-- Buch von Jean Ziegler: Die Gegenrevolution in Afrika
(orig. frz.: La contre-révolution en Afrique) - Paris 1963
-- Deutscher Kolonialkalender von 1907
Der Weg ins Elend II:
14. Kriminelle "Christen" mit "weisser Wirtschaft"
"Weisse Wirtschaft" 14.6.1. Kr. Port-"Christen" zerstören
Mosambique+Angola mit MONOkulturen und MONOpolen
und die Ureinwohner müssen die Arbeit auf den Feldern
leisten
[Kr. Port-"Christen" in Mosambique:
Baumwoll-MONOplantagen - und der gesamte Profit geht
nach Portugal]
Das portugiesische System der
Baumwoll-Zwangskultur
habe ich schon erwähnt.
519.000 Bauern in
Mosambique im Dienst portugiesischer Ausfuhr -
das macht mit Angehörigen weit mehr als eine Million
Personen im Dienst einer Exportware, an der nur
Portugiesen verdienen. Aus der Baumwolle macht die
portugiesische Textilindustrie Stoffe, die wieder nach
"Portugiesisch-Afrika" zurückgehen. Hohe Zölle verhindern
nennenswerte Einfuhren von anderswo. Dann gibt es noch
Kaffee - für den hat Portugal einen festen Abnehmer in den
"USA", die mehr als die Hälfte der Ernte kaufen.
Odette Guitard (aus Frankreich, Lehrerin und dann
Kulturberaterin, im sozialistischen Widerstand und
Aktivistin - 1911-2005 [web01]):
"Seit 1931 haben die (portugiesischen) Überseeprovinzen
ein ausgewogenes Budget, obwohl sie alle Kosten der
Entwicklungspläne tragen müssen, für die Lissabon nur
Kredite gibt. Die normalen Einnahmen kommen zu einem
Drittel (Angola) oder einem Viertel (Mosambique) vom Zoll
und den indirekten Steuern, die alle Eingeborenen treffen.
Überschüsse sind zwischen 1930 und 1948 vornehmlich auf
die beträchtliche Verringerung der Einfuhren
zurückzuführen, und seither auf die wirtschaftliche
Expansion, zu der man für Mosambique die Einnahmen
hinzurechnen muss, die von der Arbeitervermittlung nach
dem Rand und dem Warenverkehr mit Südafrika kommen. Man
sieht also, warum Übersee die "raison d'être"
[Existenzgrundlage] Portugals ist. Es [S.377] ermöglichst
ein Budgetgleichgewicht durch die Ausfuhr von Waren und
Menschen in Länder mit harter Währung, eine
Devisenwirtschaft, das Überleben der heimischen Industrie
durch die Produktion von Grundstoffen, die dem
"Mutterland" reserviert werden (die Regierung bezahlt sie
zu Festpreisen, die unter den Weltmarktpreisen liegen).
Und durch den Schutz von Märkten, wo die Produkte dieser
Industrien teuer verkauft werden."
Jean Ziegler (Buch: La contre-révolution en Afrique -
Paris 1963 [S.541]) fügt hinzu:
"Der Kolonialpakt ist hier voll verwirklicht. Die
afrikanischen Gebiete exportieren sozusagen nur
Grundstoffe und importieren nur Fertigwaren."
[Kr. Port-"Christen" in Angola+Mosambique:
Baumwoll-MONOplantagen - MONOPOL-Export nach Portugal
(zu tiefen Preisen) - Verarbeitung - Import der
Fertigwaren in den Kolonien (zu hohen Preisen)]
Zwei Beispiele sind besonders lehrreich:
1960 haben
Angola und Mosambique 53
Millionen Tonnen Rohbaumwolle exportiert. Fast alles ist
nach Portugal gegangen - zu Festpreisen, die die
portugiesische Regierung festgesetzt hat. Wenn man aber
die Statistik der Einfuhren in die afrikanischen Gebiete
befragt, stellt man fest, dass an erster Stelle
Baumwoll-Fertigwaren aus Portugal kommen. Weder Angola
noch Mosambique haben auch nur den Anfang einer
Textilindustrie.
