[Anmerkung: Dieses Kapitel ist kompliziert, weil verschiedene
Zeitrechnungen in Asien miteinander verglichen werden. Wer die
Geschichte Asiens mit den verschiedenen Dynastien nicht genau
kennt, bekommt grosse Mühe. Die Schlussfolgerung am Ende des
Kapitels ist erstaunlich: Jesus wurde 116 Jahre alt].
Um die Wahrscheinlichkeit, dass Yuz Asaf wirklich Jesus war,
auch vom chronologischen Standpunkt aus prüfen zu können, muss
die Zeit bestimmt werden, in der Jesus in Kaschmir eintraf und
dort starb. Dazu müssen die Zeiträume der Herrschaft von
Gondafras, Gopadatta, Shalewahin und Raindatta, wobei
letzterer gelegentlich auch Zaindatta oder Venadatta genannt
wird, bestimmt werden.
Ab gesehen von den Inschriften und Münzen gibt es für uns
keinen gültigen Anhaltspunkt ausser dem Geschichtsschreiber
Pandit Kulhana, der den "Rajatarangini" in den Jahren 1148 und
1149 verfasste. Es ist das älteste geschichtliche
Schriftstück, das von den Dynastien handelt, die von Beginn an
bis zur Zeit des Autors, in Kaschmir herrschten oder mit
dieser Religion in Verbindung standen. Die alten, von [dem
indischen Historiker] Kulhana benutzten Chroniken sind alle
verloren gegangen. Deshalb müssen die Geschichtsschreiber
Kaschmirs - sowohl Hindus als auch Mohammedaner - ihr Werk
dort fortsetzen, wo das von Kulhana aufhört.
In seinen ersten drei "Tarangs" ist der "Rajatarangini"
vorherrschend Legende, aber seine Erzählungen erhalten im
vierten "Tarang" eine feste geschichtliche Grundlage.
Geschichtswissenschaftler wie Fleet, Ferguson, Lassen, Levi,
Prinsep, Wilfred, Wilson und andere haben versucht, den
chronologischen Ablauf bei Kulhana nachzuprüfen und die Stelle
[die Kreuzigungsszene mit dem Jesus-Jünger Sandiman] zu
klären; sie führten mehrere Überprüfungen durch und verglichen
ihre Berechnungen mit Namen historischer Persönlichkeiten
Kaschmirs, deren Herrschaftsdauer ungefähr bekannt war. Aber
leider besteht die alte Geschichte Indiens grösstenteils aus
Legenden, (S.180)
und viele mythische Persönlichkeiten, wie zum Beispiel die
Geister des Bösen und des Guten werden wie wirkliche Personen
behandelt. Die genannten westlichen Schriftsteller stossen
somit bei der Beschäftigung mit der antiken Geschichte Indiens
ständig auf Begriffsverwirrungen, die noch durch den Umstand
verstärkt werden, dass es im antiken Indien sehr viele
Zeitrechnungen gab, wobei bei einigen nicht klar ist, wann sie
beginnen, und wie sie zeitlich einzuordnen sind. Nazir Ahmad
folgend, werde ich im folgenden - mit einem Vergleich der
Jahreszahlen - einige der Zeitrechnungen aufführen, auf die
wir noch zurückkommen werden. Dabei beziehe ich mich auf die
Jahre 1 bis 1950 der christlichen Zeitrechnung:
Tabelle:
"Christliche", muslimische und indische
Zeitrechnungen im Vergleich
|
Zeitrechnung
|
Jahr
|
Jahr
|
Christliche
Zeitrechnung
|
1xxxxxxxxxxx
|
1950
|
Hebräische
Zeitrechnung
|
4004xxxxxxxxxxx |
5954
|
Kalyugi-Zeitrechnung
|
3101xxxxxxxxxxx |
5051
|
Laukita-Zeitrechnung
|
3076xxxxxxxxxxx |
5026
|
Bikrami-Zeitrechnung
|
57xxxxxxxxxxx |
2007
|
Zeitrechnung
Shalewahins
|
[ab]
78 n.Chr.xxxxx |
1877
|
Mohammedanische
Zeitrechnung
|
[ab]
622 n.Chr.xxxxx |
1369
|
aus: Andreas Faber-Kaiser: Jesus lebte und
starb in Kaschmir; Edition Esteve, 1976 / 1986,
S.181
|
Nun werden wir unter Zuhilfenahme der interessanten Studie von
Nazir Ahmad ["The Crumbling of the Cross", ("Das zerfallende
Kreuz") (30)] die Daten der bedeutsamsten Ereignisse
berechnen, die mit dem Leben von Jesus oder Yuz Asaf zu tun
haben.
