Kontakt / contact     Hauptseite /
                      page principale / pagina principal / home     zurück / retour /
                      indietro / atrás / back      zum Inhalt
<<        >>

Kolonialismus mit kriminellen "Christen": "Die Weissen kommen - die wahre Geschichte des Kolonialismus"

Der Weg ins Elend III: 15. Kriminelle "Christen" diskriminieren+züchten Armut+Proletarier

15.8. Kr. "Christen" züchten Armut mit Steuerhölle - Belgien im Belgisch-Kongo

B im Belgisch-Kongo: Kautschuk mit 1 Franc pro kg bezahlt und in Antwerpen im Schnitt zu 15 Franc pro kg verkauft (S.412) - Trägerwesen raubt den Afros jede Zeit (S.413) - Leopoldville mit "Lebensmittelknappheit" - Eisenbahn übernimmt Transporte (S.413) - "eine Zwangsjacke praktisch ununterbrochener Arbeit für "König und Staat" (S.413) - Steuerhölle mit Zwangsarbeit, Produkte, Lebensmittel, wenn das Soll nicht erfüllt wird, kommen "Strafexpeditionen" mit Massenraub+ Vergewaltigungen (S.413) - B-"Christen" schätzen Bevölkerungszahlen viel zu hoch, um viel zu viel zu verlangen (S.414) - "keine Ziegen mehr" - "So flieht der Schwarze mit seiner Familie" (S.414) - "Die beiden Männer wurden zusammengekettet" (S.414) - 2Wk: 700.000 Männer in Zwangsarbeit für den Krieg + Frauen+Kinder mit Zwangsarbeit in MONOplantagen - Bevölkerungsrückgang (S.415) - Zwangsdeportation ganzer Dörfer an die Strassen, wo der Boden oft miserabel ist (S.415) - Lohn als Lohnarbeiter im Arbeitslager: "wöchentliche Lebensmittelration im Wert von 9 Francs (belgischen!)" (S.415) - "Prostitution" als Notlösung, um die Steuern an die kriminellen B-"Christen" zu zahlen (S.415) - Baustellen ohne Werkzeuge (S.415-416) - Massenmord im Arbeitslager Kivu (S.416) - Staatlicher Strassenbau wie in der Steinzeit ohne Karre+Werkzeuge (S.415) - Belgisch-Kongo ab 1945: Die Steuerhölle wird noch schlimmer (S.417) - Lumumba warnt: "Unterernährung der Kongolesen" (S.417) - "Wirtschaftswunder" ab 1945 dank dem Belgisch-Kongo (S.418) - alles klauen+13 Stunden Zwangsarbeit pro Tag (S.418)


aus: "Die Weissen kommen" von Gert von Paczensky - Hoffmann und Campe - Hamburg 1970

präsentiert von Michael Palomino (2024)

Teilen:

Facebook










Inhalt

Kr. "Christen" züchten Armut mit Steuerhölle:
15.8.1. Belgien im Belgisch-Kongo ohne Fahrzeuge
15.8.2. Belgisch-Kongo: Dörfer sterben aus - Versetzung ganzer Dörfer an die Strasse - Hungerlöhne+Prostitution
15.8.3. Belgisch-Kongo: Baustellen ohne Werkzeuge
15.8.4. Belgisch-Kongo: Massenmord im Arbeitslager
15.8.5. Afrika überlebt den "christlich"-kolonialen Holocaust
15.8.6. Belgisch-Kongo 1944-1945: 2 Centimes mehr an die Afros pro Palmfrucht ist der "christlichen" Palmölgesellschaft zu viel
15.8.7. Belgisch-Kongo ab 1945: Die Steuerhölle wird noch schlimmer - Unterernährung - gleichzeitig "Wirtschaftswunder" in Belgien
15.8.8. Belgien ab 1945: mit "Wirtschaftswunder" - dank dem Belgisch-Kongo
15.8.9. Belgien ab 1919: mit Ruanda und Burundi - deutsche "Missionare" warnten vor den kriminellen Belgiern



