Nikosia - Die Verluste der
zypriotischen Banken dürften 2014
wegen der schwächeren Konjunktur
und dadurch höherer Kreditausfälle
steigen. Das sagte Notenbankchef
Panikos Demetriades am Montag in
Nikosia. Zyperns Wirtschaft dürfte
dafür dieses Jahr um fast neun
Prozent schrumpfen. "Alle
erwarteten Verluste sollten aber
hinreichend gedeckt sein",
ergänzte Demetriades mit Blick auf
die verbesserte Kapitalausstattung
der Institute. "Die Branche wird
sich schrittweise stabilisieren
und erholen."
Zypern musste im März als
Gegenleistung für internationale
Finanzhilfen im Volumen von zehn
Milliarden Euro seinen
überdimensionierten Finanzsektor
umbauen. Eine große Bank musste
geschlossen werden. Außerdem ging
es an die Einlagen der vermögenden
Bankkunden. Mit den Hilfen konnte
die Staatspleite abgewendet
werden.
Die Kapitalverkehrskontrollen
will Zypern Anfang kommenden
Jahres lockern. Die meisten
Beschränkungen sollen "noch vor
dem Frühjahr" wegfallen, kündigt
Finanzminister Harris Georgiades
im Parlament an. "Ausgenommen
davon bleiben Geldüberweisungen
von einem Konto hier an ein
Auslandskonto." Die Behörden
hatten die Kontrollen im März
eingeführt, um einen Zusammenbruch
der Banken zu verhindern. Dazu
gehört unter anderem das Verbot
von Schecks. Auch dürfen Zyprer
seither maximal 300 Euro am Tag
abheben. (APA, 21.10.2013)>
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22.10.2013:
Pleite-Griechenland saust
weiter abwärts: <Griechen
haben 40 Prozent ihrer
Einkünfte verloren>
aus: Welt online; 22.10.2013;
http://www.welt.de/wirtschaft/article121112234/Griechen-haben-40-Prozent-ihrer-Einkuenfte-verloren.html
<Die
drohende Staatspleite hat
Griechenland viel gekostet:
Knapp ein Viertel seiner
Wirtschaftsleistung hat das Land
seit dem Jahr 2008 eingebüßt.
Und trotz Reformen geht der
Abwärtstrend weiter.
Durch die schwere
Wirtschaftskrise und die harten
Sparmaßnahmen sind die Griechen
heute fast 40 Prozent ärmer als
vor fünf Jahren. Das verfügbare
Einkommen habe im zweiten Quartal
um 29,5 Prozent unter dem Niveau
des gleichen Zeitraums 2008
gelegen, wie aus Daten des
Statistikamtes Elstat hervorgeht.
Werde noch die in dieser Zeit
angelaufene Inflation
berücksichtigt, erhöhe sich das
Minus auf nahezu 40 Prozent.
Wegen der immer wieder
drohenden Staatspleite hat die
Regierung Ausgaben gekürzt und
Steuern erhöht, um im Gegenzug
Milliarden von internationalen
Geldgebern zu bekommen. In den
vergangenen vier Jahren wurden
beispielsweise die
Sozialleistungen um 26 Prozent
gesenkt.
Das belastet den
Konsum im Land, der drei Viertel
der Wirtschaftsleistung ausmacht.
Das Bruttoinlandsprodukt dürfte
auch deshalb in diesem Jahr um
etwa vier Prozent schrumpfen.
Damit hätte das Euro-Land seit
2008 etwa ein Viertel seiner
Wirtschaftsleistung verloren. Erst
2014 wird wieder ein kleines
Wachstum erwartet.
EU-Kommission
fordert weitere Reformen
Die EU-Task-Force für
Griechenland sieht in dem Land
immer noch Mängel in der
Steuereintreibung und dem Aufbau
einer effizienten Verwaltung. Auch
müssten die Unternehmen einen
besseren Zugang zu Krediten und
Absatzmärkten erhalten.
Speziell in diesen
Bereichen sei die Unterstützung
der internationalen Helfer weiter
besonders wichtig. Das geht aus
dem fünften Bericht der
EU-Task-Force zur Überprüfung des
Reformprozesses hervor. Das
Gremium wird vom deutschen
Finanzexperten Horst Reichenbach
geleitet und hat etwa 60
Mitglieder.
Der griechische
Innenminister Giannis Michelakis
forderte ebenfalls eine endgültige
Lösung des Schuldenproblems seines
Landes. "Unsere Partner in der
Euro-Gruppe haben sich im November
klar verpflichtet, über unsere
Schuldentragfähigkeit zu sprechen,
wenn Griechenland es schafft,
einen Primärüberschuss zu
erzielen", sagte Michelakis bei
der Deutsch-Griechischen
Versammlung in Nürnberg.
Griechenland werde seinen Teil der
Abmachung einhalten und 2013 keine
neuen Schulden aufnehmen.
