Die Organisatoren der Résistance
schieben auf solche Anzeigen Briefe, in
denen etwa stand:
"Sie sind bekümmert und heimatlos. Aber
der Krieg geht weiter. Arbeiten Sie für
Frankreich! Schreiben Sie diesen Brief
ab und schicken Sie ihn an drei Freunde.
Bilden Sie ein Glied in der Kette, die
unsere Ketten sprengen soll!"
Dieser Gedanke nahm bald Gestalt an und
breitete sich aus. Die Organisatoren
holten ihre Freunde zusammen, warnten
sie vor den Gefahren und fragten jeden:
"Hast du einen Freund, dem du vertrauen
kannst? Dann sage ihm Bescheid, weihe
ihn ein."
[ab August 1940: Viele Militärs
unterstützen die Résistance -
versteckte Waffen+Munition -
aufgezeichnete Telefongespräche von
Verrätern mit Deutschen]
Sehr viel Unterstützung bekamen wir von
hohen Militärs. Theoretisch war zwar
alles französische Kriegsmaterial der
deutschen Wehrmacht übergeben worden; in
Wirklichkeit jedoch wurden Tonnen von
Munition heimlich in Verstecke
geschafft. Ebenfalls gut verwahrt wurden
Aufzeichnungen von begeisterten
Telefongesprächen zwischen deutschen
Offizieren und französischen Verrätern.
Sie sollten am Tag der Abrechnung
bereitliegen. [S.208]
[ab August 1940: Bau kleiner
Festungen "Places d'armes" an
strategisch engen Punkten]
In den französischen Gebirgen legte die
Résistance kleine Festungen an, die
"Places d'armes". Die umliegenden Pässe
und Schluchten waren durch
Schützenstände, Maschinengewehre und
Artillerie so gesichert und das Gelände
war so ausgewählt, dass ein einziger
Mann selbst eine starke feindliche
Übermacht aufhalten konnte. Hier war ein
Frankreich, das noch nie erobert wurde.
[ab August 1940: Morde an Deutschen
eindämmen, die kaum strategische
Bedeutung hatten]
Unsere erste grosse Aufgabe war, die
privaten Racheakte gegen Deutsche
einzudämmen und in geregelte Bahnen zu
lenken. Es geschahen damals zu viele
Morde an unwichtigen Deutschen.
-- Ein Mädchen aus sehr guter Familie
zum Beispiel, dessen Verlobter im Kampf
gegen die Deutschen gefallen war, lockte
nacheinander sechs deutsche Soldaten in
ihr Zimmer und erstach sie.
-- Ein Mann setzte sich das Ziel, jede
Nacht einen Deutschen umzubringen, um
sein 8 Jahre altes Töchterchen zu
rächen, das auf der Flucht gestorben
war. Er tötete 15, bevor man ihn
fasste und erschoss.
-- Im Erdbeerbeet eines Bauern lagen 8
Deutsche, die er erwürgt hatte, weil
seine Tochter ermordet worden war.
Hunderte von Deutschen sind so aus Rache
getötet worden - aber zur Vergeltung
auch Hunderte Franzosen.
Die Résistance missbilligte diese
eigenmächtigen Racheakte, weil sie die
Vorbereitung wirkungsvollerer Schläge
gegen militärische Objekte behinderten.
"Es ist ein einfaches Rechenexempel",
sagte ein Oberst im Generalstab. "Wenn
die Deutschen für jeden getöteten
Deutschen einen oder mehrere Franzosen
umbringen, sind wir am Ende die
Verlierer. Das können wir uns nicht
leisten. Wir dürfen nur Dinge tun, die
einen Sinn haben."
[ab August 1940: Die Sitzungen der
Résistance in der U-Bahn von Paris in
den fahrenden Zügen - dann in Zimmern
immer im Wechsel - das
Mitglieder-Register]
In der ersten Zeit hatte die Résistance
ihr Hauptquartier in der Pariser Métro.
