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September 2012 (01): Euro - Teuro - Desaster (Teil 53)

Pleite-Griechenland: Melonen gegen neues Sparpaket -- Südeuropa ist der arbeitsloseste Teil der ganzen Welt -- Bundesverfassungsgericht bewilligt Rettungsschirm -- Demos in Pleite-Spanien und Pleite-Portugal wünschen die Troika "zum Teufel" -- Hunger in Pleite-Portugal -- Der Euro besteht aus 17 verschiedenen Euros -- Inflation ist der Preis für den Euro -- "Rettungsfond" soll auf 2 Billionen Euro "gehebelt" werden können -- Schweiz mit Mindestkurs rettet den Euro mit -- S&P wirft der Schweiz vor, die Ungleichgewichte in der Euro-Zone zu verschärfen -- Schweiz finanziert Deutschlands Schulden mit -- EZB mit Chef Draghi will weitere Reformen -- Pleite-Griechenland in der sozialen Katastrophe -- Gauck unterzeichnet ESM, und Deutschland darf nun ganz Europa retten -- in Pleite-Spanien regieren die Knüppel -- Pleite-Griechenland bekommt 31 Milliarden Euro geschenkt -- nun wird auch Frankreich zum "Sorgenkind" --

Meldungen

präsentiert von Michael Palomino



Video über die Wahrheit bei Dollar und Euro: "Dollar und Euro werden vergehen, wenn keine Volksabstimmung stattfindet"; Link des Videos: http://www.youtube.com/watch?v=qns3smEoQz0 Video with the truth about Dollar and Euro: "Dollar and Euro will go by when there is no popular vote"; Link of the video: http://www.youtube.com/watch?v=1-73ia6_Kn8

Weltkarte der weltweiten Verschuldung im Zuge der Globalisierung (April 2010): http://www.spiegel.de/flash/flash-26720.html

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Rette sich wer kann vor dem Pleite-Euro.

Michael Palomino, 7.7.2011


Wir sagen alle "Vielen Dank" an Herrn Christoph Blocher, der mit seinem logischen Denken die Schweiz vor dem Pleite-Euro bewahrt hat. Denn - wie man sieht: Es liegt nicht am Bankgeheimnis, dass der Euro nun Pleite geht.

Michael Palomino, 15.7.2011


In der Krise erkennst du, wie deine "Freunde" wirklich sind. Nur Frau Merkel will es noch nicht merken, was Pleite-Griechenland mit Europa vorhat...

Michael Palomino, 19.7.2011


Im Jahre 2012 kommt die Apokalypse: "US"-Dollar weg, Euro weg, und Japan mit Strahlenbabys aus Fukushima.

Michael Palomino, 29.7.2011


Die Euro-Apokalypse ist im Anmarsch. Die ersten Grossbetriebe entlassen 1000 von Leuten. Nichts wie weg hier!

Michael Palomino, 23.11.2011


Pläne und Beschlüsse nützen nichts, wenn sie nicht umgesetzt werden. Der Euro ist schon jetzt so gut wie tot.

Michael Palomino, 17.12.2011


Euro-Land - einig Pleite-Land:

Michael Palomino, 20.12.2011


Es kommt nun auch in Pleite-Italien und in Pleite-Spanien immer mehr zu anarchischen und gleichzeitig militaristischen Zuständen.

Michael Palomino, 1.6.2012


EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso am G20-Gipfel am 18.6.2012 lobt die EURO-Zone: Das ist das "Modell, auf das wir sehr stolz sein können".


Was ist denn schlimmer: Die Mafia mit im Boot in Brüssel oder die unabhängige DM? Die Mafia ist doch auf die Dauer schlimmer. Aber jedem seine Meinung.

Michael Palomino, 7.7.2012


Ein Staat muss mit seinen Strukturen überlebensfähig sein. Der Euro mit der Mafia Südeuropas in der Struktur ist NICHT überlebensfähig.

Michael Palomino, 17.8.2012

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20 minuten
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Pleite-Griechenland am 10.9.2012: <Proteste in Griechenland: Mit Melonen gegen neues Sparpaket>

aus: 20 minuten online; 10.9.2012;
http://www.20min.ch/ausland/news/story/20770881

<Viele Griechen wollen den Gürtel nicht mehr enger schnallen. In Thessaloniki haben deshalb Zehntausende von Menschen mit Wassermelonen gegen ein neues Sparpaket protestiert.

Ein neues griechisches Sparprogramm im Volumen von über 11,5 Milliarden Euro liegt in Athen beinahe fertig auf dem Tisch. Am Sonntagabend beendete die Troika der internationalen Gläubiger Griechenlands ihr Treffen mit Griechenlands Finanzminister Yannis Stournaras.

Es sei ein «gutes Treffen» gewesen, sagte der Troika-Vertreter des Internationalen Währungsfonds (IWF), der Däne Poul Thomsen. «Wir arbeiten Tag und Nacht», fügte der Deutsche Klaus Masuch, Chef der Delegation der Europäischen Zentralbank (EZB), hinzu.

Aus griechischen Regierungskreisen verlautete, beide Seiten hätten «noch ein gutes Stück Weg» vor sich. Das Treffen sei von einer «allgemeinen Diskussion» geprägt gewesen.

Wie aus Regierungskreisen weiter verlautete, äusserten die Troika-Vertreter «Vorbehalte» gegenüber bestimmten Punkten der griechischen Sparvorschläge, darunter Kürzungen bei Gehältern im Öffentlichen Dienst, Ausgabenkürzungen im Sozial- und im Gesundheitswesen und weitere Rentenkürzungen.

Griechische Medien hatten vor dem rund zweistündigen Treffen berichtet, dass die Vertreter der EZB, des IWF und der EU die zusätzlichen Sparerfordernisse Athens auf etwa zwei Milliarden Euro beziffert hätten. Um die Sparvorgaben zu erreichen, habe die Troika Entlassungen im Öffentlichen Dienst vorgeschlagen. Für Athen käme dies jedoch einem Tabubruch gleich.

Nächste Hilfstranche von 31,5 Mrd. Euro

Die Troika-Delegation war am Freitag eingetroffen, um bis Anfang Oktober zu prüfen, ob Griechenland tatsächlich die nächste Hilfstranche in Höhe von 31,5 Milliarden Euro erhält. Ihr Bericht ist die Grundlage für eine Entscheidung über weitere Hilfen. Sollten die Prüfer zu einem negativen Ergebnis kommen, drohen die Gläubiger mit einer Einstellung der Zahlungen.

Die griechische Koalitionsregierung streitet weiter über das neue Sparpaket. Die drei Parteivorsitzenden konnten sich am Sonntag auf keine gemeinsame Linie einigen. «Wir werden uns am kommenden Mittwoch wieder treffen», sagte der Vorsitzende des kleineren Koalitionspartners, Fotis Kouvelis (Demokratische Linke), im griechischen Fernsehen.

Der Chef der Sozialisten, Evangelos Venizelos, forderte eine Verlängerung der Frist für die Erfüllung der Auflagen Griechenlands.

Das neue rigorose Sparprogramm soll nach Angaben aus dem Finanzministerium spätestens am nächsten Freitag stehen. Regierungschef Antonis Samaras warnte am Wochenende vor einem Austritt Griechenlands aus der Euro-Zone - dann würde das Land «finanziell sterben».

«Entweder die oder wir»

Die Opposition und die Gewerkschaften mobilisierten am Samstagabend in der Hafenstadt Thessaloniki Zehntausende Menschen gegen das Sparpaket. Die Demonstranten warfen dem konservativen Regierungschef Samaras und seiner Koalition vor, «den Befehlen der Geldgeber-Troika zu gehorchen und das Land und seine Menschen in die Katastrophe zu führen».

In Thessaloniki waren nach Schätzungen der Polizei rund 15 000 Menschen gegen das neue Sparprogramm auf die Strassen gegangen. Die Veranstalter sprachen von 30 000 Menschen.

«Umsturz! Entweder die oder wir», hiess es auf Transparenten. «Es reicht. Wir können nicht mehr», skandierten die Menschen. Aufgebrachte Bauern warfen Dutzende Wassermelonen auf die Strasse. Damit protestierten sie gegen die niedrigen Preise.

(sda)>

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EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso am G20-Gipfel am 18.6.2012 lobt die EURO-Zone: Das ist das "Modell, auf das wir sehr stolz sein können".

n-tv online,
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10.9.2012: Südeuropa ist der arbeitsloseste Teil der Welt: <Höchste Arbeitslosenquote der Welt: Südeuropa toppt alle>

aus: n-tv online; 10.9.2012;
http://www.n-tv.de/politik/Suedeuropa-toppt-alle-article7176506.html

<Spanien und Griechenland haben prozentual mehr Arbeitslose als viele Länder Afrikas oder Lateinamerikas. Das geht aus einer Länderanalyse der Internationalen Arbeitsorganisation hervor. Demnach schlägt die Euro-Krise in den beiden Ländern voll durch. Die UN-Behörde geht davon aus, dass sich in den kommenden Jahren nicht viel daran ändern wird.

Südeuropa leidet unter der weltweit höchsten Arbeitslosenrate. Die Erwerbslosenquote in Spanien und Griechenland sei mit 24,5 beziehungsweise 22,3 Prozent höher als in allen anderen Ländern, für die international vergleichbare Daten vorlägen, berichtete die "Financial Times Deutschland" unter Berufung auf eine Länderanalyse der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO). Auch bei der Jugendarbeitslosigkeit zählen die Südeuropäer zu den Schlusslichtern. 55 Prozent der unter 24-jährigen Griechen seien derzeit ohne Job, bei den Spaniern sind es rund 53 Prozent.

Die UN-Organisation hat für ihre Analyse Jobzahlen für 178 Staaten rund um den Globus erhoben. In etwa 50 davon wurde zudem die Bevölkerung befragt, um die Ergebnisse international vergleichbar zu machen. Unter den afrikanischen, karibischen und lateinamerikanischen Staaten, für die es nur Schätzungen gebe, seien nur wenige Länder, in denen prozentual mehr Menschen ohne Job seien als in Griechenland oder Spanien, hieß es in dem Bericht weiter. Dies sei beispielsweise in Namibia der Fall.

Auch für die Zukunft rechnet die ILO mit weiterhin hohen Arbeitslosenzahlen in Südeuropa. "Selbst wenn die Eurokrise in den kommenden Monaten nicht eskaliert, wird die Arbeitslosigkeit in den Euro-Südländern in den nächsten Jahren nur sehr langsam sinken", sagte Ekkehart Ernst, Chef der ILO-Prognoseabteilung, der "FTD". Die UN-Behörde geht davon aus, dass 2015 in Griechenland noch immer 20,3 und in Spanien 23,4 Prozent der Erwerbsbevölkerung ohne Stelle sein dürften.

Quelle: n-tv.de, AFP>

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Das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe bewilligt das "Rettungsschirm"-Prinzip:

n-tv
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12.9.2012: <ESM-Urteil des Bundesverfassungsgerichts: Die feige Republik Deutschland>

aus: n-tv online: 12.9.2012;
http://www.n-tv.de/politik/politik_kommentare/Die-feige-Republik-Deutschland-article7199811.html

<Ein Kommentar von Hannes Vogel

Europa kann aufatmen: Karlsruhe gibt grünes Licht für den Euro-Rettungsschirm. Das Urteil ist richtig – und beschämend: Es ergeht nur im Namen des Volkes, nicht durch das Volk. Denn weil die Politik den Wähler fürchtet, entscheiden Bürokraten und Richter die Schicksalsfragen - und nicht die Bürger.
 

Es dauerte eine Viertelstunde, bis Europa aufatmen konnte. Andreas Voßkuhle, Präsident des Bundesverfassungsgerichts, quälte sich am Mittwochmorgen noch einmal durch alle Anträge, referierte Anordnungen und Aktenzeichen, rief alle Antragssteller einzeln auf. Niemand sollte seinem Gericht später vorwerfen können, in seinem vielleicht wichtigsten Urteil überhaupt nicht sorgfältig gewesen zu sein.

Als Voßkuhle sich um 10 Uhr 15 erhob, dürfte ein Seufzer der Erleichterung durch Europa gegangen sein. Die Verfassungsrichter winken den Euro-Rettungsschirm ESM durch. Es ist wieder mal eine ihrer berühmten Ja-Aber-Entscheidungen. Der Rettungsschirm steht, aber nur wenn Deutschlands Haftung auf 190 Mrd. Euro beschränkt bleibt und der Bundestag möglichen weiteren Garantien zustimmt. Die Europäische Zentralbank (EZB) kann damit wahrscheinlich Staatsanleihen von Krisenländern kaufen. Die Politik hat Zeit gewonnen. Die Märkte jubilieren.

