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Das Schachspiel der Mächtigen 1919-1945
oder:
Der Höhepunkt im grossen darwinistischen Fressen

Teil 28: August bis Oktober 1943. Chronologie

von Michael Palomino (1995 / 2004 / 2007)

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aus: Valentin Falin: Zweite Front. Die Interessenkonflikte in der Anti-Hitler-Koalition. Droemersche Verlagsanstalt Th. Knaur Nachfolger, München 1995

ergänzende Strukturdaten:
aus dtv-Atlas der Geschichte 1986, Bd. 2


August 1943

"USA": Die Kampfverbände der Landstreitkräfte sind erst jetzt komplett verfügbar
(S.333)

in: Matloff, Maurice: Ot Kasablanki do "Overlorda". Moskau 1964, S.158-160, 239-242, 358

SU gewinnt bleibende Vorteile in der Schlacht am Kursker Bogen
->> Ab August 1943 wissen Roosevelt und die Mehrheit seiner Umgebung, dass die SU das 3.Reich allein besiegen kann (S.376).

OSS-Vorstellung über Deutschland nach dem Krieg: eine "zentristisch-sozialistische Regierung"
als Schutzschirm
als Knebel für Störenfriede
zur Stabilisierung der Entwicklung in sicheren Bahnen
auf keinen Fall gegen Konservative gerichtet (S.422).

[Der Rassismus soll also weitergehen, einfach auf niedrigerem Niveau, wie in den "USA", und der Holocaust soll nicht geahndet werden...].

Teilung Deutschlands: Erster Entwurf von Besatzungszonen stammt von GB
(S.469)

August 1943 ca.
Warnung der "US"-Army-Planungsorgane an Roosevelt: kaum Realisierung der Pläne der letzten 1 1/2 Jahre
-- die GB-"US"-Planungen der letzten 1 1/2 Jahren entsprechen nicht den Realisierungen

-- der Übergang von "Bolero" zu "Torch" ist übereilt, sehr aufwändig und in aller Unordnung vollzogen worden

-- Rüstungs-, Ausbildungs- und Ausrüstungspläne werden dabei missachtet
-- Zeitpläne werden nicht eingehalten
-- ein entscheidender Schlag gegen die Achse sei bisher nicht gelungen
-- die Zersplitterung der Kräfte ist eine Sackgasse

-- Forderung eines Hauptschlages: 2.Front in Frankreich und unmittelbare Kampfberührung mit der deutschen Armee (S.375).

in: Matloff, Maurice: Ot Kasablanki do "Overlorda". Moskau 1964, S.234-236

Die "US"-Planer bekräftigen, ohne Einsatz anglo-"amerikanischer" Bodentruppen sei keine Macht in Deutschland zu gewinnen (S.375-376).

10.8.1943
"USA": Roosevelt-Understatement: er will keine "Gewinne" machen -
aber "Politik ist ein Spiel"
"Es ist äusserst unvernünftig, bei der militärstrategischen Planung von Gewinnen im politischen Spiel auszugehen." (S.240)

in: Matloff, Maurice: Ot Kasablanki do "Overlorda". Moskau 1964, S.278
in: Sherwood, Robert: Roosevelt i Hopkins. Moskau 1957, Bd.1, S.328-331

August-September 1943
OSS-D: OSS verstärkt Bemühungen, deutsche Generale zur Zusammenarbeit zu gewinnen für eine "schnellstmögliche Beendigung des Krieges"
(S.394)

9.8.1943
Roosevelt an Marshall: Roosevelt will "Overlord" mit den zentralen Mittelmeer-Aktionen verknüpfen
(S.376)

10.8.1943
Kriegsminister Stimson: Denkschrift an Roosevelt: Appell an eine eigene "US"-Linie gegen GB
-- Roosevelt solle den "US-Standpunkt gegen GB klarmachen
-- Roosevelt solle die Verantwortung für den europäischen Kriegsschauplatz selbst übernehmen
-- Stimson will auf alle Fälle verhindern, dass der Zusammenzug von "US"-Truppen auf GB wieder stattfindet, ohne dass die 2.Front durchgeführt wird:
"Wir können nicht zulassen, dass wir uns noch einmal versammeln und Operation "Bolero" wiederum nur in Worten zustimmen." (S.376)

Beratungen zwischen Roosevelt, Stimson und den Stabschefs:
-- bei Roosevelt kommt ein Umschwung zu einer eigenen "US"-Linie zustande
-- Roosevelt wendet sich gegen einen Balkanfeldzug
-- Roosevelt erwägt sogar eine rein "amerikanische" 2.Front in Frankreich mit GB als Operationsbasis, wenn GB sich weiter sperren sollte (S.376).