Während die Züge durch die Stadt fuhren,
taten wir in den Wagen unsere Arbeit.
Dann kamen die Deutschen dahinter, und
wir mussten uns etwas Neues einfallen
lassen. Unsere Standquartiere wurden
ständig gewechselt. Anstelle von
Mitgliederlisten hatten wir schmale
Papierstreifen. Jeder Streifen enthielt
den Namen eines Neuaufgenommenen, seinen
Beruf, seine Verbindungen. Er vermerkte,
-- ob der Betreffende ein Fahrrad
besass,
-- wie viele Personen er unterbringen
und verpflegen konnte und
-- wofür er eingeteilt war: Sabotage,
Transport oder Kommando-Aufgaben.
Die Listen wurden nachts von Bankbeamten
geschrieben.
[ab August 1940: Register der
Gemeinden mit Zuglinien, Fabriken,
Werkstätten, Werften - und ca. 40
kleine Zeitungen]
Für jede französische Gemeinde wurde
eine Akte angelegt. Sie verzeichnete
jeden Eisenbahntunnel, jede Stelle, wo
die Züge abgebremst werden mussten, jede
Fabrik, Werkstatt und Werft. Unsere
geheimen Zeitungen, zuerst
vervielfältigt, später gedruckt,
vierseitig und in kleinem Format, wurden
in Druckereien hergestellt, die auf
Dachböden oder in Kellern versteckt
waren. So sollten unsere Freunde
informieren und dazu beitragen, eine
einheitliche [S.209] Meinung zu
schaffen. Anfang 1944 gab es etwa 40
solcher Blätter mit einer Gesamtauflage
von einer halben Million Exemplaren.
[ab August 1940: Die reisenden
Mitarbeiter - informieren gegen
deutsche Nazi-Propaganda - reisen in
der Nacht auf Feldwegen]
Die Résistance schickte Mitarbeiter
durch das Land, die sich umhörten, was
die Leute sagten, dabei der deutschen
Propaganda entgegenwirkten und neue
Freiwillige anwarben. Die Tausende von
Menschen, die sich beim Untergrund
meldeten, mussten ausgebildet werden. Zu
ihnen wurden Instrukteure geschickt -
ehemalige Anwälte, Lehrer, Soldaten -,
die dauernd unterwegs waren und, um
deutschen Strassenkontrollen zu
entgehen, nur nachts und auf Feldwegen
weiterzogen.
[ab August 1940: Kurse der Résistance
gegen die deutsche Nazi-Besatzung:
Pistolen mit Schalldämpfern etc. -
erste Aktionen machen
"diensttauglich"]
Die Instrukteure unterrichteten nie mehr
als zwei Personen auf einmal. Sie
brachten ihren "Schülern" bei,
-- wie man Brandbomben legt;
-- wie man eine Sprengkapsel an
Eisenbahnschienen befestigt, um einen
Zug zum Entgleisen zu bringen;
-- wie man in Betrieben, die Waren für
die Deutschen herstellen, die Produktion
sabotiert;
-- wie man einen Mann geräuschlos
erwürgt;
-- wie man eine Pistole mit einem
Schalldämpfer versieht; und
-- wie man eine Maschinenpistole
zusammensetzt und handhabt.
Um den Mut eines solchen Rekruten zu
erproben, schickten die Instrukteure ihn
im allgemeinen mit einem harmlos
verpackten Maschinengewehr in eine der
nächsten Städte; das bedeutete: Er
musste damit auf einen Bahnhof gehen,
das Paket im Gepäckwagen abgeben, es am
Ziel wieder in Empfang nehmen und in der
Stadt richtig abliefern - alles unter
den Augen der [französischen] Polizei
[die für die deutschen Nazis arbeitete,
eventuell geschmiert war]. Oder sie
verlangten, dass er eine Telefonleitung
der Wehrmacht zerschnitt oder an einer
Eisenbahnbrücke eine Sprengladung
anbrachte. Die Instrukteure erklärten
einen Neuling erst dann für
diensttauglich, wenn er diese ersten
Mutproben bestanden hatte.