Erwähnte Literatur

-- Buch von George Moulaert: Souvernirs d'Afrique 1902-1919 - Brüssel 1945
-- Casement Report 1904
-- Cahiers Socialistes, Sonderheft "Kongo 1947", Brüssel
-- Zeitschrift: Belgique d'outre-mer

-- Bücher von Basil Davidson:
   -- Report on Southern Africa - London 1952
   -- Erwachendes Afrika - Zürich 1957 (London 1955)
   -- The African Past - London 1964
   -- Vom Sklavenhandel zur Kolonialisierung - Reinbek 1966

-- Buch von Patrice Lumumba: Congo my Country - London 1962




Der Weg ins Elend III: 15. Kriminelle "Christen" diskriminieren+züchten Armut+Proletarier


15.8. Kr. "Christen" züchten Armut mit Steuerhölle in den Kolonien - Belgien

15.8.1. Kr. "Christen" züchten Armut mit Steuerhölle: Belgien im Belgisch-Kongo ohne Fahrzeuge

[Kr. B-"Christen" im Belgisch-Kongo: Bevölkerung bekommt 1 Franc pro kg Kautschuk in nutzlosen Waren - in Antwerpen werden 15 Franc pro kg bezahlt]

Die Belgier sind ihrer Kongo-Kolonie ebenso auf Gewinn versessen wie jeder andere Kolonisator [wegen der Aktienkurse und Dividenden der "Kolonialgesellschaften" im "zivilisierten" Europa]. Ein Mitglied der deutschen Afrika-Expedition des Jahres 1910/11, [Hermann] Schubotz (Zoologe - 1881-1955 [web01]) erzählt:

"Nach Mitteilungen des Herrn Andersson (schwedischer Jesus-Fantasie-Missionar im Kongo - 1901-1985 [web02]) hatten die ihm unterstellten Eingeborenen 3 Monate im Jahr zu arbeiten, um die Steuern einzubringen...

Der Staat zahlt für jedes ihm abgelieferte Kilogramm Kautschuk einen Franken in Waren. Er erhält auf dem Markt in Antwerpen durchschnittlich 15 Franken für das Kilo.

In dem kleinen, von einem einzigen, allerdings stark überlasteten Weissen geleiteten Posten Angu wurden jährlich 25 Tonnen Kautschuk und 5 Tonnen Elfenbein eingeliefert, was einen Wert von zirka 450.000 Franken [belgische Francs] darstellt.

Sämtliche Unkosten, Gehalt des Weissen, Erhaltung des Postens, Transporte usw. schätzt Andersson auf etwa 15.000 Franken im Jahre. Folglich brachte dieser kleine Posten allein dem belgischen Staat einen jährlichen Nutzen von 435.000 Franken. [S.412]

Angu ist aber höchstens ein Durchschnittsposten. Der beste im Uelle-Distrikt [Fluss Uele], Zobia [Provinz im Nord-Belgisch-Kongo] lieferte etwa 120 Tonnen Kautschuk jährlich. Der Reingewinn, den der Uelle-Distrikt abwirft, wird auf 5 Millionen Franken im Jahr geschätzt, und der belgische Kongo besteht aus vierzehn Distrikten [S.412]. Daraus kann man auf den ungeheuren Wert dieser Kolonie schliessen."


[Kr. B-"Christen" im Belgisch-Kongo: verlangen von den Afros 150km-Märsche zum "Steuern zahlen" - Dörfer entvölkern sich]

Generalgouverneur Georges Moulaert (1875-1958 [web03]) sagt über das Jahr 1904:

"Die Steuerpflichtigen waren in gewissen Fällen gezwungen, auf dem Hin- und Rückweg 150 km zurückzulegen, um dem Steuereinnehmer eine Steuer abzuliefern, die etwa 1,50 Francs wert war - aber 25 Kilo wog. Eine Kommission zieht die Konsequenzen dieses Regimes: Der Eingeborene wird dauernd von den Steueranforderungen in Anspruch genommen. Die Folge: Die Dörfer werden verlassen, entvölkern sich..."

Drei Jahre später, also 1907, hat sich laut Moulaert noch immer nichts geändert.