in: Matloff, Maurice: Ot Kasablanki do "Overlorda". Moskau 1964, S.236-237, 274,277,279

Churchill gibt auf die neuen Roosevelt-Überlegungen sogar Antwort:
-- Churchill stimmt wieder einmal "im Prinzip" zu (S.376)
-- aber für eine 2.Front dürfe die Wehrmacht in F und NL nicht über 12 Divisionen in voller Stärke stationiert haben, die zu Angriffsoperationen fähig sind

-- dabei werden Einheiten zur Küstenverteidigung und zur Ausbildung nicht mitgezählt

-- in den ersten 2 Monaten der Landung muss Deutschland gehindert werden, über 15 kampffähige Divisionen von der Ostfront nach Westen zu werfen

-- wenn "Overlord" nicht stattfindet, solle "Jupiter" stattfinden, das ewige Churchill-Manöver (S.377).

in: Sekretnaja perepiska, Bd.1, s.415
in: Matloff, Maurice: Ot Kasablanki do "Overlorda". Moskau 1964, S.286-288, 290-291

19-24.8.1943
Quebec I.: Konferenz "Quadrant" GB-"USA"-Militärs
-- Erörterung der OSS-Szenarien
-- Roosevelt neigt zu Szenario C
-- das State Department, das Kriegsministerium und die Generalität wollen Variante B und z.T. auch Szenario A (S.373).

20.8.1943OSS: Donovan-Memorandum: "USA" soll die ganze Welt beherrschen
sonst sei die Sicherheit der "USA" gefährdet - Deutschland und SU sind Gegner der "USA"
-- dem Memorandum ist ein Dokument beigefügt: "Strategie und Politik: Können Amerika und Russland zusammenarbeiten?"

-- Churchill, Roosevelt und die Stabschefs beachten die Arbeit von Donovan sehr, die Historiker nach 1945 aber kaum (S.367)

Forderungen Donovans
-- das OSS verlangt eine gemeinsame Strategie mit der SU
-- das OSS verlangt eine Perspektive für Europa nach dem Krieg, und die Stellungen der Armeen am Ende des Krieges werden gemäss Donovan die Aufteilung Europas mitbestimmen

-- Deutschland soll keine führende Rolle mehr in Europa spielen

-- die "USA" sollen in Europa überall stark vertreten sein, dies sei für die Sicherheit der "USA" unabdingbar: "[Der Anspruch auf] Sicherheit der Vereinigten Staaten [ist so zu verstehen], dass nach einer Niederlage Deutschlands keine Macht allein und keine Gruppe von Mächten, in der wir [die "USA"] keinen starken Einfluss haben, die Kräfte Europas führen darf."

-- wenn Deutschland oder eine andere Macht die Kräfte Europas führt ohne "USA", kann man davon ausgehen, dass wir [die "USA" ] den Krieg verloren haben"

-- das Endziel: "Friede, Freiheit und Prosperität" in Europa, "zum Wohle nicht nur Europas, sondern auch zu unserem [der Amerikaner] eigenen Wohl." Voraussetzung sei ein entsprechendes Machtsystem

-- ein Bündnis mit GB reicht nicht

-- die "USA" sind verpflichtet, alle möglichen Hilfskräfte vor und nach der Landung in Westeuropa aufzubauen: in Norwegen, Holland, Belgien, CSSR, Polen, Jugoslawien, Griechenland, v.a. aber Frankreich

-- Deutschland sei eine Macht, die aus dem Kriegszustand heraus gegen die "USA" gerichtet ist

-- die SU sei ebenso eine Macht, die gegen die "USA" gerichtet sei, weil das Potential eine eigene Politik ausserhalb des "US"-Einflusses zulässt.

Falin kommentiert:
"Deutschland und die SU werden [von Donovan] nach Stärke und Einfluss als Mächte aufgefasst, die gegen die "USA" stehen. Das 3.Reich - weil es sich im Kriegszustand mit den Vereinigten Staaten befindet. Die SU, weil sie ein Staat ist, dessen Potential rasch wächst, was sie in die Lage versetzt, eine eigene Politik zu verfolgen." (S.368)

[nicht erwähnt:
Niemand sucht den Mittelweg zwischen Kapitalismus und Kommunismus].

