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Kolonialismus mit kriminellen "Christen": "Die Weissen kommen - die wahre Geschichte des Kolonialismus"

19. "Christlicher" Profit durch Massenraub- und Massenmord-Kolonialismus

6. Deutschland



aus: "Die Weissen kommen" von Gert von Paczensky - Hoffmann und Campe - Hamburg 1970

präsentiert von Michael Palomino (2024)

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Erwähnte Literatur

-- Buch von Carl Peters: Gesammelte Schriften, 3 Bände - München 1944
-- Buch von George W.F. Hallgarten: Imperialismus vor 1914, 2 Bände - München 1951
-- Henri Brunschwigs: "Geschichte des französischen Kolonialismus" (orig. frz.: French Colonialism 1871 / 1914 - New York 1960)
-- Buch von Gustav Noske: Kolonialpolitik und Sozialdemokratie - Stuttgart 1914



19.6. "Christlicher" Profit durch Massenraub- und Massenmord-Kolonialismus: Deutschland

[Kr. D-"Christen" mit Profit in Windhuk (Namibia): Landraub und "Farmen" eingerichtet - Pferdezucht]

[Wir lesen aus einem Bericht von Freiherr Burkhart von Erffa in seinem Buch: Reise- und Kriegsbilder von Deutsch-Südwestafrika - Halle 1904 [S.532]:

"[Der deutsche Kaufmann] Schmerenbeck (1853-1930 [web02]) gilt als der reichste Mann des Schutzgebietes [Deutsch-Südwestafrika, heute Namibia]. Er ist vor etwa 25 Jahren herausgekommen, hat sich aus Nichts - damals tauschte man gegen ein Kopftuch einen Ochsen oder ein halbes Pfund Straussenfedern ein - über [S.483] eine Million verdient und besitzt jetzt in Windhuk (Hauptstadt des heutigen Namibia [web01]) Wohnhaus mit Garten, grosses Storehotel, ausserdem drei der besten Farmen des Landes, darunter Harris mit über 100 Mutterstuten." So berichtet Freiherr von Erffa im Jahre 1904. "Da die Zucht ausser der Kost für 2-3 Hottentotten als Wächter absolut nichts kostet und bei der natürlichen Lebensweise mit 80% Fohlenzuwachs zu rechnen ist, so kann man nach 4 Jahren von 100 Stuten jedes Jahr (Ausrangieren, Verluste durch Leoparden mitgerechnet) etwa 60 Pferde zu je 400 Mark gleich 24.000 Mark verkaufen. Dabei kann Harris mit 12.000 Hektar etwa 300 bis 400 Stuten ernähren."

[Das Prinzip im "christlichen" Kolonialismus ist immer: Bevölkerung vertreiben, massenmorden, den Rest versklaven und auf unfruchtbare Böden treiben, und selbst die besten Böden übernehmen. Das war z.B. auch in Algerien oder in Chile gegen die Mapuche so. Und so werden die "Christen" Millionäre]:

Damit ist also schon ein deutscher Kolonial-Millionär festgestellt.


Ergänzung: Schmerenbeck in Windhuk
Die Kolonialpropaganda beschreibt Schmerenbeck so, indem aller Landraub und Massenmord unterschlagen wird:
https://www.deutschsuedwester.de/index.php/ansichtskarten/liste-der-herausgeber-von-historischen-postaemtern/28-verlag-aschmerenbeck

"Der in Windhuk ansässige Kaufmann August Schmerenbeck (16.10.1853-14.10.1930) erwarb als erster im Januar 1893 aus Regierungsbesitz ein privates Grundstück in Windhuk, westlich an der Kaiserstraße (heute Independence Avenue).Dort baute er das erste private Haus und eröffnete ein Waren- und Handelsgeschäft, welches er bis 1910 betrieb. Neben seinem Geschäfts- und Wohnhaus baute er ein besonderes Gebäude, dass er der Postverwaltung zur Verfügung stellte. Mit Zustimmung der Reichsregierung erfolgten 1895 die ersten Landverkäufe und August Schmerenbeck erwarb die Farm Claratal, später noch die Farmen Tsabsachas, Snyrevier, Deutsche Krone und Ondujatyikame.Neben seinen anderen Geschäften betrieb er auch Vieh- und Pferdetransporte und übernahm auf Grund eines Vertrages mit der Kaiserlichen Post Mitte der neunziger Jahre den Betrieb der sog."Karrenpost" für die Postbeförderung.Es waren zweirädrige, von zehn Ochsen gezogene Karren mit 350 kg Höchstgewicht für die Postladung. Die Beförderungsdauer von Windhuk - Swakopmund betrug etwa 10 Tage."



