-- Buch von George Moulaert: Souvernirs d'Afrique 1902-1919
- Brüssel 1945
-- Bücher von Basil Davidson:
-- Report on Southern Africa - London 1952
-- Erwachendes Afrika - Zürich 1957 (London
1955)
-- The African Past - London 1964
-- Vom Sklavenhandel zur Kolonialisierung -
Reinbek 1966
-- Buch von Patrice Lumumba: Congo my Country - London
1962
Der Weg ins Elend III:
15. Kriminelle "Christen" diskriminieren+züchten
Armut+Proletarier
15.8.
Kr. "Christen" züchten Armut mit Steuerhölle in den
Kolonien - Belgien
15.8.1.
Kr. "Christen" züchten Armut mit Steuerhölle:
Belgien im Belgisch-Kongo ohne Fahrzeuge
[Kr. B-"Christen" im Belgisch-Kongo: Bevölkerung
bekommt 1 Franc pro kg Kautschuk in nutzlosen Waren - in
Antwerpen werden 15 Franc pro kg bezahlt]
Die Belgier sind ihrer Kongo-Kolonie ebenso auf Gewinn
versessen wie jeder andere Kolonisator [wegen der
Aktienkurse und Dividenden der "Kolonialgesellschaften" im
"zivilisierten" Europa]. Ein Mitglied der deutschen
Afrika-Expedition des Jahres 1910/11, [Hermann]
Schubotz
(Zoologe - 1881-1955 [web01]) erzählt:
"Nach Mitteilungen des Herrn
Andersson
(schwedischer Jesus-Fantasie-Missionar im Kongo -
1901-1985 [web02]) hatten die ihm unterstellten
Eingeborenen 3 Monate im Jahr zu arbeiten, um die Steuern
einzubringen...
Der Staat zahlt für jedes ihm abgelieferte Kilogramm
Kautschuk einen Franken in Waren. Er erhält auf dem Markt
in
Antwerpen durchschnittlich 15 Franken
für das Kilo.
In dem kleinen, von einem einzigen, allerdings stark
überlasteten Weissen geleiteten Posten
Angu
wurden jährlich 25 Tonnen Kautschuk und 5 Tonnen Elfenbein
eingeliefert, was einen Wert von zirka 450.000 Franken
[belgische Francs] darstellt.
Sämtliche Unkosten, Gehalt des Weissen, Erhaltung des
Postens, Transporte usw. schätzt
Andersson
auf etwa 15.000 Franken im Jahre. Folglich brachte dieser
kleine Posten allein dem belgischen Staat einen jährlichen
Nutzen von 435.000 Franken. [S.412]
Angu ist aber höchstens ein Durchschnittsposten. Der beste
im
Uelle-Distrikt [Fluss Uele],
Zobia
[Provinz im Nord-Belgisch-Kongo] lieferte etwa 120 Tonnen
Kautschuk jährlich. Der Reingewinn, den der Uelle-Distrikt
abwirft, wird auf 5 Millionen Franken im Jahr geschätzt,
und der belgische Kongo besteht aus vierzehn Distrikten
[S.412]. Daraus kann man auf den ungeheuren Wert dieser
Kolonie schliessen."
[Kr. B-"Christen" im Belgisch-Kongo: verlangen von den
Afros 150km-Märsche zum "Steuern zahlen" - Dörfer
entvölkern sich]
Generalgouverneur
Georges Moulaert
(1875-1958 [web03]) sagt über das Jahr 1904:
"Die Steuerpflichtigen waren in gewissen Fällen gezwungen,
auf dem Hin- und Rückweg 150 km zurückzulegen, um dem
Steuereinnehmer eine Steuer abzuliefern, die etwa 1,50
Francs wert war - aber 25 Kilo wog. Eine Kommission zieht
die Konsequenzen dieses Regimes: Der Eingeborene wird
dauernd von den Steueranforderungen in Anspruch genommen.
Die Folge: Die Dörfer werden verlassen, entvölkern
sich..."
Drei Jahre später, also 1907, hat sich laut Moulaert noch
immer nichts geändert.
