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Das Schachspiel der Mächtigen 1919-1945
oder:
Der Höhepunkt im grossen darwinistischen Fressen

Teil 14: Mai bis Juli 1940. Chronologie

von Michael Palomino (1995 / 2004 / 2007)

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aus: Valentin Falin: Zweite Front. Die Interessenkonflikte in der Anti-Hitler-Koalition. Droemersche Verlagsanstalt Th. Knaur Nachfolger, München 1995

ergänzende Strukturdaten:
aus dtv-Atlas der Geschichte 1986, Bd. 2


Mai 1940

1.5.1940 ca.
GB-DWid: London erhält "rechtzeitig" Tag und Stunde des deutschen Angriffs auf Belgien, Lux, NL und F
durch deutsche Oppositionelle (S.165).

Mai 1940
"USA"-CA:
Geheimverhandlungen Roosevelt-Mackenzie King über die britische Flotte nach angenommener GB-Niederlage
Roosevelt und Mackenzie King verhandeln für den Fall, dass nach Frankreich auch gleich England deutsch besetzt wird:
-- Mackenzie King, Premier von Kanada
-- Churchill weiss von den Verhandlungen nichts
-- Besprechung: Wege, wie die britische Flotte in sichere Häfen des Empire gebracht werden könnte kurz vor einer Kapitulation (S.137)
-- die "USA" wollen aber keineswegs in den Krieg eingreifen.

Falin:
"Selbst zu diesem Zeitpunkt erörterte man im Weissen Haus nicht ernsthaft die Frage, ob die "USA" in den Kampf eingreifen (S.137) sollten, um eine unerwünschte Wendung des Krieges zu verhindern." (S.138)

"USA" geben die Hoffnung auf ein Arrangement mit Hitler auf
(S.141)

Mai-August 1940
D: Missernte in Deutschland führt zu Getreidemangel
(S.188)

ab Mai 1940
"USA":
Gerüchte über deutsche Landung in Brasilien - "präventive Massnahmen" in ganz Mittel- und Süd-"Amerika"
-- die "US"-Armee erstellt Pläne zur raschen Besetzung der französischen, britischen und holländischen Kolonien der Karibik
-- die "USA" leisten Brasilien Militärhilfe (S.63).
-- die "USA" unternehmen "prophylaktische Massnahmen" in ganz Latein-"Amerika": in Argentinien, Chile, Bolivien, Ecuador, Kolumbien, Costa Rica, Nicaragua, Guatemala und Mexiko: Planung der "amerikanischen" Besetzung von allen europäischen Siedlungen in diesen Ländern (S.63)

in: De Jong, L.: Die deutsche 5.Kolonne im 2.Weltkrieg. Stuttgart 1959, S.190-191, 202

[nicht erwähnt:
Die "USA" finden immer wieder Gründe, sich Mittel- und Süd-"Amerika" zu unterwerfen, wie dies seit 1776 angestrebt wird. Es kann sehr gut sein, dass die Gerüchte aus den "USA" selbst stammen].

10.5.1940

D: Frankreichfeldzug
-- die französische Armee ist an Zahl und Zusammensetzung der deutschen Armee gleichwertig
-- die französische Armee hatte 9 Monate Zeit zur Vorbereitung
-- die Welt bedenkt aber nicht, dass die 3.Republik viele innere Feinde hat, die den deutschen Einmarsch befürworten und ihn fördern (S.161):

"Hohe Armeeoffiziere, reiche Industrielle und prominente Politiker waren "der dritten Republik gegenüber feindlich eingestellt; viele neigten zu der Ansicht, ein autoritäres Regime wie in Italien oder Deutschland funktioniere besser, es rettet die Positionen der privilegierten Klassen und befreie Frankreich von der Notwendigkeit, sich selbst zu verteidigen. Wenn schon Krieg, dann sollte es ein Krieg gegen die gottlosen Bolschewiken sein. Mit anderen Worten, schliesslich glaubte die Hälfte oder sogar mehr als die Hälfte der einflussreichen Bürger Frankreichs das, was Hitler sie glauben machen wollte."

in: Expertise von Edgar Mourers, Journalist, an William Donovan, OSS-Chef (ohne Ort, ohne Jahr)

ab 10.5.1940
"USA" bleiben immer noch "neutral"
-- "wohlwollende Neutralität" zu GB und F
-- "aufmerksame Neutralität" zum 3.Reich, Italien und Japan
-- "eisig-kritische" Neutralität zur SU (S.140).

