1.
Vorkommen, Verwendung
[Quecksilber in der Erde]
|
Zinnoberbestein mit Quecksilber
|
Das Metall Quecksilber (lat.: Hydrargyrum) gehört zu den
seltenen Elementen der Erde. An der Zusammensetzung der
etwas 17 km dicken Erdkruste ist es mit ca. 0,00005 % (0,5
g / t) beteiligt. Es steht damit hinsichtlich der
natürlichen Häufigkeit an 62. Stelle.
Das wichtigste Quecksilbererz ist Zinnober (HgS), in dem
Quecksilber zuweilen auch in kleinen Tröpfchen gediegen
vorkommt. Ferner ist Quecksilber in einigen Fahlerzen
[Silbererz oder Kupfererz mit fahlem Glanz] und in
Zinkblende enthalten.
Quecksilbererze von mineralogischer Bedeutung sind
"Quecksilberhornerz" (Kalomel) Hg
2C
l2,
Tiemannit HgSe, Koloradoit HgTe und Kokzinit Hg
2J
2.
Die wichtigsten Hg-Produktionsstätten befinden sich in
Italien, Mexiko, Spanien und im ehemaligen Jugoslawien
(Müller / Ohnesorge 1987); ihr Gesamtanteil an der
Weltproduktion liegt bei ca. 47 %.
In Spuren ist Hg auch in der vom Menschen unberührten
Natur enthalten. So liegt die Hg-Konzentration
beispielsweise in natürlichen, nicht verunreinigten
Wässern zwischen 0,5 - 15 ng / l (Meerwasser) bzw.
zwischen 1 - 5 ng / l (Flusswasser).*
* 1 g = 1.000.000 Mikrogramm; 1 µg (Mikrogramm) = 1 Gamma)
= 1.000.000.000 ng (Nanogramm). (S.7)
Nach einem langjährigen Anstieg mit einem Höhepunkt im
Jahre 1971 (10,577 t) ist die Weltproduktion an
Quecksilber seitdem deutlich gesunken. Im Jahre 1989
belief sie sich auf 5.502 t. Die Gründe hierfür sind u.a.
eine vermehrte Hg-Rückgewinnung durch Recycling sowie der
zunehmende Ersatz des Quecksilbers durch andere
Werkstoffe.
[Verwendungsbereiche für
Quecksilber]
Die traditionellen Verwendungsbereiche waren (und sind
z.T. noch) u.a. (S.7)
- Herstellung von Lampen, Batterien, Gleichrichtern,
Schaltern, Hg-Dampflampen, Leuchtstoffröhren,
Thermometern, Barometern;
Quecksilberbatterie |
Energiesparlampen enthalten Quecksilber |
Leuchtstoffröhre mit Quecksilber
Leuchtanzeigen enthalten Quecksilber
|
Barometer mit Quecksilber |
|
Quecksilber-Dampf- Gleichrichter als
Schnittstelle zwischen Gleich- und Wechselstrom
enthalten Quecksilber
|
|
|
- Lösungsmittel [Bindemittel] für Gold und Silber aus
edelmetallhaltigen Sanden;
[Quecksilber bindet sich leicht mit Gold, und bei etwas
Erhitzen verdampft das Quecksilber und das reine Gold
bleibt übrig.
(http://quecksilber.wordpress.com/category/gold/)
Der Goldsand wird mit Quecksilber versetzt und über eine
Aluminiumplatte gespühlt, so dass sich ein Teil des
Goldsandes mit dem Quecksilber verbindet und auf der
Aluminiumplatte absetzt. Dann wird die Ablagerung erhitzt,
so dass das Quecksilber verdampft. Aber auch im
hinabgespühlten Sand bleibt Gold, und im hinabgespühlten
Wasser bleibt Quecksilber, das ganze Flüsse vergiftet. Die
Arbeiter haben schwerste Quecksilberfolgen, verlieren
vorzeitig die Zähne etc.
(http://www.sprut.de/reisen/venezuel/bericht/elcallao.htm)].
- Grundstoff für die Farbproduktion;
- Kathodenmaterial in der Chloralkalielektrolyse;
- Katalysator bei einer Vielzahl von Prozessen;
- in der Metallurgie zur Trennung von Metallgemischen;
- Imprägnierstoffe;
- Schädlingsbekämpfungsmittel;
- Medizin (z.B. harntreibende Mittel, Bleichmittel,
Desinfektionsmittel, Abführmittel) und Zahnmedizin
(Füllungsmaterial Amalgam).
|
Grippeimpfung enthält Quecksilber...
|
[auch: Quecksilber in Grippeimpfungen, auch für
Kleinkinder und Schwangere. Neurologische Schäden werden
von den Regierungen in Kauf genommen.
(http://infokrieg.tv/bush_blockt_verbot_von_quecksilber_in_impfstoffen_220707.html)
Wegen der gravierenden unerwünschten - z.T. tödlichen
(vgl. z.B. Hackel et al. 1989), z.T. in erheblichem Umfang
allergiesierenden (Pokladek 1986 S.50) - Nebenwirkungen
sind Hg-haltige Präparate inzwischen weitgehend vom
Arzneimittelmarkt entfernt worden.
Als Quelle für die Hg-Aufnahme der Allgemeinbevölkerung
gelten zahnärztliche Behandlungen mit Amalgam, die Nahrung
sowie in sehr geringem Mass Trinkwasser und Luft.
2.
Kinetik
[Verbreitungswege, Krankheiten und Vergiftungen durch
Quecksilber im Mund]
Die Kinetik [Verbreitung der schädlichen Wirkung von
Quecksilber] ist abhängig u.a. von seinem Aggregatzustand
und der Art seiner chemischen Bindung.
a)
Metallisches Quecksilber
[flüssiges Hg bzw. Hg-Dampf]
Quecksilber ist das einzige bei Zimmertemperatur flüssige
Metall. Es gibt bereits bei Zimmertemperatur Dämpfe ab,
die zu Vergiftungen führen können. (S.8)
[Eine Webseite über Versuchschemie warnt:
|
|
Logo zur
Warnung vor Quecksilber und Quecksilberdampf:
"Sehr giftig T+" |
"Sicherheitshinweise
Quecksilberoxid und Quecksilber(-dampf) ist sehr giftig!