[Kr. B-"Christen" im Belgisch-Kongo: Trägerwesen ohne
Fahrzeuge raubt den Afros alle Zeit - Leopoldville hat
zu wenig Nahrung - Raub der Dörfer - Eisenbahn übernimmt
Transporte]
Die Eingeborenen müssen auch Lebensmittel für den weissen
Herrn heranschleppen. Moulaert:
"Die Versorgung war unregelmässig, die Lieferungen machten
grosse Mühe. Was auf der Bevölkerung besonders lastete,
war die nicht aufhörende Zwangsträgerei. Der Eingeborene
konnte nicht mehr die Märkte seiner Landsleute aufsuchen,
nicht mehr von einem Ort zum andern gehen. Andererseits
war man in
Leopoldville dauernd in der
Gefahr einer
Lebensmittelknappheit. Die
Intendanz hatte zwar einen Reisvorrat in Reserve, aber er
genügte nicht. Dauernd mussten Boten ausgeschickt werden,
um die Anlieferung von Nahrungsmitteln zu reklamieren
[bzw. um Dörfer an Flussufern auszurauben]. Dieses
Versorgungssystem war nicht lebensfähig. Wir konnten nicht
weiter in dieser ständigen Unruhe leben, was der Morgen
bringen würde und diese unerträgliche Zwangslast auf die
Bevölkerung drücken lassen."
Moulaert beschliesst, Abhilfe zu schaffen. Er stellt fest,
dass die Neger [AfrikanerInnen] im Land genug Lebensmittel
anbauen, um Leopoldville ausreichend zu verpflegen.
Schlimm ist "nur" der Zwang zum Trägerdienst. Es gelingt
ihm, durchzusetzen, dass die
Lebensmittel künftig
(im Gegensatz zu bisher) an Bahnhöfen abgeliefert
werden. Die Bahn übernimmt den Transport nach
Leopoldville. Einige 1000 Trägerstunden fallen
endlich weg - die Kongolesen sind auch zufrieden. Das
heisst: Sie wären zufrieden, wenn es nicht noch unendlich
viele andere Gründe zur Verzweiflung gäbe. Moulaert kann
sie weder alle sehen noch gar alle beseitigen, und er
bleibt ja auch nicht immer da. Er kann auch nicht
rückgängig machen, was in den ersten, in vieler Hinsicht
entscheidenden Jahren des Kongo-Freistaates unter Leopold
II. angerichtet worden ist.
(Buch von George Moulaert: Souvernirs d'Afrique 1902-1919
- Brüssel 1945 [S.537])
[Kr. B-"Christen" mit Steuerhölle im Belgisch-Kongo:
Zwangsarbeit - Produkte - Lebensmittel -
Strafexpeditionen - Fake-Bevölkerungszahlen mit zu hohen
"Veranlagungen" - Massenflucht der Afros aus dem
Belgisch-Kongo - Casement Report von 1904 - 2 Häuptlinge
sterben in Ketten im Gefängnis]
Schon damals, zu Anfang, haben die Eingeborenen die weisse
Konzeption von Steuern und Abgaben fürchten gelernt. Eine
Serie von königlichen Erlassen (6. Oktober 1891, 5.
Dezember 1892, 28. November 1893, 30. April 1897) bringt
sie in
eine Zwangsjacke praktisch ununterbrochener
Arbeit für "König und Staat" - sprich: die
Konzessionsgesellschaften [mit dem Ziel steigende
Aktienkurse und Dividenden], ihre Agenten und Faktoreien,
ihre Miliz. Als Steuer oder einfach als "Tribut" müssen
die Eingeborenen alles geben, was sie haben:
-- ihre
Arbeitskraft [Zwangsarbeit],
-- ihre
Produkte,
-- ihre
Lebensmittel.
Wird ein Soll nicht erfüllt, kommen die
Strafexpeditionen
[Massenraub+Vergewaltigungen]. Und [S.413] (wie in
"Französisch-Kongo") die "Veranlagung" stützt sich auf
Bevölkerungszahlen,
die, wenn sie Überhaupt je gestimmt haben, nach ein paar
Jahren
viel zu hoch sind. Ein Teil der
Bevölkerung ist geflohen, gestorben oder umgebracht. Der
Rest muss immer noch die gleichen Leistungen erbringen.
