aus: Valentin Falin: Zweite Front. Die
Interessenkonflikte in der Anti-Hitler-Koalition.
Droemersche Verlagsanstalt Th. Knaur Nachfolger, München
1995
ergänzende Strukturdaten:
aus dtv-Atlas der Geschichte 1986, Bd. 2
August 1939
GB-F-SU: Der Weg zu den
Militärverhandlungen
-- werden von GB und F bis
heute als "Ungeschicklichkeit" bezeichnet, man habe die SU
nicht ernst genommen, und die Erfolglosigkeit sei auf die
englischen Instruktionen zurückzuführen gewesen, aber
diese Version ist gemäss Falin gelogen
-- Transportmittel ist ein Frachter mit 12 Knoten
-- Admiral Drax hat die Instruktionen (S.83).
Englische "Zeichen"
gegenüber Deutschland
-- Anreise der britischen Delegation im
langsamst-möglichen Transportmittel
-- Besichtigung von Museen in Leningrad (S.83-84)
->> dies ist gemäss Falin eine erneute "Vorleistung
der britischen Diplomatie" an Berlin, dass Deutschland
nicht beunruhigt sein sollte (S.84).
3.Reich: Verwirrung
unter den Westmächten auszunutzen - schnelle
Lebensraumbesetzung
-- die Demokratien sind noch
nicht gerüstet
-- die Demokratien sind mental zerfahren und labil
-- die NS-Führung will "handeln", solange das Risiko noch
"überschaubar" eingeschätzt wird
-- Hitler betrachtet die Vernichtung Russlands als das
"Hauptwerk seines Lebens" (S.65).
GB: Chamberlain will nur
Zeit gewinnen und so Hitler den Polenfeldzug
verunmöglichen
Hitler soll so verunsichert sein, dass er den
Polen-Überfall so lange hinausschiebt, dass ein
Polen-Feldzug wegen aufgeweichter Böden durch Herbstregen
nicht mehr möglich ist (S.101).
GB spielt mit der SU und
fördert damit die Verbindung zwischen Hitler und Stalin
(S.104).
D: Hitler nutzt
Chamberlains Verzögerungstaktik und ahnt, dass F und GB
über keine Koordination gegen Deutschland verfügen
(S.101), denn wenn der Polen-Angriff verzögert werden soll
und F und GB an den Moskauer Verhandlungen nur eine Show
abziehen, dann ist dort keine Koordinierung der
Gegenmassnahmen vorhanden (S.101-102).
D-GB: Die deutsche Seite
fordert Einstellung des Flirts mit der SU
Bei jedem Gespräch mit englischen Vertretern über "grosse
Freundschaft" bringen gemäss Falin die deutschen Vertreter
vor, die Demokratien sollten zuerst "den Flirt mit Moskau"
beenden (S.110-111).
SU-Pläne für die
Verhandlungen mit GB und F - die RA praktisch ohne Armee
vorgelegt durch Kliment Woroschilow und Boris
Schaposchnikow
-- die Armeeführung der Roten Armee RA fehlt fast
vollständig
-- die RA ist fast nur für den Nahkampf ausgebildet
(S.105).
-- Stalin hat kaum noch militärische Führungskräfte,
Stalin muss unbedingt Zeit gewinnen (S.104)
-- Stalin strebt die Spaltung
von Deutschland und Japan an
-- Stalin zieht auch dafür ein Bündnis mit Deutschland in
Betracht (S.106).
-- Stalin hat gemäss Falin nur eines im Sinn: "die Stunde
der Wahrheit so lange wie möglich hinauszuzögern." (S.106)
-- Stalin kann keinesfalls allein gegen das 3.Reich
antreten, Stalin wäre verloren (S.106-107).
August - September 1939
SU fürchtet eine Falle
-- Schwankungen wuchern zu
Inkonsequenzen
-- Inkonsequenzen wuchern zu Widersprüchen, zweideutigen
Wertungen und zweideutigen Handlungen (S.117).
Anfang August 1939
SU-"USA": Molotow berichtet Steinhardt, die SU will ein
Dreierbündnis mit GB-F
-- Gespräch zwischen Molotow und "US"-Botschafter
Steinhardt
-- die SU wolle ein Bündnis gegen die Achse
-- die Verhandlungen seien von der SU darauf ausgelegt
-- der Erfolg sei von GB und F abhängig (S.115).
Falin: Die "USA" haben
scheinbar keine Ahnung über die Taktik von GB und F
oder die "USA" vertuschen ihre Kenntnisse.
Falin:
"Wenn der Chef des Weissen Haus mit Paris in Kontakt
getreten wäre, hätte er ein klareres Bild davon erhalten,
woher die Schwierigkeiten in den bilateralen Verhandlungen
stammten." (S.115)
2.8.1939
Reiseaufbruch von Drax nach Moskau mit Halifax'
Instruktionen der Verschleppung
Halifax' Auftrag:
-- "die Verhandlungen so lange wie möglich zu
verschleppen"
-- wenn möglich bis Ende September oder Anfang Oktober,
bis in Osteuropa der Herbstregen einsetzt und keine Krieg
mehr möglich sind (S.94)
in: Drax, Reginald P.:
Mission to Moscow, August 1939. In: Naval Review, 1952,
Nr.3, S.232 (S.510)
-- Drax bekommt aber keine
Vollmachten, denn Drax ist politisch unerfahren
-- interne Weisung an Drax:
oo keine konkreten Verpflichtungen
übernehmen, die bindend sein könnten
oo Formulierungen in allgemeinster
Form halten (S.94)
in: Owsjany, I.D., S.334
Französische Delegation: will
sachlichere Verhandlungen als GB (S.94)
Leiter der französischen Delegation: General Joseph
Doumenc (S.95).
SU: weiss von den Absichten
GBs und will gleich am Anfang die Situation ohne Manöver
erörtern und gemäss Falin "sinnloses Geschwätz vermeiden"
(S.94).
2.8.1939
D-SU: Ribbentrop ruft Astachow zu sich - neues
Ribbentrop-Angebot
(S.87)
-- Ribbentrop hält die "Neugestaltung der Beziehungen" für
möglich
-- Ribbentrop setzt die Nichteinmischung in die inneren
Angelegenheiten eines jeden Landes voraus
-- Ribbentrop setzt die Akzeptanz der
jeweiligen Lebensinteressen voraus
-- Ribbentrop behauptet:
oo in
Osteuropa sei jede Lösung möglich
oo an der Ostsee kommen die SU und das
3.Reich aneinander vorbei
oo Polen wird von Deutschland
"eiskalt" beobachtet
oo eine polnische Provokation werde
"in Wochenfrist" erledigt sein
oo die SU und Japan werden "auf lange
Frist einen Modus Vivendi" finden
-- und über die
GB-F-SU-Verhandlungen sei man "auf dem Laufenden" (S.88).
Ribbentrop an Schulenburg:
Berlin sei Hauptfaktor, ob GB und F sich zur SU hin- oder
wegorientieren (S.88).
2.8.1939
GB-D: Halifax meint, ein Danzig-Anschluss sei kein
Kriegsgrund für GB
so Halifax in London an einer Regierungssitzung (S.113)
in: PRO, Cab.40/39, S.277 (S.514)
3.8.1939
D-SU: Astachow wird wieder ins Auswärtige Amt zitiert:
Fragen über den Ribbentrop-Plan
Karl Schnurre ergänzt im Auftrag von Ribbentrop
das Gespräch vom 2.8.:
-- ist die SU an einem Meinungsaustausch für eine
Verbesserung der Beziehungen interessiert?
-- was sind die Bedingungen der SU?
-- die Verhandlungen sollen in Berlin sein, weil
sich "Ribbentrop und Hitler persönlich
dafür interessieren"
-- Ribbentrop will auf die erste Frage
in zwei Tagen eine Antwort wegen seiner Abreise in die
Sommerresidenz Berchtesgaden (S.88).
