-- Buch von Carl Peters: Gesammelte Schriften, 3 Bände
- München 1944
-- Buch von George W.F. Hallgarten: Imperialismus vor
1914, 2 Bände - München 1951
-- Henri Brunschwigs: "Geschichte des französischen
Kolonialismus" (orig. frz.: French Colonialism 1871 /
1914 - New York 1960)
-- Buch von Gustav Noske: Kolonialpolitik und
Sozialdemokratie - Stuttgart 1914
19.6. "Christlicher" Profit durch
Massenraub- und Massenmord-Kolonialismus: Deutschland
[Kr. D-"Christen" mit Profit in Windhuk (Namibia):
Landraub und "Farmen" eingerichtet - Pferdezucht]
[Wir lesen aus einem Bericht von Freiherr Burkhart von
Erffa in seinem Buch: Reise- und Kriegsbilder von
Deutsch-Südwestafrika - Halle 1904 [S.532]:
"[Der deutsche Kaufmann]
Schmerenbeck
(1853-1930 [web02]) gilt als der reichste Mann des
Schutzgebietes [Deutsch-Südwestafrika, heute
Namibia].
Er ist vor etwa 25 Jahren herausgekommen, hat sich aus
Nichts - damals tauschte man gegen ein Kopftuch einen
Ochsen oder ein halbes Pfund Straussenfedern ein - über
[S.483] eine Million verdient und besitzt jetzt in
Windhuk
(Hauptstadt des heutigen Namibia [web01]) Wohnhaus mit
Garten, grosses Storehotel, ausserdem drei der besten
Farmen
des Landes, darunter Harris mit über 100 Mutterstuten." So
berichtet
Freiherr von Erffa im Jahre 1904.
"Da die Zucht ausser der Kost für 2-3 Hottentotten als
Wächter absolut nichts kostet und bei der natürlichen
Lebensweise mit 80% Fohlenzuwachs zu rechnen ist, so kann
man nach 4 Jahren von 100 Stuten jedes Jahr (Ausrangieren,
Verluste durch Leoparden mitgerechnet) etwa 60 Pferde zu
je 400 Mark gleich 24.000 Mark verkaufen. Dabei kann
Harris mit 12.000 Hektar etwa 300 bis 400 Stuten
ernähren."
[Das Prinzip im "christlichen" Kolonialismus ist immer:
Bevölkerung vertreiben, massenmorden, den Rest versklaven
und auf unfruchtbare Böden treiben, und selbst die besten
Böden übernehmen. Das war z.B. auch in Algerien oder in
Chile gegen die Mapuche so. Und so werden die "Christen"
Millionäre]:
Damit ist also schon ein deutscher Kolonial-Millionär
festgestellt.
Ergänzung: Schmerenbeck in Windhuk
Die Kolonialpropaganda beschreibt Schmerenbeck
so, indem aller Landraub und Massenmord
unterschlagen wird:
https://www.deutschsuedwester.de/index.php/ansichtskarten/liste-der-herausgeber-von-historischen-postaemtern/28-verlag-aschmerenbeck
"Der in Windhuk ansässige Kaufmann August
Schmerenbeck (16.10.1853-14.10.1930) erwarb als
erster im Januar 1893 aus Regierungsbesitz ein
privates Grundstück in Windhuk, westlich an der
Kaiserstraße (heute Independence Avenue).Dort
baute er das erste private Haus und eröffnete
ein Waren- und Handelsgeschäft, welches er bis
1910 betrieb. Neben seinem Geschäfts- und
Wohnhaus baute er ein besonderes Gebäude, dass
er der Postverwaltung zur Verfügung stellte. Mit
Zustimmung der Reichsregierung erfolgten 1895
die ersten Landverkäufe und August Schmerenbeck
erwarb die Farm Claratal, später noch die Farmen
Tsabsachas, Snyrevier, Deutsche Krone und
Ondujatyikame.Neben seinen anderen Geschäften
betrieb er auch Vieh- und Pferdetransporte und
übernahm auf Grund eines Vertrages mit der
Kaiserlichen Post Mitte der neunziger Jahre den
Betrieb der sog."Karrenpost" für die
Postbeförderung.Es waren zweirädrige, von zehn
Ochsen gezogene Karren mit 350 kg Höchstgewicht
für die Postladung. Die Beförderungsdauer von
Windhuk - Swakopmund betrug etwa 10 Tage."
