9e. Der muslimische
Dschihad-Terror unter Al Mansur in Spanien
938-1002
[Muslimisierung und Terror unter Al Mansur gegen
andere Christen in Nord-Spanien - es soll nur noch 1
Buch gelten - Bücherverbrennungen]
Sein Sohn Hisham war nur nominell der Herrscher, die
wirkliche Macht übte sein Wesir Abi Amir aus
(938-1002). Unter dem Namen
Al Mansur
(spanisch "Almanzor") wurde er der Inbegriff der
verhassten Fremdherrschaft. Er brüstete sich, jedes
Jahr einen Feldzug gegen die Ungläubigen zu
unternehmen. Es waren in der Tat 52 Unternehmungen, in
denen er die Gebiete des Nordens mit Krieg überzog,
brandschatzte und plünderte. Besonderes Aufsehen
erregte die Plünderung von Santiago de Compostella im
Jahr 997, als die Bewohner zur Demütigung die Glocken
der Basilika zu Fuss nach Córdoba tragen mussten
[112].
[112] 1236 liess Ferdinand III. nach der
Eroberung Cordobas die Glocken durch die maurische
Einwohnerschaft wieder nach Santiago de Compostella
zurücktragen. [[Das kann auch alles gelogen sein]].
Die Bibliothek Hakam II. liess Al Mansur in Flammen
aufgehen gemäss dem sich durchsetzenden Credo, dass
das eine Buch alle anderen überflüssig mache. Er soll
ständig einen eigens für ihn angefertigten Koran bei
sich getragen haben.
[Nach dem Terror von Al Mansur: 6 Kalife in 30
Jahren, Unruhen und Aufstände überall -
Staatskollaps 1031]
Dass auf den Wüter Almanzor in weniger als 30 Jahren
sechs Kalifen folgten, zeigt den Zustand, in dem sich
das Reich bereits befand. Im Jahr 1031, schon 100
Jahre nach der Ausrufung des Kalifats von Córdoba, war
es endgültig vorbei mit den Emiren und Kalifen der
Dynastie aus Marw, Turkmenistan, die man landläufig
die "Omayaden" nennt.
Ihre Regierungszeit in al-Andalus wird als äusserst
unruhig beschrieben: Revolutionen, Volksaufstände,
Intrigen, Thronstreitigkeiten, Abspaltungen, Kriege.
Zu jedem beliebigen Zeitpunkt kam es in irgendeiner
Ecke des Reiches zu Gewaltakten der genannten Art.
Schon fast verzweifelt zeiht [[beschuldigt]] der
andalusbewegte Arnold Hottinger [113]
[113] Arnold Hottinger: Die Mauren; Zürich
2005
die Chronisten der Übertreibung und meint
beschwichtigend, die Unruheregionen seien oft weit
auseinandergelegen, sodass nicht alle immer
gleichzeitig betroffen gewesen wären ...
Jedenfalls waren die Unruhen so massiv, dass das
gesamte Staatsgebilde im Jahr 1031 auseinanderflog.
Wie geflissentlich betont wird, seien nicht
Auseinandersetzungen [S.191] zwischen "Muslimen" und
"Christen" der Grund gewesen, sondern ethnische
Konflikte innerhalb der Invasoren, die Front zwischen
Arabern und Berbern, sowie innerarabische
Auseinandersetzungen zwischen "Syrern" und
"Jemeniten". Diese werden in grosser Ausführlichkeit
beschrieben, der Arabist Johannes Thomas hält diese
Geschichten wiederum für Erzählmuster und sogar für
späte Abrechnungen. Selbstverständlich traten
religiöse Konflikte zunehmend in den Vordergrund,
allerdings konnte es keine simplen Konflikte zwischen
"Christen" und "Muslimen" gegeben haben, denn die
Sachlage im 8. und 9. und teils auch noch im 10.
Jahrhundert war viel zu kompliziert für solche
Vereinfachungen.
[Das religiöse Chaos in Spanien]
Von welchen Christen wollen wir denn sprechen? Von den
östlichen Arianern? Von den westlichen Arianern? Vom
Katholizismus der Iberoromanen? Von der Orthodoxie
byzantinischer Provinienz? Von den diversen
orientalischen Christen?
