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Das Schachspiel der Mächtigen 1919-1945
oder:
Der Höhepunkt im grossen darwinistischen Fressen
Teil 11: September und Oktober 1939. Chronologie
von Michael Palomino (1995 / 2004 / 2007)
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aus: Valentin Falin: Zweite Front. Die Interessenkonflikte in der Anti-Hitler-Koalition. Droemersche Verlagsanstalt Th. Knaur Nachfolger, München 1995
ergänzende Strukturdaten:
aus dtv-Atlas der Geschichte 1986, Bd. 2
September 1939
September und Oktober 1939
SU:Georgi Dimitrow beteuert an Stalin, die Zeit arbeite für die SU
(S.515)
1.9.1939
Polenfeldzug
Hitler-Erklärung im Reichstag: Seit 5:45 Uhr wird "zurückgeschossen"
Dies ist nicht der Beginn des Krieges, denn es gab schon vorher Auseinandersetzungen (S.501).
-- Hitler meint, im Westen bleibt alles ruhig
-- Hitler hat noch nicht einmal Operationspläne für die Westfront vorbereitet! (S.97)
in: Ritter, Gerhard: Carl Goerdeler und die deutsche Widerstandsbewegung. München 1964, S.252
Polens Armee ist unerwartet schwach
-- in 3 Wochen wird die millionenschwere polnische Armee zerrieben
-- die Niederlage der polnischen Armee ist eine unerwartete Niederlage, die in GB, in F und in der SU nicht erwartet wird (S.102).
"USA"-D: Roosevelt-Appell an die Hitler-Führung zur Einhaltung des Kriegsrechts
-- die Regeln der Kriegsführung strikt einzuhalten
-- die Zivilbevölkerung zu schonen (S.115).
in: ADAP, Ser.D, Bd.7, Dok,239,306,328,530 (S.515).
[Mit einem Frieden rechnet Roosevelt scheinbar nicht mehr, und selbst diplomatisch eingreifen will er auch nicht].
"USA" bleiben "neutral"
Einteilung gemäss Falin:
-- "wohlwollende Neutralität" zu GB, F und PL
-- "aufmerksame Neutralität" zum 3.Reich, Italien und Japan
-- "eisig-kritische" Neutralität zur SU (S.140).
SU-PL:PL bespricht zaghafte Hilfe aus der SU gegen D
Gespräch von Scharonow mit dem stellvertretenden polnischen Aussenminister Arciszewski
Scharonow, Zitat:
"Für die Polen sei es schlecht, dass England und Frankreich keinen Vertrag mit der SU abgeschlossen haben."
-- Arciszewski:
oo die Hilfe der SU in Form von Rohstofflieferungen sei wünschenswert
oo später sei auch "andere" Hilfe möglich, auch von der Roten Armee (S.516).
in: God krisisa, Nr.627
in: FURS 1939, Vol.1, S.419-420.
ab1.9.1939
D:Verärgerung bei vielen Diplomaten über den Polenfeldzug
dass es kein zweites "München" gibt.
plus:
D: Verärgerung über den Preis für den Hitler-Stalin-Pakt
Viele deutsche Diplomaten meinen, Hitler habe mit dem Pakt mit Stalin und den darin enthaltenen Zugeständnissen an Stalin einen zu hohen Preis "bezahlt" (S.100-101).
"USA": bleiben völlig zurückhaltend gegenüber dem 3.Reich und schauen zu (S.114).
GB-F-"USA": Kein Abbruch der diplomatischen Beziehungen zum 3.Reich!
Der Abbruch der diplomatischen Beziehungen zu Deutschland wird nie auch nur diskutiert (S.122).
[Die "Mächte" paktieren insgeheim mit Hitler wie Pech und Schwefel, damit Hitler, der "Mann des Jahres von Newsweek von 1938, eine direkte Grenze zur SU erhält. Die SU ist in den "kapitalistischen" Staaten u.a. deswegen so unbeliebt, weil in der SU die darwinistisch-rassistischen Kriterien nicht gelten, dafür aber andere].
GB:Das Unterhaus drängt Chamberlain zur Kriegserklärung
was Chamberlain total widerspricht [Rassist schützt Rassist...] (S.127).
1.-2.9.1939
PL-3.Reich:Der Krieg ist ein "lokaler Konflikt"
solange GB keinen Krieg erklärt hat. Hitler plant die Polen-Besetzung als "regionalen Krieg" (S.51).
2.9.1939
SU-PL:SU-Hilfsangebote an Polen werden ausgeschlagen
-- der ständige SU-Vertreter in Warschau, N.Scharonow, bei Jozef Beck
-- Scharonow bietet Polen Kriegsmaterial an, scheinbar ohne offiziellen Auftrag, jedenfalls ist kein Bericht an die Regierung auffindbar
-- Beck reagiert eine Woche lang nicht (S.516).
GB-D:GB-Angebot an Deutschland bei Kriegseinstellung
-- Horace Wilson, der Sprecher Chamberlains, bietet über die deutsche Botschaft in London Hitler Verhandlungen über Europa an
-- Deutschland kann haben, was es will, wenn die Kriegshandlungen eingestellt werden
-- alle vergangenen Manöver werden vergessen sein
-- Verhandlungen werden sofort möglich (S.128).
in: ADAP, Ser.D, Bd.7, Dok.558 (S.518).
3.9.1939
GB-Kriegserklärung an das 3.Reich
(S.51, 516). Die Kriegserklärung gegen D ist für die "Tories" die "letzte Warnung" (S.158). England schickt Berlin eine Note mit dem Appell zurEinhaltung der "Kriegsregeln",v.a. zur See und im Luftkrieg (S.128, 518).
F-Kriegserklärung an das 3.Reich
(S.516)
D-SU: "Erinnerung" des AA an die SU, einzumarschieren
Das Auswärtige Amt in Berlin "erinnert" die SU-Seite, dass die SU in die Bereiche des Geheimprotokolls einrücken könne (S.118-119). Deutschland will verhindern, dass die schwankende SU die Seiten wechselt (S.119).
Danach:
Hitlers Direktive für die Kriegsführung mit "Berührungspunkten" zur britischen Note
-- deutsche Truppenverlegungen von Polen an die Westfront sind nur mit persönlicher Genehmigung des "Führers" erlaubt
-- grenzenloser U-Boot-Krieg ist verboten
-- Angriffshandlungen gegen englische Seestreitkräfte in Kriegshäfen und auf freier See sowie gegen Truppentransporte sind nur unter bestimmten Umständen zugelassen
-- Angriffe auf das englische "Mutterland" und auf englische Handelsschiffe behält sich Hitler selbst vor (S.128)
Hitlers Direktive für die Kriegsführung gegenüber Frankreich ähnlich wie die zu GB
-- ähnlich der Direktive gegenüber England
-- es sind nur "Antwortmassnahmen" zugelassen
-- die "Antwortmassnahmen" sollen Frankreich aber nicht zu weiteren "Aktivitäten" reizen (S.128).
in: ADAP, Ser.D, Bd.7, Dok 576 (S.518).
