Die Lügengeschichte einer muslimischen
Besetzung der Iberischen Halbinsel ab 711
[Muslimische Lügentradition: Ein
Vergewaltigungsgerücht im Jahre 711]
Irgendwann im Jahr 89 nach der Flucht des Propheten
nach Medina, und somit im Jahre 711 des Herrn, stand
der arabische Heerführer Tariq ibn Ziyad auf der
afrikanischen Seite der "Säulen des Herkules", wie die
Meerenge von Gibraltar damals auch hiess, und blickte
hinüber nach Hispania, das es für den Propheten der
Araber und seine Religion zu erobern galt.
Aber so einfach ging das nicht, denn die Regie des
Stückes forderte Tragik und Verwicklungen.
Diese lieferte ein gewisser Julian, byzantinischer
(oder gotischer?) Gouverneur von Ceuta, einer Stadt
auf der afrikanischen Seite der Meerenge. Dieser hatte
sein Töchterlein Florida nach Toledo an den Hof des
Gotenkönigs Roderich zur Erziehung gesandt. So weit,
so gut, bis eines Tages Florida den König Roderich der
Vergewaltigung bezichtigte. Dieser stritt zwar die
Beschuldigung ab, aber der Vater war so erzürnt, dass
er auf Rache sann, mit den Muslimen in Nordafrika
gemeinsame Sache machte und sie zum Abenteuer Andalus
animierte.
[Anmerkung: Ein König braucht keine
Vergewaltigung, der kann sich von überall her
genügend Frauen organisieren, die ihn verehren, ohne
jede Vergewaltigung].
[Muslimische Lügentradition:
Fantasie-Prophezeiungen der muslimischen Besetzung]
Aber selbst das hätte wohl noch nicht für eine
Katastrophe ausgereicht, hätte Roderich nicht noch
einen kapitalen Fehler gemacht: Im Palast von Toledo
gab es einen Raum, der selbst dem König verboten war.
Wer ihn betrete, so hiess es, würde grosses Unheil für
sich und sein Reich herabrufen. Der unselige Roderich
betrat den Raum. Er sah Gemälde von Arabern - und las
die Prophezeiung, diese Männer würden noch am gleichen
Tag in sein Reich einfallen und seine Herrschaft
beenden.
[Anmerkung: Araber haben vor 1100 nie
spanischen Boden betreten. Es gibt also keinen
Grund, wieso da im Gotenreich im Jahre 711 Gemälte
mit Arabern auf spanischen Boden existieren
sollten].
[Muslimischer Sieg durch Propaganda zum Überlaufen
- im Jahre 711]
So geschah es dann auch. Tariq landete mit 7000
Berbern in 4 Booten bei dem Felsen, der fortan seinen
Namen tragen würde, nämlich Gebel [S.179] Tariq,
Gibraltar. Wenig später, am 28. Ramadan des Jahres 89
der Hidschra (711) schlug er Roderich und sein Heer in
der Schlacht am Fluss Guadalete (auch der Fluss
Barbate gilt) vernichtend und endgültig. (Das Gebot
des Propheten, die Ungläubigen zu töten, nicht aber im
heiligen Monat Ramadan, kümmerte die Invasoren
offensichtlich nicht). Der höchst unwahrscheinliche
Sieg gelang, weil der rachsüchtige Julian einen
beachtlichen Teil des christlichen Gotenheeres zum
Überlaufen zu den Muslimen bewogen hatte.
Diese Details und noch sehr viel mehr, einschliesslich
wörtlicher Reden der Akteure, liefert uns die
arabische Geschichtsschreibung.
Aber die Ereignisse sind damit noch nicht beendet.
Gleich im nächsten Jahr setzte Musa Ibn Nusair, des
Propheten General in Nordafrika, mit 18.000 Mann nach
Hispania über und besetzte das gesamte Land, das
fortan al-Andalus hiess.