GB: Neue Diskussion um Koalition GB-D gegen die SU
-- dauernde Diskussion um Bedingungen, die man Hitler abhandeln könnte und die Vorteile für das Empire
-- Halifax, Chamberlain, Butler u.a. Minister verlangen eine Koalition mit dem 3.Reich, wenn Hitler das Empire nicht bedrohe (S.158)
-- Churchill räumt die Möglichkeit ein, dass England bestimmte Opfer bringen könnte zur Garantie der "wesentlichen Elemente unserer Lebenskraft", ohne zu präzisieren (S.158-159).

10.5.-Juni 1940
"USA"-GB:
Botschafter Kennedy prophezeit auch die Niederlage Englands
(S.161); Botschafter Joseph Kennedy in London schreibt Depeschen nach Washington, dass England für die Fortführung des Krieges zu schwach sei und die Niederlage unabwendbar sei (S.161-162).

14.5.-10.10.1940
"USA"-SU:
Konfiskationen von Lieferungen an die SU
-- die Lieferungen stehen bereits bereit und sind bereits bezahlt
-- Proteste der SU
-- "US"-Kommentar: "Sie können ja dasselbe tun." (S.171, 524)

ab Mitte Mai 1940
"USA"-SU:
Roosevelt verhängt Ausfuhrsperren gegen die SU
-- noch härter als Aussenminister Hull oder GB
-- Roosevelt unternimmt die meisten "feindseligen Akte" gegen die SU
-- die "USA" verweigert eine gemeinsame Demarche mit GB gegen die SU, will alleine gegen die SU agieren (S.171).


Die Ausfuhrbeschränkungen in die SU sind für die SU besonders "schmerzhaft" bei Rüstungsgütern (S.188-189), aber auch bei Aluminium, bei Molybdän und auch bei Industrieausrüstungen.  Die SU muss sich bei Deutschland um Ausgleich kümmern (S.189).

20.5.1940-Ende Juni 1940 ca.
GB: stürmische Debatten um das weitere Vorgehen gegenüber dem 3.Reich
(S.159)

20.5.1940 ca. / wenige Tage vor Dünkirchen
D:
Erklärung Hitlers an Halder: GB und D teilen sich die Welt auf

Hitlers Grössenwahn 20.5.1940 ca.:
"Wir suchen Fühlung mit England auf der Basis der Teilung der Welt." (S.160)


24.5.1940, Vormittag
Dünkirchen: Hitlers Befehlt zum Stillstand der deutschen Truppen 24km vor Dünkirchen
(S.159,160)
-- Befehl an General Rundstedt zum Stillstand der deutschen Truppen
-- England kann die Angehörigen des Expeditionskorps evakuieren, die Rüstungen nicht (S.159)
-- ist kein taktisch-operativer Entscheid, sondern politisches Kalkül

Für GB verbessert sich kurzfristig die Lage nach dem Fall Frankreichs
-- GB ist von allen Verpflichtungen gegenüber Frankreich befreit
-- F war ein lästiger Bündnispartner für GB
-- Hitler meint, ein Abkommen mit GB sei jetzt nur noch Formsache
-- GB ist gleichzeitig zu einem grossen Teil entwaffnet, denn die Rüstungen lassen sie in Dünkirchen (S.159).

25.5.1940
GB:
Churchill erwartet Hilfe von den "USA"
-- der Ausfall von Frankreich als Verbündeter sei keine Katastrophe
-- die "USA" können den Ausfall kompensieren
-- der Widerstand gegen das 3.Reich bleibe möglich (S.159).

Für England stellt sich nur die Frage, ob man die Bündnisse mit Frankreich aufkündigen solle, oder ob GB mit F am Verhandlungstisch mit dem 3.Reich sitzen solle (S.159).

26./27.5.1940

SU-D: Handelsvereinbarung
-- nach "Klärung" des Erdölpreises und nach dem Stapellauf des Kreuzers "Lützow" in Richtung Leningrad
-- die deutsche Seite soll ausserdem bis 11.5.1941 4,7 Mio. Tonnen Kohle liefern (S.186).

26.-28.5.1940
GB: Höhepunkt der stürmischen Debatten im Kabinett
-- sind gemäss Falin kursentscheidend
-- gleichzeitig ist Dünkirchen im Gang (S.159).

