Kontakt / contact     Hauptseite / page
                principale / pagina principal / home     zurück / retour / indietro
                / atrás / back
<<     >>

Europas Südländer: Kritische Zustände in Italien (Teil 1) (3.5.2010-3.7.2012)

Die Worte "Wirtschaft" und "Effizienz" kommen in der Bibel nicht vor und sind deswegen im katholisch-perversen Italien UNBEKANNT.
Michael Palomino, Juli 2018

Das Schiff
                "Concordia" in Seitenlage
Das Schiff "Concordia" in Seitenlage [1]

3.5.2010: Studieren in Bella Italia: Wo hübsche Frauen keine Fahrkarte brauchen - (und wo Verwaltungsvorgänge 4 Stunden brauchen und die Prüfung an der Uni aus 10 Minuten Abfragen durch einen einzigen Prüfer besteht) -- Neapel 19.11.2010: EU-Gelder missbraucht, um ein Elten-John-Konzert zu "fördern" - nun will die EU das Geld zurück -- 29.11.2010: Berlusconi als Drogendealer mit Minderjährigen an Parties -- 14.12.2010: Berlusconi betreibt Geldwäsche über die Schweiz und Off-Shore-Inseln - und deswegen besucht er die Schweiz nie -- 18.12.2010: Italien korrupter als Ruanda - die Mafia regiert - und Modernisierungen gibt es nicht - der Playboy Berlusconi lässt sein Land untergehen -- 3.1.2010: Rom nimmt Touristen aus - mit einer neuen Tourismussteuer für alle Hotelbetten - und für alle Nicht-Römer für Museen und Denkmäler -- 16.1.2011: Berlusconi mit Harem -- 27.1.2011: Playboy Berlusconi zahlte für seine Mädchen scheinbar Millionen - und Kokain war auch im Spiel -- Playboy Berlusconi 15.3.2011: Staatsanwalt: Berlusconi hatte 13-mal bezahlten Sex mit Ruby -- 15.3.2011: Ruby war noch minderjährig -- 20.3.2011: In jedem Italiener steckt ein Stück Berlusconi -- 11.7.2011: Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau ist in Berlusconi-Italien nicht mehr erwünscht -- 29.7.2011: Berlusconi tut fast nichts für Familien - und so ist Italien Schlusslicht beim EU-Nachwuchs -- 1.8.2011: Berlusconi darf ficken, wie er will, aber ein Pärchen muss für Sex im Auto ins Gefängnis -- 17.9.2011: Pleite-Italien: Gefälschte Universität in Verona - die Uni war nicht registriert -- 10.10.2011: Die Diktatur von Pornostar Berlusconi -- 14.10.2011: "Blinde" Frisörin mit Invalidenrente arbeitete weiter - und Schneeschaufeln in Palermo -- 10.11.2011: Pornostar Berlusconi ist gegangen - seine kriminellen Schimpfworte bleiben in Erinnerung -- 17.11.2011: Schlimme soziale Zustände in Italien mit Armut und Arbeitslosigkeit -- 5.1.2012: Italienische Mafia mit neuem Zentrum Rom - 35 Morde seit Anfang 2011 -- 8.2.2012:  Italien ist dem Eiswinter nicht gewachsen: Keine einheitlichen Wetterprognosen - der Zivilschutz muss sich Geld vom Wirtschaftsministerium bewilligen lassen - verstopfte Autobahnen - vereiste Weichen - Strom, Gas und Wasser werden zum Problem - Schulen geschlossen - zu wenig Pflüge - abgeschnittene Dörfer - ausgehungerte Wölfe in Dörfern -- 22.3.2012: <Venedig sinkt um zwei Millimeter pro Jahr ab> - im Süden Venedigs auch bis 4 mm -- 23.4.2012: "Concordia": 3 Hauptfehler eines Kapitäns: 1. zu nah an der Küste - 2. Schotten zu spät geschlossen - 3. zu spät Alarm ausgerufen -- 24.4.2012: Berlusconi zahlte an Mafia Schutzgelder, um nicht entführt zu werden -- 3.7.2012: Kreuzfahrtschiff "Costa Concordia" war angeblich ohne Blackbox unterwegs

Meldungen

präsentiert von Michael Palomino

Italien

Teilen:

Facebook








Spiegel online, Logo

3.5.2010: Studieren in Bella Italia: Wo hübsche Frauen keine Fahrkarte brauchen - [und wo Verwaltungsvorgänge 4 Stunden brauchen und die Prüfung an der Uni aus 10 Minuten Abfragen durch einen einzigen Prüfer besteht]

Ja, Italien ist ein bisschen anders als das zentrale Europa. Ob das der Qualität der Arbeit guttut oder schadet, das beurteilen Sie lieber selbst. Es scheint meiner Einschätzung nach doch skandalös:

aus: Spiegel online; 3.5.2010; http://www.spiegel.de/unispiegel/studium/0,1518,692263,00.html

<Annika Glaßmeier

Italien ist toll: Spitzenmäßiges Essen, und die meisten helfen einem mit jeder Kleinigkeit. Andererseits herrscht Organisationschaos an der Uni, die Polizisten schikanieren alle, bis auf die jungen Frauen. Nora Lassahn war trotzdem gern in Verona, denn dort ist alles überhaupt kein Problem.

Die Uni hat angefangen, und ich habe es nicht mitbekommen, aber das ist gar kein Problem. Ich studiere schließlich in Italien. Hier an der Università degli Studi di Verona stehen die Kurse selten im Internet, oft dagegen auf Zetteln an irgendeinem Schwarzen Brett. Als ich die entdecke, rumort in mir meine deutsche Unruhe: Kann ich überhaupt noch überall teilnehmen? Habe ich viel verpasst?

Ich beruhige mich erstmal mit einem Automatenkaffee und wirklich: Es ist alles überhaupt kein Problem - "Non c'è nessun problema!" Den Satz habe ich während meines Erasmus-Semesters wohl am häufigsten gehört und er ist fast universell anwendbar.

Allerdings stimmt er nicht immer. Wenn der Italiener doppelt verneint, klingt das besonders entschieden, aber gerade deshalb habe ich da manchmal meine Zweifel. Die Standardantwort "Non c'è nessun problema!" wird hier so routiniert verwendet wie in Deutschland vielleicht ein "Das ist aber verboten". Wenn etwas "überhaupt kein Problem" ist, dient der Satz manchmal auch als Ausrede. Denn dann ist derjenige, der meint ein Problem zu haben, beruhigt und lässt einen wieder in Ruhe.

Freundliche Helfer überall - nur der Professor lässt mitunter lange warten - [und vier Stunden für einen Verwaltungsvorgang ohne Ergebnis]

Dabei sind viele Leute hier überaus hilfsbereit. Den Erasmus-Studenten wird bei allem geholfen: Wohnungssuche, Stundenplan, Ausflüge, Partys. Verwaltungsakte werden aber schnell sehr kompliziert - etwa meine Jagd nach einer Unterschrift unter meinem Transcript of Records, der Leistungsbestätigung für Erasmus-Studenten.

Vier Stunden und sieben Büros später war ich wieder im Büro für Internationale Beziehungen angelangt, wo meine Odyssee begonnen hatte. Am Anfang hatte mich die Dame dort zum Sekretariat an meinem Institut geschickt: "Die machen das schon seit 20 Jahren und können Ihnen alle Fragen beantworten." Doch an meinem Institut hieß es nur: "Transcript of was?! Haben wir ja noch nie gehört!" Ich wurde sofort weggeschickt. Irgendwann geriet ich an eine Sekretärin, der ich meine Kurse und meine Adresse auf einen Zettel schreibe. Sie lächelt nett, alles sei "überhaupt kein Problem".

Auf mein Transcript of Records warte ich noch, dabei ist es ein nützliches Ding. Legt man den Wisch der Heimat-Uni vor, bekommt man seine Leistung im Ausland angerechnet und meine mündlichen Prüfungen waren hier so nervenaufreibend, dass es wirklich schade wäre, wenn das nicht klappt.

Vorlesungen werden in Verona noch vorgelesen - [und die Fachprüfung besteht aus 10 Minuten mit einem einzigen Prüfer]

"Vorlesungen" werden an der Uni von Verona noch im Wortsinn verstanden. Der Dozent liest vor, diskutiert wird nicht. Anwesenheitspflicht gibt es hier keine, erst am Prüfungstag erfährt man, wer noch alles mit einem studiert. Zur Prüfung erscheinen dann alle gleichzeitig und drängen sich in einen Vorlesungssaal und warten. Und warten. Und warten. Manchmal wird man gleich wieder nach Hause geschickt und bekommt einen neuen Termin. Ich habe von einer Studentin gehört, die soll eine Woche lang jeden Tag gewartet haben, von 9 Uhr morgens bis in den Nachmittag. Ist der Prüfer dann da, geht alles ganz schnell: Geprüft wird mündlich, der Prüfer entscheidet allein und manchmal innerhalb von zehn Minuten, ob und mit welcher Note man besteht.

Verona ist wunderschön. Ein malerischer, mittelalterlicher Stadtkern, köstliches Essen, entspanntes Dolce Vita bei angenehmem Wetter. Die Leute sind herzlich und ihre Sprache hat eine leidenschaftliche Melodie, die die Veroneser pantomimisch untermalen. Und Verona ist reich. Im Stadtkern gibt es fast nur Boutiquen, Gucci, Armani und keine Billigheimer wie H&M. Viele Läden verkaufen Dessous, Hochzeitskleider oder Schuhe. Supermärkte dagegen gibt es im Zentrum kaum.

Verona ist auch die Stadt der Liebe und des kitschigen Balkons aus Shakespeares "Romeo und Julia". Außerdem hat sie ein sehr gut erhaltenes Amphitheater, die Arena, in der bei gutem Wetter Opern und Konzerte gezeigt werden. 265.000 Menschen leben hier, doch im Hochsommer hat man das Gefühl, Verona sei hauptsächlich von japanischen Reisegruppen und Liebespaaren bevölkert. Viele Veroneser schließen dann ihre Geschäfte und flüchten.

Bundestagswahl aus der Ferne: Triumph "Guido des Schönen"

Weil auch die Mieten sehr teuer sind, teilen Studenten sich oft Zwei- oder Dreibettzimmer. Dennoch tragen sie auffällig oft Designerklamotten und schon früh morgens aufwendig frisierte Haare. "Bella Italia" - der äußere Schein ist sehr wichtig und ein Qualitätsmerkmal. Nach der deutschen Bundestagswahl kaufte ich mir die Tageszeitung "La Repubblica". Dort stand tatsächlich etwas vom Triumph "Guido des Schönen" auf der Titelseite. Ich fragte mich kurz, wer das eigentlich sein soll. Dann las ich, wie sich Westerwelles "athletischer Körper" durch die Wahlparty bewegte und wie toll diese Party war. Unter einem Foto von Silvana Koch-Mehrin stand nur: "bellissima" - "wunderschön". Die "Republicca" gilt gemeinhin als Lichtblick in der stark von Berlusconis Firmenimperium dominierten, schalen Medienlandschaft Italiens.

Der Tag meiner Abreise war stressig. Ich saß im Warteraum des Veroneser Bahnhofs, gerade hatte ich erfahren, dass ich für meinen Zug nach München keine Fahrkarten in Italien kaufen kann, denn es sei ja kein italienischer Zug. Ich setze mich und ärgerte mich über mich selbst, dass mich das nach sechs Monaten hier noch überraschte.

Aber ein Problem, versicherte man mir, ist das natürlich nicht. Man kann die Karten auch im Zug kaufen. Plötzlich stehen vier Polizisten im Warteraum: "Die Fahrkarten vorzeigen!" Man könnte sie für Schaffner halten, aber sie haben nicht "bitte" gesagt und trage Pistolen an ihren Gürteln. Außerdem befinde ich mich in einem öffentlichen Wartesaal, nicht auf dem Bahnsteig oder im Zug. Trotzdem: Wer keine gültige Fahrkarte habe, müsse draußen warten.

Hübsche junge Frauen brauchen keine Fahrkarte - [und ein bisschen Unverständnis für Schwarze in Verona]

Ein vermutlich obdachloser Mann mit löchriger Hose und wüsten, grauen Haaren wird entfernt. Er darf hier erst recht nicht sein, die Polizei nimmt seine Personalien auf. Keine Spur von italienischer Gelassenheit in den Augen der Polizisten. Als junge Frau dagegen kann man schon mal ohne Fahrkarte im Wartebereich sitzen.

In Verona sieht man sehr viele Polizisten, oft bilden sie plaudernd Grüppchen. Probleme mit Kriminalität gebe es kaum, auch nicht mit den Immigranten, hörte ich von Kommilitonen und von meinem Vermieter. "Non c'è nessun problema." Veronas Bürgermeister Flavio Tosi gehört zur Lega Nord, seine rechte, separatistische Partei hat der Einwanderung den Kampf angesagt.

Zwei Studenten aus der Demokratischen Republik Kongo, die zuerst in Frankreich an der Uni waren und jetzt in Verona studieren, sagten mir, sie wollten lieber wieder zurück. In Frankreich gebe es weniger Rassismus. Dann lächeln sie und sagen, Verona sei aber trotzdem schön. Stimmt, sage ich, schon schön hier - und alles überhaupt kein Problem.>

-----

20 minuten
              online, Logo

Neapel 19.11.2010: EU-Gelder missbraucht, um ein Elten-John-Konzert zu "fördern" - nun will die EU das Geld zurück

aus: 20 minuten online: Neapel: Elten John "gefördert" - EU will Geld zurück; 19.11.2010;
http://www.20min.ch/news/kreuz_und_quer/story/23867851

<Die Europäische Union hat von Italien die Rückerstattung von Kultur-Fördergeldern verlangt. Anstatt Ausstellungen zu organisieren, wurde ein einmaliges Elton-John-Konzert finanziert.

Neapel hatte das Konzert von Elton John mit 720 000 Euro finanziert. Nun will die EU ihr Geld zurück.

Die Mitgliedsländer haben zwar viel Entscheidungsspielraum bei der Verwendung der Fördergelder, doch nach Ansicht der EU-Kommission war diese Verwendung von Zuschüssen unangemessen. Gedacht sind die Gelder aus Brüssel für langfristige Kulturprojekte wie Ausstellungen, Restaurierungen oder den Bau von Kulturzentren. Ein einmaliges Rockkonzert erfülle nicht die Förderkriterien, sagte EU-Sprecher Ton van Lierop am Freitag. «Deshalb haben wir unser Geld von Italien zurückverlangt.» Für das Konzert hatte die Region Kampanien 720 000 Euro aus dem Fördertopf der EU genommen.

Das Elton-John-Konzert fand am 11. September 2009 in Neapel im Rahmen des Piedigrotta-Festivals statt. Rund 100 000 Zuschauer kamen zu dem auch live im Staatsfernsehen übertragenen Auftritt, der insgesamt über 2,2 Millionen Euro kostete. Ziel der Veranstaltung sei es gewesen, Werbung für Neapel zu machen, und das habe das Konzert erreicht, sagte Festivaldirektor Dario Scalabrini.

(dapd)>

-----

20 minuten
              online, Logo

29.11.2010: Berlusconi als kriminell-pädophiler Drogendealer mit Minderjährigen an Parties

Der sexsüchtige Präsident Italiens steht automatisch im Pädophilieverdacht. Er beherrscht sein "Ding" scheinbar nicht und hat grosse, persönliche Probleme. Ausserdem ist er scheinbar auch ein Drogendealer. Nun, irgendwann ist der Typ "fällig". Aber lesen Sie selbst:

aus: 20 minuten online: TV-Auftritt: "Ich glaube, viele Frauen waren minderjährig"; 29.11.2010;
http://www.20min.ch/news/dossier/berlusconi/story/15406542

<Der Strom an schlüpfrigen Details aus dem Partyleben von Silvio Berlusconi reisst nicht ab. Der Cavaliere droht allerdings schon mit Konsequenzen.

Die 28-jährige Nadia Macri sagte im Juli 2009 vor der Staatsanwaltschaft in Palermo aus, dass sie insgesamt dreimal bei Silvio Berlusconi zu Besuch gewesen sei, zweimal in seiner Villa in Arcore und einmal auf Sardinien.

