Es kommt nun auch in Pleite-Italien und in
Pleite-Spanien immer mehr zu anarchischen und
gleichzeitig militaristischen Zuständen.
Michael Palomino, 1.6.2012
EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso am
G20-Gipfel am 18.6.2012 lobt die EURO-Zone: Das ist das
"Modell, auf das wir sehr stolz sein können".
Was ist denn schlimmer: Die Mafia mit im Boot in Brüssel
oder die unabhängige DM? Die Mafia ist doch auf die
Dauer schlimmer. Aber jedem seine Meinung.
Michael Palomino, 7.7.2012
Ein Staat muss mit seinen Strukturen überlebensfähig
sein. Der Euro mit der Mafia Südeuropas in der Struktur
ist NICHT überlebensfähig.
Michael Palomino, 17.8.2012
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2.8.2012: <Enttäuschung an den
Finanzmärkten: Draghi liefert nicht>
aus: n-tv online; 2.8.2012;
http://www.n-tv.de/wirtschaft/Draghi-liefert-nicht-article6876691.html
<Seit Tagen wird darüber
spekuliert, dass die EZB massiv Anleihen von taumelnden
Euro-Schuldenstaaten wie Spanien und Italien aufkaufen
könnte. Notenbank-Präsident Draghi selbst schürte diese
Erwartungen: "Die EZB wird im Rahmen ihres Mandats alles
Notwendige tun, um den Euro zu erhalten. Und glauben Sie
mir - es wird ausreichen." Die erhoffenten Details
bleibt er schuldig - und die Märkte reagieren.
Die Europäische Zentralbank (EZB) hat neue Maßnahmen im
Kampf gegen die Schuldenkrise angekündigt ohne jedoch
weitere Details zu nennen. "Der Euro ist unumkehrbar",
sagte EZB-Chef Mario Draghi nach der Zinssitzung des
Zentralbankrats. "Die hohen Risikoprämien für einige
Staatsanleihen sind nicht akzeptabel", betonte er. Die
Währungshüter wollen daher in den nächsten Wochen im
Schulterschluss mit den Regierungen ein Konzept
erarbeiten, wie die EZB gemeinsam mit den
Euro-Rettungsfonds EFSF und ESM die Lage entspannen
kann.
Schnelle Reaktionen
Die Märkte selbst reagieren mit Abschlägen auf die doch
sehr vagen Äußerungen Draghis. Der Dax gab seine Gewinne
vom Vormittag ab und drehte ins Minus. Aus zeitweise rund anderthalb
Prozent Plus wurden fast zwei Prozent Minus. In
Madrid fiel der Index Ibex-35 binnen weniger Minuten um
mehr als fünf Prozent. Auch der Euro rutschte zum Dollar
wieder ab.
Einem Börsianer zufolge enttäuschte Draghi vor allem
mit seinen Andeutungen zum Eingreifen der EZB zur
Euro-Schuldenkrise, die zeitlich nicht konkret genug
gewesen seien. "Nach der starken Erholungsrally seit
Mitte vergangener Woche wollte der Markt etwas anderes
hören, als dass in den kommenden Wochen die Modalitäten
festgelegt werden sollen", sagte er. Die Erwartungen
seien nach den Euro-stützenden Kommentaren sehr hoch
gewesen, und bislang habe Draghi nicht geliefert. Auch
der Euro sackte kurzzeitig stark ab, er fiel von 1,24
Dollar auf zeitweise 1,22 Dollar.
Seit Tagen war darüber spekuliert, dass die EZB massiv
Anleihen von taumelnden Euro-Schwergewichten wie Spanien
und Italien aufkaufen könnte, um die Zinslast dieser
Länder zu mindern. Draghi selbst hatte die
Erwartungen geschürt. Der Italiener hatte vor
einer Woche in London gesagt: "Die EZB wird im Rahmen
ihres Mandats alles Notwendige tun, um den Euro zu
erhalten. Und glauben Sie mir - es wird ausreichen."
Die EZB hatte
im Mai 2010 gegen deutschen Widerstand ein Kaufprogramm
für Staatsanleihen aufgelegt. Aktuell hat sie
Staatspapiere im Wert von 211,5 Milliarden Euro in der
Bilanz. Das Programm ruht seit Mitte März, könnte aber
theoretisch jederzeit wieder aktiviert werden.
Zinsen auf Rekordtief
Die Zinsen in der Eurozone ließt die EZB unangetastet
und damit weiter auf Rekordtief von 0,75 Prozent. Obwohl
die Schuldenkrise zuletzt eskaliert war, hatten die
wenigsten Volkswirte nach der historischen Zinssenkung
von Anfang Juli rasch mit einem erneuten Zinsschritt
gerechnet. Geld in Europa ist derzeit schon so günstig
wie nie seit der Euro-Einführung 1999 - zumindest für
Banken.
Am Mittwoch hatte bereits die Fed den Leitzins
bestätigt und in einer Spanne zwischen null und
0,25 Prozent belassen. Von weiteren geldpolitischen
Maßnahmen sieht sie derzeit ab. Auch die Bank of England
gönnte sich eine zins- und geldpolitische
Verschnaufpause.
Quelle: n-tv.de, bad/rts/DJ/dpa/AFP>
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2.8.2012: Der Stierkampf-Kult in Spanien
kostet 560 Millionen Euro pro Jahr
aus: Facebook: Occupy Spain; 2.8.2012;
http://www.facebook.com/pages/Occupy-Spain/258039744238521
Plakat gegen den Stierkampf-Kult mit der Tötung von
Stieren: Der Stierkampf-Kult in Spanien kostet 560
Millionen Euro pro Jahr
Die Regierungen von Spanien sind primitiv und leben bis
heute in der Steinzeit. Vielleicht wäre es sinnvoll, mit
der Töterei von Stieren aufzuhören, die Stierkämpfe
endlich abzuschaffen und das Geld für sinnvollere Sachen
auszugeben.
Michael Palomino, 2.8.2012
========
3.8.2012: <Analysten fürchten Schocks
von außen: Moody's stuft Slowenien
herab> von A2 auf Baa2
aus: n-tv online; 3.8.2012;
http://www.n-tv.de/wirtschaft/Moody-s-stuft-Slowenien-herab-article6879701.html
<Mit sicherem Griff legen die
Beobachter von Moody's den Finger in die nächste wunde
Stelle der Eurozone: Die Analysten sehen den
Bankensektor in Slowenien mit Sorge und zweifeln nun an
der Widerstandskraft des ganzes Landes.
Die Ratingagentur Moody's hat Slowenien
heruntergestuft. Die Bonitätswächter senkten das Rating
von bisher "A2" auf die Note "Baa2". Damit wird das
Euro-Land nur noch zwei Stufen über dem sogenannten
Ramschstatus eingestuft. Ab der Einstufung "Ba1" werden
Anleihen im Bewertungsschema von Moody's nicht mehr als
Investment empfohlen, sondern gelten als spekulative
Anlage.
Weitere Abstufungen sind möglich, da die Agentur den
Ausblick auf "Negativ" beließ. Die Moody's-Analysten
begründete die schlechtere Bewertung mit Sorgen über das
schwache Bankensystem des Landes sowie eine gestiegene
Anfälligkeit für externe Schocks.
Seit September haben alle großen Ratingagenturen die
Bonität des Euro-Landes mehrfach wegen schleppender
Reformen, dem steigenden Haushaltsdefizit und Risiken im
Bankensektor herabgestuft.
Moody's zufolge benötigt das Bankensystem des Landes
mehr frisches Geld, dies erhöhe die Risiken für den
slowenischen Staatshaushalt. Zudem stiegen die
Finanzierungskosten des Landes und dessen Zugang zum
Kapitalmarkt werde schwieriger. Schließlich bleibe die
slowenische Wirtschaft voraussichtlich schwach.
Leicht getrübte Erfolgsstory
Das kleine Land südlich der Alpen gehört seit 2007 zur Eurozone.
Wegen einiger Besonderheiten in der Wirtschaftsstruktur
wurde Slowenien von der Finanzkrise besonders hart
getroffen.
In einem Länderporträt des deutschen Auswärtigen Amtes
heißt es, Slowenien habe zum Herbst 2008 ein
langjähriges, kräftiges Wirtschaftswachstum verzeichnet.
"Dank hochwertiger Produkte konnte das Land den Wegfall
seiner traditionellen Märkte auf dem Gebiet des früheren
Jugoslawien verkraften und von der internationalen
Arbeitsteilung profitieren."
Die Finanz- und Wirtschaftskrise habe in dem
aufstrebenden Euro-Staat ab 2009 jedoch auch "einige
Strukturschwächen" und eine "hohe Abhängigkeit vom
Export" offen gelegt. Der Exporteinbruch sein ein
Hauptgrund dafür, dass die Wirtschaft im Jahr 2009 um
8,0 Prozent schrumpfte.
Die Wirtschaft des Landes ist eng mit der
Bankenlandschaft in Österreich
verbunden. Mittelfristig kämen daher wohl auch
Auswirkungen auf die Bonitätseinstufung der
Alpenrepublik nicht überraschend.
Die aktuelle
Herabstufung durch Moody's erschwert dem Land den Zugang
zu günstigen Krediten am Kapitalmarkt. Da Slowenien
fester Bestandteil der Währungsgemeinschaft ist, müssten
die Rating-Analysten eigentlich davon ausgehen, dass die
Eurozone dem Land selbst im Fall größerer
Schwierigkeiten - ähnlich wie zuvor Griechenland, Irland
und Portugal - tragbare Refinanzierungsmöglichkeiten
offenhält.
Quelle: n-tv.de, mmo/dpa/rts>
=========
3.8.2012: <EU: Rösler: «Geld
in Deutschland selber ist sicher»> - aber 96%
einer Umfrage äussern Sorge um ihr Geld
aus: n-tv online; 3.8.2012;
http://www.n-tv.de/ticker/Roesler-Geld-in-Deutschland-selber-ist-sicher-article6885336.html
<Berlin
(dpa) - Kein Grund zur Panik: Bundeswirtschaftsminister
Philipp Rösler sieht das Geld der Bundesbürger nicht in
Gefahr. Das Geld in Deutschland selber sei sicher, sagte
Rösler auf n-tv. Er reagierte damit auf das Ergebnis
einer - nicht repräsentativen - Zuschauerumfrage des
Senders, in der 96 Prozent Sorge um ihr Geld geäußert
hatten. Rösler verlangte, bei allen Schritten zur
Eurorettung die richtige Balance zu wahren, um eine
Inflation zu verhindern.
Quelle: n-tv.de, dpa>
========
3.8.2012: <Liquiditätsprobleme: Römer
Geldsegen für Sizilien> - Monti will mit
343 Millionen Euro die Pleite Siziliens abwenden
aus: 20 minuten online; 3.8.2012;
http://www.20min.ch/ausland/news/story/26868108
<Der italienische Premier Mario Monti hat Sizilien
eine Finanzspritze von 343 Millionen Euro versprochen.
Die strukturschwache Region muss im Gegenzug massiv
sparen - sonst droht die Pleite.
Die italienische Regierung Monti hat am Freitag
Sizilien eine Finanzspritze von 343 Millionen Euro
gewährt. Damit soll ein Manko im regionalen
Gesundheitssystem kompensiert und die Pleite der Insel
abgewendet werden.
Die Regionalregierung ist von akuten
Liquiditätsproblemen belastet. Sizilien stöhnt unter
einem Schuldenberg von insgesamt rund fünf Milliarden
Euro.
Regierungschef Mario Monti verlangt von der Region
Sizilien eine solide Haushaltspolitik und massive
Einsparungen. Diese müssten im Einklang stehen mit den
nationalen Vorhaben, in der öffentlichen Verwaltung zu
kürzen, so der Premier. Vereinbart wurde vor zwei Wochen
ein Plan für einen finanziellen und
verwaltungstechnischen Umbau auf der Insel.
Gouverneur zurückgetreten
Der skandalumwitterte Präsident der italienischen
Region Sizilien, Raffaele Lombardo, war am Dienstag
zurückgetreten. Der Gouverneur steht seit Monaten wegen
der finanziellen Schieflage der autonomen Region
Sizilien unter Beschuss.
Seit 2010
laufende Ermittlungen gegen Lombardo wegen mutmasslicher
Mafia-Kontakte hatten das Ansehen des Politikers
angekratzt. Der Rücktritt des 61-jährigen Lombardo ebnet
den Weg zu Regionalwahlen, die voraussichtlich am 28.
und 29. Oktober stattfinden werden.
(sda)>
========
3.8.2012: Pleite-Italien glänzt mit Streiks an
den Touristenstränden: <Sonne, Strand und Streik:
Touristen baden Italiens Probleme aus>
aus: 20 minuten online; 3.8.2012;
http://www.20min.ch/panorama/news/story/24712144
<30 000 Strände im ganzen Land sind am
Freitagmorgen bestreikt worden. Die Betreiber fordern,
dass die italienische Regierung sie besser
unterstützen soll. Sie drohen mit weiteren Streiks.
Ausgerechnet
in der Hauptferienzeit muss sich die Regierung Monti mit
einer Streikwelle auseinandersetzen. Die
30 000 Betreiber der Strandbäder sind am
Freitag in einen landesweiten Streik getreten.
Drei Stunden lang blieben die Strandbäder am
Freitagvormittag geschlossen, keine Bademeister waren
auf den Stränden zu sehen, keine Liegen und
Sonnenschirme wurden aufgestellt.
Die Betreiber der Strandbäder wollten damit gegen die
Regierung in Rom protestieren, die ihrer Ansicht nach zu
wenig Druck auf Brüssel für eine Revision der
sogenannten Bolkenstein-Richtlinien ausübe. Diese sieht
vor, dass ab 2016 alle Lizenzen für Strandbäder
versteigert werden müssen.
Strandbadbranche fühlt sich vernachlässigt
«Mit diesem Protest rufen wir die Regierung Monti zu
Massnahmen auf, welche die 600 000
Arbeitnehmer unserer Branche unterstützen sollen.