[Kr. B-"Christen" im Belgisch-Kongo: Trägerwesen ohne Fahrzeuge raubt den Afros alle Zeit - Leopoldville hat zu wenig Nahrung - Raub der Dörfer - Eisenbahn übernimmt Transporte]

Die Eingeborenen müssen auch Lebensmittel für den weissen Herrn heranschleppen. Moulaert:

"Die Versorgung war unregelmässig, die Lieferungen machten grosse Mühe. Was auf der Bevölkerung besonders lastete, war die nicht aufhörende Zwangsträgerei. Der Eingeborene konnte nicht mehr die Märkte seiner Landsleute aufsuchen, nicht mehr von einem Ort zum andern gehen. Andererseits war man in Leopoldville dauernd in der Gefahr einer Lebensmittelknappheit. Die Intendanz hatte zwar einen Reisvorrat in Reserve, aber er genügte nicht. Dauernd mussten Boten ausgeschickt werden, um die Anlieferung von Nahrungsmitteln zu reklamieren [bzw. um Dörfer an Flussufern auszurauben]. Dieses Versorgungssystem war nicht lebensfähig. Wir konnten nicht weiter in dieser ständigen Unruhe leben, was der Morgen bringen würde und diese unerträgliche Zwangslast auf die Bevölkerung drücken lassen."

Moulaert beschliesst, Abhilfe zu schaffen. Er stellt fest, dass die Neger [AfrikanerInnen] im Land genug Lebensmittel anbauen, um Leopoldville ausreichend zu verpflegen. Schlimm ist "nur" der Zwang zum Trägerdienst. Es gelingt ihm, durchzusetzen, dass die Lebensmittel künftig (im Gegensatz zu bisher) an Bahnhöfen abgeliefert werden. Die Bahn übernimmt den Transport nach Leopoldville. Einige 1000 Trägerstunden fallen endlich weg - die Kongolesen sind auch zufrieden. Das heisst: Sie wären zufrieden, wenn es nicht noch unendlich viele andere Gründe zur Verzweiflung gäbe. Moulaert kann sie weder alle sehen noch gar alle beseitigen, und er bleibt ja auch nicht immer da. Er kann auch nicht rückgängig machen, was in den ersten, in vieler Hinsicht entscheidenden Jahren des Kongo-Freistaates unter Leopold II. angerichtet worden ist.

(Buch von George Moulaert: Souvernirs d'Afrique 1902-1919 - Brüssel 1945 [S.537])


[Kr. B-"Christen" mit Steuerhölle im Belgisch-Kongo: Zwangsarbeit - Produkte - Lebensmittel - Strafexpeditionen - Fake-Bevölkerungszahlen mit zu hohen "Veranlagungen" - Massenflucht der Afros aus dem Belgisch-Kongo - Casement Report von 1904 - 2 Häuptlinge sterben in Ketten im Gefängnis]

Schon damals, zu Anfang, haben die Eingeborenen die weisse Konzeption von Steuern und Abgaben fürchten gelernt. Eine Serie von königlichen Erlassen (6. Oktober 1891, 5. Dezember 1892, 28. November 1893, 30. April 1897) bringt sie in eine Zwangsjacke praktisch ununterbrochener Arbeit für "König und Staat" - sprich: die Konzessionsgesellschaften [mit dem Ziel steigende Aktienkurse und Dividenden], ihre Agenten und Faktoreien, ihre Miliz. Als Steuer oder einfach als "Tribut" müssen die Eingeborenen alles geben, was sie haben:
-- ihre Arbeitskraft [Zwangsarbeit],
-- ihre Produkte,
-- ihre Lebensmittel.

Wird ein Soll nicht erfüllt, kommen die Strafexpeditionen [Massenraub+Vergewaltigungen]. Und [S.413] (wie in "Französisch-Kongo") die "Veranlagung" stützt sich auf Bevölkerungszahlen, die, wenn sie Überhaupt je gestimmt haben, nach ein paar Jahren viel zu hoch sind. Ein Teil der Bevölkerung ist geflohen, gestorben oder umgebracht. Der Rest muss immer noch die gleichen Leistungen erbringen.