Zweimal habe sie Sex mit dem «Cavaliere» gehabt. Für ihre Liebesdienste habe sie jedes Mal 5000 Euro bekommen.

Die Mädchen seien im Privatjet Berlusconis eingeflogen worden. An den Partys seien ihnen Marihuana- und Haschisch-Joints angeboten worden.

Der «Cavaliere» habe mit den Mädchen im Swimmingpool Geschlechtsverkehr gehabt und immer wieder eine Neue zu sich gerufen: «Die Nächste, bitte»

An den Festen seien wichtige Persönlichkeiten anwesend gewesen: Unternehmer, Anwälte und Minister.

Es wimmelte nur so von ausländischen jungen Frauen – hauptsächlich aus Brasilien und Russland: Am Sonntag erzählte das Callgirl Nadia Macri in einem TV-Interview von zwei Partys, auf die sie von Berlusconi persönlich eingeladen wurde. Sie glaube, viele der Frauen auf den Partys seien minderjährig gewesen, sagte sie dem Fernsehsender Sky TG24. Allerdings habe sie sich kaum mit den Frauen unterhalten.

Die 28-Jährige ist eine von etlichen Frauen, die über die ausschweifenden Partys des Ministerpräsidenten ausgesagt haben. Anfang des Monats veröffentlichte eine italienische Zeitung Protokolle ihrer Aussage, in denen sie berichtete, von Berlusconi 10 000 Euro für sexuelle Gefälligkeiten erhalten zu haben. Berlusconis Anwalt wies diese Behauptungen als unbegründet zurück.

Macri berichtete in dem Interview am Sonntag, dass sie von einem Angestellten eines Fernsehsenders mit Berlusconi bekannt gemacht wurde. Später habe der Ministerpräsident sie auf ihrem Mobiltelefon angerufen und sie zu einer Party in einer Villa auf Sardinien und einer weiteren Feier in Mailand eingeladen. Bei diesen Gelegenheiten habe sie dem Regierungschef auch von ihren Problemen, das Sorgerecht für ihren sechsjährigen Sohn zu behalten, erzählt.

Berlusconi lässt sich das nicht gefallen

Die Reaktion aus Rom kam sofort: Am Montagmorgen kündigte Berlusconis Rechtsanwalt Nicolo Ghedini an, gegen Macri juristisch vorzugehen. Macris Worte seien absolut haltlos. «Diese Aussagen sind schon von vielen Zeugen bestritten worden. Es ist auffallend, dass im Fernsehen ein Interview über eine Angelegenheit gebracht wird, die schon vor den Staatsanwälten geklärt worden ist», kommentierte Ghedini.>

-----

20 minuten
              online, Logo

14.12.2010: Berlusconis betreibt Geldwäsche über die Schweiz und Off-Shore-Inseln - und deswegen besucht er die Schweiz nie

aus: 20 minuten online: Der Cavaliere und die Schweiz: Warum Berlusconi nie zu Besuch kam; 14.12.2010;
http://www.20min.ch/finance/news/story/16983000

<von Balz Bruppacher - Schwarzgeld, Hehlerei, Strafverfahren: Unabhängig von seinem politischen Schicksal wird Silvio Berlusconi der Schweiz verbunden bleiben.

Erst kürzlich hat das Bundesstrafgericht die Sperre von 150,9 Millionen Franken bestätigt, die 2005 aufgrund eines italienischen Rechtshilfegesuchs auf Bankkonten im Tessin beschlagnahmt worden waren. Es geht um das Verfahren der Mailänder Staatsanwaltschaft wegen Veruntreuung, Steuerbetrugs, Bilanzfälschung, Hehlerei und Geldwäscherei gegen Berlusconis Mediaset-Konzern. Und zwar sollen durch fiktive und überbezahlte Rechnungen für Film- und Fernsehrechte Schwarzgelder über ein Netz von Offshore-Firmen an das Berlusconi-Imperium zurückgeflossen sein.

Auch die Schweiz hat im Zusammenhang mit diesen Geldern ein Geldwäschereiverfahren eingeleitet. Es ist beim Eidgenössischen Untersuchungsrichteramt pendent und richtet sich gegen zwei ehemalige Mediaset-Manager. Weil das Verfahren in Italien nicht vorankommt, droht auch in der Schweiz die Verjährung. Mediaset bestreitet die Vorwürfe und sieht sich höchstens als Geschädigte der Finanztransaktionen.

Schweiz leistete immer wieder Rechtshilfe

Der Geldfluss über die Schweiz war immer wieder Anknüpfungspunkt der Korruptionsverfahren der italienischen Justiz gegen Berlusconi und seine Entourage. Die Schweiz leistete in Dutzenden von Fällen Rechtshilfe, obwohl die Anwälte Berlusconis alle Rechtsmittel ausschöpften und meist bis vor Bundesgericht gegen die Herausgabe von Bankdokumenten an die Staatsanwälte in Mailand kämpften. Bankunterlagen aus der Schweiz waren zum Beispiel ein entscheidendes Element für die rechtskräftige Verurteilung des Berlusconi-Vertrauten und ehemaligen Verteidigungsministers Cesare Previti.

Berlusconi versuchte auch, den intensiven Rechtshilfeverkehr mit der Schweiz durch politische Schikanen zu verlangsamen. Im Jahre 2001 peitschte der Ministerpräsident mit seiner Mehrheit im Parlament ein Ausführungsgesetz zum schweizerisch-italienischen Rechtshilfevertrag durch. Dieses Abkommen war 1998 noch von der italienischen Mitte-links-Regierung mit der Schweiz unterzeichnet worden und sollte die Rechtshilfe zwischen den beiden Ländern erleichtern. Hintergrund waren weit über tausend Rechtshilfegesuche gewesen, die Italien nach dem Platzen der «Mani Pulite»-Affäre wegen Schmiergeldern auf Schweizer Bankkonten gestellt hatte.

Statt Erleichterungen brachte das neue Gesetz unter dem Vorwand rechtsstaatlicher Garantien neue Hürden für die Übermittlung von Bankunterlagen. Berlusconi und seinen Vertrauten wurde vorgeworfen, sie wollten sich so in hängigen Verfahren in die Verjährung retten. Der Bundesrat liess die Regierung Berlusconi mit der Ratifizierung des Abkommens anderthalb Jahre schmoren und lenkte erst ein, als höchstrichterliche Entscheide in Italien die Schikanen im neuen Gesetz für nicht anwendbar deklarierten.

Bereits im Mai 2003 wollte eine von Berlusconis Mitte-rechts-Parteien eingesetzte parlamentarische Untersuchungskommission von den Rechtshilfe-Garantien aber gar nichts mehr wissen: Eine Delegation von Abgeordneten wurde in Lugano bei einer illegalen Erkundungsmission von der Bundesanwaltschaft gestoppt.

Schlechtes Verhältnis

Das zwiespältige Verhältnis Berlusconis zur Schweiz kommt auch darin zum Ausdruck, dass er in seinen 14 Jahren als Regierungschef dem nördlichen Nachbarland keinen einzigen politischen Besuch abstattete. Hingegen soll er wiederholt die Dienste der Schönheitschirurgie im Tessin beansprucht haben.

Ein weiteres Paradox: Während Berlusconi für seine Finanztransaktionen über die Schweiz offensichtlich auch auf den Schutz des Bankgeheimnisses baute und sogar wiederholt öffentlich Sympathien für Steuerhinterzieher äusserte, gehört sein Finanzminister Giulio Tremonti zu den schärfsten Kritikern des Finanzplatzes Schweiz. Im Zusammenhang mit der letzten Steueramnestie kündigte er an, er werde den Finanzplatz Lugano trockenlegen. Nach wie vor sperrt sich Tremonti auch gegen eine Lösung im bilateralen Steuerstreit und belässt die Schweiz auf schwarzen Listen.>

-----

Welt online,
              Logo

Italien 18.12.2010: Italien korrupter als Ruanda - die Mafia regiert - und Modernisierungen gibt es nicht - der Playboy Berlusconi lässt sein Land untergehen

Wenn Sex mehr zählt als die Wirtschaft, dann sollte ein Präsident eigentlich eher Pornoschauspieler werden als Präsident. Nun, in Italien ist genau das Gegenteil der Fall: Der Pornoschauspieler Berlusconi ist seit über 8 Jahren Präsident - und sein Land Italien geht den Bach runter. Aber lesen Sie selbst:

aus: Welt online: Schuldenkrise: Italien erstarrt in Angst vor dem Abstieg; 18.12.2010;
http://www.welt.de/wirtschaft/article11692489/Italien-erstarrt-in-Angst-vor-dem-Abstieg.html

<Korrupter als Ruanda, geplagt von der Mafia im Süden, begraben unter Müllbergen – Italien droht der wirtschaftliche Absturz.

Brennende Mülltonnen in Neapel: Italien bekommt seine vielen Probleme nicht in den Griff.

Turin war Italien stets voraus. Hier hat einst der ambitionierte Camillo Benso, Graf von Cavour, die Idee propagiert, das Land könne mehr sein als eine Ansammlung von Fürsten- und Königtümern. Von hier gelangte seine Idee nach Sizilien und begeisterte Menschen den ganzen Stiefel herauf, über Rom zurück in den Norden. Im kommenden Jahr wird Italien den 150. Geburtstag der nationalen Einheit feiern. Ein stolzes Land. Ein Land im Abstieg. Als Land der Stagnation, der Verkrustung, der Machtlosigkeit zeigt sich Italien heute.

Seine Unternehmen tun sich im internationalen Wettbewerb immer schwerer mitzuhalten. Die Industrienation fällt zurück, und eine von schnellen Regierungswechseln und labilen Koalitionen geschwächte Politik kann dabei nur zuschauen. Die internationalen Rankings sprechen eine klare Sprache. Im Index der internationalen Wettbewerbsfähigkeit vom Weltwirtschaftsforum Forum liegt Italien nur auf Platz 48.

Von Turin aus will ein Mann diesen Abstieg verhindern. Sergio Marchionne, 58, Italo-Kanadier und Vorstandschef vom Fiat, dem größten Autohersteller in Italien. Er stellt sich gern als härtester Sanierer des Landes dar. Und verzichtet, als ob er beweisen möchte, dass er das wirklich ist, auf jegliche Statussymbole, tritt im Pullover auf statt mit Anzug und Krawatte. Marchionne war einst ein Idol der Arbeitnehmer. Er hat den Traditionskonzern Fiat seit 2004 saniert. Mit neuen Methoden und straffer Führung.

Derzeit schickt sich Fiat an, die Mehrheit am US-Autobauer Chrysler zu übernehmen. Eigentlich ein Grund zum Stolz. Doch Arbeiter beschimpfen ihn neuerdings als „Schweizer Gnom“, in Anspielung auf seinen Wohnsitz. Marchionne verlangt Opfer von den Beschäftigten. Er kündigt an, 20 Milliarden Euro im Heimatmarkt zu investieren, knüpft das aber an eine Bedingung: Die Beschäftigten müssen künftig härter arbeiten, flexibler sein, seltener krank feiern und weniger streiken. Die Produktivität in Italien soll sich dem Wert nähern, den Fiat in hochmodernen Werken in Polen und Brasilien erreicht.

Italien braucht mehr Produktivität

Diese Ziele haben Sprengkraft. Mehr Produktivität ist genau das, was das Land braucht. Die Betriebe haben es sich zu lange erlaubt, ineffizient zu produzieren. Vor der Einführung des Euro konnte sich Italien das leisten: Das Land wertete die eigene Währung ab, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Das geht seit zehn Jahren nicht mehr. Heute geht von Turin wieder der Wandel aus. „In den vergangenen zehn Jahren hat Italiens Wettbewerbsfähigkeit gegenüber Deutschland um 26 Prozent abgenommen“, warnen die Volkswirte der Bank Unicredit.

Die Mängel der Wirtschaft liegen auf der Hand – aber Lösungen zu erstreiten, kostet Kraft. Zu viel Kraft für einzelne Unternehmer, aber auch für etliche Kabinette in Rom. Der Arbeitsmarkt ist unflexibel, Firmen sind zu klein, um im Wettbewerb mitzuhalten, Investitionen in Forschung und Entwicklung gering. Italiens Industrie versucht noch immer, in umkämpften Sektoren wie der Textilbranche mit Billiglohnländern Schritt zu halten – statt sich auf Hochtechnologie zu konzentrieren.

Das schlägt sich in einem schwachen Wirtschaftswachstum nieder. Die Europäische Union prognostiziert für Italien ein Plus von 1,1 Prozent im Jahr 2011 und 1,4 Prozent für 2012 – unter dem Durchschnitt der Eurozone. Das Land steht an einem Wendepunkt: Entschiedene Reformen oder der Abschied vom Selbstverständnis der Industrienation, so beschreibt es der Gouverneur der Zentralbank, Mario Draghi.

Wenn nichts passiere, drohe ein langsamer Abstieg als Industriestaat, vergleichbar mit dem Niedergang der einst reichen Stadtstaaten vor vier Jahrhunderten. „Wir dürfen nicht aufhören, uns um die Wachstumsprobleme der italienischen Wirtschaft zu sorgen“, mahnt Draghi. Mailand, die Wirtschaftsmetropole in der reichen Lombardei, ist eine Stadt, die dem Besucher schon am Bahnhof zeigt, was im Argen liegt: Etliche Regierungen, von links und rechts, hatten sich die Liberalisierung der gegängelten Wirtschaft vorgenommen. Carlo Stagnaro gehört zu denjenigen, die sich darüber entsetzen.

Wenn Stagnaro erklären will, was er meint, geht er zum Hauptbahnhof. Der wird voll und ganz von der staatlichen Trenitalia dominiert: Es fehlen Verkaufsstellen und Züge der Deutschen Bahn oder des privaten Anbieters Arenaways, die beide von Mailand aus Verbindungen anbieten. Die Staatsbahn drängt die Rivalen auf einen Randbahnhof ab – und keine Regulierungsbehörde hindert sie daran.

Liberal sieht anders aus

„Es braucht einen Schiedsrichter“, fordert Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo, der eine Zuggesellschaft besitzt. Die Aufsicht üben heute vier Beamte im Transportministerium aus. Carlo Stagnaro empören diese Dinge. Der 32-Jährige war einer von drei Freunden, die vor sieben Jahren den Plan fassten, eine Stiftung zu gründen, die den Liberalismus in Italien fördern soll. „Es war eigentlich eine Wette“, sagt er. Mittlerweile gehört sein Institut Bruno Leoni mit einem Budget von einer Million Euro im Jahr zu den angesehenen Forschungsinstituten des Landes.

Stagnaro fordert harte Liberalisierungsschritte: „Italien hat viel getan. Doch es muss noch einen weiten Weg gehen.“ Jedes Jahr berechnen er und sein Team einen Index, der die Öffnung verschiedener Volkswirtschaften miteinander vergleicht. Italien liegt dabei stets unter dem Durchschnitt. Das Land zahlt einen hohen Preis für die mangelnde Öffnung der Wirtschaft, sagt Stagnaro.

Nicht umsonst seien ausländische Direktinvestitionen in Italien deutlich niedriger als in anderen europäischen Ländern. Und Preise für Dienstleistungen sind meist höher. Das seien Zusatzkosten, die sich die Volkswirtschaft immer weniger leisten kann. Stagnaro klagt in Mailand auf hohem Niveau. Die Stadt liegt im reichen Norden. Eine ganz andere Realität herrscht im Süden, dem sogenannten Mezzogiorno. Das Land mag politisch zwar geeint sein. Wirtschaftlich ist Italien jedoch eine gespaltene Nation geblieben.

Palermo zählt zu den schönsten Städten des Landes, als der Partisanenkämpfer Giuseppe Garibaldi hier 1860 einmarschiert. 1000 Freiwillige kämpfen mit ihm gegen die Bourbonen, die ganz Süditalien beherrschen. Er tritt einen Krieg los, an dem sich Tausende Aufständische im Süden beteiligen und der das Land zumindest auf dem Papier einen soll. Palermo profitiert nur kurz davon.

