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Der Plastikschaden der "Zivilisation" Meldungen 04

Meldungen zum PET-Fresser-Bakterium Ideonella sakaiensis

10.3.2016: Bakterium frisst Plastik auf: Ideonella sakaiensis 201-F6
Forscher entdecken Plastik-fressendes Bakterium
http://www.watson.ch/Wissen/Umwelt/300443357-Forscher-entdecken-Plastik-fressendes-Bakterium

13.2.2018: Bacterium Azotobacter vinelandii stellt biologisch abbaubares Plastik her
http://www.cronicaviva.com.pe/mexico-identifican-sistema-con-que-bacteria-produce-plasticos-biodegradables/

Karte des Pazifiks mit den Müllzonen 2018
Karte des Pazifiks mit den Müllzonen 2018

Meldungen

präsentiert von Michael Palomino

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Zeitschrift Science 10.3.2016: Bakterium frisst Plastik auf: Ideonella sakaiensis 201-F6 - Kunststoff-Film ist weg - PET-Flaschen noch nicht:
Forscher entdecken Plastik-fressendes Bakterium
http://www.watson.ch/Wissen/Umwelt/300443357-Forscher-entdecken-Plastik-fressendes-Bakterium

<Die Ansammlung des schwer abbaubarem Plastik in der Umwelt, vor allem in den Meeren, ist ein massives ökologisches Problem. Nun haben Forscher erstmals ein Bakterium gefunden, das Plastik zersetzt.

Bisher seien nur wenige Pilze, aber keine Bakterien bekannt gewesen, die Plastik abbauen, schreiben die japanischen Forscher im Fachblatt «Science». Das nun entdeckte Bakterium Ideonella sakaiensis 201-F6 hat zwei Enzyme, mit dessen Hilfe es den weit verbreiteten Kunststoff PET (Polyethylenterephthalat) zerlegt.

Weltweit werden jährlich etwa 300 Millionen Tonnen Kunststoffe produziert. 56 Millionen Tonnen entfielen im Jahr 2013 auf PET-Kunststoffe. Daraus entstehen zum Beispiel Flaschen oder Verpackungen. Nur ein geringer Teil davon wird recycelt, riesige Mengen landen in der Umwelt, wo sie nur sehr langsam abgebaut werden.

Zerrieben in winzige Partikel

Nach Angaben des deutschen Umweltbundesamtes (UBA) vergehen etwa 450 Jahre, bis sich eine Plastikflasche in der Umwelt zersetzt hat. Die Kunststoffe werden im Laufe der Zeit in immer kleinere Partikel zerrieben, die sich in der Nahrungskette ansammeln und schliesslich auch in den Menschen gelangen können.

Die Forscher um Shosuke Yoshida vom Kyoto Institute of Technology entnahmen nun an einer Recycling-Anlage für PET-Flaschen 250 Umweltproben - von Sedimenten, Böden, Abwasser oder Aktivschlamm.

Dann prüften sie im Labor, ob darin Mikroorganismen steckten, die einen dünnen PET-Film zersetzen können. In einer Sediment-Probe wurden sie fündig: Sie isolierten ein Bakterium, das sie Ideonella sakaiensis 201-F6 tauften.

Kunststoff-Film vollständig aufgefressen

Untersuchungen zeigten, dass das Bakterium nicht nur in Flüssigkeit zu finden war, sondern auch direkt an Kunststoff. Die Bakterienzellen waren über kleine Anhänge miteinander verbunden und hafteten damit auch an der Oberfläche des Kunststoff-Films. Nach 60 Wochen bei 30 Grad Celsius hatten die Bakterien den Film vollständig aufgefressen.

Die Forscher identifizierten als nächstes zwei Enzyme, die den Abbau betreiben. Zunächst wandelt das Enzym ISF6_4831 PET in ein Zwischenprodukt um, das dann von einem weiteren Enzym, ISF6_0224, umgebaut wird. Am Ende bleiben Terephthalsäure und Glykol übrig. Beide Substanzen seien nicht giftig für die Umwelt, betonen sie.