Das Urteil ist richtig. Gauweiler und die anderen Euro-Rebellen mögen mit ihren Klagen gegen den ESM einen Nerv beim Volk getroffen haben. Aber niemand kann ernsthaft das Rad der europäischen Integration zurückdrehen und die Euro-Rettung torpedieren wollen. Der Euro ist ein historischer Fehler, das Portemonnaie des deutschen Steuerzahlers längst ein Selbstbedienungsladen, Europa hat ohne gemeinsame Währung besser funktioniert, rufen die Euro-Skeptiker, die Gauweilers Niederlage schmerzt. Das mag stimmen. Doch bankrotte Banken, Pleite-Länder und die gemeinsame Währung lassen sich nicht geräuschlos abwickeln. Der Zerfall des Euro würde Deutschland am härtesten treffen, wahrscheinlich härter als alle Rettungspakete und Rettungsschirme, obwohl das niemand mit Sicherheit sagen kann.

Im Namen des Volkes – nicht durch das Volk

Doch gleichzeitig ist der Richterspruch aus Karlsruhe eine Schande für die Demokratie. Denn das Urteil über den Euro ergeht nur im Namen des Volkes - nicht durch das Volk. Eigentlich soll in der Bundesrepublik alle Staatsgewalt vom Volke ausgehen. Eigentlich entscheiden deshalb in Deutschland gewählte Politiker für die Wähler. Weil sich die Politik in der Euro-Frage vor der Verantwortung drückt, entscheiden am Ende Zentralbankbürokraten und Verfassungsrichter über die Schicksalsfragen Europas, nicht die Bürger. Es ist paradox: Obwohl sich das deutsche Volk endlich so sehr wie nie für europäische Politik interessiert, hat es nichts zu sagen.

Denn die Politik in Deutschland ist feige, hat Angst vor dem Wähler, fürchtet, die Menschen wollten raus aus dem Euro. Die Umfragen scheinen ihr recht zu geben: 50 Prozent der Deutschen glauben laut ARD-Deutschlandtrend vom Juli, dass der Euro für Deutschland eher Nachteile bringt. 55 Prozent finden, Deutschland hätte besser die D-Mark behalten sollen.

Doch die Skepsis vieler Deutscher gegenüber dem Euro kommt auch daher, dass sie bisher überhaupt nicht zum Euro gefragt worden sind. 57 Prozent der Deutschen sind laut ZDF dafür, dass die EU-Länder künftig mehr gemeinsame Politik machen und nicht weniger. Es ist daher nicht sicher, ob ein Volksentscheid über den Euro scheitern würde. Selbst die Griechen haben sich bei der Parlamentswahl zwar hauchdünn, aber für die Sparpolitik entschieden, obwohl ihnen Demagogen versprachen, ohne Reformen könne Athen den Euro trotzdem behalten.

Ohne Legitimation kein Wert

Natürlich wäre ein Referendum über die Euro-Rettungspolitik in Deutschland ein gewagtes Unterfangen, wie das bei historischen Richtungsentscheidungen so ist. Doch es ist notwendig. Denn in einer Demokratie kommt es nicht nur darauf an, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Sie muss auch von denen getroffen werden, die von ihr betroffen sind. Ohne Legitimation ist eine richtige Entscheidung nichts wert. Und selbst, wenn ein Referendum scheitern und der Euro deshalb zerfallen sollte – es könnte sich hinterher wenigstens niemand darüber beschweren.

Doch für weitreichende Entscheidungen fehlt der Politik in Berlin der Mut. Deutschland ist eine Republik der Zauderer und Zögerer. Das könnte sich schon bald rächen, denn auch mit dem grünen Licht aus Karlsruhe ist die Euro-Krise nicht vorbei. Beendet sein wird sie erst, wenn sich Europa zu echten Reformen durchringt, die Staaten möglicherweise mehr Macht nach Brüssel abgeben, eine echte Wirtschaftsregierung schaffen. Darüber sollte nun wirklich das Volk entscheiden – und nicht Karlsruhe.

Quelle: n-tv.de>

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Welt
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15.9.2012: <Tipps für Anleger: Der Euro-Crash ist abgesagt – wohin mit dem Geld?>

aus: Welt online; 15.9.2012;
http://www.welt.de/finanzen/article109242735/Der-Euro-Crash-ist-abgesagt-wohin-mit-dem-Geld.html

<Nach den jüngsten Euro-Beschlüssen haussieren die Märkte, Aktionären winkt eine goldene Zukunft. Anders sieht es für Bauherren aus. Die "Welt am Sonntag" beantwortet die wichtigsten Anleger-Fragen. Von Daniel Eckert  und Holger Zschäpitz

Der Euro-Crash ist abgesagt. Zur Enttäuschung vieler Spekulanten: Sie hatten sich, bildlich gesprochen, schon mit Klappstühlen, Champagner und Pappbecher auf der Grünfläche vor dem EZB-Tower eingefunden, um das Scheitern der Europäischen Währungsunion zu begießen.

Doch innerhalb weniger Tage hat sich das Blatt gewendet: Im September 2012 wird es keinen krachenden Zerfall der Europäischen Währungsunion geben. Eine Reihe von Ereignissen, vom Draghi-Coup bei der Europäischen Zentralbank (EZB) bis zur Billigung des ESM durch das Bundesverfassungsgericht, hat dem Euro neues Leben eingehaucht.

Akteure sind wieder zuversichtlich

Auch der Vorstoß der EU-Kommission für eine gemeinsame Bankenaufsicht beeindruckte die Marktakteure. Obendrein bestätigten die niederländischen Wähler überraschend die generelle Richtung der Euro-Politik. Dort gewannen jene Parteien die Parlamentswahl, die den aktuellen Rettungskurs von Merkel & Co. stützen. Euro-Kritiker wie der Rechtspopulist Geert Wilders wurden abgestraft und marginalisiert.

"Das Ergebnis gibt den Akteuren ein wenig mehr Zuversicht, dass die Europäische Union die Krise lösen kann", sagt David Mackie, Chefökonom Europa bei JPMorgan. Der Niederländer Mark Rutte ist der zweite Regierungschef nach dem Esten Andrus Ansip, der es seit Beginn der Kalamitäten im Herbst 2009 geschafft hat, wiedergewählt zu werden.

Verächter des Euro kapitulieren

Die Gemengelage führte dazu, dass die Verächter des Euro an den Märkten Hals über Kopf kapitulieren mussten. Kurzfristig ist das extremste Risiko aus der Welt, nämlich dass die Euro-Schuldenstaaten sich nicht mehr an den Kapitalmärkten finanzieren können und deshalb aus der Union ausscheiden müssen. Die Märkte haussierten, allen voran Bankaktien und Wertpapiere der hoch verschuldeten Peripherieländer.

Der Euro sprang am Freitag über die Marke von 1,30 Dollar und notierte damit auf dem höchsten Stand seit Mai. Auch die europäischen Aktienmärkte haussierten: Der Dax markierte ein Jahreshoch bei 7428 Punkten. Seit Anfang September hat das deutsche Börsenbarometer sechs Prozent an Wert gewonnen, seit dem Tief von Anfang Juni sogar 24 Prozent.

Zinsen für Schuldenländer sinken

Die Zinslasten der Peripheriestaaten gaben hingegen deutlich nach. Für zweijährige italienische Staatsanleihen musste Rom zum Wochenausklang rechnerisch nur noch etwas über zwei Prozent aufbieten. Noch vor Wochen, Ende Juli, lag der Zins bei erdrückenden fünf Prozent. Bei der Internetprognosebörse Intrade sind die Wetten, dass die Euro-Zone auf absehbare Zeit zerfällt, stark zurückgegangen: Nur 16 Prozent wetten darauf, Anfang September waren es noch 32 Prozent.

Fest steht: Die September-Beschlüsse werden Europa verändern. Einig sind sich alle, dass damit Zeit gekauft wurde. Doch sind ihre Effekte und Nebeneffekte wirklich so positiv, wie die Reaktion an den Finanzmärkten vermuten lässt? Oder richten die Euro-Retter mit ihrem Aktionismus auf lange Sicht mehr Schaden an, als sie Nutzen bringen?

Die "Welt am Sonntag" beantwortet die wichtigsten Fragen für Anleger.

Kommt jetzt die Inflation?

"Mit der Ratifizierung des Europäischen Stabilitätsmechanismus (ESM) ist der Weg in die Euro-Inflationsgemeinschaft bereitet", kritisiert Thorsten Polleit, Chefvolkswirt bei Degussa Goldhandel die Beschlüsse. Polleit ist nicht der einzige Skeptiker. Auch andere Ökonomen warnen davor, dass die Vermehrung der Zentralbank-Geldmenge zu viel Liquidität ins System bringe.

Durch die Billigung des ESM ist die Voraussetzung dafür geschaffen, dass die EZB unbegrenzt Anleihen aufkaufen kann, wie es EZB-Chef Mario Draghi am 6. September bei der historischen Pressekonferenz verkündet hat. Damit knüpft die europäische Institution an Gepflogenheiten der Banca d’Italia an, die bis in die 80er-Jahre hinein dem Finanzministerium und dem Staat stützend unter die Arme griff, wenn Rom nicht genügend Zinspapiere am Markt unterbringen konnte.

Commerzbank-Chefökonom Jörg Krämer spricht daher von der "italienischen Währungsunion". In der Zeit der engsten Zusammenarbeit zwischen Banca d’Italia und Schatzamt von 1975 bis 1981 verdreifachte sich die Staatsschuld Italiens. Die Inflationsrate war damals fast durchgehend zweistellig und erreichte im Durchschnitt 17 Prozent.

Allerdings widersprechen andere Ökonomen den Mahnern mit dem Argument, der harte globale Wettbewerb wirke derartigen Eskapaden entgegen. Im August lag die Inflation in Euroland bei 2,6 Prozent – deutlich über der EZB-Zielmarke von knapp unter zwei Prozent.

Wird der Euro zur Weichwährung?

Nach dem Gesetz von Angebot und Nachfrage müsste der Wert des Euro anderen Devisen als Folge der Beschlüsse sinken. Niedrigere Zinsen und "frisch gedrucktes" Geld bedeuten nachgebende Notierungen. Allerdings ist die EZB nicht die einzige Notenbank, die die ihr anvertraute Währung verwässert. Auch die US-Notenbank Federal Reserve, die Bank of England und die Bank von Japan fluten das System mit Geld.

Selbst die People’s Bank of China ist in den Abwertungswettlauf eingestiegen. Denn auch in der Volksrepublik kühlt sich die Wirtschaft ab, während das Bankensystem unter einer wachsenden Schuldenlast stöhnt.

Die Draghi-Bazooka (also der Ankauf von Staatsanleihen mit Notenbank-Geld) könnte den Euro paradoxerweise sogar stabilisieren: Die Gefahr einer zerbrechenden Währungsunion ist damit minimiert, Euro-Investments werden damit für große Investoren wie Staatsfonds oder Pensionskassen wieder attraktiver. Gleiches gilt für Notenbanken, die große Devisenbestände halten.

Die Zukunft der Reservewährung Euro erscheint damit wieder rosiger, nachdem zuletzt schon ein Rückzug aus der europäischen Währung zu beobachten war. Devisenstrategen sehen den Euro-Kurs in den nächsten Monaten in einer Spanne von 1,18 bis 1,35 Dollar. Selbst der Schweizer Franken verliert seinen Nimbus als sicherer Hafen am Rand des aufgewühlten Euro-Meers. Diese Woche bewegte sich der Kurs deutlich von der Mindestgrenze weg, die die Schweizerische Nationalbank im Spätsommer 2011 bei 1,20 Euro eingezogen hatte.

Soll man jetzt Aktien kaufen?

Ob man jetzt Dividendenpapiere kaufen sollte, hängt vom Anlagehorizont ab. Kurzfristig ist beim Dax nach der starken Rallye mit einem Rückschlag zu rechnen. Hat sich die Euphorie über die zahlreichen Hilfsmaßnahmen gelegt, werden erst neue Dopamine die Kurse in Bewegung bringen.

Die kommenden Unternehmenszahlen werden bei den Anlegern wohl wenig Glückshormone freisetzen: Nicht nur in der Alten Welt liegt die Wirtschaft am Boden, auch in wichtigen Schwellenländern dreht die Konjunktur nach unten. Das alles sind keine guten Voraussetzungen für steigende Gewinne der Firmen. Die meisten Analysten halten den Dax bei 7500 Punkten für ausgereizt.

