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Frankreich: Die französische Résistance 01

Résistance 01: Bericht von Girard 1965: Strukturen - Aktionen - Nachrichtenübermittlung - schwarze Zähne - Transporte - Netzwerke

Zusammenfassung von Herrn André Girard 1965

von: André Girard, niedergeschrieben von George Kent - aus dem Buch: Geheime Kommandosache - Band 1 -
Verlag DAS BESTE GmbH, Stuttgart, Zürich, Wien 1965; 2. geänderte Auflage 1969


präsentiert von Michael Palomino (2024)


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André Girard:

1. Die Résistance 1940-1944: Strukturen

[ab August 1940: Die Gliederung der Résistance: Kommando, Sabotage, technische Einheiten]

Ich kenne die französische Résistance aus eigener Erfahrung: unmittelbar nach dem Waffenstillstand von 1940 wurde ich einer ihrer Organisatoren und Offiziere. Sie bestand keineswegs etwa aus einzelnen Saboteuren, Attentätern und Flugblattverteilern, die auf eigene Faust vorgingen, sondern sie war eine regelrechte Armee, gegliedert in Kommando-, Sabotage- und technische Einheiten. Sie erstreckte sich über ganz Frankreich und vereinigte Menschen aller politischen Richtungen und gesellschaftlichen Schichten.

[ab August 1940: Der Aufbau der Résistance mit den Leuten, die Angehörige vermissten]

Der Aufbau dieser Organisation begann, als Tausende von Zivilisten und ehemaligen Soldaten vor den Deutschen nach Süden flohen. Häufig wurden dabei die Familien auseinandergerissen und in den Zeitungen erschienen lange Reihen von Suchanzeigen wie die folgende:

"Dringend. Wer weiss etwas von meinem Bruder Charles Pettigny? Zuletzt gesehen auf der Strasse nach Chartres. Nachricht erbeten unter..."

Die Organisatoren der Résistance schieben auf solche Anzeigen Briefe, in denen etwa stand:

"Sie sind bekümmert und heimatlos. Aber der Krieg geht weiter. Arbeiten Sie für Frankreich! Schreiben Sie diesen Brief ab und schicken Sie ihn an drei Freunde. Bilden Sie ein Glied in der Kette, die unsere Ketten sprengen soll!"

Dieser Gedanke nahm bald Gestalt an und breitete sich aus. Die Organisatoren holten ihre Freunde zusammen, warnten sie vor den Gefahren und fragten jeden:

"Hast du einen Freund, dem du vertrauen kannst? Dann sage ihm Bescheid, weihe ihn ein."

[ab August 1940: Viele Militärs unterstützen die Résistance - versteckte Waffen+Munition - aufgezeichnete Telefongespräche von Verrätern mit Deutschen]

Sehr viel Unterstützung bekamen wir von hohen Militärs. Theoretisch war zwar alles französische Kriegsmaterial der deutschen Wehrmacht übergeben worden; in Wirklichkeit jedoch wurden Tonnen von Munition heimlich in Verstecke geschafft. Ebenfalls gut verwahrt wurden Aufzeichnungen von begeisterten Telefongesprächen zwischen deutschen Offizieren und französischen Verrätern. Sie sollten am Tag der Abrechnung bereitliegen. [S.208]

[ab August 1940: Bau kleiner Festungen "Places d'armes" an strategisch engen Punkten]

In den französischen Gebirgen legte die Résistance kleine Festungen an, die "Places d'armes". Die umliegenden Pässe und Schluchten waren durch Schützenstände, Maschinengewehre und Artillerie so gesichert und das Gelände war so ausgewählt, dass ein einziger Mann selbst eine starke feindliche Übermacht aufhalten konnte. Hier war ein Frankreich, das noch nie erobert wurde.

[ab August 1940: Morde an Deutschen eindämmen, die kaum strategische Bedeutung hatten]

Unsere erste grosse Aufgabe war, die privaten Racheakte gegen Deutsche einzudämmen und in geregelte Bahnen zu lenken. Es geschahen damals zu viele Morde an unwichtigen Deutschen.