So kurz die deutsche Kolonialzeit auch gewesen sein mag - auch sie hat das Ihre zum "Vermögenstransfer" von der farbigen in die weisse Welt beigetragen. Das Deutsche Reich hat in seinen Kolonien verhältnismässig viele Kriege geführt, Aufstände unterdrückt und Polizeiaktionen unternommen, was alles sehr viel Geld gekostet hat. Das scheint die deutsche Kolonisierung zu einem Minus-Unternehmen gemacht zu haben. [Scheinbar haben die deutschen "Christen" in den Kolonien etwas falsch gemacht?] Ein Teil des Gezeters über den Verlust der Kolonien im Ersten Weltkrieg ist ja auch damit begründet worden, die Kolonien hätten sich gerade erst angeschickt, Früchte zu tragen.


[Kr. D-"Christen" raffen Profite aus Afrika+Pazifikraum - samt Zöllen, Steuern und MONOpolen - z.B. mit "Verträgen" mit Sansibar]

Aber das tun sie doch schon von Anfang an, wenn auch weit mehr für deutsche Privat- als für Amtspersonen (allerdings deckt sich das im Kolonialgeschäft zuweilen). Auch deutsche Kolonialherren häufen Reichtum an, der ihrer Heimat zugute kommt, und das Reich verdient kräftig mit: an Zöllen, Steuern und MONOpolen eines blühenden Wirtschaftsverkehrs mit seinen Gebieten in Afrika und dem Pazifik.

Wie man in nicht blühenden Kolonien Geld verdienen kann, zeigt die bittere Bemerkung des Dr. Carl Peters aus dem Jahre 1906:

(Buch von Carl Peters: Gesammelte Schriften, 3 Bände - München 1944 [S.538])

"Von meinen afrikanischen Expeditionen ist die von 1887 die erfolgreichste gewesen. Denn wenn ich persönlich auch abberufen wurde, so blieb doch der von mir erzielte Küstenvertrag in allem Wesentlichen bestehen, und bis auf den heutigen Tag ist er die eigentliche Grundlage unserer Stellung in Ostafrika. Insbesondere zehrt die Deutsch-Ostafrikanische Gesellschaft noch jetzt von ihm. Denn wenn sie aus den Zöllen jährlich 600.000 Mark ohne Gegenleistung für sich empfängt, wenn sie vor Kurzem ihr Münzrecht ans Reich veräussern konnte, wenn sie in der Lage ist, Wälder an der Küste zu verkaufen usw., so dankt sie dies ausschliesslich dem Vertrag mit (dem Sultan von Sansibar [web03]) Said Bargasch, welchen ich erkämpft habe."

(Das Sultanat von Sansibar umfasste die Inseln und einen langen Küstenstreifen des heutigen Tansania [web04]).


[Kr. D-"Christen" raffen Profite aus Afrika: Landkauf in Kamerun und Togo]

Wie man in nicht blühenden Kolonien Geld verdienen kann, erzählt auch George W.F. Hallgarten:

(Buch von George W.F. Hallgarten: Imperialismus vor 1914, 2 Bände - München 1951 [S.534])

"So konnte z.B. [der deutsche Reichstagsabgeordnete und Zentrumspolitiker Matthias] Erzberger (aus Baden, 1875-1921 [web04]) im Reichstag am 14.12.1905 nachweisen, wie man in Kamerun beim Bahnbau an eine alte Kameruner Gesellschaft für die Verzichtleistungen für kaum ausgenutzte 'Rechte' auf Betreiben des Referenten [S.484] [Karl Theodor] Helfferich (deutscher Politiker und Bankier [web05]) ohne jede nennenswerte Gegenleistung 120.000 Mark Abstand sowie 360.000 Mark Entschädigung verabreicht habe. Hinter dieser Gesellschaft aber stehen Namen, die sehr scharf verdeutlichen, welche Kreise es waren, durch die die Politik des Deutschen Reiches vor dem Kriege fruktifiziert wurde. In die Reihe dieser Männer gehören z.B.
-- Rechtsanwalt Scharlach,
-- Fürst Hohenlohe-Öhringen,
-- Herzog von Ujest,
-- Herzog Günther von Schleswig-Holstein (der Bruder der deutschen Kaiserin),
-- Freiherr von Cramer-Klett,
-- die Gebrüder Woermann,
-- Geheimrat Lenz
-- der Ritter von Poschinger,
-- der Direktor des deutschen Offiziersvereins, von Wedel,
und andere mehr.