Wie der Anteil der
Verbindlichkeiten an der
Wirtschaftsleistung langfristig
auf ein nachhaltiges Niveau
gesenkt werden könne, müsse noch
vor der Europa-Wahl im Mai
endgültig entschieden werden,
forderte Michelakis. "Wir müssen
ein Schuldenniveau erreichen, dass
es Griechenland erlaubt, wieder
auf die Märkte zu kommen." Dann
könnte der Staat das
Wirtschaftswachstum wieder aus
eigener Kraft fördern.
dpa/Reuters/cbo>
========
22.10.2013: <Fall
Maria: Sechs Kinder in zehn
Monaten zur Welt gebracht?>
- das Ehepaar hat scheinbar
systematisch Geburtsurkunden
gefälscht und Kindergeld
ertrogen
aus: Welt online; 22.10.2013;
http://www.welt.de/vermischtes/weltgeschehen/article121096632/Sechs-Kinder-in-zehn-Monaten-zur-Welt-gebracht.html
<Marias
angebliche Eltern sind wegen
Sozialbetrug und Verdacht auf
Kindesentführung in U-Haft. Das
Paar hat nach eigenen Angaben 14
Kinder, davon zehn eigene.
Unklar ist, ob es sie überhaupt
gibt.
Der Fall der mutmaßlich entführten
kleinen Maria hat
Konsequenzen in der Athener
Stadtverwaltung. Am Montag stellte
der Bürgermeister der griechischen
Hauptstadt, Jorgos Kaminis, vier
leitende Standesbeamte vom Dienst
frei.
Das Auffinden des
Mädchens am Donnerstag hatte
große Unregelmäßigkeiten vor allem
im Athener Standesamt aufgezeigt,
wo das Kind erst in diesem
Frühjahr unter Vorlage falscher
Papiere angemeldet wurde.
Laut Medienberichten
stieg die Zahl der nachträglich
eingereichten Registrierungen von
Geburten seit 2011 in Athen auf
das Achtfache. Viele Anträge
beträfen mehr als ein Kind, oft
sei der Vater unbekannt, und die
meisten Antragsteller kämen aus
Gemeinden mit großer
Roma-Bevölkerung.
Derweil bleiben Marias
vorgebliche Eltern Hristos Salis,
39, und Eleftheria Dimopoulou, 40,
in Untersuchungshaft. Dies ordnete
ein Gericht am Montag an. Sie
sollen das fünf bis sechs Jahre
alte Mädchen möglicherweise
entführt haben. Maria war in einer
Roma-Siedlung nahe der
mittelgriechischen Stadt Farsala
entdeckt worden, die echten Eltern
sind unbekannt. Die beiden
Verdächtigen weisen die Vorwürfe
zurück. Die Polizei
veröffentlichte auch ein Bild des
Paares.
Maria nicht in
Interpol-Liste
Dimopoulou und Salis
hatten das kleine Mädchen als ihre
Tochter ausgegeben. Ein Erbguttest
wies jedoch nach, dass sie nicht
mit Maria verwandt sind. Seither
suchen die Behörden weltweit nach
den wahren Eltern.
Auch die
internationalen Polizeibehörde
Interpol konnte bei der Suche
nicht weiterhelfen. Demnach
beantwortete die Zentrale im
französischen Lyon eine Anfrage
der griechischen Polizei negativ,
berichten griechische Medien unter
Berufung auf Polizeiquellen.
Die von den Behörden
eingesandten DNA-Proben stimmten
nicht mit dem Erbgut von 606
weltweit vermissten Personen
überein, das Interpol vorliegt.
Auf der Interpol-Liste seien auch
61 Kinder im ungefähren Alter des
in Griechenland gefundenen
Mädchens, hieß es.
Tausende
E-Mails und 8000 Anrufe
Nach dem Aufruf seien
Tausende E-Mails und 8000 Anrufe
aus aller Welt eingegangen, unter
anderem aus den USA, Skandinavien,
Australien und Südafrika, erklärte
die Hilfsorganisation "Lächeln des
Kindes in Athen", die sich um das
"Maria" genannte Mädchen kümmert.
Doch sechs von acht Anrufen, von
denen sich die Polizei etwas
versprach, blieben ohne Ergbnis.
Nach Zahn- und anderen
Untersuchungen wurde das
mutmaßliche Alter des Mädchens
korrigiert. Es sei wohl fünf oder
sechs Jahre alt, nicht vier, wie
ursprünglich mitgeteilt.
Die angeblichen Eltern
erschienen am Montag vor dem
Gericht in Larissa. Auf
Kindesentführung steht eine
Höchststrafe von zehn Jahren Haft.
Die Ermittler prüfen aber auch
Vorwürfe des Sozialbetrugs und des
Kinderhandels.
Die Beschuldigten
hatten erklärt, sie hätten das
Kind adoptiert, als es wenige Tage
alt war. Ihr Verteidiger sagte,
ihr Motiv sei Mildtätigkeit. Sie
seien von einem Mittelsmann
angesprochen worden, der ihnen
gesagt habe, das Kind stamme von
einer bettelarmen ausländischen
Mutter, die es nicht großziehen
könne.
Paar soll 14
Kinder haben
Die Polizei begründet
den Verdacht der Entführung unter
anderem damit, dass das Paar sich
offenbar illegal offizielle
Dokumente wie Geburtsurkunden
beschafft hatte. Die Polizei
verwies zudem auf weitere mögliche
Betrugsversuche: Die Frau habe
vorgegeben, sechs Kinder innerhalb
von weniger als zehn Monaten
geboren zu haben.
