Genanalysen
in Pompej zeigen auf am 12.11.2024: keine "traditionellen
Familien" gefunden:
Wieso die Pompejianer anders zusammenlebten, als wir es
bisher dachten:
Pompejis dunkles Erbe: DNA-Analyse deckt die wahren
Geschichten der Toten auf
https://www.suedtirolnews.it/italien/pompejis-dunkles-erbe-dna-analyse-deckt-die-wahren-geschichten-der-toten-auf
Von: red
Pompej – Was, wenn die jahrhundertealten Bilder von eng
umschlungenen Familien und verzweifelten Eltern in Pompeji
täuschen? Neue DNA-Analysen entlarven so manche alte Annahme
als Mythos und enthüllen, dass die verschütteten Bewohner
gar nicht so verwandt waren, wie wir dachten. Migranten aus
dem gesamten Römischen Reich, vermeintliche Paare, die
Fremde waren – die genetischen Untersuchungen zeichnen ein
überraschend neues Bild der antiken Stadt. Ein tiefes
Geheimnis liegt begraben unter der Asche, und es zeigt: Das
Leben und Zusammenleben in Pompeji war weit vielschichtiger
als vermutet.
Die faszinierende Entdeckung
Pompeji, die römische Stadt, die vor etwa 2000 Jahren unter
einer Aschedecke des Vesuvs begraben wurde, hat erneut
Geheimnisse preisgegeben. Ein Forscherteam unter der Leitung
von Elena Pilli von der Universität Florenz konnte anhand
von DNA-Analysen nachweisen, dass viele der in Pompeji
gefundenen Skelette falsch interpretiert wurden. Die
bisherigen Annahmen über die engen
Verwandtschaftsverhältnisse der Toten erwiesen sich als
irreführend. Überraschend zeigte sich, dass einige der Opfer
nicht wie bisher angenommen eine „klassische“ Familie
bildeten.
Falsche Annahmen und neue Erkenntnisse
Bisherige Forschungen stützten sich vor allem auf
Gipsabgüsse und die Anordnung der Toten, die durch
künstlerische Ergänzungen und Annahmen geformt wurden. Viele
Forscher sahen in den Abbildungen der Körper Hinweise auf
biologische Familien oder enge Beziehungen. Eine
vermeintliche Mutter mit Kind etwa, die zusammen gefunden
wurden, stellte sich durch DNA-Analyse jedoch als Mann und
ein nicht verwandtes Kind heraus. Ebenso entpuppten sich
weitere als Familie interpretierte Paare als biologisch
nicht verwandt.
DNA-Analyse: Wie sie das Bild von Pompeji verändert
Die neuen DNA-Daten offenbaren, dass die Stadt Pompeji eine
kulturell und genetisch vielfältige Bevölkerung beherbergte.
Die untersuchten Individuen stammten teils von Einwanderern
aus dem östlichen Mittelmeerraum ab, was die Mobilität und
Offenheit der Gesellschaft im antiken Pompeji belegt. Die
Untersuchungen von Pilli und ihrem Team belegen so, dass
viele traditionelle Annahmen zur Gesellschaftsstruktur in
Pompeji eine moderne Perspektive widerspiegeln, die nicht
unbedingt den realen Verhältnissen entspricht.
Ein neuer Blick auf Pompejis Bewohner
Durch die Untersuchung von 14 Skeletten und der Analyse
ihrer genetischen Merkmale wird deutlich: Die pompejianische
Gesellschaft war kosmopolitischer und vielfältiger, als
viele bisher annahmen. Die räumliche Nähe von Menschen im
selben Raum wurde lange als Hinweis auf Verwandtschaft
interpretiert – ein Irrtum, wie sich jetzt zeigt. „Die
Studie verdeutlicht, dass Schmuck und körperliche Nähe nicht
automatisch auf eine verwandtschaftliche Beziehung
hinweisen“, erklärt Co-Autor David Reich von der Harvard
University.
Die Bedeutung der genetischen Daten
Diese Forschungsergebnisse fordern uns auf, die damalige
Gesellschaft neu zu denken und ermahnen zur Vorsicht bei
modernen Interpretationen antiker Gesellschaften. „Die
Integration genetischer Daten mit archäologischen und
historischen Informationen ist entscheidend, um
Fehlinterpretationen auf Grundlage moderner Annahmen zu
vermeiden“, betont Alissa Mittnik von der Harvard
University. Die Erkenntnisse eröffnen so eine wertvolle neue
Perspektive auf die römische Kultur und die Lebensweise der
Pompejianer.