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9d. Christliche Konzilien auf der Iberischen Halbinsel ab dem 7.Jh. - Hetze gegen andere Religionsgruppen

9d. Konzilien und Hetze gegen Religionsgruppen auf der Iberischen Halbinsel: Manichäer, Nestorianer, "Ausuferungen", Casianer etc. -- Iberische Halbinsel: Die Konzilien erwähnen keinen "Muhamad" - Muhamad-Fantasie ab 850 -- Die Konzilien-Hetze gegen die Eremiten-Höhlenbewohner "Arures" ("Haruri") -- "Arures" als Schimpfwort gegen Kharidjiten -- Christliche Glaubensgruppen treten später zum Islam über, um sich vor Diskriminierung zu retten - Kryptochristen und "die grüne Grenze" -- Mutazilismus-Mischmasch: Erste Koranverse, AT, NT und Rationalismus in al-Andalus

präsentiert von Michael Palomino (2015) - S.192-194

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9d. Christliche Konzilien auf der Iberischen Halbinsel ab dem 7.Jh. - Hetze gegen andere Religionsgruppen

[Konzilien und Hetze gegen Religionsgruppen auf der Iberischen Halbinsel: Manichäer, Nestorianer, "Ausuferungen", Casianer etc.]

Bereits Ende des 7. Jahrhunderts setzte in Toledo eine Reihe von Konzilien ein, die sich in der Diskussion um die wahre Natur Christi gegen [S.192] verschiedene Häresien wandten. Häufig tauchen die "Manichäer" [114]
[114] Manichäismus. Benannt nach dem Perser Mani (216-277). Diese Religion war weit verbreitet und stellte eine Mischung aus zoroastrischen, christlichen und buddhistischen Elementen auf der Basis der antiken Gnosis dar.
auf, die im Laufe der Zeit nicht mehr scharf gesehen werden, sondern wie auch die "Nestorianer" als Sammelbegriff für alle Art von Abweichlern benutzt werden. Im Jahr 839 berief Abd er-Rahman II. eine Synode ein, denn er, wie die Bischöfe, machte sich Sorgen über religiöse Ausuferungen. Verdammt wurden gemäss den Konzilsakten die "Casianer", denen alle möglichen Verfehlungen vorgehalten wurden: Manichäertum, Höhlenbewohnung, Ablehnung der Heiligenverehrung, Polygamie, unübliche Fastenregeln und vieles mehr. Diese "Casianer" hatten von allem etwas. Sie hatten Gemeinsamkeiten mit den religiösen Traditionen arabischer oder römischer Art, aber sie hatten auch Unterschiede, und deswegen wussten weder die Orientalen noch die Katholiken, wie diese einzuordnen wären.

Eindeutig waren sie aber "Akephale", also Gläubige, die sich nur Gott, aber keiner menschlichen Obrigkeit beugen wollten, und deshalb waren sie für keine der etablierten Parteien tragbar.

[Iberische Halbinsel: Die Konzilien erwähnen keinen "Muhamad" - Muhamad-Fantasie ab 850]

Wie es aus den Konzilsakten eindeutig hervorgeht, war im Jahre 839 in al-Andalus noch nichts von einem Religionsgründer Muhamad bekannt. Wie könnte es sonst geschehen, dass Bischöfe über alles Mögliche diskutieren, nur nicht über die sie bedrohende Religion? Das sollte sich erst im Jahr 850 ändern, da erhalten wir den ersten schriftlichen Nachweis vom Islam in Spanien.

[Die Konzilien-Hetze gegen die Eremiten-Höhlenbewohner "Arures" ("Haruri")]

Erwähnt werden in den Konzilsakten auch die "Arures". Sie firmieren in der arabischen Literatur als "Haruri", als die Bewohner des höhlenreichen syrischen Ortes Harura, wo nach dem Koran zum Jüngsten Gericht die Toten aus der Erde kriechen werden, und diese Haruri sind selbstverständlich Muslime. In Wirklichkeit handelte es sich um eine weitere Fehllesung, nämlich des syrischen "hrora", "Höhle". Die Arures / Haruri waren nichts anderes als "Höhlenbewohner", nämlich Eremiten. Das Eremitentum war zu dieser Zeit sehr verbreitet, weil wiederum ein Zeitende erwartet wurde, und es war von den Machthabern nicht gerne gesehen, weil dieses Eremiten als "Akephale" schwer zu kontrollieren waren [S.193].

["Arures" als Schimpfwort gegen Kharidjiten]

Auch die Kharidjiten wurden als "Arures" geschmäht. In der islamischen Tradition allerdings gelten die Kharidjiten als die erste muslimische Sekte, obwohl auch sie, abgesehen vom völlig unislamischen kontemplativen Eremitentum, ganz ohne einen Propheten Muhamad auskamen. Zu allem Überfluss werden die Kharidjiten den Ibaditen zugerechnet, Letztere aufgeteilt in eine eher christliche und eine eher muslimische Spielart.

[Christliche Glaubensgruppen treten später zum Islam über, um sich vor Diskriminierung zu retten - Kryptochristen und "die grüne Grenze"]

Auch spielte in Spanien das, was Islamwissenschaftler die "islamische Gnosis" nennen, eine grosse Rolle. Aber wie islamisch waren diese Gnostiker wie Ismailiten, Nusairier, Alewiten, Karmaten in Wirklichkeit, wurzelten deren Traditionen doch in neuplatonischen, jüdischen und iranischen Anschauungen? Sie kannten koranische Tradition nicht oder nur am Rande und wurden deshalb in der Spätantike von der Theologie als christliche Häretiker gesehen. In einem zunehmend mekkanisch-intoleranten Umfeld schien es ihnen jedoch im Laufe der Zeit geraten, sich über die grüne Grenze auf islamisches Sektengebiet zu begeben, wo sie als Kryptochristen oder Schmalspurmuslime bis heute verharren. Der erste Philosoph von al-Andalus, Ibn Masarra (883-931) war ein Gnostiker in der Tradition der frühen mesopotamischen Ismailiten, die besonders durch neuplatonische Ideen geprägt waren. Ein Muslim kann er somit nicht gewesen sein.

[Mutazilismus-Mischmasch: Erste Koranverse, AT, NT und Rationalismus in al-Andalus]

In der Tradition der ersten "abbasidischen" Herrscher in Bagdad war auch in al-Andalus der Mutazilismus eine Zeit lang die führende Strömung. Die Mutaziliten stützten sich auf Koranverse genau wie auf das Alte und das Neue Testament und pflegten vor allen Dingen den Rationalismus [S.194].

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