7b.
Die "Arabi"-Identität zwischen Byzanz und Persien
7b.1. Die "Arabi"-Christen und die
Byzanz-Doktrin von Herakleios
[Christen im heutigen Kurdistan ("Arabi") mit
Herakleios]
Trotz gewisser religiöser Unterschiede hatten die
Arabi mit Herakleios sympathisiert. Mehrfach belegte
Vergleiche machten die Runde mit Chosrau als Pharao im
alttestamentlichen Sinne, der die Kinder Ismaels
verschleppt habe, und die nun heimgeführt würden [46].
[46] Auch der Koran bezeichnet den
Perserkönig irrtümlich (?) als "Pharao".
Die Christen Persiens sahen Herakleios deshalb als
ihren natürlichen Verbündeten. Nach der Niederlage
zerfiel das Persische Reich in Fürstentümer, auch in
solche der Arabi. Zum einen lag die Autorität der
persischen Zentralmacht in Scherben, zum anderen war
mit dem Tod des Herakleios 641 die Bündnissituation
aus dem grossen, glorreichen Krieg beendet.
[Die "Arabi"-Emire nach dem Tod von Herakleios 641
bleiben Christen]
Die arabischen Emire, durchwegs Christen, hielten nun
die eigentliche Macht in Persien in der Hand. Hierfür
lassen sich zahlreiche archäologische Belege finden,
etwa die Münzprägungen der verschiedenen Emire, viele
mit einem christlichen Bezug im Münzbild.
[Byzanz mit Vasallenverträgen im
Zweistromland - direkte Macht nur an den Küsten
sowie Jerusalem und Damaskus]
Die persische Hegemonie in Mesopotamien, Syrien und
Ägypten war auf regionale Vasallen gestützt gewesen.
Die Niederlage gegen den Kaiser hatte zwar die
persische Hauptmacht und das sassanidische
Herrscherhaus vernichtet, die Emire von Mesopotamien
bis Ägypten jedoch unbeschädigt gelassen. Byzanz
behielt als starke Seemacht lediglich die Häfen sowie
einige wenige religiös wichtige Orte wie Jerusalem und
Damaskus [S.110] und schloss im Stile der altbekannten
"foederati" Vasallenverträge mit lokalen Fürsten.
[Kompromissformeln von Herakleios ohne Erfolg]
Herakleios hatte auch versucht, einen theologischen
Ausgleich mit dem Osten zu erzielen, aber seine
Kompromissformeln waren abgelehnt worden. Es half auch
nichts mehr, dass sein Nachfolger Konstans II. die
"Ekthesis", die Glaubensformeln, die 646 sogar zu
Aufständen in Nordafrika geführt hatten, aus der Hagia
Sophia (Kirche in Konstantinopel, heute in Istanbul
ein Museum -
https://de.wikipedia.org/wiki/Hagia_Sophia)
entfernen liess.
7b.2. Zeit ab 622: Das erste Gefühl einer
"Arabi"-Identität zwischen Tigris und Ägypten -
Maavia gegen Byzanz
[Die Solidarität der "Arabi" vom Zweistromland bis
Ägypten - und es wird die Wiederkunft Christi
erwartet]
Praktisch von einem Tag auf den anderen waren die
arabischen Emire jetzt ihre eigenen Herren, sie waren
plötzlich Teil einer Grossmacht, und das ohne grossen
Kampf. Kein Wunder, dass die Christen in Ägypten oder
Syrien kooperierten: Sie hatten es nun nicht mehr mit
Feueranbetern oder der verhassten Reichskirche zu tun,
sondern mit Leuten, die ihre Religion teilten.
Das Land von Ägypten bis Persien war nun plötzlich
arabisch dominiert, man war wie durch ein Wunder den
Schraubstöcken Byzanz' und Persiens entrollen. Der
Antichrist war besiegt, der Weltuntergang vertagt,
eine neue Ära war angebrochen, die in der Wiederkunft
Christi gipfeln würde.