[27.5.-4.6.1940].
Dünkirchen:
Hitler erlaubt dem britischen Militär den Rückzug vom Kontinent
(S.156)
[wahrscheinlich als Vorleistung gedacht für deutschfreundliche Bedingungen für eine Koalition GB-D gegen die SU].

Ende Mai-Dezember 1940
SU:
Deutsche Technik und Kohle als Ausgleich für die Exportverbote der "USA"
Die SU erwirbt von Deutschland -- 2380 Werkzeugmaschinen für 54 Mio. RM
-- Militärtechnik und Rüstungsgüter für 36 Mio. RM
-- Kohle für 41 Mio. RM (S.189).

in: Schwendemann, Heinrich: Dissertation: Die wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen dem Deutschen Reich und der Sowjetunion von 1939 bis 1941; 1991, S.520, 526f.




Juni 1940

Juni 1940 ca. - Mai 1941
Kontakte von Rudolf Hess mit GB für einen Separatfrieden mit GB
-- Kontakt von Hess über Albrecht Haushofer, der Sohn von General Karl Haushofer, der "Begründer" der deutschen Geopolitik, Kontaktmann in GB sind Sir Ian Hamilton und der Duke of Hamilton
-- Hess ist überzeugt, dass er mit ihnen persönlich korrespondiert


in: Smith, H.R.: OSS. The Secret History of America's First Central Intelligence Agency, N.Y. 1972, S.36f.

-- Hess schlägt immer einen Separatfrieden mit GB vor, Hitler will dann gegen die SU losschlagen (S.163)

-- Albrecht Haushofer empfiehlt Hess als Verbindungsmann den gemäss seiner Meinung nach zuverlässigeren Lord Lothian, britischer Botschafter in Washington, aber Hess besteht auf der Verbindung Haushofer - Hamilton, ist ein Fehler von Hess

in: Hoffmann, Peter: Widerstand. Staatsstreich. Attentat. Der Kampf gegen Hitler. München, 1970, S.256f. (S.524).

ab Anfang Juni 1940
D-SU: Stalin beharrt auf den Rüstungsgütern aus Deutschland - weitere Lieferungen
-- die SU liefert nun auch Buntmetalle, aber nur in dem Umfang, wie für die Herstellung der bestellten Rüstungsgüter und Geräte nötig
-- die SU liefert darüber hinaus sowjetisches Phosphat, Manganerz und Baumwolle

-- Getreidelieferungen und Samenlieferungen zum landwirtschaftlichen Anbau im Transit aus der Mandschurei, Japan, Iran und Afghanistan

-- vom 1.6.-31.8.1940 2500 Tonnen Kautschuk aus Japan zur Erfüllung der sowjetischen Aufträge, die 4000-5000 Tonnen Kautschuk benötigen (S.187).

in: Schwendemann, Heinrich: Dissertation: Die wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen dem Deutschen Reich und der Sowjetunion von 1939 bis 1941; 1991, S.309.

ab Juni 1940 ca.
D-GB: Berlin startet neue diplomatische Schritte in Richtung London
(S.156)

4.6.1940
Dünkirchen-Bilanz
-- Evakuation von 338.226 Soldaten und Offizieren
-- dies sind 88 Prozent des gesamten Expeditionskorps
-- ca. 40.000 französische Militärs werden gefangen genommen (S.524).

6.6.1940

SU: Erste Meldung von Vorbereitungen zum Russlandfeldzug
-- Meldung des sowjetischen Militärattaché in Bulgarien, Dergatschow, aus "zuverlässiger Quelle" (S.192)
-- geplant sei ein Angriff der Wehrmacht gemeinsam mit Italien und Japan (S.193).

9.6.1940
SU: Dergatschow bestätigt die Meldung zum Russlandfeldzug
-- Meldung Dergatschows aus Berlin
-- die Verlegung von deutschen Wehrmachtteilen an die Ostgrenze habe begonnen (S.193).