Unbedingt Abzug benutzen!"
und setzt nebenstehendes Logo dazu. Was hat denn das im
Mund zu suchen? Und die Regierungen handeln nicht!]
aa)
|
|
Verschluckte
Quecksilbertropfen schaden dem Organismus
relativ wenig, weil im Magen-Darm-Trakt nur
0,01 % aufgenommen werden |
Verschlucktes flüssiges
Quecksilber [wenig schädliches verschlucktes
Quecksilber]
Verschlucktes flüssiges Quecksilber passiert den
Magen-Darm-Trakt mit einer geringen Resorptionsquote von
weniger als 0,01 % (Strubelt et al. 1988; Greenwood / Von
Burg 1984). Es verlässt den Organismus i.d.R. also nahezu
vollständig auf natürlichem Wege und hat daher eine
vergleichsweise geringe toxikologische Bedeutung.
bb)
Eingeatmeter
Quecksilberdampf [gefährlich giftiger Quecksilberdampf]
Demgegenüber kann metallisches Quecksilber als Dampf über
die Atmungsorgane praktisch vollständig resorbiert werden.
Ein hoher Anteil (ca. 80 %) des resorbierten
Quecksilberdampfes gelangt aus der Lunge ins Blut (Schäfer
et al. 1994; Gerstner / Huff 1977). Eine zusätzliche
Hg-Kontamination des Blutes als Folge von Hg-Dampf erfolgt
über den Magen-Darm-Kanal: Hg-Dampf kann im Speichel
gelöst oder in feinverteilter Form verschluckt und aus dem
Magen-Darm-Kanal mit einer beträchtlichen, nicht näher
bekannten Resorptionsquote in die Blutbahn aufgenommen
werden (Ohnesorge 1982, abgedr. [abgedruckt] auch 1992).
Im Blut wird der resorbierte Hg-Dampf in den Erythrozyten
[rote Blutkörperchen] gebunden. Der überwiegende Anteil
wird durch das Enzym Katalase zu zweiwertigen Hg-Ionen (Hg
2+)
oxidiert (Schaller et al. 1994; Berlin 1986; Hursh 1985;
Clarkson et al. 1980) und verteilt sich dann wie diese
(Strubelt et al. 1988; siehe unten b)). Der nicht
oxidierte Teil des resorbierten Hg-Dampfes wird über die
Blutbahn zu allen Organen transportiert (Gloxhuber 1994).
Er wird dort zu Hg
2+ oxidiert
und als solches in den Organen gebunden.
[Das im Blut gelöste
Quecksilber erreicht auch das Gehirn]
Insbesondere der auf diese Weise erfolgende Übergang von
Hg-Dampf durch die Blut-Hirn-Schranke ins Gehirn (hierzu
Hursh et al. 1988) ist von toxikologischer Relevanz. Die
als Hg-Dampf wegen dessen Lipoidlöslichkeit
(Fettlöslichkeit) ins Gehirn gelangten Hg-Mengen (S.9)
können nach der Oxidation dort als Quecksilber-Ionen das
Gehirn kaum mehr verlassen. Es kommt zu Anreicherungen von
Quecksilber im Gehirn (Friberg / Mottet 1989; Kuschinsky /
Lüllmann 1989 S.531). Die Halbwertszeit von Quecksilber im
Gehirn
- also diejenige Zeitdauer, die vergeht, bis sich die
Konzentration im angegebenen Organ bzw. im Blut auf 50 %
der Ausgangskonzentration reduziert hat,
d.h., dass etwa sechs Halbwertszeiten verstreichen müssen,
bis die betreffende Substanz den Körper bzw. das Organ
weitgehend verlassen hat -
beträgt bis zu 18 Jahre (Ohnesorge 1982, abgedr. auch
1992; Sugita 1978).
Das Gehirn als eines der Zielorgane des Speichergifts
Quecksilber ist bei einer längerfristigen
Hg-Dampf-Exposition also besonders gefährdet. Durch die
spezifische Anreicherung von Quecksilber in den
Hirnarealen lassen sich die Schädigungen des zentralen
Nervensystems und die zentralnervösen Symptome erklären,
die das Krankheitsbild einer chronischen
Hg-Dampf-Vergiftung mit prägen. Angesichts der extrem
langen Halbwertszeit des ins Gehirn gelangten Quecksilbers
ist auch die Fortdauer der Symptomatik selbst nach
Beendigung der Exposition wissenschaftlich erklärbar.
[Das im Blut gelöste
Quecksilber erreicht auch den Fetus / Fötus]
Hg-Dampf vermag ebenfalls die Plazenta-Schranke zu
durchdringen und sich im Embryo bzw. im Fetus anzureichern
(WHO 1991 S.18). Damit ist die Gefahr fruchtschädigender
(S.10)
Wirkungen gegeben (Berlin 1986; siehe unten III. 6. e) ff)
und III. 6. f) jj)).
Das Blut
nimmt Quecksilber aus Quecksilberdämpfen auf,
und so kann jedes Organ durch
Quecksilberdämpfe geschädigt werden.
|
Schema des
Gehirns mit Beschriftung. Auch das Gehirn ist
Quecksilberwirkungen ausgesetzt, wenn
Quecksilberdampf eingeatmet wird.
|
|
Das
ungeborene Leben kann durch Quecksilberdämpfe
schwer geschädigt werden, denn das mit
Quecksilber versetzte Blut erreicht auch den
Fötus.
|
b)
Quecksilber-Ionen
Hg-Ionen liegen in zwei Wertigkeitsstufen vor: Hg
22+
und Hg
2+. Die einwertigen
Hg-Ionen (Hg
22+)
werden im Blut innerhalb kurzer Zeit in zweiwertige
umgewandelt (Gerstner / Huff 1977; Koos / Longo 1976), so
dass in erster Linie diese zweiwertigen Hg-Ionen (Hg
2+)
von toxikologischem Interesse sind.
