aus: Valentin Falin: Zweite
Front. Die Interessenkonflikte in der
Anti-Hitler-Koalition. Droemersche Verlagsanstalt Th.
Knaur Nachfolger, München 1995
ergänzende Strukturdaten:
aus dtv-Atlas der Geschichte 1986, Bd. 2
August 1943
"USA": Die Kampfverbände der
Landstreitkräfte sind erst jetzt komplett verfügbar
(S.333)
in: Matloff, Maurice: Ot Kasablanki do "Overlorda". Moskau
1964, S.158-160, 239-242, 358
SU gewinnt bleibende Vorteile in der Schlacht am Kursker Bogen
->> Ab August
1943 wissen Roosevelt und die Mehrheit seiner Umgebung, dass
die SU das 3.Reich allein besiegen kann (S.376).
OSS-Vorstellung über Deutschland nach dem
Krieg: eine
"zentristisch-sozialistische Regierung"
als
Schutzschirm
als Knebel für Störenfriede
zur Stabilisierung der Entwicklung in sicheren Bahnen
auf keinen Fall gegen Konservative gerichtet (S.422).
[Der Rassismus soll also weitergehen, einfach auf
niedrigerem Niveau, wie in den "USA", und der Holocaust soll
nicht geahndet werden...].
Teilung Deutschlands: Erster Entwurf von
Besatzungszonen stammt von GB
(S.469)
August 1943 ca.
Warnung der "US"-Army-Planungsorgane an
Roosevelt: kaum Realisierung der Pläne der letzten 1 1/2
Jahre
-- die GB-"US"-Planungen der letzten 1 1/2
Jahren entsprechen nicht den Realisierungen
-- der Übergang von "Bolero" zu "Torch" ist übereilt, sehr
aufwändig und in aller Unordnung vollzogen worden
-- Rüstungs-, Ausbildungs- und Ausrüstungspläne werden dabei
missachtet
-- Zeitpläne werden nicht eingehalten
-- ein entscheidender Schlag gegen die Achse sei bisher
nicht gelungen
-- die Zersplitterung der Kräfte ist eine Sackgasse
-- Forderung eines Hauptschlages: 2.Front in Frankreich und
unmittelbare Kampfberührung mit der deutschen Armee (S.375).
in: Matloff, Maurice: Ot Kasablanki do "Overlorda". Moskau
1964, S.234-236
Die "US"-Planer bekräftigen, ohne Einsatz
anglo-"amerikanischer" Bodentruppen sei keine Macht in
Deutschland zu gewinnen (S.375-376).
10.8.1943
"USA": Roosevelt-Understatement: er
will keine
"Gewinne" machen -
aber "Politik ist ein Spiel"
"Es
ist äusserst unvernünftig, bei der militärstrategischen
Planung von Gewinnen im politischen Spiel auszugehen."
(S.240)
in: Matloff, Maurice: Ot Kasablanki do "Overlorda". Moskau
1964, S.278
in: Sherwood, Robert: Roosevelt i Hopkins. Moskau 1957,
Bd.1, S.328-331
August-September 1943
OSS-D: OSS verstärkt Bemühungen, deutsche
Generale zur Zusammenarbeit zu gewinnen für eine
"schnellstmögliche Beendigung des Krieges"
(S.394)
9.8.1943
Roosevelt an Marshall: Roosevelt will "Overlord"
mit den zentralen Mittelmeer-Aktionen verknüpfen
(S.376)
10.8.1943
Kriegsminister Stimson: Denkschrift an
Roosevelt: Appell an eine eigene "US"-Linie gegen GB
-- Roosevelt solle den "US-Standpunkt
gegen GB klarmachen
-- Roosevelt solle die Verantwortung für den europäischen
Kriegsschauplatz selbst übernehmen
-- Stimson will auf alle Fälle verhindern, dass der
Zusammenzug von "US"-Truppen auf GB wieder stattfindet, ohne
dass die 2.Front durchgeführt wird:
"Wir können nicht zulassen, dass wir uns noch einmal
versammeln und Operation "Bolero" wiederum nur in Worten
zustimmen." (S.376)
Beratungen zwischen Roosevelt, Stimson und den Stabschefs:
-- bei Roosevelt kommt ein Umschwung zu einer eigenen
"US"-Linie zustande
-- Roosevelt wendet sich gegen einen Balkanfeldzug
-- Roosevelt erwägt sogar eine rein "amerikanische" 2.Front
in Frankreich mit GB als Operationsbasis, wenn GB sich
weiter sperren sollte (S.376).