Strandbäder sind seit jeher ein Spitzenelement des
italienischen Tourismus und sollten aktiv unterstützt
werden», sagte ein Sprecher des Verbands der
Strandbäderbetreiber SIB. Wer in der Branche investiere,
habe das Recht auf längerfristigere Lizenzen.
«Das ist nur die erste einer Reihe von Protestaktionen
gegen eine Regierung, die unsere Interessen in Europa
nicht verteidigt. Dabei sind wir ohnehin schon durch die
schwere Krise im Tourismusbereich belastet», klagte der
Sprecher der Strandbäderbetreiber, Graziano Giannessi.
Tankstellenbetreiber sagen ihren Streik ab
Eine positive Nachricht für die Regierung Monti ist die
Absage eines am Freitag geplanten Streiks der
Tankstellenpächter. Diese hatten Protestaktionen gegen
die vom Kabinett beschlossenen
Liberalisierungsmassnahmen angekündigt.
Die Regierung entgegnete, dass der Streik am Freitag
nicht legal sei, da in der Hauptferienzeit in Italien
eine Schliessung der Tankstellen nicht erlaubt sei.
Daraufhin war der Arbeitsausstand abgesagt worden.
Hintergrund des Tankstellen-Protests sind Pläne der
italienischen Regierung, den Markt zu öffnen. Mehr
Konkurrenz führe zu niedrigeren Abgabepreisen, so die
Argumentation des Kabinetts.
(sda)>
========
3.8.2012: S&P stuft italienische Banken
herab - Rezession ist länger als angenommen
aus: n-tv online:
Kurz vor dem RamschstatusS&P
stuft italienische Banken herab; 3.8.2012;
http://www.n-tv.de/wirtschaft/S-P-stuft-italienische-Banken-herab-article6889596.html
<Schon im Juli
stuft die Ratingagentur Moody's die Kreditwürdigkeit von
13 italienischen Banken herab. Nun zieht Standard &
Poor's nach, 15 italienische Geldhäuser erhalten ein
schlechteres Rating. Grund ist die Rezession in Italien,
die"länger und tiefergreifend" sei als bislang
angenommen.
Die US-Ratingagentur Standard & Poor's hat die
Kreditwürdigkeit 15 italienischer
Banken herabgestuft. Die Banca Monte dei Paschi
di Siena fiel auf BBB-Minus, eine Stufe über dem
Ramschstatus. Noch tiefer, und zwar auf BB-plus von
BBB-minus, wurde die Banca Carige herabgestuft.
Begründet wurde der Schritt damit, dass Italien eine
"längere und tiefergreifende Rezession als angenommen"
durchlaufe. Dies erhöhe "die Verwundbarkeit" der Banken.
Die Bewertungen der größten italienischen Banken
Unicredit, Intesa Sanpaolo und Mediobanca ließ Standard
& Poor's unverändert.
Italien ächzt unter einer Schuldenlast von mehr als 1,9
Billionen Euro und gilt als eines der Sorgenkinder in
der Eurozone. Die Regierung beschloss deshalb bereits
harte Einschnitte. Ministerpräsident Mario Monti schloss
kürzlich nicht aus, dass sein Land eines Tages
Finanzhilfen aus dem Euro-Rettungsfonds benötigen
könnte.
Mitte Juli hatte die Ratingagentur Moody's die
Kreditwürdigkeit von 13 italienischen Banken, darunter
Unicredit und Intesa Sanpaolo, herabgestuft, nachdem sie
kurz zuvor den Staat abgewertet hatte.
Quelle: n-tv.de, AFP/rts>
========
3.8.2012: Populist und EZP-Chef Draghi motzt
gegen die stabile Bundesbank: Weidmann sei ein
"Abweichler"
aus: Welt online: Streit mit Bundesbank: EZB-Chef Draghi
stellt Weidmann als Abweichler bloß; 3.8.2012;
http://www.welt.de/wirtschaft/article108475019/EZB-Chef-Draghi-stellt-Weidmann-als-Abweichler-bloss.html
<Eigentlich sollen Beratungen im
EZB-Rat geheim bleiben. Doch das ist nun vorbei: Mario
Draghi lässt Bundesbankchef Weidmann wie einen
isolierten Betonkopf aussehen. Kompromisse sind kaum
noch möglich.
Von Anja Ettel und Sebastian Jost
Die Frage
kommt jedes Mal. Wann immer der Zentralbankrat der EZB
eine heikle Entscheidung getroffen hat, wird Mario
Draghi hinterher gefragt, welche Gegenstimmen es denn
gegeben habe. Und eigentlich hat der EZB-Präsident genug
Routine darin, dieser Frage auszuweichen – schließlich
sollen die Beratungen im höchsten europäischen
Notenbanker-Gremium vertraulich bleiben.
Doch das
scheint nun vorbei zu sein. Alle Ratsmitglieder stünden
hinter dem Vorhaben, einen Kauf von
Anleihen der Krisenstaaten ins Auge zu fassen,
sobald die Regierungen den ersten Schritt tun. Nur einer
habe Vorbehalte gehabt.
Und auf die
Frage, wer das denn gewesen sei, wird Draghi deutlich:
"Es ist klar und bekannt, dass Herr Weidmann und die
Bundesbank ihre Vorbehalte gegen ein Programm zum Kauf
von Staatsanleihen haben."
Damit hatte er
die Position eines
Kollegen öffentlich bloßgestellt. Ein Affront für
eine Zentralbank, die sonst keine genauen
Abstimmungsergebnisse bekannt gibt und peinlichst genau
darauf achtet, dass die Protokolle ihrer Sitzungen
geheim bleiben.
Es ist eine
neue Eskalationsstufe im Richtungsstreit unter den
Notenbankern, in dem die Fronten nun klarer sind denn
je: Jens Weidmann, der Bundesbank-Präsident, allein
gegen den Rest. Der Streit schwelt seit Monaten – doch
nie wurde er derart offen gespielt.
Die
öffentliche Konfrontation dürfte die Notenbank noch
Wochen und Monate begleiten. Und sie wird die ohnehin
schon kniffligen Entscheidungen in der Euro-Krise weiter
verkomplizieren.
Weidmann ist isoliert
Zwar gaben
sich die Beteiligten am Tag nach Draghis Auftritt betont
gelassen. In der Tat hat der EZB-Präsident kein
Geheimnis verraten: Die Bundesbank hatte schon im
Vorfeld der Sitzung kein Hehl daraus gemacht, dass sich
an ihrer kritischen Position zu Anleihenkäufen nichts
geändert habe – und damit seine Kollegen im Rat gehörig
verärgert.
Insofern war
es nur logisch, dass Weidmann Vorbehalte gegen das
Draghi-Konzept vorbringen würde. In Notenbankkreisen
heißt es sogar, es sei abgesprochen gewesen, dass der
EZB-Präsident die Weidmann-Position outen darf.
Doch die Art
und Weise, in der das geschah, stieß sogar
Ratsmitgliedern sauer auf, die inhaltlich auf Draghis
Seite standen. Mehrfach betonte der Italiener, dass es
nur einen einzigen Notenbanker mit Vorbehalten gegeben
habe, und als dann auch noch Vizepräsident Vítor
Constâncio unter Gelächter der Journalisten kokettierte,
er sei bestimmt nicht der Abweichler gewesen, stand
Weidmann endgültig als isolierter Betonkopf da, der sich
dem allgemeinen Konsens verweigert hatte.
"Das war
kommunikativ alles andere als gelungen", heißt es im
Umfeld des EZB-Rates. Draghi habe damit nicht nur den
Riss innerhalb des Gremiums unnötig stark betont. Er
habe Weidmann so auch in eine Ecke getrieben, in der ihm
praktisch jeder Weg hin zu einem Kompromiss verbaut sei.
Offene Konfrontation
Schließlich
waren zuvor schon andere Skeptiker auf die
Mehrheitslinie eingeschwenkt, nachdem sie einige
Zugestände durchgesetzt hatten. Dem Vernehmen nach hatte
Draghi zwar von Anfang an vorgeschlagen, nur dann
Staatsanleihen zu kaufen, wenn die entsprechenden
Staaten zuvor Hilfen vom Rettungsfonds ESM beantragt
hätten.
Im Laufe der
Beratungen kamen aber weitere Einschränkungen dazu. So
will die EZB nur Anleihen mit kurzen Laufzeiten kaufen,
was ihr einen späteren Ausstieg aus dem Programm
erleichtern soll. Im Rat gab es die Hoffnung, dass sich
auch Weidmann letztlich mit dieser Linie anfreunden
könnte oder zumindest nicht ausdrücklich dagegen
opponieren würde. "Diese Chance dürfte jetzt vergeben
sein, jetzt muss er aus Prinzip dagegen stimmen, um sein
Gesicht zu wahren", sagt ein Notenbanker.
Die offene
Konfrontation könnte die Verhältnisse der Notenbank auch
über die aktuelle Entscheidung hinaus belasten. Es sei
deutlich geworden, wie tief der Riss, der durch den Rat
geht, inzwischen sei, sagt Thorsten Polleit,
Zentralbankkenner beim Goldhändler Degussa. "Ich habe
die Äußerungen von Mario Draghi als sehr despektierlich
empfunden. Er hat sich rhetorischer Mittel bedient, um
die Position der Bundesbank öffentlich herabzuwürdigen."
Nordländer haben Nachsehen
Dabei kommt
die Tradition, die Meinungen der Ratsmitglieder nicht zu
veröffentlichen, nicht von ungefähr. So sollte
verhindert werden, dass die Notenbanker unter Druck
gesetzt werden, etwa von der Regierung ihres
Heimatlandes, falls diese eine andere Position vertritt.
Das sollte die Unabhängigkeit eines Zentralbankrats
stärken, in dem auch die Nationalitäten der
Geldpolitiker keine Rolle mehr spielen sollten.
"Der EZB-Rat
hat früher darauf beharrt, dass die einzelnen Mitglieder
keine nationalen Interessen verfolgen und im Konsens
entscheiden", erinnert Polleit. "Es zeigt sich: Das war
alles bloß Schönwetterpolitik, jetzt wird Realpolitik
gemacht."
Diese werde
bestimmt von den südlichen Euro-Ländern, für die die
Inflationierung von Schulden schon immer ein probates
Mittel gewesen sei, um Probleme zu lösen. "Das Nachsehen
haben die Länder mit hohen Ersparnissen und
Leistungsbilanzüberschüssen, wie Deutschland, die
Niederlande oder Finnland, die zur Ader gelassen
werden."
Die
öffentliche Debatte darüber dürfte diese Verhältnisse
weiter zementieren. Wird etwa ein spanischer oder
italienscher Notenbanker jemals wieder gegen eine für
sein Heimatland günstige Maßnahme der EZB stimmen, wenn
er fürchten muss, dass seine Haltung öffentlich wird?
Weidmann macht Position deutlich
Daran, dass
der Frontverlauf offenbar wurde, hatte allerdings auch
Weidmann großen Anteil. Schließlich hatte seine
Auffassungen in den vergangenen Wochen immer wieder per
Interview kundgetan und dabei auch frühere
Krisenmaßnahmen des Rates kritisiert.
Mit
Staatsanleihenkäufen tut er sich aus grundsätzlichen
Erwägungen schwer – er fürchtet etwa, dass die
Zentralbank in der Rolle des Helfershelfers der
Finanzpolitik gefangen sei, wenn sie sich erst einmal
auf eine konzertierte Aktion mit dem ESM einlasse. Dass
diese Linie nicht einmal mehr die Bundesregierung
mitträgt, ficht ihn nicht an – er lässt sich lieber
isolieren, als seine Überzeugungen über Bord zu werfen.
Ein
Kompromiss zum Aufkauf von Staatsanleihen wäre mit ihm
womöglich so oder so nicht zu machen gewesen, auch ohne
die Draghi-Äußerungen. Nun aber wird sich Draghi nicht
einmal mehr beschweren können, wenn Weidmann den
Beschluss der anderen öffentlich geißeln sollte.>
========
3.8.2012: <EU-Schuldenkrise: Die
Währungsunion ist ein Luftgebäude> - alle wollen
Geld von Deutschland
aus: Welt online; 3.8.2012;
http://www.welt.de/debatte/kommentare/article108472199/Die-Waehrungsunion-ist-ein-Luftgebaeude.html
<Einsicht fehlt, Existenzangst
generiert Wut: Statt in der Krise zusammenzufinden,
driften die Staaten Europas auseinander. Der
Nationalismus will das Geld der anderen, aber die
Souveränität behalten.
Von Herbert Kremp
Während der Finanzkrise im Jahre 2008
erklärten maßgebliche Politiker, nun sei die Stunde
gekommen, da die Staatlichkeit sich über "die Märkte"
erhebe und ihnen das Gesetz vorgebe. Das klang nach
anspruchsvoller Zeitenwende.
Die Planetary
Industrial and Money Players, wie man sagen kann, würden
von ihren Bürotürmen nicht mehr auf den Sandalenträger
Staat und seine sozialen Schutzbefohlenen heruntersehen,
sondern im Aufzug der Zeit auf Straßenniveau kommen zu
Rapport und Kontrolle. Eine neue Runde im Drama Europa
schien eingeläutet, denn, so die zweite Auskunft, die
Staatlichkeit könne heute nicht mehr die enge
Nationalstaatlichkeit von einstmals sein.
Füllige Nationalstaatlichkeit in
unterschiedlicher Färbung
In der zweiten
Krise, der Schuldenkrise der Staaten, hat sich die
Konfliktlage nur insofern geändert, als das
Bramabarsieren der Politiker peinvoller Betroffenheit
gewichen ist. Während die Staaten von den Märkten über
die Oxer immer höherer Zinsen gejagt werden, von der
Zeitenwende der Bändigung des Kapitals also keine Rede
sein kann, taucht als Krisenresultat eine füllige
Nationalstaatlichkeit in unterschiedlicher Färbung auf.
Es gibt in der
europäischen Währungsunion (aber auch darüber hinaus)
immer mehr Länder am Rande des Schuldenkollaps und immer
weniger Länder, die immer größere Rettungsschirme
aufspannen müssen, unter denen sich die Erkrankten
versammeln. Wie meist herrscht unter Gebern und Nehmern
Streit.