Gleichwohl hat sich seit den Ereignissen dieser Tage etwas geändert: EZB und Karlsruhe haben Risikofaktoren ausgeschaltet. Da Aktien empfindlich auf Unsicherheit reagieren, könnte der Wegfall der wahrgenommenen Risiken die Wertschätzung gegenüber der Anlageklasse mittelfristig wieder erhöhen. Das würde sich darin ausdrücken, dass die Märkte den Papieren wieder höhere Bewertungen zugestehen, etwa höhere Kurs- Gewinn-Verhältnisse und höhere Kurs-Buchwert-Verhältnisse.

Im Vergleich mit anderen Investments erscheinen die laufenden Erträge von Aktien ohnehin attraktiv: Die Titel des Dax bieten eine Rendite von im Schnitt 3,6 Prozent, mehr als lang laufende Staatsanleihen oder Unternehmensanleihen.

Steigen hierzulande jetzt die Zinsen?

Der Anleihenmarkt ist der wichtigste Seismograf der Euro-Krise. Je akuter die Erwartungen, dass die Währungszone zerfällt, desto größer die Zinsunterschiede zwischen Deutschland und der Peripherie. Am Hochpunkt der Krise lagen die Zinsen für zehnjährige deutsche Staatspapiere bei nur 1,3 Prozent, für spanische Titel gleicher Laufzeit bei fast sieben Prozent.

Während die Menschen der Peripherie-Ökonomien nun eine Erleichterung erwarten dürfen, müssen sich die Bundesbürger auf steigende Zinsen einstellen. Für Sparer ist das zunächst erfreulich: Sie dürfen hoffen, bei längeren Laufzeiten eine Rendite zu erzielen, die auf dem Niveau der Inflationsrate liegt, sodass sie real keinen Verlust mehr erleiden müssen.

Für deutsche Bauherren ist der Draghi-Coup weniger positiv: Die Finanzierung von Immobilien auf Pump dürfte in den nächsten Monaten und Jahren teurer werden. Experten vermuten, dass die Hypothekenzinsen bei einer zehnjährigen Zinsbindung von aktuell rund 2,6 Prozent auf über drei Prozent klettern werden.>

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Spiegel
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15.9.2012: <Proteste in Spanien und Portugal: "Zum Teufel mit der Troika">

aus: Spiegel online; 15.9.2012;
http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/spanier-und-portugiesen-protestieren-gegen-sparkurs-a-856065.html

<Spanier und Portugiesen machen ihrem Ärger gegen die Sparpolitik ihrer Regierungen Luft. Zehntausende Demonstranten zogen durch die Städte, in der portugiesischen Stadt Aveiro zündete sich ein Mann aus Protest an.

Madrid/Lissabon - Zehntausende Menschen in Spanien und Portugal haben bei Demonstrationen am Samstag gegen die sozialen Einschnitte ihrer Regierungen protestiert. In Madrid zogen acht Demonstrationszüge mit Teilnehmern aus allen Regionen Spaniens beim sogenannten "Marsch auf Madrid" durch die spanische Hauptstadt, um gegen den drastischen Sparkurs von Ministerpräsident Mariano Rajoy aufzubegehren.

Die Veranstalter gaben an, dass mehrere hunderttausend Menschen an der Großkundgebung teilgenommen hätten. Der konservativen Regierung werfen sie vor, mit ihren "antisozialen und autoritären" Maßnahmen alle Wahlversprechen gebrochen zu haben. In einem Manifest verlangten die Organisatoren außerdem eine Volksabstimmung darüber, ob die Regierung Nothilfe für die gesamte spanische Wirtschaft beantragen soll.

Der milliardenschwere Finanzbedarf für marode spanische Banken soll nach Einschätzung der zyprischen EU-Ratspräsidentschaft "in den nächsten Tagen" offengelegt werden. "Die Erwartung ist, dass der Betrag deutlich niedriger liegen wird als die 100 Milliarden (Euro), die ursprünglich von der Euro-Gruppe und der Troika vereinbart wurden", sagte der zyprische Finanzminister Vassos Shiarly am Samstag in Nikosia nach Beratungen mit seinen EU-Amtskollegen. Zypern führt turnusmäßig die Amtsgeschäfte der Union noch bis zum Jahresende.

Auch Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble sagte: "Nach jetzigem Stand wird Spanien deutlich unter der Obergrenze von 100 Milliarden Euro bleiben." Nach Schäubles Worten stellen die Minister Madrid ein positives Zeugnis über die bisherigen Reformanstrengungen aus. "Der spanische Kollege hat sehr überzeugend dargelegt, dass Spanien auf dem richtigen Weg ist."

Die Voraussetzungen für weitere Euro-Hilfen will Spanien mit einem neuen Reformprogramm schaffen. Ministerpräsident Rajoy hatte am Mittwoch bekannt gegeben, dass das Land ein Hilfsgesuch bei der Europäischen Zentralbank prüfe - die EZB soll notfalls Anleihen des rezessionsgeplagten Landes kaufen.

Demonstranten bewerfen IWF-Vertretung in Lissabon mit Tomaten

Auch im hoch verschuldeten Portugal haben Zehntausende Menschen gegen die Sparpolitik der Regierung protestiert. Die Demonstranten gingen am Samstagabend nach Medienberichten in rund 40 Städten des Landes auf die Straßen. Die über das soziale Netzwerk Facebook organisierte Kundgebung folgte dem Motto "Zum Teufel mit der Troika! Wir wollen unser Leben".

Der Protest richtet sich gegen die jüngsten Sanierungsmaßnahmen der Mitte-Rechts-Regierung von Pedro Passos Coelho. Erst am Donnerstag hatte die stärkste Oppositionskraft, die Sozialistische Partei PS, dem Sparprogramm ihre Unterstützung entzogen. Für Empörung sorgte vor allem die Ankündigung einer Erhöhung der Sozialversicherungsabgabe von 11 auf 18 Prozent.

Teilnehmer einer kilometerlangen Marschkolonne haben die Vertretung des Internationalen Währungsfonds (IWF) in Lissabon mit Tomaten, Böllern und einer Bierflasche beworfen. Die Polizei nahm zwei Menschen fest. In Aveiro, 200 Kilometer nördlich von Lissabon, setzte sich ein Demonstrant in Brand. Er wurde dabei schwer verletzt. Überall forderten die Demonstranten den Rücktritt von Passos Coelho.

Sozialistenchef António Seguro hatte am Donnerstag erklärt, seine Partei werde gegen den Etatentwurf 2013 stimmen. Er stellte zudem ein parlamentarisches Misstrauensvotum gegen die Regierung in Aussicht, falls die aktuelle Sparpolitik beibehalten werde. Mehrere wichtige Oppositionspolitiker erklärten am Samstag am Rande der Proteste, die Regierung werde einen Rückzieher machen oder aber gehen müssen.

Portugal hatte bisher bei der Sanierung der Staatsfinanzen Erfolg. Im August hatte das Finanzministerium jedoch eingeräumt, man werde wegen eines Einbruchs der Steuereinnahmen infolge der Rezession das für 2012 festgelegte Haushaltsdefizit-Ziel ohne zusätzliche Sparmaßnahmen nicht mehr erreichen. Die Troika aus EU, IWF und Europäischer Zentralbank, die Portugal 2011 mit einem 78-Milliarden-Euro-Paket unter die Arme griff, verlängerte daraufhin das Sanierungsprogramm des Landes um ein Jahr auf 2014.

bos/dpa/AFP>

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n-tv
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17.9.2012: Hunger in Pleite-Portugal

aus: n-tv online: "Wir haben Hunger!"Portugal kurz vor dem Kollaps; 17.9.2012;
http://www.n-tv.de/politik/Portugal-kurz-vor-dem-Kollaps-article7234456.html

<Der Erfolgsstory Portugals als "Musterschüler" unter den europäischen Krisenländern droht ein jähes Ende. Das Elend nimmt rasant zu, es gibt schwere soziale Probleme. Den von der Sparwut der Regierung gebeutelten Menschen im ärmsten Land Westeuropas scheint der Kragen geplatzt zu sein.

"Wir haben Hunger, Hunger!", schrie eine ältere Frau am Spanien-Platz in Lissabon inmitten der riesigen Menschenmenge immer wieder. Sie müsse zwei arbeitslose Söhne ernähren, dabei sei ihre Rente im Zuge der Sanierungsaktionen in Portugal auf 420 Euro reduziert worden, klagte sie. Die Frau war nur eine von rund einer Million Menschen, die nach Schätzung der Medien am Samstagabend in ganz Portugal auf die Straßen zogen, um ein Ende der Sparpolitik zu fordern.

Portugal wurde lange als "Musterschüler" unter den europäischen Krisenländern gepriesen. Das zunehmende Elend treibt die Menschen aber nun auf die Barrikaden.

Dass es zur größten Protestdemonstration seit dem Ende der Diktatur 1974 kam, hat Gründe. Im Zuge der Sparaktionen wird die Wirtschaft im ärmsten Land Westeuropas nach einem mageren Jahrzehnt dieses Jahr um weitere 3,3 Prozent schrumpfen. Die Arbeitslosigkeit schoss in zehn Jahren von vier auf das Rekordniveau von 15,7 Prozent. Von den 655.000 registrierten Arbeitssuchenden bekamen im August nach Behördenangaben nur 55 Prozent irgendeine finanzielle Unterstützung, die in den meisten Fällen lediglich zwischen 300 und 550 Euro liegt.

Die Empörung wächst täglich. Die über Facebook organisierten Demonstranten forderten jetzt nicht nur ein Ende der Sparwut, sondern gleich auch den Rücktritt der Regierung. "Diese Regierung wird eine mit Leichen übersäte Straße hinter sich lassen", schimpfte dieser Tage selbst der Bischof der Streitkräfte, Januário Torgal Ferreira. Die jüngsten Sparmaßnahmen, darunter die äußerst umstrittene Erhöhung der Sozialversicherungsabgabe von 11 auf 18 Prozent, seien "Niedertracht, Gefühllosigkeit, Unsinn".

Der Präsident des Hilfswerks Cáritas Portugal, Eugenio da Fonseca, klagt unterdessen: "Wir können inzwischen nicht mehr allen Hilfssuchenden helfen". De Fonseca sprach jüngst von einer "Besorgnis erregenden Zunahme der Selbstmordfälle"; Psychiater berichten, dass die Krise ihnen immer mehr Kundenzulauf beschere. Immer mehr Portugiesen suchen ihr Heil in der Flucht: Zuletzt wanderten nach amtlichen Zahlen bis zu 150.000 Menschen im Jahr aus.

"Sie zerstört das Land"

Die Sicherheitsbehörden machen die wirtschaftlichen Probleme auch für eine deutliche Zunahme der Raubüberfälle verantwortlich. Die Demo vom Samstag verlief relativ friedlich, aber der katholische Priester Lino Maia befürchtet einen "sozialen Aufstand". "Die Situation ist gefährlich", sagte er.

Inzwischen wird die Mitte-Rechts-Regierung von Pedro Passos Coelho ob ihrer Spar- und Kürzungswut nicht nur von der Kirche, Sozialarbeitern und linksgerichteten Parteien angeprangert. Auch bei Unternehmerverbänden und nicht zuletzt auch bei den Parteien der Koalition aus Passos liberaler Sozialdemokratischer Partei (PSD) sowie dem rechtskonservativen Christlich-Sozialen Zentrum (CDS) regt sich immer mehr Widerstand.

"Die Regierung ist starrsinnig und hält an Rezepten fest, die nicht funktionieren. Sie zerstört das Land", sagte diese Woche keine Geringere als die frühere Finanzministerin, Präsidentschaftskandidatin und PSD-Chefin Manuela Ferreira Leite, die einst als "Eiserne Lady" bekannt war. Die Wirtschaft müsse wachsen, der rückgängige Konsum gefördert werden.

"Die Einsamkeit von Passos Coelho ist inzwischen kolossal", bilanzierte die Zeitung "Público" nach den Riesenprotesten. Der portugiesischen Erfolgsgeschichte droht ein jähes Ende.

Zur wirtschaftlichen Malaise und zum sozialen Unfrieden kommt hinzu, dass das für dieses Jahr festgelegte Sparziel auch nach einer Lockerung der Forderungen der Geldgeber-Troika wohl nicht erreicht werden wird. Spielraum für weiteres Sparen hat die Regierung, die erst Mitte 2011 nach Neuwahlen an die Macht kam, aber keinen mehr. "Die Portugiesen haben Basta gesagt, und Passos Coelho muss zuhören", warnte "Público".