-- Ein Mädchen aus sehr guter Familie zum Beispiel, dessen Verlobter im Kampf gegen die Deutschen gefallen war, lockte nacheinander sechs deutsche Soldaten in ihr Zimmer und erstach sie.
-- Ein Mann setzte sich das Ziel, jede Nacht einen Deutschen umzubringen, um sein 8 Jahre altes Töchterchen zu rächen, das auf der Flucht gestorben war. Er  tötete 15, bevor man ihn fasste und erschoss.
-- Im Erdbeerbeet eines Bauern lagen 8 Deutsche, die er erwürgt hatte, weil seine Tochter ermordet worden war.
Hunderte von Deutschen sind so aus Rache getötet worden - aber zur Vergeltung auch Hunderte Franzosen.

Die Résistance missbilligte diese eigenmächtigen Racheakte, weil sie die Vorbereitung wirkungsvollerer Schläge gegen militärische Objekte behinderten. "Es ist ein einfaches Rechenexempel", sagte ein Oberst im Generalstab. "Wenn die Deutschen für jeden getöteten Deutschen einen oder mehrere Franzosen umbringen, sind wir am Ende die Verlierer. Das können wir uns nicht leisten. Wir dürfen nur Dinge tun, die einen Sinn haben."

[ab August 1940: Die Sitzungen der Résistance in der U-Bahn von Paris in den fahrenden Zügen - dann in Zimmern immer im Wechsel - das Mitglieder-Register]

In der ersten Zeit hatte die Résistance ihr Hauptquartier in der Pariser Métro. Während die Züge durch die Stadt fuhren, taten wir in den Wagen unsere Arbeit. Dann kamen die Deutschen dahinter, und wir mussten uns etwas Neues einfallen lassen. Unsere Standquartiere wurden ständig gewechselt. Anstelle von Mitgliederlisten hatten wir schmale Papierstreifen. Jeder Streifen enthielt den Namen eines Neuaufgenommenen, seinen Beruf, seine Verbindungen. Er vermerkte,
-- ob der Betreffende ein Fahrrad besass,
-- wie viele Personen er unterbringen und verpflegen konnte und
-- wofür er eingeteilt war: Sabotage, Transport oder Kommando-Aufgaben.

Die Listen wurden nachts von Bankbeamten geschrieben.

[ab August 1940: Register der Gemeinden mit Zuglinien, Fabriken, Werkstätten, Werften - und ca. 40 kleine Zeitungen]

Für jede französische Gemeinde wurde eine Akte angelegt. Sie verzeichnete jeden Eisenbahntunnel, jede Stelle, wo die Züge abgebremst werden mussten, jede Fabrik, Werkstatt und Werft. Unsere geheimen Zeitungen, zuerst vervielfältigt, später gedruckt, vierseitig und in kleinem Format, wurden in Druckereien hergestellt, die auf Dachböden oder in Kellern versteckt waren. So sollten unsere Freunde informieren und dazu beitragen, eine einheitliche [S.209] Meinung zu schaffen. Anfang 1944 gab es etwa 40 solcher Blätter mit einer Gesamtauflage von einer halben Million Exemplaren.

[ab August 1940: Die reisenden Mitarbeiter - informieren gegen deutsche Nazi-Propaganda - reisen in der Nacht auf Feldwegen]

Die Résistance schickte Mitarbeiter durch das Land, die sich umhörten, was die Leute sagten, dabei der deutschen Propaganda entgegenwirkten und neue Freiwillige anwarben. Die Tausende von Menschen, die sich beim Untergrund meldeten, mussten ausgebildet werden. Zu ihnen wurden Instrukteure geschickt - ehemalige Anwälte, Lehrer, Soldaten -, die dauernd unterwegs waren und, um deutschen Strassenkontrollen zu entgehen, nur nachts und auf Feldwegen weiterzogen.