|
So kurz die deutsche Kolonialzeit auch gewesen sein mag -
auch sie hat das Ihre zum "Vermögenstransfer" von der
farbigen in die weisse Welt beigetragen. Das Deutsche
Reich hat in seinen Kolonien verhältnismässig viele Kriege
geführt, Aufstände unterdrückt und Polizeiaktionen
unternommen, was alles sehr viel Geld gekostet hat. Das
scheint die deutsche Kolonisierung zu einem
Minus-Unternehmen gemacht zu haben. [Scheinbar haben die
deutschen "Christen" in den Kolonien etwas falsch
gemacht?] Ein Teil des Gezeters über den Verlust der
Kolonien im Ersten Weltkrieg ist ja auch damit begründet
worden, die Kolonien hätten sich gerade erst angeschickt,
Früchte zu tragen.
[Kr. D-"Christen" raffen Profite aus Afrika+Pazifikraum
- samt Zöllen, Steuern und MONOpolen - z.B. mit
"Verträgen" mit Sansibar]
Aber das tun sie doch schon von Anfang an, wenn auch weit
mehr für deutsche Privat- als für Amtspersonen (allerdings
deckt sich das im Kolonialgeschäft zuweilen). Auch
deutsche Kolonialherren häufen Reichtum an, der ihrer
Heimat zugute kommt, und das Reich verdient kräftig mit:
an Zöllen, Steuern und MONOpolen eines blühenden
Wirtschaftsverkehrs mit seinen Gebieten
in Afrika
und dem Pazifik.
Wie man in nicht blühenden Kolonien Geld verdienen kann,
zeigt die bittere Bemerkung des Dr. Carl Peters aus dem
Jahre 1906:
(Buch von Carl Peters: Gesammelte Schriften, 3 Bände -
München 1944 [S.538])
"Von meinen afrikanischen Expeditionen ist die von 1887
die erfolgreichste gewesen. Denn wenn ich persönlich auch
abberufen wurde, so blieb doch der von mir erzielte
Küstenvertrag
in allem Wesentlichen bestehen, und bis auf den heutigen
Tag ist er die eigentliche Grundlage unserer Stellung in
Ostafrika. Insbesondere zehrt die Deutsch-Ostafrikanische
Gesellschaft noch jetzt von ihm. Denn wenn sie aus den
Zöllen jährlich 600.000 Mark ohne Gegenleistung für sich
empfängt, wenn sie vor Kurzem ihr Münzrecht ans Reich
veräussern konnte, wenn sie in der Lage ist, Wälder an der
Küste zu verkaufen usw., so dankt sie dies ausschliesslich
dem Vertrag mit (dem Sultan von Sansibar [web03]) Said
Bargasch, welchen ich erkämpft habe."
(Das Sultanat von Sansibar umfasste die Inseln und einen
langen Küstenstreifen des heutigen Tansania [web04]).
[Kr. D-"Christen" raffen Profite aus
Afrika: Landkauf in Kamerun und Togo]
Wie man in nicht blühenden Kolonien Geld verdienen kann,
erzählt auch George W.F. Hallgarten:
(Buch von George W.F. Hallgarten: Imperialismus vor 1914,
2 Bände - München 1951 [S.534])
"So konnte z.B. [der deutsche Reichstagsabgeordnete und
Zentrumspolitiker Matthias]
Erzberger (aus
Baden, 1875-1921 [web04]) im Reichstag am 14.12.1905
nachweisen, wie man in
Kamerun beim Bahnbau
an eine alte Kameruner Gesellschaft für die
Verzichtleistungen für kaum ausgenutzte 'Rechte' auf
Betreiben des Referenten [S.484] [Karl Theodor]
Helfferich
(deutscher Politiker und Bankier [web05]) ohne jede
nennenswerte Gegenleistung 120.000 Mark Abstand sowie
360.000 Mark Entschädigung verabreicht habe. Hinter dieser
Gesellschaft aber stehen Namen, die sehr scharf
verdeutlichen, welche Kreise es waren, durch die die
Politik des Deutschen Reiches vor dem Kriege fruktifiziert
wurde. In die Reihe dieser Männer gehören z.B.
