Erwähnte Literatur
-- Buch von Michel Merlier: Le Congo de la colonisation
Belge à l'indépendance - Paris 1967
-- Bericht einer Unersuchungskommission über den
Belgisch-Kongo: "Rapport Brazza" 1905
-- Buch von Michel Merlier: Le Congo de la colonisation
Belge à l'indépendance - Paris 1962
-- Bericht von Roger Casement: "Casement Report" 1904
Raubbau am Menschen II: 9.2. Zwangsarbeit
im Belgisch-Kongo
Die kriminellen
"Christen" zwangsarbeiten um die Wette: in
Schutzgebieten und Kolonien
Wenn die Portugiesen auch besonders schwer belastet sind,
so kann man doch nicht sagen, dass diese besondere Seite
des kolonialen Sündenregisters bei den anderen weissen
Mächten etwa seniger Missliches enthalte. Und wenn es nach
allem, was wir über Portugal wissen, aus der Feder eines
deutschen Journalisten wie Peter Scholl-Latour heisst, als
"schlimmstes Zwangsarbeitslager der Neuzeit" sei - der
"Belgische Kongo" berüchtigt gewesen, dann lohnt es sich
sicher, dieses Gebiet als nächstes zu betrachten.
9.2.1. Der "christliche" Belgisch-Kongo:
Die Afros in die Armut treiben
[Belgisch-Kongo: Der Massenraub der
kriminell-katholischen Belgien-"Christen" - und sie
treiben die Afros auch noch mit Steuern in die Armut]
Den Kongo-Staat gibt es seit 1885. Sein Gebiet ist
zunächst verhältnismässig klein, aber der geschickte
[Repto-König] Leopold II. versteht es, sich im Wettbewerb
mit den anderen europäischen Mächten ein gewaltiges Stück
vom afrikanischen Kuchen herauszuschneiden, den späteren
"Belgisch-Kongo". Zunächst hilft es Leopold sehr, die
Anerkennung der anderen zu bekommen, dass er sich
scheinbar führend an der Antisklaverei-Bewegung beteiligt.
Aber dann, sobald eine notdürftige Verwaltung eingerichtet
werden kann, werden die
Kongolesen zu
Zwangsarbeitern gemacht.
-- Ihr
Boden gehört nun dem Staat oder den
Konzessionsgesellschaften [mit Zwang zu
Profiten, mit Aktien und Aktionären an den Börsen im
kriminell-"christlichen" Europa],
-- mit allen Bodenschätzen und Naturprodukten [immer mit
der Flinte in der einen und mit der Jesus-Fantasie-Bibel
in der anderen Hand].
-- Also kann der Eingeborene kaum noch etwas für sich
selbst ernten. Das wäre Diebstahl.
-- Er darf auch kein Wild erlegen, das wäre Wilderei.
(Später gönnt man ihm die Hälfte der Jagdbeute, wenn er
die andere Hälfte abliefert).
Wovon soll er leben? Wie soll er Steuern zahlen? Nun: er
wird sofort eingespannt. Steuer und Zwangsarbeit werden
eins, in einem System, das sich herzlich wenig von der
Sklaverei unterscheidet.
[Die kriminellen Katholiken in Latein-"Amerika" machen es
mit den dortigen UreinwohnerInnen genau gleich, nur mit
dem Unterschied, dass die dortigen Indigenen von starken
Schlägen blaue Flecken bekommen und die Schläge somit
beweisen können].
9.2.2. Der "christliche" Belgisch-Kongo:
Afros gegen Afros organisieren
[Belgien-Zwangsarbeit: Leopold II. organisiert
Afrikaner-Armeen gegen Kongo-Afrikaner -
Afrikaner-"Soldateska" macht Jagd auf Kongo-Afros]
Die Raubwirtschaft, mit der Leopold [Repto-König Leopold
II.] und seine Leute nun im Kongo beginnen, benötigt viele
Arbeitskräfte. Es gilt, Kautschuk, aber auch Palmöl, in
möglichst grossen Mengen zu ernten. Man beschliesst, die
Neger [AfrikanerInnen] müssten das im wesentlichen umsonst
machen, was die Produktion sehr verbilligt. Wenn sie nicht
wollen, wird man sie zwingen. Um sie zu zwingen, genügt es
nicht, Inspektoren und Posten-Chefs einzusetzen. Der
"freie Staat" rekrutiert eine Söldnertruppe - meist aus
anderen Gegenden Afrikas,
am liebsten aus Stämmen,
die den Kongolesen nicht grün [wohlgesinnt] sind.
Diese stationiert man an günstigen Stellen, wo Eingeborene
und Kautschuk oder Palmen in lohnender Menge beisammen
sind. Dann setzt man ein Ablieferungssoll fest. Wenn es
nicht erfüllt wird, lässt man die
Soldateska
auf die Eingeborenen los. Sollten diese weglaufen, wird
man sie wieder einfangen und bestrafen.