Die Aufnahme von Hg-Ionen erfolgt hauptsächlich oral oder
über die Haut. Die Resorptionsquote beträgt bei beiden
Aufnahmewegen ca. 5 - 10 % (Halbach 1990; Berlin 1986).
[Häufige Leberschäden und
Nierenschäden wegen Quecksilber-Ionen]
Hg-Ionen zeigen eine hohe Bindungsaffinität zu
Sulfhydrylgruppen und zu anderen Liganden im Gewebe
(hierzu im einzelnen: Falchuk et al. 1977). Sie sind daher
ein starker Enzyminhibitor [Hemmstoff, Stoff, der Enzyme
in ihrer Wirksamkeit hemmt] (Henschler 1989) und können
eine kaum überschaubare Anzahl von Prozessen im
menschlichen Organismus stören (Kuschinsky / Lüllmann 1989
S.531). Wegen ihrer Bindungsaffinität zu Proteinen ist
ihnen ein Übertritt durch die Blut-Hirn-Schranke ins
Gehirn bzw. durch die Plazenta-Barriere in die Plazenta
nicht möglich. Allerdings bewirkt diese Bindungsaffinität
der Hg-Ionen eine starke Hg-Ionen-Anreicherung in den
parenchymatösen Organen, insbesondere in der Leber und in
den Nieren. Aus diesem Grund stehen bei einer toxischen
Belastung mit Hg-Ionen vor allem Nierenschäden im
Vordergrund der Symptomatik.
Nicht die Gesamtheit der aufgenommenen Hg-Ionen nimmt den
hier beschriebenen toxikokinetischen Weg. Ein geringer
Teil von ihnen wird vielmehr durch enzymatisch-reduktive
Prozesse in metallisches Quecksilber umgewandelt, das in
dieser Form (S.11) dann - wie zuvor beschrieben - die
Blut-Hirn-Schranke sowie die Plazenta-Barriere zu
durchdringen vermag. Daher ist auch bei einer Exposition
gegenüber Quecksilber in Ionenform mit einer - geringeren
als bei einer Aufnahme von Hg-Dampf - Anreicherung von
Quecksilber im Gehirn und in der Plazenta zu rechnen
(Ohnesorge 1982, abgedr. auch 1992).
c)
Organische
Quecksilberverbindungen [im Gehirn und im Fetus / Fötus]
Die wichtigsten organischen Quecksilberverbindungen sind
die Halogensalze der kurzkettigen
Alkyl-Quecksilberverbindungen (Methyl- und
Ethylquecksilberhalogenide). Sie sind sehr lipophil und
werden daher zu einem hohen Prozentsatz - ca. 95 % (Müller
/ Ohnesorge 1987) - aus dem Magen-Darm-Trakt resorbiert.
Organische Quecksilberverbindungen sind gut lipoidlöslich
(Schaller / Valentin 1994) und reichern sich daher
vornehmlich im Gehirn an. Auch die Plazenta-Barriere kann
durch sie überwunden werden.
[Giftige
Quecksilberverbindung Methylquecksilber MeHg+]
Für die Allgemeinbevölkerung ist in bezug auf die Aufnahme
organischer Hg-Verbindungen allenfalls das
Methylquecksilber (MeHg
+) von
toxikologischem Interesse. MeHg
+
ist in erster Linie in bestimmten Lebensmitteln (z.B.
Fisch) enthalten. Die WHO (1991 S.36; hierzu detailliert
auch Visser 1993 S.24) gibt als Menge der
durchschnittlichen täglichen Aufnahme an: 2,41 µg MeHg
+
bei Fischverzehr, 0,008 µg MeHg
+
ohne Fischverzehr. Diese Werte sind in Relation zur
durchschnittlichen Gesamt-Hg-Aufnahme - zwischen 10,61 µg
/ Tag und 27,71 µg / Tag (WHO 1991 S.36) - als
vergleichsweise gering zu beurteilen. Diese Einschätzung
des nahrungsbedingten Methylquecksilbers in Relation zur
täglichen Gesamt-Hg-Aufnahme ist auch auf die Verhältnisse
in Deutschland bezogen zutreffend (S.12): Auf 1,6 - 2,4 µg
/ Tag begrenzt sich nach Visser (1993 S.24) die
durchschnittliche MeHg
+-Aufnahme
(einschliesslich Fischverzehr). Untersuchungen von Schiele
(1982, abgedr. auch 1992) sprechen ebenfalls dafür, "dass
auch in den Fischen die Anreicherung nicht so bedenklich
sein kann, wie sie manchmal dargestellt wird."
Methylquecksilber ist im Blut zu ca. 5 % im Blutplasma, zu
ca. 95 % in den Erythrozyten [rote Blutkörperchen]
gebunden (Halbach 1990; vgl. auch Berlin 1986). Da die
Bindung im Plasma nur sehr schwach ist, können die im
Plasma enthaltenen Hg-Ionen - bei Methylquecksilber also 5
% - leicht in die Organe übertreten. Das nach einer Hg-
Dampf-Exposition
ins Blut gelangte Hg ist demgegenüber zu einem weit
höheren
Prozentsatz - ca., 50 % - im Plasma enthalten (Berlin
1986; Gerstner / Huff 1977). Es ist dort wie MeHg
+
nur schwach gebunden und kann daher ebenfalls, und zwar zu
einem höheren Anteil als MeHg
+,
leicht in die Organe übertreten.