Quelle: n-tv.de, dpa>

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Der Euro verschleiert seine Herkunft - der Euro ist ein Gummi-Ding, das gar nicht funktionieren kann:

Welt
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16.9.2012: Der Euro - das sind 17 verschiedene Euros von 17 verschiedenen Staatsbanken

aus: Die Welt online: Staatsanleihen: Statt eines echten Euro gibt es 17 Währungen; 16.9.2012;
http://www.welt.de/debatte/article109259707/Statt-eines-echten-Euro-gibt-es-17-Waehrungen.html

<Der Autor hat mit Otto Steiger (1939-2008) zwischen 1997 und 2003 in mehr als 30 Artikeln die Besicherungs-Unterschiede zwischen den Emissionsbanken des Euro als seine Achillesferse identifiziert.

Wir haben es mit 17 Währungen zu tun, die alle Euro heißen - aber mit 17 qualitativ unterschiedlichen Staatspapieren besichert sind. Das unterscheidet ihn vom amerikanischen Dollar.

[...] Es gibt keinen Euro. Es gibt siebzehn unterschiedliche Währungen, die von Lissabon bis Berlin und von Athen bis Helsinki Euro heißen, aber mit 17 qualitativ unterschiedlichen Staatspapieren besichert sind und auch gegen 17 nennwertgleiche, aber preislich unterschiedliche Pfänder der Geschäftsbanken in Umlauf gebracht werden.

Auf einem 1000er Luxemburgpapier steht 1000 Euro und auf einem 1000er Griechenpapier steht 1000 Euro. Aber ihre Verkaufspreise trennen Welten – sagen wir 1200 und 200 Euro. Das liegt daran, dass die eine Regierung Steuerrecht, also Enteignungsmacht über Bürger hat, aus deren Steuern und Vermögen die Staatsschulden spielend getilgt und verzinst werden können, während die andere Regierung nur 20 Prozent ihrer Schulden bedienen kann.

Wer heute mit Euro bezahlt, erkennt die Münzen an ihren nationalen Kennzeichen sofort. Für die Scheine braucht er eine Lupe, um den einschlägigen Zentralbankbuchstaben zu finden. Doch auch die Noten sollten ursprünglich national gekennzeichnet werden. Südländer haben dagegen mit Erfolg protestiert, weil in Frankfurt alsbald ein italienischer Euro nur für 70 deutsche Eurocent hereingenommen worden wäre und ein holländischer Euro vielleicht 1,10 deutsche Euro gekostet hätte.

17 verschiedene Euros

Man hat also versucht, die 17 Herkünfte des Euro auf den Scheinen unsichtbar zu machen. Schwankende Wechselkurse hat man so ausgeschaltet, aber die Preise der Staatspapiere, die allein für den Wert der papierenen Geldscheine sorgen, schwanken frei.

Man kann die Menschen zwingen, einen Griecheneuro auch in München für hundert deutsche Euro-Cent anzunehmen. Man kann aber keinen Finnen zwingen, für ein griechisches Staatsschuldpapier über 1000 griechische Euro in Helsinki 1000 finnische Euro zu bezahlen. Diese Papiere müssen freiwillige Käufer finden. Kurzum, für sie gibt es Märkte.

Und die Staatsschuldmärkte rufen unbarmherzig immer von neuem in Erinnerung, dass es siebzehn Euros und keine Einheitswährung gibt. 1.000 griechische Euro sind mit einem griechischen Schuldpapier über 1.000 Euro besichert und/oder bepfändet, das auf dem Markt aber nur 200 bringt.

Das deutsche Schuldpapier über 1.000 Euro bringt auf dem Markt hingegen 1.200 Euro. Kann eine deutsche Geschäftsbank ihre Schuld von 1.000 Euro bei der Zentralbank nicht tilgen, verkauft sie ihr Pfand und steht wieder glatt. Die griechische Zentralbank hingegen erzielt bei Ausfall ihres Geschäftsbankpartners mit seinem Pfand europaweit nur 200 Euro und bleibt auf 800 Euro Verlust sitzen.

Das Manipulieren geht weiter

Sämtliche Euro-Rettungsmaßnahmen haben immer nur ein einziges Ziel. Es darf keinen freien Markt für Staatspapiere geben! Denn sowie das Manipulieren der Märkte aufhört, fallen die Milliarden, die jetzt zum Nennwert in den Eigenkapitalen bilanziert werden, auf die Hälfte oder weniger.

Die anstehenden Megabankrotte kann man nicht verhindern, verzögern aber schon. Deshalb werden die Regierungen alles tun, dass es nicht in ihrer Amtsperiode losgeht.>

Kommentar

Wer sich bindet, der verpflichtet sich. Wer unabhängig bleibt, bewahrt ein Stück Freiheit. Und nun sind alle gefangen - es fehlt einfach noch der grosse Rums.

Michael Palomino, 17.9.2012

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Welt
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16.9.2012: <Deutsche-Bank-Chefs: "Inflation ist der Preis, den wir für Europa zahlen”>

aus: Welt online; 16.9.2012;
http://www.welt.de/wirtschaft/article109252009/Inflation-ist-der-Preis-den-wir-fuer-Europa-zahlen.html

<Die neuen Chefs der Deutschen Bank loben die Reformbemühungen der Euro-Krisenländer. Die Rettung der Gemeinschaftswährung werde zwar mit hohen Kosten verbunden sein, aber am Ende werde sich es lohnen.

Einen radikalen Kulturwandel haben Jürgen Fitschen und Anshu Jain der Deutschen Bank verschrieben. Und eine drastische Sparkur, die viele Stellen kosten wird. Nach den ersten 100 Tagen im Amt haben sie am Dienstag dieser Woche ihre Pläne in Frankfurt am Main vorgestellt. Jetzt müssen die beiden Nachfolger Josef Ackermanns liefern.

Welt am Sonntag: Ihr erster öffentlicher Auftritt war recht erfolgreich für Deutsche-Bank-Verhältnisse. Sogar die linksorientierte "Frankfurter Rundschau" schrieb wohlwollend: "Die neue Deutsche Bank". Jetzt kann es eigentlich nur noch schlechter werden, oder?

Jürgen Fitschen: Wir sind sehr froh über die Reaktionen. Wir wollen klar und transparent sein. Das war ein erster Schritt in diese Richtung. Wir hoffen, dass dadurch verständlicher wird, wie wir denken und was uns antreibt.

Welt am Sonntag: Sie sind mit Ihrer ersten Pressekonferenz auch deswegen gut durchgekommen, weil Sie keine Zahlen zum Stellenabbau genannt haben. Warum haben Sie darauf verzichtet?

Anshu Jain: Wir müssen verantwortlich handeln. Derzeit stecken wir noch mitten im Planungsprozess. Deshalb wäre es nicht angemessen, Zahlen in den Raum zu stellen.

Welt am Sonntag: Wir helfen Ihnen: Sie wollen 4,5 Milliarden Euro sparen. Wenn 50 Prozent dieser Summe aufs Personal entfallen und ein Arbeitsplatz großzügig gerechnet 150.000 Euro kostet, dann wären das gut 15.000 Jobs.

Fitschen: Jeder weiß, dass Einschnitte unumgänglich sind, es geht nicht ohne Schmerzen. Sobald wir von den Geschäftsbereichen verlässliche Zahlen haben, werden wir sie zuerst mit den Arbeitnehmervertretern diskutieren. So gehört sich das in einem Unternehmen.

Jain: Sie dürfen bei Ihrer Rechnung nicht vergessen, dass wir viel einsparen können, ohne dass es direkt Arbeitsplätze kostet. Wir haben 6000 juristische Geschäftseinheiten, wir haben allein in der Vermögensverwaltung 600 verschiedene Softwareprogramme. Nichts ist so schmerzvoll und auch teuer, wie sich von Mitarbeitern zu trennen. Deshalb gehen wir zuerst an die Sachkosten.

Welt am Sonntag: Sie haben bislang doch nur keine Zahl gesagt, weil Sie nicht von anderen Botschaften ablenken wollen.

Fitschen: Warum sollten wir eine vage Zahl in den Raum stellen? Damit wäre niemandem gedient.

Welt am Sonntag: Laut einer Umfrage vertraut nicht einmal jeder zweite Bürger den Banken. Wie viele Menschen vertrauen der Deutschen Bank?

Fitschen: Zu wenige. Genau das wollen wir ändern. Denn viele Mitarbeiter sind sehr betroffen darüber, dass unser Berufsstand so negativ gesehen wird. Es gibt keinen Respekt, keine Anerkennung mehr. Wir wollen zurück in die Mitte der Gesellschaft.

Welt am Sonntag: Dafür müssen Sie sich von einigen Geschäften trennen. Von welchen?

Fitschen: Zu einzelnen Transaktionen möchte ich nichts sagen. Nur ein abstraktes Beispiel: Kürzlich suchte ein langjähriger Kunde unsere Hilfe. Obwohl der Kunde bereit war, das Geschäft zu machen, wurde uns klar, dass diese Transaktion die Deutsche Bank irgendwann in einem schlechten Licht erscheinen lassen könnte. Wir werden unseren Ruf nicht aufs Spiel setzen. Wir wollen da vorweggehen – auch mit dem Risiko, dass wir bestimmte Geschäfte verlieren.

Welt am Sonntag: Seit Längerem steht die Deutsche Bank in der Kritik wegen der Spekulationen im Nahrungsmittelbereich. Gibt es da eine Entscheidung?

Fitschen: Das ist ein sehr sensibles und kompliziertes Thema. Wir lassen uns hier nicht in eine Ecke treiben. Wir sind nicht verantwortlich für den Hunger auf dieser Welt. Die Preise an den Getreide-, Mais- und Reismärkten werden vor allem von Naturkatastrophen getrieben. Wir investieren ja nicht selbst, sondern bieten Produkte an, die es unseren Kunden ermöglichen, Geld in diesen Märkten anzulegen.

Welt am Sonntag: Nach dem Motto: Solange wir nicht mit eigenem Geld spekulieren, ist alles in Ordnung?

Fitschen: Diese Sache ist noch nicht entschieden. Wir prüfen das sehr genau. Wenn wir das Umfeld an den Lebensmittelmärkten positiv verändern können, werden wir das selbstverständlich tun.

Welt am Sonntag: Sie wollen die Deutsche Bank sympathischer machen. Das sieht nach Ihrer Handschrift aus, Herr Fitschen. Wie lange haben Sie gebraucht, um Anshu Jain davon zu überzeugen, dass Sie weniger verdienen und mehr fürs Ansehen der Bank tun müssen?

Fitschen: Schön, dass Sie mir dafür die Lorbeeren zuschreiben wollen, aber Anshu ist davon genauso überzeugt wie ich. Das gilt für das gesamte Top-Management der Bank. Wir müssen die richtige Mischung aus Gewinnstreben und gesellschaftlicher Verantwortung finden, wobei das kein Widerspruch sein muss.

Jain: Jürgen und ich sind hier voll auf einer Linie. Der Kulturwandel ist eine gigantische Aufgabe, und unseren Erfolg auf diesem Feld werden Sie nirgends so gut ablesen können wie in der Investmentbank und der Frage, wie wir unsere Mitarbeiter dort bezahlen.

Welt am Sonntag: Das klingt alles schön. Aber nehmen wir an, Sie wollen einen Top-Banker für die Deutsche Bank gewinnen, der aber nicht fünf Jahre warten will, bis er seinen ersten Bonus bekommt.

Jain: Dann kann er nicht zu uns kommen. Aber zur Erinnerung: Die Fünf-Jahres-Frist gilt nur für 150 Top-Manager. Grundsätzlich ist es doch so: Wir sagen unseren Investoren, dass sie in naher Zukunft keine hohe Dividende bekommen werden, unsere Eigenkapitalrendite wird fallen, das Marktumfeld für unser Geschäft wird herausfordernder, und die Auflagen werden immer härter. Wer in diesem Umfeld hohe Boni zahlen will, der schießt über die Startbahn hinaus.

Welt am Sonntag: Das sagt der Richtige: Sie, Herr Jain, waren einer der Ersten, die seit 1995 von der Konkurrenz für viel Geld abgeworben wurden. Und Sie waren über viele Jahre einer der entscheidenden Treiber dieser Bonuskultur.