Als Roger Casement (GB-IR-Diplomat - 1864-1916 [web04]) im Auftrag der britischen Regierung Anfang unseres Jahrhunderts die Zustände untersucht (Casement Report 1904 [web04]), kann er diese Feststellung an vielen Orten machen. Eine kleine bezeichnende Geschichte: Casement trifft einen flüchtigen Häuptling mit einigem Gefolge. Sie flehen ihn an, sie über die Grenze aus dem belgischen Kongo herauszuschmuggeln. Warum sind sie geflohen? Weil sie die Anforderungen des weissen Distriktsbeamten nicht mehr erfüllen können. Was verlangt er denn? Alles mögliche und dazu jeden Monat zwei Ziegen. Na und? Nun, in der ganzen Gegend gibt es schon lange keine Ziegen mehr. So kann das Dorf sich nur noch helfen, indem es in immer weiter entfernteren Distrikten die Ziegen für den weissen Herrn kauft. Aber dort müssen sie den Gegenwert von 150 Francs zahlen. Der Regierungsbeamte hingegen gibt nur 5 Francs. Dies ruinöse Verlustgeschäft kann der Häuptling nun nicht weiter fortsetzen, denn er hat nichts mehr, womit er die nächsten zwei verlangten Ziegen kaufen könnte. Zum Donnerwetter, warum reden sie denn nicht mit dem Weissen! Habe ich ja. Er hat gesagt: Wehe, wenn ich keine Ziegen bringe! So flieht der Schwarze mit seiner Familie, denn er hat wenig Lust, im Distriktsgefängnis in Ketten zu verrecken.

Kurz darauf stellt Casement fest, dass der Schwarze die Wahrheit gesagt hat. Und dass vor kurzer Zeit zwei Häuptlinge im Kettengang des Distriktsgefängnisses gestorben sind. Einer hatte seine Hütte nicht schnell genug abgerissen und an einem Platz neu aufgebaut, den der weisse Kommissar für ihn bestimmt hatte. Der andere: er hatte versäumt, alle 14 Tage die Steuer zu bringen. Casement am Ende seines Berichts an den britischen Aussenminister: "Die beiden Männer wurden zusammengekettet und mussten schwere Lasten tragen, Ziegelsteine und Wasser. Sie wurden von ihren Wächtern oft verprügelt, es gibt Zeugen, die das bestätigen können."


[Kr. B-"Christen" im Belgisch-Kongo: "Baumwollgesellschaft" macht 50fachen Profit - die Afros erhalten nur Hungerlöhne und Hungerpreise]

Das Kapital der führenden belgischen Baumwollgesellschaft am Kongo wächst unterdessen bis zum Zweiten Weltkrieg von 6 Millionen (1917) auf 300 Millionen an.


15.8.2. Belgisch-Kongo: Dörfer sterben aus - Versetzung ganzer Dörfer an die Strasse - Hungerlöhne+Prostitution

[Kr. B-"Christen" im Belgisch-Kongo: 2Wk mit neuen Deportationen: "demographische Situation [...] gefährdet" - 700.000 Männer - und Frauen+Kinder werden ZwangsarbeiterInnen auf MONOplantagen, Strassenunterhalt, Rodungen]

Im Sonderheft "Kongo 1947" der "Cahiers Socialistes", Brüssel, finden sich bemerkenswerte Angaben über den Tribut, den die Bevölkerung des "Belgischen Kongo" während des Zweiten Weltkriegs zu leisten hat. Er führt dazu, dass General [Paul] Ermens (1884-1957 [web05]) im Mai 1945 sagt: "Man meldet mir, dass die demographische Situation in vielen Gebieten der Kolonie gefährdet ist."