«Der Abbauprozess ist relativ langsam», schreibt Uwe Bornscheuer von der Universität Greifswald in einem ebenfalls in «Science» veröffentlichten Kommentar zu der Studie. Dennoch sei die Entdeckung vor allem mit Blick auf das PET-Recycling interessant.

Möglichkeit der Rohstoff-Rückgewinnung

«Wenn die Terephthalsäure isoliert und wiederverwertet werden könnte, würde das erhebliche Einsparungen bedeuten bei der Produktion neuer Polymere ohne Erdöl-basierte Ausgangsmaterialien.» Darüber hinaus könnten die Bakterien eingesetzt werden, um Plastik aus der Umwelt zu entfernen.

Ein weiterer Aspekt: Beide Enzyme waren bisher unbekannt; sie ähneln bekannten Enzymen auch nicht besonders. Die Gene für die Bildung der Enzyme werden hochreguliert, sobald die Bakterien mit PET in Kontakt kommen. Das deute darauf hin, dass ihre Hauptaufgabe im Abbau des Kunststoffs bestehe.

Es sei spannend zu erfahren, ob die Enzyme erst in den etwa 70 Jahren seit Nutzung der PET-Kunststoffe entstanden seien. Beispiele für eine solch schnelle natürliche Evolution seien rar, aber bekannt, schreibt Bornscheuer. (sda/dpa)>



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Berlin und Greifswald 27.4.2019: Forschung mit Bakterium I. sakaiensis - damit das "Auffressen" von PET-Plastik vielleicht bald schneller geht:
Plastikfressende Bakterien: Die Zukunft des Recyclings?
https://de.sputniknews.com/wissen/20190427324798376-plastikfressende-bakterien-zukunft-recyclings/

<Das Bakterium I. sakaiensis kann den Kunststoff PET zerlegen. Allerdings arbeitet es dabei bislang sehr langsam. Forscher am Helmholtz-Zentrum Berlin und der Universität Greifswald haben die am Abbau beteiligten Enzyme isoliert und arbeiten an ihrer Verbesserung. In Zukunft könnte so ein nachhaltiges Recycling für Kunststoffe entstehen.

Plastikabfälle sind ein Problem, von welcher Seite aus man sie auch betrachtet: Ein Teil von ihnen landet in der Umwelt, zerfällt zu Mikro- und Nanoplastik, bildet eine Gefahr für einige Tierarten und ist in seinen Langzeitauswirkungen – auch auf den Menschen – noch nahezu unerforscht. Der größere Teil des Plastiks landet zwar im Mülleimer und wandert in die Recyclinganlage. Aber auch hier wird ein Teil unter Freisetzung von CO2 verbrannt und neue Produkte selten gänzlich aus recyceltem Material hergestellt.

Ein Bakterium, das Plastik frisst

Einen Weg aus dieser Situation hat das Bakterium Ideonella sakaiensis gefunden, das japanische Forscher im Jahr 2016 in einer Recycling-Anlage gefunden hatten. Es verfügt über die Fähigkeit, den Kunststoff Polyethylenterephthalat (PET) in seine Bestandteile aufzuspalten. Der Trick: Es erstellt zwei Enzyme, die PET spalten können. Die Namen der Enzyme lauten „PETase“ und „MHETase“ und sie werden gegenwärtig am Helmholtz-Zentrum in Berlin und an der Universität Greifswald untersucht und weiterentwickelt.

Kreislauf für PET in Sicht?

„Die PETase zerlegt das PET in größere Bausteine und die MHETase erledigt den Rest und spaltet die Bausteine in die Grundbausteine von PET, Ethylen, Glykol und Therephthalsäure auf. Die könnten dann theoretisch in Zukunft für eine Neusynthese von PET verwendet werden“, erklärt Dr. Gert Weber, Biochemiker und Strukturbiologe, gegenüber Sputnik die Funktionsweise der Enzyme. Energiesparend und bei Raumtemperatur kann PET wieder in seine Ausgangsstoffe aufgespalten werden, um diese für eine Neusynthese zu verwenden – das ist das Kreislaufszenario, das den Forschern vorschwebt.

