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Uwe Gartenschlaeger

DIE STADT MINSK WÄHREND DER DEUTSCHEN BESETZUNG (1941 - 1944)

1. Einleitung
Magisterarbeit im Fach Mittlere und Neuere Geschichte im Rahmen der Magisterprüfung an der
Philosophischen Fakultät der Universität Köln; Gutachter: Prof. Dr. M.Alexander
Abschrift: Michael Palomino (2000)

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Wie keine andere Zeit sind die zwölf Jahre des Nationalsozialismus in Deutschland Gegenstand lokalgeschichtlicher Betrachtungen. Neben Fachhistorikern beteiligen sich auch viele Laien intensiv an der historischen Aufarbeitung dieser Zeit. Eine Regionalbibliographie für Ostwestfalen-Lippe zählte 1984 allein für dieses Gebiet über hundert Arbeiten über die Jahre 1933-45.


(1. Wolfgang Escher, Uwe Horst, Helga Schuler-Jung (Hg.): Provinz unterm Hakenkreuz, Bielefeld 1984, 303-312).

Dieses Interesse verwundert nicht, wenn man bedenkt, wie brennend aktuell noch heute die Suche nach den Ursachen nationalsozialistischer Gewaltherrschaft ist. Gerade eine richtig verstandene Lokalgeschichte, die die grossen Bezüge nicht aus den Augen verliert, kann hier wichtige Ergebnisse produzieren. Nur sie kann die konkreten Verhaltensmuster, Beziehungsgeflechte und Mentalitäten zu Tage fördern und damit einen Beitrag zur Entideologisierung der Diskussion leisten. Die Erfahrungen der letzten Jahre haben sogar gezeigt, dass manche Erkenntnisse über die Funktionsweisen des Nationalsozialismus nur auf diesem Wege zu gewinnen sind.

(2. Nicht zu unterschätzen ist auch die Attraktivität der Lokalgeschichte für historische Laien. Bestimmte Einsichten können ganz einfach auf diese anschauliche Art besser vermittelt werden).

Gibt es für das Gebiet der Bundesrepublik eine Unmenge lokalgeschichtlicher Darstellungen unterschiedlichster Qualität, so trifft auf den besetzten Teil der Sowjetunion das Gegenteil zu. Insbesondere über Weissrussland liegen soweit  ich sehe bis heute keine entsprechenden Arbeiten vor.

(3. Die einzige hier in Frage kommende Arbeit von Witalij Wilenchik beschäftigt sich nur mit dem Teilaspekt Partisanenbewegung. Witalij Wilenchik: Die Partisanenbewegung in Weissrussland 1941-44, Sonderdruck aus: Forschungen zur osteuropäischen Geschichte, Berlin (West) 1984 (fortan Wilenchik).

Dies ist zwar angesichts der schwierigen (S.1) Materiallage durchaus verständlich, hinterlässt aber eine spürbare Lücke. Denn gerade ein Studium der lokalen Besatzungswirklichkeit kann einen entscheidenden Beitrag bei der Überprüfung wichtiger Theorien zum Nationalsozialismus leisten. Hier sei nur an die auch in der vorliegenden Arbeit relevanten Kontroversen um die Ideologisierung der Politik oder den Experimentiercharakter der Besatzungspolitik erinnert. Auch die Interpretation des Nationalsozialismus als polykratisches Herrschaftssystem ist auf derartige Fallstudien angewiesen. Denn nur durch eine Vielzahl von Einzeluntersuchungen lässt sich überprüfen, ob die These von "mehreren, in Ideologie, Interessen, personellem Aufbau, Arbeitsstil unterschiedlichen Oligarchien", die um die Herrschaft konkurrierten, sinnvoll ist.

(4. Peter Hüttenberger: Nationalsozialistische Polykratie, in: Geschichte und Gesellschaft, Göttingen 1976, Heft 4, 442. Dies gilt auch für andere von Hüttenberger aus diesem Ansatz heraus entwickelte Thesen, etwa die Frage, ob der Nationalsozialismus wirklich immer das dynamischste Element in dieser Konkurrenz war. Auch die Frage nach den Ursachen des "Zuständigkeitswirrwarrs" gehört in diesen Kontext, ebenda).

Gerade für die Kriegszeit, besonders für die besetzten Länder, fehlen aber einschlägige Arbeiten.

(5. Hier bleiben denn auch die theoretischen Ausführungen Hüttenbergers auffällig knapp und vage, ebenda 435/436).