20.8.1943
Quebec I.: Die GB-"USA"-Stäbe meinen, man sei in Deutschland willkommen zum Kampf gegen die SU
-- Sitzung des Vereinigten anglo-"amerikanischen" Stabes, Diskussion um Militärszenarien und SU-Beziehungen (S.373-374)

-- die Militärs spekulieren, dass die Westalliierten in Deutschland willkommen sein würden, um gemeinsam an der Ostfront die SU aufzuhalten, so denken auf "amerikanischer Seite" Admiral William Leahy, Admiral Ernest King, General George Marshall, General Henry Arnold, auf britischer Seite General Alan Brooke, General Dudley Pound, sowie Hauptmarschall der Air Force, Charles Portal

-- Idealvariante wäre, wenn die Städte an die Westalliierten kampflos übergeben würden
-- dann kämen die NS-Militärs in Reserve für den Fall von Komplikationen mit der SU

-- Churchill boykottiert wieder alle Pläne für eine 2.Front für Juni-August 1943 und gefährdet alle Konzeptionen der Trident-Konferenz (S.374)

-- Churchill beharrt wieder auf dem Italienfeldzug oder dem Balkanfeldzug, und nun hat er auch noch die Idee einer Invasion in Spanien (S.374-375).

20-23.8.1943 ca.
Quebec I.:
-- Erläuterung von "Overlord"
-- Erläuterung des Nachfolgers von "Sledgehammer": eine besondere Landung auf dem Kontinent, nun "Rankin" genannt (S.377).

Fall A: nur im Fall einer vorzeitigen Schwächung soll "Rankin" vor "Overlord" stattfinden

Fall B: "Rankin" kann stattfinden im Fall eines deutschen Abzugs aus den besetzten West-Gebieten

Fall C: "Rankin" kann stattfinden im Fall der bedingungslosen Kapitulation und Einstellung des organisierten Widerstands (S.377), dann aber so schnell wie möglich, um Ordnung in Westeuropa zu garantieren (S.378).

GB und die "USA" spekulieren bei einem Zusammenbruch der Ostfront auf eine Freigabe von West- und Südeuropa, um die Ostfront aufzuhalten und um eine SU-Besetzung Deutschlands zu verhindern (S.377).

Spekulation um Einteilung der besetzten Gebiete
-- "USA": F, B, West-D von der schweizer Grenze bis Düsseldorf
-- GB: NL, DK, N und Nord-D ab der Ruhr bis Lübeck
-- Errichtung einer anglo-"amerikanischen" Zivilverwaltung für D und alle "befreiten" Länder (S.378).

22.8.1943
Stalin-Botschaft an Churchill und Roosevelt:
Forderung einer gemeinsamen "militärisch-politischen Kommission"
-- zur Verhinderung weiterer Alleingänge von GB und "USA"
-- bestehend aus Vertretern der drei Länder "USA", GB und SU
-- zur Prüfung der "Probleme der Verhandlungen mit den verschiedenen von Deutschland abfallenden Regierungen" (S.365)

in: Die unheilige Allianz. Stalins Briefwechsel mit Churchill 1941-1945. Reinbek, 1964, S.192

->> die SU verlangt, dass Alliierte sich auch wie Alliierte verhalten
->> Bildung der Kommission
->> die "USA" müssen über Nachkriegsordnungen stärker nachdenken (S.365)
->> Churchill startet wieder Intrigen, um Roosevelt auf seine Seite zu zwingen, mit Präzedenzfällen etc. (S.366-367).

23.8.1943
Quebec I.: Churchill erörtert einen neuen Spanienfeldzug
-- vor den Stabschefs Komiteemitgliedern und mit Hopkins
-- Leahy hat Interesse an den Pyrenäen
-- General Hull will am Mittelmeer weitermachen

-- General Wedemeyer will einen Schlag am Ärmelkanal oder sich auf Japan konzentrieren
-- Oberst Bissell und General Lindsay wollen abwarten, bis die SU Deutschland völlig zermürbt hat, gleichzeitig soll Italien aus dem Krieg ausscheiden
-- Donovan ist für einen Spanienfeldzug

-- Marshall meint, GB will am Mittelmeer politische Fakten schaffen, während eine 2.Front in Frankreich v.a. militärisch wichtig ist (S.375)

in: Brown, A.C.: The Last Hero. N.Y., 1984, S.354
in: Matloff, Maurice: Ot Kasablanki do "Overlorda". Moskau 1964, S.219-222, 231

24.8.1943
Quebec I.: Diskussion der GB- und "USA"-Diplomatie um Aktionen gegen die SU und 2.Front
-- wann die SU verraten wird, der Verrat wird nicht mehr verheimlicht
-- wie die SU noch mehr Lasten aufgebürdet bekommen soll
-- nun soll zielstrebig in Zusammenarbeit mit der 2.Front eine 2.Front organisiert werden, der deutsche Widerstand wird zur "5.Kolonne" (S.374).