[Belgien-Zwangsarbeit ab 1891/92: z.B. für Kautschuk:
Zuerst nett auffordern, dann Waffengewalt - bei zu wenig
Kautschuk: Peitschenorgie]
Zwangsarbeit ist am Kongo seit 1891/92 völlig legal -
betrieben haben sie die Vertreter der Faktoreien entlang
der Flüsse schon seit mehreren Jahren. Die Forstwächter
bekommen freie Hand. [Hier ist ein Rezept eines Hautmanns
Verstraeten an einen Postenchef]:
"Ich habe die Ehre, Ihnen bekanntzugeben, dass Sie sich
bemühen sollen, zum 1. Januar 1899
4000kg Kautschuk
zu liefern. Sie haben freie Hand. Versuchen Sie es
zunächst
mit Milde. Wenn sich aber die Eingeborenen
beharrlich weigern, die vom Staat verlangte Steuer [S.220]
zu leisten, dann wenden Sie
Waffengewalt
an", schreibt der Hauptmann Verstraeten an einen der
Postenchefs (zitiert bei Michel Merlier). Wenn die Neger
[AfrikanerInnen] zu wenig Kautschuk bringen, werden sie
ausgepeitscht [und man sieht KEINE blauen Flecken auf der
schwarzen Haut].
(Buch von Michel Merlier: Le Congo de la colonisation
Belge à l'indépendance - Paris 1967 [S.537])
[Ergänzung: Kautschuk für den Autoverkehr der
"Zivilisation" im "Westen"
Wofür wird Kautschuk benötigt? Alles was Gummi beinhaltet:
Radiergummi, Gummistiefel, Regenmäntel, Gummiringe,
Gummibänder, Gummialligatoren, Gummibälle, Reifen [web01].
Also die afrikanischen und lateinamerikanischen Sklaven
und Zwangsarbeiter ermöglichten erst den Autoverkehr. Und
das geht bis heute (2024) weiter so. Nur die
AutofahrerInnen wissen es nicht...]
[Belgien-Zwangsarbeit: Kautschuk - Kanus - Ruderer -
Transporte zu Fuss - Strassenbau - Telefonleitungen]
Zu den schärfsten Anforderungen an die Eingeborenen gehört
aber nicht nur die ablieferung der [Kautschuk]-Ernte. Die
Produkte müssen bis zu den Flüssen an die Verladeplätze
geschleppt werden, oft über viele Kilometer. Ausserdem
müssen die Eingeborenen - alles umsonst
-- Bäume fällen [für den Kanubau],
-- als Ruderer Dienst leiten [weil nur sie die Untiefen
kennen],
-- Lasten für die Weissen schleppen,
-- Strassen bauen,
-- Telefonleitungen legen.
[Belgisch-Kongo: Afro-Träger werden zu Tode geschunden
- Eisenbahnlinien erleichtern Transporte - da wird eine
neue Erdnusssteuer geplant]
E. Picard (Émile Picard, 1856-1941 [web02]) schreibt 1909:
"Immerfort treffen wir diese Träger, allein oder im
Gänsemarsch, schwarz, elend, einzige Bekleidung ein
schrecklich schmutziges Lendentuch, auf dem krausen
unbedeckten Kopf die Ladung.
Kisten, Ballen,
Elfenbein oder ein Korb voll Kautschuk oder auch ein
Fass. Die meisten sind schwächlich, schwanken
unter der gleichzeitigen Bürde der Müdigkeit und
ungenügender Ernährung - eine Handvoll Reis mit stinkendem
Dörrfisch. Erbarmungswürdige wandernde Tragesäulen, die am
Wegrand krepieren, oder, wenn sie den Weg hinter sich
haben, vor Überanstrengung in ihrem Dorf krepieren
werden." Trägerarbeit ist Zwangsarbeit.
Es gibt viele Möglichkeiten, die Farbigen zum Aufbau einer
weissen Zivilisation zu zwingen, etwa beim Bau der
Eisenbahn,
von der man dann sagen kann, dass wenigstens auf dieser
einen Strecke die Trägerkolonnen überflüssig werden. Die
Bevölkerung entlang dieser Strecke, die "15 Jahre einer
schweren Trägerfron ausgesetzt war, kann etwas aufatmen",
berichtet Generalgouverneur Moulaert in seinen Memoiren.
Aber nicht doch - man wird sie schnell wieder
beschäftigen. Moulaert:
"Im Jahr 1900 schlug die Verwaltung, um die
wirtschaftliche Aktivität der Gegend zu vergrössern, die
Einführung einer Steuer vor, die in
Erdnüssen
bezahlt werden sollte - ein Produkt, das man nach Belgien
exportieren konnte. Jedes Dorf wurde für eine bestimmte
Menge von Erdnüssen veranlagt, die es, als Dienstleistung,
zum Verwaltungszentrum der Gegend zu bringen hatte. Der
Transport wurde bezahlt, war aber eine neue Trägerfron,
die den Eingeborenen gegen den Strich ging. Die
Bevölkerung in der Nähe des Trägerpfades war besonders
feindselig gegen diesen Zwang, der sie an die harten Jahre
der Karawanenstrasse erinnerte." Kein Wunder.
[Dann fliegen die Kongo-Greuel auf und der Repto-König
Leopold II. setzt eine "Untersuchungskommisison" ein. Dann
kommt der Bericht heraus, der "Rapport Brazza" von Herrn
Pierre Savorgnan de Brazza von 1905].
