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Der Vertrag von St-Germain-en-Laye 1919

Alliierte und österreichische Vorstellungen über Europa, "Lebensfähigkeit" und Anschluss

Proseminararbeit von Michael Palomino (1998)

im Seminar "Österreich und der Anschluss"

unter Leitung von Dozent Herr Schneeberger; Universität Zürich

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Inhalt

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1. Vorwort

2. Der "Friedensvertrag" von St-Germain-en-Laye

2.1. Kommunismus - Wilsons Punkte und Geheimverträge zwischen den Alliierten
2.2. Geschehnisse nach dem Waffenstillstand - "Lebensunfähigkeit" Österreichs
2.3. Erste Übergabe von Friedensbedingungen am 2. Juni 1919: Völkerbund, Grenzen, Minderheiten, Aussenpolitik, Kriegsgefangene, Arbeit
2.4. Die österreichische Propaganda gegen den Vertrag
2.5. Weitere Bedrohungen für das neue Österreich: Kommunisten in Wien, Ausweisungen aus Marburg, jugoslawische Besetzung von Klagenfurt und ungarische Drohungen

2.6. Die Proteste der österreichischen Delegation - Renners Doppelspiel - die endgültige Form des Vertrags
2.6.1. Wirtschaftliche Bedingungen
2.6.2. Staatssekretär Renners doppeltes Gesicht
2.6.3. Tirol, Schulden, Nachfolgestaaten, Bosnien-Herzegowina

2.7. Vertragsübergabe: Der alliierte Standpunkt und die Bedingungen - Zugeständnisse und Namengebung

3. Der Protest der Nationalversammlung am 6. September 1919 - Unterzeichnung am 10. September 1919 - die Vorkommnisse um die "Lebensfähigkeit"
3.1. Die Behauptung der Undurchführbarkeit der Bestimmungen
3.2. Weitere geheime Anschlussbemühungen - Spaltung der österreichischen Gesellschaft für und gegen die "Lebensfähigkeit" des Staates

3.3. Die Gründe der Anschlussidee im Innern Österreichs - verpasste Umstellung und Betrug am Volk
3.4.Einfluss der deutschen Hegemonialpolitik
3.5. Lebensfähigkeit Österreichs 1921-1938 - Propaganda gegen die eigene Kraft
3.6. Hitler erfüllt sich den veralteten Anschlusstraum - die Vernichtung der Verträge
3.7.Werbung für die Lebensfähigkeit Österreichs 1945

4. Schlusswort und Ausblick: Geistig war kein Friede möglich - Hitler
4.1. Der Vertrag von St-Germain im Gesamtwerk von vier Verträgen
4.2. Die Lebensfähigkeit: Österreich war reich, aber im Unterbewusstsein gespalten

5. Bibliographie
5.1. Gedruckte Quellen
5.2. Darstellungen


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1. Vorwort

Im DTV-Atlas zur Weltgeschichte sind dem Vertrag von Saint-Germain-en-Laye genau 11 Zeilen gewidmet.[1] Dabei war der Vertrag sehr umstritten und von Anfang an bekämpft. Die Wiener Nationalversammlung erhob gegen den Vertrag am 6.Sept 1919 "vor aller Welt feierlich ihren Protest" [2], wogegen Frankreichs Ministerpräsident Clémenceau, der Präsident der Pariser Konferenz, am 10. September 1919 in seiner kurzen Ansprache zur Unterzeichnung vom "Einvernehmen zwischen den alliierten und assoziierten Mächten und Österreich" spricht. [3] Diesen Gegensatz, die Ursachen und die Folgen verständlich in kurzer Form darzustellen war eines der Ziele dieser Arbeit.

Zur Darstellung der Problematik wurde vor allem die Zeit zwischen Januar 1918und September 1919 und hernach die Diskussion um die "Lebensfähigkeit" des neuen österreichischen Staates bis zum Anschluss 1938 beleuchtet. Nach Wilsons Rede vom 8.Januar 1918 wurde als deutschsprachige Hauptquelle der "Bericht über die Tätigkeit der deutschösterreichischen Friedensdelegation in St-Germain-en-Laye" benutzt, sodann "Akten zur deutschen auswärtigen Politik" von 1919 sowie "Akten der Reichskanzlei. Weimarer Republik" desselben Jahrs.

Die Werke "Die ungeliebte Republik" von Friedrich Weissensteiner, "Die Wahrheit über Österreich" des ehemaligen österreichischen Bundesministers Guido Zernatto, die Aufklärungsschrift "Die Lebensfähigkeit Österreichs" der Universitätsprofessoren Tautscher und Kübler, "Karl Renner in Dokumenten und Erinnerungen" von Siegfried Nasko "Der Lange Schatten des Staates" von Ernst Hanisch sowie die Veröffentlichung "Saint-Germain 1919" der Wissenschaftlichen Kommission zur Erforschung der Geschichte der Republik Österreich steuerten weitere Untersuchungsresultate und Quellen bei. Die Gesinnung der deutschen Militärs kommt in Paul von Hindenburgs Memoiren "Aus meinem Leben" und in "Akten über Kriegslagebesprechungen" aus dem 1.Weltkrieg zum Ausdruck.

Die Atmosphäre der Kindheit der Verantwortlichen wurde in Betracht gezogen mit der ausführlichen Hitler-Biographie von Joachim C. Fest und den Schilderungen in "Mein Kampf" über Hitlers Kindheit. Zur Darstellung des kompensatorischen Antisemitismus in Österreich wird u.a. wieder auf Fest, Zernatto und Weissensteiner verwiesen. Bezüglich der Auf- und Abrüstungen in den 30er-Jahren wird auf Churchill Bezug genommen, und zuletzt wird kurz die Situation um 1945 anhand eines Vortrags von Karl Renner angeschnitten.

Michael Palomino

1998 / 2005


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2. Der "Friedensvertrag" von St-Germain-en-Laye

2.1.
Kommunismus - Wilsons Punkte und Geheimverträge zwischen den Alliierten

1917 brach - u.a. durch deutsche Frontpropaganda hervorgerufen - in Russland die kommunistische "Revolution" aus.[4] US-Präsident Wilson machte zwei Monate später am 8.Januar 1918 den europäischen Kriegsparteien - insbesondere Deutschland und Österreich - das Angebot zum Waffenstillstand unter der Bedingung der "14 Punkte". Durch Abstimmungen und Selbstbestimmung sollten alle Völker ihre Staatsangehörigkeiten selbst frei bestimmen können, auch die Völker in Österreich-Ungarn:

" The peoples of Austria-Hungary, whose place among the nations we wish to see safeguarded and assured, should be accorded the freest opportunity of autonomous development." [5]

Englands und Frankreichs Regierung hatten jedoch schon im geheimen Vertrag von London am 26. April 1915 Italien für seinen Kriegseintritt u.a. österreichische und afrikanische Gebiete (Brennergrenze, Istrien, Grossteil Dalmatiens u.a.) in Aussicht gestellt.[6]

Dieser Gegensatz zwischen den Parteien sollte bereits einen der Hauptstreitpunkte im Vertrag von St-Germain darstellen.


2.2.
Geschehnisse nach dem Waffenstillstand - "Lebensunfähigkeit" Österreichs

Nach dem 12 'November 1918, dem Tag des Waffenstillstandes zwischen Deutschland und Frankreich, waren in ganz Europa die verschiedensten Kräfte bemüht, für ihre Ziele die Friedenskonferenz vor vollendete Tatsachen zu stellen.

