri, Ich möchte präzisieren, an welche deutsche Medien haben sie sich im Zusammenhang mit dem Fall Medwedew-Bernhardt gewendet?

- Zuerst an die Berliner Zeitung, dann haben wir versucht, uns an stern.de und an den Spiegel zu wenden. Man sagte uns, das sei ein gewöhnlicher Fall über die Migrantenfamilien, das Schreiben könne zwar illegal sein, aber es sollen irgendwelche Gründe geben.

[Russen in Deutschland sind Menschen "dritter Klasse" - Recht auf Dolmetscher wird in erster und zweiter Instanz oft verweigert - Völkerrechtsverstoss - Präsent des Konsulat-Vertreters wird auch oft untersagt]

- Garri, in einem Ihrer Interviews ließen Sie den Gedanken laut werden, „Unsere Mitbürger in Deutschland haben sich in die Bürger dritter Sorte verwandelt". Eine kräftige Aussage, wir möchten, dass Sie das uns erklären.

- Wenn ich über die Bürger dritter Sorte sprach, meinte ich damit nicht nur konkrete Fälle sondern auch die Tendenz, die sich abzeichnet hat.

Nicht alle unsere Bürger, die nach Deutschland ausgewandert sind, haben die deutsche Sprache erlernt. Wenn man die Amtssprache Deutschland nicht beherrscht, hat man bei Gerichtsverfahren das Recht auf Dolmetscher. Aber das Recht wird oft im den Gerichten erster und zweiter Instanz oft untersagt, wenn es um ernsthafte Entscheidungen geht.

Das verstößt gegen das Völkerrecht. Das verstößt gegen die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts, dass Entscheidungen, die das Schicksal des Menschen stark beeinflussen können, sollen simultan und wortgetreu verdolmetscht werden. Aber diese Bedingung wird in den Fällen russischer Bürger nicht eingehalten.

Dies ist der erste Punkt. Der zweite Punkt – unser Mitbürger hat das Recht auf die Präsenz des Konsulat-Vertreters bei der Sitzung. Aber dieses Recht wird auch oft untersagt.

- Ein weiteres Thema, über die ich gehört habe, ist das Thema der Renten russischer Veteranen, die in Deutschland leben.

[Streit um russische Renten in Deutschland, die als "Einkommen" definiert werden - Demjanjuk aber durfte in einen Kurort]

- Es besteht schon seit etwa 10 Jahren und taucht immer sowohl in der deutschen Presse als auch in den russischen Medien auf. Vielen russischen Veteranen und Rentnern, die nach Deutschland kamen, war eine Rente untersagt. Die deutschen Behörden behaupten, diese Rente sei ein Einkommen. Sie erteilen ihnen Arbeitslosengeld und ziehen die Renten ab.

Die Behörden sagen, die wirtschaftliche Situation in Deutschland sei schwierig, es ist an der Zeit zu sparen. Aber ich habe eine Frage, eine Rechtsfrage. Es war ein Gerichtsverfahren gegen Herrn Demjanjuk, der hier in Deutschland starb. Kurz vor seinem Tod wurde der [angebliche] nazistische Verbrecher von den deutschen Behörden auf Kosten der deutschen Steuerzahler in einen Kurort geschickt. Den russischen Veteranen reißen ihre Kriegs-Arbeitsrenten weg, um die Verbrecher in die Kurorte zu schicken. Oder kommen diese Gelder ins Budget für andere Zwecke?

Der frühere Bundeskanzler Helmut Schmidt sagte in einem Interview, der Russenhass war nach dem Zweiten Weltkrieg noch zu begreifen. Aber warum gedeiht er jetzt?

- Haben Sie irgendwelche Kontakte zu den russischen Bürgerrechtlern?

[Ljudmila Alexejewa gibt nur Interviews für bestimmte Sender, für andere nicht]

- Übrigens möchte ich ein paar Worte über Ljudmila Alexejewa sagen. Ich habe nichts gegen sie, sie ist ein schöner Mensch, aber es gibt eine wenig bekannte Tatsache. Wir wollten sie kennenlernen. Sie ist eine berühmte Bürgerrechtlerin und tat wirklich viel in den 70-80-er Jahren. Aber in der letzten Zeit haben wir verschiedene Stellungnahmen zu vielen Fragen. Also wir wollten sie kennenlernen. Da die Moskauer Helsinki-Gruppe eine renommierte Menschenrechtsorganisation ist, wollten wir sie in Deutschland finden und mit ihnen zusammenarbeiten.

Zuerst kam sie lange nicht ans Telefon. Das war das erste, was mich den Rest gab. „Wenn mich Radiosender „Swoboda“ oder BBC anruft, dann stehe ich zur Verfügung. Für die anderen bin unerreichbar“. Ihr Mitarbeiter wusste nicht einmal, ob sie eine Niederlassung in Deutschland haben. Dann versuchten wir, sie selbst zu finden. Zum ersten Mal in meinem Leben war ich schockiert, denn wir haben die Abteilung der Moskauer Helsinki-Gruppe gefunden. Aber wo?!. Sie werden es nicht glauben – im Gebäude des deutschen Bundestags.

Was uns betrifft, hat unsere Gruppe 16 Niederlassungen bundesweit. Und wir befinden uns in Köln.

- Übrigens, warum nicht in Berlin?

- Alle fragen uns, warum in Köln und nicht in Berlin oder wo anders. Denn wir haben sehr viele russischsprachige, die sich vom Staat und Repressionen nicht einschüchtern ließen. Ich lüfte den Hut vor ihnen, denn sie sind wirklich mutige Menschen.

Abgesehen von der Haupttätigkeit in Köln schützen wir die Rechte unserer Mitbürger von München bis Berlin, von Leipzig bis Nürnberg.

Die Meinung des Autors muss mit der Meinung der Redaktion nicht übereinstimmen.>

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Welt
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16.9.2012: Sexfirma "Manwin" in Deutschland - aber ohne Steuerrechnung - und der Eigentümer Fabian Thylmann bleibt bis heute unbehelligt

aus: Welt online: Digitaler Sex: Das Porno-Imperium – Ein Deutscher erregt die Welt; 16.9.2012;
http://www.welt.de/politik/deutschland/article109255611/Das-Porno-Imperium-Ein-Deutscher-erregt-die-Welt.html

<Fabian Thylmann ist in kurzer Zeit zum mächtigsten Unternehmer der Internetpornografie aufgestiegen: Seine Firma Manwin revolutionierte das Geschäft mit dem digitalen Sex – mit fragwürdigen Methoden.

Der mächtigste Konzern im weltweiten Porno-Geschäft residiert in Luxemburg, in einem einfachen Bürohaus aus Glas und Beton. "Manwin" steht am Briefkasten und am Eingangsschild der vierten Etage. Der Firmenname ist außerhalb der Branche praktisch unbekannt.

Von den Websites Youporn, Pornhub oder My Dirty Hobby aber hat fast jeder schon gehört. Oder sie angeschaut. Dort sehen sich jeden Tag 55 Millionen Menschen Pornofilme an. In der digitalen Welt ist Manwin ein Sex-Imperium mit 1,3 Milliarden Klicks am Tag.

Aus dem Büro in der vierten Etage können Manwin-Mitarbeiter durch große Fenster auf den Boulevard Royal und die vierzig Meter tiefe Schlucht des Petruss-Tals blicken. Aber offenbar genießt niemand den Ausblick. Hinter der gläsernen Eingangstür ist die Rezeption verwaist, einige Pappkartons stehen herum, Kabel hängen aus der Wand, an den Schreibtischen kleben noch Preisschildchen. Auch der Chef, ein 34 Jahre alter Deutscher, ist nicht anzutreffen. "Always nobody there", sagt eine Chinesin, die im Erdgeschoss bei einer Bank arbeitet.

Mehr als 100 Millionen Euro Umsatz pro Jahr

Die leere Firmenzentrale ist nicht das einzig Mysteriöse an Manwin. Geheimnisvoll ist auch der Chef. Der Porno-König trägt gern Kapuzenpulli und Jeans, auch bei Geschäftsterminen. Er heißt Fabian Thylmann. Fotos im Internet zeigen einen etwas übergewichtigen Mann mit bubenhaftem Gesicht und Brille. Er sieht aus wie ein Student im fortgeschrittenen Semester. Er soll scheu sein, lebt in Belgien. Aber er kommt aus Aachen.

Auf dem Papier ist Fabian Thylmann der Alleinherrscher des digitalen Sex-Imperiums Manwin. Nach Dokumenten des Luxemburger Handelsregisters ist er Geschäftsführer und einziger Gesellschafter der Holding, die von diesem Büro in Luxemburg aus ein Geflecht von Tochterfirmen dirigieren soll.

Es gibt große Büros in Montreal und Hamburg. Kleinere Büros in Los Angeles, London, auf Zypern. An den vielen Standorten sind ungefähr 1000 Mitarbeiter beschäftigt, Tendenz: stark steigend. Branchenkenner schätzen den Umsatz der Manwin-Gruppe auf weit mehr als 100 Millionen Euro im Jahr.

Vom Programmierer zum Sex-Tycoon

Die Geschichte von Fabian Thylmann ist die eines erstaunlichen Aufstiegs. Auf den ersten Blick hat sie etwas vom Tellerwäscher-zum-Millionär-Klischee: Ein kleiner Programmierer aus der rheinischen Provinz bringt es in nur fünf Jahren zum mächtigsten Sex-Tycoon der westlichen Welt. Manches in Thylmanns Lebenslauf erinnert an andere Unternehmerstars im digitalen Zeitalter. An Facebook-Chef Mark Zuckerberg, an die Google-Gründer Larry Page und Sergey Brin oder sogar an Apple-Ikone Steve Jobs.

Sie alle haben das Internet dafür genutzt, eine ganz eigene Geschäftsidee zu entwickeln – und so Milliarden verdient. In der Öffentlichkeit spielen sie gern den netten Nachbarjungen in Jeans und T-Shirt. Als Geschäftsleute sind sie hingegen mit allen Wassern gewaschen – zielstrebig und durchsetzungsstark. Thylmann könnte in die Reihe dieser Visionäre passen . Nur in einem Punkt unterscheidet er sich. Die anderen haben mit Facebook, Google oder der Apple-Technik Bedürfnisse der Menschen befriedigt, von denen vorher niemand wusste, dass es sie einmal geben würde.

Fabian Thylmann hingegen bedient Instinkte, die so alt sind wie die Menschheit selbst. Er verkauft Sex, überwiegend an Männer. Ohne Berührung zwar, aber auch ohne Tabus. Es sind Begierden, über die niemand gern redet, weil die Gesellschaft sie für schmutzig hält. Thylmann profitiert davon. Die technischen Möglichkeiten des Internets machen seine Pornografie auf fast jedem Computer verfügbar und erlauben zugleich eine gewisse Diskretion.

Selbst Hardcore-Pornos nur einen Mausklick entfernt

Weil es Thylmann gibt, braucht kein Mann mehr ins Rotlichtviertel zu schleichen, um in schummrigen Videokabinen zu masturbieren. Kein Teenager muss in Bahnhofskiosken Sexheftchen kaufen, die er in Tüten an Mami vorbei unter das Bett schmuggelt. Selbst Hardcore-Pornografie ist nur noch einen Mausklick weit weg. Im Büro, im Wohnzimmer, im Kinderzimmer. Auch auf dem Schulhof. Man kann sie per Smartphone oder Tablet-Computer ständig bei sich tragen.

