aus: Valentin Falin: Zweite
Front. Die Interessenkonflikte in der
Anti-Hitler-Koalition. Droemersche Verlagsanstalt Th.
Knaur Nachfolger, München 1995
ergänzende Strukturdaten:
aus dtv-Atlas der Geschichte 1986, Bd. 2
November 1943
DWid: Gespräch
Goerdeler-Wallenberg
Der versprochene Hitler-Umsturz hat nicht stattgefunden
-- die Städte
Leipzig, Berlin und Stuttgart sind von Bombardements
verschont geblieben
-- Goerdeler gibt weiterhin an, der Umsturz würde bald
erfolgen
-- Wallenberg warnt, dass Deutschland nicht geschlagen sein
dürfe, sonst sei alles vergeblich
-- Wallenberg meint, Churchill sehe die Vorbereitungen von
Goerdelers Verschwörung positiv (S.363).
D
Westfront: Beginn grosser Befestigungsbauten entlang der Küste unter Rommel
--
gemäss Falin quasi ohne Kräfte und Mittel
-- Hauptgewicht: Verminung der Küstengewässer,
ca. 6 Mio. Minen, Verdreifachung gegenüber vorher
-- Errichtung starker Verteidigungsstellungen zwischen
Calais und Boulogne und auf einigen Inseln (S.426).
DWid-GB-S: Trott-Günther-Monckton in Stockholm
Treffen von Trott zu Solz mit dem
schwedischen Aussenminister Christian Günther und dem
leitenden Mitarbeiter des britischen
Informationsministeriums, Sir Walter Monckton in Stockholm
(S.400)
in: Moltke, Freya von/Balfour, Michael/Frisby, Julian:
Helmuth James von Moltke 1907-1945. Stuttgart, 1975
DWid-"USA": Kairo: Geplantes Treffen zwischen
Moltke und dem "amerikanischen" Gesandten Kirk
-- Kirk erscheint aber nicht, sondern der
"amerikanische" Brigadegeneral
R.G.Tindall
-- Moltke spricht im Namen von Canaris und anderen Militärs
-- Tindall behandelt Moltke wie einen mittelmässigen
Agenten, es kommt kein vertrauliches Gespräch zustande
(S.395).
ab Anfang November 1943
"US"-Stäbe sind immer mehr zur Durchsetzung der
2.Front bereit
Nur die SU selbst könnte die 2.Front noch
stoppen (S.384).
1.-10.11.1943 ca. / nach der Moskauer
Aussenministerkonferenz
Die "USA" legt ihren Standpunkt fest
-- Roosevelt-Beratungen mit den
"US"-Militärs über Operation "Rankin", die spezielle
Landung,
-- Beratungen über die Teilung Deutschlands in Zonen
-- Beratungen über die Neuaufrüstung einer französischen
Armee
-- Beratungen über einen eventuellen türkischen
Kriegseintritt
-- Beratungen über die Zusammenarbeit mit der SU (S.385).
Spekulationen: Deutschland werde einen schnellen
GB-"US"-Einzug ermöglichen
-- Deutschland könnte während der Landung
("Rankin") kapitulieren
-- eventuell ist dann die Verstärkung von "Rankin" durch
"Overlord"-Truppen möglich
-- Roosevelt will v.a. "amerikanische" Truppen so schnell
wie möglich in Berlin sehen
->> Roosevelt konstruiert eine Art Mischoperation aus
"Round-up" und "Rankin"
->> Voraussetzung ist, dass die Wehrmacht nur geringen
Widerstand leistet und ein Sieg über Deutschland leicht und
rasch zustandekommt (S.386).
Spekulationen über neue Aufteilung der
Besatzungszonen
-- "USA": NW-D bis zur Linie
Berlin-Stettin
-- GB: Süd- und SW-D
-- SU: Ost-D
-- später: Deutschland soll in drei oder 5 souveräne Staaten
aufgeteilt werden
-- die Politik kann "separatistische Tendenzen fördern mit
verschiedener Politik in den Besatzungszonen (S.386).