[Die "christliche" Taktik ist es: Konkurrenz verhindern -
also Industrialisierung verhindern!]
Das gleiche gilt, was den Zucker betrifft. Angola und
Mosambique exportieren jedes Jahr grosse Mengen
Zuckerrohr. Die Zuckerraffinerien sind alle in Portugal.
Die Operation Zucker ist (wie die Operation Baumwolle) für
Portugal doppelt profitabel:
-- einmal kauft das "Mutterland" den Rohstoff zu einem
Preis, der von Lissabon festgesetzt wird [also ein viel zu
tiefer Preis].
-- Dann, nach der Verarbeitung, exportiert es die
Fertigprodukte in die afrikanischen Märkte [zu viel zu
hohen Preisen].
Der Trick mit der Baumwolle wird natürlich auch in anderen
Kolonien angewendet, etwas im "Belgischen Kongo". Aber da
repräsentiert Baumwolle nur zwischen einem Siebentel und
einem Achtel der Ausfuhr pflanzlicher Kulturen. Von den
wichtigsten, die mit 9,6 Milliarden Francs fast neun
Zehntel dieser Ausfuhr ausmachen, steht an der Spitze
-- Kaffee (3 Milliarden),
-- Palmprodukte (2,6 Milliarden),
-- Baumwolle (1,3 Milliarden),
-- Kautschuk (1,1 Milliarden).
Doch die Baumwolle bleibt ein gutes Beispiel für typische
weisse Kolonialwirtschaft. Sie wird ausschliesslich von
Farbigen produziert, alle industriellen und kommerziellen
Operationen und aller Gewinn liegen jedoch in den Händen
der Weissen. Dass Baumwollarbeit schlecht bezahlt wird,
heisst nicht, dass die weissen Unternehmer ebenso schlecht
daran verdienen.
[Kr. Port-"Christen" in Mosambique+Angola: Bergwerke -
alles rauben - "für das Land tun sie nichts"]
Natürlich setzen sie auch bei den anderen Produkten des
Landes nicht zu, deren Ausbeutung sie sich gesichert haben
- ob es sich um Pflanzungen oder Bergwerke handelt.
Für
das Land tun sie nichts. Sie halten einfach
aufrecht, was zwei zuständige Belgier (Ryckmans, Wigny)
eine "Abschöpfwirtschaft" nennen. [S.378]
"Weisse Wirtschaft"
14.6.2. Kr. B-"Christen"
zerstören den Belgisch-Kongo mit MONOkulturen
und MONOpolen
Sie halten einfach aufrecht, was zwei
zuständige Belgier (Ryckmans, Wigny) eine
"Abschöpfwirtschaft" nennen. Der Schwarze
arbeitet und produziert. Der Weisse exportiert und
profitiert. Die Schwäche der kongolesischen
Wirtschaft liegt nicht so sehr darin, dass sie nichts
produzieren könnte, sondern in ihrem Unvermögen, die
produzierten Reichtümer im Land zu behalten. [S.378]
"Weisse Wirtschaft" 14.6.3. Kr.
D-"Christen" zerstören Afrika-Kolonien mit MONOkulturen
und MONOpolen
[Kr. D-"Christen" in Afrika: Ziel ist, ein "abhängiges
Wirtschaftsgebiet" zu schaffen]
Hier ein kurzer Text aus dem deutschen Kolonialkalender
von 1907 über Togo:
"Das Augenmerk der Regierung [vom Repto-Kaiser Wilhelm
II.] richtet sich besonders auf die Lenkung des
Handelsverkehrs mit dem Hinterland nach der deutschen
Küste und auf
Schaffung eines von der deutschen
Küste abhängigen und möglichst grossen
Wirtschaftsgebietes."
So repräsentativ das ist - den Deutschen gelingt es bei
der Kürze ihres Kolonialaufenthalts nicht, mit den
Plündermethoden ihrer Kollegen oder Konkurrenten auch nur
annähernd Schritt zu halten. Dass dies keine
Prinzipienfrage ist, zeigt sich bei der gemeinsamen
wirtschaftlichen Ausbeutung anderer Völker. Eines der
krassesten Beispiele dafür ist wieder einmal China.
[S.379]