Die Einsicht in die Situation
versinkt mit
Die Südgruppe
der Währungsländer verdächtigt die Nordländer der
"Sturheit" bei der Befolgung von Regeln, die Gesetz- und
Verfassungsrang haben, mehr noch, des Egoismus und der
Erbarmungslosigkeit. Die kleinen Staaten Irland,
Portugal und Griechenland, denen als Erste mit
konditionierten Krediten über die Klüfte geholfen wurde,
nahmen die Sanierungsbefehle zunächst hin, die beiden
ersten zeigen Anzeichen der Heilung, während die
Hellenen im Sumpf ihrer Verwaltungsanarchie zu versinken
drohen.
Die Einsicht
in die Situation versinkt mit; Existenzangst generiert
Wut. Auf die, die etwas haben, auf die Herren der
EU-Menues, die Meister der Verträge: die Deutschen. Die
Sprache verschärft sich, weil diese einst flackernden
Nordlichter ihren gewohnten Devotismus verlieren, weil
die Hausfrau streng ist. Wenn die Fahnen eines Landes
verbrannt werden, hat es den Großmachtstatus erreicht.
Das innere Übel mit Krediten
bekämpfen
Spanier und
Italiener breiten ihren Nationalcharakter offen aus. Sie
erklären (fürs Erste definitiv), sie wollten die inneren
Übel in eigener Kompetenz bekämpfen, bräuchten deshalb
eigentlich nur Kredite, sei es in der Form von
Anleihenkäufen der Europäischen Zentralbank, sei es in
Cash – ohne entwürdigende Auflagen, vor allem aber ohne
die "schwarzen Männer" der Troika, die ja nicht nur in
den Staatspapieren wühlten, sondern wie Kommissare einer
Besatzungsmacht fuhrwerken.
Dawider
erhebt sich der Stolz à la Hölderlin: Wo aber Gefahr
ist, wächst das Nationalstaatliche auch.
Die Vertragsstaaten leben sich
auseinander
Wir sind an
der Konsequenz, einfacher gesagt am Endbahnhof der
Währungskrise angelangt: Sie bringt die Euro-Staaten
nicht wie Bruderstaaten einander näher, nein, diese
Vertragsstaaten leben sich auseinander. 1993 erklärte
Verteidigungsminister Volker Rühe bei einer
Sicherheitskonferenz, Deutschland sei nur von Freunden
umgeben.
Er meinte
damit die Lage, wie sie mit dem Ende des Kalten Krieges,
des Warschauer Paktes, mit der Freiheit der Völker und
der Wiedervereinigung Deutschlands eingetreten war –
also eine sehr vorteilhafte, historisch betrachtet neue
Lage.
Historisch
ist es aber auch, ein fundamentales Diktum immer wieder
zu überprüfen. Schon damals war der Sicherheitsbegriff
weit über das Militärische hinaus gedehnt, und genau
dies hatte François Mitterrand im Auge, als er Helmut
Kohl auf dem EG-Sondergipfel von Dublin am 28. April
1990 die Bildung einer politischen Union, einer
europäischen Staatlichkeit fürs Erste verweigerte,
stattdessen aber das Opfer der Bundesbank und der
Deutschen Mark ad hoc einforderte.
Trugbild von Europa und dem Euro
In der Stunde
des Sondergipfels überstrahlte die Zustimmung der
Regierungschefs zur deutschen Einheit alles. Was Europa
und den Euro betraf, entstand indes ein Trugbild. Von
nun trat der ungewöhnliche Umstand ein, dass die
kathedrale europäische Wirtschafts- und Währungsunion
(Maastricht) in der Luft errichtet wurde.
Das
kathedrale Bauwerk der Währungsunion nähert sich dem
Boden. Doch wie kommt sie an?
Die
EU-Staaten haben in den Jahren seit 2000, als sie sich
noch als Freunde gegenüberstanden und das Geld billig
war, versäumt, einen fundamentalen politischen
Landeplatz zu errichten, also nachzuholen, was in Dublin
verdrängt und ertränkt wurde. Ob das gelungen wäre, ist
eine andere Frage.
Heute aber
erhebt sich die politische Union als Luftgebäude
paradoxerweise über der herabstürzenden
Währungskathedrale. In der Luftspiegelung erscheinen die
hektisch projizierten "Masterpläne" als monströse
Instrumente eurozentralistischer Haushaltspolitik,
Vergemeinschaftung der Schulden, bürokratischer
Bankenaufsicht ("Bankbeamte") und Verwandlung des Währungshüters
Zentralbank in eine inflationsfreudige
Gelddruckmaschine.
Der Nationalismus kommt mit sich
selbst ins Gehege
Daraus könnte
trotz Angela Merkels Widerstand etwas
werden, denn es gibt ja eine konzentrische Bewegung, den
deutschen Geldschrank zu knacken. Das ist, wohlgemerkt,
nationalistischer Wettbewerb in Europa.
Aber der
Nationalismus, den die Krise schuf und schärft, kommt
mit sich selbst ins Gehege. Er will das Geld der
anderen, aber die Souveränität behalten. Zudem steht die
Elite, die all die Masterpläne in die Luft wirft, in
Konfliktposition zu den Bevölkerungen, die, so
verschieden sie ticken mögen, ihre nahen Parlamente,
ihre Haushalte und Finanzämter, ihre Gesetzgebung und
den Schutz vor fremden gierigen Übergriffen behalten
wollen.
Schließlich
wollen die Deutschen auch keine neue Verfassung, die
Hoheitsrechte abtritt, anstatt sie gezielt zu
übertragen, und sie wollen auch nicht mehr Herrn Schäuble hören, der ihnen sagt,
alles sei auf gutem Wege.>
Kommentar: Es fehlte im Jahre 2000 ein Volksaufstand
Mitgehangen - mitgefangen. Im Jahre 2000 fehlte ein
Volksaufstand gegen den Euro, dann wäre das erspart
geblieben, was nun noch kommen wird. Der Euro hatte NIE
eine Mehrheit, und eine neue Verfassung im Sinne des
Euros wird erst recht keine Mehrheit finden.
Michael Palomino, 3.8.2012
========
4.8.2012: Pleite-Griechenland bekommt
neuen "Notkredit": <Zugriff auf Notkredite: EZB
bewahrt Athen vor Pleite>
aus: n-tv online; 4.8.2012;
http://www.n-tv.de/wirtschaft/EZB-bewahrt-Athen-vor-Pleite-article6891076.html
<Griechenland vermeidet mit Hilfe
der Europäischen Zentralbank die unmittelbare Pleite und
bleibt zumindest bis September zahlungsfähig. Dann
entscheidet die Troika, ob Athen die nächste Tranche aus
dem Hilfspaket erhält. Bis dahin kann sich die Regierung
dringend benötigte Milliarden beschaffen.
Die Europäische Zentralbank hat einem Zeitungsbericht
zufolge mit der Genehmigung einer Zwischenfinanzierung
einen Bankrott Griechenlands vorerst abgewendet. Die EZB
habe bei ihrer Sitzung am Donnerstag grünes Licht für
eine Anhebung der Obergrenze bei einer bestimmten Form
von Notkrediten der griechischen Nationalbank gegeben,
berichtete die "Welt" und berief sich dabei auf
Zentralbankkreise.
Dies ermögliche es der Regierung in Athen, auf bis zu 4
Mrd. Euro zusätzlich zurückzugreifen. Mit diesem Geld
könne sie sich über Wasser halten, bis die Troika von
EU, EZB und IWF im September über die Auszahlung der
nächsten Tranche in Höhe von 31 Mrd. Euro aus dem
laufenden Hilfsprogramm entscheide. Die EZB habe eine
Stellungnahme abgelehnt, berichtete das Blatt.
Hintergrund der Entscheidung des EZB-Rats ist, dass
Athen akute Finanzlöcher im August durch die Ausgabe
kurzfristiger Staatsanleihen schließen will. Banken
kaufen diese griechischen T-Bills aber in der Regel nur,
wenn sie die Papiere als Sicherheit für frisches Geld
bei einer Notenbank hinterlegen können. Da die EZB
selbst keine griechischen Staatsanleihen mehr als Pfand
für normale Zentralbankkredite akzeptiert, bleibt nur
der Weg über die Notkredite der griechischen Notenbank.
Diese durfte bisher T-Bills nur bis zu einer Grenze von
3 Mrd. Euro als Sicherheiten für die Notkredite
annehmen. Ihrem Antrag, diese Grenze auf 7 Mrd. Euro
anzuheben, wurde dem Bericht zufolge stattgegeben.
Quelle: n-tv.de, jga/rts/dpa>
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6.8.2012: Shell zieht 12,2 Milliarden Euro ab
aus: Welt online: Geldreserven: Shell zieht Milliarden
aus der Euro-Zone ab; 6.8.2012;
http://www.welt.de/wirtschaft/article108493427/Shell-zieht-Milliarden-aus-der-Euro-Zone-ab.html
<Der Ölkonzern Shell reduziert seine Geldanlagen in
Europa um bis zu 12,2 Milliarden Euro. Das Geld geht in
die USA und wird dort in US-Staatspapiere investiert.
Damit will Shell seine Risiken senken.
Der
britisch-niederländische Ölkonzern Shell
will Geldanlagen im Wert von bis zu 15 Milliarden
US-Dollar (12,2 Mrd Euro) aus Europa in die USA
verlagern. Einen entsprechenden Bericht der Zeitung "The
Times" bestätigte eine Sprecherin des Konzerns in London
im Kern.
Die "Times"
zitiert Shell-Finanzvorstand
Simon Henry mit den Worten: "Es gab ein Umdenken
hinsichtlich unserer Bereitschaft, Kreditrisiken in
Europa einzugehen. Die Krise hat unsere Bereitschaft
beeinflusst, uns Guthaben zu leisten". Dem Bericht
zufolge soll das Geld vor allem von Banken
südeuropäischer Länder abgezogen werden.
Barreserven werden in US-Anleihen
investiert
Statt die
Barreserven auf Konten in Europa zu deponieren, wolle Shell
Geld in die USA weiterleiten, um dort etwa in
US-Staatsanleihen oder Schatzbriefe zu investieren.
Shell werde aber nicht seine gesamten liquiden Mittel
aus Europa abziehen, sondern nur die Reserven. Es
handele sich um übliche Veränderungen in der
Anlagestrategie, sagte eine Shell-Sprecherin.
Shell kämpft –
wie alle anderen großen privaten Ölkonzerne – derzeit
mit einem sinkenden Ölpreis wegen des weltweit
gebremsten Wirtschaftswachstums. Der Konzern musste im
zweiten Quartal ein Absacken des Gewinns im Vergleich
zum Vorjahreszeitraum um 53 Prozent auf 4,1 Milliarden
Dollar (3,3 Mrd Euro) hinnehmen.
Euro kaum verändert bei 1,24 Dollar
Die
Shell-Nachricht konnte den Kurs des Euro kaum
beeindrucken. Die europäische Gemeinschaftswährung
notierte kaum verändert knapp unter der Marke von 1,24
US-Dollar. Experten sprachen von einem ruhigen Handel.
Am Morgen stand die Gemeinschaftswährung bei 1,2383
Dollar. Am Freitag hatte die Europäische Zentralbank den
Referenzkurs auf 1,2245 Dollar festgesetzt.
Devisenexperte
Lutz Karpowitz von der Commerzbank
rechnet im weiteren Handelsverlauf nur mit wenigen
Impulsen. Zu Beginn der neuen Woche stehen keine
nennenswerten Konjunkturdaten zur Veröffentlichung an.
dpa/dma>
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7.8.2012: Viele Italiener gehen nicht mehr an
den teuren Strand
aus: Basler Zeitung online: Italiens Tourismus ist k.o.;
7.8.2012;
http://bazonline.ch/wirtschaft/konjunktur/Italiens-Tourismus-ist-ko/story/16861354
<Mit der Rezession hat sich auch
das Ferienverhalten der Italiener verändert. Aus
Geldnot bleiben die Städter den Sommer über in den
Metropolen. Zu spüren kriegt dies die Hotellerie an
der Küste.
Vor Jahren noch galt es als Blamage, wenn nicht gar als
Schande. Wer in Italien etwas auf sich hielt, verbrachte
den August auf keinen Fall daheim in Rom, Mailand oder
Neapel, sondern am Meer. Geschäfte waren wochenlang
geschlossen.
Seit sich Italien im Würgegriff der Rezession
befindet, hat sich das radikal geändert. Trotz
strahlenden Sonnenscheins, Temperaturen über 35 Grad
und schweisstreibender Schwüle sind die Metropolen
belebt wie im Winter. Statt «wegen Ferien geschlossen»
heisst es in zahlreichen Geschäften: Wegen Krise
geöffnet.
«Die Einnahmen sind bei uns stark zurückgegangen und
ich muss mein Lokal auch im August offen halten. Im
vergangenen Jahr hatte ich mir noch zehntägige Ferien
gegönnt, dieses Jahr muss ich unbedingt arbeiten»,
berichtete die Inhaberin eines Kiosks auf der Piazza
Vittorio in Rom. In der italienischen Hauptstadt sind
70 Prozent der Geschäfte geöffnet.
Ferien auf Balkonien
Die Massenflucht aus den heissen Grossstädten an
Strände und ins Gebirge hat sich abgeschwächt. Viele
Römer machen es sich auf dem Balkon gemütlich.
In den Polizei-Notrufzentralen in Rom will nicht die
übliche August-Ruhe einkehren. «Es ist nicht mehr zu
tun als im Winter, aber auch nicht weniger», stellt
eine Mitarbeiterin fest. Meist gehe es in den heissen
Tagen um Streitigkeiten zwischen Eheleuten,
Handgreiflichkeiten zwischen Nachbarn oder Beschwerden
wegen Lärmbelästigung.
Im wichtigsten Ferienmonat August wird nahezu ein
Drittel Italiener weniger als im Vorjahr in die Ferien
fahren, teilte der nationale Hotelverband
Federalberghi in Rom mit. 51,6 Prozent der Italiener,
die nicht verreisen, machen Geldmangel für ihren
Verzicht verantwortlich.