Bei einer gleich hohen Hg-Kontamination des Blutes steht
für den toxikologisch bedenklichen Übertritt von Hg aus
dem Blut in die Organe nach einer Hg-Dampf-Exposition
demnach ein sehr viel höherer Anteil zur Verfügung als
nach einer MeHg
+-Exposition. Das
unterschiedliche Ausmass des Übertritts von Hg aus dem
Blut in die Organe muss bei einer toxikologischen
Bewertung einer Aufnahme von Hg-Dampf einerseits und von
MeHg
+ andererseits
berücksichtigt werden.
Der Anteil des Hg im Blut, der nicht im Plasma
vorübergehend (und nur schwach) gebunden ist, beträgt bei
MeHg
+ 95 %, bei Hg-Dampf 50 %.
Dieser Anteil findet sich in den Erythrozyten. Er ist dort
fest gebunden und wird erst nach Ablauf der Lebensdauer
der Erythrozyten (ca. 120 Tage) wieder frei. Er ist auch
dann u.a. wegen der einsetzenden Ausscheidungsvorgänge
(S.13) dem toxikologisch bedenklichen Übergang in die
kritischen Organe (z.B. Gehirn) weitgehend entzogen und
hat daher insgesamt eine geringere toxikologische Relevanz
als das Hg im Plasma.
[Ausscheidungswege:
Hg-Dampf-Quecksilber hauptsächlich über Urin - MeHg+
hauptsächlich über Stuhl]
Das als Hg-Dampf aufgenommene Quecksilber [-] ebenso wie
die Hg-Ionen [-] werden hauptsächlich mit dem Urin
ausgeschieden; die Ausscheidung des Methylquecksilbers
erfolgt zu ca. 90 % über den Stuhl (Strubelt et al. 1988;
Umweltbundesamt 1980 S.59-60).
[Dann ist das Quecksilber der Amalgamfüllungen
schlussendlich in der Kläranlage im Klärschlamm oder
gelangt in die Gewässer, in die Frösche und Fische etc.].
[Umwandlung von Hg in
MeHg+ durch Bakterien im Körper ist möglich, aber nicht
immer der Fall]
Verschiedene Studien (Trevors 1986; Heintze et al. 1983;
Goolvard et al. 1979; Cross et al. 1978; Edwards / McBride
1975; Rowland et al. 1975; weitere Nachweise bei Daunderer
(1992 Kap. II 5.1.2) sprechen dafür, dass das Quecksilber
anorganischer Hg-Verbindungen
- also
von Verbindungen z.B. positiv geladener Hg-Ionen mit
negativ geladenen Ionen eines anderen Elementes -
durch bakterielle Vorgänge in der Mundhöhle oder durch
Darmbakterien in Methylquecksilber umgewandelt werden kann
(vgl. auch Günther 1992 S.26; Penzer 1986; Brune 1968;
Brune / Evje 1985; Trinczek 1983 S.16; Jones 1981). In
anderen Studien (Drasch et al. 1992; Schiwara et al. 1992;
Chang et al. 1987) sind diese Beobachtungen nicht
bestätigt worden. Mängel bei der Probengewinnung, Defizite
des Analyseverfahrens, Fehler beim Analysevorgang oder bei
der Auswertung der Befunde konnten bisher nicht als
Ursache der Unterschiedlichkeit der Ergebnisse
dokumentiert werden. Gutachtlich ist daher festzuhalten:
Eine (teilweise) Umwandlung von Quecksilber aus
anorganischen Hg-Verbindungen in Methylquecksilber ist
nicht in jedem Fall zu erwarten; sie ist jedoch möglich
und kann im jeweiligen Einzelfall nicht a priori
ausgeschlossen werden. (S.14)
[Vielleicht ist die Umwandlung von Quecksilber in
Methylquecksilber von Blutgruppe zu Blutgruppe
verschieden].
3.
Symptomatik [bei
Quecksilbervergiftungen]
Die Symptomatik der akuten und der chronischen
Quecksilberbelastung wird entscheidend mit geprägt durch
die Art der chemischen Bindung des aufgenommenen Hg. Die
wichtigsten Symptome (vgl. u.a. Schaller / Valentin 1994;
Schaller et al. 1994; Schäfer et al. 1994; Greim 1994;
Ludewig / Lohs 1991 S.392; Moeschlin 1986; Berlin 1986;
Bader 1985 S.679-680; Joselow 1972; Baader 1961) sind bei
einer
a)
akuten Hg-Vergiftung als Folge einer Exposition gegenüber
[kurzzeitige, starke
Exposition]
aa)
Hg-Dampf:
Atembeschwerden, Reizhusten, Schüttelfrost, Erbrechen,
verstärkter Speichelfluss, Metallgeschmack, Durchfälle,
Lungenentzündung, Lungenödem [Ansammlung von Flüssigkeit
in der Lunge, "Wasser in der Lunge"], Gelenkschmerzen;
Reizhusten wird durch
Quecksilbervergiftung durch Quecksilberdampf
begünstigt |
Magen-Darm-Probleme wie Durchfall werden
durch Quecksilbervergiftung durch
Quecksilberdampf begünstigt |
Lungenentzündung (hier ein Röntgenfoto
einer einseitigen Lungenentzündung) wird durch
Quecksilbervergiftung durch Quecksilberdampf
begünstigt |
Gelenkschmerzen werden durch
Quecksilbervergiftung durch Quecksilberdampf
begünstigt. Röntgenbild mit entzündeten
Gelenksregionen |
bb)
Hg-Ionen:
Entzündung im Mundraum, akute Magen-Darm-Entzündung,
Erbrechen, starker Speichelfluss, Schock, Nierenversagen,
nephrotisches Syndrom (erhöhte Eiweissausscheidung im
Urin), Urämie [Harnvergiftung mit zu viel Harnsäure im
Urin in Folge von Nierenversagen, mit Magen-Darm-Störungen
und Nervenkrankheiten, Anämie (zu wenig sauertofftragende
Blutkörperchen), nach Harn riechende Atemluft];
Quecksilbervergiftung
kann
Nierenversagen und alle damit verbundenen Krankheiten
provozieren.