Von welchen Muslimen sollen wir denn sprechen? Von den
Ibaditen? Den "Mohammedanern"? Den Malakiten? Oder
sprechen wir von den Karmaten oder Kharidjiten? Diese
und andere mehr tummelten sich auf der Iberischen
Halbinsel wie auch jenseits der Meerenge und prägten
das religiöse Bild der Zeit. Wer wagt es da, von
"Christen" und von "Muslimen" zu sprechen?
Die innerchristlichen Hauptblöcke, die katholischen
und orthodoxen Christen auf der einen Seite und die
arianischen bzw. arabischen auf der anderen, trennte
nichts weniger als die Kernfrage von fünf
Jahrhunderten, jene Frage, die Familien trennte,
Stämme zerriss und Reiche gegeneinander aufbrachte:
Welche Natur hatte Jesus?
Daher kam es, dass sich Antitrinitarier wie die
germanischen und arabischen Christen geistig viel
näherstanden als den Katholiken oder Orthodoxen. So
konnten sich, wie erwähnt, nordafrikanische Invasoren
und Einheimische in Córdoba eine Verehrungsstätte
teilen. Denn ihre theologischen Unterschiede waren zu
anfangs gering.
Der Fantasie-Islam herrschte nur im Kalifat
von 929 bis 1031
[Zusammenfassung: Der Übergang vom Christentum mit
seinen Religionsgruppen zum Fantasie-Islam mit
seiner Diktatur ab 929]
Die religiöse Situation in al-Andalus war also wie
auch im ganzen Orient komplex. Es gab eine grosse
Fülle von religiösen Anschauungen und Gemeinschaften,
die sich oft vollkommen anders definierten, als man
das heute gewöhnt ist - sofern ihre Definitionen und
Zugehörigkeiten überhaupt schon hinreichend geklärt
sind.
Die arabischen Invasoren waren christliche Ibaditen
gewesen. Zur Mitte des 9. Jahrhunderts aber befinden
wir uns im Umbruch, wenn man so will im Übergangsfeld
zwischen Christentum und Islam. Andersrum: Der Islam
beginnt ab der Mitte des 9. Jahrhunderts die Identität
einer [S.194] eigenen Religion anzunehmen. Die
Eroberer waren als Christen gekommen und wandelten
sich zu Muslimen [[des Fantasie-Islam]].
Dies korrespondiert mit der historischen Entwicklung
im Orient, an die das marwinidische Spanien
angekoppelt war. In der zweiten Hälfte des 9.
Jahrhunderts gelangte Hadith-Literatur nach Spanien.
Dies führte zu heftigen Auseinandersetzungen im
Emirat, weil die starke malikitische Rechtstradition
die Hadithe ablehnte. Muhamad I. (852-886) stellte
sich jedoch auf die Seite der "Sunna", das heisst, er
importierte den sich durchsetzenden mekkanischen
Hauptstrom des Islam. Aus der Zeit Muhamad I. werden
erste Berichte über Ungleichbehandlung und Schikanen
Andersgläubiger bekannt. Die flächendeckende
Etablierung in al-Andalus von dem, was wir heute
"Islam" nennen, dürfte ziemlich zeitgleich erst mit
der
Einführung des Kalifats im Jahre 929
vollzogen worden sein.
Eine Trennlinie zwischen Christentum und Islam vor dem
9. Jahrhundert zu ziehen, entspricht nicht den
Verhältnissen und ist vollkommen unhistorisch.
[Das Kalifat mit Fantasie-Islam 929-1031]
Dem "omayadischen" Kalifat waren also nur 100 Jahre
vergönnt. es gab, entsprechend den Vorgaben aus dem
Osten, auch in Spanien eine organisierte Revolution
gegen die "Omayaden". Die Ethnien mögen Probleme
miteinander gehabt haben, aber noch schwerer wird die
geistige Zerrissenheit gewogen haben. Dies und die
zunehmende Erfahrung der Stammbevölkerung von
Okkupation und religiösem Zwang liess das
arabisch-islamisch dominierte Spanien, also etwa drei
Viertel der Iberischen Halbinsel, explodieren, die
offizielle Jahreszahl dafür ist 1031, die Auflösung
des Kalifats [S.195].