So allgegenwärtig seine Produkte sind, so zurückgezogen lebt der Manwin-Chef selbst. Er wohnt mit seiner Familie in einem noblen Vorort von Brüssel. Vor dem weiß getünchten Haus mit hölzernen Fensterklappläden säumen Kastanien und Eichen eine Allee. Gärtner pflegen Vorgärten der Stadtvillen. Alles ist sauber und ordentlich. Es gibt keine Zäune, keine Mauern, dafür aber perfekt getrimmte Hecken.

Der Porno-Tycoon scheint bürgerliche Wohnlagen zu bevorzugen. Vor seiner Aachener Wohnung an einem Park plätschert ein Springbrunnen, wenige Meter weiter sitzen ältere Damen bei Apfelstrudel und Kaffee, Mütter fahren mit ihren Kindern Tretboot auf einem Weiher. Thylmann soll noch weitere Wohnungen haben, in denen er sich unregelmäßig aufhält.

Sein Imperium zwingt ihn zum ständigen Reisen. Meist dabei: seine Frau, die angebliche Jugendliebe, und seine zwei Kinder. Das sagen zumindest Menschen, die ihn etwas besser kennen. Sie beschreiben ihn als solide, als bodenständig bis bieder. "Er ist ein Familientyp, der sicher nie bei einem Porno-Dreh dabei war", sagt ein Bekannter.

Der Pornokönig meidet die Öffentlichkeit

Fabian Thylmann umgibt sich nicht mit "Bunnys" wie "Playboy"-Chef Hugh Hefner. Dabei hat er den greisen Playboy längst beerbt und übertrumpft. Und ein wenig Glamour gönnt sich der so bodenständige Aachener immerhin. In Köln gehört ihm eine Diskothek. Im sozialen Netzwerk Xing nennt er Tauchen und Schnorcheln als Hobbys. Bekannte sagen, er liebe teure Fotokameras und den Autorennsport.

Er habe viele Formel-1-Rennen besucht, und es sei ihm gelungen, Hobby und Geschäft zu verbinden. Das "My-Dirty-Racing-Team" tingelt mit einem getunten Audi S4 durch die deutsche Provinz. Bei Rennen und Motorsportevents wirbt es für Thylmanns deutsche Sex-Seiten. Dann posieren leicht bekleidete Pornodarstellerinnen auf der Motorhaube oder waschen lasziv den Rennwagen.

Fabian Thylmann hingegen meidet die Öffentlichkeit. Bitten um ein Interview lässt er seine Firmensprecherin routiniert ablehnen. Mit der "Welt am Sonntag" will er trotz mehrfacher Anfrage nicht sprechen.

Offiziell betreibt die Firma Webseitenoptimierung

Ein kurzer direkter E-Mail-Kontakt ist alles, was zustande kommt. Die Pressesprecherin hat nur eine kurze Botschaft. Manwin sei kein Unternehmen der Porno-Branche. Die Firma optimiere vielmehr stark besuchte Websites. Sie verstehe sich darauf, aus Millionen Klicks maximalen Profit zu schlagen.

Hamburger Mitarbeiter wurden von der Geschäftsleitung sogar schriftlich angewiesen, bei Fragen nach ihrem Unternehmen zu sagen: "Manwin ist ein technisch orientiertes Dienstleistungsunternehmen. Mit Spezialisierung auf Design, Gestaltung und Wartung von Webseiten sowie die Entwicklung und Umsetzung von Marketingstrategien im Onlinehandel."

Kein Wort von Pornografie. Die Firmen-Website ist so schlicht gehalten, als handele es sich bei Manwin um eine Kreissparkasse. In schmalen Buchstaben ist vermerkt: "Das Unternehmen erstellt, entwickelt und verwaltet weltweit einige der bekanntesten Mainstream- und Adult-Entertainment Brands." Die Anglizismen vertuschen: Gemeint ist Erwachsenen-Unterhaltung, Pornografie.

Gratwanderung in rechtlichen Grauzonen

Wie genau funktioniert Manwin? Wie und warum wurde der junge Deutsche an der Spitze des Unternehmens so erfolgreich? Die Suche nach Antworten führt nach Luxemburg, Belgien, Zypern und quer durch Deutschland. Zu Branchenkennern, ehemaligen und aktuellen Mitarbeitern der Firma Manwin, Porno-Darstellerinnen und -Produzenten.

Viele der Gesprächspartner wollten anonym bleiben. Mit Namen aufzutreten sei zu gefährlich. Denn sie erzählen von Manwins Gratwanderung in rechtlichen Grauzonen. Über angebliche Verstöße gegen den deutschen Jugendschutz. Über das verworrene Netz mit mehr als 35 Tochterunternehmen, bei denen Thylmann häufig selbst Geschäftsführer ist.

Über die Versteuerung oder die Nicht-Versteuerung von Einnahmen. Und über ein geheimnisvolles Millionendarlehen, das Manwins Expansion finanziert, dessen Höhe und Herkunft der Firmenchef selbst aber bis heute verschweigt. Und noch etwas macht den Gesprächspartnern Angst: Das Geschäft mit virtuellem Sex hat eben doch auch mit dem Rotlichtmilieu zu tun, wo Prostitution, organisierte Kriminalität, Menschenhandel und Missbrauch an der Tagesordnung sind.

Ist Thylmann nur ein Strohmann?

Manwins Geheimniskrämerei passt eigentlich nicht zu einer Branche, deren schrille Selbstvermarktung seit Jahrzehnten von irrwitzigen Gestalten wie Hugh Hefner oder Dolly Buster geprägt wurde. Sie heizt auch die Gerüchteküche an. Internetforen wie "Go fuck yourself", der virtuelle Treffpunkt der Branche, sind voll mit Spekulationen zu seinem Aufstieg.

Einige meinen: Eine derart schnelle Expansion sei mit legalen Methoden nicht zu machen. Mancher glaubt, Thylmann sei nur Strohmann für mysteriöse Geldgeber aus der Ukraine. Oder vielleicht von der lateinamerikanischen Drogenmafia.

Oder sogar von einem deutschen Investor? Das alles könnten aber auch nur Anfeindungen von Konkurrenten sein. Thylmann polarisiert die weltweite Porno-Industrie, weil er bei Youporn und Pornhub Online-Sex auch gratis anbietet. Er ist die ultimative Billigkonkurrenz, der Revolutionär der Geschäftsmodelle, ein Rätsel.

Rasant wachsendes Imperium

Sogar führende Vertreter der Erotik-Industrie können Thylmann nicht so recht einordnen. Ob in den Studios im kalifornischen San Fernando Valley oder in den Büros von Beate Uhse in Flensburg – über den Mann, der aus dem Nichts kam, und sein rasant wachsendes Imperium zerbricht man sich den Kopf. Manche bewundern sein unternehmerisches Geschick, andere fürchten die feindliche Übernahme.

Gerade hat sich Manwin ein Filetstück des Erotik-Bezahlfernsehens gegriffen. In Lizenz von "Playboy" betreibt die Firma Manwin nun die Online-Vermarktung und die Fernsehsender der Bunny-Marke. Auch New Frontier Media, eine Firma mit diversen Erotik-Sendern in den USA, hat ein Angebot bekommen.

Und in der vergangenen Woche verkündete Manwin seinen jüngsten Coup: die Übernahme des großen Internetkonkurrenten "Reality Kings". Branchenkenner sind sicher: Das wird es nicht gewesen sein. Die Einkaufstour werde weitergehen, obwohl Manwin schon jetzt die unangefochtene Nummer eins sei.

Wahre Macht beruht auf Gratisseiten

Die Reise in Thylmanns Welt der Pornografie beginnt am Computer, im Internet. Auf den meisten Manwin-Websites geben Kunden einfach ihre Kreditkarteninformationen ein, dann können sie Sex sehen. Bei Brazzers kurze Clips. Bei Wicked Pictures oder Digital Playground längere Filme; einige sogar mit ein bisschen Handlung.

Auch die bekanntesten deutschen Sex-Seiten gehören zu Thylmanns Reich. Die Webportale My Dirty Hobby (Slogan: "Von privat direkt zu Dir!") und Privat Amateure bieten gegen Geld die beliebteste Fantasie des deutschen Mannes: das Mädchen von nebenan. Vermeintliche Amateurinnen masturbieren in Echtzeit vor der Kamera; Paare lassen ihren Sex live ins Internet übertragen.

Ein besonderer Reiz für den Voyeur: Er kann mit den Darstellern chatten, ihnen sagen, was er zu sehen wünscht. Das Webcam-Geschäft hat sich als eigenes Porno-Genre etabliert. Es gilt als besonders lukrativ, weil sich die Chat-Interaktion nicht raubkopieren lässt. Doch die wahre Macht von Manwin beruht nicht auf den vielen kostenpflichtigen Angeboten, sondern auf den Gratisseiten: Pornhub, Youporn, Porn8 oder Gaytube.

Keine Körperöffnung wird ausgelassen

Jeden Tag veröffentlicht Manwin dort Hunderte neue Clips. Die einzelnen Filme sind zwischen fünf und 20 Minuten lang. Eine endlose Abfolge von Vaginal-, Oral- und Analsex, allein, zu zweit, zu dritt, in Gruppen, selten soft, meist brutal direkt.

Es gibt keinen Fetisch und keine sexuelle Praxis, die es nicht zu sehen gibt. Keine Körperöffnung, Stellung oder Kombination aus Partnern, Geschlechtern oder Hautfarben wird ausgelassen. Klick auf Klick. Fleisch auf Fleisch. Die Kamera hält immer voll drauf.

Diese Brachialpornografie hat offenbar viele Fans. Nach Angaben von Google Ad Planner erreichte allein Pornhub.com 3,3 Milliarden Seitenaufrufe im Juli, Youporn.com lag mit 2,3 Milliarden etwas dahinter. Zählt man die beiden zusammen, lag Manwin vor seinen größten Konkurrenten xhamster (4,8 Milliarden Seitenaufrufe) und XVideos (4,5 Milliarden).

Mehr Reichweite haben nur Google und Facebook

Die anderen sechs großen Tube-Seiten und die vielen Bezahlangebote des Fabian Thylmann sind dabei noch nicht einmal berücksichtigt. Sein Porno-Imperium liegt damit nach Klickzahlen auf Augenhöhe mit Amazon.com (5,9 Mrd.) oder Wikipedia.org (6,3 Mrd.). Deutlich mehr Reichweite im Internet haben nur Giganten wie Google oder Facebook.

Das Konzept der Tube-Seiten erinnert an das bekannte Videoportal YouTube, wo die Nutzer selbst ihre Filmchen oder Clips einstellen. Aber Hobbyfilmer sind hier die Ausnahme. Es handelt sich auch nicht um Mitmachseiten für die Massen. Auf Porno-Tube-Seiten geht es ums Geschäft. Hinter dem unaufhaltbaren Strom an Sexfilmen stecken professionelle Produzenten und Studios.

Wie das Geschäft läuft, zeigt ein anonymisiertes Beispiel: In Kalifornien produziert ein Studio Sexfilme mit Glamour-Anspruch. Die Frauen, meist aus Osteuropa, sehen aus wie Models. Die Männer haben Sixpacks. Gedreht wird auf exotischen Inseln oder in Los Angeles. Die Filme stellen die Produzenten dann auf ihrer Seite ins Netz. Zu sehen bekommt sie nur, wer bezahlt.