Spekulationen Roosevelts über Frankreich:
schwaches Frankreich
-- Frankreich soll schwach bleiben
-- Frankreich soll seine Überseeterritorien nicht mehr
militärisch verteidigen können
-- Frankreich soll an der Besetzung der Achsenstaaten oder
am Krieg gegen Japan nicht teilnehmen können
-- Roosevelt: "Frankreich wird mindestens 25 Jahre lang
keine Grossmacht sein"
-- Frankreich soll
Indochina,
Neukaledonien,
Marquesas-Inseln [Französisch-Polynesien]
und
Dakar [Senegal] nicht zurückerhalten
-- Dakar soll "Vorposten Amerikas auf dem afrikanischen
Festland" werden (S.386)
-- in Dakar soll im Namen der Vereinten Nationen
Brasilien die Kontrolle über Hafen,
Flugplätze und andere Militärobjekte ausüben (S.386-387).
Gemäss Falin verhärtet sich nun Roosevelts Politik gegenüber
Anfang 1943 zu einer immer deutlicheren Alleinherrschaft der
"USA" über die Nicht-SU-Welt (S.387).
5.11.1943
"USA": Roosevelt sichert seine Forderungen für
Teheran ab: Bewilligung für eine UNO im
"US"-Senat
Der
"US"-Senat beschliesst mit 85 zu 5 Stimmen die "
Connally-Resolution"
für die Zusammenarbeit in der Nachkriegszeit und zur
Friedenserhaltung mit der Gründung einer internationalen
Organisation als Nachfolgeorganisation des Völkerbunds
(S.405).
ab 8.11.1943
Planung von "Overlord"
Hauptsache:
GB-"US"-Streitkräfte
müssen der RA zuvorkommen:
1. Etappe
Es sollen sofort besetzt werden
-- in NW-D: Bremen, Lübeck, Hamburg
-- in W-D: das Ruhrgebiet, Köln
-- in Mittel-D: Berlin, Dresden
-- in Süd-D: Stuttgarter Region, München
-- in Italien: Turin, Mailand, Rom, Neapel, Triest
-- in SO-Europa: Budapest, Bukarest, Sofia (S.378)
2. Etappe
symbolische Kräfte sollen stationiert
werden in Den Haag, Brüssel, Lyon, Prag, Warschau, Belgrad,
Zagreb (S.378)
3. Etappe
symbolische Kräfte in DK, Raum Kiel, in
Griechenland in Saloniki und auf Rhodos (S.378).
-- es sind jetzt schon keine koordinierten Massnahmen,
sondern Massnahmen gegen die SU
-- es ist immer noch keine Koordination mit der SU vorhanden
-- Deutschland soll von GB- und "US"-Kräften besetzt werden,
obwohl die SU die Hauptarbeit im Krieg gegen die Wehrmacht
geleistet hat (S.378).
19.11.1943
Roosevelt gibt Marshall eine Zonenkarte über
Deutschland
(S.386)
28.11.-1.12.1943
Konferenz von Teheran
Roosevelts Scheinheiligkeit
Roosevelt: Ohne Pearl Harbor und Hitlers
Kriegserklärung gegen die "USA" hätten die "USA" im
"neutralen" Status bleiben können (S.50).
[Ergänzung:
Pearl Harbor war von der "US"-Regierung provoziert, der
Angriffsplan der Japaner war 10 Tage vorher durch
Funkaufklärung bekannt und wurde absichtlich zugelassen, um
die aktive Rolle im Weltkrieg übernehmen zu können].
Die Taktiken der verschiedenen Seiten in Teheran
-- die "USA" und die SU wollen die 2.Front
und keine Aufsplitterung der Kräfte mehr (S.387)
-- Stalin meint, die Türkei sei unwichtig (S.387-388)
-- die Besetzung von Rhodos, Jugoslawiens und Roms sind
gemäss Stalin "nicht von Wichtigkeit"
-- Stalin formuliert Leitlinien für die militärischen Stäbe.