Es handelt sich hier im Grunde um ein System, das man als legale Korruption bezeichnen kann. Ein Prototyp eines Geschäftemachers in dieser zweifelhaften Doppelsphäre war z.B. Graf Douglas [?] Im Reichstag am 14.6.1904 deckte [Georg] Ledebour (SPD - 1850-1947 [web06]) die Tatsache auf, dass die geforderte Togobahn hauptsächlich den Interessen jenes Herrn diene, dessen Togogesellschaft im ganzen 2795 Mark für 45 ha Land bezahlt habe; durch dieses Land sollte später die Togobahn gehen, wofür der glückliche Landbesitzer natürlich entsprechend entschädigt werden musste. Formell juristisch waren solche Geschäfte selbstverständlich in Ordnung."

[So geht Bodenspekulation - das ist überall so, wo Wüste oder Steppe "umgewandelt" wird].


[Kr. D-"Christen" raffen Profite aus Namibia (Afrika): Eine Reederei Woermann und das Handelshaus Tippelskirch mit Minister Podbielski - überhöhte Preise]

Oder auch (Hallgarten):

"Triumphierend erbrachte [Matthias] Erzberger (aus Baden, 1875-1921 [web04]) den Nachweis, dass durch die privaten Monopole, welche die Kolonialverwaltung freigebig einzelnen Interessenten überlassen habe, die Reederei Woermann ganz unverhältnismässige Gewinne erziele, und dass durch solche Praktiken ein Berliner Handelshaus [Tippelskirch] gefördert werde, an dem der bekannte preussische Landwirtschaftsminister [Victor] von Podbielski (1844-1916 [web08] führend beteiligt sei.

Das Haus Woermann verdiente nicht nur dadurch, dass sein auf ganz andere Verhältnisse berechneter Vertrag mit der Kolonialveraltung über seine Beförderungspreise nach Swakopmund (Küstenstadt in Namibia [web07]) während der dauernden Heeresverstärkung aufrechterhalten blieb, sondern auch durch sein Monopol auf Ausladung in Swakopmund."

Das Berliner Handelshaus mit dem beteiligten Landwirtschaftsminister, das Handelshaus Tippelskirch, hat, wie Erzberger im Reichstag schildert, die Kolonialverwaltung mit Preisen geschröpft, die 17 bis 18% zu hoch sind. Es verdient daran etwa 2 Millionen Mark.


[Kr. D-"Christen" raffen Profite aus Namibia (Afrika): Siedlungsgesellschaft spekuliert nur+gewinnt ca. 7 Mio Mark, statt "Siedler" zu organisieren]

Ende Januar 1905 wiederum kritisiert [der SPD-Politiker August] Bebel (1840-1913 [web09]) im Reichstag [in Berlin], dass sich die Deutsch-Südwestafrikanische Siedlungsgesellschaft in kurzer Zeit durch Bodenspekulation bereichert habe. Sie verkauft ihre Konzessionen, statt jemanden anzusiedeln, frühzeitig für 7 Millionen Mark.


[Kr. D-"Christen" raffen Profite aus Neuguinea:

Oder - wieder aus Professor Hallgartens Anekdotenschatz:

"Die Disconto-Gesellschaft war damals überhaupt Trumpf in Berlin. Im [S.485] März 1899 erzwang ihr Sprössling, die Neu-Guinea-Kompagnie, ein Konglomerat einiger der reichsten Leute, die man in Deutschland auftreiben konnte, als 'notleidend' eine Subvention von 4 Millionen Mark. Zur Neu-Guinea-Kompagnie gehören u.a. Vertreter der Diskonto-Gesellschaft, Freiherr von Eckardstein, Prötzel, Friedrich Hammacher, A. von Hansemann, Fürst Hatzfeld-Trachenberg, Graf Henckel-Donnersmarck, der Herzog von Ujest, der Eisenhändler Ravené, Werner von Siemens, Graf Stollberg-Wernigerode, Adolf Woermann."