[Die "neue Zeit" ab 622 nach dem byzantinischen
Sieg gegen die Perser]
Das Jahr 622 wurde so zur wichtigsten Jahreszahl des
frühen Arabiens. Es wurde als so wichtig und
einschneidend begriffen, dass man das Jahr des Sieges
der Christen über die Feueranbeter und der damit
verbundene Aufstieg der Araber als der Beginn einer
neuen Zeitrechnung festsetzte (wobei das byzantinische
Steuerjahr weitergeführt wurde, was der Wissenschaft
ein unschätzbares Instrument an die Hand lieferte).
Diese arabische Zeitrechnung (griechisch: "kata
Araba") folgte dem Sonnenkalender.
[Muslimische Lügentradition: Mohammed habe 622
Mekka verlassen, um in Medina Zuflucht zu suchen und
habe Herakleios mit dem Islam gedroht]
Nach der islamischen Tradition war ein arabischer
Prophet namens Mohammed 622 von der Stadt Mekka nach
Medina geflohen, und dieses Datum hatte den Beginn
einer neuen islamischen Zeitrechnung markiert. Diese
folgte dem Mondkalender. Nur, niemand benutzte diesen
Mondkalender, sondern den Sonnenkalender "nach der
Zeit der Araber". Nirgendwo ist der Name des Propheten
noch der seiner neuen Religion genannt. Nach
islamischer Tradition hatte Muhamad einen Brief an
Kaiser Herakleios gesandt mit der Aufforderung, zum
Islam überzutreten. Aus byzantinischen Quellen wissen
wir nichts über dieses Angebot. Nicht weiter
verwunderlich, denn wir können mit grosser Sicherheit
annehmen, dass Herakleios von dem Gründer einer völlig
neuen Religion, der ihm [S.111] noch zu Lebzeiten sein
halbes Reich und seine heiligen Stätten weggenommen
haben soll, nie gehört hatte. Seine Schreiber und die
Betroffenen hätten uns mit Sicherheit davon erzählt.
[Muslimische Lügentradition: Keine Quellen
vorhanden muslimische Expansion nach Damaskus oder
Kairo]
Nach dem Zusammenbruch bzw. dem Rückzug der
Hauptmächte brach eine unruhige Zeit an, die durch die
Positionskämpfe der einzelnen Emire gekennzeichnet
war. Die islamische Geschichtsschreibung stilisiert
diese internen Positionierungs-Scharmützel zu einem
glorreichen Eroberungskrieg der Muslime. Die
wissenschaftliche Geschichtsforschung weiss allerdings
nichts vom Sieg der Muslime bei Gabitha, auch die
"grosse Entscheidungsschlacht" am Jordan (Yarmuk) der
Muslime gegen Byzanz ist unbelegt. 639, also noch zu
Lebzeiten (!) des Herakleios, sollen die Wüstenkrieger
Muhamads Damaskus erobert haben - auch dafür gibt es
nicht den geringsten historischen Beleg. Nach
islamischer Tradition soll 640 Amr ibn As mit der
grünen Flagge des Propheten an der Spitze eines
muslimischen Heeres in Kairo eingezogen sein - und
auch darüber schweigen sich die Quellen der Zeit aus.
Es existiert allerdings von Abd al-Maliks Bruder Aziz,
Emir in Ägypten, eine auf das Jahr 690 datierte
Inschrift an einer Brücke von Fustat (Alt-Kairo), die
mit der Floskel "Amen" endet.
[Forschung: Maavia (Muawiya) mit dem Ziel eines
neuen Perserreichs bis Ägypten]
Der Erste, der die Chance zur Gründung eines neuen
Grossreiches, das Persien und die ehemaligen
arabischen Besitzungen Byzanz' umfassen sollte,
wahrnahm, war Maavia [[Muawiya]]. Eine Neuauflage des
Persischen Reiches unter Einschluss der Araber, nichts
weniger strebte er an, beinhaltete natürlich die
Wiederaufnahme des sassanidischen Kampfes gegen
Byzanz.
662 kehrte Kaiser Konstans II. seiner Hauptstadt
Byzanz den Rücken. Nicht nur hatte er sich mit der
gesamten östlichen Christenheit zerstritten, seine
höchst kaiserlichen Auffassungen wurden zu allem
Überfluss auch noch von Maximus dem Bekenner, dem
prominentesten Theologen seiner Zeit, als Häresie
abgekanzelt (was dieser allerdings mit der
lebenslangen Verbannung auf die Krim bezahlte).