In Österreichs Politik kam bereits im Oktober 1918 die Formulierung der "Lebensunfähigkeit" des neuen Staates "Deutschösterreich" auf. Damit sollte der Welt ein wichtiges Argument für einen Anschluss des neuen Kleinstaates an Deutschland vorgehalten werden. Otto Bauer, Vorsitzender der Sozialdemokraten, schilderte in der Arbeiter-Zeitung vom 15.Oktober 1918:

"Es bleibt ein Wirtschaftsgebiet übrig, das für unsere Industrie viel zu klein ist; ein Wirtschaftsgebiet, dessen allzu enge Grenzen die weitere Entwicklung unserer Industrie sehr beengen werden [...] Es gibt nur einen Ausweg: Sollte das grosse Wirtschaftsgebiet Österreich-Ungarns nicht mehr zu erhalten sein, dann müssten wir den Anschluss an das grosse deutsche Wirtschaftsgebiet des Deutschen Reiches suchen." [7]

Bewusst wurde somit von der österreichischen Politik die Bildung eines gesunden nationalen Selbstbewusstseins von vornherein verunmöglicht.[8] Die Vorstellung eines "Rumpf-Österreich" passte nicht in die gängigen Leitlinien der übernationalen Politik des alten Österreich und zu den bestimmenden Lehren der Geopolitik des führenden deutschen Geographen Karl Haushofer. Die neuen Grenzen verstiessen offensichtlich auch gegen das neue "Selbstbestimmungsrecht der Völker". Fortan kam als Reaktion die Formulierung "Volk ohne Raum" in die Diskussion. [9]

Am 11.November 1918 wurde in der neuen Verfassung Deutschösterreichs der Anschluss an Deutschland im Art. 2 sogar festgeschrieben:

"Deutschösterreich ist ein Bestandteil der Deutschen Republik".

In Mitteleuropa herrschte Hungersnot, italienische Truppen besetzten Südtirol[10], ungarisch-kommunistische Truppen besetzten Deutschwestungarn[11], tschechische Truppen besetzten sudetendeutsche Gebiete, Böhmen, Mähren und die Slowakei, so dass 1200 österreichische Kommunisten freiwillig für Ungarns Kommunisten gegen die tschechischen Attacken kämpften. [12]

In Russland wirkte weiter die Revolution mit Bestrebung, sich in ganz Europa auszubreiten, jugoslawische (serbische und slowenische) Truppen besetzten Klagenfurt[13], in den fraglichen Abstimmungsgebieten Nordjugoslawiens und Westungarns begannen gegnerische Truppen, die deutschösterreichische Bevölkerung z.T. mit Gewalt einzuschüchtern, um ihnen genehme Abstimmungsresultate zu erreichen, und Staatskanzler Renner betonte währenddessen die friedliche und organische soziale Entwicklung Österreichs im Zentrum Europas mit der Formulierung: "Selbstzucht, Geduld und Einsicht."[14]

Dabei war das Ziel des Anschlusses schon mit deutschen Regierungsvertretern besprochen: Bereits vor der Unterzeichnung des Friedensvertrags wurde Österreich von Berlin aus in deutsche Vorhaben wie Steuerreform und Eisenbahnprojekte miteingeplant. [15] Manche Länder sahen in eigenen Anschlüssen eine Zukunft. In Vorarlberg votierten im Mai 1919 mehr als 80% der Bevölkerung für einen Anschluss an die Schweiz, und die Vertreter Tirols in Innsbruck erwogen als Reaktion auf die bevorstehende Teilung eine Unabhängigkeitserklärung mit einem darauf folgenden Anschluss an Deutschland, denn falls die Konferenz in Paris Österreich den Anschluss Österreichs definitiv verweigern würde, so sei der Wiederanschluss Südtirols besser an ein grosses Deutschland als an ein isoliertes Österreich zu schaffen.[16]

Gleichzeitig versuchte französische Propaganda, Bayern gegen Preussen zu hetzen und so Deutschland in einen Nord- und einen Südstaat zu teilen, während sich gleichzeitig Angst breit machte, dass Deutschlands Militärs die Grenze zu Österreich gewaltsam nach Osten verschieben würden[17] , bei einem gleichzeitigen mehrmonatigem Zwischenspiel einer bayrischen, kommunistischen Räterepublik.[18]



2.3.
Erste Übergabe von Friedensbedingungen am 2. Juni 1919: Völkerbund, Grenzen, Minderheiten, Aussenpolitik, Kriegsgefangene, Arbeit

Im Schloss von St-Germain wurden der österreichischen Delegation, die bei St-Germain in abgeschirmten Villen untergebracht war, am 2. Juni 1919 die ersten Friedensbedingungen übergeben:[19] der Völkerbundsteil, Österreichs Grenzen, die Anerkennung der neuen Staaten, Minderheitenschutz, Österreichs aussenpolitische "Interessen" in Siam, Marokko, Ägypten und China, Waffenpotential, Rückführung von Kriegsgefangenen, Strafbestimmungen, wirtschaftliche Bedingungen sowie die Regelung über Arbeit.

Später überreicht werden sollten die Teile über die Anerkennung des neuen Italien, die finanziellen Bestimmungen, die Wiedergutmachung und die militärischen Bestimmungen.

Die Delegation bekam 14 Tage Zeit für schriftliche Einsprachen zugestanden. Staatskanzler Renner betonte bei der Übergabe als Delegationsleiter in seiner Rede, dass Deutschösterreich keineswegs als alleiniger Nachfolger der Monarchie angesehen werden könne, obwohl "verschiedene Völkerschaften" der Monarchie durch das Aufstellen von Freiwilligenlegionen schon während des Krieges gegen Österreich ihren Unabhängigkeitswillen bekräftigt hätten. Er behauptete, das ganze ehemalige Gebiet und die ganze ehemalige Bevölkerung der Donau-Monarchie trügen die Verantwortung für die Folgen des Krieges, und auf allen acht Staaten laste "das Erbe des Krieges, das Erbe der Erschöpfung, das Erbe der schwersten wirtschaftlichen Verpflichtung". [20]

Für die Alliierten war es wohl kaum zu glauben, dass die jahrhundertelangen Angewohnheiten der deutschösterreichischen Oberschicht und des manipulierbaren Volkes innert 9 Monaten abzustreifen gewesen wären, wie dies Renner immer wieder betonte. Zudem bedeutete jede Vergrösserung deutschen Gebietes durch einen Anschluss Gefahr durch die deutschen Expansionspläne: die deutsche Regierung bezeichnete seit der Jahrhundertwende Nachbarländer als "natürliche Kriegsziele", die Kanalküste mit Belgien, Luxemburg und Nordfrankreich im Westen, Litauen und Kurland im Osten. Frankreich sollte zu "Neuen Deutschen Reichslanden" und Süd- und Mittelengland zum "Deutschen Schutzgebiet" erklärt werden. 1916 schon war bei deutschen Kriegszielbesprechungen von Ausgangspositionen für einen "zukünftigen Krieg" die Rede. [21]


Sich der deutschen Einstellung bewusst schlug die Konferenz deutsch-österreichische Gebiete Österreichs Kriegsgegnern zu: Böhmen, Mähren und die Sudetengebiete an die Tschechoslowakei, Westungarn an Ungarn und Marburg an Jugoslawien. Italiens Regierung, auf die versprochenen Kolonien und Gebiete in Dalmatien verzichtend, gab den letzten Rest des Geheimvertrages, das Recht auf Tirol, nicht auf.


2.4.
Die österreichische Propaganda gegen den Vertrag

Die Presse in Österreich reagierte in vereintem Protest. Die Entscheide über die Abtrennung der Sudetengebiete, Böhmens, Mährens und Südtirols wurden dabei am meisten bekämpft: "Unannehmbar" behauptete die Schlagzeile der "Neuen Freien Presse" [22]. "Alles haben sie uns genommen!" beklagte die Arbeiter-Zeitung[23] . An Kundgebungen wurde vom "Vernichtungsfrieden" gesprochen.[24] Hierbei schwenkten auch die bisher französisch-freundlichen Zeitungsorgane in den Tenor gegen die Entente ein, die sich vom französischen Sonderbeauftragten Henry Allizé im Stich gelassen fühlten. [25]

Die österreichische Delegation mahnte Präsident Clémenceau in Paris vor allem, dass durch die tschechische Besetzung der Sudetengebiete, Böhmens und Mährens, kein zweites Elsass-Lothringen geschaffen werde [26], verwies betreffs deutsch-tschechischer Grenzen auf die Volkszählung von 1910 und betonte, dass die Slawen Mitteleuropa nach den Germanen besiedelt hätten. [27] Entsprechend wurden bezüglich der Grenzen zu Ungarn und Jugoslawien Proteste formuliert, vor allem mit der Betonung, dass diese Gebiete Lebensmittellieferanten für Graz und Wien seien, und dass in den Gebieten Mals, Meran, Bozen, Brixen, Klagenfurt und Marburg zu über 90% deutsch gesprochen werde. [28]


