<Während die Euro-Zone
besorgt auf Griechenland blickt, hat sich die Lage
in Spanien dramatisch zugespitzt. Die Renditen
klettern sogar bei fünfjährigen Staatsanleihen
über die kritische Marke.
Die Lage
am Anleihemarkt Spaniens hat sich zu Wochenbeginn
abermals deutlich
verschärft und droht zu eskalieren. Die
Renditen für spanische Staatsanleihen erreichten
in vielen Laufzeiten neue Rekordstände.
Mittlerweile
liegt die Rendite nicht nur im Zehnjahresbereich
über der kritischen Marke von sieben Prozent,
sondern auch bei Schuldtiteln mit einer
Restlaufzeit von fünf Jahren. Dieses hohe Niveau
für einen Staat auf Dauer als nicht finanzierbar.
Zweijährige
Anleihen rentierten erstmals mit mehr als sechs
Prozent. Im Fahrwasser Spaniens trübte sich auch
die Lage am Rentenmarkt Italiens ein.
Besonders
stark verschlechterte sich die Lage in Spanien im
zweijährigen Bereich. Hier stieg die Rendite um
mehr als 40 Basispunkte auf bis zu 6,02 Prozent.
Fünfjährige Titel legten ähnlich stark zu und
rentierten in der Spitze mit 7,07 Prozent.
Im
Zehnjahresbereich, der als richtungsweisend gilt,
stieg die Rendite etwas weniger. Sie erreichte mit
7,4 Prozent aber
ebenfalls ein neues Rekordhoch. Selbst
dreißigjährige Schuldtitel rentieren aktuell nur
unwesentlich höher.
Die
Risikoaufschläge zu deutschen Staatsanleihen, die
als sehr sicher gelten, bewegten sich zwischen 607
Basispunkten (zwei Jahre) und 540 Basispunkten
(dreißig Jahre). Dies verdeutlicht das große
Misstrauen der Investoren gegenüber Spanien.
Unterdessen
legten auch die Prämien für
Kreditausfallversicherungen (CDS) auf spanische
Staatstitel zu und stiegen auf einen neuen
Rekordstand. Am Montagvormittag kostete eine
Ausfallversicherung auf fünfjährige Staatsanleihen
bis zu 634 Basispunkte. Im Euro-Raum liegt die
CDS-Prämie nur für Staatsanleihen Zyperns und
Portugals höher.
Die
Entwicklung von CDS-Prämien dient mitunter mehr
als der Gradmesser, wie die Märkte die jeweiligen
Risiken bewerten, als die Anleihennotierungen
selbst. Der CDS-Handel gilt als wenig transparent
und verlockt Spekulanten zu riskanten
Transaktionen in großem Stil, die wiederum
Finanzkrisen verstärken können.
Nachdem
bereits am Freitag die Region Valencia den
spanischen Zentralstaat um Hilfe gebeten hatte,
könnten weitere Regionen hinzu kommen. Die
spanische Tageszeitung "El Pais" spricht von bis
zu sechs Regionen, die unter akuter Finanznot
leiden.
Nach
Ansicht der Notenbank hat auch die spanische
Wirtschaft im zweiten Quartal kräftig an Fahrt
verloren. Das Bruttoinlandsprodukt sei zwischen
April und Juni voraussichtlich um 0,4 Prozent zum
Vorquartal geschrumpft, teilte sie in ihrem
Monatsbericht mit. Bereits zum Jahresanfang hatte
es ein Minus von 0,3 Prozent gegeben. Die
offiziellen BIP-Daten sollen am 30. Juli
veröffentlicht werden.
Der
spanische Wirtschaftsminister Luis de Guindos
schloss einen Antrag auf umfassende EU-Hilfen für
sein Land aus. Auf die Frage, ob Spanien
möglicherweise ganz unter den EU-Rettungsschirm
schlüpfen könnte, sagte Guindos : "Absolut nicht."
Guindos kommt am Dienstag nach Berlin, um sich mit
Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble zu beraten,
kündigte eine Sprecherin Schäubles an.
Die Politiker haben gefälschte Dr.-Titel, oder auch
echte, aber sie haben kein Handelsdiplom mit dem
Wirtschafts-1x1. Die Knalltüten werden den Euro
knallen sehen.
aus: n-tv online: Moody's verpasst Deutschland
negativen Ausblick ; 24.7.2012;
http://www.n-tv.de/ticker/Eil-Moody-s-verpasst-Deutschland-negativen-Ausblick-article6798696.html
<London (dpa) - Die Ratingagentur Moody's
nimmt die Spitzenratings von Deutschland, den
Niederlanden und Luxemburg unter die Lupe. Sie
setzte den Ausblick für alle drei Länder auf
negativ.
Quelle: n-tv.de, dpa>
========
24.7.2012: Pleite-Griechenland ist gar
kein Staat
aus: Der Standard online: Kommentar: Das
griechische System verstehen
http://derstandard.at/1342947539265/Kaernten-Haiderstan
<Hans Rauscher
Griechenland ist kein richtiger Staat, sondern
eine Ansammlung von Interessengruppen, die das
öffentliche Gut unter sich aufteilen
Im September droht Griechenland der
Staatsbankrott. Wieder einmal. Wenn nicht die EU
oder doch der IWF noch einmal und immer wieder
aushelfen.
Die Vermutung ist, dass man Griechenland doch
nicht bankrottgehen lassen wird, weil dies eine
enorme, unkalkulierbare Niederlage für den
Gedanken der Europäischen Union wäre. Ehe man aber
weitermacht, sollte man sich über eine
Grundwahrheit im Klaren sein, diese akzeptieren
und dann über mögliche Maßnahmen nachdenken:
Griechenland ist ein strukturell bankrotter Staat.
Es musste seit der Unabhängigkeit im frühen 19.
Jahrhundert so alle 50 Jahre von ausländischen
Mächten gerettet werden. Es ist auch gar kein
richtiger Staat, sondern eine Ansammlung von
Interessengruppen, die das öffentliche Gut unter
sich aufteilen und die Beute an ihre jeweilige
Klientel in der Wahlbevölkerung weitergeben.
In der deutschsprachigen "Griechenland Zeitung"
hat der Mannheimer Historiker Heinz A. Richter die
tiefgreifenden Unterschiede zwischen der
griechischen und der westeuropäischen politischen
Kultur herausgearbeitet: Griechenlands politisches
System beruht auf reinem Klientelismus (entstanden
in der 400-jährigen türkischen Besatzung), die
Parteien verteilen einfach Staatsgelder und Posten
an ihre Anhängerschaft. Da Griechenland mit
wenigen Ausnahmen nichts produziert, was irgendwer
auf der Welt kaufen will, geht dem Staat in
regelmäßigen Abständen das Geld aus. Dann gewähren
ausländische Mächte aus geostrategischen Gründen
weiter Kredite.
Das war unmittelbar nach dem Unabhängigkeitskampf
1821 gegen die Türken so und seither immer wieder:
im Ersten Weltkrieg, im und nach dem Zweiten
Weltkrieg. Danach gab das erschöpfte
Großbritannien seine Mentorenrolle an die USA ab.
Von denen übernahm dann die EU. Der Eurobeitritt
wurde von der griechischen Regierung - und
Bevölkerung - als willkommener Anlass genommen,
einen nie gekannten Wohlstand auf (billigen)
Kredit zu finanzieren.
Alle - alle - Parteien, auch die halb
kommunistische Syriza, gehen davon aus, dass die
EU (oder irgendwer) Griechenland und sein
Klientelsystem schon durchfinanzieren werde.
Daraus folgt, dass jeder, der Griechenland helfen
will (und dafür gibt es gute Gründe), zunächst
einmal das griechische System verstehen muss.
Merkel tut das nicht, sonst hätte sie nicht den
verzweifelten Versuch des sozialdemokratischen
Premiers Papandreou ausgebremst, das Volk mit
einem Referendum hinter das Sparprogramm zu
bringen. So gestärkt, hätte sich Papandreou besser
gegen die eigenen Filzokraten und gegen den
verantwortungslosen Oppositionellen Samaras
durchsetzen können. Letzterer ist heute
Regierungschef und ein kompletter Vertreter des
alten Systems.