"USA": Fish bezeichnet den Polenfeldzug als durch die "USA" und GB provoziert
Die GB-Garantien an Polen vom 31.3.1939 haben bewirkt, dass PL seine Haltung bezüglich deutscher Gebiete in Polen auf stur stellte und gegenüber Hitler keine Zugeständnisse machte (S.125).
in: Hamilton Fish: Der zerbrochene Mythos Roosevelt 1989, S.100-101 (S.517).
[nicht erwähnt:
Die GB-Garantien an Polen haben auch gegenüber der SU zu einer sturen Haltung geführt, so dass der RA kein Durchmarschrecht gewährt wurde].
These von Fish und E.Barnes:
Ohne Garantien an Polen hätte es keinen europäischen Krieg gegeben
Wenn Roosevelt auf Chamberlain, Frankreich und Polen keinen Druck ausgeübt hätte, so hätte Polen in Sachen der deutschen Gebiete und des Korridors nachgegeben und es wäre "nur" zu einem Krieg 3.Reich - SU gekommen, ohne einen europäischen Krieg (S.517-518). Durch einen alleinigen Krieg 3.Reich - SU hätten die Demokratien in Europa am Ende die Oberhand gehabt (S.518).
in: Hamilton Fish: Der zerbrochene Mythos Roosevelt 1989, S.141 (S.517).
Thesen von Fish:
-- wenn man den Danzig-Anschluss gewährt hätte, dann hätte es keinen Polenfeldzug gegeben
-- Roosevelt, der Polen zur Verhärtung seiner Positionen anstiftete, wurde zum "Kriegsanstifter" (S.125).
in: Hamilton Fish: Der zerbrochene Mythos Roosevelt 1989, S.102 (S.518).
[Bromberger Blutsonntag am 3.9.1939 - Analyse:
aus: Welt online: Zweiter Weltkrieg: Was beim "Bromberger Blutsonntag" geschah; 3.9.2012
http://www.welt.de/kultur/history/article106188240/Was-beim-Bromberger-Blutsonntag-geschah.html
Für die Nazis war es die Rechtfertigung für den Angriff auf Polen. Nach 1945 wurden die Ereignisse 1939 in Bydgoszcz kleingeredet. Neue Forschungen zeigen, wie viele Opfer es tatsächlich gab.
Von Sven Felix Kellerhof
Auf die Propaganda seines eigenen Apparates fiel Joseph Goebbels nicht herein. Nur dreimal und ganz knapp erwähnte "Hitlers Lautsprecher" in seinem Tagebuch 1939 die Stadt Bromberg (polnisch: Bydgoszcz) in Westpreußen. Am 5. September vermerkte er: "Graudenz und Bromberg sind gefallen."
Zwölf Wochen später notierte der Propagandaminister: "Abendfahrt nach Bromberg. Eine schöne Stadt. Hier hat ein erbitterter Volkstumskampf getobt. Aber unser braver Kreisleiter hat sich endgültig durchgesetzt." Und am nächsten Tag hielt er fest: "Kurze Fahrt durch Bromberg. Eine schöne Stadt. Besuch an den Gräbern der ermordeten Volksdeutschen. Dort liegen sie zu Hunderten in langen Reihen. Man muss das sehen, um hart zu bleiben und nicht sentimental zu werden."
So viel Zurückhaltung ist überraschend, denn in den gleichgeschalteten deutschen Zeitungen hatte Goebbels zeitgleich laut trommeln lassen. Die "Deutsche Rundschau" prägte am 8. September 1939 für eine wilde Schießerei in der Stadt fünf Tage zuvor das Schlagwort "Bromberger Blutsonntag"; die Wehrmacht nahm die Vorgänge zum Anlass, eine eigene Untersuchungsstelle einzurichten, die polnische Kriegsverbrechen ermitteln sollte. Sie untersuchte 144 Leichen gerichtsmedizinisch, versäumte aber, eine annähernde Gesamtzahl der Opfer festzulegen.
Goebbels verzehnfachte die Zahl
Dafür nannte das Auswärtige Amt im November 1939 die Zahl von 5437 volksdeutschen Opfern polnischer Übergriffe in und um Bromberg während der ersten Septembertage; Goebbels verzehnfachte die Angabe drei Monate später und das Reichsinnenministerium ordnete an, "diese Zahl" sei "als allein verbindlich anzusehen und nur von dieser Zahl ist in allen Verlautbarungen, Reden usw. auszugehen".
Bis in die Neunzigerjahre hinein gehörte der "Bromberger Blutsonntag" zu den gängigsten "Argumenten" von Rechtsextremisten, um Polen die Schuld am Zweiten Weltkrieg zuzuschieben und die Verbrechen der Wehrmacht zu relativieren. Auch heute noch sind auf NPD-nahen Websites, zum Beispiel des "Freien Nationalisten Weserbergland", solche Propagandabotschaften zu finden.
In der Frühjahrsnummer der renommierten Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte (Oldenbourg Verlag, München. 192 Seiten, 21 Euro) hat jetzt der Osteuropahistoriker Markus Krzoskavon der Universität Gießen alle bisherigen Forschungen bilanziert und neue Erkenntnisse aus den Beständen des Herder-Institut hinzugefügt. Nachdem die Instrumentalisierung des "Blutsonntags" durch die NS-Propaganda jahrzehntelang eine genaue Klärung der Ereignisse unmöglich gemacht hatte, ebenso wie die Konfrontation im Kalten Krieg und die "tief eingefressenen Ressentiments auf beiden Seiten", erlaubt Krzoska Aufsatz jetzt eine mindestens annähernde Rekonstruktion der Zahl deutschen Opfer.
Gerüchte in Bromberg
Die Vorgänge am 3. und 4. September 1939 sind verworren. Nachdem die Wehrmacht am 1. September gegen fünf Uhr morgens (nicht um 5.45 Uhr, wie Hitler in seiner berühmt-berüchtigten Rede am selben Vormittag behauptete) die Grenze überschritten hatte, befand sich die polnische Armee in einem Schockzustand.