-- Rechtsanwalt Scharlach,
-- Fürst Hohenlohe-Öhringen,
-- Herzog von Ujest,
-- Herzog Günther von Schleswig-Holstein (der Bruder der
deutschen Kaiserin),
-- Freiherr von Cramer-Klett,
-- die Gebrüder Woermann,
-- Geheimrat Lenz
-- der Ritter von Poschinger,
-- der Direktor des deutschen Offiziersvereins, von Wedel,
und andere mehr.
Es handelt sich hier im Grunde um ein System, das man als
legale Korruption bezeichnen kann. Ein Prototyp eines
Geschäftemachers in dieser zweifelhaften Doppelsphäre war
z.B.
Graf Douglas [?] Im Reichstag am
14.6.1904 deckte [Georg]
Ledebour (SPD -
1850-1947 [web06]) die Tatsache auf, dass die geforderte
Togobahn
hauptsächlich den Interessen jenes Herrn diene, dessen
Togogesellschaft
im ganzen 2795 Mark für 45 ha Land bezahlt habe; durch
dieses Land sollte später die Togobahn gehen, wofür der
glückliche Landbesitzer natürlich entsprechend entschädigt
werden musste. Formell juristisch waren solche Geschäfte
selbstverständlich in Ordnung."
[So geht Bodenspekulation - das ist überall so, wo Wüste
oder Steppe "umgewandelt" wird].
[Kr. D-"Christen"
raffen Profite aus Namibia (Afrika): Eine Reederei
Woermann und das Handelshaus Tippelskirch mit
Minister Podbielski - überhöhte Preise]
Oder auch (Hallgarten):
"Triumphierend erbrachte [Matthias] Erzberger
(aus Baden, 1875-1921 [web04]) den
Nachweis, dass durch die privaten Monopole, welche die
Kolonialverwaltung freigebig einzelnen Interessenten
überlassen habe, die
Reederei Woermann ganz
unverhältnismässige Gewinne erziele, und dass durch solche
Praktiken ein Berliner Handelshaus [Tippelskirch]
gefördert werde, an dem der bekannte
preussische
Landwirtschaftsminister [Victor] von Podbielski
(1844-1916 [web08] führend beteiligt sei.
Das Haus Woermann verdiente nicht nur dadurch, dass sein
auf ganz andere Verhältnisse berechneter Vertrag mit der
Kolonialveraltung über seine Beförderungspreise nach
Swakopmund
(Küstenstadt in Namibia [web07]) während der dauernden
Heeresverstärkung aufrechterhalten blieb, sondern auch
durch sein Monopol auf Ausladung in Swakopmund."
Das Berliner Handelshaus mit dem beteiligten
Landwirtschaftsminister, das Handelshaus
Tippelskirch,
hat, wie Erzberger im Reichstag schildert, die
Kolonialverwaltung mit Preisen geschröpft, die 17 bis 18%
zu hoch sind. Es verdient daran etwa 2 Millionen Mark.
[Kr. D-"Christen" raffen Profite aus Namibia
(Afrika): Siedlungsgesellschaft spekuliert nur+gewinnt
ca. 7 Mio Mark, statt "Siedler" zu organisieren]
Ende Januar 1905 wiederum kritisiert [der SPD-Politiker
August] Bebel (1840-1913 [web09]) im Reichstag [in
Berlin], dass sich die
Deutsch-Südwestafrikanische
Siedlungsgesellschaft in kurzer Zeit durch
Bodenspekulation bereichert habe. Sie verkauft ihre
Konzessionen, statt jemanden anzusiedeln, frühzeitig für
7
Millionen Mark.