Zunächst einmal ist da der Aufenthalt von Jesus und Thomas in
Taxila zu erwähnen. Entsprechend der "Acta Thomae" hielten sie
sich während der Herrschaft von Gondafras in Taxila auf. Eine
alte, in Taxila wiedergefundene Inschrift, die jetzt im Museum
von Lahore aufbewahrt wird und wahrscheinlich mit der Hochzeit
von Abgadases zu tun hat, erinnert an folgendes: (S.181)
Im Jahre 26 des grossen Königs Gondafras im Jahre
Samvat 103 und am vierten Tag im Monat Baisakh ... (329).
Diese Inschrift ist unvollständig, aber sie bezieht sich auf
das Jahr Samvat, und der angegebene Monat ist Baisakh. Beides
weist darauf hin, dass es sich um die Bikrami-Zeitrechnung
handelt. Diese Zeitrechnung beginnt 57 Jahre vor der
christlichen. Somit entspricht das Jahr 103 dem Jahre 46 der
christlichen Zeitrechnung. Da dies sich im 26. Jahre der
Herrschaft Gondafras zugetragen hat, muss seine Herrschaft im
Jahre 20 nach Christus begonnen haben. Professor Rapson sagt
in seinem Buch "Ancient India" ["Altes Indien"]:
Gondafras, der König des Nordwestens Indiens oder
Grossindiens, der die alten Königreiche der Parther und
Saker vereinigte, regierte von 21 bis 50 nach Christus
(33).
(33) Prof. E.J. Rapson: "Ancient India" ["Altes Indien"],
174.
Sir Vincent Smith sagt in seiner "Early History of India"
["Die Frühgeschichte Indiens"]:
Im Jahre 20 nach Christus wurde Gondafras nach
einer Reihe von Mandaten der Nachfolger von Azes. Er hatte
den Sind und Arakan erobert und errichtete sich ein
weitreichendes Herrschaftsgebiet. Somit entzog er sich
erneut der Kontrolle der Parther.
Als er etwa im Jahre 60
nach Christus starb, wurde sein Königreich geteilt. Dabei
fiel der westliche Punjab in die Hände seines Bruders
Abdagases ... und das Land wurde in einem Zeitraum von 6
bis 10 Jahren von den Königen des Kushan annektiert. Die
Yuen-chis, wie die Könige des Kushan genannt wurden,
eroberten Kabul tatsächlich im Jahre 50 nach Christus
(34).
(34) Sir Vincent Smith: "The Early History of India", 217.
Hieraus kann man schliessen, dass Jesus und Thomas vor dem
Jahre 60 unserer Zeitrechnung in Taxila waren, und falls sich
Professor Rapson nicht geirrt hat, sogar vor dem Jahr 50.
Gehen wir nun zum "Bhavishya Mahapurana" über. Dort unterhielt
sich Jesus mit dem König Shalewahin in Voyen, in der Nähe
Srinagars. Um das genaue Datum dieser Begegnung zu bestimmen,
müssen wir in der Geschichte zurückgehen und uns noch einmal
mit einigen geschichtlichen Ereignissen befassen.
Im Jahre 60 unserer Zeitrechnung ernannte sich Kadephsis I
selbst zum Herrscher über Nordindien (35).
(35) Sir Vincent Smith: "The
Early History of India" ["Indiens Frühgeschichte"], 235.
Kanishka war sein Vizekönig in Purushpura (Peshawar). Er
führte die Unterwerfung Kaschmirs zu Ende, und einige Zeit
später (im Jahre 73 nach Christus) wurden auch die Könige des
Kashgar unterworfen. Weder Kadephsis noch Kanishka liessen in
diesen Ländern die regierenden Monarchen absetzen. Sie gaben
sich mit der Zahlung der Tribute zufrieden, weil sie auf der
Suche nach einer Heimat ihr Augenmerk nicht auf Indien,
sondern auf Zentralasien gerichtet hatten.