1944 sind 700.000 Männer aus ihrer gewohnten Umgebung herausgerissen (1939: 430.000), um irgendwo für die Kriegsanstrengungen der Belgier zu arbeiten [S.414]. Der Schwarze wird aus seinem Dorf geholt [deportiert], um, freiwillig oder gezwungen, Lohnarbeiter zu werden - hier für ein Bergwerk, dort in einer Fabrik oder als Holzfäller entlang der Flüsse. Die im Dorf geblieben sind, werden zu den grossen Pflanzungskulturen [MONOkulturen] gezwungen. Und zu dauernden Dienstleistungen: Trägerdienst, Unterhaltung der Strassen, hier müssen sie ohne Werkzeug [mit Rodungen] ein künftiges Flugplatzgelände freimachen, dort eine Unterkunft bauen. Um diese Fron zu leisten, müssen sie sich nicht selten mehr als 100km von ihrer Hütte entfernen.


[Kr. B-"Christen" im Belgisch-Kongo: Versetzung ganzer Dörfer an die Strassen, wo der Boden oft miserabel ist]

Oft verfügt die Behörde, dass Dörfer ihren Standort verlegen sollen - es ist bequemer für die Steuereintreibung und für die Unterhaltung des Wegenetzes, wenn die Dörfer in der Nähe der Strassen sind. Dass der Boden an den neuen Stellen oft viel schlechter ist, dass sich die Dörfer auch noch in ihrer Verpflegung verschlechtern werden, kümmert die Behörden nicht.

Wenn die Zahl der Männer im Dorf zurückgeht, heisst das nicht, dass die Behörden weniger Frondienst verlangen. Die gleiche Arbeit muss eben von wenigen Leuten getan werden. Also wird das Dorf immer unattraktiver. Die Männer flüchten teils in den Urwald, teils verdingen sie sich in den Arbeitslagern.


[Kr. B-"Christen" im Belgisch-Kongo: Hungerlöhne für die Afros + Steuerforderungen - Frauen werden in die Prostitution getrieben+Kinderzahl geht zurück]

Die Bezahlung ist überall so, dass man keine Familie davon ernähren kann. "Les Cahiers socialistes" zitieren aus einem Bericht von 1943, dass der schwarze Landarbeiter in den meisten Fällen keinen Lohn bekommt, sondern eine wöchentliche Lebensmittelration im Wert von 9 Francs (belgischen!). Aber Steuern muss er dennoch zahlen.

Auch "Belgique d'outre-mer" ["Belgien Überseegebiete"] sagt:

"Der gewöhnliche Arbeiter verdient niemals genug, um seine Frau und Kinder ernähren zu können. Die Eingeborenen müssen all ihren Einfallsreichtum aufbringen, um die Mittel zur Stillung dieses elementaren Bedürfnisses zu finden. Diese Notwendigkeit treibt viele Frauen dazu, sie auf die leichteste Weise zu finden: in der Prostitution."

Unter diesen Umständen sind Kinder nur eine Last, also gehen die Geburtenziffern drastisch zurück.


15.8.3. Belgisch-Kongo: Baustellen ohne Werkzeuge

[Kr. B-"Christen" im Belgisch-Kongo: Staatlicher Strassenbau wie in der Steinzeit ohne Karre+Werkzeuge]

Als besonderer Verschwender von Arbeitskraft tritt der Staat hervor. Es gibt Beschreibungen, bei denen man sich an die Pharaonenzeit erinnert fühlt:

[Sonderummer "Congo 1947"; In: "Cahiers Socialistes" ("Sozialistische Hefte") 17/17 - Brüssel, Juli 1947 [S.541])

"In einer Provinzhauptstadt haben wir fast 1000 Leute bei Erdarbeiten für eine Strasse gesehen. Die Hälfte von ihnen füllte Erde in kleine Körbe, die von der anderen Hälfte weggetragen, und weiter entfernt, ausgeschüttet wurde. Nicht eine Karre! Unternehmer: der Staat. Auf den Strassen dichte Mengen von Schwarzen in Lumpen, Steine kleinklopfend. Als Hammer benutzen sie Steine Arbeitgeber: der Staat.

Im Mai 1946 steht der Flugplatz von Usumbura (heute Bujumbura, Burundi [web06]) ein paar Tage unter Wasser - es hatte tagelang Kaskaden geregnet. Hunderte von Negern [AfrikanerInnen] werden mobilisiert [S.415], um ihn wieder benutzbar zu machen. Was benutzen sie als Schöpfkelle: ihre Hände. Arbeitgeber: der Staat.