An einigen Frontabschnitten kämpften die vergleichsweise altertümlich ausgestatteten Soldaten gegen die schnell vorstoßenden deutschen Truppen, an anderen suchten sie ihr Glück in der Flucht. In Westpreußen stieß die 3. deutsche Infanteriedivision auf die Pommerellen-Armee und zerschlug sie südlich von Danzig.
Angesichts dessen befürchteten die Zivil- und Militärbehörden in Bydgoszcz eine rasche Besetzung ihrer Stadt und stellten eiligst eine Art Bürgerwehr aus Freiwilligen auf. Schon am 2. September gab es die ersten Opfer: 25 Zivilisten starben beim deutschen Bombardement des Bahnhofs. Die Stimmung in der Stadt heizte sich auf. Rasch strömten zudem polnische Flüchtlinge nach Bydgoszcz, sowohl Soldaten aus zerschlagenen Einheiten wie auch Landbewohner.
Chaos durch Warnschüsse
Auf der zentralen Danziger Straße stauten sich am Sonntag, dem 3. September 1939 Hunderte Fuhrwerke und wahrscheinlich Tausende Menschen. Gerüchte machten die Runde, von Gräueltaten der vorrückenden Deutschen war die Rede – wie beinahe in jedem Krieg.
Gegen Mittag sorgten Geräusche, die wie Schüsse klangen, für Panik unter den dicht gedrängten Menschen. "Pferde gingen durch, ein Wagen traf einen Hydranten und es entstand eine meterhohe Wasserfontäne. Soldaten versuchten dem Chaos durch Warnschüsse Herr zu werden, was jedoch erst nach einer halben Stunde gelang", beschreibt Krzoska die Lage.
Sofort danach kochte die Gerüchteküche hoch – auch das ist ein in solchen Situationen ganz normales, vielfach belegtes Phänomen. Angebliche Augenzeugen berichteten, von den Türmen der evangelischen Kirchen aus hätten "deutsche Diversanten" das Feuer auf Polen eröffnet. Solche unbelegten Behauptungen wurden "zum Auslöser einer Hetzjagd auf einheimische Deutsche, die sich in verschiedenen Wellen bis zum darauf folgenden Tag fortsetzte und zahlreichen Menschen das Leben kostete".
Heikle Augenzeugenberichte
Wirklich geklärt werden konnte nie, woher die Geräusche gekommen waren und ob es sich tatsächlich um Schüsse handelte. Es können eingeschleuste deutsche Provokateure gewesen sein. Ebenso möglich wäre ein Aufstand lokaler Volksdeutscher oder eine aus Hysterie entstandene Panik. Vielleicht waren es auch nur ein paar aufgeregte Jungs, die sich Waffen aus den Schränken ihrer Väter geholt hatten und meinten, Krieg spielen zu müssen.
Zu Recht schreibt Krzoska nach der Durchsicht der reichlichen deutschen, vor allem aber polnischen Unterlagen und Untersuchungsberichte: "Die Glaubwürdigkeit vermeintlicher oder tatsächlicher deutscher wie polnischer Augenzeugenberichte ist auch wegen ihrer recht späten Entstehung nach dem Krieg sicher nur mit Vorsicht zu beurteilen." Weder die Ermittlungen des bald nach der deutschen Besetzung der Stadt eingerichteten Sondergerichts Bromberg sind zuverlässig noch die bis in die Neunzigerjahre von polnischer Seite verbreiteten Behauptungen.
Auf jeden Fall jedoch entstand am 3. und 4. September 1939 "angesichts des Vormarsches der Wehrmacht und des ,Sieges’ des Nationalsozialismus eine Eigendynamik, die in dem rechtsfreien Raum, der die Stadt Bromberg in jenen Tagen war, von niemandem zu stoppen war".
Mehr als 400 Tote
So weit fasst Markus Krzoska die vielfältige Forschungslage zusammen. Darüber hinaus geht er jedoch bei der Analyse der Opferzahlen. Der Historiker hat alle verfügbaren Berichte ausgewertet und Listen zusammengestellt. Interessanterweise kommt er zu dem Ergebnis, dass die Opferzahl gegenüber der letzten Darstellung von 2008 leicht nach oben korrigiert werden muss.
Natürlich sind sowohl die willkürlich gegriffene Propagandazahl von 58.000 deutschen Opfern polnischer Übergriffe als auch die wenigstens teilweise dokumentierte Angabe von 5437 volksdeutschen Toten viel zu hoch – das überrascht nicht. Andererseits liegen die seit den Achtzigerjahren in Deutschland veröffentlichten Schätzungen von 178 bis 365 Toten offenbar zu niedrig.
Durch den Vergleich aller verfügbaren Quellen wie Einwohnerregistern und Kirchenbüchern sowie den namentlichen Abgleich verschiedener Opferlisten kommt Krzoska zum Ergebnis, "dass die Zahl der beim ,Bromberger Blutsonntag’ Getöteten vermutlich 400 überschritten hat".
Allerdings muss man berücksichtigen, dass darunter viele Opfer waren, die polnische Namen und Papiere hatten, gleichwohl aber aus volksdeutschen Familien stammten. Eine exakte Zahl der Toten des 3. und 4. September 1939 in Bromberg selbst wird sich wohl nicht feststellen lassen. Auf jeden Fall aber gibt es nun eine solide Analyse dieses so lange instrumentalisierten Geschehens, auf die sich Deutsche und Polen gemeinsam stützen können.>
3.9.1939-März 1940
GB-F:Entwurf neuer Militäroperationen
-- GB schlägt vor, den Rhein zu verminen als "Beruhigungsmassnahme"
-- F lehnt die Verminung des Rheins ab mit dem Argument, dass die Flugzeugwerke in Ostfrankreich sehr angreifbar seien
-- die komplizierteren Operationen sind nicht gegen Deutschland, sondern v.a. nach dem Ausbruch des Finnlandkriegs gegen die SU gerichtet (S.154).
3.9.1939-15.5.1940
F-D; Drôle de Guerre
-- ist Strategie zur Zermürbung Deutschlands und der SU gleichermassen
-- ist geplant und gewollt (S.97).
Westfront:3.Reich bezieht nur Verteidigungsstellungen gegen F
(S.123):
-- die Hitler-Regierung scheint in die Strategie Chamberlains voll im Bild zu sein und weiss scheinbar, dass kein Angriff im Westen erfolgen wird
-- Hitler kann die besten Teile der Wehrmacht in den Polenfeldzug schicken, die im Westen nicht gebraucht werden
-- die deutschen Kräfte an der französischen Grenze unter General Ritter von Leeb betragen nicht einmal 50 Prozent der Kräfte, die Frankreich im Grenzbereich zur Verfügung hat
-- Frankreich bräuchte zur Mobilisierung seiner 91 Divisionen sowieso bis zu 3 Wochen
-- es sind also französische und deutsche Soldaten an der Grenze stationiert, aber sie tun nichts (S.517).