Jain: Ich kann ihre Frage sehr gut nachvollziehen. Sie müssen aber zwischen einer Phase des Aufbaus und der Konsolidierung unterscheiden. 1995 gab es die Deutsche Bank im globalen Investmentbankengeschäft schlichtweg nicht. Niemand wäre für das gleiche Gehalt oder gar weniger von der Konkurrenz zu uns gewechselt. Jetzt gehören wir zu den führenden Banken auf diesem Markt. Es wird sehr schwierig für unsere Konkurrenten zu ignorieren, was wir tun. Denn die Mitglieder der Aufsichtsräte werden fragen: Wenn die Deutsche Bank das macht, warum tut ihr es nicht auch?

Welt am Sonntag: Sind Sie sich da sicher? Andere könnten versuchen, von Ihrer neuen Vergütungspolitik zu profitieren.

Fitschen: Sie tun so, als wären alle Banker nur aufs Geld aus. Das ist sicher eine Motivation, aber sicher nicht die einzige. Und da ändert sich inzwischen viel: Die heutigen Uniabsolventen interessieren sich nicht nur für ihren Gehaltszettel, sondern wollen für eine Firma arbeiten, die einen guten Ruf in der Gesellschaft genießt.

Welt am Sonntag: Da werden sich aber einige Herren nicht mehr wohlfühlen.

Fitschen: Jeder sollte die Chance bekommen, sein Verhalten zu ändern. Wenn es aber Kollegen gibt, die das partout nicht wollen, dann müssen wir sie ziehen lassen.

Welt am Sonntag: Herr Jain, dann haben Sie sich offenbar geändert. Sind Sie ein anderer Mensch als vor fünf Jahren?

Jain: Ich war vor fünf Jahren ein anderer Mensch als vor zehn Jahren und vor zehn Jahren ein anderer als vor 20 Jahren. Der Mensch ändert sich mit seinen Erfahrungen. Gleich geblieben sind die Grundwerte, die mir meine Eltern mitgaben.

Welt am Sonntag: Was sind Ihre Grundwerte?

Jain: Integrität, Disziplin und natürlich das Leistungsprinzip.

Welt am Sonntag: Fühlen Sie bereits den Druck, den der Job des Deutsche-Bank-Chefs mit sich bringt?

Jain: Es ist eine unglaubliche Ehre. Auch wenn ich mir die Verantwortung mit Jürgen teile. Es ist ein gewaltiger Schritt des Aufsichtsrats, jemanden mit meinem kulturellen und beruflichen Hintergrund zum Vorstandsvorsitzenden zu machen. Das vergesse ich keine einzige Minute.

Welt am Sonntag: Sie gelten als jemand, der auch bei noch so großem Stress gut abschalten kann. Hat sich das geändert?

Jain: In meinem Leben ging es immer um Herausforderungen, die über das hinausgingen, was ich mir ursprünglich zugetraut hatte. Bisher bin ich damit immer gut zurechtgekommen.

Welt am Sonntag: Und bei Ihnen, Herr Fitschen?

Fitschen: Ich schlafe immer noch gut. Die Belastung und der Druck sind groß. Aber auch das war immer schon so.

Welt am Sonntag: Herr Fitschen, wie gut ist eigentlich das Deutsch von Anshu Jain?

Fitschen: Das müssen Sie Anshu fragen.

Welt am Sonntag: Wir fragen Sie. Haben Sie jemals Deutsch miteinander gesprochen?

Fitschen: Nein, ich kam auch nie auf die Idee, es zu versuchen. Ich weiß nicht, wie viel Zeit er in seine Deutschkenntnisse investiert, und ich kontrolliere das auch nicht (lacht). Einmal habe ich ihm eine SMS auf Deutsch geschickt, und er hat auf Deutsch geantwortet. Da war ich zufrieden.

Welt am Sonntag: Wie lernen Sie denn jetzt Deutsch, Herr Jain?

Jain: Ehrliche Antwort: Ich arbeite daran, der Wille ist da, aber bei meiner täglichen Belastung ist der Fortschritt leider gering.

Welt am Sonntag: Glauben Sie, dass Sie eines Tages eine Pressekonferenz oder Hauptversammlung auf Deutsch führen?

Jain: Das ist sehr ambitioniert. Ich bin noch sehr weit davon entfernt.

Welt am Sonntag: Sie setzen sich stets ehrgeizige Ziele. Das würden wir hier auch gern sehen.

Jain: Ich habe viel Respekt vor der deutschen Sprache. Und wenn ich eines Tages Deutsch in der Öffentlichkeit spreche, dann sollte ich es auf einem akzeptablen Niveau tun.

Welt am Sonntag: Sie reden miteinander wahrscheinlich mehr als mit Ihren Frauen. Sind Ihre Frauen schon eifersüchtig?

Jain: Geetika bewundert Jürgen. Er hat viele der Qualitäten, die sie bei mir auch gerne sehen würde (beide lachen).

Fitschen: Das ist das erste Mal, dass ich das höre.

Jain: Ich höre jetzt oft die Sätze, die mit "Jürgen hat …" oder "Hast du bemerkt, dass Jürgen …" anfangen. Also: Eifersüchtig ist meine Frau nicht, sie misst mich leider nur mehr und mehr an ihm.

Welt am Sonntag: Wie oft ist Ihre Frau in Frankfurt?

Jain: Sehr oft. Unsere beiden Kinder studieren in den Vereinigten Staaten. Wir sind deshalb flexibel.

Welt am Sonntag: Zu einer Ehe gehört auch Streit. Wie sieht das in Ihrer Berufsehe aus? Wie oft haben Sie sich schon gestritten?

Fitschen: Da müssen wir Sie enttäuschen. Wir streiten so gut wie nie. Mit Blick auf die wichtigsten strategischen Initiativen, ob unsere Kultur, unsere Ziele, unsere Prinzipien, sind wir uns sehr einig.

Welt am Sonntag: Kommen Sie: Was war das größte Streitthema?

Jain: Es war nicht die Bonusfrage, wenn Sie darauf hinauswollen. Da ging es meist darum, ob wir als Bank eher groß oder eher effizient sein wollen.

Welt am Sonntag: Bei so viel Harmonie: Können Sie sich vorstellen, die Bank länger als drei Jahre gemeinsam zu führen?

Jain: In diesem Umfeld sind drei Jahre eine Ewigkeit. Man macht deshalb einen großen Fehler, wenn man zu lange im Voraus plant.

Welt am Sonntag: Heute hätten Sie es wohl schwerer, an die Spitze zu kommen. Die Skandale auf dem US-Immobilienmarkt, die Libor-Krise. All das ist in Ihrem Geschäftsbereich passiert.

Jain: In allen Banken konzentrierten sich die Verfehlungen auf das Investmentbanking, das war nicht nur bei der Deutschen Bank so. Aber natürlich trage ich Verantwortung, da will ich nichts beschönigen – und ich will diese Verantwortung auch niemand anderem zuschieben.

Welt am Sonntag: Sind Sie dann der richtige Vorstandschef für die Deutsche Bank?

Jain: Wenn Sie einen Bereich schließen wollen, dann ist es egal, wen Sie darauf ansetzen. Wollen Sie aber einen Bereich reformieren, dann ist es gut, jemanden an der Spitze zu haben, der die Probleme genau kennt. Wenn die Bank global sein will, wenn sie weiterhin im Investmentbanking bleiben will, dann kann ich Kenntnis und Erfahrung einbringen. Ich bin seit 17 Jahren bei der Deutschen Bank, das ist eine lange Zeit. Mein Herz gehört dieser Bank. Und gerade im turbulenten vergangenen Jahrzehnt habe ich, wie viele andere, dazugelernt. Unsere Strategie ist auch von diesen Erfahrungen geprägt.

Welt am Sonntag: Wie sicher können Sie sich sein, dass es nicht bald weitere schlechte Nachrichten aus den wilden Jahren gibt?

Jain: Bei einer Institution mit 100.000 Menschen kann man sich, genau wie in der Gesellschaft, nie sicher sein, dass jeder die richtigen Motive verfolgt.

Welt am Sonntag: Sie haben als Ziel zwölf Prozent Eigenkapitalrendite nach Steuern ausgegeben. Das klingt bescheiden, ist es aber nicht. Vor Steuern sind das fast 20 Prozent, also nicht viel weniger als die berühmten 25 Prozent von Josef Ackermann – und das in einem sehr viel schwierigeren Umfeld. Sind Sie damit nicht überambitioniert?

Jain: Nein, zwölf Prozent nach Steuern sind nicht zu hoch gesteckt. Das hat zwei Gründe: Erstens ist das erreichbar. Und zweitens: Wenn Banken nicht irgendwann alle in staatlicher Hand sein sollen, dann muss man den Investoren eine Rendite bieten, die den Risiken angemessen ist. Investoren sagen uns, dass sie mindestens zwölf Prozent an Rendite nach Steuern haben wollen, sonst werden sie ihr Geld nicht in Banken investieren. Sie werden einfach gehen. Und das ist ein Punkt, der die ganze Gesellschaft angeht: Banken sind schließlich das Zentralnervensystem der Wirtschaft.

Welt am Sonntag: Die Euro-Krise kann Ihnen viel verderben. Ist ein Ende in Sicht?

Fitschen: Es ist essenziell, dass der Euro gerettet wird. Deshalb ist es gut, dass die Europäische Zentralbank handelt, auch das Urteil des Bundesverfassungsgerichts war ein gutes Signal. Wir sollten mit unseren europäischen Nachbarn mehr Geduld haben, die Fortschritte sind jetzt schon größer, als sie in der Öffentlichkeit dargestellt werden. Das sind sehr ernsthafte Reformbemühungen.

Welt am Sonntag: Und am Ende steht Inflation?

Jain: Die Rettung Europas ist sicherlich mit hohen Kosten verbunden. Und ich habe eine große Sympathie für die Kritiker der Rettungspolitik. Denn die Konsequenz wird schlussendlich Inflation sein, da haben Sie recht. Aber das ist ein Preis, den wir für Europa zahlen werden müssen – und langfristig wird es sich lohnen.

Welt am Sonntag: Wenn Sie nur eine Währung kaufen dürften, würden Sie sich für Dollar oder Euro entscheiden?

Fitschen: Ich bleibe beim Euro. Sehen Sie das als ein Zeichen meines Vertrauens. Der US-Dollar hat auch zu kämpfen, und die Schuldenprobleme dort wurden bislang nicht einmal wirklich angegangen – genauso wenig wie in Großbritannien.

Welt am Sonntag: Herr Jain, Sie haben jetzt die historische Möglichkeit, Jürgen Fitschen zu widersprechen.

Jain: (lacht) Warum sollte ich?>

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Basler
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24.9.2012: "Rettungsfond" soll auf 2 Billionen Euro "gehebelt" werden können - mittels "privater Investoren"

aus: Basler Zeitung online: 2000 Milliarden Euro zur Rettung der Einheitswährung?; 24.9.2012;
http://bazonline.ch/wirtschaft/konjunktur/2000-Milliarden-Euro-zur-Rettung-der-Einheitswaehrung/story/31238515

<Die EU-Kommission in Brüssel bestätigt Gerüchte über eine mögliche ESM-Hebelung. Demnach soll der Rettungsschirm unter der Beteiligung privater Investoren eine gigantische Schlagkraft erhalten.

Ein Sprecher der EU-Kommission bestätigte am Montag, dass über entsprechende Möglichkeiten diskutiert werde. Das Nachrichtenmagazin «Der Spiegel» hatte am Sonntag berichtet, der ESM könnte mithilfe privater Investoren von den bisher vorgesehenen 500 Milliarden Euro auf bis zu 2 Billionen Euro aufgestockt werden. Ziel dieses Finanzhebels sei es, so auch grosse Länder wie Spanien und Italien retten zu können.

«Wir sind in einer Übergangsphase zwischen EFSF und ESM», sagte der EU-Sprecher am Montag in Brüssel. Wie Diplomaten berichteten, orientieren sich die Debatten für den ESM an der Vorgängerinstitution EFSF. Wann es eine Entscheidung geben soll, blieb vorerst offen.

Der Euro-Gipfel Ende Oktober 2011 hatte beschlossen, dass der EFSF teilweise das Risiko eines Zahlungsausfalls für Schuldtitel gefährdeter Eurostaaten übernehmen kann. Die Schlagkraft des EFSF wurde bisher nicht über einen Finanzhebel ausgeweitet, weil der Fonds bisher keine Anleihen von Krisenstaaten aufkaufte.

Der Bundestag soll einbezogen werden

Die deutsche Regierung hat eine mögliche Ausweitung des ESM auf bis zu zwei Billionen Euro derweil als «völlig illusorisch» bezeichnet. Zwar werde über eine höhere Schlagkraft durch eine Hebelung diskutiert. Die in Medienberichten genannten Zahlen seien aber in überhaupt keiner Form nachvollziehbar, sagte der Sprecher des Finanzministeriums, Martin Kotthaus, am Montag in Berlin.