76,6 Prozent der Italiener, die sich trotzdem Ferien
gönnen, reisen innerhalb der nationalen Grenzen. Nur
18,5 Prozent fahren ins Ausland, im Vorjahr waren es
noch 21,4 Prozent, geht aus einer
Federalberghi-Erhebung hervor.
Freie Zimmer in der Hochsaison
Waren Inseln wie Elba, Capri und Ischia im August
voll ausgebucht, so kann man dieses Jahr problemlos
noch Hotelzimmer und Ferienwohnungen mit Rabatten
bekommen. Lowcost-Angebote florieren im Internet. «Das
war noch vor kurzer Zeit einfach unvorstellbar»,
klagen Hotelinhaber in Marciana Marina, einer der
exklusivsten Ortschaften auf der Insel Elba.
«Das Signal ist klar. Die Krise belastet vor allem
Arbeitnehmer und Angestellte, die das Rückgrat unseres
Konsumsystems darstellen. Es wird für Tourismus immer
weniger ausgegeben, die Reisen werden kürzer. Der
italienische Tourismus ist k.o. Wir fordern, dass die
Regierung für die Branche Notstandsmassnahmen ergreift»,
sagt Federalberghi-Chef Bernabo Bocca.
(kpn/sda)>
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7.8.2012: Altkanzler Schmidt: "Es war ein
Fehler, die Griechen aufzunehmen"
aus: Welt online: Schmidt bei Maischberger:
"Es war ein Fehler, die Griechen aufzunehmen"; 7.8.2012;
http://www.welt.de/fernsehen/article108517637/Es-war-ein-Fehler-die-Griechen-aufzunehmen.html
<Helmut Schmidts Auftritt
bei "Maischberger” drehte sich nicht nur um seine
neue Freundin. Die Griechen in den Euro aufzunehmen,
sei ein großer Fehler gewesen. Mit den Konsequenzen
müsse man leben.
Von Ulrich Exner
Da kommt er
wieder angefahren. Mit seinen Reyno-Zigaretten wie
immer. Und einem Hörgerät, das er inzwischen dringend
braucht. Die Haare, die früher immer so voll waren,
sind inzwischen doch etwas lichter geworden. Aber, das
sieht man gleich hier in Hamburg-Tonndorf, der Mann im
Rollstuhl ist hellwach.
Er grient
ein wenig, als er durch die Studiotür geschoben wird.
Und er möchte keinen Kopfhörer auf die Ohren haben für
seinen Fernsehauftritt. Es geht doch auch ohne. Ein
bisschen eitel ist er ja, der beliebteste Altkanzler
der Welt.
Helmut
Schmidt zu Gast bei Sandra Maischberger, der
Senioren-Beauftragten des deutschen Talk-Wesen,
Journalistin seines Vertrauens. Man darf es sich ja
aussuchen in seinem Alter, bei seiner Vita, bei seiner
TV-Quote.
Wer Helmut
Schmidt zu Gast hat, das steht schon vor der ersten
Sendeminute fest, gehört am nächsten Tag garantiert zu
den Gewinnern des abendlichen Rattenrennens.
Erst recht,
wenn die Möglichkeit nahe liegt, dass Helmut Schmidt,
bei dem früher jeder immer Loki gleich mitgedacht hat,
plötzlich über Ruth spricht. Ruth Loah, Sekretärin
schon zu Sturmflutzeiten, Loki nicht unähnlich,
Assistentin, Seelenverwandte. Nun, zwei Jahre nach dem
Tod der Ehefrau, auch ganz offiziell: Lebensgefährtin.
Die "Neue" mit 93
Eine "Neue"
also, im zarten Alter von 93. "Sind Sie glücklich?",
fragt deshalb munter gleich Frau Maischberger und
bekommt einen typischen Schmidtsatz als Antwort
serviert: "Glück ist ein relativer Begriff, da würde
ich einen Augenblick zögern …"
Dann lächelt
er, fast ein wenig bubenhaft verschmitzt, zu Frau
Maischberger hinüber. Es sei eine "quasi
selbstverständliche Entwicklung" gewesen, dass Ruth
Loah (78) und er zusammengefunden haben nach Lokis
Tod. Man habe sich da nicht lange umstellen müssen,
die Dame rauche schließlich ebenfalls, wenn auch nicht
ganz so ausführlich wie er. Kurzum: "Wir waren ja
aneinander gewohnt seit Jahrzehnten."
Dann mag
Schmidt erst mal nichts mehr sagen zu diesem Thema. Er
lässt stattdessen ein bisschen Reyno-Dampf ab, atmet
schwer, schlürft einen Kaffee, strafft sich wieder,
schließlich geht es jetzt um den Euro.
Der öffentliche Weltökonom
Zu
besichtigen ist nicht mehr Schmidt, der privat
Verliebte, sondern Schmidt, der öffentliche
Weltökonom. Von dem bekommen zuerst die Engländer
einen auf die Mütze, deren "Sorge" um den Euro
zumindest teilweise von "Schadenfreude" getrieben sei.
Auch die
Herren Rösler (FDP) und Söder (CSU) können sich gerade
nicht wehren gegen Spott und Überheblichkeit des
Altkanzlers. Deren Plädoyer für einen Ausschluss der
Griechen aus der Euro-Zone teilt Schmidt nicht, er
findet stattdessen: "Es war ein Fehler, die Griechen
aufzunehmen", jetzt aber "müsse man die Konsequenzen
tragen". Punkt. Weitere Rauchwolken. Weitere Sorgen.
Die
Euro-Krise also, die für Schmidt eine "Schuldenkrise"
bleibt, auch wenn er die Sorge um den Euro nicht mehr
wegdrücken könne angesichts des zuständigen Personals.
Es wäre ja
alles nicht so tragisch, sagt der Altkanzler, "wenn
man das Gefühl hätte, dass es jemanden gibt, der den
Überblick hat. Den gibt es derzeit leider nicht."
Merkel, Monti, Draghi, Juncker, alle ganz okay, aber
so richtig dann eben doch nicht. Der Ball liegt damit
auf dem Punkt.
"Ich bin ein alter Mann"
Also fragt
Sandra Maischberger, was Sandra Maischberger an dieser
Stelle fragen muss: Ob Helmut Schmidt selbst nicht
vielleicht derjenige sei, welcher? Schmidt wehrt
ebenso pflichtgemäß wie geschmeichelt ab: "Nein, ich
bin ein alter Mann."
Außerdem
sei es ja auch wirklich schwierig, Europa zu führen:
Die Briten wollten noch nie, die Franzosen müssten
eigentlich, man wisse aber noch nicht, ob die jetzige
Staatsspitze auch könnte. Ja, und wir? Frau Merkel?
Die
Deutschen, sagt dieser Kanzler des vergangenen
Jahrhunderts dann, die Deutschen, die täten inzwischen
vielleicht so, als wären sie handlungsfähig. In
Wahrheit seien sie es wegen ihrer braunen
Vergangenheit aber nicht.
"Auschwitz,
der Mord an sechs Millionen Juden, der Zweite
Weltkrieg", das alles dominiere das europäische
Unterbewusstsein, sagt Helmut Schmidt und schließt den
langen Weg vom Wehrmachtsoffizier an der Westfront zum
Politik-Weisen aus Hamburg Langenhorn, schließe eine
führende Rolle Deutschlands in Europa am Ende aus.
Womöglich noch auf weitere Jahrhunderte. Treffer.
versenkt.
Viel Dampf
Es dampft
jetzt richtig in Maischbergers Studio. Die Zeit der
unbequemen Schmidtschen Grundwahrheiten hat begonnen,
gegen die man nur schlecht anargumentieren kann, die
sich aber als Maßstab realer Politik nicht wirklich
eignen.
Merkel muss
ja, schon wegen ihres Amtseides versuchen, Europa in
eine von ihr, noch besseren Falls auch vom Parlament
als vernünftig erkannte, Richtung führen. Sollte sie
es, mit Verweis auf das "europäische Unterbewusstsein"
besser lassen?
Die
Kanzlerin, sagt Helmut Schmidt, "muss europäisch
denken, wenn sie an Deutschland denkt." Er geht nicht
sonderlich zimperlich um mit Angela Merkel an diesem
Nachmittag in Hamburg Tonndorf.
Wenn man
ihn richtig verstanden hat in seiner Mischung aus
Klartext, viel sagendem Schweigen und Andeutungen,
dann traut er Wolfgang Schäuble eher zu, Europa durch
die Krise zu führen. Merkel und auch Joachim Gauck,
der Bundespräsident, seien schließlich in der DDR
aufgewachsen und dächten "erst seit 1989" europäisch.
Puh.
Man ist
ganz froh am Ende dieser eineinviertel Stunden
hanseatischer Selbstgewissheit, wenn die Rede dann
doch noch mal auf Loki kommt, nach deren Tod es ihm
"so schlecht nicht gegangen" sei.
Und auf
"meine Freundin Frau Loah", mit der er nicht
zusammenziehen mag, weil es "die Dinge komplizieren"
würde. Mit der er aber, altersgemäß mittelfristig,
noch einiges Schöne plane in seinem Leben. Im
September, sagt Helmut Schmidt, werde man gemeinsam an
Bord der Hourtigrouten gehen und zum Nordkap und
wieder zurück nach Bergen fahren.>
========
9.8.2012: <Verfassungsrat: Grünes Licht
für Fiskalpakt in Frankreich> - Frankreich
führt Schuldenbremse ein
aus: Welt online; 9.8.2012;
http://www.welt.de/politik/ausland/article108562753/Gruenes-Licht-fuer-Fiskalpakt-in-Frankreich.html
<Punktsieg für Präsident
François Hollande: Für die Einführung einer
Schuldenbremse in Frankreich ist keine Änderung der
Verfassung erforderlich. Das entschied der
Verfassungsrat in Paris.
In
Frankreich muss vor der Ratifizierung des europäischen
Fiskalpakts nicht die Verfassung geändert werden. Die
nationale Schuldenbremse könne durch ein
Ergänzungsgesetz eingeführt werden, befand am
Donnerstagabend der Verfassungsrat. Einige linke
Politiker hatten daran gezweifelt und kritisiert, dass
der Fiskalpakt die nationale Souveränität einschränken
werde.
Präsident
François Hollande forderte die Regierung direkt nach
der Entscheidung des Verfassungsrats auf, umgehend die
Ratifizierung und Umsetzung des Fiskalpakts
vorzubereiten. Eine Frist setzte er jedoch nicht.
Zu ausgeglichenem Haushalt
verpflichtet
Der Pakt
verpflichtet die Unterzeichner unter anderem,
ausgeglichene Haushalte anzustreben. Ferner sollen die
Staaten nationale Schuldenbremsen einführen und in
ihrem Recht verankern - kontrolliert vom Europäischen
Gerichtshof EuGH.
Der Pakt
soll spätestens Anfang nächsten Jahres in Kraft
treten, sofern ihn bis dahin zwölf Euro-Länder
ratifiziert haben. Bislang ist dies unter anderem in
Portugal, Slowenien und Griechenland der Fall.
In
Deutschland haben Bundestag und Bundesrat zwar bereits
zugestimmt. Nach Klagen muss allerdings noch das
Bundesverfassungsgericht über den Vertrag entscheiden.
dpa/fp>
========
Marinaleda (Spanien) 9.8.2012:
Spanisch-kommunistischer Bürgermeister lässt
gestohlene Lebensmittel an Mittellose verteilen
aus: Protestaktion gegen die Krise: Bürgermeister
plündert Kaufhaus, 9.8.2012;
http://www.n-tv.de/politik/Buergermeister-pluendert-Kaufhaus-article6933666.html
Er trägt Vollbart und
Palästinensertuch. Als Dorfbürgermeister von
Marinaleda verwirklicht Sánchez Gordillo in Südspanien
seine kommunistische Utopie. Nun versucht er sich als
ein moderner Robin Hood und organisiert eine
Protestaktion gegen Armut und Massenarbeitslosigkeit:
die Plünderung eines Supermarkts.
Ist er ein moderner Robin Hood oder nur
ein einfacher Ladendieb? Mit einem Megafon in der Hand
hatte Juan Manuel Sánchez Gordillo die Plünderung
eines Supermarkts in der südspanischen Stadt Ecija
dirigiert. Die Anhänger des Kommunisten füllten
mehrere Einkaufswagen mit Lebensmitteln, schufen sie -
ohne zu zahlen - ins Freie und schenkten die Beute
mittellosen Familien, die in einem besetzten Wohnblock
leben.
Eine Hilfsorganisation, für die die Nahrungsmittel
eigentlich gedacht waren, hatte es abgelehnt,
gestohlene Güter anzunehmen. "Man muss etwas
unternehmen, damit die Leute jeden Tag etwas zu essen
bekommen", begründete Sánchez Gordillo die
Protestaktion. Er wollte damit auch auf die Armut in
dem - unter Krise und Massenarbeitslosigkeit leidenden
- Land aufmerksam machen.
Dies war keineswegs das erste Mal, dass der
60-Jährige mit dem Vollbart und dem Palästinensertuch
für Schlagzeilen sorgte. Sánchez Gordilla steht seit
33 Jahren als Bürgermeister an der Spitze der
Ortschaft Marinaleda. In der 2700-Seelen-Gemeinde in
der Provinz Sevilla verwirklichte er seine
kommunistische Utopie einer Gesellschaft ohne
Ausbeutung, ohne Wohnungsnot und ohne Hypotheken.
Nach dem Ende der Franco-Diktatur (1939-1975) war er
1979 gleich bei den ersten freien Wahlen zum
Bürgermeister des überwiegend von armen Landarbeitern
bewohnten Dorfes gewählt worden. Unter seiner Führung
besetzten Tagelöhner die Ländereien von Aristokraten
und Bankiers unter dem Slogan "Das Land denen, die es
bearbeiten!" 1991 hatten die Proteste Erfolg: Die
Region Andalusien ließ das Landgut eines Herzogs
enteignen und vermachte es der Gemeinde.