SU-Japan: Abkommen zur Markierung der sowjetisch- mandschurischen Grenze - die "USA" sehen den eigenen Zweifrontenkrieg voraus
Mit der Markierung der japanisch-sowjetischen Grenze ist keine weitere Auseinandersetzung zwischen der SU und Japan mehr zu befürchten. Vor Japan liegen "herrenlose" Kolonien von NL und F. Wenn Japan diese besetzt, sehen die "USA" ihre "Interessen" gefährdet. Folgen:
->> die "USA" erwartet den Zweifrontenkrieg (S.172)
->> die "USA" hat sich verspekuliert, dass auf dem Atlantik GB die deutschen Kräfte binden könnte, und auf dem Pazifik die SU die japanischen Kräfte binden könnte (S.172-173).

10.6.-19.6. 1940
F-GB:
Weitere Fluchtbewegung nach England
-- von britischen, kanadischen und französischen Truppenteilen nach England
-- Einschiffung in den Häfen Saint-Valéry en-Caux, Le Havre, Cherbourg, Brest, St.Malo, St.Nazaire und Nantes (S.524).

[nicht erwähnt:
1940-1945
Vielen
Juden gelingt über den Kanal die Flucht nach England
auch während der deutschen Besatzungszeit.

In: Tewes: Frankreich in der Besetzungszeit 1940-1943; Bonn 1998].

13.6.1940
GB
braucht Hilfe gegen das 3.Reich
-- Memorandum der britischen Generalstabschefs
-- die britischen Militärs merken, dass ohne "US"-Hilfe ein Sieg gegen das 3.Reich nicht möglich sein wird (S.520)

[vor allem, weil die gesamte französische Rüstung und Rüstungsindustrie nun für Deutschland arbeitet].


in: Butler, J.R.M: Grand Strategy. September 1939-Juni 1941. London 1967, S.242

[14.6.1940
nicht erwähnt:

SU sowjetisiert die Baltenstaaten, Estland, Lettland und Litauen
-- mit totaler Enteignung
-- mit politischen Kommissaren
-- mit Deportationen von Klassenfeinden, darunter 100.000e klassenfeindlicher Juden
-- Massenkältetod bei sibirischer Kälte und Hunger ab 1941 von Kasachstan bis in den Gulag].

Die
SU-Besetzungen in Osteuropa machen die Öffentlichkeit in den "USA" sauer
-- die SU nutzt den Frankreich-Feldzug für eigenes Vordringen [Besetzung von Litauen und Bessarabien]
-- die Öffentlichkeit verlangt neue Massnahmen gegen die SU (S.170).




Juli 1940

ab Mitte 1940
D: Pionierarbeiten in Ostpreussen, Rumänien und in der Slowakei sind im vollen Gang
zur Vorbereitung des Russlandfeldzugs. Die SU weiss, dass ein Angriff vorbereitet wird (S.193).

Juli 1940
Die
SU ist geschockt von der Niederlage Frankreichs
-- die Niederlage Frankreichs ist gemäss Falin für die SU-Führung "eine äusserst unangenehme Überraschung"
-- Stalins strategisches Konzept vom August 1939 ist zerfallen
-- der sowjetische Geheimdienst gibt Stalin die ersten Meldungen über Vorbereitungen der NS-Truppen für einen Russlandfeldzug durch (S.186).

"USA"-GB: "USA"
kontrollieren die Stärke von GB
-- Inspektionsreise von William Donovan nach GB zur Inspektion der Rüstungsbetriebe
-- weitere Inspektionsreise von drei weiteren hohen "US"-Offizieren
-- die "USA" bestätigen, dass GB einen Krieg mit dem 3.Reich bestehen kann (S.161).

"USA"-Resolution
zu "herrenlosen" Kolonien in Mittel- und Süd-"Amerika"
-- Kongressresolution: Die "USA" wird nie "anerkennen", dass "eine geographische Region der westlichen Hemisphäre von einer nichtamerikanischen Macht auf eine andere" übergeht
-- wendet sich gegen Kolonientausch in der "westlichen Hemisphäre", ausser, die "USA" kann die Kolonie "übernehmen" (S.166)

->> Nord-, Mittel- und Süd-"Amerika" werden von Washington für unantastbar definiert
->> in Osteuropa soll Hitler aber weiter machen können, was er will
->> die Kolonien werden als "geographische Regionen" ohne festen Grenzen bezeichnet
->> die Bevölkerungen der "geographischen Regionen" sind rechtlos dem "US"-Imperialismus ausgeliefert (S.166).

Die "USA"
planen die "Treuhandschaft" über "herrenlose" Kolonien
Roosevelt-Plan, die "USA" solle die "Treuhandschaft" über Kolonien übernehmen, deren "Mutterländer" handlungsunfähig geworden sind (S.166).