Die "amerikanische" Mitschrift:
1. "Overlord" soll fest datiert werden, um eine Koordination
mit der Ostfront zu ermöglichen, und man solle "Overlord"
dann nicht mehr verschieben
2. zwei Monate vor "Overlord" solle der Angriff in
Südfrankreich stattfinden, wenn unmöglich, gleichzeitig oder
auch "sogar etwas später"
3. so bald wie möglich soll ein Oberbefehlshaber für
"Overlord" bestimmt werden (S.388)
in: Sherwood, Robert: Roosevelt i Hopkins. Moskau 1957,
S.644-645
->> Churchill unternimmt alles, um "Overlord" in der
Schwebe zu halten (S.388).
-- Roosevelt will der SU den Zugang zu den "warmen Meeren"
ermöglichen
-- Roosevelt fordert eine Weltorganisation zur
Aufrechterhaltung der internationalen Sicherheit mit den
"USA" und mit der SU als Partner
-- Ziel von Roosevelt ist die Vision einer Welt mit einem
Minimum an Waffen und einem Optimum an
sowjetisch-"amerikanischer" Übereinstimmung (S.405).
-- Hopkins erläutert Molotow und Eden die Pläne für die
"US"-Stützpunkte gemäss dem Kriterium, "wer der nächste
Gegner sein wird", ohne dabei die SU zu nennen
-- Hopkins fordert GB und
die SU auf, über die Verhinderung von Wettrüsten zu sprechen
-- ein konkretes Einverständnis bleibt aber aus
-- gleichzeitig spriessen die Stützpunkte wie Pilze aus dem
Boden (S.406).
in: Sherwood, Robert: Roosevelt i Hopkins. Moskau 1957,
Bd.2, S.489
ab 29.11.1943OSS-D: Dulles nimmt Kontakt zu
deutschen Konservativen aus, später "Breakers" genannt
(Einbrecher)
(S.394)
in: Heideking,Jürgen/Mauch,Christof (Hrsg.):
Geheimdienstkrieg gegen Deutschland. Göttingen, 1993, S.22
30.11.1943
Teheran: Der Koordinationsbeschluss:
"Overlord" im Westen -
Grossoffensive im Osten Deutschlands
Stalin
an Churchill: Wenn im Mai 1944 keine Landung in Süd-F
(Operation "Anvil" (S.389)) stattfindet,
wird die SU 1944 keine neuen Operationen mehr starten
-- Begründungen werden sein: schlechtes Wetter, oder
Schwierigkeiten beim Transport, sowie Enttäuschung in der RA
-- Stalin macht den weiteren Vormarsch auch von der 2.Front
abhängig (S.388).
in: Churchill, S.70
-- Stimson spekuliert daraufhin, die SU werde bei ihren
alten Staatsgrenzen Haltmachen, weil "das strategische
Hauptziel ihrer Verteidigung erreicht" sei (S.543).
in: Matloff, Maurice: Ot Kasablanki do "Overlorda". Moskau
1964, S.472
->> erst jetzt teil Roosevelt am selben Tag am
30.11.1943 Stalin den Termin für "Overlord" mit: Mai 1944
->> Stalin will gleichzeitig eine Grossoffensive an
der Ostfront organisieren, um den Widerstand in West-D zu
minimieren
->> ist der "Militärische Beschluss" der Konferenz von
Teheran. Damit hat die 2.Front eine vertragliche Grundlage
(S.388).
Zusätzlich werden enge Kontakte der drei Militärstäbe
vereinbart (S.388).
in: Sowjetsko-amerikanskie otnoschenia, Bd.1, S.453-454, 459
Teheran: Churchill verliert seine Narrenfreiheit
-- Churchill verliert die Intrigenfreiheit
im Grossen, im Kleinen intrigiert er weiter
-- Roosevelt lehnt jede Unterstützung der GB-Pläne im
östlichen Mittelmeer ab: kein zusätzlicher Schiffsraum für
Landungen in Anzio [südlich von Rom] oder Rhodos (Operation "Herkules") (S.389).