Wie hoch die mögliche Beteiligung privater Investoren bei ESM- Hilfen sei, hänge auch vom Einzelfall ab. Kotthaus stellte klar, dass es in jedem Fall bei der deutschen Haftungsgrenze von 190 Milliarden Euro bleibe.

Eine Teilabsicherung und Beteiligung von Privatinvestoren bei Hilfen des Rettungsfonds EFSF war damals laut Kotthaus auch vom deutschen Parlament gebilligt worden. Genutzt wurde der mögliche EFSF-Hebel allerdings nicht.

Auch bei einer möglichen ESM-Hebelung soll deshalb der Bundestag einbezogen werden; der Haushaltsausschuss berät darüber in dieser Woche. Der Start des ESM ist für den 8. Oktober vorgesehen. (sda)>

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Der
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24.9.2012: Pleite-Portugal ändert nach Demonstrationen seinen "Sparkurs"

aus: Portugal ändert nach Protesten seinen Sparkurs; 24.9.2012;
http://derstandard.at/1348283835387/Portugal-schlaegt-nach-Protesten-neuen-Sparkurs-ein

<Die Wirtschaft liegt am Boden, der Druck der Straße gegen die Regierung nimmt zu.

Lissabon - Nach den jüngsten Massenprotesten gegen die Sparpolitik in Portugal schlägt die Regierung des hoch verschuldeten Eurolandes einen neuen Sanierungskurs ein. Man werde auf einige geplante Maßnahmen verzichten und dafür unter anderem eine Erhöhung der Einkommens-, der Kapital- und der Vermögenssteuer überprüfen und die neuen Pläne "bald bekanntgeben", sagte Ministerpräsident Pedro Passos Coelho nach einem Treffen mit Vertretern von Arbeitnehmer- und Arbeitgeberverbänden.

Die Geldgeber-"Troika" aus EU, Europäischer Zentralbank (EZB) und Internationalem Währungsfonds (IWF) müsse diese neuen Pläne allerdings absegnen. Portugal sei "finanziell nicht autonom", warnte Passos.

Kompromiss für Rentner und Beamte

Im Gegenzug werde man den Rentnern und Beamten im nächsten Jahr entgegen den bisherigen Plänen "einen Teil" des 2012 gestrichenen Urlaubs- und Weihnachtsgeldes wieder zahlen, erklärte der Chef der Mitte-Rechts-Regierung gegenüber Journalisten. Teilnehmer des Treffens sagten, Passos habe außerdem angekündigt, dass er die umstrittene Erhöhung der Sozialabgaben der Arbeiter von 11 auf 18 Prozent doch nicht in die Tat umsetzen wolle. Auch wolle Passos den Vorschlag einer Erhöhung der Tabaksteuer um 30 Prozent überprüfen.

Vor dem Hintergrund der Proteste und eines möglichen Rückziehers der Regierung in Portugal bei besonders umstrittenen Sparmaßnahmen hatte die EU-Kommission am Montag vor Bekanntgabe der neuen Pläne auf die Einhaltung der vereinbarten Sparziele gepocht. Es sei an Portugal, den vereinbarten Sparkurs einzuhalten. "Die Ziele werden nicht geändert, das Abkommen wird nicht geändert", so ein Sprecher.

Kritik lässt nicht lange auf sich warten

Die neuen Maßnahmen sind zwar eine Reaktion auf die jüngsten Massenproteste, stießen jedoch zum Teil sofort auf heftige Kritik. "Wir sind gegen jede Art von Steuererhöhung, die zu einer Kürzung der Gehälter führt", sagte der Chef des Gewerkschaftsdachverbandes CGTP, Arménio Carlos, der ungeachtet der Gespräche mit Passos für nächsten Samstag zu einem landesweiten Protesttag aufgerufen hatte. Auch der Präsident des Dienstleistungsverbandes, Luís Reis, monierte, die neuen Maßnahmen würden "die Rezession noch weiter vertiefen".

Passos hatte sich am Freitag bei einem Treffen mit Präsident Anibal Cavaco Silva und einem Beratergremium des Staatsoberhaupts bereiterklärt, Alternativen zu umstrittenen Sparmaßnahmen zu prüfen. Während des achtstündigen Treffens hatten Tausende vor dem Amtssitz des Präsidenten lautstark gegen die Regierung und gegen die "Troika" protestiert. Erst am 15. September waren Hunderttausende in ganz Portugal bei einer der größten Kundgebungen der vergangenen Jahrzehnte auf die Straßen gegangen, um ihrem Ärger über die Sparpolitik Luft zu machen.

Portugal hatte bisher bei der Sanierung der Staatsfinanzen Erfolg. Im August hatte das Finanzministerium aber eingeräumt, man werde wegen eines Einbruchs der Steuereinnahmen infolge der Rezession das für 2012 festgelegte Haushaltsdefizit-Ziel nicht ohne zusätzliche Sparmaßnahmen erreichen. Die "Troika", die Portugal 2011 mit einem 78-Milliarden-Euro-Paket unter die Arme griff, verlängerte daraufhin das Sanierungsprogramm des Landes um ein Jahr auf 2014. (APA, 24.9.2012)>

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n-tv
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25.9.2012: Schweiz mit Mindestkurs rettet den Euro mit - SNB kauft wacker Euro-Staatsanleihen

aus: n-tv online: Euro-Mindestkurs sei Dank: Schweiz ist Euro-Drehscheibe;
http://www.n-tv.de/wirtschaft/Schweiz-ist-Euro-Drehscheibe-article7314081.html

<Der Euro-Mindestkurs der Schweizer Notenbank erweist sich für die Kernländer der Eurozone in der Schuldenkrise als Glücksgriff. Um Schaden für die exportabhängige eigene Wirtschaft abzuhalten, kauft die Bank in die Schweiz fließende Euro mit Devisenmarkt-Interventionen selbst auf - und investiert sie in Staatsanleihen. Die US-Ratingagentur S&P spricht gar von "Euro-Recycling".

Die Schuldenkrise hat die Schweiz und ihre Notenbank nach Einschätzung der Ratingagentur Standard & Poor's zu einer Drehscheibe für Milliarden von Euro gemacht. Geld, das aus den europäischen Schuldenländern in die sichere Schweiz geflossen ist, ist von der Schweizerischen Nationalbank (SNB) zu einem guten Teil in den sicheren Kernländern der Eurozone angelegt worden und sorgt dort für niedrige Zinsen. "Wir denken, dass dieses Euro-Recycling den Trend zu auseinanderlaufenden Zinsen für Staatsanleihen der Euroländer verstärkt hat", heißt es in einer vorgelegten S&P-Studie.

Allein in den ersten sieben Monaten dieses Jahres dürfte die SNB für rund 80 Mrd. Euro Staatsanleihen von Ländern wie Deutschland, Frankreich, Niederlande, Finnland und Österreich gekauft und damit fast die Hälfte des öffentlichen Finanzbedarfs dieser Länder gedeckt haben, schätzt die Ratingagentur.

Enorme Devisenreserven

Dass das so kam, hängt mit dem vor einem Jahr eingeführten Euro-Mindestkurs von 1,20 Franken zusammen. Um die Einheitswährung nicht unter diese Marke sinken zu lassen, musste die SNB die in die Schweiz fließenden Euro mit Devisenmarkt-Interventionen selbst aufkaufen. Denn ein weiteres Absacken des Euro hätte der exportabhängigen Schweizer Wirtschaft nach Überzeugung der SNB schweren Schaden zugefügt.

Die Interventionen der SNB ließen die Devisenreserven der Schweiz auf 418 Mrd. Franken anschwellen, die die Notenbank möglichst sicher und gewinnbringend anlegen muss - die Schweizer Kantone erwarten von der SNB eine ansehnliche Gewinnausschüttung. Die SNB hält etwa 60 Prozent ihrer Devisenreserven in Euro. Der Rest entfällt überwiegend auf Dollar, Yen und Pfund Sterling.

Dass die SNB die Staatsanleihen der europäischen Kernländer kurzfristig verkaufen könnte, ist nach Ansicht der S&P-Experten unwahrscheinlich. Irgendwann werde der Geldfluss aus der Schweiz aber versiegen und das würde höhere Zinsen für die Staatskassen der Euro-Länder bedeuten, die gegenwärtig von der Kapitalflucht aus den klammen Euro-Staaten über die Schweiz profitieren. Das Rating dieser Länder würde davon aber nicht berührt, so S&P.

In der gegenwärtigen Lage wird die SNB nicht von ihrem Euro-Mindestkurs abrücken, wie SNB-Präsident Thomas Jordan bekräftigte. Es sei noch zu früh, um im Hinblick auf die Eurokrise Entwarnung zu geben. Der Franken sei hoch bewertet und müsse sich abschwächen.

Quelle: n-tv.de>

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Basler
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25.9.2012: S&P wirft der Schweiz vor, die Ungleichgewichte in der Euro-Zone zu verschärfen - SNB kauft nur Euro-Anleihen von "guter Bonität" und überlässt den Ramsch der EZB

aus: Basler Zeitung online: Führt die Schweiz einen Währungskrieg? 25.9.2012;
http://bazonline.ch/wirtschaft/geld/Fuehrt-die-Schweiz-einen-Waehrungskrieg/story/15471076

<Von Philipp Löpfe

S & P wirft der Schweizerischen Nationalbank vor, durch ihre Untergrenzenpolitik die Ungleichgewichte in Europa zu verschärfen. Abgesehen von der prompten Reaktion der SNB stellt sich die Frage, was von dem Vorwurf zu halten ist.

Die Meldung kam am Morgen: Eine Analyse der Ratingagentur Standard & Poor's (S & P) legte nahe, dass die Schweizerische Nationalbank (SNB) durch ihre Untergrenzenpolitik die Ungleichgewichte in Europa verstärke (wir berichteten). Nämlich dadurch, dass sie Anleihen von Staaten mit guter Bonität – etwa Deutschland, Holland oder Finnland – aufkaufte und dadurch deren Zinsen sinken würden. S & P schätzt, dass die SNB (SNBN 1030 0.10%) von Anfang 2012 bis Juli 2012 auf diesem Wege Regierungsobligationen dieser Länder in Höhe von 80 Milliarden Euro gekauft hat. Die SNB selbst gibt keine Details darüber bekannt, wie sie ihre Reserven bewirtschaftet.

Allerdings meldete sich die SNB am Dienstagabend zu Wort: In einer Mitteilung schreibt sie, die Studie von S & P enthalte einen «fundamentalen Fehler». Sie ignoriere den beträchtlichen Anstieg der SNB-Depositen bei anderen Zentralbanken und internationalen Institutionen. Die Schlussfolgerung von S & P, dass die SNB Staatsanleihen von Euro-Kernländern in der Grössenordnung von 80 Milliarden Euro gekauft habe, sei daher unbegründet. Dass die SNB einen Teil ihrer Euro-Bestände in Staatsanleihen von Ländern mit guter Bonität anlegt, ist wohl unbestritten. Es stellt sich allenfalls die Frage nach der Grössenordnung. Der Vorwurf also, wonach die SNB mit ihrer Untergrenzenpolitik einen Einfluss auf die Zinsen anderer Staaten hat, ist kaum von der Hand zu weisen. Auch hier stellt sich allenfalls die Frage nach dem Ausmass.

Mag der Vorwurf von S & P, die SNB trage zur Verschärfung der Ungleichgewichte in Europa bei, etwas extrem klingen, ganz von der Hand zu weisen ist er wohl nicht. Was also ist davon zu halten, die SNB führe eine Art verdeckten Währungskrieg?

Seit Ausbruch der Wirtschaftskrise ist immer wieder von einem Währungskrieg die Rede. Der brasilianische Finanzminister hat die USA beschuldigt, einen solchen Krieg anzetteln zu wollen, aber auch Christoph Blocher hat die Schweiz schon als Opfer eines solchen Krieges gewähnt.

Wer von einem Währungskrieg spricht, meint in der Regel die Zustände in den 1930er-Jahren. Der Erste Weltkrieg hatte für den Welthandel zwei fatale Folgen: Er schwächte das britische Imperium so sehr, dass es nicht mehr in der Lage war, seine Rolle als Hüterin des globalen Freihandels zu spielen. Gleichzeitig sorgte er dafür, dass alle Industriestaaten mehr oder weniger pleite waren. Um ihrer Wirtschaft wieder auf die Beine zu helfen, suchten sie ihr Heil im Export. Das Resultat war eine «beggar thy neighbour»-Politik. Will heissen: Alle Industriestaaten erhoben einerseits hohe Zölle für Importe, und gleichzeitig manipulierten ihre Zentralbanken die Währung, um so ihre Exporte zu fördern. Das Resultat war ein Nullsummenspiel: Weil sich alle gleich verhielten, profitierte keiner. Der Währungskrieg endete in einem richtigen Krieg.