Dieses System muss überwunden werden. Ein System
übrigens, das wahrscheinlich eine Mehrheit der
griechischen Bevölkerung ablehnt, in dem sie aber
mitmacht, weil sie - bisher - glaubt, nicht anders
zu können. (Hans Rauscher, DER STANDARD,
25.7.2012)>
========
25.7.2012: Ifo-Institut: Griechen-Pleite
kommt für Deutschland günstiger
aus: Spiegel online: Ifo-Berechnungen Griechen-Austritt wäre
für Deutschland günstiger; 25.7.2012;
http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/ifo-institut-griechenland-pleite-kostet-deutschland-bis-zu-89-milliarden-a-846284.html
In den Summen sind unter anderem die bereits
ausgezahlten Beträge aus den beiden
Rettungspaketen für Griechenland enthalten, die
Käufe von griechischen Staatsanleihen durch die
Zentralbanken der Euro-Länder, die
Target-Verbindlichkeiten der griechischen
Zentralbank (Stand Ende April 2012) und die
Forderungen der griechischen Notenbank gegenüber
dem dortigen Bankensystem. Nicht berücksichtigt
sind die Abschreibungsverluste deutscher
Privatgläubiger, insbesondere der deutschen Banken
und Versicherungen.
In der ersten Summe sind die Verluste für den
Fall berechnet, dass Griechenland zahlungsunfähig
wird und zugleich aus dem Euro austritt. In diesem
Fall wird das Rechtsverhältnis der Europäischen
Zentralbank (EZB) zum griechischen
Geschäftsbankensystem aufgelöst, doch unter
anderem die sogenannten
Target-Forderungen der EZB gegenüber
Griechenland bleiben bestehen. Deutschland
verliert nur seinen Anteil an diesen
EZB-Forderungen.
Die zweite Summe bezieht sich auf den Fall, dass
Griechenland zahlungsunfähig wird, aber im Euro
bleibt. Die Rechnung ist nun etwas anders, weil
dann das EZB-System als Ganzes noch Forderungen
gegenüber den griechischen Banken sowie weitere
Forderungen gegenüber dem griechischen Staat hat,
die sich mit den Target-Forderungen überlappen.
Geht man davon aus, dass bei einem Staatsbankrott
auch die Banken pleite sind und die Sicherheiten,
die sie bei der Notenbank hinterlegt haben,
ohnehin überwiegend Staatspapiere oder staatlich
besicherte Papiere sind, liegen die Verluste noch
höher, heißt es in dem Ifo-Papier. Statt des
anteiligen Verlusts aus den Target-Krediten sind
in diesem Fall für Deutschland anteilige Verluste
in Höhe der gesamten Forderungen der griechischen
Zentralbank gegenüber dem griechischen
Bankensystem zu rechnen.
Nicht berücksichtigt haben die Ifo-Ökonomen die
möglichen Folgen eines griechischen Austritts aus
der Euro-Zone für die Wirtschaft in Deutschland
oder anderen Euro-Ländern.
nck>
========
25.7.2012: Der Rettungsschirm hat nun
auch einen negativen "Ausblick"
aus: Der Standard online: Moody's rüttelt auch am
EFSF-Rating; 25.7.2012;
http://derstandard.at/1342947553120/Moodys-senkt-Ausblick-fuer-Euro-Rettungsfonds-EFSF
Eine
Gruppe renommierter Wirtschaftsexperten sieht
Europa vor dem Abgrund. "Europa steuert
schlafwandelnd auf eine Katastrophe von
unabsehbaren Ausmaßen zu", heißt es in einem
Gutachten von 17 europäischen Ökonomen.
Die
Wissenschaftler, darunter der Sachverständige
Peter Bofinger, verlangen von den Regierungen
dringend mehr Anstrengungen, um den drohenden
Kollaps noch zu vermeiden. Eine langfristige
Transferunion lehnen sie dagegen ebenso ab wie
Euro-Bonds.
Unter
der Überschrift "Aus der Sackgasse – Ein Weg aus
der Krise" verlangen die Experten, die
Konstruktionsfehler der Währungsunion zu
beseitigen und das System institutionell neu zu
gestalten, um das Vertrauen in den Euro
zurückzugewinnen. Die Beseitigung der Altlasten –
also der Schuldenkrise – müsse noch stärker als
bisher von allen Euro-Ländern gemeinsam getragen
werden, heißt es in der Studie, die vom
US-Institute for New Economic Thinking
veröffentlicht wurde.
Kurzfristig
sei unter anderem die Ausweitung des
Garantierahmens für die Schuldenstaaten notwendig,
sofern sie die vereinbarten Reformauflagen
umsetzten.
Der Weg
aus der Krise könne nur gelingen, wenn es ein
glaubwürdiges Bekenntnis zum strukturellem Wandel
der Euro-Zone gebe, unterstreichen die Ökonomen.
Langfristig seien eine Bankenunion erforderlich,
um Staatsfinanzen und Kreditversorgung zu
entkoppeln, tiefgreifende Finanzmarktreformen
sowie Mechanismen zur Kontrolle der Fiskalpolitik.
Unentbehrlich sei aber auch ein geordneter
Abwicklungsmechanismus für den Austritt von
Staaten, die den Anforderungen des Fiskalvertrages
nicht gerecht würden.
Zu den
Volkswirten, die das Gutachten vorgelegt haben,
gehören auch Lars Feld, Mitglied im
Sachverständigenrat zur Begutachtung der
gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, die ehemalige
Wirtschaftsweise Beatrice Weder di Mauro und
Dennis Snower, Präsident des Instituts für
Weltwirtschaft in Kiel. Erst vor einigen Tagen
hatte ein Brandbrief
von Ökonomen in Deutschland für Aufmerksamkeit
gesorgt.
Das
Münchner Ifo-Institut sieht in der neuen Bewertung
Deutschlands durch die US-Ratingagentur ebenfalls
eine deutliche Warnung. "Wir sehen uns in unserer
Analyse bestätigt, dass auch Rettung ansteckend
sein kann", sagte Ifo-Konjunkturchef Kai
Carstensen der "Neuen Osnabrücker Zeitung". Wenn
Griechenland zahlungsunfähig werde und aus der
Eurozone ausscheide, müsse Deutschland mit bis zu
82 Milliarden Euro Verlust rechnen, ergab eine
Analyse des Instituts nach einem Bericht der
"Bild"-Zeitung.
Carstensen
sagte, im schlimmsten Fall werde Deutschland mit
770 Milliarden Euro belastet. Darin enthalten
seien die Risiken aus den Rettungsfonds, die
Anleihen der Europäischen Zentralbank und 400
Milliarden Euro an Forderungen, die Deutschland
über das europäische Abwicklungssystem Target
gegenüber den Krisenländern aufgebaut habe.
Der
Präsident des Bayerischen Finanzzentrums, Wolfgang
Gerke, nannte den Austritt Griechenlands aus dem
Euro unvermeidbar. "Je länger damit gewartet wird,
desto mehr wird es kosten", sagte er der
"Schweriner Volkszeitung". "Wenn jetzt
Ratingagenturen wie Moody's vonseiten der
Bundesregierung kritisiert werden, ist dies eine
billige Ablenkung."
dpa/lw>
Kommentar
Der Euro ist ein Fantasieprodukt - und die
Realität holt die Fantasie nun ein, weil die
Politiker an ihrer Fantasie festhalten. Hat jeder
seinen eigenen Garten vorbereitet? Dann los.
Michael Palomino, 26.7.2012
========
28.7.2012: <Haushaltslöcher:
Griechenland braucht offenbar 30 Milliarden
mehr>
aus: Welt online; 28.7.2012;
http://www.welt.de/wirtschaft/article108402569/Griechenland-braucht-offenbar-30-Milliarden-mehr.html
<Hiobsbotschaft aus
Athen: Griechenland ist angeblich auf 30
Milliarden weitere Euro angewiesen, um
finanziell bis 2020 überleben zu können – mit
gravierenden Folgen für die Europäische
Zentralbank.
Griechenland
könnte in den kommenden Jahren offenbar noch
viel mehr Geld zum finanziellen Überleben
brauchen als bisher angenommen.
Die
chronische Rezession werde bis 2020 große Löcher
in den Haushalt reißen, sodass Athen bis dahin
zusätzlich 30 Milliarden Euro von den
internationalen Geldgebern benötigen werde,
berichtete die Nachrichtenagentur Dow Jones
Newswires unter Berufung auf mehrere Insider aus
der griechischen Regierung und der
Troika-Mission, die das Land unter die Lupe
genommen hat.
Weitere Notkredite
Daraus
ergebe sich, dass die staatlichen Gläubiger des
Landes, an erster Stelle die Europäische
Zentralbank (EZB), einem Schuldenschnitt
zustimmen müssten, wenn das Land in der Eurozone
bleiben solle, hieß es weiter. Zudem brauche es
weitere Notkredite.