[Kr. D-"Christen" raffen Profite aus
Neuguinea:
Oder - wieder aus Professor Hallgartens Anekdotenschatz:
"Die Disconto-Gesellschaft war damals überhaupt Trumpf in
Berlin. Im [S.485] März 1899 erzwang ihr Sprössling, die
Neu-Guinea-Kompagnie,
ein Konglomerat einiger der reichsten Leute, die man in
Deutschland auftreiben konnte, als 'notleidend' eine
Subvention von 4 Millionen Mark. Zur Neu-Guinea-Kompagnie
gehören u.a. Vertreter der Diskonto-Gesellschaft, Freiherr
von Eckardstein, Prötzel, Friedrich Hammacher, A. von
Hansemann, Fürst Hatzfeld-Trachenberg, Graf
Henckel-Donnersmarck, der Herzog von Ujest, der
Eisenhändler Ravené, Werner von Siemens, Graf
Stollberg-Wernigerode, Adolf Woermann."
[Kr. D-"Christen" raffen Profite aus Namibia: Reederei
Woermann mit Eisenbahnmonopol - Frachtrate 31,50 Mark]
Der Name [der deutschen Reederei] Woermann taucht ziemlich
oft unter den deutschen Kolonial-Grossverdienern auf. In
Brunschwigs [Buch] "Geschichte des französischen
Kolonialismus" dient er geradezu als Paradebeispiel für
Kolonial-Gewinnler:
"Woermann und Co., die Hamburger Reeder, die ein Monopol
für den Güterverkehr nach gewissen afrikanischen Häfen
besassen, hatten die Stirn, die Frachtraten für eine Tonne
Waren zwischen dem
Kap (Kreuzkap [web10])
und der
Lüderitzbucht auf
31,50 Mark
festzusetzen - als die normale Frachtrate für die 30mal so
grosse Entfernung von Hamburg nach Wladiwostok 23,50 Mark
war."
[Kr. D-"Christen" hoffen auf Massenraub+Millionen in
den "Kolonien"]
Immerhin - die ganz grosse Investitions- und
Ausbeutungsorgie findet in den deutschen Kolonien nicht
statt. [SPD-Politiker] Noske 1914:
(Buch von Gustav Noske: Kolonialpolitik und
Sozialdemokratie - Stuttgart 1914 [S.537])
"Um Millionäre zu züchten, sollen nach einem oft zitierten
Wort Bismarcks die Kolonien erworben worden sein. Bisher
sind nicht viele gezüchtet worden. Aber eine erhebliche
Anzahl Millionen Kapital sind in den Kolonien
verlorengegangen."
Noske erwähnt eine Übersicht aus dem Jahr 1911, der
zufolge von 81 grösseren deutschen Kolonialunternehmen nur
33 eine Dividende zu verteilen hatten. Und die Gelder, die
das Deutsche Reich in die militärische "Sicherung und
Befriedung" seiner Kolonien steckte, also verlor, werden
auf mehr als eine Milliarde Mark (Wert vor 1914)
geschätzt. [Haben die deutschen "Christen" in Afrika etwas
falsch gemacht? Sie kamen nicht drauf...]
Eine ganze Reihe von Anzeichen spricht dafür, dass der
wahre Kolonialgewinn der deutschen Wirtschaft ganz anders
und zu anderen Zeiten geflossen ist: zwischen den
Weltkriegen und nach dem Zweiten Weltkrieg durch
Beteiligungen deutscher Firmen und Banken an weissen
Unternehmen in Südamerika, Asien und Afrika. In Afrika
ganz besonders in "Portugiesisch-Afrika", Rhodesien und
Südafrika. Immerhin, auch schon zu Beginn des Jahrhunderts
scheint es ein solches Netz von Kolonialbeteiligungen
gegeben zu haben. "Die bemerkenswerte Expansion des
deutschen Handels vor dem (Ersten) Weltkrieg war teilweise
der Durchdringung von Kolonialmärkten anderer Länder
zuzuschreiben - ohne die Kosten und die Verantwortung, die
mit der Verwaltung der Kolonien verbunden sind", heisst es
in "The Economic History of Europe".
*
[S.486]