25.8.1943 / nach der 1.Konferenz von Quebec
Atombombe: Behauptung der Weltherrschaft für die Macht, die die Atombombe hat
-- Churchills Minister John Anderson, für Atomforschung zuständig, an den kanadischen Premierminister Mackenzie King: "Die Atombombe wird dem Land die Kontrolle über die Welt bringen, das sie als erste besitzt."
-- Anderson meint, man solle sich gegen die "sowjetische Gefahr" nicht nur auf die "USA" verlassen (S.452).

in: Groom, A.: British Thinking about Nuclear Weapon. London 1974, S.9

26.8.1943
Botschaft von Roosevelt und Churchill an Stalin über "Ausweitung" der Aktivitäten
-- Ausweitung der Luftangriffe von GB und von Italien aus
-- Konzentration "amerikanischer" Truppen auf GB für die 2.Front, 3-5 Divisionen pro Monat mehr
-- 2.Front sei "Hauptanstrengung der "USA" und Englands zu Lande und in der Luft" (S.378)
-- im Mittelmeer sei das Ziel die Kapitulation Italiens
-- Termine werden keine genannt (S.378-379).

in: Sowjetsko-amerikanskie otnoschenia, Bd.1, S.363-364

Alles andere wird verschwiegen und alle Termine bleiben undefiniert (S.379).

Ende August 1943
D: Operation "Zitadelle" ist verloren - Diskussion der deutschen Generäle um Westfrieden
-- Hitlers Gefolgsleute verlieren ihren letzten Hochmut, z.B. Manstein, Kluge, Küchler oder SS-Generäle Hausser und Dietrich. Dazu werden neue "grosszügige politische Lösungen" entworfen:

-- Kluge und andere Generäle glauben, zusammen mit GB und mit den "USA" könne die Ostfront an Polens Ostgrenzen stabilisiert werden und "uneinnehmbar" gemacht werden

-- Hitler lehnt aber eine Übereinstimmung ab
-- der Widerstand gegen Hitler wächst
-- Goerdeler wird als Mediator zwischen dem deutschen Widerstand, den "USA" und GB eingesetzt (S.416).



September 1943

SU-Sieg am Kursker Bogen: Erst jetzt sind GB und die "USA" bereit zur gemeinsamen Strategie gegen die NS-Koalition
(S.182)

"USA"-GB-D: Die Stabschefs diskutieren eine Variante, den Rest der ganzen Wehrmacht gegen die SU zu werfen
(S.416).

Spätsommer / Anfang September 1943 ca.
DWid-"USA": Gerücht im OSS um ein Geheimdiensttreffen zwischen Canaris und Donovan in Istanbul
aber gemäss Falin ohne Beweise (S.359).

Anfang September 1943
SU: Gründung von Kommissionen über Nachkriegseuropa
(S.468)
-- Kommission für Fragen der Friedensverträge und der Nachkriegsordnung unter Leitung von Maxim Litwinow (S.468-469)

-- Kommission für Fragen des Waffenstillstands unter Leitung von Kliment Woroschilow, später als Kommission für Waffenstillstand mit Deutschland

-- Gründung weiterer Kommissionen für einen Waffenstillstand mit SF, Ungarn und Rumänien (S.469).

September-Oktober 1943 / vor der Moskauer Aussenministerkonferenz
Ansichten der "US"-Stabschefs: die SU ist europäische Grossmacht
-- die SU kann Deutschland auch ohne Westmächte besiegen
-- die SU wird entscheidenden Einfluss auf Mitteleuropa und auf den Balkan ausüben
-- die "USA" kann die Niederlage Deutschlands beschleunigen
-- dann kann die SU gegen Japan in den Krieg eintreten
-- gleichzeitig sollte die Wehrmacht so schwach wie möglich sein, bis dahin aber sollten nur Luftangriffe ausgeführt werden (S.383).

[nicht erwähnt:
Die Strategie der Zermürbung gegenüber der SU ist gescheitert: Die SU wird überstark!]