[Byzanz: Regierungssitz wird nach Sizilien verlegt
- Maavia in Damaskus beginnt mit Kämpfen gegen
Byzanz]
Konstans II. also machte die Drohung des Herakleios
wahr und verlegte seine Residenz nach Syrakus auf
Sizilien - dem östlichen Reich drohte somit
Vernachlässigung.
Im selben Jahr, 662, wurde Maavia [[Muawiya]] in
Darabgerd, Südiran, zum "Amir al-Muminin" gewählt. In
dieser Eigenschaft herrschte er bald über
Persien [S.112] und den ehemals byzantinischen
Osten. 663 nahm er in persischer Tradition wieder
Kriegszüge gegen den Westen auf.
Maavias Residenz war Damaskus mit dem wichtigsten
Heiligtum und Pilgerzentrum der Zeit, der
Johannesbasilika mit dem Haupt Johannes des Täufers
als Reliquie. Die wichtigste Inschrift, die von Maavia
erhalten ist, haben wir bereits oben kennengelernt [[
S.80]],
den Stein von Gadara (Israel), eine griechische
Inschrift, mit dem Kreuzzeichen beginnend, die seinen
Titel nennt: "Amir al-Muminin". Exakt derselbe Titel
findet sich von ihm in Persien in persischer Sprache.
Wie wir gesehen hatten, bedeutet er "Oberster
Schutzgewährer", die gängige Übersetzung "Führer der
Gläubigen", womit wie selbstverständlich Muslime
gemeint sind, ist ohne irgendeine Basis.
[Maavia wechselt die Seite und wird zum Verräter
von Byzanz]
Maavia war ursprünglich Verbündeter und Lehnsherr des
Kaisers, wurde aber zum Verräter, weil er als
Byzantinerfreund die Unterstützung im persischen Teil
seines Reiches verloren hätte. Maavia prägte auch
Münzen in Jerusalem, die Figuren mit dem Kreuzglobus
in der Hand darstellen.
[Muslimische Lügentradition: Muawiya soll zum Islam
konvertiert sein, soll der Sekretärs von Mohammed
gewesen sein, soll zum Kalifen von Medina ernannt
worden sein, soll 639 als Statthalter von Damaskus
eingesetzt worden sein, soll Feinde des Islams
besiegt haben und das Kalifat gegründet haben]
Maavia ist unter dem Namen Muawiya eine der wenigen
historisch fassbaren Personen im bunten Reigen
traditioneller Darstellungen des frühen Islams. Die
Wissenschaft weiss nichts Gesichertes über seine
Herkunft, die islamische Geschichtsschreibung aber
weiss es: Muawiya sei 603 in die einflussreiche Sippe
der "Omayaden" vom Stamme der Kuraisch in Mekka
geboren worden, 630 sei er zum Islam konvertiert und
habe dem Propheten als Sekretär gedient. Dann sei er
zum Kalifen von Medina ernannt und 639 vom Kalifen
Umar als Statthalter von Damaskus eingesetzt worden.
Unter seiner Führung seien die Feinde des Islams
besiegt worden, dazu sei er aus mehreren Schlachten
siegreich hervorgegangen, was ihm das Kalifat
eingebracht, allerdings auch zur Abspaltung der
Schiiten unter dem "rechtmässigen Kalifen" Ali geführt
habe...
[Forschung: Maavia / Muawiya verliert gegen
Konstantinopel und wird tributpflichtig - Maavia /
Muawiya wird in Damaskus gestürzt]
Zu den Fakten:
Die Schwäche der Perser war die Seekriegsführung
gewesen, weshalb sie letztlich immer vor
Konstantinopel - wie auch früher schon vor Athen -
gescheitert waren. Maavia hatte nun durch den Besitz
Ägyptens und Küstensyriens die Möglichkeit, eine
Flotte einzusetzen. Nach der schrittweisen Eroberung
einzelner Inseln auf dem Weg nach Konstantinopel
errichtete er [S.113] 672 eine Flottenbasis in der
Nähe der byzantinischen Hauptstadt, und als er 674 zum
Angriff schritt, erlitt er eine fürchterliche
Niederlage vor den Mauern der Stadt. Der Feldzug
endete in einem Desaster, trotzdem machte nach
islamischer Darstellung der "Kalif Muawiya" das
Byzantinische Reich tributpflichtig für die Muslime.