[Die Zeitrechnung von
Shalewahin]
Zu dieser Zeit erschien Shalewahin als Sieger der Brahmanen
über die Sakas (36).
(36) Prof. E.J. Rapson: "The
Cambridge History of India" ["Die Geschichte von Indien
gemäss Cambridge"], Bd. I, 582.
Er vertrieb sie aus Nordindien. Kaschmir eingeschlossen. Er
verliess Kaschmir etwa im Jahre 8 nach Christus (37).
(37) James Prinsep: "Essay on
Indian Antiquities", Bd. II, 154.
Zur Erinnerung an seinen Sieg führte er eine neue Zeitrechnung
ein, die er nach seinem eigenen Namen benannte: die
Zeitrechnung Shalewahins. Sie beginnt am ersten Baisakh des
Jahres 3179 der Zeitrechnung Kalyugis, was dem 14. März des
Jahres 78 der christlichen Zeitrechnung entspricht (38).
(38) J.H. Wheeler: "History of
India" ["Die Geschichte Indiens"], 239.
Die Nicht-Kaschmirer nennen sie die Saka-Zeitrechnung, und
unter diesem Namen ist sie auch in Südindien bekannt.
Shalewahin blieb nicht für sehr lange Zeit in Kaschmir,
(S.183)
da er sofort in das Dekkan-Gebiet im Süden Indiens gehen
musste, um dort einen Aufstand niederzuschlagen. Deshalb muss
sich Jesus mit ihm ungefähr im Jahr 78 nach christlicher
Zeitrechnung in Voyen, in der Nähe von Srinagar, unterhalten
haben.
[Inschriften im "Thron von
Salomon" bei Srinagar in der Sulus-Schrift]
Sehen wir uns nun einmal die Inschriften in den Stützpfeilern
des "Thrones von Salomon" an, die in dem Werk
"Tharik-i-Kashmir" von Mulla Nadiri erwähnt werden. In diesen
Inschriften wird das Jahr 54 angezeigt. Jetzt werden wir die
dazugehörige Zeitrechnung ausfindig machen. Zunächst einmal
sind die Inschriften in der "Khat-i-sulus"- und nicht in der
"Nastaleeq"-Schrift gemacht worden. Die Sulus-Schrift fand
seit Urzeiten in Persien und dann weiterhin in Indien und
Afghanistan bis zur Zeit Tamurs Anwendung. Dieser eroberte
Indien im Jahre 1398 nach Christus, zu einem Zeitpunkt, zu dem
einer seiner Zeitgenossen, nämlich Mir Ali Tabrezi, die
jetzige persische Schrift einführte, die als "Nastaleeq"
bekannt ist.
[Somit sind alle staatlichen Schriften und Inschriften in der
persischen Schrift "Nastaleeq" nach 1398 anzusiedeln].
Nach Aussage von Pirzada Ghulam Hasan kann es sich bei dem in
den Inschriften genannten Jahr um das Jahr 54 oder 154 handeln
(39).
(39) Pirzada Ghulam Hasan:
"Tarik-i-Hasan", Bd. I, f. 77 (b).
Diese beiden Jahreszahlen sind in allen Zeitrechnungen
möglich, auf die sie sich beziehen können, wie der folgenden,
auf Nazir Ahmad zurückgehenden Tabelle zu entnehmen ist.
(S.184)
Tabelle. Das
Jahr 54 oder 154 in den verschiedenen
Zeitrechnungen
|
I. Mohammedanische
Zeitrechnungxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx
|
1
= 622 n. Chr.xxxxxxxx
54 = 676 n. Chr.xxxxxxxx
154 = 776 n. Chr.xxxxxxxx |
II. Zeitrechnung von
Kaschmir
|
1
= 1324 n. Chr.xxxxxxxx
54 = 1378 n. Chr.xxxxxxxx
154 = 1478 n. Chr.xxxxxxxx
|
III. Zeitrechnung
Shalewahins
|
1
= 78 n. Chr.xxxxxxxx
54 = 132 n. Chr.xxxxxxxx
154 = 232 n. Chr.xxxxxxxx |
IV.