3.8.1939 gegen Abend
D: Ribbentrop-Auftrag an Schulenburg mit Fragen an
Molotow
Schulenburg soll dieselben Fragen wie an Schnurre an
Molotow richten, was noch am selben Tag stattfindet
(S.88-89).
->> Molotow lehnt
weiter jegliches Bündnis mit dem 3.Reich ab, denn es
fehlen die Beweise für den "Guten Willen" Deutschlands
Molotow will 3 Punkte geklärt
wissen:
-- den Anti-Komintern-Pakt
-- die deutsche Unterstützung der japanischen Aggression
-- die deutschen Bemühungen, die SU von den
internationalen Beziehungen auszugrenzen (S.89).
in: ADAP, Ser.D, Bd.6, Dok.
766
in: God krisisa, Nr.525, mit mehr Nuancen als die
ADAP-Fassung (S.509).
SU-D: Bedingungen der SU
für ein Bündnis mit D
von Molotow an Schulenburg:
-- Einstellen der deutschen Unterstützung Japans
-- eine deutsche Verpflichtung, keine Ausgrenzung der SU
aus den internationalen Beziehungen zu betreiben: kein
zweites "München" und keine anderen "Regelungen" gegen
sowjetische Interessen (S.513)
in: ADAP, Ser.D., Bd.6,
Dok.766 (S.513).
3.8.1939
GB-D: Einladung von Horace Wilson an Botschafter
Dirksen
zur Fortsetzung des Gesprächs mit Wohlthat (S.84).
3.8.1939
GB-D: England beruhigt die deutsche Seite vor den
SU-GB-F-Verhandlungen
Horace Wilson,
Chamberlain-Berater, bestätigt dem deutschen Botschafter
Dirksen
-- dass alles von Wohlthat zur Diskussion Gebrachte in
Kraft bleibt
-- die britische Seite warte immer noch auf eine Antwort
(S.98)
-- Wilson schlägt vor, auch Italien und Frankreich könnten
an einem GB-D-Bündnis miteinbezogen werden (S.99)
-- Treffpunkt für Gespräche könne auch die Schweiz sein
(S.98).
in: God krisisa Nr.526
(S.511).
Dirksen deutet Wilsons
Verhalten:
-- GB will sich mit Kontakten zu anderen Staaten Reserven
offen halten (S.98)
-- GB strebt weiter das Bündnis mit D an (S.99).
Weitere englische
Aktivitäten für ein GB-D-Bündnis
Aktivitäten des britischen Botschafters Neville Henderson
(S.99).
Generelle Linie der
Westmächte: D soll die SU besiegen, Polen ist egal
-- alle Westmächte ziehen den
Untergang Polens einer sowjetischen Verteidigung vor
-- alle Westmächte, auch die "USA", hoffen
auf eine Konfrontation D-SU (S.511)
in: Schumann, F.L.: Soviet
Politics. At Home and Abroad, N.Y.1947, s.376 (S.511).
-- die "US"-Botschafter
wollen Polens Untergang, um einen deutsch-sowjetischen
Krieg zu ermöglichen
-- die "US"-Regierung in Washington korrigiert die
Botschafter nicht
-- "US"-Botschafter Joseph Kennedy empfiehlt,
Polen seinem Schicksal zu überlassen und so dazu zu
bringen, Hitlers Bedingungen zu akzeptieren, so könne
Hitler seine Ziele im Osten realisieren.
Falin:
"Joseph Kennedy empfahl, Polen seinem Schicksal zu
überlassen und auf diese Weise zu zwingen, Hitlers
Forderungen zu akzeptieren, was "es den Nazis ermöglichen
wird, ihre Ziele im Osten zu realisieren." (S.511)
in: Langer, W./Gleason, S.76
-- Hugh R.Wilson: Deutschland
soll die SU überfallen und der Westen soll es
stillschweigend dulden (S.511)
in: Wilson, Hugh R.: A career
Diplomat. N.Y. 1960, S.11 (S.511)
4.8.1939
SU-D: Anweisung von Molotow an Georgi Astachow wegen
Ribbentrop-Plan
-- Meinungsaustausch über Verbesserungen fortsetzen (S.89)
-- alles Weitere hänge von den Handels- und
Kreditverhandlungen in Berlin ab (S.90)
in: God krisisa, Nr.528
SU-D: Schnurre und
Astachow erwägen ein Geheimprotokoll - Molotow lehnt ein
Geheimprotokoll ab
denn ein Geheimprotokoll sei unangebracht und passe nicht
in ein Kredit- und Handelsabkommen (S.90).
in: God krisisa, Nr.529, 532
4.8.1939
SU-GB-F: Die SU ist zu einem Bündnis bereit
Botschafter Schulenburg
telegrafiert aus Moskau ans Auswärtige Amt in Berlin , die
SU sei "entschlossen, mit GB und F eine Vereinbarung
abzuschliessen." (S.89)
4.8.1939
Oberster Sowjet: Beschluss der Direktiven für die
SU-Delegation für die Verhandlungen SU-GB-F
-- in 15-16 Tagen nach der Mobilmachung können die
Koalitionskräfte bereitstehen
-- ein Szenario, wenn GB und F feige sind, ist nicht
vorgesehen (S.96).
ab 5.8.1939 ca.
D: Warnungen vor dem deutschen Aufmarsch an der
polnischen Grenze
-- von Admiral Canaris
über den Rat der deutschen Botschaft in London, Theo
Kordt
-- von italienischer Seite (S.94).
7.8.1939
D-SU: Meldung vom deutschen Aufmarsch gegen PL für
15.-20.8.1939
Moskau muss zur Kenntnis nehmen, dass Hitler ab 25.8.1939
losschlagen will (S.94).
in: God Krisisa, Nr.533
8.8.1939 ca.
Hitler will C.J. Burckhardt für eine "Friedensmission"
im Westen
Einladung Burckhardts auf den Obersalzberg für den
11.8.1939 (S.84).
8.8.1939
D-GB: Meldung vom
deutschen Aufmarsch gegen PL für 15.-20.8.1939
Auch London hat von Hitlers
Kriegsabsicht für den 25.8.1939 Kenntnis (S.94).
SU-D: Astachow-Warnung
an Molotow, dass die deutsche Seite nicht "zuverlässig"
sei - Molotow entzieht Astachow alle
Verhandlungskompetenz
Molotow teilt Astachow aber
gleichzeitig mit, man plane Verhandlungen in Moskau (S.90)
in: God krisisa, Nr.534, 540
8.-20.8.1939 ca.
D-GB: Vermittlung von Dahlerus zwischen Berlin und
London
Gemäss Falin pendelt Dahlerus zwischen Berlin und London
"wie ein Weberschiffchen" (S.99).
10.8.1939 ca.
SU-GB-F: Drax merkt, dass die SU eine Übereinkunft will
(S.94)
in: Naval Review 1952, Nr.3,
S.254
11.8.1939
Hitlers Friedensmission für den Westen mit C.J.
Burckhardt fliegt auf
-- weil C.J. Burckhardt auf
den Obersalzberg muss
-- weil man ihm das Privatflugzeug des "Führers" nach
Danzig schickt
-- weil man dafür den gesamten Flugbetrieb in Danzig
sperrt
->> die gesamte Idee ist abgewertet (S.84).
Hitler zu Burckhardt:
Hitler will "nur" den Krieg gegen Russland
Hitler: Er sei sofort bereit,
sich mit einem englischen Politiker "vom Format eines
Halifax" zu treffen, z.B. Marschall Ironside, der
deutsch spricht, so dass man keinen Dolmetscher brauche
in: Burckhardt, Carl J.:
Meine Danziger Mission, S.346
-- Hitler beauftragt
Burckhardt, dem "Westen" den deutsch-polnischen Konflikt
darzustellen
-- Hitler: "Alles, was ich unternehme, ist gegen Russland
gerichtet"
-- Hitler: Wenn der Westen das nicht begreift, wird zuerst
der Westen geschlagen werden
-- Hitler: Die Ukraine muss deutsch besetzt werden, um ein
Aushungern Deutschlands wie im 1.Weltkrieg zu verhindern:
"Ich brauche die Ukraine,
damit man uns nicht wieder wie im letzten Krieg aushungern
kann." (S.84)
in: C.J. Burckhardt: Meine
Danziger Mission, S.348
Die Öffentlichkeit wird
informiert
-- im Sinn, GB und F sollen sich nicht auf die SU
einlassen
-- Polen soll Deutschland allein überlassen werden, soll
als deutscher Satellit betrachtet werden und wird gemäss
Falin in "irgendeiner" Form überleben
-- die SU wird möglichst schnell "erledigt" werden (S.85).