Insgesamt hat das Paar
nach eigenen Angaben 14 Kinder,
davon zehn eigene. Es ist unklar,
ob die 14 Kinder tatsächlich
existieren oder ob das Paar
gefälschte Urkunden besorgte, um
das griechische Sozialsystem zu
betrügen.
Die beiden
Verdächtigen hätten für die
Kinderschar 2500 Euro Fördergeld
im Monat von drei verschiedenen
Städten erhalten, in denen sie
ihre Kinder angemeldet hätten. Dem
Mann werden zudem zusammen mit
anderen Bewohnern der Siedlung
unerlaubter Waffenbesitz und
Drogendelikte vorgeworfen.
"Der Fall hat den Nerv
vieler Menschen überall auf der
Welt berührt", sagte Panayiotis
Pardalis, Sprecher der
Organisation "Lächeln des Kindes".
"Wir haben Fotos bekommen, auf
denen vermisste Kinder zu sehen
sind, und haben einige an die
Polizei weitergeleitet, aber es
gibt auch – und das ist die
Mehrheit – Leute, die ihr
Mitgefühl und ihre Unterstützung
mitteilen."
Die Polizei hatte das
Mädchen vergangene Woche bei einer
Drogen- und Waffenrazzia in einem
Roma-Lager nahe Farsala entdeckt.
Es war aufgefallen, weil es blond
und blauäugig war und auch sonst
seinen angeblichen Eltern
überhaupt nicht ähnlich sah.
Wer Hinweise hat,
kann sich unter der
Europa-Hotline für vermisste
Kinder (116 000), unter der
Telefonnummer der
Polizeidirektion Larissa (+30
2410 683 171) oder per E-Mail
bei der Kinderhilfsorganisation
"Das Lächeln des Kindes" (116000@hamogelo.gr)
melden.
dpa/AP/cast/kami>
========
22.10.2013: Verzicht auf
Ferien oder Verkauf von
Sachen: <Private Finanzen:
Drei von vier Deutschen reicht
das Einkommen nicht>
aus: Welt online; 22.10.2013;
http://www.welt.de/finanzen/verbraucher/article121103678/Drei-von-vier-Deutschen-reicht-das-Einkommen-nicht.html
<Umfrage von Comdirect:
Weil das Monatsgehalt nicht
ausreicht, verzichten viele
Deutsche auf Urlaub oder
verkaufen Dinge, um ihre
Haushaltskasse aufzufüllen.
Jeder Achte versucht es mit
Lottospielen.
Drei Viertel der
Deutschen sind mit ihrem Einkommen
unzufrieden: Sie halten es für zu
gering, um alle laufenden Ausgaben
zu decken oder sich Wünsche zu
erfüllen. Das ergab eine Umfrage
der Onlinebank Comdirect, die
mehrheitlich zur Commerzbank gehört.
Befragt worden seien 2000
repräsentativ ausgewählte
Bundesbürger. Es handele sich
nicht um Kunden der Bank.
Demnach sagen nur 25
Prozent der Deutschen, dass ihr
aktuelles Monatsgehalt ausreicht.
Die anderen sorgen auf
unterschiedlichen Wegen für mehr
Geld im Portemonnaie. Am
beliebtesten ist es, beim Einkauf
zu sparen und auf Sonderangebote
und Rabatte zu achten. Das tun 53
Prozent der Befragten.
33 Prozent verzichten
auf einen Urlaub, um mit ihrem
Geld auszukommen. Fast genauso
viele (30 Prozent) verkaufen
Dinge, die sie nicht mehr
brauchen, um die Haushaltskasse
aufzubessern.
Eine besser
bezahlte Arbeit kommt nicht
infrage
Immerhin verfügen
viele über Ersparnisse. Ein
knappes Drittel (29 Prozent) der
Befragten greift darauf zurück, um
finanzielle Durststrecken zu
überwinden. Aber was besonders in
öffentlichen Haushalten gang und
gäbe ist, nämlich die Finanzierung
von Konsumausgaben per Kredit,
praktizieren nur fünf Prozent der
Bundesbürger, indem sie ein
Darlehen aufnehmen, wenn am Ende
des Geldes noch zu viel Monat
übrig ist.
Ob es ein Mangel an
Möglichkeiten oder
Vorstellungskraft ist, geht aus
der Umfrage nicht hervor, aber nur
neun Prozent suchen sich eine
besser bezahlte Arbeit, wenn das
bestehende Einkommen nicht
ausreicht. Einen Zweitjob haben
dagegen 21 Prozent der Befragten.
Bemerkenswert: Jeder Achte (13
Prozent) hofft auf sein Glück und
spielt Lotto oder Ähnliches.
Die Erhebung sei im
Rahmen eines alle zwei Monate
erscheinenden Spar- und
Konsumindexes erfolgt, so die
Bank. Die
Online-Marktforschungsplattform
Toluna habe die 2000 Bundesbürger
befragt und dabei den Mikrozensus
des Statistischen Bundesamtes als
Referenzgröße zugrunde gelegt.
stm>
========
22.10.2013: <EU ist
pleite: Barroso droht mit
Schließung von Brüssel>
aus: Deutsche
Wirtschaftsnachrichten online;
22.10.2013;
http://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2013/10/22/eu-ist-pleite-barroso-droht-mit-schliessung-von-bruessel
<Die
EU kann ihre Rechnungen nicht
bezahlen. Damit ist Brüssel
pleite. Präsident Barroso hat
offenbar der Shutdown in den
USA gefallen: Er droht nun mit
einer Schließung der EU, wenn
das Parlament nicht sofort im
Eilverfahren einen
Nachtragshaushalt beschließt.