Bikrami-Zeitrechnung
|
1
= 57 v. Chr.xxxxxxxx
54 = 3 v.Chr.xxxxxxxx
154 = 97 n. Chr.xxxxxxxx |
V.
Laukita-Zeitrechnung
|
1
= 3076 v.Chr.xxxxxxxx
3054 = 22 n.Chr.xxxxxxxx
3154 = 78 n.Chr.xxxxxxxx |
VI.
Kalyugi-Zeitrechnung
|
1
= 3101 v.Chr.xxxxxxxx
3054 = 47 v.Chr.xxxxxxxx
3154 = 53 n.Chr.xxxxxxxx |
aus: Andreas Faber-Kaiser: Jesus lebte und
starb in Kaschmir; Edition Esteve, 1976 / 1986,
S.184-185 |
[Die verschiedenen
Zeitbetrachtungen - Analyse]
Wenn man in Betracht zieht, dass verschiedene Zeiträume von
verschiedenen Autoren genauer bezeichnet worden sind, können
wir die den Inschriften zugrundeligende Zeitrechnung nur durch
ein Ausleseverfahren bestimmen.
Nehmen wir die mohammedanische Zeitrechnung. Major Cole sagt,
dass diese Zeitrechnung benutzt wurde und behauptet ausserdem,
ohne jedoch Gründe anzuführen, dass es sich um das Jahr 1676
der christlichen Zeitrechnung handele (40).
(40) Major H.H. Cole:
"Illustrations of Ancient Buildings in Kashmir" ["Bilder von
alten Bauten in Kaschmir"], 8.
Pandit Ram Chand Kak vertritt die gleiche Meinung und
behauptet, dass die Inschriften zur Zeit der Herrschaft des
mongolischen Eroberers Shah-Yahan gemacht wurden (41).
(41) Pandit Ram Chand Kak:
"Ancient Monuments of Kashmir" ["Alte Denkmäler von
Kaschmir"], 74
Aber in der Geschichte wird wohl vergessen, dass die
Reparaturen an dem Tempel in keinem der von den beiden
genannten Zeiträumen durchgeführt wurden. Ausserdem wird nicht
erklärt, warum nicht die "Nastaleeq"-Schrift benutzt wurde,
wenn schon zur Zeit der Herrschaft Jahangirs, des Vaters
Shab-Yahans, (S.185)
alle Inschriften in Kaschmir ausschliesslich in dieser Schrift
gemacht wurden.
Einen Bezugspunkt stellt zum Beispiel eine Inschrift in
Verinaq, an der Quelle des Jhelum-Flusses, dar, die aus der
Zeit des Eroberers Jahangir stammt.
Kwaja Hasan Malak Chaduarah ist dergleichen Meinung, legt den
Zeitpunkt jedoch in das Jahr 54 mohammedanischer und in das
Jahr 676 christlicher Zeitrechnung (42).
(42) Kwaja Hasan Malak,
Chaduarah: "Tarikh-i-waslimir", f. 56.
Er verfällt jedoch in einen absurden Anachronismus, da die
Stützpfeiler - seinen Ausführungen nach - unter der Herrschaft
von Ghazi Shah Chak errichtet worden seien. Die Chaks
regierten in Kaschmir bis zum Jahre 1554 nach Christus.
Gehen wir nun zur Zeitrechnung Kaschmirs über. Der angesehenen
Meinung Mullah Ahmads nach, dem Geschichtsschreiber des Hofes
des Sultan Zain-ul-Abidin, wurde diese Zeitrechnung von dem
Sultan Shams-ud-Din eingeführt, der sie zu Beginn der
Herrschaft Ratanjus (Sultan Sadr-ud-Din) einsetzte,welcher
wiederum der erste Herrscher Kaschmirs war, der sich durch
Hazrat Sadr-ud-Din (auch bekannt als Hazrat Bulbul Shah) zum
Islam bekehrte.