Hitlers Vorgehen wirft aber
Fragen auf:
-- Hitler ist über den Kontakt Göring - Halifax
informiert, nutzt den Kontakt aber nicht
-- Hitler nutzt auch den Kanal Wohlthat - Wilson nicht
-- Hitler nutzt auch den Kanal Dirksen - Wilson nicht
(84).
12.-21.8.1939
Moskauer Verhandlungen
SU-GB-F
(S.96)
-- beim Zustandekommen ist ein geheimes Zusatzprotokoll
zwischen SU-GB-F vorgesehen (S.118)
in: God krisisa, Nr.479
-- SU schlägt vor, 70-100
Prozent der GB und F-Kampfkraft gegen das 3.Reich
einzusetzen (S.96)
-- GB- und F-Militärstäbe entwickeln keine neuen
operativen Pläne, die mit der SU kooperieren, die
Verhandlungen werden in GB und F selbst überhaupt nicht
verarbeitet! (S.96-97)
Die Drôle de Guerre im Westen
ist geplant
und ein Nichtangriffspakt im Osten ist nicht geplant
(S.97).
->> Die Verhandlungen
GB-SU-F bleiben planmässig fruchtlos(S.70).
12.-21.8.1939
GB-F-SU: Stalin bemerkt die Machenschaften von F und GB
(S.85)
-- Stalin kann Sein und Schein bei GB und F durch
Informationen über deren Verbindungen wohl unterscheiden
-- Stalin kann zahlreiche streng geheime Umgehungsmanöver
und Komplotte verfolgen
-- die Auslandsaufklärung der SU kann die Codes der
Aussenministerien von GB, D und Italien knacken,
entscheidender Mitarbeiter ist Major Bystroletow
-- die Auslandsaufklärung der SU knackt auch die Codes des
japanischen Aussenministeriums
-- die SU kann sich geheime Angaben aus "der unmittelbaren
Umgebung Chamberlains, Hitlers und anderer Mächtiger der
damaligen Welt" verschaffen (S.85).
[Die Militärverhandlungen
hatten also für die SU auch ohne Ergebnis einen hohen
Wert].
12.8.1939
D: GB-Garantien für PL (vom 30.3.1939) sind Auslöser
für Dramatisierung in Europa
Hitler an Italiens Aussenminister Ciano: Wenn London
mindestens 10 Tage mit seinen Garantien für Polen gewartet
hätte, so wäre die Situation jetzt eine völlig andere
(S.66).
12.8.1939
SU-D: Astachow meldet Schnurre, die SU sei für
Verhandlungen in Moskau bereit
Die Handlung Astachows ist eine gravierende
Kompetenzüberschreitung (S.90), ohne Absprache mit
Molotow. Die Hitler-Führung kommt gar nicht auf die Idee,
dass dies ohne Absprache kommt (S.91).
in: God krisisa, Nr.541
12.-13.8.1939
D: Hitler wartet ab auf Reaktionen der
Burckhardt-Mission - keine Reaktionen von GB und F
(S.85)
14.8.1939
Hitler gibt den
Angriffsbefehl auf Polen für spätestens in 2 Wochen
(S.85)
SU-Japan: Die SU will
die japanische Bedrohung loswerden
Botschafter Schulenburg berichtet an von Weizsäcker vom
Auswärtigen Amt, dass die SU die Priorität v.a. auf den
Einfluss gegenüber Japan setzt [und nicht mehr auf GB und
F] (S.89).
Moskau: SU-GB-F:
Militärverhandlungen:
"Gretchenfrage": Bekommt
die SU Durchmarschrecht durch Polen?
-- Kliment Woroschilow stellt
F und GB die "Gretchenfrage":
-- gilt für SU-Truppen das Durchmarschrecht durch PL oder
nicht?
oo durch den Korridor von Vilnius
im Norden
oo durch Galizien im Süden
-- ohne Durchmarschrecht hat
alles keinen Sinn
->> auf diese Frage sind F und GB nicht vorbereitet
->> Drax unter seinen Kollegen: "Ich denke, unsere
Mission ist beendet." (S.95)
15.8.1939
SU-GB-F: SU sichert Kriegsbeteiligung gegen den
"Aggressor" zu - Reaktionen
-- Mitteilung von Boris Schaposchnikow, dass die
SU folgende Militärkapazitäten gegen Deutschland einsetzen
wolle:
-- 136 Divisionen (S.94-95)
-- 5000 schwere Geschütze
-- 9-10'000 Panzer
-- 5000-5500 Flugzeuge (S.95)
in: God krisisa, Nr.554
(S.510)
GB: Drax meldet nach London,
die SU sei zur Verteidigung bereit, bis zu
Angriffshandlungen (S.95).
in: DBFP, Ser.3, Vol. VII, S.600f.
F: Doumenc meldet nach Paris,
die SU werde wirksam gegen den Aggressor antreten, die SU
sei eine "überaus wirksame Hilfe" (S.95).
in: God krisisa, Nr.555
(S.510).
F: Der französische
Aussenminister meldet an Ministerpräsident Daladier:
-- dass die SU die Erwartungen von F für die Sicherheit
Polens gegen das 3.Reich erfülle
-- die SU bietet Hilfe für Polen an, ohne im Westen
Forderungen zu stellen
-- Frankreichs Garantien für Polen können nur in
Abstimmung mit der SU wirksam sein (S.95)
in: God krisisa, Nr.561
(S.511)
[nicht erwähnt:
Wenn Polen sowjetisiert wird, braucht Frankreich für den
sowjetischen Raub sicher nicht noch etwas zusätzlich zu
leisten].
15.8.1939
SU-D: Dialog wird intensiver - SU hat sich noch nicht
festgelegt
(S.98)
Gedankengänge von Stalin
-- Stalin hat erkannt, dass GB und F nicht zu einem
gleichberechtigten Bündnis bereit sind-- Eindämmung der
Aggressoren ist nicht gelungen
-- die Möglichkeiten:
oo Krieg
gegen die Aggressoren mit besserer Rüstung als noch 1938
oder
oo ein zweites "München" über Polen
gegen die SU (S.98).
Schlechte Aussichten
Stalins für die Zeit nach einem alleinigen deutschen
Polenüberfall
-- Hitler hat noch eine "Baltikumfrage" offen
-- Hitler könnte im Überschwang eines Sieges direkt die SU
angreifen (S.98)
Insofern ist für Stalin ein
SU-D-Abkommen besser als keins. Stalin nimmt ein Abkommen
mit D in Kauf und hofft doch noch auf eine Verständigung
mit GB (S.98).
15.-17.8.1939
Moskau: SU-GB-F: Erörterung über das
SU-Durchmarschrecht durch Polen
(S.95)
15.-18.8.1939 ca.
D Widerstand: Canaris und Weizsäcker beeinflussen
Mussolini, keinen Krieg zu führen
in der Hoffnung, durch ein Nein Italiens könnte Hitlers
Kriegslust eingedämmt werden (S.97).
15.-30.8.1939
Hitlers Gedankenspiele zu Polen: Besetzung Polens sei
keine Gefahr für den Weltfrieden
Falin:
"Wenn England und Frankreich nicht mit der SU
übereinkamen, so erklärte Hitler, 'kann ich Polen ohne die
Gefahr eines Konfliktes mit dem Westen zerschlagen'."