Genau das Gegenteil ist wahr. Maavia musste sich den
Frieden mit Byzanz erkaufen und erklärte sich zu einem
jährlichen Tribut von 3000 Goldstücken nebst Sklaven
und Pferden bereit.
Dies brachte eine starke Opposition im Osten zustande,
die Maavia absetzte. Maavia behielt einige Gebiete im
Westen, verfiel in Bedeutungslosigkeit, über sein Ende
ist nichts bekannt (die islamische Tradition kann
allerdings mit Details aufwarten).
Der Aramäer Maavia, der muslimische "Kalif Muawiya"
der Tradition, war in Wirklichkeit arabischer Christ.
7b.3. Abd al-Malik gegen Byzanz mit dem
Felsendom in Jerusalem mit der Inschrift
"gepriesener Jesus"
[Forschung: Abd al-Malik aus dem ostchristlichen
Marw - christlich und buddhistisch bis zum
Mongolensturm von 1221]
Der Nachfolger Maavias, Abd al-Malik, stammte aus Marw
in der ostpersischen Provinz Chorasan (heute
Turkmenistan). Marw war das antike Antiochia Margiana
und fiel im 5. Jahrhundert n. Chr. an Persien. Nach
dem Zusammenbruch des persischen Sassanidenreiches als
Folge der Niederlage gegen Byzanz [[622]] gelangten in
der Region ansässige Araber an die Macht. Die
traditionell behauptete islamische Eroberung von Marw
und der anderen mittelasiatischen Oasen hat nicht
stattgefunden. Noch aus dem 9. Jahrhundert sind
christliche und buddhistische Klostergründungen belegt
sowie Missionierungen entlang der Seidenstrasse. Erst
mit der Zerstörung durch die Mongolen im Jahr 1221
kann man gesichert von der Islamisierung Marws
ausgehen.
[Forschung: Abd al-Malik ab 681 mit erneuertem
Tributvertrag an Byzanz - Verehrungskult
"Muhamadismus" für Jesus "Isa bin Maryam"]
Wie Münzinschriften belegen, gelangte Abd al-Malik 681
an die Macht, musste aber schon vorher von Bedeutung
in der Region gewesen sein. Seine Herrschaft war auf
innere Konsolidierung gerichtet, daher erneuerte er
den Tributvertrag mit Byzanz zu höheren Zahlungen.
Malik wollte dem Kaiser vielleicht aus Überzeugung,
vielleicht aus Mangel an militärischen Optionen, auf
religiösem Gebiet Paroli bieten. Seine Regierungszeit
war relativ friedlich, und in seiner Zeit blühte der
sogenannte "Muhamadismus" auf.
Sassanidischer Tradition entsprechend symbolisierten
Münzen immer die Ideologie des Herrschers. Das war bei
Abd al-Malik der "muhamad", der Gepriesene. Ab dem
Jahr 660 tauchten Münzen aus Persien mit dem Logo
[S.114] "muhamad" auf, in Kombination mit christlichen
Symbolen oder weiteren Nennungen wie "abd Allah"
(Diener Gottes) oder "nam" (selig).
Mit "muhamad" war nun zweifellos keine Person gemeint,
es war viel mehr ein Titel. Abd al-Malik selber sagt
uns unzweideutig in der Inschrift in seinem Heiligtum
in Jerusalem, im "Felsendom", wer der "muhamad" war:
Isa bin Maryam - Jesus, Sohn der Maria.
[Forschung: Abd al-Malik mit dem Felsendom gegen
Kaiser Byzanz mit seiner Hagia-Sophia-Kirche - die
ostchristliche Messiaserwartung]
Der Kaiser von Byzanz als Vorsteher der Reichskirche
hatte die Hagia Sophia (die Hagia-Sophia-Kirche, dann
Moschee, heute ein Museum in Istanbul -
https://de.wikipedia.org/wiki/Hagia_Sophia).