Teheran: Bekräftigung der "bedingungslosen
Kapitulation" durch alle Beteiligten
macht auf das NS-Regime kaum Eindruck,
denn die Realität ist anderswo, wie schon in der
Vergangenheit, so meint das NS-Regime (S.462).
ab November 1943
DWid wird in den "USA" und in GB
unglaubwürdig
--
die deutschen Oppositionsgruppen sind gespalten, haben ganz
verschiedene Vorstellungen über ein Deutschland nach dem
Krieg
-- innerhalb und ausserhalb der Regierung werden
unterschiedliche Linien verfolgt
-- es existieren sogar verschiedene Schattierungen innerhalb
von Personen, je nach "persönlicher", "geschäftlicher" oder
"beruflicher" Art
-- auf den unteren Ebenen existieren alle Arten von
Beziehungen mit dem Ziel "Alternativen zu Hitler" (S.391).
GB-Geheimdienst in D:
Geheimdienst MI-5
hat
in Deutschland gemäss Falin eine "solide Basis" (S.391).
Ende November 1943 ca.
DWid-"USA": Brief von Moltke an den
"amerikansichen" Gesandten Kirk mit Appell, den Krieg
sofort zu beenden
und mit der Bitte um Weitergabe an
Roosevelt (S.395)
in: Hoffmann, Peter: Widerstand. Staatsstreich. Attentat.
Der Kampf gegen Hitler. München 1970, S.278-279
in: Heideking,Jürgen/Mauch,Christof (Hrsg.): USA und
deutscher Widerstand. Tübingen 1993, S.52-61
"Herman Plan"
OSS-Mitarbeiter
(S.398)
Rüstow und Wilbrandt (S.399) fassen den Friedensappell von
Moltke ab unter dem Titel
"Exposé über die Bereitschaft einer mächtigen deutschen
Gruppe, militärische Opposition der Alliierten gegen
Nazi-Deutschland vorzubereiten und zu unterstützen" (S.395),
vom OSS "Herman Plan" genannt (S.398)
These der Ost-West-Teilung des deutschen
Widerstands
Die deutsche Opposition sei in zwei Flügel
geteilt, eine östliche Gruppe v.a. mit der Luftwaffe, die
sich an der guten Nachbarschaft mit der SU orientieren will,
mit der Gründung des "Bundes Deutscher Offiziere" in Moskau
(S.395), sowie eine westliche Gruppe in Anlehnung an die
"USA" und GB, mit vielen Schlüsselkräften der Militär- und
Beamtenhierarchie (S.395-396), u.a. auch aus dem OKW, mit
Verbindungen zur Kirche, ehemalige Gewerkschaftskräfte,
Arbeiterorganisationen, Industrielle und Intellektuelle
(S.396)
Standpunkte
1. Niederlage Deutschlands sei moralisch
und politisch notwendig
2. die Forderung nach der "bedingungslosen Kapitulation" sei
berechtigt, eine Staatsexistenz in Übereinstimmung mit
demokratischen Werten sei anzustreben
3. die Ostfront sollte bis Tilsit-Lemberg heranrücken, so
dass in Ansicht einer drohenden SU-Invasion radikale
Entscheidungen in Deutschland möglich werden (S.396)
4. der deutsche Widerstand befürwortet weitreichende
militärische Kooperation mit den Westmächten, wenn ein
umfassender militärischer Einsatz der Westmächte
stattfindet, und ein Erfolg auf breiter Front ist dann
absehbar (S.396), erst nach einer Ablösung Hitlers und nach
einer alliierten Besetzung würde die "wirkliche Stimme
Deutschlands" laut (S.397)
5. eine unprofessionelle Landung wie in Italien wird
Gegenkräfte wecken und eine neue Dolchstosslegende
provozieren, für begrenzte Ziele ist die deutsche Opposition
nicht zu haben
6. bei einer Totalbesetzung ist die Oppositionsgruppe zu