Mullah Ahmad zufolge wurde, vom Zeitpunkt der Bekehrung
Ratanjus an, in Kaschmir die Haptrakeshwaran-Zeitrechnung
benutzt, was nur ein anderer Name für die Laukika-Zeitrechnung
ist. Dennoch fand später die mohammedanische Zeitrechnung
Anwendung und dann, von der Herrschaft des Sultans
Shams-ud-Din an, wurde die Zeitrechnung Kaschmirs immer
gleichzeitig mitgenannt. Dieser klärende Hinweis wird auch von
Pirzada Ghulam Hasan angeführt, der diese Zeitrechnung
ungerechtfertigterweise mit der Inschrift an zwei
verschiedenen Stellen beginnen lässt. Ungerechtfertigt
deshalb, weil die Worte "Zeitrechnung Kaschmirs" auf den
fotografischen Auf nahmen (S.186)
nirgends zu sehen sind. Er besteht darauf, dass sich die
Jahreszahl auf die Herrschaft des Sultans Zain-ul-Abidin
bezieht (43).
(43) Pirzada Ghulam Hasan:
"Tarikh-i-waslimir", Bd. I, 65.
Das entsprechende Jahr, ob es sich nun um 54 (1378 nach Jesus
Christus) oder um 154 (1478 nach Jesus Christus) handelt,
fällt nicht in die Herrschaftszeit Zain-ul-Abidins (1424-1471
nach Jesus Christus). Ausserdem war der einzige Tempel, den
der Sultan Zain-ul-Abidin reparieren liess, der so genannte
Panj Mukhia (fünf Türen), der sich in Srinagar befindet (44).
(44) Pandit Har Gopal Khasta:
"Guldasta-i-Kashmir", Teil I, 68.
Er ist heute unter dem Namen Bud Gumat bekannt. Dieser Name
geht auf den Sultan Zain-ul-Abidin zurück, den man auch Bud
Shah (der grosse König) nannte.
Daraus folgt, dass diesen Inschriften nicht die Zeitrechnung
Kaschmirs zugrunde lag.
Die Zeitrechnung Shalewahins beginnt im Jahre 78 nach Jesus
Christus. Es gibt keinen Hinweis darauf, dass ein König, der
in den Jahren 132 oder 232 nach Jesus Christus (den Jahren 54
oder 154 entsprechend) regierte, diesen Tempel repariert
hätte.
Die entsprechenden Daten der restlichen Zeitrechnungen sind
folgende:
Die Bikrami-Zeitrechnung mit dem Jahr 3 vor Jesus Christus und
dem Jahr 97 nach Jesus Christus.
Die Laukika- oder Haptrakeshwaran-Zeitrechnung mit dem Jahr 22
vor Jesus Christus und dem Jahr 78 nach Jesus Christus.
Die Kalyugi-Zeitrechnung mit dem Jahr 47 vor Jesus Christus
und dem Jahr 53 nach Jesus Christus.
Pandit Kulhana benutzte die Laukika-Zeitrechnung, die - Mullah
Ahmad zufolge - ausschliesslich in Kaschmir Anwendung
fand.
Die Geschichtsschreiber Kaschmirs sind sich alle darüber
einig, dass die Reparaturen während der Herrschaft (S.187)
des Raja Gopadatta durch geführt wurden. Zitate bei Mulla
Nadri (45),
(45) Mulla Nadri:
Tarikh-i-Kashmir", f. 69.
Mufti Ghulam Nabi Khaniyari (46)
(46) Mufti Ghulam Nabi
Khaniyari: "Wajeez-ut-Tawarikh", Bd. I, f. 36.
und Mirza Saif-ud-Din Baig (47)
(47) Mirza Saif-ud-Din Baig:
"Khulasat-ut-Tawarikh", f. 7 (b).
stützen diese Behauptung.
Auch Pandit Narayan Kaul Ajiz stellt in seinem
"Tarikh-i-Kashmir" fest:
Vor einigen tausend Jahren reparierte Raja
Gopadatta den Tempel von Koh-i-Sulaiman (48).
(48) Pandit Naragan Kaul Ajiz: "Tarikh-i-Kashmir", f. 31
(a).