Um nun potenzielle Kunden neugierig zu machen, geben die Produzenten einige stark gekürzte Appetitfilme mit reduzierter Bildqualität an Youporn. Die Tube-Seite veröffentlicht sie und verlinkt auf die Bezahlseite. Die Produzenten glauben, dass sich dieser Vermarktungsweg lohnt. So werden sie gefunden. Viele andere Porno-Produzenten sehen das ähnlich.

Google der Erotik-Industrie

Man kann sich die Gratisseiten wie Pornhub daher als gigantischen Verschiebebahnhof vorstellen, weil sie den Traffic, also die nächsten Klicks der User, zu den Bezahlseiten steuern sollen. Manwin verdient somit bequem an den Inhalten der anderen. Die Firma erhält Prämien, wenn Kunden von Seiten wie Youporn kommend bei den kalifornischen Produzenten einen Vertrag abschließen. Die Porno-Produzenten bezahlen dafür, dass ihnen neue Kunden zugeführt werden.

In der Branche heißt es längst, wer bei Youporn oder Pornhub keine kurzen Appetitfilme anbiete, habe es richtig schwer, Kunden auf seine eigene Seite zu locken und Geld zu verdienen. "Fabian Thylmann kontrolliert die größte Vermarktungsplattform, deshalb hat er die Konkurrenz im Griff", sagt ein deutscher Produzent.

Die Firma übernimmt damit für die Erotik-Industrie eine ähnliche Funktion wie Google, sie entscheidet, was gefunden wird. Außerdem bewirbt Manwin hier besonders prominent die Bezahlseiten des eigenen Imperiums. Viele der Clips bei Youporn und Co. stammen von Brazzers, Twisties, Mofos und anderen kostenpflichtigen Manwin-Seiten. Dabei achtet auch Manwin penibel darauf, dass die Filmqualität im Gratisbereich nur mittelmäßig ist. Youporn dient als Einstiegsdroge. Die Seite soll möglichst viele Gäste zu den Bezahlangeboten wie Brazzers locken.

Konkurrenz muss draußen bleiben

Indem Thylmann auf seinen kostenpflichtigen "Premium"-Angeboten, den Gratisseiten und zum Teil auch den Fernsehsendern das gleiche Filmmaterial – nur in unterschiedlicher Qualität – ausstrahlt, kann er den Gewinn steigern, ohne dass die Kosten proportional mitwachsen. Dabei hat er Manwin so aufgebaut, dass die Firma an der Porno-Wertschöpfungskette verdient. Von den Produktionsstudios bis zum Vertrieb. Bei Letzterem gleich mehrfach.

Wie viele der Nutzer die Kreditkarte zücken und monatlich zehn bis 30 Euro für Pornos in feinster Bildqualität bezahlen, bleibt Manwins Geheimnis. Aber der Konzern würde wohl auch ohne Abonnenten verdienen. Denn an den Rändern der Gratis-Tube-Seiten flackern Werbebanner. Dabei werden nicht Bier oder irgendwelche schnellen Autos angeboten.

Dafür eignen sich die Schmuddelseiten nicht. Vielmehr geht es um noch mehr Sex. Man bediene in erster Linie Dating-Websites, Glücksspielanbieter und pornografische Bezahlseiten, heißt es in einer Produktbroschüre. Unerwünscht sind andere Tube-Seiten, die ebenfalls kostenlose Filme anbieten. Diese Konkurrenz muss draußen bleiben.

Es spricht der Wolf, die Lämmer lauschen

Wie sehr die Konkurrenten den deutschen Porno-Mogul respektieren, aber auch fürchten, lässt sich Ende Januar im "Hard Rock Hotel" in Las Vegas beobachten. Die Branchenmesse "Internext" hat Thylmann zu einem Vortrag geladen. Der Saal ist voll. Die Schlüsselfiguren der US-Porno-Industrie sind gekommen. Es ist ein seltener öffentlicher Auftritt des Manwin-Chefs. Im Internet findet sich eine Video-Aufzeichnung.

In Kapuzenpulli und blauen Jeans sitzt Thylmann neben einem Laptop auf dem Tisch und lässt die Beine baumeln. Offensichtlich hat er sich Zuckerberg und andere zum Vorbild genommen. Aber der harmlose Eindruck täuscht. Es spricht der Wolf, und die Lämmer lauschen.

Thylmann schlägt einen vertraulichen Ton an. Er sagt, er wolle mit den Verschwörungstheorien aufräumen. Er sei nicht die "böse Person", wie manche glaubten. Dann erzählt er seine Version vom Aufstieg. Schon mit 18 Jahren habe er Firmen gehabt, sei einmal pleitegegangen, habe daraus gelernt. Ende der 90er-Jahre entwickelt er als freier Programmierer mit zwei Partnern eine Software für die Porno-Branche: "Next-Generation Affiliate Tracking Software", kurz "NATS".

Thylmann wurde über Software zum "ultimativen Insider"

Schon damals etabliert sich das Geschäftsmodell, nach dem Manwin funktioniert: Porno-Produzenten bieten ihre Ware auf Bezahlwebsites an. Um möglichst viele Kunden anzulocken, geben sie Vorschaugalerien oder Appetit-Videos frei. Jeder beliebige Website-Betreiber darf diese Inhalte nach eigenem Ermessen auf seinen eigenen Seiten verwenden. Die Website-Betreiber legen im Gegenzug einen Link zurück zur Porno-Bezahlseite. Der Deal: Porno-Produzenten zahlen dem Website-Betreiber eine Prämie für jeden neuen Abo-Kunden, der über seinen Link ihre Bezahlseite findet.

Recht anarchisch entsteht ein riesiges Geflecht von Websites, deren Betreiber nur durch Weiterleiten abkassieren wollen. Sie heißen Affiliates. Thylmanns neue Software "NATS" hilft den Bezahlseitenbetreibern zu messen, welche Clips und welche Affiliates den meisten Traffic zurückspülen. Die Software erfasst, was sich beim Kunden gut verkauft und was nicht.

Das Programm hat einen riesigen Erfolg. Es wird zum Standard in der Online-Erotik-Branche. Zugleich lernt Thylmann, wie die Branche funktioniert, weil er die Software nicht nur verkauft, sondern auch wartet. "Er wurde zum ultimativen Insider", sagt ein deutscher Porno-Unternehmer.

2006 verkauft Thylmann seine Anteile an der Firma für einen einstelligen Millionenbetrag, wie Branchen-Insider schätzen. So kommt er zu seinem Startkapital. Statt Programme zu schreiben, steigt Fabian Thylmann nun selbst ins Geschäft mit den Seiten ein. Er kauft die deutschen Amateursexportale My Dirty Hobby und Privat Amateure und nimmt dafür offenbar auch Kredite auf.

"Tischfußball-Schwuchteln" eröffnen ihm globalen Markt

In Las Vegas sagt er, dass er die Gewinne in wenigen Monaten um 50 Prozent steigern konnte. Schon 2009 sei er schuldenfrei gewesen. Aber Thylmann will mehr. Für den Sprung in den globalen Markt geht er aufs Ganze. Er nimmt einen der größten Online-Sex-Anbieter in Nordamerika ins Visier. Unter dem Markennamen Brazzers hatten einige junge Programmierer im kanadischen Montreal Bezahlseiten und Gratis-Tube-Seiten aufgebaut.

Die Studenten hatten sich in der Tischfußballszene kennengelernt und aus Spaß Sex-Seiten programmiert. Zufällig entdeckten sie dabei zwei besondere Vorlieben der amerikanischen Porno-Konsumenten: übernatürlich große Brüste und ältere Frauen, die im Internet derb als MILFs ("Moms I’d like to fuck") bezeichnet werden.

Wegen zahlloser Urheberrechtsverletzungen wurden die Brazzers-Jungs zwar in der Branche als "Diebe" und "Tischfußball-Schwuchteln" angefeindet, aber ihr Erfolg war beachtlich. Die Firma wuchs in drei Jahren auf mehr als 250 Mitarbeiter. Noch heute ist Montreal der wichtigste Standort im Manwin-Imperium.

Dort erinnert nichts an Porno, an Rotlicht, an Zuhälter-Chic mit dicken Goldketten, protzigen Uhren und fiesen Tätowierungen. Stattdessen Kapuzenpullis, Jeans und Sneakers. "Wenn Sie in diese Büroräume spazieren, denken Sie nicht, dass es sich um eine Firma für Erwachsenenunterhaltung handelt", sagt der Manwin-Chef bei seinem Auftritt in Las Vegas.

Riskantes Finanzierungsmodell

Mit den Betreibern von Brazzers, den Erfindern der Tube-Seiten, kommt Fabian Thylmann im Oktober 2009 ins Gespräch. Er will die populären Sex-Anbieter kaufen. Kurz vor Weihnachten fragt er seine Frau, ob sie Lust habe, mit ihm ein paar Tage nach Montreal zu fliegen – sie bleiben drei Monate. Die Verhandlungen ziehen sich hin, auch weil Thylmann ein riskantes Finanzierungsmodell wählt.

Er übernimmt die Seite und leiht sich beim Verkäufer das Geld dafür. Von einem Preis um die 140 Millionen Dollar ist in US-Medien die Rede, Thylmann nennt das "dicht dran". Er stottert die Summe in Raten ab.

Zeitgleich kauft er Webcams.com, eine große Amateurseite mit dem gleichen Modell. "Meine Anwälte dachten, ich sei ein Idiot", erinnert er sich in Las Vegas. Denn hätte er eine einzige Rate nicht fristgerecht gezahlt, hätte er alles verloren. Er zockt, denn er glaubt seine Geschäftspartner gut zu kennen. Der Plan geht auf.

Von wem stammt die 362-Millionen-Investition?

Und plötzlich fließen noch aus einer anderen Quelle Millionen. Investoren leihen dem Aachener am 28. April 2011 eine neunstellige Summe. Es handele sich um einen Wall-Street-Hedgefonds, sagt Thylmann im "Hard Rock Hotel". "Ich werde Ihnen nicht die Summe nennen, bitte fragen Sie nicht." Die "Welt am Sonntag" ist der Spur des Geldes lange gefolgt, bis nach Nikosia, in die Hauptstadt von Zypern. Im Kleingedruckten der Unterlagen eines zypriotischen Tochterunternehmens von Manwin steht der entscheidende Hinweis.

Das Darlehen an die Luxemburger Holding hat eine Höhe von 362 Millionen Dollar (rund 276 Millionen Euro). Als Sicherheit dient das gesamte Unternehmensgeflecht. Auch die Tochterfirma in Zypern steht mit ihren Bankkonten, Computern und sogar mit ihrer Büroeinrichtung dafür gerade.

Die zypriotischen Dokumente verraten die Herkunft des Geldes nicht. Aber sie nennen zwei weitere beteiligte Firmen. Die CB Agency Services LLC im US-Bundesstaat Delaware, der als Steueroase bekannt ist, und die Cortland Capital Markets Services LLC, einen Finanzdienstleister aus Chicago.

Beide Unternehmen wollten sich zur Herkunft des Geldes nicht äußern. Hier endet die Spur des Geldes. Und hier beginnen die Fragen: Warum geben sich Manwin und der Geldgeber so große Mühe, die Herkunft der 362 Millionen Dollar zu verschleiern? Ist es dem Geldgeber schlicht peinlich, in Pornos zu investieren? Oder handelt es sich gar um Schwarzgeld?