So arbeitet die MHETase:

Eine Schwäche der bakterieneigenen Enzyme ist aber ihre Langsamkeit: „Wenn wir das in einer technischen Anlage einsetzen wollen, müssten wir sehr lange warten, bis unsere PET-Flasche zersetzt werden würde.“ Hinzu kämen schwerer verdaubare Formen des PET, bei denen der Prozess noch langsamer ablaufen würde. Und schließlich macht PET nur zehn Prozent von allem synthetisierten Plastik aus. „Wir hätten mit den Bakterien nur einen Teil der Lösung“. so Weber.

Verbesserte Enzyme arbeiten schneller und umfassender

Deswegen haben die Forscher im Labor mit Hilfe der DNA von I. sakaiensis die beiden Enzyme in größerer Menge hergestellt und die 3D-Struktur der MHETase ermittelt. Außerdem haben sie die entscheidende Stelle entdeckt, die das PET bindet und an der die Spaltung abläuft. Für diese Entdeckung wurde ein leicht abgewandeltes PET-Fragment eingesetzt, das zwar gebunden, aber wegen einer chemischen Abwandlung  nicht mehr gespalten werden kann. So blieben Enzym und PET in einer aneinander gebundenen Form ‚eingefroren‘ und die Gesamtstruktur konnte analysiert werden. Nachdem auf diese Weise die aktive Stelle bekannt war, konnte die Optimierungsarbeit beginnen. Dazu wurden die Bausteine (Aminosäuren) an der Bindestelle durch verschiedene andere Bausteine ausgetauscht und das Verhalten des abgewandelten Enzyms immer wieder getestet.

Das Ergebnis: „Wir haben eine effizientere MHETase-Variante gefunden, die PET zweimal schneller spalten kann. Was noch interessanter ist: Wir haben die MHETase auch dazu gekriegt, ein Substrat, was sie sonst nicht akzeptiert, zu spalten“, so Weber. MHETase verrichtet die Arbeit also schneller und beschränkt sich nicht nur auf ihr ursprüngliches Substrat. Die Vision wäre natürlich ein Enzym, das möglichst schnell arbeitet und so viele Polyester-Kunststoffe wie möglich abdeckt. Das Team stehe aber noch am Anfang der Arbeit, betont Weber.

Warum nicht einfach die Bakterien verbessern?

Theoretisch könnte die DNA eines verbesserten Enzyms auch in Bakterien eingeschleust werden, die dann das Plastik in freier Wildbahn effektiver angehen. Aber dieser Weg zur Bekämpfung von Mikroplastik kann unerwünschte Nebeneffekte haben und ist gesetzlich verboten: „Wir dürfen keine genetisch veränderten Organismen in die Umwelt entlassen. Das wäre auch fahrlässig, man weiß nicht, was dann passiert“, hebt der Strukturbiologe hervor.

Das Enzym in Flüsse zu schütten sei auch Unsinn, da es neben einer kurzen Lebensdauer viel zu teuer sei. Denkbar sei dagegen ein Einsatz in Kläranlagen: „Das System muss geschlossen sein“, so Weber.

Entscheidend sei aber beim Thema Mikroplastik doch das Verbraucherverhalten und der politische Wille, die Quellen von Mikroplastik einzudämmen. Die bestehenden Verfahren, etwa Plastik durch Schmelzen zu recyceln, kosten viel Energie und sind zudem abhängig von ‚frischen‘ Rohöl-basierten Bausteinen, um die Produktqualität zu erhalten. Die thermo-chemische Spaltung (Pyrolyse) von Plastik verursacht noch höhere Energiekosten und liefert relativ niedrige Ausbeuten an Öl – was dann nur der Ausgangspunt für eine kostenintensive Neusynthese von Plastik ist. Gleichermaßen scheitern Vorhaben, gesammeltes Plastik durch Enzyme nachhaltig wiederzuverwerten, oft an der fehlenden Wirtschaftlichkeit. „Daran wird sich nur etwas ändern, wenn der Rohölpreis vielleicht auf das 50-Fache steigt oder mehr Wert auf nachhaltige Ressourcennutzung als auf Wirtschaftlichkeit gelegt wird“, bemerkt Weber dazu.>

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Fotoquellen



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