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Judentum: Fälschung und Wahrheit im Alten Testament (AT) gemäss Aktenlage und Grabungen

Die neue Identität durch die neue jüdische Geschichte mit Hilfe chronologischer und archäologischer Forschung

23. Die Aktenlage über das Nordreich Israel der Omriden-Dynastie

von Michael Palomino (2006 / 2010)

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aus: Israel Finkelstein / Neil A. Silberman: Keine Posaunen vor Jericho. Die archäologische Wahrheit über die Bibel; Deutscher Taschenbuchverlag DTV GmbH & Co. KG, München 2004, zweite Auflage 2005; englische Originalausgabe: "The Bible Unearthed. Archaeology's New Vision of Ancient Israel and the Origin of Its Sacred Texts; The Free Press, a division of Simon & Schuster, Inc., 2001; Deutsche Ausgabe: Verlag C.H.Beck oHG, München 2002


Die Quellen der Nachbarstaaten beschreiben das Nordreich Israel der Omriden

Wichtig werden wieder die Quellen von ausserhalb:

-- monumentale Inschriften, die in Stein in Stelen, Denkmäler, Hauswände oder Tempelwände gehauen sind

-- schriftliche Quellen der hochentwickelten, assyrischen Bürokratie sowie Schriften einiger kleinerer Mächte des Vorderen Orient, mit Schilderungen der Geschehnisse der Omriden-Dynastie und mit Schilderungen von Geschehnissen in Aram-Damaskus und in Moab (S.195).

Monumentale israelitische Inschriften aus Israel oder Juda liegen nicht vor (S.195). Scheinbar ist bei der jüdischen Bevölkerung bis zu den Omriden keine traditionelle Schriftlichkeit vorhanden (S.195). Gemäss allen Quellen hatte das omridische Königreich Israel aber z.B. eine gewaltige Armee, wie z.B. in assyrischen Quellen geschildert wird (S.197).

[Die Omriden-Könige pflegten allem Anschein nach einen einseitigen Militarismus ohne Inschriften, oder dann scheint die Archäologie bis heute - trotz vieler Ausgrabungen omridischer Städte - an den falschen Stellen gegraben zu haben].

Karte Israel und Juda, eine irreale Schätzung
Das omridische Nordreich Israel könnte eine Zeit lang etwa so ausgesehen haben.


Die Stele von König Mescha von Moab in Dibon: Israel herrschte über Moab - die schrittweise Rückeroberung

Gemäss dieser Stele hat das Nordreich Israel Gebiete von Moab beherrscht, die der König von Moab Mescha / Mesha wieder zurückerobert hat.


Karte mit dem Berg Nebo, Dibon und
              Jericho, das zu Zeiten des angeblichen Mose unbewohnt ist

Karte mit Dibon, einst Hauptstadt von Moab, Luftbild.


Der Stelenfund in Dibon 1868, in der Ex-Hauptstadt von Moab, mit einem langen Text in moabitischer Sprache (eng mit dem biblischen Hebräisch verwandt) ist aufschlussreich:

Siegesstele des König
                      Mescha/Mesha von Moab, Kopie des Originals
Siegesstele des König Mescha/Mesha,
Kopie des Originals.

Siegesstele von König Mescha/Mesha von
                        Moab, Text
vergrössern  Siegesstele von König Mescha/Mesha, Text.


-- insgesamt soll das Königreich Israel bis weit in den Osten und Süden gereicht haben

-- die Stele beschreibt die Omriden mit König Omri von Israel, der "unterdrückte Moab viele Tage"

"Und Omri hatte Besitz ergriffen vom Land Madeba. Und er wohnte darin. Seine Tage und die Summe der Tage seiner Söhne: Vierzig Jahre."

-- der Nachfolger von König Omri, König Ahab, "sein Sohn folgte ihm nach, und auch er sagte: 'Ich will Moab demütigen' "

-- König Mescha von Moab gelang die Rückeroberung des nördlichen Moab. Er gründete sodann die Moab-Hauptstadt Dibon, wo die Stele gefunden wurde (S.196)

-- die Stele schildert die  Leistungen von König Mescha: Die Rückeroberung gelingt schrittweise mit der Zerstörung der israelischen Hauptorte östlich des Jordans

-- König Mescha kann gleichzeitig die eigene Hauptstadt befestigen und verschönern (S.196).

Gemäss der Mescha-Stele verachtet König Mescha die Omriden-Dynastie (S.196).

Die Stele von Dan: Israelischer Angriff auf Assyrien - Hasaël besetzt Teile Israels

Die Bruchstücke der Stele von Dan (mit der einzigen bisher gefundenen Angabe über ein "Haus David") werden 1993 gefunden (S.196).

Die Bruchstücke der Stele, die in Dan im Tel
                      Dan gefunden wurden.
Die Bruchstücke der Stele, die in Dan im Tel Dan gefunden wurden.
Der Text
                          der Bruchstücke der Stele, die in Dan im Tel
                          Dan gefunden wurden, ergänzt gemäss William
                          Schniedewind.
vergrössernDer Text der Bruchstücke der Stele, die in Dan im Tel Dan gefunden wurden, ergänzt gemäss William Schniedewind.