[Kr. D-"Christen" raffen Profite aus Namibia: Reederei Woermann mit Eisenbahnmonopol - Frachtrate 31,50 Mark]

Der Name [der deutschen Reederei] Woermann taucht ziemlich oft unter den deutschen Kolonial-Grossverdienern auf. In Brunschwigs [Buch] "Geschichte des französischen Kolonialismus" dient er geradezu als Paradebeispiel für Kolonial-Gewinnler:

"Woermann und Co., die Hamburger Reeder, die ein Monopol für den Güterverkehr nach gewissen afrikanischen Häfen besassen, hatten die Stirn, die Frachtraten für eine Tonne Waren zwischen dem Kap (Kreuzkap [web10]) und der Lüderitzbucht auf 31,50 Mark festzusetzen - als die normale Frachtrate für die 30mal so grosse Entfernung von Hamburg nach Wladiwostok 23,50 Mark war."


[Kr. D-"Christen" hoffen auf Massenraub+Millionen in den "Kolonien"]

Immerhin - die ganz grosse Investitions- und Ausbeutungsorgie findet in den deutschen Kolonien nicht statt. [SPD-Politiker] Noske 1914:

(Buch von Gustav Noske: Kolonialpolitik und Sozialdemokratie - Stuttgart 1914 [S.537])

"Um Millionäre zu züchten, sollen nach einem oft zitierten Wort Bismarcks die Kolonien erworben worden sein. Bisher sind nicht viele gezüchtet worden. Aber eine erhebliche Anzahl Millionen Kapital sind in den Kolonien verlorengegangen."

Noske erwähnt eine Übersicht aus dem Jahr 1911, der zufolge von 81 grösseren deutschen Kolonialunternehmen nur 33 eine Dividende zu verteilen hatten. Und die Gelder, die das Deutsche Reich in die militärische "Sicherung und Befriedung" seiner Kolonien steckte, also verlor, werden auf mehr als eine Milliarde Mark (Wert vor 1914) geschätzt. [Haben die deutschen "Christen" in Afrika etwas falsch gemacht? Sie kamen nicht drauf...]

Eine ganze Reihe von Anzeichen spricht dafür, dass der wahre Kolonialgewinn der deutschen Wirtschaft ganz anders und zu anderen Zeiten geflossen ist: zwischen den Weltkriegen und nach dem Zweiten Weltkrieg durch Beteiligungen deutscher Firmen und Banken an weissen Unternehmen in Südamerika, Asien und Afrika. In Afrika ganz besonders in "Portugiesisch-Afrika", Rhodesien und Südafrika. Immerhin, auch schon zu Beginn des Jahrhunderts scheint es ein solches Netz von Kolonialbeteiligungen gegeben zu haben. "Die bemerkenswerte Expansion des deutschen Handels vor dem (Ersten) Weltkrieg war teilweise der Durchdringung von Kolonialmärkten anderer Länder zuzuschreiben - ohne die Kosten und die Verantwortung, die mit der Verwaltung der Kolonien verbunden sind", heisst es in "The Economic History of Europe".

*

[S.486]

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Quellen
[web01] https://de.wikipedia.org/wiki/Windhoek
[web02] https://www.deutschsuedwester.de/index.php/ansichtskarten/liste-der-herausgeber-von-historischen-postaemtern/28-verlag-aschmerenbeck
[web03] https://www.booklooker.de/Bücher/Original-Holzstich-von-1888+Said-Bargasch-Sultan-von-Sansibar-Nach-Photographie/id/A02Dh98a01ZZO
[web04] https://de.wikipedia.org/wiki/Matthias_Erzberger
[web05] Helfferich
[web06] https://de.wikipedia.org/wiki/Georg_Ledebour
[web07] https://de.wikipedia.org/wiki/Swakopmund
[web08] https://de.wikipedia.org/wiki/Victor_von_Podbielski_(Politiker,_1844)
[web09] https://de.wikipedia.org/wiki/August_Bebel
[web10] https://de.wikipedia.org/wiki/Kreuzkap


Fotoquellen


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