Juli 1940-Juni 1941
Die SU-Aufklärung an der Westgrenze stellt Vorbereitungen für einen Angriff fest
-- die politische Aufklärung übermittelt über 120 Berichte über die Vorbereitungen
-- die militärische Aufklärung bringt noch einmal  ca. 120 Berichte
-- der Verschlüsselungsdienst liefert alles auf Stalins Tisch, was es zu transkribieren gibt
-- manchmal reagiert Stalin mit Protesten und Aktionen (S.192).

Juli-Oktober 1940 / in den folgenden Monaten nach dem 9.6.1940
Die
SU erhält regelmässig neueste NS-Angriffspläne
aus Berlin, Zürich, Bukarest, Tokio, von der deutschen Botschaft in Moskau, von den Aufklärungsabteilungen der Stäbe der Militärbezirke längs der SU-Westgrenze (S.193).

in: Iswestia ZK KPSS. Moskau 1990, Nr.3, S.220-222; Nr.4, S.198-199, 205-207, 219-222 (S.527).
Juli 1940 ca. / bald nach dem Rückzug der Briten vom Kontinent
D: Hitler erklärt Dünkirchen: das GB-Expeditionskorps muss erhalten bleiben
Hitler an seine engsten Mitarbeiter, darunter Weizsäcker, General Jeschonnek u.a.:
-- das Expeditionskorps ist für das Empire die Basis
-- Hitler hofft nun, dass GB einlenkt (S.160).

in: Lukacs, John: Churchill und Hitler. Der Zweikampf 1992, S.119

Juli 1940 ca.
D-GB: Hitler bietet GB den Plan einer "stabilen Ordnung" in Osteuropa an
-- Angebot, "partnerschaftlich" zusammenzuwirken
-- es erfolgt keine rundwege Ablehnung in London (S.159).

[Gleichzeitig sterben in jüdischen Ghettos in Polen bereits 100.000e von Juden. GB ist dies keine Erwähnung wert, sondern man verhandelt mit dem Verbrecher].

gleichzeitig:
D-Angriffsplanung gegen die SU wird beschleunigt
(S.159-160)
-- die Einverleibung der Baltenstaaten durch die SU sei eine Bedrohung des Reichs und mit den Verträgen von 1939 unvereinbar
-- Jodl und andere Generäle weisen aber nach, dass ein sofortiger Angriff undurchführbar ist (S.160).

Juli 1940-April 1941
"USA"-SU: Über 20 Treffen zwischen Welles und Umanski
meist über den Fernen Osten, nicht über die deutschen Vorbereitungen zum Russlandfeldzug (S.172).

ab Juli 1940 ca.
GB:
Churchill gegen alle: gegen D, SU und gegen Roosevelt
[-- Churchill übernimmt die Regierung]
-- gemäss Falin mit dem Motto: "Versprich nach Berechnung und erfülle nach Befürchtung"
-- mit totaler "Moral" [trotz Rassismus]
-- mit Unberechenbarkeiten, Churchill ist sehr launisch [ wie ein Alkoholiker eben ist] (S.160).

Churchill gegen alle im eigenen Land
-- gegen die "Befrieder"
-- gegen Halifax, gegen den Duke of Windsor, gegen Kirchenvertreter (S.160)
-- gegen manche Labour-Abgeordnete

-- gegen ausländische Politiker wie die nazistisch-rassistisch denkenden Leute in den "USA", z.B. Ex-"US"-Präsident Hoover, Senator Taft, John Foster Dulles, Lindbergh (Vorsitzender des Komitees "America First", Botschafter Joseph Kennedy, "US"-Kriegsminister H.Woodring

-- gegen Papst Pius XII., Diktator Franco, den schwedischen König, schweizerische Minister, Carl Jacob Burckhardt etc. (S.161).

Die Denkweise der GB-"Befrieder"
-- viele wollen ein autoritäres Regime wie Mussolini oder Hitler, das "besser funktioniert" und die Privilegierten schützt
-- bei einem autoritären System entfällt die Verteidigungsarbeit gegenüber dem 3.Reich
-- Hauptziel ist der Krieg gegen die SU
-- mehr als die Hälfte der "einflussreichen Bürger" glauben bei Hitler an das, was sie in ihm sehen, statt zu sehen, was er wirklich ist (S.161).