"Der
Schuldenverzicht der privaten Gläubiger hat
nicht ausgereicht", sagte eine der Personen. Ohne
zusätzliche Hilfe werde das Land am Ende
des Jahrzehnts die vereinbarte Verschuldungsrate
um 30 Milliarden Euro überschreiten.
dapd/fsc>
Kommentar
Schon komisch: Was die Iren können, kann
Griechenland nicht. Und niemand wills vorher
gewusst haben. Schnell DM her.
Michael Palomino, 28.7.2012
========
29.7.2012: Valencia ist bankrott durch
Korruption und falschen Stolz
aus: Welt online: Fehlinvestitionen: Leere in
Valencias gigantischen Monumentalbauten;
29.7.2012;
http://www.welt.de/wirtschaft/article108406203/Leere-in-Valencias-gigantischen-Monumentalbauten.html
<Unendlich viel falsch
investiert: Valencia ist ein Exempel für
Spaniens Niedergang nach dem
schwindelerregenden Boom. Mit Geltungssucht
und Korruption führten Provinzfürsten die
Stadt in die Pleite.
Von Stefanie Bolzen
Als
Alicia Gabba vor knapp sieben Jahren ihr erstes
Gespräch bei der Banco de Valencia hatte, fühlte
sie sich wie eine Königin. "Der Berater sagte,
wir könnten ruhig noch mehr Geld aufnehmen und
uns damit ein neues Auto kaufen oder einen
Luxusurlaub. Dabei hatten wir überhaupt kein
eigenes Kapital."
An
diesem Freitagmittag steht die 50-Jährige nun
auf einer Ausfallstraße von Valencia und
demonstriert gegen die Pfändung von Wohnungen.
Dass sie seinerzeit nur den Kredit für eine
Immobilie aufnahm, hat ihr wenig genutzt. Ihr
Mann wurde 2008 arbeitslos, sie selbst hat einen
Zeitvertrag als Assistentin in einer Schule, 700
Euro Lohn im Monat, in der Ferienzeit gibt es
gar kein Geld. Ihre Hypothek von 800 Euro
monatlich kann sie schon lange nicht mehr
zahlen.
Im
November steht der Gerichtstermin an. Und dann?
"Wenn kein Wunder geschieht, landen wir auf der
Straße", sagt die gebürtige Argentinierin, die
keine Verwandten in Spanien hat, die sie
aufnehmen könnten.
8000 Zwangsräumung in drei
Monaten
Alicia
Gabbas Geschichte ist eine von Hunderttausenden.
Allein in Valencia waren in den ersten drei
Monaten dieses Jahres mehr als 8000 Einwohner
von Zwangsräumungen betroffen, schätzt die
"Plattform der Hypothekenopfer". Doch "la
crisis" schlägt im ganzen Land zu, und jeder in
Spanien kennt
zumindest einen, der seinen Job verloren hat,
seine Rechnungen nicht zahlen kann, der sein
Leben nicht mehr in den Griff zu bekommen droht.
Dabei
ist es erst ein paar Jahre her, da schien es für
Spanien nur einen einzigen Weg zu geben: nach
oben. Ganz besonders in Valencia, dem
Sonnenstaat an der Mittelmeerküste, reich an
Ressourcen: Es hat Strände für den Tourismus,
Orangen zum Exportieren und Tonerde, aus der
Keramikfliesen gemacht werden.
Aber
all das reichte den Landesfürsten in ihrer
Großmannssucht nicht mehr. Monumentalbauten
mussten her, neue Flughäfen, noch mehr
Luxushotels, bis an der Küste endlich kein
Quadratmeter Boden übrig war. Sie errichteten
ein valenzianisches Hollywood, eine
Formel-1-Strecke, zogen das schickste
Segelturnier der Welt an, den America’s Cup.
Zum Bettelgang nach Madrid
In der
vergangenen Woche musste die Regionalregierung
den Bettelgang nach Madrid antreten. 3,5
Milliarden Euro braucht Regionalpräsident
Alberto Fabra bis Ende des Jahres, damit
Valencia seine Schulden zahlen kann. Etwas ist
gründlich schiefgelaufen im Levante, im Osten
des Königreichs. Erklärungen dafür gibt es
viele, aber verständlicher sind die bloßen
Zahlen: Als die Immobilienblase 2008 platzte,
herrschte fast Vollbeschäftigung.
In
diesem Sommer ist die ständig steigende
Arbeitslosenquote bei 27 Prozent
angekommen. Valencias Verschuldung lag 2005 bei
10,5 Milliarden Euro. Sechs Jahre später ist es
fast die doppelte Summe: 20,8 Milliarden Euro.
José
Ciscar klingt trotzig, wenn er über das
Schuldenproblem seiner Region spricht. "Die Lage
ist schwierig, ja. Aber sie ist nicht
katastrophal. Wir können immer noch unsere
Beamten zahlen, unsere Lehrer, das
Gesundheitssystem", sagt Valencias
Vizepräsident. Ciscar ist auch Regionalchef des
Partido Popular, der konservativen Partei von
Premierminister Mariano Rajoy.
Der
PP regiert Valencia seit 1999 mit absoluter
Mehrheit. Vor wenigen Tagen schlug Ciscar bei
einem Parteitag vor, ein "Ethik-Komitee" zu
gründen. "Es ist Zeit, über unser Verhalten als
Politiker nachzudenken. Wir müssen uns den
Bürgern gegenüber vorbildhaft verhalten. Sonst
wird die Distanz zwischen beiden Seiten immer
größer." Und dann fügte er hinzu: "Gesetze
müssen auch von uns Politikern ohne Ausnahme
befolgt werden."
Von den Bürgern abgehoben
Ciscars
Sätze haben wegen ihrer Selbstverständlichkeit
etwas Schockierendes. Die politische Klasse in
vielen spanischen Regionen hat sich schon lange
von den Bürgern entfernt. Immer größer hingegen
wurde die Nähe zur Wirtschaft und ganz besonders
zu den Bankern, die unablässig Luft in die
Immobilienblase pumpten.
Politik,
das bekannte Valencias Ex-Regierungspräsident
und PP-Politiker Eduardo Zaplana einst sogar
ganz freimütig, mache man in allererster Linie
für den eigenen Profit. Davon zeugen die
gravierenden Korruptionsfälle der vergangenen
Jahre.
Gegen
elf der 55 PP-Abgeordneten in Valencias
Parlament haben die Behörden derzeit
Ermittlungen wegen Korruptionsverdacht
aufgenommen oder sogar schon Anklage erhoben.
Vergangenes Jahr musste Zaplanas Nachfolger
Francisco Camps sogar zurücktreten, verheddert
in den vielen Fäden eines der größten
Korruptionsskandale seit dem Ende der
Franco-Diktatur 1975, dem "Fall Gürtel".
Zwar
konnten die Ermittler Camps keine Korruption im
großen Stil nachweisen. Aber für den PP standen
auf nationaler Ebene Wahlen an, und Rajoy konnte
sich keine weitere Affäre leisten. Immerhin
hatte Camps nachweislich von Freunden
Designeranzüge als Geschenk angenommen. "Dabei
waren die nicht einmal von Yves Saint Laurent,
sondern von einem mittelmäßigen Schneider",
spottet Marga Sanz. Die Abgeordnete der Esquerra
Unida, der Vereinigten Linken, gibt sich als
eine Art weißer Ritter, der Licht in Valencias
Politdunkel zu bringen versucht.
Ein Kunsttempel für Valencia
Sanz’
liebstes Anschauungsobjekt ist die "Ciudad de
las Artes y las Ciencias", die "Stadt der Kunst
und Wissenschaft". So, wie Madrid und Barcelona
schon immer ihre Kunsttempel hatten, so, wie
Bilbao zu Beginn des Booms Ende der 90er mit
seinem Guggenheim-Museum in eine andere Liga
aufstieg, so brauchte auch Valencia sein
Prestigeprojekt.
Wie
riesige weiße Fabeltiere liegen die Prachtbauten
des Stararchitekten Santiago Calatrava im
trockengelegten Flussbett des Turia, der die
Altstadt von Valencia wie ein Ring umschließt.
Üppige 300 Millionen Euro hatte der PP
veranschlagt – am Ende standen 1,3 Milliarden
Euro auf der Rechnung.