Zwischen Notwehr und Manipulation

Um ein ähnliches Desaster zu verhindern, veranstalteten die Siegermächte noch während des Zweiten Weltkrieges eine Konferenz im US-Ferienort Bretton Woods. Dort wurde unter der Leitung der USA eine neue Weltordnung gezimmert. Sie hat drei Pfeiler: Internationaler Währungsfonds (IWF), Weltbank und Welthandelsorganisation (WTO). Der internationale Handel und die Währungspolitik sind heute deshalb institutionell weit stärker abgestützt als in den 1930er-Jahren. Eine nackte «beggar thy neighbour»-Politik ist kaum noch möglich. Allerdings wäre es auch naiv, zu glauben, dass im Währungsbereich deshalb reine Marktwirtschaft herrschen würde. Seit US-Präsident Nixon zu Beginn der 1970er-Jahre die ursprüngliche Ordnung aufgelöst hat und die wichtigsten Währungen nicht mehr via Dollar an Gold gebunden sind, herrscht ein Regime, das man «dirty float» nennt. Bei diesem dreckigen Float mischen die Zentralbanken mit, wenn es um den Aussenwert ihrer Währung geht. Aber es ist ihnen nicht erlaubt, sie schamlos zugunsten ihrer Exportwirtschaft zu manipulieren.

Die SNB hat gegenüber dem Euro eine künstliche Untergrenze von 1.20 Franken festgelegt, den sie um jeden Preis verteidigt. Ist dies nun eine Massnahme innerhalb eines akzeptierten «dirty float» oder bereits eine unerlaubte Währungsmanipulation? So genau weiss das niemand. Angesichts der Tatsache, dass die SNB offensichtlich in Notwehr gehandelt hat – der Euro hat wegen der Krise um die Einheitswährung massiv an Wert verloren, nicht weil die SNB irgendetwas getan hätte –, haben die anderen bisher ein Auge zugedrückt und das Vorgehen der SNB mehr oder weniger stillschweigend gebilligt.

Eine unendliche Übergangslösung

Die 1.20-Franken-Grenze ist von der SNB stets als Übergangsmassnahme gedacht worden. Doch ein Ende der Eurokrise zeichnet sich nicht ab, und bei der SNB stapeln sich die Euro-Staatsanleihen. Sie müssen gekauft werden, um den Kurs des Frankens zu drücken. Inzwischen sind es umgerechnet rund 400 Milliarden Franken. Um was für Anleihen es sich dabei im Detail handelt, gibt die SNB nicht bekannt. Man kann jedoch davon ausgehen, dass es eher deutsche und holländische Papiere sind als spanische und italienische.

Hier setzt nun die Kritik der Ratingagentur S & P an: Damit betreibe die SNB einen indirekten Währungskrieg, sagt sie, denn durch den Aufkauf von deutschen, holländischen und finnischen Staatsanleihen – in welchem Ausmass ist nicht klar – trage die SNB dazu bei, dass die Zinsen dieser Papiere künstlich tief gehalten werden. Die Zinsen der Defizitsünder, vor allem Spanien und Italien, hingegen drohen immer wieder in Bereiche zu steigen, die für die beiden Länder nicht mehr tragbar sind. Es kommt zum viel zitierten Spread zwischen den Zinsen der einzelnen Staatsanleihen. Die Wirkung ist die gleiche wie bei den Währungsmanipulationen der «beggar thy neighbour»-Politik: Die Wirtschaften der Länder mit tiefen Zinsen haben einen Wettbewerbsvorteil.

Die SNB hat keine andere Option

Rein technisch gesehen stimmt die Argumentation von S & P. Indirekt verstärkt die SNB mit ihrer Untergrenze tatsächlich die Ungleichgewichte in Europa. Aber sie hat gar keine andere Option, sie handelt nach wie vor aus Notwehr. So gesehen bleibt es unwahrscheinlich, dass die Schweiz demnächst unter massiven internationalen Druck kommen wird. Die Kritik der Ratingagentur zeigt aber, dass dies jederzeit der Fall sein kann. Irgendwann wird die SNB-Politik an Grenzen stossen – nicht nur, weil das Währungsrisiko zu gross wird, sondern auch das politische. (baz.ch/Newsnet)>

Kommentar

Wenn die EU Ramsch produziert, kann man niemanden verpflichten, den Ramsch zu kaufen. Leider ist das so.

Michael Palomino, 25.9.2012

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Ob das lange so gut geht?

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25.9.2012: Mindestkurs-Taktik mit Aufkauf "guter Bonitat": Schweiz finanziert Deutschlands Schulden mit

aus: Spiegel online: Studie von Standard & Poor's Schweiz finanziert Deutschlands Schulden; 25.9.2012;
http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/schweizer-notenbank-kauft-massenhaft-deutsche-staatsanleihen-a-857891.html

<Die Schweiz treibt unabsichtlich die finanzielle Spaltung der Euro-Zone voran. Laut einer Studie fließen Milliarden von Euro aus Ländern wie Spanien oder Italien über die Zürcher Notenbank in deutsche oder französische Staatsanleihen. Das Resultat: Die Krise verschärft sich.

London/Zürich - Mit dem Euro will die Schweiz eigentlich nichts zu tun haben - zu stolz sind die Eidgenossen auf ihre Eigenständigkeit und ihre eigene Währung, den Franken. Doch ganz so einfach ist es mit der Unabhängigkeit leider nicht. Und deshalb ist die Schweiz in den vergangenen Monaten zur vielleicht wichtigsten Drehscheibe für den Euro geworden.

Laut einer Studie der Rating-Agentur Standard & Poor's hat die Schweizerische Nationalbank (SNB) im Zuge der Euro-Krise gigantische Euro-Reserven angehäuft, die sie vor allem in Staatsanleihen europäischer Kernländer wie Deutschland, Frankreich, die Niederlande, Finnland und Österreich investiert. Die Agentur schätzt, dass die SNP allein in den ersten sieben Monaten des Jahres 2012 Staatspapiere dieser Länder im Wert von 80 Milliarden Euro aufgekauft hat.

Damit hat die Schweiz laut Standard & Poor's (S&P) bereits bis Ende Juli rund 48 Prozent des diesjährigen Staatsdefizits der europäischen Kernländer finanziert. Im Klartext: Deutschland, Frankreich und die anderen Kernländer können fast die Hälfte ihrer neuen Schulden an die Schweizer Notenbank verkaufen.

Zugleich sind im Zuge der Krise Milliarden von Euro aus Ländern wie Spanien, Italien oder Griechenland in die Schweiz geflossen - Geld, das Sparer in Sicherheit bringen wollten. Zusammengenommen ergibt sich laut S&P eine Art Recycling-Effekt: Die Euros aus den Krisenländern fließen in die Schweiz und werden von dort in Staatsanleihen der Kernländer investiert.

Die Schweiz muss den Wechselkurs des Franken stabil halten

Das Resultat sind auseinanderdriftende Zinssätze. Während etwa Spanien gewaltige Renditeaufschläge auf seine Anleihen zahlen muss, gehen deutsche Staatspapiere fast zum Nulltarif weg. "Wir denken, dass dieses Euro-Recycling den Trend zu auseinanderlaufenden Zinsen für Staatsanleihen der Euro-Länder verstärkt hat", heißt es in der S&P-Studie.

Für Deutschland ist das bislang ein gutes Geschäft. Der deutsche Staat profitiere derzeit mit "reichlich zehn Milliarden Euro jährlich", sagte Chefvolkswirt der Allianz, Michael Heise, am Dienstag in Frankfurt. Bezogen auf alle Laufzeiten der bundesdeutschen Wertpapiere schätzt Heise die Zinsersparnis im Laufe der Jahre auf insgesamt 67 Milliarden Euro. Für die Krisenländer drohen die hohen Zinsen dagegen zu einer erdrückenden Last zu werden.

Dass die Schweizer Notenbank so viele Anleihen kauft, hängt mit dem vor einem Jahr eingeführten Euro-Mindestkurs von 1,20 Franken zusammen. Damit die eigenen Exportprodukte im Rest Europas nicht zu teuer werden, hatte die SNB angekündigt, den Wert des Franken stabil bei dieser Marke zu halten. Dazu muss sie allerdings die in die Schweiz fließenden Euro am Devisenmarkt selbst aufkaufen.

Die Interventionen der SNB ließen die Devisenreserven der Schweiz auf 418 Milliarden Franken anschwellen, die die Notenbank möglichst sicher und gewinnbringend anlegen muss. Also kauft sie davon Anleihen der Euro-Kernstaaten.

Die SNB hält etwa 60 Prozent ihrer Devisenreserven in Euro. Der Rest entfällt überwiegend auf Dollar, Yen und Pfund Sterling. Dass die SNB die Staatsanleihen der europäischen Kernländer kurzfristig verkaufen könnte, ist nach Ansicht der S&P-Experten unwahrscheinlich. Irgendwann werde der Geldfluss aus der Schweiz aber versiegen und das würde höhere Zinsen für die Staatskassen der Euro-Länder bedeuten.

Die Schweizer Notenbank wies die Analyse der Ratingagentur zurück. Die von S&P vorgelegte Schätzung entbehre jeder Grundlage. Die Agentur nehme nicht zur Kenntnis, dass die SNB ihre Einlagen bei anderen Notenbanken und internationalen Institutionen deutlich erhöht und dies jeden Monat auch veröffentlicht habe.

stk/Reuters/dpa>


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25.9.2012: EZB: Draghi will weitere "Reformen" und "unbegrenzt" Ramsch-Anleihen aufkaufen - Besuch bei Frau Merkel

aus: n-tv online: EU: Draghi bei Merkel: Weitere Reformen notwendig; 25.9.2012;
http://www.n-tv.de/ticker/Draghi-bei-Merkel-Weitere-Reformen-notwendig-article7312356.html

<Berlin (dpa) - Kanzlerin Angela Merkel ist mit dem Präsidenten der Europäischen Zentralbank Mario Draghi zusammengetroffen. Im Mittelpunkt des Gesprächs standen die geplante Einrichtung einer europäischen Bankenaufsicht sowie die Vorbereitung des EU-Gipfels im Oktober, teilte Regierungssprecher Steffen Seibert mit. Beide seien sich einig gewesen, dass in Europa weiterhin erhebliche Reformbereitschaft notwendig sei. Bei dem Gespräch dürfte es auch um die Ankündigung Draghis gegangen sein, die EZB werde notfalls unbegrenzt und unter Auflagen Staatsanleihen aus Krisenländern ankaufen.

Quelle: n-tv.de, dpa>

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26.9.2012: Pleite-Griechenland in der sozialen Katastrophe: Demonstration für den "Kampf um die Zukunft"

aus: n-tv online: "Unglaubliche soziale Katastrophe": Ausschreitungen in Athen; 26.9.2012;
http://www.n-tv.de/wirtschaft/Ausschreitungen-in-Athen-article7320616.html

<In Athen kommt es am Rande einer Demonstration von mehreren tausend Menschen gegen die strengen Sparmaßnahmen und die damit einhergehende "soziale Katastrophe" zu Ausschreitungen. Rund 200 vermummte Autonome schleudern mehrere Brandflaschen auf die Polizei, die setzt zur Gegenwehr Tränengas und Blendgranaten ein. Und die Regierung will das Reformtempo noch erhöhen.

Mit landesweiten Demonstrationen und einem 24-stündigen Generalstreik haben zehntausende Griechen gegen neue Sparmaßnahmen protestiert. In Athen gab es Zusammenstöße zwischen Polizei und mehreren hundert randalierenden Jugendlichen. Wie aus Kreisen des Finanzministeriums verlautete, wurde das neue Sparpaket in Höhe von über 11,5 Mrd. Euro abschließend ausgearbeitet.

Mehr als 34.000 Menschen nahmen laut Polizei an den Protesten in Athen teil, weitere 18.000 gingen in Thessaloniki auf die Straße. Die Sicherheitskräfte setzten Tränengas und Blendgranaten ein, um etwa 200 vermummte Demonstranten auseinanderzutreiben, die sich in der Nähe von Luxushotels am Athener Syntagma-Platz versammelt hatten. Zuvor hatten die Jugendlichen Brandbomben geworfen, Schaufenster eingeworfen und Mülleimer angezündet. Knapp 5000 Polizisten sicherten die Straßen. Ein Demonstrationszug ging zum Parlament, das von Metallabsperrungen blockiert wurde.