Die Mafia dominiert den Süden

Der Süden liegt heute abgeschlagen zurück. Seit Jahrzehnten steckt die Regierung Subventionen in den Landesteil. Doch blühende Landschaften sind nie entstanden. Im Gegenteil: Die Schere zum Norden weitet sich. Pro Kopf erwirtschaften die Menschen hier nur 40 Prozent dessen, was die Italiener nördlich von Rom erarbeiten. „Während andere unterentwickelte Regionen in Europa langsam aufholen, kommt der Mezzogiorno nicht voran“, sagt Draghi.

Der Mezzogiorno verarmt auch geistig. Junge Menschen ziehen weg, sobald es geht. Doppelt so viele Hochschulabsolventen verlassen den Süden wie hier ankommen. Es sind beste Voraussetzungen für die archaisch organisierte Mafia. Die Mafia ist der erfolgreichste Exportschlager des Südens. Die Cosa Nostra in Sizilien, die Camorra in Neapel, die Ndrangheta in Kalabrien setzten der Nichtregierungsorganisation SOS Impresa zufolge im vergangenen Jahr 135 Milliarden Euro um und machten 70 Milliarden Euro Gewinn. Die Mafia ist Italiens größtes Unternehmen. Der staatliche Ölkonzern Eni verdiente bei 83 Milliarden Euro Umsatz nur vier Milliarden Euro.

Leoluca Orlando kennt diese Zahlen auswendig. Er ist eine Ikone des Widerstands gegen die Mafia. In den 90er-Jahren hat er als Bürgermeister den „Frühling von Palermo“ eingeleitet. Eine Periode, in der öffentlich gegen die Mafia Stellung bezogen wurde und mafianahe Unternehmer entlarvt wurden. Die Stadt ist offener geworden seither, neue Geschäfte haben sich gegründet, eine junge Kunstszene hat sich etabliert.

Orlando ist heute Abgeordneter in Rom. Er bewegt sich unbefangener als früher, als er noch unter strengstem Polizeischutz lebte. Orlando kommt alleine in sein mit dunklem Holz getäfeltes Büro. Er zündet sich eine Zigarre an, setzt sich an den Schreibtisch und nimmt einen Zug. Er warnt davor, die Mafia zu unterschätzen. „Heute kommen die Mafiosi nicht mehr maskiert und mit Pistole in der Hand. Heute sind sie hilfsbereite Investoren.“ Sie investieren in Unternehmen, die von Banken längst aufgegeben wurden. „Wenn Unternehmer schwärmen, dass sie neue Investoren gefunden haben, sollte man nachfragen. Die kommen meist aus dem Süden.“

Hilft das Mafiageld nicht am Ende der Wirtschaft, wenn es in legale Unternehmen investiert wird? „Nein“, sagt Orlando. Die Mafia ist gegen die Marktwirtschaft. Und früher oder später werden sie Unternehmen entern und sie zwingen, überteuerte Produkte von eigenen Zuliefererbetrieben zu kaufen. Die Mafia fasst vor allem dort Fuß, wo der Staat schwach ist. Und wo Politiker und Beamte durch Korruption und Vetternwirtschaft eine transparente und effiziente Verwaltung verhindern. Das ist etwa in Neapel der Fall, eine nächtliche Schiffspassage von Palermo entfernt.

Neapel erstickt im Müll

Direkt vor dem Hauptbahnhof türmt sich ein Müllberg auf. Salatreste, Plastiksäcke, vom Regen aufgeweichte Kartons und Plastikflaschen liegen übereinander. Fußgänger haben sich einen Trampelpfad durch den Unrat gebahnt. Neapel leidet seit Jahren unter dem Müllproblem. Allen Mahnungen aus Rom und Brüssel zum Trotz hat es die Stadt nicht geschafft, effiziente Strukturen zur Entsorgung aufzubauen. Es gibt nicht genügend Müllhalden, keine Kompostierungsanlagen, die Müllverbrennungsanlage funktioniert nur unzureichend.

„Das Problem ist selbst verschuldet“, sagt Vincenzo De Luca. Er ist Bürgermeister der Stadt Salerno, 50 Kilometer südlich von Neapel. Er residiert in einem Büro, das im strengen Stil der 30er-Jahre eingerichtet wurde. An den Wänden sind grüne Kacheln. Die Holzmöbel sind mit Klarlack überzogen. Vom Fenster blickt man auf das Meer. Der Bürgermeister macht es besser als seine Kollegin in Neapel. Seine Stadt ist sauber. Weiße Müllautos holen sortierten Müll vor den Haustüren ab. Er hat die Mülltrennungsquote in nur drei Jahren von neun auf 75 Prozent hochgeschraubt. „Das war nicht der Weihnachtsmann. Dafür muss man Tag und Nacht arbeiten“, sagt er. Es ist eine Arbeit, die er bei anderen vermisst.

De Luca zeichnet ein schlechtes Bild von den Politikern und Beamten, die in seiner Region und in Rom die Verantwortung tragen. „Schwachsinnige“, „Unfähige“ oder „Geschäftemacher“ und „Diebe“ nennt er sie. Dass sie das Müllproblem bislang nicht in den Griff bekommen, erklärt De Luca damit, dass jeder seine eigenen geschäftlichen Interessen verfolgt. Mit Transport, Entsorgung und Trennung von Müll lässt sich viel Geld verdienen – für Politiker eine gute Gelegenheit, Freunden und Anhängern Gefallen zu tun.

Gegen einige, wie Nicola Cosentino, Koordinator von Berlusconis Partei Volk der Freiheit (PDL), wird wegen Mafiaverstrickungen ermittelt. Wie viel Geld in verschiedenen Kanälen verschwindet, sieht man daran, wie schwer sich der Staat derzeit tut, die Gesamtkosten für 15 Jahre Müllproblem zu berechnen. Italiens Zivilschutz, der zeitweise die Verantwortung übernommen hatte, hat 260 Millionen Euro Kredite aufgenommen, mit denen Aufgaben der Kommunen zwischenfinanziert wurden.

Hinzu kommen geschätzte zwei Milliarden Euro weitere Schulden – um die genaue Summe bestimmen zu können, werden Gläubiger derzeit aufgerufen, ihre Forderungen nochmals einzureichen. Geldverschwendung, Intransparenz, Korruption – ein gefährlicher, aber geläufiger Dreischritt. Spitzenfunktionäre der Regierung Berlusconi werden beschuldigt, Gefälligkeiten von Bauunternehmern angenommen zu haben, mit eindrucksvoller Naivität.

Italien gilt als korrupt

So will der frühere Wirtschaftsminister Claudio Scajola, der im Mai zurücktrat, nicht bemerkt haben, dass er ein Haus mit Blick auf das Kolosseum weit unter Wert kaufte. Der frühere Infrastrukturminister Pietro Lunardi gab zu, Gefälligkeiten empfangen und vergeben zu haben – allerdings nur „als Privatmensch“. Scajola und Lunardi sind beide noch Parlamentsabgeordnete. Die Wirtschaft wirft das zurück. In einer Umfrage der Außenhandelskammer nannten deutsche Unternehmer die Ineffizienz der Verwaltung als zweitgrößtes Problem.

Und Transparency International zufolge wird Italien im In- und Ausland immer stärker als korrupt wahrgenommen: Das Land liegt im Index hinter Samoa und Ruanda auf Platz 67. Viele der Probleme müssten in Rom gelöst werden. Die Stadt am Tiber hat sich erst spät zum politischen Zentrum der jungen Nation entwickelt. 1871 diskutierten Abgeordnete im Palazzo Montecitorio erstmals Belange des Landes. Seitdem reisen diejenigen nach Rom, die das Land reformieren möchten.

Heute treffen sie sich in einer Seitenstraße im Zentrum, abseits der eleganten Modegeschäfte, an deren Ende eine Veranstaltungshalle liegt. Auf einem Schild steht: „Italia Futura“, also „Italiens Zukunft“. Heute spricht Luca di Montezemolo. Der Ferrari-Chef hat die Stiftung gegründet und präsentiert eine Studie mit dem Titel: „Jugend! Auf zur Arbeit.“ Der Saal ist bis auf den letzten Platz gefüllt. Viele der jungen Leute im Land sind unzufrieden und sehen für sich keine Perspektive. Der Arbeitsmarkt ist zweigeteilt.

Junge Leute dürften mit kurzfristigen Projektverträgen angestellt werden, während Ältere stark geschützt sind. Das führt dazu, dass die Schere zwischen der Arbeitslosigkeit von jungen und älteren Leuten die zweitgrößte in Europa ist. Nur in Norwegen, wo im Alter praktisch Vollbeschäftigung herrscht, ist sie noch größer. Einer der jungen Menschen, die vergeblich darauf warten, endlich in den Arbeitsmarkt zu kommen, ist Francesco.

Der 34-Jährige ist Architekt. Seinen vollen Namen mag er nicht nennen. Er ist wie Tausende andere auf Jobsuche. Zwar hat er in Rom und Brüssel studiert, Fortbildungen gemacht und Erfahrung in Paris und New York gesammelt. Trotzdem findet er keine Arbeit. Seit gut zwei Jahren bewirbt er sich. Seine letzte Stelle hatte er in einem Architekturbüro. 350 Euro netto verdiente er im Monat als Spezialist für 3-D-Modelle. Bei neun Stunden Arbeit pro Tag, fünf Tage die Woche.

„Ich habe es gemacht, weil ich dachte, danach werde ich fest angestellt“, sagt er. Doch das war nicht der Fall, nach drei Monaten kündigte Francesco. Jetzt hangelt er sich weiter von einem Job zum nächsten. Zum Überleben reicht das Gehalt nicht. Er wohnt wieder bei seinen Eltern, wie zu Schulzeiten. „Es ist demütigend.“ Die Anzahl der in Italien als „Riesenbabys“ bezeichneten Erwachsenen, die noch bei Mama wohnen, ist unverändert hoch.

90 Prozent der Männer zwischen 21 und 24 Jahren wohnen bei ihren Eltern und 38 Prozent der 30 bis 34-jährigen. Immer mehr geben in Umfragen an, sie wären längst ausgezogen, hätten sie das dafür notwendige Geld. Die Regierung hat nun einen Maßnahmenkatalog beschlossen, der die Jugendlichen fördern soll. Steuererleichterungen für von ihnen gegründete Unternehmen sind Teil des 300 Millionen Euro schweren Katalogs. „Ein guter Schritt“, sagt Montezemolo. Wobei er natürlich weiß, dass längst nicht alles auch im Parlament umgesetzt wird, was die Regierung vollmundig ankündigt.

Die Hoffnung stirbt zuletzt

Ob es Hoffnung für Italien gibt? Daran besteht kein Zweifel. Die Firmen des Landes sind besser als das System. Sie sind stark im Maschinen- und Fahrzeugbau. Marken wie Ferrari, Maserati und Lamborghini sind weltbekannt. In der Modebranche glänzen neben Armani und Prada Hunderte kleiner Häuser. Dem Land mangelt es an Konzernen, doch es hat viele kleine Betriebe, hoch spezialisiert und wettbewerbsfähig.

Italien mag zwar im internationalen Vergleich hoch verschuldet sein. Doch im Gegensatz zu Ländern wie Irland und Griechenland, die europäische Finanzhilfen akzeptieren mussten, kann das Land längere Schwächephasen durchstehen. Die italienischen Familien sind vergleichsweise wenig verschuldet. Drei von vier leben im eigenen Haus.

Nicht alle jungen Leute geben die Hoffnung auf. Es gründen sich Gruppen wie Rena, das Netz zur nationalen Exzellenz. Sie organisieren sich abseits der Parteien, um gemeinsam das Ziel zu verfolgen, Italien zu einem transparenteren und offeneren Land zu machen. Sie wollen sich an dieses Versprechen erinnern, wenn sie einst selbst Verantwortung übernehmen. Auch Italiens Gewerkschaften zeigen Veränderungsbereitschaft. Selbst ultralinke Gruppen sind an den Verhandlungstisch Fiats zurückgekehrt, um über die Frage zu beraten, wie die italienischen Werke effizienter werden.

Selbst Antimafiakämpfer Orlando, der sonst ein pessimistisches Bild von seinem Land zeichnet, glaubt daran, dass die Politik am Ende die richtigen Rahmenbedingungen setzt. „Die Alpen existieren nicht mehr“, sagt er. Positiver Druck der Europäischen Union werde Italien auf den richtigen Weg bringen. Die Voraussetzungen für einen neuen Risorgimento sind vorhanden. 150 Jahre nach dem ersten Aufbruch des Landes.>

-----

n-tv online,
              Logo

3.1.2010: Rom nimmt Touristen aus - mit einer neuen Tourismussteuer für alle Hotelbetten - und für alle Nicht-Römer für Museen und Denkmäler

Wenn die Regierung nicht wirtschaften kann und falsch investiert, ist die Stadtkasse leer. Rom erhebt nun eine Tourismussteuer für alle Nicht-Römer. Nun, das wird vor allem die nicht-römischen Italiener schmerzen, die dann weniger ins Museum gehen. Das heisst: Die Kurtaxe ist genau das Falsche und bewirkt weniger Bildung statt Entwicklung. Aber lesen Sie selbst:

aus: n-tv online: Reise: Touristensteuer für dies und jenes: Rom kassiert neue Gebühren; 3.1.2010;
http://www.n-tv.de/reise/Rom-kassiert-neue-Gebuehren-article2273106.html

<Rom ist für Millionen Menschen ein beliebtes Reiseziel. Nun erhofft sich die Ewige Stadt von einer Touristensteuer ein gutes Geschäft. Hotelbesitzer befürchten dagegen eine abschreckende Wirkung.

Schwimmen im Tiber dürfte noch gebührenfrei sein - das macht allerdings auch kaum jemand.

In Rom ist zum neuen Jahr eine Touristensteuer in Kraft getreten. Um die leeren Stadtkassen wieder aufzufüllen, hat der amtierende Bürgermeister Gianni Alemanno beschlossen, bei jedem, der in der Ewigen Stadt übernachtet, bis zu drei Euro pro Nacht zu kassieren. Rom ist mit seinen Kunstschätzen, den antiken Stätten und dem Vatikan eine Touristenattraktion sondergleichen: Rund zehn Millionen Menschen besuchen die Stadt jedes Jahr. Bis zu 80 Millionen Euro Einnahmen erhofft sich nun die Stadtverwaltung von der neuen Kurtaxe.

[Hotels, Museen und Denkmäler]

In einem Luxushotel werden ab sofort drei Euro pro Nacht, Person und Bett fällig, in einem Drei-Sterne-Hotel sind es zwei. Hinzu kommt auch noch eine Erhöhung der Eintrittspreise für Museen und Denkmäler für alle, die nicht in Rom wohnen. Dabei geht es durchschnittlich um einen Euro pro Ticket. Auch bei Stadtrundfahrten mit Bussen und Bootsfahrten auf dem Tiber müssen Touristen nun mehr zahlen.

"Viel zu viel"

"Das ist viel zu viel", meinte ein Mitarbeiter des "Hotel Pacific" in der Nähe des Vatikans. Die Maßnahme könne eher Touristen abschrecken. "Besonders Ausländer, die von der neuen Regelung der Stadt Rom erfahren, könnten es sich anders überlegen, von den italienischen Kunden ganz zu schweigen", befürchtet die Besitzerin eines Drei-Sterne-Hotels im historischen Zentrum.

Doch es ist zu früh, um Bilanz zu ziehen. Medienberichten vom heutigen Montag zufolge verlief der erste Tag der neuen Steuer ohne Probleme. So hätten die Museen am Sonntag den üblichen Ansturm von Touristen verzeichnet. Und die Preiserhöhungen seien ohne Proteste akzeptiert worden.

dpa>

-----

n-tv online,
              Logo

16.1.2011: <Ermittlungen gegen den Cavaliere: Berlusconi hielt sich wohl Harem>

Der Playboy Berlusconi hielt sich einen Harem - und lebte somit wie ein arabischer Pascha. Man fragt sich, von wo das viele Geld kommt, das Berlusconi für seine Mädchen ausgegeben hat. Aber lesen Sie selbst:

aus: n-tv online; 16.1.2011; http://www.n-tv.de/politik/Berlusconi-hielt-sich-wohl-Harem-article2373326.html

Italiens Ministerpräsident müht sich, die jüngsten Anschuldigungen über seinen Umgang mit einem minderjährigen Callgirl als "Dreck" abzutun. Doch wenn stimmt, was italienische Medien von den Ermittlungen gegen den Cavaliere erfahren haben wollen, nimmt die Affäre eine neue Dimension an: Berlusconi soll über einen privaten Harem verfügt haben.