in: Matloff, Maurice: Ot Kasablanki do "Overlorda". Moskau
1964, S.236-237, 274,277,279
Churchill gibt auf die neuen
Roosevelt-Überlegungen sogar Antwort:
-- Churchill stimmt wieder einmal "im
Prinzip" zu (S.376)
-- aber für eine 2.Front dürfe die Wehrmacht in F und NL
nicht über 12 Divisionen in voller Stärke stationiert haben,
die zu Angriffsoperationen fähig sind
-- dabei werden Einheiten zur Küstenverteidigung und zur
Ausbildung nicht mitgezählt
-- in den ersten 2 Monaten der Landung muss Deutschland
gehindert werden, über 15 kampffähige Divisionen von der
Ostfront nach Westen zu werfen
-- wenn "Overlord" nicht stattfindet, solle "Jupiter"
stattfinden, das ewige Churchill-Manöver (S.377).
in: Sekretnaja perepiska, Bd.1, s.415
in: Matloff, Maurice: Ot Kasablanki do "Overlorda". Moskau
1964, S.286-288, 290-291
19-24.8.1943
Quebec I.: Konferenz "Quadrant" GB-"USA"-Militärs
--
Erörterung der OSS-Szenarien
-- Roosevelt neigt zu Szenario C
-- das State Department, das Kriegsministerium und die
Generalität wollen Variante B und z.T. auch Szenario A
(S.373).
20.8.1943
OSS: Donovan-Memorandum: "USA" soll die ganze Welt beherrschen
sonst sei die Sicherheit der "USA" gefährdet -
Deutschland und SU sind Gegner der "USA"
-- dem Memorandum ist ein Dokument
beigefügt: "Strategie und Politik: Können Amerika und
Russland zusammenarbeiten?"
-- Churchill, Roosevelt und die Stabschefs beachten die
Arbeit von Donovan sehr, die Historiker nach 1945 aber kaum
(S.367)
Forderungen Donovans
-- das OSS verlangt eine gemeinsame
Strategie mit der SU
-- das OSS verlangt eine Perspektive für Europa nach dem
Krieg, und die Stellungen der Armeen am Ende des Krieges
werden gemäss Donovan die Aufteilung Europas mitbestimmen
-- Deutschland soll keine führende Rolle mehr in Europa
spielen
-- die "USA" sollen in Europa überall stark vertreten sein,
dies sei für die Sicherheit der "USA" unabdingbar: "[Der
Anspruch auf] Sicherheit der Vereinigten Staaten [ist so zu
verstehen], dass nach einer Niederlage Deutschlands keine
Macht allein und keine Gruppe von Mächten, in der wir [die
"USA"] keinen starken Einfluss haben, die Kräfte Europas
führen darf."
-- wenn Deutschland oder eine andere Macht die Kräfte
Europas führt ohne "USA", kann man davon ausgehen, dass wir
[die "USA" ] den Krieg verloren haben"
-- das Endziel: "Friede, Freiheit und Prosperität" in
Europa, "zum Wohle nicht nur Europas, sondern auch zu
unserem [der Amerikaner] eigenen Wohl." Voraussetzung sei
ein entsprechendes Machtsystem
-- ein Bündnis mit GB reicht nicht
-- die "USA" sind verpflichtet, alle möglichen Hilfskräfte
vor und nach der Landung in Westeuropa aufzubauen: in
Norwegen, Holland, Belgien, CSSR, Polen, Jugoslawien,
Griechenland, v.a. aber Frankreich
-- Deutschland sei eine Macht, die aus dem Kriegszustand
heraus gegen die "USA" gerichtet ist
-- die SU sei ebenso eine Macht, die gegen die "USA"
gerichtet sei, weil das Potential eine eigene Politik
ausserhalb des "US"-Einflusses zulässt.
Falin kommentiert:
"Deutschland und die SU werden [von Donovan] nach Stärke und
Einfluss als Mächte aufgefasst, die gegen die "USA" stehen.
Das 3.Reich - weil es sich im Kriegszustand mit den
Vereinigten Staaten befindet. Die SU, weil sie ein Staat
ist, dessen Potential rasch wächst, was sie in die Lage
versetzt, eine eigene Politik zu verfolgen." (S.368)
[nicht erwähnt:
Niemand sucht den Mittelweg zwischen Kapitalismus und
Kommunismus].