(S.97)
in: Kordt, Erich: Nicht aus
den Akten. Stuttgart, 1950, S.310 (S.511)
17.8.1939
Moskau SU-GB-F: Vorschlag von Drax für ein nächstes
Treffen am 21.8. - wird so vereinbart
(S.95)
18.8.1939
D-It: Mussolinis Absage an einen europäischen Krieg
-- Botschaft von Mussolini an
Hitler: Italien sehe sich ausserstand, in Europa Krieg zu
führen
-- ist eine Enttäuschung für Hitler (S.97).
19.8.1939
Moskau: Treffen F-GB-PL wegen
Durchmarschrecht im Angriffsfall - PL blockiert
-- F: General Musse,
GB: britischer Militärattaché, PL: Chef des polnischen
Generalstabs, General Stachiewicz
-- 3 Stunden lang erfolgloser Disput, Stachiewicz macht
gegenüber der SU keine Kompromisse zur Verteidigung Polens
(S.95-96), in Absprache mit Aussenminister Jozef Beck
(S.96)!
-- die polnischen Repräsentanten äussern beleidigende
Ausfälle gegen die SU, die Stalin bekannt werden (S.511)
-- Aussenminister Jozef Beck
und andere polnische Politiker protestieren scharf, dass
PL an den Moskauer Verhandlungen überhaupt erwähnt wird
(S.511)
-- in Absprache mit Jozef
Beck kommen die Verhandlungspartner überein, dass F und GB
mit der SU so weiterverhandeln können, als hätte es die
Frage nach dem Durchmarschrecht nie gegeben (S.96).
in: God krisisa, Nr.573
Musse sendet über die
polnische Blockierungs-Politik Telegramme nach Paris
->> jede Hoffnung der SU auf ein Bündnis GB-F-SU sei
dahin
->> die SU hat gar keine andere Alternative als
einen Vertrag Hitler abzuschliessen, um über die Runden zu
kommen (S.116).
19.8.1939
SU-D: SU lehnt den deutschen 2-Punkte-Plan für einen
Pakt ab
Die SU gibt Schulenburg einen
eigenen Plan für Berlin (S.514).
19.8.1939
D-It: Antwort Hitlers an Mussolini: Die Zerschlagung
Polens sei unumstösslich
Botschaft Hitlers über Ribbentrop und über den
italienischen Botschafter in Berlin, Bernardo Attolico:
Falin:
"1. Der Entschluss, Polen zu überfallen, ist gefasst und
unabänderlich
2. Der Polenkonflikt bleibt ein lokales Ereignis, da
England und Frankreich es nicht wagen werden, die Achse
anzugreifen
3. Wenn diese Mächte Polen trotz allem militärische
Unterstützung erweisen sollten, würde es für die Achse
schwer sein, jemals bessere Bedingungen für die
Auseinandersetzung zu finden
4. Selbst wenn ein allgemeiner Krieg entstehen sollte,
werde er aufgrund der Überlegenheit der Achse nur von
kurzer Dauer sein" (S.97).
in: Documenti
Diplomatici Italiani (DDI), Ser.8, M. XIII, S.73. Siehe Graml, S.240 (S.511).
19./20.8.1939
SU: Umschwung bei Stalin zu Hitler hin
-- GB hat andere Absichten,
als mit der SU ein Bündnis abzuschliessen
-- Polen blockiert jede Zusammenarbeit, im Falle, dass es
von Hitlers Truppen angegriffen würde
-- die Annäherung an Deutschland ist die einzige
Möglichkeit, aus der Umkreisung herauszukommen (S.512)
in: A.Reed und D.Fisher: The
Deadly Embrace (deutsch: "Tödliche Umarmung"), 1988,
S.219ff.
in: Werner Manser: Der Wortbruch; München 1994, S.12, 75
19./20.8.1939
D-PL: Die Wehrmacht rückt in die Ausgangspositionen ein
plus: die westlichen Mächte
greifen nicht ein!!
plus: die Spaltung zwischen der SU und den Westmächten
wird grösser statt kleiner
plus: ein Bund mit gleichberechtigten Partnern existiert
nicht im Westen, jeder favorisiert die eigenen Interessen
(S.100).
Was hätte Hitler bei einem
SU-GB-F-Bündnis mit Polen-Durchmarschrecht gemacht? Das
ist bis heute unbekannt (S.100).
20.8.1939
D: Hitler steht vor der Wahl: Bündnis mit SU, oder ein
zweites "München"
- ein Bündnis mit der SU fördern, Gespräche unter Göring
mit Stalin und Molotow
oder
- ein neues "München" anstreben (S.99).
->> Göring will kein Abkommen mit der SU, schlägt Ribbentropp
für Verhandlungen mit Moskau vor
->> auch Hans Frank, Minister ohne Geschäftsbereich,
wird für die Moskauer Verhandlungen vorgeschlagen, dann
aber bald wieder verworfen
->> Göring will für Gespräche mit der englischen
Seite in Reserve stehen (S.99).
in: God krisisa, Nr.549
ab 20.8.1939
SU-D: Stalin will die Konfrontation mit Hitler am
Pokertisch
nicht auf dem Schlachtfeld
-- Stalin kann nur den Zerfall der SU verhindern
-- Stalin will unbedingt den Zweifrontenkrieg mit
Deutschland und Japan gleichzeitig verhindern (S.105)
-- Polen kann der SU nicht helfen, wenn GB und F nicht
mithelfen (S.105-106)
PL: isoliert die SU, wo es
nur geht (S.106).
GB: Das
Arita-Craigie-Abkommen GB-J macht GB für die SU absolut
unglaubwürdig (S.106)
D: Hitler weiss um die
Schwächen der RA [und GB, F und die "USA" wahrscheinlich
auch!]
20.-25.8.1939
D-SU: Hitler macht Stalin Geschenke
(S.106)
21.8.1939
Moskau: SU-GB-F: letzte Verhandlungsrunde über ein
Militärbündnis scheitert an Polen - Polen plant den
"Marsch auf Berlin"
-- PL lehnt jede Vereinbarung
mit der SU ab
-- das Durchmarschrecht kann nicht geklärt werden (S.96)
-- weitere Verhandlungen sind völlig gegenstandslos
-- Polen träumt selbst von einem "Marsch auf Berlin" und
nimmt die deutsche Provokation in Kauf (S.96)
[und Hitler reibt sich die
Hände, sein Kalkül geht auf].
SU-Feststellung, dass
alle Energie für ein SU-GB-F-Bündnis vergeblich war
-- die "aggressiven Mächte" bekommen keine Schranken
-- es fehlt gemäss Falin "das Minimum an Gutem Willen"
-- GB will die SU und D in eine Konflikt bringen, ohne
selbst daran beteiligt zu sein
in: Tagebuch von Harold
Ickes, Vol. 2, S.705
[nicht erwähnt:
Auf den Trick, ein Land zu "schützen" und gleichzeitig zu
sowjetisieren ist GB nicht reingefallen, und Hitler nützt
das Kalkül der drohenden Sowjetisierung voll aus].
Berlin hat die Wahl:
Flugzeuge stehen bereit nach London und nach Moskau
- für Göring nach London
- für Ribbentrop nach Moskau (S.99).
21.8.1939, 15 Uhr
D-SU: Brief Hitlers an Stalin
via Schulenburg an Molotow (S.513).
21.8.1939, 16 Uhr
ca.?
Japan-D: Die japanische Erschütterung über die
deutsch-sowjetischen Verhandlungen
-- in einem Telefongespräch
vom 21.8.1939 unterrichtet Ribbentrop Botschafter
Oshima von den bevorstehenden Bündnisprojekten mit
der SU
-- die Erschütterung in Japan über das Ausscheren des
Bündnispartners ist massiv
-- für Japan ist Hitlers Handlung mit der SU eine absolute
Deformierung des Anti-Kominternpaktes
-- für Japan ist Hitlers Handlung ein Vertrauensbruch, der
nachhaltig wirkt (S.132-133).