Neue Sexskandale und Ärger mit der Justiz lassen für Silvio Berlusconi das Jahr 2011 ungemütlich beginnen. Nachdem bekannt geworden war, dass die Mailänder Staatsanwaltschaft erneut gegen den Regierungschef in Sachen Prostitution mit einer Minderjährigen ermittelt, berichteten italienische Medien von einem privaten Harem Berlusconis. Mindestens neun junge Mädchen soll sich der italienische Ministerpräsident auf Abruf "gehalten" haben - für Parties und heiße Nächte in seiner Villa in Arcore bei Mailand.

Die "ragazze" - das bedeutet "Mädels" - seien von dem Medienmogul in seinen Wohnungen in Mailand untergebracht worden und hätten für ihre Dienstleistungen außerdem Geld und Schmuck als Bezahlung erhalten. Dies seien erste Ergebnisse der Ermittlungen, hieß es. Im Visier der Fahnder stehen jedoch vor allem angebliche sexuelle Rendezvous' des 74-jährigen Medienmoguls mit einer damals noch minderjährigen Marokkanerin: "Ruby Rubacuori" (Ruby Herzenklauer). Die heute 18-Jährige, die bürgerlich Karima El Marough heißt, soll schon mit 17 zum angeblichen Harem Berlusconis gehört haben.

Ermittlungen gegen Abgeordnete

Im Zentrum der Spekulationen: "Ruby Rubacuori".

"Ruby Rubacuori" hatte schon im vergangenen Jahr für Wirbel gesorgt. Sie war im Sommer wegen Diebstahls festgenommen worden. Im Oktober wurde bekannt, dass Berlusconi sie höchstpersönlich vor dem Gefängnis bewahrte. Per Telefon soll der Cavaliere damals der Polizei empfohlen haben, die Marokkanerin lieber seiner ehemaligen Zahnhygienikerin Nicole Minetti anzuvertrauen, die heute Regionalabgeordnete seiner Regierungspartei ist.

Heute stehe die Abgeordnete unter dem Verdacht, den Mailänder "Harem" für Berlusconi kontrolliert zu haben, heißt es in den Medienberichten. Die Staatsanwaltschaft ermittle gegen sie wie auch gegen Berlusconis Freunde, darunter Model-Manager Lele Mora und der Chef von Berlusconis TV-Sender Rete 4, Emilio Fede, wegen Begünstigung der Prostitution.

Berlusconi wiegelt ab

"Der Dreck wird auf den zurückfallen, der die Justiz als politische Waffe benutzt", suchte Berlusconi die Vorwürfe als Machenschaften feindlich gesinnter Staatsanwälte abzuwehren. Wie schon seit vielen Jahren werde auch nun wieder versucht, ihn in Misskredit zu bringen und so von der politischen Bühne zu eliminieren, erklärte der Medienmogul. Trotz eines erheblichen Untersuchungsapparates sei es den Staatsanwälten bisher letztlich nur gelungen, "Geschwätz und private Konversation ohne jedwede strafrechtliche Bedeutung zu sammeln."

Doch die Staatsanwaltschaft hat Berlusconi nun zum Verhör geladen. Sie will wissen, was in den Frühlingsnächten mit Ruby passiert ist. Und den Medienberichten zufolge können die Ermittler Zeugenaussagen und Beweise vorlegen. Aus abgehörten Telefongesprächen etwa ginge eindeutig hervor, dass sich Ruby im Frühling 2010 ganze acht Nächte in Arcore aufgehalten habe und nicht nur drei Abende, wie bisher behauptet. Auch Ruby selbst hat allerdings bisher stets bestritten, eine sexuelle Beziehung mit dem Ministerpräsident gehabt zu haben.

Berlusconi sagte, auch diese jüngsten Vorwürfe würden es nicht schaffen, ihn zu stoppen und von seiner Aufgabe abzuhalten, Italien zu verändern. Der neue juristische Ärger für den Medienzar und Milliardär war kurz nach dem Urteil des Verfassungsgerichts bekannt geworden, das seinen Schutz vor drei laufenden Verfahren wegen Korruption und Steuervergehen beschneidet.

dpa>

-----

20 minuten
            online, Logo

27.1.2011: Playboy Berlusconi zahlte für seine Mädchen scheinbar Millionen - und Kokain war auch im Spiel

In 50% der Fälle ist immer der Chef der Täter. Auch Berlusconi ist so einer. Wieso schaltet Brüssel sich eigentlich nicht ein?

aus: 20 minuten online: Rubygate: Kokain und noch eine Minderjährige; 27.1.2011;
http://www.20min.ch/news/ausland/story/Kokain-und-noch-eine-Minderjaehrige-25843538

<Neuer Ärger für Silvio Berlusconi. Die ergänzenden Dokumente der Mailänder Staatsanwaltschaft bringen brisante Details gegen den italienischen Premier an den Tag.
227 zusätzlichen Seiten, die Berlusconi belasten, hat die Mailänder Staatsanwaltschaft gestern Nachmittag der italienischen Abgeordnetenkammer übergeben. 227 Seiten, die das bisherige Dossier ergänzen und mit welchen die Staatsanwälte um eine Hausdurchsuchung bei Silvio Berlusconis Treuhänder Giuseppe Spinelli bitten. Spinelli soll Dutzende Mädchen im Auftrag Berlusconis für ihre Nächte beim Ministerpräsidenten bezahlt haben.

Aus dem Dokument geht beispielsweise hervor, dass – nach Noemi und Ruby – mindestens eine weitere Minderjährige regelmässig bei Berlusconi zu Besuch war. Bei der Frau soll es sich um eine brasilianische Prostituierte handeln. Zudem gibt es zwei weitere Bezeugungen zu dem, was nach einem Abendessen in der Villa San Martino im sogenannten «Bunga-Bunga-Saal» im Untergeschoss mit jungen und sehr jungen Frauen passiert sein soll.

Offenbar sollen sämtliche Frauen, die für Berlusconi getanzt oder mit ihm die Nacht verbracht haben, bezahlt worden sein. Am Tag, nach dem der Skandal publik gemacht wurde, bot Berlusconi laut Dokument sämtliche «Bunga-Bunga-Mädchen» auf. Zusammen mit seinen Anwälten soll er in Arcore den Mädchen eine neue Version dessen, was passiert sein soll, eingebläut haben.

«Von Silvio Berlusconi 4 Millionen»

Für Aufsehen sorgte ein Blatt, dass bei der Hausdurchsuchung von Rubys Wohnung am vergangenen 17. Januar entdeckt wurde. Auf diesem notierte die mittlerweile 18-Jährige ihre Buchhaltung. Darauf aufgeführt sind auch mehrere Zahlungen, die sie von Berlusconis Treuhänder erhielt – insgesamt 17 000 Euro. Ein bisschen mehr, als Spinelli während eines Verhörs zugab. Wirklich interessant ist jedoch das, was Ruby ganz am Schluss notierte: «In zwei Monaten, von Silvio Berlusconi 4 Millionen und 500 Tausend Euro». Entsprechende Abklärungen zu diesem Sachverhalt sind am Laufen.

Weiter wurde bekannt, dass die Finanzpolizei im vergangenen August eine beträchtliche Menge Kokain bei einem gewissen Ramirez beschlagnahmte. Der Mann ist der Freund einer Frau, aus Berlusconis Begleiterinnen-Kreis. Als er hochgenommen wurde, war er mit dem grünen Mini Cooper der 25-jährigen Regionalrätin Nicole Minetti unterwegs.

Neben Berlusconi, gegen den wegen Amtsmissbrauch und Beihilfe zur Prostitution ermittelt wird, hat die Mailänder Staatsanwaltschaft auch Minetti auf dem Radar. Sie soll die Prostitution junger Frauen mit Berlusconi gefördert haben.

(rn)>

Ruby Rubacuori - "Rubygate"

<19. Januar 2011: Das mittlerweile 18 Jahre alte Escortmädchen Ruby Rubacuori verteidigte Berlusconi bei der Aufzeichnung der Sendung «Kalispera». Berlusconi habe ihr zwar geholfen, aber nichts als Gegenleistung verlangt. Weinend fügte sie hinzu, sie habe sich niemals prostituiert. Sie sei im Alter von neun Jahren von zwei Onkeln vergewaltigt worden. Karima El Marough, wie Ruby mit richtigem Namen heisst, steht seit November 2010 im Mittelpunkt der Ermittlungen gegen Italiens Premierminister Silvio Berlusconi. Damals hiess es, der Cavaliere habe die noch 17-Jährige für Sex bezahlt. In Italien ist es strafbar, gegen Bezahlung Sex mit Prostituierten unter 18 Jahren zu haben. Ruby selbst behauptet, wiederholt an Partys des italienischen Premiers teilgenommen zu haben. Nach eigenen Angaben hat sie sogar 7000 Euro erhalten. Sie will aber keinen Sex mit Berlusconi gehabt haben. Ruby war Ende Oktober 2010 gross in den Medien geraten, nachdem bekannt geworden war, dass Silvio Berlusconi sich persönlich für die junge Frau eingesetzt hatte und sie mit einem Anruf vor dem Gefängnis bewahrt hatte. Die Polizei hatte Ruby am Abend des 27. Mai 2009 festgenommen. Sie war von einer Freundin bezichtigt worden, Geld gestohlen zu haben. Ruby rief aus dem Polizeiposten direkt ins Büro des Premiers an, um Hilfe zu bitten. Berlusconi soll danach zum Hörer gegriffen und gesagt haben, die 17-Jährige sei eine Verwandte des ägyptischen Präsidenten Muhammad Husni Mubarak. Ruby kam sofort frei. Die TV-Moderatorin Nicole Minetti sollte sich um das junge Mädchen kümmern. Die 25-Jährige holte Ruby um 2 Uhr morgens beim Polizeiposten ab und übergab sie einer Brasilianerin. Berlusconi dementierte das ungewöhnliche Vorgehen allerdings nicht: «Es hat einen Anruf gegeben, aber nur um einen Vormund zu finden für eine Person, die uns allen sehr leidgetan hatte, weil sie uns eine dramatische Geschichte erzählt hat, die wir ihr geglaubt haben. Das ist alles.» «Ich bin ein Mensch mit einem guten Herzen und immer bereit, jemandem in Not zu helfen», sagte er im November. Karima El Marough ist in Messina aufgewachsen und mit 14 von zu Hause ausgerissen.>

-----

Spiegel online,
            Logo

Playboy Berlusconi 15.3.2011: <Vorwurf des Staatsanwalts: Berlusconi soll 13-mal für Sex mit "Ruby" gezahlt haben>

aus: Spiegel online; 15.3.2011; http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,751182,00.html

<AP

Italiens Ministerpräsident Berlusconi: Schwere Vorwürfe der Staatsanwaltschaft

Pikante Details aus der Prozessakte gegen Silvio Berlusconi: Laut Staatsanwaltschaft entlohnte Italiens Ministerpräsident eine minderjährige Gespielin für sexuelle Dienste - mehr als ein dutzend Mal. Dazu schildert das Dokument den genauen Ablauf der ausschweifenden Partys.

Rom - Im Prozess gegen den italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi hat die Staatsanwaltschaft schwere Vorwürfe erhoben. Laut den Prozesspapieren hatte der Politiker mehrfach Sex mit der damals minderjährigen Marokkanerin "Ruby". Berlusconi habe die Jugendliche 13 Mal für intime Treffen bezahlt, heißt es in Unterlagen, die der Nachrichtenagentur AP am Dienstag vorlagen.

Das siebenseitige Dokument bezieht sich auf Ermittlungen gegen drei Vertraute, die dem Regierungschef Prostituierte zugeführt haben sollen.

Die Partyabende in einer Villa in der Nähe von Mailand seien nach dem immer gleichen Schema abgelaufen: Auf ein Abendessen folgten erotische Tanzeinlagen der jungen Mädchen, so die Dokumente. Danach habe sich Berlusconi "ein oder mehrere Mädchen ausgesucht, mit denen er die Nacht verbrachte." Diese Mädchen hätten mehr Geld erhalten als die anderen Tänzerinnen, heißt es in dem Bericht weiter

Sowohl Berlusconi als auch die inzwischen volljährige "Ruby" haben Berichte zurückgewiesen, sie hätten miteinander Sex gehabt. Der 74-Jährige muss sich wegen der Affäre am 6. April vor Gericht verantworten. In den Unterlagen der Staatsanwaltschaft wird zum Abschluss von Ermittlungen eine Anklage auch gegen die drei Berlusconi-Vertrauten empfohlen.

Dem Staatschef drohen bis zu zwölf Jahre Haft

Die Anschuldigungen gegen hat Berlusconi im Vorfeld des Prozesses immer wieder als haltlos zurückgewiesen und das Verfahren als Farce bezeichnet. Der Justiz warf er "subversive Absichten" vor. Die Ermittlungen gegen ihn seien lediglich ein "Vorwand", um ihn aus dem Amt zu jagen.

In den vergangenen Jahren war der italienische Regierungschef schon mehrfach in Konflikt mit der Justiz geraten. Der aktuelle Fall ist jedoch der erste, in dem es um sein Privatleben geht. Im Fall einer Verurteilung wegen Umgangs mit einer minderjährigen Prostituierten drohen ihm bis zu drei Jahre Haft. Gefährlicher für Berlusconi ist nach Ansicht von Beobachtern jedoch der Vorwurf des Amtsmissbrauchs, der mit bis zu zwölf Jahren Gefängnis bestraft werden kann.

jok/AP/dpa/AFP>



15.3.2011: <Berlusconi hatte 13 Mal Sex mit minderjähriger Ruby>

aus: Welt online; 15.3.2011;
http://www.welt.de/vermischtes/prominente/article12838323/Berlusconi-hatte-13-Mal-Sex-mit-minderjaehriger-Ruby.html

<Italiens Premier Berlusconi soll Karima al-Mahroug alias Ruby 13 Mal für "Bunga-Bunga" bezahlt haben. Dies geht aus Unterlagen der Staatsanwälte hervor.

Die Marokkanerin Karima El Mahroug, Spitzname: Ruby, bringt Italiens Premierminister Silvo Berlusconi in Bedrängnis. Der 74-jährige soll die damals 17-Jährige 13 Mal für Sex bezahlt haben.

Italiens Ministerpräsident Silvio Berlusconi hat nach Angaben der Staatsanwaltschaft mehrfach Sex mit der damals minderjährigen Marokkanerin Karima al-Mahroug gehabt. Berlusconi habe die als "Ruby" bekannte Jugendliche 13 Mal für intime Treffen bezahlt, heißt es in Unterlagen der Staatsanwälte.

Das siebenseitige Dokument bezieht sich auf Ermittlungen gegen drei Vertraute, die dem Regierungschef Prostituierte zugeführt haben sollen. Sowohl Berlusconi als auch die inzwischen 18 Jahre alte Ruby haben Berichte zurückgewiesen, sie hätten miteinander Sex gehabt.

Das Callgirl soll laut Staatsanwaltschaft an den berüchtigten „Bunga-Bunga“-Partys des italienischen Premiers teilgenommen haben. Der 74-Jährige muss sich wegen der Affäre am 6. April vor Gericht verantworten. In den Unterlagen der Staatsanwaltschaft wird zum Abschluss von Ermittlungen eine Anklage auch gegen die drei Berlusconi-Vertrauten empfohlen.

Ruby hatte zuletzt für Aufsehen gesorgt, als sie als Begleiterin des Wiener Baulöwen Richard "Mörtel" Lugner auf dem Wiener Opernball erschien.

dapd/jw>

-----

Basler
                Zeitung online, Logo

20.3.2011: "In jedem Italiener steckt ein Stück Berlusconi"

aus: Basler Zeitung online; 20.3.2011;
http://bazonline.ch/ausland/europa/In-jedem-Italiener-steckt-ein-Stueck-Berlusconi-/story/18069442

<Von René Lenzin, Mailand.