[ab August 1940: Kurse der Résistance gegen die deutsche Nazi-Besatzung: Pistolen mit Schalldämpfern etc. - erste Aktionen machen "diensttauglich"]

Die Instrukteure unterrichteten nie mehr als zwei Personen auf einmal. Sie brachten ihren "Schülern" bei,
-- wie man Brandbomben legt;
-- wie man eine Sprengkapsel an Eisenbahnschienen befestigt, um einen Zug zum Entgleisen zu bringen;
-- wie man in Betrieben, die Waren für die Deutschen herstellen, die Produktion sabotiert;
-- wie man einen Mann geräuschlos erwürgt;
-- wie man eine Pistole mit einem Schalldämpfer versieht; und
-- wie man eine Maschinenpistole zusammensetzt und handhabt.

Um den Mut eines solchen Rekruten zu erproben, schickten die Instrukteure ihn im allgemeinen mit einem harmlos verpackten Maschinengewehr in eine der nächsten Städte; das bedeutete: Er musste damit auf einen Bahnhof gehen, das Paket im Gepäckwagen abgeben, es am Ziel wieder in Empfang nehmen und in der Stadt richtig abliefern - alles unter den Augen der [französischen] Polizei [die für die deutschen Nazis arbeitete, eventuell geschmiert war]. Oder sie verlangten, dass er eine Telefonleitung der Wehrmacht zerschnitt oder an einer Eisenbahnbrücke eine Sprengladung anbrachte. Die Instrukteure erklärten einen Neuling erst dann für diensttauglich, wenn er diese ersten Mutproben bestanden hatte.

[ab August 1940: Die Hierarchie in der Résistance: Generale - Leutnants - Offiziere]

Der Rang in der Résistance hing nur von den Fähigkeiten ab. Ehemalige Generale nahmen Befehle von früheren Leutnants entgegen. Dem Stab unterstanden 20 regionale, von Offizieren kommandierte Einheiten, die alle 8 bis 10 Tage den Standort wechselten.

[ab August 1940: Die wechselnden Quartiere der Résistance]

Ein Quartiermacher suchte jedesmal in einem Dorf etwa 10 Häuser aus, in denen die Befehlsstelle sicher untergebracht werden konnte. Obwohl die [Nazi-Befehlshaber]-Deutschen gedroht hatten, jeden zu erschiessen, der Angehörige der Résistance aufnahm, verweigerten die Besitzer der Häuser ihre Hilfe nur selten.

[ab August 1940: Der Stosstrupps vom "Corps Francs" sind in Verstecken mit Bärten]

Der Stosstrupp der Untergrundarmee war das "Corps Francs", das etwa den amerikanischen oder englischen Kommando-Einheiten entsprach. Man nannte die Männer "Gorilles", weil sie sich nach einem Unternehmen in ihren Verstecken Bärte wachsen liessen, um Seife und Rasierklingen zu sparen. Es waren harte, verwegene Burschen, meistens unter 40 Jahre alt. Ihre Arbeit verlangte Nerven, Kraft und Todesverachtung [geschult im Feindbild: Nazis raus]. [S.210]

[ab August 1940: Die Saboteure mit List und Schlauheit]

Die Saboteure dagegen waren häufig Frauen, Jugendliche und ältere Männer. Ihre Aufgabe war nicht weniger bedeutsam, und auch ihnen drohte der Tod, wenn sie gefasst wurden. Aber bei dieser Arbeit waren List und Schlauheit entscheidender als Muskelkraft.