EU-Kommissionspräsident José
Manuel Barroso hat den
Präsidenten des EU-Parlaments,
Martin Schulz, aufgefordert,
unverzüglich einen Not-Haushalt
von 2,7 Milliarden Euro zu
genehmigen. Sonst könne Brüssel
seine Rechnungen nicht bezahlen.
Das berichtet die belgische
Zeitung Het
Laatste Nieuws.
Damit wäre die
Zahlungsunfähigkeit Brüssels
gegeben, sagte Barroso. Würden
in Brüssel normale
wirtschaftliche Regeln gelten,
müssten die Behörden schließen,
die Beamten in Zwangsurlaub
gehen.
Wenn eine Firma ihre Rechnungen
nicht zahlen kann, ist sie
pleite.
Sie muss die Insolvenz
anmelden. Es wird ein
Insolvenz-Verwalter bestellt,
der entscheiden muss, ob die
Firma eine Chance auf
Fortbestand hat.
Doch dazu wird es im Fall der
EU nicht kommen: Denn die
Abgeordneten werden, wie immer,
dem Drängen nachgeben.
Faktisch ist die EU jedes Jahr
im November pleite (hier). Das
Problem ist bekannt und wird von
Jahr zu Jahr fortgeschrieben (hier).
So stellte das EU-Parlament
im Frühjahr 2013 fest:
In
den vergangenen Jahren haben
sich unbezahlte Rechnungen
angehäuft, da die
Mitgliedstaaten sich geweigert
haben, genug Geld zur Verfügung
zu stellen, um sowohl laufende
als auch offene Rechnungen aus
früheren Jahren zu bezahlen.
Dies hat zu einem
Teufelskreis geführt, in denen
unbezahlte Rechnungen auf das
nächste Jahr fortgeschrieben
wurden. Da die
jährlichen Haushalte keine
Mittel enthalten, um Rechnungen
aus früheren Jahren zu
begleichen, sind die Schulden
mit jedem Jahr
angestiegen.
Im konkreten Fall geht es um
einen Streit von 400 Millionen
Euro aus der Flutopfer-Hilfe für
Deutschland, Österreich,
Tschechien und Rumänien. Einige
Staaten, vor allem
Großbritannien und die
Niederlande, wollen das Geld für
die Flut-Opfer-Entschädigung auf
die letzte Tranche für die
Kommission anrechnen. Doch das
EU-Parlament will, dass die
Staaten extra Geld für die
Flutopfer auftreiben.
Spätestens am Donnerstag dürfte
das EU-Parlament dafür sorgen,
dass Brüssel wieder flüssig ist.
Auch wenn nicht klar ist, woher
das Geld wirklich kommt.
Unterdessen wird die Idee eines
Shutdown innerhalb der Brüsseler
Bürokratie mit großem Wohlwollen
geprüft: Bezahlter unbefristeter
Urlaub für alle – und das ganz
offiziell.
Unser Vorschlag: Schickt die „Men
in Black“ nach
Brüssel. Shutdown, Tranche,
Zahlungsunfähigkeit, bezahlter
Urlaub – das klingt schon sehr
nach Athener Verhältnissen.>
========
23.10.2013:
Rechtsextremisten
"Morgenröte" in
Pleite-Griechenland bekommen
kein Geld mehr vom Staat -
Parteienförderung wird
entzogen
aus: n-tv online: Griechisches
Parlament dreht Nazis den Hahn
ab: Goldene
Morgenröte erhält kein Geld
mehr;
http://www.n-tv.de/politik/Goldene-Morgenroete-erhaelt-kein-Geld-mehr-article11589516.html
<Parteien, deren
Chefs im Gefängnis sitzen,
sollen in Griechenland keine
staatlichen Zuwendungen mehr
bekommen. Der Beschluss des
Parlaments ist ein weiterer
Schlag gegen die Nazi-Partei
Goldene Morgenröte.
Das griechische Parlament hat
der Neonazi-Partei Goldene
Morgenröte die Parteienförderung
entzogen. Eine deutliche
Mehrheit von 235 der 300
Abgeordneten stimmte am
Dienstagabend in Athen für eine
Gesetzesänderung, die unter
bestimmten Voraussetzungen den
Entzug der staatlichen Hilfen
vorsieht. Ein Drittel der
Parlamentarier der Goldenen
Morgenröte sitzen wegen des
Vorwurfs der Bildung einer
kriminellen Vereinigung in
Untersuchungshaft.
Der verabschiedete Text sieht
vor, dass einer Partei die
staatlichen Hilfen gestrichen
werden, wenn ihr Vorsitzender
oder mindestens ein Zehntel
ihrer Abgeordneten "wegen der
Gründung oder der Zugehörigkeit
zu einer kriminellen
Vereinigung" angeklagt sind. Bei
der Goldenen Morgenröte sind
dies sechs der insgesamt 18
Abgeordneten. Drei von ihnen
sitzen in einem
Hochsicherheitsgefängnis bei
Athen in Untersuchungshaft,
darunter Parteichef Nikos
Michaloliakos.