9.2.3. Die "christliche"
Belgien-Zwangsarbeit: Der Bericht der
Untersuchungskommission von 1905 - "Rapport Brazza 1905"
Der Begleittext auf Amazon (Übersetzung mit
Translator.eu):
"Zu Beginn des 20. Jahrhunderts, als das Kongobecken zum
Schauplatz wachsender internationaler Spannungen wurde,
berichtete die Presse über Verbrechen gegen die lokale
Bevölkerung. Irgendwo nördlich von Bangui (heute
Zentralafrikanische Republik) ermorden zwei französische
Kolonialverwalter einen Mann in einer raffinierten
Grausamkeit. Die am 15. Februar 1905 bekannt gewordene
"Gaud-und-Toqué-Affäre" war ein echter Schock für die
öffentliche Meinung. Für die Regierung besteht die
Dringlichkeit darin, ihre Isolation unter Beweis zu
stellen. Unter parlamentarischem Druck wurde eine
Erkundungsmission in den Kongo entsandt, die von einem
Forscher geleitet wurde, der für seine Ehrlichkeit
unbestritten bekannt ist: Pierre Savorgnan de Brazza. Nach
viermonatigen Ermittlungen und entgegen den Erwartungen
der Regierung liefern
Brazza und seine Mitarbeiter
einen schrecklichen und erschreckenden Bericht. Es wurde
sofort in einem Tresor im Kolonialamt "vergessen"..."
[web03]
Wir lesen weiter bei Paczensky:
[Belgisch-Kongo Untersuchungskommission von 1905:
stellt die "christliche" Mafia fest: gierige "Agenten" +
Steuerbeamte sind an Gewinnen beteiligt -
Steuer-Langstreckenlauf 150km - Stämme mit Trägern
werden teilweise ausgerottet]
1905 berichtet die Untersuchungskommission, die Leopold
eingesetzt hatte, um die Weltöffentlichkeit zu beruhigen
[im "Rapport Brazza" [web03]]:
"Jeder Postenchef oder Faktoreileiter verlangte von den
Eingeborenen, ohne sich allzusehr zu fragen, mit welchem
Recht, die verschiedensten Leistungen, Arbeit oder
Naturalien, entweder für seine eigenen Bedürfnisse und die
des Postens, oder um den Reichtum der Staatsdomäne
auszubeuten. Nicht wenige
Agenten dachten
nur daran, wie sie
das Meistmögliche in möglichst
kurzer Zeit bekommen könnten, und ihre [S.221]
Forderungen waren oft exzessiv." [für den
Börsenkurs an der kriminellen Börse in Paris und Brüssel].
Die Kommission macht auch darauf aufmerksam, dass die
Leute, die Steuern und Abgaben festsetzen und einziehen,
selbst direkt am Gewinn beteiligt sind.
Die Kommission tadelt:
"Es ist unstatthaft, dass ein Steuerzahler gezwungen wird,
150km zu laufen, um dem Steuereinnehmer eine Abgabe
zu bringen, die etwa den Wert von 1,50 Franken
hat" (Belgische Franken!).
Oder: Die Posten und Stationen beschäftigen die
umliegenden Dörfer fast ununterbrochen mit (unbezahlter)
Arbeit. Und: "Manche Beamte haben uns auf die traurigen
Konsequenzen des
Trägerwesens aufmerksam
gemacht. Es erschöpft die unglücklichen Stämme, die ihm
unterworfen sind, und bedroht sie mit
teilweiser
Vernichtung."
[Die kriminellen "Christen" sind die schlimmsten Tiere auf
dem Planet - in diesem Fall die kriminellen
Jesus-Fantasie-Katholiken aus Belgien].
[Belgisch-Kongo Untersuchungskommission von 1905:
Afrikaner verlieren die meiste Zeit mit Wege laufen, um
Kautschuklianen zu finden - sie legen keine
Kautschukfelder an - 40-Stunden-Woche ist nicht
eingehalten]
Da die Neger [AfrikanerInnen] möglichst viel Kautschuk
bringen sollen, schneiden sie die Lianen, deren milchiger
Saft den Kautschuk ergibt, nicht mehr nur an, sondern ab.
Das Ergebnis ist, dass man immer weiter ins Land wandern
muss, um überhaupt noch Lianen zu finden - bis zu 100km
von der Station am Fluss entfernt. Die Kommission:
"Es scheint ausser Zweifel, dass eine Ausbeutung, die eine
Anzahl von Jahren gedauert hat, zwangsläufig die
Erschöpfung [Ausrottung!] der Gebiete in der Umgebung der
Negerdörfer herbeiführen musste. Dieser Umstand erklärt
die Abneigung des Negers [Afrikaners] gegen die
Kautschukarbeit. In der Tat muss er alle 14 Tage ein oder
zwei Tage marschieren, und manchmal mehr, um sich an einen
Platz des Waldes zu begeben, wo er genügend
Kautschuklianen finden kann. Dort führt der Erntearbeiter
während einer Anzahl von Tagen eine elende Existenz. Er
muss sich eine improvisierte Unterkunft bauen, die
offensichtlich nicht seine Hütte ersetzen kann. Er hat
nicht seine vertraute Nahrung, er hat seine Frau nicht bei
sich. Er ist den Unbilden des Wetters und den Angriffen
wilder Tiere ausgesetzt. Seine Ernte muss er dann zur
Station des Staates oder der Konzessions-Gesellschaft
bringen. Erst danach kehrt er in sein Dorf zurück - wo er
kaum mehr als zwei oder drei Tage bleiben kann, denn der
neue Ablieferungstermin drängt. Daraus geht hervor, dass
der Eingeborene, was immer seine Arbeit im Kautschukwald
selbst sein mag, wegen der vielen ihm aufgezwungenen Wege,
den grössten Teil seiner Zeit durch die Kautschukernte
verliert."