2. Die Résistance 1940-1944: Aktionen Beispiele

[Aktionen ab August 1940 Beispiel: ein deutsches Nazi-Waffenlager in Besitz nehmen und unbrauchbar machen - Aktion bei Leermond]

Jedes Unternehmen [jede Aktion gegen die hohen deutschen Nazis in Frankreich] wurde bis in die letzten Einzelheiten vorbereitet. Da war zum Beispiel ein Lager von Handfeuerwaffen, die bei der Untergrundarmee gebraucht wurden. Eine genaue Untersuchung stellte die Anzahl der Bewacher fest, überprüfte die Bewohner der umliegenden Häuser und erkundete, wie man in das Lager hineinkommen konnte. Nehmen wir an, es wurde von 8 Deutschen bewacht. Um sie sicher zu überwältigen, setzte der leitende Offizier 16 Mann vom "Corps Francs" ein. Zum Transport von Waffen und Munition brauchte er zwei Lastwagen und 50 Mann. Und schliesslich bestimmte er ein Zerstörungskommando von 4 Mann, denen genau gesagt wurde, was sie anzünden oder sprengen sollen. Auch der Zeitplan wurde exakt berechnet: 10 Minuten für die "Gorilles", 40 Minuten für die Lastwagen, 10 Minuten für das Brandkommando.

In einer mondlosen Nacht kommen die Männer des "Corps Francs" zum Lagerhaus. Ihre Gewehre mit Schalldämpfern zischen, man hört nur Stürze und Stöhnen. Der erste Teil der Arbeit ist getan; die "Gorilles" ziehen ab. Keiner der übrigen Beteiligten weiss, wer sie sind. Dann kommen die Lastwagen herangefahren. Und sobald alles verladen ist, schlüpfen vier Brandstifter in das leere Gebäude. Wenige Minuten später schlagen die Flammen aus dem Dachstuhl. Das Geräusch der Lastwagen verliert sich in der Ferne, und die letzten Männer verschwinden eilig.

[Aktionen ab August 1940 Beispiel: Die Zerstörung des deutschen Propagandasenders "Radio Paris": etwas Sprengstoff mit Sprengladungen]

An grosse Unternehmen wie die Zerstörung von [Propaganda]-Radio Paris, der grössten Rundfunkstation Frankreichs, wurden oft bis zu 3 Monate gewandt. In diesem Fall fragte man in London an, wie viel Sprengstoff dazu benötigt werde, und die Engländer bauten, um das festzustellen, ein Modell in natürlicher Grösse und sprengten es in die Luft. Vier Mann vom "Corps Francs" wurden mit der Aufgabe betraut. Sie probten ihre Handgriffe unter der Aufsicht eines Instrukteurs Hunderte von Malen. Am festgesetzten Tag kletterten die vier über eine Mauer, brachten die Sprengladungen an und machten sich davon. 20 Minuten später war der Sender zerstört. Die Männer sind nie gefasst worden.

[Aktionen ab Ende 1941 Beispiel: Sprengungen an der Eisenbahnlinie Italien-Frankreich am Mittelmeer]

Ein anderes Beispiel für sorgfältiges Planen und erfolgreiches Handeln waren die Sprengungen, die wir nach der Landung der Alliierten in Afrika [Ende 1941] vornahmen (Operation Crusader 18.11.1941 bis 17.1.1942 mit der Belagerung von Tobruk in Ost-Libyen an der Grenze zu Ägypten [web01]) Wir rechneten damit, dass sie auch in Südfrankreich landen würden, und mussten versuchen, eine Truppenverlegung der Achsenmächte [in Vichy-Frankreich] aufzuhalten, indem wir die Eisenbahnstrecken zwischen Italien und Frankreich  [S.211] blockierten. [Der Zugverkehr in Südfrankreich zwischen Italien und Frankreich sollte unterbrochen werden]. Eine Sabotagegruppe legte in einem Tunnel Sprengladungen in eine Kurve. Ein Zug sprang aus den Schienen, schob sich zusammen und versperrte tagelang die Durchfahrt. Eine andere Gruppe sprengte eine Felswand. Die Steinlawine zerstört e eine wichtige Eisenbahnbrücke. An einer dritten Brücke wurden erst die Wachtposten getötet, dann sprengte man das Bauwerk selbst.