Aber Churchill wehrt sich
-- zusammen mit den Stabschefs
-- so hat er im Kriegskabinett und im Parlament eine labile Mehrheit (S.161).

1.7.1940
SU: Stalin bestätigt, er wisse von Hitlers Russland-Plänen
Stalin an den britischen Botschafter Stafford Cripps:
"Ich bin nicht so einfältig, den deutschen Versicherungen zu glauben, sie hätten keinen Wunsch nach Hegemonie." (S.513)

in: Werner Maser, S.12 (S.513)

[Der Russlandfeldzug ist in "Mein Kampf" bereits 1927 als "Germanenzug" angekündigt].

1.7.1940
SU-GB:
Churchill will das Bündnis mit der SU gegen das 3.Reich
-- Botschaft von Churchill über die britische Botschaft zu Stalin
-- Churchill fordert Stalin zur Revision der Beziehungen zu GB auf
-- Churchill fragt, wie man auf die deutsche Vormachtstellung in Europa reagieren solle
-- Stalin antwortet nicht (S.171).

Mitte Juli 1940
"USA"-SU:
"US"-Botschafter Steinhardt und Bullit werten die SU als "Achsenmacht"
Roosevelt ist nahe dran, die SU auch so zu sehen (S.171).

ab 15.7.1940 ca.
"USA"-DWid:
Meldungen zu Operation "Seelöwe", das nur Tarnung für den Russlandfeldzug sei
Der deutsche Widerstand meldet, die Vorbereitungen zum Angriff auf England (Operation "Seelöwe") seien nur ein Täuschungsmanöver Hitlers, um der SU die Treue vorzugaukeln (S.172) und den Russlandfeldzug, die Operation "Fritz", zu vertuschen, später erst "Barbarossa" (S.525).

Die "USA" sieht einen Russlandfeldzug noch für Herbst 1940 für möglich (S.172).

19.7.1940
D-GB:
Angebot Hitlers an GB, aus dem Krieg auszuscheiden
Hitlers Bedingungen:
-- deutsche Besetzungen in Europa anerkennen
-- zwischen den Zeilen: Bündelung der Kräfte gegen die SU
-- Berlin schickt GB über den Vatikan die "Erläuterung" des Angriffs gegen die SU (S.156).


in: ADAP, Ser.D, Bd.10, S.319

[nicht erwähnt:
Und der Vatikan macht mit im Vernichtungskrieg, statt nach einem Mittelweg zu suchen].

19.7.1940 [Abend MEZ?]
"USA": Radiorede von Roosevelt: Ablehnung von Verhandlungsfrieden mit Deutschland
denn die Bedingung der Stärke des 3.Reichs und die Bedingung als "Pufferstaat" gegen die SU sind nicht produktiv (S.155).

21.7.1940
D-GB: Stab der deutschen Marine empfängt "einflussreiche Gruppe" von GB
zur Absprache von Einzelheiten einer "Friedensregelung" mit Deutschland (S.156).

21.-30.7.1940

"USA": Havanna-Konferenz über "Treuhandschaft" der Kolonien
--Konferenz der Aussenministerien der "amerikanischen" Staaten über "herrenlose" Kolonien
--Verabschiedung einer Konvention "über die zeitweilige Verwaltung europäischer Kolonien und Besitzungen auf dem "amerikanischen" Kontinent" [Inhalt?] (S.166).

in: DAFR, Vol II, S.83-86

27.7.1940
"USA"-SU:
Welles an Umanski: SU sei wie 3.Reich

Falin:
"Unter Hinweis auf das Vorgehen der UdSSR in Litauen, Lettland und Estland erklärte Sumner Welles am 27.Juli [1940] gegenüber (S.171) Konstantin Umanski, die "amerikanische" Regierung könne keinen prinzipiellen Unterschied zwischen der Aggressivität Deutschlands und der SU erkennen." (S.172)

Welles zu Umanski im Verlaufe des Gesprächs: aber vielleicht sei alles nur ein "Missverständnis" (S.172).

in: FRUS 1940, Vol. 3, S.329f. (S.525).

Ende Juli 1940 ca.
"USA"-GB: Roosevelt gibt Churchill "moralische" Unterstützung
Waffenlieferungen an GB bleiben nicht ausgeschlossen (S.162).



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