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Deutsche Besatzungsmacht in Frankreich 1940-1944. Chronologie

6. Spezialgebiet: Loire, Poitou, Vendée, Charente-Maritime, Charente und Berry

Karte Loire
                  Poitou, Vendée, Charente-Maritime, Charente und Berry
Karte Loire Poitou, Vendée, Charente-Maritime, Charente und Berry

von Michael Palomino (2000 / 2007 / 2020)

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aus:
-- Ludger Tewes: Frankreich in der Besetzungszeit 1940-1943. Die Sicht deutscher Augenzeugen. Bouvier-Verlag, Bonn, 1998
-- Webseiten (jeweils angegeben)


Chronologie

1936 ca.
Frankreich: Coloradokäfer aus den "USA" eingeschleppt, grosse Schäden an Kartoffelernte
(S.334)
Coloradokäfer
Coloradokäfer

[Der Coloradokäfer verursachte schwere Ernteschäden und die Kinder mussten den Bauern auf dem Feld helfen, die Käfer abzuernten].

Juli 1940
Poitiers (Vienne): Besetzung mit Rheinländer Truppen
Einkaufsparadies:
-- Wechselkurs: 1:20
-- Deutsche können Kleider und Seife einkaufen, die es im Reich nur noch auf Marken gibt (S.321)

ab Anfang Juni 1940 ca.
Poitou: Flüchtlinge aus Nordfrankreich in Poitou
(S.322)


Juni 1940

   
Gien in
                      Ruinen, Juni 1940
Gien in Ruinen, Juni 1940

NS-Bombardements zerstören Städte in Mittelfrankreich

Die Einnahme von Paris ist den NS-Truppen noch nicht genug. Es müssen weitere Städte zerstört werden:

-- Orléans: 1271 von 17.000 Wohnungen zerstört. Im Westen sind die rue Bannier, rue Royale und der Martroi-Platz sowie das Zentrum von Orléans auf 17 Hektaren zerstört
-- Gien an der Loire: 624 von 1591 Wohnungen zerstört
-- Sully an der Loire: 406 von 880 Wohnungen zerstört
-- Châteauneuf an der Loire: 314 von 900 Wohnungen zerstört
-- Saint-Denis (bei Paris?): 138 Wohnungen zerstört.

Noch im selben Jahr beginnt die Planung für den Wiederaufbau unter Stadtarchitekt Jean Lehuérou-Kérisel, aber die NS-Besatzung lässt keinen Wiederaufbau zu.
(aus: http://www.loiret.com/cgloiret/index.php?page=display& method=h_display_full&class=notrehistoire_unefois&object=r82_recons)

15.-18.6.1940
Gien an der Loire: 10-15.000 Einwohner: 560 Häuser werden durch [deutsche] Bomben zerstört
Der Stadtkern liegt in Ruinen (S.328).



Karte Frankreichs mit Zonengrenze
              1940 bis Ende 1942
Karte Frankreichs mit Zonengrenze 1940 bis Ende 1942


ab Juli 1940 ca.
Gironde-Mündung: Einzelquartiere bei Bauern mangels Sammelunterkünften
(S.323). Die Soldaten helfen den Bauern auf dem Feld, weil die jungen Franzosen in Deutschland in Gefangenschaft sind (S.324). Hoffen unter der Truppe auf Frieden mit England, weil die Angst umgeht, dass sonst der Krieg nicht gewonnen werden kann (S.323). Viaduktüberwachung an der Küste der Gironde (S.332).

Zwangsarbeit: Franzosen arbeiten oft bis tief in die Nacht, auch ältere (S.333).

Besäufnisse: Verschiedene Deutsche sind dermassen ausgelassen, dass sie in Restaurants das Geschirr zerschlagen.