[Aktionen ab 1944: Geraubte französische Lebensmittel für die Ostfront wurden vergiftet]

[Ab 1944 wurde Frankreich ausgeraubt und ganze Züge mit Lebensmitteln an die Ostfront geschickt. Es entstand in Frankreich ein grosser Hunger, man musste Lebensmittelvorräte vergraben etc.].

Als die Deutschen ganze Zugladungen französischer Lebensmittel nach Deutschland schickten, forschten Chemiker der Résistance nach Methoden, um die Sendungen zu vergiften. Dann schlichen sich unsere Saboteure in die Verschiebebahnhöfe von Paris ein und streuten das Gift aus. Die Deutschen benutzten daraufhin Güterbahnhöfe in anderen Teilen Frankreichs. Aber die Résistance hatte überall ihre Beobachter - meistens Eisenbahner, die auf diesen Bahnhöfen beschäftigt waren. Die Lebensmittel kamen weiterhin vergiftet in Deutschland an. [Welches Gift das war, wird nicht erwähnt].

[Aktionen ab 1944 Beispiel: Kugellager etc. mit Schmirgelpaste einreiben]

Die Résistance-Laboratorien, die das Gift geliefert hatten, entwickelten auch eine Schmirgelpaste zur Sabotage in Maschinenfabriken. Die Deutschen hatten ihre Produktionen aus Sicherheitsgründen weit auseinandergezogen. Ein Werk stellte nur die Lastwagenchassis her, ein anderes nur die Motoren und so fort. In fast allen diesen Werken lief die Produktion fehlerlos, aber in einem beschmierte ein Résistance-Mann wichtige Teile, etwa die Kugellager, mit der Schmirgelpaste. Der Lastwagen rollte zwar vom Band - vielleicht fuhr er sogar 100 Kilometer, aber dann blieb er aus unerfindlichen Gründen stehen. 10 Monate lang litten 90 Prozent aller Lastwagen aus einer grossen Autofabrik [Citroën, Peugeot oder Renault] an dieser geheimnisvollen Krankheit.

Derselbe böse Geist wirkte in Frankreich bald auch beim Flugzeugbau, auf den Schiffswerften und in Maschinenfabriken aller Art. Eine Werft [am Atlantik oder in Marseilles] lieferte bis zuletzt kein brauchbares Schiff ab.


3. 1940-1944: Die deutsche Nazi-Besatzungsmacht gegen die Résistance

[Deutsche Nazi-Aktion gegen die Résistance ab August 1940: 1 Mann der Résistance bewusstlos schlagen+auf die Strasse legen]

Die Deutschen bekämpften die Résistance sowohl direkt - mit Verhaftungen, Hinrichtung und Folterung - wie auch indirekt - durch allerlei Kniffe. Ein beliebter Trick der Deutschen bestand darin, dass sie einen gefangenen Résistance-Mann bewusstlos schlugen und dann auf die Strasse legten. Sie hofften, der Anblick werde andere Mitglieder der Organisation bewegen, ihm zu Hilfe zu kommen. Es fiel schwer, einen Kameraden so liegen zu lassen, aber es musste sein.

[Deutsche Nazi-Aktion gegen die Résistance ab August 1940: Venusfallen - und die Venus wechselt dann oft zur Résistance]

Lange Zeit setzten die Deutschen auch weibliche Agenten ein; für einen Franzosen gibt es ja angeblich nichts Wichtigeres im Leben als die Liebe. Hübsche deutsche Mädchen, die fliessend Französisch sprachen, sassen in Cafés und Nachtlokalen herum oder bummelten über die Boulevards. Sie sollten Anschluss an Männer suchen, die ihnen, ohne es zu wollen, vielleicht etwas [S.214] über unsere Pläne gegen die Deutschen verrieten. Aber sie bekamen nicht viel heraus, denn die Résistance entdeckte sie bald. Ausserdem verliebten sich überraschend viele dieser Mädchen in die französischen Männer und waren damit für ihre Aufgabe verloren. Viele Stadtverwaltungen verlangten auch von ihnen, dass sie sich den unangenehmen Kontrollvorschriften für Prostituierte unterwarfen. Nach einiger Zeit liessen die Deutschen die Methode fallen.