Mit anderen Aktivisten zeltet Gordillo auf einem
Stück, dass dem spanischen Verteidigungsministerium
gehört. Sie fordern, das Land an Familien und Bauern
zu geben.
Rebell in den eigenen Reihen
Die Bewohner von Marinaleda bewirtschaften es seither
in Form einer Kooperative und schufen Betriebe zur
Verarbeitung von Lebensmitteln. Während die Spanier in
anderen Teilen des Landes unter der Last der
Hypotheken stöhnten, errichteten die Dorfbewohner in
Eigenarbeit selbst ihre Häuser. Die Straßen in der
"kommunistischen Enklave", wie die "New York Times"
das Dorf beschrieb, sind nach Persönlichkeiten der
Linken wie Che Guevara, Salvador Allende oder Pablo
Neruda benannt. Im Wappen des Dorfes steht:
"Marinaleda - eine Utopie zum Frieden".
Kritiker wenden allerdings ein, dass das Modell ohne
staatliche Subventionen kaum bestehen könnte. Der
Bürgermeister hält dem entgegen, dass die Adligen und
andere Großgrundbesitzer von der EU ebenfalls
Agrarsubventionen erhielten.
Mit der Plünderung des Supermarkts stieß Sánchez
Gordillo in Spanien auf fast einhellige Ablehnung.
"Ein Diebstahl ist nicht hinnehmbar, der Bürgermeister
ist kein Robin Hood", meinte der Staatsanwalt Jesús
López Médel. Innenminister Jorge Fernández Díaz
ordnete gar eine Festnahme an, ließ es dann aber bei
einer schriftlichen Vorladung zu einem Verhör
bewenden.
Selbst die Vereinte Linke (IU), für die der frühere
Geschichtslehrer im andalusischen Regionalparlament
sitzt, war nicht begeistert von der Supermarkt-Aktion.
Das Mehrparteienbündnis hatte Sánchez Gordillo erst
kürzlich als einen Rebellen in den eigenen Reihen
erlebt. Der Bürgermeister sträubte sich nach den
Regionalwahl im März erbittert dagegen, dass die IU
den Sozialisten zur Bildung einer Regierung in
Andalusien verhalf.
Quelle: n-tv.de, Hubert Kahl, dpa>
========
Pleite-Griechenland will sich doch nicht belehren
lassen...
9.8.2012: Die Spieltheorie: Wenn die hohen
Politiker in Brüssel ihre Spiele spielen - die
Mentalitäten blockieren den Euro, und das "Spiel"
hört nicht auf
aus: Welt online: Euro-Krise: Deutsche, Griechen und
das Gefangenen-Dilemma; 9.8.2012;
http://www.welt.de/finanzen/article108557178/Deutsche-Griechen-und-das-Gefangenen-Dilemma.html
<Warum sperrt sich Deutschland gegen Euro-Bonds,
und warum will Griechenland nicht wirklich sparen?
Antworten könnte die Spieltheorie liefern. Die
Ergebnisse sind erstaunlich.
Von Frank Stocker
Manchmal
werden Ökonomen zu Kindern. Dann fangen sie an zu
spielen. Doch dabei bleiben sie dennoch ganz ernst,
denn spielerische Experimente sind in den
Wirtschaftswissenschaften absolut hoffähig. Reinhard Selten, der einzige Deutsche,
der bisher einen Wirtschaftsnobelpreis erhielt, wurde
sogar genau für seine Leistungen auf dem Gebiet der
Spieltheorie geehrt.
Das war
1994. Damals gab es noch keine Euro-Krise. Dennoch
eignet sich auch diese Krise hervorragend für
entsprechende Experimente, sagte sich David Woo,
Ökonom bei Bank
of America / Merrill Lynch, und machte sich ans
Werk. Die Ergebnisse sind erstaunlich, vor allem, weil
sie zeigen, dass sowohl Deutsche als auch Griechen
eigentlich gar nicht anders können als so zu handeln,
wie sie es derzeit tun, obwohl beide sich damit
eigentlich schaden.
Das Gefangenen-Dilemma
Natürlich
spielen Spieltheoretiker nicht Verstecken zwischen
Büromöbeln oder jagen mit einem Lasso auf dem Flur
nach Kollegen – oder Kolleginnen. Vielmehr stellen sie
Entscheidungssituationen modellhaft nach, in denen es
mehrere Beteiligte gibt, und versuchen daraus das zu
erwartende Ergebnis abzuleiten.
Eine
grundlegende Erkenntnis dieser Theorie der vergangenen
Jahre ist, dass sich Teilnehmer eines solchen "Spiels"
nicht immer rational verhalten. Die bekannteste
Illustration dafür ist das so genannte
Gefangenen-Dilemma. Ausgangslage sind dabei zwei
Männer, die verhaftet wurden. Die Polizei bietet
beiden nun einen Deal an: Wenn einer gegen den anderen
aussagt und der andere schweigt, erhält derjenige, der
schweigt, ein Jahr Gefängnis, der andere dagegen kommt
frei. Wenn beide gegeneinander aussagen, erhalten
beide drei Monate Knast. Wenn beide schweigen,
erhalten beide einen Monat Haft.
Was werden
die beiden tun? Rein rational die beste Entscheidung
wäre, wenn beide schwiegen. Doch die Praxis des Spiels
zeigt, dass das wahrscheinlichste Ergebnis ein anderes
ist, nämlich dass beide gegeneinander aussagen.
Aus der
Sicht des Einzelnen ist das logisch, denn so hat er
die Chance, ganz ohne Strafe wegzukommen. Doch da
beide so denken, kommt am Ende ein suboptimales
Ergebnis zustande. Das nennt die Wissenschaft dann das
"Nash-Gleichgewicht", benannt nach dem Mathematiker
John Forbes Nash.
Griechen und Deutsche haben zwei
Optionen
Polizei?
Verhaftung? Gefängnis? So weit ist es in der
Euro-Krise zwar noch nicht. Dennoch: "Das
Gefangenen-Dilemma kann uns helfen, die Dynamik in der
Euro-Krise besser zu verstehen", sagt David Woo. Dazu
überträgt er das Spiel auf die gegenwärtige Lage in
Europa, wenn auch sehr vereinfacht und nur auf das
Gegeneinander von Griechenland und Deutschland
bezogen.
"Griechenland
hat dabei zwei Optionen: Sparen und Nicht-Sparen,
Deutschland hat ebenfalls zwei Optionen, Euro-Bonds und keine Euro-Bonds." Und
auf der Basis dieser Versuchsanordnung werden die
Entscheidungsvarianten nun durchgespielt.
Dabei gibt
es vier Möglichkeiten: beide entscheiden sich positiv
(für Sparen und für Euro-Bonds) oder negativ oder
einer von beiden entscheidet sich negativ, der andere
positiv. Die objektiv sinnvollste Variante wäre, wenn
beide kooperieren, so wie das auch für die Gefangenen
am besten wäre, sprich: Griechenland würde sparen und
Deutschland Euro-Bonds befürworten.
"Für
Griechenland wäre es jedoch noch besser, wenn es nicht
spart, Deutschland aber Eurobonds unterstützt, und
umgedreht wäre es für Deutschland am besten, wenn
Griechenland spart, Deutschland aber Euro-Bonds
vermeiden kann", so Woo. "Und das zeigt ganz klar,
dass das Nash-Gleichgewicht in diesem Spiel lautet:
Griechenland spart nicht und Deutschland verhindert
Euro-Bonds."
Die Unvernunft siegt
Es ist
genau wie bei den Gefangenen: Die Hoffnung auf die
Variante, die für einen selbst ideal wäre, verhindert,
dass sich beide auf jene Variante einigen, die
objektiv die beste wäre. Die Spieltheorie bestätigt
damit das, was wir sehen: Griechenland spart nicht,
und Deutschland ist zu keinen Zugeständnissen bereit.
Das Verhalten ist zwar nicht unbedingt vernünftig,
aber nur logisch.
Der einzige
Unterschied zwischen Theorie und Praxis ist, dass es
in den Laboren um einige beschriebene Seiten Papier
geht. In der Euro-Zone geht es um die Ersparnisse und
Existenzen von Millionen Bürgern. Und die fühlen sich
im Moment eher wie Schachfiguren. Vielleicht sollte
man die Euro-Krise daher auch noch einmal entsprechend
der Regeln dieses Spiels durchspielen. Wer die Bauern
sind, dürfte klar sein. Doch wer ist König? Wer
Dame?>
========
17.8.2012: Immer mehr Angriffe auf Migranten
in Pleite-Griechenland - rechtsextreme Gruppen
sind ausser Kontrolle und töten wahllos Ausländer
aus: Der Standard online: Amnesty: Übergriffe auf
Ausländer in Griechenland eskalieren; 17.8.2012;
http://derstandard.at/1343744953427/Amnesty-Uebergriffe-auf-Auslaender-in-Griechenland-eskalieren
<Polizisten in Athen kontrollieren den Ausweis
eines jungen Mannes in Athen im Zuge der Aktion "Zeus
Xenios".
Mitten in der Wirtschaftskrise kommt es in
Griechenland immer öfter zu Attacken auf Migranten.
Am Sonntag starb ein 19-jähriger Iraker, nachdem er in
Athen niedergestochen wurde.
Nachdem fünf Unbekannte in Griechenland einen
19-jährigen Migranten aus dem Irak überfallen und mit
mehreren Messerstichen tödlich verletzt haben, schlägt
die Menschenrechtsorganisation Amnesty International Alarm. Der
Vorfall ereignete sich im Ausländerviertel am
Omonoia-Platz im Athener Stadtzentrum. Der Mann starb
am Sonntagnachmittag in einem Krankenhaus nachdem er
von einer fünfköpfigen Gang angegriffen wurde. Die
Täter hatten nach Augenzeugenberichten zuvor zwei
andere dunkelhäutige Ausländer angegriffen. Diese
hätten sich aber in Sicherheit bringen können, sagte
ein Polizeioffizier.
"Solche Angriffe sind inakzeptabel und die Behörden
müssen alles in ihrer Macht stehende tun, um einen
Anstieg zu verhindern", meint Jezerca Tigani,
stellvertretende Direktorin des Europa-Programms von
Amnesty International. Der tödliche Angriff auf den
Iraker ist nur der letzte in einer Reihe von
ausländerfeindlichen Attacken in Griechenland. Laut
Amnesty gab es allein letzte Woche Angriffe gegen
Ausländer und Gebetsstätten in mehreren Städten
Griechenlands: In Piräus wurde ein muslimischer
Gebetsraum von 15 Faschisten mit Rauchbomben beworfen,
in Vonitsa im Westen Griechenlands mussten zwei
Pakistanis in medizinische Behandlung, nachdem sie von
einer Gruppe Unbekannter spitalsreif geprügelt wurden.
"Die Zahl der Angriffe ist beunruhigend und zeigt, wie
viel Hass in der Gesellschaft vorhanden ist", so
Tigani.
Ausländerfeindliche Parteien
Schätzungen zufolge sind bisher rund eine Million
Ausländer auf der Suche nach einer besseren Zukunft in
Europa nach Griechenland gekommen. Wegen der
dramatischen Finanzlage, der hohen Arbeitslosigkeit
und der großen Zahl von Migranten und Flüchtlingen aus
asiatischen und afrikanischen Staaten gilt die soziale
Lage in Griechenland als besonders angespannt.
Die griechische Regierung zeigt sich öffentlich
schockiert über die Taten. Der Minister für
Öffentliche Ordnung, Nikolaos Dendias, verurteilte die
Verbrechen und kündigte an, dass Staat und Justiz
"unerbittlich gegen die Täter dieser Verbrechen"
vorgehen werde. Gleichzeitig haben ausländerfeindliche
Parteien immer größeren Zulauf. Die
rassistischen Kräfte der "Goldenen Morgenröte" sind im
griechischen Parlament mit 18 Abgeordneten vertreten.
Der Regierung reagiert darauf mit Polizeioperationen.
"Jüngste Polizeiaktionen gegen Immigranten haben
Befürchtungen verstärkt, dass Menschen nur auf ihrer
Ethnizität diskriminiert werden. Solche Aktionen
schüren xenophobe Vorurteile", meint Tigani und spielt
damit auf eine Polizeioperation gegen "irreguläre
Immigranten", die letzte Woche ins Leben gerufen
wurde, an.
Operation "Xenios"
Die Aktion zielte vor allem darauf ab, Menschen mit
dunkler Hautfarbe auf der Straße zu kontrollieren.
Mehr als 8000 Personen wurden wegen dieser Kontrollen
bisher vorläufig festgenommen, 2000 wurden ohne
Papiere erwischt. Der Name der Polizei-Operation
lautet "Zeus Xenios" - Beiname von Göttervater Zeus,
der als Beschützer von Gästen und Fremden gilt. (stb, derStandard.at, 16.8.2012)
Links:
Amnesty International: "Greece must
bring an end to racist and xenophobic attacks"
Ekathimerini: Migrant operation to be
expanded, Athens mayor warns against 'fascist gangs'>
Kommentar: Hauptkriegstreiber "USA" provoziert
massenweise Flüchtlinge
Wenn die Welt vernünftig und ohne Kriege geleitet
wäre, dann gäbe es auch keine Flüchtlinge. Solange
aber die Logen ihre Kriege organisieren dürfen, werden
Flüchtlinge Europa belästigen. Hauptkriegstreiber sind
die "USA". Wieso ist denn Europa in der "NATO" noch
mit den "USA" zusammen überhaupt?
Michael Palomino, 17.8.2012
========
17.8.2012: Finnlands Ausseminister Tuomioja
spricht vom Ende des Euro
aus: n-tv online: "Tuomioja spricht nicht für
Regierung"Euro-Kakophonie aus Finnland;
17.8.2012;
http://www.n-tv.de/wirtschaft/Euro-Kakophonie-aus-Finnland-article6989361.html
<Äußerungen des finnischen
Außenministers Tuomioja zu einem bevorstehenden
Euro-Aus sorgen für Ärger innerhalb in der
Koalitions-Regierung. "Wir stehen zu '100 Prozent' zum
Euro", widerspricht Europa-Minister Stubb. Tuomioja
erklärt zuvor ein Auseinanderbrechen der Eurozone für
unabdingbar. Später relativiert er seine Aussagen.