Dann hängt man drei mal pro Woche am Dialysegerät...
cc)
organischen Hg-Verbindungen:
Reizerscheinungen an Schleimhäuten und Haut,
Missempfindungen an Mund, Lippen, Zunge, Händen und
Füssen, Konzentrationsstörungen, Interesselosigkeit
gegenüber Familie und Beruf, Schwäche, Apathie, extreme
Müdigkeit, Schluckschwierigkeiten und Mühe bei der
Artikulation, röhrenförmiges Gesichtsfeld,
Schwerhörigkeit, aggressive Ausbrüche mit depressiven
Phasen, Koordinationsstörungen im Bewegungsablauf,
Leseunfähigkeit, Gedächtnisstörungen; (S.15)
|
Konzentrationsstörungen ,
Gedächtnisstörungen, Koordinationsstörungen oder
Leseunfähigkeit können durch Vergiftung mit
Quecksilberverbindung verursacht sein. Die
Medizin gibt dann oft Aufputschmittel... |
|
Schwäche, extreme Müdigkeit oder
Apathie können durch organische
Quecksilbervergiftung verursacht sein. Die
Medizin gibt dann oft Antidepressiva... |
|
Organische Quecksilberverbindungen
können Schwerhörigkeit verursachen, und die
Betroffenen meinen, nur ein Hörgerät sei die
Lösung |
b)
chronischen Hg-Vergiftung als Folge einer Exposition
gegenüber
[chronische
Exposition]
aa) Hg-Dampf:
[Chronische
Hg-Dampfvergiftung]
Schädigungen des Nervensystems, Entzündungen im Mundraum,
evtl. Nierenerscheinungen (glomeruläre Schädigung der
Niere im Sinne einer vermehrten Ausscheidung von
höhermolekularen Eiweissen), Kopfschmerzen, Schwindel,
Nervosität, schlechte Merkfähigkeit, feinschlägiger Tremor
[Zuckungen] an den Händen, später auch an Augenlidern und
Zunge, verzerrtes Schriftbild [das dann von Arbeitgebern
oft als Schizophrenie gedeutet wird], verstärkter
Speichelfluss, Metallgeschmack, Zahnfleischgeschwüre,
lackfarbene Rötung des Racheneingangs, blauvioletter
Hg-Saum am Zahnfleisch, Reizbarkeit, Kritikintoleranz,
aufbrausendes Verhalten, Schlaflosigkeit, Depressionen,
Schilddrüsenüberfunktion [dauernde zu hohe Ausschüttung
der Schilddrüsenhormone Thyroxin und Trijodthyronin];
Kopfschmerzen
können durch chronische
Quecksilberdampf-Exposition verursacht sein.
Die Medizin gibt dann einfach eine
Schmerztablette und schadet so auch den
Nieren...
|
|
Schwindel
kann durch chronische
Quecksilberdampf-Exposition verursacht sein.
Die Medizin weiss dann oft keinen Rat oder
manipulieren an den Nerven und an den
Gleichgewichtsorganen herum...
|
Nervosität
kann durch chronische
Quecksilberdampf-Exposition verursacht sein.
Die Medizin gibt dann einfach ein paar
Beruhigungsmittel für die Nerven, schädigt
damit Nieren und Leber, und unterdrückt andere
Funktionen, um den Menschen ruhigzustellen...
|
|
Schlechte
Merkfähigkeit, Symbol Glühbirne": Schlechte
Merkfähigkeit kann durch chronische
Quecksilberdampf-Exposition verursacht sein.
Die Medizin gibt dann einfach Koffein oder
sonstige Aufputschmittel...
|
Tremor kann
durch chronische Quecksilberdampf-Exposition
verursacht sein. Die Medizin gibt dann einfach
ein paar Beruhigungsmittel für die Nerven,
schädigt damit Nieren und Leber, und
unterdrückt andere Funktionen, um den Menschen
ruhigzustellen...
|
|
Ein
Zahnlfeischgeschwür kann durch chronische
Quecksilberdampf-Exposition verursacht sein.
Die Medizin führt dann oberflächliche
Behandlungen durch oder operiert, ohne zu
erkennen, dass das Amalgam im Zahn nebendran
die Ursache sein könnte...
|
Gitarre nach
Wutanfall. Die Gitarre ist zum "Puzzle"
geworden. Wutanfälle können durch chronische
Quecksilberdampf-Exposition verursacht sein.
Die Medizin gibt dann einfach
Beruhigungstabletten oder schickt die Menschen
in die "Verhaltenstherapie", wo sie aber kaum
geheilt werden können...
|
|
Schlaflosigkeit kann durch chronische
Quecksilberdampf-Exposition verursacht sein.
Die Medizin gibt dann einfach Schlaftabletten
oder Beruhigungstabletten und macht sich damit
die Nieren oder die Leber kaputt, oder man
nimmt einen Schlaftee, aber gelöst ist das
Problem damit nicht...
|
Depresson
kann durch chronische
Quecksilberdampf-Exposition verursacht sein.
Die Medizin gibt dann einfach ein paar
Antidepressiva, oder schickt die Leute in
Therapie, aber gelöst ist das Problem damit
nicht...
|
|
Eine
Schilddrüsenüberfunktion bis zum Kropf kann
durch chronische Quecksilberdampf-Exposition
verursacht sein. Die Medizin gibt dann einfach
Tabletten oder Bestrahlungen, was wieder
Nebenwirkungen hat, oder schneidet ein Stück
der Schilddrüse weg...
|
amyotrophische Lateralsklerose, [ALS; Sklerose: Verhärtung
von Gewebe und Organen; Lateralsklerose: Verhärtung von
Gewebe der Seitenstränge des Rückenmarks; amyotrophische
Lateralsklerose: Degeneration von Nervengewebe mit Folgen
(Charcot-Krankheit), Abk. ALS: Degeneration der
Vorderhornganglienzellen im Rückenmark und Degeneration
der kaudalen, motorischen Hirnnervenkerne und der
Pyramidenbahnen; Lähmungen, spastische Formen (aus: dtv
Wörterbuch der Medizin)]
Die chronische Quecksilberdampfvergiftung kann bis zur
amyotrphen Lateralsklerose gehen (ALS), mit Degenration
der Motorik und Lähmungen, Beispiel: der Physiker Hawking.