2.5.
Weitere Bedrohungen für das neue Österreich: Kommunisten in Wien, Ausweisungen aus Marburg, jugoslawische Besetzung von Klagenfurt und ungarische Drohungen

Gleichzeitig versuchten Österreichs Kommunisten mit ungarischer Unterstützung am 15.Juni 1919 den Umsturz (20 Tote). [29] Im selben Monat begann die jugoslawische Regierung, Teile der deutschsprechenden Bevölkerung in Marburg auszuweisen. Klagenfurt war weiter jugoslawisch besetzt, und nach dem Zusammenbruch der kommunistische Regierung in Ungarn bedrohte die ungarische Armee zum zweiten Mal die deutschsprachige Bevölkerung  Westungarns.[30] Die Lebensmittel in diesem Gebiet blieben vergraben und die Nationalversammlung in Wien stellte selbst Antrag, dass im Vertrag auch die Auseinandersetzungen zwischen Österreich und Ungarn zu regeln seien. [31]


2.6.
Die Proteste der österreichischen Delegation - Renners Doppelspiel -  die endgültige Form des Vertrags

2.6.1.
Wirtschaftliche Bedingungen

Renners Delegation protestierte am 7.Juli 1919 heftig gegen die wirtschaftlichen Bestimmungen im Vertrag, vor allem mit den Argumenten [32], dass Deutschösterreichs landwirtschaftliche Erzeugung in den verbleibenden Gebieten kaum einem Viertel des Bedarfs entspreche, dass Deutschösterreichs Kohleerzeugung nun kaum einen Zehntel des Bedarfs erreiche, dass der Vertragsentwurf Österreich als "nicht kreditwürdig" erscheinen lasse, dass ohne Rohstoffe kein Industriebetrieb möglich sei und dass auch Deutschösterreich die Meistbegünstigung sofort gewährt werden müsse. [33]

Die Alliierten antworteten prompt am 8.Juli und versicherten u.a., dass Österreich mit seinen Nachbarländern spezielle Handelsverträge werde abschliessen dürfen, somit völlig intakte Handelsbeziehungen erhalten werde, und dass nur wegen der Umstände noch keine Meistbegünstigung möglich sei. [34]   Weitere strittige Punkte ergaben sich in der Übernahme von Verträgen und Altschulden der Monarchie sowie in Nationalitätenfragen. [35]


2.6.2.
Staatssekretär Renners doppeltes Gesicht

Renner pflegte jedoch ein Doppelspiel. Seine Geheimdiplomatie mit Ziel auf den Anschluss liess ihn gemeinsam mit deutschen Stellen   Überlegungen anstellen, wie man gegen das bevorstehende Anschlussverbot vorgehen könne (das auch im Vertrag von Versailles zwischen den Alliierten und Deutschland festgehalten war). Gleichzeitig wurde von Tiroler Anschlussanhängern eine grossdeutsch ausgerichtete Zeitung mit Druckerei in Innsbruck geplant. [36]


2.6.3.
Tirol, Schulden, Nachfolgestaaten, Bosnien-Herzegowina

Der Präsident der Pariser Konferenz Clémenceau antwortete auf die politischen Einwände der österreichischen Delegation am 20 Juli 1919 [37]: Ein Sonderabkommen mit Italien würde von Paris in Aussicht gestellt, der Minderheitenschutz wurde betont. Die Schulden der alten Monarchie seien neu anteilsmässig aufzuteilen, für die Schulden nach dem 28.Juli 1914 jedoch werde Deutschösterreich allein aufkommen müssen. Vermögen, Krongüter und Anteile der österreichisch-ungarischen Herrscherfamilien auf dem Boden der Sukzessionsstaaten sollten übernommen werden dürfen, gleichzeitig solle Österreich den Anteil an den 2,5 Millionen türkischen Pfund, die die Monarchie für die "Übernahme" von Bosnien-Herzegowina im Abkommen vom 26. Februar 1909 an das ottomanische Reich bezahlte, zurückerhalten.

Ein zusätzliches "Memorandum zu den Friedensbedingungen" hielt am 20. Juli 1919 kleinere Konzessionen der Konferenz zu Österreichs Grenzen fest, schloss jedoch entscheidende Änderungen über die Sudetengebiete, Böhmen, Mähren und Südtirol aus. [38] Um Südtirol schliesslich doch noch für Österreich zu retten, schlug die österreichische Delegation nun offiziell für ganz Tirol die Neutralität innerhalb Österreichs mit der Schweiz als Schutzmacht vor. [39]


2.7.
Vertragsübergabe: Der alliierte Standpunkt und die Bedingungen - Zugeständnisse und Namengebung

Den Alliierten gelang am 2.September die endgültige Übergabe der Friedensbedingungen. Auf acht Seiten wurde von den Alliierten in einer Vorrede dargestellt, weswegen das neue Österreich dankbar sein sollte, als Republik einen Neubeginn zugesprochen zu erhalten [40] :

Die Monarchie sei zwar gestorben, das Volk aber weiter dasselbe geblieben. Der Krieg sei durch ein Ultimatum ausgelöst worden, dabei hätte Serbiens Regierung bis auf die Aufgabe seiner Souveränität alle Forderungen der Monarchie erfüllt gehabt. Statt das Versöhnungsangebot zu diskutieren, hätte die österreichische Regierung den Krieg gegen Serbien eröffnet. Zudem sei der Krieg mit dem Nachbarn Deutschland von langer Hand vorbereitet gewesen. Statt Militarismus und Herrschsucht zu bekämpfen habe das Volk den Krieg bejubelt.

Das österreichische Volk müsse folglich gezwungen werden, "seinen vollen Anteil an der Verantwortlichkeit für das Verbrechen, das über die Welt ein solches Unheil gebracht hat, auf sich zu nehmen".

Die jetzige Schwäche Österreichs sei nicht die Folge des Vertrages, sondern die Folge "der Politik der Vorherrschaft, die das österreichische Volk in der Vergangenheit eingehalten hat", denn die anderen Völker der Monarchie seien bei Todesstrafe gezwungen gewesen, für den österreichischen Kaiser in den Krieg zu ziehen. Zudem hätten viele Soldaten dieser Völker bereits in alliierten Armeen gegen Deutschland und Österreich gekämpft. Wien als Mittelpunkt eines Länderbundes sei somit eine künstliche Konzentration.

Die Konferenz habe Änderungen gebilligt: Die Güter der österreichischen Staatsbürger in den von den alliierten Mächten abgetrennten Gebieten würden ihren Eigentümern zurückgestellt werden, Verträge zwischen Österreichern und solchen, die eine alliierte Staatsbürgerschaft annähmen, sollten ohne Recht auf Auflösung intakt bleiben, Wien werde die Lieferung von Kohle aus der Tschechoslowakei und Polen zugesichert und zwischen Österreich und seinen Nachbarstaaten würden abgesonderte Vereinbarungen getroffen werden können - mit Österreich als gleichberechtigtem Verhandlungspartner. Zusätzlich werde die Reparationskommission bei allen Punkten "die Lebensinteressen der Gesamtheit berücksichtigen müssen".


Österreich werde alle Überlebenschancen haben, denn es sei nun internationales Recht, dass grosse Staaten kleine Staaten nicht mehr bedrohen dürften, dass der Zugang zum Meer durch die Vorschriften gesichert werde, dass die Arbeitsgesetzgebung die Bedingungen der Arbeiterbevölkerung verbessern würde, dass die Minderheiten geschützt seien und die Vorschriften den Umständen auch angepasst werden könnten.

In einer weiteren Schrift [41] wurden Österreich noch einmal Zugeständnisse gemacht: Kärntner und Klagenfurter Becken sollten mit der Bachern -Bergkette als Grenze zu Jugoslawien als Einheit bestehen bleiben, Radkersburg sollte an Österreich gehen und über alle Gebiete Kärntens und Westungarns ein Plebiszit stattfinden sowie die Wasserversorgung Klagenfurts gesichert sein. Von Italien würde eine liberale Politik über das abgetrennte Südtirol gefordert werden und Staatsbürgerschaften könne der Staat bei "fremder Rasse" verweigern.