Allein
Calatrava bekam nach Sanz’ Recherchen 94
Millionen Euro Honorar – und das ohne
Wettbewerb, der Auftrag ging konkurrenzlos an
den berühmten Sohn der Stadt. Bis heute weigert
sich der PP, alle Zahlen offenzulegen oder zu
erklären, wie die Ausgaben jemals wieder
reinkommen sollen.
Denn
die völlig überdimensionierten Bauten mit ihren
enormen Unterhaltungskosten sind nicht einmal
ansatzweise ausgelastet, im Museum ließe sich
auf den vielen leeren Betonböden Fußball
spielen. "Die Ciudad ist das beste Beispiel für
die Mentalität der Elite in Valencia", sagt
Wirtschaftsprofessor Ismael Fernandez. "Der
Valenciano ist grobschlächtig, er liebt das
Spektakel, den Lärm. Aber mit Inhalten kann er
nicht so viel anfangen."
Unendlich viel wurde falsch
investiert
José
Vicente González ist Vorsitzender von Cierval,
Valencias Unternehmerverband. Er ist hier
geboren, und er hat ein gutes Gespür für die
eigene Mentalität. "Der Eindruck des Reichtums
stand nicht im Einklang mit der Realität", gibt
er zu. González ist im Maschinenbau tätig, die
Geschäfte laufen gut, aber für seine Branche
habe sich die Politik lange Zeit nicht
interessiert.
Vor
zwölf Jahren machte die Industrie noch 18
Prozent der Wirtschaftsleistung der Region aus,
jetzt seien es nur noch 14 Prozent. Im selben
Zeitraum bekam Valencia 4,2 Milliarden Euro aus
EU-Fördertöpfen überwiesen. "Alles ging in den
'ladrillo', in den Backstein, wie man hier sagt.
Es wurde unendlich viel investiert – falsch
investiert. Und manche Kontakte zwischen Politik
und Wirtschaft waren in der Tat alles andere als
anständig."
Valencias
rapider Niedergang ist ein Exempel dafür, warum
in Spanien nach dem schwindelerregenden Boom der
Absturz kommen musste. Wer letzten Endes dafür
die Verantwortung trägt? Europa, das seine
Währungsunion auf Sand baute, geben die einen
als bequeme Antwort. Verantwortungslose
Politiker und raffgierige Banker, sagen die
meisten. Die Bürger, die blind auf der Welle
mitschwammen und das Morgen morgen sein ließen,
gibt mancher zu.
Als
der Provinzfürst von Castellón de la Plana
nördlich von Valencia im März 2011 seinen
Flughafen einweihte, freute er sich, obwohl kein
Flugverkehr in Sicht war. "Wer möchte, kann hier
jetzt spazieren gehen", rief Carlos Fabra. "Von
diesem Tag habe ich 14 Jahre lang geträumt." Die
Flugzeuge würden schon noch kommen. 150
Millionen Euro kostete das Projekt den
Steuerzahler. Castellóns Bürger können noch
immer auf dem Flugfeld herumspazieren. Bis heute
ist dort keine Maschine gelandet.>
Kommentar
Wunderbare, katholische Politik.
Michael Palomino, 29.7.2012
========
30.7.2012: "US"-Finanzminister
Geithner bei Schäuble auf Sylt - Appell an
eine Euro-Rettung
aus: Welt online: Schuldenkrise: Wenn der Euro
im Sylt-Urlaub gerettet werden muss; 30.7.2012;
http://www.welt.de/politik/deutschland/article108419885/Wenn-der-Euro-im-Sylt-Urlaub-gerettet-werden-muss.html
<Finanzminister Schäuble
trifft den amerikanischen Amtskollegen. In der
Euro-Krise zeigen Zentralbank und Regierungen
gegenseitig aufeinander: Wer rettet zuerst?
Oder am besten keiner von beiden?
Von Jan Hildebrand
Eigentlich
hatte sich Wolfgang Schäuble (CDU) vorgenommen,
im Urlaub auf Sylt auszuspannen, einige Bücher
zu lesen, Krimis, bloß nichts über Finanzmärkte.
Am Montagnachmittag saß der Finanzminister in
der Bibliothek des Hotels "Fährhaus" in
Munkmarsch. Doch anstatt zu lesen, musste er
wieder den deutschen Kurs bei der Euro-Rettung
verteidigen.
Sein
US-Kollege Timothy Geithner war nach Sylt
gekommen, um entschlossene Schritte bei der
Bekämpfung der Krise anzumahnen, die man in den
USA als Gefahr für die heimische Konjunktur und
somit den eigenen Wahlkampf sieht.
Mitten
in der Urlaubszeit läuft der
Euro-Rettungsbetrieb wieder auf Hochtouren. Wer
auf ein Sommerloch und einige ruhige Wochen
gehofft hatte, sieht sich enttäuscht. Der
Wirtschaftsabschwung in den großen Krisenländern
wie Spanien wird immer schlimmer, die Investoren
an den Finanzmärkten werden immer skeptischer.
Und die Appelle einiger Euro-Retter immer
dramatischer: "Die Welt redet darüber, ob
es die Euro-Zone in einigen Monaten noch gibt",
warnte Euro-Gruppenchef Jean-Claude Juncker in
der "Süddeutschen Zeitung".
"Wir
sind an einem entscheidenden Punkt angekommen",
fügte er hinzu. "Wir müssen jetzt mit allen
verfügbaren Mitteln überaus deutlich machen,
dass wir fest entschlossen sind, die
Finanzstabilität der Währungsgemeinschaft zu
gewährleisten." Junckers Zeithorizont ist dabei
sehr kurzfristig, er spricht von den "nächsten
Tagen".
CSU-Spitze gab sich weniger
Mühe
In
Berlin ist man wenig begeistert von der Warnung.
Offiziell wollte die Bundesregierung zwar nicht
Stellung nehmen. Aber hinter vorgehaltener Hand
wurde die Verärgerung deutlich vorgetragen.
Juncker versuche, die Staaten zu neuen
Rettungsmaßnahmen zu drängen. Und um den
notwendigen Druck zu erzeugen, baue er das
Schreckgespenst eines Zerfalls der Währungsunion
auf.
Die
CSU-Spitze gab sich weniger Mühe, ihre
Verärgerung zu verstecken. "Manches
Interview schafft erst Probleme, und dieses
gehört dazu", sagte Bayerns Ministerpräsident
Horst Seehofer. CSU-Generalsekretär Alexander
Dobrindt legte Juncker sogar den Rücktritt nahe.
"Ob man so jemand wirklich in dieser Funktion
als Euro-Gruppenchef behalten kann, ... da mache
ich ein großes Fragezeichen", sagte er im
Bayerischen Rundfunk.
Später
ruderte die CSU allerdings zurück, von
Rücktrittsforderungen wollte Seehofer nichts
mehr wissen. Die Christsozialen waren auf
Juncker vor allem sauer, weil er die Forderungen
nach einem Ausscheiden Griechenlands aus der
Euro-Zone als "Geschwätz" scharf kritisiert
hatte.
Meinungsunterschiede werden
deutlich
Doch
nicht nur in Bezug auf Griechenland, wo die
Berliner Koalition derzeit eine harte Haltung
hat, werden Meinungsunterschiede deutlich. Die
Bundesregierung tritt Junckers Darstellung
entgegen, dass unmittelbar eine neue
Rettungsaktion bevorstehe. Bevor Schäuble in den
Urlaub aufbrach, ließ er wissen, dass kein neues
Hilfsprogramm für Spanien anstehe.
Schließlich
hat man gerade erst bis zu 100 Milliarden Euro
freigegeben für die Sanierung der maroden
spanischen Banken. Allerdings hat die Maßnahme
bisher nicht für die erhoffte Ruhe sorgen können
– genauso wenig wie das ehrgeizige
Reformprogramm, das Spaniens Ministerpräsident
Mariano Rajoy auf den Weg gebracht hat.
Bundeskanzlerin
Angela Merkel (CDU) hat aus dem Urlaub in Tirol
zwar versichert, "alles" zu tun, um den Euro zu
retten. Außerhalb Berlins fragt man sich
allerdings, was dieses "alles" denn sein soll.
Euro-Bonds oder andere Formen von
Schuldenvergemeinschaftung fielen jedenfalls
nicht darunter, stellte der stellvertretende
deutsche Regierungssprecher klar. Aber was dann?