aller Kooperation bereit, auch zur Vorbereitung der Invasion
7. eventuell kann der Einmarsch der Alliierten von intakten
Wehrmachtseinheiten unterstützt werden
8. die Oppositionsgruppe behauptet gleichzeitig, mit der
Landung würde eine provisorische antinazistische Regierung
gebildet werden zur Übernahme nichtmilitärischer Aufgaben,
Festlegung der provisorischen Regierung im Voraus
9. bei Ausbleiben einer 2.Front besteht die Gefahr der
"Bolschewisierung", eines "nationalen Kommunismus", eine
drohende tödliche Gefahr für Deutschland und die
Gemeinschaft der europäischen Nationen". Die Gruppe will
alles verhindern, dass der Krieg durch einen Sieg der RA
beendet wird und dass Deutschland durch die RA besetzt wird
(S.397), zum Wiederaufbau muss man aber auch prorussische
Kreise miteinbeziehen (S.397-398)
10. Kooperation der neuen deutschen Regierung mit
Sozialisten und Gewerkschaften und mit "unabhängigen
Kommunisten", um Linksradikalismus zu vermeiden (S.398)
11. der erste Standort der Gegenregierung soll am besten in
Süddeutschland, vielleicht auch in Österreich sein, deswegen
sollten dort keine wahllosen Luftangriffe gelogen werden,
damit die Bevölkerung nicht in anti-alliierte Stimmung gerät
(S.398).
in: Moltke, Freya von/Balfour, Michael/Frisby, Julian:
Helmuth James von Moltke 1907-1945. Stuttgart, 1975,
S.264-265
[Beweis für sinnlose Luftangriffe auf deutsche
Städte
Die Luftangriffe provozierten anti-alliierte Stimmung und
gaben dem NS-Regime Vorwand für neue Profilierung. Die
Alliierten mussten also wissen, dass die wahllosen
Luftangriffe gegen die Zivilbevölkerung kein nützliches
Mittel zur Kriegsführung darstellten].
-- das OSS in Istanbul sendet den "Herman Plan" über das HQ
in Algier in die "USA"
-- der Plan wird offiziell nie geprüft
-- Donovan sendet den Plan an das Vereinigte Stabskomitee
der Stabschefs, mit Bestätigung der Seriosität der
Widerstandsgruppe, aber die Gruppe habe keine
Massenunterstützung
-- Donovan bemerkt, dass die Linie Tilsit-Lemberg als
Ostfrontgrenze heisst, dass die Westalliierten ganz
Deutschland und Teile Polens besetzen sollen, und der Plan
sei dann ein antirussischer Vorschlag zu werten (S.398).
in: Moltke, Freya von/Balfour, Michael/Frisby, Julian:
Helmuth James von Moltke 1907-1945. Stuttgart, 1975, S.268
in: Brown, A.C.: The Last Hero. N.Y., 1984, S.364
in: Hoffmann, Peter: Widerstand. Staatsstreich. Attentat.
Der Kampf gegen Hitler. München 1970, S.278-279, 743
Verdacht Falins: Rüstow und Wilbrandt haben den
"Herman Plan" "schöpferisch" bearbeitet
-- denn Moltke erscheint sonst nie so
militant antisowjetisch
-- denn Moltke war eigentlich nie ein Nationalistenfreund
wie Goerdeler, die Zusammenarbeit mit Deutsch-Nationalen
erscheint unwahrscheinlich
-- im "Herman Plan" scheinen Elemente mit Beschreibung der
Gefahr der "Bolschewisierung" ganz Europas aus OSS-Büros
eingeflochten, z.B. von OSS-Büros aus Bern, Stockholm und
Istanbul
-- der Appell des "Herman Plan" ist eher darauf gerichtet,
dass Deutschland nicht zusammenbrechen dürfe, und kein
Friedensplan
-- der "Herman Plan" ist gemäss Falin an vielen Stellen ein
"amerikanisches" Produkt (S.399).