Die "USA" muss nun endlich Flagge zeigen, oder kann zu Hause bleiben

Matloff:
"Die Zeit der müssigen Gespräche war vorüber; jetzt hiess es, entweder den Fisch an Land zu ziehen oder die Angel einzupacken." (S.384)

in: Matloff, Maurice: Ot Kasablanki do "Overlorda". Moskau 1964, S.371

Die SU hat kaum noch Interesse an Kooperation mit den "USA" und GB
(S.384)

ab September 1943
DWid pokert aber immer auch gegen die "USA" und gegen GB
-- Hauptstörfaktor ist der Begriff "bedingungslose Kapitulation"
-- deutsche Reaktionäre, auch wenn sie "Widerstand" heissen, wollen niemals vor der SU kapitulieren (S.420).

[3.9.1943
Italien: Marschall Badoglio wird zum italienischen Ministerpräsidenten ernannt und schliesst Waffenstillstand]
-- keine bedingungslose Kapitulation, sondern es ist gemäss Falin ein "leicht verdaulicher Waffenstillstand" auf Londoner Betreiben hin:

-- es wird quasi nur Mussolini und seine Clique beseitigt
-- die Strukturen des faschistischen Staates bleiben erhalten, um die "Ordnung" aufrechtzuerhalten und um "spontane Exzesse" zu verhindern (S.366-367).

DWid:  Das Vorgehen in Italien wirkt auf den deutschen Widerstand inspirierend
(S.366-367)

in: Churchill, [V, 1 ?], S.69

GB-DWid: Churchills Forderungen für einen Westfrieden
-- Churchill fordert die Beseitigung Hitlers und aller Kabinettskollegen, für den Anfang sei aber nur die Beseitigung von Hitler erforderlich
-- dann solle erklärt werden, das Kriegsziel sei erreicht
-- nach einem Hitler-Sturz sollen neue Aufgaben Vorrang haben (S.367).

in: Churchill, [Bd.V, 1 ?], S.186-187

Falins Einschätzung: Churchill sieht voraus, dass mit ihm dasselbe geschehen könnte (S.541).

DWid: "Geburt" der Verschwörung für den Putschversuch vom 20.7.1944
Das Gespräch von Kluge und Beck in Olbrichts Wohnung wird von Goerdeler so bezeichnet.

Dabei schliessen Goerdeler, Beck, Olbricht und Witzleben eine Kapitulation kategorisch aus (S.416). Die Beck-Gruppe droht den "USA" und GB, wenn der Westen keine Zugeständnisse mache, dann werde man sich an die SU wenden. Dies ist gemäss Falin die erfolgreiche deutsche Taktik der 1920-er und 1930-er Jahre, vom Westen Zugeständnisse zu erhalten (S.417).

Die Gestapo-Untersuchung zeigt klar, dass die SU ganz Europa beherrschen werde, und nur eine deutsch-"amerikanisch"-englische Zusammenarbeit könne dies verhindern (S.417).

in: Ritter, Gerhard: Carl Goerdeler und die deutsche Widerstandsbewegung. München 1964, S.380-381, S.406-407

Die Gestapo bezeichnet die konservativen Regimegegner als "Schwarze Kapelle" (S.545).

21.9.1943
GB: Churchill verkündet für Deutschland die Beseitigung der Nazityrannei und des preussischen Militarismus
-- mit Deutschland werde strenger verfahren als mit Italien
-- dies gelte nicht für die Bevölkerung, sondern es gelte, die Nazityrannei und den preussischen Militarismus zu verfolgen (S.541).

in: Churchill [Bd.V, 1 ?], S.186-187

[nicht erwähnt:
Die ewigen Städtebombardements auf Deutschland sind genau das Gegenteil, nämlich die Bestrafung der Bevölkerung, ohne dass die Nazityrannei und die Strukturen des Militarismus beseitigt werden].

ab Ende September 1943 ca.
GB-It: GB-Aussenminister Hull versucht gegenüber Italiens neuer Regierung eine Politik zu betreiben wie gegenüber Vichy
(S.365)

in: Sherwood, Robert: Roosevelt i Hopkins. Moskau 1957, Bd.2, S.443



Oktober 1943

Oktober 1943 ca.
Roosevelt in Kairo:
Roosevelt legt den Führungsanspruch der "USA" im Westblock fest
-- Roosevelt beansprucht gemäss Falin die "unumstrittene Führerschaft bei der Festlegung von Politik und Strategie im westlichen Block"
-- Roosevelt sieht langfristige Zusammenarbeit mit der SU vor mit "Abstimmung der gegenseitigen Interessen (S.387).