Er habe persönlich nie Berlusconi gewählt, sagt der Journalist Beppe Severgnini. In seinem neuen Buch erklärt er aber, weshalb es viele seiner Landsleute tun.

Ihr Buch erschien, kurz bevor Rubygate ausbrach. Würden Sie es heute anders schreiben?
Nein, ich würde höchstens ein zusätzliches Kapitel anfügen. Die Affäre illustriert weitere Aspekte von Berlusconis Charakter, aber das Buch an sich hat nichts von seiner Aktualität eingebüsst. Wenn ein Symptom mehr auftaucht, muss man nicht die Diagnose ändern.

In Umfragen verliert Berlusconi an Popularität. Ist das ein Zwischentief oder der Anfang vom Ende?
Es ist nicht auszuschliessen, dass Berlusconi bis 2013 regiert. Dann wird er 20 Jahre in der Politik gewesen sein. Das ist ein abgeschlossener Zyklus, auch De Gaulle, Churchill oder Kohl waren nicht 40 Jahre an der Macht. Zudem wird Berlusconi bald 75 Jahre alt.

Staatspräsident kann man auch noch mit 85 Jahren werden.
Berlusconis Lebensstil ist nicht kompatibel mit dem Amt des Mannes, der Italien repräsentieren muss. Der Staatspräsident ist eine Figur der Synthese, des Ausgleichs, des Friedens. Er muss sein Volk führen, Berlusconi hingegen folgt dessen Launen.

Und wie fällt Ihre Bilanz von 20 Jahren Berlusconi aus?
Diese Jahre waren im grossen Ganzen eine vertane Chance. Berlusconi konnte die Rechte einigen, er hatte die Mehrheit und das Charisma, Italien zu verändern, aber er hat es nicht getan. Seit 20 Jahren schiebt er seine Anfangssünden vor sich her: die Feindschaft gegenüber der Justiz und den Wettbewerbsbehörden sowie seinen Interessenkonflikt.

Sie schreiben, dass viele Italiener Berlusconi wählen, weil sie ihn als «einen von uns» betrachten. Er ist ein oberschlauer Milliardär, macht Gesetze in eigener Sache, hält sich einen Harem junger Frauen. Wenn das «einer von uns» ist, ergibt das nicht gerade ein sympathisches Bild von Italien.
Der Ausdruck «einer von uns», heisst nicht, dass er gleich ist wie wir, sondern dass in jedem Italiener ein kleines Stück Berlusconi und in Berlusconi ein grosses Stück der Italiener steckt. Er ist eine Art Synthese aller Gewohnheiten, Laster und Tugenden der Italiener. Da ist sein Optimismus wider alle Umstände, die Begeisterungsfähigkeit, die Empathie. Seine unglaubliche Fähigkeit, das soziale Geflecht der Italiener zu begreifen. Er ist wie der Latin Lover: Was ihn für die Frauen gefährlich macht, ist, dass er schon weiss, was sie denken, bevor sie es denken. Natürlich sind da auch die negativen Seiten: Interessenkonflikte, der Egozentrismus. Mein Buch zeigt beide Seiten. Ich kenne keinen Italiener, der nicht zugeben muss, dass er ein Stück Berlusconi in sich trägt.

Auch Sie selbst?
Natürlich bin ich überzeugt, ganz anders zu sein als Berlusconi. Aber ich kann nicht verneinen, dass ich die Motive für seinen Erfolg intuitiv verstehe. Er minimalisiert die Schuld, urteilt nicht über andere, macht keine Moralpredigten und vor allem verzeiht er allen, sogar die Sünden, die sie noch gar nicht begangen haben. Nicht zufällig habe ich meinem Buch ein Zitat von Giorgio Gaber vorangestellt: «Ich fürchte nicht Berlusconi an sich, sondern den Berlusconi in mir.»

Sie schreiben auch, Berlusconi mache das, wovon die meisten Italiener träumen. Ist er der Kränkste in einem kranken Land?
Stille Komplizenschaft gibt es in jedem Land. Viele Schweizer tun sich zum Beispiel schwer im Umgang mit dem Bankgeheimnis und haben Mühe, dessen problematische Seiten zu akzeptieren. Ich glaube nicht, dass Italien ein krankes Land ist. Auch wenn es gefährliche Symptome zeigt. Und eigentlich sollte der Regierungschef Arzt oder zumindest Krankenpfleger sein und nicht noch eine Flasche Wein verschreiben, wenn da schon ein Alkoholproblem ist.

Berlusconi werde auch mangels Alternative gewählt, schreiben Sie. Weshalb ist die Opposition so schwach?
Innerhalb der Linken gibt es nicht mehr Meinungsunterschiede als innerhalb der Rechten. Aber die Rechte hat einen Chef, der seine Macht zudem mit dem Wahlrecht abgesichert hat: Wer ihn kritisiert, kommt nicht mehr auf die Wahllisten und ist draussen. Die Linke hingegen hat keinen Chef. Zudem leidet sie an einem pathologischen Egozentrismus ihrer 10, 15 Leader. Jeder von ihnen zieht es vor, als Hauptdarsteller zu verlieren statt gemeinsam zu siegen.

Ein Hoffnungsträger der Linken heisst Nichi Vendola: Glauben Sie, dass ein homosexueller Kommunist Regierungschef werden kann?
Nein, und das habe ich schon mehrmals geschrieben. Es gibt in jedem Land eine schweigende Mehrheit mit tiefen Überzeugungen. Und diese Mehrheit toleriert in Italien zwar zum Glück die Homosexualität, ist aber noch nicht bereit, einen bekennenden Homosexuellen als Regierungschef zu akzeptieren.

In Ihrem Buch erklären Sie, weshalb viele Italiener Berlusconi wählen. Und Sie selbst, wählen Sie ihn?
Nein, ich habe ihn nie gewählt. Als Journalist halte ich es für schwerwiegend, dass ein Besitzer von Informationsmedien Partei- und Regierungschef ist.

Und was macht ein bürgerlich denkender Italiener, wenn er nicht Berlusconi wählen will?
Er geht ans Meer. (Tages-Anzeiger)>

=====

Der Standard
                online, Logo

11.7.2011: Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau ist in Berlusconi-Italien nicht mehr erwünscht

aus: Der Standard online: Italienerinnen protestieren: Gleichberechtigung auf Talfahrt; 11.7.2011;
http://diestandard.at/1308680890802/Italienerinnen-protestieren-Gleichberechtigung-auf-Talfahrt


<Seit 20 Jahren geht's bergab: Am Samstag wurde erneut gegen Sexismus und Diskriminierung am Arbeitsplatz demonstriert.

Rom - Nachdem seit Monaten die Sexaffären um Regierungschef Silvio Berlusconi das politische Leben und die Medien dominieren, sind die italienischen Frauen an diesem Wochenende erneut auf die Straße gegangen, um gegen das von der Politik und dem Fernsehen vermittelte Frauenbild und für mehr Rechte zu demonstrieren. 120 Komitees der in den vergangenen Monaten entstandenen Frauenbewegung "Wann, wenn nicht jetzt" versammelten sich an diesem Wochenende in Siena, um über Beruf, Familie und politische Vertretung zu diskutieren.

An der Veranstaltung in Siena beteiligten sich Politikerinnen, Intellektuelle und Künstlerinnen. Die Initiative wurde von der bekannten Regisseurin Cristina Comencini ins Leben gerufen und von der Chefin des stärksten italienischen Gewerkschaftsverbands CGIL, Susanna Camusso, aktiv unterstützt. Die Demonstrantinnen stellten unter anderem politische Forderungen: Sie klagten über Diskriminierungen auf dem Arbeitsmarkt und einen Mangel an Kinderbetreuung, forderten mehr Halbtagsjobs und Unterstützung für Familien. Von den Protesten erhoffen sie sich auch, dass sich die zersplitterten Frauenorganisationen in Zukunft besser vernetzen können. Die Teilnehmerinnen wollen eine organisierte Bewegung ins Leben rufen, die von der Politik mehr Aufmerksamkeit für die Frauen verlangt.

48,9 Prozent der Frauen erwerbslos

An der Großdemonstration in Siena beteiligen sich Frauen in jedem Alter. "In den letzten 20 Jahren hat sich die Lage der Frauen in Italien wesentlich verschlechtert. Italien ist Europas Schlusslicht, was weibliche Beschäftigung betrifft", kommentierte eine Demonstrantin. Jede zweite Frau hat keinen Arbeitsplatz und hat auch die Suche danach aufgegeben. Italien ist mit Malta Europas schwarzes Schaf, was Frauenbeschäftigung betrifft. 48,9 Prozent aller Frauen haben in Italien keinen Job, geht aus dem neu veröffentlichten Dossier des nationalen Statistikamts Istat hervor. Italien zählt europaweit auch zu den Ländern mit der niedrigsten Zahl an Frauen in der Politik. Mit 9,2 Prozent Frauen im Parlament ist Italien europaweit das Schlusslicht.

Großdemo gegen Bunga-Bunga

Die Veranstaltung in Siena knüpft an eine Massendemonstration der italienischen Frauen am 13. Februar an. Damals waren Hunderttausende Italienerinnen in mehreren Städten des Landes auf die Straße gegangen, um gegen Premierminister Berlusconi zu protestieren, der in seiner Villa ausschweifende Partys mit minderjährigen Callgirls organisiert haben soll. Gegen den Premier läuft zurzeit in Mailand ein Prozess wegen Sex mit einer minderjährigen Marokkanerin.

Wenigstens etwas

Einen Erfolg haben die italienischen Frauen trotz der schwierigen Situation in den letzten Tagen zu feiern. Das Parlament verabschiedete vergangene Woche ein Gesetz, das ab 2012 börsennotierte Gesellschaften und Unternehmen mit staatlicher Beteiligung zwingt, Frauen 20 Prozent der Sitze im Aufsichtsrat zu überlassen. Diese Quote soll 2015 auf 30 Prozent steigen. Unternehmen, die sich nicht an diese Vorschriften halten, drohen Strafen bis zu einer Million Euro und sogar die Auflösung des Aufsichtsrats. (APA)>

=====

Spiegel
                  online, Logo

29.7.2011: Berlusconi tut fast nichts für Familien - und so ist Italien Schlusslicht beim EU-Nachwuchs

aus: Spiegel online: Italiens Baby-Dilemma: La Mamma kann sich keinen Nachwuchs leisten; 29.7.2011;
http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,773551,00.html

<Von Fiona Ehlers, Rom

"Bambini" werden in Italien vergöttert - aber es gibt kaum noch welche. Das Land bildet das Schlusslicht in der europäischen Geburtenstatistik. Spielplätze und Kindergärten: Fehlanzeige. Die Politik tut fast nichts für Familien, der Nachwuchs ist zum Luxusgut geworden.

Im römischen Studentenviertel San Lorenzo steht ein Haus, das in die Annalen der Pädagogik eingegangen ist. In der Via dei Marsi 58 hat hier die Ärztin Maria Montessori vor hundert Jahren die "Casa dei Bambini" eröffnet, ihr erstes Kinderhaus. Von Mussolinis Faschisten wurde sie davongejagt, weil sie nicht in ihr Weltbild passte. Sie fand ihr Glück in den damals schon fortschrittlichen Niederlanden und wurde berühmt als Reformpädagogin, die Kinder zu selbstständig denkenden Wesen erzog.

Das erste Montessori-Haus von 1907 gibt es heute noch. Es hat einen riesigen Innenhof, in dem es blüht und wuchert wie in einem Dschungel, aber nur noch 15 Kinder, die hier aufwachsen. Denn Italien geht der Nachwuchs aus. Seit Jahrzehnten ist die Geburtenrate mit 1,3 Kindern pro Frau eine der niedrigsten Europas, obwohl sich zwei Drittel der Italienerinnen mindestens zwei Kinder wünschen. Aber sie können sich den Nachwuchs nicht mehr leisten.

In meiner Straße in der Altstadt wohnen nur noch drei Bambini. Man sieht sie selten, meist sitzen sie bis spät in die Nacht vor der Glotze, Kartoffelchips mampfend, ihre Eltern tyrannisierend, oder sie haben plissierte Kleidchen an und Lackschuhe und werden herumkutschiert von ihren rumänischen Kindermädchen.

Nie habe ich in Rom grüne Flecken auf Kinderknien gesehen, nie ein Kind allein auf dem Fahrrad, Zebrastreifen oder im Bus. Antike Säulen, Ausgrabungsstätten und Bernini-Brunnen gibt es an jeder Ecke, Spiel- oder Bolzplätze aber sind so rar wie Freibäder.

Sparopfer Familie

Im Land von "La Mamma", Spaghetti und Gelato werden Kinder immer noch vergöttert, abgeknutscht, in die Wange gekniffen, Italien ist kinderlieb, klar. Aber Italiens Politik ist das nicht.

Der Staat tut so gut wie gar nichts, um dem Klischee von Italien als Familienparadies noch gerecht zu werden. Auch in naher Zukunft wird sich das nicht ändern, denn gerade wurde in Rom ein knapp 80 Milliarden Euro schweres Super-Sparpaket verabschiedet, um die galoppierende Staatsverschuldung abzutragen. Und erste Opfer dieses Kahlschlags werden wie immer sein: Familien, Bildung und Kultur.

Italien ist europäisches Schlusslicht bei den Staatsausgaben für den Bildungssektor. Gerade mal 1,5 Prozent des Bruttoinlandprodukts werden für Familienförderung ausgegeben, das ist weniger als die Hälfte des europäischen Durchschnitts. Der Mutterschutz in Italien dauert immerhin 21 Wochen, aber nur 16 Wochen davon werden bezahlt. Kindergeld bekommen lediglich Familien mit drei oder mehr Kindern - und das nur, wenn ihr Einkommen unter 15.000 Euro liegt. Für diese Summe lässt sich in Roms Zentrum gerade mal ein Garagenplatz mieten.

Noch schlechter sieht es bei der Versorgung der Kleinen aus: Nur sieben Prozent aller Kinder unter drei Jahren bekommen einen Krippenplatz, Tagesmütter sind so gut wie unbekannt in Italien, und eine Auszeit für Väter ist gesetzlich gar nicht vorgesehen. Allerdings gibt es ein Gesetz, das verlangt, dass Eltern ihre Kinder bis zum Alter von 14 Jahren in die Schule bringen und zur Mittagszeit wieder abholen. Und in Rom gibt es Schulen, die so pleite sind, dass die Schüler ihr Klopapier selbst mitbringen müssen.

Wie soll "La Mamma", wenn sie denn arbeiten möchte oder muss, um die Wohnungsmiete von durchschnittlich mehr als 1000 Euro im Monat zu zahlen, da noch wie früher am Herd stehen, Tomaten für den Pasta-Sugo einkochen, Basilikum zupfen und ihren Kleinen lustige Lieder trällern? Und was macht sie erst in den Sommerferien, die nicht wie in Deutschland sechs Wochen dauern, sondern zwölf: von Mitte Juni bis Mitte September?

Einzelkinder und Stubenhocker

So kommt es, dass Italien zu einem Land der Einzelkinder und Stubenhocker geworden ist. Wenn italienische Frauen überhaupt noch Kinder bekommen, sind sie deutlich älter als 30 Jahre. Sie wollen alles richtig machen, ihr Nachwuchs wird verhätschelt und verwöhnt mit dem ersten Auto, der ersten Wohnung. Die Kinder verlassen es ungern, das "Hotel Mama", weil es so bequem ist. Schuld sind Eltern, die verlernt haben loszulassen, die ihrem Nachwuchs nicht mehr zutrauen, selbständig klarzukommen. Schuld sind aber auch Italiens Regierende, die es seit Jahrzehnten versäumen, ihre Politik an moderne Familienstrukturen und Arbeitsverhältnisse anzupassen.

Da hilft es wenig, wenn Schüler und Studenten auch jetzt wieder auf die Straße ziehen und gegen die drastischen Einsparungen im Bildungssektor demonstrieren. Längst haben Italiens Universitäten den Anschluss an die Moderne verloren. Wer Karriere machen will, flüchtet ins Ausland, nach Berlin etwa, in die rasant wachsende Diaspora der Exil-Italiener.