Daneben kann die Lokalgeschichte der Besatzungszeit auch in der moralisch-tagespolitischen Diskussion Bedeutung erlangen. Hier erscheint es dringend geboten, die Auseinandersetzungen um die Begriffe Gesinnungsethik, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Befehlsnotstand durch die Präsentation lokaler, wissenschaftlich exakter Detailuntersuchungen zu erweitern. (S.2)

Einen weiteren Bezugspunkt gewinnt die Thematik angesichts der im Zuge der Umgestaltungspolitik in der Sowjetunion entbrannten Stalinismus-Diskussion. Die Neubewertung dieses zentralen Abschnittes der eigenen Geschichte durch die sowjetische Historiographie berührt die hier behandelten Fragestellungen an zwei Punkten. Der erste betrifft den Informationsaustausch über die Geschichte des Stalinismus und des Zweiten Weltkrieges. Dass hier lokalgeschichtliche Aspekte auf sowjetischer Seite starkes Interesse finden, zeigt sich insbesondere am Erfolg der "historisch-aufklärerischen Gesellschaft Memorial",

(6. Zu Arbeit und Selbstverständnis von "Memorial" vgl. deren Reader anlässlich der Gründungskonferenz am 28./29. 1. 1989 in Moskau sowie die Zeitschrift "Vedomosti Memoriala" vom Januar 1989).

die sich dem Konzept der "Geschichte von unten" verbunden fühlt. Die Breitenwirkung dieser Geschichtsbewegung ist sicher auf politische Aspekte, insbesondere auf die vielzitierte "Entstalinisierung der Gesellschaft" zurückzuführen. Trotz dieser vom wissenschaftlichen Standpunkt aus zu machenden Einschränkung kann der Informationsaustausch hier in Zukunft entscheidende Fortschritte bringen. Zu nennen ist aus westlicher Sicht vor allem die viel diskutierte Öffnung historischer Archive in der Sowjetunion; auf der anderen Seite wird das Interesse an westlichen Arbeiten zur Sowjetischen Geschichte in Zukunft sicherlich erheblich zunehmen.

Besondere Aufmerksamkeit verdient die nach den ideologischen Verhärtungen des Kalten Krieges und der Breschnew-Zeit jetzt in Ost und West neu entbrannte Diskussion über einen Systemvergleich von Stalinismus und Nationalsozialismus/Faschismus. Untersuchungen der Besatzungswirklichkeit in der Sowjetunion können hier helfen, insbesondere die Frage nach den Mechanismen zu klären, die es dem Stalinismus ermöglichten, eine Massenloyalität gegen den Nationalsozialismus zu erlangen und zu organisieren. Inwieweit half ihm gerade die deutsche (S.3) Besatzungspolitik dabei? Dies erscheint auch im Hinblick auf in der UdSSR wieder auflebende Totalitarismustheorien von einiger Tragweite zu sein.

Bei der Auswahl des Untersuchungsgegenstandes stellte sich sehr schnell heraus, dass die problematische Materiallage eine seriöse Untersuchung nur für die Hauptstädte der Reichs- oder Generalkommissariate erlaubte. Unter diesen bot die weissrussische Hauptstadt den Vorteil, dass hier nicht anderweitige ideologische Interessen, wie etwa in den baltischen Städten

(7. Diese galten als deutsche Gebiete; zumindest ein Teil ihrer Bewohner war zur "Germanisierung", also zur Eingliederung ins "arische Herrenvolk" vorgesehen, vgl. Seppo Myllyniemi: Die Neuordnung der Baltischen Länder 1941-1944, Helsinki 1973 (fortan: Myllyniemi). Zur geplanten "Eindeutschung" des Baltikums vgl. auch Seppo Myllyniemi: Die Umwandlung der sozialen Strukturen der baltischen Länder während und infolge der deutschen Besatzung, in: Waclaw Dlugoborski (Hg.): Zweiter Weltkrieg und sozialer Wandel, Göttingen 1981, 279-287)

oder überragende Einzelpersonen, wie Koch in der Ukraine, den Blick auf die Alltäglichkeit der Jahre 1941 bis 1944 verstellten. Was allerdings darüber hinausgehend typische Merkmale der deutschen Besetzung sind, kann erst gesagt werden, wenn Untersuchungen, wie sie hier für Minsk vorgenommen wurden, auch für andere sowjetische Städte vorliegen.

Leider war es im Rahmen dieser Magisterarbeit nicht möglich, die in den Minsker Archiven aufbewahrten Materialien zu sichten. Besonders im Fond des "Museums des Grossen Vaterländischen Krieges" werden, wie dem Autor eine Mitarbeiterin im persönlichen Gespräch versicherte, wertvolle Schriftstücke aufbewahrt. Der Bestand reicht von Originalakten bis zu nach dem Kriege aufgezeichnete Erinnerungen. Die Aufarbeitung dieser Quellen steht auch (S.4) von sowjetischer Seite noch aus.