Gemäss Falin ist dies eine "kalte Dusche" für Churchill (S.387).

-- Roosevelt verhandelt mit Tschiang Kai-schek

-- die Balkan-Variante wird verworfen, denn die Truppen sind an anderer Stelle wichtiger in Europa und im Pazifik

-- die "USA" will keinen Krieg im östlichen Mittelmeer führen
-- "Overlord" bekommt erste Priorität unabhängig von den Vorgängen in Italien
-- die "USA" will einen Oberkommandierenden für alle Operationen der Westmächte gegen Deutschland ernennen
-- GB ist gegen einen Oberkommandierenden, weil dies nur ein "Amerikaner" sein kann (S.387).

in: Churchill, Bd.V, 2, S.20-22

Gerücht von General Dean um die 2.Front, die nicht mehr so wichtig sei
-- General Dean berichtet aus Moskau, der SU sei die 2.Front nicht mehr so wichtig und finde Angriffe von Italien und vom Balkan aus immer besser
-- britische Geheimdienste unterstützen diese Meldungen, aber Dean ist eventuell von ihnen manipuliert
-- die These von Dean hält genau 3 Wochen (S.387).

ab Anfang Oktober 1943 ca.
DWid: Plan eines Sturzes von Hitler, nachdem nun Mussolini entmachtet ist
Geplant ist gemäss Dulles, dass Generaloberst Beck der "deutsche Badoglio" werden könnte. Militärische und konservative Kreise aber setzen auf Himmler als "Brücke zu den Westmächten" (S.415).

in: Heideking,Jürgen/Mauch,Christof (Hrsg.): Geheimdienstkrieg gegen Deutschland. Göttingen, 1993, S.15

Die Prawda verrät die Kontakte von Dulles zu Himmler
->> Dulles bekommt Anweisung, den Kanal zu Himmler noch besser nach aussen abzuschotten (S.545).

[nicht erwähnt:
und da war der Holocaust mit allen Massenerschiessungen, mit Massenseuchentod, Massenkältetod, Massentod im Ghetto, Massentod in Steinbrüchen, Massentod im Bunkerbau und Raketen-Stollenbau schon fast vollendet. Es scheint, dass die OSS sehr nazistisch war].

Dulles erarbeitet mit Hans Gero von Schulze-Gaevernitz ein Programm, wie Deutschland eine "normaler" Staat werden könne (S.415)

[nicht erwähnt: dann war die "USA" mit ihrem Rassismus und Sterilisierungen ein "normaler" Staat?].

ab Anfang Oktober 1943 ca.
Die Ostfront rollt auf Deutschland zu mit Eigendynamik
(S.376)

ab Oktober 1943
Balkan: "US"-Einschätzung, dass ein starker NS-Verteidigungsring neu aufgebaut wurde
(S.380)

GB und "USA" sind im Streit um Europa-Strategie
-- es gibt keine Verständigung zwischen GB und den "USA" zum weiteren Vorgehen in Europa
-- es wird immer mehr offensichtlich, dass eine Koordination mit der SU erfolgen muss
-- die Spaltung zwischen GB und den "USA" wird noch tiefer, je mehr die Koordination mit der SU nötig wird (S.380).

in: Matloff, Maurice: Ot Kasablanki do "Overlorda". Moskau 1964, S.351-353

->> die "USA" muss nun eine eigene Politik über Europa verfolgen, wenn sie am Ende in Europa überhaupt noch etwas zu sagen haben will (S.380).

ab  Oktober 1943 ca.
DWid: Die deutschen oppositionellen Militärs wollen ihr Vorgehen mit den Stäben der "Demokratien" abstimmen
(S.395)

19.-30.10.1943
Moskauer Aussenministerkonferenz
"US"-Aussenminister Cordell Hull kommt mit der Instruktion,

-- im Namen des Komitees der Stabschefs keine Vereinbarung zuzulassen ausser mit besonderer Genehmigung

-- Pläne für den Japan-Krieg" soll er nur in allgemeinen Zügen" darlegen
-- die anglo-"amerikanische" Strategie auf allen Kriegsschauplätzen soll er als einheitlich darstellen

-- und der soll die Vorzüge präsentieren, die ein SU-Kriegseintritt in Japan brächte, d.h.: eine 2.Front in gewissem Sinn von einem SU-Kriegseintritt gegen Japan abhängig machen [!] (S.382).