Playboy soll das Firmen-Image aufpolieren

Mit dem Geld begleicht Thylmann die verbliebenen Schulden. Außerdem kauft er weiter ein. Seine Shoppingtour führt ihn von harten Fetischseiten und Schwulenpornos in Großbritannien bis zum Lizenzbetrieb des TV- und Online-Geschäfts der Bunny-Marke Playboy, für die er 20 Monate Verhandlung in Kauf nimmt. Mit Playboy will Thylmann vor allem das Image seiner Firma verbessern.

Vom Schmuddel-Hardcore in Richtung ästhetische Erotik. "Jeder liebt Playboy. Es ist nett und sauber, perfekt und reizend", sagt Thylmann. Damit will er bei Google oder bei Samsungs Internetfernsehen punkten. Später könne man dann andere Inhalte bei Playboy untermischen, sagt er in Las Vegas noch vieldeutig.

Aber Thylmann beschränkt sich nicht nur auf strategische Entscheidungen, er interessiert sich für jedes Detail bis hin zur Gesundheit der Pornodarsteller. Als Ende August eine Syphiliswelle die Branche in Aufruhr versetzt, twittert Thylmann ohne Pause über Penicillin, Tests und Verantwortung. Thylmanns Interesse für Syphilis hat einen guten Grund.

Anders als seine Pressesprecherin behauptet, produzieren Manwin-Studios in den USA mehr als 120 Filme mit professionellen Darstellern im Monat, wie das "New York Magazine" schrieb. In Deutschland setzt die Firma vor allem auf selbstständige Produzenten und Darstellerinnen. Der deutsche Mann will weniger Hochglanz, sondern Amateursex mit der Illusion vom Mädchen von nebenan.

Lea wechselt Reizwäsche im Zehn-Minuten-Takt

Ein Wohnhaus an einer Berliner Ausfallstraße. Draußen dröhnt der Verkehr vorbei, hinter zugeklebten Fensterscheiben des Erdgeschosses wechselt Lea die Reizwäsche im Zehn-Minuten-Rhythmus. Die Kamera klickt, während sich Lea für das Shooting auf Plüschsofas rekelt. "Früher war das ein Bordell", sagt sie. Heute finden hier bizarre Partys statt – oder es werden eben Pornos gedreht.

Lea ist 1,65 Meter groß, hat lange dunkle Haare, große hellblaue Augen und Körbchengröße 70 E. Blumen-Tattoos winden sich an einer Seite ihres Körpers. Piercings funkeln in Bauchnabel, Zunge und Lippe. Im Netz nennt sie sich Lea4you – auch bei My Dirty Hobby, der großen deutschen Amateursex-Seite von Fabian Thylmann.

Während Lea den BH abstreift, läuft Tim Wosnitza, der sich als ihr Produzent bezeichnet, durch die Räume. Wosnitza schwärmt von der "Location". Im Flur gibt es eine Tabledance-Stange, nebenan eine Kammer mit Handschellen und Käfig. Ein Raum ist einem Klassenzimmer nachempfunden, mit Tafel und Erdkundekarte. Im Souterrain stehen ein Whirlpool und schwere barocke Möbel.

Lea4you soll Sexy Cora beerben

Wosnitza ist eine Hamburger Szenegröße. Er hat die Statur eines Bodybuilders. Auf die Arme hat er sich Muskelstränge tätowieren lassen, sodass es so aussieht, als sei seine Haut aufgeplatzt. Der 26-Jährige ist der Ex-Mann und Ex-Manager von Sexy Cora, jener deutschen Pornodarstellerin, die durch ihre Zeit im "Big Brother"-Container bekannt wurde und die Anfang vergangenen Jahres nach einem Herzstillstand bei der fünften Brustvergrößerung starb.

Sexy Cora hatte zu Lebzeiten Maßstäbe gesetzt: Branchenkenner sagen, selten habe eine Darstellerin bei dem Manwin-Amateurportal My Dirty Hobby so viel Geld eingespielt wie sie.

Lea4you ist noch vergleichsweise unbekannt, aber Tim hofft, sie zu einer zweiten Cora machen zu können. Die Manwin-Portale sind Partner in ihrer Geschäftswelt. Tim Wosnitza und Lea produzieren allerdings vornehmlich für Wosnitzas eigenes Portal Amateurstars.com. "Die bekannten Darstellerinnen arbeiten heute meistens für drei, vier Plattformen zugleich", sagt Tim Wosnitza.

Morgens Kamera, nachmittags Sport, abends Kamera

Leas Arbeitsalltag beginnt morgens in ihrer Zweizimmerwohnung in einem kleinen Vorort von Berlin. "Ich mache die Cam manchmal schon zum Duschen an und lass die Männer zuschauen", sagt sie. Danach sitzt Lea vor ihrem Computer, chattet, flirtet, zieht sich aus und fasst sich an. Zuschauen kostet je nach Internetplattform zwischen einem Euro und 5,99 Euro pro Minute.

Viele der Männer seien Stammkunden. "Normalerweise sitze ich vormittags ein paar Stunden vor der Kamera, nachmittags mache ich Sport oder gehe einkaufen und abends dann wieder Kamera", sagt sie. "An Regentagen arbeite ich durch, denn dann sind mehr Männer zu Hause vor dem PC." Bis zu 20 Zuschauer habe sie zeitgleich.

Diese Routine wird von den Drehtagen unterbrochen, wenn die Filme produziert werden, die später im Internet stehen. "Wir drehen mit Amateuren, mit professioneller Kamera, die Story wird am Set spontan abgesprochen", erklärt Tim Wosnitza. Mit "Amateuren" meint er vor allem die männlichen Darsteller, sie werden aus Leas Webcam-Bekanntschaften rekrutiert.

Filme mit Webcam-Bekanntschaften

"Die Männer schreiben mich an, ich suche die aus. Hauptsache, sie sind gepflegt und nett zu mir." Die Männer bekommen einen Vertrag mit Ort, Datum, Rücktrittsklausel – allerdings keine Bezahlung. Sie geben die Rechte am Bild vollständig ab. Dann geht es zur Sache. Zu Hause, im Studio, im Auto, am Baggersee oder in der Postfiliale, in die einmal ein Postbote einlud.

Das größte Risiko für einen gelungenen Dreh ist die Ausdauer der Männer. "Zehn Minuten sollte man schon drehen können", sagt Tim Wosnitza. Wer das nicht schafft, landet unter dem sarkastischen Video-Titel "Mini-Schwanz Schnellspritzer" im Netz. "Hauptsache authentisch", sagt der Produzent dazu.

Der Branche gefällt das: Lea hat vergangenes Jahr den Venus-Award, einen Filmpreis der Erotikindustrie, für die beste Amateurdarstellerin gewonnen. Niemand störte sich daran, dass die Amateurin schon seit zwei Jahren voll im Geschäft ist.

Männer gieren nach neuen Inhalten und Frauen

Es ist ein hartes Milieu. Die Männer gierten nach immer neuen Inhalten, erzählt Tim Wosnitza. Und nach neuen Darstellerinnen. "Die Männer wollen immer früher und schneller andere Frauen sehen." Seit 2010 hätten deshalb viele Produzenten auf "Amateure" umgestellt. Seitdem werde der Markt überschwemmt.

Alles muss heute schnell gehen: die Produktion, der Film selbst, das Hochladen. Feature-Filme wie den "Schulmädchenreport" aus den 70er-Jahren gibt es immer weniger. Zu aufwendig und teuer in der Produktion. Datenträger wie CDs oder DVDs werden immer weniger verkauft, auch wegen Fabian Thylmann.

Das Manwin-Imperium verändert das Geschäft nicht nur für Produzenten wie Tim Wosnitza, sondern auch den Vertrieb. Die Tage der Pornokinos und Sexshops in den Rotlichtvierteln sind gezählt. Hierher kommen nur noch Männer einer Generation, die mit dem Internet gar nichts anfangen kann. Aber auch etablierte Erotik-Konzerne bekommen Thylmanns Einfluss zu spüren, weil sie die Entwicklung des Internets falsch eingeschätzt haben.

Der Uhse-Konzern weicht vor Thylmann aus

Die Sexshop-Kette Beate Uhse machte am Anfang des Jahrtausends 80 Prozent ihres Umsatzes mit Erotikfilmen auf DVD und Video. Heute ist es ein Zehntel. "Ich glaube an die Unsterblichkeit des Pornos", hat Beate-Uhse-Chef Serge van der Hooft unlängst gesagt. "Unser Hauptgeschäft werden die Filme aber nicht mehr."

Den Kampf um die Online-Pornografie hat Beate Uhse aufgegeben. Das Unternehmen steckt mitten in einem schmerzhaften Umbauprozess. Mitarbeiter mussten gehen. Die neue Strategie: Versandhandel und edle Innenstadtgeschäfte mit Sexspielzeug, vor allem für die Frau. Der große Beate-Uhse-Konzern weicht vor Thylmann in eine Nische aus.

Ein schlichtes Bürohaus im Gewerbegebiet Luruper Chaussee unweit des Hamburger Volksparks. Ringsum Dependancen großer Firmen. Airbus. Reemtsma. Manwin. Wer hier arbeitet, kleidet sich besser seriös.

In den Manwin-Büros sind Shorts, Sandalen, Miniröcke, Blusen mit tiefem Ausschnitt, sichtbare Haut oder durchsichtiger Stoff nicht erwünscht, heißt es in einer Hausmitteilung. Auch Piercings und Tätowierungen werden ungern gesehen. Es gehe darum, "dass auch unser 'Aussehen' professionell wirkt". Darstellerinnen wie Lea müssten hier wohl draußen bleiben.

Edle Schaltstelle in Hamburg

Dennoch wird gerade in der Notkestraße mit ihnen Geld verdient. Viel Geld. Das Gebäude ist die Schaltstelle von My Dirty Hobby. So sagen es jedenfalls mehrere Ex-Mitarbeiter aus Thylmanns Imperium. Auf dem populären Portal warten nicht nur die Filme von Lea, sondern mehr als 265.000 Sex-Videos und fast drei Millionen Bilder auf zahlungswillige Konsumenten aus Deutschland.

Pro Tag kommen 200 bis 300 neue Videos hinzu. Drei Bediensprachen stehen zur Verfügung: Deutsch, Englisch und Französisch. Die Seite sei der Marktführer im deutschen Amateursex-Geschäft, sagen Kenner der Branche. Erst muss der Kunde "Dirty Cents" aufladen, eine virtuelle Währung, die er mit echten Euro bezahlt. Danach kann er "Lara-Love" oder "Devote-Schlampe" bei der Arbeit zusehen.

Der Standort in Hamburg ist nach Montreal der bedeutendste von Manwin. In dem Bürohaus arbeiten Programmierer, Suchmaschinenoptimierer, Social-Media-Manager, Grafikdesigner, Buchhalter, Support- und Vertriebskräfte. Was sie genau machen, will Manwin nicht sagen. Die Pressesprecherin teilt nur mit, dass sich rund 80 Mitarbeiter von Hamburg aus um "IT-Dienstleistungen" für die Gruppe kümmern.

Abrechnungen könnten Steuerbehörden interessieren

Immerhin fast ein Zehntel der Gesamtbelegschaft. Auf zwei Etagen und 1000 Quadratmetern haben sie sich eingerichtet. Mit futuristischen Designermöbeln der Marke Bene, mit Sitzgruppen wie in Zugabteilen. "Thylmann fand sie klasse, es konnte ihm nicht pompös genug sein", sagt ein ehemaliger Mitarbeiter.