Noch vor kurzem haben wir Mädchen von 12 bis 15 Jahren gesehen, die als Träger benutzt wurden - mit Säcken von 59 Kilogramm. Arbeitgeber: der Staat.

Noch ein Beispiel - eine grosse Landwirtschaftsstation, die ausser Hacken und Messern kein einziges Gerät besitzt - aber viele Neger [AfrikanerInnen].

Die Schwarzen arbeiten so schlecht? Man möchte wissen, welche Gründe eine unterernährte, malariakranke, unterdrückte Bevölkerung dazu bringen könnten, wirklich zu arbeiten, damit die Europäer noch grössere Profite machen" (Congo 1947).


15.8.4. Belgisch-Kongo: Massenmord im Arbeitslager

Auszug aus einem offiziellen Bericht über ein Arbeitslager des "Comité National du Kivu" [Ost-Belgisch-Kongo an der Grenze zu Ruanda], das Mitte Mai 1942 eingerichtet wird, mit 1706 Menschen. Sterbefälle:
-- im Mai 2 Frauen und 1 Kind.
-- Juni 2 Frauen, 17 Kinder, 2 Arbeiter.
-- Juli: 8 Frauen, 27 Kinder, 2 Arbeiter.
-- August: 2 Frauen, 20 Kinder.
-- September: 1 Frau, 14 Kinder, 3 Arbeiter.
Insgesamt in vier Monaten: 101 Menschen. Fast 6%, also im Jahresdurchschnitt fast 185.


15.8.5. Afrika überlebt den "christlich"-kolonialen Holocaust

Was die Kongo-Völker alles überstanden haben .. Basil Davidson bemerkt sehr richtig:

(Bücher von Basil Davidson:
-- Report on Southern Africa - London 1952
-- Erwachendes Afrika - Zürich 1957 (London 1955)
-- The African Past - London 1964
-- Vom Sklavenhandel zur Kolonialisierung - Reinbek 1966 [S.532])

"DIejenigen, die heute Afrika als 'dekadent' und die Afrikaner als träge, kraftlos und unreif bezeichnen, diejenigen, die in plötzlichen Ausbrüchen lange geschürten Hasses das Zeichen unnatürlicher Wildheit zu erblicken glauben, diejenigen vor allem, die sich noch immer in dem Wahn angeborener Überlegenheit über die Afrikaner wiegen und auf den kontinentalen Slum, zu dem man Afrika gemacht hat und in dem die Afrikaner zu leben genötigt sind, herabblicken, sollten innehalten und sich fragen, ob ein 'minderwertiges Volk' eine solche historische Entwicklung überlebt haben könnte."


15.8.6. Belgisch-Kongo 1944-1945: 2 Centimes mehr an die Afros pro Palmfrucht ist der "christlichen" Palmölgesellschaft zu viel

Der Zweite Weltkrieg ist noch im Gang. Die westlichen Weissen jammern noch über den Rassenwahn der Deutschen [mit der Hetze alles gegen Russland] und ihr Gemetzel in Osteuropa, und die Unterdrückung der Weissen Westeuropas durch die Deutschen geht gerade erst ihrem Ende zu [Requirierungen in Frankreich und Holland 1944, alles für die Ostfront etc.]. Da streitet sich in "Belgisch-Kongo" der Generalgouverneur mit dem Gouverneur in Coquilhatville, E.F. Henry - weil dieser die grösste Palmölgesellschaft zwingen will, den Preis für Palmfrüchte um 0,02 Francs, nämlich von 16 auf 18 Centimes pro kg zu erhöhen. Er begründet das damit, dass die eingeborenen Arbeiter auf diese Weise rund 50 Francs pro Monat verdienen würden (etwa vier Mark) - "immer noch ein Elendslohn". Ein Jahr später wird ein Senator, der mit dieser Firma verbunden ist, Kolonialminister. Er veranlasst sofort, dass der Preis wieder auf den alten Stand zurückgesetzt wird - im Jahr 1945.