Als
Roger Casement (GB-IR-Diplomat -
1864-1916 [web04]) im Auftrag der britischen Regierung
Anfang unseres Jahrhunderts die Zustände untersucht (
Casement
Report 1904 [web04]), kann er diese
Feststellung an vielen Orten machen. Eine kleine
bezeichnende Geschichte: Casement trifft einen flüchtigen
Häuptling mit einigem Gefolge. Sie flehen ihn an, sie über
die Grenze aus dem belgischen Kongo herauszuschmuggeln.
Warum sind sie geflohen? Weil sie die Anforderungen des
weissen Distriktsbeamten nicht mehr erfüllen können. Was
verlangt er denn? Alles mögliche und dazu jeden Monat zwei
Ziegen. Na und? Nun, in der ganzen Gegend gibt es schon
lange
keine Ziegen mehr. So kann das Dorf
sich nur noch helfen, indem es in immer weiter
entfernteren Distrikten die Ziegen für den weissen Herrn
kauft. Aber dort müssen sie den Gegenwert von 150 Francs
zahlen. Der Regierungsbeamte hingegen gibt nur 5 Francs.
Dies ruinöse Verlustgeschäft kann der Häuptling nun nicht
weiter fortsetzen, denn er hat nichts mehr, womit er die
nächsten zwei verlangten Ziegen kaufen könnte. Zum
Donnerwetter, warum reden sie denn nicht mit dem Weissen!
Habe ich ja. Er hat gesagt: Wehe, wenn ich keine Ziegen
bringe!
So flieht der Schwarze mit seiner Familie,
denn er hat wenig Lust, im Distriktsgefängnis in Ketten zu
verrecken.
Kurz darauf stellt Casement fest, dass der Schwarze die
Wahrheit gesagt hat. Und dass vor kurzer Zeit zwei
Häuptlinge im Kettengang des Distriktsgefängnisses
gestorben sind. Einer hatte seine Hütte nicht schnell
genug abgerissen und an einem Platz neu aufgebaut, den der
weisse Kommissar für ihn bestimmt hatte. Der andere: er
hatte versäumt, alle 14 Tage die Steuer zu bringen.
Casement am Ende seines Berichts an den britischen
Aussenminister: "Die beiden Männer wurden
zusammengekettet
und mussten schwere Lasten tragen, Ziegelsteine und
Wasser. Sie wurden von ihren Wächtern oft verprügelt, es
gibt Zeugen, die das bestätigen können."
[Kr. B-"Christen" im Belgisch-Kongo:
"Baumwollgesellschaft" macht 50fachen Profit - die Afros
erhalten nur Hungerlöhne und Hungerpreise]
Das Kapital der führenden belgischen Baumwollgesellschaft
am Kongo wächst unterdessen bis zum Zweiten Weltkrieg von
6 Millionen (1917) auf 300 Millionen an.
15.8.2. Belgisch-Kongo: Dörfer sterben aus
- Versetzung ganzer Dörfer an die Strasse -
Hungerlöhne+Prostitution
[Kr. B-"Christen" im Belgisch-Kongo: 2Wk mit neuen
Deportationen: "demographische Situation [...]
gefährdet" - 700.000 Männer - und Frauen+Kinder werden
ZwangsarbeiterInnen auf MONOplantagen,
Strassenunterhalt, Rodungen]
Im Sonderheft "Kongo 1947" der "
Cahiers Socialistes",
Brüssel, finden sich bemerkenswerte Angaben über den
Tribut, den die Bevölkerung des "Belgischen Kongo" während
des Zweiten Weltkriegs zu leisten hat. Er führt dazu, dass
General [Paul] Ermens (1884-1957 [web05]) im Mai 1945
sagt: "Man meldet mir, dass die
demographische
Situation in vielen Gebieten der Kolonie gefährdet ist."