Die Stele könnte vom aramäischen König Hasaël von Damaskus stammen. Der Text gibt einen Sinn, wenn König Hasaël von Aram-Damaskus als Akteur eingesetzt wird. Somit hätte sich gemäss Finkelstein / Silberman folgendes Szenario abgespielt (S.196):

-- der König des Nordreichs Israel soll Assyrien angegriffen haben über Moab hinaus bis vor Damaskus:

"Der König von I[s]rael davor [vor dem Feldzug von Damaskus gegen Israel] meines Vaters Land betrat." (S.197)


-- das Nordreich Israel muss also eine Kolonialmacht bis vor Damaskus gewesen sein (S.197)

-- die Besetzung der Stadt Dan unter König Hasaël erfolgt erst um 835 v.Chr. [nach der Omriden-Dynastie] (S.196-197).

Der Tod von König Joram im Krieg gegen König Hasaël - der ergänzte Stelentext

König Jorams Tod ist gemäss der Interpretation der Inschrift von Tel Dan von Finkelstein / Silberman nicht durch Jehus Pfeil im Weinberg, sondern von einem aramäischen Sieg von Aram-Damaskus unter König Hasaël [auch Hasa'el] verursacht, wobei auch gleich Jorams Sohn Ahasja getötet wurde. Der ergänzte Stelentext lautet übersetzt:

"[Ich tötete Jo]ram, den Sohn von [Ahab], König von Israel, und  [ich] tötete [Ahas]ja, den Sohn von [Joram, Köni]g aus dem Hause Davids. Und ich machte [ihre Städte zu Ruinen und] gab ihr Land der [Verwüstung anheim]." (S.221)

Genau wird man aber nie wissen, ob Jehu oder der König von Aram-Damaskus, Hasaël, der Mörder ist (S.221).


Assyrische Quellen: Monolith-Inschrift aus dem assyrischen Nimrud: Die Invasion unter Salmanassar III. bleibt unentschieden

-- der assyrische König Salmanassar III. (858-824 v.Chr.) sucht den Durchbruch bis zur Küste und lässt 853 v.Chr. eine grosse Armee gegen die Kleinstaaten Aram-Damaskus, Phönikien und Israel marschieren

-- bei Karkar am Orontes in W-Syrien stellt sich die antiassyrische Koalition, wobei der stärkste Anteil Streitwagen von König Ahab aus Israel stammt (S.197)

-- König Ahab ist gemäss den Monolith-Inschriften Salmanassars III. [Inschriften in einem einzigen grossen Stein] einer der Hauptgegner gegen eine assyrische Vorherrschaft im Nahen Osten (S.226)

-- Salmanassar III. schildert sich selbst gegen die grosse Macht der Koalition als überlegenen Gewinner

-- die Schlacht bei Karkar dezimiert das Heer Salmanassars III. aber dermassen, dass er nicht weitermarschieren kann, sondern nach Damaskus zurückkehren muss (S.197).

Ein Südreich "Juda" oder "Jerusalem" ist nirgendwo erwähnt (S.198).

Finkelstein / Silberman schätzen, dass die Omriden-Dynastie für ihre Zeit das grösste Berufsheer der Region unterhielten, und dass die Machtpolitik der Omriden-Dynastie auf relativ wackeligen Füssen stand, mit regionalen Rivalen und mit der dauernden Gefahr von Assyrien (S.198).

Spätere assyrische Quellen bezeichnen das Nordreich Israel sogar als "Haus Omri", was darauf hinweist, dass die neue Hauptstadt Samaria wohl von Omri selbst gegründet wurde (S.198).


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Bildernachweis

-- Karte von Israel und Juda, irreale Schätzung: http://mx.geocities.com/pastoralbiblica/ubicar.html; http://mx.geocities.com/pastoralbiblica/map05.jpg
-- Karte Dibon, Fundort der Stele von König Mescha: http://www.genesisfiles.com/Bible_Map_J.htm#B

-- Stele König Mescha, Kopie: http://www.accd.edu/sac/english/cbritt/travel/slide46.htm
-- Stele König Mescha, Text: http://www.uni-essen.de/Ev-Theologie/courses/course-stuff/im-mesha-stele.htm

-- Stele von Tel Dan, Bruchstücke: http://he.wikipedia.org/wiki/%D7%9B%D7%AA%D7%95%D7%91%D7%AA_%D7%AA%D7%9C_%D7%93%D7%9F http://he.wikipedia.org/wiki/%D7%AA%D7%9E%D7%95%D7%A0%D7%94:Tel_Dan_Stele.jpg
-- Stele von Tel Dan, Text: http://www.nelc.ucla.edu/Faculty/Schniedewind.htm; http://www.nelc.ucla.edu/Faculty/Schniedewind_files/Tel_Dan_drawing.jpg


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