Haidar Malak schreibt in seinem "Tarikh-i-Kashmir":
Dann trat Raja Gopadatta die Thronfolge seines
Vaters an. Er liess viele Tempel errichten und den von
Koh-i-Sulaiman reparieren. Mittlerweile sind fast
zweitausend Jahre vergangen, aber der Tempel steht immer
noch. Er regierte sechzig Jahre lang (49).
(49) Haidar Malak: "Tarikh-i-Kashmir", f. II.
Im "Tarikh-i-Jadul" steht:
Er (Gopadatta) liess den so genannten
"Zishi-Shore"-Tempel im Koh-i-Sulaiman reparieren ...
Sandiman (Sulaiman) war Minister Gopadattas und erhielt
den Auftrag, den Tempel zu reparieren (50).
(50) Tarikh-i-Jadul, f. 49-51.
Auch Pirzada Ghulam Hasan gibt zu, dass die Reparaturen an
diesem Tempel während der Herrschaft des Raja Gopadatta
durchgeführt wurden (51).
(51) Pirzada Ghulam Hasan:
"Tarikh-i-Hasan", Bd. III, f. 74.
Die Anwendung der "Sulus"-Schrift lässt sich damit erklären,
dass Sulaiman (oder Sandiman), der mit den Reparaturarbeiten
beauftragt worden war, ein Perser syrischen Ursprungs war
(52).
(52) George Nathaniel:
"Historical Persons in Ancient India", 358.
Um nun die in den Inschriften benutzte Zeitrechnung zu
bestimmen, müssen wir zunächst einmal den Zeitraum (S.188)
festlegen, in dem Gopadatta in Kaschmir regierte. Für Nazir
Ahmad ist es das Jahr 3154 der Laukika-Zeitrechnung. Wilson
legt den Beginn der Herrschaft Gopadattas in das Jahr 82 vor
Christus. Er irrt sich in seinen Berechnungen jedoch um 131
Jahre, was ich hier aus Platzgründen nicht näher begründen
möchte. Zusammenfassend sei nur gesagt, dass er drei
Regierungszeiten überspringt, was insgesamt 94 Jahre ausmacht,
und dann zwei weitere Fehler von 25 bzw. 2 Jahren begeht,
indem er fehlerhaft zwischen der Laukika- und
Kalyugi-Zeitrechnung umrechnet. Ausserdem verwechselt er
Gopadatta von Kaschmir mit Gopadatta von Gandhara, was - zu
den vorhergehenden Fehlern hinzugezählt - eine
Zeitverschiebung von 131 Jahren ergibt. Gopadatta regierte 60
Jahre und 2 Monate lang. Folglich regiert er vom Jahre 49 bis
zum Jahre 109 nach Christus, und das Jahr 3154 der
Laukika-Zeitrechnung, das dem Jahr 8 nach Christus entspricht,
fällt in seine Herrschaftszeit.
In der Folge vergleicht Nazir Ahmad diese Daten auf der
Grundlage anderer Geschichtsdaten. Doktor Wilson behauptet,
dass Mattergupta im Jahre 471 nach Christus den Thron bestieg.
Rechnen wir also - von diesem Zeitpunkt aus - zurück:
1. Mattergupta besteigt im Jahre 471 nach Christus den Thron.
2. Wir ziehen die Herrschaftsdauer der drei von Wilson
ausgelassenen Könige ab und erhalten 94 Jahre. 471 - 94 = 377
nach Jesus Christus.
3. Wir ziehen die Dauer der (von Wilson erwähnten) sechs
Könige der Adittya-Dynastie ab und erhalten 192 Jahre.
377-192=185 nach Christus.
4. Wir ziehen den Zeitraum von Yudhishtra I bis zum Tode
Gopadattas ab, wobei sich für die Regierungszeit (S.189)
Yudhishtras 36 Jahre ergeben und die von Nazir Ahmad
ausgelassenen Monate (2 Jahre) ausgeglichen werden. S ergeben
sich 105 Jahre. 185-105=80 nach Christus.
5. Wir zählen den Unterschied zwischen der Klayugi- und der
Laukika-Zeitrechnung (25 Jahre) hinzu. 80+25=105 nach
Christus.
6. Wir zählen den Zeitraum hinzu, der von den eingeschobenen
Monaten abgedeckt wird (4 Jahre), 105+4=109 nach Christus.