Bulbärparalyse,
[Degeneration der kaudalen Hirnnerven, oft mit
Degeneration des Fazialkerns. Folgen sind atrophische
Lähmungen der Lippen-, Zungen-, Gaumen - und
Kehlkopfmuskulatur, schwere Kaustörungen,
Schluckstörungen, Sprachstörungen]
Enzephalopathie, [allg. Schaden des Gehirns], Schwindel,
Schwerhörigkeit, Atkinson-Reflex (dunkelbrauner Farbreflex
der vorderen Linsenkapsel), Verlust der Selbstkontrolle,
Appetitlosigkeit, Gewichtsverlust, Argwohn,
Schüchternheit, Haarausfall.
"Es kann bis zu richtigen Wutausbrüchen führen. Einfache
Beobachtung (Zuschauen) seiner Arbeit kann den kranken
Quecksilberarbeiter zu hilfloser Unsicherheit bringen,
während ein geringer Tadel schon imstande ist,
hemmungslose Erregungszustände wachzurufen.
Beeinträchtigung der Merkfähigkeit, Gedächtnisausfälle,
ein Gefühl intellektueller Insuffizienz mit Menschenscheu
vervollständigen das Bild. Der Arzt wird also gut tun,
unmotiviertes psychisches Verhalten von Arbeitern immer
als verdächtig für chronische Quecksilberschädigung
anzusehen (S.16). Diese Charakterveränderungen werden von
Unkundigen häufig verkannt. Man hält die Kranken für
Neurastheniker [Nervenschwäche], Hysteriker, Schizophrene
usw. Nichtärzte glauben an bewusste Ungezogenheit und
Widersetzlichkeit." (Baader 1961)
[Wenn die Patienten nie Amalgam hatten und doch solche
psychisch krankhafte Zustände zeigen, so kommen familiäre
Traumata oder genetische Umstände in Betracht].
Die beginnende chronische Quecksilberdampf-Vergiftung ist
ist gekennzeichnet durch ein unspezifisches asthenisch
[schwächlich]-vegetatives Syndrom, das als
Mikromerkurialismus
bezeichnet wird [lat. mercurium = Quecksilber]. Die
Symptome sind u.a.:
Schwächegefühl, Müdigkeit, Denklähmung, Unruhe, Zittern,
unvermitteltes Schwitzen, nervöse Störungen,
Appetitlosigkeit, Gewichtsabnahme, in zeitlichen Abständen
wiederkehrende Entzündungen der Schleimhäute
(Zahnfleischentzündungen, Mundschleimhautgeschwüre), akute
Entzündungen der Magen-Darm-Schleimhäute mit Durchfällen,
Koliken, Brechreiz.
bb)
Hg-Ionen:
[Chronische
Hg-Ionen-Vergiftung]
Die Symptomatik entspricht weitgehend derjenigen der
chronischen Exposition gegenüber Hg-Dampf.
cc)
organischen Hg-Verbindungen
[Chronische Vergiftung
mit Hg-Verbindungen]
Die Symptome der chronischen Methyl-Hg-Vergiftung
entsprechen zunächst denen bei akuter Vergiftung. Es
werden folgende weitere Symptome genannt:
Missempfindungen, Unwohlsein, eingeschränktes
Gesichtsfeld, Sprachstörungen und Störungen der
Bewegungskoordination, Störung der
Nerv-Muskel-Übertragung, Myasthenia gravis (Muskelschwund
[Muskeldystrophie]). (S.17)
Muskelschwund, z.B. an den Beinen, kann eine chronische
Vergiftung mit Quecksilberverbindungen als Ursache haben.
Die Medizin erklärt den Muskelschwund einfach für
unheilbar...
4.
Kanzerogenität
[Quecksilber (Hg) ist als
krebserregender Stoff im Tierversuch und auf
Zellkulturen nachgewiesen - genetische Schäden bei
Arbeitern bei chronischer Hg-Dampf-Exposition]
Hg wird bisher nicht als kanzerogen wirksamer Stoff
eingestuft (Schaller / Valentin 1994). Jedoch ist im
Schrifttum (Barregård et al. 1991) die Forderung erhoben
worden, diese Beurteilung zu überprüfen. Anlass hierfür
sind u.a. tierexperimentelle Beobachtungen, wonach Tumoren
auf metallisches Hg zurückzuführen waren (Furst / Radding
1979; Druckrey et al. 1957). Darüber hinaus zeigten sich
bei Arbeitern, die mehrere Jahre lang einer erhöhten
Hg-Dampf-Exposition ausgesetzt waren, Schäden im
genetischen Material der Lymphozyten sowie Hg-bedingte
Chromosomen-Aberrationen [Abweichungen] (Barregård et al.
1991; Popescu et al. 1979; Verschaeve et al. 1976;
Chromosomen-Aberrationen als Folge von MeHg
+
fanden auch im Zellkulturen-Test: Betti et al. 1993).
5.
Teratogenität [Bewirken
von Missbildungen vor der Geburt - Hg ist auf der
MAK-Werte Liste in der Gruppe A]
Die teratogenen Wirkungen des Quecksilbers sind seit
langem Gegenstand besonderen wissenschaftlichen
Interesses. Bekannt sind sie in bezug auf
Methylquecksilber
seit den Vergiftungsepidemien im Jahre 1953 in Japan und
im Jahre 1973 im Irak (Koos / Longo 1976; vgl. auch
Moeschlin 1986). Die Senatskommission der Deutschen
Forschungsgemeinschaft zur Prüfung gesundheitsschädlicher
Arbeitsstoffe (1993 S.59) klassifiziert Methylquecksilber
daher als Schadstoff der Gruppe A der MAK-Werte-Liste
(teratogenes [erbgutschädigendes] Risiko sicher
nachgewiesen). Auch
Hg(II)-Salze (also Verbindungen
zweiwertiger Hg-Ionen mit negativ geladenen Ionen z.B.
eines anderen Elementes) zeigten fetotoxische Wirkungen im
Tierversuch [Vergiftungen ab der 10.