(8. Auch die Lockerungen der Perestrojka brachten hier noch keinen Wandel, da das Interesse der sowjetischen Historiker aus verständlichen Gründen momentan eher anderen Zeitabschnitten gilt).

Was bleibt, sind einige in sowjetischen Sammelbänden veröffentlichte Dokumente, die sich vor allem mit den Themen Widerstand und Verbrechen der deutschen Besatzungsmacht beschäftigen.

(9. In diesem Zusammenhang ist vor allem der vom Historischen Institut der Akademie der Wissenschaften der BSSR herausgegebene Band "Presstuplenija nemecko-faschistskich okkupantov v Belorussii 1941-1944", Minsk 1965 (fortan Prestuplenija) zu nennen. Einige ergänzende Informationen finden sich auch in veröffentlichten Erinnerungen ehemaliger Widerstandskämpfer, meist "historische Erzählungen" (istorischtscheskie povesti) genannt. Als Beispiel sei P.Ljachovskij: Poslancy bol' schoj zemli, Minsk 1973 (fortan: Ljachovskij) genannt).

Dazu kommt das allerdings mit Skepsis zu behandelnde, veröffentlichte Protokoll des Minsker Kriegsverbrecherprozesses aus dem Jahre 1947.

(10. Sudebnyi process po delu o zlodejani jach, soverschennych nemecko-faschistskimi zachvaschtschikami v Belorusskoj SSR, Minsk 1947 (fortan: Prozess).

So blieben die in der Bundesrepublik zugänglichen Quellen die wichtigste Arbeitsgrundlage. Neben den Beständen des Bundesarchivs ist hier in erster Linie die im Kieler Institut für Weltwirtschaft vorhandene "Minsker Zeitung" zu nennen, die 1942-1944 von der Besatzungsmacht herausgegeben wurde. Für das Leben im Minsker Ghetto sind die vom Jewish Black Book Comittee herausgegebenen Erinnerungen (11. The Jewish Black Book Comittee (Hg.): The Black Book, New York 1946) überlebender Juden und besonders die in der Beilage zur Zeitschrift "Das Parlament" veröffentlichten (S.5)

Erinnerungen Karl Loewensteins zu nennen.

(12. Karl Loewenstein: "Minsk - im Lager der deutschen Juden", Beilage zur Zeitung "Das Parlament", B 45/56 vom 7.11. 1956)

Wichtige Hinweise enthalten ausserdem die von der Amsterdamer Universität herausgegebenen Urteile in bundesdeutschen NS-Verbrecher-Prozessen.

(13. Adelheid L. Rüter-Ehlermann, H.H. Fuchs, C.F. Rüter: Justiz und NS-Verbrechen, Amsterdam. Für Minsk sind die Bände IX (1972), XVII (1977) und XIX (1978) relevant (fortan: Justiz). Beschämend bleibt, dass keine bundesdeutsche Institution in der Lage war, diese Urteile zu editieren).

Westliche Sekundärliteratur zur weissrussischen Geschichte ist kaum vorhanden.

(14. Die einzige existierende Gesamtdarstellung stammt aus den 50er Jahren: Nicholas P. Vakar: Belorussia, Cambridge (Mass.) 1956).

Nicht viel besser sieht es mit Arbeiten zur deutschen Besatzungspolitik und -wirklichkeit in den okkupierten Gebieten der Sowjetunion aus. So sind die Werke von Dallin und Reitlinger noch immer unentbehrlich,

(15. Alexander Dallin: Deutsche Herrschaft in Russland 1941-1945, Düsseldorf 1958 (fortan: Dallin); Gerald Reitlinger: Ein Haus auf Sand gebaut, Hamburg 1962 (fortan: Reitlinger).

auch wenn diese gravierende Mängel aufweisen. Das Projekt des Militärgeschichtlichen Forschungs- amtes, unter dem Titel "Das deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg" einen breit angelegten Überblick über die Jahre 1939-1945 zu geben, könnte hier Lücken schliessen. Leider liegt der Band über die deutsche Besatzungspolitik in der UdSSR nach 1941 noch nicht vor.