1944 sind
700.000 Männer aus ihrer
gewohnten Umgebung herausgerissen (1939: 430.000), um
irgendwo für die Kriegsanstrengungen der Belgier zu
arbeiten [S.414]. Der Schwarze wird aus seinem Dorf geholt
[deportiert], um, freiwillig oder gezwungen,
Lohnarbeiter
zu werden - hier für ein Bergwerk, dort in einer Fabrik
oder als Holzfäller entlang der Flüsse. Die im Dorf
geblieben sind, werden zu den grossen Pflanzungskulturen
[MONOkulturen] gezwungen. Und zu dauernden
Dienstleistungen: Trägerdienst, Unterhaltung der Strassen,
hier müssen sie ohne Werkzeug [mit Rodungen] ein künftiges
Flugplatzgelände freimachen, dort eine Unterkunft bauen.
Um diese Fron zu leisten, müssen sie sich nicht selten
mehr als 100km von ihrer Hütte entfernen.
[Kr. B-"Christen" im Belgisch-Kongo: Versetzung ganzer
Dörfer an die Strassen, wo der Boden oft miserabel ist]
Oft verfügt die Behörde, dass Dörfer ihren Standort
verlegen sollen - es ist bequemer für die
Steuereintreibung und für die Unterhaltung des Wegenetzes,
wenn die Dörfer in der Nähe der Strassen sind. Dass der
Boden an den neuen Stellen oft viel schlechter ist, dass
sich die Dörfer auch noch in ihrer Verpflegung
verschlechtern werden, kümmert die Behörden nicht.
Wenn die Zahl der Männer im Dorf zurückgeht, heisst das
nicht, dass die Behörden weniger Frondienst verlangen. Die
gleiche Arbeit muss eben von wenigen Leuten getan werden.
Also wird das Dorf immer unattraktiver. Die Männer
flüchten teils in den Urwald, teils verdingen sie sich in
den Arbeitslagern.
[Kr. B-"Christen" im Belgisch-Kongo: Hungerlöhne für
die Afros + Steuerforderungen - Frauen werden in die
Prostitution getrieben+Kinderzahl geht zurück]
Die Bezahlung ist überall so, dass man keine Familie davon
ernähren kann. "
Les Cahiers socialistes"
zitieren aus einem Bericht von 1943, dass der schwarze
Landarbeiter in den meisten Fällen keinen Lohn bekommt,
sondern eine
wöchentliche Lebensmittelration im
Wert von 9 Francs (belgischen!). Aber Steuern
muss er dennoch zahlen.
Auch "Belgique d'outre-mer" ["Belgien Überseegebiete"]
sagt:
"Der gewöhnliche Arbeiter verdient niemals genug, um seine
Frau und Kinder ernähren zu können. Die Eingeborenen
müssen all ihren Einfallsreichtum aufbringen, um die
Mittel zur Stillung dieses elementaren Bedürfnisses zu
finden. Diese Notwendigkeit treibt viele Frauen dazu, sie
auf die leichteste Weise zu finden: in der
Prostitution."
Unter diesen Umständen sind Kinder nur eine Last, also
gehen die Geburtenziffern drastisch zurück.
15.8.3. Belgisch-Kongo: Baustellen ohne
Werkzeuge
[Kr. B-"Christen" im Belgisch-Kongo: Staatlicher
Strassenbau wie in der Steinzeit ohne Karre+Werkzeuge]
Als besonderer Verschwender von Arbeitskraft tritt der
Staat hervor. Es gibt Beschreibungen, bei denen man sich
an die Pharaonenzeit erinnert fühlt:
[Sonderummer "Congo 1947"; In: "Cahiers Socialistes"
("Sozialistische Hefte")
17/17 -
Brüssel, Juli 1947 [S.541])
"In einer Provinzhauptstadt haben wir fast 1000 Leute bei
Erdarbeiten für eine Strasse gesehen. Die Hälfte von ihnen
füllte Erde in kleine Körbe, die von der anderen Hälfte
weggetragen, und weiter entfernt, ausgeschüttet wurde.
Nicht eine Karre! Unternehmer: der Staat. Auf den Strassen
dichte Mengen von Schwarzen in Lumpen, Steine
kleinklopfend. Als Hammer benutzen sie Steine Arbeitgeber:
der Staat.