Kämpfen für die Zukunft

"Wir sind hier, um für unsere Zukunft zu kämpfen", sagte eine 20-jährige Jurastudentin, die an den Demonstrationen in Athen teilnahm. "Seit zwei bis drei Jahren leben wir in einer unglaublichen sozialen Katastrophe", sagte ein 56-jähriger Beamter. Die Demonstrationen begleiteten den dritten Generalstreik in diesem Jahr, zu dem die großen Gewerkschaften unter dem Motto "SOS - rettet das Land, aber zuerst seine Menschen" aufgerufen hatten.

Wegen der Arbeitsniederlegungen gab es massive Störungen im Nah- und Fernverkehr. Fährverbindungen zu den griechischen Inseln konnten nicht gewährleistet werden, wegen eines dreistündigen Fluglotsenstreiks mussten zwölf Flüge gestrichen werden. Es war der erste landesweite Generalstreik seit dem Antritt der Regierung unter Ministerpräsident Antonis Samaras im Juni.

Demonstranten draußen, Sparpläne innen

Während draußen die Bevölkerung ihrem Unmut Luft machte, arbeitete die Regierung in Athen nach zahlreichen Sparrunden an einem weiteren Sparpaket mit Streichungen im Umfang von 11,5 Milliarden Euro. Geplant sind weitere Kürzungen von Löhnen, Renten und Sozialleistungen. Die Landesführung steht dabei unter dem Druck der sogenannten Troika von Europäischer Zentralbank, Europäischer Union und Internationalem Währungsfonds.

Wie aus dem Finanzministerium verlautete, steht das neue Sparpaket bereits. Samaras und Finanzminister Giannis Stournaras verständigten sich demnach bei einem unangekündigten Treffen am Dienstagabend darauf. Samaras soll die Vorschläge nun den Koalitionspartnern vorlegen. Bevor im Parlament darüber abgestimmt wird, muss auch die Troika zustimmen. Die Troika-Experten werden am Sonntag zurück in Athen erwartet.

Das neue Sparpaket ist die Voraussetzung für die Überweisung einer neuen Hilfstranche der internationalen Geldgeber in Höhe von 31,5 Mrd. Euro. Athen fordert eine Verlängerung der Frist zum Erreichen ihrer Reformziele um zwei Jahre. IWF-Chefin Christine Lagarde warnte am Dienstag für einen solchen Fall vor einer Finanzierungslücke. Das Finanzministerium in Athen bestätigte am Mittwoch, dass mit einer Finanzierungslücke von 13 bis 15 Milliarden Euro zu rechnen sei.

Ex-Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) sagte in Berlin zu einem möglichen Aufschub für Griechenland, es müsse darum gehen, "Griechenland innerhalb der Eurozone zu stabilisieren". Die politischen und ökonomischen Folgen eines Scheiterns seien "überhaupt nicht absehbar".>

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27.9.2012: Gauck unterzeichnet ESM - und Deutschland darf nun ganz Europa retten

aus: n-tv online: EU: Weg für ESM-Rettungsschirm frei - Gauck unterzeichnet Urkunde; 27.9.2012;
http://www.n-tv.de/ticker/Weg-fuer-ESM-Rettungsschirm-frei-Gauck-unterzeichnet-Urkunde-article7337281.html

<Berlin (dpa) - Der dauerhafte Euro-Rettungsschirm ESM kann in Kraft treten. Bundespräsident Joachim Gauck unterzeichnete die Urkunde zur Ratifizierung des Vertrags. Vorher hatten die Europartner Deutschland schriftliche Zusicherungen geliefert. Damit waren die Auflagen des Bundesverfassungsgerichts erfüllt. Laut Eurogruppenchef Jean-Claude Juncker ist der ESM-Vertrag jetzt in Kraft. Der 500 Milliarden Euro umfassende ESM soll noch im Oktober aus der Taufe gehoben werden.

Quelle: n-tv.de, dpa>

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20
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29.9.2012: In Pleite-Spanien regieren die Knüppel

aus: 20 minuten online: Proteste gegen Regierung: Polizei knüppelt Demo in Madrid nieder; 29.9.2012;
http://www.20min.ch/ausland/news/story/20700905

<In Spanien und Portugal protestieren die Menschen weiter gegen die Sparpolitik. Die Madrider Polizei ist dabei ziemlich unzimperlich gegen die Demonstrierenden vorgegangen.

In Portugal und Spanien dauern die Massenproteste gegen die Sparpolitik der Regierungen an. Allein in Lissabon beteiligten sich am Samstagabend nach Medienberichten Zehntausende Portugiesen an einer vom Gewerkschaftsdachverband CGTP organisierten Demonstration.

In der spanischen Hauptstadt Madrid versammelten sich nach Polizeiangaben rund 4500 Menschen zu einer nicht genehmigten Kundgebung. In beiden Städten blieben die Proteste weitgehend friedlich. In Spanien war es bereits die dritte Demonstration binnen fünf Tagen, in Portugal der dritte Massenprotest in zwei Wochen.

In Lissabon kündigte Gewerkschaftschef Arménio Carlos die Ausrufung eines «grossen Generalstreiks» an. «Das Volk hat die Angst verloren (...) wir werden den Kampf weiter verschärfen», sagte er. Der Generalstreik solle wohl vor Jahresende stattfinden. Über den Termin werde der ausserordentliche Nationalkongress des CGTP am kommenden Mittwoch entscheiden.

Demonstranten fordern Ende der Sparpolitik

Auf dem Platz Praça do Comércio im Zentrum Lissabons forderten die Demonstranten nicht nur ein Ende der strengen Sparpolitik der Mitte-Rechts-Regierung, die zu Rezession und einer Rekord- Arbeitslosenquote von 15,7 Prozent geführt hat, sondern auch den Rücktritt von Ministerpräsident Pedro Passos Coelho.

Zu der spontanen Kundgebung in der Madrider Innenstadt hatte ein Zusammenschluss von kleineren linksgerichteten Gruppen über das Internet aufgerufen. Die Madrider Präfektin Cristina Cifuentes wies darauf hin, das die Demonstration nicht angemeldet und daher auch nicht genehmigt worden sei.

Die Polizei riegelte alle Zufahrtstrassen zum nahe gelegenen Parlament ab, ging aber zunächst nicht gegen die Demonstranten vor. Gegen 22.00 Uhr zogen die meisten Teilnehmer der Kundgebung ab. Nur ein paar Hundert harrten auf der Plaza de Neptuno aus, wurden aber gegen Mitternacht von der Polizei vertrieben. Zwei Demonstranten wurden festgenommen.

(sda)>

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Basler
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29.9.2012: Pleite-Griechenland bekommt 31 Milliarden Euro geschenkt

aus: Basler Zeitung online: Athen erhält 31 Milliarden Euro; 29.9.2012;
http://bazonline.ch/wirtschaft/konjunktur/Athen-erhaelt-31-Milliarden-Euro/story/15948198

<Auch wenn Griechenland die Auflagen der Troika nicht erfüllen sollte, wird Brüssel dem maroden Land die nächste Hilfstranche auszahlen. Die Angst vor einem Dominoeffekt sei zu gross, sagen Insider.

Griechenland kann Berichten zufolge offenbar auf weitere Gelder aus Europa hoffen. So werde Athen trotz neuer Milliardenlöcher und Mängel bei der Umsetzung der Reformen die nächste Hilfstranche von 31 Milliarden Euro erhalten, berichtete die «Wirtschaftswoche» vorab. In Brüssel liefen bereits die Vorbereitungen für die Auszahlung. Zugleich meldete der «Focus» unter Berufung auf Kreise des EU-Parlaments, dass sowohl Brüssel als auch die Bundesregierung Griechenland unbedingt in der Euro-Zone halten wollten.

«Die Griechen werden eine Liste von Reformen erhalten, die zu einem bestimmten Datum vom Parlament abgesegnet werden müssen», zitierte die «Wirtschaftswoche» aus Kreisen der Eurogruppe. «Das Geld wird freigegeben, sobald die Abgeordneten zugestimmt haben.» Unklarheit herrscht dagegen offenbar darüber, wann und mit welchem Ergebnis der nächste Prüfbericht der Troika aus Europäischer Zentralbank, Internationalem Währungsfonds und EU vorliegen wird. So wird der Report laut «Wirtschaftswoche» die Auflagen nicht als komplett erfüllt sehen. Der «Focus» berichtet dagegen, der Troika-Bericht werde so ausfallen, dass die Politik das Geld freigeben könne.

Merkel und Schäuble rücken von Plan ab

Nach Angaben der «Wirtschaftswoche» laufen in Brüssel die Vorbereitungen, um die Auszahlung der Hilfstranche sicherzustellen, obwohl der Bericht der Troika die Auflagen für Griechenland nicht als komplett erfüllt einstufen werde. «Die Griechen werden eine Liste von Reformen erhalten, die zu einem bestimmten Datum vom Parlament abgesegnet werden müssen», zitierte das Magazin Quellen in der Eurogruppe. Das Geld werde freigegeben, wenn die Abgeordneten zugestimmt hätten.

Sowohl die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel als auch der deutsche Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (beide CDU) hatten in den vergangenen Wochen betont, dass Griechenland zumindest die Reformpläne umsetzen müsse, wenn es die Haushaltsziele verfehle. Beide rücken laut «Wirtschaftswoche» nun aber davon ab, weil Griechenland in der Eurozone gehalten werden solle. «Die Angst vor einem Dominoeffekt ist zu gross», sagte ein EU-Diplomat der «Wirtschaftswoche». (kle/dapd)>

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Frau Merkel hat die DM verweigert und nun kommt das:

n-tv
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30.9.2012: Nun wird auch Frankreich zum "Sorgenkind" - Indexe zeigen bevorstehende Rezession für Euro-Zone an

aus: n-tv online: Eurozone driftet in Rezession: Frankreich ist neues Sorgenkind; 30.9.2012;
http://www.n-tv.de/wirtschaft/Frankreich-ist-neues-Sorgenkind-article7359136.html

<Ein kurzes Zwischenhoch, ein letztes Aufbäumen? Der Einkaufsmanagerindex der Eurozone erreicht ein Sechsmonatshoch. Volkswirte rechnen dennoch mit einem Wirtschaftsabschwung. Frankreich rückt dabei negativ in den Fokus.

Die Talfahrt im verarbeitenden Gewerbe der Eurozone hat sich im September zwar weiter verlangsamt, doch zeichnet sich für die gesamte Wirtschaft des Währungsraums immer mehr eine Rezession im dritten Quartal ab. Der Einkaufsmanagerindex (PMI) für den Sektor legte auf 46,1 Punkte zu, wie der Datendienstleister Markit mitteilte. Bei der ersten Veröffentlichung war ein Wert von 46,0 Zählern ausgewiesen worden, Volkswirte hatten eine Bestätigung dieses ersten Ausweises erwartet. Im August hatte der Index bei 45,1 Punkten gelegen.

Das Sechsmonatshoch des Einkäuferindex spreche jedoch dafür, dass der Tiefpunkt bereits überwunden sein dürfte, hieß es von Markit. So hätten Deutschland, Italien und Spanien die schwächsten Wachstumseinbußen seit Februar gemeldet, während der niederländische Industriesektor die höchste Zuwachsrate seit über einem Jahr verzeichnet habe. Das neue Sorgenkind heiße wohl Frankreich, wo der Einkäuferindex auf den tiefsten Wert seit dreieinhalb Jahren eingebrochen ist.

Abgleiten in Rezession

Indexstände über 50 Zähler zeigen eine Expansion des Sektors an, Stände darunter eine Kontraktion. "Trotz der verlangsamten Talfahrt der Eurozonen-Industrie im September fällt das dritte Quartal 2012 so schlecht aus wie seit drei Jahren nicht mehr", kommentierte Chiefökonom Chris Williamson. "Produktion, Auftragseingang und Exportbestellungen gingen im September allesamt weiter rasant zurück, was einen weiteren Jobabbau zur Folge hatte.">

"Das Abgleiten der Eurozone in eine neue Rezession dürfte im dritten Quartal damit unausweichlich sein", resümierte der Chefökonom. Die Ergebnisse basieren auf der Befragung von rund 3000 Industrieunternehmen aus Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien, den Niederlanden, Österreich, Irland und Griechenland. Diese Länder repräsentieren etwa 90 Prozent der industriellen Geschäftstätigkeit in der Eurozone.

Quelle: n-tv.de, DJ>

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