Die Gesetzesänderung wurde von
den Abgeordneten der
Regierungskoalition aus
Sozialisten und Konservativen
sowie von der oppositionellen
radikalen Linken Syriza
angenommen. Die Abgeordneten der
Goldenen Morgenröte (Chrysi
Avgi) bezeichneten die Maßnahme
als Verstoß gegen die
Verfassung. Nach der Debatte,
die dem Votum vorausging,
verließen sie aus Protest den
Saal.
Gegen Frau des Parteichefs
wird ermittelt
Die Gesetzesänderung ist Teil
eines harten Vorgehens der
griechischen Regierung gegen die
Goldene Morgenröte. Nachdem ein
Parteianhänger am 18. September
einen antifaschistischen Rapper
ermordet hatte, wurden
zahlreiche Rechtsextremisten
festgenommen.
Das Parlament hatte vergangene
Woche zudem wegen der
Ermittlungen gegen die sechs
Abgeordneten deren Immunität
aufgehoben. Ein Ausschuss prüft
derzeit auf Antrag der Justiz
einen entsprechenden Schritt
gegen die Abgeordnete Eleni
Zaroulia, die Ehefrau des
Parteivorsitzenden. Gegen sie
laufen Ermittlungen, weil sie
versucht haben soll, ihrem Mann
bei einem Gefängnisbesuch eine
Patrone zu übergeben. Die
Entscheidung über die Aufhebung
ihrer Immunität wird für nächste
Woche erwartet.
Die sozialen Folgen der
Finanzkrise in Griechenland
hatten der rechtsextremistischen
Partei starken Zulauf gebracht.
Bei der Wahl im Juni 2012 kam
die Goldene Morgenröte auf
sieben Prozent und zog damit
erstmals ins Parlament ein. Die
Parteienförderung richtet sich
nach dem Stimmenanteil bei der
Wahl.
Der Goldenen Morgenröte wird
seit vielen Jahren vorgeworfen,
für Gewalt gegen Ausländer und
linke Aktivisten verantwortlich
zu sein. Die Ermordung des
linken Rappers Pavlos Fyssas in
einem Vorort von Athen versetzte
Griechenland im September in
einen Schockzustand und zwang
die Behörden zum Handeln gegen
die Rechtsextremen.
Quelle:
n-tv.de , AFP>
========
23.10.2013:
EU-Imperialismus bis es
kracht: Barroso will den
ganzen Balkan haben
aus: n-tv online: EU soll wachsen: Barroso
will den ganzen Balkan;
23.10.2013;
http://www.n-tv.de/politik/Barroso-will-den-ganzen-Balkan-article11589461.html
<"Langfristig
werden wir die Balkan-Länder
aufnehmen, wenn sie die
Voraussetzungen und Kriterien
erfüllen", sagt
EU-Kommissionspräsident
Barroso. Das gelte auch für
die Türkei.
EU-Kommissionspräsident José
Manuel Barroso hat sich für
Aufnahme aller Balkan-Länder in
die EU ausgesprochen.
"Langfristig werden wir die
Balkan-Länder aufnehmen, wenn
sie die Voraussetzungen und
Kriterien erfüllen", sagte
Barroso der "Bild"-Zeitung.
Es dürfe nicht vergessen
werden, dass viele der
Balkan-Länder noch vor wenigen
Jahren Krieg gegeneinander
geführt hätten. "Der EU-Beitritt
gibt ihnen eine Perspektive und
ist ein wichtiger Hebel zu
Befriedung der Region." Barroso
hatte sich am Montag in Berlin
mit Bundeskanzlerin Angela
Merkel getroffen. Details über
das Gespräch wurden nicht
bekannt.
Auch der Türkei "sollten die
EU-Türen weiter offenstehen", so
Barroso. Sie sei "ein großes,
wirtschaftlich und geopolitisch
wichtiges Land", dessen
Reformprozess im EU-Interesse
sei. Allerdings sei klar, dass
eine Aufnahme nur dann möglich
ist, "wenn die Türkei alle
Voraussetzungen erfüllt".
Barroso betonte, "letzten Endes
müssen alle Mitgliedstaaten
zustimmen. Das wird wohl noch
einige Zeit dauern."
Barroso wies Kritik über zu
viel EU-Bürokratie und
Regelungswut vehement zurück.
Die EU-Kommission sei nicht "die
Wurzel allen Übels" in Europa.
Der Vorwurf der Überregulierung
sei "ungerechtfertigt".
Natürlich würden Fehler gemacht.
Aber viele EU-Regeln würden von
den Regierungen einzelner Länder
selbst angestoßen oder massiv
gefordert. "Sie treten auch nur
in Kraft, wenn die Länder und
das Parlament zustimmen."
Die EU-Kommission sei dabei,
"die europäische Gesetzgebung zu
entrümpeln, Bürokratiekosten zu
verringern und die Hände von
Dingen zu lassen deren Ziele
anders vielleicht besser
erreicht werden könnten".