21.8.1939, 17 Uhr
SU-D: Brief von Stalin an Hitler
via Molotow an Schulenburg, 14 Zeilen in Russisch, aber
Schulenburg verzögert die Weiterleitung um 9 Stunden.
Falin rätselt, warum diese Wartezeit? (S.513)
in: ADAP, Bd.7, Dok 158
(S.513)j
ab21.8.1939
D: Hitler freut sich auf den Polen-Feldzug
Hitler ist erleichtert über den negativen Ausgang der
Moskauer Verhandlungen SU-GB-F. Nun liegt dem
Polen-Feldzug nichts mehr im Wege.
Falin:
"Dass die Sowjetunion als Gegenspieler Deutschlands
ausfiel, erleichterte Hitlers Unternehmen gegen Polen."
(S.101)
Und auch wenn ein Bündnis
SU-GB-F zustande gekommen wäre, so wäre dort 15-16 Tage
Zeit zur Mobilmachung nötig gewesen. In dieser Zeit werden
Hitlers Truppen Polen schon zum grossen Teil besetzt
haben. Hitler weiss von der Schnelligkeit seiner Truppen,
der Gegner aber lebt noch im 1.Weltkrieg (S.102).
Hitlers Einschätzung:
GB, F und SU sind nicht ernst zu nehmende Armeen
-- GB und F können kaum wegen Polen in den Krieg ziehen
wegen dem Zustand ihrer Armeen, denn die englischen und
französischen Angaben stimmen nur für die Marine
-- die RA wird von Hitler
sogar noch schwächer eingeschätzt als die englische und
französische Armee, auch wenn sie am Chalchin-Gol gegen
die japanischen Truppen nicht verloren hat
-- Hitler will die RA so
schnell wie möglich vernichten, trotz Zweifeln seit
Chalchin-Gol, und gemäss Falin auch "aus prophylaktischen
Gründen" [um nicht selbst von der SU angegriffen zu
werden?].
PL: Polen baut auf seine
Statistik und eine millionenstarke Armee gegen Berlin
(S.102).
SU: Stalin macht sich
Sorgen
-- der Polenfeldzug erlaubt den deutschen Truppen den
Vorstoss bis an die polnisch-russische Grenze, die für die
SU noch schwerer zu verteidigen ist als die Grenze von
1920/1921 (S.102-103)
-- Hitler hat vorgesehen,
nach einer Besetzung Polens bis nach Litauen und Lettland
"bis an die alte kurländische Grenze" vorzustossen
-- im Siegestaumel könnte
Hitler gleich sofort den Überfall der SU beschliessen
-- F und GB werden der SU wahrscheinlich nicht gegen die
deutschen Truppen helfen
-- eine Zurückweisung des deutschen Angebots könnte auch
als "feindseliger Akt" gewertet werden (S.103)
->> für Stalin gibt es
keine Alternative als das Bündnis mit dem 3.Reich, um Zeit
zu gewinnen (S.103).
Ausserdem:
-- Japan gefährdet die SU von Osten her, u.a. als Revanche
für die "Demütigung" am Chalchin-Gol
-- GB und F würden der SU auch gegen Japan keinesfalls
behilflich sein (S.103).
Die "USA" bleiben vorerst
völlig zurückhaltend (S.114).
22.8.1939
Obersalzberg: Hitler vor den Militärs kündet den
unbedingten Polen-Überfall an
Hitler will den begrenzten
Krieg gegen Polen auf jeden Fall.
Hitler:
"Ich habe nur Angst, dass mir noch im letzten Moment
irgendein Schweinehund einen Vermittlungsplan vorlegt."
(S.82)
22.8.1939
GB-D: Einladung an Göring zu einem Treffen mit
Chamberlain und Halifax
eingefädelt vom Chef der britischen Aufklärung, um
absolute Diskretion zu garantieren, aber Hitler ist nicht
gewillt (S.107).
23.8.1939
GB-D: GB schlägt eine "vierseitige Gipfelkonferenz" vor
-- über inoffiziellen Kanal
-- zur "Regelung" über Osteuropa, ohne Beteiligung der SU
und ohne PL
-- mit persönlicher Botschaft Chamberlains mit der
Beschwörung an Hitler, nichts Unwiederrufliches zu tun
(S.107).
"USA"-It: Roosevelt
beschwört Italien für Einfluss in Richtung zweites
"München"Roosevelt appelliert an den italienischen König,
allen Einfluss auf GB, F und das 3.Reich aufzuwenden,
damit in Europa kein Krieg entsteht (S.115).
23.8.1939 Mittag
Hitler-Vorschlag für ein GB-D-Bündnis
Hitler übergibt dem
englischen Botschafter Henderson in Berlin einen
Bündnisvorschlag:
-- Danzig und der polnische Korridor fallen ans 3.Reich
-- das 3.Reich garantiert die neuen polnischen Grenzen
-- Kolonienvereinbarung über die ehemaligen, deutschen
Kolonien
-- Verzicht auf jede Veränderung der deutschen Westgrenzen
-- Rüstungsbegrenzung
-- das 3.Reich verpflichtet sich zum Schutz des Empire
(S.109)
plus:
Bemerkung Hitlers an Henderson gemäss Falin, dass die
Situation eine englische Kriegserklärung gegen das 3.Reich
vertragen könne:
"Es wäre nicht tragisch, wenn
England, um sein Gesicht zu wahren, 'zum Schein' eine
Kriegserklärung abgäbe. Wenn man vorher die
Schlüsselelemente einer künftigen Aussöhnung abspreche,
werde ein derartiges Gewitter nur die Gesamtatmosphäre
reinigen." (S.109).
Dies ist eine Mischung der
deutschen Vorschläge an Polen von Oktober 1938-Januar 1939
und den Vorschlägen an GB von Anfang August 1939 (S.109).
23.8.1939, 14 Uhr
ca.
D-It: Telefongespräch Hitler-Mussolini
(S.109) [Inhalt?]
23.8.1939, 15:02 Uhr
Hitler ordnet an, den Polenangriff "Operation Weiss" in
Gang zu setzen für den Morgen des 26.8.1939
(S.109)
23.8.1939, Nachmittag
D: Sitzung des Ministerkabinetts unter Göring:
PL-Feldzug ist "beschlossene Sache"
-- es bestände bei einem Polen-Feldzug keine Gefahr eines
Weltkonflikts
-- das Risiko sei gerechtfertigt, denn Polen sei der
einzige Gegner
-- der Polen-Feldzug beginne in 3 Tagen (S.107).
23.8.1939, später Nachmittag
ca.
D-It: Italien teilt mit, man sei "nicht zum Krieg
bereit"
(S.109)
23.8.1939, 17:30 Uhr
D-F: Frankreichs Botschafter warnt Hitler, Frankreich
werde die "Verpflichtungen an Polen erfüllen"
Eventuell erfolgt die
Vorstellung des französischen Botschafters auf Anraten des
italienischen Botschafters Attolico (S.109-110).
23.8.1939, 18 UhrGB-PL:
Die BBC meldet das Inkrafttreten des britisch-polnischen
Bündnisvertrags
(S.110).
->> Hitler sieht sich
GB und F gegenüber
plus: Italien fällt als Kriegspartner aus
plus: das Verhältnis zu Japan ist gestört (S.110).
23.8.1939, 19 Uhr
ca.
D: Hitlers gibt Befehl, die Truppen an der polnischen
Grenze "unverzüglich zu stoppen"
-- Befehl von Hitler an
Keitel
-- Hitler spekuliert, mit dem Anhalten der Truppen GB zu
Zugeständnissen zwingen zu können
-- Halder notiert ins Kriegstagebuch:
"Hitler ziemlich
zusammengebrochen ... Leise Hoffnung, dass man auf
Verhandlungsweg England zur Annahme von Forderungen
bringt, die Polen ablehnt." (S.110)
in: Bd.1,S.34
GB: Chamberlain ist
immer mehr umstritten
-- auch innerhalb der Tories
-- die englische Öffentlichkeit stellt sich mehr und mehr
gegen das Appeasement, auch wenn die Antikriegsstimmung
immer noch überwiegt (S.110).