4. 1940-1944: Résistance - Nachrichtenübermittlung mit heimlichen Radiosendern+Transporten

[Aktionen ab August 1940: Geheime Radiostationen für die Verbindung mit GB - deutsche Nazi-Aktionen mit Peilsendern und Peilwagen]

Eines der schwierigsten Probleme der Résistance war es, die Verbindung mit ihren verschiedenen Einheiten und mit England aufrechtzuerhalten. Meistens geschah das durch geheime Radiostationen.

Manchmal gelang es den Deutschen, mit Hilfe von Peilwagen die ungefähre Lage eines Hauses festzustellen, in dem ein Résistance-Sender arbeitete. Sie schickten dann einen Mann mit einem kleinen Peilgerät und Kopfhörern los, der die Strasse entlangging und den genauen Standort ermittelte. Darauf wurde das Haus umstellt; die Bedienung des Senders wurde getötet und die Anlage zerstört. Die Résistance antwortete darauf, indem sie die deutschen Peilwagen überfiel und ihre Besatzungen umbrachte.

[Aktionen ab August 1940: Nachrichtenübermittlung mündlich auswendig gelernt - Quittungen für Munition auf Reispapier, das geschluckt werden kann]

Bei der Nachrichtenübermittlung bewährte sich die Weitergabe von Mund zu Mund. Die Überbringer lernten dabei ihren Auftrag auswendig und trugen nichts Schriftliches bei sich. Munition allerdings wurde nur gegen Quittung abgeliefert, aber auch die schrieb man auf Reispapier, damit sie im Fall einer Verhaftung zerkaut und hinuntergeschluckt werden konnte.

[Aktionen ab August 1940: Transport von Nachrichten mit Lieferwagen und mit Expresszügen]

Eine Zeitlang diente der Kofferraum des Autos eines hohen Vichy-Beamten dazu, Nachrichten zwischen Befehlsstellen in zwei Städten auszutauschen. Die Briefe wurden hineingelegt, wenn der Wagen am Strassenrand wartete, und in der anderen Stadt von einem befreundeten Mechaniker wieder herausgenommen. Auch die planmässigen deutschen Expresszüge wurden - mit Hilfe loyaler Eisenbahner - ziemlich regelmässig in Anspruch genommen, ebenso deutsche Armeelastwagen.


5. Frankreich 1940-1944: Mangelnde Ernährung, schwarze Zähne und fehlende Zähne

[Aktionen ab 1940: Zähne werden schwarz oder fallen aus - die Nazi-Deutschen prüfen die Zähne, um Spione zu finden]

Als Folge der mangelhaften Ernährung war die französische Bevölkerung in schlechter körperlicher Verfassung. Beinbrüche heilten nur langsam und unter Schmerzen, ebenso ein einfacher Schnitt in den Finger. Die Zähne wurden schwarz und fielen aus. Wenn die Deutschen einen Verdächtigen festnahmen, rissen sie ihm den Mund auf. Wenn seine Zähne gesund und weiss aussahen, konnte er noch nicht lange im Lande sein, war also vermutlich ein Spion. Ein Résistance-Mann, der sich längere Zeit in England aufgehalten hatte, bat vor der Rückkehr nach Frankreich seinen Zahnarzt, er möge seinen Zähnen künstlich ein krankes Aussehen geben. Er wollte, wenn er zurückkam, seine Sicherheit nicht gefährden. [S.215]


6. Die Résistance 1940-1944: Transporte und das Netzwerk mit freundlichen Orten

[Aktionen ab August 1940: Transporte mit dem Velo, Transporte mit hübschen Mädchen, Transporte im Polizeiauto, Transporte mit Handschellen]

Jede Reise von Angehörigen der Résistance wurde sorgfältig durchdacht und organisiert. Radfahrer waren aus verschiedenen Gründen weniger verdächtig als Leute zu Fuss, und ein hübsches Mädchen kam gewöhnlich dort durch, wo es einem Mann nicht mehr gelang. Einer unserer Agenten fuhr sogar im Auto eines befreundeten Gendarmen quer durch Frankreich. Sein Trick war einfach: Der Polizist hatte ihm Handschellen angelegt, so dass ihn die Deutschen für einen Gefangenen hielten und nicht weiter beachteten.