Abd al-Malik dagegen als Vorsteher der arabischen
Kirche hatte keinen monumentalen Sakralbau. Die Zeit
dränge, denn für den Jahreswechsel 699/700 wurden der
Weltuntergang und die Rückkehr des Messias erwartet.
Ihn wollte er in der neuen Basilika an der Stelle des
alten salomonischen Tempels in Jerusalem erwarten. Er
nahm den Bau des "Felsendoms" in Angriff, den er 694
abschloss. Der Bau mit seinem achteckigen,
christologisch-symbolhaften Grundmuster [47]
[47] Vgl. hierzu [[das Kapitel]]: Die
Kirche am Tempelberg [[S.99-106]]
entspricht syrisch-byzantinischer Kirchenarchitektur
und wurde ohne Zweifel als christliches Heiligtum
gebaut. (Die Annahme, Karl der Grosse habe beim Bau
seiner in den Grundelementen identischen Pfalzkapelle
in Aachen eine muslimische Moschee kopiert, ist nicht
sonderlich realistisch).
[Forschung: Die Glaubensbekenntnisse - Abd al-Malik
ohne Dreieinigkeit, dafür mit dem "gepriesenen
Propheten": "muhamad rasul"]
Im Inneren der Hagia Sophia hatte Herakleios sein
Glaubensbekenntnis im Sinne der Dreieinigkeit
anbringen lassen. Malik verewigte in seiner Kirche am
Ort des Tempels seinerseits sein Glaubensbekenntnis
(im vollen Wortlaut haben wir es bereits oben [[
S.91-92]]
kennengelernt):
"Es gibt keinen Gott ausser Gott allein,
er hat keinen Teilhaber."
"Gelobt sei der Knecht Gottes und sein
Gesandter."
"Jesus Christus, Sohn der Maria, ist der
Gesandte Gottes."
"So glaubt an Gott und seinen Gesandten
und sagt nicht Drei."
|
Dies ist ein christlich-vornizensisches
Glaubensbekenntnis reinsten Wassers. Abd al-Malik
lehnt die Dreieinigkeit ab ("so sagt nicht Drei"), für
ihn ist Jesus der "muhamad rasul", der "gepriesene
Prophet", aber nicht der Sohn Gottes.
[Forschung: 7-armiger Leuchter von Abd al-Malik
wird 5-armig]
Eine Münze Maliks unterstreicht das religiöse
Fundament seiner Kirche am Platze des alten Tempels:
Sie bildet den siebenarmigen Leuchter ab zusammen mit
der Inschrift "Es gibt nur einen Gott" (
"la ilaha
[S.115]
illa
'lah"). Er sieht sich als Erneuerer Zions in
der wahren Tradition Davids. Diese Tradition ist auch
im späteren Islam erhaltengeblieben, nur wurde David
mit dem Allzweck-Titel "Prophet" ausgestattet. Der
Leuchter mit den sieben Armen der Primzahl 7 wandelte
sich bald zu 5 Armen der Primzahl 5, wohl um eine
Distanz zum jüdischen Komplex zu schaffen.
[Forschung: Die Verbreitung des Konzepts des
"gepriesenen Propheten": "muhamad rasul"]
Abd al-Malik hatte also den Osten seines Reiches
verlassen und war nach Westen gezogen, nach Jerusalem.
Das mit den verschleppten Arabi in den Osten
verschlagene "muhamad"-Motto war mit ihm vom Osten
nach dem Westen gewandert und tauchte in der Folgezeit
auf Prägungen in Syrien und Palästina auf. In
Nordafrika fand der "muhamad" ebenfalls Verbreitung,
nur in Ägypten, im Bereich der koptischen Kirche, tat
sich das "muhamad"-Konzept schwer.
Der "Muhamadismus" im Sinne des "Gepriesenen" (Jesus)
war das bestimmende Merkmal der Zeit Maliks. Seine
Anhänger wurden die "Muhamedaner", womit zu jener Zeit
keineswegs Muslime gemeint waren [[sondern Christen,
die Jesus als "der Gepriesene" verehrten]].