23.8.1939
D-SU: Verhandlungen zum
Nichtangriffspakt / Hitler-Stalin-Pakt
Ribbentrop auf der Reise
nach Moskau
(S.107)
-- mit dem Entwurf des Geheimprotokolls, das dem Leiter
der Rechtsabteilung des Auswärtigen Amtes, Friedrich Gaus,
zugeschrieben wird (S.514)
-- Zwischenfall bei Welikie Luki: das Flugzeug
wird von der Luftabwehr beschossen (S.107)
Vorgänge in Moskau
-- als Grundlage wird der sowjetische Plan vom 19.8.1939
verwendet
-- in "aller Eile" werden die Texte des Nichtangriffspakts
und des Geheimprotokolls getippt
-- Verhandlungen und Handkorrekturen bis Nachts um 2 Uhr
(S.514)
-- als Vorbeugung gegen
englische Einmischung in Polen (S.51).
-- ist gemäss Falin eine "hässliche Missgeburt" (S.70)
-- die sowjetische Seite
macht keine Aufzeichnungen der Verhandlungen (S.115)
-- entweder, es werden keine
Protokolle geführt, [oder sie sind vernichtet worden],
oder sie sind "nicht erhalten" geblieben, [oder sie sind
geklaut und nicht zugänglich] (S.515)
-- Rekonstruktion der
Verhandlungen vom Hitler-Stalin-Pakt ist gemäss Falin
bisher am besten gelungen durch Ingeborg Fleischhauer:
Buch: Der Pakt. Hitler, Stalin und die Initiative der
deutschen Diplomatie 1938-1939, Berlin, Frankfurt/Main
1990 (S.115,515). Bis heute [1995] stehen aber noch viele
Fragen zum Pakt offen (S.115).
Text Artikel III und IV
gemäss Falin:
-- die Artikel sehen Konsultationen und gegenseitige
Information der Partner über Fragen vor.
Zitat: "die ihre gemeinsamen
Interessen berühren"
-- keine der beteiligten
Parteien sollte sich "an irgendeiner Mächtegruppierung
beteiligen, die sich mittelbar oder unmittelbar gegen den
anderen Teil richtet." (S.111)
-- die SU hat keine
Bündnispflicht, falls Deutschland und GB im Krieg stehen
(S.118)
-- die politischen
Beziehungen bleiben auf dem Neutralitätsvertrag von 1926
(S.118)
in: God krisisa, Nr.620
(S.515)
Das Zusatzprotokoll bedeutet
eine "Abkehr von den Leninschen Prinzipien der
sowjetischen Aussenpolitik", da es gegen die Souveränität
von Drittstaaten berichtet ist (S.118).
Die "Interessenssphären"
werden aufgeteilt (S.117) [Ursprünglich hatte Hitler seine
Sphäre bis an die kurländische Grenze ausdehnen wollen].
Ribbentrop-Vorschlag, den
Pakt mit dem Wort "Freundschaft" zu ergänzen. Molotow und
Stalin lehnen ab, brauchen gemäss Falin keine
"Freundschaft", auch kein "Bündnis", auch keine zweite
"Achse" (S.117).
24.8.1939, 2 Uhr früh
SU-D: Unterzeichnung des
Hitler-Stalin-Pakts
(S.514)
-- Molotow hat gar keine
offiziellen Vollmachten für die Unterzeichnung des
Zusatzprotokolls (S.515).
-- das Protokoll ist weder im Vorbereitungsstadium noch
nach der Formalisierung von der Regierung der SU beraten
worden (S.514).
24.8.1939
Die totale diplomatische
Verstimmung in Europa
SU-D: Geheimprotokoll wird
in der internationalen Diplomatie bekannt
Hans von Herwarth und
Bitterfeld
informiert Charles Bohlen, Rat der "US"-Botschaft,
über den Inhalt des Geheimprotokolls zum
Hitler-Stalin-Pakt (S.510).
D: Für Hitler ist der
Hitler-Stalin-Pakt eine Finte, um seine Gegner zu spalten
und zu verwirren (S.111). Dies gelingt ihm. Hitler
versetzt Europa mit dem Hitler-Stalin-Pakt in Hysterie.
Das ist für Hitler schon sein halber Sieg (S.108). Hitler
wird in seinem Glauben an seine "seherischen" Gaben
bestärkt (S.109).
D-SU:
-- die Verpflichtungen treten sofort ein
-- eine Ratifizierung ist vorgesehen
-- mündliche Absprachen zur Ratifizierung reichen
scheinbar nicht, was grosses Misstrauen widerspiegelt
(S.116).
[Ergänzung:
Japan: Regierungskrise und Bruch mit Hitler, Abwenden vom
Ziel der SU-Besetzung].
GB und F: verlieren jedes
Interesse an der SU (S.110).
Die SU appelliert weiterhin
an ein Zusammengehen gegen die faschistischen
Aggressivlinge. Molotow an den französischen Botschafter
Naggiar:
"Der Nichtangriffspakt mit Deutschland ist nicht
unvereinbar mit einem Vertrag über gegenseitigen Beistand
zwischen GB, F und der SU." (S.110)
Aber GB und F reagieren nicht
(S.110).
in: FRUS 1939, Vol.1, S.307
Die SU hat mit dem Pakt den
Sturz in den Abgrund verhindert und Zeit gewonnen, aber
die Zeit drängt. Die SU muss die Grenzbefestigungen zum
3.Reich ausbauen (S.118).
GB-SU: Das Foreign Office
informiert den Botschafter in Washington über Molotows
Erklärung. Planung des Foreign Office:
"die Verhandlungen mit F und GB könnten etwas später, z.B.
in einer Woche fortgesetzt werden." (S.514)
in: FRUS 1939, Vol.1, S.311
F und GB wollen herausfinden,
ob Deutschland den Hitler-Stalin-Pakt für ein zweites
"München" hält (S.110).
"USA"-D: Roosevelt
appelliert bei Hitler an ein zweites "München" über
Polen
(S.115)
ab 24.8.1939
SU-D: Hitler und Stalin
vermeiden den Begriff "Bündnis" für den Pakt
(S.515)
Die SU profitiert vom
Hitler-Stalin-Pakt
-- kein Krieg 3.Reich - SU im Jahr 1939
-- die SU kann Zeit gewinnen für neue Rüstung
-- das 3.Reich verliert strategisch massive Vorteile
(S.130)
-- die SU setzt mit dem Hitler-Stalin-Pakt ein Zeichen,
dass sie nicht Spielball der europäischen Mächte sein will
und ihre Interessen verteidigt. Die europäischen
Demokratien sind gewarnt (S.133).
Die SU ist in den "Kreis
der Auserwählten" aufgenommen
die das Völkerrecht gemäss
ihren "natürlichen" Bedürfnissen auslegen dürfen (S.131).
D-GB: GB fordert das
Ende des deutsch-russischen Vertrags
Bei jedem Gespräch englischer
und deutscher Vertreter fordert nun die englische Seite
ihrerseits die deutsche Seite auf, unverzüglich "den Flirt
mit Moskau" zu beenden (S.111).
Hitler hat sich mit dem
Hitler-Stalin-Pakt jedes Bündnis mit GB verbaut (S.111).
Hitler sieht im
Hitler-Stalin-Pakt nur "einen Haken" mehr in der
Blitzkriegsstrategie, wie jeder Hase auf dem Feld einmal
einen Haken schlägt.
Hitler über GB und F: GB und
F handeln für Hitler unlogisch, wenn nach Spanien,
Österreich und der CSSR die Besetzung von Polen gegen die
SU nicht gestattet sein sollte (S.111).