Schwangerschaftswoche] (Schäfer et al. 1994; z.B.: Boadi
et al. 1992, Danielsson et al. 1984, Goodman et al. 1983)
wie auch beim Menschen (vgl. z.B. den Fallbericht beim
Lauwerys et al. 1987 m.w.N.).
|
Die Symbolde für teratogene, erbgutschädigende
Substanzen wie Quecksilber, gemäss Wikipedia.
Schlimmer gehts es nicht. |
[Geschädigte Tierföten]
Ebenso verursachte
Hg-Dampf in tierexperimentellen
Studien "a potential for damage to the foetus in
situations of exposure to mercury vapour" (Greenwood et
al. 1972), also ein Schädigungspotential für den Fetus
[Fötus] bei Hg-Dampf-Exposition des Muttertieres (S.18).
In dieser Studie an der Universität Rochester ergab sich
eine 47fach höhere Hg-Anreicherung im Fetus [Fötus] bei
Exposition des Muttertieres gegenüber Hg-Dämpfen als
bei gleich hoher Exposition des Muttertieres gegenüber
Hg-Salzen (vgl. auch Clarkson et al. 1988 a).
[Mehr Fehlgeburten durch
Quecksilber (Hg) beim Ehemann: 18,4 % statt 8,9 %]
Ehefrauen von Hg-exponierten Arbeitnehmern (n = 152) in
der Chloralkali-Industrie hatten in einer französischen
Studie (Cordier et al. 1991) eine auffällig höhere Zahl
von Spontanaborten im Vergleich zu Ehefrauen nicht
Hg-exponierter Arbeitnehmer (n = 374). Die Quote der
Spontanaborte stieg mit dem Hg-Gehalt im Urin der
Ehemänner vor der Schwangerschaft. Die Autoren dieser
Studie nennen als Ursache dieser Korrelation: a "direct
action of mercury on the paternal reproductive system and
indirect toxicity to the mother or embryo through
transport of mercury from the father", also eine direkte
Wirkung des Quecksilbers auf das väterliche
Reproduktionssystem und eine indirekte Toxizität auf die
Mutter oder den Embryo als Folge des Transports von
Quecksilber des väterlichen Organismus. In der Gruppe der
Arbeitnehmer mit über 50 µg Hg / l Urin verdoppelte sich
die Spontanabortquote der Ehefrauen im Vergleich zur
Spontanabortquote der Ehefrauen des Gesamtkollektivs (8,9
%) auf 18,4 %.
Trauer nach Fehlgeburt: Die Rate der Fehlgeburten steigt
um fast das Doppelte, wenn der Ehemann am Arbeitsplatz
chronisch hohen Quecksilberkonzentrationen ausgesetzt ist,
auch z.B. in der Chloralkali-Industrie, oder
Amalgam-Zahnärzte.
[Dasselbe gilt für Frauen von Zahnärzten und anderen
Berufen, die viel mit Quecksilber zu tun haben!]
[Mehr Fehlgeburten und
Missbildungen am Kind bei Zahnärztinnen und
Zahnarzthelferinnen, die mit Hg arbeiten]
Erst recht vermögen Quecksilberdämpfe, welche die Frau
direkt (durch Inhalation) an ihrem Arbeitsplatz vor oder
während der Schwangerschaft aufnimmt, zu einer Schädigung
des werdenden Lebens zu führen. So kann z.B. der Umgang
mit Amalgam nach dem Ergebnis einer Studie an der
Medizinischen Akademie Lublin, Polen, (Sikorski et al.
1987) bei schwangeren Zahnärztinnen und
Zahnarzthelferinnen zu einer erhöhten Rate von
Spontanaborten, Totgeburten und kongenitalen [angeborenen]
Missbildungen führen: Kopf- und Schamhaar der in dieser
Studie einbezogenen 81 exponierten Frauen erwiesen sich im
Vergleich zu den Haarproben einer Kontrollgruppe von 34
nicht exponierten Frauen als signifikant höher
quecksilberbelastet.
Es bestand eine Korrelation zwischen (S.19) dem Ausmass
der Quecksilber-Kontamination im Haar und der Anzahl der
Fehl- und Totgeburten sowie der Kinder mit Spina bifida
[offener Rücken, Austritt des Rückenmarks aus dem Rücken,
mit möglicher Rückenmarksschädigung bis zur
Querschnittslähmung ab der Geburt, ev. mit Hydrozephalus,
Ansammlung von Hirnwasser] bzw. Vorhofseptumdefekt [Defekt
der Vorhofscheidewand des Herzens, wird durch Operation im
Säuglingsalter behoben].
Schwangere
Zahnarzthelferinnen, die offenen
Quecksilberdämpfen ausgesetzt sind, laufen
eher Gefahr ein missgebildetes Kind zu
gebähren. Die Medizin will diesen Zusammenhang
bis heute nicht akzeptieren...
|
|
Spina bifida
(offener Rücken), Schema des Austritts des
Rückenmarks aus dem Rücken, der durch
Quecksilberdämpfe während der Schwangerschaft
begünstigt wird. Die Medizin will diesen
Zusammenhang bis heute nicht akzeptieren...
|
Kind mit
offenem Rücken (spina bifida), wo das
Rückenmark aus dem Rücken austritt
|
|
Ein Kind, das
einen offenen Rücken (spina bifida) hatte,
muss am Laufgestell laufen lernen. Viele
Kinder mit offenem Rücken werden abgestossen,
abgetrieben oder sterben kurz nach der Geburt.