Quelle: n-tv.de ,
dpa>
========
Tschechien 23.10.2013:
Vize-Chef der tschechischen
Zentralbank Hampl
unterschreibt das Manifest
zur Auflösung des EURO
aus: Prag aktuell online:
Vize-Chef der tschechischen
Zentralbank fordert Auflösung
des Euro; 23.10.2013;
http://www.prag-aktuell.cz/nachrichten/vize-chef-der-tschechischen-zentralbank-fordert-aufloesung-des-euro-22102013-3508
<Mojmír Hampl unterzeichnet
Manifest für eine Beendigung der
Währungsunion.
Prag - Etliche europäische
Ökonomen fordern die
schrittweise Auflösung des
Euro, darunter auch der
Vizegouverneur der
Tschechischen Nationalbank
(ČNB), Mojmír Hampl. Das
berichtete gestern die
tschechische
Nachrichtenagentur ČTK unter
Berufung auf den Online-Dienst
Deutsche
Wirtschaftsnachrichten.
Hintergrund ist ein bereits
am 24. Januar 2013 in
Brüssel der Öffentlichkeit
vorgestelltes
Strategiepapier mit dem
englischen Originaltitel European
Solidarity Manifesto.
Das damals von Alfred
Steinherr, Hans-Olaf Henkel,
Stefan Kawalec, Brigitte
Granville und Claudio Borghi
Aquilini präsentierte
Manifest trägt inzwischen
die Unterschriften von
insgesamt 18 namhaften
Ökonomen aus ganz Europa,
darunter auch die des
Tschechen Mojmír Hampl.
Die Verfasser des Manifests
setzen sich für einen
gemeinsamen geordneten
Ausstieg der
wettbewerbsstarken Länder
aus der Eurozone ein. Aus
ihrer Sicht wäre diese die
einzige Lösung der
andauernden Krise - und zwar
sowohl für Nord- als auch
Südeuropa.
Die Kernaussage der
Wirtschaftsfachleute fassten
gestern die Deutschen
Wirtschaftsnachrichten wie
folgt zusammen: "Die
südlichen Länder der
Eurozone sind in einer
Rezession gefangen. Sie
können ihre Währung nicht
abwerten. Dadurch verkaufen
sie weniger Produkte. Die
nördlichen Länder müssen den
Süden durch endlose
Rettungspakete finanzieren.
Im Süden droht der Ausbruch
von schweren sozialen
Unruhen. Im Norden verlieren
die Menschen mit jedem
Hilfspaket den Glauben an
eine europäische
Integration. Der Euro habe
Europa nicht gestärkt,
sondern gespalten."
Als Lösung empfehlen die
Unterzeichner daher eine
Segmentierung und Auflösung
der Eurozone, wobei der Euro
den wettbewerbsschwachen
Ländern für eine
Übergangszeit zwar erhalten
bliebe. Ziel sei aber
schließlich die Rückkehr zu
nationalen Währungen oder
Gemeinschaftswährungen für
Gruppen von homogenen
Staaten. Zudem rechnen die
Verfasser damit, dass ein
teilweiser Schuldenerlass
für manche der
südeuropäischen Länder nötig
sein werde.
Anders als viele andere
EU-Kritiker (wie etwa der
ehemalige tschechische
Staatspräsident Václav
Klaus), wollen die Ökonomen
nach eigenem Bekunden auf
diese Weise ausdrücklich
"die wichtigsten
Errungenschaften der
europäischen Integration"
bewahren - und zwar "die
Europäische Union und den
gemeinsamen Markt".
Das Manifest wurde zuletzt
erneut auf einer
Veranstaltung am 23.
September in Rom
präsentiert. Der 38-jährige
Mojmír Hampl (Foto) ist seit
2008 Vizegouverneur der
Tschechischen Nationalbank.
Seit 2008 vertritt er die
ČNB zudem im Wirtschafts-
und Finanzausschuss der EU
sowie seit 2011 in der
Regionalen
Konsultationsgruppe
Financial Stability Board.
(nk)
Weitere
Infos: European
Solidarity Manifesto
(www.european-solidarity.eu)>
========
23.10.2013:
Europäische EURO-Banken
weisen eine
Finanzierungslücke von 1,3
Billionen Euro aus
aus:
Deutsche Wirtschaftsnachrichten:
Banken in Europa: Trotz
Stress-Test 1,3 Billionen
Finanzierungs-Lücke; 23.10.2013;
http://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2013/10/23/banken-in-europa-trotz-stress-test-13-billionen-finanzierungs-luecke/#
<Europäische
Banken sollen nach den
Vorstellungen der EZB eine
Eigenkapitalquote von 8
Prozent erreichen, um als
sicher zu gelten. Das reicht
bei weitem nicht: Die
europäischen Banken haben
aktuell eine
Finanzierungslücke von 1,3
Billionen Euro. Insgesamt
werden 130 Banken untersucht –
die deutschen Sparkassen und
Landesbanken blieben unter
nationaler Aufsicht.
Der im nächsten Frühjahr
vorgesehene Bankenstresstest
schlägt bereits jetzt hohe
Wellen. Die EBA plant neue
Standarddefinitionen, die es
internationalen Anlegern
ermöglichen sollen, das
verschwundene Vertrauen in die
europäischen Banken wieder
herzustellen. Die EZB sieht
keine „bösen Überraschungen“ in
den Bankbilanzen lauern.