Vor
allem ein Plan kursiert derzeit in Europa: Die
Europäische Zentralbank (EZB) soll zusammen mit
dem Rettungsschirm EFSF aktiv werden und
Staatsanleihen von Krisenländern, zum Beispiel
Spanien, kaufen. Diese Spekulationen gibt es,
seit EZB-Präsident Mario Draghi vergangene Woche
ankündigte, "alles Notwendige zum Erhalt des
Euro zu tun".
"Wir handeln zusammen mit der
EZB"
In
Berlin werden Draghis Worte so interpretiert,
dass auch die Politik mehr tun müsse zur
Krisenbekämpfung, bevor die EZB einspringen
könnte. Die Zentralbank wolle nicht alleine den
Ausputzer geben und die Politik aus der
Verantwortung entlassen. Auch Juncker betonte
nun: "Wir handeln zusammen mit der Europäischen
Zentralbank, ohne deren Unabhängigkeit
anzutasten."
"Das
Duo Draghi–Juncker macht großen Druck", sagt
dazu ein maßgeblicher Unionspolitiker. In Berlin
will man aber vorerst nicht nachgeben. Man werde
zunächst abwarten, ob die festgelegten
Hilfsmaßnahmen für Spanien nicht doch noch
wirken.
Schäuble
hatte bereits daran erinnert, dass im Rahmen des
beschlossenen Programms 30 Milliarden Euro als
Soforthilfe im Rettungsschirm bereitstehen. Die
können nach bisheriger Planung aber nur zur
Rekapitalisierung der spanischen Banken
eingesetzt werden. Sollen die Mittel umgewidmet
werden, müsste der Bundestag gefragt werden.
Falls
mit dem Geld Anleihen direkt vom spanischen
Staat gekauft werden sollen, müsste das ganze
Plenum zustimmen. "Viel Spaß", heißt es dazu aus
der Koalition mit Verweis auf die zunehmend
rettungsmüden Abgeordneten.
Zentralbank und Regierungen
zeigen aufeinander
Blieben
noch Käufe von bereits begebenen Anleihen auf
dem Markt: Diese muss nur das geheime
Neuner-Gremium absegnen, in dem
Haushaltspolitiker sitzen. Ein solcher Beschluss
wäre für Merkel und Schäuble einfacher zu
erhalten. In Notenbankkreisen fürchtet man
allerdings, dass die Politik vorerst gar nicht
handeln will und darauf vertraut, dass es die
EZB richten wird.
Zentralbank
und Regierungen zeigen also gegenseitig
aufeinander: Wer rettet zuerst? Nach Meinung
einiger Skeptiker am besten keiner von beiden.
CSU-General
Dobrindt warnte, dass neue Hilfsaktionen den
Reformdruck von den Krisenländern nähmen. Der
Chef der CSU-Mittelstandsunion, Hans Michelbach,
kritisierte den EZB-Chef direkt: "Er hat kein
Mandat für Anleihekäufe. Wenn das so weitergeht,
wäre der Herr Draghi natürlich eine
Fehlbesetzung."
Der
hessische Europaminister Jörg-Uwe Hahn (FDP)
forderte die Bundesregierung gegenüber "Welt Online"
sogar auf, eine Klage gegen die EZB vor dem
Europäischen Gerichtshof (EuGH) zu prüfen.
Denn
die EZB solle sich vorrangig ihrem Mandat der
Preisstabilität widmen, sagte das
FDP-Präsidiumsmitglied. Darüber schüttelten
wiederum andere Liberale den Kopf. Eine Klage
gegen die EZB sei absurd, hieß es in
Fraktionskreisen. Auch das
Bundesfinanzministerium sieht keinen Grund zur
Klage, da Sekundärmarktkäufe von Anleihen gemäß
EU-Vertrag "nicht unzulässig" seien.>
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31.7.2012: Rettung des Euro: Die EZB
soll unbeschränkt Kredit geben
aus: Euro-Schutzschirm ohne Limit;
ESM soll maximal feuern können; 30.7.2012;
http://www.n-tv.de/wirtschaft/ESM-soll-maximal-feuern-koennen-article6850386.html
<Der Euro soll mit allen
möglichen Mitteln gerettet werden: Diesen
Eindruck hinterließ bereits EZB-Chef Draghi mit
seinen jüngsten Äußerungen. Einem Medienbericht
zufolge erwägen Staaten wie Frankreich und
Italien, dem künftige Schutzschirm ESM
unbegrenzt Kredit bei der EZB einzuräumen. Mit
diesem Plan könnte die Berliner Koalition
gefährdet werden.
In der Eurozone gibt es angeblich Bestrebungen,
den künftigen Schutzschirm ESM mit einer
praktisch unbegrenzten Feuerkraft auszustatten.
Nach Angaben der "Süddeutschen Zeitung" soll es
dem ESM erlaubt werden, ohne jedes Limit Kredite
bei der EZB aufzunehmen.
Nach Angaben des Blattes zählen wichtige
Euro-Staaten wie Frankreich und Italien sowie
führende Mitglieder des EZB-Rats zu den
Befürwortern. Die Bundesregierung und die
Bundesbank lehnen die Idee dagegen bisher ab,
weil sie die Inflation anheizen, die
Unabhängigkeit der EZB gefährden und gegen die
EU-Verträge verstoßen könnte. Die Verträge
verbieten es der Notenbank, Staaten zu
finanzieren.
Laut SZ soll nach dem jetzt diskutierten Modell
der ESM Länder wie Spanien und Italien in
Zukunft unterstützen, indem er in großem Stil
Anleihen dieser Staaten kauft. Durch die
künstlich geschaffene Nachfrage, so die Theorie,
sinkt das Zinsniveau, das die Regierungen den
Investoren anbieten müssen. Trotz seines
Ausleihvolumens von bis zu 700 Milliarden Euro
könnte der Fonds aber eines Tages leer sein. Um
das zu verhindern, dürfe der ESM die gekauften
Anleihen bei
der EZB als Sicherheiten hinterlegen. Im
Gegenzug erhielte er frisches Geld, das er
erneut zur Unterstützung wankender Euro-Staaten
einsetzen könnte.
Merkel in der Zwickmühle
Damit wäre die permanente öffentliche
Diskussion darüber, ob der Schutzschirm mit
genügend Geld ausgestattet ist oder aber
erweitert werden muss, obsolet. Die Befürworter
der Idee hoffen sogar, dass sich allein durch
die Vergabe einer solchen "Banklizenz" an den
ESM die Lage auf den Finanzmärkten beruhigen
würde. "Die Idee gibt es zwar schon länger, aber
wir haben niemals konkret darüber geredet",
sagte ein hochrangiger EU-Diplomat der SZ.
Angesichts der Erfahrungen der vergangenen zwei
Jahre, in denen ständig aufs Neue an der
Ausstattung der Fonds gezweifelt worden sei,
hätten Experten und Politiker jetzt aber
beschlossen zu prüfen, ob und unter welchen
Bedingungen "der Fonds einen direkten Zugriff
auf die Europäische Zentralbank erhalten
sollte".
Damit kommen auf Bundeskanzlerin Angela Merkel
erneut schwierige Zeiten zu, denn eine
Banklizenz für den ESM wird von CSU
und FDP,
aber auch von weiten Teilen von Merkels CDU,
ebenso abgelehnt wie die Ausgabe gemeinsamer
Staatsanleihen, sogenannter Eurobonds. Sollte
sich die Regierungschefin über die Bedenken
hinwegsetzen, würde die schwarz-gelbe Koalition
wohl zerbrechen. Andererseits weiß man im
Kanzleramt, dass der Druck der Euro-Partner auf
Deutschland, die Krise mit Hilfe einer
"umfassenden Lösung" endlich in den Griff zu
bekommen, im Herbst nochmals drastisch steigen
wird.
Quelle: n-tv.de, wne>
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31.7.2012: Griechische Steuertricks:
"Arme" Griechen mit "0 Einkommen" haben
Millionen Euro im Ausland geparkt und dort
gewaschen
aus: n-tv online: "Arme" Griechen
überweisen Millionen: Die Tricks der
Steuersünder; 30.7.2012;
http://www.n-tv.de/wirtschaft/Die-Tricks-der-Steuersuender-article6849006.html
<Mit immer neuen
Sparprogrammen will sich Griechenland fit für
neue Milliardenhilfen machen. Der Unmut der
Bürger ob der immer härteren Einschnitte wächst.
Unter ihnen sind aber auch einige, die ihre
Schäfchen bereits im Trockenen haben. Ein neuer
Steuersünder-Bericht fördert Unglaubliches ans
Licht.