Schrille Töne kommen auch aus Österreich
Nach den Euro-skeptischen Äußerungen seines
Ministerkollegen Erkki Tuomioja in einem Interview mit
dem "Daily Telegraph" versucht sich der finnische
Minister für europäische Angelegenheiten, Alexander
Stubb, um Schadensbegrenzung. Finnland wolle unbedingt
am Euro festhalten. "Wir stehen zu '100 Prozent' zum
Euro", sagte Stubb im Sender CNBC.
Stubb versuchte damit die Wogen über Äußerungen des
finnischen Außenministers Tuomioja zu glätten, der von
einem möglichen Auseinanderbrechen des Euroraums
gesprochen hatte. Stubb bezeichnete es als Ziel
Finnlands, die Lage im Euroraum zu stabilisieren und
langfristige Lösungen zu finden, damit sich die
gegenwärtigen Probleme nicht wiederholten.
Auch Tuomioja selbst war nach Erscheinen des Artikels
zurückgerudert. Die Überschrift des "Daily Telegraph"
("Finnland bereitet sich auf Auseinanderbrechen der
Eurozone vor") sei "missverständlich", sagte er am
Freitag dem finnischen Radiosender YLE.
Ein Spiel mit dem Feuer
"Wir sollten hier nicht mit dem Feuer spielen, indem
wir ein Auseinanderbrechen des Euro oder den
Ausschluss einiger Mitgliedsländer aus dem Euroraum
ins Gespräch bringen", sagte Stubb. Dies sei nicht
hilfreich. Stubb gehört der konservativen Nationalen
Sammlungspartei, Tuomioja den Sozialdemokraten der
Koalitionsregierung von Ministerpräsident Jyrki
Katainen (Sammlungspartei) an.
Außenminister Tuomioja hatte in dem Interview gesagt:
"Wir müssen der Möglichkeit eines Auseinanderbrechens
des Euro ins Auge sehen". Darin forderte forderte er
die Länder Europas auf, sich darauf vorzubereiten. "Es
gibt keine Regeln dafür, wie man den Euro verlässt,
aber es ist nur eine Frage der Zeit", sagte der
Minister. "Entweder der Süden oder der Norden wird
wegbrechen."
Die Gemeinschaftswährung sei wie eine Zwangsjacke,
die Millionen Menschen in Not bringe und die Zukunft
Europas zerstöre. Aber niemand in Europa wolle der
erste sein, der aus dem Euro aussteige und die ganze
Schuld auf sich ziehe, sagte Tuomioja. Dabei bedeute
das Auseinanderbrechen des Euro nicht das Ende der
Europäischen Union. "Es könnte der EU helfen, besser
zu funktionieren", machte der Minister deutlich.
"Wir müssen vorbereitet sein"
Zugleich berichtete er, finnische Regierungsvertreter
hätten Vorbereitungen getroffen für ein Ende der
Gemeinschaftswährung mit einem "Handlungsplan für jede
Eventualität". "Das ist nicht etwas, das jeder in
Finnland befürwortet, geschweige denn die Regierung.
Aber wir müssen vorbereitet sein", mahnte Tuomioja.
Die Wirtschaft des Landes, das selbst ein
Gründungsmitglied der Europäischen Wirtschaftsunion
ist, bekommt die Folgen der europäischen Schuldenkrise
mittlerweile deutlich zu spüren. Nach einem soliden
Wachstum im vergangenen Jahr geht es nur noch langsam
voran. Während Schweden, Dänemark und Norwegen weiter
wachsen, müssen die Finnen zuschauen. Einige der
skandinavischen Währungen verbesserten sich gegenüber
dem Euro so sehr wie seit zwölf Jahren nicht mehr.
Finnland hat zwar bisher auch vom Euro profitiert und
ist auch immer noch eines der wenigen Länder in der
Eurozone, das eine Top-Note für seine Kreditwürdigkeit
besitzt, ebenso wie Dänemark, Schweden und Norwegen.
Aber die anderen Nordländer müssen eben nicht für die
notleidenden Staaten Euro-Staaten Griechenland,
Italien und Spanien finanziell in die Bresche
springen.
Einer schert immer aus
Außenminister Tuomioja reiht sich mit seinem Appell
einmal mehr in das Lager der Euro-Skeptiker ein, das
die Bemühungen der obersten Euro-Retter, der Welt
Geschlossenheit zu demonstrieren, immer wieder
torpediert, während die anderen versuchen, die
nervösen Finanzmärkte zu beschwichtigen und den
notleidenden Euro-Staaten Zeit zu verschaffen, ihre
Haushalte zu sanieren.
Der Vorsitzende der Euro-Gruppe, Jean-Claude Juncker,
warnte wiederholt vor einem Zerfall der gemeinsamen
Währungszone. Der Euro sei "an einem entscheidenden
Punkt angekommen", räumte er Ende Juli ein. Die Welt
rede darüber, ob es die Euro-Zone in einigen Monaten
noch gebe. Die Euro-Länder müssten mit allen Mitteln
ihre feste Entschlossenheit zeigen, die Stabilität der
Währungsgemeinschaft zu garantieren.
Schrille Töne aus Österreich
Auch in Österreich sorgten scharfe Töne in der
Euro-Debatte für Unstimmigkeiten in der Regierung:
Scharfe Töne in der Debatte um ein Zerbrechen der
Eurozone haben in Österreich für Unstimmigkeiten in
der Regierung gesorgt. Während der konservative
Außenminister und Vizekanzler Michael Spindelegger
(ÖVP) unartige Länder aus der Union "rausschmeißen"
möchte, warnt der sozialdemokratische Bundeskanzler
Werner Faymann (SPÖ) vor negativen Folgen.
"Wir brauchen Möglichkeiten, dass man jemanden aus
der Währungsunion rausschmeißt", forderte der
Außenminister in der Wiener Zeitung "Kurier". Damit
meine er Länder wie Griechenland, die sich nicht an
Verpflichtungen halten: "Wenn es diese Regel schon
gäbe, hätte man schon Konsequenzen ziehen müssen."
Für die Möglichkeit eines Ausschlusses einzelner
Länder müsse man den EU-Vertrag ändern, so
Spindelegger: "Ich bin fest davon überzeugt, dass es
durchzubringen ist." Er habe mit seinen
Außenminister-Kollegen bereits Gespräche darüber
begonnen. Deutschland, Luxemburg, Finnland und die
Niederlande würden diesen Kurs unterstützen.
Der österreichische Bundeskanzler stellte sich als
Reaktion auf seinen Vize gegen diesen Kurs: "Die
negativen Folgen des Zerbrechens der Eurozone würden
allfällige Vorteile für einzelne Länder bei weitem
übersteigen", teilte Faymann mit. Einen "Rauswurf"
könne er nicht empfehlen.
Roland Koch: Kein "zurück auf null"
Roland Koch: "Niemand soll ein Scheitern oder auch
nur einen Austritt Griechenlands anstreben."
Mit einem eindringlichen Appell warnte derweil Roland
Koch, der Vorstandsvorsitzende des Dienstleistungs-
und Baukonzerns Bilfinger-Berger, vor einem Scheitern
der gemeinsamen Währung: Ein Zerstören des Euro würde
das Zusammenwachsen Europas auf null stellen: "Null
ist aber nicht 1990. Null ist 1945", sagte Koch der
"Süddeutschen Zeitung". Niemand solle deswegen ein
Scheitern oder auch nur einen Austritt Griechenlands
anstreben.
"Der europäische Kontinent muss als Ganzes seinen Weg
finden in einer Welt, in der er im Vergleich zu China,
Indien oder Südamerika mit seinem Anteil an
Bevölkerung und Weltwirtschaft immer kleiner wird."
Koch, der bis zum Jahr 2010 Ministerpräsident in
Hessen und stellvertretender CDU-Bundesvorsitzender
war, sieht dabei weiterhin genügend Spielräume für die
Regierungen. "In allen wesentlichen Fragen entscheidet
die Politik." Er bedauere zutiefst, dass es in diesen
Krisenzeiten "schick" sei, der Politik die
Handlungshoheit abzusprechen. Dabei sei es die Politik
gewesen, die etwa in Deutschland die Rahmenbedingungen
für eine starke Industrie geschaffen habe.
Allerdings sieht der Manager – sein Konzern strebt
mit 60.000 Mitarbeitern in diesem Jahr einen Umsatz
von mehr als acht Mrd. Euro an - auch eine
Mitverantwortung der Politik an der Finanzkrise:
"Natürlich hat die Bundesrepublik Deutschland andere
Staaten zum Schuldenmachen motiviert, indem sie als
erste den Vertrag zur Währungsunion gebrochen hat",
kritisierte Koch. Denn jeder habe sich ausrechnen
können: Wenn Deutschland nicht bestraft wird, wird
keiner bestraft. "Natürlich hat eine Bundesrepublik
das Vertrauen darin erweckt, dass Staatsanleihen immer
sicher sind, indem sie entschieden hat, dass
Staatsanleihen nicht mit Kapital unterlegt werden
müssen bei der Bank – im Gegensatz zu jedem anderen
Kredit."
Quelle: n-tv.de, ddi/rts/dpa>
========
17.8.2012: <Schuldenkrise: Europa spricht
jetzt offen über das Euro-Ende>
aus: Welt online; 17.8.2012;
http://www.welt.de/wirtschaft/article108672036/Europa-spricht-jetzt-offen-ueber-das-Euro-Ende.html
<Ungeschminkt wie noch nie
reden Spitzenpolitiker nun über den möglichen
Zerfall der Währungsunion – vor allem in Finnland
und Polen. Philipp Rösler hingegen wirbt für den
Erhalt der Währung.
Von Jan Hildebrand
Europas
Politiker sprechen mittlerweile öffentlich über einen
möglichen Zusammenbruch der Währungsunion. Der
polnische Finanzminister Jacek Rostowski empfing
Vizekanzler Philipp Rösler (FDP) mit einer dramatischen Warnung.
Man sei mit
der "größten Krise in Europa seit dem Zweiten
Weltkrieg" konfrontiert. Es gehe nicht nur um Griechenland, die gesamte Euro-Zone sei
gefährdet und damit die Stabilität der Europäischen
Union insgesamt, sagte Rostowski. "Ein Zerbrechen der
Euro-Zone hätte katastrophale Konsequenzen." In Polen,
das der Währungsgemeinschaft bisher nicht angehört,
hält man das Szenario nicht mehr für ausgeschlossen.
Das gilt selbst für Euro-Staaten, wie
Äußerungen aus Finnland belegen. Ein Scheitern
der Gemeinschaftswährung sei etwas, was sich niemand –
auch nicht die Euro-skeptischen Wahren Finnen –
wünschten, sagte der finnische Außenminister Erkki
Tuomioja der britischen Zeitung "Daily Telegraph".
"Aber wir müssen vorbereitet sein."
Es gebe
einen Konsens, dass ein Auseinanderbrechen der
Euro-Zone kurz- oder mittelfristig mehr kosten werde,
als die Krise zu managen. Das Ende des Euros bedeute
aber nicht das Ende der EU.
"Zu 100 Prozent" dem Euro
verpflichtet
Die
finnische Regierung bemühte sich um Schadenbegrenzung.
Europaminister Alexander Stubb erklärte, sein Lande
sei "zu 100 Prozent" dem Euro verpflichtet und
untersuche keinerlei "Weltuntergangszenarien".
"Szenario Nummer eins für die finnische Regierung ist,
dass der Euro weiterbesteht."
Für seinen
Kabinettskollegen fand er scharfe Worte: Stubb sprach
von einem "Spiel mit dem Feuer". Auch Tuomioja
relativierte seine Aussagen später.
Wirtschaftsminister
Rösler wollte bei seinem Besuch in Warschau die
Äußerungen des finnischen Kollegen nicht direkt
kommentieren. "Wir wollen ein starkes gemeinsames
Europa mit einer stabilen Währung", sagte Rösler.
Rostowski hatte zuvor von den Euro-Staaten mehr
Anstrengungen im Kampf gegen die Krise gefordert.
Mahnung an EZB-Chef Mario Draghi
Die
Schuldenländer im Süden mahnte der polnische
Finanzminister zur Umsetzung der vereinbarten
Reformen. Ohne es direkt auszusprechen, machte
Rostowski auch klar, dass er einen stärkeren Einsatz
von Geberländern wie Deutschland verlangt. Solidarität
und Verantwortung gehörten zusammen, sagte er.
Polen sei
bereit, Schritte zu einer tieferen Integration der EU
mitzugehen, um Europa zu stabilisieren. Polen wolle
weiterhin so schnell wie möglich den Euro einführen,
"aber erst, wenn die Probleme gelöst sind".
Rösler
sagte nach seinen Gesprächen in Warschau: "Wir waren
uns einig, dass wir alles dafür tun müssen, die
Euro-Zone zu stabilisieren." Deutschland sei sich
seiner Verantwortung bewusst.
Zugleich
mahnte er den Präsidenten der Europäischen Zentralbank
(EZB), Mario Draghi, nicht bedingungslos Anleihen von
Krisenländern zu kaufen. Draghi selbst habe in
Hinblick auf EZB-Aktionen ausdrücklich darauf
hingewiesen, dass die einzelnen Reformen in
Mitgliedstaaten und Haushaltsdisziplin Priorität haben
müssten. "Dieser Aussage kann ich nur absolut
zustimmen. Da nehmen wir ihn auch beim Wort", sagte
Rösler.
Merkel forderte erneut strikte
Haushaltsdisziplin
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU)
hatte während einer Reise in Kanada betont, dass es keine Differenzen zwischen den
Euro-Regierungen und der Zentralbank gebe: "Die
EZB ist trotz ihrer Unabhängigkeit in einer völligen
gemeinsamen Linie". Die Äußerungen lassen sich als
Signal der Bundesregierung interpretieren, dass sie
Anleihenkäufe in einer akuten Krisensituation
politisch decken würde.
