„Darunter ist eine Notiz mit dem Briefkopf des sogenannten ‚Ministeriums für Naturressourcen‘ des ‚Islamischen Staats‘. Derselbe Briefkopf war auch auf Begleitscheinen bei Ölgeschäften. Diesmal handelt es sich aber um eine andere Abteilung, die sich nicht mit dem Öl, sondern mit Antiquitäten beschäftigt“, erklärte ein RT-Journalist.
RT erhielt die Dokumente von den kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG), die mehrere syrische Städte von den Terroristen befreit hatten.Darüber hinaus wurde den Journalisten ein Interview mit einem gefangenen IS-Mitglied ermöglicht. Der Mann erzählte, wie die Kurden, nachdem sie eine Stadt befreit hatten, die Verbindungen zwischen der Türkei und den Terroristen kappten.
„Als die YPG-Mitglieder Tal Abjad einnahmen, wurden alle Kontakte (mit der Türkei – Anm. d. Red.) abgebrochen und die ausländischen Kämpfer konnten (nach Syrien – Anm. d. Red.) nicht mehr dahinkommen“, so der gefangene IS-Kämpfer.
Laut dem Gefangenen ist auch die direkte Zusammenarbeit mit den türkischen Geheimdiensten unterbrochen und kann nur noch durch Zivilisten und Spione fortgesetzt werden. Der Einfuhr von Lebensmitteln aus der Türkei sei auch eingestellt worden.
„Das dritte und wichtigste ist, dass keine Transportkolonnen mehr fahren, was die Organisation (IS – Anm. d. Red.) in eine schwierige finanzielle Lage versetzt“, so das IS-Mitglied.Zuvor hatte der Sender bereits
von jüngst
entdeckten Dokumenten berichtet,
die Ankaras Zusammenarbeit mit den
Terroristen belegen. Auf die
türkische Unterstützung der
Terroristen hat Russland mehrmals
hingewiesen. Das russische
Verteidigungsministerium hat der
Türkei vorgeworfen, die
Terroristen in Syrien mit
Waffen zu unterstützen. Ankara
wird zudem des Ölhandels mit den
Terroristen verdächtigt.>
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IS-Dokument beweist: Türkei in
Antiquitätenhandel verwickelt
http://info.kopp-verlag.de/hintergruende/geostrategie/redaktion/is-dokument-beweist-tuerkei-in-antiquitaetenhandel-verwickelt.html
Syrien ist ein Land, das einmal sehr reich an Kulturschätzen war. Aber jetzt wird es massiv ausgeplündert. Offizielle Zahlen liegen nicht vor, aber es steht außer Frage, dass einiges aus dem Weltkulturerbe verschwunden ist, seit sich die radikalen Islamisten im Zuge des blutigen Bürgerkriegs in der Region festsetzen konnten.
Neben dem Ölschmuggel betreibt der IS auch einen lukrativen Antiquitätenhandel, um seine verheerenden Aktivitäten finanzieren zu können. Dem Vorgehen der Organisation sind einzigartige historische Stätten wie die in Palmyra zum Opfer gefallen. Artefakte, von denen einige viele Tausend Euro wert sind, tauchen in Antiquitätenmärkten von Osteuropa bis in die USA auf.
Nachdem RT bereits exklusiv Einzelheiten zum Ölschmuggel des »Islamischen Staats« aufgedeckt hat, liegen dem Sender nun weitere Beweise vor. Sie zeigen, wie die Dschihadisten auf dem Schwarzmarkt für Beutekunst agieren und wie sie ihre Waren über die Türkei in die Welt hinausbringen.
Der kurdischen Miliz YPG ist ein Dokument in die Hände gefallen, das sie einer Gruppe von RT-Journalisten übergeben hat. Dieses Dokument zeigt, dass das »Ministerium für Bodenschätze«, mit dessen Hilfe der IS seine Ölgeschäfte abwickelt, eine »Abteilung für Artefakte« genannte Unterabteilung hat.
»Eines der neuen Dokumente ist ein Schreiben, das denselben Briefkopf vom IS-Ministerium für Bodenschätze trägt wie die Rechnung für einen Ölverkauf, die wir beim letzten Mal diskutiert haben«, sagte eine Reporterin. Aus Sicherheitsgründen wurden ihr Name und ihr Gesicht unkenntlich gemacht. Der Briefkopf ähnelt demjenigen, der auf Öl-Rechnungen gefunden worden war, die kurdische Soldaten aus ehemaligen Unterkünften von IS-Kämpfern geborgen hatten. Der Briefkopf ist in der oberen rechten Ecke des neuen Dokuments zu finden.
Das Schreiben ist offenbar an Grenzposten gerichtet. Die »Brüder an der Grenze« werden gebeten, einen türkischen Antiquitätenverkäufer nach Syrien hineinzulassen. Sein Vorhaben sei zu beiderseitigem Nutzen. In dem Schreiben heißt es:
»An den für die Grenze zuständigen Bruder: Bitte hilf Bruder Hussein Hania Sarira und dem Mann aus der Türkei bei der Weiterreise durch deinen Posten. Der Artefaktenhändler wird mit uns im Amt für Artefakte im Ministerium für Bodenschätze zusammenarbeiten. Möge Allah Dich segnen, Dein Dich liebender Bruder Abu Wafa At-Tunisi.«
Die RT-Reporter waren zu Dreharbeiten in der Stadt Schadadi in der syrischen Provinz Hasaka, als sie auf archäologisch bedeutsame Bruchstücke stießen, Fragmente diverser Tontöpfe. Als YPG-Einheiten im Sommer 2015 Schadadi von den Dschihadisten befreiten, blieben die Stücke in einem Tunnel zurück, durch den IS-Kämpfer geflohen waren.