Im Mai 1946 steht der Flugplatz von Usumbura (heute
Bujumbura, Burundi [web06]) ein paar Tage unter Wasser -
es hatte tagelang Kaskaden geregnet. Hunderte von Negern
[AfrikanerInnen] werden mobilisiert [S.415], um ihn wieder
benutzbar zu machen. Was benutzen sie als Schöpfkelle:
ihre Hände. Arbeitgeber: der Staat.
Noch vor kurzem haben wir Mädchen von 12 bis 15 Jahren
gesehen, die als Träger benutzt wurden - mit Säcken von 59
Kilogramm. Arbeitgeber: der Staat.
Noch ein Beispiel - eine grosse Landwirtschaftsstation,
die ausser Hacken und Messern kein einziges Gerät besitzt
- aber viele Neger [AfrikanerInnen].
Die Schwarzen arbeiten so schlecht? Man möchte wissen,
welche Gründe eine unterernährte, malariakranke,
unterdrückte Bevölkerung dazu bringen könnten, wirklich zu
arbeiten, damit die Europäer noch grössere Profite machen"
(Congo 1947).
15.8.4. Belgisch-Kongo: Massenmord im
Arbeitslager
Auszug aus einem offiziellen Bericht über ein Arbeitslager
des "Comité National du Kivu" [Ost-Belgisch-Kongo an der
Grenze zu Ruanda], das Mitte Mai 1942 eingerichtet wird,
mit 1706 Menschen. Sterbefälle:
-- im Mai 2 Frauen und 1 Kind.
-- Juni 2 Frauen, 17 Kinder, 2 Arbeiter.
-- Juli: 8 Frauen, 27 Kinder, 2 Arbeiter.
-- August: 2 Frauen, 20 Kinder.
-- September: 1 Frau, 14 Kinder, 3 Arbeiter.
Insgesamt in vier Monaten: 101 Menschen. Fast 6%, also im
Jahresdurchschnitt fast 185.
15.8.5. Afrika überlebt den
"christlich"-kolonialen Holocaust
Was die Kongo-Völker alles überstanden haben .. Basil
Davidson bemerkt sehr richtig:
(Bücher von Basil Davidson:
-- Report on Southern Africa - London 1952
-- Erwachendes Afrika - Zürich 1957 (London 1955)
-- The African Past - London 1964
-- Vom Sklavenhandel zur Kolonialisierung - Reinbek 1966
[S.532])
"DIejenigen, die heute Afrika als 'dekadent' und die
Afrikaner als träge, kraftlos und unreif bezeichnen,
diejenigen, die in plötzlichen Ausbrüchen lange geschürten
Hasses das Zeichen unnatürlicher Wildheit zu erblicken
glauben, diejenigen vor allem, die sich noch immer in dem
Wahn angeborener Überlegenheit über die Afrikaner wiegen
und auf den kontinentalen Slum, zu dem man Afrika gemacht
hat und in dem die Afrikaner zu leben genötigt sind,
herabblicken, sollten innehalten und sich fragen, ob ein
'minderwertiges Volk' eine solche historische Entwicklung
überlebt haben könnte."
15.8.6. Belgisch-Kongo 1944-1945: 2
Centimes mehr an die Afros pro Palmfrucht ist der
"christlichen" Palmölgesellschaft zu viel
Der Zweite Weltkrieg ist noch im Gang. Die westlichen
Weissen jammern noch über den Rassenwahn der Deutschen
[mit der Hetze alles gegen Russland] und ihr Gemetzel in
Osteuropa, und die Unterdrückung der Weissen Westeuropas
durch die Deutschen geht gerade erst ihrem Ende zu
[Requirierungen in Frankreich und Holland 1944, alles für
die Ostfront etc.]. Da streitet sich in "Belgisch-Kongo"
der Generalgouverneur mit dem Gouverneur in
Coquilhatville, E.F. Henry - weil dieser die grösste
Palmölgesellschaft zwingen will, den Preis für Palmfrüchte
um 0,02 Francs, nämlich
von 16 auf 18 Centimes pro
kg zu erhöhen. Er begründet das damit, dass
die eingeborenen Arbeiter auf diese Weise rund 50 Francs
pro Monat verdienen würden (etwa vier Mark) - "immer noch
ein Elendslohn". Ein Jahr später wird ein Senator, der mit
dieser Firma verbunden ist, Kolonialminister. Er
veranlasst sofort, dass der Preis wieder auf den alten
Stand zurückgesetzt wird - im Jahr 1945.