Märchen über den Hitler-Stalin-Pakt: Er ist nicht der Kriegsauslöser
-- es gibt Historiker, die den Hitler-Stalin-Pakt als Auslöser des Weltkriegs bezeichnen
-- der Hitler-Stalin-Pakt ist nicht Auslöser des Krieges
-- sondern: GB und F verweigern den Zweifrontenkrieg gegen Deutschland (S.124)
-- die Bezeichnung "Krieg ohne Krieg" an der Westfront ist auch nur vordergründig richtig, aber dahinter steckt eine britische Strategie (S.517)
-- Falin zur "Drôle de guerre": Es war Strategie, denn eine "platonische Feindschaft" gibt es nicht (S.124).
ab3.9.1939GB-F: Diskussion über den "Umgang" mit Deutschland nach einer deutschen Niederlage
(S.523)
GB-D: Chamberlain setzt weiter auf ein Europa der "zwei Pfeiler" GB und D
-- ein "Neues Europa" soll auf den "zwei Pfeilern" GB und D aufgebaut werden
-- Chamberlain will die gegenseitige Vernichtung GB-D unbedingt vermeiden (S.128)
-- GB führt Krieg gegen die Aussenpolitik des 3.Reich, nicht gegen das 3.Reich als Struktur
denn die anti-kommunistische Struktur des 3.Reichs ist für GB praktisch (S.60).
in: Schmädeke, Jürgen / Steinbach, Peter (Hrsg): Widerspruch gegen den Nationalsozialismus, München/Zürich 1985, S.747
"USA":Zwiespältige Position zum deutschen Polenfeldzug
Roosevelt sympathisiert mit den Demokratien (S.121)
in: Ickes, Harold L.: The Secret Diary, N.Y. 1953-1954; Vol. II, S.702ff;
in: Langer,W: / Gleason, S.: Challenge to Isolation 1937-1940; N.Y. 1952, S.203
It: Klage Italiens, dass "kein Krieg jemals überflüssiger gewesen ist als dieser"
da eine deutsch-britische Verständigung immer möglich gewesen sei (S.82).
4.9.1939
"USA"-SU: Roosevelt-"Botschaft" per Schiff an Moskau
-- Roosevelt äussert im State Department eine "mündliche Botschaft" an Hitler
-- die Botschaft wird per Schiff überbracht und braucht 11 Tage Zeit (S.114).
Inhalt:
-- die Lage für die Grossmächte wird sich im Fall eines Krieges in Europa und im Fernen Osten und im Fall von Siegen der Achsenmächte schlagartig ändern
-- die SU sei besonders gefährdet, mittelbar auch die "USA" (S.114)
-- Roosevelt schlägt vor, dass Staaten ausserhalb der Achse so viele Bündnisse wie möglich schliessen, um die Achsenmächte zu stoppen:
"Befriedigende Vereinbarungen gegen eine Aggression zwischen beliebigen europäischen Mächten könnten im Interesse des allgemeinen Friedens stabilisierend wirken." (S.114-115)
Aber:
-- ein Angebot von Roosevelt an GB und F für ein Bündnis ist nicht bekannt
-- eine Empfehlung von Roosevelt an GB und F für ein Bündnis mit der SU ist auch nicht bekannt (S.115).
5.9.1939
SU-D:Die SU-Invasion in Ostpolen bleibt vorerst aus
Die SU weicht aus, in Ostpolen einzumarschieren. SU-Begründungen für die Verzögerung:
-- "Im geeigneten Augenblick werden konkrete Aktionen notwendig werden."
-- "Dieser Augenblick ist noch nicht gekommen." (S.119)
"USA":Roosevelt unterschreibt Neutralitätsproklamation
-- zur Bekräftigung der Neutralität
-- Entscheid für ein Kriegsmaterialausfuhrverbot gegen das 3.Reich, gegen GB und F
-- Falin bezüglich dem 3.Reich: Das Verbot steht nur "auf dem Papier"
-- Falin bezüglich GB und F: Die Verträge werden ausgesetzt (S.122-123), alle britischen und französischen Aufträge werden eingefroren (S.140).
ab 5.9.1939
Der "Sündenfall"in Europa: GB und F eröffnen keine 2.Front
Chamberlain, Daladier und Roosevelt lassen Hitlers Polen-Besetzung einfach gewähren (S.125).
ab 5.9.1939 ca.
SUbeobachtet GB und F: Polen wird verraten
-- die SU sieht, dass Bündnisse mit GB und F nichts nützen, so wie Polen im Stich gelassen wird
-- die SU sieht, dass de facto ein Bündnis GB-F-D existiert (S.124).
D: Hitlers Clique spielt die Aufteilung Polens durch
-- es gibt verschiedene Möglichkeiten der Aufteilung Polens
-- mit einem SU-Einmarsch
-- oder auch ohne SU-Einmarsch (S.119).
6.9.1939
PL:Umzug der polnischen Regierung nach Lublin
(S.120)
6.-7.9.1939
SU-PL:Die Lieferverträge für SU-"Material" an Polen laufen aus
Die SU stellt die sowjetischen "Material"-Lieferungen an Polen gemäss den Verträgen von 1938 ein (S.516).
in: FRUS, 1939, Vol.1, S.419-420.
8.9.1939
SU-D:Ribbentrop meldet, der Krieg in Polen sei in der Endphase
(S.119)
ab 8.9.1939
Hitler-Grössenwahn: Hitler spricht mit Jodl regelmässig über die Aufteilung der Welt
(S.160)
9.9.1939
PL:Umzug der polnischen Regierung nach Krimienic
(S.120)
PL: Der Widerstand gegen die Hitler-Truppen ist gemäss Falin "desorganisiert"
PL-SU:Polens Regierung gibt Gesuch um SU-Waffenhilfe in Auftrag
Botschafter Waclaw Grzybowski in Moskau erhält den Auftrag, bei der SU beim NKID um Waffenhilfe nachzusuchen (S.516).
10.9.1939
SU-D:Molotows Angaben über die geplante SU-Invasion in Polen
-- Molotow über Schulenburg an Ribbentrop
-- die Invasion der SU wird aus politischen, nicht aber aus militärischen Gründen geschehen (S.119)
-- die SU-Absichten gemäss Schulenburg-Mitschrift:
oo das weitere Vordringen deutscher Truppen soll zum Anlass genommen werden, zu erklären, dass Polen auseinanderfalle
oo die SU werde den von deutschen Truppen bedrohten Ukrainern und Weissrussen zu Hilfe kommen (S.516)
[-- und den Juden wird die SU nicht zu Hilfe kommen].
in: ADAP, Ser.D. Bd.8, Dok. 46 (S.516).