Indessen sieht die
Ratingagentur Standard and
Poor’s (S&P) enorme
Finanzierungslücken für die
Banken Europas. Ende 2012
fehlten nach Analysen der
Agentur insgesamt 36
europäischen Bankhäusern etwa
1,3 Billionen Euro, um die
künftigen Anforderungen der
Regulierer an ihre stabile
langfristige
Refinanzierungsbasis zu
erfüllen, meldet die
Nachrichtenagentur Reuters.
Vor zwei Jahren betrug die
Lücke noch 2,1 Billionen. Der
überwiegende Anteil, nämlich 80
Prozent, betreffen spanische,
französische und skandinavische
Banken.
Im Vorfeld des geplanten
Bankenstresstests empfiehlt die
European Banking Authority
(EBA), es für die
internationalen Investoren
einfacher zu machen, den
„Gesundheitszustand“ der
europäischen Banken mittels
gemeinsamer Definitionen
vergleichbarer zu machen. Dies
soll sich im Wesentlichen auf
die Bestimmungen der faulen
Kredite beziehen.
Demnach soll es laut der EBA im
Hinblick auf die Stresstests
eine Standarddefinition für
“nicht notleidende Kredite” und
„Selbstkontrollen“ geben, wenn
sich die Rückzahlungen von
Krediten verzögerten.
Die neuen Regeln sollen den
nationalen Regulierungsbehörden
weniger Handlungsspielraum
einräumen als in früheren
Stresstests. Andererseits werde
ihnen erlaubt, selbst zu
entscheiden, welche Assets
(Vermögenswerte) im Fokus stehen
sollen. Zu diesem Zweck sollten
zwei unterschiedliche
Kennziffern eingeführt werden,
die Banken erreichen müssten.
Im Hinblick auf die
Durchführung der Stresstests
steht die EZB vor zwei
gegensätzlichen Erwägungen:
Einerseits müssten die Banken
ihre Glaubwürdigkeit behalten –
EZB-Chef Mario hatte von der
Notwendigkeit, gesprochen „den
Nebel um Bankbilanzen in der
Eurozone zu zerstreuen“. Auf der
anderen Seite bestehen
ungedeckte und klaffende Löcher
in den Bankbilanzen, die eine
immense Kapitalerhöhung
erforderten. Dies könnte eine
erneute Bankenkrise auslösen, wo
doch gerade der anstehende
Stresstest versuchen sollte, die
Gefahr einer Krise – in diesem
Sinne das Vertrauen in die
Banken – zu zerstreuen,
berichtet die Financial Times.
Hochrangige EZB-Beamte betonen,
die Spannungen könnten gelöst
werden, da keine enormen bösen
Überraschungen in den Bilanzen
lauerten. Vítor Constâncio,
Vizepräsident der EZB, sagte der
Financial Times Anfang dieses
Monats, die europäischen Banken
befänden sich in einem viel
besseren Zustand, als dies die
Markt-Wahrnehmungen
suggerierten.
Die EZB will in den nächsten
zwölf Monaten 128 Banken aus den
künftig 18 Euro-Ländern prüfen.
Darunter befinden sich 24
deutsche Banken. Ausgenommen
sind die deutschen Landesbanken
und Sparkassen – sie haben
bisher am lautesten gegen die
Einordnung protestiert. Der
Grund: Die Sparkassen sind so
etwas wie die Finanz-Institute
der regionalen Politik. Der
Posten eines Sparkassendirektors
ist eine Möglichkeit der
politischen Karriereleiter. Die
Landesbanken haben in der
Vergangenheit vor allem
spekuliert und waren den
Ministerpräsidenten zu Diensten
– wie der Fall der BayernLB
zeigt: Die Bank hat bei einem
Deal mit Jörg Haiders Hypo Alpe
Adria massiv Steuergelder
verschleudert.
Für die deutsche Politik ist
das eine interessante Variante:
Sie kann versuchen, die Sparer
mit dem Schreckgespenst der
Zwangsenteignung bei
internationalen Banken die
deutschen Sparer zu den
Sparkassen zu treiben.
Die untersuchten Banken müssen
in dem Stress-Test ein
Eigenkapitalpolster von acht
Prozent ihrer Bilanzrisiken
vorweisen.
„Transparenz ist das vorrangige
Ziel“, sagte EZB-Präsident Mario
Draghi. Die Banken in Europa
hätten zwar in den fünf Jahren
seit der Finanzkrise schon viel
getan, um ihre Bilanzen zu
bereinigen. Sie hätten 225
Milliarden Euro Kapital
eingesammelt und weitere 275
Milliarden Euro an Staatshilfen
erhalten. Draghi: „Wir erwarten,
dass die Überprüfung das
Vertrauen des privaten Sektors
in die Banken der Euro-Zone und
in die Qualität ihrer Bilanzen
stärken wird.“>
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22.10.2013 Wien:
Die Polizei jagt die
Obdachlosen mit einer
Kampierverordnung
aus: Der Standard online:
Obdachlose im Stadtpark: "Die
gehen gezielt auf uns los";
22.10.2013;
http://derstandard.at/1381369435276/Obdachlose-im-Stadtpark-Die-gehen-gezielt-auf-uns-los
<Reportage mit Video | Rosa
Winkler-Hermaden, Video: Maria
von Usslar, 22. Oktober 2013,
18:24
Am Montag mussten Obdachlose im
Stadtpark erneut ihre
Schlafplätze räumen. Die Polizei
bezieht sich auf die
Kampierverordnung, die das
Benützen von Schlafsäcken
außerhalb von Campingplätzen
verbietet. Die Grünen fordern
eine Gesetzesänderung.