15.8.7. Belgisch-Kongo ab 1945: Die
Steuerhölle wird noch schlimmer - Unterernährung -
gleichzeitig "Wirtschaftswunder" in Belgien
Die Sanduhr der belgischen Herrschaft in Afrika läuft ab.
Die Belgier merken es nicht. Eine neue Welt entsteht, in
der es schwer sein wird, Farbige zu unterdrücken und
auszupressen. Die Belgier merken nichts. Andere
Kolonialmächte versuchen, "ihren" Eingeborenen ein
bisschen entgegenzukommen - wenigstens materiell, um ihnen
nicht so viele politische Konzessionen machen zu müssen -
die Belgier merken nichts. Im Gegenteil: Sie ziehen die
Schraube, die aus den Kongolesen mehr Arbeit für weniger
Geld herauspressen soll, noch etwas schärfer an.
[Belgisch-Kongo 1956: 20 Francs+63Centimes Tageslohn
für Afros - Vegi-Ernährung kostet in Leopoldville
mindestens 43 Francs pro Tag]
Ein Jahrzehnt nach dem Weltkrieg, als die weisse Welt
schon auf dem Höhepunkt ihres
Wirtschaftswunders
einherstolziert (und Belgien ist eines der ersten
Wirtschaftswunder-Länder [weil die Marshall-Plan-Gelder
effizient genutzt wurden]) beziffert die belgische "Agence
Économique et Financière" (vom 9.10.1956) den
Durchschnittslohn eines afrikanischen Arbeiters, der weder
Unterkunft noch Verpflegung erhält, auf
20 Francs
und 63 Centimes pro Arbeitstag was nicht
einmal 2,50 Mark sind. Er muss davon
pro Jahr 480
Francs Steuern zahlen.
Kurz danach schreibt
Patrice Lumumba in
seinem (erst nach seinem Tode veröffentlichten) Buch:
(Buch von Patrice Lumumba: Congo my Country - London 1962
[S.536])
"Zur Zeit verdienen die meisten Eingeborenen weniger als
500 Francs pro Monat" (nicht einmal DM 45). "Nur in
Leopoldville kann ein Arbeiter bis etwa 1000 Francs
verdienen. Aber meine eigenen Recherchen haben mich zu dem
Schluss gebracht, dass das zum Leben notwendige Minimum,
das absolute Minimum für einen ungelernten Arbeiter ohne
Familie allein für Lebensmittel 1300 Francs wären. Es
setzt sich wie folgt zusammen:
-- 3 Francs für Frühstück (1 Tasse Kaffee und ein paar
gebackene Apfelstücke),
-- 20 Francs für Mittagessen,
-- 20 Francs für Abendessen,
-- also 43 Francs pro Tag.
Das ist natürlich eine Ernährung nur von Maniokblättern
oder Spinat, denn das Kilo Fleisch von der schlechtesten
Sorte kostet mindestens 40 Francs."
Für einen Gehaltsempfänger von mittlerem sozialem Status
wäre der durchschnittliche monatliche Haushaltsaufwand, je
nach Grösse seiner Familie, zwischen 3000 und 3500 Francs
(zwischen 250 und 300 Mark).
Für einen "entwickelten", von den Weissen erzogenen
Gehaltsempfänger mit Familie, ohne Luxus, macht Lumumba
folgende Rechnung auf:
-- Frühstück 5 Francs täglich für 4 Personen: 20 Franken
[belgische Francs].
-- Mittags 30 Franken [belgische Francs] täglich für 4
Personen: 120 Franken [belgische Francs]
-- Abends 20 Franken [belgische Francs] - 80 Franken
[belgische Francs].
-- macht zusammen 220 am Tag, also im Monat 6600 - nur für
Essen.