20.8.1943
Quebec I.: Die GB-"USA"-Stäbe meinen, man sei in
Deutschland willkommen zum Kampf gegen die SU
-- Sitzung des Vereinigten
anglo-"amerikanischen" Stabes, Diskussion um
Militärszenarien und SU-Beziehungen (S.373-374)
-- die Militärs spekulieren, dass die Westalliierten in
Deutschland willkommen sein würden, um gemeinsam an der
Ostfront die SU aufzuhalten, so denken auf "amerikanischer
Seite" Admiral
William Leahy, Admiral
Ernest King, General
George
Marshall, General
Henry Arnold, auf
britischer Seite General
Alan Brooke, General
Dudley Pound, sowie Hauptmarschall der Air
Force,
Charles Portal
-- Idealvariante wäre, wenn die Städte an die Westalliierten
kampflos übergeben würden
-- dann kämen die NS-Militärs in Reserve für den Fall von
Komplikationen mit der SU
-- Churchill boykottiert wieder alle Pläne für eine 2.Front
für Juni-August 1943 und gefährdet alle Konzeptionen der
Trident-Konferenz (S.374)
-- Churchill beharrt wieder auf dem Italienfeldzug oder dem
Balkanfeldzug, und nun hat er auch noch die Idee einer
Invasion in Spanien (S.374-375).
20-23.8.1943 ca.
Quebec I.:
-- Erläuterung von "Overlord"
-- Erläuterung des Nachfolgers von "Sledgehammer": eine
besondere Landung auf dem Kontinent, nun "
Rankin"
genannt (S.377).
Fall A: nur im Fall einer vorzeitigen Schwächung soll
"Rankin" vor "Overlord" stattfinden
Fall B: "Rankin" kann stattfinden im Fall eines deutschen
Abzugs aus den besetzten West-Gebieten
Fall C: "Rankin" kann stattfinden im Fall der
bedingungslosen Kapitulation und Einstellung des
organisierten Widerstands (S.377), dann aber so schnell wie
möglich, um Ordnung in Westeuropa zu garantieren (S.378).
GB und die "USA" spekulieren bei einem Zusammenbruch der
Ostfront auf eine Freigabe von West- und Südeuropa, um die
Ostfront aufzuhalten und um eine SU-Besetzung Deutschlands
zu verhindern (S.377).
Spekulation um Einteilung der besetzten Gebiete
-- "USA": F, B, West-D von der schweizer
Grenze bis Düsseldorf
-- GB: NL, DK, N und Nord-D ab der Ruhr bis Lübeck
-- Errichtung einer anglo-"amerikanischen" Zivilverwaltung
für D und alle "befreiten" Länder (S.378).
22.8.1943
Stalin-Botschaft an Churchill und Roosevelt:
Forderung einer gemeinsamen
"militärisch-politischen Kommission"
--
zur Verhinderung weiterer Alleingänge von GB und "USA"
-- bestehend aus Vertretern der drei Länder "USA", GB und SU
-- zur Prüfung der "Probleme der Verhandlungen mit den
verschiedenen von Deutschland abfallenden Regierungen"
(S.365)
in: Die unheilige Allianz. Stalins Briefwechsel mit
Churchill 1941-1945. Reinbek, 1964, S.192
->> die SU verlangt, dass Alliierte sich auch wie
Alliierte verhalten
->> Bildung der Kommission
->> die "USA" müssen über Nachkriegsordnungen stärker
nachdenken (S.365)
->> Churchill startet wieder Intrigen, um Roosevelt
auf seine Seite zu zwingen, mit Präzedenzfällen etc.
(S.366-367).
23.8.1943
Quebec I.: Churchill erörtert einen neuen
Spanienfeldzug
-- vor den Stabschefs Komiteemitgliedern
und mit Hopkins
-- Leahy hat Interesse an den Pyrenäen
-- General Hull will am Mittelmeer weitermachen
-- General
Wedemeyer will einen Schlag am
Ärmelkanal oder sich auf Japan konzentrieren
-- Oberst
Bissell und General
Lindsay
wollen abwarten, bis die SU Deutschland völlig zermürbt hat,
gleichzeitig soll Italien aus dem Krieg ausscheiden
-- Donovan ist für einen Spanienfeldzug
-- Marshall meint, GB will am Mittelmeer politische Fakten
schaffen, während eine 2.Front in Frankreich v.a.
militärisch wichtig ist (S.375)
in: Brown, A.C.: The Last Hero. N.Y., 1984, S.354
in: Matloff, Maurice: Ot Kasablanki do "Overlorda". Moskau
1964, S.219-222, 231
24.8.1943
Quebec I.: Diskussion der GB- und
"USA"-Diplomatie um Aktionen gegen die SU und 2.Front
-- wann die SU verraten wird, der Verrat
wird nicht mehr verheimlicht
-- wie die SU noch mehr Lasten aufgebürdet bekommen soll
-- nun soll zielstrebig in Zusammenarbeit mit der 2.Front
eine 2.Front organisiert werden, der deutsche Widerstand
wird zur "5.Kolonne" (S.374).