Bevölkerung:
-- die Franzosen haben eine Wut auf England: "Zuerst drängten sie uns zur Kriegserklärung, dann liessen sie uns im Stich!”
-- viele fürchten, dass Hitler ein zweiter Napoleon wird (S.324)
-- alle Franzosen wünschten, die Deutschen würden friedlich nach Hause gehen
-- ein deutscher Leutnant wird bei einer Arztwitwe zum "jeune petit-fils” ["jungen Enkel"]. Die Witwe gibt dem Deutschen einen Tip: "Mit Rohrstiefeln sind Sie ein Deutscher, mit langen Hosen eine Herr!” (S.325)

Disziplin: Die Franzosen wundern sich, dass die deutschen Soldaten nichts klauen (S.333).

Region Royan / Girondemündung: Es ist ein schwieriges Küstengelände. Es sind viele Buchten, die niemals alle überwacht werden können (S.335).

La Charité-sur-Loire: Einzug in geplünderte Wohnungen (S.326)
bei Bourges: z.T. unbebautes Brachland, mit Unkraut und Disteln bewachsen, "fast wie in Polen” (S.326).

[Genau unbebaute Flächen mit vielen Disteln sind die Heimstätten vieler Schmetterlinge, die durch Land-"Wirtschaft" ausgerottet werden, weil Disteln nicht mehr wachsen dürfen...]

Demarkationslinie: kaum befestigt (S.327-328):
Zitat:
"Einige Stücke mit Strohbüschen oben drauf, roh zurechtgeschlagene Pflöcke mit einem kümmerlichen Stacheldraht verbunden, das ist alles. An den Wegübergängen sperren leichte Barrikaden. Wo wichtigere Strassen über die Demarkationslinie führen, stehen ein Schilderhäuschen mit einer Fahnenstange, ein schwarz-rot-weiss-roter Flaggenmast und etwas abseits eine Wachbude.” (S.328)

Rochefort: Postamtleute hören alles mit
auf direkten Leitungen zwischen Bordeaux, Paris und Berlin. Sie bekommen mit, was schliesslich gemeldet, und auch, was das Hitler-Regime verschweigt (S.331-332). z.T. Privatgespräche in die Familie im Reich arrangiert, mit "Kameradschaftshilfe” (S.332).

Aug 1940 ca.
La Rochelle mit Hafen La Pallice: Casino wird Soldatenheim
(S.328). Nichtbeachten der Ebbe: Boote von Flottillen bleiben im Schlick stecken (S.329).

Herbst 1940
Poitiers / Vienne: Vorbereitung zu Operation "Seelöwe"
Verlegung der Rheinländischen Besatzungstruppen in die Normandie - sächsische Besatzungstruppen lösen die Rheinländer ab. Die Sachsen sind in der Bevölkerung unbeliebt (S.321).

La Rochelle: Ca. 45.000 Einwohner, deutsche Reiseführer
ein extra gedruckter "Wegweiser für die Soldaten der deutschen Südwestarmee an der Atlantikküste” des Armeeoberommandos Bordeaux (S.328).

Gironde-Mündung: Abwehrübungen
Es werden Abwehrübungen gegen eine englische Landung durchgeführt, auch Nachtübungen (S.333).

ab Mai 1941
Die Landungsübungen für "Seelöwe” wird eingestellt
(S.321)

ab Juni 1941
Region Girondemündung: Schiessübungen als Vorbereitung für die Ostfront - Hunger
(S.333). Die Stimmung in der Bevölkerung ändert u.a. wegen der sehr schlechten Ernährungslage in Südfrankreich und wegen der deutschen Vergeltung auf Überfälle. Die Situation verhärtet sich (S.333). Kartoffeln sind knapp und schlecht. Die Kartoffeln sind vom Kartoffelkäfer und vom Coloradokäfer beschädigt (S.334).

ab Aug 1942
Region Girondemündung: Atlantikwall mit Arbeiten durch Kriegsgefangene
-- Ausbau der Ile d’Oléron
-- Befestigung der Zone der Ile de Ré bis Ile de Yeu
-- U-Boot-Bunker in La Pallice wird weiter gebaut
-- Seekabel von La Pallice zur Ile de Ré
-- Ausbau von Postämtern in La Rochelle und La Pallice zu Festungen

-- daneben auch: Schlossausbau in Saintes, Renovierung, Bau eines Schwimmbades (S.336).