In weiteren allgemeinen Bestimmungen[42] schränkten die Siegermächte die Souveränität Österreichs ein, indem der Name "Deutschösterreich" dem neuen Staat untersagt wurde und die Konferenz die Unabhängigkeit Österreichs als nur durch den Völkerbund abänderbar erklärte. Gleichzeitig wurde der Österreichischen Regierung vorgeworfen, sie betrachte sich als neuen Staat, wenn es sich um Schulden der Monarchie handle, erhebe jedoch Ansprüche, wenn es um Erbschaften der Monarchie im Ausland gehe.

Des weiteren wurde Österreich die Demobilisierung innert dreier Monate und Verbote für Dienstpflicht, Waffenexporte, Waffenfabriken (bis auf eine) und Luftfahrt auferlegt (letzteres zur Unterbindung der Rüstung Deutschlands). Patrouillenboote für die Donau wurden bewilligt. Kriegsgefangene in Russland seien wegen den dortigen Kämpfen derzeit leider noch nicht freizubekommen.

Die österreichisch-ungarische Bank müsse liquidiert werden, und nur die Vorkriegsschulden würden auf die Sukzessionsstaaten verteilt. [43] Die Wartefrist bezüglich Meistbegünstigung auf den Wasserwegen betrage neu garantiert drei statt fünf Jahre. Zudem erhalte Österreich volles Handelsrecht ohne Nachteile mit den Sukzessionsstaaten, Zutritt zur Donau-Konferenz und freie Fahrt auf dem zukünftigen Donau-Oder-Kanal. Die Internationalisierung von Flüssen sei auf Antrag der Anliegerstaaten ausbaubar. [44]


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3. Der Protest der Nationalversammlung am 6. September 1919 - Unterzeichnung am 10. September 1919 - die Vorkommnisse um die "Lebensfähigkeit"

3.1.
Die Behauptung der Undurchführbarkeit der Bestimmungen

Plangemäss protestierte die Nationalversammlung in Wien am 6. September öffentlich gegen den Vertrag, der dem deutschösterreichischen Volk das Selbstbestimmungsrecht und den "Herzenswunsch", die "wirtschaftliche, kulturelle und politische Lebensnotwendigkeit" verweigere: die "Vereinigung mit dem deutschen Mutterlande".[45] Man hoffe auf eine zukünftig mögliche Vereinigung, das Recht auf Einheit und Freiheit der Nation, denn 3,5 Millionen Deutschösterreichern werde nun die "Fremdherrschaft" auferlegt. Die Verantwortung für die zukünftigen Wirren läge bei dem "Gewissen jener Mächte, die trotz der Warnungen den Vertrag vollziehen werden". Man danke für die Zuteilung der deutschwestungarischen Gebiete, die wirtschaftlichen und finanziellen Bedingungen aber seien "undurchführbar" und "politisch verhängnisvoll". Das Recht auf Selbstbestimmung in den besetzten Gebieten sei von den Feinden "vergewaltigt" worden.

Die Presse folgte den Ansichten der Politiker und behauptete, der Tod des neuen Staates sei mit dem Vertrag vorprogrammiert:

"Es ist ein Raubfriede, ein Vernichtungsfriede, ein Schandfriede, wie ihn die Weltgeschichte noch nicht kennt, er bedeutet für unsere politische Freiheit und wirtschaftliche Entwicklung den Todesstoss [...]"[46]

Unter diesen Umständen fand am 10. September 1919 die Unterzeichnung des Vertrages statt.[47] Österreich sollte volle Handelsfreiheit bekommen. Die Selbstbestimmung der Völker wurde jedoch bezüglich Österreich den britischen Interessen der Machtbalance in Mitteleuropa und der französischen Furcht vor einem Wiedererstarken des Deutschen Reiches untergeordnet.[48]



3.2.
Weitere geheime Anschlussbemühungen - Spaltung der österreichischen Gesellschaft für und gegen die "Lebensfähigkeit" des Staates

Wie schon erwähnt waren die finanziellen Bestimmungen des Vertrags z.T. noch ausstehend. Statt mit geeintem Willen die Not zu bekämpfen und neue umstrukturierte Wirtschaftskreisläufe in Gang zu bringen, etablierten sich nun in Österreich Gruppen namhafter Wirtschaftsvertreter und Politiker, die sich darum stritten, ob Österreich als Kleinstaat wirtschaftlich auf eigenen Füssen stehen könne oder nicht.[49] Einzelne Pressestimmen wagten ein Auftreten gegen den von den Parteien lancierten Pessimismus und lancierten ein neues Selbstbewusstsein, indem sie unter Nutzung aller Kraftquellen des Landes die Schaffung einer "zweiten Schweiz" propagierten.

Die grossen politischen Parteien verfolgten genau das Gegenteil: Schwachheit als Argument mit dem Anschluss als Ziel. Der Vorsitzende der sozialdemokratischen Partei, Otto Bauer, vertrat z.B. mit Nachdruck die These, dass das neue Österreich "nicht lebensfähig" und ein "wirtschaftlich schlechthin unmögliches Gebilde" sei.[50] Mit weiteren Regierungsmitgliedern betrieb er zwischen Wien und Berlin weiter eine Geheimdiplomatie für einen grossdeutschen Wirtschaftsraum und schlug sogar vor, Deutschlands Industrielle sollten beginnen, österreichische Betriebe aufzukaufen, um einen De-facto-Anschluss festzulegen. Der deutsche Geschäftsträger in Wien, Prinz zu Stolberg-Wernigerode berichtete an das auswärtige Amt in Berlin u.a.:

"Es schwebt ihm [Bauer] z.B. folgendes vor: Deutschösterreich werde zunächst in der Lebensmittelfrage völlig von der Entente abhängig sein, sei aber nicht in der Lage, die Lebensmittel zu bezahlen; die Entente, besonders Amerika, werde daher danach trachten, sich durch Erwerb von industriellen Unternehmungen in Österreich bezahlt zu machen ...; wenn nun hier Deutschland einspringen und seinerseits diese Betriebe käuflich an sich bringen könne, so werde dies einen grossen Schritt auf dem Wege zum Anschluss bedeuten." [51]

Gleichzeitig nahmen die Abspaltungstendenzen in Tirol konkrete Formen an: Eine Delegation Tiroler Vertreter begab sich heimlich unter Vorwand nach Berlin, um die Motive für einen getrennten Anschluss an Deutschland den Berliner Regierungsstellen zu begründen. Zur selben Zeit wurde vom deutschen Gesandten in Wien Staatskanzler Renner eine "treudeutsche Gesinnung" zugeschrieben. Der deutsche Geschäftsträger in Wien Stolberg berichtete an den Reichsminister des Auswärtigen Müller in Berlin:

"Er [Renner] werde auch weiterhin in seiner Politik die gleichen Richtlinien einhalten, die vor ihm Staatssekretär Dr. Bauer verfolgt habe, und sowohl der Herr Reichspräsident als Sie, Herr Minister, kennten ihn lange und gut genug, um an seiner treudeutschen Gesinnung nicht zu zweifeln."[52]

Renner versicherte, dass die Anschlussbemühungen trotz dem Vertrag von St-Germain verdeckt auf wissenschaftlichen Konferenzen mit Einbezug der Schweiz weitergeführt werden sollten. Der deutsche Geschäftsträger in Wien, Stolberg, berichtete an den Reichsminister des Auswärtigen in Berlin:

"Er [Renner] ist aber der Ansicht, dass die vor dem Kriege regelmässig stattgehabten Versammlungen deutscher, österreichischer und auch teilweise schweizerischer Gelehrter, wie der Hochschullehrer-Tag, Juristen-Tag, Naturforscher-Tag, Ärzte-Tag schleunigst ihre Tätigkeit wiederaufnehmen und an ihrem Teile an einer gegenseitigen Angleichung der betreffenden Materien arbeiten sollten. Gerade bei Einbeziehung der Schweiz würde die Entente bei diesen Verhandlungen keine Anschlussvorbereitung wittern können."[53]

Wenn das deutsche Ernährungsministerium zudem gegen die Hungersnot Nahrungsmittel liefere, so werde es sich damit zusätzlich neue Sympathien schaffen und in Vorarlberg die Anschlussbewegung zur Schweiz hin endgültig "unschädlich" machen. Italiens Regierung jedoch beendete die Diskussion um einen Vorarlberg-Anschluss an die Schweiz, indem sie im Gegenzug beim Schweizer Bundesrat die Frage einer allfälligen Irredenta im Tessin ansprach, woraufhin das Thema "Vorarlberg" ab sofort in der schweizer Presse nicht mehr erwähnt wurde. In Tirol wurde gleichzeitig in einem weiteren Schritt von Tiroler Vertretern für die neu zu schaffende deutschfreundliche Zeitung "Alpenland" bei süddeutschen Grossindustriellen um finanzielle Hilfe nachgefragt.[54]

So sollte sich die Politik in Österreich mit einem Streit um die "Lebensfähigkeit" und um die verschiedenen Anschlüsse selbst blockieren, statt möglichst schnell die Umstellung der Wirtschaft für das hungernde Land an die Hand zu nehmen.