Der Einspruch von Ribbentrop gegen die Formulierungen wird nicht beantwortet
-- Ribbentrop will Einspruch gegen die antideutsche Formulierung "die Deutschen bedrohen die Ukrainer und die Weissrussen"
-- Ribbentrop beauftragt den deutschen Botschafter Schulenburg, den Einspruch zu erheben und ein gemeinsames deutsch-sowjetisches Kommuniqué vorzuschlagen
-- die SU reagiert nicht (S.119).
12.9.1939
D-F: Hitler kündigt vor einer Gruppe Generäle die Absicht für den Frankreichfeldzug an
(S.127)
12.9.1939
D: Besprechung bei Keitel über die Polen-Aufteilung ohne SU-Einmarsch
"a) Litauen wird das Gebiet von Wilna angeboten
b) Galizien und die polnische Ukraine werden unabhängig" (S.119)
wobei Litauen als Ganzes deutsches "Protektorat" werden soll (S.516).
Provozierung von Aufständen in den ukrainischen Gebieten gegen Polen und Juden
Auftrag an Canaris, mit den Melnik-Banden in den Gebieten mit vorwiegend ukrainischer Bevölkerung Aufstände gegen Juden und Polen anzustiften, damit diese vernichtet würden (S.119).
13.9.1939
PL:Umzug der polnischen Regierung nach Zaleszczyki
bei der rumänischen Grenze (S.120).
14.9.1939
SU-D: Molotow gibt an, man wolle den Fall von Warschau abwarten und dann einmarschieren
(S.119)
15.9.1939
"USA"-SU: Roosevelts "Botschaft" vom 4.9.1939 erreicht Moskau
(S.114)
Mitte September 1939 (S.126)
D-GB: Friedensplan von Göring mit GB
(S.124): Göring bietet ein Friedensprogramm an (S.127). Göring hat dabei starke Industrie- und Finanzgruppen hinter sich (S.125). Er plant die Entmachtung Hitlers, Hitler soll nur noch einen repräsentativen Posten haben, verbunden mit Friedensverhandlungen (S.124). Die Pläne werden GB und den "USA" übermittelt über Birger Dahlerus, Markus Wallenberg (S.125), schwedischer Bankier (S.363), Maximilian zu Hohenlohe Langenburg, Joachim Hertslet und William R.Davis (S.125). Die "USA" ist auf die Göring-Pläne besser ansprechbar als GB (S.124).
Die territorialen und staatspolitischen Vorschläge Görings
-- Göring entwickelt bezüglich CSSR "attraktivere" Modelle als Goerdeler, Schacht, Beck und andere der "offiziellen Opposition" im Reich (S.125)
-- Stop der Judenverfolgung
-- rasche Feuereinstellung und einen "anständigen Frieden"
-- Wiederherstellung Polens ausser den Korridor und Danzig, die Deutschland angeschlossen werden sollen
-- eventuelle Wiederherstellung der CSSR
-- keine Luftangriffe gegen England, solange nicht englische Luftangriffe auf deutsches Gebiet passieren (S.517)
16.9.1939
"USA"-SU: Botschafter Steinhardt übergibt Molotow die "Botschaft" Roosevelts
Die Botschaft ist per Schiff angekommen. Roosevelt bestätigt damit den Zusammenhang zwischen europäischer und asiatischer Aggression gegen die SU (S.514-515).
16. auf den 17.9.1939 in der Nacht
PL: Die polnische Regierung verlässt Polen
Nur "einige hohe Beamte" bleiben. Die Bevölkerung wird ihrem Schicksal überlassen. Der Widerstand gegen die deutsche Besetzung hält weiterhin an:
-- in Warschau bis 28.9.1939
-- in Modlin bis 30.9.1939
-- im Hafen Hela bis 2.10.1939 (S.120).
17.9.1939
PL: Machtvakuum durch Abzug der polnischen Regierung
->> die SU-Invasion der RA in Ostpolen kann vordergründig begründet werden
Die Invasion erfolgt mit 4 Armeegruppen der BSSR-Front, mit 3 Armeegruppen der ukrainischen Front (S.119-120). Stalin zieht die SU durch die Invasion in den Konflikt hinein (S.127). Die polnische Exilregierung erklärt der SU keinen Krieg (S.127). So wird eine Auseinandersetzung GB-F mit der SU verhindert (S.127) [wie wenn jemand Ungenanntes die polnischen Interessen vertreten sollte].
Begründungen der SU für die Invasion in Ostpolen
-- die polnische Regierung "gibt kein Lebenszeichen mehr von sich
-- der polnische Staat hat aufgehört zu existieren
-- somit seien alle Verträge zwischen SU und PL nicht mehr existent
plus: in PL sind unerwartete Entwicklungen möglich, die sich gegen die SU richten könnten (S.120)
-- die SU habe sich bisher "neutral" verhalten, muss jetzt aber einschreiten
-- die SU sei verpflichtet, ihren ukrainischen und weissrussischen Brüdern zu "Hilfe" zu eilen, um ihnen ein Leben in Frieden zu sichern (S.120) [den Juden wird nicht geholfen].
Kommentar Falins dazu:
-- im rechtlichen Sinn existiert Polen weiter
-- die Verträge gelten somit weiterhin
-- die SU hat mit der Invasion die Neutralität verletzt (S.120).
Beim Einmarsch kommt es zu spontanen und organisierten Sympathiekundgebungen für die SU-Truppen in der Westukraine und in der West-BSSR (S.120).
Die Weltöffentlichkeit verurteilt mehr den SU-Einmarsch als den deutschen Einmarsch
-- die SU ist nun für die Weltöffentlichkeit die Komplizin der "Nazis"
-- die SU wird in der rechten Presse, in klerikalen Kreisen und bei Emigrantengruppen gemäss Falin zur "Hauptzielscheibe" (S.120).
ab17.9.1939
Die SU verlegt die Verteidigungslinien an die neue Grenze
Die SU nimmt sich nun die Sicherheit, die GB und Frankreich ihr verweigerten, gemäss Falin mit Gesetzesverletzungen "auf Schritt und Tritt" (S.132).