Konferenzgespräche
-- GB- und "US"-Vertreter verweigern genaue Zeitpunkte für Landungen auf dem Kontinent und vermeiden jede Verpflichtung (S.382)

-- die "USA"-Vertreter können sich kaum artikulieren, weil die GB-Seite alles im Wagen lässt (S.382).

während der Konferenz:
Telegramme von Churchill an Roosevelt: Churchill kämpft um seinen Kurs gegen die "USA"
-- Churchill verweigert genaue Analysen von Gesprächen, sondern macht Treffen mit Stalin von der "Einigkeit" der Pläne von "USA" und GB abhängig (S.382)
-- Churchill behauptet, "Overlord" sei noch nicht definitiv

-- Churchill meint, über die Truppenverteilung entscheide nicht die Strategie, sondern der Verlauf der Ereignisse "durch einen Kompromiss zischen der "amerikanischen" und der britischen Auffassung"

-- Churchill meint, einige Voraussetzungen für eine 2.Front würden nicht eintreten, da ist er nun plötzlich für "grösste Sorgfalt und Vorsicht"
-- Churchill will baldmöglichst eine "Begegnung" mit Roosevelt ohne Stalin (S.383)

in : Sekretnaja perepiska Bd.1, s.438-441
in: Churchill, S.358-360, gemäss Falin aber in "abgeschwächter Form" wiedergegeben.

Roosevelt kämpft für seinen Kurs gegen GB und schlägt Heuchelei gegenüber SU vor
-- Roosevelt macht einen Gegenvorschlag, dass ein SU-Militärvertreter bei den GB-"US"-Stabsverhandlungen dabei sein soll mit Meinungsrecht und Vorschlagsrecht, Diskussion von rein russischen Operationen aber nur mit Stalins Vollmachten

-- Roosevelt bemerkt den erzwungenen britisch-"amerikanischen" Schulterschluss durch die Moskauer Konferenz

-- Roosevelt appelliert, GB und die "USA" sollten Stalin "in der Überzeugung bestärken, dass wir ehrliche Absichten verfolgen." (S.383)

in: Sekretnaja perepiska, Bd.1, S.443-444
in: Churchill, S.361

Churchill lehnt jede SU-Verbindung ab
-- Churchill will keine SU-Militärs in GB-"US"-Stabsverhandlungen, denn dann würde nur noch die 2.Front im Vordergrund stehen, oder die SU könnte Manöver gegen GB und "USA" beginnen (S.383).

in: Churchill, S.362

19.8.1943
OSS: Telegramm von Dulles mit Zielabschätzung zur schnellen Kriegsbeendigung
-- psychische und militärische Kriegsführung koordinieren
-- Deutschland durch Manipulation spalten
-- Krieg noch 1943 beenden (S.394)

in: Heideking,Jürgen/Mauch,Christof (Hrsg.): USA und deutscher Widerstand. Tübingen 1993, S.24

ab 19.8.1943
OSS: Ausarbeitung von drei militärisch-politischen Szenarien
Rankin-A: "normaler Widerstand" der deutschen Seite, Kampf notwendig
Rankin-B: wenig Widerstand, z.T. Öffnung der Westfront für west-alliierte Truppen
Rankin-C: Zusammenbruch des NS-Regimes vor oder während der Landung (S.394).

Vorgehen: Zusammentragen von "vertrauenswürdigen" und kooperationswilligen Personen, Kooperation während und nach der Landung (S.394).

in: Heideking,Jürgen/Mauch,Christof (Hrsg.): Geheimdienstkrieg gegen Deutschland. Göttingen, 1993, S.24

Dabei geht es aber nicht nur um die militärische Seite, sondern
-- dies ist ein weiterer Schritt zur Demontage der Anti-Hitler-Koalition
-- es ist eine Vorstufe zum Systemkrieg, zum "Kalten Krieg", mit dem Risiko zum Krieg zwischen "USA" und SU, mit einem absehbaren Inferno (S.395).

[Das Inferno folgt dann 20 Jahre später in Vietnam].