Als politisches Argument für die anhaltende Not in Österreich verbreiteten die Politiker einen heute kriminell anmutenden Antisemitismus: Ignaz Seipel (Christlichsoziale Partei) war es selbst, der den Begriff der "jüdischen Gefahr" 1919 als politischen Begriff verbreitete. Politisch agitierende Sündenbockpsychologie kam auf. Wegen der verfolgten russischen und polnischen Juden aus Galizien, die in Wien bei Glaubensgenossen Aufnahme fanden und von der sozialistischen Wiener Stadtverwaltung bereitwillig die Wiener Heimatberechtigung erhielten (mit der Hoffnung, dafür die Wahlstimme zu erhalten), wurde vom politischen Gegner der Begriff "Notwehrantisemitismus" geprägt.

Die Kinder der alteingesessenen Juden drängten an die Universitäten, während die neuen Einwanderer die Posten in den elterlichen Geschäften übernahmen. Diese Zustände als nicht mehr erträglich bezeichnend stellte Leopold Kunschak (Christlichsoziale Partei) im April 1920 den eingewanderten Juden zur Wahl, "entweder auszuwandern oder aber in ein Konzentrationslager gesteckt zu werden".[55] Auch hier blockierten sich also die Gesellschaftsgruppen gegenseitig.


3.3.
Die Gründe der Anschlussidee im Innern Österreichs - verpasste Umstellung und Betrug am Volk

Wo waren denn die Gründe für das Verharren auf der Anschlussidee in Österreich zu suchen? Hier ist ein kurzer Abstecher in die Erziehung der Politikergeneration notwendig, die zwischen 1870 und 1880 geboren worden war (Ignaz Seipel 1876, Otto Bauer 1881 u.a.): Schon nach dem preussischen Sieg gegen Frankreich 1870 hatten sich in Wien die verschiedenen studentischen Burschenschaften um einen Wiederanschluss gestritten, indem sie sich mit den verschiedenen Fahnen (schwarz-rot-gold für das Deutschland der Revolution 1848, schwarz-rot-weiss für Deutschland unter preussische Führung) gegenüberstanden.[56] In der folgenden Zeit waren die Schulen wie die ganze Gesellschaft Deutschösterreichs zwischen 1880 und 1900 einer starken Anschlusspropaganda ausgesetzt ("Schönerer-Bewegung")[57], um sich gegen tschechische Einflüsse abzugrenzen.

In Hitlers Schule in Linz wurde z.B. bezüglich Anschluss zwischen "Kämpfern, Lauen und Verrätern" unterschieden. Ganzen Generationen wurde ein "deutsches Bewusstsein" eingeprägt, verbotene deutsche Lieder gesungen ("Deutschland über alles") und verbotene deutsche Fahnen geschwenkt.[58] Das Unterbewusstsein war nun zu sehr von Anschluss-Sehnsucht geprägt, als dass sich die Verantwortlichen 1918 von der Vorstellung hätten befreien können. Die Bevölkerung war "deutscher" geprägt als die Deutschen selbst, wobei Deutschland nicht mehr dasjenige von 1848 war. Ein kleinstaatliches deutsch-österreichisches Staatsbewusstsein war schlichtweg nicht vorhanden.[59]

Des weiteren hatten die folgend aufgeführten Zusammenhänge weiteren Einfluss[60]:

Die österreichischen Industriellen der einstigen Donau-Monarchie waren sich an einen wirtschaftlich autarken Staat gewöhnt und auf einen konkurrenzorientierten Aussenhandel nicht vorbereitet: Aufgrund der Abgeschlossenheit war die Wirtschaft der Monarchie auch ökonomisch rückständig und modernisierungsbedürftig geworden. Um sich auf die Lage als Kleinstaat einzustellen, mussten zudem ganze Industriezweige umgerüstet werden, was neben den Modernisierungen wieder enorme Kosten verursachte. Zusätzlich wurden die Finanz- und Verwaltungsinstitute von Betrieben der Sukzessionsstaaten aus Wien abgezogen. Somit entfielen Wien fortan die Abgaben und Kapitalerträge dieser Betriebe.

Die Unsicherheit in der Politik verursachte eine Inflation, welche die Situation zusätzlich verschärfte[61]: Vom 2. Januar 1918 an (100 Kronen = 54,50 Schweizer Franken) verlor die Krone bis zum 2. Januar 1920 mehr als 9 Zehntel ihres Werts (100 Kronen = 3,05 Schweizer Franken). Die "Lebensunfähigkeit Restösterreichs" wurde plötzlich scheinbar wahr und die herbeigeredete Legende füllte sich mit einem falschen Inhalt. Die Strukturumstellung kam nicht voran, die Bewusstseinsbildung war blockiert, und es verging kaum ein Tag, an dem in den Zeitungen die Lebensfähigkeit des Landes nicht bezweifelt wurde. Gleichzeitig blockierten die Nachbarstaaten z.T. den Aussenhandel, bauten emsig ihre eigenen Wirtschaftsbereiche auf und erfreuten sich starker Währungen. Der Neid wuchs, und an allem sollte "der Jude" schuldig sein.

Der Staat und die Wirtschaftsführer Österreichs gingen aber noch weiter[62]: Zum Teil liessen sie einen Teil des in der österreichischen Wirtschaft erarbeiteten Kapitals ins Ausland fliessen, und statt eine rigorose Neuordnung des Finanzwesens der jungen Republik an die Hand zu nehmen, betrieb die Regierung mit der willentlichen Inflation die "Entschuldung" der jungen Republik auf Kosten der Bevölkerung. Die nun folgende - zum Teil willentlich herbeigeführte - Hyperinflation und der niedrige Kurs der österreichischen Krone kam einer Wirtschaftsblockade gleich: Importe wurden beinahe unerschwinglich. Der Mittelstand verlor seine Vermögen, was den Boden für faschistische Ideologien bilden sollte, und der Staat liess die Spekulation mit österreichischen Unternehmen zu, die von ausländischen Unternehmen aufgekauft und gewinnbringend wieder verkauft wurden: Es kam zur "Ausverkaufspsychose", zum "Spekulationsfieber".

Die Staatsabgaben aus den Gewinnen mussten für Lebensmittelimporte ausgegeben werden. Gleichzeitig wurden vorhandene Substanzwerte, noch vorhandene Forderungen und Vermögen aus der Monarchie nicht verwertet. Am Ende stand 1924 der Zusammenbruch von nicht weniger als 30 der 66 Banken und im nächsten Jahr eine definitive Währungsreform an. Die Formulierung Schausbergers, dass die österreichische Politik die neue Republik absichtlich für den Anschluss "sturmreif" schlagen liess, scheint bei der Betrachtung der Dinge auf den ersten Blick nicht abwegig zu sein.


3.4.
Einfluss der deutschen Hegemonialpolitik

Auch das auswärtige Amt der Weimarer Republik in Berlin hatte Interesse an der Propaganda der "Lebensunfähigkeit" des neuen österreichischen Staates.[63] Die Regierung in Berlin strebte danach, ihr Reichsgebiet als Kompensation für die verlorenen Kolonien in Richtung Südosten zu vergrössern. Staatssekretär Solf bemerkte gegenüber dem deutschen Botschafter Wedel in Wien sogar, dass ein Anschluss die Ausdehnung der wirtschaftlichen und vielleicht sogar der politischen Hegemonie auch über Böhmen und Ungarn zulassen werde.