[Muslimische Lügentradition: Die Fehlinterpretation
auf Münzen von Abd al-Malik mit dem Wort "muhamad"]
Gerade in Abd al-Maliks Münzen sieht man
traditionellerweise einen Nachweis, dass es sich bei
ihm um einen islamischen Kalifen gehandelt habe. Mit
dem Aufscheinen von "muhamad" sei klarerweise der
Prophet gemeint, ausserdem sei eine häufig
auftauchende Figur mit Schwert ("standing caliph") und
der Inschrift "kalfat Allah" [["kalifat Allah?]] die
Darstellung des jeweiligen Kalifen. Es gibt eine ganze
Reihe solcher "Stehenden Kalifen". Es sind typisierte
Darstellungen, und nur gelegentlich findet sich die
Nennung des Herrschers, regelmässig aber die Nennung
MHMD oder ausgeschrieben "muhamad(un)". Der "Stehende
Kalif" ist in Wirklichkeit der "Gepriesene", nämlich
Jesus. Er hält stets ein überdimensionales Schwert in
der Hand, das Richtschwert, auf einige Darstellungen
deutlich als Flammenschwert zu erkennen. Das ist die
Rolle, die er im Zeitverständnis einnimmt: der
eschatologische Jesus, der als Verkünder Gottes
("Kalfat Allah") alsbald auf die Erde zurückkehren
wird, um am Jüngsten Tage Recht zu sprechen.
[Forschung: Auf Münzen von Abd
al-Malik fehlt das Byzantinerkreuz - dafür eine
Steinpyramide "Yegar Sahadutha"]
Oft findet sich auf Maliks Münzen eine "Leiter", so
[[sagen]] manche Interpreten. Dieses Gebilde findet
sich auch auf byzantinischen Münzen mit dem
byzantinischen Kreuz obendrauf. Auf Maliks Münzen
fehlt dieses Kreuz, manchmal ersetzt durch eine Kugel
oder einen Kreis. Dies wird nun [S.116]
traditionellerweise so interpretiert, dass Malik als
muslimischer Herrscher das Kreuz entfernen liess. Nach
neuer Interpretation ist das Verschwinden des
byzantinischen Kreuzes aber nicht nur Teil der
ideologischen Auseinandersetzung mit Byzanz, sondern
auch eine Rückbesinnung auf die alte mitische
Tradition anikonischer Steinidole. denn die "Leiter"
stellt ohne Zweifel die "Yegar Sahadutha" dar, die
alttestamentliche Steinpyramide im Zusammenhang mit
der Jakobslegende, die zum Allerheiligsten führt. Auch
im Westen seines Reiches, in Nordafrika, weisen Maliks
Münzen die "Yegar Sahadutha" auf, zusammen mit seinem
monophysitischen Programm in Latein:
"In nomine domini non deus nisi deus solus non est
alius."
(Im Namen des Herrn, es gibt nur einen Gott allein und
er hat keinen Teilhaber). [S.117]
[Forschung: Die Tradition vieler
Titel und Verehrungen, ohne den Namen des
Gepriesenen zu nennen]
Es erhebt sich auch die Frage, warum Titel häufig
genannt werden ("muhamad", "abd Allah" etc.) ohne
denjenigen, der gemeint war, gleich beim Namen zu
nennen. Es ist die vom Respekt diktierte Scheu der
Zeit, grosse, heilige Namen nicht leichtfertig
auszusprechen. Dies ist schon aus dem Alten Testament
bekannt. Von den Nabatäern wissen wir nicht einmal den
Namen ihres höchsten Gottes, lediglich den Titel
("Dusares"). Der "Gesalbte" ("Christus") ist genau so
ein Titel, wie es "muhamad" ist. Auch weltliche
Herrscher der Zeit bevorzugten solche Titel, und zwar
bewusst herabstufende. 629 legte Herakleios den Titel
"autokrator" ab und liess [S.118]
sich bescheiden als "basileus" ("König") titulieren.
Justinian II. nahm gar "servus Christi" ("Diener
Christi") als Haupttitel an, genauso wie die "Knechte
Gottes" Maavia und Abd al-Malik. Eine Reihe von
Herrschern ist uns nur vom Titel, der ihr geistliches
Motto ausdrückt, bekannt, nicht aber vom Namen her.