Moltke, Freya von/Balfour, Michael/Frisby, Julian: Helmuth
James von Moltke 1907-1945. Stuttgart, 1975, S.268
gleichzeitig:
Schreiben des deutschen Botschafters Leverkuehn
aus Ankara an das OSS an Donovan
mit der Angabe, der deutsche Widerstand
könne Aktionen der Wehrmacht an der Westfront gegen eine
alliierte Landung nicht verhindern, wohl aber verzögern. Als
Gegenleistung fordert der deutsche Widerstand einen
Verhandlungsfrieden mit den West-Alliierten.
Roosevelts Antwort ist gemäss Falin nicht eindeutig. Bezeugt
ist eine schwankende Haltung Roosevelts, von der Ablehnung
bis zur Bereitschaft, mit ausgewählten Widerstandsleuten aus
Deutschland zu verhandeln (S.400).
in: Moltke, Freya von/Balfour, Michael/Frisby, Julian:
Helmuth James von Moltke 1907-1945. Stuttgart, 1975, S.268
in: Hoffmann, Peter: Widerstand. Staatsstreich. Attentat.
Der Kampf gegen Hitler. München 1970, S.279
November 1943-Anfang Mai 1945
"USA"-D: weiterhin intakte Beziehungen - die
unsichtbare Front gegen die SU
--
die Verbindungen zwischen den "USA" und Deutschland bleiben
intakt, sie sind einfach sorgfältiger verschleiert, um sie
vor der SU zu verheimlichen
-- bis heute sind die meisten Dokumente darüber in
Panzerschränken versteckt, z.B. ein Bericht von OSS-Chef
Donovan, von dem bis heute nur das Begleitschreiben
öffentlich zugänglich ist (S.390)
in: FRUS 1943, Bd.1, S.490
Die "US"-Kontakte zur NS-Führung gehen bis Anfang Mai 1945
-- über die Prominente Opposition
-- über "Neutrale"
-- über Geheimdienste der Türkei, Schwedens oder der Schweiz
-- über Bankiers
-- über die Regierungen von Spanien, Portugal, der Türkei,
der Schweiz, Schwedens und des Vatikans (S.390).
Gemäss Falin bilden all diese Aktionen eine unsichtbare
Front gegen die SU (S.390). Auf den unteren Ebenen
existieren unzählige Kontakte und Verbindungen (S.391).
in: Schellenberg, Walter: Memoiren, Köln, 1956, S.279, 283,
294-295, 309-310, 313, 327ff., 350ff.
in: Smith, H.R.: OSS. The Secret History of America's First
Central Intelligence Agency, N.Y. 1972, S.202
in: Hoffmann, Peter: Widerstand. Staatsstreich. Attentat.
Der Kampf gegen Hitler. München 1970, S.448
in: Ritter, Gerhard: Carl Goerdeler und die deutsche
Widerstandsbewegung. München 1964, S.449
in: Stehle, H.: Geheime Diplomatie im Vatikan. Zürich 1993,
S.224-228
Dezember 1943
D-S-"USA"-GB: Himmler verlangt vergeblich
Informationen über die Kapitulationsbedingungen
Himmler sendet über Schweden eine Bitte
nach London und Washington, dass britische und
"amerikanische" Vertreter mit einem Armeeoffizier und einem
Parteifunktionär verhandeln sollten, um genauere
Informationen über die "bedingungslose Kapitulation"
einzuholen
->> Himmler erhält eine Absage
->> die SU wird aber ebenfalls nicht informiert, was
GB und "USA" sich für Bedingungen ausmalen (S.544).
in: Hull, Cordell: The Memoirs of Cordell Hull. N.Y. 1948,
Vol.2, S.1573
[nicht erwähnt:
Hat Himmler je einmal bei der SU über
Kapitulationsbedingungen nachgefragt?]
Bern bewilligt die Reduzierung von Lieferungen
an das 3.Reich
-- Waffen, Munition, Maschinen: minus 45%
(S.411-412)
-- Präzisionsmaschinen und Kugellager: minus 40% (S.412).