Des weiteren ergab sich im selben Dokument sogar eine sarkastisch anmutende Argumentation in der deutschen Aussenpolitik, denn mit dem Hunger und der Lebensfähigkeit wurde sogar gegenüber Österreich Politik gemacht:

"Als wichtiges psychologisches Moment sei hierbei noch hervorgehoben, dass die gegenwärtige Not Österreichs einer der Hauptgründe für den Wunsch nach dem Anschluss an Deutschland ist, und dass in dem Masse, wie es Österreich besser gehen wird, sich seine Anschlussfreudigkeit vermindern dürfte." [64]

Währenddessen träumte Altfeldmarschall von Hindenburg in seinen Memoiren weiter von der "Sendung Deutschlands" und einem zukünftigen "Endsieg":

"Deutschland, das Aufnahme- und Ausstrahlungszentrum so vieler unerschöpflicher Werte menschlicher Zivilisation und Kultur, wird so lange nicht zugrunde gehen, als es den Glauben behält an seine grosse weltgeschichtliche Sendung [...] Ich habe das Heldenringen meines Vaterlandes gesehen und glaube nie und nimmermehr, dass es sein Todesringen gewesen ist [...] Man hat mir die Frage gestellt, worauf ich in den schwersten Stunden des Krieges meine Hoffnung auf unseren Endsieg stützte. Ich konnte nur auf meinen Glauben an die Gerechtigkeit unserer Sache, auf mein Vertrauen zu Vaterland und Heer hinweisen."[65]

3.5.
Lebensfähigkeit Österreichs 1921-1938 - Propaganda gegen die eigene Kraft

Im weiteren Verlauf der Zeit sollten sich die verschiedenen Gruppen von Wirtschaftsfachleuten  in Österreich zum Thema der "Lebensfähigkeit" schriftlich profilieren. Als entscheidende Grösse galt die negative Handelsbilanz, das es nun zu überwinden galt. Nationalökonom Friedrich Hertz schlug 1921 schon als Einnahmequellen Transitverkehr, den Ertrag von österreichischem Auslandkapital und Einnahmen aus dem Fremdenverkehr vor.[66] Der deutsche Wirtschaftspublizist Gustav Stolper ergänzte die Diskussion mit dem Vorschlag, die Bilanz mit Handelsgewinnen der mitteleuropäischen Handels- und Kreditzentrale Wien zu ergänzen.[67] Sodann liess der Völkerbund 1925 selbst ein Gutachten über die Lebensfähigkeit Österreichs erstellen: Die beiden Völkerbundexperten Layton und Rist kamen in ihrem Bericht zum Schluss, dass die österreichische Wirtschaft aufgrund der möglichen Ausbaufähigkeit aller Wirtschaftszweige sehr wohl lebensfähig sei.[68]

Ab 1925 wurde nun der Beweis der "Lebensunfähigkeit" gegen dieses Völkerbundgutachten auch wissenschaftlich geführt, die gegenseitige Blockade der Kräfte war vollendet: In einem Gutachten der Innsbrucker Handelskammer wurde nachgewiesen, dass "im Anschluss die einzige Rettung der österreichischen Volkswirtschaft" zu suchen sei[69]. Der österreichische Volkswirtschaftslehrer Otto von Zwiedinek-Südenhorst setzte sich 1926 für den Anschluss bei "Lebensunfähigkeit" des Landes ein, betonte aber gleichzeitig unfreiwillig, was Österreich zu bieten habe(!):

"Man muss endlich einsehen lernen in Deutschland, dass es etwas zu versäumen gibt in Österreich!"

Dr. Sigmund Schilder, Sekretär des k.k. österreichischen Handelsmuseums, kam 1926 in seiner Schrift "Der Streit um die Lebensfähigkeit Österreichs" zum Schluss:

"Die Bevölkerung Österreichs ist von der Lebensunfähigkeit überzeugt."

L. Neumann zeigte als Gegenstimme 1927 auf, dass das österreichische Passivum im Vergleich zu Norwegen und den Niederlanden die gleiche Höhe halte (176 Schilling pro Kopf) und Englands Passivum um mehr als einen Drittel höher sei (283 Schilling pro Kopf). Sodann schlug er vor, möglichst viele Importprodukte selber zu erzeugen und die Landwirtschaft zu fördern.[70]

Fortan wuchs Österreichs Wirtschaft. Es setzte ein Wirtschaftswachstum ein, das - durch die Weltwirtschaftskrise von 1929 und erneute Diskussionen um die "Lebensfähigkeit" unterbrochen - die materielle Lebensqualität steigerte, die nationalsozialistischen Kräfte und den Terror der Nazis in Österreich jedoch nicht mehr auszuschalten vermochte.[71]

Der Anschlussgedanke wurde offiziell dennoch erst 1933 aufgegeben, als der Anschluss an eine Diktatur in Aussicht stand: Plötzlich zeigte sich Österreich als selbständig und die Anschlussbegeisterung der sozialdemokratischen Führer war mit der Aussicht auf eine KZ-Gefangenschaft abrupt zu Ende. Ab 1933 pendelte sich das Passivum auf ca. 200 Millionen Schilling ein (1923: 1,14 Milliarden Schilling).[72] Die Spannungen im Volk selbst jedoch wuchsen ins Unermessliche: Sozial und geistig zeigte sich die "Lebensunfähigkeit" der Gesellschaft in der Bilanz der Attentate und politisch motivierten Morde. Vom 12. November 1918 bis zum 11. Februar 1934 wurden aus politischen Gründen 217 Menschen getötet und 642 schwer verletzt. Die Rechten waren dabei fast ausschliesslich die Gewalttätigen. [73]

Die Milchwirtschaft produzierte ab 1928 Überschüsse, die Zuckerproduktion wurde von 1925 bis 1935 verdreifacht und ausser bei der Getreide- auch bei der Kartoffel- und Früchteproduktion die Selbstversorgung erreicht, die Rohstoff- und Industriegüterproduktion nahm ebenfalls zu und wurde ab 1930 durch Erdölvorkommen bereichert. Durch Beimischungszwang von Braunkohle zu Steinkohle konnte für Wien bis 1936 der Kohlebedarf zu 30% und im Bundesgebiet zu 71% gedeckt werden, der nach und nach durch Erdöl ersetzt wurde. Die Wasserkraft war 1937 mit 11PS pro km2 im Vergleich zur Schweiz mit 54PS pro km2 noch kaum ausgebaut, was wieder als zukünftiges Kohlesubstitut gelten konnte, und Holzprodukte erreichten 1936 gar einen überschüssigen Exportanteil von 20%.[74]

All die guten Zahlen konnten nicht verhindern, dass Österreich 1934 durch Bürgerkriegsereignisse 589 Tote zu beklagen hatte. Zehntausende von Verhaftungen und neun vollstreckte Todesurteile liessen die Rechten an die Macht gelangen, Bundeskanzler Engelbert Dollfuss wurde ermordet. Der sozialdemokratische Generalstreik scheiterte, die demokratische Verfassung wurde aufgelöst: Kurt von Schuschnigg von der vaterländischen Front vollzog mit Unterstützung der Industrie die Ständediktatur, den "Austrofaschismus".[75] Die demokratische Gesellschaft Österreichs hatte sich als nicht mehr lebensfähig erwiesen.