[nicht erwähnt:
Sowjetisierungaller neu besetzten Gebiete
Mit der Sowjetisierung verbunden sind: Enorme Enteignungen, Deportationen von "Klassenfeinden" nach Sibirien, Massenmord im Gulag durch Hunger und Kälte;
Steigerung des Antisemitismus in Osteuropa, weil die SU jüdisch geführt ist, der Kommunismus wird als "jüdisch" verteufelt, enorme Spannungen gegen Juden etc.
in: Chiari: Alltag hinter der Front 1998].
GB-F-SU: Kein Abbruch der diplomatischen Beziehungen
Begrünung:
-- eine Kriegserklärung an die SU rettet PL nicht mehr
-- eine Kriegserklärung an die SU bindet die SU noch fester an Berlin
-- dann würde Stalin noch mehr Nahrungsmittel ans 3.Reich liefern, und die Blockade von GB und F gegen Deutschland würde noch weniger wirksam
ausserdem:
-- eine Konfrontation zwischen GB, F mit der SU könnte im Nahen Osten negative Folgen für GB und F haben (S.121).
Folglich: dämpfen F und GB die polnische Exilregierung im Wettern gegen den SU-Einmarsch (S.121).
[nicht erwähnt:
F und GB haben Polen komplett verraten, so wie die CSSR 1938 verraten wurde].
Rooseveltsieht langfristigen Zerfall des Hitler-Stalin-Pakts
-- Roosevelt selbst sieht die Zwangslage der SU wegen Japan und der GB-Manöver
-- Roosevelt sieht, dass auf die Dauer der Hitler-Stalin-Pakt von alleine auseinanderfällt, weil die Parteien zu verschieden sind (S.122)
Appelle in den "USA" gegen die SU - Roosevelt lehnt ab
-- die Berater von Roosevelt sehen, dass das Hitler-Stalin-Bündnis die Dominanz des gesamten Ostraums entwickeln könnte
-- Bullitt ("US"-Botschafter in Paris), Steinhardt ("US"-Botschafter in Moskau) und andere Botschafter plädieren für Massnahmen gegen die SU
-- Roosevelt widerspricht (S.122)
-- die Lage für die diplomatischen Beziehungen zwischen "USA" und SU bleiben nur eine Woche lang kritisch (S.122)
Die "US"-Administration definiert die neue Lage gegenüber der SU:
-- Roosevelt und Aussenminister Hull wollen die SU-Invasion nicht als "Kriegsakt" bezeichnen
-- die Embargobestimmungen für ein Verbot von Kriegsmaterialausfuhr wird nicht auf die SU ausgedehnt (S.122).
ab 17.9.1939 ca.
Stopder Melnik-Banden gegen Polen und Juden
Nach dem Beginn des SU-Einmarsch in die West-Ukraine und in die West-BSSR wird der deutsche Befehl an die Melnik-Banden zur Provokation von Aufständen gegen Polen und Juden zurückgezogen (S.119, 119-120)
in: de Jong, L., S.248
in: Brissaud, A.: Canaris 1887-1945, Frankfurt / Main 1977, S.249, 252-253.
19.9.1939
GB zeigt nur justitiare Reaktion gegen den SU-Einmarsch
-- der SU-Einmarsch sei rechtswidrig
-- GB bekräftigt den Beistand für Polen
-- F fordert von der SU "zusätzliche Aufklärung" (S.121).
20.9.1939 ca.
D-GB: Hitler übernimmt Görings eigenmächtigen Friedensplan
-- mit der Übermittlung von Dahlerus
-- Hitler stimmt Göring zu (S.127).
[nicht erwähnt:
-- mit welchen Punkten ist Hitler einverstanden?
-- Hitler war sicher nicht mit seiner Relegation zu einer repräsentativen Figur einverstanden].
20.9.1939
D: Empfindung von Schmach über den SU-Einmarsch in Ostpolen
SU-Einmarsch in Halders Tagebuch: Der SU-Einmarsch ist "ein Tag der Schande der deutschen, politischen Führung" (S.130).
SU-Einmarsch in Becks Tagebuch: Paralyse im Reich und Vorteile für die SU
-- das 3.Reich wird im Osten durch den SU-Einmarsch zusätzlich paralysiert
-- die SU verfolge nur den eigenen Vorteil (S.130)
in: Hoffmann, Peter: Widerstand. Staatsstreich. Attentat. Der Kampf gegen Hitler. München 1970, S.186, 725
Der SU-Einmarsch in den Augen von Erwin von Witzleben: Er hält das "Zusammengehen mit Russland" im Prinzip für falsch
(S.130)
in: Finker, Kurz: Stauffenberg und der 20.7.1944. Berlin 1972, S.88
20.9.1939 ca.
Der SU-Einmarsch in den Augen von Carl Goerdeler: noch schlimmer als die deutsche Invasion
-- das "Vorrücken des Bolschewismus" ist die grössere Gefahr
-- die "ganze europäische Kultur" sei bedroht
-- das "baltische Deutschtum" sei entwurzelt
-- es sei "eine nationale Schmach" (S.131).
in: Ritter, Gerhard: Carl Goerdeler und die deutsche Widerstandsbewegung, München 1964, S.239 (S.518).
24.9.1939
D-SU: Erst jetzt: Austausch der Ratifikationsurkunden des Hitler-Stalin-Pakts
Der Nichtangriffspakt wird Gesetzesnorm, aber ein neuer Vertrag ist schon in Vorbereitung für den 28.9.1939 mit der Grenzkorrektur (S.123).
26.9.1939
D-F:Hitler kündigt vor Kommandeuren der Waffengattungen die Absicht für den Frankreichfeldzug an
(S.127)
D-GB: Hitler instruiert Dahlerus mit Mitteilungen für Friedensplan nach London
für den Friedensplan von Göring (S.127).
27.9.1939
PL:Heydrich-Bericht: fast 97 Prozent der polnischen Elite in den deutsch besetzten Gebieten seien "ausgerottet"
"In den von uns besetzten Gebieten wurde die polnische Elite bis zu etwa 3 Prozent ausgerottet." (S.119)
[nicht erwähnt: Bromberger Blutsonntag und Racheaktionen].
28.9.1939
D-SU: Neuer Grenz- und Freundschaftsvertrag zur neuen "Grenze"
-- auf polnischem Gebiet
-- unterzeichnet von Ribbentrop und Molotow (S.517)
-- mit "Präzisierung" der Demarkationslinie längs der Curzon-Linie
-- die SU hat gemäss Falin dadurch nur noch wenige Vorteile durch die Polen-Teilung
-- dadurch wird die Polen-Teilung in der Öffentlichkeit aber kaum noch beachtet und verschwindet aus dem Blick der Öffentlichkeit (S.121)
[weil die SU faktisch eine alte Grenze übernimmt, die seit 1919 sowieso inoffiziell hätte gelten sollen].