Während Griechenland im September bereits das
Geld ausgehen könnte und deshalb ein neues
Sparpaket geplant ist, sorgt ein
Steuersünder-Bericht für Wirbel. Angeblich arme
Griechen haben danach Riesensummen auf
ausländischen Konten in Sicherheit gebracht. Der
krasseste Fall ist laut Athener Zeitung "Ta Nea"
ein Mann, der beim Finanzamt null Einkommen
angegeben hatte, aber gut 25 Mio. Euro ins
Ausland überwies. Das Blatt veröffentlichte eine
Kopie der Liste der vermeintlichen Sünder, die
bei der griechischen Zentralbank (Bank of
Greece) vorliegt. Aus Kreisen des
Finanzministeriums wurde der Bericht bestätigt.
Demnach haben 731 Griechen allein 2010 knapp 1
Mrd. Euro ins Ausland überwiesen, unter anderem
nach Großbritannien, in die Schweiz und nach
Zypern. 403 von ihnen sollen ihrer
Steuererklärung zufolge arm sein. Die Liste
enthält weitere extreme Fälle. Darunter ist ein
Mann, der 2010 ein Einkommen von 25.099 Euro
gemeldet hatte und 25,9 Mio. Euro ins Ausland
überwies.
Wie Steuerfahnder der Nachrichtenagentur dpa
sagten, ist die Verfolgung der
Steuerhinterziehung in Zusammenhang mit diesen
Fällen schwierig. Viele Bürger kennen "Tricks
und Wege", das überwiesene Geld als Zahlungen
ins Ausland wegen Kaufs von Waren zu
deklarieren.
Neues Sparprogramm, weitere Milliarden
Der Bericht über die Steuersünder kommt zu
einer Unzeit. Die Regierung versucht, ein
weiteres Sparprogramm auf die Beine zu stellen.
Allein in den kommenden zwei Jahren sollen damit
11,5 Mrd. Euro gespart werden. Von diesem
Sparprogramm und weiteren Reformen hängt ab, wie
der Bericht der sogenannten Troika der
internationalen Geldgeber ausfällt. Die Experten
der EU, des Internationalen Währungsfonds (IWF)
und der Europäischen Zentralbank (EZB) wollen
nach eigenen Angaben im September ihre
Einschätzung zur Lage in Griechenland vorlegen.
Von ihrer Bewertung hängen weitere Geldspritzen
für das pleitebedrohte Land ab.
Seit Tagen sickern immer wieder Eckpunkte des
geplanten neuen Sparpaketes an die Presse durch.
Unter anderem soll demnach das Rentenalter von
65 auf 67 Jahre stufenweise angehoben werden.
Die Sozialisten sollen aber nur für eine
Erhöhung auf 66 Jahre sein. Auch weitere
umfangreichere Rentenkürzungen sind vorgesehen.
Außerdem sollen Löhne der Angestellten
staatlicher Unternehmen, wie der
Elektrizitätsgesellschaft, an die Beamtenlöhne
angeglichen werden. Für viele würde dies nach
Berechnungen der griechischen Presse einen
Lohnverlust von 30 bis 50 Prozent bedeuten.
Renten
sollen bei 2200 Euro gedeckelt werden. Die
kleine Rente, die Bauern erhalten, soll von 360
Euro auf 330 Euro gekürzt werden, weil die
Landwirtschaftsversicherungskasse (OGA) schwer
defizitär ist. Auch andere Renten sollen, soweit
sie 1000 Euro übersteigen, um fünf bis 15
Prozent gekürzt werden. Diese beiden
Sparmaßnahmen sind bislang der größte
Streitpunkt und sollten am Montagabend
ausführlich besprochen werden.
Quelle: n-tv.de, bad/dpa>
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30.7.2012: <Schuldenkrise:
US-Investoren ziehen Milliarden aus
Euro-Raum ab>
aus: Welt online; 30.7.2012;
http://www.welt.de/finanzen/article108418690/US-Investoren-ziehen-Milliarden-aus-Euro-Raum-ab.html
<Aus Angst vor einer
Eskalation der Schulden-Krise in Europa stoßen
Investoren ihre Investments auf Euro-Basis ab.
Der Euro-Raum verliert zunehmend an
Attraktivität.
Erstmals
seit dem Lehman-Schock vor rund vier Jahren
wechseln US-Investoren mit ihren Investments
wieder verstärkt auf die Dollar-Seite. Noch vor
vier Monaten hat JKMilne Asset Management
mindestens die Hälfte des Anlagevolumens ihres
weltweiten Fonds außerhalb der USA investiert.
Diese
Zeiten sind nun vorbei. Angesichts der Euro-Raum-Schuldenkrise
hat der Vermögensverwalter aus Fort Meyers
in Florida nun sämtliches Kapital in Dollar
investiert.
"Das
ist eine einträgliche Strategie", sagt der
Vorstandschef John Milne: "Denn angesichts der
Probleme in der Euro-Zone kann es zu
Ansteckungseffekten kommen." Tatsächlich sehen
das viele andere Investoren ähnlich. Zwischen
Dezember und Mai haben US-Anleger 48,9
Milliarden Dollar repatriiert.
Es ist
der erste Sechs-Monats-Zeitraum seit dem
Zusammenbruch der Investmentbank Lehman Brothers
im Jahr 2008, dass sie Gelder nach Hause
gebracht haben. Die Kapitalflüsse sind mit die
höchsten seit 1999, als Investoren nach dem
Kollaps des Hedgefonds Long-Term Capital nur
noch auf die sichersten Vermögenswerte setzten,
was den US-Dollar anschob.
Zuflüsse in Dollar-Raum
verdoppeln sich
Der
Dollar-Index von IntercontinentalExchange ist in
diesem Jahr um 3,1 Prozent gestiegen, nachdem
Investoren Kapital in Fonds umschichteten, die
sich auf US-Bonds konzentrieren. Die Zuflüsse
haben sich in den ersten sechs Monaten mehr als
verdoppelt auf 157 Milliarden Dollar, verglichen
mit 65 Milliarden Dollar im entsprechenden
Vorjahreszeitraum.
Die
Kapitalflüsse sind auch ein Faktor, warum
weltweite Finanzinstitute von der Schweizer UBS bis zur japanischen
Bank of Tokyo-Mitsubishi mit einem
stärkeren Dollar bis Jahresende rechnen, da die
Euro-Raum-Schuldenkrise sich verschärft und
Investoren in die weltweite Reservewährung
drängen.
Mit
62,2 Prozent ist der Dollar-Anteil an den
weltweiten Devisenreserven mehr als doppelt so
hoch wie beim Euro, der zweitstärkste
Reservewährung. Das geht aus Daten des
Internationalen Währungsfonds hervor. Der Anteil
der weltweiten Dollar-Reserven ist der höchste
seit dem dritten Quartal 2010. Noch Mitte 2011
war er auf ein Rekordtief von 60,5 Prozent
gefallen. Gleichzeitig ist der Anteil des Euro
so niedrig wie seit dem dritten Quartal 2006
nicht mehr.
Der
Dollar-Index, der die Entwicklung des Greenback
gegenüber Euro, Yen, Pfund, kanadischem Dollar,
schwedischer Krone und Schweizer Franken
abbildet, erreichte vergangene Woche ein
Zwei-Jahres-Hoch bei 84,10, nachdem die
spanischen Bond-Renditen auf einen Rekordwert
geklettert waren.
US-Fondsmanager sorgen sich
um die Konjunktur
Die
Euro-Raum-Schuldenkrise hat die zehn größten
US-Geldmarktfonds bewogen, das Engagement in
Anleihen von Euro-Raum-Banken im Juni auf einen
Tiefstand von acht Prozent zu reduzieren,
verglichen mit 31 Prozent im Mai 2011.
"Fondsmanager
in den USA sind derzeit wieder eindeutig stärker
besorgt mit Blick auf die weltweiten
Konjunkturaussichten. Aus dem Grunde haben sie
ihre Investments im Ausland zurückgefahren",
erläutert Mansoor Mohi-uddin, geschäftsführender
Direktor Devisenstrategie bei der UBS in Singapur. Ein
Großteil des Kapitalzustroms in die USA fließt
in Staatanleihen.
In der vergangenen Woche sind die Renditen von
fünf-, sieben-, zehn- und 30-jährigen
US-Staatspapieren auf Rekordstände gesunken.
"Natürlich sind die Treasuries nicht billig,
aber sie sind eine Absicherung gegen schlechte
Dinge", sagt Milne.