Etwas sparsamer sei Manwin bei der Beschilderung. Im Erdgeschoss rechts fehle jeder Hinweis auf die Firma, sagen Ex-Manwin-Beschäftigte. "Dort sitzen mit Support, Technik und Abrechnung Abteilungen, für die sich vielleicht irgendwann einmal die Steuerbehörden interessieren könnten."

Fabian Thylmann war 2009 bis 2011 in Hamburg Geschäftsführer, heute heißen seine Statthalter Alexander Pschorr und Norbert Ruland. Einen Besuch der Hamburger Filiale lehnt die Pressesprecherin von Manwin ebenfalls ab. Vielleicht fürchten die Chefs Fragen, die äußerst unangenehm für sie werden könnten.

Doppeltes Dirty-Hobby-Portal im Internet

Zum Beispiel zur Altersverifizierung. Deutsche Porno-Anbieter sind verpflichtet zu verhindern, dass ihre Videos von Minderjährigen gesehen werden können. Sonst droht den Betreibern eine Geldstrafe oder gar eine Freiheitsstrafe von bis zu einem Jahr. Das wissen die Betreiber und betreiben deshalb zwei My-Dirty-Hobby-Portale im Internet. Sie sehen gleich aus.

Auch die Darstellerinnen sind weitgehend dieselben, es gibt nur einen Unterschied: Die eine Seite verlangt von Besuchern einen Altersnachweis, die andere nicht. Wer sich bei MyDirtyHobby.de anmeldet, muss sein Alter und seine Identität verifizieren lassen. Das geht in einem TÜV-geprüften Verfahren am Computer, ist aber umständlich. Außerdem fühlen sich Besucher um ihre Anonymität gebracht. Google zählt deshalb lediglich 43.000 Besucher im Monat, was für eine Pornoseite sehr wenig ist.

Die zweite Seite findet sich unter MyDirtyHobby.com und wird laut Google von ungefähr einer Million Menschen besucht – die ebenfalls fast ausschließlich aus Deutschland kommen. Diese Seite hat aber keine Alters- oder Identitätsprüfung. Offenbar sehen die Betreiber es als ausreichend an, dass die Seite mit den identischen Inhalten eben auf ".com" endet.

Nachlässige Alterskontrolle bei Gratis-Seiten

Ein ehemaliger Mitarbeiter sagt: "Eine Altersverifizierung schreckt 90 Prozent der Kunden ab." Ein anderer berichtet, regelmäßig wendeten sich Väter an die Administratoren und ließen die Accounts ihrer minderjährigen Söhne bei der ".com"-Seite löschen.

Noch nachlässiger ist die Alterskontrolle bei den Gratis-Tube-Seiten. Der User wird einmal gefragt, ob er 18 Jahre alt ist. Die simple Selbstauskunft orientiert sich an den amerikanischen Gesetzen.

Die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien hat Seiten wie Youporn hingegen als "schwer jugendgefährdende Angebote" indiziert, mehr kann sie nicht tun. Die Folge: In Deutschland weisen Suchmaschinen wie Google die Seite nicht in den Trefferlisten aus. Erreichbar sind sie dennoch.

Prostituierte nutzen gezielt Live-Chat-Seiten

Der Jugendschutz ist nur ein heikles Thema für die Hamburger. Sex mit Fans, wie Lea und Tim ihn schildern, ein anderes. Die Live-Chat-Webseiten würden ganz gezielt von Prostituierten genutzt, sagen Ex-Manwin-Mitarbeiter. Was im Internet als Chat-Flirt beginnt, endet in der realen Welt auf der Matratze. Das bezeugen auch User-Nachrichten an die Betreiber von My Dirty Hobby.

Am 7. August um 11.13 Uhr klagt einer: "Hallo liebes MDH Team, ich habe ein Date ausgemacht mit Heissdreckig, aber sie ist nicht erschienen und nach anschreiben via mail keine Antwort trotz im Profil treffe mich Real etc und alles per Mail undd webchat ausgechmacht...." Das Support-Team weist ihn nicht darauf hin, dass Prostitution allein Sache der Frau wäre.

Im Gegenteil: Ein Mitarbeiter bittet den enttäuschten User zwei Tage später um genaue Angaben. "Ich möchte die Amateurin gerne mit Fakten konfrontieren." Niemals würde sich Manwin dazu bekennen, eine Kuppelplattform für Prostitution im Internet geschaffen zu haben.

Fakt ist: Bei My Dirty Hobby ist es ein kleiner Schritt vom Nutzer zum Freier, und das Unternehmen unterstützt das, wie die Mail zeigt. Die Grenzen zwischen Porno-Website, Drehs mit Fans und Zuhälterei verschwimmen. "Straßenstrich war gestern", sagt ein ehemaliger Manwin-Mitarbeiter.

Mitarbeiter prüfen Filme und "betreuen" Darstellerinnen

Manwin streitet jeglichen Einfluss auf Produktionen oder Darstellerinnen ab. Allenfalls Drehbücher liefere die Firma gelegentlich, sagt die Sprecherin. Firmeninterne Unterlagen legen hingegen nahe, dass Manwin Germany einen alles entscheidenden Einfluss auf die Amateure hat. Denn im Hamburger Büro entscheiden Supportmitarbeiter darüber, welche Clips es ins Netz schaffen und welche nicht.

Sie müssen alle eingereichten Amateur-Inhalte prüfen. Zu groß ist die Angst, dass überraschend Kinder-, Tier- oder Gewaltpornos bei My Dirty Hobby auftauchen. "Auch die Hintergrundmusik wird begutachtet, damit nicht plötzlich die Gema vor der Tür steht", sagt ein Ex-Mitarbeiter.

Deshalb schauen sich Manwin-Angestellte stundenlang die neuen Filme der Amateure an. Gibt es etwas zu beanstanden, schreiben sie den Darstellern eine Nachricht. Zicken die rum, fliegen sie von den Manwin-Seiten.

Ex-Mitarbeiter schildern zudem, dass es eine Art "Amateurbetreuer" gebe, eine Art Kummerkasten-Onkel für die Frauen. Er kümmere sich um Promotion, mache Fotos und begleite die Damen zu Messeauftritten wie der Venus-Preisverleihung in Berlin. Der "Amateurbetreuer" übermittelt auch die wichtigste Nachricht: welche Sorte Videos beim Kunden gerade gut gehen.

Die Manwin-Chefs in Hamburg führen präzise Statistiken der Klickzahlen. Mit diesem Wissen lassen sich die Umsätze steigern, die von Manwin, aber auch die der Frauen. Alle profitieren, und deshalb spielen alle mit, sagen die Ex-Mitarbeiter.

Niedrige Marge, hohe Einnahmen

Die Darstellerinnen nehmen eine niedrige Marge in Kauf. Für jeden Euro, den ein Film oder Live-Chat bei My Dirty Hobby einspielt, bekommen sie in der Regel 25 Cent gutgeschrieben. Davon behält Manwin sogar noch die Mehrwertsteuer ein. Der Rest wird ausgezahlt. Der "Welt am Sonntag" liegen Abrechnungen von My Dirty Hobby vor, die an Darsteller verschickt wurden.

Die Spannbreite der Verdienste reicht vom Paar in Bayreuth, das nebenher monatlich 100 bis 300 Euro mit privaten Filmchen einsteckt, bis zu einigen Tausend Euro für die professionellen Amateure.

Eine Spitzendarstellerin aus der Schweiz bekam demnach für den vergangenen Juni 12.854 Euro Provision ausgezahlt. Eine Darstellerin aus einem Hamburger Vorort erhielt für Juli 16.293 Euro. Der Gesamtumsatz der beiden Frauen müsste demnach bei rund 51.000 Euro und 65.000 Euro gelegen haben.

Bei My Dirty Hobby sind laut einem Ex-Mitarbeiter derzeit um die 14.000 Darsteller und Darstellerinnen angemeldet, etwa 6000 seien regelmäßig aktiv. Ein anderer Ehemaliger betont aber, dass nur wenige Hundert Frauen von dieser Arbeit leben könnten. Darstellerinnen erzählen, dass kaum eine der Frauen auf die Reichweite von My Dirty Hobby verzichten könne, wenn sie wirklich bekannt werden wolle.

Offiziell macht Manwin Germany Verluste

Die schiere Zahl der Darsteller lässt Einnahmen in zweistelliger Millionenhöhe vermuten, in den öffentlich zugänglichen Daten sucht man die aber vergebens. Offiziell macht Manwin Germany in Deutschland nämlich Verluste. Ein Minus von rund 32.000 Euro steht für das Geschäftsjahr 2010 in den Büchern.

Aktuellere Zahlen sind nicht bekannt. Mitarbeiter berichten jedoch, dass es der Firma sehr gut gehe. Die Chefs in Hamburg hätten sich in den vergangenen Monaten satte Bonuszahlungen genehmigt. "Die gesamte Führungsriege fährt Firmenwagen: A8, S5, Q7 – Hauptsache dicke Audis", sagt ein Ehemaliger.

Die offiziellen Bilanzzahlen spiegeln die Realität bestenfalls unzureichend wider, wenn sie überhaupt etwas mit der Wirklichkeit zu tun haben. Auch das zeigen interne Abrechnungen. Dabei geht es um den Verkauf der Internetwährung Dirty Cents, mit man bei My Dirty Hobby bezahlt. Sie zeigen, dass allein Manwin Germany im Mai, Juni und Juli jeweils mehr als 2,5 Millionen Euro Umsatz gemacht hat.

Es könnte also stimmen, was Ex-Mitarbeiter sagen. Sie schätzen den Jahresumsatz der Hamburger Filiale auf rund 30 Millionen Euro. Auf eine solche Geschäftsaktivität deutet in der deutschen Bilanz allerdings nichts hin. Wohin aber fließen die My-Dirty-Hobby-Millionen dann?

Millioneneinnahmen an Steuer vorbeigeschleust

Fest steht, dass erst einmal in Deutschland kassiert wird. Die Kundenzahlungen gehen auf das Konto 0676792500 bei der Commerzbank Hamburg. Kontoinhaber allerdings ist nicht Manwin Germany, sondern eine Firma namens Colbette Holdings Limited auf Zypern. Ein Ex-Mitarbeiter sagt, dass sich die Hamburger viel Mühe geben, es so aussehen zu lassen, als würden My Dirty Hobby und Privat Amateure von Zypern aus betrieben.

So taucht die Colbette Holdings nicht nur bei Banküberweisungen für Kunden auf, sondern auch im Impressum der Website. In den Abrechnungen für die deutschen Darsteller steht: "Die Steuerschuld in Zypern geht auf die Colbette Holdings Ltd. über (VAT reversed)". Techniker von Manwin leiteten Mails an deutsche Behörden über Server auf Zypern um, damit niemand Verdacht schöpfe, sagt der Ex-Mitarbeiter.

Seine Behauptung: "Das hat Methode. Millioneneinnahmen aus Hamburg werden an der deutschen Steuer vorbeigeschleust." Immerhin hat die Colbette Holdings eine Adresse auf der Mittelmeerinsel: Nikosia, Larnakos Avenue 33, Suite 101. Es ist eine ganz besondere Adresse im Manwin-Universum.