25.8.1943 / nach der 1.Konferenz von Quebec
Atombombe: Behauptung der Weltherrschaft für die Macht, die die Atombombe hat
--
Churchills Minister
John Anderson, für
Atomforschung zuständig, an den kanadischen Premierminister
Mackenzie King: "Die Atombombe wird dem Land die Kontrolle
über die Welt bringen, das sie als erste besitzt."
-- Anderson meint, man solle sich gegen die "sowjetische
Gefahr" nicht nur auf die "USA" verlassen (S.452).
in: Groom, A.: British Thinking about Nuclear Weapon. London
1974, S.9
26.8.1943
Botschaft von Roosevelt und Churchill an Stalin
über "Ausweitung" der Aktivitäten
-- Ausweitung der Luftangriffe von GB und
von Italien aus
-- Konzentration "amerikanischer" Truppen auf GB für die
2.Front, 3-5 Divisionen pro Monat mehr
-- 2.Front sei "Hauptanstrengung der "USA" und Englands zu
Lande und in der Luft" (S.378)
-- im Mittelmeer sei das Ziel die Kapitulation Italiens
-- Termine werden keine genannt (S.378-379).
in: Sowjetsko-amerikanskie otnoschenia, Bd.1, S.363-364
Alles andere wird verschwiegen und alle Termine bleiben
undefiniert (S.379).
Ende August 1943
D: Operation "Zitadelle" ist verloren - Diskussion der deutschen Generäle um Westfrieden
--
Hitlers Gefolgsleute verlieren ihren letzten Hochmut, z.B.
Manstein, Kluge, Küchler oder SS-Generäle
Hausser und
Dietrich. Dazu
werden neue "grosszügige politische Lösungen" entworfen:
-- Kluge und andere Generäle glauben, zusammen mit GB und
mit den "USA" könne die Ostfront an Polens Ostgrenzen
stabilisiert werden und "uneinnehmbar" gemacht werden
-- Hitler lehnt aber eine Übereinstimmung ab
-- der Widerstand gegen Hitler wächst
-- Goerdeler wird als Mediator zwischen dem deutschen
Widerstand, den "USA" und GB eingesetzt (S.416).
September 1943
SU-Sieg am Kursker Bogen: Erst jetzt sind GB und
die "USA" bereit zur gemeinsamen Strategie gegen die
NS-Koalition
(S.182)
"USA"-GB-D: Die Stabschefs diskutieren eine
Variante, den Rest der ganzen Wehrmacht gegen die SU zu
werfen
(S.416).
Spätsommer / Anfang September 1943 ca.
DWid-"USA": Gerücht im OSS um ein
Geheimdiensttreffen zwischen Canaris und Donovan in
Istanbul
aber gemäss Falin ohne Beweise (S.359).
Anfang September 1943
SU: Gründung von Kommissionen über
Nachkriegseuropa
(S.468)
-- Kommission für Fragen der Friedensverträge und der
Nachkriegsordnung unter Leitung von Maxim Litwinow
(S.468-469)
-- Kommission für Fragen des Waffenstillstands unter Leitung
von Kliment Woroschilow, später als Kommission für
Waffenstillstand mit Deutschland
-- Gründung weiterer Kommissionen für einen Waffenstillstand
mit SF, Ungarn und Rumänien (S.469).
September-Oktober 1943 / vor der Moskauer
Aussenministerkonferenz
Ansichten der "US"-Stabschefs: die SU ist
europäische Grossmacht
-- die SU kann Deutschland auch ohne
Westmächte besiegen
-- die SU wird entscheidenden Einfluss auf Mitteleuropa und
auf den Balkan ausüben
-- die "USA" kann die Niederlage Deutschlands beschleunigen
-- dann kann die SU gegen Japan in den Krieg eintreten
-- gleichzeitig sollte die Wehrmacht so schwach wie möglich
sein, bis dahin aber sollten nur Luftangriffe ausgeführt
werden (S.383).
[nicht erwähnt:
Die Strategie der Zermürbung gegenüber der SU ist
gescheitert: Die SU wird überstark!]