Gopadatta regierte 60 Jahre lang, diesen Berechnungen nach von
49 bis 109 nach Christus.
Aber Nazir Ahmad führt noch einen weiteren letzten Test durch.
Nach Khwaja Muhammad Azam (53),
(53) Khwaya Muhammad Azam:
"Waqiat-i-Kashmir", f. 18-19.
Mufti [islamischer Rechtsgelehrter] Ghulam Nabi Khaniyari
(54),
(54) Mufti Ghulam Nabi
Khaniyari: "Wajeez-ut-Tawarikh", Bd. I, f. 37.
Khwaja Saif-ud-Din Pandit (55)
(55) Saif-ud-Din Pandit:
"Lub-i-Tarikh", f. 6 (b).
und Mirza Saif-ud-Din Baig (56)
(56) Mirza Said-ud-Din Baig:
"Khulasat-tut-Tarikh", f. 8 (b).
beginnt die Hedschra, als der König Ranadatta (oder Venadatta)
noch 42 Jahre zu regieren hat. Das entspricht dem Jahr 622
nach Christus.
Wilson und andere Autoren zufolge, regierte König Ranadatta 60
Jahre lang. Folglich hatte er bereits 18 Jahre regiert, als
die mohammedanische Zeitrechnung einsetzte. Vernachlässigt man
die Monate und zählt erneut rückwärts, so ergibt sich
folgendes:
1. Ranadatta regiert 60-42=18=1 der mohammedanischen
Zeitrechnung = 622 der christlichen Zeitrechnung. Demzufolge
begann seine Regierungszeit im Jahr 604 nach Christus.
2. Wir ziehen den Zeitraum von der Herrschaft Narendraddattas
II bis zum Beginn der Herrschaft Matterguptas ab, so ergeben
sich 137 Jahre. 604-137=467 nach Christus. (S.190)
3. Wir ziehen den Zeitraum von Arya Raja bis Pratapdatta (192
Jahre; von Wilson gezählt) ab. 467-192=275 nach Christus.
4. Wir ziehen den Zeitraum von Hiranya bis Meghewana (94
Jahre; von Wilson ausgelassen) ab. 275-94=181 nach Christus.
5. Wir ziehen Wilsons Unterschied bei der Berechnung der
Herrschaftszeit von Yudhishtra I (14 Jahre) ab. 181-14=167
nach Christus.
6. Wir ziehen von der Zeit Narendradattas bis zum Ende
Gopadattas ab; 90 Jahre. 167-90=77 nach Christus.
7. Wir zählen 25 Jahre wegen des Unterschieds zwischen den
beiden Zeitrechnungen hinzu. 77+25=102 nach Christus.
Die Abweichung von ungefähr 7 Jahren ergibt sich aus den
vereinzelten Monaten der Herrschaft verschiedener Könige (die
insgesamt 2 Jahre, 2 Monate und 9 Tage ausmachen) und 4 Jahre
für die eingeschobenen Monate. So kommt man auf das Jahr 109
nach Christus. Wir wiederholen an dieser Stelle noch einmal -
und bedenken dabei den Fehler von 131 Jahren von Wilson -,
dass Gopadatta von 49 bis 109 nach Christus regierte.
Zum Abschluss dieses Kapitels noch ein letzter Test.
1. Die Herrschaft des Königs Baladatta ging - nach Wilson -
596 nach Christus zu Ende.
2. Rechnet man den Fehler Wilsons dazu, so wäre das Datum:
596+131=727 nach Christus.
3. Wir ziehen die Herrschaftszeit von Baladata und
Vikramadatta ab - die Zeit von Yudhishtra I mitgerechnet -,
wobei sich 96 Jahre ergeben. 727-96=631 nach Christus. (S.191)
4. Wir ziehen die restliche Herrschaftszeit von Ranadatta (42
Jahre) ab. 631-42=589 nach Christus.
5. Wir ziehen die Monate vereinzelter Regierungen und die
eingeschobenen Monate (zusammen 6 Jahre) ab. 589-6=583 nach
Christus.