Tochterfirmen in Zypern sind im Vergleich bescheiden

Ein spätmittelalterlicher Festungsring umschließt die Innenstadt von Nikosia, der Hauptstadt Zyperns. Die Venezianer haben die Mauer 1522 zur Abwehr der Türken gebaut. Heute spielen hier alte Männer Bridge und Domino unter Eukalyptusbäumen. Die Larnakos Avenue beginnt am Fuß der Wallanlagen und führt durch Wohnviertel nach Südosten.

Entlang der Straße gibt es Supermärkte, Friseure, Kleintierhandlungen und Autowerkstätten. Es gibt ein rumänisches, ein armenisches und ein chinesisches Restaurant – und es gibt, wenige Hundert Meter von der Mauer entfernt, einen wichtigen Außenposten von Thylmanns Imperium.

Der Eingang zu dem unauffälligen gelb-braunen Wohnblock befindet sich hinter dem Haus. Wenn man dem zypriotischen Handelsregister Glauben schenken kann, dann haben in der ersten Etage, in einem Apartment rechts vom Treppenhaus, mindestens acht Tochterfirmen des Manwin-Imperiums ihren Sitz.

Das Türschild der Suite 101 nennt fünf. Während draußen der Asphalt der Larnakos Avenue schon am Vormittag bei 35 Grad im Schatten zu dampfen scheint, ist es in der Suite 101 kühl. Und es ist ziemlich viel los.

Dicht an dicht sitzen ein Dutzend junge Menschen an Computern. Festplatten summen. Auf den Bildschirmen laufen Sexfilme und Chatprogramme. "Wir editieren Inhalte für einige Webseiten", sagt ein sichtlich verdutzter Zypriot. Besuch von deutschen Reportern – das sei eine Premiere. Der Chef des zypriotischen Büros, ein Mann namens Andreas Andreou, sei gerade in Dublin, wo Manwin kürzlich mehrere neue Firmen gegründet habe.

Büro in Zypern will mit Dirty Hobby nichts zu tun haben

Der Mann bittet höflich durch eine Tür aus Milchglas in ein kleines Büro. Es wird ein kurzes Gespräch. Zwölf Mitarbeiter gebe es in Zypern, sie kämen aus aller Welt, aus Österreich, Ungarn, Rumänien. "Wir bekommen CDs oder DVDs geschickt und stellen sie ins Netz", sagt er noch. Das Geschäft laufe gut. "Wir kaufen ja ständig neue Firmen dazu."

Mit My Dirty Hobby aus Deutschland hätten sie in Nikosia aber nichts zu tun. Von der Colbette Holdings, auf deren deutsches Konto jeden Monat Millionen Euro eingehen, habe er noch nie gehört. Geldtransaktionen oder Abrechnungen aus Deutschland? "Kann schon sein, weiß nicht, Sie müssen den Chef fragen."

Zu welcher Firma vom Türschild die zwölf Mitarbeiter genau gehören, kann er nicht sagen. Auch nicht, warum Manwin-Firmen am Türschild fehlen. "Fragen Sie besser Andreou." Überhaupt: Er sei nicht autorisiert, über Interna zu reden. Einblick ins Management habe er auch keinen.

Hat er denn wenigstens den Deutschen, den obersten Chef, Fabian Thylmann, schon einmal auf Zypern gesehen? "Auf diese Frage möchte ich besser nicht antworten."

Zypriotische Firmen nur Spitze des Eisbergs

Zypern ist großzügiger zu Unternehmen als andere Länder. Firmen müssen hier nur zehn Prozent ihrer Einnahmen an den Fiskus abführen, nicht 30 Prozent wie in Deutschland oder 23 Prozent wie in Kanada. Die drei Manwin-Phantomfirmen, die am Türschild der Suite 101 fehlen, aber doch hier gemeldet sind, haben etwas gemeinsam: Sie scheinen Kasse zu machen. Die Colbette Holdings kassiert das Geld der deutschen My-Dirty-Hobby-Kunden.

Die Manwin Billing CY taucht im Kleingedruckten der amerikanischen Bezahlseiten wie Brazzers auf, der Name deutet auf Abrechnungsfunktionen hin. Die Bridco Trading wiederum dient laut Webseite als Werbevermarkter für alle großen Gratis-Tube-Seiten inklusive Youporn und Pornhub.

Für Werbung fließt Geld. Drei Firmen in der Larnakos Avenue 33, Suite 101. Drei Firmen ohne Klingelschild. Drei Firmen für Einnahmen, die eigentlich woanders erwirtschaftet werden? Und immer die gleichen Direktoren: Andreas Andreou und Fabian Thylmann.

Die zypriotischen Firmen sind nur die Spitze eines Eisbergs. Es gibt mehr als 35 Manwin-Tochterfirmen. Das verzweigte Geflecht beginnt mit der Manwin-Holding im leeren Luxemburger Büro. Sie hat zwölf Tochterfirmen in Luxemburg und eine in Hamburg. Unter dieser Ebene verzweigt sich das Netz ins Ausland, nach Zypern, Irland und Großbritannien.

Es gibt sogar einen Ableger auf Mauritius vor Afrika im Indischen Ozean. Eine große Kanzlei für internationales Steuerrecht hat sich die Struktur angesehen. Fazit der Experten: "Manwin ist ein Fall für die Steuerfahndung."

Wer ist der umtriebige Geschäftsmann Thylmann?

Manwins chaotisches Firmensystem ist typisch für die Branche. Viele Impressen von internationalen Sex-Seiten verweisen auf exotische Standorte wie Panama oder Zypern. Das hat nicht nur steuerliche Gründe. Es ist wahrscheinlich auch eine Absicherung gegen Copyrightverletzungen, die in der Branche an der Tagesordnung sind.

Youporn stellt im Kleingedruckten der Geschäftsbedingungen klar, Gerichtsstandort sei Limassol auf Zypern. Wer sich über Copyrightverstöße beschweren möchte, wende sich bitte an Joe C., heißt es auf der Webseite. Die Adresse von Joe C. lautet Larnakos Avenue 33, Suite 101. Wer aber Joe C. anruft, hat George am Telefon. Der sagt, er sitze zwar unter der genannten Adresse, habe aber weder mit Youporn noch mit Copyrightverletzungen zu tun.

Fabian Thylmann scheint die Verschleierungstaktiken des Online-Porno-Geschäfts zu beherrschen. Wer also ist dieser umtriebige Geschäftsmann? Ein scheuer Programmierer aus der Provinz mit dem Sinn für Online-Pornos und dem Riecher für das Millionengeschäft. Ein Firmenchef, dessen Unternehmen sich immer am Rande der Legalität bewegt und das von geheimnisvollen Geldgebern gestützt wird.

Seine Erfolgsgeschichte lässt viele Fragen offen, die wohl nur er selbst beantworten kann. Die "Welt am Sonntag" hat ihn und seine Kollegen mit allen Vorwürfen konfrontiert. Fabian Thylmann, seine Pressesprecherin und auch die beiden Statthalter in Hamburg zogen es vor, den umfassenden Fragenkatalog nicht zu beantworten.

"Nichts wird dem Zufall überlassen. Alles ist geplant"

Ist es denkbar, dass der Chef den Überblick verloren hat? Dass Fabian Thylmann überfordert ist mit dem schnellen Wachstum seines Imperiums? Dass er nicht mitbekommt, welche Merkwürdigkeiten sich in den Tochterfirmen von Deutschland bis Zypern häufen? Beim Auftritt in Las Vegas macht er nicht diesen Eindruck.

Dort lobt er die sorgfältige Kalkulation und die präzisen Quartalsfinanzpläne als besondere Stärke von Manwin: "Ich bekomme jeden Tag einen Bericht mit allen unseren aktuellen Kontoständen und den Planungen bis zum Ende der Woche." Es handele es sich um "sehr, sehr detaillierte Finanzaufstellungen".

Er berichtet von einem Heer von Anwälten und Unternehmensberatern. "Sie helfen mir mit Firmenkäufen, den Steuern und der Unternehmensorganisation", sagt er. Dann fügt er noch hinzu: "Nichts, was wir machen, wird dem Zufall überlassen. Alles ist geplant.">

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Nun hat auch Deutschland einen Geigen-Fall:

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Krankes Deutschland am 8.10.2012: Zollbeamten konfiszieren Stradivari-Geigen - Finanzminister Stäuble gibt die Geigen frei - der Zoll behauptet Steuerausfälle durch Straferlass

aus: n-tv online: Der Finanzminister und die Geigen:
Beamte zeigen Schäuble an; 8.10.2012;
http://www.n-tv.de/politik/Beamte-zeigen-Schaeuble-an-article7413421.html

<Hilft der Bundesfinanzminister Musikerinnen dabei, in Deutschland Steuern zu hinterziehen? Genau das werfen mehrere Zoll- und Finanzbeamte Wolfgang Schäuble vor. Es ist eine skurrile Geschichte: von Stradivaris, einem musikliebenden Minister und folgenschweren Briefen.

Mehrere Zoll- und Finanzbeamte haben bei der Berliner Staatsanwaltschaft Anzeige gegen Finanzminister Wolfgang Schäuble eingereicht. Die Staatsdiener werfen dem CDU-Politiker und dessen Haus laut "Bild"-Zeitung Strafvereitelung durch Unterlassen vor.

Die Geschichte: Im August 2012 will die Stargeigerin Yuzuko Horigome von Tokio aus in die Bundesrepublik einreisen. Bei ihrer Ankunft am Frankfurter Flughafen hat sie ihr Instrument bei sich, deklariert es jedoch nicht. Die Violine soll rund eine Million Euro wert gewesen sein. Einige Wochen später kommt es zu einem ähnlichen Fall. Dieses Mal gibt die Musikerin Yuki Manuela Janke - auch sie reist aus Japan ein - ihre Stradivari nicht an. Das gute Stück kostet fast sechs Millionen Euro.

Die Behörden am Flughafen handeln nach Vorschrift. Sie konfiszieren die Instrumente. Ihre Argumentation lautet: Die beiden Musikerinnen haben gegen die Einfuhrbestimmungen verstoßen, da sie nicht angegeben haben, die Geigen bei sich zu haben. Daraus resultiere, dass Steuern und eine Strafe nachgezahlt werden müssten. Die Prominenz der beiden Damen ließ der Zoll außer Acht.

Hier kommt Wolfgang Schäuble ins Spiel. Das Bundesfinanzministerium schaltet sich in beiden Fällen ein und ordnet schriftlich an, dass die Geigen herausgegeben werden. Der "Bild"-Zeitung liegen die Schreiben nach eigenen Angaben vor.

Die Zoll- und Finanzbeamten wollen das nicht auf sich sitzen lassen. Sie zeigen Schäuble kurzerhand an. Schließlich seien dem Fiskus ohne Rechtsgrund Steuern und Strafgelder in Höhe von 1,5 Millionen Euro durch die Lappen gegangen. Die Einfuhr der Geigen ohne rechtzeitige Deklaration habe schließlich den Tatbestand der Steuererziehung erfüllt.

Quelle: n-tv.de, jog>

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Welt
                online, Logo

Krankes Deutschland 15.10.2012: Pinkeln in Waldshut vor Diskothek um 5:25 Uhr früh löst Festnahme aus

Statt eine Toilette zu installieren, kam die deutsche Polenta angereist...

aus: Landshut: Wildpinkler in Polizeiauto löst Tumulte aus; 15.10.2012;
http://www.welt.de/regionales/muenchen/article109848897/Wildpinkler-in-Polizeiauto-loest-Tumulte-aus.html

<Die Festnahme eines Wildpinklers hat vor einer Landshuter Disko fast zu Ausschreitungen geführt. Nur mit Mühe konnten Polizisten die aufgebrachte Menge abhalten, den Mann zu befreien.