Die EZB
hatte angesichts der hohen Risikoaufschläge auf
spanische und italienische Anleihen angekündigt, diese
Papiere unter gewissen Bedingungen aufkaufen zu
wollen. Hierzu müssten Schuldenländer allerdings
zunächst einen Antrag auf Hilfe stellen und unter den
Rettungsschirm EFSF beziehungsweise dessen Nachfolger
ESM schlüpfen. In diesem Fall erhalten die Länder auch
Reformauflagen, deren Umsetzung kontrolliert werden
kann.
Merkel
erneuerte ihre Forderungen nach strikter
Haushaltsdisziplin und einer engeren politischen Union
in Europa. Sie forderte in Kanada erneut schärfere
Sanktionsmöglichkeiten gegen Schuldenstaaten.
Unzufriedenheit auch in Übersee
Ähnlich wie
die polnischen Regierungsvertreter hatte sich die
kanadische Seite unzufrieden über den Umgang der
Euro-Staaten mit der Krise gezeigt und ein
entschlosseneres Handeln gefordert.
"Wer
außerhalb Europas sagt, der Fiskalpakt reicht noch
nicht, dem stimme ich zu", sagte Merkel in Ottawa. Sie
hätte sich dort ebenfalls "stärkere
Durchgriffsmöglichkeiten" gewünscht. Die EU-Kommission
müsse bei strauchelnden Staaten direkt in das Budget
eingreifen können.
Rösler
besuchte in dieser Woche gleich eine Reihe von
EU-Staaten, die ähnliche wirtschaftspolitische
Vorstellungen haben. Polen war die letzte Station.
Davor war er auch in den Euro-Ländern Finnland,
Estland und den Niederlanden. In Den Haag traf er
Ministerpräsident Mark Rutte und seinen Amtskollegen
Kollegen Maxime Verhagen.
Euro-Krisen-Diplomatie geht weiter
Deutschland
und die Niederlande seien sich einig gewesen, dass nur
über eine Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit und
Haushaltsdisziplin mehr Vertrauen geschaffen werde
könne, sagte Rösler. Während der FDP-Chef daheim für
seine kritischen Töne gegenüber Griechenland
angegangen wurde, erhielt er bei seinen
Auslandsbesuchen Unterstützung.
In der
kommenden Woche geht die Euro-Krisen-Diplomatie
weiter. Der griechische Regierungschef Antonis Samaras
wird am Freitag nach Berlin kommen, um bei Merkel für
neue Zugeständnisse zu werben. Zuvor kommt am
Donnerstagabend Frankreichs Präsident Francois
Hollande ins Kanzleramt.>
========
17.8.2012: Immer mehr statt weniger
Schuldenprobleme in Pleite-Spanien und
Pleite-Griechenland
aus: Welt online: Euro-Krise: Griechenlands Schulden
überspringen 300 Milliarden; 17.8.2012;
http://www.welt.de/wirtschaft/article108666329/Griechenlands-Schulden-ueberspringen-300-Milliarden.html
<Öffentliche und private
Schulden in Europa ziehen erneut an. Athen reißt die
300-Milliarden-Marke. In Spanien werden immer mehr
Kredite nicht bedient. Brüssel bereitet sich auf
heißen Herbst vor.
Die Krise
macht keine Sommerpause. Griechenlands Staatsverschuldung ist
auf 303,5 Milliarden Euro gestiegen. Dies ist der
Stand von Ende Juli, wie das Athener Finanzministerium
mitteilte. Ende März betrugen die Schulden demnach
noch 280,2 Milliarden Euro.
Nach den vom
Finanzministerium veröffentlichten Zahlen erreichte
die Staatsverschuldung des Landes ihren bislang
höchsten Stand im vierten Quartal des vorigen Jahres.
Damals betrug der Schuldenstand 367,9 Milliarden Euro.
Fast zehn Prozent fauler Kredite in
Spanien
Fast zehn
Prozent aller Kredite in Spanien werden nicht mehr
fristgerecht bedient. Wie die spanische Nationalbank
mitteilte, waren im Juni 9,42 Prozent aller Schuldner
– vom Privatmann bis zum Unternehmen – mit ihren Raten
mindestens drei Monate im Rückstand. Es handelte sich
um Kredite über mehr als 164 Milliarden Euro. Das
waren acht Milliarden Euro mehr als im Mai.
Spanien
hatte im Juni bekannt gegeben, dass der vom
Zusammenbruch der Immobilienblase hart getroffene
Bankensektor Hilfen braucht. Die Euro-Gruppe will
dafür bis zu 100 Milliarden Euro bereitstellen.
Brüssel bereitet heiße Phase in der
Euro-Krise vor
In Brüssel
bereiten Beamte schon die bevorstehenden Schicksalswochen des Euros
vor. Denn in der Euro-Krise stehen wichtige
Entscheidungen an, deren Ausgang das Wohl und Wehe
Griechenlands, Europas und anderer Volkswirtschaften
weltweit beeinflussen wird.
Bundeskanzlerin
Angela Merkel (CDU) ist bereits wohlweislich aus ihrem
kurzen Jahresurlaub zurückgekehrt. Italiens
Ministerpräsident Mario Monti war schon fleißig,
bereitete jüngst eine Allianz
der Südländer durch Reisen nach Spanien und Frankreich
vor. Dieser Tage warb dann Bundeswirtschaftsminister
Philipp Rösler (FDP) um Solidarität bei den
Verbündeten mit Top-Bonität in Finnland und den
Niederlanden, erklärten Gegnern weiterer Hilfen für
Krisenstaaten. Und auch Antonis Samaras steht in den
Startlöchern.
Griechenland empfängt am 22. August
Junker
Der
griechische Ministerpräsident empfängt erst
Euro-Gruppen-Chef Jean-Claude Juncker am 22. August zu
Gesprächen in Athen, danach reist er selbst nach
Berlin und Paris, um den mächtigsten EU-Staaten mehr
Nachsicht und Geduld abzuringen. Im griechischen Spar-
und Reformprogramm klaffen riesige Lücken zwischen
Anspruch und Wirklichkeit, einen Vorgeschmack davon
wird Samaras im Kanzleramt und Élysée-Palast geben.
Zumal die
Wirtschaftsleistung seines Landes zuletzt noch stärker
sank als befürchtet, die Steuereinnahmen zurückgehen,
das Loch in der Staatskasse wächst. Das bedeutet
entweder zusätzliche Kürzungen oder mehr Hilfen.
Ersteres wäre den Griechen, Zweiteres ihren Geldgebern
kaum zu vermitteln.
Der nächste
Troika-Bericht wird den Blick auf das griechische
Fiasko schonungslos freilegen. In der ersten
Septemberwoche reisen die Buchprüfer der
EU-Kommission, Europäischen Zentralbank (EZB) und des
Internationalen Währungsfonds wieder nach Athen. Fällt
ihr bald darauf erwartetes Zeugnis so verheerend aus
wie befürchtet, ist die Auszahlung der nächsten
31-Milliarden-Tranche an Athen fraglich.
Wann holt Draghi die Geldkanone
raus?
An
Fragezeichen mangelt es indes schon vor dem
Troika-Report nicht: Bestätigt sich die in Berichten
kolportierte Finanzierungslücke von 20 Milliarden Euro
– oder fällt sie gar doppelt so hoch aus? Bekommen die
Hellenen wenn nicht zwei, so doch zumindest ein Jahr
mehr Zeit zum Sparen? Wird das kaum mehr realistische
Verschuldungsziel von 117 Prozent der
Wirtschaftsleistung bis 2020 zähneknirschend nach oben
korrigiert? Auch über diese Fragen werden die
EU-Finanzminister am 14. September in Zypern brüten
müssen.
Zugleich
sorgt sich Europa davor, dass der komatöse griechische
Patient auch den bereits fiebrigen spanischen
infizieren könnte. Denn rutscht der ohnehin schon
unter Rezession und Rekordarbeitslosigkeit leidende
Staat endgültig in die Pleite oder gar aus dem Euro,
könnten die Folgen auch andere in den Abgrund ziehen.
Vor allem die wirtschaftlichen Schwergewichte Spanien
und Italien liegen seit Monaten in Sichtweite der
langfristig untragbaren 7-Prozent-Zinsmarke für
Staatsanleihen, weil die Märkte selbst knallharte
Reformeinschnitte nicht wie gewünscht belohnen. Ein
griechisches Drama könnte ihnen den "Todesstoß"
versetzen.
Daher trat kürzlich EZB-Chef Mario Draghi
auf den Plan und versprach
öffentlichkeitswirksam, seine Bank werde "alles tun,
was zum Schutz des Euros notwendig ist". Die EZB
bereite sich darauf vor, Anleihen der Krisenstaaten zu
kaufen, wenn dies der ESM und sein Vorgänger EFSF auch
täten. Nicht nur an den Börsen fiebert man dem Datum
entgegen, an dem das "in den kommenden Wochen"
auszuarbeitende Konzept in die Tat umgesetzt wird. Die
erste EZB-Ratssitzung ist schon am 6. September.
ESM-Schicksalsurteil in Karlsruhe
Sollte
schlimmstenfalls der "Grexit" kommen, braucht die
Eurozone den ESM, um eine Kettenreaktion und den
Zerfall der Gemeinschaftswährung zu verhindern.
Deshalb wird das Urteil des Bundesverfassungsgerichts
zum dauerhaften Rettungsschirm am 12. September
europaweit mit Spannung erwartet. Denn der bis 2014
schrittweise zu befüllende Rettungsfonds mit einem
Zielvolumen von 500 Milliarden Euro geht erst an den
Start, wenn er zu 90 Prozent gefüllt ist. Ohne
Deutschlands Anteil von gut einem Viertel läge der ESM
also auf Eis.
Griechenland,
Spanien, ESM – war"s das? Nein, der Schicksalsherbst
hat noch mehr zu bieten: Am 11. September präsentiert
die EU-Kommission ihren Vorschlag für eine europäische
Bankenaufsicht. Die ist nicht nur Bedingung für
direkte Bankenhilfen, ohne sie haben auch gemeinsame
Einlagensicherung und Abwicklungsfonds keine Chance –
denn diese sähen vor, dass deutsche Banken und Sparer
für marode Institute in anderen Ländern mithaften. In
der zweiten Septemberhälfte bekommen die spanischen
Geldhäuser zudem ihr Stresstest-Zeugnis ausgestellt,
Madrids Bitte um 30 Milliarden Euro Nothilfe für die
Bankia-Gruppe scheint ohnehin nur noch Formsache.
dapd/cat>
========
22.8.2012: <Bundesanleihen: Spekulanten
wetten auf Comeback der D-Mark>
aus: Welt online; 22.8.2012;
http://www.welt.de/finanzen/article108714893/Spekulanten-wetten-auf-Comeback-der-D-Mark.html
<Risikofreudige
Investoren kaufen deutsche Staatsanleihen – obwohl
diese derzeit praktisch keine Rendite abwerfen. Sie
setzen dabei auf ein Szenario, das ihnen riesige
Gewinne bescheren kann.
Trotz Renditen von null Prozent sind Bundesanleihen
für einige Investoren einen Kauf wert. Sie spekulieren
nämlich auf eine Kompensation durch
Wechselkursgewinne, wenn die europäische Währungsunion
auseinanderbrechen sollte.
"Wer heute
auf Euro lautende deutsche Anlagen kauft, kann sich in
einem Szenario, in dem der Euro auseinanderbricht, mit
Anlagen in einer höherwertigen Währung wiederfinden”,
sagt Jamie Stuttard, Leiter International Bonds bei
Fidelity Management and Research Co. in London. Beim
derzeitigen Renditeniveau böten die deutschen
Staatspapiere nicht viel Wert. Der beste Grund,
deutsche Papiere zu halten sei daher das Re-
Denominierungs-Szenario, ergänzt er.
Die Rendite
deutscher Bundespapiere mit einer Laufzeit von zwei
Jahren fiel am 1. Juni unter null und bewegte sich
seit dem 6. Juli jeden Tag im negativen Bereich.
Während die
europäischen Spitzenpolitiker an einem Plan zur
Bewältigung der Schuldenkrise arbeiten, erhöhen
Händler ihre Wetten auf ein Auseinanderbrechen des
Euroraums. Die implizite Wahrscheinlichkeit, dass ein
Land bis Ende 2014 die Währungsunion verlässt, ist in
der vergangenen Woche von 64 Prozent auf 66 Prozent
gestiegen. Das zeigen Wetten auf Intrade.com.
Deutschland ist zu stark
"Die
Währungswette ist die Triebfeder bei den niedrigen
Renditen – nicht nur in Deutschland, sondern auch in
der Schweiz, in Frankreich, Österreich, den
Niederlanden und Belgien”, sagt Michael Markovic,
Leitender Stratege für Festverzinsliche bei Credit
Suisse Group AG in Zürich.
Das
Schuldenproblem der Peripherieländer der Eurozone "ist
die Stärke von Deutschland, Österreich und
Frankreich.” Ohne die Schwäche gäbe es die niedrigen
Renditen der stärkeren Länder nicht, fügte er an.
n den Anleihekursen der Kernländer seien eindeutig
Prämien im Hinblick auf ein Auseinanderbrechen der
Euro-Zone enthalten, sagt Mark Dowding, Portfoliomanager
für Festverzinsliche bei BlueBay Asset Management in
London. Wenn jemand glaube, dass der Euro vor dem Aus
stehe, dann machten die derzeit niedrigen Renditen Sinn,
fügte er an.
Geschrumpfte Euro-Zone
In einem
solchen Szenario könne es zu einer geschrumpften
Euro-Zone kommen. Diese würde Deutschland und die so
genannten Halb-Kernstaaten wie Frankreich,
Niederlande, Österreich, Finnland und Belgien
umfassen. Der Euro würde an Wert gewinnen, wenn er
nicht mehr von den großen Schuldenlasten der
angeschlagenen Volkswirtschaften belastet wäre, die
derzeit zur Währungsunion gehören.
Investoren
bezahlen derzeit mehr für Ausfallabsicherungen bei
Staatsanleihen einiger Euroländer, als sie an
Bondrendite erhalten. So kostet die Absicherung gegen
einen Zahlungsausfall bei deutschen Anleihen für fünf
Jahre 55 Basispunkte im Vergleich zu einer
fünfjährigen Bondrendite von 43 Basispunkten.