Stalin erreicht seine Korrekturen am Hitler-Stalin-Pakt bezüglich des Grenzverlaufs:
-- die Grenze wird noch mehr nach Westen vorgeschoben
-- Litauen wird aus der deutschen "Interessensphäre" herausgelöst (S.123).
Erneutesgeheimes Zusatzprotokoll
Molotow hat gemäss Falin erneut gar keine offizielle Vollmachten für die Unterzeichnung des Zusatzprotokolls (S.515).
D-SU:Hitler plant ein Handelsabkommen für ca. 6 Monate
-- Hitler will umfangreiche Rohstoffe aus der SU
-- Hitler will Transit von Materialien durch die SU ins 3.Reich erreichen: Zinn, Kautschuk etc.
-- die SU verweigert aber Lieferungen bis Dezember 1939, es kommt zu keinem Abkommen [weil man sich wahrscheinlich nicht auf die Gegenleistung einigen kann].
in: Schwendemann, Heinrich: Dissertation: Die wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen dem Deutschen Reich und der Sowjetunion von 1939 bis 1941; 1991, S.163,203.
Warschau ist komplett deutsch besetzt
Der letzte Widerstand ist gemäss Falin ausgerottet (S.120).
ab 28.9.1939-1945
GB-PL:Chamberlain und Churchill schweigen zur östlichen Polen-Grenze
-- Chamberlain und Churchill setzen sich nie mehr für die polnische Ostgrenze vom 1.9.1939 [von 1922] ein (S.121)
[-- nicht erwähnt: es ist der totale Verrat Englands an der polnischen und an der osteuropäischen jüdischen Kultur].
28.-30.9.1939
GB-D: Treffen Dahlerus-Cadogan-Halifax-Chamberlain
Dahlerus mit direkten Instruktionen von Hitler selbst (S.518). [Inhalt?]
30.9.1939
PL: Deutsche Besetzung von Modlin
der zweitletzte deutsche Besetzungsakt. Widerstand gibt es noch in Hela (S.120).
Ende September 1939 ca.
Japan: Rücktritt der japanischen Regierung Hiranuma - Abkehr von der SU-Einkreisung
-- Rücktritt der Regierung Hiranuma wegen der deutsch-sowjetischen Verständigung und des Hitler-Stalin-Pakts
-- Ausarbeitung einer neuen militärisch-politischen Plattform mit Streichung aller aggressiven Vorhaben gegen die SU (S.132).
[nicht erwähnt:
Damit kann die Einkreisung der SU nicht mehr gelingen. Hitler scheint darauf zu hoffen, dass Japans Regierung seine Meinung aber wieder ändert].
Ende September 1939 ca.
GB-"USA": Göring gibt für Roosevelt die deutschen Friedensbedingungen durch
über den Kontakt zum Ölmagnaten Davis (S.127).
Oktober 1939
Hitler verkündet, dass Versailles nun verworfen sei
(S.34).
Polen-Besetzung: Die Demokratien akzeptieren die deutsche Annexion und unternehmen de facto nichts gegen Hitler
(S.143)
D:Hitler führt den Ostfeldzug nicht gegen die SU weiter - Verratsvorwurf
-- dies ist für Liedig Verrat
-- Hitlers Gegner können sich alle profilieren
-- die Demokratien spalten sich für und gegen Hitlers Politik mit der SU (S.135).
GB: Alleiniges Interesse von GB ist der Erhalt des Empire
(S.135)
Oktober bis Ende 1939
GB meint, bei Hitler sei "das letzte Wort noch nicht gesprochen"
(S.141)
Oktober 1939 - Mai 1940
Die "USA" meinen, bei Hitler sei "das letzte Wort noch nicht gesprochen"
(S.141)
Oktober 1939- ?
DWid:Geplanter Nachfolger von Hitler ist Kronprinz Wilhelm
(S.141).
in: Ritter, Gerhard: Carl Goerdeler und die deutsche Widerstandsbewegung. München 1964, S.297, 516 (S.521).
Oktober 1939-Mai 1940
DWid-GB-"USA":
Der deutsche Widerstand funkt Befehle und Pläne Hitlers durch
-- Meldungen der deutschen, "militärischen Opposition" an britische und "amerikanische" Stellen: Beck, Canaris, Oster u.a.
-- Meldungen der deutschen "bürgerlichen Opposition": Goerdeler, Schacht, Hassell u.a.
-- direkte Weiterleitung, oder über "befreundete Länder", z.B.
-- Verbindung zwischen Goerdeler und Cordell Hull ("US"-Aussenminister), Henry Stimson ("US"-Kriegsminister), Henry Morgenthau ("US"-Finanzminister), Herbert Hoover ("US"-Präsident 1929-1933) und mehrere "US"-Grossindustrielle
-- angebliche Verbindung zwischen Roosevelt und Kronprinz Wilhelm (S.141).
in: Ritter, Gerhard: Carl Goerdeler und die deutsche Widerstandsbewegung. München 1964, S.297, 516 (S.521).
DWid: Alle Handlungen seien gegen die SU gerichtet
-- immer wird gesagt, ein Krieg zwischen europäischen "Mächten" sei für Europa und für die "USA" eine Ressourcenvergeudung
-- im Kampf gegen den Kommunismus und die SU solle man sich zusammenschliessen
-- die Versöhnung sei nur mit der endgültigen Beseitigung der "Schmach von Versailles" möglich (S.141)
-- wenn GB und F Zugeständnisse machen, so werden diese im Kampf gegen den Bolschewismus mehrfach vergolten werden (S.141-142).
Oktober 1939-Juni 1941
D-GB: "US"-Botschafter Kennedy beklagt verpasste Chancen zum Frieden in Europa
Fish zitiert Joseph Kennedy: man verpasste
"ein halbes Dutzend Möglichkeiten ... einen vorteilhaften Frieden [mit Deutschland] zu schliessen, der Frankreich, Belgien, Holland und Norwegen die Freiheit zurückgeben und Millionen von Leben in Westeuropa gerettet hätte, indem man dem Nazi-Diktator Hitler grünes Licht gegeben hätte, mit dem kommunistischen Diktator Stalin die Klinge zu kreuzen." (S.126)
in: Hamilton Fish: Der zerbrochene Mythos. Roosevelts Kriegspolitik 1933-1945, S.105 (S.518).