[Muslimische Lügentradition: Ein kleiner Flecken
bleibt unbesetzt durch christlichen Widerstand und
Erdrutsch-Pech]
Das ganze Land? Nein, ganz im Norden, in den
Kantabrischen Bergen, in der Höhle von Covadogna,
hatte sich ein gotischer Adeliger namens Pelayo
festgesetzt, der nicht an Aufgabe dachte. Der
renitente Christ schlug im Jahr 718 (oder war es 748?)
das islamische Heer unter dem arabischen Heerführer
Qama, 124.000 Muslime verloren in der Schlacht ihr
Leben, den Rest (63.000 Tote) besorgte ein Erdrutsch.
Das sind schon beinahe die Wunder-Dimensionen der
muslimischen Siege vom Yarmuk oder von Nehawend.
Manche glauben die Erzählungen, manche glauben, sie
enthielten einen wahren Kern, manche halten sie für
pure Legenden. Jedenfalls haben wir keine Ahnung, ob
die Schlachten von Covadogna oder Guadalete je
stattfanden oder nicht. Wenn sie nicht stattfanden,
waren sie doch notwendig für die Regie:
[Conquista und Reconquista]
Verrat, noch dazu unter Mitwirkung einer Frau, führte
zur "conquista", der islamischen Eroberung Spaniens.
Die Kapitulationsverweigerung und der Mut eines
gotischen Adeligen auf scheinbar verlorenem Posten
bildeten die Keimzelle der "reconquista", der
Rückeroberung des von den Muslimen geraubten
Territoriums unter dem Zeichen des Kreuzes.
Fügt man dann noch die Dynastie der berühmten Omayaden
hinzu, deren überlegene islamische Kultur aus
al-Andalus ein sonnenbeglänztes Paradies und ein
Refugium der Wissenschaften und Toleranz für [S.180]
800 Jahre machte, hat man den gesamten Spannungsbogen
des Stückes namens al-Andalus umfasst und geht mit dem
gängigen Geschichtsbild konform.
Keine Quellen für die märchenhafte,
islamische Spanien-Besetzung vorhanden
[[Keine Denkmäler, keine Inschriften, keine Tempel,
keine Gedenktafeln aus der damaligen Zeit. Wurden die
muslimischen Denkmäler alle nur aus Papier gebaut?]].
[Autoren Julian und Tariq aus dem 14. Jh.]
Der Haken an der Sache sind - hier wie im gesamten
Komplex des frühen Islam - die Quellen.
Zwar besitzen wir zum Beispiel den Text einer
Absprache zwischen den bereits genannten Julian und
Tariq, in dem der Autor den Eindruck erweckt, selber
dabei gewesen zu sein. Der Text stammt allerdings aus
dem 14. Jahrhundert.
Nach dem Geschichtenerzähler Ibn al-Kuttiya forderte
Tariq seine Truppen auf, für den Islam und Allah zu
kämpfen, und stellte ihnen für das Märtyrertum
Belohnung im Paradies in Aussicht. Allein wegen seiner
(im Namen ersichtlichen) gotischen Abstammung wird
Kuttiya von manchen als äusserst verlässliche Quelle
angesehen - das Thema des Dschihad gegen Ungläubige
gibt es allerdings erst seit dem 11. Jahrhundert und
die älteste Version Kuttiyas stammt ebenfalls aus dem
14. Jahrhundert.
[Autor al-Hakam gest. 870 war nie in Spanien
gewesen - zugeschriebener Text aus dem 17.
Jh.]
Das Werk des Ägypters al-Hakam (gest. 870), eines
anderen viel bemühten Schreibers, der nach eigenem
Bekunden niemals in Spanien war, liegt grösstenteils
nur in einem Text aus dem 17. Jahrhundert vor. Obwohl
solche Texte immer einer starken Kosmetik der späteren
- islamischen - Jahrhunderte unterlagen, ist bei Hakam
nichts von Islam oder einem Heiligen Krieg zu lesen
(sein Hauptthema ist die Beute und deren
problematische Verteilung). Muhamad taucht nur einmal
kurz auf; und zwar sieht ihn Hakam als Räuberhauptmann
und nicht als Religionsstifter, von Palästina spricht
er vom "Heiligen Land", die Ibaditen (mehr davon
später) nimmt er nicht als Muslime wahr: Zur Mitte des
9. Jahrhunderts war in Ägypten die offizielle und
heute gängige Mohammedvita offensichtlich noch nicht
bekannt.
