-- Buch von Hans Zache (Hrsg.): "Das deutsche Kolonialbuch"
- Berlin 1925 [S.541]
9.11. Zusammenfassung: Zwangsarbeit für
Afrika und soziale Folgen: Unterentwicklung und
Zerstörung des sozialen Gefüges
[Hans Zache mit "christlicher" Kolonialpropaganda:
Schwarze sind an Exportprodukten nicht interessiert -
weisse "Christen" geben ihnen "Sicherheit von Leben und
Eigentum, Schutz gegen Seuchen und Gelegenheit zum
Erwerb und zur Bildung"]
"Der Neger [Afrikaner] arbeitet nur unter einem Zwange
mehr, als für die Fristung seines bescheidenen Daseins
unbedingt erforderlich ist. Deshalb schafft er keine
nennenswerten Exportwerte, wenn man es ihm überlässt,
seine Tätigkeit zu regeln. Andererseits geniesst er gegen
den früheren Urzustand alle Vorteile der Kultur:
Sicherheit
von Leben und Eigentum, Schutz gegen Seuchen und
Gelegenheit zum Erwerb und zur Bildung."
So spricht der ["christliche"] Weisse - hier
Hans
Zache in "Das deutsche Kolonialbuch",
stellvertretend für viele 1000e von Politikern,
"Kolonialpionieren" und Kolonial-Apologeten. Am Ende
dieses Kapitels wird man diesen Satz erst richtig
würdigen. Bildung - darauf komme ich noch.
["Christliche" Kolonialisten blockieren die Entwicklung
Afrikas mit Massenmord+Massenraub]
Unter weisser Herrschaft ist die farbige Welt durch
Sklaverei und Zwangsarbeit in einem wichtigen Stadium
ihrer Entwicklungsmöglichkeit um viele Millionen Menschen
in arbeitsfähigem Alter beraubt worden. Und, was besonders
für ein so dünn besiedeltes Gebiet wie Afrika
verhängnisvoll ist: dieser Verlust ist zugleich ein
Verlust von Reproduktionsmöglichkeiten, ein Ruin der
Chance, sich zu erholen und zu kräftigen. Zu den 100 bis
200 Millionen Menschen, die Afrika durch den Sklavenhandel
und seine Begleitumstände verloren hat, kommt ein weiterer
Aderlass von direkten Opfern der Zwangsarbeit, mehr auf
die letzten Jahrzehnte konzentriert [von 1920-1970]. Man
wird eher zu niedrig schätzen, wenn man diese Zahl mit 15
bis 20 Millionen Menschen ansetzt. Abermals handelt es
sich um die kräftigsten, arbeitsfähigen Männer in "bestem"
Alter.
["Christliche" Zwangsarbeit für Männer: provoziert
Prostitution zu Hause]
Auch die indirekten Opfer des Arbeitszwangs, an Hunger
Gestorbene, bei Razzien Umgebrachte, Opfer von
Krankheiten, die nur durch die Zwangsträgerei ausgebrochen
sind, müssen berücksichtigt werden - dies werden einige
100.000e sein. Ausserdem müssen wir den statistisch nicht
erfassten und kaum erfassbaren Substanzverlust durch die
niedrigeren Geburtenzahlen berücksichtigen. Es gibt
zahlreiche Berichte darüber, dass die Negerfrauen
[Afrikanerinnen] in dieser Zeit in grosser Zahl Abtreibung
betrieben. Und eine Bevölkerung, deren reproduktionsfähige
Männer aus ihren Familien herausgerissen und in andere
Gegenden geschickt werden, vermehrt sich auch nicht in
normaler Weise. Dafür nimmt aber die Prostitution gewaltig
zu.
Selbstverständlich will ich nicht sagen, dass Afrika,
hätte es nie ein Weisser betreten, heute ein glücklicher,
paradiesischer Kontinent wäre. Aber ich will sagen, dass
dieser Kontinent heute, wäre nicht der Raubbau durch die
Weissen gewesen, von 100 bis 200 Millionen Menschen mehr
bevölkert sein könnte, als er ist. Und dass er in seiner
Entwicklung wesentlich weiter wäre - was immer die Weissen
über die angebliche Faulheit der Neger [AfrikanerInnen] zu
sagen belieben. Dass die weisse Welt, hätte sie die
Arbeiten selbst leisten oder wenigstens normal bezahlen
müssen, zu denen sie die Farbigen zwang, nicht so schnell
so reich geworden wäre. Und die farbige Welt nicht so arm.
[S.242]