[Zwischenfrage: Wieso legen die belgischen Kolonialisten
und die Afros im Belgisch-Kongo keine Felder mit
Kautschuklianen an?]
Die Kommission meint - was unter diesen Umständen fast
rührend anmutet -, sie brauche nicht zu erwähnen, dass
damit auch das Gesetz über die
40-Stunden-Woche
verletzt werde.
[Man findet den
Untersuchungsbericht über den Belgisch-Kongo
von 1905 auf Französisch im Buchhandel als
"Rapport Brazza" von 1905 - hier
- oder hier
etc.].
Hier ist die Buchbeschreibung des zweiten
Links [web04] (Übersetzung mit Deepl):
"Mission Pierre Savorgnan de Brazza /
Lanessan-Kommission: Der Brazza-Bericht
Mission d'enquête du Congo: rapport et
documents (1905-1907)
Vorwort von Catherine Coquery-Vidrovitch
UN DOCUMENT INÉDIT ET EXCEPTIONNEL
Le passager clandestinel veröffentlicht zum
ersten Mal dieses unveröffentlichte und
aussergewöhnliche Dokument: einen Bericht, den
die Französische Republik 1907 begrub, weil er
ihre Kolonialverwaltung heftig in Frage
stellte. Dieses Dokument ist das Ergebnis der
Daten, die Pierre Savorgnan de Brazza zwischen
Juni und September 1905 während seiner letzten
Mission im französischen Kongo gesammelt
hatte. Der Bericht, der vom Ministerium anhand
der Archive der Mission verfasst wurde, galt
als brisant und wurde nie veröffentlicht. Er
wurde vergessen und galt als verloren... Er
enthüllt ein ineffizientes System, das für den
Staat kostspielig war und vor allem zu
massiven und untragbaren Missbräuchen führte.
Er zeigt den Einfluss, den private Interessen
auf die Kolonialpolitik ausübten. Er belegt,
dass die französische Verwaltung diese
Missstände nicht ignorieren konnte, dass sie
sie tolerierte und in gewissem Masse deckte.
Die Veröffentlichung wird von zahlreichen
weiteren unveröffentlichten Archivalien und
einer ausführlichen Einführung von Catherine
Coquery-Vidrovitch, emeritierte Professorin
der Universität Paris-Diderot, Historikerin
für Afrika und Kolonialisierung, begleitet.
Der blinde Passagier stellt hier allen ein
grundlegendes Dokument zur Verfügung, um die
Herausforderungen, Praktiken und Weiterungen
der europäischen Kolonialgeschichte an der
Wende zum 20. Jahrhundert zu verstehen. "Alles
läuft so ab, als hätten wir es mit einem Fall
von kollektiver Amnesie zu tun, oder vielmehr
mit einem kollektiven Willen, nicht zu wissen,
sich nicht zu erinnern." (Catherine
Coquery-Vidrovitch) 1903 startete der
britische Journalist Edmund Morel eine
europaweite Kampagne gegen den Missbrauch des
"roten" (blutigen) Kautschuks im unabhängigen
Staat Kongo, dem späteren Belgisch-Kongo, der
damals dem Ermessen des belgischen Königs
Leopold II. unterlag. Im französischen Kongo
sollen die Missbräuche weniger krass gewesen
sein. Dennoch waren sie real genug, um in den
Jahren 1904-1905 für einige Aufregung in der
Presse und im Parlament zu sorgen. Um die
Gerüchte zu zerstreuen und die Ungeduld der
anderen Kolonialmächte in der Region zu
besänftigen, sahen sich die französischen
Behörden 1905 gezwungen, eine
Inspektionsmission in die Region zu entsenden.
Die letzte Afrika-Mission von Pierre Savorgnan
de Brazza startete am 5. April 1905 in
Marseille und führte zum Tod des Entdeckers am
14. September 1905 auf dem Rückweg nach
Dakar."] |
9.2.4. Die "christliche"
Belgien-Zwangsarbeit: Empfehlungen der
"Regierungskommission" für den Belgisch-Kongo von 1925
[Und die Kolonialverwaltung folgt den Empfehlungen
nicht - im Sinne des Börsenkurses und der Aktionäre:
Prozentzahlen für afrikanische Dörfer
Tagesmarsch=100km]
1925 empfiehlt eine belgische Regierungskommission für
Arbeitsfragen, man möge aus den Eingeborenendörfern nicht
mehr als 10 Prozent der arbeitsfähigen Männer entfernen
und die Hälfte von ihnen nicht weiter als 2 Tagemärsche
von ihrer Wohnung entfernt beschäftigen. Ausserdem, so
meint die Kommission, könnten die europäischen Unternehmen
weitere 15 Prozent [S.222] der arbeitsfähigen Erwachsenen
aus den Dörfern beschäftigen - unter der Bedingung, dass
diese auch weiterhin ihrer Beschäftigung in den Dörfern
nachgehen könnten. Aber die Kolonialverwaltung findet, das
sei zu wenig. Sie setzt das Maximum für die Abwesenheit
auf 25 Prozent fest - und entscheidet, dass für andere
Arbeiten, darunter den Trägerdienst, eine unbegrenzte Zahl
von Arbeitskräften beansprucht werden kann.