11.11.1942
Deutscher Einmarsch in Vichy-Frankreich
und Selbstversenkung der französischen Flotte (S.337)

Ende Dez 1942
Russlandeinsatz von Soldaten aus Vichy-Frankreich
(S.337)

ab Anfang 1943
Region Girondemündung: Die Stimmung nähert sich "dem Gefrierpunkt"
(S.337)

ab 1943 ca.
Übername für Deutsche: "Doryphores" ("Kartoffelkäfer")
der die Ernte schädigt und Hunger verursacht (S.333-334).

Mai 1943
Cognac: Absolut bescheidenes Verhalten der deutschen Soldaten
Auf dem Rummelplatz verzichten die Deutschen auf Preise, die sie an Schiessbuden gewonnen haben (S.338). Auf der Rückfahrt zum Fliegerhorst aber machen sie eine Hitlergruss-Orgie (S.339).

Region Cognac: "Tiefflugübungen” bis 5 m über dem Boden, um Radar zu unterlaufen (S.339).

Mai bis Juni 1944
Englisch-"amerikanische" Bombardements auf Orléans und Fleury-les-Aubrais
-- Orléans: 3169 Wohnhäuser werden im Norden der Stadt zerstört
-- Fleury-les-Aubrais: knapp 1000 Wohnhäuser zerstört.
(aus: http://www.loiret.com/cgloiret/index.php?page=display&method=h_ display_full&class=notrehistoire_unefois&object=r82_recons)

ab Ende 1944
Luxemburg wird Fluchtburg für Deutsche
wenn sie entsprechende Kontakte zu Luxemburgern haben (S.338).

ab 1945
Region Girondemündung: Vererbung der Kontakte nach Frankreich auf Kinder und Enkel
(S.337)

Orléans, Gien, Sully, Châteauneuf-sur-Loire, Saint-Denis-de-l'Hôtel sind vom Weltkrieg zerstört.
(aus: http://www.loiret.com/cgloiret/index.php?page=display&method =h_display_full&class=notrehistoire_unefois&object=r82_recons)

1948 bis 1960
Wiederaufbau von Orléans, Gien, Sully, Châteauneuf und Saint-Denis.
Der Wiederaufbau mit Simsfassaden wird in Sully und in Gien wunderschön. Gien wird "ein Juwel des nationalen Wiederaufbaus" mit kunstvollen Steinkombinationen und Mosaiken in Ziegelstein in Schwarz und Rot, die das Schloss umrahmen. In Orléans wird die Altstadt originalgetreu wiederaufgebaut, die äusseren Quartiere dagegen werden Opfer von Experimenten mit neuen Alleen, und z.T. werden Pläne wegen Geldmangels nicht realisiert.
(aus: http://www.loiret.com/cgloiret/index.php?page=display&method=h_display_ full&class=notrehistoire_unefois&object=r82_recons)


Gien, Schloss auf
                        Briefmarke 1973
Gien, Schloss auf Briefmarke 1973


Sully mit Schloss, Luftaufnahme, Foto von
                          2000 ca.
Sully mit Schloss, Luftaufnahme,
Foto von 2000 ca.

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Fotoquellen
-- Karte: http://www.mittelmeerbasar.de/Wissenswertes/Frankreich/frankreich.html

-- Coloradokäfer: http://encyclopedia.jrank.org/Cambridge/entries/008/Colorado-beetle.html


-- Gien in Ruinen Juni 1940: http://citroens.citroen1.info/Mediatheque/

-- Karte Frankreich mit Zonengrenze 1940 bis Ende 1942: http://www.quid.fr/2007/Histoire_De_France/Seconde_Guerre_Mondiale_1939_45/2?refnum=6598900; http://www.quid.fr/2007/images/fra033_hd.png

-- Gien, Schloss auf Briefmarke 1973: http://pluq59.free.fr/sections.php?op=viewarticle&artid=75; http://pluq59.free.fr/image/timbresgrandformat/1973/1758.JPG

-- Sully mit Schloss, Luftaufnahme: http://lesrandonneursduciel.free.fr/loire.htm


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