[ab August 1940: Die Hierarchie in
der Résistance: Generale - Leutnants -
Offiziere]
Der Rang in der Résistance hing nur von
den Fähigkeiten ab. Ehemalige Generale
nahmen Befehle von früheren Leutnants
entgegen. Dem Stab unterstanden 20
regionale, von Offizieren kommandierte
Einheiten, die alle 8 bis 10 Tage den
Standort wechselten.
[ab August 1940: Die wechselnden
Quartiere der Résistance]
Ein Quartiermacher suchte jedesmal in
einem Dorf etwa 10 Häuser aus, in denen
die Befehlsstelle sicher untergebracht
werden konnte. Obwohl die
[Nazi-Befehlshaber]-Deutschen gedroht
hatten, jeden zu erschiessen, der
Angehörige der Résistance aufnahm,
verweigerten die Besitzer der Häuser
ihre Hilfe nur selten.
[ab August 1940: Der Stosstrupps vom
"Corps Francs" sind in Verstecken mit
Bärten]
Der Stosstrupp der Untergrundarmee war
das "Corps Francs", das etwa den
amerikanischen oder englischen
Kommando-Einheiten entsprach. Man nannte
die Männer "Gorilles", weil sie sich
nach einem Unternehmen in ihren
Verstecken Bärte wachsen liessen, um
Seife und Rasierklingen zu sparen. Es
waren harte, verwegene Burschen,
meistens unter 40 Jahre alt. Ihre Arbeit
verlangte Nerven, Kraft und
Todesverachtung [geschult im Feindbild:
Nazis raus]. [S.210]
[ab August 1940: Die Saboteure mit
List und Schlauheit]
Die Saboteure dagegen waren häufig
Frauen, Jugendliche und ältere Männer.
Ihre Aufgabe war nicht weniger
bedeutsam, und auch ihnen drohte der
Tod, wenn sie gefasst wurden. Aber bei
dieser Arbeit waren List und Schlauheit
entscheidender als Muskelkraft.
2. Die Résistance
1940-1944: Aktionen Beispiele
[Aktionen ab August 1940 Beispiel:
ein deutsches Nazi-Waffenlager in
Besitz nehmen und unbrauchbar machen -
Aktion bei Leermond]
Jedes Unternehmen [jede Aktion gegen die
hohen deutschen Nazis in Frankreich]
wurde bis in die letzten Einzelheiten
vorbereitet. Da war zum Beispiel ein
Lager von Handfeuerwaffen, die bei der
Untergrundarmee gebraucht wurden. Eine
genaue Untersuchung stellte die Anzahl
der Bewacher fest, überprüfte die
Bewohner der umliegenden Häuser und
erkundete, wie man in das Lager
hineinkommen konnte. Nehmen wir an, es
wurde von 8 Deutschen bewacht. Um sie
sicher zu überwältigen, setzte der
leitende Offizier 16 Mann vom "Corps
Francs" ein. Zum Transport von Waffen
und Munition brauchte er zwei Lastwagen
und 50 Mann. Und schliesslich bestimmte
er ein Zerstörungskommando von 4 Mann,
denen genau gesagt wurde, was sie
anzünden oder sprengen sollen. Auch der
Zeitplan wurde exakt berechnet: 10
Minuten für die "Gorilles", 40 Minuten
für die Lastwagen, 10 Minuten für das
Brandkommando.
In einer mondlosen Nacht kommen die
Männer des "Corps Francs" zum Lagerhaus.