Wildpinkelei ist unerfreulich, wird jedoch nur selten geahndet. Als aber ein 24-Jähriger am vergangenen Sonntagmorgen vor den Augen der Polizei gegen die Landshuter Stadtsatzung verstieß, nahmen die Beamten ihn kurzentschlossen fest. Mit unerfreulichen Konsequenzen für die Beamten, wie die Polizei am Montag mitteilte.

Die Szene spielte sich gegen 5.25 Uhr unweit einer Diskothek ab. Eigentlich wollten die Polizisten nur die Personalien des Mannes aufnehmen. Doch als er sich weigerte und sogar versuchte, zu Fuß zu flüchten, bugsierten ihn die Beamten in den Streifenwagen, um mit ihm aufs Revier zu fahren.

Polizeiwagen umringt

Abfahren konnten sie jedoch nicht. Knapp 30 Diskobesucher, die das Geschehen beobachtet hatten, umringten den Wagen. Ein Mann setzte sich zudem auf die Motorhaube. Gemeinsam forderten sie die "Freilassung" des Wildpinklers.

Erst als weitere Beamte eintrafen, die "auf die immer noch skandierende Gruppe verbal einwirkten", wie es im Polizeibericht hieß, entspannte sich die Situation.

Ermittlungen gegen 30 Personen

Der festgenommene 24-Jährige entschuldigte sich später bei den Polizisten für sein Verhalten. Als er jedoch seinen Personalausweis hervorzug, fiel ihm ein Tütchen mit weißem Pulver aus der Tasche. So muss er sich nun nicht nur wegen der Wildpinkelei sondern auch wegen eines Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz verantworten.

Die Polizei ermittelt zudem gegen die 30 Personen, die den Einsatz behinderten.>

Kommentar

Polizei sucht Arbeit. Kindischer geht's ja wohl nicht mehr. Und in welchem Landshut war's denn nun?

Michael Palomino, 15.10.2012

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Krankes Deutschland:

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19.10.2012: Wenn fast alle Deutschen Auto fahren, reichen die Autobahnen nicht mehr aus

aus: n-tv online: Deutschland steht vor Autobahn-Kollaps: Es wird noch enger; 19.10.2012;
http://www.n-tv.de/auto/Es-wird-noch-enger-article7519526.html

<Das deutsche Autobahnnetz ist schon heute regelmäßig überlastet. Besserung ist nicht in Sicht. Der Verkehr wird mehr, die Straßen nicht.

Keine schönen Aussichten: In Zukunft wird es immer mehr Staus auf Deutschlands Autobahnen geben. Laut einer Studie im Auftrag des ADAC steigt die Länge der überlasteten Abschnitte bis zum Jahr 2025 auf 2000 Kilometer. Vor zwei Jahren waren es auf den insgesamt knapp 13.000 Kilometern noch rund 1600 Kilometer.

Schlecht sieht es für die Autofahrer in Bayern, Hessen und Baden-Württemberg aus. Auch in Niedersachsen wird es eng, hier droht sich die Zahl der überlasteten Abschnitte zu verdoppeln. Am härtesten betroffen wird aber nach wie vor Nordrhein-Westfalen sein, schon jetzt das Bundesland mit den längsten Staus. Mit weiteren Beeinträchtigungen wird ist auch auf den zentralen Autobahnen A1 bis A9 zu rechnen.

Entspannt bleibt es dagegen in Mecklenburg-Vorpommern, Thüringen und Sachsen-Anhalt.

Der ADAC verlangt insgesamt sieben Milliarden Euro für die Verbesserung sowie den Erhalt der Fernstraßeninfrastruktur. Wichtig sei insbesondere der Ausbau von drei- oder vierspurigen Teilstücken. Für das kommende Jahr sind jedoch nur knapp fünf Milliarden Euro für die Autobahnen eingeplant.

Quelle: n-tv.de, sp-x>

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Welt
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Krankes Deutschland 23.10.2012: Berliner Flughafen wird erst 2040 fertig - Berliner Fluch-Hafen

aus: Welt online: "Zippert zappt" (12): Berliner Fluch-Hafen erst 2040 fertig; 23.10.2012;
http://www.welt.de/kultur/article110138943/Berliner-Fluch-Hafen-erst-2040-fertig.html

<Hans Zippert war auf der Baustelle des Pannen-Flughafens und hat unfassbare Details enthüllt. Die erschreckende Neuigkeit betrifft Klaus Wowereit. Er droht, dass er regieren will bis alles fertig ist.

Ein "Z" mehr als Zorro, drei "P" mehr als Superman – "Zippert zappt". Der bekannte Satiriker Hans Zippert, dessen Handschrift jeder von der Seite 1 der "Welt” kennt, tritt ins Rampenlicht: mit seinem eigenen Web-TV-Format.

In einer Pilot-Staffel mit 20 Episoden kommentiert und persifliert der bekannte Satiriker, Journalist, Henri Nannen-Preisträger und natürlich Superheld. Und wer wäre besser dazu geeignet auch auf der Riesenbaustelle des Flughafens in Berlin für Ordnung zu sorgen?

Hans Zippert war im Zuge dessen auf der Baustelle des Pannen-Flughafens und hat unfassbare Details enthüllt. Die erschreckende Neuigkeit betrifft allerdings Klaus Wowereit. Er droht, dass er regieren will bis alles fertig ist. Ob Hans Zippert dem entgegen stehen kann?

”Zippert zappt” erscheint von Montag bis Freitag.>

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Der Normenwahn in Deutschland produziert Prozessmüll:

Welt
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Krankes Deutschland am 31.10.2012: Geldbusse von 5 Euro für rosa Parkscheibe in Herten (NRW) - und 5 Euro für zu kleine Parkscheibe in Brandenburg

aus: Welt online: Nordrhein-Westfalen: Frau bekommt Knöllchen für pinkfarbene Parkscheibe; 31.10.2012;
http://www.welt.de/regionales/duesseldorf/article110462229/Frau-bekommt-Knoellchen-fuer-pinkfarbene-Parkscheibe.html

<Das Hertener Ordnungsamt zeigte Strenge - und ist damit im Recht: Die Straßenverkehrsordnung schreibt akribisch vor, wie eine Parkscheibe auszusehen hat. Abweichungen können fünf Euro kosten.

Einfach mal eine pinke Parkscheibe? So einfach geht das nicht, zumindest nicht in Herten. Dort hat eine Frau aus Dorsten ein Knöllchen über fünf Euro erhalten, weil hinter ihrer Windschutzscheibe nicht die vorschriftsmäßige blaue Parkscheibe lag, sondern ein pinkes Exemplar. Die Stadt bestätigt den Vorfall und verweist auf die Straßenverkehrsordnung - die schreibe genau vor, wie eine Parkscheibe auszusehen habe.

In der Tat hat sich der Gesetzgeber größte Mühe gegeben, das Problem "Welche Parkscheibe nehme ich heute?" möglichst akribisch zu regeln: Zulässig sind nur blaue Parkscheiben mit den Maßen elf mal fünf Zentimeter. Handgeschriebene Zettel oder selbstgebastelte Modelle scheiden also schon mal aus, genauso wie Parkscheiben mit Digitalanzeige.

Aber auch das mit den Maßen nimmt das Ordnungsamt genau: In Brandenburg musste ein Autofahrer fünf Euro zahlen, weil seine Parkscheibe nur vier mal sechs Zentimeter maß - zu klein, um lesbar für Politessen zu sein, urteilte das Oberlandesgericht Brandenburg.

Sogar die Schriftart ist normiert

Wie eine ordentliche Parkscheibe auszusehen hat, zeigt Musterbild 291 in der StVO. Näheres erläutert beispielsweise die Verkehrsblattverlautbarung Nr. 237 vom 24. November 1981. Dort erfährt der interessierte Autofahrer auch Wissenswertes über die zu verwendende Schrift.

Gestattet sind demnach nur Ziffern und Schrift nach DIN 1451 ("Schriften für den Straßenverkehr") und Farben nach DIN 6171 (""Aufsichtsfarben für Verkehrszeichen -Farben und Farbgrenzen"). Man muss kein Verkehrsrechts-Experte sein, um vorsichtig zu mutmaßen: Pink gehört bestimmt nicht zu den erlaubten "Aufsichtsfarben" nach Deutscher Industrienorm.>

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Hier sind drei der wichtigsten Gründe für das kranke Deutschland, das politisch seinen Selbsterhalt immer mehr aufgibt statt bewahrt.

Hier ist die Krankheit Deutschlands begraben:

YouTube Logo

10.12.2012: Ein geheimer Staatsvertrag von 1949 erpresst Deutschland mit Medien-Zensur bis 2099, mit einer "Kanzlerakte" zur Unterwerfung unter die West-Alliierten, und mit der Pfändung aller Goldreserven - 69% der Bundesbank-Goldreserven liegen in westlichen Ex-Besatzermächten

Wenn man den Anteil des deutschen Goldes in den "USA" betrachtet, dann ist Deutschland eine "US"-Provinz und eine Provinz eines Institutes in Los Angeles. Und wenn man die Taten der deutschen Bundesregierung in den letzten 5 Jahren betrachtet, dann kommt man zur Schlussfolgerung, dass diese "Kanzlerakte" wirklich existiert. Aber lesen Sie selbst:

aus: youtube: Der geheime Staatsvertrag von 1949 - Sommers Sonntag 20; 10.12.2012
https://www.youtube.com/watch?v=d57Sz5w-c80

Sommers Sonntag 20: Der geheime Staatsvertrag von 1949: Medienbeherrschung bis 2099 - Unterwerfungs-Unterschrift - Pfändung der Goldreserven

<Hallo liebe Bewohner des Vereinigten Wirtschaftsgebietes, liebe Selbstverwalter, liebes Personal, liebe sonstige, sich hier Aufhaltende,

ich begrüsse euch, ich begrüsse Sie zu einer weiteren Folge von "Sommers Sonntag".

Und heute habe ich mir ein paar Gedanken über den geheimen Staatsvertrag von 1949 gemacht.


Sommers
                        Sonntag 20, Portrait
[Musikeinlage und Logo von hotodi-TV].




Sommers
                        Sonntag 20, Musikeinlage und Logo von hotodi-TV
[Die Bundesbank wollte eine "Stichprobe" der Goldreserven im Ausland]

Ich bin da drauf gekommen, weil, im Oktober 2012 es ja durch die Presse ging und in den Nachrichten erschienen, dass eben hald die Bundesbank gerne eine Stichprobe ihrer - ehm - Auslandsreserven an Gold - eh - gerne mal gehabt hätte, um sie zu überprüfen, um quasi festzustellen, ob es denn tatsächlich Gold ist, oder womöglich doch - eh - sich um vergoldete Wolfram-Barren handelt. Und man kann also sehen: Die - emm - Londoner spitzen ein wenig wegen der deutschen Goldinventur.