[Archäologie: Viele christliche Symbole in der
Ostkirche: Fisch, Kreuz, Palme, Lamm Gottes]
Und letztlich bildeten die Münzen der "Omayaden" die
Palette der gängigen christlichen Symbole ab: Fisch,
Kreuz, Palme, Agnus Dei (Lamm Gottes) [48],
[48] In einer traditionellen
Münzbeschreibung "Vierbeiner" genannt.
und, wenn auch mit etwas ideologischem Abstand, die
alttestamentliche Steinpyramide. Das Kreuz spielte in
den orientalischen Kirchen generell eine weit
geringere Rolle als in den westlichen.
[Archäologie: Muslimische Münzen fehlen für Muawiya
/ Maavia und Abd al-Malik vollständig]
Wir besitzen eine grosse Anzahl eindeutig christlicher
Münzen aus Zeiten und Regionen, die nach dem
traditionellen Bericht schon lange islamisch gewesen
sein solle. Wie lässt sich das erklären? Es gibt keine
Erklärung ausser der, dass die Emittenten Christen
waren. Muslime können nicht präsent gewesen sein, denn
Münzen waren ein viel zu wichtiges Mittel der
Demonstration von Macht und Ideologie, als dass jemand
den Unterworfenen die Prägehoheit überlassen hätte -
und das über Jahrhunderte hinweg. Sobald Muslime
auftreten, drücken sie das in ihren Münzen aus.
[Muslimische Lügentradition: Falsche Interpretation
ostchristlicher Münzen]
Was wir mit Erstaunen feststellen, ist, dass die
Numismatik [[Münzkunde]] der Vergangenheit versuchte,
ihre Interpretation religiösen Geschichtsbildern [[der
muslimischen Lügentradition]] anzupassen, anstatt das
religiöse Geschichtsbild den Fakten [[anzugleichen]].
[Archäologie: Im 7. und 8. Jh. ist keine neue
Religion "Islam vorhanden"]
Nirgendwo in Relikten oder Dokumenten des 7. und 8.
Jahrhunderts, islamische oder nichtislamische, kommt
die Nennung von Muslimen oder Islam im Sinne einer
neuen Religion in Arabien vor. Und das, obwohl nach
islamischer Tradition zu dieser Zeit bereits der
gesamte Orient islamisch gewesen sein soll. Gerne wird
als Beleg für die Existenz des Islams im 8.
Jahrhundert Johannes Damascenus genannt. Der spricht
aber nicht - man muss einfach nur mal hinschauen - von
"Muslimen", sondern von der "Häresie der Ismaeliten".
Häretiker sind diejenigen, die die offizielle
Glaubenslinie verlassen haben - das war von der
Reichskirche aus gesehen bei der arabischen Kirche
Maliks der Fall -, es sind aber [S.119] niemals
Anhänger einer anderen Religion. Es ist Usus geworden,
"Araber" mit "Muslimen" gleichzusetzen, obwohl es
dafür keine historische Rechtfertigung gibt.
[Archäologie: Der Begriff "Muslim"="Orthodoxer",
"Rechtgläubiger"]
Der Begriff "Muslime" ist zum ersten Mal für das Jahr
753 auf einer persischen Münze nachgewiesen. Diese
"Muslime" sind jedoch nicht die Angehörigen der
Religion des Islams, wie wir es heute als
selbstverständlich verstehen, sondern es sind
aramäisch die "meshlem", die "Orthodoxen", die
"Rechtgläubigen" (was auch die Griechisch-Orthodoxen
von dich behaupteten).
[Kreuzzüge: Papst Urban II. weiss gar nicht,
wer da in Palästina lebt: arabische Christen]
In seinem Aufruf zum ersten Kreuzzug 1096 sprach Papst
Urban II. von der Rückgewinnung des Heiligen Landes
und von seiner Neubesiedelung. Er skizzierte Palästina
als das Land der Bibel, "wo Milch und Honig fliesst".
Viele Kreuzfahrer nahmen ihre Familien mit und waren
fast vom Schlag getroffen, als sie dann der heissen
Steinwüste ansichtig wurden. Urban sprach über
"Gottlose" im Allgemeinen, verlor aber kein konkretes
Wort über Muslime und ihre Religion. Hätte er sie als
die Hauptgegner wahrgenommen, so kann man erwarten,
hätte er Ross und Reiter genannt [S.120].