Und auch die Wut der Frauen ist verständlich, die zu Millionen auf öffentlichen Piazze demonstrieren, um sich gegen ein sexistisches Frauenbild zu wehren und gegen einen Premierminister, der Bunga-Bunga-Orgien in seiner Privatvilla feiert und eine Ministerin für Gleichstellung ins Amt hievte, die mal Showgirl war auf seinen privaten TV-Kanälen. Heute trägt Ministerin Mara Carfagna die Haare kurz und hochgeschlossene Kostüme - Italienern ist sie peinlich.>

=====

20 minuten
                  online, Logo

1.8.2011: Berlusconi dars ficken, wie er will, aber ein Pärchen muss für Sex im Auto ins Gefängnis

aus: 20 minuten online: Entblösst auf Dorfplatz: Pärchen büsst für Sex im Auto; 1.8.2011;
http://www.20min.ch/news/kreuz_und_quer/story/Paerchen-buesst-fuer-Sex-im-Auto-13431153

<Dieses Liebesspiel hat schwerwiegende Folgen für ein italienisches Paar. Weil sie sich nackt im Auto auf einem Dorfplatz räkelten, müssen sie nun ins Gefängnis.

Die sexuelle Freizügigkeit im Auto hat auch in Italien ihre Grenzen: Das Kassationsgericht in Rom bestätigte am Montag ein harsches Urteil gegen ein Liebespaar, das nachts auf einem Dorfplatz im Auto beim Sex überrascht worden war.

Die Verurteilung der nur als Francesco und Erika bekannten Liebenden durch ein untergeordnetes Gericht zu einer Haftstrafe von drei Monaten bis drei Jahren bleibe bestehen, erklärte das Gericht.

Die beiden Liebenden waren «völlig nackt, einer auf dem anderen» in ihrem Fahrzeug auf einem Dorfplatz in der norditalienischen Region Biella von einer Polizeipatrouille entdeckt worden.

Mythos in Italien

Sie hatten vor dem Kassationsgericht dafür plädiert, nur ein Bussgeld wegen unsittlicher Handlungen in der Öffentlichkeit zahlen zu müssen. Das Gericht befand jedoch, die beiden Angeklagten hätten «zweifellos» einen strafbaren Sexualdelikt begangen.

Viele italienische Liebespaare nutzen ihr Fahrzeug für intime Stelldicheins. Zahlreiche Filme haben die Tradition verewigt, die nicht unwesentlich zum Mythos des - wiewohl winzigen und unbequemen - Fiat Cinquecento beigetragen hat.

(sda)>

=====

Spiegel
                  online, Logo

17.9.2011: Pleite-Italien: Gefälschte Universität in Verona - die Uni war nicht registriert

aus: Spiegel online: Falsche Uni in Italien: 7000 Euro für nutzlose Examen; 17.9.2011;
http://www.spiegel.de/unispiegel/studium/0,1518,786715,00.html

<Studieren in Verona: Studenten zahlten viel und bekamen nichts

Sie lernten in einem Luftschloss: Mehrere Studenten besuchten jahrelang eine Universität in Verona, die das Bildungsministerium nie zugelassen hatte. Das Studium an der Phantom-Hochschule kostete sie 7000 Euro - doch ihre Examen sind völlig wertlos.

Sie studierten, bezahlten und haben nun nichts davon: In der norditalienischen Stadt Verona ist eine falsche Universität aufgeflogen. Studenten mussten hier für die Ausbildung 7000 Euro zahlen - für wertlose Diplome. Denn die Universität ist nie vom Bildungsministerium anerkannt worden.

Wie die Polizei am Freitag mitteilte, wurde die Carolus-Magnus-Universität vor sechs Jahren in Rom von mehreren Mitgliedern eines Kulturverbands ins Leben gerufen. Später machte sie in Verona weiter.

Studenten konnten dort Kurse mit sehr weit gefasstem Themengebiet belegen, wie etwa "Kunst und Event-Management" oder "Wirtschaft und Unternehmensmanagement" - ihre abgelegten Examen aber nutzen ihnen nichts. Gut ein Dutzend Studenten seien betroffen, sagten die Ermittler. Vier Vertreter der mutmaßlichen Hochstapler-Universität müssen sich nun wegen schweren Betrugs verantworten.

fln/AFP>

=====

Basler Zeitung
              online, Logo

10.10.2011: Die Diktatur von Pornostar Berlusconi

aus: Basler Zeitung online: "Italien hat seit Jahren eine Diktatur"; 10.10.2011;
http://bazonline.ch/ausland/europa/Italien-hat-seit-Jahren-eine-Diktatur/story/26549942
<Interview: Nina Merli.

Kämpft für ein Italien ohne Berlusconi: Der Politiker und Mafiajäger Leoluca Orlando.

In Italien steigt der Unmut gegen Berlusconi. Menschen gehen auf die Strasse, Politiker fordern seinen Rücktritt. Der Anti-Mafia-Kämpfer Leoluca Orlando erklärt, wie der Premier Italien schadet.

Herr Orlando, wie stark leidet das Ansehen Italiens wegen Berlusconis Bunga-Bunga-Partys und den vielen Prozessen, die im Augenblick gegen den Premier laufen?
Nicht nur das Ansehen leidet. Das ganze Land leidet wegen dieser Aktivitäten, die keine privaten, sexuellen Aktivitäten sind, sondern die Bestätigung der absoluten Vermischung zwischen Öffentlichkeit und Privatleben, zwischen Staat und Markt. Dieses Benehmen ist die Bestätigung der Inanspruchnahme von privaten Partys, Bunga-Bunga-Feiern, Escort-Frauen und Sex-Beschaffern, um öffentliche Aufträge und Nominierungen zu konditionieren. In Zeiten, in denen klare Entscheidungen zur Bewältigung der Finanzkrise gefragt sind, blockiert Silvio Berlusconi das Parlament, um sich und seine Höflinge zu verteidigen.

Was genau meinen Sie damit?
In den vergangenen drei Wochen hat die Berlusconi-Mehrheit – bestehend aus umstrittenen Parlamentariern – den Haftantrag wegen schwerwiegender Delikte gegen den Berater des Finanzministers Giulio Tremonti verweigert. Die Berlusconi-Mehrheit hat den Landwirtschaftsminister Saverio Romano, der offiziell wegen Mafiadelikten beschuldigt ist, verteidigt und in seinem Amt belassen. Seit Tagen blockiert die Berlusconi-Mehrheit das Abgeordnetenhaus, um Abhörungen in Ermittlungsfällen zu verhindern. Sie versucht, Journalisten Maulkörbe umzuhängen, und droht mit Verhaftungen. Diese Mehrheit blockiert seit Tagen den Senat, um die Verfahrensdauer von Strafprozessen zu verlängern, nachdem sie die Verjährungsfristen bereits drastisch gekürzt hat – mit dem offensichtlichen Ziel, auf diese Weise Silvio Berlusconi die Straffreiheit zu garantieren. Ich beschränke mich hinzuzufügen, dass sich Berlusconis Anwälte morgens zur Gerichtsverhandlung begeben, um den Klienten Berlusconi zu verteidigen, und nachmittags, als Parlamentarier, Gesetze vorschlagen und annehmen, die zu Prozesszwecken desselben Klienten, des Ministerpräsidenten, dienen. Zum Glück existiert noch eine Presse, die den Maulkorb in Italien ablehnt, und eine internationale Presse, die ihre Freiheit, zu informieren, nutzt.

Ist ein Premier, der damit prahlt, mit acht Frauen in einer Nacht ins Bett zu gehen, noch haltbar?
Ich muss diese Aussage Berlusconis nicht kommentieren, sie kommentiert sich von allein. Ich beharre aber darauf, die zuständigen Richter zu fragen, ob mit der Escort-Beschaffung und der Ausführung dieser Sexpraktiken Straftaten begannen wurden.

Es gibt aber auch Leute, die der Meinung sind, das Privatleben eines Politikers spiele keine Rolle und somit sollten Berlusconis private Eskapaden nicht öffentlich diskutiert werden.
Es ist nicht korrekt, durch das Schlüsselloch eines Privaten zu schauen. In Italien aber hat der mehrfach angeklagte Silvio Berlusconi seine Haustür und jene seiner Residenzen selber aufgesperrt. Er versammelt in seinen Privathäusern den Ministerrat, empfängt ausländische politische Leader und organisiert private Partys mit Escortfrauen, die im Staatsflugzeug eingeflogen werden. Man kann nicht um Privatsphäre bitten, wenn Sex und Sexbeschaffung Ausbeutung von Prostituierten, zum Teil minderjährigen, zur Folge hat und vor allem, wenn diese Beschaffung Ernennungen in öffentlichen Anstalten oder Auftragserteilungen und öffentliche Abgaben als Gegenleistungen darstellen.

Welche Konsequenzen hat Berlusconis Verhalten für die italienische Politik? Die Konsequenzen sind vor unser aller Augen: internationaler Glaubwürdigkeitsverlust der Regierung und somit auch des gesamten italienischen Systems, die Nichtpriorität in den Agenden der Berlusconi-Mehrheit, was Massnahmen zur Bewältigung der schweren Wirtschafts- und Finanzkrise betrifft, Glaubwürdigkeitsverlust in der Bevölkerung gegenüber demokratischen Institutionen. Ich könnte die Liste noch lange weiterführen, aber ich beschränke mich hervorzuheben, dass in Italien seit Jahren eine Diktatur herrscht. In einer Diktatur, so steht es in den Universitätslehrbüchern, fühlt man sich belästigt. Man ignoriert und behindert jene, die Kontrollfunktionen innehaben. Die Europäische Union kontrolliert, ist belästigend und wird ignoriert. Der Staatspräsident (Giorgio Napolitano, Anm. d. Red.) kontrolliert, das Verfassungsgericht, die Justizbehörde, die Opposition, die Presse, sie alle belästigen und werden fortwährend und heftig behindert und ignoriert.

Und wie beurteilen Sie die internationale politische Meinung gegenüber Italien?
Die öffentliche politische Meinung hat am Anfang mit Erstaunen die Wahl eines schwerreichen Unternehmers zum Regierungschefs Italiens aufgenommen. Danach hat sie über die Ausrutscher und Grobheiten – auch bei internationalen Auftritten – gelächelt, und anschliessend wurden die Entscheidungen und Nichtentscheidungen zum Wachstum Italiens innerhalb des europäischen Kontextes kritisiert. Seit einiger Zeit zeigt sich die europäische Öffentlichkeit besorgt über die «negative Verseuchung» des «Berlusconismus». Italien, das sich entrüstet und gegen Berlusconi und den herrschenden Berlusconismus opponiert, gibt diese öffentliche europäische Meinung Grund zur Hoffnung. Der Schaden, den die italienische Aussenpolitik erlitten hat, wird durch die Befangenheit bestätigt, die die verschiedenen Regierungen in der Aufrechterhaltung von internationalen Beziehungen mit Italien haben. Berlusconis Auftreten ist Staats- und Regierungschefs peinlich und sie vermeiden gemeinsame Fotos mit Silvio Berlusconi.

Bei uns ist es für viele unerklärlich, wieso ein Politiker trotz etlicher Strafverfahren nicht zurücktreten muss. Können Sie uns erklären, wieso das in Italien möglich ist?
Berlusconi, 2008 mit grosser Mehrheit gewählt, lebt inzwischen verbarrikadiert in einem Bunker einer fragwürdigen Parlamentariermehrheit, während alle Umfragen seit Monaten einen Zusammenbruch Berlusconis und seiner Regierung bestätigen. Wir müssen neue Wahlen abwarten. Es gibt keine Alternative: Denn Diktatoren kennen keine Rücktrittserklärungen. Berlusconi ist nicht nur ein Regierungschef, er ist auch «Herr» der Parlamentarier, die nur dank eines beschämenden Wahlgesetzes nominiert wurden. Ein Gesetz, das wir mit einem Referendum, das wir eingereicht haben, aufheben wollen. Wir haben in wenigen Tagen über 1'200'000 Unterschriften gesammelt.

Ist es somit realistisch zu glauben, dass Berlusconis Tage an der Macht gezählt sind?
Berlusconis Periode hat die Endstation erreicht. Aber darum geht es nicht. Es gilt vielmehr zu erkennen, welchen Schaden diese absteigende Regierung noch verursachen kann, bevor sie die politische Bühne verlässt, und vor allem wie man verhindern kann, dass nach einem Aus Berlusconis kein Berlusconismus ohne Berlusconi stattfindet.

(baz.ch/Newsnetz)>

=====

Welt online,
              Logo

14.10.2011: "Blinde" Frisörin mit Invalidenrente arbeitete weiter - und Schneeschaufeln in Palermo

aus: Welt online: Italien: "Blinde" Frisörin kassiert 43.000 Euro Invalidenrente; 14.10.2011;
http://www.welt.de/vermischtes/article13661080/Blinde-Frisoerin-kassiert-43-000-Euro-Invalidenrente.html

<Eine angeblich blinde Frau kassierte viele Jahren Invalidenrente, obwohl sie als Frisörin arbeitete. Jetzt legte sich der Staat auf die Lauer und filmte sie beim Haare schneiden.

Die italienische Polizei hat eine angeblich blinde Frau der Justiz übergeben, die trotz ärztlich bescheinigter Erwerbsunfähigkeit als Frisörin arbeitete. Wie die Ermittler mitteilten, hatte die Besitzerin eines Frisörsalons im norditalienischen Lugo jahrelang eine Invalidenrente kassiert – diese belief sich ingesamt auf schätzungsweise 43.000 Euro.

Auf die Spur der 62-Jährigen kamen die Beamten nach eigenen Angaben bei einer Überprüfung der Liste von Blinden und ihren Berufen. Sie beschatteten sie mehrere Tage lang und filmten sie als Beweis bei der Arbeit und beim Radfahren.

Die Frau erhielt demnach seit 1986 staatliche Unterstützung. Bei einer letzten Untersuchung vor drei Jahren bescheinigte ihr der Arzt, dass sie inzwischen ihre Finger nur noch aus wenigen Zentimetern Entfernung sehen könne und komplett arbeitsunfähig sei.

Ein Richter veranlasste nun die sofortige Einstellung der Zahlungen an die Frau und kündigte an, sich mit der Arbeit der Kommission zubefassen, die die Bescheinigungen ausstellte.

Erst im September hatte ein Mann ebenfalls die Behörden zum Narren gehalten. Auf Sizilien stellte ein Mann der hauptstadt Palermo von April bis August 350 Überstunden fürs Schneeschippen in Rechnung. 40 davon bekam er auch bezahlt.

AFP/sara>

=====

Financial
                  Times Deutschland online, Logo

10.11.2011: Pornostar Berlusconi ist gegangen - seine kriminellen Schimpfworte bleiben in Erinnerung

aus: Financial Times Deutschland online: Berlusconis Wortschatz: Die verbalen Fehltritte des Cavaliere; 10.11.2011;
http://www.ftd.de/politik/international/:berlusconis-wortschatz-die-verbalen-fehltritte-des-cavaliere/60127561.html

<Bilderserie Italiens Ministerpräsident kann seine Zunge nur schwer im Zaum halten. Doch wo andere zurücktreten müssen, genießt Berlusconi Narrenfreiheit. Ein Rückblick auf seine Ausrutscher. von Jens Ressing und Kai Beller

Bella Italia

Im November 2011 gilt Italien als Krisenstaat Nummer eins in der Euro-Zone. Doch Silvio Berlusconi hat einen ganz anderen Eindruck. "Leben in Italien bedeutet Leben in einem wohlhabenden Land. Wir sehen das zu jeder Gelegenheit. Der Konsum ist nicht zurückgegangen, die Restaurants sind voll, man hat Probleme, einen Sitz im Flugzeug zu buchen und die Ferienregionen sind an langen Wochenenden überfüllt." Von einer ernsthaften Krise könne keine Rede sein.

Den Frauen zugetan

Auf seinen Ruf als Frauenheld ist Berlusconi sichtlich stolz. "Ich stehe lieber auf schöne Frauen als schwul zu sein", sagte er vor gut einem Jahr. Auch in seiner Partei umgab er sich vorzugsweise mit attraktiven Frauen. In einem abgehörten Telefonat prahlte der 75-Jährige gegenüber einem Geschäftsmann "nur mit acht Frauen" geschlafen zu haben, als elf vor seiner Zimmertür Schlange gestanden hätten.