SU hört mit: Stalin und
Molotow bekommen von ihren Geheimdiensten übersetzte,
abgefangene Telegramme von den westlichen Botschaften, man
wolle Polen ohne Beteiligung der SU im Sinne eines zweiten
"München" aufteilen (S.113).
Die SU verzögert die
Ratifizierung des Hitler-Stalin-Pakts
um keine Positionen festschreiben zu müssen und mit der
Hoffnung, dass sich sonst an der Weltweit noch etwas
ändern werde:
-- die SU will Das Geheimprotokoll des Hitler-Stalin-Pakt
"korrigieren"
-- Stalin will die Demarkationslinie nach Westen verlagern
entlang der "international anerkannten, ethnischen Grenze
zu den Siedlungsgebieten der Polen, Ukrainer und
Weissrussen"
-- Stalin will Litauen aus der deutschen Interessensphäre
herauslösen (S.123).
24.-25.8.1939
Hitler überlegt, was "nach Polen" kommt
Hitler will unbedingt GB für sich gewinnen (S.109).
GB-F-It: Italien meldet,
es werde sich am Polenfeldzug nicht beteiligen
Hitler weiss davon nichts
(S.110).
25.8.1939
GB-PL: Beistandspaktmit Geheimprotokoll
--treibt die polnische
Regierung ins englische Lager (S.66)
in: David Irving: R.Hess
- ein gescheiterter Friedensbote, Graz/Stuttgart 1987,
S.171 (S.506)
in französischen Quellen (S.66)
-- mit britischen Garantien
für den Fall einer deutschen Aggression
-- der Fall einer SU-Aggression ist nicht vorgesehen
(S.121).
Mussolini beklagt den
frühen Krieg um "Lebensraum" im Osten
-- Botschaft von Mussolini an
Hitler, dass die Lebensraumbesetzung erst für 1942
vorgesehen war
-- es sei abgemacht gewesen, dass Mussolini erst 1942 mit
seiner Rüstung bereit sein müsse:
"Bei unseren Begegnungen war der Krieg für nach 1942
vorgesehen, und zu jener Periode wäre ich zu Lande, zur
See und in der Luft fertig gewesen gemäss den verabredeten
Plänen."
in:
-- ADAP, Ser.D,
Bd.7, Dok.271
-- Brissaud, A.: Canaris
1887-1945, Frankfurt / Main 1977, S.241f.
Hitler-Stalin-Pakt:
Stalin geht von einem deutsch-russischen Krieg für
frühestens 1942 oder 1943 aus
Ein solcher Krieg sei "unumgänglich", so Stalin...
(S.192).
F: Beklagen des
fehlenden Bündnisses mit der SU
Botschafter Naggiar an Aussenminister Bonnet:
-- PL und die Westmächte seien für das Scheitern der
Verhandlungen in Moskau verantwortlich
-- Polen und die Westmächte seien für die
deutsch-sowjetische Annäherung verantwortlich (S.511)
in: God krisisa, Nr. 607
(S.511).
"USA"-Polen:
Roosevelt appelliert Polen
zur Nachgiebigkeit gegenüber Deutschland
(S.115)
25. und 26.8.1939
D-GB: Hitler wird immer hektischer, versucht Manöver
mit GB über Dahlerus
Hitler empfängt Birger Dahlerus und instruiert ihn
persönlich für die Reise nach London (S.111).
26.8.1939
D-GB: Dahlerus
überbringt Hitlers Bündnisvorschlag
gemäss Falin:
-- "die Briten sollten Deutschland helfen, Danzig und den
Korridor zurückzugewinnen" (S.111)
-- "das 3.Reich werde im Gegenzug kein einziges (S.111)
Land, Zitat: "weder Italien noch Japan oder Russland"
unterstützen, falls diese feindselige Handlungen gegen das
Empire vornehmen sollten." (S.112).
GB: Sitzung über D und
Polen
-- mit Botschafter Henderson:
-- Polen kann nicht verteidigt werden
-- Polen soll zu einem vernünftigen Frieden mit dem
3.Reich kommen, dazu sei die GB-Garantie.
Henderson:
"Der wahre Wert unserer Garantien für Polen besteht darin,
Polen die Möglichkeit zu geben, zu einer Regelung mit
Deutschland zu kommen." (S.113)
in: PRO, Cab.
43/39, S.379
GB: Chamberlain-Erklärung:
Chamberlain spricht Hitler
ganz Osteuropa als "seine Sphäre" zu bei friedlicher
Lösung in Polen
GB-D: Chamberlain lässt über
Horace Wilson Hitler mitteilen, GB werde alle Garantien an
PL, Griechenland, Rumänien und die Türkei annullieren,
wenn Deutschland auf den Polenfeldzug verzichtet (S.112).
Chamberlain:
"Wenn England Herrn Hitler in seiner Sphäre [Osteuropa] in
Ruhe lässt, dann wird er uns in Ruhe lassen." (S.104)
in: PRO,
Cab.23/100, S.375
GB-D: Halifax' Botschaft
an Dahlerus für Göring: friedliche Polen-Lösung
angestrebt
(S.113) mit Zusicherung u.a.
der Bemühungen für eine friedliche Lösung in Polen:
"Wir werden uns bemühen, den Geist zu erhalten, den der
Führer bewiesen hat, d.h. wir werden weiterhin nach einer
befriedigenden Lösung der Fragen suchen, die gegenwärtig
Sorgen bereiten." (S.114)
in: DBFP, Ser.3, Vol. VII,
S.283 (S.514)
"USA"-D:
Roosevelt appelliert an
Hitler noch einmal zu einem zweiten "München"
(S.115)
SU: Feststellung der
Vermittlungsbemühungen für ein zweites "München"
Es versuchen die Vermittlung: die britische Regierung,
Roosevelt, der Papst, das belgische
Königshaus und andere. Depesche des
sowjetischen Botschafter Iwan Maiski an Stalin:
"Seit gestern herrscht in
London hier eindeutig wieder Münchner Stimmung. Die
britische Regierung, Roosevelt, der Papst, der belgische
König und andere suchen nach der Grundlage für einen
"Kompromiss" in der Polenfrage. Der britische Botschafter
in Berlin, Henderson, traf heute per Flugzeug in London
ein und überbrachte dem Kabinett eine Botschaft Hitlers,
deren Inhalt geheimgehalten wird." (S.113)
in: God krisisa, Nr.609
(S.514)
D-GB: Hitler kündigt
Henderson bei Bündnis mit GB die Vernichtung der SU an
(S.129)
ab 26.8.1939
GB: Die Appeasement-Politik ist noch nicht
abgeschlossen
(S.103-104)
GB: Die Tories sind für
alle Varianten mit Hitler zu haben
(S.113)
27.8.1939
GB: Chamberlain teilt die Instruktionen an Dahlerus
mit: Danzig-Anschluss ist möglich
-- Regierungssitzung
-- Polen könnte einen Danzig-Anschluss bewilligen
in: PRO, Cab.
43/39, S.380
-- GB und Polen haben noch
nicht über Danzig gesprochen (S.113).
GB-It: Halifax bestätigt
Ciano, GB sei jederzeit mit D verhandlungsbereit:
"Wir lehnen Verhandlungen mit Deutschland natürlich nicht
ab." (S.114)
in: DBFP, Ser.3, Vol. VII,
S.302
SU: Woroschilow erwähnt
offiziell an Kriegsmaterialverkauf an "andere Staaten"
In einem Interview erwähnt Kliment Woroschilow die
Möglichkeit der SU, an "andere Staaten" Kriegsmaterial zu
verkaufen. Gemäss Falin ist damit v.a. Polen im Falle
eines deutschen Angriffs gemeint (S.516).
28.8.1939, 18 Uhr
ca. (S.113)
D-GB: Hitler spekuliert, dass GB mit D auch ein Bündnis
eingeht, wenn Polen deutsch besetzt wird
-- Hitler meint, GB könne
eine echte Freundschaft sowieso nur bei den Deutschen
finden
-- wenn Polen ein Hindernis sei, so könne man das
Hindernis "beseitigen" (S.112).