3.6.
Hitler erfüllt sich den veralteten Anschlusstraum - die Vernichtung der Verträge


Hitler, in seiner Schulzeit in Linz Lieder singend und Fahnen schwenkend zum Anschluss dressiert, sollte sein Österreich in den Anschluss "retten". In der folgenden Zeit war aber bei gleichzeitiger Abrüstung 1936-1938 in Frankreich und England[76] keine stabile aussenpolitische Linie der Alliierten in Europa mehr erkennbar. Die jahrelange österreichische Destabilisierungspolitik hatte vorgesorgt, so dass Hitler 1938 der ganzen Welt die "Korrektur" des Vertrages vorsetzte: den "Anschluss" eines ehemals jahrelang "schwachgeredeten" Österreichs. Auch der einstige Staatskanzler Renner, der 1933 u.a. selbst den Anschlusspargraphen aus dem sozialistischen Parteiprogramm gekippt hatte, befürwortete nun den Anschluss im Sinn von "München 1938" und der Grossraumwirtschaft.[77]


3.7.
Werbung für die Lebensfähigkeit Österreichs 1945

1945, nach der endgültigen Kapitulation des auf dem europäischen Kontinent expansionistischen Deutschland und seiner Teilung, wurde endgültig in Österreich für die Lebensfähigkeit Österreichs Werbung gemacht.[78] Renner wurde erneut an die Macht gerufen und vergass wohl vorerst lieber die einstige Anschlusswilligkeit und Hitlers österreichische Herkunft. Stattdessen durfte Österreich als "befreiter Staat" gelten und den Alliierten vorwerfen, es sei 1938 im Stich gelassen worden.[79]


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4. Schlusswort und Ausblick: Geistig war kein Friede möglich


4.1.
Der Vertrag von St-Germain im Gesamtwerk von vier Verträgen

Im Zusammenhang mit den anderen vier Verträgen von Versailles (mit Deutschland), Trianon (mit Ungarn), Neuilly (mit Bulgarien) und Sèvres (mit der Türkei) blieb der Vertrag von St-Germain von 1919 ein Teil eines grossen Versuches der Demokratisierung Europas und der Selbstbestimmung der Völker. Den deutsch-preussischen Militärs und ihren Endsiegzielen war man mit Anschlussverbot und Gebietsabtrennungen begegnet.

Bei allem guten Willen der Alliierten, bei Meistbegünstigung, internationaler Arbeitsgesetzgebung und Minderheitenschutz, gelang es diesen aber offenbar nicht, auf das Bewusstsein der Bevölkerung in Deutschösterreich in der Art entscheidenden Einfluss zu nehmen, dass sich diese einstimmig gegen ein unterschwellig expansionistisch geführtes Deutschland stellen würde. Die Gefahr wurde verkannt und stattdessen an Deutschland zwecks Schwächung immer neue Reparationsforderungen gestellt, die z.B. einem nationalsozialistischen Hitler immer wieder neuen Redestoff geben sollten.[80]


4.2.
Die Lebensfähigkeit: Österreich hatte alle Möglichkeiten, war aber im Unterbewusstsein gespalten

Die österreichische Wirtschaft lässt sich statistisch als absolut lebensfähig beschreiben. Im Geist und der Lebenseinstellung jedoch wurde die Bevölkerung überfordert und zum Teil von der Politik im Stich gelassen, die sich destruktiv bekämpfte statt den Neubeginn zu verwirklichen. Bei Hunger und einer nur widerwillig vollzogenen Umstellung der Wirtschaft mit dem sprachverwandten "grossen Mutterland" Deutschland als unmittelbaren Nachbarn ergab die Situation eine Blockade, einen "Stillstand wider Willen": Jahrelang war die politische Linie in Österreich gegen zwei Seiten ausgerichtet und brachte ihre eigenen Anstrengungen gegenseitig gegen Null.

Gleichzeitig spielten die Sukzessionsstaaten der Donau-Monarchie und der Kommunismus den Anschlussbefürwortern Argumente in die Hände. Die Angst in willkürlich besetzten Gebieten, durch gewalttätige fremde Armeen hervorgerufen, dürfte die Anschlusswilligkeit an ein grosses Deutschland und den Widerstand gegen den schwach erscheinenden neuen Kleinstaat weiter gesteigert haben.

Geistig kann Österreich und seine Leitung deshalb als "lebensunfähig" betrachtet werden: Die grundlegenden Bedingungen zur geistigen Selbsterhaltung und für eine fortschreitende Entwicklung in der Wirtschaft waren nicht vorhanden. Die Handlungen der Regierung in Wien gingen dabei mit der eigens herbeigeführten Inflation bis zur willentlichen Selbstzerstörung, die eigentlich gegen das Unterbewusstsein hätte erfolgen müssen. Überdies ist es dem Autor unverständlich, weswegen bei den österreichischen Verantwortlichen kein Vorteil darin gesehen wurde, wenn zwei statt nur ein "deutsches Land" im Völkerbund vertreten gewesen wäre.

Die Fragestellung erachtet der Autor trotz Weglassens manchen wichtigen Details als verständlich beantwortet. Man kann nur erahnen, dass die gegensätzlichen politischen Strömungen ungewollt (?) mit den Bestrebungen der deutschen Militärs zusammenspielten. Hätten die führenden Parteien in Wien den neuen Staat als Chance gegenüber deutschen militärischen Bestrebungen erkannt und sich statt mit Schuldzuweisungen mit den Ursachen der Gebietsabtretungen beschäftigt, vielleicht hätten Österreichs Vertreter den diesbezüglichen Sinn verstanden. Bezüglich der Werte standen dem neuen Kleinstaat Österreich bewiesenermassen nach einer gewissen Umstellungszeit mehr als nur die materielle "Lebensfähigkeit" und sogar autarke Wirtschaftskreisläufe zur Verfügung.

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5. Bibliographie

5.1.
Gedruckte Quellen

Akten zur deutschen auswärtigen Politik 1918-1945 aus dem Archiv des auswärtigen Amtes. Serie A: 1918-1925, Band II 7.Mai bis 31.Dezember 1919. Vandenhoeck & Ruprecht in Göttingen 1984. [Historisches Seminar:  NQ 24A:2]

Akten der Reichskanzlei. Weimarer Republik. Kabinett Scheidemann. [Hist.Sem.: NQ 309], Kabinett Bauer. [Hist.Sem.: NQ 309]

Bericht über die Tätigkeit der deutschösterreichischen Friedensdelegation. Band1 und 2. Deutschösterreichische Staatsdruckerei. Wien 1919. [Zentral-Bibliothek Zürich: CN 2143 und CN 2144]

Churchill, Winston Spencer: Der zweite Weltkrieg. Band1: Der Sturm zieht auf. Alfred Scherz Verlag. Bern 1948

Hindenburg, Paul von: Aus meinem Leben. Verlag von G. Hirzel. Leipzig 1920 [Hist.Sem.: ND 738]

Hitler, Adolf: Mein Kampf. Band1 1925, Band2 1927. Franz Eher Nachf. GmbH, München, Ausgabe 1936 in einem Band. Zentralverlag der NSDAP Eher Nachf. München [Ausg.1934: Hist.Sem.: NQ 431]

Renner, Karl: Österreich, Saint-Germain und der kommende Friede. Vortrag des Bundespräsidenten Dr. Karl Renner, gehalten in der österreichischen Liga für die vereinten Nationen im grossen Musikvereinssaale am 5. April 1946. Österreichische Staatsdruckerei Wien 1946 [ZBZ: DC 4755]

Weltherrschaft im Visier. Dokumente zu den Europa- und Weltherrschaftsplänen des deutschen Imperialismus von der Jahrhundertwende bis Mai 1945. VEB  Deutscher Verlag der Wissenschaften. Berlin 1975. [Hist. Sem.: NQ 1079]

The Public Papers of Woodrow Wilson, Vol 5+6. War and Peace. Presidential Messages, Addresses and Publik Papers 1917-1924. Edited by: Ray Stannard Baker and William E. Dodd. Harper & Brothers Publishers. New York and London. Kraus Reprint Co., New York 1970 [Hist.Sem.: NQ 1808/5-6]

Zernatto, Guido: Die Wahrheit über Österreich. Longmans, Green and Co. New York, Toronto 1938. [Hist. Sem.: NQ 238]


5.2.
Darstellungen

DTV-Atlas der Geschichte. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH, München. 21.Auflage 1986.