Was versteht man übrigens unter "zwei Tagemärschen", wenn
sie ein Neger [AfrikanerIn] machen soll? Die Kommission
meint, etwa 100km.
9.2.5. Der "christliche" Belgisch-Kongo:
Zwangsarbeit im Strassenbau 1923 - Männer UND Frauen
fehlen bei der Ernte
[Belgisch-Kongo: Erst 1928 werden Frauen vom
Trägerdienst befreit]
1923 beklagt sich die Kommission, dass "Fälle berichtet
werden, wonach Eingeborene 90 oder gar 104 Tage
Zwangsarbeit verrichten mussten" - für den Strassenbau.
"Diese übertriebenen Aushebungen zur Zwangsarbeit für den
Strassenbau, die oft genug von zweifelhaftem Wert ist,
haben offensichtlich eine bedenkliche Verschlechterung der
für das Existenzminimum notwendigen Ernten zur Folge."
Aber 60 Tage pro Jahr und erwachsenem Mann hält man für
normal.
Immer wieder wird angeregt, Greise, Frauen, Mütter
mit kleinen Kindern und Schwangere sollten nicht zum
Strassenbau herangezogen werden.
Erst 1928 kann die
Kommission feststellen, dass nunmehr die Frauen vom
Trägerdienst befreit seien. Davon, dass sie
auch nicht mehr Strassen bauen sollten, spricht die
Kommission noch 1947.
[Belgisch-Kongo 1908: Der kriminelle Repto-König
verliert seine Kolonie an die Regierung]
Und das alles geschieht, obwohl der Kongo wegen des
internationalen Skandals schon seit 1908 nicht mehr
Privateigentum des belgischen Königs ist, sondern eine
Kolonie unter der Verwaltung der belgischen Regierung.
9.2.6. Der "christliche" Belgisch-Kongo:
Zwangsarbeit mit Eisenbahnbau nach Kinshasa+Massenmord
[Belgisch-Kongo: Bau der Bahnlinie von Matadi nach
Leopoldville (Kinshasa) 336km bis 502km - Afros in
Ketten - Fluchtversuche - Meutereien überall]
A propos Eisenbahnbau - der berüchtigste findet noch zu
Leopolds Zeit statt: die Linie
Matadi -
Leopoldville (336 km, heute Kinshasa [web05]).
Die Arbeit dauert von 1890 bis 1898. Die Gesellschaft, die
"Bauträgerin", wie es heute so schön heisst, rekrutiert
Arbeiter in Senegal, Dahomey, der Goldküste [Ghana], aus
Sierra Leone, ja den Antillen (Barbados [GB-Kolonie in der
Karibik]), schliesslich gar 500 chinesische Kulis
[Träger].
Denn dieser Bahnbau ist sehr gefrässig.
Ein Zeitgenosse erklärt später, "wir rollen auf Leichen".
[So war es in Russland auch, als unter Stalin die
Gulag-Gefangenen die Transsibirische Eisenbahn bauen
mussten - eine grausame Todesmaschine].
Die Kompanie gibt offiziell 1800 Tote während der
Bauarbeiten zu. In Anbetracht der fürchterlichen
Arbeitsbedingungen glaubt niemand, dass es so wenige sind.
Die Farbigen arbeiten unter strenger Bewachung, manchmal
in
Ketten - so viele
Fluchtversuche
gibt es, und manchmal auch
Meutereien.
Joseph Conrad und andere Schriftsteller malen ein
grauenhaftes Bild von diesen Zuständen.
Die Mossad-Wikipedia über
die Eisenbahnlinie Matadi-Kinshasa: 1800
tote Afros und 132 tote "christliche" Weisse
https://de.wikipedia.org/wiki/Matadi-Kinshasa-Bahn
Die Mossad-Wikipedia erwähnt im Artikel über
die Matadi-Kinshasa-Bahn KEINE Todesopfer
sondern verkauft den Bau der Eisenbahnlinie
eher als Safari. Die Daten:
-- Belgien besetzte (nach der Berliner
Kongokonferenz von 1884/1885 [web13]) den
Belgisch-Kongo, wo grosse Flüsse für
Transporte genutzt werden, ausser auf den
letzten 300km vor dem Meer, wo der Kongofluss
in mehreren Stufen-Wasserfällen
("Liviongstone-Fälle") insgesamt 90 Höhenmeter
überwindet und den Kongofluss auf einer
Strecke von 30km blockiert wird (also das sind
mehrere "Rheinfälle" gigantischer Art [web12])
-- somit galt für diese letzten 300km die
Herausforderung, andere Transportmittel zu
finden, zuerst wurde zwischen der Hafenstadt
Matadi und Leopoldville (später Kinshasa
genannt) der Transport zu Fuss (!)