30.10.1943
Sonderbeschluss der Moskauer Konferenz: Konsultation bei Friedensvorschlägen
-- Beschluss auf GB-Vorschlag hin "über das Verhalten bei Friedenssondierungen von Feindstaaten":
-- über Friedensvorschläge der Regierung oder Gruppierungen oder Persönlichkeiten von Feindstaaten soll man sich unverzüglich informieren
-- Konsultationen zur Abstimmung der "Reaktionen auf derartige Vorschläge" (S.385)

in: Moskowskaja konferenzia, S.299, 316, 343-344 (S.385)

30.10.1943
Die Wirkung der Moskauer Aussenministerkonferenz: Vorbereitungen zu Teheran
-- führt zu vorbereitenden Ergebnissen für die Teheraner Konferenz
-- führt zu einem Mechanismus zur Erarbeitung von Dokumenten für die Kapitulation Deutschlands
-- führt zu Normen für den Umgang mit einem besiegten Deutschland
-- führt zu Nachkriegsregelungen in befreiten Ländern für stabilen Frieden
-- bekräftigt den Kampf bis zum Sieg, mit Beschleunigung, die v.a. von der SU gefordert wird (S.384).

in: Sowjetski Sojus na meshdunarodnych konferenziachperioda Welikoi Otetschestwennoi woiny 1941-45 gg. Bd.1: Moskowskaja konferenzia. Moskau 1978

-- gemäss Matloff ist die Konferenz ein "Wendepunkt in der militärischen Zusammenarbeit zwischen den alliierten Mächten im 2.Weltkrieg" (S.384-385)

in: Matloff, Maurice: Ot Kasablanki do "Overlorda". Moskau 1964, S.368

-- gemäss Falin ist dies übertrieben, für die "US"-Stäbe ist es vielleicht zutreffend, aber:
-- Washington nabelt sich von London ab, mit eigenem Kurs, wenn nötig auch ohne SU und mit Perspektive gegen die SU
-- für GB hat die Konferenz keine Änderung der Taktik, ohne "Zufälle und Kompromisse" wird mit Perspektive auf eine Nachkriegsordnung nach Empire-Vorstellungen spekuliert (S.385).

30.10.1943
Moskauer Konferenz: Gründung der Europäischen Konsultativkommission EKK zur Kapitulation Deutschlands
-- für das Ausarbeiten der Kapitulationsbedingungen für die Aggressoren
-- für das Ausarbeiten von Kontrollmechanismen zur Umsetzung der Kapitulation (S.462).

Planung der Strukturierung - Eden weist "US"-Manöver einer Stabschef-Regierung zurück
-- die "US"-Seite versucht, die EKK dem Vereinigten Komitee der Stabschefs der "USA" und GB zu unterstellen
-- alle EKK-Beschlüsse sollten vom Komitee der westlichen Stabschefs bewilligungspflichtig sein
-- Eden weist diese "US"-Taktik als provokativ gegenüber der SU zurück (S.464).

EKK: Ausarbeiten der Grundsatzdokumente für die Kapitulation Deutschlands und die Besatzungszonen (EKK)
Die Arbeiten der EKK erfolgen je nach militärischer Lage schneller oder langsamer (S.421).

in: Schmädeke, Jürgen / Steinbach, Peter (Hrsg): Widerspruch gegen den Nationalsozialismus, München/Zürich 1985, S.725

Oktober 1943-1945 ca.
EKK: Diskussionspunkte der "amerikanischen" Seite nach Priorität geordnet
-- Zivilverwaltung in F, B, NL, DK, N
-- militärischer Waffenstillstand mit D
-- Militäradministration in D
-- Kapitulationsbedingungen für D und die kleinen Feindstaaten ausarbeiten (S.464)

in: FRUS: The Conferences at Cairo and Teheran 1943, S.793, 773-774
in: Woodward, Ernest Llewellyn, Vol.2, S.477-478

Schlussfolgerungen:
-- die Priorität zeigt, dass die Kapitulation Deutschlands bei den "USA" nicht mehr an erster Stelle steht
-- gemäss den "USA" kann also jeder die Beschlüsse der EKK so auslegen wie er will
-- die "befreiten" Länder erleiden eine erneute Okkupation
-- statt der "Kapitulation" wird nur noch von einem "Waffenstillstand" gesprochen (S.464).

EKK: Die "USA" spielen die Rolle und die Bedeutung der EKK herunter - Manöver "USA" gegen GB
(S.464). Am Anfang sind GB- und SU-Positionen einander näher, als Nachwirkung der Afrika-Operationen: GB will sich den "USA" nicht fügen, und die "USA" will Eden von der Nachkriegsregelung ausschliessen (S.465).

GB will gleichzeitig die alte imperiale Empire-Politik auch in der EKK weiterführen (S.465).

Ende Oktober 1943
GB-Stabschefs behaupten, wenn der Italienfeldzug steckenbleibt, muss "Overlord" verschoben werden
(S.379-380)

in: Matloff, Maurice: Ot Kasablanki do "Overlorda". Moskau 1964, S.332


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