Fest, Joachim C.: Hitler. Eine Biographie. Ungekürzte Ausgabe, 4.Auflage. Frankfurt/M; Berlin. Ullstein, 1993. [Ausg. 1973: Hist. Sem.: ND 3407]

Hanisch, Ernst: Der lange Schatten des Staates. Österreichische Gesellschaftsgeschichte im 20. Jahrhundert.  Wien 1994. [ZBZ: G 2528(9)]

Nasko, Siegfried; Karl Renner in Dokumenten und Erinnerungen. Österreichischer Bundesverlag Wien, 1982. [ZBZ: FN 36461]

Schnee, Heinrich: Karl Lueger. Leben und Wirken eines grossen Sozial- und Kommunalpolitikers. Umrisse einer politischen Biographie. Duncker & Humblot, Berlin 1960 [Hist. Sem. NDb 483]

Tautscher, Anton / Kübler, Ernst. Die Lebensfähigkeit Österreichs. Untersuchungen und Ausblick. Leopold Stocker Verlag, Wien und Graz 1946 [Hist. Sem.: NQb 119]

Weissensteiner, Friedrich: Der ungeliebte Staat. Österreich zwischen 1918 und 1938. Österreichischer Bundesverlag Gesellschaft m.b.H. Wien 1990. [ZBZ: GN 33784]

Wissenschaftliche Kommission zur Erforschung der Geschichte der Republik Österreich. Veröffentlichungen Band 11. Saint-Germain 1919. Protokoll des Symposiums am 29. und 30.Mai 1979 in Wien. Verlag für Geschichte und Politik Wien 1989. [ZBZ: TN 3254/11]


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======

[1] DTV-Atlas Band2, S.133

[2] Bericht, Band2, S.628

[3] Bericht, Band2, S.637

[4] DTV-Atlas, Band2, S.123

[5] Wilson, War and Peace, S.160

[6] DTV-Atlas, Band2 S.123

[7] Schausberger, Österreich, zit. St-Germain 1919, S.233

[8] Weissensteiner, Staat, S.44

[9] Tautscher, Kübler, Überlebensfähigkeit, S.11; Zernatto, Wahrheit, S.13, 16-24

[10] Weissensteiner, Staat. S.28, 46-48, 54

[11] Bericht, Band2 S.296, 307-309

[12] Weissensteiner, Staat S.17, 41

[13] insgesamt 13 "Noten wegen der Ereignisse an der südslawischen Front" von Karl Renner an Clémenceau, zit. Bericht, Band1 und 2

[14] Bericht Band1 S.153, 42

[15] Akten der Reichskanzlei Kabinett Scheidemann, S.237-238; Kabinett Bauer, S.109

[16] Akten zur deutschen auswärtigen Politik, Serie A, Band2, S.34, 206-208

[17] Akten der Reichskanzlei Kabinett Bauer, S.234, 452-455

[18] Fest, Hitler, S.155-162

[19] Bericht, Band1,  S.3, 39

[20] Bericht, Band1, S.40; Bericht Band2, S.338

[21] Schumann, Nestler. Weltherrschaft, S.16-17, 131-136

[22] "Neue Freie Presse" vom 4.Juni 1919, zit. Weissensteiner, Staat, S.63

[23] "Arbeiter-Zeitung" vom 3.Juni 1919, zit. ebd.

[24] Parole auf Kundgebungen in Österreich gegen den Vertrag, zit. ebd.

[25] Akten zur deutschen auswärtigen Politik, Serie A, Band2, S.106

[26] Bericht, Band1, S.88-92

[27] "Memorandum der Vertreter der deutschen Sudetenländer in Erwiderung auf die Friedensbedingungen der alliierten und assoziierten Mächte", zit. Bericht, Band1 S.93-102, insb.S.96-97

[28] Bericht, Band1, S.130-133, 153

[29] Weissensteiner, Staat, S.42

[30] Bericht, Band1,  S.13, 210-211, 296, 307-309

[31] "Mitteilung der Beschlüsse des Hauptausschusses", zit. Bericht, Band2 S.298

[32] Bericht, Band2, S.248

[33] "Note mit Denkschrift und Gegenvorschlägen über die wirtschaftlichen Bestimmungen der Friedensbedingungen", zit. Bericht, Band1, S.247-311

[34] "Antwort der alliierten und assoziierten Mächte über wirtschaftliche Fragen", zit. Bericht, Band1, S.320-323

[35] Bericht, Band1, S.368-380

[36] Akten zur deutschen auswärtigen Politik, Serie A, Band2, S.93, 104-105. 127

[37] "Begleitnote zu den Friedensbedingungen vom 20.Juli" und "Friedensbedingungen", zit. Bericht, Band2 S.950

[38] Bericht, Band2, S.51-54

[39] "Antwort auf die Friedensbedingungen vom 20.Juli", zit. Bericht, Band2, S.275

[40] "Begleitworte zur Antwort der alliierten und assoziierten Mächte an den Präsidenten der österreichischen Delegation", zit. Bericht, Band2, S.310-317

 

[41] "Antwort der alliierten und assoziierten Mächte zu den Bemerkungen der österreichischen Delegation über die Friedensbedingungen", zit. Bericht, Band2, S.321-326

[42] Bericht, Band1, S.30; Bericht, Band2, S.327-328, 330-336

[43] "Finanzielle Klauseln", zit. Bericht, Band2, S.344-352

[44] "Häfen, Wasserwege, Eisenbahnen", zit. Bericht, Band2, S.367-372

[45] "Beschluss der Nationalversammlung" vom 6.September 1919, zit. Bericht, Band2, S.628-631

[46] "Kronen-Zeitung" vom 7.September 1919, zit. Weissensteiner, Staat, S.64

[47] Bericht, Band2, S.7, 637

[48] Schausberger, Österreich, zit. St-Germain 1919, S.243

[49] Die folgenden Ausführungen beruhen auf Schausberger, Österreich, zit. St-Germain 1919, S.258

[50]  Weissensteiner, Staat, S.44-45

[51] Die folgenden Ausführungen beruhen auf: Akten zur deutschen auswärtigen Politik, Band2, S.199, 371-379, 397-398

[52]  Akten zur deutschen auswärtigen Politik, Band2 S.232

[53]  Ebd., S.314

[54] Ebd., S.378, 397-398

[55] Anfänge des Nationalsozialismus in Österreich, zit. Weissensteiner, Staat, S.100-104; Zernatto, Wahrheit, S. 64-67

[56] Schnee, Lueger, S.19-20

[57] Hitler, Kampf, S.107-120, sowie: Fest, Hitler, S.65f.

[58] Hitler, Kampf, S.8-11

[59] Schausberger, St-Germain 1919, S.157

[60] Die folgenden Ausführungen beruhen auf Schausberger, Österreich, zit. St-Germain 1919, S.236-239; Hanisch, Schatten, S.280-282

[61] Die folgenden Ausführungen beruhen auf Schausberger, Österreich, zit. St-Germain 1919, S.245-262

[62] Schausberger, Österreich, zit. St-Germain 1919, S.259-263; Tautscher, Kübler, Lebensfähigkeit, S.58; Hanisch, Schatten, S.283

[63] Die folgenden Ausführungen beruhen auf Schausberger, Österreich, zit. St-Germain 1919, S.235-236

[64] Politisches Archiv des Auswärtigen Amtes Bonn (PA), Iib, Pol, Österreich 483/6, 8.Oktober 1920, zit. St-Germain 1919, S.236

[65] Hindenburg, Leben, S.404

[66] Hertz, Friedrich. Ist Österreich wirtschaftlich lebensfähig? Wien 1921, zit. Tautscher, Kübler, Lebensfähigkeit, S.15

[67] Stolper, Gustav. Österreich als Sozial- und Wirtschaftsproblem. München 1921, zit. Tautscher, Kübler, Lebensfähigkeit, S.15

[68] Layton-Rist. Die Wirtschaftslage Österreichs. Bericht an den Rat des Völkerbundes vom 4.September 1925. Veröffentlicht vom Verband über Banken und Bankenwesen, zit. Tautscher, Kübler, Lebensfähigkeit, S.16

[69] Die folgenden Ausführungen beruhen auf Tautscher, Kübler, Lebensfähigkeit, S.14

[70] Neumann, L.. Österreichs wirtschaftliche Gegenwart und Zukunft. Wien 1927, zit. Tautscher, Kübler, Lebensfähigkeit, S.15-16

[71] Zernatto. Wahrheit, S.67-70

[72] Schausberger, Österreich, zit. St-Germain 1919, S.246; Tautscher, Kübler, Lebensfähigkeit, S.59-63

[73] Hanisch, Schatten, S.287

[74] Tautscher, Kübler, Lebensfähigkeit, S.23-33

[75] Hanisch, Schatten, S.306-307, 310-316

[76] Deutschland ist gerüstet, 1936-1938, zit. Churchill, Weltkrieg, Band1, S.278-294

[77] Nasko, Renner, S.217, 255

[78] Tautscher, Kübler, Lebensfähigkeit u.a.

[79] Renner, Österreich, S.15, 21

[80] Hitler, Kampf, S.558-561


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