Schweden verspricht, Lieferungen von "strategischen
Rohstoffen" an Deutschland 1944 auslaufen zu lassen, hält
sich aber nicht daran (S.412).
Verhandlungen "USA"-Türkei über die Einstellung des
Chromerzexports nach Deutschland
Verhandlungen "USA"-Spanien und -Portugal über die
Einstellung von Wolframerzexport nach Deutschland.
Die Verhandlungen verlaufen gemäss Falin "merkwürdig" und
der Grossteil der Akten von Roosevelt und Churchill darüber
ist bis heute [1995] in Panzerschränken der Öffentlichkeit
nicht zugänglich (S.412).
Churchills Haltung für weitere Lieferungen an Deutschland
ist bekannt. Er erreicht bei Roosevelt eine Taktik der
"kleinen Schritte" mit der Begründung, sonst würde das
3.Reich die neutralen Länder besetzen (S.412).
in: Sekretnaja perepiska, Bd.2, S.101-102
ab 2.12.1943 / ab der Konferenz von Teheran
SU-"USA"-Beziehungen bleiben lau
-
NS-Manipulationen in der Roosevelt-Administration
-- Manipulationen
v.a. auf den unteren Ebenen: Anordnungen werden nur
verschwommen weitergegeben, z.B. durch William
Leahy, Cordell Hull und George Marshall
-- Informationen von Botschaften, Stäben, Aufklärung und
Abwehr für Roosevelt werden gemäss Falin "präpariert, um
seine edlen Anwandlungen zu dämpfen, Argwohn zu wecken und
Anzeichen von Grossmachtegoismus zu stärken." (S.389)
->> die "US"-Behördenchefs und "US"-Militärs führen
eine eigene Politik neben Roosevelt
->> es ergibt sich die Unterscheidung in den "USA"
zwischen Beschluss und Durchführung
->> es ergeben sich totale Missverständnisse und
Komplikationen zwischen den "USA" und der SU bezüglich
Staatsdisziplin (S.389), z.T. ohne jede Möglichkeit der
Rückverfolgung (S.389-390).
[-- es beginnt der unbedingte Weltbeherrschungswahn im
Weissen Haus, und jeder will "mitmachen", etwas
mitmanipulieren
-- Mittelwege sind nicht gefragt
-- der eigene Rassismus im Land wird weiterhin befürwortet].
Deutschland ist immer noch De-Facto-Verbündeter der "USA" gegen die SU
Beispiel:
Ribbentrop erhält die Dokumente
von Teheran sofort zugespielt, der "US"-Aussenminister
Cordell Hull aber erst 1/2 Jahr später! (S.550)
"USA": Nachkriegszeit ist wichtiger als der Krieg selbst - Atombombenplanung gegen die SU
--
die "USA" will sich auf lange Sicht Sonderpositionen in der
Weltpolitik sichern, so dass das politische Klima zwischen
den "USA" und der SU wiederum vergiftet wird
-- die SU merkt, dass bei den "USA" die Nachkriegszeit
wichtiger ist als der Krieg selbst
-- in den "USA" wird an der Atombombe geforscht, eventuell
gegen die SU gerichtet: Projekt "Manhatten"
-- auch in GB werden Atomideen gegen die SU geschmiedet
(S.390).
"USA": Hopkins fällt in der Gunst Roosevelts,
Leahy steigt in dessen Gunst
(S.406)
ab 2.12.1943 / ab der Konferenz von Teheran
SU
erwägt die Teilung Deutschlands, Vorlegen von Entwürfen
von
Litwinow, Eugen Tarlé und
anderen, die Entwürfe werden Stalin und Molotow und
persönlich auch Gussew vorgelegt (S.469).
DWid pokert noch mehr gegen die
"USA" und
gegen GB: fordert territoriale uns
staatspolitische Zugeständnisse
gegen
Teheraner Beschlüsse und gegen Roosevelts Vorstellungen
(S.420).