[Angeblicher Kapitulationsvertrag von 713
ist im Original nicht vorhanden - eine "Erläuterung"
aus dem 13. Jh.]
Das älteste bekannte Dokument ist ein
Kapitulationsvertrag von 713 zwischen dem Goten
Theodomir und dem Araber Abd el-Aziz, das gerne als
Beispiel der Grosszügigkeit der erobernden Muslime
angeführt wird. Dieser Vertrag liegt uns aber nicht in
seiner zeitgenössischen Version vor, sondern lediglich
in einer Erläuterung aus dem 13. Jahrhundert - also
500 Jahre danach.
[Autor Al-Razi - eine "Bearbeitung" um 1400]
Die Schriften des Cordobeser Al-Razi kennen [S.181]
wir lediglich aus einer portugiesischen Bearbeitung um
1400.
[Muslimische Quellen sind "Erbauung und
Unterhaltung" - Chronologie ist Nebensache]
So steht es mit allen bemühten Quellen, und
interessanterweise wird die Fülle an Details und
wörtlicher Rede umso grösser, je weiter der
Berichterstatter zeitlich von den Geschehnissen
entfernt ist. Die Geschichtensammlung Akhbar Magmua,
erhalten in einer Version aus dem 14. Jahrhundert,
lässt Abd al-Rahman die Abenteuer seiner Flucht von
Syrien bis Spanien in der Ich-Form erzählen. Es ist
auch hier wieder daran zu erinnern, dass es sich bei
arabischen Überlieferungen um eine eigene
Literaturgattung handelt zur Erbauung und
Unterhaltung, und nicht dazu bestimmt, Sachverhalte
historisch korrekt abzubilden. Dazu der Arabist
Johannes Thomas: "Arabische Schilderungen zeigen in
aller Regel kein oder sehr wenig Interesse an der
Chronologie."
[Wiederkehrende Erzählelemente in der "muslimischen
Geschichtsschreibung"]
Gewisse erzählerische Elemente, die schon aus der
Bibel bekannt sind, ziehen sich wiederkehrend durch
die gesamte arabische Literatur. Etwa die Geschichte
von der Eroberung Cordobas, die deshalb gelang, weil
ein Hirte einen Riss in der Stadtmauer verriet.
Dasselbe Element finden wir bei der "muslimischen
Eroberung" von Damaskus, Cäsarea, Alexandrien, Kairo
und Tustan. Tripolis wurde erobert, weil das Wasser
zurückwich und wieder ansteigend die Gegner
verschlang. Es finden sich natürlich die durch
Posaunenbeschallung einstürzenden Stadtmauern im Stile
Jerichos ebenso wie der Anführer, der Wasser aus dem
Felsen schlug und so seine Armee rettete.
[Namenssymbolik in der "muslimischen
Geschichtsschreibung"]
Typische Namenssymbolik finden wir bei dem
Truppenführer Tarif, ein Name, der sich wohl vom
realen Ort Tarifa ableitet und auf eine zu schaffende
Persönlichkeit übertrug.
Ähnlich der Feldherr Tariq. "Tariq" bedeutet der "Weg"
und wird in der arabischen Literatur im Sinne von
"nomen est omen" gerne zu Wortspielen benützt, ein
sogenannter "sprechender Name", der sich zu einer
legendären Person dieses Namens verselbständigte. In
den verschiedenen Geschichten wird Tariq einmal als
Araber, dann als Perser und dann wieder als Berber
dargestellt. Dies zeigt die Unzuverlässigkeit der
Berichte, denn irgendeine Evidenz der Existenz der
Personen Tariq und Tarif haben wir nicht. Es ist viel
wahrscheinlicher, dass "Tariq" seinen Namen von
"Gibraltar" bezog als umgekehrt [S.182].