[Eine Widerständlerin in der Schweiz transportierte Dokumente zum Beispiel im Velo in der Röhre des Velosattels].

[Aktionen ab August 1940: Das Netzwerk mit freundlichen Orten - Kuriere haben Verbindungen von England bis Russland]

Jeder Franzose, der einmal in Deutschland gewesen war, wusste irgend etwas Nützliches zu berichten. Er kannte etwa
-- einen Bahnhof, wo man sicher schlafen konnte,
-- ein Haus, dessen Bewohner hilfsbereit waren,
-- einen Bauernhof, wo man etwas zu essen bekam.

Kuriere der Résistance haben sich mit Hilfe solcher Hinweise sogar quer durch Deutschland nach Russland durchgeschlagen. Amerikanische und englische Kriegsgefangene, die aus Deutschland flohen und auf solchen Wegen nach Frankreich kamen, wurden von hier aus nach Spanien oder mit dem Schiff nach England gebracht.

Ein Mitglied der Résistance schloss sich freiwillig einem Transport französischer Zwangsarbeiter an, um die Lage einer geheimen U-Bootwerft [in Schleswig-Holstein an der Ostsee: wahrscheinlich Peenemünde] festzustellen. In Deutschland entfloh er seinen Bewachern und zog einen Monat lang über Land, bis er den Ort gefunden hatte. Er prägte sich die Lage genau ein und kam zu Fuss nach Frankreich zurück. Mit Bomben wurde die Werft dann für lange Zeit lahmgelegt.


7. Die Résistance 1944: Verbindungswege der deutschen Nazi-Besatzung zerstören

[Aktionen ab Anfang 1944: Telefonleitungen durchschneiden, Eisenbahnschienen sprengen, deutsche Nazi-Bunker sprengen]

Vor der alliierten Landung in Frankreich [also ab Anfang 1944] unterbrach die Résistance die deutschen Nachrichtenverbindungen, zerstörte Operationsbasen und behinderte den Nachschub. Viele Männer und Frauen waren im Hinblick auf die Invasion nur für eine einzige, einfache Aufgabe geschult:
-- eine Telefonleitung zu zerschneiden,
-- einige Stangen Dynamit an einer Eisenbahnschiene festzumachen oder
-- die Zündkapsel einer bereits gelegten Ladung zu betätigen, die dann einen deutschen Bunker in die Luft jagen sollte.

Die wirklich schwierigen Aufgaben, bei denen ein genauer Zeitplan eingehalten werden musste - zum Beispiel das Blockieren einer Nachschubstrecke - blieben dem "Corps Francs" und den Sabotagetrupps vorbehalten.

[Ergänzung: Paris wird intakt übergeben - die grosse Rache der Résistance mit Morden an Deutschen und Vertreibung von Deutschen
Paris wurde als intakte Stadt übergeben. Ob die Résistance dabei eine Rolle spielte, könnte sein, muss aber nicht.
Nach der "US"-GB-Besetzung Frankreichs ab August 1944 veranstaltete die Résistance eine grosse Rache gegen Franzosen und Französinnen, die sich mit deutschen Besatzern eingelassen hatten: Frauen wurden die Haare geschnitten und mussten Glatze tragen etc., haufenweise Deutsche wurden ermordet etc. Elsass und Lothringen, die 1871 deutsch besetzt worden waren, wurden nun wieder Französisch und alle "hohen Deutschen" mussten Elsass und Lothringen verlassen, auch gute Professoren etc. Siehe u.a. das Stadtmuseum von Strassburg].

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Quellen
[web01] https://de.wikipedia.org/wiki/Operation_Crusader


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