Die "USA" muss nun endlich Flagge zeigen, oder
kann zu Hause bleiben
Matloff:
"Die Zeit der müssigen Gespräche war vorüber; jetzt hiess
es, entweder den Fisch an Land zu ziehen oder die Angel
einzupacken." (S.384)
in: Matloff, Maurice: Ot Kasablanki do "Overlorda". Moskau
1964, S.371
Die SU hat kaum noch Interesse an Kooperation
mit den "USA" und GB
(S.384)
ab September 1943
DWid pokert aber immer auch gegen die "USA" und gegen GB
--
Hauptstörfaktor ist der Begriff "bedingungslose
Kapitulation"
-- deutsche Reaktionäre, auch wenn sie "Widerstand" heissen,
wollen niemals vor der SU kapitulieren (S.420).
[3.9.1943
Italien: Marschall Badoglio wird zum italienischen Ministerpräsidenten ernannt und
schliesst Waffenstillstand]
--
keine bedingungslose Kapitulation, sondern es ist gemäss
Falin ein "leicht verdaulicher Waffenstillstand" auf
Londoner Betreiben hin:
-- es wird quasi nur Mussolini und seine Clique beseitigt
-- die Strukturen des faschistischen Staates bleiben
erhalten, um die "Ordnung" aufrechtzuerhalten und um
"spontane Exzesse" zu verhindern (S.366-367).
DWid: Das Vorgehen
in Italien wirkt auf den deutschen Widerstand inspirierend
(S.366-367)
in: Churchill, [V, 1 ?], S.69
GB-DWid: Churchills Forderungen für einen
Westfrieden
-- Churchill fordert die Beseitigung
Hitlers und aller Kabinettskollegen, für den Anfang sei aber
nur die Beseitigung von Hitler erforderlich
-- dann solle erklärt werden, das Kriegsziel sei erreicht
-- nach einem Hitler-Sturz sollen neue Aufgaben Vorrang
haben (S.367).
in: Churchill, [Bd.V, 1 ?], S.186-187
Falins Einschätzung: Churchill sieht voraus, dass mit ihm
dasselbe geschehen könnte (S.541).
DWid: "Geburt" der Verschwörung für den
Putschversuch vom 20.7.1944
Das
Gespräch von
Kluge und
Beck
in
Olbrichts Wohnung wird von Goerdeler so
bezeichnet.
Dabei schliessen Goerdeler, Beck, Olbricht und
Witzleben
eine Kapitulation kategorisch aus (S.416). Die Beck-Gruppe
droht den "USA" und GB, wenn der Westen keine Zugeständnisse
mache, dann werde man sich an die SU wenden. Dies ist gemäss
Falin die erfolgreiche deutsche Taktik der 1920-er und
1930-er Jahre, vom Westen Zugeständnisse zu erhalten
(S.417).
Die Gestapo-Untersuchung zeigt klar, dass die SU ganz Europa
beherrschen werde, und nur eine
deutsch-"amerikanisch"-englische Zusammenarbeit könne dies
verhindern (S.417).
in: Ritter, Gerhard: Carl Goerdeler und die deutsche
Widerstandsbewegung. München 1964, S.380-381, S.406-407
Die Gestapo bezeichnet die konservativen Regimegegner als
"Schwarze Kapelle" (S.545).
21.9.1943
GB: Churchill verkündet für Deutschland die
Beseitigung der Nazityrannei und des preussischen
Militarismus
-- mit Deutschland werde strenger
verfahren als mit Italien
-- dies gelte nicht für die Bevölkerung, sondern es gelte,
die Nazityrannei und den preussischen Militarismus zu
verfolgen (S.541).
in: Churchill [Bd.V, 1 ?], S.186-187
[nicht erwähnt:
Die ewigen Städtebombardements auf Deutschland sind genau
das Gegenteil, nämlich die Bestrafung der Bevölkerung, ohne
dass die Nazityrannei und die Strukturen des Militarismus
beseitigt werden].
ab Ende September 1943 ca.
GB-It: GB-Aussenminister Hull versucht gegenüber
Italiens neuer Regierung eine Politik zu betreiben wie
gegenüber Vichy
(S.365)
in: Sherwood, Robert: Roosevelt i Hopkins. Moskau 1957,
Bd.2, S.443
Oktober 1943
Oktober 1943 ca.
Roosevelt in Kairo:
Roosevelt legt den Führungsanspruch der "USA" im Westblock fest
-- Roosevelt beansprucht gemäss Falin die "unumstrittene
Führerschaft bei der Festlegung von Politik und Strategie im
westlichen Block"
-- Roosevelt sieht langfristige Zusammenarbeit mit der SU
vor mit "Abstimmung der gegenseitigen Interessen (S.387).
Gemäss Falin ist dies eine "kalte Dusche" für Churchill
(S.387).