6. Wir zählen den Zeitraum hinzu, der den eingeschobenen
Monaten der mohammedanischen Zeitrechnung entspricht (39
Jahre). 583+39=622 nach Christus = das Jahr 1 der
mohammedanischen Zeitrechnung.
[Der Zeitpunkt von Jesus in
Kaschmir von 60 bis 109 n.Chr. - Jesus wird 116 Jahre alt]
Diesen Berechnungen zufolge war Yuz Asaf, Jesus, im zweiten
Jahr der Shalewahin-Zeitrechnung in Kaschmir. Das entspricht
dem Jahr 80 nach Christus.
Jesus kam also nach Kaschmir und lebte dort von 60 bis 109
nach Christus. Dies, und wenn man zusätzlich noch in Betracht
zieht, dass seine Geburt etwa in das Jahr 7 vor der
christlichen Zeitrechnung zu legen ist, erlaubt uns die
Behauptung, dass Jesus in Kaschmir im Alter von 116 Jahren
eines natürlichen Todes starb.
[Die Geburt von Jesus 7
v.Chr.]
Zur Vervollständigung dieses Kapitels, das der Chronologie der
letzten Jahre Jesu gewidmet ist, werde ich noch ein wenig den
Punkt aufführen, den ich soeben bezüglich seines Geburtsdatums
angesprochen habe. Zu diesem Zweck gebe ich hier aus dem
Wörterbuch der Bibel von Herder (57)
(57) "Diccionario de la
Biblia", Barcelona, Herder, 1975, 967.
folgendes wörtlich wieder:
Jesus wurde geboren, bevor der grosse Herodes
starb. Dieser starb im Frühling des Jahres 750 römischer
Zeitrechnung ("ab urbe condita"), im Jahre 4 vor Christus
(Matthäus, 21; Lukas 15). Die christliche
Zeitrechnung, die durch die Berechnungen von Dionysius
Exiguus festgelegt wurde, geht ihrer Zeit unzweifelhaft um
einige Jahre voraus. Dennoch kann der zeitliche Abstand
zwischen Jesu Geburt und Herodes Tod nicht mit letzter
Sicherheit bestimmt (S.192)
werden. Wenn die von
Quirinus durchgeführte Volkszählung zwischen den Jahren 9
und 6 vor Christus stattgefunden hat, kann man
wahrscheinlich davon ausgehen, dass Jesus im Jahre 7 oder
6 vor Beginn unserer Ära geboren worden ist. Herodes
ordnete die Tötung der Kinder Bethlehems mindestens einige
Monate vor seinem Tod an, so dass Jesus im Jahre 5 vor
Christus sicherlich fast 2 Jahre alt war. Der König hatte
nämlich befohlen - um sicher zu gehen, dass er auch
getötet werde -, in Bethlehem alle Kinder zu enthaupten,
die 2 Jahre alt und jünger waren.
Andererseits war Jesus
einige Monate, nachdem Johannes der Täufer zu predigen
begonnen hatte, nämlich im Jahre 15 des Imperiums des
Tiberius, 30 Jahre alt (Lukas 323). Diese Zeitangabe bringt uns
in das Jahr 28/29 nach Christus (781/82 a.u.c. [ab urbe
condita, von der Gründung der Stadt an]), wenn man das
Imperium des Tiberius vom Tod Augustus an rechnet (19.
August im Jahre 14 nach Christus; 767 a.u.c.), oder in das
Jahr 26/27, wenn man mit dem Beginn seiner Mitherrschaft
zu zählen anfängt (Herbst im Jahre 12 nach Christus; 765
a.u.c.) oder schliesslich in das Jahr 27/28 nach Christus
(780/81 a.u.c.), so wie es auch bei Lukas der Fall ist,
der - der orientalischen Sitte folgend - als erstes Jahr
des Imperiums des Tiberius die paar Wochen ansieht, die
von Augustus Tod bis zum Beginn des nächsten
Kalenderjahres (1. Oktober des Jahres 14 nach Christus)
verlaufen. Der ersten Hypothese nach ist Jesus zu Beginn
seines öffenltichen Lebens 35-36 Jahre alt; der zweiten
zufolge 33-34 Jahre alt; der dritten zufolge 34-35 Jahre
alt. (S.193)