Niemand weiß, wo diese Objekte ursprünglich herkommen. Aber die kurdischen Kämpfer fanden auch eine alte Landkarte auf Französisch, die möglicherweise noch aus Kolonialzeiten stammt und die Ausgrabungsstätten zeigt.
Das Schreiben wirft nicht nur ein Schlaglicht auf die Art und Weise, wie der IS Geld verdient, es stützt auch frühere Verdachtsmomente, denen zufolge der IS über dieselbe Route, über die, wie der RT-Gruppe berichtet wurde, früher Waffen und Vorräte flossen, Artefakte verkauft werden – direkt unter der Nase Ankaras.
Dass die türkischen Kontrollen lasch sind und die türkische Seite nicht aktiv wird, erzählt auch ein junger Kämpfer in einem Video, das RT von der YPG zur Verfügung gestellt wurde. Der Mann wurde von kurdischen Einheiten in der Grenzstadt Tel Abjad gefangengenommen. Die Stadt lag vorher auf dem Handelsweg zwischen Türkei und ISIS.
»Man schickte mich zum Dienst
nach Tel Abjad an der türkischen
Grenze. Manchmal wechselten wir
auch auf die türkische Seite und
dienten dort. Wir sahen die
türkische Armee passieren, aber es
gab nie in irgendeiner Form
Konflikte zwischen uns«, sagte der
Milizionär Abu Ajub Al-Ansari.
Das Vorrücken der Kurden hat die Kommunikationskanäle zwischen IS und türkischen Sicherheitsdiensten gestört
Der gefangengenommene Terrorist gestand ein, dass der Verlust von Tel Abjad für den IS und seine Handelswege einen schweren Rückschlag darstellt. Auch die direkten Verbindungen mit Vertretern der türkischen Sicherheitsdienste seien dadurch gestört worden.
»Als die Kurdenmiliz Tel Abjad eroberte, gingen die Verbindungen verloren und die ausländischen Kämpfer kamen nicht mehr ins Land«, gab der Islamistenkämpfer zu Protokoll. »Die Kommunikationskanäle zu den türkischen Sicherheitsdiensten gingen verloren, wir konnten nur noch über Zivilisten oder Spione kommunizieren.« Auch finanziell war es für die Terrorgruppe ein harter Schlag, da eine ihrer Haupteinnahmequellen – der Ölschmuggel – stark in Mitleidenschaft gezogen wurde.
»Auch die Warenlieferungen aus der Türkei sind weggefallen, denn die kurdischen YPG-Kämpfer haben die Straße durch Tel Abjad blockiert. Die Tanklastwagen können ebenfalls nicht mehr durch die Region fahren. Das hat die Organisation in eine schwierige finanzielle Lage gebracht«, erklärte der gefangengenommene Milizionär den YPG-Kämpfern.
Die Unterlagen der Dschihadisten zeigen, dass der IS sehr professionell Buch über sein Ölgeschäft führt und unter anderem den Namen des Fahrers festhält, die Art von Fahrzeug, das Gewicht des Lasters (voll und leer), den vereinbarten Preis und die Rechnungsnummer.
Einheimische, die vom IS gezwungen worden waren, in der Ölbranche zu arbeiten, hatten RT zuvor erklärt: »Das gewonnene Öl wurde zu einer Raffinerie geliefert, wo es zu Benzin, Erdgas und anderen Petroleumprodukten verarbeitet wurde. Anschließend wurde das raffinierte Produkt verkauft.«
»Wir vom IS wissen, dass wir finanziell vom Öl abhängig sind«
»Mittelsmänner kamen aus Rakka und Aleppo, um das Öl einzusammeln. Oftmals war dabei von der Türkei die Rede«, so die Augenzeugen. In dem Video, das die Kurden von dem gefangenen IS-Kämpfer gedreht haben, werden noch weitere Einzelheiten über das Öl-Geschäft des IS enthüllt, darunter auch, welche Löhne die Terroristen zahlen.
»Wir vom IS wissen, dass wir finanziell vom Öl abhängig sind«, so der Mann. »Früher hieß es, wir würden nur an zivile Käufer verkaufen, aber die könnten niemals die erforderlichen Mengen abnehmen. Unsere Löhne reichen von 50 bis 100 Dollar, abhängig davon, ob man verheiratet ist. Ich bin verheiratet und habe ein kleines Kind, deshalb bekam ich 135 Dollar. Als die Ölversorgung über Tel Abjad durchtrennt wurde, begannen die Probleme.«
Seit RT mit seinen Enthüllungen an die Öffentlichkeit geht, sieht sich die Türkei einem steten Strom von Fragen ausgesetzt. Experten und einflussreiche Politiker fordern Erklärungen von Ankara, was den »sehr überzeugenden Bericht« angeht, der eine Verbindung zwischen dem türkischen Staat und den Terroristen herstellt.>