Die
durch die Euro-Raum-Schuldenkrise ausgelöste
Dollar-Rallye erinnert Anleger an die Zeit nach
dem Zusammenbruch von Lehman und dem Kollaps von
LTCM. Zwischen Anfang 1997 und Mitte 1999 hat
der Dollar Index mehr als 18 Prozent zugelegt
und zwischen dem Tief von 2008 und dem Hoch von
2009 27 Prozent angezogen.
"Mit
der Verschlechterung der Lage in Europa
schwächen sich die Volkswirtschaften weltweit
ab", sagt Bob Gelfond, Vorstandsvorsitzender des
Hedgefonds MQS Management in New York. "Die
Anleger werden weiter nach Sicherheit streben
und insbesondere US-Bonds gelten als sichere
Papiere. Das heißt auch, sie kaufen Dollar."
Bloomberg/woz>
Kommentar
Bei der Gemeinschaftswährung wrden die Feste und
dann der Kater gemeinsam gefeiert.
Michael Palomino, 30.7.2012
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30.7.2012: Steuerbetrug und
Ineffizienz bei Steuergeldern haben eine
lange Tradition in Griechenland -
Währungsunion gab es schon einmal
aus: Welt online: Lateinische Münzunion: Schon
1908 tricksten die Griechen beim Geld;
30.7.2012;
http://www.welt.de/finanzen/article108413049/Schon-1908-tricksten-die-Griechen-beim-Geld.html
<Hemmungsloser Umgang
mit Steuergeld und ein notorisch ineffizientes
Steuersystem haben in Griechenland lange
Tradition. Schon einmal flog das Land aus
einer europäischen Währungsunion.
Von Konrad Putzier
Hätten
sich die Regierungschefs der Euro-Zone am 1.
Januar 2001 nur an die Worte des amerikanischen
Finanzexperten Henry Parker Willis erinnert! "In
keinem Fall ist Griechenland ein wünschenswertes
Mitglied der Währungsunion", hatte er
geschrieben. "Das Land ist in einem
bemitleidenswerten Zustand: Wirtschaftlich
unseriös, von politischen Streitereien gelähmt
und finanziell verrottet."
An
jenem Tag wurde Griechenland in die europäische
Gemeinschaftswährung aufgenommen, der weitere
Verlauf der Geschichte ist bekannt. Es ist
allerdings nicht verwunderlich, dass die
EU-Politiker Willis' Warnung keine Beachtung
schenkten. Schließlich war sie damals ziemlich
genau 100 Jahre alt. Sie bezog sich auch nicht
auf Griechenlands Mitgliedschaft in der
Euro-Zone, sondern in der Lateinischen
Münzunion.
Lateinische Münzunion war
historischer Euro-Vorläufer
Die
meisten Menschen halten den Euro für ein
gewagtes Experiment ohne Präzedenzfall. Dabei
gab es schon einmal so etwas wie eine
europäische Gemeinschaftswährung. Zwischen den
Jahren 1865 und 1927 waren zehn europäische
Staaten in der sogenannten Lateinischen
Münzunion vereint.
Das
Bündnis war zwar vergleichsweise lose, und doch
hat die Euro-Zone viele Charakteristika und
Probleme mit ihrem Vorgänger gemeinsam. Die
Lateinische Union wurde mit ähnlich großen
Erwartungen gegründet und auch sie hatte mit
Konstruktionsfehlern und exzessiver
Staatsverschuldung zu kämpfen. Schuldenstaaten
waren damals wie heute: Griechenland und
Italien.
Am 20.
November 1865 trafen sich Vertreter Frankreichs,
Belgiens, Italiens und der Schweiz zu einer
Konferenz im französischen Außenministerium am
Quai d'Orsay in Paris. Sie tagten mehr als einen
Monat lang. Der Ort des Treffens war passend
gewählt: Inneneinrichter aus Deutschland,
Österreich und Frankreich hatten
Marmorskulpturen, Kronleuchter und Teppiche
geliefert – und einen kontinentaleuropäischen
Palast geschaffen.
Das
Gebäude war imposant, der Stolz des
französischen Königs Napoleon III. Doch den
Delegierten gelang an jenem Ort etwas viel
Beeindruckenderes: Am 23. Dezember 1865
verkündeten sie die erste europäische
Währungsunion. Die Münzen der vier Staaten
behielten zwar ihre alten Namen, hatten von nun
an aber einen fixen Wechselkurs von eins zu eins
zueinander, und die Zentralbanken mussten die
Münzen der anderen Mitgliedsländer als
Zahlungsmittel akzeptieren.
Münzunion sollte den Handel
einfacher machen
Davon
versprach man sich vor allem wirtschaftliche
Vorteile. Die Union würde nicht nur den
internationalen Handel einfacher und
Währungsspekulation schwieriger machen, sondern
den Mitgliedsländern auch geldpolitische
Glaubwürdigkeit und den damit verbundenen Zugang
zu globalen Finanzmärkten gewähren.
Die
Presse war vom Ergebnis der Konferenz
begeistert. "Von Antwerpen bis Brindisi" konnten
Reisende nun "mit derselben Münze bezahlen, ohne
das Risiko und die Unannehmlichkeit des
Geldwechselns", schrieb die "Edinburgh Review".
Die britische Tageszeitung "The Times" hielt die
Union für "einen sehr wichtigen Fortschritt in
der Entwicklung der europäischen Zivilisation"
und der "Economist" sah von nun an "keinen
Grund, warum jedes Land eine separate Währung
haben sollte".
Träume vom geeinten Europa
Doch
für Felix Esquirou de Parieu, den
Vizepräsidenten des französischen Staatsrates
und Gastgeber der Konferenz, ging es bei der
Union um viel mehr als nur wirtschaftliche
Vorteile. Der Mann mit der grauen Mähne und dem
entschlossenen Blick sah die Währungsunion nur
als ersten Schritt zu einer "Europäischen Union"
mit einer Gemeinschaftswährung namens "Europe".
Er
träumte von einem föderalen Staat unter der
Leitung einer "Europäischen Kommission", die von
einem Europäischen Parlament gewählt werden
solle. Wenn sich die Staaten Europas zu einer
Währungsunion zusammenschließen konnten, war
eine politische Union plötzlich gar nicht mehr
so utopisch.
Deutschland blieb außen vor
Im
Dezember 1865 schien völlig außer Frage, dass
der Lateinischen Münzunion die Zukunft gehörte.
In den folgenden Jahren traten Griechenland,
Spanien, Rumänien, Bulgarien, Serbien und
Österreich-Ungarn der Union bei. Großbritannien
und Deutschland blieben lieber außen vor, und
zwar mit gutem Grund. Denn schon bald wurde
deutlich, wie fehlerhaft die Union konstruiert
war.
Die
Mitgliedstaaten hatten sich zwar über ihre
Währungen miteinander verbunden, wollten
gleichzeitig aber so wenig nationale
Souveränität wie möglich abgeben. Jedes Land
behielt daher seine eigene Zentralbank und
konnte weiterhin selbst entscheiden, wie viel
Geld es in Umlauf brachte.
Gold- und Silbergehalt der
Münzen war festgelegt
Die
Gründer der Union sahen dies nicht als Problem,
denn der Wert der Münzen innerhalb der Union
basierte auf ihrem Gold- bzw. Silbergehalt, das
festgelegt war. Ein Land konnte nur so viele
Münzen pressen, wie es die Edelmetallvorräte
erlaubten.
Doch
die Gründer hatten eine damals noch recht neue
Innovation vergessen: Papiergeld. Banknoten
wurden damals nicht als richtiges Geld
angesehen, daher waren sie vom fixen Wechselkurs
ausgenommen. Da die Zentralbanken der
Mitgliedsländer unabhängig waren, konnten sie so
viele Scheine drucken, wie sie wollten. Dies
wurde schnell zu einem ernsten Problem.
Papiergeld schaffte dann ein
neues Problem
Seit
seiner Staatsgründung im Jahr 1863 hatte Italien
mit chronischer Staatsverschuldung zu kämpfen.
Um den Bankrott zu vermeiden, druckte die
italienische Zentralbank große Mengen an
Papiergeld. Die Flut von Banknoten führte zu
Inflation, was die italienischen Gold- und
Silbermünzen in die anderen Mitgliedsländer der
Währungsunion fließen ließ.