Sommers Sonntag 20:
                        Goldinventur in London
[Der allergrösste Teil des deutschen Goldes liegt bei den westlichen Besatzungsmächten von 1945]

Es ist so, dass eh ein Grossteil der Reserven hald im Ausland lagert. Und da hab ich mich mal gefragt, warum denn der allergrösste Teil unseres Goldschatzes sich denn im - im Ausland aufhält. Und da hab ich eben ein paar Zahlen gesehen, die ich von der Welt [Zeitung "Die Welt"] habe, eh - die - und dort heisst es,


24. Oktober 2012:
                        Bundesbank lüftet das Goldgeheimnis der
                        Verteilung ihrer Goldreserven
dass 1536 Tonnen in den Tresoren der US-Notenbank - gut, das ist wieder ein Fall für sich - FED in New York liegen, 450 Tonnen liegen bei der Bank of England, und 374 Tonnen bei der Banque de France [in Frankreich].

[Das heisst: 69% des deutschen Goldes sind auf die "USA", England und Frankreich verteilt].

Und - ehm - da frag ich mich mal, warum denn der allergrösste Teil dieser Goldreserven ausgerechnet in Ländern liegt - eh, die wir normalerweise als unsere Besatzungsmächte kennen.




69% des deutschen Goldes
                        sind auf die "USA", England und
                        Frankreich verteilt
Und da bin ich auf etwas gestossen: Es gibt ein Schill-Zitat [Brandt-Zitat] eh, was da lautet:

"Dieses Grundgesetz haben uns die Amerikaner - um es vorsichtig zu sagen - anempfohlen, man könnte auch sagen, auferlegt." Das soll Willy Brandt gesagt haben.

Und zu dieser Geschichte von Willy Brandt gibt es auch etwas, was Egon Bahr gesagt hat. Der sagte nämlich:

<Brandt war empört, dass man von ihm verlangte, einen solchen Unterwerfungsbrief zu unterschreiben. Schliesslich sei er zum Bundeskanzler gewählt und seinem Amtseid verpflichtet. Die Botschafter könnten ihn wohl kaum absetzen. Da musste er sich belehren lassen. Brandt schloss: "Also habe auch ich unterschrieben und nie wieder davon gesprochen.">

So erschien es mal in der "Zeit" [Zeitung "Die Zeit"] im Jahre 2009.


Brandt-Zitat: Das
                        Grundgesetz wurde der Bundesrepublik auferlegt




Am - und die Frage ist eben hald: Von was reden die alle? Das ist dieses Dokument, das überall im Netz auftaucht. Wenn Sie mal [im Internet in der Suchmaschine google] "Der geheime Staatsvertrag von 1949" eingeben und dann nach Bildern googlen, finden Sie irgendwann dieses Dokument, in dem unter anderem drinsteht:

[1. Die West-Alliierten zensieren alle deutschen Medien bis 2099]
"Die Medienhoheit der Alliierten Mächte über deutsche Zeitungs- und Rundfunk-Medien sollen bis zum Jahr 2099 bei den Alliierten liegen."

[2. Jeder deutsche Kanzler muss sich per Unterschrift den West-Alliierten unterwerfen]
Und die sogenannte "Kanzler-Akte", also jedes Schriftstück, dass jeder deutsche Bundeskanzler auf Anordnung der Alliierten vor Ablegung des Amtseids zu unterzeichnen hat, ist Teil dieser Sache.

[3. Die Goldreserven der BRD sind von den West-Alliierten gepfändet]
Und ein weiterer Bestandteil dieses Vertrages - ist die Pfändung der Goldreserven der Bundesrepublik durch die Alliierten.


Sommers Sonntag 20: Der
                        geheime Staatsvertrag von 1949, im Internet zu
                        finden




[Diskussion über die Echtheit des geheimen Staatsvertrags]
Es gibt viele Kommentare darüber, ob dieser geheime Staatsvertrag nun echt ist. Es wird auch mal gesagt, ja, es wird von "Bundesrepublik Deutschland" geredet. Aber da wurde ja zwei Tage vor der offiziellen, eigentlichen Gründung der Bundesrepublik Deutschland unterschrieben, nämlich am 21. Mai 1949. Und das kann ja gar nicht sein. Also - ich denke mal zwei Tage vor Unterzeichnung der Gründungsurkunde der Bundesrepublik Deutschland weiss man schon, dass es eine Bundesrepublik Deutschland geben soll. Das ist Einfalt.

Ahm - aber überall ist dort zu finden: Die geheime Kanzlerakte jeder Bundeskanzler, Geschäftsführer der Treuhandverwaltung unterschreibt sie in Washington.

Es wurde in verschiedenen Internet-Foren darüber gesprochen, was die Kanzlerakte alles beinhalten soll. Ahm - hier ist auch ein Artikel zu finden von der "Jungen Freiheit", wo eben dann auch auf dieses Interview mit Egon Bahr noch mal eingegangen wird.


Sommers Sonntag 20:
                        Forumsbeitrag über den deutschen
                        Treuhänder-Kanzler

Sommers Sonntag20: Artikel über die
                        "Lebenslüge BRD" der Jungen Freiheit




[Buch von Helmut Komossa: Die deutsche Karte]
Und es gibt ein Buch, das darüber erschienen ist, und zwar ist das: "Die deutsche Karte" von Helmut Komossa. Herr Komossa war mal Militär, war bei der Bundeswehr und war später in seinem Leben dann auch Chef des MAD, des Militärischen Abschirmdienstes. Eh - ich selbst habe dieses Buch auch, ich hab's noch nicht ganz durchgelesen aber bin ziemlich weit schon gekommen, auch bis zur Stelle, die gerne in verschiedenen Kommentaren genannt wird.

Ich fand es mal wieder merkwürdig, dass mir eine Freundin dieses Buch aus Österreich mitbringen musste, denn dort wird es verlegt, in Deutschland nicht. Das heisst, hier kann man das normalerweise auf normalem Wege nicht erstehen. Ahm - dort gibt er eben hald auch zum Besten, wo er sagt:

<Der geheime Staatsvertrag vom 21. Mai 1949 wurde vom Bundesnachrichtendienst unter "strengste Vertraulichkeit" eingestuft. In ihm wurden grundlegende Vorbehalte der Sieger für die Souveränität der Bundesrepublik bis zum Jahr 2099 festgeschrieben.>


Sommers Sonntag 20: Das
                        Buch "Die deutsche Karte" von Herrn
                        Gerd-Helmut Komossa
Sommers Sonntag 20: Das Buch "Die deutsche Karte" von Herrn Gerd-Helmut Komossa




Was heute wohl kaum jemandem bewusst sein dürfte. Danach wurde

[1. Die West-Alliierten zensieren alle deutschen Medien bis 2099]
-- einmal der Medien-Vorbehalt der Alliierten Mächte über deutsche Zeitungs- und Rundfunk-Medien bis zum Jahre 2099 fixiert;

[2. Jeder deutsche Kanzler muss sich per Unterschrift den West-Alliierten unterwerfen]
-- zum andern geregelt, dass jeder Bundeskanzler Deutschlands vor Ablegung des Amtseids die sogenannte "Kanzlerakte" zu unterschreiben hätte

[3. Die Goldreserven der BRD sind von den West-Alliierten gepfändet]
-- [und drittens] darüberhinaus bleiben die Goldreserven der Bundesrepublik durch die Alliierten gepfändet.


Sommers Sonntag 20: Buch
                        "Die deutsche Karte", Auszug
Sommers Sonntag 20: Buch "Die deutsche Karte", Auszug




[Die Echtheit des Geheimen Staatsvertrages von 1949 wird angezweifelt]
Und auf der einen Seite ist - wird dieses Buch in Deutschland offiziell nicht verkauft. Der ehemalige Chef des MAD äussert dieses, also bestätigt quasi das, was in diesem geheimen Staatsvertrag, oder in diesem Blatt genannt wird, das sich auf einen geheimen Staatsvertrag bezieht. Er selbst ist aber später bei einer Stellungnahme, die er selbst gegeben hat, einfach schon mal - dabei, etwas zurückzurudern, dass er sagt: "Ja, ich beziehe mich auch nur auf verschiedene Quellen."

Und - eh, es gibt eben auch diverse Seiten im Netz, die eben hald sagen, die eben jetzt hald sagen: "Das ist alles gefaked. Eine "strenge Vertraulichkeit", diese Geheimhaltungsstufe gibt es gar nicht. Egon Bahr hat ja nur von einem Papier geschrieben. Aber eigentlich müssten es ja Briefe sein." Und: "Die Kanzlerakte bestünde ja auch aus mehreren Exemplaren, weil wir ja mehrere Besatzungsmächte haben."


Sommers Sonntag 20:
                        Stellungnahme von Herrn Komossa, er "rudert
                        zurück"
Sommers Sonntag 20: Stellungnahme von Herrn Komossa, er "rudert zurück"

Sommers Sonntag 20: Internetbeiträge
                          behaupten, der geheime Staatsvertrag sei eine
                          Fälschung
Sommers Sonntag 20: Internetbeiträge behaupten, der geheime Staatsvertrag sei eine Fälschung

Sommers Sonntag 20: Der Kopp-Verlag
                          fragt, ob es die Kanzlerakte wirklich gibt
Sommers Sonntag 20: Der Kopp-Verlag fragt, ob es die Kanzlerakte wirklich gibt




[Tatsache ist: Seit 1949 wird Deutschland mit Goldreserven und Presse-Zensur erpresst]
Ahm - ich selbst persönlich weiss nicht, ob diese - dieses Dokument echt ist, ob es diese - diesen geheimen Staatsvertrag gibt, ob es die Kanzlerakte gibt und so weiter. Nur, meiner Meinung nach ist das auch völlig egal, weil ich brauche im Grunde genommen kein Dokument, das sich auf einen geheimen Staatsvertrag bezieht aus dem Jahre 1949, um festzustellen, dass

A) der allergrösste Teil unserer Goldreserven nicht in unserem Land lagert, dass

B) wir von einer freien Presse, die wirklich unzensiert berichtet, in diesem Lage - in diesem Land so was von weit entfernt sind, dass ich mitunter sogar China um seine Pressefreiheit beneide.


Das Bundeskanzleramt
                        behauptet, die geheime Kanzlerakte sei eine
                        Legende
Das Bundeskanzleramt behauptet, die geheime Kanzlerakte sei eine Legende




Und tatsächlich, wenn man kuckt, ob die Kanzler nun irgendein Dokument unterschreiben oder nicht - es heisst ja immer so schön: "An ihren Taten sollt ihr sie erkennen".

Und wenn ich sehe, wie die Bundesrepublik - eh Quatsch - wie die so genannte, so genannte "Bundesregierung" - eh, Bundesregierung muss man ja seit dem 25. Juli 2012 immer in Gänsefüsschen schreiben - wenn ich sehe, wie dieser Verein im Grossen und Ganzen gegen das Deutsche Volk agiert, dann ist es meiner Meinung nach wirklich völlig egal, ob dieses Dokument echt ist oder nicht, ob da eine Kanzlerakte existiert oder nicht.


Sommers Sonntag 20: Die
                        Bundesbank gibt an, wo das Gold liegt
Sommers Sonntag 20: Die Bundesbank gibt an, wo das Gold liegt




Denn letztendlich: Sie handeln so, als ob es so sei.

Denken Sie einfach mal einen Moment drüber nach, und - ehm - ja, ich denke, da gibt es eine ganze Menge drüber nachzudenken. Ich wünsche Ihnen noch eine schöne Woche.>


Sommers
                        Sonntag 20, Abschluss




Sommers Sonntag20: Schlusswort über feige
                        Gestalten von Theodor Körner
Sommers Sonntag20: Schlusswort über feige Gestalten von Theodor Körner



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