durchgeführt
-- die "christlichen" Kolonialisten von
Belgien waren Eisenbahn-fanatisch, gründeten
am 31.7.1887 eine "Kongolesische Gesellschaft
für Handel und Industrie" (CCCI) sowie eine
"Kongolesische Eisenbahn-Gesellschaft" (CCFC),
und am 9.11.1889 wurde die
"Kongobahn-Gesellschaft" gegründet, die die
erstere Gesellschaft mit 20 Millionen Mark
übernahm, wobei der Staat Belgien mit 8
Millionen beteiligt war
-- [man hätte auch einen Kanal mit Schleusen
bauen können, das wäre aber vielleicht noch
aufwändiger gewesen]
-- die Bauleitung hatte Albert Thys
-- 4.12.1893: Eröffnung des ersten Abschnitts
von Matadi bis Nkenge (40km)
-- schwierige Bauabschnitte waren der Canyon
des M'pozo und die Berge "Monts de Cristal"
-- 1898: In 8 Jahren war die belgische
Kongobahn fertig, Einweihung, da kam in
Leopoldville die erste Lokomotive an
-- die Todesraten waren 1800 tote
Afro-Zwangsarbeiter und 132 tote weisse
"Christen"-Kolonialisten
-- 1904 wurde die Bahnstation
Sona Qongo nach dem Bauleiter Albert Thys in
Thysville umbenannt, später in Mbanza-Ngungu
umbenannt)
-- 1926: Joseph Conrad (polnisch-britischer
Schriftsteller 1857-1924 [web14]) arbeitete
selber im Belgisch-Kongo und beschrieb die
harte Arbeit an dieser Eisenbahnlinie mit dem
Roman "Herz der Finsternis"
|
[Belgisch-Kongo: Gummigesellschaften überfordern die
Afros [wegen Börsenkursen!] - Dörfer bleiben ohne
Männer]
Aber ebenso alarmierende Berichte kommen von den Flüssen,
aus dem Wald, aus den Stationen der
Gummigesellschaften.
Die Eingeborenen werden zu immer grösseren
Ablieferungen gezwungen [damit die Börsenkurse
weiter steigen - es geht nur um die kriminelle Börse in
Europa!]. Und bei den Stationen müssen zusätzlich schon
1893 rund 7000 Mann in Ketten, "Freiwillige", die aus den
Dörfern geholt wurden, öffentliche Arbeiten aller Art
verrichten.
Ihre [S.223] "Dienstzeit" beträgt drei bis sieben Jahre,
dafür bekommen sie etwas Nahrung und
so gut wie
keinen Lohn.
9.2.7. Der "christliche" Belgisch-Kongo:
Gummi und Elfenbein für Antwerpen - Billigware aus
Europa für die Afros + der Casemenet Report von 1904
[Gummi und Elfenbein]
Nicht nur das
Gummi lockt die Belgier.
Elfenbein
ist nicht weniger begehrt. Die Häuptlinge werden
gezwungen, abzuliefern, was sie nur haben. Der
abgelieferte Kautschuk wird "bezahlt". Pro Kilogramm, das
in
Antwerpen mit acht bis zehn Francs
gehandelt wird, gibt es am Posten Schundwaren im Wert von
einem halben Franc.
[Die Ablieferung der Ernte: Die Billigwaren aus Europa
für die Afros - wenn eine Ernteprobe nicht sauber ist,
wird die gesamte Ernte des Dorfes konfisziert -
RAUB+Strafe: Dörfer abfackeln, Frauen rauben]
Michel Merlier (Buch: Le Congo de la
colonisation Belge à l'indépendance - Paris 1962 [S.537])
zeichnet ein eindrucksvolles Bild von dieser Art Geschäft:
Am Markttag kommen die Bauern in Kolonnen an, eskortiert
von Capitas (schwarze Miliz), die mit gewehren und Dolchen
aller Art bewaffnet sind. Bald sind mehr als 1000 Mann auf
dem Platz versammelt, eingeschütchtert und still. Man
gliedert sie nach Dörfern, hinter ihnen stehen bewaffnete
Wächter, vor ihnen die Angestellten der Kompanie, mit
gefälschter Waage, Klotz, Tisch und der Tauschware:
Blechteller,
Stofffetzen, Spiegel, Klingen usw.
[Solche Billigwaren aus Europa verkaufen auch die Spanier
in Latein-"Amerika" an die Ureinwohner - mit Zwangskauf -
Link]
Die Dörfer werden aufgerufen. Bei jedem Namen stürzen die
Eingeborenen nach vorn, legen ihre Ernte auf die
Waagschale. Ein Caporal zerschneidet auf dem Klotz einige
Kautschukkugeln aus jedem Korb. Bei der geringsten
Unreinheit schreit der Agent der Gesellschaft: "Pamba"
(für nichts) - und
der gesamte Kautschuk des Dorfes
wird konfisziert, während die Capitas
schwören, sich mit der Peitsche zu rächen. Der Agent
schmeisst den Bauern ihren Tand zu, ohne zu fragen, was
sie möchten. Dann treiben die Capitas sie zum
Trockenlager, wo sie die Ernte abladen.
Nachts oder im Morgengrauen suchen Strafexpeditionen die
Dörfer heim, deren Ernte trotz allem ungenügend war:
Verbrannte Hütten, als Geisel geraubte Frauen,
misshandelte Häuptlinge.
[Die kriminellen "Christen" sind eben immer wieder das
schlimmste Pack auf diesem Planet - in diesem Fall
Jesus-Fantasie-Katholiken aus Belgien].