Ihre Gewehre mit Schalldämpfern zischen,
man hört nur Stürze und Stöhnen. Der
erste Teil der Arbeit ist getan; die
"Gorilles" ziehen ab. Keiner der übrigen
Beteiligten weiss, wer sie sind. Dann
kommen die Lastwagen herangefahren. Und
sobald alles verladen ist, schlüpfen
vier Brandstifter in das leere Gebäude.
Wenige Minuten später schlagen die
Flammen aus dem Dachstuhl. Das Geräusch
der Lastwagen verliert sich in der
Ferne, und die letzten Männer
verschwinden eilig.
[Aktionen ab August 1940 Beispiel:
Die Zerstörung des deutschen
Propagandasenders "Radio Paris": etwas
Sprengstoff mit Sprengladungen]
An grosse Unternehmen wie die Zerstörung
von [Propaganda]-Radio Paris, der
grössten Rundfunkstation Frankreichs,
wurden oft bis zu 3 Monate gewandt. In
diesem Fall fragte man in London an, wie
viel Sprengstoff dazu benötigt werde,
und die Engländer bauten, um das
festzustellen, ein Modell in natürlicher
Grösse und sprengten es in die Luft.
Vier Mann vom "Corps Francs" wurden mit
der Aufgabe betraut. Sie probten ihre
Handgriffe unter der Aufsicht eines
Instrukteurs Hunderte von Malen. Am
festgesetzten Tag kletterten die vier
über eine Mauer, brachten die
Sprengladungen an und machten sich
davon. 20 Minuten später war der Sender
zerstört. Die Männer sind nie gefasst
worden.
[Aktionen ab Ende 1941 Beispiel:
Sprengungen an der Eisenbahnlinie
Italien-Frankreich am Mittelmeer]
Ein anderes Beispiel für sorgfältiges
Planen und erfolgreiches Handeln waren
die Sprengungen, die wir nach der
Landung der Alliierten in Afrika [Ende
1941] vornahmen (Operation Crusader
18.11.1941 bis 17.1.1942 mit der
Belagerung von Tobruk in Ost-Libyen an
der Grenze zu Ägypten [web01]) Wir
rechneten damit, dass sie auch in
Südfrankreich landen würden, und mussten
versuchen, eine Truppenverlegung der
Achsenmächte [in Vichy-Frankreich]
aufzuhalten, indem wir die
Eisenbahnstrecken zwischen Italien und
Frankreich [S.211] blockierten.
[Der Zugverkehr in Südfrankreich
zwischen Italien und Frankreich sollte
unterbrochen werden]. Eine
Sabotagegruppe legte in einem Tunnel
Sprengladungen in eine Kurve. Ein Zug
sprang aus den Schienen, schob sich
zusammen und versperrte tagelang die
Durchfahrt. Eine andere Gruppe sprengte
eine Felswand. Die Steinlawine zerstört
e eine wichtige Eisenbahnbrücke. An
einer dritten Brücke wurden erst die
Wachtposten getötet, dann sprengte man
das Bauwerk selbst.
[Aktionen ab 1944: Geraubte
französische Lebensmittel für die
Ostfront wurden vergiftet]
[Ab 1944 wurde Frankreich ausgeraubt und
ganze Züge mit Lebensmitteln an die
Ostfront geschickt. Es entstand in
Frankreich ein grosser Hunger, man
musste Lebensmittelvorräte vergraben
etc.].
Als die Deutschen ganze Zugladungen
französischer Lebensmittel nach
Deutschland schickten, forschten
Chemiker der Résistance nach Methoden,
um die Sendungen zu vergiften. Dann
schlichen sich unsere Saboteure in die
Verschiebebahnhöfe von Paris ein und
streuten das Gift aus. Die Deutschen
benutzten daraufhin Güterbahnhöfe in
anderen Teilen Frankreichs. Aber die
Résistance hatte überall ihre Beobachter
- meistens Eisenbahner, die auf diesen
Bahnhöfen beschäftigt waren. Die
Lebensmittel kamen weiterhin vergiftet
in Deutschland an. [Welches Gift das
war, wird nicht erwähnt].