Der
Wechselkurs war schließlich auf eins zu eins
festgesetzt, und aufgrund der niedrigeren
Inflation in Frankreich oder Belgien waren die
italienischen Münzen dort mehr wert als zu
Hause. Der massive Zufluss an italienischen
Münzen führte jedoch bald auch in Frankreich und
Belgien zu Inflation. Hohe Staatsverschuldung in
Italien sorgte so für die wirtschaftliche
Destabilisierung der gesamten Union.
Griechenlands Steuersystem
war notorisch ineffizient
Das
Problem verschärfte sich, als weitere Staaten
Italiens Beispiel folgten, allen voran
Griechenland. Das arme Bauernland kämpfte in der
zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts nahezu
permanent gegen den Staatsbankrott. Das
griechische Steuersystem war notorisch
ineffizient. Gleichzeitig überboten sich die
Parteien der jungen Demokratie regelmäßig mit
teuren Wahlgeschenken.
Der
Bau von Kanälen und Eisenbahnstrecken wurde
beschlossen, den sich die Griechen genauso wenig
leisten konnten wie die Rolle als Gastgeber der
ersten Olympischen Spiele im Jahr 1896.
1893 war Griechenland
insolvent
Im
Jahr 1893 trat der griechische Premier Charilaos
Trikoupis mit ernstem Gesicht vor das Parlament
und verkündete: "Bedauerlicherweise sind wir
bankrott." Trikoupis, der dem griechischen
Pleitepremier von 2011, Giorgios Papandreou, mit
Glatze und seinem Schnurrbart erstaunlich
ähnlich sieht, begann zähe Verhandlungen mit
ausländischen Gläubigern.
Im
Gegenzug für einen Schuldenschnitt musste Athen
ausländischen Experten erlauben, den Fortschritt
wirtschaftlicher und fiskalischer Reformen zu
überwachen. Doch das Land blieb verschuldet,
druckte große Mengen an Papiergeld – und
destabilisierte die gesamte Lateinische
Münzunion. Erst nach dem Rauswurf aus der Union
im Jahr 1908 löste das Land sein
Schuldenproblem, zwei Jahre danach konnte es
wieder aufgenommen werden.
Münzunion war gespalten
Die
Union war in zwei Lager gespalten: Auf der einen
Seite die wirtschaftlich starken und fiskalisch
disziplinierten Staaten des Nordens, allen voran
Frankreich und Belgien, auf der anderen die
Schuldenstaaten des Südens. Genau wie die
Euro-Zone krankte die Münzunion daran, dass die
Mitgliedstaaten zwar von einer gemeinsamen
Währung profitieren, gleichzeitig aber auf
möglichst wenig nationale Souveränität
verzichten wollten.
Sie
behielten ihre Autonomie, und so konnte die
rücksichtslose Haushaltspolitik einiger Staaten
die gesamte Union in die Krise stürzen. Bald
forderten immer mehr Menschen in Paris und
Brüssel die Auflösung der Münzunion. Belgien
trat 1885 sogar kurzzeitig aus. Dass die Union
bestehen blieb, lag vor allem an den hohen
Kosten eines Auseinanderbrechens.
Münzunion hielt viel zu lange
Ein
Großteil der italienischen und griechischen
Münzen war nun in französischem und belgischem
Besitz gelandet. Im Falle eines
Auseinanderbrechens der Union würden sie rapide
an Wert verlieren und zu hohen Abschreibungen im
Norden führen. Ein Fortbestand war teuer,
schließlich finanzierten Belgien und Frankreich
de facto die Staatsdefizite von Italien und
Griechenland mit.
Doch
ein Auseinanderbrechen wäre noch viel teurer
geworden, hätte zudem zu Staatsbankrotten im
Süden und möglicherweise zu einer verschärften
Finanzkrise geführt. "Die Union wurde
fortgeführt", schrieb der US-Ökonom James
Laurence Laughlin 1898, "weil es tatsächlich
unmöglich war, dass sie zu existieren aufhört".
Obwohl
die Union nie funktionierte, vegetierte sie mehr
als sechzig Jahre lang vor sich hin. Sie
überstand die große Depression der 1870er-Jahre
und die Baring-Krise von 1890. Erst die
Katastrophe des Ersten Weltkriegs und der
nachfolgende wirtschaftliche Kollaps führten mit
ein paar Jahren Verspätung zum Ende im Jahr
1927. Eine nicht funktionierende Währungsunion
kann erstaunlich langlebig sein.>
Kommentar
Fantastisch. Alle können wurschteln und die
Währung bleibt trotzdem bestehen. Europa wird
zum zweiten China werden.
Michael Palomino, 30.7.2012
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Ohne Bremsen in den Tod - ohne Bremsen in die
Pleite: Griechenland - gefährlich Land:
30.7.2012: Viele Roller ohne Bremsen
in Pleite-Griechenland - 50% fallen durch
aus: Marco Polo: Reisestudie: ADAC testet
Mietroller in europäischen Urlaubsländern;
30.7.2012;
http://www.marcopolo.de/reise-news/reisestudie-adac-testet-mietroller-in-europaeischen-urlaubslaendern
<ADAC-Test: Jeder fünfte Mietroller fiel
durch
Undichte Bremsleitungen, defekte Bremshebel
und undurchschaubare Versicherungsbedingungen:
Wer sich im Urlaub einen Motorroller mietet,
begibt sich nach einer aktuellen Studie des
ADAC nicht selten in Lebensgefahr – und das
vor allem in Griechenland.
In
einer aktuellen Untersuchung testete der ADAC 62
Vermieter von Motorrollern in Frankreich,
Spanien, Italien, Griechenland und im
griechischen Teil Zyperns. Dabei haben die
Verkehrsexperten sowohl die technische
Sicherheit als auch die Leihbedingungen des
jeweils günstigsten Angebots der praktischen
Zweiräder unter die Lupe genommen. Das Ergebnis
dürfte bei Urlaubern jedoch wenig Gefallen
finden: Jeder fünfte getestete Vermieter
bringt seine Kunden entweder in Lebensgefahr
oder mit undurchschaubarer Bürokratie zur
Verzweiflung.
Während Frankreich mit positivem Beispiel
vorangeht, fiel jeder zweite Vermieter von
Rollern in Griechenland durch den Test.
Lebensgefährliche Mängel
Der Testverlierer "Joe Club Rent a Bike" auf der
griechischen Insel Mykonos war kein Einzelfall:
Für 18 Euro am Tag mieteten die Tester des ADAC
einen Suzuki Address R 50 Roller, der bereits
deutliche Verschleißerscheinungen zeigte.
Lebensgefährlich waren jedoch eine undichte
Bremsleitung, eine ölverschmierte
Vorderradbremse und das lockere
Lenkkopflager. Überhaupt erhielt jede
zweite Rollervermietung in Griechenland das
Testurteil "mangelhaft" oder "sehr mangelhaft".
Italien mit perfektem Roller und zwei Helmen
inklusive
Anders dagegen der Testsieger "Sicily Moto Rent"
in Palermo, der Hauptstadt der Region Sizilien
in Italien. Der Anbieter überzeugte bei einem
neuwertigen Roller mit Vorschadenkontrolle,
Übergabeprotokoll und zweisprachigem
Mietvertrag. Der 125er-Roller lag außerdem mit
38 Euro pro Tag unter dem Testdurchschnitt von
47,75 Euro – zwei sichere Jethelme inklusive.
Teurer ist nicht sicherer - [Zypern mit
defekten Bremshebeln]
Dass teuer nicht gleich sicher bedeutet, mussten
die Verkehrsexperten auf der Insel Zypern
feststellen. Dort kostete bei "Chris Rent a Car"
ein 50er Motorroller mit defekten
Bremshebeln 50 Euro pro Tag.
Frankreich und Spanien fast ohne Mängel -
Italiens Rollervermietungen sehr teuer
Dafür können sich die Testergebnisse in
Frankreich und Spanien sehen lassen: Während in
Frankreich keiner der Vermieter durch den Test
fiel, gab es in Spanien unter 16 Anbietern nur
einmal das Urteil "mangelhaft". In Italien waren
die Roller zwar überwiegend ohne technische
Mängel, gehörten aber mit bis zu 78 Euro am Tag
zu den Teuersten im Test. Insgesamt stellte der
ADAC unter den 62 Kandidaten sechs mal das
Testurteil "sehr gut" aus, 25 mal die Note
"gut", 19 mal "ausreichend", neun mal
"mangelhaft" und drei mal "sehr mangelhaft". Der
ADAC rät daher, sich vor dem Anmieten eines
Roller gut zu informieren.
Von Martin Fuchs, MARCO POLO News-Redaktion >