15.8.7. Belgisch-Kongo ab 1945: Die Steuerhölle wird noch schlimmer - Unterernährung - gleichzeitig "Wirtschaftswunder" in Belgien

Die Sanduhr der belgischen Herrschaft in Afrika läuft ab. Die Belgier merken es nicht. Eine neue Welt entsteht, in der es schwer sein wird, Farbige zu unterdrücken und auszupressen. Die Belgier merken nichts. Andere Kolonialmächte versuchen, "ihren" Eingeborenen ein bisschen entgegenzukommen - wenigstens materiell, um ihnen nicht so viele politische Konzessionen machen zu müssen - die Belgier merken nichts. Im Gegenteil: Sie ziehen die Schraube, die aus den Kongolesen mehr Arbeit für weniger Geld herauspressen soll, noch etwas schärfer an.

[Belgisch-Kongo 1956: 20 Francs+63Centimes Tageslohn für Afros - Vegi-Ernährung kostet in Leopoldville mindestens 43 Francs pro Tag]

Ein Jahrzehnt nach dem Weltkrieg, als die weisse Welt schon auf dem Höhepunkt ihres Wirtschaftswunders einherstolziert (und Belgien ist eines der ersten Wirtschaftswunder-Länder [weil die Marshall-Plan-Gelder effizient genutzt wurden]) beziffert die belgische "Agence Économique et Financière" (vom 9.10.1956) den Durchschnittslohn eines afrikanischen Arbeiters, der weder Unterkunft noch Verpflegung erhält, auf 20 Francs und 63 Centimes pro Arbeitstag was nicht einmal 2,50 Mark sind. Er muss davon pro Jahr 480 Francs Steuern zahlen.

Kurz danach schreibt Patrice Lumumba in seinem (erst nach seinem Tode veröffentlichten) Buch:

(Buch von Patrice Lumumba: Congo my Country - London 1962 [S.536])

"Zur Zeit verdienen die meisten Eingeborenen weniger als 500 Francs pro Monat" (nicht einmal DM 45). "Nur in Leopoldville kann ein Arbeiter bis etwa 1000 Francs verdienen. Aber meine eigenen Recherchen haben mich zu dem Schluss gebracht, dass das zum Leben notwendige Minimum, das absolute Minimum für einen ungelernten Arbeiter ohne Familie allein für Lebensmittel 1300 Francs wären. Es setzt sich wie folgt zusammen:
-- 3 Francs für Frühstück (1 Tasse Kaffee und ein paar gebackene Apfelstücke),
-- 20 Francs für Mittagessen,
-- 20 Francs für Abendessen,
-- also 43 Francs pro Tag.

Das ist natürlich eine Ernährung nur von Maniokblättern oder Spinat, denn das Kilo Fleisch von der schlechtesten Sorte kostet mindestens 40 Francs."

Für einen Gehaltsempfänger von mittlerem sozialem Status wäre der durchschnittliche monatliche Haushaltsaufwand, je nach Grösse seiner Familie, zwischen 3000 und 3500 Francs (zwischen 250 und 300 Mark).

Für einen "entwickelten", von den Weissen erzogenen Gehaltsempfänger mit Familie, ohne Luxus, macht Lumumba folgende Rechnung auf:
-- Frühstück 5 Francs täglich für 4 Personen: 20 Franken [belgische Francs].
-- Mittags 30 Franken [belgische Francs] täglich für 4 Personen: 120 Franken [belgische Francs]
-- Abends 20 Franken [belgische Francs] - 80 Franken [belgische Francs].
-- macht zusammen 220 am Tag, also im Monat 6600 - nur für Essen.