[Die Ablieferung der Ernte: Der "Casement Report" von
1904 berichtet von Folter ohne Ende aus Spass an Ketten
und Peitschenorgien]
Der britische Konsul
Roger Casement
(GB-Irland-Diplomat, 1864-1916 [web10]) berichtet 1904
("Casement Report" 1904 [web10]), es komme genauso oft
vor, dass diejenigen, die nicht die verlangte
Kautschukmenge bringen, in Ketten gelegt und ausgepeitscht
werden, dass man sie erst wieder laufen lässt, wenn das
Dorf oder ihr Stamm mehr abliefert. Casement berichtet
auch, dass bei den Posten immer wieder Eingeborene
zunächst nur für kurze Arbeiten requiriert, dann aber
nicht freigelassen werden. Sie müssen weiter, oft in
Ketten, als Zwangsarbeiter dableiben und bekommen ihre
Freiheit erst wieder, wenn ihr Stamm oder ihr Dorf
Ersatzmänner stellt, mit denen das Spiel dann wiederholt
wird.
Der "Casement Report" von Roger
Casement 1904
https://en.wikipedia.org/wiki/Casement_Report
https://archive.org/details/CasementReport
Dt. Übersetzung mit Deepl:
Der Casement-Bericht umfasst vierzig Seiten der
Parlamentsdokumente, denen weitere zwanzig
Seiten mit Einzelaussagen beigefügt sind, die
Casement als Konsul gesammelt hatte, darunter
mehrere Berichte über Grausamkeiten begangen vno
Soldaten der Kongo-Verwaltung unter König
Leopold an den Eingeborenen: Tötungen,
Verstümmelungen, Entführungen und grausame
Schläge. Die britische Regierung schickte Kopien
des Berichts an die belgische Regierung sowie an
die Unterzeichnerstaaten des Berliner Abkommens
von 1885 [Kongo-Konferenz in Berlin], in dessen
Rahmen ein Grossteil Afrikas aufgeteilt worden
war. Das britische Parlament forderte ein
Treffen der vierzehn Unterzeichnermächte, um das
Berliner Abkommen von 1885 zu überprüfen[4].
Der Bericht wurde 1904 als Befehlspapier
herausgegeben und dem Parlament vorgelegt, doch
wurde das Original erst 1985 in einem
kommentierten Buch zweier belgischer Professoren
für die Geschichte des Kolonialismus [5]
veröffentlicht.
Auf Drängen des sozialistischen Politikers und
Staatsmannes Emile Vandervelde und anderer
Kritiker der Kongopolitik des Königs zwang das
belgische Parlament den widerstrebenden Leopold
II. zur Einsetzung einer unabhängigen
Untersuchungskommission. Deren Ergebnisse
bestätigten [im Jahre 1905] den Bericht von
Casement [mit dem "Rapport Brazza"] in allen
Einzelheiten. Dies führte zur Verhaftung und
Bestrafung von Beamten, die für Morde während
einer Kautschuksammelexpedition im Jahr 1903
verantwortlich waren (darunter ein Belgier, der
zu fünf Jahren Haft verurteilt wurde, weil er
die Erschiessung von mindestens 122
kongolesischen Eingeborenen verursacht hatte).
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ENGL orig.
The Casement Report comprises forty pages of
the Parliamentary Papers, to which is appended
another twenty pages of individual statements
gathered by Casement as Consul, including
several detailing grim tales of killings,
mutilations, kidnappings and cruel beatings of
the native population by soldiers of the Congo
Administration of King Leopold. Copies of the
Report were sent by the British government to
the Belgian government as well as to nations
who were signatories to the Berlin Agreement
in 1885, under which much of Africa had been
partitioned. The British Parliament demanded a
meeting of the fourteen signatory powers to
review the 1885 Berlin Agreement.[4]
While the Report was issued as a Command
paper in 1904, and was laid before the Houses
of Parliament, the original was not published
in full until 1985, in an annotated book by
two Belgian professors of the history of
colonialism.[5]
The Belgian Parliament, pushed by socialist
political leader and statesman Emile Vandervelde
and other critics of the King's Congolese
policy, forced a reluctant Leopold II to set
up an independent commission of enquiry. Its
findings confirmed Casement's report in every
detail. This led to the arrest and punishment
of officials who had been responsible for
murders during a rubber-collection expedition
in 1903 (including one Belgian national who
was given a five-year sentence for causing the
shooting of at least 122 Congolese natives).
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9.2.8. Der "christliche" Belgisch-Kongo:
Bergwerke und Minen
[Belgisch-Kongo: Minen in Katanga - Widerstand wirt mit
Zwangsarbeitern aus anderen Gegenden gebrochen - dann
Zwangsarbeit ohne Essen]
Bei der "Anwerbung" von Arbeitern für die Bergwerke,
besonders in Katanga [Nordost-Belgisch-Kongo], geht es
nicht anders zu. Zunächst bringt man Arbeiter aus andere
nKolonien, zumal die Stämme in der Nähe gegen den
Arbeitszwang revoltieren und erst um 1907 bezwungen sind.
Dann füllt man die Lücken mit Arbeitern aus der
Nachbarschaft. Diese Männer ernährt man freilich nicht.