Makabre Scherze

Als im April 2009 in den Abruzzen die Erde bebte und viele Menschen ihr Obdach verloren, hatte Berlusconi einen merkwürdigen Trost parat. "Sie sollten es als Wochenende auf dem Campingplatz sehen", empfahl er den Erdbebenopfern, die notdürftig in Zelten untergebracht wurden.

"So ein gebräunter Typ"

Im November 2008 - Barack Obama war gerade zum ersten schwarzen US-Präsidenten gewählt worden - beschrieb er ihn als "jung, gut aussehend und braun gebrannt". Nach der Rückkehr von einem G20-Gipfel im Jahr darauf offenbarte Berlusconi seltsame Gedächtnislücken: "Wie ist gleich sein Name? So ein gebräunter Typ, ah, Barack Obama."

Heiland der Politik

"Ich bin der Jesus der italienischen Politik", sagte Berlusconi 2006 im Wahlkampf. "Ich ertrage alles und opfere mich für jeden." Doch nicht nur Jesus auch andere Größen der Geschichte mussten herhalten um die eigene Größe zu illustrieren, zum Beispiel...

Napoleon I.

...der französische Kaiser Napoleon I., der Ende des 18. und Anfang des 19. Jahrhunderts halb Europa eroberte. "Nur Napoleon hat mehr als ich getan", sagte er in einer Fernsehsendung. "Aber ich bin definitiv größer", sagte er in Anspielung auf die Körpergröße des Franzosenkaisers.

Papst mit Sünder

Die Kirche stand lange Zeit hinter Berlusconi - trotz dessen als unmoralisch empfundenem Lebenswandel. Um sich die Gunst der Katholischen Kirche zu sichern, sagte Berlusconi im Wahlkampf 2006 einem Priester Enthaltsamkeit zu. "Ich werde versuchen, Sie nicht zu enttäuschen und verspreche Ihnen zweieinhalb Monate völliger sexueller Enthaltsamkeit bis zum 9. April." Genutzt hat es nichts, Berlusconi verlor die Wahl.

Playboytricks

Mit Charme versuchte der Cavaliere, Finnlands Präsidentin Tarja Halonen davon zu überzeugen, den Anspruch auf die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit aufzugeben. "Ich musste alle meine Playboy-Taktiken anwenden, obwohl ich sie schon lange nicht mehr benutzt habe", sagte er im Juni 2005. Die Offensive war erfolgreich, die Behörde sitzt heute in Parma. Nur die Finnen waren damals sauer auf den Cavaliere.

Der "gütige" Diktator

"Mussolini hat niemanden umgebracht, er hat seine Gegner nur in Urlaub geschickt", sagte Berlusconi 2003 in einem Interview über den faschistischen Diktator. Auf Nachfrage bezeichnete er ihn als "gütig". Geschadet hat ihm auch das nicht. Berlusconi hatte nie Berührungsängste mit der Rechten. 2001 ging er ein Bündnis mit der neofaschistischen Alleanza Nazionale ein.

Berlusconi-Opfer Schulz

Bei seinem ersten Auftritt als Präsident des Europäischen Rates sorgte Berlusconi im Juli 2003 für einen Eklat. Dem sozialdemokratischen deutschen Europaabgeordneten Martin Schulz empfahl er vor dem versammelten EU-Parlament, sich für die Filmrolle eines KZ-Wächters zu bewerben. Es folgte ein scharfer deutsch-italienischer Streit.

Vor Gericht

Berlusconi fühlte sich stets von linken Journalisten und Staatsanwälten verfolgt. "Kein anderer Bürger Italiens, kein anderer Bürger in irgendeiner Demokratie ist so verfolgt worden wie ich, ist Opfer so zahlreicher Nachstellungen der Justiz geworden." Ein Teil seiner Politik bestand daraus, sich gesetzlich vor Prozessen zu schützen.

Undiplomatisch

Auch nonverbal gab sich Berlusconi mitunter wenig diplomatisch. Im Februar 2002 macht er während eines EU-Treffens eine anzügliche Geste gegenüber dem damaligen spanischen Außenminister Josep Pique. Die ausgestreckten Finger sind eine Geste für einen gehörnten Ehemann.

Überlegenheitsgefühl

Einen Aufschrei der muslimischen Welt löste Berlusconi im Oktober 2001 aus, als er die vermeintliche Überlegenheit der westlichen Welt herausstrich, die Menschenrechte und Religion respektiere. "Diesen Respekt gibt es in den islamischen Ländern mit Sicherheit nicht."

=====

20
                                              minuten online, Logo 

17.11.2011: Schlimme soziale Zustände in Italien mit Armut und Arbeitslosigkeit

aus: 20 minuten online: Abseits von dolce vita: Berlusconis trauriger Nachlass; 17.11.2011;
http://www.20min.ch/finance/dossier/eurokrise/story/15234285

<Sie stehen vor Suppenküchen, verschuldet, die Suche nach Arbeit haben sie aufgegeben. Sie sind die Armen Italiens, unbemerkt von Touristen und ignoriert von den Bonzen der Politik.

Eine Szene aus dem «reichen Norden». Ein Obdachloser schläft vor einem Laden in Mailand.

Mit der vom Milliardär Silvio Berlusconi ausgemalten Überflussgesellschaft, in der «die Restaurants immer voll sind», hat ihre Wirklichkeit nicht viel zu tun. Oder um mit Francesca Zuccari zu sprechen, die in Rom eine Suppenküche betreibt: «Es gibt da draussen noch eine andere Stadt, in der die Leute nicht bis zum Monatsende hinkommen.»

Das ist das Italien, mit dem es Mario Monti zu tun bekommt. Der Wirtschaftsprofessor soll es richten und als Chef einer Expertenregierung das Land aus dem Schuldensumpf ziehen. Die Frage bleibt, ob die Politiker seine erwarteten schmerzhaften Reformen mittragen werden auf die Gefahr hin, den sozialen Frieden aufs Spiel zu setzen.

Auf der einen Seite erwarten die Hersteller von Luxusgütern einen Zuwachs ihrer Exporte, und viele Reiche wollen ihr Geld in Immobilien in New York oder Paris investieren.

Auf der anderen Seite leben nach Zahlen des Statistikamts acht Millionen Menschen, das sind fast 14 Prozent der Bevölkerung, in «relativer Armut». Sie mögen in den Touristenhochburgen der Toskana, in Venedig oder an der Amalfiküste nicht auffallen, wohl aber in zunehmendem Mass im Strassenbild der Städte.

Absturz im Süden

Viele Italiener beginnen ihr Erspartes vom Konto zu räumen, aus Angst, die Massnahmen gegen die Schuldenkrise könnten wie schon in den 90er Jahren mit Abschlägen auf Bankguthaben verbunden sein. «Sie stopfen es unter die Matratze oder in leere Weinkrüge im Keller. Wir sind ein Land der Bauern», meint Elio Lannutti, Chef der Konsumentenschutzorganisation Adusbef.

Hilfsorganisationen packen Lebensmittelpäckchen für die Armen. Die Nachfrage danach ist in den vergangenen paar Jahren um 20 Prozent gestiegen, wie Zuccari berichtet. Neben Einwanderern stehen jetzt auch gut gekleidete Italiener danach Schlange.

Immer mehr Familien könnten laut Caritas eine unerwartete Ausgabe von 700 Euro etwa für Arztrechnungen oder Autoreparaturen nicht aufbringen, ohne sich Geld zu borgen. «Wirklich dramatisch dabei ist der geographische Unterschied», sagt Caritas-Vertreter Walter Nanni.

Im Trentin im Norden könnten 18 Prozent der Haushalte diese Summe nicht plötzlich aufbringen, in Sizilien aber 48 Prozent. «Der Süden zeigt in besonderer Weise zunehmende Anzeichen wirtschaftlicher und sozialer Verwundbarkeit», bemerkte der Generalsekretär der Bischofskonferenz, Monsignor Mariano Crociata, in einem Armutsbericht im Oktober.

Überaltert und ausgeblutet

Sicher, Italien geht es noch besser als Griechenland oder Portugal. Doch auch seine Aussichten sind nicht gerade glänzend, vor allem weil Fachkräfte abwandern und die Jugend zunehmend an den Rand gedrängt wird.

Eine Gerontokratie hält die Schlüsselposten besetzt, sodass Beschäftigte noch mit Mitte 40 als vielversprechende Nachwuchskräfte gelten. Nicht anders in der Politik: Monti ist 68, Berlusconi 75, Staatspräsident Giorgio Napolitano 86 Jahre alt.

Viele jüngere Fachkräfte aus Bereichen wie Medizin, Wissenschaft und Technik wandern in Länder aus, die ihnen bessere Chancen bieten. Und die Aussichten derer, die bleiben, schwinden zusehends. Die Zentralbank berichtete kürzlich, dass fast einer von vier Bürgern unter 30 Jahre - das sind 2,2 Millionen Menschen - weder in Ausbildung noch in Arbeit ist.

Demos erwartet

Die grosse Mehrheit von ihnen wohnt noch bei den Eltern - und ein Viertel lebt in einer Familie, in der gar niemand arbeitet. Ein Universitätsabschluss hilft nicht viel: Auch 20 Prozent der Hochschulabsolventen sind arbeitslos.

Viele Unternehmen nutzen den Umstand, dass Anwälte vor dem Abschlussexamen ein zweijähriges Praktikum nachweisen müssen, und bekommen so unbezahlte Arbeitskräfte. So wird als Reformmassnahme auch die Entlohnung von Praktika erörtert.

«Mit Monti besteht wenigstens ein bisschen Hoffnung, weil er kein Politiker ist, der unter Druck der Lobbys steht», glaubt Francesco Bureca, der trotz seines Abschlusses einer Elite-Uni keine Stelle findet.

Der harte Kern der Linken hegt allerdings keine grossen Erwartungen, dass es den Armen unter der neuen Regierung besser gehen würde. «Die Regierung Monti ist aus dem Auftrag der (Industrievereinigung) Confindustria und der Banken geboren», erklärt der Vorsitzende der kleinen Kommunistischen Arbeiterpartei, Marco Ferrando.

Er hat zu neuen Protesten aufgerufen. Die letzten grossen Krisen- Demonstrationen im Herbst endeten auf den Strassen Roms in blutigen Krawallen.

(dapd)>

Kommentar

Italien und Lira - das passt. Italien und Euro - das passt nicht. Nicht nur Berlusconi hat versagt, sondern die grosse Mehrheit von Italien liess sich von ihm blenden - und sie liessen sich gerne blenden, um die Wahrheit zu vergessen. Und die Mafia hat ihre Arme heute auch in Brüssel - um die Wahrheit zu manipulieren. Prost Euro-Pa.

Michael Palomino, 17.11.2011

=====

Der Standard online,
                                      Logo

5.1.2012: Italienische Mafia mit neuem Zentrum Rom - 35 Morde seit Anfang 2011

aus: Der Standard online: Italien: Schwerkriminalität in Rom nimmt Besorgnis erregendes Ausmaß an; 5.1.2012;
http://derstandard.at/1325485715186/Italien-Schwerkriminalitaet-in-Rom-nimmt-Besorgnis-erregendes-Ausmass-anInnerhalb eines Jahres fast drei Dutzend Morde -

<Am Mittwoch Vater und Baby erschossen

Rom - Die Schwerkriminalität in Rom hat Besorgnis erregende Ausmaße an: Nach einer Serie von Morden im Herbst, die zum Teil auf Mafia-Rivalitäten zurückgeführt werden, sind am Mittwochabend bei einem Überfall auf der Straße ein Vater und ein Baby erschossen worden. Seit Anfang 2011 wurden in der italienischen Hauptstadt 35 Morde verübt.

Ziel des Überfalls am Mittwoch war ein chinesisches Ehepaar, das mit den Tageseinnahmen gerade seine Geldtransfer-Filiale verlassen hatte. Als Mann sich weigerte, das Geld herzugeben, schossen die beiden Räuber auf ihre Opfer und ergriffen die Flucht. Der 31-Jährige und seine kleine Tochter, die er auf dem Arm getragen hatte, wurden getötet. Die Fahndung nach den Tätern läuft.

Mafia

Die Mafia dehnt ihre Aktivitäten immer mehr auf die Hauptstadt aus, warnt die Polizei. Dutzende Restaurants, Pizzerien, Trattorien und Lebensmittel-Großhandelsunternehmen in Rom und Latium seien unter Kontrolle der Organisierten Kriminalität. Clans der kalabresischen 'Ndrangheta haben nach Ermittlungserkenntnissen in den vergangenen beiden Jahren Millionengewinne aus dem Drogen- und Waffenhandel in Rom angelegt, bevorzugt im historischen Zentrum.

Prominente Lokale wie das "Cafe de Paris" an der Via Veneto, weltbekannt durch den Film "La dolce vita" von Federico Fellini, und das Restaurant "George's", wurden kürzlich als Mafia-Gut konfisziert. Das "Cafe de Paris" war von einem Strohmann der 'Ndrangheta geführt worden. (APA)>

========

Basler Zeitung online,
                                      Logo 

8.2.2012: Italien ist dem Eiswinter nicht gewachsen: Keine einheitlichen Wetterprognosen - der Zivilschutz muss sich Geld vom Wirtschaftsministerium bewilligen lassen - verstopfte Autobahnen - vereiste Weichen - Strom, Gas und Wasser werden zum Problem - Schulen geschlossen - zu wenig Pflüge - abgeschnittene Dörfer - ausgehungerte Wölfe in Dörfern

aus: Basler Zeitung online: Sibirischer Winter stürzt Italien ins Chaos; 8.2.2012;
http://bazonline.ch/panorama/vermischtes/Sibirischer-Winter-stuerzt-Italien-ins-Chaos/story/25452897

Ihre E-Mail wurde abgeschickt.

Schliessen

<Italien beklagt bereits 40 Kältetote und tut sich schwer mit dem extremen Winterwetter. In Teilen Italiens ist das öffentliche Leben lahmgelegt. Aber nicht nur, weil der Zivilschutz versagt hat.

Der Kältewelle in Italien sind mindestens 40 Menschen zum Opfer gefallen. Allein am Dienstag verloren elf Personen ihr Leben, wie italienische Medien berichten. Zu den neuen Opfern gehörten zwei erfrorene Obdachlose in Monza und Ferrara sowie ein geistig gestörter Mann, der nahe Genua erfroren aufgefunden wurde. Das extreme Winterwetter hat Italien fest im Griff: Im Norden werden Temperaturen von minus 25 Grad Celsius gemessen, Mailand erlebt die kälteste Periode seit 1956, selbst im Süden des Landes schneit es heftig.

Und am Wochenende kommt Prognosen zufolge eine neue Kältewelle auf Italien zu, wie die Nachrichtenagentur Ansa berichtet.

Unterschiedliche Wetterprognosen

Die Regierung von Mario Monti hat den Italienerinnen und Italienern versprochen, dass die Behörden diesmal mit grösserer Entschlossenheit die Probleme angehen werden. Das Chaos der letzten Tage, insbesondere am Wochenende in Rom, zeigte, dass Italien Krisensituationen, wie sie die Kältewelle mit den heftigen Schneefällen gebracht hat, nicht meistern kann. Die italienische Zeitung «Repubblica» nennt zehn Gründe, die zum Chaos führten.

Gegenstand der Polemiken, die bei Naturkatastrophen in Italien regelmässig ausgetragen werden, sind zum Beispiel die Wetterprognosen, die teilweise derart unterschiedlich waren, dass sie nicht zur Alarmierung für den Notstand taugten. So haben einige Regionen wie das Piemont oder die Emilia-Romagna eigene meteorologische Anstalten, deren Vorhersagen immer wieder substanziell anders ausfallen als die Prognosen des nationalen Wetterdienstes in Rom.

Späte und ungenügende Reaktion des Zivilschutzes

In der Kritik steht insbesondere der nationale Zivilschutz, der zu spät und mit unzureichenden Mitteln auf den Notstand reagiert haben soll. Der Zivilschutzchef Franco Gabrielli hat inzwischen die Vorwürfe zurückgewiesen. So beklagte er, dass seine Organisation vor einem Jahr vom Parlament praktisch völlig entmachtet worden sei und seither «nicht mehr operativ» tätig sein könne.