27.12.1943
Roosevelt-Telegramm an Churchill: Keine Hilfe an GB ohne Absprach mit Stalin
--
keine Verzögerungen mehr bei "Overlord" oder bei der Landung
in Süd-F, Operation "Anvil"
-- Churchill versucht, Widersprüche zwischen "Overlord",
"Anvil" und den Italienlandungen zu konstruieren
-- Churchill erreicht, dass die Landung in Süd-F von der
Besetzung Roms abhängig gemacht wird
-- der Balkan-Feldzug in Jugoslawien wird abgeblasen, gemäss
Roosevelt und "US"-Beratern zu riskant (S.389).
Ende 1943
GB-"USA" müssen die Strategie für den Krieg auf
dem Festland definitiv festlegen
-- aber eine gemeinsame Strategie zur
Zerschlagung Deutschlands gibt es noch immer nicht
-- die Frage, wann die 2.Front gestartet wird, bleibt offen,
und GB ist weiterhin gegen eine 2.Front
-- es stellt sich die frage, ob zuerst Deutschland oder
Japan zerschlagen wird
-- es stellt sich die Frage nach den Rollen im
Koalitionskrieg (S.385).
in: Matloff, Maurice: Ot Kasablanki do "Overlorda". Moskau
1964, S.372, 403
OSS: Donovan-Entwurf "Aufbau einer ständigen
Behörde für strategische Aufklärung zu Friedenszeiten im
Militärapparat der USA"
-- an das Komitee der Stabschefs
-- die "USA" soll die Kontrolle über die Hauptölquellen im
Ausland an sich reissen (S.405)
-- weitere Pläne für die "US"-Vormachtstellung in den
Weltfinanzen, in der internationalen Zivilluftfahrt und im
Schiffstransport
-- Auswählen der Stützpunkte soll so geschehen, dass diese
alle mit der Air Force erreichbar sind (S.406).
in: Hilsman, R.: Strategit shesckaja raswedka i politit
scheskie reschenia. Moskau 1957, S.27
"USA"-GB: Die "USA" schliessen sich [zum Schein]
der britischen Strategie an
-- die GB-Pläne sind gemäss General Embick "eher auf politischen Überlegungen als
auf nüchterner strategischer Berechnung" aufgebaut
-- General Embick, Hauptberater für strategische Fragen von
George Marshall (S.521)
in: Matloff, Maurice / Snell, Edwin M.: Strategitscheskoje
planirowanije w koalizionnoi woine 1941-42, Moskau 1955,
S.123 (S.519,521).
aber:
-- Roosevelt hält an seiner Strategie der Weltherrschaft
nach der Zerstörung Europas fest
-- England wird nie ein "Bruderland" (S.183).
in: Matloff, Maurice: Ot Kasablanki do "Overlorda". Moskau
1964, S.571 (S.527)
Atombombe: Die
"USA" planen die Operation
"Alcos": atomare Spionageaktion in
Deutschland und in
der SU
(S.449)
"USA": Das "US"-Konsultativkomitee ist
mehrheitlich gegen eine Teilung Deutschlands nach einem
Krieg
(S.355)
in: Pautsch, Ilse: Die territoriale Deutschlandplanung des
amerikanischen Aussenministeriums 1941-1943. Frankfurt /
Main, 1990, S.111, 273
Ende 1943-Anfang 1944
DWid-"USA": Canaris liegen erste Pläne für
"Overlord" und die Westfrontauflösung vor
(S.545)
Die "USA" kompensieren offensichtlich die mangelnde
Koordination mit der SU mit Geheimdienstkontakten zum
deutschen Widerstand (S.421).
in: Smith, H.R.: OSS. The Secret History of America's First
Central Intelligence Agency, N.Y. 1972, S.216
ab Ende 1943
"USA"-GB-Neutrale: die "USA" und GB fordern die
Neutralen zum Lieferstopp an das 3.Reich auf
-- strategische Rohstoffe
-- Rüstungsmaterial
-- Waffen (S.411).
[aber die "amerikanischen" Firmen sollen weiter mit dem
Hitler-Regime handeln dürfen...]