Wien - Friedrich muss liegen.
Er hat eine offene Wunde am Bein
und kann sich nur mit Krücken
fortbewegen. Am Montag wäre ihm
das beinahe zum Verhängnis
geworden. Zum zweiten Mal
innerhalb einer Woche kam die
Polizei und vertrieb ihn aus dem
Stadtpark. "'Räumen!' haben sie
zu uns gesagt", erzählt
Friedrich. "'Eine halbe Stunde,
sonst ist die 48er da, und alles
verschwindet wieder'". In eine
Decke gehüllt, eine Zigarette
rauchend, erzählt der 56-Jährige
am Dienstag frühmorgens von
diesem Erlebnis. Seine Kollegen
haben ihm beim Packen der
wenigen Habseligkeiten geholfen.
"Wenn wir zusammen sind, passen
wir aufeinander auf."
Es ist ein nebeliger Morgen,
und es nieselt. Um halb acht Uhr
sind einige Jogger im Stadtpark
unterwegs, auch Menschen im
Anzug, die ins Büro eilen. Auf
den Parkbänken sitzen
Obdachlose, denen kaum ein
Passant Aufmerksamkeit schenkt.
Friedrich übernachtet seit zwei
Jahren hier. In eine Einrichtung
will er nicht gehen: "In der
Gruft (Obdachloseneinrichtung,
Anm.) schlafen 60 Leute,
mir ist schon so viel gestohlen
worden. Da schlafe ich lieber
auf der Straße." Dass es nun zum
zweiten Polizeieinsatz innerhalb
einer Woche gekommen ist,
wundert ihn nicht. "Die gehen
gezielt auf uns los."
Auch Peter* hat die Aktion
miterlebt: "Wir sind alle
geflüchtet, die Sachen haben wir
mitgenommen. Es hat geheißen,
die werden entsorgt. Da haben
wir uns gedacht, wir gehen
lieber." Statt im Stadtpark hat
er die Nacht bei einer
U-Bahn-Station verbracht. Auch
vom Polizeieinsatz letzte Woche
(derStandard.at
berichtete) war Peter
betroffen. Er versteht nicht,
warum er gehen soll: "Wir haben
noch nie Probleme mit Anrainern
gehabt."
Auf Beschwerden der Anrainer
bezieht sich jedenfalls die
Polizei, wenn sie auf die
Räumungen angesprochen wird -
und auf die Kampierverordnung
aus dem Jahr 1985, die besagt,
dass das "Auflegen und Benützen
von Schlafsäcken" außerhalb von
Campingplätzen verboten ist. Die
Wiener Caritas vermutet jedoch,
dass Ursula Stenzel (ÖVP),
die Bezirksvorsteherin des
ersten Bezirks, die Räumungen
veranlasste. Generalsekretär
Klaus Schwertner sagt: "Wo sind
da bitte schön Anrainer?"
Stenzel dementiert, sagt im
Gespräch mit dem Standard
jedoch: "Parkbänke sind keine
adäquate Unterbringung." Ihr
geht es in der Debatte nicht nur
um die soziale Obsorge, die für
die Obdachlosen getragen werden
müsse ("Eine Spendenaktion fände
ich gut"), sondern auch darum,
die "öffentliche Ordnung"
einzuhalten. Die Stadt Wien gibt
derzeit pro Jahr 48 Millionen
Euro im Bereich der
Wohnungslosenhilfe aus. Für
Obdachlose gibt es 5000
Schlafplätze, nun wird am runden
Tisch mit NGOs um mehr
verhandelt.
Peter Hacker, Geschäftsführer
des Fonds Soziales Wien, sieht
daher auch keinen Grund, die
Kampierverordnung zu ändern: "Es
ist gut, dass Kampieren nicht
erlaubt ist. Sollen wir die
Armut mit einer Zeltstadt
sichtbar machen? Das würde
unsere Bemühungen
konterkarieren." Die Grünen
können sich das allerdings sehr
wohl vorstellen.
Sozialsprecherin Birgit Hebein
sagt: "Ja, wir sollten die
Kampierverordnung überdenken.
Niemand will in einer Stadt
leben, wo Obdachlose vertrieben
werden."
Peter und Friedrich wollen
jedenfalls im Stadtpark bleiben,
sie interessiert das
Politikhickhack nur wenig. Im
Gegensatz zu Ernest aus der
Slowakei wollen sie in gar keine
Unterkunft, sondern im Freien
schlafen. Ernest sitzt auf einer
Parkbank und freut sich über die
Zigarette, die ihm angeboten
wird. Er sagt: "Ich weiß noch
nicht, wo ich morgen schlafen
soll." Er hofft auf November,
wenn die Stadt die Plätze
aufgestockt haben wird, um dann
in einem Notquartier
unterzukommen. Bis dahin hüllt
er sich in seinen Schlafsack und
hofft, dass der Winter erst
danach Einzug hält. (Rosa
Winkler-Hermaden, Video: Maria
von Usslar, DER STANDARD,
23.10.2013)