Der tatsächliche Grund ist, dass das Zivilschutzamt selbst in Krisensituationen nicht sofort nach eigenem Ermessen auf finanzielle Mittel zurückgreifen kann. Dazu braucht es nämlich die Ermächtigung durch das Wirtschaftsministerium sowie den Rechnungshof. Auch die regionalen und lokalen Behörden brauchten wegen gesetzlicher Behinderungen zu lange, bis sie die Regierung in Rom um Hilfe baten. Inzwischen hat Ministerpräsident Monti gemäss der «Repubblica» dem Zivilschutz mehr Geld und mehr Kompetenzen in Aussicht gestellt.

Zu wenige Streufahrzeuge und Schneepflüge

Probleme wegen der ungewöhnlichen Witterungsbedingungen gibt es zuhauf, und sie betreffen die lebenswichtigen Infrastrukturen des Landes. Behinderungen gibt es zum Beispiel im Strassen- und Eisenbahnnetz überall dort, wo es stark schneite. Auf den Autobahnen stehen Lastwagen in kilometerlangen Staus, gleichzeitig häufen sich Autounfälle. Züge können wegen vereister Weichen nicht verkehren. In Teilen Italiens drohen offenbar Engpässe bei der Strom-, Gas- und Wasserversorgung. Schulen müssen geschlossen werden, das öffentliche Leben ist teilweise lahmgelegt.

Es gibt zu wenige Streufahrzeuge und Schneepflüge, ebenfalls zu wenig Personal, das für Räumungsarbeiten eingesetzt werden kann. In den Städten müssen tausende Plätze für Obdachlose bereitgestellt werden. Gerade Obdachlose gelten neben alten, kranken Menschen zu den Bevölkerungsgruppen, die Opfer der Kälte werden könnten.

Ausgehungerte Wölfe tauchen in Dörfern auf

In Mittelitalien gibt es inzwischen Dörfer, die derart zugeschneit wurden, dass sie praktisch von der Umwelt abgeschottet sind. In der Stadt L'Aquila in den Abruzzen, die 2009 von einem Erdbeben zerstört wurde, fürchteten die eingeschneiten Bewohner eine Lebensmittelknappheit. Zugleich meldeten sie, ausgehungerte Wölfe seien im nahegelegenen Dorf Trasacco aufgetaucht. Und das Unwetter wird noch eine Weile andauern.

Artikel mit Material der Nachrichtenagenturen sda, dapd und afp. (vin)>

========
 
Der Standard online,
                                        Logo

22.3.2012: <Venedig sinkt um zwei Millimeter pro Jahr ab> - im Süden Venedigs auch bis 4 mm

aus: Der Standard online; 22.3.2012;
http://derstandard.at/1331780073325/-Labor--Venedig-sinkt-um-zwei-Millimeter-pro-Jahr-ab

<Venedig - Entgegen bisherigen Annahmen sinkt die Lagunenstadt noch immer: Um bis zu zwei Millimeter pro Jahr senkt sich der Untergrund der Stadt, im Süden der Lagune sind es sogar bis zu vier Millimeter jährlich, wie ein internationales Forscherteam mithilfe von GPS- und Satellitenmessungen festgestellt hat und im Fachmagazin Geochemistry, Geophysics, Geosystems berichtet. Damit widerlegen die Geowissenschafter frühere Messungen, die von einer Stabilisierung des Untergrunds ausgingen. (tasch)

Abstract
Geochemistry, Geophysics, Geosystems: Recent Subsidence of the Venice Lagoon from Continuous GPS and Interferometric Synthetic Aperture Radar>

========

Ein Schiff, das sich "Concordia" nannte:


Welt online, Logo

23.4.2012: "Concordia": 3 Hauptfehler eines Kapitäns: 1. zu nah an der Küste - 2. Schotten zu spät geschlossen - 3. zu spät Alarm ausgerufen

Das Schiff
                                        "Concordia" in
                                        Seitenlage
Das Schiff "Concordia" in Seitenlage [1]


aus: Welt online: Schiffsunglück: Die drei größten Fehler des "Concordia"-Kapitäns; 23.4.2012;
http://www.welt.de/wissenschaft/article106217406/Die-drei-groessten-Fehler-des-Concordia-Kapitaens.html

<Rostocker Experten haben in einem Simulator die letzten Minuten der "Costa Concordia" nachgestellt. Sie entlarven Fehler und Lügen des Kapitäns: Er konnte gar nicht mehr Küste oder Hafen ansteuern.

Von Norbert Lossau

Im Hafen von Warnemünde liegt die "Titanic" majestätisch an der Pier – zumindest im Schiffssimulator der Hochschule Wismar, die das Maritime Simulationszentrum Warnemünde (MSCW) betreibt. Die Programmierer konnten sich den Gag nicht verkneifen, den vor 100 Jahren gesunkenen Luxusdampfer in dieser virtuellen Welt zu reanimieren.

Von der Brücke dieses weltweit einzigartigen Simulators hat man einen täuschend echten Rundumblick. Schiffe, Bojen, die Gebäude an Land, Strände, Wellen und Brandung – dies alles sieht nicht nur täuschend echt aus, sondern die virtuelle Schifffahrt fühlt sich sogar echt an.

Obwohl der ebene Betonboden der Brücke fest und völlig unbeweglich ist, trickst der optische 3-D-Eindruck den Gleichgewichtssinn aus. Man glaubt, tatsächlich den Seegang zu spüren, und manch ein Student, der hier bei seiner Ausbildung zum Nautischen oder Technischen Wachoffizier trainiert wird, und sogar der eine oder andere gestandene Kapitän, der sich im Simulator für mögliche Krisensituationen an Bord schulen lässt, ist hier schon seekrank geworden, verrät Professor Sven Dreeßen vom Departement of Maritime Studies.

"Concordia"-Fahrt simuliert

Der MWSCW-Simulator ist weltweit der einzige, der zugleich eine Simulation des nautischen und technischen Schiffsbetriebs ermöglicht, wobei eine Unterstützung durch Verkehrsleitzentralen an Land ebenfalls berücksichtigt werden kann. Trainiert wird hier alles, was im Ernstfall Unfälle vermeiden, Schäden begrenzen und Menschenleben retten hilft. Man könnte sich gleichsam nachträglich wünschen, dass der Unglückskapitän der "Costa Concordia" eine solche Schulung in Warnemünde erhalten hätte.

Die Forscher um Dreeßen haben im Computer die letzten Minuten der "Concordia"-Fahrt simuliert und sind dabei zu interessanten Erkenntnissen gelangt. Nach der Grundberührung der "Concordia" – die nach Einschätzung der Experten sechs bis neun Sekunden gedauert haben muss – und dem dadurch entstandenen Riss in der Außenwand muss am Heck des Schiffs mindestens eine sogenannte Abteilung des Schiffs innerhalb von zwei bis drei Minuten mit Wasser vollgelaufen sein. Damit wäre das Schiff manövrierunfähig gewesen.

Zu dicht herangefahren

Tatsächlich lässt sich in der Rostocker Simulation die weitere Fahrt des Schiffes bis zum Aufsetzen auf den Felsen allein mit der Restgeschwindigkeit, den Strömungen sowie dem vorherrschenden Wind aus Nordost exakt erklären. "Der Kapitän der ,Concordia‘ konnte gar nicht aktiv die Küste oder gar den Hafen ansteuern", folgert Dreeßen. Die entsprechende Behauptung von Kapitän Francesco Schettino sei eine Lüge. Allein der Wind habe das havarierte Schiff auf den Felsen gedrückt, nachdem es sich "luv-gierig" nach Steuerbord in den Wind gedreht hatte.

Hätte der Wind von der entgegengesetzten Seite geweht, wäre das Schiff untergegangen – was wohl zu deutlich höheren Opferzahlen geführt hätte. Die Meerestiefe fällt an dem Riff auf der Strecke von nur einer Schiffslänge von fünf auf 100 Meter ab.

Der erste große Fehler des italienischen Kapitäns war offensichtlich das zu dichte Heranfahren an die Insel Giglio und die dadurch provozierte Kollision. Der zweite Fehler könnte darin bestanden haben, die Schotten nicht rechtzeitig zu schließen und so die einzelnen Unterwasserabteilungen gegeneinander abzudichten. "Die Schotten schließen innerhalb von 60 Sekunden", sagt Dreeßen "doch man muss dafür natürlich erst einmal einen Knopf drücken."

Sicherstes Transportmittel

Der größte Fehler Schettinos bestand nach Ansicht von Dreeßen darin, nicht sofort nach der Kollision Generalalarm ausgerufen zu haben. Wären die Passagiere bereits in dieser Phase zu ihren Musterstationen und Rettungsbooten gegangen, hätte man mehr Menschen retten können. "Wenn ein Schiff erst einmal 20 Grad zur Seite geneigt ist", so Dreeßen, "kann man die Rettungsboote ja nicht mehr zu Wasser lassen."

Kapitän Schettino soll später gesagt haben, dass er den Alarm nicht gegeben habe, weil er eine Panik an Bord verhindern wollte. Offenbar kannte er nicht jene Studie der Rostocker Forscher, die besagt, dass nach Auslösen des Alarms nur ein bis drei Prozent der Passagiere panisch reagieren. Alle anderen gingen ruhig zu ihrer Rettungsstation.

Auch wenn es einen Trend zu immer mehr Unfällen auf See gebe, seien Schiffe noch immer das sicherste Transportmittel. Im statistischen Mittel, so Dreeßen, kommen weltweit jährlich weniger als 100 Menschen durch Schiffunglücke ums Leben – 41 nach Kollisionen, 26,5 nach einer Grundberührung und 2,5 durch einen Feuerausbruch. "Sie müssten 164.000 zweiwöchige Kreuzfahrten machen, um dabei statistisch gesehen ums Leben zu kommen."

Dennoch warnt Dreeßen vor dem Trend, immer größere Schiffe zu bauen: "Das Todesrisiko wächst nicht linear, sondern exponentiell mit der Zahl der Passagiere", rechnet Dreeßen vor. Auch wenn Unglücke sehr unwahrscheinlich sind, werde es irgendwann mal ein Schiff mit 8000 Menschen treffen. Dreeßen: "Dann müssen wir durchaus mit 2000 bis 3000 Toten rechnen.">

========

n-tv online, Logo

24.4.2012: Berlusconi zahlte an Mafia Schutzgelder, um nicht entführt zu werden

aus: n-tv online: Schutzgeld gegen EntführungBerlusconi zahlte an Mafia; 24.4.2012;
http://www.n-tv.de/politik/Berlusconi-zahlte-an-Mafia-article6104671.html

<Silvio Berlusconi soll in den 70er Jahren hohe Summen an Schutzgeld an die Mafia bezahlt haben. Das teilt Italiens höchstes Berufungsgericht in einem Prozess gegen einen engen Vertrauen des früheren Ministerpräsidenten. Mit dem Geld soll er seine Familie vor Entführern geschützt haben.

Der ehemalige italienische Ministerpräsident Silvio Berlusconi hat dem höchsten Berufungsgericht des Landes zufolge Schutzgeld an die Mafia gezahlt. Berlusconi sei dabei als Opfer zu sehen, hieß es in einer veröffentlichten Urteilsbegründung des Kassationsgerichts in Rom im Verfahren gegen einen engen Vertrauten Berlusconis. Berlusconi habe mit der Zahlung hoher Summen in den 70er-Jahren sich selbst und seine Familie vor einer Entführung bewahren wollen. Den Schutz der Mafia aber "gab es nicht umsonst", erklärte das Gericht.

In den 70er Jahren entführte die Mafia in Italien immer wieder wohlhabende Personen oder deren Kinder, um dann Lösegeld zu erpressen. Zu den bekanntesten Fällen gehört der von John Paul Getty III. Der Enkel eines Milliardärs war 1973 in Rom entführt worden. Um ihrer Lösegeldforderung Nachdruck zu verleihen, hatten die Kidnapper Getty ein Ohr abgeschnitten und es einer Zeitung zugesandt. Nach fünf Monaten Gefangenschaft kam Getty schließlich nach Zahlung eines Lösegelds frei.

Berlusconi war im November zurückgetreten. Gegen ihn laufen derzeit noch fünf Gerichtsverfahren, zumeist wegen des Vorwurfs des Betrugs und der Korruption. In einem Fall geht es darum, dass er gegen Bezahlung mit einer Minderjährigen Sex gehabt haben soll.

Quelle: n-tv.de, rts>

========

Spiegel online,
                                        Logo

3.7.2012: Kreuzfahrtschiff "Costa Concordia" war ohne Blackbox unterwegs

aus: Spiegel online: Schiffsunglück Blackbox der "Costa Concordia" war offenbar defekt; 3.7.2012;
http://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/schiffsunglueck-vor-giglio-blackbox-der-costa-concordia-war-defekt-a-842407.html

<Noch immer ist unklar, wie genau es zur Havarie der "Costa Concordia" kommen konnte. Antworten sollte die Blackbox liefern. Doch eine Zeitung berichtet nun, was schon lange vermutet wurde: Der Reisedatenschreiber war demnach defekt. Die Reederei bestreitet dies.

Giglio - An Bord des havarierten Kreuzfahrtschiffs "Costa Concordia" waren einem Zeitungsbericht zufolge sowohl die Blackbox als auch mehrere Navigationsinstrumente defekt. Das berichtet am Dienstag die italienische Zeitung "Corriere della Sera". Die Blackbox sei bereits seit dem 9. Januar und damit vier Tage vor dem Unglück defekt gewesen, heißt es unter Berufung auf Ermittlungsberichte.

Deshalb könne das genaue Geschehen in der Unglücksnacht nicht komplett nachvollzogen werden. Das Problem: Auch die Notaufzeichnungen auf dem Bordcomputer reichen nur bis 23.36 Uhr des 13. Januars. Zwei Stunden zuvor war das Schiff auf die Felsen gestoßen und leck gelaufen. Außer den Computerdaten gibt es keinerlei Aufzeichnungen zur Havarie.

Der Zeitung zufolge ist es nicht das erste Mal, dass es Probleme mit der Blackbox gab. Sie zitiert aus einer E-Mail an die Software-Firma Fabio Fiorucci, in der sich der für die Schiffstechnik verantwortliche Costa-Mitarbeiter Pierfrancesco Ferro verärgert äußert: "Guten Tag, zum x-ten Mal ist der Schiffsdatenschreiber der Concordia wegen eines Festplattenfehlers kaputtgegangen. Die Situation wird wirklich unhaltbar, und es ist undenkbar, weiterhin so viel Geld auszugeben ohne eine Lösung."

Die Reederei Costa Crociere wies die Vorwürfe zurück. Die Blackbox habe "lediglich einen Fehler-Code angezeigt". Dies bedeute aber nicht, dass das Instrument nicht funktioniert habe. "Es gibt keine internationalen Vorschriften, die einem Schiff unter solchen Bedingungen eine Fahrt verbieten." Die Zeitung verwies jedoch auf international geltenden Schifffahrtsregeln, wonach Schiffe nur mit komplett funktionierenden Geräten fahren dürfen.

Die "Costa Concordia" war am 13. Januar vor der Insel Giglio im Westen Italiens auf Grund gelaufen, leck geschlagen und gekentert. Bei dem Unglück kamen mindestens 30 Menschen ums Leben. Grund für das Unglück war vermutlich ein Fehler des Kapitäns, der zu nah an die Insel herangefahren war: Francesco Schettino muss sich wegen fahrlässiger Tötung, Schiffbruchs und frühzeitigen Verlassens des Schiffs vor Gericht verantworten.

aar/dpa/AFP>

Die Worte "Wirtschaft" und "Effizienz" kommen in der Bibel nicht vor und sind deswegen im katholisch-perversen Italien UNBEKANNT.
Michael Palomino, Juli 2018

<<     >>

Teilen / share:

Facebook







Fotoquellen
[1] Schiff "Concordia" in Seitenlage: http://www.welt.de/wissenschaft/article106217406/Die-drei-groessten-Fehler-des-Concordia-Kapitaens.html


^