[Aktionen ab 1944 Beispiel:
Kugellager etc. mit Schmirgelpaste
einreiben]
Die Résistance-Laboratorien, die das
Gift geliefert hatten, entwickelten auch
eine Schmirgelpaste zur Sabotage in
Maschinenfabriken. Die Deutschen hatten
ihre Produktionen aus Sicherheitsgründen
weit auseinandergezogen. Ein Werk
stellte nur die Lastwagenchassis her,
ein anderes nur die Motoren und so fort.
In fast allen diesen Werken lief die
Produktion fehlerlos, aber in einem
beschmierte ein Résistance-Mann wichtige
Teile, etwa die Kugellager, mit der
Schmirgelpaste. Der Lastwagen rollte
zwar vom Band - vielleicht fuhr er sogar
100 Kilometer, aber dann blieb er aus
unerfindlichen Gründen stehen. 10 Monate
lang litten 90 Prozent aller Lastwagen
aus einer grossen Autofabrik [Citroën,
Peugeot oder Renault] an dieser
geheimnisvollen Krankheit.
Derselbe böse Geist wirkte in Frankreich
bald auch beim Flugzeugbau, auf den
Schiffswerften und in Maschinenfabriken
aller Art. Eine Werft [am Atlantik oder
in Marseilles] lieferte bis zuletzt kein
brauchbares Schiff ab.
3. 1940-1944: Die
deutsche Nazi-Besatzungsmacht gegen
die Résistance
[Deutsche Nazi-Aktion gegen die
Résistance ab August 1940: 1 Mann der
Résistance bewusstlos schlagen+auf die
Strasse legen]
Die Deutschen bekämpften die Résistance
sowohl direkt - mit Verhaftungen,
Hinrichtung und Folterung - wie auch
indirekt - durch allerlei Kniffe. Ein
beliebter Trick der Deutschen bestand
darin, dass sie einen gefangenen
Résistance-Mann bewusstlos schlugen und
dann auf die Strasse legten. Sie
hofften, der Anblick werde andere
Mitglieder der Organisation bewegen, ihm
zu Hilfe zu kommen. Es fiel schwer,
einen Kameraden so liegen zu lassen,
aber es musste sein.
[Deutsche Nazi-Aktion gegen die
Résistance ab August 1940: Venusfallen
- und die Venus wechselt dann oft zur
Résistance]
Lange Zeit setzten die Deutschen auch
weibliche Agenten ein; für einen
Franzosen gibt es ja angeblich nichts
Wichtigeres im Leben als die Liebe.
Hübsche deutsche Mädchen, die fliessend
Französisch sprachen, sassen in Cafés
und Nachtlokalen herum oder bummelten
über die Boulevards. Sie sollten
Anschluss an Männer suchen, die ihnen,
ohne es zu wollen, vielleicht etwas
[S.214] über unsere Pläne gegen die
Deutschen verrieten. Aber sie bekamen
nicht viel heraus, denn die Résistance
entdeckte sie bald. Ausserdem verliebten
sich überraschend viele dieser Mädchen
in die französischen Männer und waren
damit für ihre Aufgabe verloren. Viele
Stadtverwaltungen verlangten auch von
ihnen, dass sie sich den unangenehmen
Kontrollvorschriften für Prostituierte
unterwarfen. Nach einiger Zeit liessen
die Deutschen die Methode fallen.
4. 1940-1944: Résistance
- Nachrichtenübermittlung mit
heimlichen Radiosendern+Transporten
[Aktionen ab August 1940: Geheime
Radiostationen für die Verbindung mit
GB - deutsche Nazi-Aktionen mit
Peilsendern und Peilwagen]
Eines der schwierigsten Probleme der
Résistance war es, die Verbindung mit
ihren verschiedenen Einheiten und mit
England aufrechtzuerhalten. Meistens
geschah das durch geheime
Radiostationen.