Und das verdient niemand, obwohl ja zum Leben noch mehr gebraucht wird als nur Nahrung. Lumumba:

"Die Unterernährung der Kongolesen kommt natürlich davon, dass sie nicht genug zu essen haben. Wie soll man sich reichhaltig ernähren, reich an Vitaminen, wenn man eine solche Kost nicht bezahlen kann. Der physische und geistige Gesundheitszustand des kongolesischen Volkes verlangt gebieterisch nach Lohnerhöhungen." [S.417]


15.8.8. Belgien ab 1945: mit "Wirtschaftswunder" - dank dem Belgisch-Kongo

Die Belgier veranstalten lieber eine Weltausstellung, die Expo, deren Kosten zu einem wesentlichen Teil vom Kongo getragen werden müssen. Sei pressen lieber die Kolonie noch etwas mehr aus, solange es geht, um ihrem Ländchen grösseres Gewicht zu verschaffen - in der internationalen Wirtschaft, der Politik, der Nato, der EWG. Eine ungerechte Übertreibung? Jeder einigermassen informierte Wirtschaftler wird nachrechnen können, dass Belgien nie imstande gewesen wäre, einige der mächtigsten und gewaltigsten Konzerne der Welt zu bilden und zu tragen, wenn es sich nicht entsprechende Mittel durch Raubwirtschaft am Kongo verschafft hätte. Der klassische Fall eines Lande, das nicht behaupten kann, es habe in seine Kolonie mehr hineingesteckt als herausgepresst, denn es ist genau umgekehrt.

Freilich wird das selten zugegeben. eine solche seltene Gelegenheit kommt im November 1968, als der Minister für Wissenschaftspolitik, Lefèvre (der frühere Ministerpräsident) vor Journalisten über den Haushalt der Europäischen Atomgemeinschaft (Euratom) spricht. Er beschwert sich, dass Holland nicht einer Neufestsetzung des Zahlungsschlüssels zustimmen wolle, nach dem Belgien 9,9% zahlt, Holland 6,9%. "Neue Zürcher Zeitung", 2.12.1968: "Dieser Schlüssel, so betonte Lefèvre, sei seinerzeit festgelegt worden, als Belgien noch den Kongo besass und in der Uranerzförderung einen wichtigen Platz einnahm. Das sei jetzt nicht mehr der Fall."

[Holland hat die Marshall-Plan-Gelder für Kriege gegen die Indonesier missbraucht, deswegen war Holland mit dem Wiederaufbau immer im Rückstand].


15.8.9. Belgien ab 1919: mit Ruanda und Burundi - deutsche "Missionare" warnten vor den kriminellen Belgiern: alles klauen+13 Stunden Zwangsarbeit pro Tag

Neben dem Kongostaat, den ihnen die Raffgier Leopold II. beschert, bekommen die Belgier zu Ende des Ersten Weltkriegs ein weiteres Kolonialgebiet hinzu, unter Völkerbundsmandat: Ruanda-Urundi, das vorher den Deutschen "gehört" hat.

Die Deutschen verlieren ihre Kolonialgebiete bekanntlich, weil die Alliierten behaupten, sie hätten sich durch grausame Unterdrückung der Eingeborenen als Kolonialmacht disqualifiziert. Man kann sich denken, mit welchen Gefühlen beispielsweise die deutschen [Jesus-Fantasie]-Missionare in Ruanda ihr Arbeitsfeld den Belgiern überlassen, über die sie noch bis 1913 alarmierende, kritische Berichte nach Berlin geschickt haben. So berichtet der [Jesus-Fantasie]-Missionar Wiemers im April 1913,
-- wie die Belgier Lebensmittel aus der Bevölkerung des Kongo herauspressen - Mengen, die höchstens während der Haupterntezeit zu erfüllen seien.
-- Wie die Belgier das letzte Stück Vieh beschlagnahmen.
-- Wie (Bericht vom August 1913) "Tausende von Männern und Frauen, darunter einige Hochschwangere, Jungen und Mädchen, gezwungen wurden, viele Tage ohne Bezahlung von 6 Uhr morgens bis 7 Uhr abends zu arbeiten, mit nur sehr kurzen Ruhepausen." [S.418]


<<        >>





Quellen
[web01] https://de.wikipedia.org/wiki/Hermann_Schubotz
[web02] https://sv.wikipedia.org/wiki/Aron_Andersson_(missionär)
[web03] https://en.wikipedia.org/wiki/Georges_Moulaert
[web04] https://de.wikipedia.org/wiki/Roger_Casement
[web05] https://en.wikipedia.org/wiki/Paul_Ermens
[web06] https://de.wikipedia.org/wiki/Bujumbura


Fotoquellen


^