-- Roosevelt verhandelt mit Tschiang Kai-schek
-- die Balkan-Variante wird verworfen, denn die Truppen sind
an anderer Stelle wichtiger in Europa und im Pazifik
-- die "USA" will keinen Krieg im östlichen Mittelmeer
führen
-- "Overlord" bekommt erste Priorität unabhängig von den
Vorgängen in Italien
-- die "USA" will einen Oberkommandierenden für alle
Operationen der Westmächte gegen Deutschland ernennen
-- GB ist gegen einen Oberkommandierenden, weil dies nur ein
"Amerikaner" sein kann (S.387).
in: Churchill, Bd.V, 2, S.20-22
Gerücht von General Dean um die 2.Front, die
nicht mehr so wichtig sei
-- General Dean berichtet aus Moskau, der
SU sei die 2.Front nicht mehr so wichtig und finde Angriffe
von Italien und vom Balkan aus immer besser
-- britische Geheimdienste unterstützen diese Meldungen,
aber Dean ist eventuell von ihnen manipuliert
-- die These von Dean hält genau 3 Wochen (S.387).
ab Anfang Oktober 1943 ca.
DWid: Plan eines Sturzes von Hitler, nachdem nun Mussolini entmachtet ist
Geplant
ist
gemäss Dulles, dass Generaloberst Beck der "deutsche
Badoglio" werden könnte. Militärische und konservative
Kreise aber setzen auf Himmler als "Brücke zu den
Westmächten" (S.415).
in: Heideking,Jürgen/Mauch,Christof (Hrsg.):
Geheimdienstkrieg gegen Deutschland. Göttingen, 1993, S.15
Die Prawda verrät die Kontakte von Dulles zu Himmler
->> Dulles bekommt Anweisung, den Kanal zu Himmler
noch besser nach aussen abzuschotten (S.545).
[nicht erwähnt:
und da war der Holocaust mit allen Massenerschiessungen, mit
Massenseuchentod, Massenkältetod, Massentod im Ghetto,
Massentod in Steinbrüchen, Massentod im Bunkerbau und
Raketen-Stollenbau schon fast vollendet. Es scheint, dass
die OSS sehr nazistisch war].
Dulles erarbeitet mit
Hans Gero von
Schulze-Gaevernitz ein Programm, wie Deutschland eine
"normaler" Staat werden könne (S.415)
[nicht erwähnt: dann war die "USA" mit ihrem Rassismus und
Sterilisierungen ein "normaler" Staat?].
ab Anfang Oktober 1943 ca.
Die Ostfront rollt auf Deutschland zu mit Eigendynamik
(S.376)
ab Oktober 1943
Balkan: "US"-Einschätzung, dass ein starker
NS-Verteidigungsring neu aufgebaut wurde
(S.380)
GB und "USA" sind im Streit um Europa-Strategie
-- es gibt keine Verständigung zwischen GB
und den "USA" zum weiteren Vorgehen in Europa
-- es wird immer mehr offensichtlich, dass eine Koordination
mit der SU erfolgen muss
-- die Spaltung zwischen GB und den "USA" wird noch tiefer,
je mehr die Koordination mit der SU nötig wird (S.380).
in: Matloff, Maurice: Ot Kasablanki do "Overlorda". Moskau
1964, S.351-353
->> die "USA" muss nun eine eigene Politik über Europa
verfolgen, wenn sie am Ende in Europa überhaupt noch etwas
zu sagen haben will (S.380).
ab
Oktober 1943 ca.
DWid: Die deutschen oppositionellen Militärs
wollen ihr Vorgehen mit den Stäben der "Demokratien"
abstimmen
(S.395)
19.-30.10.1943
Moskauer Aussenministerkonferenz
"US"-Aussenminister
Cordell Hull kommt mit der Instruktion,
-- im Namen des Komitees der Stabschefs keine Vereinbarung
zuzulassen ausser mit besonderer Genehmigung
-- Pläne für den Japan-Krieg" soll er nur in allgemeinen
Zügen" darlegen
-- die anglo-"amerikanische" Strategie auf allen
Kriegsschauplätzen soll er als einheitlich darstellen
-- und der soll die Vorzüge präsentieren, die ein
SU-Kriegseintritt in Japan brächte, d.h.: eine 2.Front in
gewissem Sinn von einem SU-Kriegseintritt gegen Japan
abhängig machen [!] (S.382).