Im Falle
Frankreichs kosten die Kreditausfallswaps 128
Basispunkte, während fünfjährige Staatspapiere eine
Rendite von 96 Basispunkten bringen. Für Belgien und
Österreich gilt Entsprechendes.
"Die
Währungswette wird sichtbar, wenn man die Cash-Rendite
und die Kosten für Kreditausfallswaps vergleicht”,
sagt Markovic. Investoren würden daher wohl von ihrer
Wette auf Währungsgewinne ablassen, wenn sie den
wahren Preis erkennen, den Deutschland zur Deckung der
Kosten eines Ausstiegs anderer Länder aus der Eurozone
bezahlen müsste, ergänzte er.
Bloomberg/lw>
Kommentar
Wenn die DM nicht kommt, dann kommt die
Anarchie, und dann kommt die DM vielleicht doch noch.
Ach so, ja natürlich, das ist auch eine Spekulation.
Michael Palomino, 22.8.2012
========
Die Anarchie kommt auch in Pleite-Italien Schritt für
Schritt, alles nur wegen dem unmöglichen Euro:
22.8.2012: Pleite-Italien kann sich vor
Kriminalität nicht mehr retten - Zunahme von 5,4%
bei Verbrechen, 21% mehr angezeigte
Wohnungseinbrüche, 16% mehr Taschendiebstähle
gemeldet
aus: 20 minuten online: Italien leidet:
Krise
führt zu mehr Kriminalität; 22.8.2012;
http://www.20min.ch/ausland/news/story/25112408
<Kein Job, keine Perspektive: Mit den
wirtschaftlichen Problemen steigt die
Kriminalitätsrate in Italien dramatisch an. Überfälle
nahmen um 20 Prozent, Einbrüche um 21 Prozent zu.
In ganz Italien wurden im vergangenen Jahr 2,76
Millionen Verbrechen angezeigt. Dies entspricht einer
Zunahme von 5,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr. 4557
Delikte wurden pro 100 000 Einwohner
gemeldet, wie am Dienstag aus den Angaben des
Innenministeriums in Rom hervorging.
Schwarzes Schaf ist die Provinz Mailand mit 294
875 Verbrechen. Das sind 7360 Delikte pro 100
000 Einwohner. Es folgen Rimini, Bologna,
Turin, Rom und Genua. Die Provinzen, in denen
gegenüber 2010 die Zahl der Verbrechen am stärksten
gewachsen ist, liegen alle im Norden: Forli, Livorno,
Rimini, Ravenna und Lucca.
2011 ist vor allem die Zahl der Wohnungseinbrüche und
Taschendiebstähle stark gestiegen. 204 000
Wohnungseinbrüche wurden 2011 angezeigt, das sind 21
Prozent mehr als im Vorjahr.
Junge Delinquenten
Bei Taschendiebstählen wurde ein Wachstum von 16
Prozent auf 134 000 gemeldet. Angezeigt
wurden 2011 ausserdem 40 600 Überfälle,
was einem Plus von 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr
entspricht. Betroffen waren vor allem Geschäfte.
Rückläufig ist dagegen die Zahl der Autodiebstähle,
wenn auch um 0,7 Prozent lediglich minim. Es wurden 126
999 Fälle registriert.
Die zunehmende Zahl von Diebstählen und Überfällen
führen Experten auf die Krise im Land zurück. Immer
mehr Jugendliche seien vom Arbeitsmarkt
ausgeschlossen. Die meisten Delikte wurden von Männern
im Alter zwischen 15 und 25 Jahren verübt.
Immer weniger Polizisten
Während die Zahl der Verbrechen in Italien zunimmt,
sind immer weniger Ordnungshüter auf den Strassen im
Einsatz. In den kommenden drei Jahren wird es wegen
der Einsparungen der Regierung zu 35 000
Stellenkürzungen bei Polizei, Carabinieri und
Steuerpolizei kommen.
Infolge der vom Kabinett Monti beschlossenen
Ausgabenkürzungen sollen bis 2014 für 100
Ordnungshüter, die pensioniert werden, nur noch 20
neue Polizisten und Carabinieri angestellt werden.
Dank dieser Personalkürzungen soll der Staat im
laufenden Jahr 94,8 Millionen Euro einsparen. 2015
werden es 1,46 Milliarden Euro sein, verlautete in
Rom.
(sda)>
========
22.8.2012: <Schuldenkrise: Griechische
Staatsanwälte jagen dreiste Sozialbetrüger> -
blinde Taxifahrer, verheiratete Witwer, tote
Rentenbezieher etc.
aus: Welt online;
http://www.welt.de/politik/ausland/article108718627/Griechische-Staatsanwaelte-jagen-dreiste-Sozialbetrueger.html
<Blinde Taxifahrer,
verheiratete Witwer, tote Rentenbezieher: In
Griechenland nimmt der Sozialmissbrauch dramatische
Formen an. Dem Staat entsteht so ein Schaden von
gigantischen Ausmaßen.
Von Boris Kálnoky und Dimitra Moutzouri
Die
griechische Staatsanwaltschaft jagt 2500 flüchtige
Sozialbetrüger, die widerrechtlich Renten bezogen
hatten, welche in Wirklichkeit anderen oder gar
verstorbenen Personen zustanden. 2000 weitere Betrüger
gingen den Fahndern bereits ins Netz. Ihnen soll jetzt
der Prozess gemacht werden.
Die
entsprechenden Dossiers seien an die zuständigen
Gerichte weitergeleitet worden, heißt es in den
griechischen Medien. Dabei gehe es nur um solche
Fälle, in denen dem Staat ein Schaden von jeweils
mindestens 30.000 Euro entstanden sei. Der
allerniedrigste denkbare Wert für den entstandenen
Schaden in diesen 2000 bereits bei den Gerichten
anhängigen Fällen liegt also bei 60 Millionen Euro.
Der
tatsächliche Schaden ist sehr viel höher. In einem
besonders krassen Fall bezog ein Mann ganze 19 Jahre
lang die Rente seiner verstorbenen Mutter – insgesamt
209.000 Euro. Die Mutter, so berichtet die Zeitung
"Ethnos" in ihrer Ausgabe vom vergangenen Sonntag, sei
Rechtsanwältin gewesen, und der Rententräger – eine
Pensionskasse für Rechtsanwälte – wolle Klage erheben,
aber der Täter sei bislang unauffindbar.
Kein
Einzelfall: In einer vergleichbaren Akte geht es um
eine im Jahr 2004 verstorbene Juristin, deren Rente
bis jetzt von einem Verwandten bezogen worden war. In
beiden Fällen lief das über eine Bankvollmacht
zugunsten des jeweiligen Betrügers.
Blinde Taxifahrer und Jäger
Es ist
schwer zu entscheiden, welche der vielen
Erschleichungen die verblüffendsten sind. Vielleicht
jene zwei "Invaliden", die jahrelang Invalidenrente
bezogen, aber daneben einer Vollzeitbeschäftigung
nachgingen? Einer der beiden "Behinderten" arbeitete
als Beamter, der andere als Bankangestellter – er
erschlich so über viele Jahre hinweg insgesamt 104.000
Euro.
Dann sind da
jene beiden Fälle, in denen zwei Herren (einer davon
Militäroffizier) "Witwerrenten" bezogen, da ihre
Frauen verstorben waren. In Wahrheit aber hatten sie
bald danach wieder geheiratet, die Renten standen
ihnen daher nicht mehr zu. Zusammengerechnet fordert
der Staat nun 172.000 Euro von den beiden Tätern.
Besonders
beliebt auf manchen griechischen Inseln waren
"Blinden"-Renten, deren Bezieher sich nun als
hauptberufliche Taxifahrer oder Jäger entpuppten.
Einige Großbetrüger flogen schon
auf
Die
Staatsanwälte, so heißt es in den Medien, seien
sprachlos und schockiert angesichts des schieren
Ausmaßes des offenbar systematischen Mißbrauchs von
Sozialleistungen. Sie seien entschlossen, nicht nur
jene zu finden und zu bestrafen, die in den Genuss der
erschlichenen Renten gelangten, sondern auch jene
Beamte, Vertrauensärzte und sonstige Zuständige in den
Behörden, ohne deren Hilfe der Betrug wohl kaum
zustande gekommen wäre.
Hier und da
haben die Ermittler bereits solche korrupten
Großbetrüger auffliegen lassen. Beispielsweise wurde
der Chef einer Sozialversicherungsabteilung auf der
Insel Zakinthos am 15. August seines Amtes enthoben
und sieht sich mit schwerwiegenden Vorwürfen
konfrontiert. Auf der Insel waren auffallend viele
"Blindenrenten" zugesprochen worden, bis sich
herausstellte, dass nur 60 der 700 Begünstigten
tatsächlich blind waren. Auch auf der Insel Chios
waren 57 Prozent aller "Blindenrenten" erschlichen,
wie eine Überprüfung ergab.
In einem
anderen Fall wird gegen eine Beamtin ermittelt, die
nach ihrer Pensionierung immer noch "freiwillig"
arbeiten kam. Arbeiten ohne Geld? Das schien den
Ermittlern, besonders im Hinblick auf die Arbeitsmoral
griechischer Beamter, verdächtig. Wie es nun scheint,
war die Dame hauptsächlich damit beschäftigt,
Rentenbetrug zu organisieren.
Offenbar systematischer Betrug
Landesweit
werden derzeit Fälle absichtlichen behördlichen
Missbrauchs in rund 50 Städten und Hunderten kleinerer
Gemeinden von den Ermittlern verfolgt. Der
Staatsanwalt am Obersten Gericht hat alle
Staatsanwälte Griechenlands angewiesen, solche
Fälle mit höchster Priorität zu behandeln. Nicht nur
die Ermittlungen, sondern auch die diesbezüglichen
Gerichtsprozesse sollen im Schnellverfahren
durchgezogen werden. Mit anderen Worten: In
Griechenland stehen Massenprozesse gegen
Sozialbetrüger an. So etwas hat es in der Geschichte
des Landes noch nie gegeben.
Es geht
neben erschlichenen Renten auch um Dokumentenfälschung
(die Leistungen wurden meist auf der Grundlage
gefälschter oder lügenhafter Bescheinigungen
erschlichen) und Veruntreuung. Offenbar geht es dabei
nicht nur um individuellen Betrug, sondern ganze
Netzwerke von Beamten und Funktionären betrieben
systematisch Betrug, und die Staatsanwälte wollen
daher auch klären, ob dahinter verborgene Auftraggeber
steckten – etwa Politiker an höheren Stellen oder das
organisierte Verbrechen.
Verdächtig
zum Beispiel ist der Fall von 54 Rentnern, die sich
als Versicherte landwirtschaftlicher Kooperativen in
der Provinz Thrakien ausgaben. Nachforschungen ergaben
aber, dass sie dort nie gearbeitet hatten, und dass
die behördlichen Gebührenmarken ihrer Dokumente
gefälscht waren.
Rechtmäßigkeit von zehn Prozent der
Renten fraglich
Das
Parlament soll demnächst neue Gesetze verabschieden,
um Selbstanzeiger, die das erschlichene Geld
bereitwillig zurückzahlen, mild zu behandeln, andere
jedoch besonders hart zu bestrafen. Außerdem sollen
neue Verwaltungsverfahren künftig solchen Missbrauch
verhindern. In diesem Sinne äußerten sich
Justizminister Roupakiotis und Arbeitsminister Ioannis
Vroutsis.
Die
aktuelle intensive Berichterstattung über Rentenbetrug
liegt nicht zuletzt daran, dass am 17. August eine
Frist des Arbeitsministeriums ablief – bis dahin
sollten alle Rentenkassen genaue Listen aller
verdächtigen Fälle abliefern.
Im Sinne
dieser Überprüfung entdeckte der größte staatliche
Sozialversicherer, die IKA, dass 7500 ihrer Rentner
sich schon lange nicht mehr gemeldet haben und 2500
ganz sicher tot sind. Das bedeutet mindestens 2500
Missbrauchsfälle, bislang wurden von der IKA aber erst
in 148 Fällen (und in 54 anderen Fällen, die aber
nicht Verstorbene betreffen) gerichtliche Schritte
eingleitet.
In diesen
insgesamt 202 Betrugsfällen geht es um Foderungen von
insgesamt mehr als sechs Millionen Euro. Schwerpunkte
für Rentenbetrug sind geographisch gesehen bei der IKA
die beiden Großstädte Athen und Thessaloniki, aber
auch die Insel Kreta.
Unter dem
Strich ergab die Durchleuchtung der zahlreichen
griechischen Rentenkassen nach Angaben des Chefs der
zuständigen Kontrollbehörde, Charis Teocharis, dass die Rechtmäßigkeit von gut zehn
Prozent aller griechischen Renten nicht klar
festzustellen sei und auch nicht, an wen die
Gelder genau ausgezahlt werden.
Weitere große Aufgabe
Wenn der
Rentenbetrugs-Sumpf trockengelegt ist, kann es an die
nächste große Aufgabe gehen: Zwar ist in Griechenland
die Zahl der Arbeitslosen erschütternd hoch, und das
ist ein Hauptargument dafür, dass die Sparpolitik
unmenschlich ist und die Wirtschaft zerstört. Aber wie
es scheint, ist auch die Zahl jener besonders hoch,
die sich fälschlicherweise als arbeitslos ausgeben und
widerrechtlich Arbeitslosengeld beziehen.
Die
zuständige Behörde OAED hat kürzlich der Staatsanwalt
Akten übergeben, in denen es um betrügerischen Bezug
von Arbeitslosengeld geht – und von Mutterschafts- und
Kindergeld. Dabei soll es in vielen Fällen auch um
Migranten gehen, wobei gefälschte
Aufenthaltsgenehmigungen eine große Rolle spielen
sollen.>
Kommentar
Das Problem ist die Mentalität, die einer karibischen
Schmugglermentalität entspricht, und diese Mentalität
ändert sich NICHT durch Sparprogramme.
Michael Palomino, 22.8.2012
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