Erwähnte Literatur
-- Burenkriegs-Tagebuch des deutschen Arztes Dr. Hero
Thielemann (1908)
-- Buch von GB-Historiker Perry Anderson geb. 1938
[web02]: Le Portugal et la fin de l'Ultra-Colonialisme -
Paris 1963
Raubbau am Menschen II: 9.10. Zwangsarbeit
im "christlichen" GB-Südafrika
Die kriminellen
"Christen" zwangsarbeiten um die Wette: in
Schutzgebieten und Kolonien
["Christliches" GB-Südafrika: Eisenbahnbau mit 1000en
Morden]
Eine lange Tradition hat die Zwangsarbeit in der
"Südafrikanischen Union". Aus dem 1908 erschienenen
Burenkriegs-Tagebuch des deutschen Arztes
Dr. Hero
Thielemann [?]:
"
Pretoria, den 15. Januar [ohne Jahr].
Endlich in
Transvaal! 500km hatten wir von
Lourenco-Marquez bis hierher zu fahren. Die Bahn, 1895
fertig geworden, führt streckenweise durch sumpfiges
malariaverseuchtes 'Buschfeld'. Der Bau kostete viele
Menschenleben. Man erzählte mir, wenn man die Leichen der
Länge nach aneinanderreihte, würde die Reihe der Toten so
lang sein wie der
Schienenstrang nach Pretoria."
["Christliches" GB-Südafrika: Hungerfolter im
"Reservat" und Zwangsvertrag für unrentable Goldminen im
Rand-Gebirge - alles ist nur Terror und Erpressung gegen
Afrikaner]
Der Hauptplatz für farbige Zwangsarbeit in dieser
Weltgegend sind die südafrikanischen Bergwerke [Goldminen
und Diamantminen]. Offiziell ist von Zwangsarbeit
natürlich nicht die Rede. Aber
die Afrikaner können
Reservate, die ihnen nicht das Existenzminimum
sichern, meist nur verlassen, wenn sie einen Kontrakt
für die Goldminen unterzeichnen.
Das Goldvorkommen des Rand (Gebirge Witwatersrand [web01])
ist so schwach und sitzt so tief unter der Erde,
dass
unter normalen Bedingungen seine Ausbeutung weit davon
entfernt wäre, sich wirtschaftlich zu lohnen.
Um eine Tonne Gold zu erhalten, müssen [S.240] - etwa
160.000 Tonnen Erz bearbeitet werden. Perry Anderson:
(Buch von GB-Historiker Perry Anderson geb. 1938 [web02]:
Le Portugal et la fin de l'Ultra-Colonialisme - Paris 1963
[S.529])
"Reichere und leichter zugängliche Minen in Australien
oder den Vereinigten Staaten, wo die Arbeiter
Kollektivverträge erzwingen können, sind aufgegeben
worden. Es gibt nur einen Grund, der erklärt, warum unter
solchen Umständen Südafrika die grösste Goldindustrie der
Welt hat: ein gigantischer Terror-Apparat garantiert, dass
stets eine möglichst billige Arbeitermasse zur Verfügung
ist."
["Christliches" GB-Südafrika: Goldminen in über 2km
Tiefe - bis 50ºC Hitze - Schächte nur ca.1m hoch -
Schwarze verdienen ca. 5% vom weissen Lohn - Monatslohn
ca. 80 DM]
Die Arbeitsbedingungen hat
André Gorz
(österreichisch-französischer Soziologe+Publizist -
1923-2007 [web03]) eindrucksvoll geschildert in "Les Temps
Modernes" Nr. 169/70. Andere Aussagen bestätigen es. Die
Bergwerke beschäftigen mehr als 400.000 Personen, davon
mehr als 85 Prozent Afrikaner. Die afrikanischen Arbeiter
halten nicht länger als 18 Monate hintereinander in der
erstickenden Atmosphäre der
unterirdischen Galerien
aus. Diese gehen bis in 2300 Meter Tiefe hinab; die
Temperatur ist dort zwischen 32 und 43, in manchen
Schächten sogar 50 Grad. Die Goldadern sind
unregelmässig, schwach.
Die Schächte sind nicht
hoch genug, um eine sitzende Haltung zu erlauben.
Die Arbeiter arbeiten auf dem Rücken liegend, ihre Füsse
gegen den pneumatischen Hammer gestemmt. Der Arbeitstag
dauert 8 Stunden. Der (theoretische) Lohn eines
afrikanischen Vorarbeiters beträgt 4 Shilling 3 Pence pro
Tag (etwas über 2 Mark); der Durchschnittslohn der
afrikanischen Grubenarbeiter ist 47 Pfund (etwa 460 Mark)
im Jahr -
etwa 5 Prozent des Durchschnittslohns für
Weisse.
Während seines Aufenthalts im Bergwerk sieht der
afrikanische Arbeiter keinen Pfennig. Er ist in kargen und
unhygienischen Schlafgebäuden untergebracht. Er wird von
der [Minen]-Gesellschaft ernährt, gewaschen, ausgerüstet,
"unterhalten". Er kann sich in der Kantine überflüssiges
Zeug besorgen - der Preis dafür wird später von seinem
Lohn einbehalten. Obwohl er nicht immer ausdrücklich
"Ausgehverbot" hat, kann der afrikanische Bergarbeiter -
von seiner Familie getrennt, Analphabet, kaserniert am
Rand einer grossen Stadt, in der er keine Seele kennt, und
ohne Geld - praktisch das Gelände des Bergwerks nicht
verlassen. Wenn ihn die Gesellschaft nach 9, 12 oder 18
Monaten in sein Reservat zurückschickt, bekommt er im
Durchschnitt nach Abzug seiner Schulden und als
Schlussabrechnung einen Lohn von 100 Francs (
etwas
über 80 Mark).
Streikvergehen werden mit drei Jahren Gefängnis oder 500
Pfund Geldstrafe (knapp 5000 Mark) bestraft.
Bei solchen Löhnen können die Goldminen rentabel sein.
["Christliches" GB-Südafrika: Löhne für Landarbeiter
100-400 Mark pro Jahr]
Der Lohn "freier" afrikanischer Landarbeiter beträgt nicht
einmal 40 Pfennig am Tag (9 Pence). Das Jahres-"Einkommen"
dieser Landarbeiter schwankt zwischen 100 und 400 Mark [S.
241].