Manchmal gelang es den Deutschen, mit
Hilfe von Peilwagen die ungefähre Lage
eines Hauses festzustellen, in dem ein
Résistance-Sender arbeitete. Sie
schickten dann einen Mann mit einem
kleinen Peilgerät und Kopfhörern los,
der die Strasse entlangging und den
genauen Standort ermittelte. Darauf
wurde das Haus umstellt; die Bedienung
des Senders wurde getötet und die Anlage
zerstört. Die Résistance antwortete
darauf, indem sie die deutschen
Peilwagen überfiel und ihre Besatzungen
umbrachte.
[Aktionen ab August 1940:
Nachrichtenübermittlung mündlich
auswendig gelernt - Quittungen für
Munition auf Reispapier, das
geschluckt werden kann]
Bei der Nachrichtenübermittlung bewährte
sich die Weitergabe von Mund zu Mund.
Die Überbringer lernten dabei ihren
Auftrag auswendig und trugen nichts
Schriftliches bei sich. Munition
allerdings wurde nur gegen Quittung
abgeliefert, aber auch die schrieb man
auf Reispapier, damit sie im Fall einer
Verhaftung zerkaut und
hinuntergeschluckt werden konnte.
[Aktionen ab August 1940: Transport
von Nachrichten mit Lieferwagen und
mit Expresszügen]
Eine Zeitlang diente der Kofferraum des
Autos eines hohen Vichy-Beamten dazu,
Nachrichten zwischen Befehlsstellen in
zwei Städten auszutauschen. Die Briefe
wurden hineingelegt, wenn der Wagen am
Strassenrand wartete, und in der anderen
Stadt von einem befreundeten Mechaniker
wieder herausgenommen. Auch die
planmässigen deutschen Expresszüge
wurden - mit Hilfe loyaler Eisenbahner -
ziemlich regelmässig in Anspruch
genommen, ebenso deutsche
Armeelastwagen.
5. Frankreich 1940-1944:
Mangelnde Ernährung, schwarze Zähne
und fehlende Zähne
[Aktionen ab 1940: Zähne werden
schwarz oder fallen aus - die
Nazi-Deutschen prüfen die Zähne, um
Spione zu finden]
Als Folge der mangelhaften Ernährung war
die französische Bevölkerung in
schlechter körperlicher Verfassung.
Beinbrüche heilten nur langsam und unter
Schmerzen, ebenso ein einfacher Schnitt
in den Finger. Die Zähne wurden schwarz
und fielen aus. Wenn die Deutschen einen
Verdächtigen festnahmen, rissen sie ihm
den Mund auf. Wenn seine Zähne gesund
und weiss aussahen, konnte er noch nicht
lange im Lande sein, war also vermutlich
ein Spion. Ein Résistance-Mann, der sich
längere Zeit in England aufgehalten
hatte, bat vor der Rückkehr nach
Frankreich seinen Zahnarzt, er möge
seinen Zähnen künstlich ein krankes
Aussehen geben. Er wollte, wenn er
zurückkam, seine Sicherheit nicht
gefährden. [S.215]
6. Die Résistance
1940-1944: Transporte und das Netzwerk
mit freundlichen Orten
[Aktionen ab August 1940: Transporte
mit dem Velo, Transporte mit hübschen
Mädchen, Transporte im Polizeiauto,
Transporte mit Handschellen]
Jede Reise von Angehörigen der
Résistance wurde sorgfältig durchdacht
und organisiert. Radfahrer waren aus
verschiedenen Gründen weniger verdächtig
als Leute zu Fuss, und ein hübsches
Mädchen kam gewöhnlich dort durch, wo es
einem Mann nicht mehr gelang. Einer
unserer Agenten fuhr sogar im Auto eines
befreundeten Gendarmen quer durch
Frankreich. Sein Trick war einfach: Der
Polizist hatte ihm Handschellen
angelegt, so dass ihn die Deutschen für
einen Gefangenen hielten und nicht
weiter beachteten.