Falin über Kennedys Aussage:
- Österreich, Polen, Dänemark und Luxemburg scheinen von Kennedy vergessen worden zu sein (S.518)
- Kennedy will scheinbar einen Krieg im Westen einfach mit einem Krieg im Osten austauschen (S.126).
ab Oktober 1939
GB-DWid-USA:Deutsche Oppositionelle und englische Kräfte fordern "US"-Vermittlung für Frieden
Die Appelle zur Friedensvermittlung laufen an die "USA"
-- über Geschäftskreise
-- über die Presse
-- über "Persönlichkeiten", die noch isolationistisch denken
-- über diplomatische Kanäle
-- über deutsche Oppositionelle
-- alle Appelle mit dem Zweck, die Welt so zu "drehen", dass Hitler im Namen der Westmächte die SU vernichtet (S.144).
in: ADAP, Ser.D, Bd.8, Dok.315
Roosevelt zögert bei der Friedensvermittlung in Europa
-- ein Frieden hätte die Anerkennung der Polen-Teilung zur Folge
-- auch Cordell Hull ist gegen eine Vermittlung, denn:
oo eine Friedensvermittlung in Europa habe [für die "USA"] keinen "Nutzen"
oo eine Friedensvermittlung schwäche den Kampfgeist von GB und F nur noch mehr (S.144).
in: Hull, Cordell, Vol.I, S.710 (S.522)
ab Oktober 1939D: Hitlers Direktiven an die Wehrmacht sind meist wirtschaftlicher Art - Hitlers Ziel der Weltbeherrschung - Drohung mit dem Untergang
Die Befehle umfassen v.a.
-- Betriebe unzerstört und mit vollem Personal übernehmen
-- v.a. Schächte, Bergwerke und Lebensmittelquellen kontrollieren
-- Hitlers Ziel: Unterwerfung beider Hemisphären, Beherrschen der ganzen Welt
-- Hitlers Minimalziel: ungeteilte Herrschaft über Europa, Afrika, Nahen und Mittleren Osten (S.245)
-- Hitlers Motto: Sieg oder Untergang Deutschlands. Dieses Motto wird wie eine Religion im 3.Reich verbreitet (S.246).
2.10.1939
PL: Deutsche Besetzung des Hafens Hela
Damit ist gemäss Falin der letzte polnische Widerstand im deutsch besetzten Teil Polens ausgerottet (S.120).
6.10.1939
D-GB-F: Hitler bietet GB Frieden an mit Berücksichtigung der Polen-Aufteilung
mit Bezug auf die Diplomatie vom September 1939 (S.127).
9.10.1939
D-F:Hitler ordnet die konkrete Planung des Frankreichfeldzugs an
Anweisung an Brauchitsch und Halder (S.127).
17.10.1939
GB-D: Frieden mit D wird von GB als kostbar eingeschätzt
so der stellvertretende, britische Aussenminister Butler an Iwan Maiski:
"Für einen dauerhaften Frieden - von 20-25 Jahren - wären wir bereit, gut zu zahlen" (S.232). Der Preis:
-- Zugeständnisse bei den Kolonien (S.232-233)
-- Friede für zumindest eine Generation muss gesichert sein
-- Friedensoffensive von Hitler vom 6.10.1939 ist gescheitert, kann aber wieder aufgenommen werden und dann vielleicht sogar erfolgreich sein (S.233).
in: Tagebuch von Iwan Maiski, 17.10.1939; In: AWPS
17.10.1939
D:Auftrag Hitlers an Keitel, Polens Territorium als Aufmarschgebiet gegen die SU einzurichten
(S.129)
19.10.1939
D-"USA": Göring kündigt Mooney die Vernichtung der SU und Japans an bei Frieden im Westen
-- James D.Mooney von General Motors GM
-- Göring: Frieden mit GB wird die Vernichtung der SU zur Folge haben:
"Wenn wir heute eine Verständigung mit den Briten erreichen, dann werfen wir morgen die Russen und Japaner über Bord." (S.129)
28.10.1939
GB-SU-DWid: GB will bei einem Frieden die gesamte NS-Führung weghaben, die NSDAP kann bleiben - GB will Deutschland aufteilen
-- so Horace Wilson an Iwan Maiski (SU-Botschafter in Washington) (S.522)
-- Deutschland soll kein einheitlicher Zentralstaat mehr sein
-- Deutschland soll zum "freien Bund" deutscher Staaten zurückkehren wie "früher"
-- es soll einen Status der Halbunabhängigkeit für Österreich, Bayern, Württemberg u.a. geben
-- auch die CSSR kann Mitglied dieses Bundes sein, z.B. mit den Rechten eines britischen Dominions
-- Polen soll nach ethnischen Gesichtspunkten unabhängig werden ohne Westukraine und ohne BSSR-Gebiete
-- der deutsche Bund kann die ehemaligen deutschen Kolonien wieder haben
-- Wilson: Frankreich ist bei den Wünschen nach Massnahmen gegen Deutschland extremer als GB
oo die französische Politik unterscheide nicht zwischen dem Hitler-Regime und der deutschen Bevölkerung
oo die französische Politik verfechte die Idee, Deutschland in kleine, unabhängige, unbewaffnete und somit ungeschützte Staaten aufzuteilen (S.523).
in: Tagebuch von Iwan Maiski, 28.10.1939; In: AWPS
Ende Oktober 1939
D: Hitler gibt dem deutsch-sowjetischen Vertrag eine Galgenfrist von 8 Monaten
(S.129)
D-GB-"USA": Die Ostorientierung Deutschlands wird "registriert"
(S.129)
Oktober / November 1939
GB:Hetze gegen Deutschland in den Medien
- die öffentliche Meinung will keinen Frieden mit Deutschland
- die Bevölkerung ist sehr aufgewühlt (S.158).
abOktober 1939
SU:Befestigungsbau an der neuen Westgrenze
(S.191)
Polen: Deutsche Pionierarbeiten zur Vorbereitung des Angriffs auf die SU
-- Anlegen von Umgehungsstrassen
-- Befestigung alter Brücken
-- Bau neuer Brücken
-- Einrichtung von Lagern für Rüstungsgüter, für Treibstoff und Munition
-- Bau neuer Flugplätze (S.193).
Die SU weiss zu diesem Zeitpunkt schon, dass ein Angriff vorbereitet wird (S.193) [das sind sicher keine Massnahmen zur Landschaftsverschönerung].
U-Bootkrieg: Gerücht, die deutschen U-Boote würden mit sowjetischem Diesel laufen
und der deutsche U-Bootkrieg sei nur mit Russlands Hilfe möglich (S.183-184).
[nicht erwähnt:
Das Gerücht kann von deutscher Seite gezielt gestreut worden sein].
GB meint, es sei stark genug, gegen das 3.Reich zu kämpfen, ohne "US"-Hilfe
(S.520).
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