->> Hitler setzt
den Polenfeldzug auf 1.9.1939 fest (S.113).
28.8.1939, 22:30 Uhr
GB-D: Antwort durch Henderson auf Hitlers Vorschläge vom
25.8.1939
Chamberlain ist bereit für D-GB-Bündnis bei
Gewaltlosigkeit in Polen
-- Chamberlain betont, er
habe wie Hitler den Wunsch, "Freundschaft zur Grundlage
der Beziehungen zwischen Deutschland und dem Britischen
Weltreich zu machen"
-- Chamberlain nimmt Hitlers Vorschläge als "Themen zur
Diskussion" an
-- Chamberlain hat "einige Ergänzungen"
-- Chamberlain willigt auf "rasche" Verhandlungen ein,
wenn, Zitat: "die Differenzen zwischen Deutschland und
Polen friedlich beigelegt werden." (S.112).
in: DBFP, Ser.3, Vol. VII, S.330ff.
Henderson appelliert an die
Zusammenarbeit Hitlers:
"Der Premierminister kann seine auf eine Übereinkunft
gerichtete Politik zu Ende führen, wenn, aber nur wenn
Herr Hitler zur Zusammenarbeit bereit ist." (S.114)
in: DBFP, Ser.3, Vol. VII, S.351ff.
->> die britische Seite
spürt, wie nervös Hitler geworden ist
->> die britische Seite beginnt nun selbst, gegen
Hitler zu manövrieren
->> Hitler hört aber nur noch "mit halbem Ohr" zu,
denn Hitler ist überzeugt, GB wird sowieso mit D ein
Bündnis schliessen, ob Polen nun besetzt wird oder nicht
(S.112).
28.8.1939 ca.
GB-DWid: London erhält "rechtzeitig" Tag und Stunde des
deutschen Angriffs auf Polen
durch deutsche Oppositionelle (S.165)
GB: Die Tories reagieren mit
Starrsinn, setzen andere Nationen den Schlägen
Hitlers aus, statt selbst einzugreifen (S.165).
29.8.1939, 1 Uhr früh
D-GB: Dahlerus überbringt Chamberlains Antwort auf
Hitlers Bündnisplan
-- GB hat Interesse an Hitlers Vorschlag
-- die englischen Garantien für Polen bleiben bestehen,
wenn Hitler am Polenfeldzug festhält (S.112).
->> Hitler nimmt
Chamberlain nicht ernst und lässt die Armeen weiter an der
polnischen Grenze
->> Hitler sinniert, was GB eher wünscht: einen
politischen Vertrag oder ein Bündnis. Hitler selbst ist
für ein Bündnis (S.112).
Die relativ kleine Polenfrage
spaltet die bündniswilligen GB und D (S.113).
[nicht erwähnt:
Stalin kann froh sein, dass es eine Polenfrage gibt, denn
die rettet ihm die Diktatur in der SU!]
Gleichzeitig nehmen GB, F und
die anderen Demokratien an, das 3.Reich sei einem "grossen
Krieg" nicht gewachsen (S.113).
29.8.1939
D-GB: Vorschlag von Hitler an GB für ein Bündnis
-- überbracht von Ribbentrop
-- GB wolle eine friedliche Lösung der "polnischen Frage"
und bessere Beziehungen zu Deutschland
-- Hitler stellt für die Normalisierung der
britisch-deutschen Beziehungen die Bedingung, dass der
Nichtangriffspakt zwischen D und SU / Hitler-Stalin-Pakt
fortbesteht, ebenso die Freundschaft zwischen D und
Italien
-- Hitler sichert zu, an keiner Konferenz beizuwohnen, wo
nicht auch die SU vertreten sei (S.514).
30.8.1939
Die ganze Welt weiss von den deutschen Truppen an der
polnischen Grenze
-- in Europa, in den "USA",
in der SU
-- es sind 46 deutsche Divisionen gegen Polen
zusammengezogen (S.114).
GB-D: Halifax sieht
immer noch Verhandlungsspielraum
Halifax an einer Regierungssitzung in London: Die
Truppenkonzentration sei, Zitat: "kein überzeugendes
Argument gegen weitere Verhandlungen mit der deutschen
Regierung." (S.114)
in: PRO, Cab.
46/39, S.423
31.8.1939
SU: Ratifizierung des Hitler-Stalin-Pakts durch den
Obersten Sowjet
Das geheime Zusatzprotokoll
wird nicht vorgelegt (S.515)
[aber gewusst haben alle
davon, da in der Diplomatie das Zusatzprotokoll ja bekannt
ist. Somit hätte der Oberste Sowjet Gelegenheit gehabt,
über das Zusatzprotokoll zu beraten. Vielleicht wurde im
Hintergrund inoffiziell darüber gesprochen? Es brachte der
SU Vorteile und verkürzte die Grenze zum 3.Reich].
Rede von Molotow vor dem
Obersten Sowjet: für die SU ist der Pakt eine Notlösung -
Molotow bezeichnet das 3.Reich als Aggressivling - die
deutsche Seite ist düpiert. Molotow:
"Der Beschluss, einen
Nichtangriffsvertrag zwischen der SU und Deutschland
abzuschliessen, wurde gefasst, als die
Militärverhandlungen mit Frankreich und England in eine
Sackgasse geraten waren. Da im Laufe dieser Verhandlungen
klar wurde, dass wir nicht mit dem Abschluss eines
Beistandspaktes rechnen konnten, mussten wir uns die Frage
stellen, ob es andere Möglichkeiten gab, den Frieden zu
sichern und die Gefahr eines Krieges zwischen Deutschland
und der SU abzuwenden." (S.118)
in: God krisisa, Nr.620
(S.515)
Die Rede von Molotow ist ein
versteckter Hinweis an London und Paris (S.115).
31.8.9.1939
Kriegsbilanz
1931-31.8.1939
-- japanische Besetzung in
China mit Chemiewaffenangriffen
-- italienische Besetzung Abessiniens und Albaniens
-- Österreich-Anschluss an das 3.Reich
-- Sudeten- und
CSSR-Anschluss an das 3.Reich [mit entsprechenden
Vertreibungen der Tschechen aus den Sudetengebieten]
-- Klaipeda (Memel)-Anschluss
an das 3.Reich
-- Sieg der rechtsextremen, diktatorischen Seite in
Spanien mit ca. 1 Mio. Toten (S.50).
Es sind gemäss Falin die drei
Weltmächte Japan, Italien und Deutschland, die Krieg
machen (S.50).
Dabei ist China eine Grossmacht.
Die Mehrheit der Historiker und Juristen definiert den
Beginn des "2.Weltkriegs" mit dem Kriegseintritt von GB am
3.9.1939 (S.51).
-----
Ergänzung
3.7.2009: <OSZE-Resolution: Sowjets und Nazis
gleich schuldig>
aus: 20 minuten online; 3.7.2009;
http://www.20min.ch/news/ausland/story/Sowjets-und-Nazis-gleich-schuldig-14040210
<Die Parlamentarische Versammlung der Organisation
für Sicherheit und Zusammenarbeit (OSZE) hat in einer
Resolution die Rolle Nazi-Deutschlands und der
Sowjetunion beim Ausbruch des Zweiten Weltkriegs auf
eine Stufe gestellt.
Ausserdem forderte sie, den 23. August zum Tag des
Gedenkens an die Opfer von Stalinismus und Nazismus
auszurufen. An jenem Tag 1939 unterzeichneten Deutschland
und die Sowjetunion einen Pakt, mit dem sie Osteuropa
unter sich aufteilten.
Die Resolution wurde am Freitag trotz starken
Widerstandes aus Russland verabschiedet. Moskau wirft
vielen westlichen Staaten versuchte Geschichtsfälschung
vor, ausserdem würden die hohen Opfer, die der Kampf gegen
Nazi-Deutschland die Sowjetunion kostete, nicht
ausreichend gewürdigt.
(ap)>