Die Erlebnisse für die Mutter sind
traumatisch, und die Medizin tut so, wie wenn
sie nicht wüsste, von wo das kommt...
|
Forschungen an der Stanford University in Kalifornien
(Brodsky et al. 1985) und eine schwedische Studie (Ericson
/ Källén 1989) konnten bei weiblichem zahnärztlichen
Personal keinen Hinweis auf eine erhöhte Quote an Aborten,
Totgeburten oder Missbildungen finden. Schupp (1994 S.32;
ähnlich Gerhard / Runnebaum 1992 a) führt die
Unterschiedlichkeit der Forschungsergebnisse auf die
Tatsache zurück, dass in Polen Amalgam im offenen Mörser
bereitet werde, während in Schweden geschlossene
Kapselsysteme verwendet werden. Hiernach lässt sich die
Unterschiedlichkeit der Ergebnisse auf das höhere bzw.
geringere Ausmass der Hg-Exposition zurückführen. An der
teratogenen Wirkung von Quecksilberdämpfen (Greenwood et
al. 1972; Siedlecki 1971), die im Zusammenhang mit Amalgam
- hier also bei der Verarbeitung von Amalgam - freigesetzt
werden können, dürften daher je nach dem Ausmass der
Exposition keine Zweifel bestehen (so letztlich auch
Hörsted-Bindslev / Magos 1993).
|
|
Wenn MAK-
oder BAT-Werte überschritten werden, sind
Atemschutzmasken Vorschrift, hier eine Maske,
die bis zum 30-fachen MAK-Wert angewendet
werden kann. Aber man kann ja die Grenzwerte
willkürlich festlegen, so dass man auch mit
Amalgamfüllungen keine Gasmaske braucht... |
6.
Grenz- und
Orientierungswerte [MAK und BAT]
Bei der toxikologischen Beurteilung von
Quecksilberexpositionen und -belastungen werden u.a.
folgende Grenz- und Orientierungswerte mit einbezogen:
a) bei Expositionen am Arbeitsplatz
Exposition am
Arbeitsplatz [MAK-Wert und BAT-Wert am Arbeitsplatz]
aa)
[Der deutsche MAK-Wert
für Quecksilber ist der höchste]
Als Kompromiss zwischen den Interessen der herstellenden
Industrie und den gesundheitlichen Belangen der
Arbeitnehmer wurde die Maximale Arbeitsplatz-Konzentration
(MAK) festgelegt. Bezogen auf Quecksilberdampf
bezeichnet sie die höchstzulässige
Hg-Atemluft-Konzentration an quecksilber-exponierten
Arbeitsplätzen bei 40 Arbeits-Wochenstunden. Hierbei gilt,
dass bei einer auf 8 Stunden täglich begrenzten Exposition
an 200 Arbeitstagen im (S.20)
Jahr im allgemeinen die Gesundheit der Beschäftigten durch
dieses Gift nicht beeinträchtigt wird., Zugrundegelegt
werden hierbei Beobachtungen an gesunden Personen im
arbeitsfähigen Alter. Die MAK für Hg-Dampf wurde in
Deutschland (alte Bundesländer) im Jahre 1972 und erneut
im Jahre 1980 auf 100 µg Hg / m
3
Luft festgelegt. Sie gilt in dieser Höhe als vorläufig
(Henschler 1989). In anderen Ländern ist sie zumeist um
die Hälfte niedriger angesetzt (Schiele 1991 a). Völlig zu
Recht befürwortet die WHO (1980 S.113) eine Senkung des
MAK-Werts für Hg-Dampf auf 1/4 (25 µg Hg / m
3)
der in Deutschland derzeit noch zulässigen MAK. Die
American Conference of Governmental Industrial Hygienists
empfiehlt als MAK sogar 10 µg Hg / m
3
(Greenwood / Von Burg 1984) - einen Wert also, den der in
Deutschland angewendete MAK-Wert zu Lasten der
gesundheitlichen Belange der Beschäftigten um das 10fache
übersteigt.
bb)
[10 µg / m3 Hg löst
bereits Vergiftungssymptome aus]
Auf Grund von Forschungen vornehmlich in der ehemaligen
UdSSR (Trakhtenberg 1974 S.118) ist heute anerkannt, dass
der Symptomkomplex des Mikromerkurialismus [Vergiftungen
durch Quecksilber, lat. mercurium] (siehe oben II 3 b)
aa)) bereits ab einer Hg-Konzentration von 10 µg / m
3
Luft entstehen kann (bei im übrigen gleichen
Voraussetzungen wie bei der MAK, vgl. Berlin 1986).
cc)
[BAT-Werte]
Die dem MAK-Wert in Deutschland entsprechenden
Hg-Konzentrationen im Blut und Urin werden als BAT-Werte
(Biologische Arbeitsstoff-Toleranz-Werte) bezeichnet. Sie
gelten für gesunde Personen. Ihre Einhaltung wird im
Rahmen von Vorsorgeuntersuchungen überprüft. Sie lauten im
Hinblick auf eine Exposition gegenüber Quecksilber
(metallisches Hg und anorganische Hg-Verbindungen): 50 µg
Hg / l Blut, 200 µg / Hg / l Urin. Eine Senkung dieser
Werte ist seit langem in der Diskussion (Ohnesorge 1988).
b)
bei Expositionen ausserhalb des Arbeitslebens:
Exposition ausserhalb des
Arbeitsplatzes [ADI-Werte]
aa)
Die WHO geht davon aus, dass eine Aufnahme von bis zu 45
µg Hg / Tag selbst bei einer lebenslangen Zufuhr dieser
Menge nicht zu gesundheitlichen Schädigungen führt
(ADI-Wert = acceptable daily intake, hierzu ausführlich
Ohnesorge 1985).
bb)
Zur Feststellung erhöhter interner Belastungen mit
Quecksilber bei beruflich nicht Hg-exponierten Personen
hatte das Bundesgesundheitsamt (BGA) folgende
Orientierungswerte empfohlen (Krause et al. 1987):