(16. Für die hier behandelte Fragestellung konnten Band IV: "Der Angriff auf die Sowjetunion" und Band V,1: "Organisation und Mobilisierung des deutschen Machtbereiches - Kriegsverwaltung, Wirtschaft und personelle Ressourcen 1939-1941" herangezogen werden; Militärgeschichtliches Forschungsamt (Hg.): Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg, Stuttgart, Band IV 1983, Band V,1 1988 (fortan: Deutsches Reich).

Daneben sind hier einige Monographien zu Spezialthemen (S.6) von Bedeutung. Zu nennen sind die ausgezeichnete Arbeit von Ruth Bettina Birn (17. Ruth Bettina Birn: Die Höheren SS- und Polizeiführer, Düsseldorf 1986 (Birn)

über die Höheren SS- und Polizeiführer, das Standardwerk Helmut Krausnicks und Hans-Heinrich Wilhelms über die Einsatzgruppen der Sicherheitspolizei und des SD

(18. Helmut Krausnick, Hans-Heinrich Wilhelm: Die Truppe des Weltanschauungskrieges. Die Einsatzgruppen der Sicherheitspolizei und des SD 1938-1942, Stuttgart 1981 (fortan: Krausnick).

sowie das etwas apologetische Werk H.D. Handracks über die Kulturpolitik im Reichskommissariat Ostland.

(19. H.D.Handrack: Das Reichskommissariat Ostland, Hannoversch-Münden 1981 (fortan: Handrack). Handrack erliegt hier einem Mechanismus, der beim Studium der nationalsozialistischen Geschichte durchaus häufiger anzutreffen ist: Durch das Fehlen von Vergleichsmaterialien, etwa in Form von Lebenserinnerungen von Zeitzeugen, verliert er zu oft die kritische Distanz zu den aus nationalsozialistischen Akten und Darstellungen gewonnen Informationen).

Der Gebrauchswert von sowjetischen Publikationen ist im Gegensatz zu vielen westlichen äusserst eingeschränkt.

(20. Dies trifft allgemein für historische Werke zu, da die Geschichte in er Sowjetunion bis vor kurzem völlig zur Herrschaftslegitimation instrumentalisiert wurde. Arbeiten zum "Grossen Vaterländischen Krieg" sind hiervon in besonderer Weise betroffen. Zur Rolle der sowjetischen Geschichtswissenschaft vor und während der Perestrojka vgl. Juri Afanassjew: Perestroika und historisches Wissen, in: ders. (Hg.): Es gibt keine Alternative zu Perestroika: Glasnost Demokrati Sozialismus, Nördlingen 1988, S.15-21).

Dies wird inzwischen sogar im Lande selbst offen eingeräumt. Einige nützliche Detailinformationen sind den Büchern von Goranskij/Pavrilovec und Novikov über (S.7)  Minsk im zweiten Weltkrieg zu entnehmen.

(21. M.N. Goranskij, V.M. Pavrilovec: Minsk - gorodgeroj, Minsk 1978 (fortan: Goranskij); I.G. Novikov: Minsk - gorod-geroj, Moskau 1986 (fortan: Noviko).

Ähnliches gilt für ein dreibändiges Werk von 1983 über den weissrussischen Widerstand.

(22. Vsenarodnaja bor' ba v Belorussii protiv nemecko-faschistiskich zachvaschtschikov, 3 Bände, Minsk 1983 (fortan: Borba).

Es erschien sinnvoll, dieser Arbeit zwei einleitende Kapitel vorwegzustellen. Das erste Kapitel befasst sich mit den deutschen Planungen für die Besetzung der Sowjetunion allgemein und Weissrusslands im besonderen. Es folgt ein kurzer Überblick über die Zeit vom deutschen Einmarsch bis zum Beginn der Zivilverwaltung am 1.September 1941. In beiden soll also in erster Linie der Frage nachgegangen werden, inwiefern ideologische, strategische oder tagespolitische Prämissen im Verein mit den system-immanenten Machtverhältnissen bereits die Voraussetzungen für die später entstandenen Strukturen des Besatzungsregimes bildeten. Hier galt es insbesondere die Ursachen für die sich bildende Polykratie der Herrschaftsausübung aufzuzeigen. Gleiches gilt für die Schilderung der an dieser Stelle vorgefundenen Konzeptionslosigkeit deutscher Politik, die die Rolle insbesondere Weissrusslands als Experimentierfeld der Ostpolitik erst ermöglichte.

Im anschliessenden Kernstück soll die Besatzungswirklichkeit, wie sie sich für die wichtigsten Bevölkerungsgruppen Minsks darstelle, analysiert werden. Dass die Kategorisierung dabei entlang der Nationalität vorgenommen wurde, liegt in der Tatsache begründet, dass diese Einteilung für die Lebenssituation der Menschen konstitu- (S.8) ierend war.