Und das verdient niemand, obwohl ja zum Leben noch mehr
gebraucht wird als nur Nahrung. Lumumba:
"Die
Unterernährung der Kongolesen kommt
natürlich davon, dass sie nicht genug zu essen haben. Wie
soll man sich reichhaltig ernähren, reich an Vitaminen,
wenn man eine solche Kost nicht bezahlen kann. Der
physische und geistige Gesundheitszustand des
kongolesischen Volkes verlangt gebieterisch nach
Lohnerhöhungen." [S.417]
15.8.8. Belgien ab 1945: mit
"Wirtschaftswunder" - dank dem Belgisch-Kongo
Die Belgier veranstalten lieber eine Weltausstellung, die
Expo, deren Kosten zu einem wesentlichen Teil vom Kongo
getragen werden müssen. Sei pressen lieber die Kolonie
noch etwas mehr aus, solange es geht, um ihrem Ländchen
grösseres Gewicht zu verschaffen - in der internationalen
Wirtschaft, der Politik, der Nato, der EWG. Eine
ungerechte Übertreibung? Jeder einigermassen informierte
Wirtschaftler wird nachrechnen können, dass Belgien nie
imstande gewesen wäre, einige der mächtigsten und
gewaltigsten Konzerne der Welt zu bilden und zu tragen,
wenn es sich nicht entsprechende Mittel durch
Raubwirtschaft am Kongo verschafft hätte. Der klassische
Fall eines Lande, das nicht behaupten kann, es habe in
seine Kolonie mehr hineingesteckt als herausgepresst, denn
es ist genau umgekehrt.
Freilich wird das selten zugegeben. eine solche seltene
Gelegenheit kommt im November 1968, als der Minister für
Wissenschaftspolitik, Lefèvre (der frühere
Ministerpräsident) vor Journalisten über den Haushalt der
Europäischen Atomgemeinschaft (Euratom) spricht. Er
beschwert sich, dass Holland nicht einer Neufestsetzung
des Zahlungsschlüssels zustimmen wolle, nach dem Belgien
9,9% zahlt, Holland 6,9%. "Neue Zürcher Zeitung",
2.12.1968: "Dieser Schlüssel, so betonte Lefèvre, sei
seinerzeit festgelegt worden, als Belgien noch den Kongo
besass und in der Uranerzförderung einen wichtigen Platz
einnahm. Das sei jetzt nicht mehr der Fall."
[Holland hat die Marshall-Plan-Gelder für Kriege gegen die
Indonesier missbraucht, deswegen war Holland mit dem
Wiederaufbau immer im Rückstand].
15.8.9. Belgien ab 1919: mit Ruanda und
Burundi - deutsche "Missionare" warnten vor den
kriminellen Belgiern: alles klauen+13 Stunden
Zwangsarbeit pro Tag
Neben dem Kongostaat, den ihnen die Raffgier Leopold II.
beschert, bekommen die Belgier zu Ende des Ersten
Weltkriegs ein weiteres Kolonialgebiet hinzu, unter
Völkerbundsmandat: Ruanda-Urundi, das vorher den Deutschen
"gehört" hat.
Die Deutschen verlieren ihre Kolonialgebiete bekanntlich,
weil die Alliierten behaupten, sie hätten sich durch
grausame Unterdrückung der Eingeborenen als Kolonialmacht
disqualifiziert. Man kann sich denken, mit welchen
Gefühlen beispielsweise die deutschen
[Jesus-Fantasie]-Missionare in Ruanda ihr Arbeitsfeld den
Belgiern überlassen, über die sie noch bis 1913
alarmierende, kritische Berichte nach Berlin geschickt
haben. So berichtet der [Jesus-Fantasie]-Missionar Wiemers
im April 1913,
-- wie die Belgier Lebensmittel aus der Bevölkerung des
Kongo herauspressen - Mengen, die höchstens während der
Haupterntezeit zu erfüllen seien.
-- Wie die Belgier das letzte Stück Vieh beschlagnahmen.
-- Wie (Bericht vom August 1913) "Tausende von Männern und
Frauen, darunter einige Hochschwangere, Jungen und
Mädchen, gezwungen wurden, viele Tage ohne Bezahlung von 6
Uhr morgens bis 7 Uhr abends zu arbeiten, mit nur sehr
kurzen Ruhepausen." [S.418]