Konferenzgespräche
-- GB- und "US"-Vertreter verweigern
genaue Zeitpunkte für Landungen auf dem Kontinent und
vermeiden jede Verpflichtung (S.382)
-- die "USA"-Vertreter können sich kaum artikulieren, weil
die GB-Seite alles im Wagen lässt (S.382).
während der Konferenz:
Telegramme von Churchill an Roosevelt: Churchill
kämpft um seinen Kurs gegen die "USA"
-- Churchill verweigert genaue Analysen
von Gesprächen, sondern macht Treffen mit Stalin von der
"Einigkeit" der Pläne von "USA" und GB abhängig (S.382)
-- Churchill behauptet, "Overlord" sei noch nicht definitiv
-- Churchill meint, über die Truppenverteilung entscheide
nicht die Strategie, sondern der Verlauf der Ereignisse
"durch einen Kompromiss zischen der "amerikanischen" und der
britischen Auffassung"
-- Churchill meint, einige Voraussetzungen für eine 2.Front
würden nicht eintreten, da ist er nun plötzlich für "grösste
Sorgfalt und Vorsicht"
-- Churchill will baldmöglichst eine "Begegnung" mit
Roosevelt ohne Stalin (S.383)
in : Sekretnaja perepiska Bd.1, s.438-441
in: Churchill, S.358-360, gemäss Falin aber in
"abgeschwächter Form" wiedergegeben.
Roosevelt kämpft für seinen Kurs gegen GB und
schlägt Heuchelei gegenüber SU vor
-- Roosevelt macht einen Gegenvorschlag,
dass ein SU-Militärvertreter bei den
GB-"US"-Stabsverhandlungen dabei sein soll mit Meinungsrecht
und Vorschlagsrecht, Diskussion von rein russischen
Operationen aber nur mit Stalins Vollmachten
-- Roosevelt bemerkt den erzwungenen
britisch-"amerikanischen" Schulterschluss durch die Moskauer
Konferenz
-- Roosevelt appelliert, GB und die "USA" sollten Stalin "in
der Überzeugung bestärken, dass wir ehrliche Absichten
verfolgen." (S.383)
in: Sekretnaja perepiska, Bd.1, S.443-444
in: Churchill, S.361
Churchill lehnt jede SU-Verbindung ab
-- Churchill will keine SU-Militärs in
GB-"US"-Stabsverhandlungen, denn dann würde nur noch die
2.Front im Vordergrund stehen, oder die SU könnte Manöver
gegen GB und "USA" beginnen (S.383).
in: Churchill, S.362
19.8.1943
OSS: Telegramm von Dulles mit Zielabschätzung
zur schnellen Kriegsbeendigung
-- psychische und militärische
Kriegsführung koordinieren
-- Deutschland durch Manipulation spalten
-- Krieg noch 1943 beenden (S.394)
in: Heideking,Jürgen/Mauch,Christof (Hrsg.): USA und
deutscher Widerstand. Tübingen 1993, S.24
ab 19.8.1943
OSS: Ausarbeitung von
drei militärisch-politischen Szenarien
Rankin-A:
"normaler
Widerstand" der deutschen Seite, Kampf notwendig
Rankin-B: wenig Widerstand, z.T. Öffnung der Westfront für
west-alliierte Truppen
Rankin-C: Zusammenbruch des NS-Regimes vor oder während der
Landung (S.394).
Vorgehen: Zusammentragen von "vertrauenswürdigen" und
kooperationswilligen Personen, Kooperation während und nach
der Landung (S.394).
in: Heideking,Jürgen/Mauch,Christof (Hrsg.):
Geheimdienstkrieg gegen Deutschland. Göttingen, 1993, S.24
Dabei geht es aber nicht nur um die militärische Seite,
sondern
-- dies ist ein weiterer Schritt zur Demontage der
Anti-Hitler-Koalition
-- es ist eine Vorstufe zum Systemkrieg, zum "Kalten Krieg",
mit dem Risiko zum Krieg zwischen "USA" und SU, mit einem
absehbaren Inferno (S.395).
[Das Inferno folgt dann 20 Jahre später in Vietnam].