(23. Eventuell können die im Untergrund aktiven Juden als Zwischengruppe bezeichnet werden, da ihnen vereinzelt ein Leben im weissrussisch/russischen Teil der Stadt möglich war).

Für Weissrussen und Russen ergeben sich dabei zwei Fragestellungen: Zum einen die nach der konkreten Organisierung des Überlebens, also nach dem kollektiven Verhalten im Spannungsfeld zwischen politischer Neutralität, Kollaboration und Widerstand. Zum anderen gilt es der Frage nachzugehen, ob - und wenn ja wie - die weissrussische Bevölkerung von den Rivalitäten innerhalb der Besatzungsmacht berührt wurde, eventuell sogar davon profitierte.

Für einheimische wie deportierte Juden hingegen muss von vornherein von einem wesentlich engeren Handlungsspielraum ausgegangen werden. Hier gilt es, diese Prämisse zu überprüfen und - soweit dies möglich ist - die Reaktionsweisen auf diese, nur als verzweifelt zu kennzeichnende Lage zu untersuchen.

(24. Insbesondere für diese Fragen macht sich allerdings die schmale Materialbasis nachteilig bemerkbar, so dass die Antworten oft nicht mit der gebotenen Schärfe gegeben werden können).

Ein Teil der die deutschen Besatzungsangehörigen betreffenden Fragestellungen wurde bereits oben angedeutet. Neben der Untersuchung konkreter, lokaler Formen von Polykratie gilt es hier insbesondere, die Konsequenzen aus der Weite des Handlungsspielraumes der Funktionsträger vor Ort zu erforschen. Auf einer zweiten Ebene geht es dann um die Auswirkungen der in Minsk vorgefundenen Situation auf die dort Eingesetzten, also einerseits um das kollektive Verhalten grösstenteils nationalsozialistisch geprägter Deutscher an einem konkreten Ort im besetzten, ehemals bolschewistischen Sowjetrussland, andererseits um die Rückwirkung der Massnahmen auf ihre Urheber. (S.9)

So will die vorliegende Arbeit durch die Untersuchung lokaler Abläufe zu einer genaueren Sichtweise der Abläufe in der von Deutschen besetzten Sowjetunion beitragen. Ähnliche Untersuchungen über andere Städte, Dörfer oder Landschaften müssten ergänzend hinzutreten, wollte man auf dieser - sehr lohnenden - Ebene zu einem besseren und - wenn dies überhaupt möglich ist - unvoreingenommeneren Verständnis der Geschehnisse kommen. Die Voraussetzungen in Ost und West waren nie so günstig wie heute. Selten war diese Aufarbeitung aber auch so wichtig. (S.10)

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Quellen
Gartenschläger: Die Stadt Minsk
                            1941-1944, Einleitung Seite 1
Gartenschläger: Die Stadt Minsk 1941-1944, Einleitung Seite 1
Gartenschläger: Die Stadt Minsk
                            1941-1944, Einleitung Seite 2
Gartenschläger: Die Stadt Minsk 1941-1944, Einleitung Seite 2
Gartenschläger: Die Stadt Minsk
                            1941-1944, Einleitung Seite 3
Gartenschläger: Die Stadt Minsk 1941-1944, Einleitung Seite 3
Gartenschläger: Die Stadt Minsk
                            1941-1944, Einleitung Seite 4
Gartenschläger: Die Stadt Minsk 1941-1944, Einleitung Seite 4
Gartenschläger: Die Stadt Minsk
                            1941-1944, Einleitung Seite 5
Gartenschläger: Die Stadt Minsk 1941-1944, Einleitung Seite 5
Gartenschläger: Die Stadt Minsk
                            1941-1944, Einleitung Seite 6
Gartenschläger: Die Stadt Minsk 1941-1944, Einleitung Seite 6
Gartenschläger: Die Stadt Minsk
                            1941-1944, Einleitung Seite 7
Gartenschläger: Die Stadt Minsk 1941-1944, Einleitung Seite 7
Gartenschläger: Die Stadt Minsk
                            1941-1944, Einleitung Seite 8
Gartenschläger: Die Stadt Minsk 1941-1944, Einleitung Seite 8
Gartenschläger: Die Stadt Minsk
                            1941-1944, Einleitung Seite 9
Gartenschläger: Die Stadt Minsk 1941-1944, Einleitung Seite 9
Gartenschläger: Die Stadt Minsk
                            1941-1944, Einleitung Seite 10
Gartenschläger: Die Stadt Minsk 1941-1944, Einleitung Seite 10





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