Das überlässt man ihren Familien. [S.224]
[Belgisch-Kongo: Eisenbahnbau zwischen den Grossen
Seen: Sklaverei und nach 6 Monaten Freilassung]
Beim Bau der "Bahnlinie der Grossen Seen" für die
Goldgruben von Kilo-Moto besorgt man sich auch wieder
"echte" Sklaven von arabischen Händlern, die man ein
halbes Jahr arbeiten und dann laufen lässt, ohne sie
bezahlt zu haben.
Auch die "Union Minière" in Katanga, der Kupfer-Gigant und
grösste Konzern des Kongo, Tochter nicht minder mächtigen
belgischen und englischen Kapitals, kauft anfänglich
Sklaven - dann fürsorglicherweise auch Frauen für ihre
Arbeiter. Immerhin wird dieses Unternehmen später das
erste in Afrika, das paternalistische Fürsorge für die
Arbeiter an die Stelle des Terrors treten lässt. Die immer
höher entwickelte Technik erfordert besser ausgebildete
Männer, auch wenn es Farbige sind.
[Belgisch-Kongo: Rekrutierungen mit Jagd auf Schwarze
für Minen und Eisenbahnbau: Dörfer abfackeln, Frauen und
Kinder in Ketten legen - 27% Todesrate - mindestens
50.000]
Da sich nur selten freiwillige Arbeiter finden, entstehen
richtige Rekrutierungsgangs. Sie sind von den Behörden
lizenziert. Wenn ihre Lockungen und Versprechungen einen
Stammeshäuptling ungerührt lassen, dann
verbrennen
sie eben ein paar Hütten, legen
Frauen
und Kinder in Ketten, damit sich die Männer
stellen, und dann marschiert die Kolonne wieder ab, die
"Angeworbenen" sicherheitshalber mit einem Strick um den
Hals. Kein Wunder, dass die Dorfbewohner allmälich im Wald
verschwinden, sobald sie merken, dass ein Weisser naht.
Die Sterblichkeit unter den Zwangsrekrutierten ist hoch -
noch 1931 liegt sie bei
27 Prozent. Merlier
zitiert den [Jesus-Fantasie]-Priester Le Grand mit der
Schätzung, dass auf den Arbeitsstätten der Kongo-Industrie
mindestens 50.000 Menschen umgekommen seien.
[Belgisch-Kongo mit Willkür: Afro-Soldaten sollen 7
weitere Jahre dienen - und als Zwangsarbeiter (!)]
Selbst die farbigen Soldaten - der Kern der späteren "
Force
Publique" - werden so behandelt, dass ein Teil
von ihnen meutert. Der Grund für eine solche Revolte in
Shinkakasa: Die Soldaten sind zwangsweise in Arbeiter
verwandelt worden, obwohl ihr Kontrakt das nicht vorsieht.
Obwohl die Zeit abgelaufen war, für die sie sich hatten
anwerben lassen, wurden ihre Verpflichtungen einfach um
weitere
7 Jahre verlängert.
9.2.9. Die "christliche"
Belgien-Zwangsarbeit: Bevölkerungsreduktion bei den
Schwarzen mit 4 Millionen
Die Wirtschaft der Belgier amKongo hat zum Ergebnis, dass
die Eingeborenenbevölkerung um 4 Millionen
zurückgeht. Aber ist es nur Leopolds Regime,
das solche Folgen hat? Natürlich nicht. Davidson berichtet
noch 1954, am Kongo würden "nachlässige Arbeiter" zu
Taunsenden zu "Gefängnisstrafe mit besonders schwerer
Arbeit" verurteilt. Generalgouverneur Ryckmans schreibt
1952, dass die "Corvées", die der Bevölkerung immer wieder
auferlegten Zwangsarbeiten ein Hauptgrund für die Flucht
aus den Dörfern seien.
Basil Davidson:
-- Report on Southern Africa - London 1952
-- Erwachendes Afrika - Zürich 1957 (London 1955)
-- The African Past - London 1964 [S.532]
[Belgisch-Kongo: Immer noch Zwangsarbeit 1957]
Eine Verordnung vom 10. Mai 1957, also drei Jahre vor der
Unabhängigkeit, erpflichtet die Kongolesen auf dem Land
noch immer während 45 Tagen pro Jahr zum Zwangsanbau
bestimmter Kulturen, anderswo zur Dienstleistung [S.225]
für öffentliche Arbeiten. Und wenn es nicht genug
"Freiwillige" für eine bestimmte Arbeit gibt, dann können
die örtlichen belgischen Verwalter jeden arbeitsfähigen
Mann 15 Tage lang zur Arbeit heranziehen, wenn er sich
nicht durch eine Geldleistung freikauft.
(Die Unabhängigkeit des Belgisch-Kongo erfolgte 1960 mit
dem Namen "Demokratische Republik Kongo" [web11]. Nun
übernahmen Afrikaner die korrupten Regierungsämter und die
Bevölkerung blieb arm. Die Eisenbahnen werden schlecht
unterhalten und fahren kaum noch).
*
[S.225]
[Weitere belgische Kolonien waren
-- der Süd-Sudan (Ladoenklave) sowie
-- Ruanda-Urundi ab 1919, das von Deutschland geraubt und
dann in den Belgisch-Kongo "integriert" wurde [web11].