30.10.1943
Sonderbeschluss der Moskauer Konferenz: Konsultation bei Friedensvorschlägen
--
Beschluss auf GB-Vorschlag hin "über das Verhalten bei
Friedenssondierungen von Feindstaaten":
-- über Friedensvorschläge der Regierung oder Gruppierungen
oder Persönlichkeiten von Feindstaaten soll man sich
unverzüglich informieren
-- Konsultationen zur Abstimmung der "Reaktionen auf
derartige Vorschläge" (S.385)
in: Moskowskaja konferenzia, S.299, 316, 343-344 (S.385)
30.10.1943
Die Wirkung der Moskauer
Aussenministerkonferenz: Vorbereitungen zu Teheran
-- führt zu vorbereitenden Ergebnissen für
die Teheraner Konferenz
-- führt zu einem Mechanismus zur Erarbeitung von Dokumenten
für die Kapitulation Deutschlands
-- führt zu Normen für den Umgang mit einem besiegten
Deutschland
-- führt zu Nachkriegsregelungen in befreiten Ländern für
stabilen Frieden
-- bekräftigt den Kampf bis zum Sieg, mit Beschleunigung,
die v.a. von der SU gefordert wird (S.384).
in: Sowjetski Sojus na meshdunarodnych konferenziachperioda
Welikoi Otetschestwennoi woiny 1941-45 gg. Bd.1: Moskowskaja
konferenzia. Moskau 1978
-- gemäss Matloff ist die Konferenz ein "Wendepunkt in der
militärischen Zusammenarbeit zwischen den alliierten Mächten
im 2.Weltkrieg" (S.384-385)
in: Matloff, Maurice: Ot Kasablanki do "Overlorda". Moskau
1964, S.368
-- gemäss Falin ist dies übertrieben, für die "US"-Stäbe ist
es vielleicht zutreffend, aber:
-- Washington nabelt sich von London ab, mit eigenem Kurs,
wenn nötig auch ohne SU und mit Perspektive gegen die SU
-- für GB hat die Konferenz keine Änderung der Taktik, ohne
"Zufälle und Kompromisse" wird mit Perspektive auf eine
Nachkriegsordnung nach Empire-Vorstellungen spekuliert
(S.385).
30.10.1943
Moskauer Konferenz: Gründung der Europäischen Konsultativkommission EKK zur
Kapitulation Deutschlands
--
für das Ausarbeiten der Kapitulationsbedingungen für die
Aggressoren
-- für das Ausarbeiten von Kontrollmechanismen zur Umsetzung
der Kapitulation (S.462).
Planung der Strukturierung - Eden weist
"US"-Manöver einer Stabschef-Regierung zurück
-- die "US"-Seite versucht, die EKK dem
Vereinigten Komitee der Stabschefs der "USA" und GB zu
unterstellen
-- alle EKK-Beschlüsse sollten vom Komitee der westlichen
Stabschefs bewilligungspflichtig sein
-- Eden weist diese "US"-Taktik als provokativ gegenüber der
SU zurück (S.464).
EKK: Ausarbeiten der Grundsatzdokumente für die
Kapitulation Deutschlands und die Besatzungszonen (EKK)
Die Arbeiten der EKK erfolgen je nach
militärischer Lage schneller oder langsamer (S.421).
in: Schmädeke, Jürgen / Steinbach, Peter (Hrsg): Widerspruch
gegen den Nationalsozialismus, München/Zürich 1985, S.725
Oktober 1943-1945 ca.
EKK: Diskussionspunkte der "amerikanischen" Seite nach Priorität geordnet
--
Zivilverwaltung in F, B, NL, DK, N
-- militärischer Waffenstillstand mit D
-- Militäradministration in D
-- Kapitulationsbedingungen für D und die kleinen
Feindstaaten ausarbeiten (S.464)
in: FRUS: The Conferences at Cairo and Teheran 1943, S.793,
773-774
in: Woodward, Ernest Llewellyn, Vol.2, S.477-478
Schlussfolgerungen:
-- die Priorität zeigt, dass die Kapitulation Deutschlands
bei den "USA" nicht mehr an erster Stelle steht
-- gemäss den "USA" kann also jeder die Beschlüsse der EKK
so auslegen wie er will
-- die "befreiten" Länder erleiden eine erneute Okkupation
-- statt der "Kapitulation" wird nur noch von einem
"Waffenstillstand" gesprochen (S.464).
EKK: Die "USA" spielen die Rolle und die
Bedeutung der EKK herunter - Manöver "USA" gegen GB
(S.464). Am Anfang sind GB- und
SU-Positionen einander näher, als Nachwirkung der
Afrika-Operationen: GB will sich den "USA" nicht fügen, und
die "USA" will Eden von der Nachkriegsregelung ausschliessen
(S.465).
GB will gleichzeitig die alte imperiale Empire-Politik auch
in der EKK weiterführen (S.465).
Ende Oktober 1943
GB-Stabschefs behaupten, wenn der Italienfeldzug
steckenbleibt, muss "Overlord" verschoben werden
(S.379-380)
in: Matloff, Maurice: Ot Kasablanki do "Overlorda". Moskau
1964, S.332