[Eine Widerständlerin in der Schweiz
transportierte Dokumente zum Beispiel im
Velo in der Röhre des Velosattels].
[Aktionen ab August 1940: Das
Netzwerk mit freundlichen Orten -
Kuriere haben Verbindungen von England
bis Russland]
Jeder Franzose, der einmal in
Deutschland gewesen war, wusste irgend
etwas Nützliches zu berichten. Er kannte
etwa
-- einen Bahnhof, wo man sicher schlafen
konnte,
-- ein Haus, dessen Bewohner hilfsbereit
waren,
-- einen Bauernhof, wo man etwas zu
essen bekam.
Kuriere der Résistance haben sich mit
Hilfe solcher Hinweise sogar quer durch
Deutschland nach Russland
durchgeschlagen. Amerikanische und
englische Kriegsgefangene, die aus
Deutschland flohen und auf solchen Wegen
nach Frankreich kamen, wurden von hier
aus nach Spanien oder mit dem Schiff
nach England gebracht.
Ein Mitglied der Résistance schloss sich
freiwillig einem Transport französischer
Zwangsarbeiter an, um die Lage einer
geheimen U-Bootwerft [in
Schleswig-Holstein an der Ostsee:
wahrscheinlich Peenemünde]
festzustellen. In Deutschland entfloh er
seinen Bewachern und zog einen Monat
lang über Land, bis er den Ort gefunden
hatte. Er prägte sich die Lage genau ein
und kam zu Fuss nach Frankreich zurück.
Mit Bomben wurde die Werft dann für
lange Zeit lahmgelegt.
7. Die Résistance 1944:
Verbindungswege der deutschen
Nazi-Besatzung zerstören
[Aktionen ab Anfang 1944:
Telefonleitungen durchschneiden,
Eisenbahnschienen sprengen, deutsche
Nazi-Bunker sprengen]
Vor der alliierten Landung in Frankreich
[also ab Anfang 1944] unterbrach die
Résistance die deutschen
Nachrichtenverbindungen, zerstörte
Operationsbasen und behinderte den
Nachschub. Viele Männer und Frauen waren
im Hinblick auf die Invasion nur für
eine einzige, einfache Aufgabe geschult:
-- eine Telefonleitung zu zerschneiden,
-- einige Stangen Dynamit an einer
Eisenbahnschiene festzumachen oder
-- die Zündkapsel einer bereits gelegten
Ladung zu betätigen, die dann einen
deutschen Bunker in die Luft jagen
sollte.
Die wirklich schwierigen Aufgaben, bei
denen ein genauer Zeitplan eingehalten
werden musste - zum Beispiel das
Blockieren einer Nachschubstrecke -
blieben dem "Corps Francs" und den
Sabotagetrupps vorbehalten.
[Ergänzung: Paris wird intakt
übergeben - die grosse Rache der
Résistance mit Morden an Deutschen und
Vertreibung von Deutschen
Paris wurde als intakte Stadt übergeben.
Ob die Résistance dabei eine Rolle
spielte, könnte sein, muss aber nicht.
Nach der "US"-GB-Besetzung Frankreichs
ab August 1944 veranstaltete die
Résistance eine grosse Rache gegen
Franzosen und Französinnen, die sich mit
deutschen Besatzern eingelassen hatten:
Frauen wurden die Haare geschnitten und
mussten Glatze tragen etc., haufenweise
Deutsche wurden ermordet etc. Elsass und
Lothringen, die 1871 deutsch besetzt
worden waren, wurden nun wieder
Französisch und alle "hohen Deutschen"
mussten Elsass und Lothringen verlassen,
auch gute Professoren etc. Siehe u.a.
das Stadtmuseum von Strassburg].
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